Inhaltsverzeichnis
Einleitung.......................................................................................................................................... 2
1 Die Schule für Pflegeberufe (SfP) ............................................................................................. 3
2 Projekt „Schüler leiten eine Station“ ....................................................................................... 3
2.1 Der Einsatzbereich und seine Bedeutung ......................................................................... 3
2.2 Die Vorbereitungszeit ....................................................................................................... 4
2.3 Das Projekt ........................................................................................................................ 8
2.4 Projektsteuerung .............................................................................................................. 8
2.5 Projektabschluss ............................................................................................................... 9
3 Schlussüberlegungen.............................................................................................................. 10
3.1 Konstruktivistische Pädagogik ........................................................................................ 10
3.2 Lehrer als Coach .............................................................................................................. 11
Quellenverzeichnis ......................................................................................................................... 14
Anlagen........................................................................................................................................... 15
1
Transferreport Coaching und Beratung Kurs Nr. IFPM 13075
Matthias Gerloff Matrikel-Nr. 1250-0-00021
Einleitung
Eine Kollegin der Schule für Pflegeberufe am Universitätsklinikum Tübingen hatte vor etwa 10
Jahren die Idee eines Projektunterrichts aus einer Fachzeitschrift entnommen. Sie hatte dann
das dort beschriebene Konzept kopiert und so das Projekt ‚Schüler leiten eine Station‘ an der
Schule für Pflegeberufe eingeführt. Damals waren die Lehrer und Schüler der SfP die Ersten in
Süddeutschland und haben mit ihrer auf dieser Unterrichtseinheit basierenden Veröffentlichung
einen Preis der Robert-Bosch-Stiftung gewonnen. Heute gibt es viele Schulen, die dieses Projekt
curricular verankert haben und immer wieder erfolgreich durchführen. Es ist einfach
überzeugend zu erleben, wie die Idee, Schülern als Gruppe Verantwortung zu geben eine ganze
Ausbildung positiv beeinflussen kann. – Im Januar 2012 war es in einer Klasse wieder so weit:
Nach langer Vorbereitung übernahm eine Klasse die Verantwortung für die pflegerische
Versorgung einer Gruppe von Rückenmarksverletzten in der BG-Unfallklinik in Tübingen.
Diese TDR beschreibt kurz die Schule für Pflegeberufe und dieses eine Mal dann nicht das im
Rahmen des Pädagogikmanagementstudiums geplante und durchgeführte, sondern das
einleitend angerissene Projekt. Einzelne Projektschritte werden auf dem Hintergrund von
Inhalten des Seminars ‚Beratung und Coaching‘1 und vor allem auch auf dem Hintergrund der
dieses Seminar einleitenden Lektüre2 reflektiert. Dabei wird weniger streng systematisch - oder
auch genau nach den eigentlich geltenden Regeln für eine TDR - vorgegangen als so, dass
Aspekte in der Steuerung des benannten Projekts, wo Seminar- bzw. Buchinhalte hilfreich
gewesen wären oder tatsächlich auch Eingang gefunden haben und handlungsleitend waren,
aufgegriffen werden und als kurze Sequenzen der persönlichen Stellungnahme und Reflexion in
den Text eingeschoben wurden. Damit ist diese TDR etwas ungewöhnlich, mündet jedoch aber
wieder in eine ‚streng wissenschaftlich verfasste‘ Schlussbetrachtung, in der die Rolle des
Lehrers im Kontext eines solchen Projektes reflektiert und damit noch eine theoretische Brücke
zum Thema Coaching und Beratung geschlagen wird.
1
Institut für Pädagogikmanagement (IFPM), Bad Dürrheim, 26. – 28.01.2012; Dozent: Prof. Hannes Jahn,
Hamburg.
2
Röckelein, Christoph (2008): Pedaktik. Zur Didaktik der Persönlichkeitsbildung als Innovation im
Coaching. Berlin: Sine Causa.
2
Transferreport Coaching und Beratung Kurs Nr. IFPM 13075
Matthias Gerloff Matrikel-Nr. 1250-0-00021
3
Gesetze zur Krankenpflegeausbildung:
Gesetz über die Berufe in der Krankenpflege (Krankenpflegegesetz - KrPflG) Ausfertigungsdatum:
16.07.2003 und
Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für die Berufe in der Krankenpflege (KrPflAPrV)
Ausfertigungsdatum: 10.11.2003.
