Basisjahr 06/07
Mitschrift:
Alexander Berthold van der Bourg
Graphics:
Pirmin Weigele
2 Folgen 20
2.1 Reelle Zahlenfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
2.1.1 Monotone Folgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
2.1.2 Teilfolgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
2.1.3 Limes Superior, Limes Inferior . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
2.2 Folgen in Rn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
2.3 Funktionenfolgen, gleichmässige Konvergenz . . . . . . . . . . . . . . . . 35
5 Differentialgleichungen I 125
5.1 Grundbegriffe, Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
5.2 Existenz und Eindeutigkeit von Lösungen von Differentialgleichungen . . 128
5.3 Separierbare Differentialgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132
5.4 Lineare Differentialgleichungen 1.Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . 135
5.5 Lineare Differentialgleichungen mit konstanten Koeffizienten . . . . . . . 140
i
6 Reihen 148
6.1 Begriff der Reihe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148
6.1.1 Geometrische Reihe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152
6.1.2 Exponentialreihe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152
6.1.3 Rechnen mit Reihen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152
6.2 Alternierende Reihen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153
6.3 Absolute Konvergenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155
6.4 Vergleichskriterien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156
6.4.1 Variationen der Vergleichskriterien . . . . . . . . . . . . . . . . . 158
6.5 Funktionenreihen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159
6.6 Potenzreihen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163
6.6.1 Potenzreihen mit Mittelpunkt z0 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168
6.6.2 Analytische Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169
6.7 Taylor-Reihe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172
6.8 Binomialreihe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176
6.9 Anwendungen zur Berechnung von Grenzwerten . . . . . . . . . . . . . . 179
6.10 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181
7 Kurven 182
7.1 Tangentialvektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186
7.2 Physikalische Interpretation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187
7.3 Länge einer Kurve . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188
7.4 Schlussbemerkung zur kanonischen Parametrisierung . . . . . . . . . . . 193
10 Vektoranalysis 253
10.1 Skalarfelder, Vektorfelder, Linienintegral . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253
10.1.1 Arbeit eines VF längs eines Weges . . . . . . . . . . . . . . . . . 254
10.2 Konservative Vektorfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258
10.3 Parametrisierung von Flächen im R3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262
10.4 Fluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268
10.5 Divergenz und Rotation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 270
10.6 Integralsätze der Vektoranalysis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275
10.7 Integrabilitätsbedingung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284
11 Differentialgleichungen II 288
11.1 Differentialgleichungen einer Kurvenschar . . . . . . . . . . . . . . . . . 288
11.2 Homogene Differentialgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 290
11.3 Orthogonale Trajektorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291
11.4 Exakte Differentialgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293
11.5 Enveloppen & Clairantsche Differentialgleichung . . . . . . . . . . . . . 296
11.6 Systeme von Differentialgleichungen erster Ordnung & Differentialglei-
chungen n-ter Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 302
ii
12 Wronski Determinante 305
12.1 Eulersche DG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 308
12.2 Nicht lineare DG (Beispiele) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309
Stichwortverzeichnis 310
iii
1 Grundlagen 24.10.2006
1 Grundlagen
1.1 Bezeichnungen, Mengen und Abbildungen
1.1.1 Aussagen
Sei A eine Aussage.
Tabelle 1: Wahrheitstafel
Bemerkung:
Der Ausdruck A ⇒ B und der Ausdruck (¬A) ∨ B haben die selbe Wahr-
heitstafel: sie sind logisch äquivalent, also:
(A ⇒ B) ⇔ ((¬A) ∨ B)
Ebenfalls: (A ⇒ B) ⇔ (¬B ⇒ ¬A) (Kontraposition)
1.1.2 Beweisverfahren
Indirekter Beweis:
Induktionsbeweis:
Situation: A(n), n ∈ N.
wir möchten beweisen, dass alle Aussagen A(n) wahr sind.
Vorgehen:
1
1 Grundlagen 24.10.2006
Beispiel:
Behauptung:
n
X n(n + 1)(2n + 1)
A(n) : k2 = ist wahr für n ∈ N>0
6
k=1
Beweis: (Induktion)
- Verankerung: Fall n = 1:
1·2·3
A(1) : 12 = = 1X
6
| {z }
A(n+1)
2
1.1.3 Mengen
Sei M eine Menge (ein undefinierter Term, eine Auflistung von Elementen).
Beispiel:
M = { a, b, c, . . . }
M = { reelle Zahlen }
M = { x ∈ X | E(x) } E(x) ist eine Eigenschaft, die x erfüllt
∈
/: ist nicht Element von
z.B. x ∈/M
∃: es existiert (Existenzquantor )
@: es existiert nicht
z.B. @ x ∈ R : x2 = −1
Beispiel:
- ∅ = {} leere Menge
- N = { natürliche Zahlen } = {0, 1, 2, 3, . . . }
- N>0 = { n ∈ N | n 6= 0 } = {1, 2, 3, . . . }
2
1 Grundlagen 25.10.2006
Definition 1.1.4:
Sei {Mα }α∈I eine Familie von Mengen (wobei I die Indexmenge ist). Dann
ist:
[
- Mα = {x| ∃ α ∈ I : x ∈ Mα }
α∈I
(a, b) = (c, d) ⇔ (a = c) ∧ (b = d)
M1 × M2 = {(x, y) | x ∈ M1 , y ∈ M2 }
Analog:
Seien M1 , · · · , Mn n Mengen:
M1 × · · · × Mn = { (x1 , · · · , xn ) | xi ∈ Mi , 1 6 i 6 n}
| {z }
geordnetes n-Tupel
(x1 , · · · , xn ) = (y1 , · · · , yn ) :⇔ xi = yi , ∀i
Spezialfall: M1 = M2 = · · · = Mn =: M ,
dann schreiben wir M n = M × M × M × · · · × M
| {z }
n Faktoren
3
1 Grundlagen 25.10.2006
Beispiel:
Rn ist die Menge der reellen n-Tupel, wobei x ∈ Rn häufig als Vektor bezeichnet wird:
x = (x1 , · · · , xn ), xi ∈ R i-te Komponente des Vektors.
R
6
(x, y)
y
- R
x
Abbildung 1: Zahlenebene
f: M1 / M2
∈
x / f (x)
f
Äquivalente Schreibweise: M1 −→ M2 , x 7−→ f (x)
Spezielle Funktionen
1) f : M1 −→ M2 heisst injektiv ⇔
x1 , x2 ∈ M1 , x1 6= x2 ⇒ f (x1 ) 6= f (x2 )
Beispiel:
Gegeben A ⊂ M , f : A −→ M , a 7−→ a,
also: f (a) = a (Inklusionsabbildung)
Diese Abbildung ist injektiv.
2) f : M1 −→ M2 heisst surjektiv ⇔
∀y ∈ M2 ∃ x ∈ M1 : y = f (x)
3) f : M1 −→ M2 heisst bijetkiv ⇔
4
1 Grundlagen 25.10.2006
Inverse Funktion:
Sei f : M1 −→ M2 bijektiv.
Dann definieren wir g : M2 −→ M1 mittels:
x ∈ M2 ⇒ g(x) = y, wobei f (y) = x
Beweis:
∃ y mit g(x) = y gemäss der Definition. Da f injektiv ist, d.h.
f (y1 ) = x = f (y2 ) ⇒ y1 = y2 folgt: y ist eindeutig. 2
Beispiel:
f
1) R>0 −→ R>0 := {x ∈ R | x > 0}
x 7−→ f (x) := 4x2 ist bijektiv (intuitiv klar).
⇒ ∃ f −1 , dieses kann wie folgt bestimmt werden:
√
y 1√
4x2 = y ⇒ x = , wir schliessen: f −1 (x) = x.
2 2
Wir verifizieren:µ ¶
¡ −1 ¢ 1√ 4
f f (x) = f x = x=x X
2 4
¡ ¢ 1 √
f −1 (f (x)) = f −1 4x2 = 4x2 = x X
2
exp
2) R −→ R+ := {x ∈ R | x > 0} Exponentialfunktion
x 7−→ ex ist bijektiv (vgl. später).
log := exp−1 : Logarithmus
(manchmal auch mit ln bezeichnet).
Es folgt:
exp(log(x)) = x, ∀x ∈ R+
| {z }
elog(x)
log(exp(x)) = x, ∀x ∈ R+
| {z }
log(ex )
Bemerkung:
f f f −1
M1 −−−−−→ M2 , x −→ f (x), x ←−− f (x)
bijektiv
5
1 Grundlagen 25.10.2006
M1 M2
f
x q
i f (x)
f −1
Beispiel:
1) Sei A ⊂ N eine unendliche Teilmenge
=⇒ A ist abzähllbar unendlich:
→ ordne die Elemente von A der Grösse nach:
a0 < a1 < a2 < · · · (ai ∈ A)
| {z }
f : N−
− −−−→A, i 7−→ai
bijektiv
¾
6
¾
¾ 6 - Z
--
?
? -
Abbildung 3: Abzählung im Z2
6
1 Grundlagen 30.10.2006
∈
∈
r / (p, q)
f (Q) ⊂ Z×Z
| {z } | {z }
unendlich abz.unendlich
| {z }
⇒f (Q) ist abzählbar unendlich also ist auch Q abzählbar unendlich, da die Abbildung bijektiv ist
Definition 1.1.9:
endlich =⇒ abzählbar
M Menge oder
bijektiv
abzählbar ⇔ (∃ f : M −→ N)
unendlich oder
überabzählbar
Beispiel:
- P(N) = {A | A ⊂ N} Potenzmenge von N ist überabzählbar (vgl.
Übungen, Serie 2)
Beispiel:
f
M1 −−−−−→ M2 ⇒ ∃ f −1 : M2 −→ M1 s.d. f −1 (f (x)) = IdM1
bijektiv | {z }
(f −1 ◦f )(x)
7
1 Grundlagen 30.10.2006
1.1.5 Relation
Definition 1.1.10: (Relation)
Schreibweise: (x, y) ∈ R ⇔: x ∼ y
R
“x steht in der Relation R zu y“
- R heisst symmetrisch ⇔ (x ∼ y ⇔ y ∼ x)
R R
Beispiel:
Sei M = Z, x ∼ y :⇔ (3 teilt x − y)
Dies definiert eine Äquivalenzrelation in Z
Nach Gauss schreibt man für x, y ∈ Z:
(x ≡ y mod 3) : ⇔ (3 teilt x − y)
Beispiel:
Beispiel:
M = Z mit x ∼ y ⇔ x ≤ y
R
8
1 Grundlagen 30.10.2006
Beweis:
Bemerkung:
(M, 6), A ⊂ M
Falls Supremum ∃ für A : sup A ∈ M
Beispiel:
(Q, 6), A = {x ∈ Q | x < 0}, sup A = 0 ∈
/ A
Bemerkung:
(M, 6), A ⊂ M
Falls Infimum ∃ für A : inf A ∈ M
9
1 Grundlagen 30.10.2006
√
Behauptung: 2 ist irrational (Euklid).
1
µ
√
Länge 2
1
√
Abbildung 4: Quadrat mit Seitenlänge 1 mit Diagonalen 2
Beweis:
Angenommen ∃s ∈ Q mit s2 = 2 : s = pq , p, q ∈ N+
⇒ qs = p ⇒ q 2 s2 = p2 ⇔ 2q 2 = p2 (gerade Anzahl Faktoren 2) ⇒
Widerspruch 2
Behauptung: @ sup A ∈ Q
Beweis:
Angenommen ∃s = sup A. So gilt s2 < 2 oder s2 > 2
(s2 = 2 nicht möglich, siehe oben).
i) s2 < 2 ? Ã !
2 2 2 + 2s
Sei s < 2. Dann folgt: s + 2s < 2 + 2s ⇒ s <
| {z } s+2
=s(s+2)
à !2
2 + 2s 4 + 8s + 4s2 2(s2 + 4s + 4) + (2s2 − 4)
= 2 = <2
s+2 s + 4s + 4 s2 + 4s + 4
à !2 à !
2 + 2s 2 + 2s
⇒ <2 ⇒ ∈A ⇒
s+2 s+2
2 + 2s
Widerspruch zu s = sup A <
s+2
ii) Analog führt auch s2 > 2 auf einen Widerspruch
2
Bemerkung:
(M, 6) ordnungsvollständig ⇒ ((A 6= ∅, nach unten beschränkt)
⇒ ∃ inf A = sup{untere Schranken von A}
10
1 Grundlagen 01.11.2006
Beispiel:
M = Q ⊃ A = {x ∈ Q | 0 < x 6 1}
⇒ 0 = inf A ∈
/ A : @ min A
⇒ 1 = sup A = max A
+: K ×K /K
Addition
∈
∈
(a, b) Â / +((a, b)) =: a + b
·: K ×K /K
Multiplikation
∈
∈
Beispiel:
F2 = {N, E}, (N 6= E) mit
+ N E · N E
N N E N N N
E E N E N E
Beweis:
a=N : N +N =N X
a=E : E+E =N X
E ∈ K \ {0} : E · E = E 2
Bemerkung:
∃F3 mit 3 Elementen
∃F4 mit 4 Elementen
∃F5 mit 5 Elementen
@F6 mit 6 Elementen etc.
11
1 Grundlagen 01.11.2006
Bemerkung:
(K, +, ·) ein Körper
0 ∈ K : wir schreiben 0 ∈ K
1 ∈ K : wir schreiben 1 ∈ K
Aufpassen: kann sein, dass 1 + 1 = 0 ist. In F2 : 2 = 0, 3 = 1, etc.
Behauptung:
¡ a > 0 ⇒ −a < 0 ¢
− a := das eindeutig bestimmte additive Inverse von a : a + (−a) = 0
Beweis:
a > 0 ⇒ (−a) + a > (−a) + 0 ⇒ −a < 0 2
| {z } | {z }
=0 =−a
Bemerkung:
Es folt auch: a ∈ K, a 6= 0 ⇒ a2 > 0.
⇒ 1 > 0 (1 = 12 > 0)
Analog: Q ,→ K
12
1 Grundlagen 02.11.2006
Beispiel:
Sei r ∈ Q. Betrachte Sr = {x ∈ Q | x > r}.
Hierbei ist inf Sr = r mit r ∈
/ Sr
⇒ Sr ein D-Schnitt
e := {A ⊂ Q | A ist D-Schnitt}
Sei R
Somit folgt:
e r 7→ Sr
Q ,→ R, ist injektiv, aber nicht surjektiv.
e ×R
+: R e −→ Re
(A, B) 7→ A + B := {t ∈ Q | t = a + b, a ∈ A, b ∈ B}
e ×R
·: R e −→ Re
(A, B) 7→ A · B := {s · t | s ∈ A, t ∈ B}
falls A > 0 und B > 0
e ist ein geordneter Körper.
...R
Definition 1.2.5:
e:
A, B ∈ R A6B⇔B⊂A
Zα1
Q
Zα1
Abbildung 5: Ordnungsvollständigkeit in Q
Beweis:
e Z 6= ∅, nach unten beschränkt ⇒ ∃ inf Z ∈ R
Sei Z ⊂ R,
Weiter sei Z = {Z e
α | α ∈ I}, Zα ∈ R
[
Betrachte: W = Zα ⊂ Q (Zα ⊂ Q!)
α∈I
⇒ W ist ein D-Schnitt:
i) x ∈ W, y > x ⇒ ∃α : x ∈ Zα ⇒ y ∈ Zα ⇒ y ∈ W
ii) inf W ∈
/W
Wähle inf W ∈ W , so dass ∃α ∈ I mit inf W ∈ Zα .
⇒ inf W = min Zα
⇒ Widerspruch!
e
Es bleibt zu zeigen: W = inf Z ∈ R
Wegen Zα ⊂ W ⊂ Q : W 6 Zα , ∀α ⇒ W ist eine untere Schranke für Z.
13
1 Grundlagen 02.11.2006
Beweis:
e
Angenommen V ∈ R
S mit V 6 Zα ∀α ∈ I
⇒ Zα ⊂ V, ∀α ⇒ Zα = W ⊂ V ⇒ W > V
⇒ W = inf Z 2
Beispiel:
Sei A > 0. Wähle n ∈ N mit n < a, ∀a ∈ A, mit n + 1 ∈ A
A ←→ n + 0.n1 n2 n3 n4 . . . (unendlicher Dezimalbruch)
Folge von Approximationen:
n, n + 0.n1 , n + 0.n1 n2 , n + 0.n1 n2 n3 , . . .
Beweis:
e mit 0 6 x < 1.
Betrachten wir die reellen Zahlen, x ∈ R
Angenommen, diese bilden eine abzählbare Menge
⇒ ∃ Liste aller Zahlen
0. α11 α12 α13 ... α1n
0. α21 α22 α23 ... α2n
..
.
mind.(ein x, 0 6 x < 1 in dieser Liste, nämlich x e = 0.β1 β2 β3 . . . mit
αii + 1, falls αii 6 5
βi =
αii − 1, falls 5 < αii 6 9
Weiter nehmen wir an, dass dieses x
e in der k-ten Zeile der Liste vorkommt
⇒ an der k-ten Stelle: αkk = βk
⇒ Widerspruch! 2
Beispiel:
√ √
2 ∈ Q, denn p(t) = t2 − 2 : p( 2) = 0
Bemerkung:
14
1 Grundlagen 02.11.2006
Operationen in C:
+: C×C /C
∈
∈
 / (x1 + x2 , y1 + y2 )
((x1 , y1 ), (x2 , y2 ))
·: C×C /C
∈
∈
((x1 , y1 ), (x2 , y2 )) Â / (x1 x2 − y1 y2 , x1 y2 − y1 x2 )
Behauptung:
i2 = −1
Beweis:
15
1 Grundlagen 06.11.2006
Bemerkung:
Sei z = (x, y) = x + iy und w = (u, v) = u + iv. So gilt:
y 6 6
* 3
Y
- -
x ϕ
=
(0, 1) = i ®
reelle Achse
z = Re(z) + i · Im(z)
Lemma 1.3.1:
z, w ∈ C, z = |z|ei·arg(z) , w = |w|ei·arg(w)
⇒ z · w = |z| · |w| · ei(arg(z)+arg(w))
16
1 Grundlagen 06.11.2006
Bemerkung:
i) |eiϕ | = 1 p
denn eiϕ = cos ϕ + i · sin ϕ ⇒ |ei·ϕ | = cos2 ϕ + sin2 ϕ = 1
6 °
¾ p
1 |z| := x2 + y 2
-
y
Beispiel:
−1 1−i 1−i 1 1
(1 + i) =√ 2 = = −i
12 + 12 2 2 2
17
1 Grundlagen 06.11.2006
Bemerkung:
Spiegelung an der reellen Achse.:
C /C
∈
z /z
C
z = (x, y) = |z| · eiarg(z)
6
)
¾ arg(z) = ϕ
-
¾
z = (x, −y) = |z| · e−iarg(z)
Ã
⇒ Abspalten von Nullstellen : an z n + an−1 z n−1 + · · · a1 z + a0 = (z − w)q(z) + |{z}
r ,
| {z } | {z }
=0 für z=w =0 für z=w Rest r∈C
|z + w| 6 |z| + |w|
C
6 |z|
9
µ
zµ ¾ |z + w|
:
-
I
|w| z, w ∈ C Vektoren
Abbildung 9: Parallelogramm in C
Behauptung: ¯ ¯
|z + w| > ¯|z| − |w|¯
18
1 Grundlagen 06.11.2006
Beweis:
Sei u = z, v = −w
|u| = |(u − v) + v| 6 |u − v| + |v|
|{z}
4−U ngleichung
Beispiel:
Gegeben a ∈ C. Bestimme die Lösungen der Gleichung
arg(a) 2kπ
⇒ arg(w) = + , k∈Z
| {z } | {zn } n
∈[0,2π)
∈[0,2π)
p arg(a) 2kπ
Es folgt umgekehrt: ist wk = n |a| · ei( n + n ) , 0 6 k < n
dann folgt:
wkn = a ⇒ wir haben somit n verschiedene Lösungen w0 , w1 , · · · , wn−1
gefunden mit
arg(a) arg(a) 2π
arg(w0 ) = , arg(w1 ) = + , ···
n n n
⇒
p w0 , w1 , · · · , wn−1 liegen auf einem Kreis mit Mittelpunkt 0 und Radius
n
|a|. Sie bilden die Eckpunkte eines regulären n-Ecks.
Beispiel:
Quadratwurzeln. Sei a ∈ C.
6 a = |a|eiarg(a)
w1
a
Y Y -
N>
w0
p p
|a| w0 = |a| · e
iarg(a)
2
p ¡ arg(a) ¢
w1 = −w0 = |a| · ei 2 +π
19
2 Folgen 08.11.2006
2 Folgen
2.1 Reelle Zahlenfolge
Definition 2.1.1: (Folge)
Sei M eine Menge. Eine Folge in M ist eine Abbildung f : N −→ M .
Also: f (k), k ∈ N: k-tes Glied der Folge.
Wir schreiben manchmal: (f (k))k∈N für die Folge f
Beispiel:
n
• (xn )n∈N mit xn = (−1)
⇒ 1 und −1 sind HPe
(
n , n ungerade
• (xn )n∈N mit xn =
1 , n gerade
⇒ 1 ist einziger HP.
1
• (xn )n∈N mit xn = (−1)n +
n+1
⇒ HPe sind ±1
Bemerkung:
• ∃ so ein Limes, so ist er eindeutig bestimmt
Beweis:
Angenommen a, b sind Limites für (xn ).
1
Sei etwa N ∈ N+ , ε =
³ N
1´
a Limes: ⇒ ∃n0 : n > n0 ⇒ |xn − a| <
N
20
2 Folgen 08.11.2006
?
6 6
a−d a+d
alle xn in diesem Bereich, falls n > n0
³ 1´
b Limes: ⇒ ∃n1 : n > n1 ⇒ |xn − b| <
N
Sei n2 = max{n0 , n1 }. Dann gilt:
³ 1 1´
n > n2 ⇒ |xn − a| < und |xn − b| <
N N
Also: |a − b| 6 |a − xn | + |xn − b| falls n > n2
| {z } | {z }
1 1
<N <N
2
⇒ |a − b| < ⇒ a = b, da N ∈ N+ beliebig 2
N
• Ist a Limes von (xn ), so schreiben wir:
a = lim xn oder kurz a = lim xn
n→∞
∃s ∈ R mit |xn | 6 s, ∀n
(also: −s 6 xn 6 s, ∀n)
a
?
6 6
xn xm s s+1
s−1 −s
Lemma 2.1.1:
(xn ) konvergiert ⇒ (xn ) beschränkt
Beweis:
Wähle ε = 1
⇒ ∃n0 : n > n0 ⇒ |xn − a| < 1 wobei a = lim xn .
Sei di = |xi − a| und sei d = max{d0 , d1 , · · · , dn0 ,1 }
⇒ a − d 6 xn 6 a + d ∀n
⇒ (xn ) beschränkt
2
21
2 Folgen 08.11.2006
Lemma 2.1.2:
(xn ) beschränkte Folge o
⇒ (xn · yn ) NF
(yn ) NF
Bemerkung:
• Müssen |xn · yn − 0| abschätzen:
|xn ·yn | = |xn | ·|yn | : ∃s ∈ R>0 : |xn | 6 s, ∀n, da (xn ) beschränkt.
|{z}
6s
⇒ |xn · yn | 6 s · |yn |
ε
• Möchten s|yn | < ε : s > 0 : |yn | <
s
ε
wegen 0 = lim yn folgt: ∃n0 ⇒ |yn − 0| < , falls n > n0 ;
n→∞ s
also: ∀ε > 0 ∃n0 : n > n0 ⇒ |xn · yn − 0| < ε
Bemerkung:
Sei (zn ) eine Folge. Dann gilt:
Beweis:
Sei a := lim xn und b := lim yn . Dann gilt:
ii) einfach
22
2 Folgen 09.11.2006
Beachte:
lim xn = a o (xn − a) NF o ((xn − a)yn ) NF :
⇒ ⇒
(yn ) konvergent (yn ) beschränkt lim ((xn − a)yn ) = 0
analog: a(yn − b) NF
¡ ε ε¢
⇒ ∃n0 mit n > n0 ⇒ |(xn − a)yn | < und |a(yn − b)| <
2 2
ε ε
⇒ |xn · yn − a · b| < + = ε
2 2
iv) analog
2
Beispiel:
3n2 + 4n + 5
Sei (xn )n∈N mit xn =
4n2 + 5n + 6
à ! à !
4 5
3n2 + 4n + 5 3+ n + n2
Berechne: lim xn = lim = lim 5 6
n→∞ n→∞ 4n2 + 5n + 6 n→∞ 4+ n + n2
→ Nenner und Zähler separat betrachten:
à ! à ! à ! à !
4 5 5 6
, 2
, , sind alles NF
n n n n2
à !
3 + n4 + n52 Satz 3 + 0 + 0 3
lim 5 6 = =
n→∞ 4 + n + n2 4+0+0 4
Bemerkung:
µ ¶
0
=1
0
Lemma 2.1.3:
µ ¶
n 1 1
lim = , k∈N
n→∞ k nk k!
Beweis:
µ ¶
n 1
• k=0: = =1 X
0 0!
| {z }
=1
23
2 Folgen 09.11.2006
a
xn+1
?
xn 6 6
a−ε a+ε
µ ¶
n 1 n · (n − 1) · · · (n − k + 1) 1
• k>0: · k = ·
k n n
| · n{z· · · n} k!
n Faktoren
µ ¶
n 1 n (n − 1) (n − 2) (n − k + 1) 1
xn := · k = · · ··· · =
k n n n n n k!
³ 1´ ³ 2´ ³ k − 1´ 1
=1· 1− · 1− ··· 1 − ·
| {z n } | {z n } | {z n } k!
→1 →1 →1
1 1
⇒ lim = 1 · 1 · · · 1 · =
xn →∞ k! k!
2
xn 6 xn+1 , ∀n
Gilt sogar
xn < xn+1 , ∀n,
so heisst (xn ) streng monoton wachsend .
Analog definieren wir (streng) monoton fallend .
Eine Folge , die entweder monoton wachsend oder monoton fallend ist, heisst
monoton.
Beispiel:
konstante Folgen sind monoton
Satz 2.1.2:
Ist (xn ) monoton und beschränkt, so ist (xn ) konvergent.
Beweis:
Sei a = sup {xn | n ∈ N}
| {z }
beschränkte
Menge in R
Annahme: (xn ) ↑
xn 6 a, ∀k
24
2 Folgen 09.11.2006
Fall 1: kein xn ∈ [a − ε, a + ε]
⇒ a − ε ist obere Schranke für {xn | n ∈ N}
⇒ Widerspruch, da a = sup {xn | n ∈ N}
Fall 2: ∃n0 mit xn0 ∈ [a − ε, a + ε]
⇒ a − ε 6 xn0 ¡6 a 6 a + ε ¢
⇒ n > n0 ⇒ (xn > xn0 ) ∧ (xn 6 a)
⇒ a − ε 6 xn0 6 xn 6 a
⇒ |xn − a| < ε
2
Beispiel:
n
X 1
Sei xn = , dann ist xn konvergent.
k!
k=0
Beweis:
Satz
Da (xn ) monoton und nach oben beschränkt ⇒ (xn ) konvergent 2
³X n
1´
e := lim ∈R
n→∞ k!
k=0
| {z }
X∞
1
=:
k!
k=0
Bemerkung:
1
• Wegen 1 + 1 + 6 xn 6 3, n > 2
| {z 2}
=2.5
⇒ 2.5 6 e 6 3
25
2 Folgen 09.11.2006
2.1.2 Teilfolgen
Definition 2.1.9: (Teilfolge)
Satz 2.1.3:
(xn ) konvergent, (xnj )j∈N eine Teilfolge
Beweis:
Sei a = lim xn . Dann gilt:
∀ε > 0 ∃m : n > m ⇒ |xn − a| < ε
Beachte: wegen 0 6 n0 < n1 < n2 6 . . . ist nj > j
Also folgt: ∀ε > 0 ∃m : k
|>{z m} ⇒ |xk − a| < ε
| {z }
nk >k>m |xnk −a|<ε
⇒ lim xnk = a 2
n→∞
Lemma 2.1.4:
Sei ~ ein HP der Folge (xn ). Dann ∃ Teilfolge (xnj ) mit Limes ~
Beweis:
Beweis:
Idee: Wir konstruieren eine monotone Teilfolge (beschränkt, also konver-
gent).
Sei (xn ) die gegebene Folge. Sei A := {n ∈ N | xn > xj , ∀j > n}
Fall 1: A unendlich: A = {n0 , n1 , . . .}, ni+1 > ni , ∀i ∈ N
⇒ xni > xni+1 , denn ni ∈ A und ni+1 > ni
⇒ (xni ) ↓
26
2 Folgen 13.11.2006
xn0 +1 − 1 xn0 +1 + 1
xn0 +1
Satz 2.1.5:
Für reelle Folgen (xn ) gilt:
Beweis: ”⇒”
Sei (xn ) eine CF.
Behauptung: Dann ist (xn ) beschränkt.
Wähle ε = 1:
∃n0 : n, m > n0 ⇒ |xn − xm | < 1
z.B. für m = n0 + 1 : |xn − xn0 +1 | < 1 falls n > n0
⇒ (xn ) ist beschränkt 2
∃n0 : n, nj > n0 :
|xn − a| 6 |xn − xnj | + |xnj − a| < ε
| {z } | {z }
ε ε
< <
2 2
also: n > n0 ⇒ |xn − a| < ε 2
27
2 Folgen 13.11.2006
Beweis: ”⇐”
Sei (xn ) konvergent: a = lim xn . Dann gilt:
n→∞
|xi − xj | 6 |xi − a| + |xj − a|
|{z}
4−U ngl.
ε ε
⇒ ∃n0 mit i > n0 ⇒ |xi − a| < und j > n0 ⇒ |xj − a| <
2 2
ε ε
⇒ |xi − xj | 6 + =ε 2
2 2
⇒ H 6= ∅ (Bolzano-Weierstrass)
⇒ ∃ sup H, inf H.
Satz 2.1.6:
Sei (xn ) eine beschränkte Folge. Dann gilt:
Beweis: ”⇒”
Sei (xn ) konvergent: a = lim xn
⇒ a ein HP (vgl. Definitionen!)
⇒ lim inf xn 6 a 6 lim sup xn Behauptung: Es kann nicht sein, dass
a < lim sup xn
a−ε a+ε
? ?
a
28
2 Folgen 13.11.2006
Beweis: ”⇐”
Sei lim sup xn = lim inf xn =: b
⇒ H = {b}
Behauptung: lim xn = b
b−ε b+ε
? ?
b
?
enthält alle Folgenglieder bis auf endlich viele
Wäre dies nicht so, so würden unendlich viele Folgenglieder ausserhalb des
Intervalls ]b − ε, b + ε[ liegen.
⇒ Da (xn ) beschränkt, würde dann ein HP existieren ausserhalb dieses
Intervalls
⇒ Widerspruch da H = {b} 2
Satz 2.1.7:
³ 1 ´n
lim 1 + =e
n→∞ n
Beweis:
Wir hatten definiert:
³X
n
1´
e = lim
n→∞ k!
k=0
Sei ³ 1 ´n
xn := 1 + (n > 0)
n
und
n
X 1 1 1 1
yn := = 1 + + + ··· +
k! 1! 2! n!
k=0
n n
n an−1 b + · · · + |{z}
(a + b) = a + |{z} n abn−1 + bn
=(n
1) =(n−1
n
)
(”Binomialformel”)
n
X µ ¶
n n−k k n
Es gilt: (a + b) = a b
k
k=0
Zur Erinnerung:
µ ¶ falls
n n(n − 1) · · · (n − k + 1) k6n∈N n!
= = ,
k k! k!(n − k)!
29
2 Folgen 13.11.2006
Es folgt:
³ 1 ´n 1 n(n − 1) 1 n(n − 1) · · · (n − j + 1) 1 1
xn = 1+ = 1+n · + · 2 + · · ·+ · j + · · ·+ n
n n
| {z } | 2 {z n } j! n n
| {z }
=1
1(1 − n1 ) 1(1 − 1
)(1 − 2
) · · · (1 − j−1
= n n n )
=
2 j!
1 1 1
61+1+ + ··· + + ··· + = yn
2! j! n!
Also: xn 6 yn , n > 1
wegen (yn ) ↑ und lim yn = e : xn 6 e ∀n > 1
Behauptung: (xn ) ↑
³ 1 ´
³ 1 ´n+1 n+1 1 1−
xn+1 = 1+ =1+ + n + 1 +···
n+1 n+1 2
| {z } | {z }
=1 1(1 − n1 )
>
2
³ 1 ´³ 2 ´ ³ j −1´
1 1− 1− ··· 1 −
+ n+1 n+1 n + 1 +··· > x
n
j!
| {z }
1(1 − n1 )(1 − n2 ) · · · (1 − j−1
n )
>
j!
2
Wähle festes j 6 n :
µ ¶ µ ¶
n 1 n 1
⇒ xn > 1 + 1 + + · · · +
2 n2 j nj
30
2 Folgen 15.11.2006
2.2 Folgen in Rn
f: N / Rn
∈
j / f (j)
Beispiel:
n = 2; R2 = C :
Folge in R2 ↔ Folge in C (”komplexe Folge”)
n=2:
R2
6
x1
√
d x2 d = x1 2 + x2 2 = |x|
- d: ”Euklidischer Abstand”
Die Definitionen ”Folge”, ”HP” und ”Limes” übertragen sich nun wörtlich:
31
2 Folgen 15.11.2006
Bemerkung:
• Skalarprodukt ist distributiv:
(x + y) · z = x · z + y · z
³ ´
(xi + yi )zi = xi zi + yi zi , 1 6 i 6 n
• z = (z1 , . . . , zn ), λ ∈ R
⇒ λ · z := (λz1 , . . . , λzn ) =: z · λ
n
X √
2 √
• x·x= xi 2 = |x| (⇒ |x| = x·x= x2 )
i=1
x, y ∈ R ⇒ |x · y| 6 |x| · |y|
Beweis:
Sei x = (x1 , . . . , xn ), y = (y1 , . . . , yn ).
X n
Sei weiter ϕ(t) = (txi + yi )2 , t ∈ R
i=1
⇒ ϕ(t) > 0
n
X
Es gilt: ϕ(t) = (t2 x2i + 2txi yi + yi2 )
i=1
2 2
⇒ ϕ(t) = t2 |x| + 2t(x · y) + |y|
1. Fall: x = 0 := (0, 0, . . . , 0) :
Cauchy-Schwarz gilt, da |x · y| 6 |x| ·|y|
| {z } |{z}
=0 =0
32
2 Folgen 15.11.2006
x, y, z ∈ Rn : |x − y| 6 |x − z| + |y − z|
Beweis:
Sei a = x − z, b = z − y
⇒a+b=x−y
2
|a + b| = (a + b) · (a + b) = |{z}
a · a + a · b + b · a + |{z}
b·b
| {z }
=|a|2 =2·(a·b) =|b|2
2 2 2 2 2
⇒ |a + b| = |a| + 2(a · b) + |b| 6 |a| + 2|a| · |b| + |b|
| {z }
(|a|+|b|)2
2 2 2
⇒ |a + b| = |x − y| 6 (|x − z| + |z − y|)
⇒ |x − y| 6 |x − z| + |z − y|
x Länge |x − z|
* ¼
z
0 *
z? Länge |y − z|
Länge |x − y| y
Satz 2.2.3:
Sei (xj ) eine Folge in Rn mit Komponentenfolgen (xjk )j∈N (n solche Folgen:
1 6 k 6 n).
