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HAUSARBEIT
Liedtextanalyse
1
Einleitung
In dieser Arbeit wird eine Analyse vom Lied „Weil ich kann“ durchgeführt. Das Liedermacher-
Duo Simon & Jan wurde im Jahr 2006 gegründet und Simon Eickhoff und Jan Traphan spielen
ihre Lieder auf zwei Akustik-Gitarren. Ihre Erscheinung ist zwar einfach, aber ihre tiefsinnigen
und scharfen Lieder schildern sehr zynische und ironische Texte. Sie setzen sich mit der
Gesellschaftskritik auseinander und kritisieren genau diese Gesellschaft durch Ironie. Darüber
wird in der Arbeit auch deutlicher geschrieben. Zuerst werde ich mich mit der lexikalischen
Analyse auseinandersetzen.
Lexikalische Analyse
Intension ist die Bedeutung des Begriffs, die in Wörterbüch steht und dabei gibt es Kriterien, die
erfüllt werden müssen. Extension eines Begriffs ist all das, was das bedeuten kann bzw. der ganze
Umfang, worauf dieser Begriff anwendbar ist. Beispiel dazu in meiner Arbeit ist der Begriff „die
Dritte Welt“, der als eine Intension zu verstehen ist. Die Dritte Welt ist eigentlich eine
Bezeichnung für die Entwicklungsländer. Dabei ist der Begriff „Kongo“ eine Extension, weil er
unter den Begriff „die Dritte Welt“ fällt, denn Kongo ist ein Entwicklungsland. Dabei ist Referent
und Denotat bei dem Begriff „Kongo“ gleich.
An diesem Beispiel kann man auch die semantische Relation Hyperonym-Hyponym erkennen.
Dabei ist der Begriff „die Dritte Welt“ein Hyperonym und „Kongo“ ein Hyponym.
In diesem Lied gibt es nicht viele Antonyme, und zwar nur: Champions-Loser ; Heizung-
Kühlschrank und springen-sitzen. Keine Synonyme sind vorhanden.
Polyseme kommen häufig vor. Erstes Beispiel dafür ist der Mann in der Bedeutung einer
erwachsenen Person männlichen Geschlechts. Weitere Bedeutungen sind: Ehemann; Lehns-,
Gefolgsleute; (salopp) als burschikose Anrede, ohne persönlichen Bezug in Ausrufen des
Staunens, Erschreckens, der Bewunderung usw. Ein weiteres Beispiel ist anstellen in der
Bedeutung: einschalten, in Betrieb setzen. Weitere Bedeutungen sind: etwas an etwas stellen;
zum Fließen/Strömen bringen; sich anreihen (sich in eine Reihe von Wartenden stellen) usw.
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Bei dem Beispiel Drohnen gibt es mehrere Bedeutungen und man kann über die entsprechende
Bedeutung in diesem Lied diskutieren. Die Bedeutungen sind:
1. Männchen der Honigbiene mit etwas größerem, plumperem Körper, das keinen Stachel besitzt
und sich überwiegend von den Arbeitsbienen füttern lässt
4. mit vier oder mehr nach unten wirkenden Rotoren ausgestattetes unbemanntes, ferngesteuertes
[Modell]fluggerät für zivile Zwecke, meist im Freizeitbereich
Ich würde sagen, dass es sich in diesem Beispiel um die Bedeutung 3 oder 4 handelt. Es hängt
davon ab, ob man es metaphorisch oder nicht metaphorisch versteht. Metaphorisch im Sinne, dass
unbemannte Kampfflugzeuge geschickt werden, um einen Kampf und Feindlichkeit zu Feinden
anzudeuten. Oder sind es die Drohnen wie in der Bedeutung 4, die man problemlos zu unseren
Feinden schicken kann, sie leicht finden und verfolgen.
Bedeutungsverschiebungen
In diesem Lied ist der Begriff „ein Eisberg“ als Metapher zu verstehen. Das ist mit dem Eisberg-
Modell zu verknüpfen, wobei die Eisbergspitze über Wasser die bekannten und der Teil unter
Wasser die unbekannten Sachen darstellt. Aber nicht nur unbekannte Sachen, sondern auch
verdrängte Konflikte, Probleme, Ängste usw. Dieses Modell ist auch mit der geschilderten
Situation im Text zu verknüpfen. Man verdrängt die schlechten und problematischen Sachen in
der Welt und befasst sich nur damit, was man als wichtig bzw. bekannt erfasst. Die kritisierte
Gesellschaft achtet nicht auf die Probleme der Flüchtlinge, sondern kümmert sich nur um ihren
Luxus und ihre Interesse.