Für Baden-Württemberg: Landespflegegesetz vom 11. September 1995, zuletzt geändert /
ergänzt am 9.Juni 2010 (= Gesetz zur Änderung des Landespflegegesetzes und anderer
berufsrechtlicher Vorschriften)
Informationen / Links zu allen Gesetzen und dem erwähnten Rahmenlehrplan gibt es auf der
Downloadseite der Landesarbeitsgemeinschaft der Lehrerinnen und Lehrer für Pflegeberufe Baden-
Württemberg e.V.: http://www.lag-bawue.de/download/download.htm, abgerufen am 10. Februar 2011.
4
Vgl. das Pflegeverständnis gemäß der Adaptionstheorie von Callista Roy, wie es zum Beispiel kurz
zusammengefasst auf einer amerikanischen Website nachgelesen werden kann:
Vgl.: http://currentnursing.com/nursing_theory/Roy_adaptation_model.html, abgerufen am 17.02.2012.
3
Transferreport Coaching und Beratung Kurs Nr. IFPM 13075
Matthias Gerloff Matrikel-Nr. 1250-0-00021
mit dabei5‘: Gesundheits- und Krankenpflegende, Pflegende, die in diesem Bereich eine Rolle
haben, die durchaus mit der Rolle eines professionellen Coaches verglichen werden kann.
„Selbstentwicklung als Prinzip der Persönlichkeitsbildung meint einen sich immer wieder selbst
überholenden „utopischen Selbstentwurf“. Die Diskrepanz zwischen Ideal- und Real-Selbst ist
durch Entwicklung einholbar und das Individuum hat die Möglichkeit, ein besseres Ideal-Selbst
zu entwerfen.“6 –Röckelein spricht hier von den großen Zielen ‚seiner‘ Idee von Coaching;
gleiches könnte man auch über die Rehabilitation eines Querschnittsgelähmten sagen: Eines
Menschen, der lernen muss als Behinderter ein neues Leben zu beginnen. – Und der dabei
begleitet wird.
Ein idealer Platz um Pflege exemplarisch zu lernen. Und ein guter Platz, sich dabei anleiten bzw.
führen zu lassen – ohne unangemessen bevormundet zu werden Viele beruflich Pflegende in
diesem Bereich sind zwar nicht ausgebildete, so doch gut trainierte und auch sehr reflektierte
Pädagogen bzw. Coaches. Sie sind gewohnt, Entwicklungsprozesse zu beobachten, zu begleiten,
zu fördern. Veränderungen und wachsende Kompetenzen zu sehen, rück zu melden und
bewusst zu machen.
Krankenpflegeschüler machen in ihrer Ausbildung Praktika. Sie lernen ‚das Handwerk‘ Pflege
auch im Tun, werden angeleitet, dürfen dies und das auch zunehmend selbstverantwortlich tun.
Dabei sind sie jedoch auf günstige Rahmenbedingungen der jeweiligen Einsatzorte und auf die
Kompetenz ihrer jeweiligen Anleiter angewiesen bzw. diesen ‚ausgeliefert‘. Die Qualität der
praktischen Ausbildung schwankt. – Auf der Abteilung für Rückenmarksverletzte ist sie – sicher
auch auf dem Hintergrund der kurz angerissen Rahmenbedingungen - besonders hoch.
Dieser erste Impuls, den ich als Kursleitung gab war das, was die ganze Zeit, in allen
Schwierigkeiten (siehe unten) durch getragen hat; die „gemeinsame Sehnsucht nach dem
5
Die Maßnahmen, die den meisten (Körper)kontakt erfordern sind Pflegemaßnahmen, die Berufsgruppe,
die die meiste Zeit mit den Patienten verbringt sind in der Regel die Pflegenden …
6
Röckelein (2008), S. 37.
4
Transferreport Coaching und Beratung Kurs Nr. IFPM 13075
Matthias Gerloff Matrikel-Nr. 1250-0-00021
Meer.“7 - Ohne eine gemeinsame Vision halte ich es für unmöglich einen (anstrengenden
und langen) Weg tatsächlich auch zusammen durchzuhalten.
