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Schwefelwasserstoffelimination
aus Biogas
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Abb. 2a und b: Mögliche Eisensalz-Dosierstellen, Anmischbehälter (links) und direkt in den Fermenter (rechts)
2.1.2 Externe biologische Entschwefelung Nach der Ausbringung des Gärsubstrates wird das enthal-
tene Eisensulfid durch Luftsauerstoff leicht oxidiert. Es bildet
Eine weitere Möglichkeit der biologischen Entschwefelung
sich lösliches Sulfat, welches direkt pflanzenverfügbar ist.
besteht durch die Verwendung sogenannter Entschwefe-
lungskolonnen außerhalb des Fermenters. Die Luftzufuhr für Grundsätzlich eignen sich sowohl zwei- als auch dreiwertige
die Entschwefelung kann hier genauer eingestellt werden, Eisensalze zur Fällung von Sulfiden. Die Dosierungen von
daher bietet dieses Verfahren eine größere Betriebssicher- Eisen-II-chlorid-Lösung und Eisenhydroxid haben sich als
heit als die interne biologische Entschwefelung. die beiden gängigsten Verfahren herausgestellt.
Für den optimalen Betrieb einer externen biologischen Ent- In der Praxis hat sich der Einsatz von KRONOFLOC Eisen-
schwefelung müssen die Mikroorganismen mit Nährstoffen II-chlorid-Lösung als unkomplizierte, effektive und kosten-
und Spurenelementen versorgt und eine Temperatur der günstige Lösung erwiesen.
Waschlösung von 28°C – 32°C eingehalten werden. Das
kann vor allem im Winter bei niedrigen Außentemperaturen Für die Ermittlung der Dosiermengen, die für die sichere
zu Problemen führen. Weiterhin besteht die Gefahr, dass Entschwefelung einer Biogasanlage benötigt werden, hat
die Entschwefelungskolonne durch das Oxidationsprodukt sich in der Praxis folgende Vorgehensweise bewährt.
Schwefel verstopfen kann. 1. Eine erste Abschätzung der Dosiermengen kann über
Durch den Eintrag von Luftsauerstoff ist dieses Verfahren folgende Faktoren erfolgen:
bei Anlagen zur Aufbereitung von Biogas auf Erdgasqualität ● Ausgangswert der Schwefelwasserstoffkonzentration
ebenfalls ungeeignet. im Rohbiogas
Die Dosierung der Eisensalze erfolgt hierbei in das Gärsub- ● Täglich produziertes Biogasvolumen
strat über die Vorgrube, den Feststoffdosierer oder direkt 2. Eine genaue Ermittlung der Dosiermengen und eine
in den Fermenter. Optimierung erfolgt dann speziell für jede Biogasanlage in
Im Gegensatz zur nachgeschalteten Gasreinigung erfolgt einem Betriebsversuch vor Ort. Üblicherweise liegen diese
der Rückhalt von Schwefelwasserstoff bei der Dosierung zwischen 100 – 220 gEisen/tSubstrat. Sie sind allerdings stark
von Eisensalzen bereits im Fermenter. von den eingesetzten Substraten abhängig.
Der gebildete Schwefelwasserstoff wird noch in der Flüs- Das beschriebene Verfahren ermöglicht eine selektive Eli-
sigphase des Fermenters direkt als schwerlösliches Eisen- mination von Schwefelwasserstoff bei guten Abscheide-
sulfid gebunden und mit dem Feststoffaustrag aus dem raten und lässt sich leicht in den bestehenden Prozess
System entfernt. integrieren, ohne zusätzliche Aggregate zur Entschwefelung
zu benötigen.
Fe2+ + S2- FeS
2 Fe3+ + 3 S2- 2 FeS + S
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2.2 Feinentschwefelung mittels Aktivkohle ● Kombination von Aktivkohle und Eisensalzen zur Ver-
längerung der Aktivkohlestandzeiten und Senkung der
Vor dem Hintergrund der Aufbreitung von Biogas zu Bio-
Betriebskosten.
methan und dessen Einspeisung in das Erdgasnetz, sowie
zum Schutz von Oxidationskatalysatoren zur Abgasreini- ● Soll Biogas auf Erdgasqualität aufbereitet werden stellen
gung, sind sehr niedrige Schwefelwasserstoffkonzentra- Eisensalze verfahrenstechnisch einfache und zuver-
tionen im Rohgas gefordert. Diese H2S-Konzentrationen lässige Lösung zur Grobentschwefelung dar. Es wird
sind zumeist nur durch eine Feinentschwefelung zu errei- kein zusätzlicher Sauerstoff oder Inertgas eingetragen
chen. Bei dem am häufigsten eingesetzten Verfahren zur und kann somit als optimale Ergänzung zur Feinent-
Feinentschwefelung handelt es sich um den Einsatz von schwefelung gesehen werden.
Aktivkohlefiltern. Der Schwefelwasserstoff wird hier adsorptiv
an die Aktivkohleoberfläche gebunden und anschließend
katalytisch oxidiert. 4. Schlussbemerkung
Im Betrieb wird die Aktivkohle dauerhaft mit Biogas Schwefelwasserstoff ist eine gefährliche und zerstörerische
beschickt, so dass ihre Beladungskapazität irgendwann Biogaskomponente, die sich gleichermaßen negativ auf
erreicht ist und der Aktivkohlefilter ausgetauscht werden Mensch, Umwelt, Bau- und Werkstoffe auswirkt. Durch
muss. Die beladene Aktivkohle muss entweder entsorgt die Nutzung erneuerbarer Energien und den Einsatz von
oder aufwändig regeneriert werden. schwefelhaltigen Reststoffen in Biogasanlagen bestehen
Zur Erhöhung der Standzeiten von Aktivkohlefiltern und einer gravierende Probleme, so dass Maßnahmen zur Elimina-
deutlichen Senkung der hohen Betriebskosten ist in vielen tion von Schwefelwasserstoff von großer Bedeutung sind.
Fällen eine Kombination von Grobentschwefelung mittels Hier leisten Eisensalze einen entscheidenden Beitrag zum
Eisensalzen und Feinentschwefelung wirtschaftlich. optimalen Betrieb einer Biogasanlage.
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DS2234D/10101D