Dann konvergiert (xj ) ⇔ alle Komponentenfolgen konvergieren und
¡ ¢
lim xj = lim xj1 , lim xj2 , . . . , lim xjn
j→∞ j→∞ j→∞ j→∞
Beweis: ”⇒”
Sei a = lim xj = (a1 , . . . , an )
Behauptung: ak = lim xjk , 1 6 k 6 n
j→∞
¡ ¢
a = lim xj ⇒ ∀ε > 0 ∃n0 : j > n0 ⇒ |xj − a| < ε
v
uX q
u n 2 2
Beachte: |xj − a| = t (xjk − ak ) > (xj1 − a1 ) = |xj1 − a1 |
k=1
33
2 Folgen 16.11.2006
Beweis: ”⇐”
Sei ak = lim xjk , 1 6 k 6 n
j→∞
ε
⇒ ∀ε > 0 ∃mk : j > mk ⇒ |xjk − ak | < (1 6 k 6 n)
n
Wähle n0 = max {m1 , m2 , . . . , mn }
⇒ ∀ε > 0 ∃n0 :
(?)
j > n0 ⇒ |xj − a| 6 |xj1 − a1 | + · · · + |xjn − an | < ε
| {z } | {z }
ε ε
< <
n n
⇒ a = lim xj 2
j→∞
Beweis:
∃ Teilfolge (xji )i∈N von (xj ) so, dass (xji 1 )i∈N konvergent. Nun exis-
tiert Teilfolge von (xji )i∈N so, dass 2. Komponente konvergent. etc. ⇒
Behauptung folgt 2
Satz 2.2.5:
34
2 Folgen 16.11.2006
Beweis:
”gleich” wie im Falle n = 1 2
Funktionenfolge:
F : N / AB
∈
∈
j / F (j)
wobei F (j) =: fj .
Im folgenden häufig A = R (oder C oder Rn ).
Wir schreiben häufig X für R, C oder Rn .
Bemerkung:
lim fj (b) = g(b) heisst:
¡ ¢
∀ε > 0 ∃n0 : j > n0 ⇒ |fj (b) − g(b)| < ε b fest, n0 = n0 (ε, b)
Beispiel:
Betrachte die Funktionen fn : R −→ R, n ∈ N+ mit Graphen
Graph (fn )
9
-
1 1
2n n
35
2 Folgen 16.11.2006
0, x∈/ [0, n1 ]
1
fn (x) = 2nx, x ∈ [0, 2n ]
1 1
−2nx + 2, x ∈ [ 2n , n ]
⇒ lim fn = 0 g(x) = 0, ∀x
n→∞
| {z }
glm
fn −−→ 0 ?
Behauptung: Die Konvergenz ist nicht gleichmässig:
1
angenommen sie ist gleichmässig: Wähle ε = (Widerspruch)
2
1
∀ε > 0 ∃n0 ∀b ∈ B : n > n0 ⇒ |fn (b) − 0| < ?
| {z } 2
Maximum (b∈R): 1
glm
fn −→ g (fn , g : R −→ R)
6
Legende:
Graph (fn ) n >> 0
Graph g
ε-Schlauch
-
ϕ
1 Graph (fn )
¾ Graph (g)
¼
- ε-Schlauch
Abbildung 21: Für n genügend gross ist Graph(fn ) im ε-Schlauch von Graph(g)
Beispiel:
(fn ) mit
fn : [0, 1] /R
n∈X
∈
∈
x / xn
36
2 Folgen 16.11.2006
6 Graph (fn )
glm.
(fn ) −→ g? Nein!
- ε-Schlauch 1
ε<
2
Beispiel:
fn : R /R
∈
∈
n∈N
x / x+ 1
n
⇒ lim fn (x) = x = Id(x) lim fn = Id
n→∞
Legende:
6
Graph Id
Graph fn
ε-Schlauch
-
Bemerkung:
¡ ¢
Ist (fj ) eine C-Folge, so ist für jedes a ∈ A die X-Folge fj (a) j∈N eine
C-Folge.
37
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 16.11.2006
Beweis:
i) (fj ) konvergiert punktweise, denn
¡ ¢
∀a ∈ A ist fj (a) j∈a eine C-Folge in X, also
∃ lim fj (a).
n→∞
Sei g(a) := lim fj (a)
j→∞
glm
ii) Behauptung: fj −→ g
N ∈N
Es gilt: |fj (x) − g(x)| 6
4−U ngl.
ε ε
|fj (x) − fj+N (x)| + |fj+N (x) − g(x)| < + =ε
| {z } | {z } 2 2
ε ε
< falls j > n0 (ε) < falls N > n1 (ε, x)
2 2
falls j > n0 (ε)
2
ξ A
Beispiel:
A = [0, 1[ ⊂ R [0, 1[ = {x ∈ R | 0 6 x < 1}
0 ein HP
1 ein HP
alle ξ ∈ [0, 1] sind HPe
Beispiel:
A = {0} ∪ [2, 5] ⊂ R
HP(A) = [2, 5] Menge aller Häufungspunkte von A
0 ∈ A kein HP von A
38
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 20.11.2006
Bemerkung:
• für A ⊂ R gilt:
ξ ∈ HP (A) :⇔ ∀ε > 0 : (A \ {ξ}) ∩ [ξ − ε, ξ + ε] 6= ∅
• für A ⊂ X (d.h. C oder Rn ) gilt:
ξ ∈ HP (A) :⇔ ∀ε > 0 : (A \ {ξ}) ∩ {x ∈ X | |x − ξ| 6 ε} 6= ∅
Beispiel:
A = {0} ∪ [1, 2[ ⊂ A = {0} ∪ [1, 2]
Definition 3.1.3:
- ist B ⊂ R und B = B so heisst B abgeschlossen
(analog für B ⊂ X)
Beispiel:
Wähle A = R oder A = ∅ : A ⊂ R
⇒ A ist offen und abgeschlossen in R
Satz 3.1.1:
R ⊃ A. Dann gilt:
ξ ∈ R ein HP von A ⇔ ∃(xi ) mit xi ∈ A − {ξ} und lim xi = ξ
Beweis:
1
00
⇒00 : Wähle ε = , i ∈ N+
i
1
⇒ ∃ xi ∈ A − {ξ} mit |xi − ξ| <
i
⇒ lim xi = ξ
00
⇐00 : Ist ξ kein HP so ∃ ε > 0 mit (A − {ξ}) ∩ [ξ − ε, ξ + ε] = ∅
- (a, b] = [a, b]
39
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 20.11.2006
Definition 3.1.4:
f
R ⊃ A −→ R, ξ ∈ HP (A). Sei a ∈ R :
lim f (x) = a :⇔ ∀ ε > 0 ∃ δ > 0 : 0 < |x − ξ| < δ ⇒ |f (x) − a| < ε
x→ξ
Lemma 3.1.1:
f
R ⊃ A −→ R, ξ ∈ HP (A), a ∈ R. Dann gilt
lim f (x) = a ⇔ ∀ (xi ) mit xi ∈ A − {ξ} und lim xi = ξ : lim f (xi ) = a
x→ξ i→∞
Beweis:
00
⇒00 Sei (xi ) eine Folge in A − {ξ} mit lim xi = ξ
00
⇐00 ähnlich
2
Beispiel:
(Unter Verwendung von Eigenschaften von sin etc., die wir später streng
beweisen)
sin x sin x
Es gilt: lim = 1, d.h. betrachte f (x) = mit
x→0x x
D(f ) =: A = R − {0} ⊂ R, 0 ∈ HP (A) : lim f (x) = 1
x→∞
¯ sin x ¯
Brauchen Abschätzung von ¯ − 1¯ für 0 < |x| < ε (Zu
x
¯ sin x ¯
zeigen: ∀ ε ∃ δ : 0 < |x| < δ ⇒ ¯ − 1¯ < ε )
x
Beweis:
sin x
Zu zeigen: ∀ ε ∃ δ : 0 < |x| < δ ⇒ | − 1| < ε
x
Flächeninhalt: 6 tan x
x
2 ¾
¸ -
tan x
2
sin x
sin x
⇒1> >
|{z} cos x > cos2 x = 1 − sin2 x > 1 − x2
x |{z}
0<cos x<1 0<sin x<x
40
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 22.11.2006
sin x π
⇒1> > 1 − x2 gilt auch für − < x < 0 da
x 2
2 2 sin x sin (−x)
x = (−x) , =
x (−x)
¯ sin x ¯ π
⇒¯ − 1¯ < x2 falls 0 < |x| <
x 2
¯ sin x ¯
Also lim xn = 0 mit xn 6= 0 ∀n : ¯ − 1¯ < xn 2 falls n > n0
n→∞ x
sin xn
lim xn 2 = 0 ⇒ lim =1
n→∞ xn
2
Uneigentliche Limites
- Wir schreiben lim = +∞(= ∞) falls für jedes M ∈ R gilt:
xn →∞
∃n0 (M ) : n > n0 ⇒ xn > M
Also: lim xn = ∞ beschreibt eine gewisse Art von Divergenz
n→∞
analog: lim xn = −∞
n→∞
Beispiel:
Rein intuitiv - kein Beweis:
1
Sei f (x) = 2 x definiert falls x 6= 0: D(f ) = R − {0} ⊂ R
1
lim 2 x = 1
x→−∞
1 1 1
lim− 2 x = 0, lim+ 2 x = ∞, lim 2 x = 1
x→0 x→0 x→∞
y
1
6 Graph f (x) = 2 x
)
- x
41
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 22.11.2006
Dann heisst a rechtsseitiger Limes von f in ξ, falls für jede Folge (xj ) in
A ∩ (ξ, ∞) mit lim xj = ξ gilt:
lim f (xj ) = a. Wir schreiben dann: lim+ f (x) = a.
x→ξ
Beispiel:
|x| |x|
lim = −1, lim =1
x→0− x x→0+ x
6
|x|
x
-
|x|
x
−1
Bemerkung:
Ist lim f (x) = a dann ist auch lim− f (x) = a
x→ξ x→ξ
¡ ¢
falls ξ ∈ HP (A ∩ (−∞, ξ)
Analog: für lim+ f (x)
x→ξ
Beispiel:
1 f
Sei f (x) = 2 x · sin x1 , R ⊃ A = D(f ) = {x ∈ R|x 6= 0} −→ R
lim f (x) ?
x→0±
sin ( x1 )
sin (x)
6
+
°
-
1
Nullstellen bei x = kπ, k ∈ Z (k 6= 0)
42
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 22.11.2006
1
⇒x= kπ , k ∈ Z − {0}
y
1
6 Graph f (x) = 2 x
)
- x
1
Abbildung 29: Graph (2 x ) (vgl. oben)
1 1
⇒ lim− 2 x sin ( ) = 0
x→0 x
∃(xn ), xn > 0 mit lim xn = 0 mit sin ( x1n ) = 1, ∀ n.
n→∞
¡ 2 ¢
z.B. xn :=
(4n + 1)π
1 1
⇒ lim 2 xn · sin ( ) = +∞, aber ∃ auch (yn ) mit yn > 0 und lim yn = 0
n→∞ xn
und sin ( y1n ) = −1, ∀ n
¡ 2
¢
z.B.yn := (4n−1)π
1 1
⇒ lim 2 yn · sin ( ) = −∞
n→∞ yn
1 1
⇒ lim 2 x · sin ( ) @ (es existiert auch nicht im uneigentlichen Sinn).
x→0+ x
3.2 Stetigkeit
Definition 3.2.1:
f
Gegeben R ⊃ A −→ R (also D(f ) = A, Z(f ) = R)
Ferner sei ξ ∈ A. Dann heisst f stetig in ξ ⇔
Beispiel:
f: R /R
f = Id
∈
x /x
ξ ∈ R: Müssen zeigen:
∀ε > 0∃ δ : |x − ξ| < δ ⇒ |x − ξ| < ε
Nämlich: Wähle δ(ε) = ε ⇒ Id stetig in allen Punkten ξ ∈ R
f
Allgemein: R −→ R, f stetig in allen Punkten ξ ∈ A, dann nennt man
f stetig
Bemerkung:
f
R −→ R : A = D(f )
43
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 22.11.2006
Beispiel:
f
R −→ R f = const (d.h. f nimmt in allen Punkten von A den gleichen
Funktionswert an, etwa c ∈ R)
f (ξ) + ε
I
f (ξ)
Graph f
f (ξ) − ε
∀ε∃δ
-
ξ−δ ξ ξ+δ
Beispiel:
(
|x|
f (x) = x , x 6= 0
0, x=0
ε
−δ δ -
−ε
Bemerkung:
44
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 23.11.2006
Zurückzu f : R −→ R:
F all1 : ξ ∈ HP (A)
ξ ∈ A F all2 : ξ ∈ / HP (A) d.h. ∃ t > 0 mit (ξ − t, ξ + t) ∩ A = {ξ}
(so ein ξ heisst isolierter Punkt von A)
Beispiel:
A = {1} ∪ (2, 3] : 1 ∈ A ist ein isolierter Punkt
Lemma 3.2.1:
Beweis:
∃ t > 0 : (ξ − t, ξ + t) ∩ A = {ξ}
Beispiel:
f
R ⊃ Z −→ R ⇒ f stetig, denn HP (Z) = ∅ (alle Punkte von Z ⊂ R sind
isoliert)
Lemma 3.2.2:
f : R −→ R, ξ ∈ A Sei ξ ∈ HP (A). Dann gilt:
f stetig in ξ ⇔ ∀(xi ) mit xi ∈ A und lim xi = ξ erfüllen
lim f (xj ) = f (ξ) ⇔ lim f (xi ) = f (lim xi ) (lim xi = ξ)
d.h. wir können den Limes und f vertauschen
Beispiel:
sin (x)
, x 6= 0
Sei f (x) = x
1, x=0
f : R −→ R
45
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 23.11.2006
Beispiel:
f
R ⊃ Q −→ R
( √
1, x < 2
f (x) := √
0, x > 2
Ist f stetig? - Ja!
x0 ∈ Q : f (x0 ) = 1 oder 0
√
Fall 1: x0 < 2 : f (x0 ) = 1 : zu ε > 0 ∃ δ mit
|x0 − ξ| < δ ⇒ |f (x0 ) − f (ξ)| = 0
√
Fall 2: x0 > 2 analog
Satz 3.2.1:
f
R ⊃ A ⇒ R; ξ∈A
g
Seien f und g stetig in ξ
f
Dann sind auch f + g, f − g, f · g stetig in ξ, und auch g falls
g(ξ) 6= 0 (Hierbei bezeichnet f + g die Funktion mit
(f + g)(x) := f (x) + g(x), und analog für f − g, f · g, fg )
Beweis:
f stetig in ξ ⇔ (xk ) Folge in A mit lim xi = ξ ⇒ lim f (xi ) = f (xi );
analog für g.
Es folgt:
lim xi = ξ ⇒ lim (f + g)(xi ) = lim f (xi ) + lim g(xi )
| {z } | {z } | {z }
f (xi )+g(xi ) f (ξ) g(ξ)
| {z }
(f +g)(ξ)
⇒ f + g stetig in ξ
analog für die anderen Fälle 2
Beispiel:
Id : R −→ R stetig. ⇒ Id · Id} stetig
| {z
x7→x2
n
⇒ x 7→ x stetig
⇒ x 7→ c · xn stetig (Produkt der Funktionen x 7→ c und x 7→ xn )
x 7→ a0 + a1 x + . . . an xn
| {z }
Summe von stetigen Funktionen
n
X
Funktion f : R −→ R der Form f (x) = ak xk
k=0
Satz 3.2.2:
⇒ Polynomfunktionen sind stetig
Beispiel:
Seien p, q : R −→ R Polynomfunktionen. Dann ist
p
D( pq ) = {x ∈ R| q(x) 6= 0} also R ⊃ D( pq ) −→ R
q
p
⇒ q stetig in ganzem Definitionsbereich
p
(Eine Funktion der Form q mit p, q Polynomen, heisst rationale Funktion)
46
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 23.11.2006
Satz 3.2.3:
⇒ Rationale Funktionen sind stetig
Bemerkung:
Andere Methode zur Erzeugung von stetigen Funktionen:
fn
Situation: Gegeben R ⊃ A −→ R, n ∈ N.
Also: (fn ) eine Funktionenfolge. Angenommen fn stetig ∀ n und
∃ lim fn =: f Ist dann f stetig?
Antwort: Im allg. Nein!
Beispiel:
fn : [0, 1] /R
∈
∈
x / xn
- fn stetig (Polynom)
- f nicht stetig an der Stelle 1 ∈ [0, 1]
Satz 3.2.4:
Gegeben eine gleichmässig konvergente Funktionenfolge
fn
(fn ), R ⊃ A −→ R, mit fn stetig ∀ n.
Dann ist die Limesfunktion f := lim fn : A −→ R eine stetige Funktion.
Beweis:
Sei ξ ∈ A f stetig in ξ (?)
Abschätzung: |f (x) − f (ξ)|
Also: |f (x) − f (ξ)| 6 |f (x) − fn (x)| + |fn (x) − f (ξ)|
| {z }
6|fn (x)−fn (ξ)|+|fn (ξ)−f (ξ)|
|f (x) − f (ξ)| 6 |f (x) − fn (x)| + |fn (x) − f (ξ)| + |fn (ξ) − f (ξ)| < ε
| {z } | {z } | {z }
ε ε ε
3 3 3
glm.
∃ n0 : n > n0 ⇒ |fn (t) − f (t)| < 3ε , ∀ t ∈ A (da fn −→ f ) und, da fn stetig
in ξ
∃δ(n, ε) : |x − ξ| < δ ⇒ |fn (x) − fn (ξ)| < 3ε
Wähle zuerst festes n > n0 , dann wähle δ = δ(n, ε) 2
Bemerkung:
Anmerkung zu Potenzreihen:
Gegeben Funktionenfolge fn : R −→ R der Form
n
X
fn (x) := ai xi (Polynom). Angenommen ∃ f = lim fn , dann schreiben
i=0
wir
47
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 27.11.2006
∞
X ³X
n ´
f (x) =: ai xi (Potenzreihe); d.h. x ∈ R ⇒ Folge ai x i
i=0 i=0 n∈N
∞
X
i
konvergent gegen f (x) - d.h. ai x ist eine konvergente Potenzreihe
i=0
Satz 3.2.5:
∞
X
Sei f : R −→ R, mit f (x) = ai xi eine konvergente Potenzreihe (Reihe
i=0
konvergent ∀ x ∈ R).
Dann ist f stetig
Bemerkung:
Beweis:
n
X
Sei s > 0. Wir betrachten die Polynome fn (x) = ak xk in [−s, s],
k=0
f (x) = lim fn (x).
n→∞
n
Es gilt: lim an (s + 1) = 0
n→∞
¡ n ¢
an (s + 1) : n-tes Glied der Reihe, für x = s + 1
n 1
⇒ ∃n0 : n > n0 ⇒ |an (s + 1) | < 1 ⇒ |an | < n
(s + 1)
¯ ¯
¯ n+k ¯ n+k
¯ X i¯ X
⇒ |fn+k (x) − fn (x)| = ¯ ai ¯ 6 |ai xi |
¯ ¯
i=n+1 i=n+1
48
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 27.11.2006
Analog:
Satz 3.2.6:
∞
X
Sei ck z k eine komplexe Potenzreihe, die konvergent ist für z = z0 .
k=0
Sei ρ < |z0 |. Dann
¯ konvergiert die Reihe gleichmässig in der Kreisscheibe
Bρ := {z ∈ C ¯ |z| 6 ρ} und stellt dort eine stetige Funktion Bρ −→ C dar.
Beispiel:
∞
X
” Geometrische Reihe ” xk
k=0
∞
X
konvergent, falls |x| < 1. Also ist die Funktion x 7−→ f (x) := xk stetig
k=0
in [−ρ, ρ], ρ < 1.
1
⇒ f stetig in (−1, +1). In diesem Fall ist f (x) =
1−x
³X
n
1 − xn+1 ´
xk =
1−x
k=0
Satz 3.2.7:
Seien A, B, C ⊂ R (oder X).
Seien f : A −→ B, g : B −→ C gegeben mit f stetig in ξ ∈ A und g stetig
in f (ξ).
Dann ist g ◦ f stetig in ξ.
Beweis:
f g
A /B /C
∈
 g(f (ξ))
ξ / f (ξ) Â / | {z }
(g◦f )(ξ)
Beweis:
OBdA: f (a) < f (b) und f (a) < γ < f (c).
Sei M = {x ∈ [a, b] | f (x) < γ} ⊂ [a, b]
⇒ M beschränkt, a ∈ M : M 6= ∅
⇒ ∃ sup (M ) =: s ∈ [a, b] ([a, b] abgeschlossen )
49
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 27.11.2006
Behauptung: f (s) = γ
i) f (s) 6 γ
- falls s ∈ M ⇒ f (s) < γ
- falls s ∈
/ M ⇒ s ∈ HP(M )
⇒ ∃(xi ), xi ∈ M, lim xi = s
⇒ lim f (xi ) = f (s), da f stetig.
Wegen xi ∈ M : f (xi ) < γ
⇒ lim f (xi ) 6 γ
| {z }
f (s)
Satz 3.2.9:
Sei I ⊂ R ein Intervall und f : I −→ R stetig. Sind a, b ∈ I so, dass
f (a) < 0 und f (b) > 0, so hat f eine Nullstelle zwischen a und b.
Beweis:
OBdA: a < b, [a, b] ⊂ I.
Da 0 zwischen f (a) und f (b) ∃c ∈ [a, b] mit f (c) = 0 2
Beispiel:
f (x) = x5 + 100x4 − 27x3 + 625
⇒ f hat Nullstelle in R:
³ 100 27 625 ´
f (x) = x5 1 + − 2 + 5 , x 6= 0
|x x
{z x}
→0 für x→±∞
⇒ ∃ a, b : f (a) < 0, f (b) > 0 2
⇒ ” reelle Polynome von ungeradem Grad haben immer eine reelle Nullstelle ”
Beweis:
OBdA: f ↑ f (a) 6 f (x) 6 f (b), x ∈ [a, b].
Wähle t := inf{f (x) | 0 < x 6 b}
Zeige t = lim f (x) 2
x→a+
Satz 3.2.11:
Ist I ⊂ R ein Intervall und ξ ∈ I ein innerer Punkt,
50
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 29.11.2006
Beweis:
∃ε > 0 mit [ξ − ε, ξ + ε] ⊂ I (ξ ein innerer Punkt von I); oBdA sei f ↑.
Betrachte [ξ, ξ + ε] ⊂ I ⇒ ∃ lim+ f (x) (nach vorigem Satz), oder
x→ξ
[ξ − ε, ξ] ⊂ I ⇒ ∃ lim− f (x).
x→ξ
z.B. lim− f (x) 6 lim+ f (y)
x→ξ x→ξ
¡ ¢
f (x) 6 f (ξ) 6 f (y) falls x 6 ξ 6 y
Zwei Möglichkeiten
Lemma 3.2.3:
f
R ⊃ [a, b] −→ R mit f monoton.
Dann ∃ lim+ f (x) und lim+ f (x)
x→a x→b
Beweis:
Sei f ↑ . Wähle s = inf {f (x) | a < x 6 b} ⇒ s = lim+ f (x).
x→a
¡ ¢
Analog für lim− f (x) = sup {f (x) | a 6 x < b} 2
x→b
Bemerkung:
f
Es gilt für R ⊃ I −→ R monoton, I ein Intervall und ξ ∈ I ein innerer
Punkt:
∃ lim f (x) = η− und ∃ lim f (x) = η+ .
x→ξ − x→ξ +
Ist η− = η+ so ist f stetig in ξ. Im anderen Fall: ” Sprungstelle ”
Korollar 3.2.1:
f
R ⊃ I −→ R. I ein Intervall und f monoton. Dann hat f höchstens
abzählbar viele Unstetigkeitsstellen. (”f ist fast überall stetig” )
Beweis:
∞
[
i) I = [ai , bi ] mit ai+1 6 ai 6 bi 6 bi+1 , ∀i
i=0
([ai , bi ] ⊂ [ai+1 , bi+1 ]).
¯
ii) Hat f ¯[ai , bi ] nur abzählbar viele Unstetigkeitsstellen ∀i, dann auch f
(abzählbare Vereinigung von abzählbaren Mengen ist abzählbar).
iii) Es genügt also, den Fall f : [c, d] −→ R zu betrachten.
OBdA: f ↑, also f (c) 6 f (x) 6 f (d) (für c 6 x 6 d)
k ∈ N+ ; angenommen ∃N Sprungstellen ξ ∈ (c, d) mit
1
lim+ f (x) − lim f (x) >
x→ξ x→ξ− k
51
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 29.11.2006
N
⇒ 6 f (d) − f (c)
k
1
Ak := {Sprungstelle in [c, d] mit Sprung > }
k
ist also endlich, ∀k ∈ N+
∞
[
Ak = { Sprungstellen in [c, d]} ist also abzählbar
k=1
2
Beispiel:
[2, 3] ⊂ R kompakt
(−4, 5] ⊂ R nicht kompakt etc.
Satz 3.2.12:
f
R ⊃ A −→ R f stetig und A kompakt. Dann ist auch Bildmenge f (A) ⊂ R
kompakt.
Beweis:
i) f (A) ist beschränkt:
angenommen f (A) nicht nach oben beschränkt:
∃(yi ) mit yi ∈ f (A) mit lim yi = +∞
Wähle x ∈ A mit f (xi ) = yi , ∀ i ⇒ (xi ) hat konvergente Teilfolge
(xik )k∈N , da A abgeschlossen und beschränkt (vgl.
Bolzano-Weiserstrass)
⇒
¡ f (xik ) = yik definiert konvergente
¢ Folge (yik )k∈N , da f stetig
lim f (xik ) = f ( lim xik )
k→∞ k→∞
aber (yi ) hat keine konvergente Teilfolge, da lim yi = ∞
⇒ Widerspruch
⇒ f (A) nach oben beschränkt
ii) f (A) abgeschlossen:
Sei ξ ∈ HP (f (A)). Zu zeigen: ξ ∈ f (A).
∃ (zi ), zi ∈ f (A) mit lim zi = ξ.
Sei wi ∈ A mit f (wi ) = zi .
∃ konvergente Teilfolge (wij )j∈N zur Folge (wi ).
Sei η = lim wij ∈ A, da A abgeschlossen.
j→∞
Da f stetig: f (η) = f ( lim xij ) = lim f (wij ) = lim zij = ξ
j→∞ j→∞ j→∞
⇒ ξ ∈ f (A)
2
Bemerkung:
Zum Satz von Bolzano-Weierstrass:
Satz: (Repetition)
(xi ) Folge in [a, b] ⇒ (xi ) hat eine konvergente Teilfolge.
Es folgt:
52
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 29.11.2006
Korollar 3.2.2:
f
R ⊃ I −→ R mit f stetig und A kompakt.
Dann ∃ max f und min f
(max f := max{f (x) | x ∈ A}, analog für min f )
Beweis:
f (A) kompakt ⇒ f (A) beschränkt.
⇒ ∃ sup {f (x) | x ∈ A} und da f (A) abgeschlossen:
sup {f (x) | x ∈ A} ∈ f (A)
⇒ max {f (x) | x ∈ A} = sup {f (x) | x ∈ A} existiert. 2
Beispiel:
i) f ein Polynom, A ⊂ R kompakt ⇒ ∃ max{f (x) | x ∈ A}.
(”f hat ein Maximum in A ”)
ii) f (x) = x2 , A = [0, 1) (nicht kompakt)
f (x) < 1, ∀x ∈ A
f hat kein Max in A
iii) f (x) = x2 , A = R: abgeschlossen aber nicht beschränkt.
Offensichtlich @ max f
iv) f : [−1, 1] −→ R
Graph(f ) 6
~
-
53
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 29.11.2006
⇒ @ max f, min f
Definition 3.3.1:
f
R ⊃ I −→ R, ξ ∈ I.
Dann heisst f differenzierbar in ξ ⇔
f (x) − f (ξ)
∃ lim .
x→ξ x−ξ
f (x) − f (ξ) df
Und falls ∃ lim , so schreiben wir dafür f 0 (ξ) oder (ξ)
x→ξ x−ξ dx
und nennen dies die Ableitung von f an der Stelle ξ
Lemma 3.3.1:
f differenzierbar in ξ ∈ I ⇒ f stetig in ξ
Beweis:
Zu zeigen: lim f (x) = f (ξ):
x→ξ
à !
¡ ¢ f (x) − f (ξ)
lim f (x) − f (ξ) = lim (x − ξ) = 0 · f 0 (ξ) = 0 2
x→ξ x→ξ x−ξ
Beispiel:
i) f (x) = x · |x| (f : R −→ R )
Behauptung: f diffbar in 0:
f (x) − f (0) x · |x|
lim = lim =0 X
x→0 x−0 x→0 x
( ⇒ f 0 (0) = 0)
|x|
¾
Graph
-
54
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 30.11.2006
aber f stetig in 0.
6
Graph(yt )
w δ(x)
f (x) − f (ξ)
9
f (ξ) f (x)
Graph(f )
-
ξ x
f (x) − f (ξ)
: Sekantensteigung
x−ξ
f (x) − f (ξ)
lim = f 0 (ξ) heisst Tangentensteigung des Graphen von f in (ξ, f (ξ)). Die
x→ξ x−ξ
Tangente an Graph(f ) in (ξ, f (ξ)) ist per Definitionen der Graph der Funktion
- klein o Konvention:
o(t)
wir schreiben o(t) für eine Funktion von t mit lim = 0, und
t→∞ t
o(0) = 0 ⇒ o(t) stetig in 0.
o(t)
⇒ lim = 0 · 0 = o(0)
t→0 t
| {z }
lim o(t)
t→0
δ(x) = yt (x) − f (x)
55
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 30.11.2006
Lemma 3.3.2:
f
R ⊃ I −→ R, ξ ∈ I
Falls ∃A, B ∈ R mit f (x) = Ax + B + o(x − ξ), dann ist f differenzierbar
in ξ und A = f 0 (ξ).
Beweis:
f (x) − f (ξ) = A(x − ξ) + o(x − ξ)
f (x) − f (ξ) o(x − ξ)
⇒
|{z} =A+
x−ξ x−ξ
x6=ξ
f (x) − f (ξ)
⇒ lim =A+o 2
x→ξ x−ξ
Beispiel:
f linear: f (x) = αx + β
⇒ f diffbar ∀ξ ∈ R und f 0 (ξ) = α, ∀ ξ.
Beweis:
f, g diffbar in ξ:
f (x) = f (ξ) + f 0 (ξ)(x − ξ) + of (x − ξ)
g(x) = g(ξ) + g 0 (ξ)(x − ξ) + og (x − ξ)
¡ ¢
⇒ f (x) ± g(x) = f (ξ) ± g(ξ) + f 0 (ξ) ± g 0 (ξ) (x − ξ) + of (x − ξ) ± og (x − ξ)
| {z }
hat Form Ax+B
mit A=f 0 (ξ)±g 0 (ξ)
Analog:
¡ ¢
f (x)g(x) = f (ξ)g(ξ) + f 0 (ξ)g(ξ) + f (ξ)g 0 (ξ) (x − ξ)
2
+ f 0 (ξ)g 0 (ξ)(x − ξ) + of (x − ξ)g(x) + og (x − ξ)f (x)
| {z }
Behauptung: o(x−ξ)
56
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 30.11.2006
2
f 0 (ξ)g 0 (ξ)(x − ξ)
lim = lim f 0 (ξ)g 0 (ξ)(x − ξ) = 0 X
x→ξ x−ξ x→ξ
of (x − ξ)g(x)
lim = 0 · lim g(x) da g stetig in ξ Ã ∃
x→ξ x−ξ x→ξ
⇒ (f · g)0 (ξ) = f 0 (ξ)g(ξ) + f (ξ)g 0 (ξ) 2
Bemerkung:
Landausches o Symbol:
o(t)
o(t): Funktion von t mit o(0) = 0, lim =0
t→0 t
Beispeilsweise:
i. ϕ(t) = t2
ϕ(t)
ϕ(0) = 0, lim = 0 ”ϕ(t) ist o(t)”
t→0 t
p
ii. ϕ(t) = |t|, t ∈ R ϕ(0) = 0,
ϕ(t)
aber @ lim ”ϕ(t) nicht o(t)”
t→0 t
f
Quotientenregel: R ⊃ I −→ R, g(ξ) 6= 0, f und g diffbar in ξ
g
³ f ´0 f 0 (ξ)g(ξ) − f (ξ)g 0 (ξ)
⇒ (ξ) =
g (g(ξ))2
Beweis:
1 1
Betrachte die Funktion : x 7→
g g(x)
1 1 g(ξ) − g(x)
ξ∈I: − = ok für x nahe bei ξ
g(x) g(ξ) g(x)g(ξ)
1 1
−
g(x) g(ξ) 1 g(ξ) − g(x)
⇒ = ·
x−ξ g(x) − g(ξ) x−ξ
| {z } | {z }
x→ξ 1 x→ξ
−→ −g (ξ)0
−→ 2
g(ξ)
da g stetig in ξ
1 1
−
g(x) g(ξ) g 0 (ξ)
⇒ lim =−
x→ξ x−ξ (g(ξ))2
| {z }
³ 1 ´0
(ξ)
g
f
Es folgt für :
g
³ f ´0 ³ 1 ´0 ³1´ ³ 1 ´0
(ξ) = f · (ξ) = f 0 (ξ) (ξ) + f (ξ) (ξ)
g g g g
f 0 (ξ)g(ξ) − f (ξ)g 0 (ξ)
= 2
(g(ξ))2
Korollar 3.3.1:
f
R ⊃ I −→ R, f eine rationale Funktion
⇒ f diffbar ∀ ξ ∈ I.
Es existiert also f 0 : I −→ R mit f 0 : x 7−→ f 0 (x).
57
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 30.11.2006
Beweis:
f linear ⇒ f diffbar.
