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HAUSARBEIT

Anaphern in einem literarischen Text

Inhaltsverzeichnis

0. Einleitung ................................................................................................................................................. 1
1. Theoretischer Rahmen ........................................................................................................................... 2
1.1. Kataphern ...............................................................................................................................2
1.2. Die anaphorischen Mitteln .......................................................................................................2
2. Die Korpusnalyse .................................................................................................................................... 4
3. Fazit .......................................................................................................................................................... 9
4. Literaturverzeichnis ............................................................................................................................. 10
0. Einleitung

Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit den Anaphern in einem literarischen
Werk. Es wird analysiert, welche Arten von Anaphern in einem literarischen Text
vorkommen. Die Arbeit besteht aus zwei Teilen: einem theoretischen und einem
empirischen Teil.

In dem theoretischen Teil wird zunächst ein allgemeiner Überblick über Anaphern
bzw. anaphorischen Ausdrücken wiedergegeben. Es werden Begriffe wie Katapher,
Antezedent und Anker geschildert. Dann werden wesentliche Zwecke der Anaphern
bezeichnet. Es wird auch die Differenz zwischen anaphorischen und deiktischen das
aufegegriffen.

In dem empirischen und wichtigeren Teil wird eine Analyse der Beispiele aus dem
Korpus durchgeführt. Diese werden hinsichtlich der vorliegenden Theorie analysiert
und beschrieben. Das Korpus bilden 17 Beispiele aus dem literarischen Werk „Die
Spiegelgeschichte“ von Ilse Aichinger (in weiteren Text als SG). Diese werden
analysiert und es wird geschildert, wie die Referenz hergestellt wird. Am Ende soll sich
herausarbeiten, welche Anaphern in diesem literarische Text vorherrschen. Es soll auch
erörtert werden, was in dem Zusammenhang mit der Bestimmung der anaphorischen
Beziehungen wichtig ist.

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1. Theoretischer Rahmen

Das Wort Anapher stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet ´Rückbeziehung´
oder ´Wiederaufnahme´. Allein die Bedetung des Wortes deutet schon an, dass sich die
Anaphern zurück auf andere Ausdrücke in dem gleichen Text, die sogenannten
Antezedenten, beziehen (vgl. Meibauer 2005, S.20f.). Der Antezedent und die Anapher
referieren auf dieselbe außersprachliche Entität. So kann man feststellen, dass die
Anapher ein Verweis im Text ist und der Antezedent das Bezugswort ist.

1.1. Kataphern

Neben Anaphern gibt es auch Kataphern, die im Gegensatz zu Anaphern, welche in


einem Text zurückweisen, in einem Text vorausweisen. Diese sind häufig als
rhetorisches Mittel gebraucht, um Spannung zu erzeugen (vgl. Finkbeiner 2015, S.41).
In einem Text streben die Leser danach, einen inhaltlichen Zusammenhang zu
erschließen. Dabei spielen die Anaphern eine große Rolle. Im Folgenden wird die
Vielfalt von möglichen Relationen durch die Anaphern näher geschildert.

1.2. Die anaphorischen Mitteln

Es wird vor allem zwischen nominalen und pronominalen Anaphern unterschieden.


Einerseits können anaphorische Beziehungen also durch Nominalphrasen hergestellt
werden, wobei man die grammatische Genus- und Nummeruskongruenz der beiden
Ausdrücken und die Interpretation der beiden Nominalphrasen beachten muss (vgl.
Finkbeiner 2015, S.42). Anderseits werden einige sprachliche Mittel, z.B. Personal-
und Demonstrativpronomen dazu benutzt, um auf schon erwähnte Referenten Bezug
zu nehmen. Die Anapher wird dazu als „Wortart, zu der die Formen er,sie (Sg./Pl.) und
es, jedoch nicht die Personalpronomina der 1. und 2. Person gehören“ (Finkbeiner
2015, S.42).

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Nach Meibauer/ Demscke/ Geilfuß-Wolfgang/ Pafel/ Ramers/ Rothweiler/ Steinbach
(2015, S. 215) sind die Personalpronomina der dritten Person Singular (er,sie,es) und
Plural (sie) als eigentlichen Anaphern bezeichnet. Damit wird auf ein Objekt Bezug
genommen, auf das schon mit dem Antezedent der Anapher Bezug genommen wurde.