Was die Schüler erarbeitet hatten wurde in der Großgruppe (unter Moderation der Kursleitung)
vorgestellt und zu einem gemeinsamen Papier zusammengefügt.9 Vor allem die Ziele erfuhren in
dieser zweiten Sitzung - aus den Nachfragen des Moderators heraus - ihre ausführlichen
Erläuterungen. Die Erarbeitung der Projektbeschreibung diente der Entwicklung einer
gemeinsamen Vorstellung für die gemeinsam durchgeführte Aktion. Gleichzeitig wurden
Handlungsschritte genannt und Aufgaben festgelegt bzw. verteilt.
Eigentlich zielte die Moderation dabei immer auf Beteiligung auf eine größtmögliche
Übernahme von Verantwortung durch die Schüler. Wobei meine Impulse in der Regel in
Appellen und in der (immer wieder auch peinlich werdenden) zur Verfügung stellen von
Freiräumen bestand. („Wer moderiert die heutige Besprechung und wer schreibt die
Ergebnisse mit?“) – In dieser Anfangsphase ein schwieriges Unterfangen. Mir schien als
wollte jeder mitmachen aber keiner Verantwortung übernehmen; von der Idee,
gemeinsam ein Projekt zu machen waren alle begeistert aber keiner wollte offenbar auch
nur einen Schritt aus der Masse heraustrete n oder einen Schritt voran gehen. Immer
wieder wusste ich mir als Projektleitung nicht anders zu helfen, als durch einfaches
‚Vorangehen‘ und ein ‚autoritäres‘ Verteilen der Aufgaben (wenigstens) die sachliche
Seite des Prozesses voran zu bringen. Ich habe mir in dieser Phase viele Gedanken
gemacht, an was es wohl liegen könnte, dass es so ist wie es ist, ich habe überlegt, was
ich wohl tun kann um die Leute zu mehr Beteiligung zu ermutigen…
Was ich im Seminar Coaching und Beratung als wesentlichste Erkenntnis mitgenommen
habe, hätte mir schon da viel geholfen, war mir aber einfach nicht präsent: Das System
7
Vgl. den berühmten Ausspruch von Antoine de Saint Exupéry.
8
Vgl. Anlage 1.
9
Vgl. Anlage 2.
5
Transferreport Coaching und Beratung Kurs Nr. IFPM 13075
Matthias Gerloff Matrikel-Nr. 1250-0-00021
strebt von sich aus zu mehr Ordnung, ich muss weder den Weg dahin wissen noch voran
gehen, ich muss nicht die Lösungen der Probleme der Gruppe kennen: Ich sorge ‚nur‘ für
einen Rahmen und setze Impulse, ich habe ‚nur‘ die Möglichkeit, das System in
Bewegung zu bringen, den Prozess voran zu bringen – aber ich muss keine Ergebnisse
produzieren. – Wie tief die Bedeutung der Idee des Chairman ist10 – wie wesentlich das
Anerkennen der Eigenverantwortlichkeit der Beteiligten die eigene Haltung und damit
auch das eigene Handeln als Prozessverantwortlicher prägt, welche Bedeutung die Idee
der Autopoiesis als zentrales Merkmal lebender Systeme hat11 – Irgendwie ist dazu im
Seminar ‚ein Groschen gefallen‘. Wissen, das ich seit Jahren theoretisch hatte, hat
Anschluss an meine Haltung gefunden. Und die daraus resultierende entspannte
Erwartungshaltung konnte sich nach dem Seminar im Handeln fortsetzen.
Die Gruppendynamik wurde als erstes Ziel beschrieben und offenbar als Hauptziel des
gesamten Projektes gesehen: „Klasse stellt das Projekt Q auf die Beine, Gruppendynamik
steigt!“, wurde in der Projektbeschreibung formuliert. Das ‚Wir‘ war offenbar im Hauptfokus der
Beteiligten. Es ging der Klasse an erster Stelle um die Beziehungs- und dann erst um die
Sachebene. Und genau deswegen bietet es sich an, eine solche Unterrichtseinheit vor allem aus
einer Didaktik des Coaching, ‚eine Didaktik, die die Person selbst als Quelle , Inhalt und einziges
Ziel fokussiert“12 zu betrachten bzw. zu reflektieren.
Von einer (positiven) Beziehungsorientierung jedoch war über weite Strecken nichts zu spüren.
Gerade auch das Verhältnis zur Projekt- (bzw. Kurs-)leitung gestaltete sich schwierig.