Xn
f (x) = ak xk : P olynomf unktion
k=0
Betrachte: ϕ(x) = xk , k ∈ N+
dϕ ¡ ¢
k=1: (x) = 1 = k · xk−1
dx
k > 1 (Induktion): xk = xk−1 · x
³ dϕ k−1 ´
Probiere: Induktion von (x ) = (k − 1)xk−2
dx
dϕ k dϕ k−1 dϕ
⇒ (x ) =
|{z} (x ) · x + xk−1 (x)
Induktion dx dx
P roduktregel |dx{z }
1
à n
!0
X
⇒ ak xk = (a0 + a1 x + a2 x2 + · · · + an xn )0 =
k=0
= a1 + 2a2 x + · · · + nan xn−1 : ein Polynom
p
⇒ f rational: f = , p, q Polynomfunktionen.
q
0 0
p q − pq
⇒ f0 = : wieder rationale Funktion 2
q2
Kettenregel: I, J, K ⊂ R Intervalle
f g
I −→ J −→ K
∈ ∈ ∈
ξ 7−→ f (ξ) 7−→ g(f (ξ))
ξ 7−→ (g ◦ f )(ξ)
| {z }
:= g(f (ξ))
)
f diffbar in ξ ∈ I
⇒ g ◦ f diffbar in ξ und (g ◦ f )0 (ξ) = g 0 (f (ξ)) · f 0 (ξ)
g in f (ξ) diffbar
Beweis:
Betrachte:
g(f (ξ + h)) − g(f (ξ))
¡ ¢
=
|{z} g f (ξ) + f 0 (ξ) · h + o1 (h) − g(f (ξ))
| {z }
f diffbar in ξ t
=
|{z} g(f (ξ)) + g 0 (f (ξ)) · t + o2 (t) − g(f (ξ))
g diffbar in f (ξ)
0
= g (f (ξ)) · t + o2 (t)
| {z }
?
= o(h)
= g (f (ξ))(f 0 (ξ)h + o1 (h)) + o2 (t)
0
o2 (t) ¯ o (t) ¯
¯ 2 ¯
Beachte: lim = 0 : ∀ε > 0 ∃δ : 0 < |t| < δ ⇒ ¯ ¯<ε
t=0 t t
⇒ |o2 (t)| < ε · |t| = ε · |f 0 (ξ)h + o1 (h)|
o2 (h)
⇒ lim =
|{z} 0
h→0 h
t→0 falls h→0
58
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 04.12.2006
Lemma 3.3.3:
f
R ⊃ I −→ J ⊂ R (I, J Intervalle) mit f bijektiv und inverser Funktion
f −1 : J −→ I. Sei ξ ∈ J und f −1 diffbar in ξ sowie f 0 (f −1 (ξ)) 6= 0.
1
Dann ist (f −1 )0 (ξ) = 0 −1
f (f (ξ))
Beweis:
Es gilt f ◦ f −1 = Id.
⇒ (f ◦ f −1 )0 (ξ) |{z}
= f 0 (f −1 (ξ)) ·(f −1 )0 (ξ) = 1 (Ableitung von
| {z }
Kettenregel 6=0
Id : J −→ J, x 7→ x)
1
⇒ (f −1 )0 (ξ) = 0 −1 2
f (f (ξ))
Beispiel:
f √
R ⊃ [0, ∞) −→ [0, ∞) ⊂ R mit f (x) = x2 mit f −1 (x) = x
1 1
⇒
|{z} (f −1 )0 (x) = 0 −1 = √
√ f (f (x)) 2 x
Verwende: f (x)= x
diffbar falls x>0
√
3.0 6 Graph( x)
-
Á
Vertikale Tangente
59
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 04.12.2006
Beweis:
Genauer:
f : [a, b] −→ R stetig mit
i) f (a) = f (b) = 0
ii) f diffbar in (a, b)
Beweis:
Da [a, b] kompakt und f stetig: ∃m = min f, M = max f .
¡ ¢
min f := min {f (x) | x ∈ [a, b]} etc.
also m 6 f (x) 6 M, ∀ x ∈ [a, b] ⇒ m 6 0 6 M .
Fall 1: m = M ⇒ f (x) = 0 ∀ x ⇒ f 0 (x) = 0 ∀ x
Wähle c beliebig in (a, b) : f 0 (c) = 0
Fall 2: (M > 0 oder m < 0) ObdA: M > 0
⇒ ∃ c mit f (c) = M ⇒ a 6= c, b 6= c : a < c < b
¡ ¢
⇒ f diffbar in c ii) und c lokale Extremalstelle
⇒ f 0 (c) = 0 vgl. oben 2
60
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 04.12.2006
f (a)
-
6a c b
f (b)−f (a)
Steigung b−a
Beweis:
³ f (b) − f (a) ´
Betrachte: g(x) := f (x) − f (a) + · (x − a)
b−a
| {z }
diffbar (linear)
¡ ¢
⇒ g(a) = f (a) − f (a) + 0 = 0
³ f (b) − f (a) ´
g(b) = f (b) − f (a) + (b − a) = 0
b−a
⇒ g diffbar in (a, b)
³ f (b) − f (a) ´
⇒ ∃ c ∈ (a, b) mit g 0 (c) = 0, aber g 0 (x) = f 0 (x) −
Rolle b−a
³ f (b) − f (a) ´
Mit x = c : 0 = f 0 (c) −
b−a
f (b) − f (a)
⇒ f 0 (c) = 2
b−a
Beispiel:
f
i) R ⊃ I −→ R mit f 0 (x) = 0 ∀x ∈ I
⇒ f ist konstant (”f = const”)
Beweis:
Sei a ∈ I ein innerer Punkt und b ein anderer innerer Punkt:
∃ c zwischen a und b
f (b) − f (a)
mit f 0 (c) = : f (b) − f (a) = f 0 (c)(b − a)
b−a | {z }
0
⇒ f (b) = f (a)
⇒ f (x) = f (a) ∀ x ∈ I
(auch in Randpunkten, da f stetig, denn f diffbar nach
Voraussetzung) 2
f
ii) R ⊃ I −→ R mit f 0 > 0 (d.h. f 0 (x) > 0 ∀ x).
⇒ f streng monoton wachsend.
Beweis:
a < b, a, b ∈ I : ∃c ∈ (a, b) mit
f 0 (c) (b − a) = f (b) − f (a) > 0
| {z } | {z }
>0 >0
61
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 06.12.2006
6
(cos (x), sin (x))
Einheitskreis sin x
⇒ lim =1
x→0 x
(vgl. früher)
Lemma 3.3.4:
cos x − 1
lim =0
x→0 x
Beweis:
³x x´ ³x´ ³x´ ³x´
cos(x) = cos + = cos2 −sin2 = 1 − 2 · sin2
2 2 | {z 2 } 2 2
1−sin2 ( x
2)
sin x
• lim =1
x→0 x
cos x − 1
• lim =0
x→0 x
Sinus:
sin (x + h) − sin x
sin0 x = lim
h→0 h
62
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 06.12.2006
⇒ sin0 x = cos x
Cosinus:
cos (x + h) − cos x
cos0 x = lim
h→0 h
cos (x + h) − cos x = cos x cos h − sin x sin h − cos x =
= cos x(cos h − 1) − sin x sin h
⇒ cos0 x = − sin x
⇒ cos00 x = − cos x
cos000 x = sin x
cosiv x = cos x
Analog:
sin(n) x = sin(n+4) x
Tangens:
sin x
tan x =
cos x
n (2k + 1)π ¯ o
¯
Definitionsbereich: R \ ¯k ∈ Z
| 2{z }
Vereinigung von Intervallen
³ sin x ´0 0
sin x · cos x − cos0 x sin x
tan0 x = =
|{z} =
cos x cos2 x
Quotientenregel
2 2
cos x + sin x 1
= = = 1 + tan2 x
cos2 x cos2 x
⇒ tan0 x = 1 + tan2 x
³ ´
(f (x)2 )0 = 2f (x)f 0 (x)
⇒ tan(n) ist ein Polynom in tan und insbesondere ist tan unendlich oft
diffbar
Cotangens:
cos x 1
cot x := =
sin x tan x
63
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 06.12.2006
⇒ D(cot) = R \ {kπ | k ∈ Z}
³ cos x ´0 cos0 x · sin x − cos x · sin0 x
cot0 x = = =
sin x sin2 x
−sin2 x − cos2 x 1
= = − 2 = −1 − cot2 x
sin2 x sin x
Beispiel:
(Graph von tan)
tan0 (x) = 1 + tan2 x > 1 > 0
tan ↑ (streng) auf jedem Intervall:
tan hat Periode π
Lemma 3.3.5:
Beweis: (Zwischenwertsatz!)
Wähle a, b ∈ A, a < b. Dann ist f (a) < f (b) oder f (a) > f (b).
Sei f (a) < f (b)
Behauptung: Dann ist f ↑.
Wähle u, v ∈ A mit u < v.
Zu zeigen: Dann ist f (u) < f (v)
64
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 07.12.2006
Satz 3.3.4:
f : A −→ B bijektiv und stetig mit A, B Intervalle.
Dann ist f −1 : B −→ A auch stetig
Beweis:
¡
f stetig, bijektiv
¢ ⇒ f monoton ⇒ ∃ einseitige Limites ⇒ f stetig in
Randpunkten.
Sei c ∈ B ein innerer Punkt und f ↑ (streng) oder f ↓ (streng);
oBdA: f ↑
⇒ f −1 auch ↑:
Sei c < d, c, d ∈ B, und f −1 (c), f −1 (d) ∈ A
Angenommen: f −1 (c) > f −1 (d)
⇒ f (f −1 (c)) > f (f −1 (d)).
| {z } |{z} | {z }
c f monoton ↑ d
⇒ Widerspruch, denn c < d;
also f −1 (c) < f −1 (d), also ist f 0−1 ↑
⇒ f −1 hat einseitige Limites.
Sei nun b ∈ B ein innerer Punkt:
lim f −1 (x) =: η− 6 f −1 (b) 6 lim+ f −1 (x) =: η+
x→b− x→b
| {z }
∃f monoton
x<b ⇒ f −1 (x)<f −1 (b)
x>b ⇒ f −1 (b)<f −1 (x)
Zu zeigen: η− = η+
¡ ¢
Es gilt: f (η− ) = f lim f −1 (x) |{z}= lim f (f −1 (x)) = b
x→b− x→b− | {z }
f stetig =x
¡ ¢
Analog: f (η+ ) = f lim f −1 (x) |{z} = lim f (f −1 (x)) = b
x→b+ x→b+
f stetig
⇒ η− = η+ da f bijektiv; analog falls b ein Randpunkt. 2
Beispiel:
Satz 3.3.5:
Sei f : A −→ B bijektiv und diffbar (also insbes. stetig). Sei b ∈ B so, dass
f 0 (f −1 (b)) 6= 0.
Dann ist f −1 diffbar in b und
1
(f −1 )0 (b) =
f 0 (f −1 (b))
Beweis:
b∈B
f −1 (b + h) − f −1 (b)
⇒ (f −1 )0 (b) = lim (?)
h→0 ~
65
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 07.12.2006
wobei
f −1 (b + ~) = f −1 (b) + ε(~)
(ε(~) ist durch diese Gleichung definiert ! )
Sei a = f −1 (b) : (b = f (a))
¯
Also: f −1 (b + h) = a + ε(~) ¯f ( )
⇒ b + ~ = f (a + ε(~))
⇒ ~ = f (a + ε(~)) − |{z} b
f (a)
In (?) einsetzen:
a + ε(~) − a
(f −1 )0 (b) = lim
~→0 f (a + ε) − f (a)
¡ ¢
ε(~) : stetige Funktion in ~ ε(~) = f −1 (b + h) − a und ε(0) = 0
ε(~) ε 1
⇒ lim = lim = =
~→0 f (a + ε(~)) − f (a) ε→0 f (a + ε) − f (a) |{z} f 0 (a)
OK, da
f 0 (a)6=0
1
2
f 0 (f −1 (b))
sin x
6
-
− π2
− π2 π
2
cos x
6
66
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 07.12.2006
sin x
61
− π2 −1 π
2
arcsin x
6
π
2
-
−1 1
− π2
arcsin0 x
6
1
-
−1 1
ii) arccos:
Betrachte: cos : [0, π] −→ [−1, 1]
cos0 (x) = − sin (x) 6 0 für x ∈ [0, π] : cos ↓
bij
in [0, π] : cos : [0, π] −→ [−1, 1]
⇒ ∃ stetige Funktion:
arccos : [−1, 1] −→ [0, π] (↓)
cos0 x 6= 0 für x ∈ (0, π) :
1 1 1
arccos0 x = = = √ Graphen:
cos0 (arccos x) − sin (arccos x) − 1 − x2
67
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 07.12.2006
cos x
61
−1
(π, −1)
(−1, π) arccos x
6
−1 1
-
arccos0 x
6
−1 1
-
−1
⇒ arcsin0 x + arccos0 x = 0
π
⇒ arcsin0 x + arccos0 x = const =
2
arcsin x
Einheitskreis
6 (cos ϕ, sin ϕ)
¼
ϕ - arccos x
K
(x, 0)
3.3.6 Potenzfunktionen
Px : x 7−→ xn , n ∈ N+
(xn )0 = n · xn−1 > 0 für x > 0
Pn : [0, ∞) −→ [0, ∞) ist also ↑
68
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 07.12.2006
1 √
Wir schreiben auch x n für n x
d 1 1 1 1 −( n−1 ) 1 1
⇒ (x n ) = 1 n−1
= n−1 = · x n = · x n −1
dx n · (x n ) n·x n n n
Etwas allgemeiner: r ∈ Q
p
⇒ r = , p ∈ Z, q ∈ N+
q
Definition 3.3.3:
¡ 1 ¢p √ p
xr = x q = ( q x)
d −n d ³ 1 ´ 0 · xn − 1 · nxn−1
Beachte: n ∈ N+ ⇒ (x ) = =
|{z} 2 =
dx dx xn (xn )
Quotienten-
regel
= −n · xn−1−2n = −n · x−n−1
d p
Also: p ∈ Z ⇒ (x ) = pxp−1
¡ dx ¢
immer x0 := 1 KONVENTION
d r d ¡ pq ¢ d ³¡ q1 ¢p ´ d ³ ¡ ¢´
Dann folgt: (x ) = x = x = α β(x)
dx dx dx dx
1
0 1 1
−1
Wobei β(x) = x q ⇒ β (x) = · x q
q
und α(x) = xp ⇒ α0 (x) = p · xp−1
d r ¡ ¢ ¡ 1 ¢p−1 1 1
⇒ (x ) = α0 β(x) · β 0 (x) = p · x q · · x q −1 =
dx q
p p−1 1−q p p−1+1−q p p
= ·x q ·x q = ·x q = · x q −1 = r · xr−1
q q q
Graphen:
xr , r > 1
x1
6
xr , 0 < r < 1
1
xr-
,r < 0
1
1
xr =
x−r
Was ist die Inverse von x 7−→ xr ?
69
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 11.12.2006
1
⇒ x 7−→ x r
Bemerkung:
(Verallgemeinerung der Ableitung)
f: R /C
∈
 / f (t)
t
¡ ¢
f (t) = f1 (t), f2 (t) = f1 (t) + i · f2 (t)
Definition 3.3.4:
f 0 (t) := (f10 (t), f20 (t))
| {z }
f10 (t)+i·f20 (t)
f (t + h) − f (t)
Es folgt: f 0 (t) = lim
h→0 ~
f (t + h) − f (t) ³ f (t + h) − f (t) f (t + h) − f (t) ´
1 2 2
denn lim = lim , =
h→0 ~ h→0 h h
³ f1 (t + h) − f1 (t) f2 (t + h) − f2 (t) ´ ¡ 0 ¢
= lim , lim = f1 (t), f20 (t)
h→0 h h→0 h
Beispiel:
d it
Also: e = ieit
dt
• arctan
¡ ¢
Für tan : − π2 , π2 −→ R gilt:
tan0 x = 1 + tan2 x > 0
⇒ also ist tan eine streng monoton wachsende Funktion
⇒ limπ tan x = ±∞
x→± 2
¡ ¢
⇒ tan : − π2 , π2 −→ R ist bijektiv
⇒ Es existiert die Umkehrfunktion tan−1 , genannt:
¡ ¢
arctan : R −→ − π2 , π2 .
70
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 11.12.2006
6 π
2
-
arctan
− π2
• arccot
Für cot : (0, π) −→ R gilt:
cot0 x = −1 − cot2 x < 0
⇒ also ist cot eine streng monoton fallende Funktion
⇒ lim cot x = +∞ lim cot x = −∞
x↓0 x↑π
⇒ cot : (0, π) −→ R bijektiv
⇒ ∃ Umkehrfunktion:
arccot : R −→ (0, π)
1
cot x = für x 6= π2
tan x
1 1
arccot0 x = 2 = − 1 + x2
−1 − (cot (arccot x))
¡ ¢0 1 1
arctan x + arccot x = − =0
1 + x2 1 + x2
π
⇒ arctan x + arccot x = const = arctan(0) + arccot(0) = 2
Lemma 3.4.1:
Die Funktionenfolge (fn ) konvergiert lokal gleichmässig
(d.h. jeder Punkt z ∈ C hat eine Umgebung, in der die Folge gleichmässig
konvergiert).
Also ist lim fn eine stetige Funktion; sie wird bezeichnet mit
n→∞
∞
X zk
exp : C −→ C, z 7−→ exp z = lim fn =:
n→∞ k!
k=0
Beweis:
¯
z ∈ C. Setze r := |z| + 1. Dann ist z ∈ K(r) := {w ∈ C ¯ |w| 6 r}.
Wir zeigen, dass die Funktionenfolge (fn ) in K(r) gleichmässig
konvergiert. Verwende Cauchy-Kriterium:
∀ε > 0 ∃n0 = n0 (ε) :
n > n0 , m > n0 ⇒ |fm (z) − fn (z)| < ε ∀z ∈ K(r)
Sei m = n + j mit j > 0.
71
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 11.12.2006
¯ m=n+j ¯ n+j
¯ X zk ¯ X |z|k
|fm (z) − fn (z)| = ¯ ¯6
k! k!
k=n+1 k=n+1
n
X zk
fn : C −→ C, z 7−→ (stetig, Polynomfunktion)
k!
k=0
¯
r > 0, fn ¯K(r) : K(r) −→ C.
³ ¯ ´
Folge fn ¯K(r) konvergiert gleichmässig gegen eine Funktion
n∈N ¯
gr : K(r) −→ C, gr stetig, gr+1 ¯K(r) = gr .
∞
X zk
Wir erhalten lim fn (z) =: =: exp (z)
n→∞ k!
k=0
exp(0) = 1 (Konvention 00 = 1)
X∞
1
exp(1) = =e
k!
k=0
Beweis:
n
X k n
X n
X
(z1 + z2 ) z1 k z2 k
cn := , an := , bn := ,
k! k! k!
k=0 k=0 k=0
72
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 11.12.2006
s m
6 6
-k -l
n n
n
X z1 l z2 m
an bn = ·
l! m!
l,m=0
m
6
-l
n
¯ n
X z1 l z2 m ¯¯
n
X l
|z1 | |z2 |
m
¯
|cn − an bn | = ¯ · ¯6 ·
l! m! l! m!
l,m=0 l,m=0
l+m>n l+m>n
| {z }
mind. ein
Indizes > n
2
X |z1 |l X n m X |z2 |m X n l
|z2 | |z1 |
⇒ |cn − an bn | 6 +
n l! m=0 m! n m! l!
2 <l6n 2 <m6n l=0
| {z } | {z } | {z } | {z }
Nullfolge, 6exp (|z2 |)>1 Nullfolge 6exp (|z1 |)>1
Restteil von
exp |z1 |
X l
|z1 | ε 1
Wähle n1 so, dass < ·
n1 l! 2 exp (|z2 |)
2 <l6n1
X |z2 |
m
ε 1
Wähle n2 so, dass < ·
n2 m! 2 exp (|z1 |)
2 <m6n2
Korollar 3.4.1:
1
i) z ∈ C ⇒ exp (−z) = und exp (z) 6= 0 ∀z
exp (z)
ii) x ∈ R ⇒ exp (x) > 0
iii) x ∈ Q ⇒ x = pq und p ∈ Z, q ∈ N+
p ¡ √ ¢p
⇒ exp(x) = e q = q e = ex
Beweis:
i) 1 = exp (0) = exp (z − z) = exp (z) exp (−z)
73
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 13.12.2006
¡x ¢ ³
¡ ¢´2
x
ii) exp (x) = exp 2 + 2 exp x2
= >0
| {z }
∈R
¡ ¢
tatsächlich > 0, da exp (z) 6= 0 ∀z ∈ C gemäss i)
oder
exp (x) > 1 für x ∈ R+ ∪ {0}
jetzt verwende i) für x < 0
iii) x = pq , p ∈ Z, q ∈ N+
Fall 1: p = 0 : exp (0) = 1, e0 = 1 : exp(0) = e0
Fall 2: p > 0 :
¡ ¢ ¡ ¢ ³ ¡ 1 ¢´p
exp pq = exp 1q + 1
q + · · · + 1q =
|{z} exp q
| {z } Funktional-
p Summanden gleichung
¡1¢
Ferner ist exp q ∈ R+ vgl. ii)
³ ¡ ¢ ´q ¡ ¢
und exp 1q = exp 1q = exp (1) = 0
¡ ¢ √
⇒ exp 1q = q e
¡ ¢ √ p q
⇒ exp pq = ( q e) = e q
Fall 3: p < 0 : Dann folgt:
¡ ¢ 1 1 p
exp pq = ¡ ¢ = −p = e q
exp −pq e q
6
(cos(t), sin(t)) = cos(t) + i · sin(t)
I
auf EK: cos2 t + sin2 t = 1
-
Lemma 3.4.2:
Beweis:
Sei ϕ(t) = eit und ψ(t) = exp(it)
⇒ ϕ0 (t) = i · eit = i · ϕ(t), vgl. früher.
exp (ε) − 1
Hilfssatz: lim =1
ε→0 ε
Beweis des Hilfssatzes:
74
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 13.12.2006
∞
X εk ε2
exp(ε) = =1+ε+ + ···
k! 2!
k=0
exp (ε) − 1
⇒ lim =1 2
ε→0 ε
d exp(i(t + h)) − exp(it)
Es folgt: ϕ(t) = lim
dt h→0 h
exp(it) · exp(ih) − exp(it) exp(ih) − 1
= lim = exp(it) · lim ·i
h→0 h h→0
| ih
{z }
1
= i · exp (it) = i · ψ(t)
⇒ ϕ(t) und ψ(t) sind beides Lösungen der Differentialgleichung
y 0 (t) = i · y(t) mit der Anfangsbedingung y(0) = 1.
Wegen der Eindeutigkeit der Lösung dieser linearen Differentialgleichung
zu vorgegebener Anfangsbedingung folgt ϕ = ψ (vgl. Kapitel ”
Differentialgleichungen ”). 2
Definition 3.4.1:
ez := exp(z) z∈C
⇒ Funktionalgleichung lautet in dieser neuen Schreibweise:
eu+v = eu · ev u, v ∈ C
75
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 13.12.2006
Lemma 3.4.3:
d x
(e ) = ex
dx
Beweis:
d x ex+ε − εx ex · eε − ex eε − 1
e = lim = lim = ex lim = ex 2
dx ε→0 ε ε→0 ε ε→0
| {z } ε
1
Definition 3.4.2:
log(x) := ϕ−1 (x), x ∈ (0, ∞)
1 1
⇒ log ↑ (streng) und log0 (x) = =
elog(x) x
(rationale Funktion, unendlich oft diffbar)
Graph von log :
Wegen e0 = 1 folgt log(1) = 0 (elog(x) = x, ∀ x ∈ (0, ∞)).
6
Graph ( log )
76
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 13.12.2006
p log(a)
p
In der Tat: mit x = q folgt ex log(a) = e q
p Summanden
¡ zlog(a) }| log(a){ ¢ ³ ´p
p log(a) + ··· + q log(a)
Fall p > 0: e q = e q = e q
log(a)
³ log(a) ´q
Wegen e q > 0 und e q = elog(a) = a
log(a) √
⇒ e q = q a ∈ R+
√ p
⇒ ex log(a) = ( q a)
Lemma 3.4.4:
d x
a = ax · log(a)
dx
Beweis:
d x log(a)
e =
|{z} exp0 (x log(a)) · (x log(a))0 = e|x log(a)
{z } · log(a) 2
dx
Kettenregel ax
ax
6
a>1
d x
und 0 < a < 1 ⇒ log(a) < 0 ⇒ a < 0 : x 7−→ ax ↓ (streng)
dx
0<a<1
ax
-
77
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 14.12.2006
Korollar 3.4.2:
Die reelle Funktion x 7−→ ax ist für 0 < a < 1 und für a > 1 streng
bij
monoton, R −→ (0, ∞) , mit Inverser:
a
log : (0, ∞) −→ R , mit Graphen:
a>0
6 a
log(1) = 0
®
-
1
6 a
log(1) = 0 0<a<1
¼ -
d a 1 1
und log(x) = a log(x) =
dx a · log(x) x · log(a)
a log(x)
Beachte: log(x) =
log(a)
1
denn beide Seiten haben Ableitung
x log(a)
log(x)
⇒a log(x) − = const, x = 1 : 0 − 0 = const
log(a)
Bemerkung:
ez+2πi = ez · e2πi
|{z} = ez
cos (2π) +i · sin (2π)
| {z } | {z }
1 0
78
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 14.12.2006
Definition 3.5.1:
z∈C:
eiz + e−iz
cos(z) =
2
eiz − e−iz
sin(z) =
2i
)
cos(z) = cos(z + 2π)
⇒ 2π- periodisch
sin(z) = sin(z + 2π)
Lemma 3.5.1:
z∈C
⇒ sin2 (z) + cos2 (z) = 1
Beweis:
=1
z }| {
= eiz · eiz
z }| {
³ eiz − e−iz ´2 eiz · eiz − 2 · eiz · e−iz +e−iz · e−iz
2
sin (z) = =− =
2i 4
e2iz − 2 + e−2iz
=−
4
³ eiz + e−iz ´2 eiz · eiz + 2 · eiz · e−iz + e−iz · e−iz
cos2 (z) = =
2 4
2iz −2iz
e +2+e
=
4
e2iz − 2 + e−2iz e2iz + 2 + e−2iz −2 2
⇒ sin2 z + cos2 z = − + =− + =1
4 4 4 4
2
Übungsaufgabe
u, v ∈ C
sin(u + v) = sin(u) cos(v) + cos(u) sin(v)
cos(u + v) = cos(u) cos(v) − sin(u) sin(v)
(Additionstheoreme)
Lemma 3.5.2:
z ∈ C : cosh2 (z) − sinh2 (z) = 1
Beweis:
cosh2 (z) − sinh2 (z) = 2
4 − (− 24 ) = 1 2
79
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 14.12.2006
Definition 3.5.3:
Sei t ∈ R : cosh(t), sinh(t) ∈ R
et + e−t
• cosh(t) = = cosh(−t) > 0
2
⇒ gerade Funktion
• cosh2 (t) = 1 + sinh2 (t) > 1
et + e−t (−1)
• cosh0 (t) = = sinh(t)
2
Analog:
et − e−t
• sinh(t) = = − sinh(−t)
2
⇒ ungerade Funktion
et − (−e−t )
• sinh0 (t) = = cosh(t)
2
• sinh00 (t) = sinh(t)
• cosh(t)00 = cosh(t)
• sinh und cosh sind ∞ oft diffbar.
Graphen von sinh, cosh:
Wegen sinh0 (x) = cosh(x) > 0 ist sinh ↑ (streng) und sinh(0) = 0
sinh0 (0) = cosh(0) = 1 cosh(0) = 1
cosh0 (x) = sinh(x) > 0 falls x > 0
⇒ cosh ↑ (streng) bez. Intervall [0, ∞]
80
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 14.12.2006
p
⇒ y = log(x + x2 + 1)
| {z }
>0 ∀x
√
arsinh(x) = log(x + 1 + x2 ), ∀x∈R
Analog für cosh:
bij
cosh : [0, ∞) −→ [1, ∞) ⇒ streng ↑ (da sinh(x) > 0 für x > 0)
Definition 3.5.5:
arcosh : [1, ∞) −→ [0, ∞) ist die Inverse der Funktion
cosh : [0, ∞) −→ [1, ∞)
wegen cosh0 (x) = sinh(x) = 0 ⇔ x = 0 ist arcosh diffbar in (1, ∞)
(nicht diffbar in 1, da cosh0 (0) = 1 und cosh(0) = 1 : arcosh(1) = 0)
Es folgt für x > 1 :
1 1
arcosh0 (x) = 0 =
cosh (arcosh(x)) sinh(arcosh(x))
0 1
arcosh (x) = √ ∀x > 1
x2 − 1
√
arcosh(x) = log(x + x2 − 1)
Probe:
d p 1 ¡ 1 ¢
log(x + x2 − 1) = √ · 1+ √ · (2x) =
dx x+ x −1 2 2
2 x +1
1
=√
x2 − 1
√
⇒ arcosh(x) − log(x + x2 − 1) = const.
√
Wegen arcosh(1) − log(1 + 1 − 1) = 0
p
⇒ arcosh(x) = log(x + x2 − 1)
Satz 3.5.1:
f, g : I −→ R, I Intervall
x0 ∈ I mit f (x0 ) = g(x0 ) = 0.
Die Funktionen f, g seien diffbar in x0 mit g 0 (x0 ) 6= 0.
Dann gilt:
f (x) f 0 (x0 )
lim = 0
x→x0 g(x) g (x0 )
Beweis:
f (x) = f (x0 ) +f 0 (x0 )(x − x0 ) + of (x − x0 )
| {z }
0
g(x) = g(x0 ) +g 0 (x0 )(x − x0 ) + og (x − x0 )
| {z }
0
of (x − x0 )
f 0 (x0 ) +
f (x) x − x0
⇒ =
g(x) o g (x − x0 )
g 0 (x0 ) +
x − x0
f (x) f 0 (x0 )
⇒ lim = 0 2
x→x0 g(x) g (x0 )
Beispiel:
sin x cos(0)
lim = =1
x→0 x 1
81
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 18.12.2006
cos x − 1
lim =0
x→0 1
ex − 1
lim =1
x→0 1
Satz 3.5.2:
Beweis:
f (n−1) (x) f (n) (x0 )
Es gilt: lim = nach B-l’H 2
x→x0 g (n−1) (x) g (n) (x0 )
| {z }
f (n) (x)
= lim
x→x0 g (n) (x)
da f (n) , g (n) stetig
Eine Variation der B-l’H Regel ergibt (mit ähnlichem Beweis) dann:
f (n−1) (x) f (n−2) (x) f (x)
lim (n−1)
= lim (n−2)
= · · · = lim
x→x0 g (x) x→x 0 g (x) x→x 0 g(x)
Beispiel:
arcsin x − x
lim
x→0 x3
arcsin x − x (x→0) 0
−→
x3 0
0 1
(arcsin x − x) = √ − 1 : 0 für x = 0
1 − x2
(x3 )0 = 3x2 : 0 für x = 0
(arcsin x − x)0 (x→0) 0
−→
(x3 )0 0
¡ − 1 ¢0 −3
(arcsin x − x)00 = (1 − x2 ) 2 = (− 12 )(1 − x2 ) 2 (−2x) =
− 23
= x(1 − x2 ) : 0 für x = 0
(x3 )00 = (3x2 )0 = 6x : 0 für x = 0
und (x3 )000 = 6 6= 0 !
¡ − 3 ¢0
(arcsin x − x)000 = x(1 − x2 ) 2 =
−3 − 52
= (1 − x2 ) 2 + x(− 32 )(1 − x2 ) (−2x)
| {z } | {z }
=1 für x=0 0 fürx=0
82
3 Stetigkeit und Differenzierbarkeit 18.12.2006
arcsin x − x 1
⇒ lim =
x→0 x3 6
∞
Ausdrücke der Form respektive 0 · ∞
∞
Satz 3.5.3:
Seien f, g diffbar und
lim f (x) = b = lim g(x), b ∈ {0, ±∞} und a ∈ R ∪ {±∞}.
x→a x→a
f 0 (x)
Angenommen ∃ lim , dann ist
x→a g 0 (x)
f (x) f 0 (x)
lim = lim 0
x→a g(x) x→a g (x)
Beweis:
1
Analog wie B-l’H (x → ∞ ⇒ → 0 etc.) 2
x
Beispiel:
x ∞
lim vom Typ:
x→∞ ex ∞
1
Ableiten: lim =0 : ∃
n→∞ ex
x
Also: lim x = 0
n→∞ e
Durch Iteration dieser Regel folgt:
Beispiel:
x5 5x4 20x3 60x2 120x
lim x
= lim x
= lim x
= lim x
= lim =
x→∞ e x→∞ e x→∞ e x→∞ e x→∞ ex
120
= lim x = 0
x→∞ e
Beispiel:
1
log(x) x 1 ∞
lim = lim = lim =0 vom Typ: ∞
x→∞ x2 x→∞ 2x x→∞ 2x2
Beispiel:
00
0·(−∞)00
z }| { log(x) −∞
lim+ x · log(x) = lim 1 :
x→0 x→0+
x
∞
B-l’H
1
z}|{
= lim+ x1 = lim (−x) = 0
x→0 − 2 x→0+
x
Analog:
Beispiel:
lim xα log(x) |{z}
= 0
x→0+
α>0
83
4 Das Riemannsche Integral 18.12.2006
√
Beispielsweise lim+ x log(x) = 0 ”log schwächer als Potenz von x”
x→0
6
Flächeninhalt?
ª
Fläche s · t
à Betrachte:
Graph(f )
6
Flächeninhalt?
N
ª
-
a b
84
4 Das Riemannsche Integral 18.12.2006
Definition 4.1.1:
Lemma 4.1.1:
f : [a, b] −→ R beschränkt. Ist T 0 feiner als T , so gilt:
U (T ) 6 U (T 0 ) und O(T 0 ) 6 O(T )
Beweis:
T : a = x0 < x1 < · · · xn−1 < xn = b
Es genügt den Fall zu betrachten, wo T 0 genau einen Teilpunkt mehr als T
hat:
T 0 : a = y0 < y1 < · · · < yn < yn+1 = b mit
yk = xk < yk+1 < xk+1 = yk+2 für ein gewisses k
(also yi = xi , i < k und yi = xi−1 , i > k + 1)
wegen [yk , yk+1 ] ⊂ [xk , xk+1 ] folgt:
mk (T 0 ) = inf{f (x) | x ∈ [yk , yk+1 ]} > mk (T )
mk+1 (T 0 ) = inf{f (x) | x ∈ [yk+1 , yk+2 ] > mk (T 0 ) und
| {z }
⊂[xk ,xk+1 ]
=:mk (T )
z}|{
mk (xk+1 − xk ) =
| {z }
(xk+1 −yk+1 ) +(yk+1 −yk )
| {z }
(yk+2 −yk+1 )
⇒ U (T ) 6 U (T 0 )
Andere Terme sind gleich. Analog für Obersumme 2
Lemma 4.1.2:
f : [a, b] −→ R beschränkt.
Es seien T1 , T2 Unterteilungen in [a, b].
Dann gilt:
U (T1 ) 6 O(T2 ) und U (T2 ) 6 O(T1 )
Beweis:
Sei T = T1 ∪ T2 (jene mit Teilpunkten von T1 und T2 )
85
4 Das Riemannsche Integral 20.12.2006
Definition 4.1.3:
Sei f : [a, b] −→ R beschränkt. Dann heisst f Riemann integrierbar
(R-integrierbar), falls Uf = Of .