In der Duden-Grammatik (2009, S. 1104) steht: „Anaphorische Artikelwörter und


Pronomen kennzeichnen Redegegenstände, die durch den Text als bekannt
vorausgesetzt werden.“ Daher verweist der bestimmte Artikel im Text auf einen
Sachverhalt, der den Leser schon bekanntgegeben wurde. Außerdem muss dieser
Sachverhalt manchmal nicht explizit genannt werden, da man ihn aus der gegebenen
Situation erarbeiten kann oder unser Welt- und Handlungswissen für seine Deutung
benutzen kann. In diesem Fall spricht man von indirekten Anaphern und es wird eine
„Brückeninferenz“ (Clark 1997; zit.n. Finkbeiner 2015, S.43) hergestellt. Für die
Interpretation braucht man einen Anker oder Trigger.

Manchmal kommen auch Komplexanaphern vor. Das sind nominale Ausdrücke, die
propositionale Antezedenten wieder aufnehmen und die dabei komplexe
Sachverhaltsbeschreibungen komprimiert zusammenfassen (und transportieren dabei
häufig bestimmte Bewertungen) (vgl. Finkbeiner 2015, S.44). Während das
diskursdeiktische das ein Zeigeausdruck ist, der auf etwas in der
Kommunikationssituation perzeptuell Wahrnehmbares (nämlich das gerade
Geäußerte) zeigt, ist das Komplexanaphern das ein wieder aufnehmender Ausdruck,
der erneut und in anderer Form Bezug auf einen komplexen Ausdruck in einem Text
unabhängig von einer aktuellen Äußerungssituation nimmt (vgl. Finkbeiner 2015,
S.44). Um leichter Anapher von Deixis zu unterscheiden steht auch in der Duden-
Grammatik (2009, S.1105): „Auf den Inhalt von Sätzen oder größeren Textabschnitten
wird phorisch durch es Bezug genommen, deiktisch durch das. “

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2. Die Korpusnalyse

Bei der Analyse des literarischen Textes wurden die folgenden Beispiele ausgewählt
und untersucht. Es werden anhand von Beispielen die verschiedenen Anaphern
illustriert. Zuerst wird in den folgenden Beispielen die Katapher dargstellt.

(1) Aber da hat er schon begonnen, der Vikar, da hörst du seine Stimme (...) (SG
1991, S.63)

Hierbei folgt der Antezedent in dem Satz auf die Anapher. Das Pronomen er weist in
dem Satz voraus (so ist es eine Katapher) und das Substantiv der Vikar ist ein
Antezedent.

(2) Die Männer ordnen die Schleifen und legen ihn vorne hin, du kannst ruhig sein,
der Kranz liegt gut. (SG 1991, S.65)

In diesem Beispiel bezieht sich das Pronomen ihn auf das Substantiv der Kranz. Das
schließt man dadurch, dass man das Pronomen ihn als Katapher erkennt und dann auch
erwartet, dass ein Antezedent daher kommt. So ist das Substantiv der Kranz als der
entsprechende Antezedent zu verstehen.

(3) Die ist ganz nüchtern von dem ganzen Schnapps, die Alte. (SG 1991, S.67f.)

Der gleiche Fall wie im vorigen Beispiel ist auch in diesem Beispiel festzustellen. Das
Demonstrativpronomen die weist in diesem Satz voraus und hat die kataphorische
Funktion. Die Alte ist hierbei der Antezedent, der in dem Satz auf die Anapher folgt.

Die folgenden Beispiele schildern die pronominale Anapher. Dabei ist auch ein
pragmatisches Schließen erforderlich, um die Anaphern mit dem Antezedent korrekt

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zu verbinden. Bei der Analyse traten auch Beispiele, bei den es zur Schwierigkeiten
bei der Auffassung kommen könnte.

(4) Und die Träger fragen nicht viel und holen deinen Sarg wieder herauf. Und sie
nehmen den Kranz vom Decke und geben ihn dem jungen Mann (...) (SG 1991,
S. 63)

In diesem Beispiel gibt es zwei Wiederaufnahmen. Zuerst sieht man das in der Relation
zwischen die Träger und sie, wobei die Träger der Antezedent ist und das Pronomen
sie ist die Anapher. Die gleiche Relation ist auch zwischen den Kranz (der Antezedent)
und ihn (die Anapher).