Psychologiedozenten mischten sich ein, die Schulleitung wurde hinzugezogen, das gegenseitige
Vertrauensverhältnis war in Frage gestellt. – Was jedoch in der Auseinandersetzung dazu führte,
dass genau darüber immer wieder ein Austausch stattfand und man sich gegenseitig immer
wieder versicherte: „Ja wir wollen gemeinsam weitermachen.“, „Wir haben uns zwar viel rück zu
melden, aber wir wollen zusammen weiter gehen!“ Das Projekt ‚Schüler leiten eine Station‘ war
zum Gleichnis für eine gemeinsam gestaltete Ausbildung geworden. Noch eine Woche vor
Projektbeginn gab es ‚Unruhen‘, die für die Projektleitung eine gelingende Durchführung einer
solchen doch recht großen Aktion grundsätzlich in Frage zu stellen drohten.13
10
Vgl. das Modell der themenzentrierten Interaktion nach Ruth Cohn!
11
Vgl. dazu Röckelein (2008), S. 42.
12
ebenda (2008), S. 25.
13
Was da passiert ist und auf welchem Hintergrund so etwas überhaupt passieren kann, würde an dieser
Stelle zu weit führen; jedenfalls war für kurze Zeit einmal mehr der Eindruck entstanden, dass genau das
6
Transferreport Coaching und Beratung Kurs Nr. IFPM 13075
Matthias Gerloff Matrikel-Nr. 1250-0-00021
In der Zeit der Vorbereitung auf das Projekt fiel es mir sehr schwer, mich auf eine
gemeinsame Zeit mit der Gruppe zu freuen. Viele Verletzungen und (gegenseitige)
Verunsicherungen hatten stattgefunden. Genau so oft hatte man diese formuliert, sich
entschuldigt und vergeben. Hatte neu angefangen. Ich konnte den Gruppenprozess
immer wieder nicht so steuern, wie ich das gewollt hätte, musste mit starken von außen
kommenden Impulsen zu Recht komme, hatte immer wieder das Gefühl, das Wichtigste
verloren zu haben: Vertrauen.
Röckelein benennt als ‚Essentials‘ für eine sinnvolle Zusammenarbeit im Verlauf eines
Coachingprozesses eine Reihe von ‚Grundvoraussetzungen‘: Freiwilligkeit, Flexibilität, Diskretion,
Persönliche Akzeptanz, Begegnungscharakter des Kontakts, unterstützendes Ambiente, zeitliche
Begrenzung und die klar abgesprochene, geteilte Verantwortung.14 Eine neutrale, gegenseitige
Wertschätzung – wie er die ‚persönliche Akzeptanz‘ ausführt ist genauso wenig einfach gegeben
zwischen Schulklasse und Lehrer wie die benannte ‚Freiwilligkeit‘. Es scheint sogar immer und
immer wieder Rahmenbedingungen zu geben, die diese eigentlich unabdingbaren
Voraussetzungen regelrecht zerstören. Trotzdem lässt sich die Aufzählung für eine gelingenden
Beziehungsgestaltung zwischen Lehrer und Schülern fruchtbar machen. Gerade wenn der
Prozess von außen starke (störende) Impulse erhält, es schwer scheint, sich den gegenseitigen
Respekt zu zollen, lohnt es sich, darüber im Gespräch zu bleiben und die Rahmenbedingungen
unter denen die gemeinsam gegangenen Schritte stattfinden, sehr bewusst zu gestalten.
im Miteinander fehlt, was die Grundlage für einen gelingendes Projekt ist: Vertrauen. – 5 Tage vor
Projektbeginn gab es (einmal mehr) eine kurze und intensive Aussprache, die tatsächlich zu einer Klärung
führte. Gegenseitiges Vertrauen kann man nicht machen – aber immer wieder neu verschenken.
14
Vgl. Röckelein (2008), S. 83 f.
7
Transferreport Coaching und Beratung Kurs Nr. IFPM 13075
Matthias Gerloff Matrikel-Nr. 1250-0-00021
wieder Gespräche statt, ich hatte den Eindruck – und jetzt, nach dem Projekt meine ich,
es von allen Beteiligten zu wissen – dass mir zunehmend abgenommen wird, dass eine
schlechte Bewertung gezeigter Leistungen nicht gleichbedeutend ist mit einem Entzug
von Wertschätzung oder einem Aburteilen der Person des einzelnen Schülers.