Zb Zb
Wir schreiben dann f dx oder f (x) dx für Uf = Of
a a
Beispiel:
f (x) = c : konstante Funktion
6 mk = Mk = c
mk := inf{f (x)|x ∈ [xk , xk+1 ]}
xk+1
Mk := sup{f (x)|x ∈ [xk , xk+1 ]}
- R
a xk
b
86
4 Das Riemannsche Integral 20.12.2006
Zb
f dx = c(b − a)
| {z }
a entspricht
”Flächeninhalt”
mit Vorzeichen!
Beispiel:
6 xk+1
- R
a xk
b
U (T ) 6 Uf 6 Of 6 O(T )
⇒ f R-integrierbar falls es T ’s gibt mit O(T ) − U (T ) beliebig klein.
Wähle n ∈ N+ und Tn eine Unterteilung mit n Teilintervallen der Länge
b−a b−a
n (xk+1 − xk = n , ∀ n)
X 2
(b − a) n→∞
⇒ O(Tn ) − U (Tn ) = (xk+1 − xk ) (xk+1 − xk ) = −→ 0
| {z }| {z } n2
b−a b−a
n n
⇒ f ist R-integrierbar.
Hier mk = xk < xk+12+xk < xk+1 = Mk
X X ³ xk+1 + xk ´
U (Tn ) = mk (xk+1 − xk ) 6 · (xk+1 − xk )
| 2 {z }
6O(Tn )
1X
(xk+1 + xk )(xk+1 − xk )
2 | {z }
xk+1 2 − xk 2
| {z }
b2 −a2 (x0 =a,xn =b)
1 2
Also: U (Tn ) 6 (b − a2 ) 6 O(Tn ), ∀ n
2
lim (O(Tn ) − U (Tn )) = 0
n→∞
Zb
1
⇒ Uf = Of = (b2 − a2 ) = f dx
2
a
87
4 Das Riemannsche Integral 20.12.2006
Beispiel:
n x, x 6= a
g(x) =
α, x = a
”höchstmöglicher Fehler”
6
- R
a b
x1
x0
Analog folgt:
Satz 4.1.1:
Ist f : [a, b] −→ R R-integrierbar und g : [a, b] −→ R
mit f (x) = g(x) mit Ausnahme von höchstens endlich vielen Stellen
x ∈ [a, b].
Dann ist auch g R-integrierbar und
Zb Zb
f dx = g dx
a a
88
4 Das Riemannsche Integral 21.12.2006
⇒ f nicht R-integrierbar.
Satz 4.1.2:
f : [a, b] −→ R stetig ⇒ f R-integrierbar.
Beispiel:
Aber: f : R −→ R mit f (x) = x2 ist nicht glm. stetig
Lemma 4.1.3:
f
R ⊃ A −→ R, A kompakt und f stetig ⇒ f glm. stetig.
Beweis:
Sei f stetig. Angenommen f nicht glm. stetig:
∃ε =: ε0 > 0 ∀δ > 0 : (∃x, y : |x − y| < δ und |f (x) − f (y)| > ε0 )
z.B. für δ = n1 , n ∈ N+ :
∃xn , yn : |xn − yn | < n1 und |f (xn ) − f (yn )| > ε0 > 0
Da A kompakt: ∃ konvergente Teilfolge
{xnk }, xnk ∈ A, lim xnk =: a ∈ A
k→∞
Satz 4.1.3:
f : [a, b] −→ R
89
4 Das Riemannsche Integral 21.12.2006
f monoton ⇒ f R-integrierbar.
Beweis:
∀x ∈ [a, b] f (a) 6 f (x) 6 f (b)
mk = inf x = f (xk )
x∈[xk ,xk+1 ]
Mk = sup x = f (xk+1 )
x∈[xk ,xk+1 ]
m−1
X ¡ ¢
Of (T ) − Uf (T ) = f (xk+1 ) − f (xk ) (xk+1 − xk )
k=0
b−a
Wähle Unterteilungen Tn mit xk+1 − xk = :
n
n−1
X ¡ ¢b − a
Of (Tn ) − Uf (Tn ) = f (xk+1 ) − f (xk ) =
n
k=0
n−1
X
b−a b − a¡ ¢ n→∞
f (xk+1 ) − f (xk ) = f (b) − f (a) −→ 0
n n
k=0
⇒ f ist R-integrierbar. 2
Beispiel:
χ : [0, 1] −→ R
( 1
n x ∈ ( n1 , n−1
1
], n > 2
χ(x) =
0 x=0
⇒ χ monoton ↑
⇒ χ R-integrierbar, mit ∞ vielen Unstetigkeitsstellen{ n1 |n > 3}.
Satz 4.1.4:
Die Menge der R-integrierbaren Funktionen
ist ein Vektorraum über R
i. f, g R-intbar ⇒ f + g R-intbar
ii. α ∈ R, f R-intbar ⇒ α · f R-intbar
Beweis:
i. (f + g)(x) := f (x) + g(x) T Unterteilung
Uf (T ) + Ug (T ) 6 Uf +g (T ) T1 , T2 Unterteilungen
Uf (T1 ) + Ug (T2 ) 6 Uf (T1 ∪ T2 ) + Ug (T1 ∪ T2 ) 6 Uf +g (T1 ∪ T2 )
Uf + Ug (T2 ) 6 Uf +g (T2 )
Uf + Ug 6 Uf +g
Of + Og > Of +g
⇒ Of +g = Uf +g
ii. α>0
90
4 Das Riemannsche Integral 21.12.2006
α<0
α̃ := −α
f˜ := −f
αf = α̃f˜
2
Definition 4.1.5:
Z b
: Vektorraum der R-integrierbaren Fktionen [a, b] −→ R
a
Z b Z b
f 7−→ f= f (x)dx
a a
Z b Z b
∀x ∈ R αf = α f
a a
Z b
ist ein lineares Funktional
a
Additivität von Integralen:
[a, c], [c, b], a < c < b :
f intbar auf [a, b] ⇒ f R-intbar auf [a, c] bzw. [c, b]:
Z b Z c Z b
f= f+ f
a a c
Beweis:
T = {x0 , x1 , · · · , xn }
T̃ = {x0 , xi , c, xi+1 , · · · , xn }
2
Bemerkung:
Z b
f für a > b:
a
Z a
− f := 0 und
a
Z b Z a
f := − f
a b
Es folgt:
∀a, b, c ∈ R f : [m, M ] −→ R, mit
m = min{a, b, c}
M = max{a, b, c}
91
4 Das Riemannsche Integral 21.12.2006
Z c Z b Z c
f= f+
a a b
Satz 4.1.5:
Z b
ist monoton in folgedem Sinne:
a
Z b Z b
f 6g f, g R-intbar ⇒ f6 g
a a
Beweis:
f 6 g ⇔ f (x) 6 g(x) ∀x ∈ [a, b] T Unterteilung
∀k = 0, · · · n − 1
mk (f ) 6 mk (g)
Mk (f ) 6 Mk (g)
⇒ Of (T ) 6 Of (g)
⇒ Uf (T ) 6 Ug (T ) 6 Ug
Uf 6 Ug ⇒ Uf = Of 6 Og = Ug 2
Lemma 4.1.4:
f R-intbar ⇒ |f | R-intbar .
Beweis:
Wegen
¯ ¯
¯|a| − |b|¯ 6 |a − b| folgt:
O|f | (T ) − U|f | (T ) 6 Of (T ) − Uf (T ) 2
Korollar 4.1.1:
¯Z b ¯ Z b
¯ ¯
f R-intbar ⇒ ¯ f¯ 6 |f |
a a
Beweis:
Wegen
Z b
−|f | 6 f 6 |f | folgt
a
Z b Z b Z b ¯Z b ¯ Z b
¯ ¯
− |f | 6 6 |f |, also¯ f¯ 6 |f | 2
a a a a a
Beweis:
n−1
X
Of (T ) − Uf (T ) = (Mk (f ) − mk (f ))(xk+1 − xk ) > O|f | (T ) − U|f | (T )
k=0
Mk (f ) − mk (f ) =
¯ ¯
sup |f (x) − f (y)| > sup ¯|f (x) − |f (y)|¯
x,y∈[kk ,xk+1 ] x,y∈[kk ,xk+1 ]
= Mk (|f |) − mk (|f |)
f R-intbar ⇔ O|f | (T ) − U|f | (T ) 6 Of (T ) − Uf (T ) < ε
|f | R-intbar 2
92
4 Das Riemannsche Integral 03.01.2007
Bemerkung:
6 Of (k)
Mk
mk
Uf (k)
f (ξ)
-
xk ξ xk+1
n−1
X
Sf (T ) := f (ξk )(xk+1 − xk )
k=0
Uf (T ) 6 Sf (T ) 6 Of (T )
Uf = Sf = Of
Tn : Of (Tn ) − Uf (Tn ) −→ 0
Z b
lim S(Tn ) = f
n→∞ a
Linearität:
∀ f, g R-intbar α ∈ R
Zb Zb Zb
(αf + g) dx = α f dx + g dx
a a a
Monotonie:
Zb Zb
f 6 g ⇒ f dx 6 g dx
a a
Additivität:
f R-int.bar auf [min (a, b, c), max (a, b, c)]
Zb Zc Zb
fd= fd+ fd
a a c
93
4 Das Riemannsche Integral 03.01.2007
M
m
f (ξ)
I
-
a ξ b
Beweis:
f : [a, b] −→ R
x ; min {f (x)|x ∈ [a, b]} =: m
f : [a, b] −→ R
x ; max {f (x)|x ∈ [a, b]} =: M
∀ x ∈ [a, b] m 6 f (x) 6 M
f (x) 6 f (x) 6 f (x)
Zb Zb Zb
Monotonie
⇒ f dx 6 f dx 6 f dx
a a a
| {z } | {z }
=(b−a)·m =(b−a)·M
Zb
1
η := b−a f dx
a
ZW S
m 6 η 6 M ⇒ ∃ ξ ∈ (a, b)
Zb
f (ξ) = η ⇒ f (ξ)(b − a) = f dx 2
a
Verallgemeinerung:
f, g g > 0 stetig
Zb Zb
∃ξ: f dx · g = f (ξ) g dx (ξ ∈ (a, b))
a a
( MWS ist ein Korollar für g = 1 )
Zx
F (x) := f (t) dt
a
d
Beh.: f diffbar mit F (x) = f (x) :
dx
94
4 Das Riemannsche Integral 03.01.2007
F0 = f
Im Allgemeinen ist für eine beliebige Funktion f (R-intbar) die
Integralfunktion
Zx
F (x) := f dx
a
stetig.
Beweis:
à x+h
Z Zx !
F (x + h) − F (x) 1
lim = lim f dx − f dx
h→0 h h→0 h
a a
à x+h
Z Za ! Z
x+h
1 1
lim f dx + f dx = lim f dx
h→0 h h→0 h
a x x
MW S 1 f stetig
= lim (h · f (ξh )) = f ( lim ξh ) = f (x) 2
h→0 h h→0
f : J −→ R (J nicht trivial)
Z Z
f (x) dx = f = {F : J −→ R|F 0 = f }
Z
F ∈ f Stammfunktion
Lemma 4.2.1:
g 0 (x) = 0 ∀x ∈ J ⇒ g konstant.
Beweis:
Korollar des MWS der Differentialrechnung:
∀a, b ∈ J:
g(b) − g(a) = g 0 (ξ)(b − a) = 0 ⇒ g(a) = g(b) 2
Lemma 4.2.2:
Z
f : J −→ R F1 , F2 ∈ f
⇒ F1 − F2 = const
∃ c ∈ R : F1 − F2 = c
Beweis:
F10 = f F20 = f
⇒ F10 − F20 = 0 ⇒ (F1 − F2 )0 = 0 ⇒ F1 − F2 = c 2
Korollar 4.2.1:
95
4 Das Riemannsche Integral 03.01.2007
Z
f = {F + c|c ∈ R} =< F >
Beweis:
Z
”⇒” G∈ f ∃e
c∈R
G−F =e
c
” ⇐ ” H(x) = F (x) + c
H 0 = (F + c)0 = f 0 = f
H Stammfunktion
2
Beispiel:
Z
2x dx =< x2 >= x2 + c
Z
ex dx =< ex >
Bemerkung:
Z
Im Allgemeinen kann f auch leer sein.
Satz 4.2.1:
Beweis:
∀a ∈ J
Zx
Fa (x) := f (t) dt ist eine Stammfunktion. 2
a
Korollar 4.2.2:
Sei f stetig. Dann gilt:
Z Zx
i. f =< f dx >
a
Zb
ii. f (t) dt = F (b) − F (a)
a
Wobei F eine (beliebige) Stammfunktion ist.
Beweis:
Zx Zb
G(x) := f dt ⇒ G(b) = f (t) dt
a a
f beliebig: G−F =c
96
4 Das Riemannsche Integral 04.01.2007
Zb Za Zb
= f (t) dt − f (t) dt = f (t) dt 2
a a a
Beispiel:
d n
i. (x ) = nxn−1
dx
Für p 6= −1 gilt
Z
xp+1
xp dx =< >
p+1
Z1 ¯1
p xp+1 ¯¯ 1
x dx = ¯ =
p + 1¯ p+1
0 0
Zπ ¯π
¯
¯
ii. sin(x) dx = − cos(x)¯ = −(−1) − (−1) = 2
¯
0 0
Z Z
1
iii. x−1 dx = dx
x
d 1
(log x) = x>0
dx x
d
(log(−x)) = x1 x < 0
dx
| {z }
1
= −x ·(−1)
R 1
x dx =< log |x| >
Z1 ¯1
1 ¯
¯
iv. dx 6= log |x|¯ (nicht definiert für x = 0!)
x ¯
−1 −1
Ze ¯e
1 ¯
¯
dx = log |x|¯ = 1
x ¯
1 1
Bemerkung:
Zb Z
f dx f
a |{z}
| {z } <F > mit F 0 =f
Flächeninhalt
- Es gilt: Falls G(x) eine elementare Funktion ist, so ist auch G0 (x)
elementar.
97
4 Das Riemannsche Integral 04.01.2007
- Polynomfunktionen
- rationalen Funktionen
- trig. Fkten
- Exponentialfkten
- und deren Inversen.
(ohne Beweis).
4.3 Integrationsregeln
Beispiele von Integral-Formeln:
d ³ xα+1 ´
i. α ∈ R : = xα , falls α 6= −1
dx α + 1
Z D xα+1 E xα+1
⇒ xα dx = = + const.
α+1 α+1
Z
1
α = −1 : dx =< log |x| >, da
x
d 1 d 1 1
log x = , log(−x) = (−1) =
dx x dx −x x
(
d |x| 1, x > 0
Beachte: |x| = =
dx
| {z x} −1 , x < 0
falls x 6= 0
d 1 |x| 1
Beispielsweise: log |x| = · =
dx |x| x x
Z
d x
ii. e = ex ⇒ ex dx =< ex >
dx
Z
d
iii. sin x = cos x cos x dx =< sin x >
dx
Z
d
cos x = − sin x sin x dx =< − cos x >
dx
d 1
iv. tan x = 1 + tan2 x =
dx cos2 x
d d ³ cos x ´ − sin x · sin x − cos x cos x 1
cot x = = 2 =− 2
dx dx sin x sin x sin x
Z
1
⇒ dx =< tan x >
cos2 x
98
4 Das Riemannsche Integral 04.01.2007
Z
1
⇒ dx =< − cot x >
sin2 x
Z
v. log x dx =< x log x − x > (vgl. auch später)
d 1
(x log x − x) = log x + x · − 1 = log x
dx x
Z
1
Aber: dx =< Li(x) > (nicht elementar)
log x
d 1 | cos x|
vi. log | cos x| = · · (− sin x) = − tan x
dx | cos x| cos x
Z
⇒ tan x dx =< − log | cos x| >
Z
Ähnlich: cot x dx =< log | sin x| >
d 1
vii. arcsin x = √ , −1 < x < 1
dx 1 − x2
Z
1
⇒ √ dx =< arcsin x >, |x| < 1 (=< − arccos x >, |x| < 1)
1 − x2
d
viii. sinh x = cosh x
dx
d
cosh x = sinh x
dx
³ ex − e−x ex + e−x ´
sinh x = , cosh x =
2 2
d 1
ix. log cosh x = · sinh x =: tanh x
dx cosh x
¯ sinh x ¯ sinh x
¯ ¯
| tanh x| = ¯ ¯ 6 1 und lim = ±1
cosh x x→±∞ cosh x
Z
⇒ tanh x dx =< log cosh x >
d 1 | sinh x|
Ähnlich: log | sinh x| = · · cosh x =: coth x
dx | sinh x| sinh x
Z
⇒ coth x dx =< log | sinh x| >, x 6= 0
99
4 Das Riemannsche Integral 08.01.2007
à !
d d cosh x sinh x · sinh x − cosh x · cosh x 1
coth x = = =−
dx dx sinh x sinh2 x sinh2 x
d 1
xi. arsinh x = 0 −1
dx f (f (x))
| {z }
1
cosh(arsinh x)
p
Verwende: cosh x = 1 + sinh2 x
d 1 1
arsinh x = q =√
dx 2 1 + x2
1 + sinh (arsinh x)
Z
1
√ dx =< arsinh x >
1 + x2
Z
1
Analog: Aus vii. und xi. √ dx =< arcosh x >
x2 − 1
Z
1
Allgemeine Formel Für √ dx =< · · · >
ax2 + bx + c
d 1
xii. arctan x =
dx 1 + x2
Z
1
⇒ dx =< arctan x >
1 + x2
sinh x
xiii. tanh x = , x∈R
cosh x
d −1 1
f (x) = 0 −1 für f (x) = tanh x:
dx f (f (x))
d 1
artanh x = und
dx tanh0 (artanh x)
1 cosh2 x − sinh2 x
tanh x0 = = = 1 − tanh2 x
cosh2 x cosh2 x
Z
d 1 1
⇒ artanh x = 2
: dx =< artanh x > (|x| < 1)
dx 1−x 1 − x2
Z
1
xiv. dx =< artanh(x) >
1 − x2
sinh(x) ex − e−x
tanh(x) = = x −→ ±1 (x → ±∞)
cosh(x) e + e−x
bij.
artanh : (−1, 1) −→ R
Beachte:
ex − e−x
tanh(x) = =y ⇒ x = artanh(y)
ex + e−x
Also nach x auflösen:
¯
ex − e−x = y(ex + e−x ) ¯ · ex
⇒ e2x − 1 = y(e2x + 1) : quadratische Gleichung für ex !
100
4 Das Riemannsche Integral 08.01.2007
1+y 1 ¡1 + y¢
⇒ e2x (1 − y) = 1 + y ⇒ e2x = ⇒ x = log
1−y 2 1−y
à !
1 1+x
⇒ artanh(x) = log
| {z } 2 1−x
|x|<1
| {z }
>0 falls |x|<1
Verifiziere:
¯1 + x¯
à ! ¯ ¯ à !
d 1 ¯ ¯ ¯ ¯
¯1 + x¯ 1 1 1 − x 1(−x) − (1 + x)(−1)
log ¯ ¯ = ¯1 + x¯ · ³1 + x´ · 2 =
dx 2 1−x 2¯ ¯ (1 − x)
¯ ¯
1−x 1−x
à !
³
1 1+x ´ 2 1
2 =
2 1−x (1 − x) 1 − x2
d ¯1 + x¯ 1
¯ ¯
Also: |x| 6= 1 ⇒ log ¯ ¯=
dx 1−x 1 − x2
Z ¯1 + x¯
1 1 ¯ ¯
⇒ dx = < log ¯ ¯ >, |x| 6= 1
1 − x2 2 1−x
Z
f0
xv. =< log |f | >
f
Z Z Z
sin x − sin x
Bsp.: tan x dx = dx = − dx = − < log | cos x| >
cos x cos x
Z Z ¡1¢
1 x
dx = dx =< log | log x| >
x log x log x
Z
1
dx = ?
sin x
¡x¢ ¡x¢
sin
|{z}x = 2 sin x2 cos x2 = 2 tan 2 · cos2 2
sin( x x
2+2)
à !
1
Z Z cos2 x2
1 1 ¯ x¯
⇒ dx = ¡ x ¢ dx =< log ¯ tan ¯ >
sin x 2 tan 2 2
Beispiele:
Z Z
1 ¡ ¢
i. sin2 x dx =
|{z} 1 − cos(2x) dx
2
cos(2x)=cos2 x−sin2 x
=1−2 sin2 x
⇒sin2 x= 21 (1−cos(2x))
101
4 Das Riemannsche Integral 08.01.2007
1 1 sin 2x 1 1
= <x>− < >=< x − sin(2x) >
2 2 2 2 4
Z Z Z
3 2
ii. sin x dx = sin x · sin x dx = sin x(1 − cos2 x) dx
Z
1
= (sin x − sin x cos2 x) dx =< − cos x > + < cos3 x >
3
Z
√ 2 3
iii. ax + b dx =< (ax + b) 2 >, (a 6= 0)
3a
d 3 3 1
Da (ax + b) 2 = (ax + b) 2 · a
dx 2
Integrationsregeln:
Jede Differentiationsregel liefert eine Integrationsregel:
Produktregel ; Partielle Integration
(f · g)0 = f 0 · g + f · g 0
Z Z Z
⇒< f · g >= (f 0 g + f g 0 ) = f 0 g + f g 0
Z Z
⇒ f g 0 =< f · g > − f 0g
Zweckmässige Schreibweise:
Z
f (x) g 0 (x)dx
↓ ↑
|{z} |{z}
dif f. int.
Z
= < f (x)g(x) > − f 0 (x)g(x) dx
| {z }
hier wird nur integriert
Z Z
Beispiel: x · ex dx =< xex > − 1 · ex dx
↓ ↑
| {z }
<ex >
Beweis:
Direkter Beweis:
Zx
Betrachte f (x)g 0 (x) dx = L(x)
a
102
4 Das Riemannsche Integral 08.01.2007
¯x Zx
¯
¯
f (x)g(x)¯ − f 0 (x)g(x) dx =: R(x)
¯
a a
Beispiel:
Zπ ¯π Zπ
¯
¯
x2 cos x dx =< x2 sin x > ¯ − 2xsin x dx
↓ ↑ ¯ ↓ ↑
0 0 0
¯π Zπ
¯
¯
=< 2x cos x > ¯ + 2(− cos x) dx = −2π
¯
0 0
Beispiel:
Z Z
log x dx = 1 · log x dx
↑ ↓
Z
1
=< x · logx > − x· dx =< x · log x − x >
x
d 1
Probe: (x · log x − x) = log x + x · − 1 = log x X
dx x
Ähnlich:
Z Z
1 2x
1 · arctan x dx =< x · arctan x > − dx
↑ ↓ 2 1 + x2
1
=< x · arctan x > − < log(1 + x2 ) >
2
Definition 4.3.2:
Kettenregel ; Substitutionsregel
103
4 Das Riemannsche Integral 10.01.2007
Substitutionsregel:
f: I /R
I Intervall
∈
x / f (x)
bij.
ϕ: J /I
∈
 / ϕ(t) = x
t
t = ϕ−1 (x)
Neues Integral:
Z
f (ϕ(t))ϕ0 (t) dt =< G(t) >
Z
⇒ F (x) := G(ϕ−1 (x)) erfüllt, dann f =< F >
Beispiel:
Z p
1 − x2 dx : Subst.
x = sin(t) = ϕ(t)
(ϕ0 (t) = cos t)
ϕ−1 (x) = arcsin x
Z p
Neues Integral: 1 − sin2 t · cos t · dt
bij.
(Bezüglich: I = [−1, 1], ϕ : [− π2 , π2 ] −→ [−1, 1])
Z q Z
1 1
1 − sin2 (t) cos t dt = cos2 t dt = < t > + < sin(2t) >
2 4
Z p p
1 1
⇒ 1 − x2 dx = < arcsin x > + < 2x 1 − x2 >.
2 4
Analog:
Z p p
1 1
x2 − 1 dx = < x · x2 − 1 > − < arcosh x >
2 2
Z p p
1 1
x2 + 1 dx = < x · x2 + 1 > − < arsinh x >
2 2
Bemerkung:
Z p
Allgemein: ax2 + bx + c dx
a > 0:
³√ b ´2 ³ c2 ´
2
ax2 + bx + c = a·x+ √ + c−
2· a | 4·a }
{z
±d2 , Annnahme: d6=0
(sonst einfach)
104
4 Das Riemannsche Integral 10.01.2007
" √
³ a·x b ´ i 2
2 √
=d + ±1
d 2d · a
√
a·x b
Subst. + √ = t etc.
d 2d a
Beispiel:
Z p
- Betrachte: 2x2 + 6x + 4 dx
¡√ 3 ¢2 ¡ 9¢
2x2 + 6x + 4 = 2·x+ √ + 4− =
2 | {z 2 }
− 12
√ 2
1 h³√ √ 3 · 2´ i
=+ 2 2x + √ −1
2 2
¡ 2 1 h i ¢
2
2x + 6x + 4 = (2x + 3) − 1 X : Probe
2
t−3 1
Substitution: 2x + 3 = t , also x= = ϕ(t), ϕ0 (t) =
2 2
Neues Integral:r
Z Z Z p
1 2 1 1
f ◦ ϕ dϕ0 = (t − 1) − dt = √ t2 − 1 dt
2 2 2· 2
Bemerkung:
Z
1
Analog: √ dx
ax2 + bx + c
Quadratische Ergänzung führt (im Falle a 6= 0) auf Integral vom Typ:
Z
1
- √ dx =< arcosh x >
x2 −1
Z
1
- √ dx =< arsinh x >
x2 +1
Z
1
- √ dx =< arcsin x >
1 − x2
Z
1
√ dx
ax3 + bx2 + cx + d
a 6= 0: elliptisches Integral (i.a. nicht elementar.)
Schlussbemerkung:
105
4 Das Riemannsche Integral 10.01.2007
p(x) f (x)
Also: = +g(x)
q(x) q(x)
| {z }
mit grad(f ) < grad(q)
106
4 Das Riemannsche Integral 10.01.2007
β1 + xγ1 βt + xγt
+ + ··· + 2
x2 + b1 x + c1 x + bt x + ct
Z Z Z
f (x) 1 ux + v
dx führt dann zu dx dx
q(x) x−A x2 + Ax + B
| {z }
| {z } Terme mit log resp.
<log |x−A|> arctan etc.
Z
1
ii. dx : (x2 − 1) = (x − 1)(x + 1)
x2 −1
1 α β
Ansatz: = +
x2 −1 x−1 x+1
| {z }
α·(x+1)+β·(x−1)
x2 −1
⇒ 1 = α(x + 1) + β(x − 1) ∀ x
= (α + β)x + (α − β)
⇒ α + β = 0 ,α − β = 1
⇒ α = −β : 2α = 1
Koef f.−vgl
1 1
⇒α= , β=−
2 2
1 1
1 2 2
⇒ = −
x2 − 1 x−1 x+1
Z Z Z
1 1 1 1 1
⇒ dx = dx − dx
x2 − 1 2 x−1 2 x+1
1 1
= < log |x − 1| > − < log |x + 1| >
2 2
1 ¯x − 1¯
= < log ¯ ¯ >.
2 x+1
(bez. Intervall das nicht 1 oder −1 enthält).
Mehrfache NS ; Integrale vom Typ
Z
1
k
dx ; Substitution (x − a) = t etc.
(x − a)
Z
1
dx ; Partielle Integration, vgl Blatt.
(x2 + Ax + B)k
Substitution x = ϕ(t)
¡ ¢
ϕ : [c, d] −→ [a, b], t 7−→ ϕ(t) = x mit ϕ, ϕ−1 diffbar.
Zb Zd
f (x) dx = f (ϕ(t))ϕ0 (t) dt
a c
107
4 Das Riemannsche Integral 11.01.2007
Beweis:
Z
< F >= f: F0 = f
Zb
⇒ f (x) dx = F (b) − F (a)
a
Aber F ◦ ϕ ist Stammfunktion von
(F ◦ ϕ)0 = (F 0 ◦ ϕ)ϕ0 = (f ◦ ϕ)ϕ0
Zd ¯d
¯
⇒ f (ϕ(t))ϕ0 (t) dt = F (ϕ(t)¯
c
c
= F (ϕ(d)) − f (ϕ(c)) = F (b) − F (a) 2
Beispiel:
Z2 √
x
e dx
1
√
Subst. x=t (x = t2 = ϕ(t) dx = ϕ0 (t)dt = 2tdt)
√
Z2 √
Z2
x
e dx = et · 2t dt
↑ ↓
1 1
√
¯√2 Z 2 √ √
¯
= et · 2t¯ − 2et dt = 2e 2 ( 2 − 1)
1
1
Beispiel:
Subst:
¡ ¢
x
Z tan 2 =t Z
z}|{
(Substitution) r (sin x, cos x) dx
|{z} ; s(t) dt
|{z}
r: mit s
rationale eine rationale
Funktion Funktion
¡ ¢
sin x und cos x durch tan x2 ausdrücken:
¡ ¢
sin x = sin x2 + x2 = 2 sin x2 · cos x2
¡ ¢
sin x2 ¡x¢ ¡x¢ 1 2t
=2· ¡ x ¢ · cos2 = 2 tan · ¡ ¢=
cos 2 2 2 1 + tan2 x2 1 + t2
¡ ¢ ¡ ¢
cos(x) = cos x2 + x2 = cos2 x2 − sin2 x2 = 2 cos2 x2 − 1
2 2 2 − 1 − t2 1 − t2
= x −1= −1= =
1 + tan2 2
1+t 2 1+t 2 1 + t2
¯
¡x¢ ¯ d
¯
tan 2 =t ¯
¯ dx
³ ¡ ¢´ dt
1 + tan2 x2 12 =
dx
¡ ¢
1 + tan2 x2 = 1 + t2
108
4 Das Riemannsche Integral 11.01.2007
00 2dt
⇒ dx = ”
1 + t2
; Neues Integral hat Form
Z Z
2
R(t) dt = s(t) dt, s: rationale Funktion.
1 + t2
Beispiel:
Z
1
dx
sin x
¡x¢
Mit Substituion tan 2 =t
2t 2 dt
⇒ sin x = 2
, dx =
1+t 1 + t2
⇒ Neues Integral:
Z ³ Z
1 + t2 ´ 2 dt 1
· = dt =< log |t| >
2t 1 + t2 t
¡ ¢ ¡ −1 ¢
Rücksubstitution: t = tan x2 ϕ (x) = t, x = ϕ(t) = 2 arctan(x)
Z
1 ¯ ¡ x ¢¯
⇒ dx =< log ¯ tan ¯>
sin x 2
³ Zb ´ Zb
?
i. lim fn = fn
a a
d ¡ ¢ ? ³ df ´
n
ii. lim fn = lim
dx dx
Beispiel:
Graph(f )
2n
N
-
x0 1
n
fn : [0, 1] −→ R
109
4 Das Riemannsche Integral 11.01.2007
Z1
1 1
⇒ fn = · 2n · = 1
n 2
0
Z1
¡ ¢
⇒ lim fn = 1
n→∞
0
Also lim fn = f = 0
Z1
⇒ lim fn = 0
0
Z1 Z1
Hier also. lim fn 6= lim fn
0 0
max(fn − f ) = 2n −→ ∞, n −→ ∞
glm
⇒ fn −→ f , aber nicht fn −−→ f !
Satz 4.4.1:
glm
Gegeben fn : [a, b] −→ R, fn stetig und fn −−→ f .
Dann ist
Zb Zb
f = lim fn
n→∞
a a
Beweis:
glm
fn −−→ f .
⇒ f stetig, da alle fn stetig und fn glm. konvergent
Zb
⇒ f ∃
a
¯ Zb Zb ¯
¯ ¯
¯ ¯
Abschätzung: ¯ f − fn ¯
¯ ¯
a a
| {z }
Zb
6 |f − fn |
a
glm
Da fn −−→ f : ∀ε > 0 ∃ N : n > N
³ ε
⇒ |f (x) − fn (x)| < , ∀x ∈ [a, b]
b−a
Zb Zb
ε ε
⇒ |f − fn | 6 = (b − a) · =ε
b−a b−a
a a
¯ Zb Zb ¯¯
¯
¯ ¯
Also ¯ f − fn ¯ 6 ε, n > N
¯ ¯
a a
110
4 Das Riemannsche Integral 11.01.2007
Zb Zb
⇒ f = lim fn 2
n→∞
a a
Beispiel:
Ein Beispiel mit (lim fn )0 6= lim(fn )0
Sei fn : [0, 1] −→ R mit fn (x) = xn (1 − n), n>1
⇒ fn (0) = fn (1) = 0, fn (x) > 0, x ∈ (0, 1); fn stetig : ∃ max f
fn diffbar ⇒ Ist x0 Maximalstelle, so folgt fn0 (x0 ) = 0
fn0 (x) = nxn−1 (1 − x) + xm (−1)
= xn−1 (n(1 − x) − x) = xn−1 (n − nx − x) = xn−1 (n − (n + 1) · x)
Nullstellen in (0, 1):
n
n − (n + 1) · x = 0 =: x0 (n) = x0 mit
⇒x=
n+1
³ n ´n ³ n ´ ³ n ´n ³ 1 ´
fn (x0 ) = · 1− = ·
n+1 n+1 n+1 n+1
³ n ´n ³ 1 ´ 1
|fn (x0 )| = · <
| {z } n+1 n+1 n+1
max fn
¡ ¢
x0 einzige NS von fn in (0, 1)
glm
⇒ fn −−→ 0 =: f = lim fn : (lim fn )0 = 0
mit fn0 (1) = 1(n − (n + 1)) = −1
⇒ lim fn0 (1) = −1 6= (lim fn )0 (1) = 0
Satz 4.4.2:
¡ ¢
fn : [a, b] −→ R, d.h. ∃fn0 und fn0 ist stetig .
fn stetig diffbar
¡ ¢
Ferner konvergiere (fn0 ) glm. und ∃ x0 ∈ [a, b] mit fn (x0 ) konvergent.
Dann konvergiert
fn punktweise gegen eine diffbare Funktion f mit f 0 = lim fn0
¡ ¢
also (lim fn )0 = lim(fn0 )
Beweis:
glm
Wegen fn0 −−→ g := lim fn0 folgt:
g stetig (denn fn0 stetig ∀ n ).
Zx
∃ g.
x0
Zx
Ferner fn (x) − fn (x0 ) = fn0 da fn0 stetig
x0
Zx
⇒ fn (x) = fn (x0 ) + fn0 d, x ∈ [a, b]
x0
111
4 Das Riemannsche Integral 15.01.2007
Zx
d
⇒ f 0 (x) = 0 + g
dx
x0
| {z }
g(x)da g stetig
⇒ f 0 (x) = g(x) 2
|{z}
(lim fn (x))0
Z1 Zξ
1 1
Definiere: √ dx = lim− √ dx
1−x ξ→1 1−x
0 0
Z
d √ 1 1 √
Mit 1−x= √ · (−1) ergibt sich √ dx =< −2 1 − x >, also
dx 2 1−x 1−x
Z1 ¯ξ
1 ³ √ ¯ ´ p √
¯
√ dx = lim − 2 1 − x¯ = lim (−2 1 − ξ + 2 1) = 2
1−x ξ→1− ¯ ξ→1−
0 0
Zξ
lim f ∃ und wir schreiben
ξ→b−
a
Zb Zξ
f = lim− f
ξ→b
a a
Zb
f heisst uneigentliches Integral
a
Satz 4.5.1:
Zb
1
α dx α>0
(b − x)
a
112
4 Das Riemannsche Integral 15.01.2007
Beweis:
Zb ¯
−α+1 ¯ξ
1 (b − x) ¯
α 6= 1 : α dx = ¯
(b − α) −α + 1 ¯
a a
−α+1
(b − x)
Damit lim− ∃ brauchen wir: − α + 1 > 0
ξ→b −α + 1
(α 6= 0)
Also α < 1; für α > 1 ∃ Limes nicht.
