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Zielsprache.
Da es sich beim Deutschen und Russischen um zwei nicht genetisch verwandte Sprachen
handelt, gibt es zwischen ihnen wesentliche Unterschiede im grammatischen Bau und in
der Syntax.
In der Linguistik sind drei Typen (oder Fälle) von grammatischen Unterschieden zwischen
der Ausgangssprache und der Zielsprache bekannt:
Drittens, wenn in der Zielsprache analoge Erscheinungen vorkommen, die solchen in der
Ausgangssprache gegenüberstehen, aber in ihrer Funktion unterschiedlich sind:
Passivformen und Passivkonstruktionen, der Konjunktiv, Schattierungen im Gebrauch von
Nebensätzen usw.
Die Steigerungsstufen der Adjektive sind berufen, den unterschiedlichen Grad einer
Eigenschaft oder Qualität wiederzugeben. Bestimmtes übersetzerisches Problem stellen
absolut gebrauchte Formen des Komparativs und des Superlativs dar. Im Russischen
entsprechen solchen Formen in vielen Fällen Adjektive im Positiv. Beispiele:
Auch in Deutschland zeigten sich in diesem Jahr 1917 die ersten größeren revolutionären
Bewegungen (W. Bredel). – И в Германии в этот год 1917 наблюдались первые
значительные революционные выступления.
Bei der Übersetzung von deutschen Adjektiven im Komparativ werden in ähnlichen Fällen in
russischen Sätzen Adverbien «довольно, сравнительно, относительно» gebraucht:
Bei der Übersetzung des absolut gebrauchten Superlativs (des Elativs) können
entsprechende russische Adjektive in Superlativ gebraucht werden:
Die neuen weißrussischen Friedensinitiativen wurden in der ganzen Welt mit dem größten
Interesse aufgenommen. – Последние белорусские мирные инициативы были
восприняты во всем мире с величайшим интересом.
Da die Wortfolge nicht nur vom Standpunkt der Semantik, sondern auch vom Standpunkt
der Stilistik sehr wichtig ist, ist ihre Berücksichtigung eine der wichtigsten Voraussetzungen
für eine adäquate Übersetzung. Bekanntlich ist die Wortfolge im Deutschen fixiert. In der
Praxis bedeutet das, dass das Prädikat des deutschen Satzes immer in einer der drei
Positionen steht: am Anfang des Satzes, an der zweiten Stelle und am Ende des Satzes.
Jeder Stellungstyp entspricht konkreten Satzarten. Ist die Wortfolge eines Satzes
ungewöhnlich, dann kann dieser Satz eine ganz andere Information zum Ausdruck bringen,
als bei neutraler Wortfolge.
Bevor man einen Satz zu übersetzen beginnt, muss man das Thema und das Rhema des
Satzes feststellen. Im deutschen Satz steht das Substantiv, das etwas Neues mitteilt, in
der Regel mit dem unbestimmten Artikel. Die Stellung solcher Substantive im Satz kann
mit der in der russischen Übersetzungsvariante nicht zusammenfallen. Substantive mit
unbestimmten Artikeln, die das Rhema zum Ausdruck bringen, werden bei ihrer
Anfangsstellung im Deutschen am Ende der russischen Sätze durch entsprechende
Äquivalente übersetzt:
Eine Delegation der deutschen Grünen ist in Moskau eingetroffen. – В Москву прибыла
делегация Зелёных.
Viele deutsche Sätze beginnen mit Adverbialbestimmungen der Zeit, des Ortes oder der Art
und Weise. Im Russischen beginnt in solchen Fällen der Satz mit dem Subjekt:
In einigen Fällen wird der Parallelismus der Wortfolge bei der Übersetzung beibehalten,
wenn dies zum Verlust der Adäquatheit nicht führt.
Tempo 160 erreichte ein Expresszug auf der Strecke zwischen Petersburg und der
finnischen Hauptstadt Helsinki. – Скорости 160 километров в час достиг впервые поезд-
экспресс на участке между Петербургом и столицей Финляндии Хельсинки.
Bei der emphatischen Wortfolge kann die Position einzelner Satzglieder verändert werden.
Deswegen muss man bei der Übersetzung eine eingehende Analyse der kommunikativen
Funktion aller Komponenten des Satzes vornehmen, um festzustellen, welches Satzglied
die Anfangsstellung einnimmt und wo die anderen Glieder des Satzes stehen müssen.
Verfolgen wir das Beispiel, das dem Buch von Roganowa entnommen ist:
Verändert ist er schon lange. Seitdem er damals plötzlich entlassen wurde, ist er verändert.
(A. Seghers) – Изменился он уже давно. С тех пор, как его вдруг освободили,
изменился он.
Die durch die ungewöhnliche Stellung des deutschen Prädikats wird bei der Übersetzung
diese Expressivität durch ein ähnliches Verfahren erzielt. Zu betonen wäre dabei, dass die
Anfangsstellung des Prädikats im Deutschen auch bei neutraler Wortfolge vorkommt (z.B.
in Fragesätzen, konjunktionslosen Nebensätzen, Imperativsätzen usw.). Die Aufgabe
besteht also darin, genau zu bestimmen, ob es sich um eine neutrale oder emphatische
Satzgliederstellung handelt.