Weitere Metaper ist in folgendem Beispiel dargestellt: „In meiner wundervollen Welt
Hab' ich Zäune aufgestellt“. Mit Zäune meint man nicht wirkliche Zäune, sondern ist es eine
übertragene Bedeutung. Das lyrische Ich grenzt sich von allem ab, von anderen, von Armen, von
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Elenden. Dieser Mensch denkt nicht darüber, was in der Welt eigentlich passiert. Und warum?
Weil er kann! Seine Welt ist wudervoll, er begreift oder will nicht begreifen, dass nicht alle in
einer wundervollen Welt leben, dass nicht alle Fernseher schauen können oder einen vollen
Kühlschrank haben, dass sie nicht nur Zeitungen lesen und auf der Yacht liegen. Er ignoriert
bewusst die, die in Not sind.
Mit den Begriffen „Paddel“ und „Lampedusa“ wird eine Metapher für Flüchtlinge dargestellt.
Diese verweisen auf Boot, was zur Zeit mit Flüchtlinge zu verbinden ist und es wird ausgedrückt,
dass genau diese Flüchtlinge irgendwo von weit entfernten „Lampedusa“ kommen. Und deswegen
wird ihnen keine größere Acht gegeben.
In diesem Lied gibt es auch fremdsprachliche Lexik: „Smartphone“, „Champions“, „Loser“ und
auch umgangssprachliche Lexik: „ich zünd´ mir einen an“, „Es läuft einfach bei mir!“. Außerdem
ist Läuft bei mir Langenscheidts Jugendwort des Jahres 2014.
Wertende Lexik ist auch nicht häufig. Das Beispiel: „In meinem wundervollen Land“ und
„Ich lass´ die ganze Scheiße einfach gar nicht an mich ´ran“ ist die Stellung des Ich-Erzählers zu
seiner Umgebung bzw. die Situation um ihn dargestellt. Sein Land bzw. sein Wohnort ist
wundervoll, er lebt wohl und zufrieden, so dass er auf die Probleme in der Welt keine Acht gibt.
Er bezeichnet das als „Scheiße“ und bewertet damit diese Situation eigentlich als wertlos.
Durch andere Sprachmittel wie z.B. Repetition: Weil ich kann! Weil ich kann! wird die
Intensivierung bewirkt und die egoistische Stellung des Ich-Sprechers hervorgehoben. Durch
Wortwiederholungen bekommt das Lied einen bestimmten Rhythmus und verstärkende Wirkung.
Dazu Beispiel:
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Ellision dient der Sprachökonomie. Einige Beispiele dafür:
'nem (einem)
sitz' (sitze)
grad' (grade)
hab' (habe)
Auch Exclamatio „Du bleibst bitte, wo du bist!“ schafft einen effektgeladenen Ausruf. Man kann
es als eine Aufforderung oder auch ein Appell verstehen. Der Ich-Erzähler will, dass andere da
stehen, wo sie sind, um sich seiner Komfortzone nicht zu nähern. Dadurch wird die klare Position
des Sprechers den anderen gegenüber geschildert. Er hebt sich ab von den anderen und befindet
sich in einer anderen Sphäre.
Weitergehende Interpretation
In diesem Lied spricht ein lyrisches Ich, das selbst ein Teil der kritisierten Gesellschaft ist. So
wird das Lied noch ironischer und es ist auf eine besondere Art und Weise einzigartig. Es geht um
eine Gesellschaft, die das was sie hat, schätzen sollte. Die Menschen sollten auch anderen helfen,
weil sie es können. Aber sie tun es nicht. Diese Gesellschaft ist dadurch passiv dargestellt. Im
Vordergrund steht eigentlich die Gegenüberstellung von Vermögen und Armut, Luxus und Elend.
Dadurch wird auch eine Kritik an die wirtschaftliche Ungleichheit bzw. an eine nicht gleichmäßige
Verteilung von Einkommen und Vermögen in der Welt geliefert. Die Gesellschaft denkt nicht
darüber nach, weil sie es kann. Viel mehr wird durch das Lied kritisiert, dass diese Position des
lyrischen Ichs (und damit auch seiner Gesellschaft) akzeptiert wird und nichts dagegen gemacht
wird. Sein Handeln wird legitimiert und die Gesellschaft gibt gar keine Acht auf die Probleme in
der Welt. Warum? Weil sie es kann!