2.4 Projektsteuerung
Im Projekt selbst gab es zu jedem Schichtende eine kurze ‚Blitzlichtrunde‘ um die momentane
Befindlichkeit der Beteiligten zu reflektieren, sich gegenseitig bewusst wahrzunehmen, einen
deutlichen Anhalt zu haben, wie der Gruppenprozess läuft und auch um Fortschritte / Lernen
deutlich zu machen. Es gab ein Projekttagebuch und es gab zwei geplante große Besprechungen.
15
Vgl. dazu: Röckelein, S. 156 ff.
8
Transferreport Coaching und Beratung Kurs Nr. IFPM 13075
Matthias Gerloff Matrikel-Nr. 1250-0-00021
Eine davon gerade dann als es besonders anstrengend wurde, als der Krankenstand bedrohlich
und die Spannungen zwischen Einzelnen spürbar wurden. Diese Besprechung war ein zentraler
Wendepunkt der Gruppendynamik, der sich deutlich spürbar und im Tagebuch nachvollziehbar
abbildete. Als Steuerungsinstrumente wurden hier als zentrales ‚Werkzeug‘ das systematische
Feedback genutzt, es wurde einmal mehr ein Rahmen gestaltet und erstmals in der
Projektsteuerung bewusst ästhetische Impulse gesetzt. Der Prozess entstand hier bereits
ausschließlich aus der Mitte der Gruppe heraus – nur moderiert, nicht (wie im Vorfeld des
Projektes) ‚voran getrieben‘.
Die Besprechung fand zwei Tage nach Abschluss des Seminars Coaching und Beratung statt
und war die Stelle, an der ich ganz bewusst ausprobieren konnte, was ich im Seminar
gelernt (bzw. mir überlegt) hatte. Ich habe (eine besondere Sorte von) Gummibärchen
hingestellt,16 das Protokoll als Flipchart bewusst ästhetisch gestaltet, ganz bewusst Impulse
in Form eines 3-geteilten Feedback gesetzt (ich nehme wahr …, ich vermute …, ich werte das
…) und Abschweifungen vom momentanen Thema bewusst wahrgenommen, zugelassen
und schließlich ‚ausgenutzt‘. – Ohne dabei wirklich Schritt für Schritt ‚ästhetisch zu
analysieren‘ aber getragen von dem Denken, dass der Prozess ‚unterirdisch‘ und ‚zum
Guten‘ weitergeht auch wenn man gerade mal nicht irgendwelche konkreten Ziele verfolgt,
dass das, was während der Abschweifungen geredet wird wichtig ist, einen Bezugspunkt für
spätere Reflexionen bietet, Anknüpfungspunkte für Impulse enthält … …lange Rede kurzer
Sinn: Ich habe bewusst und ‚genüsslich‘, dabei aber extrem entspannt und auf
Beobachtungen konzentriert moderiert und dabei die Erfahrung gemacht, welche Kraft in
der Gruppe wohnt, welch starker Impuls das Feedback ist, wie wichtig Abschweifungen sein
können. – Es war eine gute Erfahrung ist aber sehr schwer (in Kürze) zu beschreiben. – So
möchte ich hier einfach beim Benennen bleiben.
2.5 Projektabschluss
Das Projekt fand seinen Abschluss in einer Runde von Reflexion, in der Vorbereitung eines
Abschlussfestes für die beteiligten Patienten, eine Vorbereitung und Durchführung einer
Berichtsunterrichtseinheit für die anderen Schüler der Schule.
16
Mit dem schlichten Plan, hier auch Erlebnisse im Sinnessystem zu verankern, ich habe besagte
Gummibärchen ab da immer wieder in den Besprechungen aufgestellt und erhoffe mir davon einen
Ankereffekt. Ich wollte die herrschende positive und konstruktive Atmosphäre wenigstens teilweise
‚eindosen‘ (= konservieren) um später darauf bei Bedarf ein Stück weit darauf zurückgreifen zu können. –
Aber: Auch das zu vertiefen würde an dieser Stelle zu weit führen. – Vgl. das ‚anchoring‘ beispielsweise im
NLP.
9
Transferreport Coaching und Beratung Kurs Nr. IFPM 13075
Matthias Gerloff Matrikel-Nr. 1250-0-00021
Auch – bzw. gerade in dieser Phase des Projektes ging es um für mich als Projektleitung um
die Steuerung eines Prozesses. Wieder habe ich mich bewusst und kreativ aus
Seminarinhalten bzw. dort angestellten Überlegungen bedient, auch ästhetische Impulse
gesetzt und davon profitiert17. Ich habe mir von besagtem Seminar eine Matrix zur Reflexion
meiner täglichen ‚Coachingtätigkeit‘ als Lehrer mit einem konstruktivistischen
Lehrverständnis erhofft und diese erhalten – bzw. mehr als das. – Danke.