Zξ ¯ξ
1 ¡ ¢ ¯
¯
α = 1: dx = log |b − x| (−1)¯ : lim @
b−x ¯ ξ→b−
a a
2
Bemerkung:
Beachte:
Zξ 1−α
1 (b − a)
α<1⇒ α dx =
(b − x) 1−α
a
Beweis:
Zξ
Zu zeigen: ∃ lim− f;
ξ→b
a
Es genügt zu zeigen, dass für jede Folge (ξn ) mit a < ξn < b
und lim ξn = b gilt:
n→∞
Zξn
∃ f ; wir zeigen dies, indem wir verifizieren, dass
a
³ Zξn ´
f eine C-Folge ist:
a
¯ ξZn+k Zξn ¯¯ ¯¯ ξZn+k ¯¯ ¯¯ ξZn+k ¯¯ ¯ ξZn+k ¯
¯ ¯ ¯
¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯
¯ f − f¯ = ¯ f¯ 6 ¯ |f |¯ 6 ¯ g¯
¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯
a a ξn ξn ξn
| {z }
⇒ε falls n>n0 (k>0)
³ Zξn ´
g ist C-Folge.
a
113
4 Das Riemannsche Integral 15.01.2007
³ Zξn ´
⇒ f ist C-Folge, also konvergent. 2
a
Korollar 4.5.1:
Sei f : [a, b) −→ R und ∃ α < 1 mit
c
|f (x)| 6 α (c ∈ R+ ).
(b − x)
Zb
Dann ∃ f.
a
Beispiel:
Z1
sin t sin t
Beispielsweise: dt : ist nicht definiert für t = 0
t t
0
Beispiele
Z1 √
x
i. dx
sin(2x)
0
√
x 1
lim = ∞ vgl. mit α
x→0+ sin(2x) x
à !
1 2x
·
|2 sin
{z 2x}
−→ 12
√
x 1
; Versuche mit √ abzuschätzen!
sin(2x) 2 x
³ √x √ ´ 1
Genauer: Wegen lim · x =
x→0 sin 2x 2
114
4 Das Riemannsche Integral 15.01.2007
∃ε>0: 0<x<ε
√ √ ¯ √
1 x· x ¯
⇒ ⇒ 4
<
sin 2x
<1 ¯: x
√
1 x 1
0<x<ε ⇒ √ < <√
4 x sin 2x x
Z1
1 1
√ dx ∃(α = )
4 x 2
0
Z1
1 1
√ dx (α = )
x 2
0
√
x 1
Verwende obiges Integral: 0 < <√ für 0 < x < ε
sin 2x x
Zε √
x
⇒ dx ∃
sin 2x
0
Z1 √
x
⇒ dx ∃ :
sin 2x
0
à Z1 Zε Z1 !
= +
0 0 ε
|{z}
kein
uneigentliches
Integral
Z2 p p
1
ii. p dx : |x3 − x2 | = x · |x − 1|
|x3 − x2 |
0
1 1
⇒p = p (Problem bei x = 0, x = 1)
|x3 − x2 | x· |x − 1|
1
Z2 Z2 Z1 Z2
Definiere: = + + (3 uneigentliche Integrale).
0 0 1 1
2
Z2 Z2
1 1
p dx = √ dx ( Problem bei ”1”)
x· |x − 1| x· x−1
1 1
1 1 1
√ 6 √ 6√
2 x−1 x x−1 x−1
Z2 Z2
1 1 1
∃ √ dx = 1 dx ∃(α = < 1)
x−1 (x − 1) 2 2
1 1
Z2
1 1 1
√ dx ∃ denn 0 < √ 6√ für 1 6 x 6 2
x x−1 x x−1 x−1
1
Z1
1
√ dx
x x−1
1
2
1 1 2
Wieder √ 6 p 6p
x−1 x |x − 1| |x − 1|
115
4 Das Riemannsche Integral 15.01.2007
|x − 1| = 1 − x in [ 21 , 1]
1 1 2
√ 6 √ 6√
1−x x 1−x x−1
Z1 Z1
1 1 1
√ dx ∃ denn √ dx ∃ (α = ).
x x−1 x−1 2
1 1
2 2
1 1
Z2 Z2
1 1
und p dx = √ dx ( Problem bei x = 0)
x |x − 1| x 1−x
0 0
1
Z 2
c
Aber: dx @ für c > 0
x
0
d 1 c 1
⇒ 6 √ 6 : für gewisse c, d > 0 und 0 < x 6
x x 1−x x 2
1
Z2
1
⇒@ p dx
x |x − 1|
0
Z2
1
⇒@ p dx
|x3 − x|
0
Definition 4.5.2:
Z∞ Zξ
f := lim f
ξ→∞
a a
1
Standard-Testfunktion:
xα
1
[1, ∞) −→ R, x 7−→ α
x
Z∞ Zξ ¯ξ
1 1 x−α+1 ¯¯
dx = lim dx = lim ¯
xα ξ→∞ xα ξ→∞ −α + 1 ¯
1 1 1
Z∞
1
dx @
x
1
116
4 Das Riemannsche Integral 17.01.2007
Satz 4.5.2:
Z∞
1
dx ∃ ⇔ α > 1
xα
1
Z∞ Z∞
∃ g dx ” so ” f dx
a a
Korollar 4.5.2:
f : [a, ∞) −→ R stetig und ∃ c > 0 und α > 1 mit
Z∞
c
|f (x)| 6 α ∀x ∈ [a, ∞) ⇒ f ∃
x
a
Beispiel:
Z∞
sin x ¯ sinx ¯ 1
dx :¯ 2 ¯6 2
x2 x x
1
Z∞ Z∞
1 sinx
dx ∃ (α = 2 > 1) ⇒∃ dx
x2 x2
1 1
Z∞
2
i. e−x dx ∃?
−∞
| {z }
Z0 Z∞
+
−∞ 0
Z0 Z∞
2 2
Hier: = denn e−x = e−(−x)
−∞ 0
Z∞
2
Also: e−x dx betrachten.
0
³ Z∞ 1 ´
dx ∃ ⇔ α > 1
xα
1
117
4 Das Riemannsche Integral 17.01.2007
x2 t
lim x2 = lim =0
x→∞ e
| {z }
t→∞ et
2
lim x2 e−x = 0
x→∞
2 2 1
⇒ x >> 0 ⇒ x2 e−x < 1 ⇒ e−x <
x2
Z∞
1
Da dx ∃ (∀ a > 0)
x2
a
Z∞
2
existiert auch e−x dx (∀ a > 0)
a
Z∞
1
Beachte: dx @
x2
0
Z∞ Za Z∞
−x2 −x2 2
⇒∃ e dx = e dx + e−x dx, a>0
0 0 a
| {z } | {z }
∃ ∃
Z∞
2
⇒ e−x dx ∃ (Berechnung → vgl. später)
−∞
Z∞
arctan(x)
ii. dx
log cosh(x)
1
¡ ¢
cosh(1) > cosh(0) = 1 ⇒ cosh(x) > cosh(1) > 1 cosh ↑ in [0, ∞)
⇒ log cosh(x) wohldefiniert in [1, ∞) und 6= 0
π ¡ π
lim arctan(x) = x >> 0 ⇒ < arctan(x) < π)
x→∞ 2 4
→ ”Zähler kein Problem”
Nenner: log cosh(x) ∼ cx (?)
Abschätzung:
¡1 ¢ 1
¡ x ¢ ¡ ¢
log cosh(x) = log 2 (e
x
+ e−x ) : 2 e + e−x 6 12 ex + ex = ex (x > 0)
Da log ↑: log cosh(x) 6 log ex = x
Z∞ Z∞
1 1 1 1
⇒ > ⇒ dx @, denn dx @
log cosh(x) x log cosh(x) x
1 1
¯ arctan(x) ¯ π 1
¯ ¯
Es folgt: ¯ ¯ > · für x >> 0
log cosh(x) 4 x
Also: Wähle a genügend gross. Dann gilt:
Z∞ Za Z∞
arctan x arctan x arctan x
dx = dx + dx
log cosh x log cosh x log cosh x
1 1 a
| {z } | {z }
∃ Z∞
π 1
@, denn dx @
4 x
a
Z∞
arctan x
⇒ dx @
log cosh x
1
118
4 Das Riemannsche Integral 17.01.2007
Z∞ √
sin x
iii. dx
x2 − 1
2
x2 − 1 > 0, ∀x > 2
√
−1 6 sin x 6 1 (x > 2) ⇒ ”Zähler kein Problem”
Z
2 2
x − 1 ∼ x für x >> 0 ; Vermutung: ∃
1 c
Versuche Abschätzung: < 2 ⇔ x2 < c(x2 − 1)
x2 −1 x
x2 x2 − 1 1
⇔ c> = 2 + 2 <2
x2 −1 x −1 x −1
| {z } | {z }
=1 <1 (x>2)
1 2
Es folgt: x > 2 ⇒ 2 < 2
x −1 x
¡ ¢
Probe: ⇔ x2 < 2(x2 − 1) ⇔ 1 < x2 X (denn x > 2)
Z∞ Z∞
1 1
⇒ dx ∃, denn dx ∃ (α = 2 > 1)
x2 − 1 x2
2 2
¯ sin √x ¯ 1
Z∞ √
sin x
¯ ¯
Wegen ¯ 2 ¯6 2 (x > 2) folgt, dass auch dx ∃
x −1 |x − 1| x2 − 1
2
4.6 Partialbruchzerlegung
(; vgl. Blatt)
Primfaktorisierung: Z ↔ C[z]
Ring Menge der komplexen
Polynome: Polynomring
Einheiten: ±1 c ∈ C, c 6= 0
(invertierbare Elemente)
κ1 + κ2 + · · · + κk = n
2 κ1
z.B. p(z) = (z − 1) = (z − 1)
grad(p) = 2
Hier: 1 einzige Nullstelle mit Vielfachheit 2
Primfaktorisierung in Z:
n ∈ Z, n 6= 0, n keine Einheit
119
4 Das Riemannsche Integral 17.01.2007
⇒ ∃ eindeutige Darstellung
n = ε · pκ1 1 · pκ2 2 · · · pκk k , ε ∈ {±1} (Einheit), pi (positive) Primzahl
p1 , . . . , pk paarweise verschieden, κ1 , . . . , κk : ”Vielfachheiten”
Analog für C[z]:
p(z) ∈ C[z], p(z) 6= 0 und p(z) keine Einheit (d.h. grad(p) > 0)
⇒ ∃ eindeutige Faktorisierung
κ1 κ2 κk
p(z) = |{z}
c (z − µ1 ) · (z − µ2 ) · · · (z − µk )
Einheit
⇒c=1
Y³
n−1
2πi
´ n−1
Y
⇒ zn − 1 = z−e n k = (z − ωj )
k=0 j=0
1 P artialbruch− c0 c1 cn−1
⇒ = + + ··· +
zn −1 zerlegung z − ω0 z − ω1 z − ωn−1
| {z }
cj bestimmen aus
c0 c1 cn−1
+ + ··· + =
z − ω0 z − ω1 z − ωn−1
c0 (z − ω1 )(z − ω2 ) · · · (z − ωn−1 ) + c1 (· · · ) · · · (· · · ) + · · ·
=
(z − ω0 )(z − ω1 ) · · · (z − ωn−1 )
1
=
zn − 1
c0 , · · · , cn−1 bestimmen aus:
n−1
X
cj (z − ω0 )(z − ω1 ) · · · (z − ωj−1 )(z − ωj+1 ) · · · (z − ωn−1 ) = 1
j=0
n−1
X n−2
; ”Koeff.-vergl.” z.B.: (−1) cj ω0 ω1 · · · ωj−1 ωj+1 · · · ωn−1 = 1
j=0
Beispiel:
n=2
z 2 − 1 = (z + 1)(z − 1)
1 c0 c1 1³ 1 1 ´
= + = −
z2 − 1 z−1 z+1 2 z−1 z+1
c0 (z + 1) + c1 (z − 1) = 1
⇒ c0 − c1 = 1 c0 + c1 = 0 (konst. Term mit z-Koeff)
120
4 Das Riemannsche Integral 18.01.2007
1
⇒ co = 2 = −c1
Zb
0 ∂
Frage: Wann ist F (x) = f (x, t) dt
∂x
a
∂
: partielle Ableitung nach x
∂x
Definition 4.7.1:
f : R × R −→ R
(x, t) 7−→ f (x, t)
∂ f (x + h, t) − f (x, t)
f (x, t) := lim
∂x h→0 h
Beispiel:
∂ xy
e sin y = yexy sin y etc.
∂x
Stetigkeit bei Funktionen
Sei:
ϕ: Rn −→ Rm
∈ ∈
x 7−→ ϕ(x) =: y = (y1 , · · · ym )
= (x1 , . . . , xn )
v
u n
uX 2
kxk = t x i
i=1
v
uX
um 2
kyk = t yj
j=1
∂f
sei stetig und es sei fx := definiert in D(f ) und stetig.
∂x
Zβ
Dann ist F (x) := f (x, t) dt diffbar in [a, b] und es gilt:
α
121
4 Das Riemannsche Integral 18.01.2007
Zβ
0 ∂f
F (x) = (x, t) dt
∂x
α
Beweis:
Zβ
0 F (x + h) − F (x) 1³ ´
F (x) = lim = lim f (x + h, t) − f (x, t)) dt
h→0 h h→0 h
α
Zβ ³
f (x + h, t) − f (x, t) ´ ∂f
= lim dt; schreibe fx :=
h→0 h ∂x
α
f (x + h, t) − f (x, t) M W S
da fx ∃: = fx (s(h), t) (t fest)
h
mit s(h) zwischen x und x + h : |x − s(h)| 6 h
Zβ
0
F (x) = lim fx (s(h), t) dt
h→0
α
Zβ
0
Zu zeigen: F (x) = fx (x, t) dt
α
Zβ
0
Betrachte: F (x) − fx (x, t) dt = ∆
α
³ Zβ Zβ ´
Es gilt ∆ = lim fx (s(h), t) dt − fx (x, t) dt
h→0
α α
Zβ
¡ ¢
= lim fx (s(h), t) − fx (x, t) dt
h→0
α
Zβ
¡ ¢
Abschätzung für: fx (s(h), t) − fx (x, t) dt
α
∀ε > 0 ∃δ > 0 :
k(x1 , t1 ) − (x2 , t2 )k < δ ⇒ kfx (x1 , t1 ) − fx (x2 , t2 )k < ε
p p
Beachte: k(s(h), t) − (x, t)k = (s(h) − x)2 + (t − t)2 = (s(h) − x)2 =
vgl. oben
|s(h) − x| 6 h
ε
⇒ ∀ε > 0 ∃h > 0 : |fx (s(h), t) − fx (x, t)| <
β−α
¯ Zβ ¯ Zβ
¯ ¯
⇒ ¯ fx (s(h), t) − fx (x, t) dt¯ 6 |fx (s(h), t) − fx (x, t)| dt
α α
| {z } | {z }
ε ε
⇒ <(β−α) =ε <
β−α β−α
122
4 Das Riemannsche Integral 18.01.2007
Zβ
⇒ lim (fx (s(h), t) − fx (x, t)) dt < ε, ∀ε > 0 2
h→0
α
| {z }
⇒ F 0 (x)=f (x)
Spezielles Beispiel
Satz 4.8.2:
Z∞
sin t π
dt =
t 2
0
Beweis:
Z∞
sin t
dt
t
0
| {z }
Zz
sin t
lim dt
z→∞ t
0
Zπ Z3π (2n+1)π
Z (2n+2)π
Z Z2π
> > ··· > > >
0 0 0 0 0
⇒ ∃A = lim An
Z
2nπ
⇒ ∃B = lim Bn
(2n+1)π
Z Z
2nπ (2n+1)π
Z
¯ ¯ ¯ ¯
¯ ¯ ¯ ¯
An − Bn = ¯ − ¯=¯ ¯
0 0 (2n)π
(2n+1)π
Z (2n+1)π
Z
¯ sin t ¯¯ ¯ sin t ¯
¯ ¯ ¯ dt
¯ dt¯ 6
t t
2nπ 2nπ
| {z } | {z }
1 1
⇒π·
2nπ t
⇒ lim (An − Bn ) = 0 : A=B
n→0
Z∞
sin t
dt ∃ 2
t
0
Z∞ Z∞
sin t sin t
Berechnung von dt: Ansatz: G(x) := e−tx dt, x>0
t t
0 0
Z∞
sin t
e−tx dt ∃ ∀ x > 0 (Gleiche Überlegung wie oben!)
t
0
123
4 Das Riemannsche Integral 18.01.2007
Z∞
sin t
G(0) = dt
t
0
Zn
sin t
G(x) = lim e−tx dt
| {z t }
n→∞
0
hat stetige Fortsetzung
in (x,0), ∀x
sogar diffbar nach f und x
Beweis:
Beh: G(x) ist diffbar und
Z∞
0 ∂ ¡ −tx sin t ¢
G (x) = e dt für x ∈ [x0 , ∞), x0 > 0
∂x t
0
Zx
∂ ¡ −tx sin t ¢
mit G0n (x) = e dt
0
|∂x {z t }
−e−tx sin t
¯n Zn
¯
= (e −xn
cos n − 1) + xe −tx
sin t¯ + x2 e−tx sin t dt
0
0
| {z }
x2 (−G0n (x))
124
5 Differentialgleichungen I 22.01.2007
Z∞ Zε Z∞
−tx sin t
e dt = + −→ 0
t
0 0 ε
π π
Also: lim G(x) = lim (− arctan x + c) = − ⇒ c =
x→∞
| {z }
x→∞ 2 2
0
Z∞
sin t π
G(0) = dt = − arctan(0) + c = 2
t 2
0
5 Differentialgleichungen I
5.1 Grundbegriffe, Beispiele
Definition 5.1.1: (Differentialgleichung)
y 0 = ϕ(x, y) (?) (DG erster Ordnung)
ϕ
R2 ⊃ D −→ R
D = D(ϕ) Definitionsbereich von ϕ (Def.bereich der DG (?))
y
6
D(ϕ)
- x
y
6
D(ϕ)
y0 Graph(f )
- x
x0
Definitionsbereich
125
5 Differentialgleichungen I 22.01.2007
Beispiel:
Hundskurve a > 0 gegeben:
a
Hund an Leine
-
-
;
Mensch
−a
y
Steigung y 0 = − p : ”x-frei”
a2 − y 2
| {z }
ϕ(x,y)
Allgemeine Situation:
y 0 = ϕ(x, y):
y
6
Lösung
i
- x
Beispiel:
Gegeben Kurvenschar, z.B. Kreisscheiben x2 + y 2 = R2 mit y > 0
126
5 Differentialgleichungen I 22.01.2007
y
6
√
y= R2 − x2
µ
- x
√
⇒y= R2 − x2
1 −x x
y0 = √ (−2x) = √ = − = ϕ(x, y)
2
2 R −x 2 2
R −x2 y
⇒ Richtungsfeld von ϕ ≡ Tangentenschar der Kreisschar
x2 + y 2 = R2 , R > 0, y > 0
x
y 0 = − : DG der gegebenen Kurvenschar.
y
Also: Kurvenschar ; DG der Kurvenschar (mit Lösungen, die
Scharkurven - eventuell noch andere Lösungen! Vgl. später).
v: R2 ⊃ D / R2
∈
∈
y
6
D := D(v)
v = (v1 (x, y), v2 (x, y))
w>
- x
v2 (x, y)
v1 6= 0 : ϕ(x, y) = zu v gehöriges Richtungsfeld.
v1 (x, y)
Also: v Vektorfeld im R2 ⇒
127
5 Differentialgleichungen I 22.01.2007
v2 (x, y)
Richtungsfeld ϕ(x, y) =
v1 (x, y)
wobei v(x, y) = (v1 (x, y), v2 (x, y)) ⇒.
DG: y 0 = ϕ(x, y) (?)
Die Lösungskurven von (?) heissen dann Stromlinien oder Feldlinien des Vektorfeldes
v.
Lösen der DG y 0 = ϕ(x, y): ”Integration”:
0
z.B.: y = g(x) = ϕ(x, y)
| {z }
y-freie DG
Z
⇒ Lösungen: Stammfkt. von g : < G >= g
i. R := [x0 − a, x0 + a] × [y0 − b, y0 + b] ⊂ Ḋ
ii. (x, y1 ), (x, y2 ) ∈ [x0 − a, x0 + a] × [y0 − b, y0 + b]
| {z }
R
y
6
D
y0 + b
y0
y0 − b
- x
x0 − a x0 x0 + a
Beispiel:
∂ϕ 0
Sei ϕy := stetig in einer Umgebung von (x0 , y0 ) ∈ D
∂y
128
5 Differentialgleichungen I 24.01.2007
Beweis:
i) Eindeutigkeit:
Angenommen f1 und f2 2 Lösungen (vorgegebenes ε > 0 !)
f10 (x) = ϕ(x, f1 (x))
f20 (x) = ϕ(x, f2 (x))
Beachte: f1 , f2 diffbar. ⇒ f1 , f2 stetig.
Da ϕ stetig folgt:
t 7−→ ϕ(t, f1 (t)) stetig
Zx
⇒ ∃ ϕ(t, fi (t)) dt
x0
Zx
⇒ ϕ(t, fi (t)) dt = fi (x) − fi (x0 )
| {z }
x0 y0
Zx
⇒ fi (x) = y0 + ϕ(t, fi (t)) dt
x0
Zx
⇒ fi (x) − fi (x0 ) = ϕ(t, fi (t)) dt
| {z }
y0 x0
Zx
¯ ¯
⇒ |f1 (x) − f2 (x)| = ¯ (ϕ(t, f1 (t)) − ϕ(t, f2 (t)) dt¯
| {z }
x0 Lip. Bed.:
|ϕ(t,f1 (t))−ϕ(t,f2 (t))|
falls in ”R”6k|f1 (t)−f2 (t)|
0
R = [x0 − a, x0 + a] × [y0 − b, y0 + b] ⊂ D(ϕ)
¯
Sei µ = µ(ε) := max{|f1 (t) − f2 (t)| ¯ t ∈ [x0 − ε, x0 + ε]}
129
5 Differentialgleichungen I 24.01.2007
Zx
¯ ¯
⇒ |f1 (x) − f2 (x)| 6 ¯ k · µ(ε) dt¯ =
x0
⇒ µ(ε0 ) 6 12 µ(ε0 )
| {z }
>0
⇒ µ(ε0 ) = 0
⇒ f1 (t) = f2 (t) ∀t ∈ [x0 − ε0 , x0 + ε0 ]
In der Tat folgt: f1 (t) = f2 (t) ∀t ∈ [x0 − ε, x0 + ε]
f1 , f2 beide diffbar in [x0 − ε, x0 + ε]
[x0 − ε0 , x0 + ε0 ] ⊂ [x0 − ε, x0 + ε]
Sei α = sup{β | ε0 6 β 6 ε : f1 (t) = f2 (t), ∀t ∈ [x0 − β, x0 + β]}
⇒ ε0 6 α 6 ε : möchten α = ε
Angenommen ε0 6 α 6 ε :
⇒ f1 (t) = f2 (t), ∀ t ∈ (x0 − α, x0 + α)
Wegen (x0 − α, x0 + α) ⊂ [x0 − ε, x0 + ε] und
f1 , f2 stetig in[x0 − ε, x0 + ε] :
⇒ f1 (x0 − α) lim f1 (t) = lim f2 (t) = f2 (x0 − α)
t→(x0 −α)+ t→(x0 +α)+
ii) Existenz:
Angenommen g(x) ist Lösung von (?) mit g(x0 ) = y0 :
g 0 (x) = ϕ(x, g(x))
Zx Zx
0
⇒ g (t) dt = ϕ(t, g(t)) dt = g(x) − g(x0 )
| {z }
x0 x0 y0
Zx
⇒ g(x) = g(x0 ) + ϕ(t, g(t)) dt
x0
Zx
; Anstatz: gn+1 (x) = y0 + ϕ(t, gn (t)) dt
x0
¡ ¢
Rekursive Funktionenfolge gn (x) n>0
gn (x) ”Approximation” für g(x)
Wähle g0 (x) = y0 : Konstante Funktion.
¡ ¢
Zeige: gn (x) konvergiert gegen Lösung von (?)
130
5 Differentialgleichungen I 24.01.2007
Zx
Also: g1 (x) = y0 + ϕ(t, y0 ) dt
x0
¯ Zx ¯
¯ ¯
⇒ |g1 (x) − g0 (x) | = ¯ ϕ(t, y0 ) dt¯
| {z }
y0 x0
Zx
¯ ¯
⇒ |gn+1 (x) − gn (x)| = ¯ ϕ(t, gn (t)) − ϕ(t, gn−1 (t)) dt¯
x0
Zx
⇒ |gn+1 (x) − gn (x)| 6 |ϕ(t, gn (t)) − ϕ(t, gn−1 (t))| dt
| {z }
x0
6k |gn (t) − gn−1 (t)|
| {z }
Induktionsvor.:
kn−1 ·M ·|t−t0 |n
n!
¡ ¢¯
n=1:X ¯ (t zwischen x0 und x)
Zx
kn · M
⇒ |gn+1 (x) − gn (x)| 6 |t − x0 |n dt
n!
x0
n n+1
k |x − x0 |
= ·M X
(n + 1) · n!
Graph(gn ) ⊂ R = [x0 − a, x0 + a] × [y0 − b, y0 + b]
Es gilt für n > 0:
|gn (x) − g0 (x)| 6
|gn (x) − gn−1 (x)| + |gn−1 (x) − gn−2 (x)| + · · · + |g1 (x) − g0 (x)|
| {z } | {z } | {z }
kn−1 ·|x−x0 |n ·M kn−2 ·|x−x0 |n−1 ·M 6M |x−x0 |
6 n! 6 (n−1)!
³ ´
λ2 λn λ2
eλ = 1 + λ + 2! + ··· + n! ⇒ eλ − 1 = λ + 2! ···
M³ k 2 |x − x0 |2 k n |x − x0 | ´
|gn (x) − g0 (x)| 6 k · |x − x0 | + + ··· +
k 2! n!
2 2 n
k |x − x0 | k |x − x0 |
ek|x−x0 | − 1 = k · |x − x0 | + + ··· +
2! n!
M ¡ k|x−x0 | ¢
⇒ |gn (x) − g0 (x)| 6 e −1
|k {z }
bel. klein, falls |x − x0 | klein genug
131
5 Differentialgleichungen I 25.01.2007
Reststück einer
konvergenten Reihe auch Reststück
z }| { z }| {
∞ ∞
M X k j |x − x0 |j X k j εj
6
k j=n j! j=n
j!
| {z } | {z }
unabhängig von k unabhängig von x
⇒ g 0 (x) = lim gn0 (x) = lim ϕ(x, gn−1 (x)) = ϕ(x, g(x))
n→∞ n→∞
2
Lösungen:
h(y)y 0 = g(x)
Sei y = f (x) eine Lösung. Dann folgt:
132
5 Differentialgleichungen I 25.01.2007
Beispiel:
i. y 0 = xy : separierbar
dy
; differentielle Form : = x d x (y 6= 0)
y
Z Z
dy
⇒ = x dx
y
x2
⇒ log |y| = +c
2
Lösungen: Nach y auflösen:
x2 x2
⇒ |y| = e 2 +c
=e 2 ec
· |{z}
D>0
x2
⇒y=e 2 · D, D ∈ R \ {0}
x2
Probe: y 0 = e 2 · D · x = y · x : auch für D = 0
x2
⇒ allg. Lösung ist y(x) = D · e 2 , D∈R
y 0 = xy = ϕ(x, y) : D(ϕ) = R2
ϕy = x : stetig : Lip. erfüllt.
⇒ durch jeden Punkt (x0 , y0 ) ∈ R2 ∃! Lösung:
x2
e2 :
y(x0 ) = y0 = D |{z} D bestimmen
6=0
−x0 2
⇒D=e 2 · y0 . Also Lösung durch (x0 , y0 ) ist:
−x0 2 x2
y(x) = y0 e 2 ·e 2 : y(x0 ) = y0 X
133
5 Differentialgleichungen I 25.01.2007
p
⇒y= R2 − x2 : Lösung durch (x0 , y0 ), y0 > 0
| {z }
Def.bereich: (−R,R)
p
wobei R = x0 2 + y0 2 : ”Radius”
⇒ Durch jeden Punkt (x0 , y0 ) ∈ R × (R \ {0}) geht genau eine
Lösung. Der Def.bereich der Lösung hängt von der Wahl von (x0 , y0 )
ab.
y
iii. Hundskurve: (Fall a = 1) y0 = − p
1 − y2
”x-frei” ⇒ separierbar.
p
1 − y2
Diff.Form : dy = −dx
y
Z Z p
1 − y2
: dy :
y
¡ ¢
Subst.: y = sin t y ∈ (−1, 1), t ∈ (− π2 , π2 )
p p √
⇒ 1 − y 2 = 1 − sin2 t = cos2 t = | cos t|
| {z }
=cos t
(t∈(− π π
2 , 2 ))
und d y = cos t d t
Z
cos t
⇒ Neues Integral: · cos t dt
sin t
liefert x = x(y)
Def.bereich: y ∈ (−1, 1) \ {0} : Können hier nicht explizit nach y
auflösen!
134
5 Differentialgleichungen I 25.01.2007
∂ϕ
:= ϕy = p(x) = ϕy (x, y) : stetig
∂y
⇒ erfüllt Lipschitz in allen Punkten von D(ϕ)
1) Homogener Fall:
y 0 = p(x) · y
⇒ Separierbar
Lösungen: diff. Form ist
Z
dy
= p(x) d x :
y
log |y| = P (x) + c
P : eine Stammfunktion von p(x)
Also:
y(x) = DeP (x) , D ∈ R \ {0}
D = 0 würde zu y(x) = 0 führen:
dies ist Lösung von y 0 = p(x) · y !
⇒ Lösungen von y 0 = p(x) · y = ϕ(x, y) haben die Form:
2) Allgemeiner Fall:
135
5 Differentialgleichungen I 29.01.2007
d ¡ ¢ ¡ ¢
(f1 − f2 ) = p(x)f1 (x) + q(x) − p(x)f2 (x) + q(x)
dx
¡ ¢
= p(x) f1 (x) − f2 (x)
⇒ f1 − f2 ist Lösung von (?)h
– Ist f Lösung von (?) und g(x) eine Lösung von (?)h , so folgt:
g 0 (x) = p(x)g(x)
¡ ¢
⇒ addieren: f 0 (x) + g 0 (x) = p(x) f (x) + g(x) + q(x) :
⇒ Man erhällt alle Lösungen von (?) indem man eine Lösung von (?)
bestimmt und dazu die Lösungen von (?)h addiert:
Lösungen y(x) haben die Form:
wobei yp (x) eine partikuläre Lösung von (?) ist (eine Lösung) und
yn (x) die allgemeine Lösung von (?)h .
¡ ¢
yh (x) = c · eP (x)
bestimmen.
Beispiel:
y−x
y0 − √ − 1 = 0 : lineare DG
1 + x2
y x
⇒ y0 = √ − √ +1
1+x 2 1 + x2
| {z }
q(x)
Inhomogenität
y
(?)h : y 0 = √ separierbar, mit diff. Form:
1 + x2
dy dx
=√
y 1 + x2
Z p
: log |y| = log |x + 1 + x2 | + const
136
5 Differentialgleichungen I 29.01.2007
econst >0
√ z}|{
⇒ |y| = |x + 1 + x2 | · C
√
⇒ yh = D · (x + 1 + x2 ), D ∈ R
z.B. Anfangswertproblem:
√
y(0) = 0 : führt zu 0 = 0 + D(0 + 1 + 0)
⇒D=0
⇒ zugehörige Lösung ist y(x) = x
Beispiel:
(Physik)
Gegeben Stromkreis mit Ohmschen Widerstand R und Selbstinduktion L:
Gesucht: Stromstärke I(t) bei gegebener Spannung V (t)
Physik: Spannung = Summe der Spannungsabfälle.
dI
⇒ V (t) = R · I + L ·
dt
Also lin. DG für I(t):
dI(t) R V (t)
(?) : = − I(t) +
dt L L}
| {z
Inhomogenität
dI R
(?)h : = − · I : separierbar
dt L
dI R
⇒ =− dt
I L
R
⇒ log |I| = − · t + const
L
R
⇒ Ih (t) = e− L t · D, D∈R
Ih : Allg. Lösung von (?)h . Wir betrachten nun zwei Fälle für (?) :
137
5 Differentialgleichungen I 29.01.2007
R V0
i. Betrag: |I0 ωi + I0 | = (Ann: V0 > 0)
| {z L } L
r
R2
I02 ω 2 + 2 I02
L
r
2
R V0
⇒ I0 ω 2 + 2 =
L L
V0
⇒ I0 = √ (Fall I0 > 0)
L2 ω 2 + R2
138
5 Differentialgleichungen I 31.01.2007
V0 V0 (RI0 − iLI0 ω)
ii. Argument: e−iα
|{z} = =
LI0 ωi + RI0 (RI0 )2 + (LI0 ω)2
cos α−i sin α
V0 RI0
⇒ cos α =
(RI0 )2 + (LI0 ω)2
V0 LI0 ω
⇒ sin α =
(RI0 )2 + (LI0 ω)2
Hieraus α bestimmen, oder:
Allg. Lösung: I(t) = Ih (t) + Ip (t)
| {z } | {z }
R
Ce− L t Re(I0 ei(ωt−α) )
¡ ¢
Re I0 ei(ωt−α) = I0 cos(ωt − α) = I0 (cos ωt cos α + sin ωt sin α)
³ V0 R ´ ³ V Lω ´
0
⇒ Ip (t) = cos ωt · + sin ωt
R 2 + L2 ω 2 R 2 + L2 ω 2
yh (x) = CF (x)
Anstatz für yp :
yp (x) = γ(x) · F (x)
Versuche γ(x) geeignet zu wählen:
yp in (?) einsetzen:
Beispiel:
y 0 + y − ex = 0
(?)h : y 0 = −y mit yh (x) = De−x
Ansatz: yp (x) = γ(x)e−x : in DG ⇒ γ 0 e−x − γe−x + γe−x − ex = 0
⇒ γ 0 = e2x ⇒ γ(x) = 12 e2x ⇒ yp (x) = 12 ex X
139
5 Differentialgleichungen I 31.01.2007
Beispiel:
3y
y0 = +x lineare DG
|x {z }
ϕ(x,y)={(x,y)|x6=0}
3y dy dy dx
(?)h : y0 = = : =
x dx 3y x
Z
1
: log |y| = log |x| + const
3
⇒ log |y| = log(|x|3 ) + const
⇒ yh = D · x3 , D ∈ R
¡ ? 3yh 3Dx3 ¢
Probe : yh0 = 3Dx2 : yh0 = 3Dx2 = = X
x x
Ansatz für yp lautet nun:
yp (x) = γ(x) · x3
Einsetzen in (?) :
! 3yp 3γx3
yp0 = γ 0 x3 + γ · 3x2 = +x= + x = 3γx2 + x
x x
⇒ γ 0 x3 = x
1 1
⇒ γ0 = + ⇒ γ(x) = − (+const) : yp (x) = γ(x)x3 = −x2
x2 x
Probe: yp (x) = −x2 erfüllt:
3yp (x)
? −3x2
yp0 = −2x = +x= + x = −2x X
x x
⇒ Allg. Lösung von (?) : y(x) = Dx3 − x2 , D ∈ R
¡ ¢
Durch jeden Punkt (x0 , y0 ) ∈ D(ϕ) !∃ Lösung
Oder yp durch Ansatz:
yp (x) = Ax2 + Bx + C
yp0 = 2Ax + B : einsetzen
? 3(Ax2 + Bx + C)
= +x
x
A, B, C so bestimmen, dass: 2Ax2 + Bx = 3Ax2 + 3Bx + 3C + x2
⇒ 2A = 3A + 1 ⇒ A = −1
⇒ B = 3B ⇒ B = 0, C = 0
⇒ yp (x) = −x2
140
5 Differentialgleichungen I 31.01.2007
Beispiel:
p
f (x) = |x| stetig
⇒ f erfüllt keine Lip.bedingung bez. O ∈ D(f ) :
¡p p ¢¡p p ¢
¡p p ¢ |x1 | − |x2 | |x1 | + |x2 |
|f (x1 ) − f (x2 )| = |x1 | − |x2 | = p p
|x1 | + |x2 |
¯ ¯ 1
⇒ |f (x1 ) − f (x2 )| = ¯|x1 | − |x2 |¯ · p p
|x1 | + |x2 |
| {z }
für kleine
|x1 |,|x2 |6=0
bel. gross !