(5) (...) an allen Fenstern stehen gelbe Narzissen, wie sie ja auch in alle Kränze
gewunden sind (...) (SG 1991, S.64)

Das Pronomen sie bezieht sich auf gelbe Narzissen, und nicht zwar auf Fenstern, denn
man weiß, dass Kränze aus Blumen und nicht aus Fenstern gemacht werden. Hier
könnte es zu einer falschen Auffassung kommen, aber man benutzt unser Weltwissen,
damit eine korrekte Referenz gelingt. In diesem Fall ist der Antezedent gelbe Narzissen
und die Anapher dazu ist das Pronomen sie.

(6) Ein junger Mann kommt dir zu Hilfe. Er hat die Jacke nur lose umgeworfen
(...) (SG 1991, S.72)

Zwischen ein junger Mann und er besteht eine Wiederaufnahme, wobei das Pronomen
er eine Anapher ist und ein junger Mann der entsprechende Antezedent bzw
Bezugswort.

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(7) Am nächsten Morgen kommt der junge Mann wieder. Und weil der Regen ihm
keine Tränne gibt, starrt er ins Leere. (SG 1991, S. 73)

In diesem Beispiel wird sowohl das Pronomen ihm als auch er als ein anaphorischer
Ausdruck zu dem Antezedent der junge Mann identifiziert. Hierbei ist auch eine
Rückbeziehung zu dem vorigen Beispiel vorhanden. Nämlich, in dem Beispielsatz (6)
ist das Substantiv ein junger Mann mit dem Substantiv der junge Mann in Beispiel (7)
in einer anaphorischen Referenz und dabei hilft uns die Verwendung des indefiniten
bzw. definiten Artikels. Der definite Artikel bei der junge Mann in (7) deutet an, dass
auf etwas schon Identifizierbares bzw. Vorerwähntes Bezug genommen wird.

(8) (...) da stößt du nur drei Tage lang die Suppe weg, die dir die Frau von oben
bringt, am vierten nimmst du sie. (SG 1991, S. 67)

In diesem Beispielsatz gibt es einen Antezedent und zwei Anaphern. Die Suppe ist der
Antezedent und die Anaphern sind die und sie. Die Wiederaufnahme erfolgt durch die
und sie zurückweisend auf das Bezugswort die Suppe. Hier ist zu erwähnen, dass das
Pronomen sie nicht auf die Frau, sondern auf die Suppe zurückweist. Das ist aus dem
Kontext festzustellen, denn man erkennt die Beziehung und stellt eine logische
Referenz her, denn er nimmt nicht die Frau, sondern die Suppe. Aufgrund unseres
Wissens bzw. unseren Hintergrundannahmen stellen wir fest, dass mit dem Pronomen
sie auf den passenden bzw. wahrscheinlicheren Antezedent die Suppe Bezug
genommen wird.

Die pronominalen Anaphern sind ziemlich häufig in diesem Text vorgekommen. Des
Weiteren werden noch einige geschildert:

(9) Die Spatzen schreien fröhlich. Sie wissen nicht, dass es verboten ist, die Toten
zu erwecken. (SG 1991, S. 65)

Die Spatzen ist der Antezedent und das Pronomen sie ist die entsprechende Anapher.

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(10) Überall gehen kleine Kinder nach Hause, die ihre Prüfung bestanden haben,
wie du. (SG 1991, S.73)

Der Antezedent ist kleine Kinder und das Pronomen die ist die Anapher.

(11) Sie öffnen deine Augen und die funkeln weiß. (SG 1991, S. 66)

Der entsprechende Antezedent ist deine Augen und das Pronomen die ist die Anapher.

Des Weiteren werden Beispiele für die indirekte Anapher geschildert.

(12) Die Männer ordnen die Schleifen und legen ihn vorne hin, du kannst ruhig
sein, der Kranz liegt gut. Bis morgen sind die welken Blüten frisch und schließen sich
zu Knospen. (SG 1991, S.65)

Die Schleife und der Kranz stehen in einer Relation und das schließt man dadurch,
dass gewöhnlich ein Kranz auch Schleifen hat. Daher wird der Kranz als indirekte
Anapher bezeichnet und die Schleifen als Anker. Zwischen diesen beiden Ausdrücken
besteht eine Brückeninferenz. Das gleiche sieht man auch bei der Kranz und die welken
Blüten. Ein Kranz wird aus Blumen gemacht und so deuten wir das Substantiv der
Kranz als Anker und die welken Blüten als indirekte Anapher. Man benutzt unser
konzeptuelles Wissen darüber, wie ein Kranz aussieht, um einen Link herzustellen.