3 Schlussüberlegungen
Das Gelernte und Angewandte scheint hervorragend zu einer konstruktivistischen Pädagogik zu
passen, geradezu ‚einfach nur‘ hilfreiche Hinweise zur Umsetzung einer solchen zu geben. Auf
diesem Hintergrund soll dieses Lehrverständnis hier kurz erläutert und abschließend eine
Brücke zwischen Lehrerrolle und der Rolle des Coaches in der Beratung geschlagen werden.
Der Erziehungswissenschaftler und Konstruktivist Horst Siebert benennt als Kernthese des
Konstruktivismus:
17
Ich habe am letzten Tage eine Fotoserie von Details auf Station (keine Menschen) von 140 Bildern
geschossen, diese mit Musik hinterlegt und so dem Projekt eine eigene ‚Hymne‘ gegeben … unglaublich,
was das emotional bewegt und welche Gesprächsanlässe das bietet!
10
Transferreport Coaching und Beratung Kurs Nr. IFPM 13075
Matthias Gerloff Matrikel-Nr. 1250-0-00021
selbst gesteuerte „Systeme“ können von der Umwelt nicht determiniert, sondern
allenfalls perturbiert, d.h. „gestört“ und angeregt werden.“18
Das beinhaltet: Die Lernenden erschaffen sich im Grunde ihre eigene Lernsituation. Didaktik
gelingt wenn das Situationen sind, in denen sie aufnahmefähig sind und bestmögliche
Lernergebnisse erzielen. Es gibt keinen „Input“ oder „Output“. Jegliches Wissen bleibt individuell
und ist nicht mit anderen teilbar. Lehrende sind dafür da, ein Setting zu gestalten, in dem
„ausreichend Irritationen und Anregungen vorhanden sind, so dass es zur eigenen
Problemgenerierung überhaupt kommen kann.“19 Dem Lehrenden kommt die Rolle dessen zu,
der die Lernenden unterstützen und den Prozess des Lernens durch gezielte Interventionen
anregen kann. Gestützt werden die Lernprozesse durch ein ausgewogenes und
zurückgenommenes Maß an Instruktion. Lernen wird - wie bereits im Kognitivismus - als ein
aktiver Prozess gesehen, wobei sich der Lernende dabei auf sein (oft auch angeborenes) Wissen
und seine Erfahrungen bezieht, mit deren Hilfe er neues Wissen entwickeln kann. Lernen wird
als Wahrnehmen, Erfahren, Handeln und Erleben gesehen, und die Kommunikation mit anderen
hat das Ziel, in komplexen Situationen gemeinsam Zusammenhänge zu erkennen und Lösungen
für Probleme zu erarbeiten. Bei einer solchen Konzentration auf Subjektivität und Individualität
kann echtes Lernen nur durch Förderung der Selbstbestimmung des Einzelnen und damit
partizipativ geschehen. Lernen als Coaching ist gleichzeitig ein Prozess der
Persönlichkeitsbildung, dem Hierarchien abträglich und innerhalb dessen Bevormundung
absolut ‚kontraindiziert‘ ist. 20
18
Siebert, Horst (2005): Pädagogischer Konstruktivismus. Lernzentrierte Pädagogik in Schule und
Erwachsenenbildung. 3., überarb. und erw. Aufl. Weinheim: Beltz (Studium Pädagogik), S. 11.
19
Vgl.: Dür, Wolfgang (2008): Gesundheitsförderung in der Schule. Empowerment als systemtheoretisches
Konzept und seine empirische Umsetzung. 1. Aufl. Bern: Huber, S. 97.
20
Auch hier wieder: Röckelein, dessen Verständnis von Coaching als Beitrag vor allem zur
Persönlichkeitsbildung für ihn absolut essentiell ist. Dazu vgl. Röckelein (2008), S 29 ff.