(@K··· )
141
5 Differentialgleichungen I 01.02.2007
v
un−1
p uX
|ui − vi | = (ui − vi ) 6 t
2 (uj − vj )2 =: ku − vk
j=0
u = (u0 , · · · , un−1 )
v = (v0 , · · · , vn−1 )
Wähle K = max{|ai |, 0 6 i 6 n − 1}
Hier: ϕ stetig ⇔ q stetig .
⇒ Also: y (n) + an−1 y (n−1) + · · · + a1 y 0 + a0 y = q(x)
mit q stetig hat lokal genau eine Lösung zu vorgegebenen Anfangsbed.
Homogener Fall:
(?)h : y (n) + an−1 y (n−1) + · · · + a1 y 0 + a0 y = 0
y = 0 immer eine Lösung (0-Lösung)
f1 , f2 Lösungen von (?)h ⇒ f1 + f2 , λf1 auch Lösung, denn:
(n) (n−1)
f1 + an−1 f1 + · · · + a1 f10 + a0 f1 = 0
(n) (n−1)
f2 + an−1 f2 + · · · + a1 f20 + a0 f2 = 0
⇒ (f1 +f2 )(n) +an−1 (f1 +f2 )(n−1) +· · ·+a1 (f1 +f2 )0 +a0 (f1 +f2 ) = 0
⇒ f1 + f2 auch Lösung
Analog für λf1 , λ ∈ R, denn (λf )(j) = λ · f (j)
⇒ Der Lösungsraum
Satz 5.5.2:
Die lineare homogene DG
Beweis:
(?)h : y (n) + an−1 y (n−1) + · · · + a1 y 0 + a0 y = 0
(Hier ist D(ϕ) = Rn+1 )
⇒ Es gibt Lösungen ε1 , · · · , εn ∈ Lh zu folgenden Anfangswerten:
142
5 Differentialgleichungen I 01.02.2007
Zu zeigen: f = 0 ⇒ ci = 0, 16i6n
Also: ∀x : f (x) = c1 ε1 (x) + · · · + cn εn (x) (??)
Wähle x = 0 : f (0) = c1 · 1 + 0 + · · · + 0 ⇒ c1 = 0
|{z}
=0, da
f =0
(??) Ableiten:
f 0 (x) = c1 ε01 (x) + c2 ε02 (x) + · · · + cn ε0n (x)
Wähle x = 0 : f 0 (0) = 0 + c2 · 1 + 0 + · · · + 0 ⇒ c2 = 0
| {z }
=0
usw.
⇒ ci = 0 ∀i
ii. ε1 , · · · εn erzeugen Lh :
Sei g ∈ Lh . Definiere
h(x) = g(0)ε1 (x) + g 0 (0)ε2 (x) + · · · + g (n−1) (0)εn (x)
⇒ h(0) = g(0), h0 (0) = g 0 (0), · · · , h(n−1) (0) = g (n−1) (0)
n−1
X
⇒ h ∈ Lh , denn h = g (j) (0)εj+1 und h erfüllt gleiche
j=0
Anfangsbedingungen wie g bez. x = 0.
⇒ h = g wegen Eindeutigkeitssatz.
Bemerkungen:
i. Gleicher Beweis funktioniert für lin. homogene DG mit variablen Koeffizienten:
y (n) + bn−1 (x)y (n−1) + bn−2 (x)y (n−2) + · · · + b1 (x)y 0 + b0 (x)y = 0
(hier müssen b1 (x), · · · , b(n−1) (x) stetig sein)
(Aufpassen: ”lokale Aussage”: Def.bereich beachten)
ii. Wir können auch komplexe Lösungen der DG betrachten:
f
R ⊃ I −→ C
¡ 0 ¡ ¢ ¢
f (x) = (Re f )0 (x), (Im f )0 (x) etc.
Re(f ) : I −→ R, Im(f ) : I −→ R
sind dann reelle Lösungen von (?)h
Wir betrachten LC h , den Raum der komplexwertigen Lösungen von (?)h . Es
folgt, dass ε1 , · · · , εn wie oben eine Basis von LC
h bilden.
143
5 Differentialgleichungen I 01.02.2007
..
.
n
X
d (n−1) λi x
: ci λi e =0
dx i=1
Setze x = 0 ein:
c1 + c2 + · · · + cn = 0
c1 λ1 + c2 λ2 + · · · + cn λn = 0
..
.
c1 λn−1
1 + c2 λ2n−1 + · · · + cn λn−1
n =0
Matrix dieses Gleichungssystems für (c1 , · · · , cn ):
1 1 1 ··· 1
λ1 λ2 λ3 ··· λn
λ21 λ22 λ23 ··· λ2n
.. .. .. ..
. . . .
λn−1
1 λn−1
2 λn−1
3 ··· λn−1
n
Vandermonde-Matrix
mit Determinante:
¯ ¯
¯ 1 1 1 ··· 1 ¯
¯ ¯
¯ λ1 λ 2 λ 3 ··· λn ¯
¯ 2 ¯ Y
¯ λ1 λ 2
λ 2
··· λ2n ¯
¯ 2 3 ¯= (λi − λj ) 6= 0
¯ .. .. .. .. ¯
¯ . . . . ¯ i>j
¯ n−1 ¯
¯ λ λn−1 λn−1 ··· λn−1 ¯
1 2 3 n
da λ1 , · · · , λn paarweise verschieden.
⇒ (c1 , · · · , cn ) = (0, · · · , 0) 2
Beispiel:
i. y 00 − y = 0
144
5 Differentialgleichungen I 01.02.2007
⇒ χ(λ) = λ2 − 1 = (λ − 1)(λ + 1)
⇒ Nullstellen ±1 mit Vielfachheit 1
⇒ Fundamentallösungen: ex , e−x
Allgemeine Lösung:
y(x) = Aex + Be−x
ii. y 00 + y = 0
χ(λ) = λ2 + 1 mit Nullstelle ±i
⇒ eix , e−ix sind dann komplexe Lösungen.
eix = cos x + i sin x o
liefert 2 reelle Lösungen: cos x, sin x
e−ix = cos x − i sin x | {z }
sicher lin. unabhängig
00
⇒ Allg. Lösung der DG y + y = 0 ist:
Fall 2: ist λ0 eine nicht reelle Nullstelle von χ(λ), dann ist auch λ0 eine Nullstelle von
χ(λ)
¡ ¢
denn χ(λ0 ) = 0 ⇒ χ(λ0 ) = 0̄ = 0, χ(λ0 ) = χ(λ0 ) ⇒ χ(λ0 ) = 0
Dann ist eλ0 x eine C-Lösung
λ0 = a + ib, a, b ∈ R
Re(e (a+ib)x
) = Re(eax · eibx
|{z} )
cos bx+i sin bx
⇒ Re(e ) = e cos bx o
λ0 x ax
linear unabhängig
Im(eλ0 x ) = eax sin bx
Fall 3: Mehrfache Nullstellen von χ(λ) :
λ0 sei 2-fache Nullstelle von χ(λ), λ0 ∈ R.
Angenommen λ0 , λ0 + ε Nullstellen.
ε 6= 0 : eλ0 x , e(λ0 +ε)x Lösungen.
e(λ0 +ε)x − eλ0 x ε→0 ∂ λx ¯¯
⇒ −→ (e )¯ = xeλ0 x auch Lösung.
ε ∂λ λ=λ0
Satz 5.5.3:
Ist λ0 eine k-fache NS von χ(λ), so sind
eλ0 x , xeλ0 x , x2 eλ0 x , · · · , xn−1 eλ0 x linear unabhängige Lösungen von
y (n) + an−1 y (n−1) + · · · + a1 y 0 + a0 y = 0
Beweis:
Fall 1: λ0 = 0:
n−k
Y
χ(λ) = λk · (λ − si )
i=1
| {z }
Polynom beginnt mit (?)λk +···
⇒ DG muss so aussehen:
y (n) + an−1 y (n−1) + · · · + ak y (k) = 0
⇒ hat Lösungen 1, x, x2 , · · · , xk−1 ∈ Lh
sind linear unabängig, denn
145
5 Differentialgleichungen I 19.03.2007
c0 · 1 + c1 x + c2 x2 + · · · + ck−1 xk−1 = 0, ∀x
⇒ c0 = c1 = · · · = ck−1 = 0 (Koeff.vgl.)
Fall 2: λ0 beliebig:
Betrachte y(x) = eλ0 u(x)
⇒ y 0 = λ0 eλ0 x · u + eλ0 x · u0 = eλ0 x (u0 + λ0 u)
y 00 = eλ0 x (u00 + (?)u0 + (?)u)
..
.
¡ ¢
y (n) = eλ0 x u(n) + (Monome in u(k) , k < n)
⇒ DG für y:
y (n) + an−1 y (n−1) + · · · + a1 y 0 + a0 y
= eλ0 x (u(n) + bn−1 u(n−1) + · · · + b1 u0 + b0 u)
u(x) = e−λ0 x · y(x) = e(λ−λ0 )x
Ansatz: y = eλx liefert:
eλx · χy (λ) = eλ0 x · e(λ−λ0 )x · χu (λ − λ0 )
| {z }
char. Polynom
für y-DG
⇒ k − Lösungen 1, x, · · · , xk−1
Wegen y(x) = eλ0 x · u(x) folgt:
y-DG hat Lösung eλ0 x , xeλ0 x , · · · , xk−1 eλ0 x
(sind offensichtlich lin. unabhängig)
2
Satz 5.5.4:
y (n) + an−1 y (n−1) + · · · + a1 y 0 + a0 y = 0
hat eine Basis in Lh die man wie folgt konstruieren kann. Ist λ0 eine NS
von χ(λ) mit Vielfachheit k, so gilt:
i. λ0 ∈ R ⇒ eλ0 x , xeλ0 x , · · · , xk−1 eλ0 x Fundamentallösungen.
ii. λ0 = a + ib ∈
/R
⇒ eax cos bx eax sin bx
xeax cos bx xeax sin bx
.. ..
. .
xk−1 eax cos bx xk−1 eax sin bx
2k Fundamentallösungen.
Zusammen bilden diese Funktionen eine Lösungsbasis
¡ ¢
λ0 ∈
/ R : λ0 auch Lösung, hier nur λ0 oder λ0 verwenden!
Satz 5.5.5:
DG
y (n) + an−1 y (n−1) + · · · + a1 y 0 + a0 y = 0
mit charakteristischem Polynom
χ(λ) = λn + an−1 λn−1 + · · · + a1 λ + a0 .
Ist λ0 ∈ R eine k-fache Nullstelle von χ, so sind die Funktionen
eλ0 x , xeλ0 x , . . . , xk−1 eλ0 x
linear unabhängige Lösungen der DG.
146
5 Differentialgleichungen I 19.03.2007
Ein Polynom vom Grade n hat genau n Nullstellen, gezählt mit der
korrekten Vielfachheit:
k
Y
χ(λ) = λn + an−1 λn−1 + · · · + a1 λ + a0 = (λ − λj )vj
j=1
k
X
mit λ1 , · · · , λk ∈ C paarweise verschieden und n = vj .
j=1
L = {yp + yh | yh ∈ Lh }
wobei yp eine fest gewählte Lösung von (?) ist (partikuläre Lösung)
Beachte: yp 6≡ 0, also ist L kein VR.
Beispiel:
y 000 − 3y 00 − 4y 0 = 1 : (?)
(?)h : y 000 − 3y 00 − 4y 0 = 0 mit
χ(λ) = λ3 − 3λ2 − 4λ = λ(λ2 − 2λ − 4)
NS von λ2 − 3λ − 4 sind
√ (
3 ± 9 + 16 3±5 4
= =
2 2 −1
Also χ(λ) = λ(λ − 4)(λ + 1).
Alle NS einfach und reell.
⇒ Basis von Lh ist gegeben durch 1, e4x , e−x
⇒ Lh =< 1, e4x , e−x >
Die allg. Lösung von (?)h ist:
147
6 Reihen 19.03.2007
einsetzen: 0 + 0 − 4α = 1 ⇒ α = − 14
Also ist yp (x) = − x4 eine Lösung.
⇒ Allgemeine Lösung von (?) ist:
x
y(x) = c0 + c1 e4x + c2 e−x −
4
Beispiel:
y 000 + 2y 00 + 5y 0 = ex : (?)
(?)h : y 000 + 2y 00 + 5y 0 = 0 mit
χ(λ) = λ3 + 2λ2 + 5λ = λ(λ2 + 2λ + 5)
√
NS: 0, −2± 2 4−20 = −2±i4
2 = −1 ± 2i
⇒ Lh =< 1, e−x cos(2x), e−x sin(2x) >
Lösungen von (?) : Brauchen yp ;
Ansatz: yp (x) = a · ex
Einsetzen: aex + 2aex + 5aex = ex
⇒ a + 2a + 5a = 1
1
⇒ 8a = 1 ⇒ a = 8
ex
⇒ yp (x) = 8 und allg. Lösung von (?) ist:
y(x) = c0 + c1 e−x cos(2x) + c2 e−x sin(2x) + 18 ex
Beispiel:
y (5) − 3y (4) + 3y (3) − y 00 = cos x : (?)
χ(λ) = λ5 − 3λ4 + 3λ − λ2 = λ2 (λ3 − 3λ2 + 3λ − 1)
| {z }
(λ−1)3
0: 2-fache NS , 1: 3-fache NS
⇒ Lh =< 1, x, ex , xex , x2 ex >
Partikuläre Lösung von (?) :
Anstatz: yp (x) = a sin x + b cos x
→ probiere: geht!
(würde nicht gehen, falls cos x ∈ Lh ; aber cos x 6∈ Lh
Beispiel:
y (4) + 2y 00 + y = 0 mit
χ(λ) = λ4 + 2λ2 + 1 = (λ2 + 1)2
⇒ ±i sind je 2-fache NS von χ
Realteil von ±i : 0, Imaginärteil von ± i : ±1
e0x cos (1x) etc.
⇒ Lh =< cos x, x cos x, sin x, x sin x >
6 Reihen
6.1 Begriff der Reihe
∞
X
ak formelle Reihe mit ak ∈ |{z}
R , oder C , oder Rn , Cn ,
|{z} | {z }
k=0 reelle komplexe Vektor-
Reihe Reihe reihe
148
6 Reihen 21.03.2007
oder ak ∈ XA = {A −→ X}
| {z }
Funktionenreihe
A=Def.bereich von ak
Definition 6.1.1:
n
X
Partialsumme sn = ak
k=0
∞
X
ak heisst konvergent (divergent) falls
k=0
∃ lim sn (@ lim sn )
n→∞ n→∞
∞
X
Wir schreiben auch: ak = lim sn
n→∞
k=0
∞
X
falls ak konvergiert, nennen wir lim sn die Summe der Reihe.
n→∞
k=0
∞
X
Satz 6.1.1: (Cauchy-Kriterium für Konvergenz in ak )
k=0
∞
X
ak konvergent ⇔ ∀ ε > 0 ∃n : (m > n, k ∈ N ⇒ |am +am+1 +· · ·+am+k | < ε)
k=0
Beweis:
Beachte, dass am + am+1 + . . . + am+k = sm+k − sm−1
(m + k, m − 1 beide > n − 1).
⇒ Partialsummen (sj ) erfüllen Cauchy Bedingung
Beispiel:
∞
X
ak konvergiert ⇒ ∀ε > 0 ∃ n : m > n ⇒ |am | < ε
k=0
⇒ lim ak = 0
k→∞
(Bei einer konvergenten Reihe konvergieren die Glieder der Reihe gegen 0.)
Satz 6.1.2:
X
ai konvergent ⇒ (ai ) eine NF.
Bemerkung:
Gilt nicht umgekehrt: Beispiel Harmonische Reihe:
X∞
1 1
ist divergent obwohl lim =0
n=1
n n→∞ n
149
6 Reihen 21.03.2007
1
= x
Inhalt 1
1 Inhalt 1
2
° )
-
1 2 3
1
Abbildung 67: Inhalt von x
Z
n+1
¯n+1
1 1 1 1 ¯ n→∞
Also: 1 + 2 + 3 + ··· + n > dx = log(x)¯ = log(n + 1) −→ ∞
x 1
1
X1
⇒ Partialsummen von nicht beschränkt
n
⇒ nicht konvergent.
Zn
1 1 1 1
1 + + + ··· + 6 1 + dx
2 3 n x
1
| {z }
log(n)
1 1 1
⇒ log(n + 1) 6 1 + 2 + 3 + ··· + n 6 1 + log(n)
n>1
Pn 1
log(n + 1) 1 n→∞
n>2: 6 k=1 k 6 + 1 −→ 1
log(n) log(n) log(n)
| {z }
n→∞
−→ 1
BH
à !
log(x + 1) 1 x
BH: lim = lim · =1
x→∞ log x x→∞ x + 1 1
n
X 1
k
k=1
⇒ lim −→ 1
n→∞ log(n)
n
X 1
Wir sagen: ist asymptotisch gleich log(n) und wir schreiben
k
k=1
n
X 1
∼ log(n)
k n→∞
k=1
150
6 Reihen 21.03.2007
Zξ
Beachte: f (x) dx ∀ ξ ∈ [1, ∞) (da f ↓)
1
Beweis:
Graph(f )
=
Inhalt f (1)
1 Inhalt f (2)
° )
-
1 2 3
Z n+1
f (1) + f (2) + · · · + f (n) > f
1
Z ∞ ³Z n ´
Angenommen @ f , so ist f eine Folge, die nicht nach oben
1 1
beschränkt ist.
⇒ (sn ) monoton ↑, nicht nach oben beschränkt, also divergent!
Z ∞ X∞
Also: @ f ⇒ f (k) divergent.
1 k=1
Z ∞
Umgekehrt: ∃ f , so folgt:
1
Z n Z ∞ Z ∞
f (1) + f (2) + · · · + f (n) 6 f (1) + f 6 f (1) + f , da f ∃
| {z } 1 1 1
Partialsummen sn sind also
monoton wachsend und
beschr., also konvergent
Z ∞ ∞
X
Also: ∃ f ⇒ f (k) konvergent. 2
1 k=1
Satz 6.1.4:
Sei α > 0
X∞ Z∞
1 1
α
konv. ⇔ dx ∃ ⇔ α > 1
n=1
n xα
1
Beispiel:
X∞ X∞
1 1
i. , √ : divergent.
n=1
n n=1
n
151
6 Reihen 21.03.2007
X∞ ∞
X
1 1
ii. 2
, √ : konvergent.
n=1
n n=1 n3
∞
X 1
iii. : divergent.
n=1
n log(n)
Z
Bew: -Kriterium:
1 1
< hilft nicht. Aber
n log(n) n>3 n
Z∞ ¯∞
1 ¯
dx = log(log(x))¯ @
x log(x) 3
3
X 1
Also ist divergent.
n log(n)
Beweis:
1 + z + z 2 + · · · + z n =: sn
z + z 2 + · · · + z n+1 =: z · sn
Subtrahiere: 1 − z n+1 = sn (1 − z)
1 − z n+1
z 6= 1 ⇒ sn =
1−z
1 − z n+1 1
Also: |z| < 1 ⇒ lim sn = lim =
| {z }
P
n→∞ 1−z 1−z
∞
= n=0 zn
∞
X
Ferner gilt: |z| > 1 ⇒ z k divergent, denn dann ist (z k ) keine NF! 2
k=0
6.1.2 Exponentialreihe
Wir haben gesehen:
∞
X zk
=: exp(z) konv. ∀z ∈ C
k!
k=0
Beweis:
Folgt sofort aus dem entsprechendem Satz über Folgen angewandt auf die
Partialsummen. 2
152
6 Reihen 22.03.2007
Analog:
Satz 6.1.7:
³X ´
ak konvergent, λ Skalar
X X X
⇒ λak konvergent und λak = λ · ak
Satz 6.2.1:
X
Ist ak alternierend und |ak | eine monotone NF, so konvergiert die
Reihe.
Beweis:
OBdA: a0 > 0
⇒ s1 6 s3 6 s5 6 · · · 6 s2n+1 6 s 6 s2n 6 · · · 6 s4 6 s2 6 s0 = a0
mit s = lim s2i = lim s2j+1
Es ist: s2n−1 6 s 6 s2n
| {z }
Abstand: a2n
⇒ |s − s2n | 6 |a2n+1 |
⇒ |s − sj | 6 |aj+1 | ∀j
j→∞
⇒ |s − sj | −→ 0
lim sj = s
∞
X
s= ak 2
k=0
Korollar 6.2.1:
X
ak alternierende Reihe mit (|ak |) ↓ NF. Dann gilt:
|s − sj | 6 |aj+1 |, ∀j
³ X j
X ´
s= ak , sj = ak
k=0
Beispiel:
(1) Alternierende harmonische Reihe:
∞
X 1 1 1 1
(−1)n+1 = 1 − + − + ···
n=1
n 2 3 4
153
6 Reihen 22.03.2007
(2) Leibniz-Reihe:
1 1 1
1− + − + ···
3 5 7
π
ist konvergent (gegen 4 , vgl. später).
Beweis:
Betrachte das Segment
n+p
X n+p
X
T = ck ak = ck (sk − sk−1 )
k=n k=n
k
X
mit sk = aj
j=0
n+p
X n+p
X
⇒T = ck sk − ck sk−1 =
k=n k=n
n+p
X
= (ck − ck+1 )sk + (−cn sn−1 + cn+p+1 sn+p )
k=n
¯
Sei s = sup{|sk | ¯ k ∈ N}
¡ n+p
X ¢
⇒ |T | 6 s (ck − ck−1 ) +cn + cn+p+1 = s · 2 · cn
| {z } |{z}
k=n
>0 =|cn |
| {z }
(cn −cn+1 )+(cn+1 −cn+2 )+
···+(cn+p −cn+p+1 +cn +cn+p+1 )
Korollar 6.2.2:
∞
X
Sei (cn ) ↓ NF. Dann konvergiert (−1)n cn
n=0
Beweis:
X X
Satz von Abel mit ak = (−1)k
∞
X
(−1)k hat beschränkte Partialsummen
k=0
1 − 1 + 1 − 1 + · · · : 0 6 sj 6 1
X
⇒ (−1)j cj konvergiert. 2
154
6 Reihen 22.03.2007
Beispiel:
∞
X cos(kx)
, x ∈ R.
k
k=1
n
X ³X
n ´ ³ n
X ´
sn = cos(kx) = Re eikx = Re zk
k=1 k=1 k=1
| {z }
z+z 2 +···+z n
n−1
=z(1+z+···z
¡ ¢ )
1−z n
=z 1−z
wobei z = eix
¯ ³ ³ 1 − z n ´´¯ ¯³ 1 − z n ´¯
falls z6=1 ¯ ¯ ¯ ¯
⇒ |sn | = ¯ Re z ¯ 6 |z|¯ ¯
1−z 1−z
¯ ¯
¯¯ 1 ¯ ¯ z n ¯¯ ¯ 2 ¯
¯¯ ¯ ¯ ¯¯ ¯ ¯
6 1 · ¯¯ ¯+¯ ¯¯ 6 ¯ ¯
|{z} ¯ 1−z 1 − z ¯ |{z} 1 − z
wegen |z n |=1
|z|=|eix |=1
X
⇒ Partialsummen von cos(kx) sind beschränkt falls z 6= 1, z = eix
Falls z = 1 ⇒ cos x = 1 ⇔ (x ∈ 2πZ, d.h. x = 2lπ, l ∈ Z)
in diesem Fall ist cos(kx) = 1, ∀k
∞
X 1
Also: Für z = 1 hat die Reihe die Form , ist also divergent.
k
k=1
Satz 6.3.1:
X
Ist ak absolut konvergent (ak ∈ R, C, Rn , Cn )
X
so ist ak konvergent.
Beweis:
Es gilt:
|an+1 + an+2 + · · · + an+p | 6 |an+1 | + |an+2 | + · · · + |an+p | 2
| {z }
6ε für n>N0 (ε)
P
(Cauchy-Bed. für |ak |)
155
6 Reihen 26.03.2007
Beispiel:
∞
X ∞
X ¯ ¯
z k konv. ⇒ |z| < 1 ⇒ |z|k konv (denn ¯|z|¯ = |z| < 1).
n=0 n=0
Beweis:
X
Wir möchten Cauchy-Bed. für aϕ(k) verfizieren:
(?) ∀ε > 0 ∃ N0 (ε) :
¡ ¢
n > N0 ⇒ |an | + |an+1 | + · · · + |an+p | < ε, ∀p ∈ N
¯ ¯
∃ N1 : {ϕ(j) ¯ j 6 N1 } ⊃ {i ∈ N ¯ i 6 N0 }
Sei N = max(N0 , N1 ). Dann gilt:
n > N ⇒ (|sn − s0n |) = |Summe von Termen ± al , l > N0 |
| {z }
6 (Summe von Termen |al |, l>N0 )
6ε, wegen (?)
n
X n
X
mit sn = ak , s0n = aϕ(k)
k=0 k=0
Satz 6.3.3:
Sei ξ ∈ R. Dann ∃ ϕ : N>0 −→ N>0 bijektiv
X∞
(−1)ϕ(n)
mit =ξ
n=1
ϕ(n)
Beweisandeutung:
X 1 X 1 X (−1)2n+1
(−1)n konv. aber (−1)2n divergent, aber auch =
n 2n 2n + 1
X −1
auch divergent, etc. 2
2n + 1
6.4 Vergleichskriterien
Definition 6.4.1:
P P
ci heisst Majorante von ai falls |ai | 6 ci ∀i (⇒ ci > 0)
156
6 Reihen 26.03.2007
P P
Besitzt ai eine konvergente Majorante, so ist ai absolut konvergent.
Beweis:
(Cauchy-Kriterium):
P P
Sei ci eine konvergente Majorante für ai :
|ai | 6 ci ∀i. Es folgt:
|an | + |an+1 | + · · · + |an+p | 6 cn + cn+1 + · · · + cn+p = |cn + · · · + cn+p |
Gegeben ε > 0. Dann ∃ N (ε) mit
n > N (ε) ⇒ |cn + cn+1 + · · · + cn+p | < ε, ∀p
P
Also erfüllt |ai | die Cauchy Bedingung für Konvergenz.
2
Analog:
Beweis:
P
Partialsummen von ci nicht beschränkt (nach oben).
P
⇒ Partialsummen von ai auch nicht beschränkt. 2
Beispiel:
P P P
ai mit 0 6 ci 6 |ai | und ci divergiert, aber ai konvergent:
(−1)i 1
Man nehme: ai = , ci = , i > 1
i i
X X
⇒ 0 6 ci 6 |ai |, ci div. , ai konv.
| {z } | {z }
harmonische Reihe alternierende harmonische Reihe
Beweis:
|ak |
|ak | = · |ak−1 | 6 q|ak−1 | 6 q 2 |ak−2 | 6 · · · 6 q k |a0 | =: ck
|ak−1 |
P P
ck = |a0 | q k ist konvergent (geom. Reihe mit 0 6 q < 1 ).
P
⇒ ak hat konv. Majorante und ist somit absolut konvergent. 2
157
6 Reihen 26.03.2007
Beweis:
p
k
|ak | 6 q ⇒ |ak | 6 q k
P
⇒ q k ist konvergente Majorante 2
Beachte:
p
i. k
|ak | ist immer definiert.
p
ii. Es genügt zu fordern k
|ak | 6 q ∀k > k0
Beweis:
|ak+1 |
Wegen lim = l folgt:
|ak |
³ ´
mit ε = l+1
2 − l ∃k0 mit k > k0
|ak+1 | l+1
⇒ < =q<1
|ak | 2
P
⇒ ak konvergiert absolut. 2
Korollar 6.4.2:
P
Gegeben ak .
p P
Ist lim |ak | = l < 1, so konvergiert
k
ak absolut.
l+1
(Wähle z.B. q := 2 < 1)
Korollar 6.4.3:
X p
Gegeben ak (ak ∈ X) mit lim sup k |ak | = l < 1.
158
6 Reihen 26.03.2007
X
Dann konvergiert ak absolut.
Beweis:
p p p
lim sup n
|ak | < ∞ ⇒ ( k |ak |) beschränkt und lim sup k |ak |
p
ist der grösste HP der Folge ( k |ak |)
p p
⇒ Für ε > 0 ∃ nur endlich viele Glieder k |ak | mit k |ak | > l + ε.
l+1
Wähle q = < 1. Mit ε = q − l folgt:
2
p
∃ k0 mit k > k0 ⇒ k |ak | 6 q < 1
P
⇒ ak absolut konvergent! 2
Beispiel:
∞
X 1
i)
(log(k))k
k=2
r
1 1 k→∞
k
= −→ 0: Reihe konvergent.
(log(k))k log(k)
∞
X eik ¯ eik ¯ 1
¯ ¯
ii) : ¯ 2¯= 2
k2 k k
k=1
P 1
⇒ konvergente Majorante. Also konvergent.
k2
3n
iii) an =
n!
Mit Quotientenkriterium:
|an+1 | ¯¯ n! 3n+1 ¯¯ ¯¯ 3 ¯¯
=¯ n · ¯=¯ ¯ −→ 0
|an | 3 (n + 1)! n+1
⇒ konvergent.
Mit Wurzelkriterium:
r n
n 3 3
= √
n! n
n!
√ n
grobe Abschätzung für n n! : n! = 1 · 2 · · · n > ( n2 ) 2
√ p
⇒ n n! > n2 −→ ∞
3
⇒ √
n
−→ 0 : Reihe konvergent.
n!
6.5 Funktionenreihen
Definition 6.5.1:
fn
X1 ⊃ D −→ X2 ,n ∈ N
∞
X
formale Reihe
n=0
P
B = {x ∈ D | fn (x) konvergent}
P
B ⊂ D; fn definiert
∞
X
F : B −→ X2 mittels F (x) = fn (x)
n=0
P
( fn konvergiert pktweise in B)
159
6 Reihen 28.03.2007
Definition 6.5.2:
P
fk konvergiert gleichmässig in B, falls (Fn (x)) eine gleichmässig
konvergente Funktionenfolge Fn : B −→ X2 ist.
Definition 6.5.3:
P P
ck heisst numerische Majorante der Funktionenreihe fk bez.
B ⊂ D ⊂ X (D: Definitionsbereich der Funktion fk ), falls
|fk (x)| 6 ck , ∀k. (Also muss ck > 0 sein).
Satz 6.5.1:
P
Hat
P fk eine konvergente numerische Majorante bez. B, so konvergiert
fk glm. in B.
Beweis:
n
X
Fn (x) := fk (x)
k=0
Beispiel:
∞
X
i) fk (z) = z k
: zk
k=0
¯
Sei Br = {z ∈ C ¯ |z| 6 r < 1}
P
⇒ z k konvergiert glm. bez. Br :
denn |fk (z)| = |z|k = rk =: ck
P k P k
r konvergente numerische Majorante für z bez. Br
X∞
eixk ¯ ixk ¯
¯e ¯ 1
ii) 2
: ¯ 2 ¯6 2
k
|{z} k k
k=1
fk (x)
mit x∈R=B
P 1
⇒ k2 ist numerische Majorante
⇒ Reihe konvergiert gleichmässig in R
Satz 6.5.2:
fj : B −→ X2 (B ⊂ X1 ; X1 , X2 = Rn resp. Cn )
P
Angenommen P fj (x) besitzt eine konvergente numerische Majorante, so
konvergiert fj glm. in B
³P ´
ci num. Majorante, falls |fj (x)| 6 cj , ∀x ∈ B, also cj > 0
Satz 6.5.3: A
Gegeben stetige Funktionen fj : B −→ X.
160
6 Reihen 28.03.2007
P
Besitzt Pfj eine konvergente numerische Majorante, so ist
f (x) := fj (x) eine stetige Funktion B −→ X.
Beweis:
Aus dem Satz über Funktionenfolgen folgt:
n
X
Sei Fn (x) = fk (x) : Fn : B −→ X ist also stetig.
k=0
Satz 6.5.4: B
Gegeben stetige Funktionen fk : [a, b] −→ R.
P
Angenommen fk besitzt eine konvergente numerische Majorante bez.
[a, b]. Dann gilt:
Zb X XZ
b
fk (x) dx = fk (x) dx
a a
Beweis:
P
Da fk (x) eine konvergente numerische Majorante besitzt ist
P
f (x) := fj (x) eine stetige Funktion f : [a, b] −→ R
n
X
⇒ f R-int.bar und f = lim Fn mit Fn (x) = fk (x)
k=0
Zb X Zb Zb
Also fk (x) dx = f (x) dx = lim Fn (x) dx mit Fn stetig ∀n
a a a
P
(Fn ) konvergiert glm. in [a, b], denn fj konv. glm. in [a, b]
Zb Zb
⇒ lim Fn (x) dx = lim Fn (x) dx
a a
n
X Zb n Z
X
b
Zb n Z
X
b ∞ Z
X
b
Man darf eine glm. konvergente Reihe von stetigen Funktionen gliedweise
integrieren. 2
Satz 6.5.5: C
fn
Sei R ⊃ I −→ R eine Folge von stetig diff.baren Funktionen.