(13) Es regnet schwächer. Die Tropfen tanzen auf dem Wagendach. (SG 1991, S.64)

In diesem Beispiel bestimmt man die Tropfen als indirekte Anapher und regnet als
Anker für diese Deutung. Bei die Tropfen wird ein bestimmter Artikel gebraucht, was
uns sagt, dass es als etwas Bekanntes angesehen werden soll. Hier ist die Aktivierung
von allgemeinem Weltwissen erforderlich, um einen Link von die Tropfen zu regnet
zu erzeugen. Nämlich, wenn es regnet, fallen Regentropfen zur Erde und daher ist diese
Brückeninferenz hergestellt.

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(14) Der Sargdeckel liegt nur mehr lose und es ist heller Morgen. Die Spatzen
schreien fröhlich. (SG 1991, S.65)

Eine Brücke zwischen heller Morgen und die Spatzen ist vorhanden. Gewöhnlich sind
die Spatzen diejenigen Vögel, die man früh am Morgen singen hören kann. Daher ist
auch ein bestimmter Artikel gebraucht, denn dank unserem Weltwissen, können wir
die Spatzen als indirekte Anapher für heller Morgen (Anker) bezeichnen.

(15) Blast alle Kerzen aus, ehe sie erwacht! Aber sie riecht das Wachs und hebt sich
auf die Arme (...) (SG 1991, S.73)

Das Wachs ist die indirekte Anapher für Kerzen (Anker). Wir benutzen unser Wissen
darüber, woraus eine Kerze besteht und deswegen kann man diese zwei Ausdrücke als
Referenz interpretieren.

Es werden auch einige Beispiele für die nominale Anapher geschildert.

(16) Die ist ganz nüchtern von dem ganzen Schnapps, die Alte. Die träumt nicht von
den Ungeborenen. Die unschuldigen Kinder wagen´s nicht, sie bei den Heiligen zu
verklagen. (SG 1991, S.67f.)

Man kann schließen, dass sich diese beide Ausdrücke auf dieselbe Entität beziehen.
Nämlich, eine Abtreibung wurde durchgeführt und die ungeborene Kinder sind
unschuldige Kinder.

(17) An diesem Tag spiegelt der blinde Spiegel ein verdammtes Haus. (...) Und wie
der Himmel in der Blässe erwartet auch das Haus am Ende der Verdammung die
Seligkeit. (SG 1991, S.70)

In diesem Beispiel wird ein verdammtes Haus dürch die Nominalphrase das Haus am
Ende der Verdammung wieder aufgenommen. Die Nominalphrase das Haus am Ende
der Verdammung ist anaphorisch gebraucht und referiert auf den Antezedent ein
verdammtes Haus.

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3. Fazit

Bei dieser Arbeit war der Hauptakzent auf der Analyse und es wurde eine deutliche
Schilderung der Bezugnahme durch Anapher dargestellt. Zunächst wurde der Begriff
der Anaphern erklärt und die Möglichkeiten der Herstellungen von anaphorischen
Beziehungen. Die Analyse des Korpus zeigte, dass am meisten die pronominalen
Anaphern vorhanden sind. Kein Beispiel für eine Komplexanapher ist vorgekommen.

Es wurde festgestellt, dass bei der Bestimmung der Anaphern das Sprach- und
Weltwissen von großer Bedeutung ist. Um einen Sinn der Wiederaufnahme zu
erzeugen, muss der entsprechende Antezedent bestimmt werden. Damit wird ein
besseres Textverständnis möglich und ein inhaltlicher Zusammenhang in einem Text
wird zustande kommen.

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4. Literaturverzeichnis

Aichinger, Ilse (1991): Spiegelgeschichte. In: Der Gefesselte. Erzählungen, S.63-74.


Frankfurt am Mein: Fischer.

DUDEN (2009): Die Grammatik. Berlin: Dudenverlag.

Finkbeiner, Rita (2015): Einführung in die Pragmatik. Darmstadt: WBG.

Meibauer, Jörg (2001): Pragmatik. Tübingen: Stauffenburg.

Meibauer, Jörg / Demske, Ulricke/ Geilfuß-Wolfgang, Jochen/ Pafel, Jürgen/ Ramers,


Karl Heinz/ Rothweiler, Monika/ Steinbach, Markus (2015): Einführung in die
germanistische Lingusitik. Stuttgart: J.B. Metzler.

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