11
Transferreport Coaching und Beratung Kurs Nr. IFPM 13075
Matthias Gerloff Matrikel-Nr. 1250-0-00021
und lernwillig, aber meist nicht so und nicht dann, wenn andere es wollen, sondern wie sie
selbst es für richtig halten.“21 Konsequent gelebter Konstruktivismus bedingt damit einen
Umgang von Lehrern und Schüler, der befreiend aber auch verunsichernd sein kann. Um der
Gefahr nicht zu erliegen, die Schüler in eine Freiheit zu entlassen, die eine Überforderung für sie
darstellt und so auch wieder Lernen verunmöglicht ist eine Definition der Lehrerolle gefragt, die
vor allem begleitende und weniger instruierende Anteile an. Es bietet sich an, ihm die Rolle
eines Coaches zuzuweisen. Ein Coach hat die Aufgabe, einen anderen, der ihn um Unterstützung
gebeten hat, darin zu unterstützen bestimmte Ziele zu erreichen. Bezugspunkt ist hier das
Verständnis von Coaching wie Röckelein es definiert und gegen unterschiedliche Verständnisse
abgrenzt:22 Er beschreibt dass der Coach ursprünglich als ‚Kutscher‘ auf dem ‚Kutschbock‘
sitzend für die Erreichung der Ziele gesorgt hat und vor allem eine Sache (!) voranbrachte. Dann
entscheidet er sich, das für sich etwas anders zu verstehen: Coaching ist demnach vor allem als
ein Beitrag zur ‚Persönlichkeitsentwicklung‘ zu sehen. Es geht sehr wohl darum, mit seinen
Coachee inhaltliche Ziele anzustreben - aber vor allem besteht ein Coaching darin, Menschen
auf ihrem ganz eigenen Weg zu mehr ‚Selbstbestimmung, Erfahrungsoffenheit und
Selbstvertrauen‘23 zu begleiten. Er begründet diese Rollendefinition ausdrücklich mit einem
konstruktivistischen (Lern)verständnis und macht es so leicht diese Konzentration auf Begleitung
und Individualität auch mit einem Auftrag als Lehrer zusammen zu bringen. Lernen kann auf
dem Hintergrund konstruktivistischen Denkens nur durch Förderung der Selbstbestimmung des
Einzelnen und damit partizipativ geschehen. Lernbegleitung als Coaching ist ein Prozess der
Persönlichkeitsbildung, dem die Betonung von Hierarchien abträglich und innerhalb dessen
Bevormundung absolut ‚kontraindiziert‘ ist.24
Da es in der Schule jedoch immer auch um Selektion (und nicht nur um [Persönlichkeits]bildung)
geht wird ein Lehrer nie wirklich als Coach unterwegs sein können, wird immer ein Rest an
Fremdbestimmung bleiben25 - werden (radikal) konstruktivistische Ideen im Kontext einer Schule
nur bedingt gelebt werden können – aber: Wenn es überhaupt gelingen kann, dann im Rahmen
eines solchen wie des beschriebenen Projektes – im Kontext eines Bereiches, wo es für die
Patienten nichts schlimmeres gibt als Bevormundung.
21
Siebert (2005), S. 138.
22
Vgl. Röckelein (2008), S. 67 ff.
23
Vgl. ebenda, S. 123.
24
Vgl. ebenda, S. 29 ff.
25
Vgl. das Kapitel „Die Rolle der Selektion“ bei Dür (2008), S. 78 ff.
12
Transferreport Coaching und Beratung Kurs Nr. IFPM 13075
Matthias Gerloff Matrikel-Nr. 1250-0-00021
Und das ist einer der Aspekte, die in der - absolut sehenswerten - französische
Filmkomödie der Regisseure Olivier Nakache und Éric Toledano aus dem Jahr 2011
„Ziemlich beste Freunde“, der nicht nur diesen Aspekt der speziellen Pflege von
Rückenmarksverletzten mehr als nur oberflächlich darstellt, deutlich gezeigt wird.
Diesen Film haben wir uns mit einer Gruppe von Patienten gemeinsam im Kino
angesehen haben: Der Höhepunkt des Projekts und eine unübertroffene ästhetische
Erfahrung.