P 0 P
Angenommen fk konvergiert glm. in I. Ferner konvergiere fk in
mindestens einem Punkt x0 ∈ I.
161
6 Reihen 28.03.2007
P
Dann konvergiert fk in I gegen eine diffbare Funktion
P P 0
f (x) := fk (x) und f 0 (x) = fk (x) in I.
Beweis:
n
X
Fn (x) := fk (x) ist eine diffbare Funktion I −→ R
k=0
Beispiel:
X∞
xn h 1 1i
Sei f (x) = , x∈ − , =B
n=1
n 2 2
X∞
xn
konvergiert glm. in B:
n=1
n
¯ xn ¯ ( 1 )n 1 1
¯ ¯
¯ ¯6 2 = n 6 n
n n n2 2
X∞
1 P n 1
und n
konv. (geom. Reihe t mit 0 < t = < 1 )
n=1
2 2
X∞
1
⇒ n
ist konvergente numerische Majorante für f bez. B. Ferner:
n=1
2
X ∞
xk
f (x) = fk (x) mit fk (x) =
n=1
k
∞
X ∞
X ∞
X
Also mit fk diff.bar, fk0 = xk−1 und fk0 (x) = xk−1 = xl
k=1 k=1 l=0
∞
X 1
konvergiert glm. in B : ist numerische konvergente Majorante:
2l
l=0
1 X
|xl | 6 , x∈B⇒ fk0 glm. konv. in B.
2l
Es folgt für x ∈ B:
∞ ∞ ∞
d d X xn X d xn X
f (x) = = = xn−1
dx dx n=1 n n=1
dx n n=1
∞
X 1
= xl =
1−x
l=0
162
6 Reihen 28.03.2007
Zx
0 1 1
⇒ f (x) = ⇒ f (x) = dt + const
1−x 1−t
0
| {z¯ }
¯x
− log(1−t)¯ +const
0
X∞
xn
⇒ f (x) = = − log(1 − x) + 0 + const
n=1
n | {z }
x=0 einsetzen ⇒const=0
X∞
xn 1
Also = − log(1 − x) |x| 6
n=1
n 2
1
Zum Bsp. für x = 2 :
∞
X 1 1 1
n
= − log(1 − ) = − log( ) = log(2)
n=1
n2 2 2
6.6 Potenzreihen
Definition 6.6.1:
∞
X
Eine Reihe der Form ak z k (ak , z ∈ C) heisst komplexe Potenzreihe.
k=0
P
ak z k ist eine Funktionenreihe mit fk (z) = ak z k mit D(fk ) = C.
∞
X
ak z k konvergiert in einem Bereich B ⊂ C, 0 ∈ B
k=0
Problem: B bestimmen
p
und falls lim sup k |ak | = 0 dann ist ρ = ∞
P 1
⇒ ak z k konvergiert falls |z| < p
lim sup k
|ak |
p
(auch OK, falls lim sup k
|ak | = 0)
P
Ferner gilt für ak z k :
163
6 Reihen 29.03.2007
q
Ist lim sup k |ak z k | > 1
| {z }
√
=|z| lim sup k |ak |
| {z }
d.h. |z|> 1√
lim sup k |ak |
P
⇒ (ak z k ) keine NF ⇒ ak z k divergent. 2
Definition 6.6.2:
P
Gegeben ak z k
¯ a ¯
¯ k ¯
Sei lim ¯ ¯ = l. Dann gilt:
ak+1
|z| < l ⇒ Reihe konvergent.
Beweis:
Q-Kriterium anwenden.
Sei |z| 6= 0 (für z = 0 konv. Reihe)
¯ a zk ¯ ¯ a ¯
¯ k ¯ ¯ k+1 ¯
Betrachte ¯ ¯ = ¯ ¯ · |z|
ak+1 z k+1 ak
P
Nach dem Q-Kriterium konvergiert ak z k falls
¯a ¯ ¯ a ¯
¯ k+1 z k+1 ¯ ¯ k ¯
lim ¯ ¯ < 1 ⇔ |z| < lim ¯ ¯
ak z k ak+1
| ¯{z ¯ }
|z|·¯ k+1 ¯
a
a k
Korollar 6.6.1:
P ¯ a ¯
¯ k ¯
Gegeben ak z k und es existiere lim ¯ ¯ = l eigentlich
ak+1
oder uneigentlich (l ∈ [0, ∞) ∪ {∞})
Dann ist l = ρ
Beispiel:
X zn
i. :
n!
¯ a ¯ 1 ¯ a ¯
¯ k ¯ k! ¯ k ¯
¯ ¯= 1 = (k + 1) ⇒ lim ¯ ¯=∞: ρ=∞
ak+1 (k+1)!
ak+1
X
ii. zk :
¯ a ¯
¯ k ¯
¯ ¯=1⇒ρ=1
ak+1
X
iii. n!z n :
164
6 Reihen 29.03.2007
¯ a ¯ k! 1 ¯ a ¯
¯ k ¯ ¯ k ¯
¯ ¯= = ⇒ lim ¯ ¯=0 ρ=0
ak+1 (k + 1)! k+1 ak+1
Satz 6.6.2:
P
Hat ak z k den Konvergenzradius ρ 6= ∞ und ist λ > 0,
P ρ
so ist der Konvergenzradius von (ak λk )z k gleich
λ
1 1 1 ρ
p = · p =
lim sup k λk |ak | λ lim sup k |ak | λ
Lemma 6.6.1:
X∞ ∞
X
ak z k und kak z k−1 haben gleichen Konvergenzradius
k=0 k=1
Beweis:
√
1 1 lim
k
k=1 1
p = √ p = p 2
lim sup |kak |
k
lim sup k k k |ak | lim sup k
|ak |
Satz 6.6.3:
P
Gegeben reelle Potenzreihe ak xk mit Konvergenzradius ρ > 0. Dann ist
X
f (x) := ak xk
Beweis:
P
Sei x0 ∈ (−ρ, ρ) :⇒ ak xk konv. absolut in
P
[−e
ρ, ρe] wobei 0 < ρe < x0 und ρk ist numerisch konvergente
|ak |e
Majorante.
P
Beachte: x0 ∈ (−e ρ, ρe) ⇒ f 0 (x0 ) = ak xk−1
0 nach Satz.
P k−1
Verwende: kak x hat auch Konvergenzradius
P ρ und hat in [−e
ρ, ρe]
konvergente numerische Majorante ρk−1
k|ak |e
(⇒ gliedweise Ableitungen bilden Reihe der Partialsummen die glm.
konvergieren).
Iteriere diesen Prozess ; Satz bewiesen 2
Satz 6.6.4:
P
ak xk konvergiere in (−ρ, ρ) und a, b ∈ (−ρ, ρ) Dann gilt:
Zb X
∞ ∞ Z
X
b ∞
X
k ak
ak x dx = ak xk dx = (bk+1 − ak+1 )
k+1
a k=0 k=0 a k=0
Beweis:
Verwende den Satz über die gliedweise Integration von Funktionenfolgen.
2
Beispiel:
1
= 1 − x + x2 − x3 konv für |x| < 1
1+x
165
6 Reihen 29.03.2007
Beispielsweise a = 0, b = t, 0<t<1:
Zt Zt ¯t
xk+1 ¯¯
X ∞ ∞
X
1 k k k
dx = log(1 + t) = (−1) x dx = (−1) ¯ =
1+x k + 1¯
0 k=0 0 k=0 0
t2 t3
t − + ···
2 3
t2 t3
log(1 + t) = t − 2 + 3 ···
2
t t3
Beachte: Reihe t − 2 + 3 − · · · konv. auch für t = 1.
Konvergiert sie gegen log(2)? - Ja!
X X
lim− ak xk = ak
x→1
Beweis:
P
Da ak konvergiert, ist ρ > 1 (x = 1 liefert Konvergenz).
P
Ist ρ > 1 so ist Aussage klar, denn x 7−→ ak xk ist stetige Funktion in
(−ρ, ρ) (sogar diff.bar).
Wir können sogar annehmen : ρ = 1.
∞
X
Sei sn = ak . Dann ist
k=0
n
X n
X n
X n
X
ak xk = (sk − sk−1 )xk = sk x k − sk−1 xk
k=0 k=0 k=0 k=0
Pn
| {z }
k+1 −s xn+1
k=0 sk x n
n
X
= sk (xk − xk+1 ) +sn xn+1
| {z }
k=0
xk (1−x)
n
X n
X
⇒ ak xk = (1 − x) sk xk + sn xn+1
k=0 k=0
n
X ∞
X ∞
X
sk (xk − xk+1 ) −→ ak xk = (1 − x) sk x für |x| < 1
k=0 k=0 k=0
∞
X
und sn xn+1 −→ 0 für |x| < 1 wobei s := lim sn = ak
k=0
¯X∞ ¯ ¯ ∞
X ¯
¯ ¯ ¯ ¯
Betrachte: ¯ ak xk − s¯ = ¯(1 − x) (sk − s)xk ¯
k=0 k=0
k0
X ∞
X
6 |1 − x| |sk − s||xk | + |(sk − s)||xk ||(1 − x)| 2
k=0 k=k0 +1
| {z } | {z }
Wähle δ>0 mit <ε falls k>k0 (ε)
δ=maxk6k0 |sk −s|<ε
| ¯P ¯{z }
¯ ∞ k ¯
k=0 ak x −s <2ε falls |1−x|<δ
166
6 Reihen 02.04.2007
Korollar 6.6.2:
1 1 1
log(2) = 1 − + − ···
2 3 4
Beweis:
∞
X ∞
X
1 xn x2 x3
s= (−1)n+1 : Reihe (−1)n+1 =x− + ···
n=1
n n=1
n 2 3
Beispiel:
Die Leibniz-Reihe kann wie folgt definiert werden:
1 1 1 ³X x2k+1 ´
∞
1− + − + · · · = lim− (−1)k = arctan(1)
3 5 7 x→1 2k + 1 | {z }
k=0
| {z } =π4
=arctan(x)
Beweis:
P
Sei ρ > 0 der Konvergenzradius von ak xk
P
⇒ f (x) := ak xk ist unendlich oft diff.bar in (−ρ, ρ)
Ableitung von f :
f (x) = a0 + a1 x + · · · + ak xk + · · ·
f 0 (x) = a1 + a2 2x + · · · + ak kxk−1 + · · ·
f 00 (x) = 2a2 + 3 · 2a3 x + · · ·
.. ..
. .
f (k) (x) = k! ak + x(· · · )
Potenzreihe für f (k) (x) hat auch Konvergenzradius ρ
⇒ f (k) (0) = k! ak , ∀k ∈ N
Wegen f (x) = g(x) in U
f (k) (0) = g (k) (0) ∀k
Aber g (k) (0) = k! bk
⇒ k! ak = k! bk
167
6 Reihen 02.04.2007
⇒ ak = bk , ∀k 2
Beispiel:
f (x), g(x) Polynome (⇒ ρ = ∞)
Angenommen f (x) = g(x) ∀x
⇒ Die Koeffizienten der beiden Polynome sind gleich
(” Koeffizientenvergleich für Polynome”)
Beispiel:
1
f (z) = .
z
Definitionsbereich C − {0}
z0
|z0 |
? P
Frage: f (z) = ak (z − z0 )k in einer Umgebung von z0 (6= 0)
1 1 1 ³ 1 ´
Ansatz: = = · z − z0
z (z − z0 ) + z0 z 1+
z0
1
= 1 + t + t2 + · · · (geometrische Reihe (|t| < 1)
1−t
³z − z ´
0
Mit t = − :
z0
1 1 X
∞ ³ z − z ´k X ∞
1
0
= · (−1)k = (−1)k k+1 (z − z0 )k
z z0 z0 z0
k=0 k=0
¯z − z ¯
¯ 0¯
OK falls ¯ ¯ < 1 ⇔ |z − z0 | < |z0 |
z0
Definition 6.6.4:
P
Gegeben ak (z − z0 )k Potenzreihe mit Mittelpunkt z0 ∈ C
Frage: Für welche z ∈ C konvergiert die Reihe?
Antwort: Setze w := (z − z0 ) ∈ C ⇒ liefert Potenzreihe in w:
168
6 Reihen 02.04.2007
P 1
ak wk konvergiert für |w| < p
lim sup k
|ak |
1
und divergiert, falls |w| > p
lim sup k
|ak |
P 1
Also: ak (z − z0 )k konvergiert, falls |z − z0 | < p
lim sup k
|ak |
1
und divergiert falls |z − z0 | > p
lim sup k
|ak |
Beispiel:
1
f (z) = , B = C − {0}, z0 ∈ C − {0}
z
X
⇒ f (z) = ak (z − z0 )k
| {z }
Potenzreihe mit ρ=|z0 |>0
Beispiel:
n
X
g(z) ein Polynom : g(z) = ck z k
k=0
z = ((z − z0 ) + z0 )
n
X
Umrechnen ⇒ g(z) = bk (z − z0 )k
k=0
(ρ = ∞) ⇒ g analytisch.
Definition 6.6.6:
f
R ⊃ B −→ R, B offen, heisst (reell) analytisch, falls
X
∀x∈B ∃ ak (x − x0 )k , (ak ∈ R)
P
mit ρ > 0 und ak (x − x0 )k = f (x) in einer Umgebung von x0
Beispiel:
1
x 7−→ x analytisch.
Satz 6.6.6:
Eine analytische Funktion ist in jedem Punkt x0 ∈ B unendlich oft
diff.bar. Alle Ableitungen sind auch analytisch.
f ?
Frage: R ⊃ B −→ R, B offen , f ∞ oft diff.bar ⇒ f analytisch
169
6 Reihen 04.04.2007
Antwort: NEIN
Beispiel:
1
e− x2 x 6= 0
f (x) =
0 x=0
Ableitung in 0 ?
1 1
e− h2 − 0 e− h2
f 0 (0) = lim = lim =0
h→0 h h→0 h
1 h>0: 4
e− h2 √1 =t
h e−s s2
= 1 =
h s2
e s4
s2
lim 4 = 0 (BH)
s→∞ es
P (t)
Bemerkung: Allgemein ist lim = 0 wobei P (t) ein Polynom in t.
t→∞ et
Analog: f (k) (0) = 0, ∀k
1
f (k−1) (h) − f (k−1) (0) e− h2 · R(h)
Induktion: f (k−1) (0) = lim = lim
h→0 h h→0 h
1 (?)
Behauptung: lim e− h2 · S(h) = 0, S(h) rationale Funktion
h→0
1
Verifiziere (?) zuerst für S(h) = , P (h) ein Polynom.
P (h)
1
e− h2
Also: lim = 0, analog wie oben.
h→0 P (h)
b0 + b1 h + · · · + bl hl b0 hb1 hl bl
S(h) = = + + ··· +
P (h) P (h) P (h) P (h)
−→0
e− h2 z }| {
1
170
6 Reihen 04.04.2007
1
Aber x 6= 0 : f (x) = e− x2 6= 0 Widerspruch!
Definition 6.6.7:
f
C ⊃ B −→ C z0 ∈ B ein innerer Punkt von B
P
Dann heisst f analytisch in z0 falls es eine Potenzreihe ak (z − z0 )k
mit Mittelpunkt z0 gibt mit ρ > 0, sodass
X
f (z) = ak (z − z0 )k
in einer Umgebung von z0
Satz 6.6.7:
Sei X
g(z) = bk (z − z0 )k
mit ρ > 0 dem Konvergenzradius der Potenzreihe.
¯
Dann ist g : {z ∈ C¯|z − z0 | < ρ} −→ C eine analytische Funktion.
Beweis:
Sei z1 ∈ B.
P
Zu zeigen: ∃ Potenzreihe ck (z − z1 )k mit ρe > 0
(e
ρ Konvergenzradius dieser Reihe).
sodass X
g(z) = ck (z − z1 )k
in einer Umgebung von z1 .
¡ ¢k
(z − z1 )k = (z − z1 ) + z1 − z0 )
| {z }
Polynom in (z−z1 )
vom Grade k
∞
X ∞
X ¡ ¢k
⇒ bk (z − z0 )k = bk (z − z1 ) + (z1 − z0 )
k=0 k=0
P
nach Potenzen von (z − z1 ) ordnen ↔ ck (z − z1 )k
Beachte: Wir können ρe > 0 so wählen, dass 0 < ρe < ρ mit
¯
z1 ∈ {z ∈ C¯|z − z0 | < ρe}
ein innerer Punkt.
P
⇒ bk (z − z0 )k absolut konvergent in
¯
{z ∈ C¯|z − z0 | 6 ρe} ⊂ B
P
(konvergente Majorante ρk )
|bk |e
P ¡ ¢k
⇒ können bk (z − z1 ) + (z1 − z0 )
¯
umordnen in {z ∈ C¯|z − z0 | 6 ρe}
Reihe konvergiert, falls
|z − z0 | = |(z − z1 ) + (z1 − z0 )| < ρ
| {z }
6|z−z1 |+|z−z0 |
wobei
|z − z1 | + |z1 − z0 | < ρ ⇔ |z − z1 | < ρ − |z1 − z0 |
Also konvergiert die obige Reihe, falls
|z − z1 | < ρ − |z1 − z0 | = ρb
mit ρb als Abstand von z1 zum Rand von B. 2
171
6 Reihen 04.04.2007
6.7 Taylor-Reihe
P
Gegeben eine reelle Potenzreihe ak xk mit ρ > 0 ⇒ definiert
f
analytische Funktion ] − ρ, ρ[−→ R also, für −ρ < x0 < ρ:
X
f (x) = bk (x − x0 )k (in Umgebung von x0 )
f (x) = b0 + b1 (x − x0 ) + · · · + bk (x − x0 )k + · · ·
⇒ f (k) (x) = k!bk + (k + 1)k · · · 2 · bk+1 (x − x0 ) + · · · höhere Terme in (x − x0 )
⇒ f (k) (x0 ) = k!bk
X f (k) (x0 )
⇒ f (x) = (x − x0 )k
k!
∞
X
¡ ¢ f (k) (x0 )
Tx0 f (x) := (x − x0 )k
k!
k=0
Bemerkung:
i. Ist f analytisch in x0 ⇒ Tx0 f hat Konvergenzradius ρ > 0
¡ ¢
ii. Ist f analytisch in x0 so ist f (x) = Tx0 (x0 ) in einer Umgebung von
x0
¡ ¢
Die Umkehrung: ist f (x) = Tx0 (x) in einer Umgebung von x0 so
hat Tx0 einen Konvergenzradius > 0 und f ist analytisch in x0 .
Beispiel:
( 1
e− x2 x 6= 0
f (x) =
0 x=0
f : R −→ R unendlich oft diff.bar. f ist nicht analytisch in 0 (vgl. oben).
Und f (k) (0) = 0, ∀k > 0
∞
X
¡ ¢ f (k) (0) k
⇒ T0 f (x) = x
k!
k=0
¡ ¢
⇒ T0 f (x) = 0 ∀x ∈ R
¡ ¢
⇒ T0 f (x) 6= f (x), ∀x 6= 0.
n
X f (k) (x0 )
Pn (x) := (x − x0 )k
k!
k=0
172
6 Reihen 05.04.2007
(k)
Pn (x0 ) f (k) (x0 )
⇒ = : Pn(k) (x0 ) = f (k) (x0 ) 0 6 k 6 n
k! k!
Pn (x) ist also eine ”gute” Approximation für f (x) in einer Umgebung von
x0 :
Pn (x0 ) = f (x0 )
Pn0 (x0 ) = f 0 (x0 )
.. ..
. .
Pn(n) (x0 ) = f (n) (x0 )
Bemerkung:
Abschätzung der Approximation des Taylor-Polynoms ; |Pn (x) − f (x)|:
n=0: P0 (x) = f (x0 )
n=1: P1 (x) = f (x0 ) + f 0 (x0 )(x − x0 )
| {z }
lin. Ersatzfunktion für f
Satz 6.7.1:
Sei f : (a, b) −→ R unendlich oft diff.bar und x0 , x ∈ (a, b).
Sei
n
X f (k) (x0 )
Pn (x) = (x − x0 )k
k!
k=0
f (k) (ξ)
f (x) − Pn (x) = (x − x0 )n+1
k!
Beweis:
³ f (x) − P (x) ´
n
Sei A = (n + 1)! ∈ R
(x − x0 )n+1
Zu zeigen: ∃ ξ zwischen x und x0 mit A = f (n+1) (ξ)
A(t − x0 )n+1
Betrachte: Φ(t) = f (t) − Pn (t) −
(n + 1)!
⇒ Φ(x0 ) = f (x0 ) − Pn (x0 ) −0 = 0
| {z }
=0
A(x − x0 )n+1
und Φ(x) = f (x) − Pn (x) − =0
(n + 1)!
Nach dem Satz von Rolle ∃ ξ1 zwischen x und x0 mit Φ0 (ξ1 ) = 0
Aber Φ0 (x0 ) = f 0 (x0 ) − Pn0 (x0 ) −A · 0 = 0
| {z }
=0
173
6 Reihen 05.04.2007
Korollar 6.7.1:
Ist f : (a, b) −→ R unendlich oft diff.bar und
Beweis:
x0 ∈ (a, b):
∞
X
¡ ¢ f (k) (x0 )
Tx0 (x) = (x − x0 )k
k!
k=0
Beispiel:
f = sin : R −→ R
Beh.: sin ist analytisch.
Bew.: Sei x0 = 0 ∈ R. Dann ist
| sin(k) (x)| 6 1 ∀x ∀k
⇒ sin analytisch in 0 (analog für x0 bel.)
Taylorreihe von sin bez. 0:
∞
X
¡ ¢ sin(k) (0) k
T0 sin (x) = x
k!
k=0
wobei
sin4k (0) = 0
174
6 Reihen 05.04.2007
sin4k+1 (0) = 1
sin4k+2 (0) = 0
sin4k+3 (0) = −1 ∀k ∈ N
∞
X
¡ ¢ x2l+1 x3 x5 x7
⇒ T0 sin (x) = (−1)l =x− + − ···
(2l + 1)! 3! 5! 7!
l=0
Offensichtlich ist ρ = ∞
Ist x ∈ R fest gewählt , so folgt:
¯ f (n+1) (ξ) ¯ ¯ xn+1 ¯
¯ ¯ ¯ ¯ x fest
|f (x) − Pn (x)| = ¯ ¯6¯ ¯ −→ 0
(n + 1)! (n + 1)! n→∞
¡ ¢
⇒ f (x) = T0 sin (x) ∀x ∈ R :
x3 x5 x7
sin(x) = x − + − + o(x7 )
3! 5! 7!
2
Korollar 6.7.2:
sin : C −→ C ist analytisch ∀z ∈ C und:
z3 z5 z7
sin z := z − + − + o(z 7 )
| 3! 5! {z 7! }
Konv.radius ρ=∞
z2 z4 z6
cos(x) = 1 − + − + o(z 6 )
| 2! 4! {z 6! }
Konv.radius ∞
Vergleiche dazu auch die Definitionen von sin z, cos z von früher!
Man verifiziert: log, tan, cot, sinh, cosh, arcsin, . . . sind alle analytisch im
Inneren des Definitionsbereiches!
Bemerkung:
In der Bezeichnung von oben:
¯ f (n+1) (ξ) ¯
¯ ¯
|f (x) − Pn (x)| = ¯ (x − x0 )n+1 ¯
(n + 1)!
Angenommen ∃ M (r) mit
|x − x0 | < r ⇒ |f (n+1) (y)| 6 (M · r)n+1 ∀y mit |y − x0 | < r
Dann gilt:
175
6 Reihen 05.04.2007
M n+1 n+1
|x − x0 | < r ⇒ |f (x) − Pn (x)| 6 r
(n + 1)!
| {z }
−→0
⇒ f analytisch in x0
6.8 Binomialreihe
Satz 6.8.1:
Sei α ∈ R. Dann gilt
∞ µ ¶
X
α α
|x| < 1 ⇒ (1 + x) = xk
k
k=0
Beweis:
∞ µ ¶
X α k
Sei f (x) = x
k
k=0
Fall 1: α ∈ N
∞ µ ¶
X 0 k
α=0: f (x) = x = 1 = (1 + x)0
k
k=0
¡α¢
α ∈ N>0 : k = 0 für k > α
⇒ f (x) ein Polynom: Sei α = n
n µ ¶
X n k
f (x) = x = (1 + x)n (”Binomialformel ”)
k
k=0
176
6 Reihen 11.04.2007
∞
X µ ¶ ∞ µ ¶
α−1 k X α−1 k
(1 + x)f 0 (x) = α x + α x
k k
k=0 k=0
∞ µ
³X ¶ ∞ µ ¶
α − 1 k X α − 1 k´
⇒ (1 + x)f 0 (x) = α x + x
k k−1
k=0 k=1
h ∞ µ ¶
X α ki
⇒ (1 + x)f 0 (x) = α 1 + x = α · f (x)
k
k=1
³ ´0
(1 + x)−α f (x) = −α(1 + x)−α−1 f (x) + (1 − x)−α f 0 (x) = 0
αf (x)
da f 0 (x) = ⇒ (1 + x)−α f (x) = const
1 − x)
x = 0 liefert: 1 · f (0) = 1
(1 + x)α = f (x) OK falls |x| < 1 2
Beispiele
Beispiel:
√ 1 1
1 + x = (1 + x) 2 ;α=
2
X∞ µ1¶ µ1¶ µ1¶ µ1¶
√ k
|x| < 1 ⇒ 1 + x = 2 x = 2 + 2 x + 2 x2 + · · ·
k 0 1 2
k=0
µ1¶ 1
· (− 12 ) 1
wobei 2 = 2 =−
2 2! 8
√ 1 1
⇒ 1 + x = 1 + x − x2 + · · ·
2 8
√
Anwendung: f (t) = t ist analytisch in R>0
t0 ∈ R : t0 > 0
v
√ p √ u t − t0
u
Ansatz: t= t0 + (t − t0 ) = t0 · u1 + =
t t
| {z0 }
x
∞ µ1¶
X
√ ¡ t − t0 ¢ k
2
= t0 ·
k t0
k=0
∞ µ1¶
X
√ √ 1
⇒ t= t0 · 2 · · (t − t0 )k
k tko
k=0
¯ t − t0 ¯
¯ ¯ < 1, also |t − t0 | < t0
t0
Arcus-Sinus Reihe
arcsin : [−1, 1] −→ [− π2 , π2 ]
177
6 Reihen 11.04.2007
sin x
61
− π2 −1 π
2
arcsin x
6
π
2
-
−1 1
− π2
arcsin0 x
6
1
-
−1 1
∞
X
¡ ¢ f (k) (0) k
T0 f (x) = x
k!
k=0
|x| < 1 :
d 1
arcsin x = √
dx 1 − x2
X∞ µ1¶
1 2 − 12 2 (−x2 )k
√ = (1 − x ) =
1 − x2 | {z } k
1
k=0
(1+t)− 2
(t=−x2 )
Zx gliedweise
X∞ µ 1¶ ³Z ´ x
1 Integration −2
arcsin x = √ ds ⇒ arcsin x = (−1)k s2k ds
1 − s2 k
0 k=0 0
X µ− 1 ¶ (−1)k
= 2 · x2k+1
k 2k + 1
| {z }
falls |x|<1 also gleich (T0 arcsin)(x)
178
6 Reihen 11.04.2007
µ 1¶ µ 1¶ 3
µ 1¶
−2 −2 1x −2 x5
arcsin x = x+ (−1) + (−1)2 + ···
0 1 3 2 5
1 x3 1 · 3 x5
=x+ · + · + ···
2 3 2·4 5
ex
=∞ lim
x→∞ xα
X xk
ex =
k!
2 3
x x
⇒ ex = 1 + x + + + ··· ∀x ∈ R
2! 3!
Falls x > 0 :
xn
ex > ∀n
n!
Falls α > 0 :
ex xn−α
α
> (falls x > 0)
x n!
Wähle n > α fest:
ex xn−α
x>0⇒ > −→ ∞ falls x → ∞
xα n!
ex
⇒ lim =∞
x→∞ xα
log(x)
Analog: lim =0
x→∞ xβ
log(x) t
Wähle t so, dass et = x : lim β
= lim tβ
x→∞ x t→∞ e
³ t β1 ´
t→∞
wobei −→ 0
et
Lemma 6.9.1:
Sei f analytisch in x0 ∈ R. Dann gilt für alle n ∈ N:
mit
n
X f (k) (x0 )
Pn (x) := (x − x0 )k Talyorpolynom
k!
k=0
Also:
f (x) − Pn (x)
lim =0
x→x0 (x − x0 )n
Beweis:
∞
X
f (x) = ak (x − x0 )k für |x − x0 | < ρ, ρ > 0 und
k=0
179
6 Reihen 11.04.2007
f (n+1) (ξ)
f (x) − Pn (x) = (x − x0 )n+1 für ein ξ zwischen x0 und x
(n + 1)!
f (n+1) stetig (da diff.bar).
stetig
Wähle 0 < ε < ρ : f (n+1) : [x0 − ε, x0 + ε] → R
¯
¯
Sei M = max{|f (n+1) (x)|¯|x − x0 | 6 ε}
M
⇒ |f (x) − Pn (x)| 6 |x − x0 |n+1 falls |x − x0 | 6 ε
(n + 1)!
¯ f (x) − P (x) ¯ M
¯ n ¯
⇒ lim ¯ ¯ 6 lim |x − x0 | = 0
x→x0 (x − x0 )n x→x0 (n + 1)!
f (x) − Pn (x)
⇒ lim 2
x→x0 (x − x0 )n
Beispiel:
x3 x5
sin x = x − + + o(x5 )
3! 5!
x2 x3
ex = 1 + x + + + o(x3 )
2! 3!
Beispiel:
arcsin x − x
lim =K
x→0 x3
1 x3
Verwende arcsin x = x + · + o(x3 ) (vgl. oben)
2 3
x3
arcsin x − x = + o(x3 )
6
arcsin x − x 1 o(x3 )
= + , (x 6= 0)
x3 6 |x
3
{z }
→0 für x→0
arcsin x − x 1
⇒ K = lim =
x→0 x3 6
Beispiel:
1¡ √ 1 ¢
lim 3
x 1 + x − sin x − x2 = L
x→0 x 2
√ x2 x3
x 1 + x = x(1 + 12 x − 18 x2 + o(x2 )) = x + − + o(x3 )
2 8
x3
sin x = x − + o(x3 )
3!
√ x3 x3 1 3
x 1 + x − sin x − 12 x2 = − + + o(x3 ) = x + o(x3 )
8 6 24
180
6 Reihen 11.04.2007
³1 o(x3 ) ´ 1
⇒ L = lim + 3
=
x→0 24 x 24
| {z }
→0
6.10 Anhang
∞ µ ¶
X α
=?
k
k=0
| {z }
P
(αk)xk für x=1
ii. α ∈ R − N :
µ ¶ µ ¶
α α(α − 1) · · · (α − k) α ¡α − k¢
= =
k+1 (k + 1)! k k+1
³ ¯α + 1 ¯ ´
⇒ α+1<0⇒¯ − 1¯ > 1
k
Also:
³µα¶´
α < −1 ⇒ keine Nullfolge ⇒ Divergenz.
k
µ ¶ µ ¶
α −1 (−1) · (−2) · · · (−1 − (k + 1)) k!
α = −1 ⇒ = = = (−1)k ·
k k k! k!
¯µ−1¶¯
¯ ¯
⇒¯ ¯ = 1 ⇒ Divergenz.
k
Beh.: α > −1 ⇒ Konvergenz
µ ¶ ³
α + 1 ´³ α + 1 ´ ³α + 1 ´ Yk
α
= − 1 ··· − 1 = (−1)k (1 − αi )
k k k−1 1 j=1
α+1
αj =
j
µ ¶ Y ∞
α k
lim (−1) = (1 − αj )
k→∞ k j=1
Hier:
∞
Y ³ Y
k ´
bj := lim bj
j=1 k→∞
Lemma 6.10.1:
∞
Y
(1 − aj ) mit 0 < aj < 1
j=1
P
ist 0 falls aj divergent.
¡ α¢ P ¡α¢
(⇒ lim k = 0 für α + 1 > 0 ⇒ k konv. vgl. oben )
Beweis:
³Y
k ´ X k
log (1 − aj ) = log(1 − aj ) = x − aj < 1
j=1 j=1
| {z }
<0
Verwende:
181
7 Kurven 12.04.2007
1
log(1 − x) BH 1−x · (−1)
lim = lim = −1
x→0 x x→0 1
¯ log(1 − x) ¯
¯ ¯
⇒∀ε>0∃δ>0: 1−ε6¯ ¯61+ε
x
⇒ (1 − ε)|x| 6 | log(1 − x)| 6 (1 + ε)|x|
α+1
x = aj = , da
j
α−1 P¡ α − 1¢
(1 − ε) · ε div. ⇒ log 1 − div.
j j
Es folgt unter Verwendung des Abelschen Grenzwertsatzes:
X∞ µ ¶
α
α > −1 ⇒ = (1 + 1)α = 2α 2
k
k=0
7 Kurven
Definition 7.0.1:
Ein stetiger Weg in Rn ist eine stetige Abbildung
W : I / Rn
∈
Bemerkung:
i. I = [a, b] , dann heisst w(a) Anfangspunkt und w(b) Endpunkt des
Weges w.
ii. I heisst Parameterintervall
iii. w(I) ⊂ Rn heisst Kurve in Rn wobei w Parametrisierung von w(I)
genannt wird.
Beispiel:
Zykloide :
w: R / R2
∈
 / (x(t), y(t))
t
(
x(t) = at − a sin(t)
wobei
y(t) = a − a cos(t)
182
7 Kurven 12.04.2007
6
Radius a
w(t)
? a sin(t)
®
²
t
Z2π
√ √
⇒L=a 2 1 − cos t dt
0
Z2π
t t ¯¯2π
⇒ L = 2a sin( ) dt = 2a · 2(− cos( )¯ = 4a · (+1) − 4a · (−1) = 8a
2 2 0
0
Beispiel:
183
7 Kurven 12.04.2007
Schraubenlinie:
w: [0, 2π] / R3
∈
∈
 / (a cos(t), b sin(t), ct)
t
-
w(0)
Ellipse
© ¯ x2 y2 ª
(x, y, z) ∈ R3 ¯ 2 + 2 = 1
a b
Die Graphhöhe beträgt h = 2πc
Bemerkung:
Kurven können auf viele Arten parametrisiert werden. Dazu wird ein
Äquivalenzbegriff benötigt.
Beispiel:
£ π¤
w1 : 0, 2 / R2
∈
∈
 / (cos(t), sin(t))
t
w2 : [0, 1] / R2
∈
∈
 ¡√ ¢
t / 1 − t2 , t
[0, π2 ]
S
w1
½
2
sin R
D
w2
¶
[0, 1]
µq ¶
t∈[0, π ]
w2 (sin (t)) = 1 − sin2 (t), sin(t) = 2 (cos(t), sin(t)) = w1 (t)
184
7 Kurven 12.04.2007
¡ ¢ ¡ ¢ √
w1 arcsin(t) = cos(arcsin(t)), sin(arcsin(t) = ( 1 − t2 , t)
Beachte: sin : [0, π2 ] 7−→ [0, 1] ist stetig, bijektiv, monoton ↑ mit stetiger
Inverser arcsin(t)
sin(t) ist monoton ↑ (in diesem Intervall) ⇒ die Kurve wird im gleichen
Sinn durchlaufen.