13
Transferreport Coaching und Beratung Kurs Nr. IFPM 13075
Matthias Gerloff Matrikel-Nr. 1250-0-00021
Quellenverzeichnis
Internetquellen:
14
Transferreport Coaching und Beratung Kurs Nr. IFPM 13075
Matthias Gerloff Matrikel-Nr. 1250-0-00021
Anlagen
Anlage 1: Formular zur Erstellung einer Projektbeschreibung
Anlage 2: Projektbeschreibung – Version 2
15
Transferreport Coaching und Beratung Kurs Nr. IFPM 13075
Matthias Gerloff Matrikel-Nr. 1250-0-00021
Betroffener Bereich
Ausgangssituation
Ziele
Kritische
Erfolgsfaktoren
Organisation Zeitplan:
Ergebnis
Datum:_______________Projektleitung:________________________Auftraggeber:___________________________
1
Transferreport Coaching und Beratung Kurs Nr. IFPM 13075
Matthias Gerloff Matrikel-Nr. 1250-0-00021
Projekt Q
Projektbeschreibung erstellt vom Kurs 09 Ha – Stand: November 2011
Ausgangssituation:
Viele waren noch nicht auf der Q eingesetzt, Wissensdefizit, Gesundheits- und
Kinderkrankenpfleger hatten max 2 Erwachseneneinsätze, 1,5 Jahre Pflegeerfahrung, motivierte
Schüler, viele hatten schon ihr Zwischenexamen.
Betroffene:
Klasse, Station Q, Patienten, Angehörige, Soziales Umfeld der Schüler, PT, Ergo, Logo und
andere Berufsgruppen der Station, Ärzte, PDL, Kursleitung, Frau Schwarzer, Praxisanleiter,
Schule.
Ziele:
soll heißen:
1
Transferreport Coaching und Beratung Kurs Nr. IFPM 13075
Matthias Gerloff Matrikel-Nr. 1250-0-00021
Soll heißen: Jeder bleibt in seinem Bereich damit die Pat mehr Kontinuität und
Sicherheit haben und sich nicht auf 20 Neue Gesichter einstellen müssen!
evtl jeweils die Person die Schichtleitung übernimmt…?--> jeweils eine Person wird
zu Beginn des Dienstes zur Schichtleitung oder man könnte auch Bereichsleitung
ernannt. Sie soll zum einen den Gesamtüberblick haben und koordinieren, aber
auch als Springer fungieren, sofern sie ihre Aufgaben erledigt hat könnte sie bei der
„echten“ Stationsleitung im Büro sitzen und dieser über die Schulter schauen. Sicher
wird in den 2 Wochen nicht jeder in diesen „Extra-genuß“ kommen, aber vielleicht
möchte auch nicht jeder, dies sollte auch wiederrum vorher abgeklärt werden.
Dazu werden 2 Personen ausgewählt, die sich bereiterklären und mit der echten
Leitung zusammen einen Plan erstellen.
Wunschzettel???...unbedingt!
4 Schüler pro Frühschicht, 3 in der Spätschicht, 2 in der Nacht (=> 9Schichten pro
Tag * 14 Tage – 2 [letzte Nacht gehört nicht dazu] = 124 Schichten)
2
Transferreport Coaching und Beratung Kurs Nr. IFPM 13075
Matthias Gerloff Matrikel-Nr. 1250-0-00021
Evtl. Stunden zur individuellen Einarbeitung (Anwesenheit auf Station am Vortag des
tatsächlichen Einsatzbeginns) einplanen
Am Wochenende vorher 2-4 Leute zur fließenden Übergabe des aktuellen Zustandes
Kritische Erfolgsfaktoren:
o Ungerechte Arbeitsverteilung
o Über/Unterforderung
o Misstrauen von Pat und Angehörigen
o Schüler des Kinderbereichs haben zu wenig Erfahrung mit Erwachsenen
o Mangelnde Kooperation mit anderen Berufsgruppen
Organisation:
o 2 Stationsleitungen (Arbeitsteilung)
o Teilnehmen an allen Besprechungen…jeweils einer pro Zimmer
o Organisation des Dienstplanes
o Gruppenstruktur(Schichtleitung, Projektleiter)
o Öffentlichkeitsarbeit (Infoblatt für Pat, Plakat…)
o Spintschlüssel, Chip?
o „Dienstbesprechung“ aller Schüler nach der Halbzeit?
o Im Vorfeld die Akten der Pat gemeinsam durchschauen und sich auf die Pat vorbereiten
Ergebnisse:
Aufgabenplan
3
Transferreport Coaching und Beratung Kurs Nr. IFPM 13075
Matthias Gerloff Matrikel-Nr. 1250-0-00021
Präsentation 13.15-16.30
Uhr?
4
Transferreport Coaching und Beratung Kurs Nr. IFPM 13075
Matthias Gerloff Matrikel-Nr. 1250-0-00021