Definition 7.0.2:
wi : Ii −→ Rn , i = 1, 2
mit
w1 (I1 ) = w2 (I2 ) = K
heissen äquivalent, wenn ϕ : I1 −→ I2 stetig bijektiv und monoton ↑
existiert mit
w1 = w2 ◦ ϕ
I1
w1
»
ϕ RF n
w2
²
I2
Bemerkung:
Definition 7.0.3:
Eine Kurve in Rn ist eine Äquivalenzklasse von stetigen Wegen.
Definition 7.0.4:
w: I / Rn
∈
Definition 7.0.5:
Eine Kurve K ⊂ Rn heisst glatt, wenn sie eine reguläre Parametrisierung
besitzt.
Beispiel:
¯
Einheitskreis: EK = {(x, y) ∈ R2 ¯x2 + y 2 = 1} ist glatt.
185
7 Kurven 12.04.2007
w: [0, 2π] / R2
∈
∈
 / (cos(t), sin(t)) = (x(t), y(t))
t
(
ẋ(t) = sin(t)
stetig diff.bar
ẏ(t) = cos(t)
ẋ2 (t) + ẏ 2 (t) = 1 ⇒ (ẋ, ẏ) 6= (0, 0) ⇒ w ist regulär ⇒ EK glatt.
Bemerkung:
Sind w1 , w2 zwei äquivalente und reguläre Parametrisierungen von
K ⊂ Rn , dann ist die zugehörige Parametertransformation
ϕ : I1 −→ I2 automatisch diffbar mit ϕ̇(t) 6= 0 ∀i
Beweisidee:
I1
w1
»
ϕ RF n prj /R
w2
²
I2
(1)
xj := prj ◦ w1 t 0 ∈ I1
(2)
xj := prj ◦ w2
· (2)
Wähle j mit x (ϕ(t0 )) 6= 0
Uε (t0 )
(1)
xj bij.
À
ϕ̇ bij. AA ⊂ R
(2)
xj bij.
²
I2
¯
¯ (2) (1)
⇒ ϕ¯ (t0 ) ist (xj )−1 ◦ xj beide diff.bar in t0
Uε
7.1 Tangentialvektor
Definition 7.1.1:
Sei w : I −→ Rn regulär mit w(t) = (x1 (t), . . . , xn (t))
186
7 Kurven 12.04.2007
Dann heisst
~x˙ (t0 ) := (x˙1 (t0 ), . . . , x˙n (t0 )) = ẇ(t0 )
der Tangentialvektor von w in w(t0 ) t0 ∈ I
Beispiel:
w(t) = (cos(t), sin(t)) Parametrisierung von EK ~x˙ (t) = (− sin(t), cos(t))
Hier: ~x˙ (t0 )⊥w(t0 ) =: ~x(t0 ) also wirklich Tangentialvektor
Beispiel:
f : R −→ R diff.bar
¯
Graph(f ) = {(t, f (t)) ∈ R2 ¯t ∈ R}
Kurve mit Parametrisierung
w: R / R2
∈
∈
 / (t, f (t)) = w(t)
t
¨ Beschleunigungsvektor
Analog: ~x
Bemerkung:
Mit regulären Parametern ~x(t) ist ~x˙ (t) 6= 0
Man erwartet, dass der Tangentialvektor bis auf seine Länge unabhängig
von der gewählten Parametrisierung ist.
Satz 7.2.1:
Es seien w1 , w2 zwei äquivalente, reguläre Parameter von K und K
doppelpunktfreie Kurven in Rn .
Dann ist der EV wohldefiniert mittels
Beweis:
bij.
ϕ : I1 −→ I2 mit w1 (t) = w2 (ϕ(t))
d
w˙1 (t) = w2 (ϕ(t)) = w˙2 (ϕ(t)) · ϕ0 (t)
dt | {z }
6=0
187
7 Kurven 12.04.2007
t2 = ϕ(t1 )
w~˙1 (t1 ) w~˙2 (t2 )
=
˙
|w~1 (t1 )| |w~˙2 (t2 )|
Wählt man ϕ : I1 −→ I2 sodass gilt
ϕ0 (t) = |w˙1 (t)| ∀t so folgt
w1 (t) = w2 (ϕ(t)) mit |w˙2 (t)| = 1 denn
=|w˙1 (t)
z }| {
|w˙1 (t)| = |w˙2 (ϕ(t))| · ϕ0 (t)
⇒ |w˙2 (t)| = 1 ∀t
∃ kanonische reguläre Parametrisierung mit zugehörigem Tangentialvektor
τ (P ) ein Einheitsvektor für alle P ∈ K 2
w(ti )
7
Á sw(ti−1 )
*
|w(ti ) − w(ti−1 )|
-
Lemma 7.3.1:
w1 ∼ w2 (äquivalente Parametrisierung) ⇒ L(w1 ) = L(w2 )
Beweis:
Geomtrisch klar! 2
Beispiel:
Nicht rektifizierbare Kurve w : [0, 1] −→ R2
188
7 Kurven 16.04.2007
(
(0, 0) t=0
t 7−→
(t, t sin( πt ) t 6= 0
1 1
3
1
-
2
© 1 ¯¯ ª
Schnittpunkte mit x−Achse ¯n ∈ N>0 ∪ {0}
n
π π π (4k + 1)π
sin = 1 ⇒ = + 2πk =
t t 2 2
© 2 ¯ ª
t∈ ¯k ∈ N>0 Wählen nur Teilpkte in [0, 1], sodass
4k + 1
2 2 2
1, , , . . . , dazu gehören für ein k ∈ N>0 so folgt:
5 9 4k + 1
2 2 2 2 2 2 2¡ 1 1¢
L > + + ··· + > + + ··· + > 1 + + ··· +
5 9 4k + 1 5 10 5k 5 2 k
⇒ @ sup L(U )
Satz 7.3.1:
Sei K eine glatte Kurve in Rn mit regulärer Parametrisierung
w : [a, b] −→ Rn
Dann ist K rektifizierbar und
Zb
L(K) = ~˙ dt
|w|
a
Beweis:
i. Plausibilität der Formel:
N EIN
z}|{
? ¯ ¯
∆L ∼ |w(t + ∆t) − w(t)| = ¯ẇ(ξ) ~ ¯∆t
§
f : R −→ R, f diff.bar.
¦ Mit MWS: f (b) − f (a) = f 0 (ξ)(b − a) wobei
ξ zwischen b und a
189
7 Kurven 16.04.2007
?
w(2π) − w(0) = ẇ(ξ) (2π − 0)
| {z } | {z }
=0 (− sin ξ,cos ξ)6=0
Widerspruch!
Das heisst
ε>0∃δ>0: |t − t0 | < δ ⇒ |ẇj (t) − ẇj (t0 )| < ε
Zb
¯ ¯
Können nun ¯L(U ) − ẇ(t) dt¯ abschätzen:
a
Zb tZi+1
n−1
X
|ẇ| dt = |ẇ(t)| dt
a i=0 t
i
| {z }
vergleichen mit
w(ti+1 )−w(ti )
Zb
und |ẇ(t)| dt ” Limes von Riemann-Summen ” der Form
a
n−1
X
|ẇ(tj )(ti+1 − ti )|
i=0
¯ ¯
Aber ¯ẇj (ηij ) − ẇj (ti )¯ 6 N M − mij
ij
wobei
Mij = max (|ẇj (t)|, t ∈ [ti+1 , ti ])
mij = min (|ẇj (t)|, t ∈ [ti+1 , ti ])
Können U so fein wählen, dass M − m < ε mit
M = max(Mij )
i,j
m = min(mij )
i,j
Zb
¯ ¯
⇒ ¯L(U ) − |ẇ| dt¯ < ε(b − a)
a
für geeignetes U .
190
7 Kurven 16.04.2007
Beispiel:
Strecke in Rn
P = (p1 , · · · , pn ) ∈ Rn
Q = (q1 , · · · , qn ) ∈ Rn
L(P Q) =?
Parametrisierung:
¡ ¢
w(t) = P + t · (Q − P ) = p1 + t(p1 − q1 ), · · ·
t ∈ [0, 1] ⇒ ẇ(t) = (p1 − q1 , p2 − q2 , · · · , pn − qn )
w(0) = P w(1) = Q
v
u n
uX
|ẇ(t)| = t (pi − qi )2
i=1
v v
Z1 u
uXn u n
uX
⇒ L(P Q) = t (pi − qi ) dt = t (pi − qi )2 = |P Q|
2
| {z }
0 i=1 i=1
:=|Q−P |
Beispiel:
Polarkoordinaten
x = ρ(ϕ) cos ϕ = x(ϕ)
y = ρ(ϕ) sin ϕ = y(ϕ)
a6ϕ6b
¡ ¢
; Parametrisierung von K : w(ϕ) = x(ϕ), y(ϕ)
Zb
⇒ L(K) = |ẇ(ϕ)| dϕ
a
¡ ¢
⇒ ẇ(ϕ) = ρ̇ cos ϕ − ρ sin ϕ, ρ̇ sin ϕ + ρ cos ϕ
q¡ ¢2 ¡ ¢2
⇒ |ẇ(ϕ)| = ρ̇ cos ϕ − ρ sin ϕ + ρ̇ sin ϕ + ρ cos ϕ
p
⇒ |ẇ(ϕ)| = ρ̇2 cos2 ϕ + ρ2 sin2 ϕ + ρ̇2 sin2 ϕ + ρ2 cos2 ϕ =
p
ρ̇2 + ρ2
Zb p
⇒ L(K) = ρ̇2 + ρ2 dϕ
a
p
ρ̇2 + ρ2 dϕ heisst Längenelement in Polarkoordinaten
| {z }
dL
191
7 Kurven 16.04.2007
Beispiel:
Spirale
6 ρ = eϕ , 0 6 ϕ 6 4π
-
¸
Z4πp Z4π√ √ Z ϕ
4π
√
⇒L= ρ2 + ρ̇2 dϕ = 2eϕ dϕ = 2 e dϕ = 2(e4π − 1)
0 0 0
Beispiel:
Länge eines Graphen
¡ ¢
f : [a, b] −→ R
6
R
µ
-
(a, f (a)) (b, f (b)
p
∆L ≈ (∆x)2 + (∆y)2
| {z }
√ ∆y
= 1+( ∆x )2 ∆x
∆y
−→ f 0 (x) für ∆x → 0
∆x
p
⇒ dL = 1 + f 0 (x)2 dx
192
7 Kurven 18.04.2007
Zb p
⇒L= 1 + f 0 (x)2 dx
a
Beispiel:
2
y = x3 06x68
2
x als Parameter: w(x) = (x, x 3 )
1
y 0 = − 23 x− 3 = f 0 (x)
Z8 r
4 −2
L= 1+ x 3 dx (Uneigentliches Integral!)
9 |{z}
0 nicht def.
für x=0
193
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 18.04.2007
e : [c, d] −→ Rn
w |w|
ė ≡ 1
Zβ
|w(t)|
ė dt = β − α
α
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung
8.1 Stetigkeit
Repetition:
f : A −→ Rn , A ⊂ Rn ξ∈A
f heisst stetig in ξ falls:
00 00
Analog für |f (x) − f (ξ)|. Ferner
¦ in |x − ξ| < δ wird stillschweigend angenommen,
dass x, ξ ∈ A liegt.
Beispiel:
f : R2 −→ R2
mit
0, falls x = y = 0
f (x, y) xy
2 , (x, y) 6= (0, 0)
x + y2
Stetigkeit in (0, 0)?
x = x0 fest: y 7−→ f (x0 , y)
194
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 18.04.2007
1
Wähle ε < 4 ⇒ nicht setig
8.2 Differenzierbarkeit
Repetition:
f : R −→ R
diff.bar falls gilt:
Verallgemeinerung:
f : Rn −→ Rn
heisst diff.bar, falls
∀ ξ ∈ Rn ∃ A1 , . . . , An ∈ R
mit
f (x) = f (ξ) + A1 (x1 − ξ1 ) + · · · + An (xn − ξn ) + o(|x − ξ|) ∀ x
Behauptung:
Ist f : Rn −→ R diff.bar in ξ so folgt:
∂f f (ξ1 , . . . ξj−1 , ξj + h, ξj+1 , . . . , ξn ) − f (ξ)
Aj = (ξ) := lim
∂xj h→0
| {z h }
partielle Ableitung von f bzgl. xj - An der Stelle ξ
Beweis:
ξ ∈ Rn fest:
n
X
∀x: f (x) = f (ξ) + Aj (xj − ξj ) + o(|x − ξ|)
j=1
195
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 18.04.2007
Motivation:
Beispielsweise: n = 2 :
x1 = x x2 = y f (x, y) = z
2
f : R −→ R
6z
Graph(L)
¾
j Graph(f ) = {(x, y, z) ∈ R3 : z = f (x, y)}
-
y
ª
x
Beispiel:
Gegeben ein Paraboloid:
196
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 19.04.2007
P = {(x, y, z) ∈ R2 |z = x2 + y 2 }
z
6
Q
9
-
y
ª
x
Punkt Q = (1, 1, 2) ∈ P
Gesucht: Tangentialebene an P im Punkte Q. Fasse P als Graph(f ) auf
für geeignetes f :
f: R2 /R
∈
∈
(x, y) Â / x2 + y 2
∂f
A1 = (1, 1)
∂x
∂f
A2 = (1, 1)
∂y
∂f ∂f
= 2x, 2y : A1 = 2 A2 = 2
∂x ∂y
⇒ L(x, y) = 2 + 2(x − 1) + 2(y − 1) = 2x + 2y − 2
(L(1, 1) = f (1, 1)X)
197
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 19.04.2007
f: Rn /R
∈
x / f (x)
wobei ξ ∈ D(f ) = Rn
a1 x1 + a2 x2 + · · · an+1 xn+1 = b
a1 x1 + a2 x2 + an+1 xn+1 = b
und a1 η1 + a2 η2 + · · · + an+1 ηn+1 = b
X
⇒ ai (xi − ηi ) = 0 (Subtrahieren)
Also: a · (x − η) = 0 (Skalarprodukt)
Also:
x ∈ E ⇔ (x − ξ) ⊥ a
E besteht aus Punkten ~x ∈ E
mit (~x − ξ~ ⊥ ~a) ⇒ E Hyperebene orthogonaol zu ~a , durch P0
Zurück zu f : Rn −→ R
f sei diff.bar und ξ ∈ Rn :
Xn
∂f
f (x) = f (ξ) + (ξ)(xi − ξi ) + o(|x − ξ|)
i=1
∂x i
⇒ Betrachte L : Rn −→ R mit
Xn
∂f
L(x1 , . . . , xn ) = f (ξ) + (xi − ξi )
i=1
∂xi
198
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 19.04.2007
⇒ Graph(L) geht durch (ξ, f (ξ)) ∈ Graph(f ) mit Normalenvektor aus der
Hyperebene
Xn
∂f
xi+1 = f (ξ) + (xi − ξi )
i=1
∂x i
∂f ∂f
~a = (− (ξ), . . . , − (ξ), 1)
∂x1 ∂xn
Lemma 8.2.1:
f : Rn −→ R diff.bar ⇒ f ist stetig.
Beweis:
Sei ξ ∈ Rn
Zu zeigen:
f stetig in ξ : lim f (x) = f (ξ)
x→ξ
Es gilt:
Xn
∂f
f (x) = f (ξ) + (xi − ξi ) +o(|x − ξ|)
i=1
∂x i | {z }
→0 falls
x→ξ
o(|x − ξ|)
o(|x − ξ|) = |x − ξ|
|x − ξ| | {z }
| {z } →0
→0
Satz 8.2.1:
∂f
: Rn −→ R, 16i6n
∂xi
Dann ist f diff.bar.
Beweis:
Sei ξ ∈ Rn
Zu zeigen: f diff.bar in ξ , d.h. ∃A1 , . . . , An ∈ R mit
n
X
f (x) = f (ξ) + Ai (xi − ξi ) + o(|x − ξ|)
i=1
Xn
∂f
⇒ Betrachte f (x) − f (ξ) − (ξ)(xi − ξi ) = φ(x)
i=1
∂x i
199
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 19.04.2007
¡ ∂f ∂f ¢
φ(x) = f (x1 , x2 ) − f (ξ1 , ξ2 ) − (ξ1 , ξ2 )(x1 −ξ2 )− (ξ1 , ξ2 )(x2 −ξ2 )
| {z } ∂x1 ∂x2
∂f ∂f
(x1 , η1 )(x2 − ξ2 )) + (η1 , ξ2 )(x1 − ξ1 )
∂x2 ∂x1
£ ∂f ∂f ¤ £ ∂f ∂f ¤
⇒ φ(x) = (x2 −ξ2 ) (x1 , η2 )− (ξ1 , ξ2 ) +(x1 −ξ1 ) (η1 , ξ2 )− (ξ1 , ξ2 )
∂x2 ∂x2 ∂x1 ∂x1
φ(x)
Behauptung: lim =0
x→ξ |x − ξ|
φ(x) x2 − ξ2 £ x1 − ξ1 £ ¤
Klar: = ···] + ···
|x − ξ| |x − ξ| |x − ξ
| {z } | {z }
hat Betrag61 hat Betrag 61
£ ¤ x→ξ ∂f ∂f
Beide · · · Terme −−−→ 0 : Stetigkeit von und
∂x1 ∂x2
φ(x)
Also lim 2
|x − ξ|
Wir können nun für viele Funktionen f : Rn −→ R sehen, dass f diff.bar z.B.
f : Rn −→ Rm
Dann heisst f diff.bar in ξ ∈ Rn falls eine lineare Funktion
A : Rn −→ Rm existiert mit
f 0 (ξ) : R /R
∈
 / f 0 (ξ)λ
λ
Lemma 8.2.2:
f : Rn −→ Rm diff.bar in ξ ∈ Rn
∂fi
⇒ Jacobi-Matrix (Aij ) hat Elemente Aij = (ξ) wobei
∂xj
f (x) = (f1 (x), . . . , fm (x)), 1 6 i 6 m, 16j6n
200
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 23.04.2007
Beweis:
f diff.bar in ξ ⇒ fi : Rn −→ R diff.bar in ξ für 1 6 i 6 m.
Denn: fi (x) = fi (ξ) + (f 0 (ξ)(x − ξ))i + o(|x − ξ|)i
| {z } | {z }
=? o(|x−ξ|)
Lemma 8.2.3:
f : Rn −→ Rm ist diff.bar falls
∂fi
, 1 6 i 6 m, 16j6n
∂xj
alle stetig.
Beweis:
fi diffbar ∀ i:
∂fi
Denn , 1 6 j 6 n ist stetig.
∂xj
¡ ¢ ¡ ¢
Betrachte f (x) = f (ξ) + fi0 (x)(x − ξ) + o(|x − ξ|)i
Verwende:
ϕ
i. Rn −→ Rm ist linear, falls Komponent ϕi : Rn → R
linear.
ii. m-Tupel von o-Funktion ist o-Funktion
Bemerkung:
f : Rn −→ Rm x, ξ ∈ Rn
Man stellt sich x als variabel und ξ als fest vor:
∆x = x − ξ
f (x) = f (ξ) + f 0 (ξ)(x − ξ) + o(|x − |xi|)
(falls f diff.bar in ξ ∈ Rn ).
201
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 23.04.2007
∆f ≈ df
Beispiel:
Flächeninhalt eines Rechteckes:
F (x, y) = xy : Messfehler: ∆x, ∆y
¯
Seiten : ξ, η dF ¯ (ξ,η)
6
η η∆x
∆y ∆x∆y
∆yξ
¾ -
∆x
Abbildung 80: Fehlerabschätzung bei Rechteck
Hier: ∆f = df + ∆x · ∆y
| {z }
ist o(|∆x,∆y)|)
Denn:
¯ ∆x · ∆y ¯ ¯ ∆x · ∆y ¯ ¯ ∆x · ∆y ¯
¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ (∆x,∆y)→0
¯ ¯ = ¯p ¯ 6 ¯p ¯ = |∆y| −→ 0
|(∆x, ∆y)| 2
(∆x) + (∆y)2 ((∆x)) 2
202
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 23.04.2007
Beweis:
h(x) − h(ξ) = g(f (x)) − g(f (ξ))
Da f diff.bar in ξ :
f (x) = f (ξ) + f 0 (ξ)∆x + o1 (|∆x|)
| {z }
=:∆y
A : Rs −→ Rt lin. Abbildung
(?)
⇒ |Av| 6 kAk · |v|, kAk Operatornorm
2
203
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 23.04.2007
Beispiel:
R f / Rm g /R
m
R
= BBB
|||
f 0 (ξ) g 0 (f (ξ))
B
| BB
|| !
R 3R
h0 (ξ)=g 0 (f (ξ))0 (ξ)
Beispiel:
Sei
³ Zt 2
´t
ϕ(t) = es ds , t>0
0
0
Berechne ϕ (t) :
f g
R / R2 /R
∈
(x, y) Â / xy
∈
µZ t ¶
 / 2
t ϕ es ds, t
0
204
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 25.04.2007
t−1 t t t
Zt Z Z
2 2 2 2
=t· es ds · et + es ds log es ds
0 0 0
∆x = dx
Funktion
Id : Rn / Rn
∈
x /x
Id0 =?
Id0 = Id
(Jacobi-Matrix = Einheitsmatrix )
d Id = dx = Id(∆x) = ∆x
Id(x) = Id(ξ) +∆(x − ξ) + o(|x − ξ|)
| {z } | {z }
x ξ
x − ξ = Id(x − ξ) X
Analog: Ist
f = L : Rn → Rn
eine lin. Abbildung (homogen).
⇒ f0 = L (Lx = Lξ + L(x − ξ) X
Also:
f
Rn −→ Rm
df
|{z}
df (ξ,∆x)
§ df 0 ¦
n=m=1: f (ξ)
dx
³ ∂f ´ ∂(f1 , . . . , fm )
i
Jacobi-Matrix wird häufig auch mit bezeichnet.
∂xj ∂(x1 , . . . , xn )
205
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 25.04.2007
Definition 8.5.1:
µ ¶
∂f ∂f
grad f (x) = (x), . . . , (x)
∂x1 ∂xn
ist ein Vektor .
f: Rn /R
∈
x / f (x)
diff.bar , x = (x1 , . . . , xn )
³ ∂f ∂f ´
∇f (x) := (x), . . . , (x) =: grad(f )
∂x1 ∂xn
∇: Nabla-Operator
∇f ist ein Vektorfeld
∇f : R / Rn
∈
x / ∇f (x)
3
6
D(f) ∈ Rn
=
Á
1
w
1 -
2
z9
1 ∇f (x)
ª1
Definition 8.5.3:
f (x + t · e) − f (x)
De f (x) : lim+
t→0 t
Richtungsableitung von f in Richtung e im Punkte x ∈ Rn .
Beispiel:
Sei f : Rn −→ R, x 7−→ |x| = f (x)
Ableitung von f in o bzgl. e = (e1 , . . . , en ) mit |e| = 1:
|o + t · e| − |o| |t|
De f (o) = lim = lim =1
t→0+ t t→0 + t
206
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 25.04.2007
Satz 8.5.1:
Sei f : Rn 7−→ R diff.bar. Dann gilt für alle x ∈ Rn und alle
Einheitsvektoren e ∈ Rn :
De (f ) = ∇f (x) · e
| {z }
Skalarprodukt
Beweis:
f (x + t · e) − f (x)
De (f ) = lim+
t→0 t
f diff.bar in x:
⇒ f (x + t · e) = f (x) + f 0 (x) ((x + t · e) − x) +o(|(x + t · e) − x|)
| {z } | {z }
t·e |t|
e = (e1 , . . . , en ) : t · e = (t · e1 , . . . , t · en )
0
Jacobi-Matrix von f (x):
³ ∂f ∂f ´
1 × n− Matrix (x), . . . , (x)
∂x1 ∂xn
³ ∂f ´ t · e1 n
∂f .. X ∂f
0
⇒ f ((x)t · e) = (x), . . . (x) . = t · (x)ei
∂x1 ∂xn i=1
∂x i
t · en | {z }
t·∇f (x)·e
Bemerkung:
Wir haben gesehen:
Ist f : Rn −→ R diff.bar, so gilt:
Spezialfall: f : Rn −→ R diff.bar
e = εi = (0, . . . , 0, 1, 0 . . . , 0) i-ter kanonischer Basisvektor von Rn
³ ∂f ∂f ´
⇒ Dεi f (x) = ∇f (x) · εi = (x), . . . , (x) (0, . . . , 0, 1, 0, . . . , 0)
∂xi ∂xn | {z }
1 an i-ter Stelle
207
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 25.04.2007
∂f
⇒ Dεi f (x) = (x)
∂xi
Etwas allgemeiner: k ⊂ Rn eine parametrisierte Kurve, mit regulärer
Parametrisierung
W : J −→ Rn
ξ ∈ k mit w(t0 ) = ξ
n ∇f (ξ)
6 º
z
ẇ(t0 )
I K
-
2
=
1
f : Rn −→ R diff.bar
f auf k einschränken: Liefert ϕ(t) := f (w(t)) (ϕ : J −→ R)
dϕ
Behauptung: (t0 ) = ∇f (ξ) = ∇f (ξ) · ẇ(t0 )
|dt{z } | {z }
Tangentialvektor
Ableitung von an k
f längs k
Satz 8.5.2:
dϕ
⇒ (t0 ) = ∇f (w(t0 )) · ẇ(t0 )
dt
³ dϕ ´
(t0 ) nennen wir ”Ableitung von f längs k” in ξ := w(t0 )
dt
Beweis:
n
; R AA
ww A
ww f AA
ww AA
www Ã
t0 ∈ J 3R
ϕ
dϕ Kettenregel 0
(t0 ) = f (w(t0 ))(ẇ(t))
dt
dϕ X ∂f
(t0 ) = f 0 (w(t0 ))(ẇ(t0 )) =
|{z} (w(t0 )) · ẇi (t0 )
dt ∂xi
∇f (w(t0 ))·ẇ(t0 )
208
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 25.04.2007
Beispiel:
p
f : R2 −→ R, (x, y) 7−→ x2 + y 2 ”Abstand”
2
(diff.bar in R − {(0, 0)}).
k ⊂ R2 sei der Einheitskreis, mit
³ 2x 2y ´
grad f (x, y) = p , p , (x, y) 6= (0, 0)
2 x2 + y 2 2 x2 + y 2
(ξ, η) = (cos(t0 ), sin(t0 )) = w(t0 )
ẇ(t0 ) = (− sin(t0 ), cos(t0 ))
³ x x ´¯
¯
∇f (w(t0 )) = ∇f (ξ, η) = p ,p ¯
x2 + y 2 x2 + y 2 (x,y)=(cos(t0 ),sin(t0 ))
= (cos(t0 ), sin(t0 ))
f : R2 −→ R ⇒ ∇f ⊥ Niveaulinien
Genauer: f : R2 −→ R diff.bar
00
c∈R: c- Niveau von f 00 = {(x, y)|f (x, y) = c}
k: regulär parametrisierte Kurve (Niveaulinie).
Dann ist ∇f (ξ)⊥k für jeden Punkt ξ ∈ k
(d.h. ∇f (ξ)⊥ẇ(t0 ) w : J −→ R2 w(t0 ) = ξ)
In der Tat:
2
R
~~> AAA
w~ fA
~~ AA
~~ Ã
J ϕ
3R
Also:
f : R2 −→ R
6
grad(f )
K 3
c
6
1 ^
I
N O
U
6 -
À
c - Niveau
209
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 26.04.2007
Beispiel:
f : R2 −→ R, f (x, y) = x2 − y 2
Niveaulinien f (x, y) = x2 + y 2 = c
y
6
-
−1 1 x
0-Niveau: f (x, y) = x2 − y 2 = 0
∇f (0, 0) = 0 = (0, 0) (= ~0)
Satz 8.5.4:
f : Rn −→ R ⇒ ∇f ⊥ Niveau Hyperfläche
w
Dies soll heissen: k ⊂ {c − N iveau} regulär : J −→ Rn : ∇f ⊥k
Die Niveau Hyperfläche wird später genau definiert.
z
6
∇f
º Niveaufläche von (f (x, y, z) = c)
=
I3
+ q
- y
=
x
Beweis:
f (w(t)) = ϕ(t) = c
dϕ
⇒ (t0 ) = 0 = ∇f (w(t0 )) · ẇ(t0 )
dt
⇒ ∇f (w(t0 ))⊥ẇ(t0 ) 6= 0 da regulär. 2
210
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 26.04.2007
Beispiel:
Gegeben Kegel K = {(x, y, z) ∈ R3 |z 2 = x2 + y 2 } ⊂ R3
z
6 ¾K
P
¾
-y
ª
x
√
Wähle Punkt auf Kegel: P = (1, 1, 2) ∈ K
Bestimme die Gleichung der Tangentialebene an K in P .
F : R2 −→ R
grad F (x, y, z) = (−2x, −2y, 2z)
| {z }
(Fx ,Fy ,Fz )
√
grad F (P ) = (−2, −2, 2 2)
(x0 , y0 , z0 ) ∈ R3 , ~n = (n0 , n1 , n2 ) 6= ~0
⇒ Gleichung der Ebene durch (x0 , y0 , z0 ) orthogonal zu ~n ist:
⇒ De f (ξ) = ∇f (ξ) · e ∈ R
⇒ max{De f (ξ)} =?
e
∇f (ξ)
Ist ∇f (ξ) 6= 0 ⇒ ein Einheitsvektor.
|∇f (ξ)|
211
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 26.04.2007
Beispiel:
f
R3 ⊃ D(f ) −→ R
p
f (x, y, z) hänge nur von Abstand r := x2 + y 2 + z 2 des Punktes (x, y, z)
ab:
f (x, y, z) = ϕ(r)
~r := (x, y, z) ⇒ r = |~r|
~
r
Dann ist ∇f = ϕ0 (r) · r (falls, ~r 6= (0, 0, 0))
Beweis:
Kettenregel:
p
r = x2 + y 2 + z 2
R
}> ???
}}} ϕ?
}r ??
}} Â
R3 3R
f
⇒ f 0 (x, y, z) = ϕ0 (r) · r0
wobei r0 : R3 −→ R mit Jacobi-Matrix
à !
³ ∂r ∂r ∂r ´ 2x 2y 2z
, , = p , p , p =
∂x ∂y ∂z 2 x2 + y 2 + z 2 2 x2 + y 2 + z 2 2 x2 + y 2 + z 2
(x, y, z) ~r
=
r r
~r
⇒ f 0 (x, y, z) = ϕ0 (r) ·
r
0
Jacobi Matrix von f (x, y, z):
³ ∂f ∂f ∂f ´
, , = ∇f
∂x ∂y ∂z
~r
∇f (x, y, z) = ϕ0 (r) ·
r
212
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 26.04.2007
dϕ
fx = · rx , . . . , . . .
dr
o x y z
rx = , ry = , rz =
r r r
2
Beispiel:
Definition 8.5.4:
~k : Rn / R ein Vektorfeld
∈
 / ~k(~x)
~x
~k heisst Gradientenfeld (≡ Potentialfeld ), falls
∃f : Rn −→ R mit ~k = ∇f
~ (= grad(f ))
Beispiel:
Coulombfeld / R3
R3 ⊃ R3 \ {0}
∈
∈
~r
 / ~r
r3
1
ist Potentialfeld mit Potential −
r
Satz 8.6.1:
Gegeben f : Rn −→ R
213
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 26.04.2007
∂ ³ ∂f ´
Angenommen ∃ ∀i, j
∂xi ∂xj
und diese sind stetig, so folgt ∀i, j:
∂ ³ ∂f ´ ∂ ³ ∂f ´
=
∂xi ∂xj ∂xj ∂xi
Wir schreiben dann für diese 2.Ableitungen:
∂2f
=: fxi xj := fxj xi
∂xi ∂xj
Beweis:
Es genügt den Fall f : R2 −→ R zu betrachten:
?
(fx )y = (fy )x ( in (ξ))
y (ξ, η + h) (ξ + h, η + h)
6
(ξ + h, η)
(ξ, η)
-x
˜ η + h) − fx (ξ, WS 2 ∂
˜ η)) M= ˜ η̃)
⇒ ϕ(h) = (fx (ξ, h fx (ξ,
∂y
η̃ zwischen η und η + h
ϕ(h) ∂ ³ ∂ ´ ˜
⇒ lim 2
= lim (ξ, η̃)
h→0 h (ξ̃,η̃)→(ξ,η) ∂y ∂x
∂ ³ ∂ ´ ∂ ³∂ ´
= f (ξ, η) = (ξ, η) wegen Stetigkeit. 2
∂y ∂x ∂x ∂y
| {z }
Gleichheit aus Symmetriegründen
8.6.1 Taylor-Formel
Repetition: f : R −→ R ∞ oft diff.bar, x0 ∈ R:
∞
X f (k) (x0 )
Tx0 f (x) = (x − x0 )k
k!
k=0
214
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 30.04.2007
Allgemein:
n
X f (k) (x0 )
f (x) = (x − x0 )k + Rn
k!
k=0
mit
f (n+1) (ξ)
Rn = (x − x0 )n+1
(n + 1)!
mit ξ zwischen x und x0 (Lagrangesches Restglied ).
Verallgemeinerung: f : Rn −→ R, ξ ∈ Rn
∞ oft (partiell) diff.bar.
6 (x, y) = ϕ(1)
>
⇒ ϕ in Taylorreihe entwickeln.
Für f : R2 −→ R bzgl. (ξ, η) ∈ R2 , f sei ∞ oft nach x und y diff.bar.
Idee:
P (t) = (ξ, η) + t(∆x, ∆y) = (ξ + t(x − ξ), η + t(x − ξ))
215
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 30.04.2007
¡ ¢ ¡ ¢
ϕ00 (t) = fxx (P (t))(∆x)2 +fxy (P (t))∆y∆x + fyx (P (t))∆x∆y + fyy (P (t))(∆y)2
| {z }
fx (P (t))∆x
⇒ ϕ00 (t) = fxx (P (t))(∆x)2 + 2fxy (P (t))∆x∆y + fyy (P (t))(∆y)2 (wie (x + y)2 = · · · )
.. ..
. .
n
X µ ¶
(n) ∂nf 2 n−i n
ϕ (t) = i n−i
(P (t))(∆x) (∆y) ·
i=1
∂x ∂y i
| {z }
X ∂nf n!
s ∂y t
(P (t))(∆x)x (∆y)t
s+t=n
∂x s! · t!
¡n¢ n!
da i =
i!(n − i)!
Taylorpolynom von ϕ bzgl. 0:
XN
ϕ(n) (0) n
ϕ(t) = t + RN
n! |{z}
n=0
Restglied
nach Lagrange
ϕ(n+1) (τ ) n+1
Restglied: RN = t mit τ zwischen 0 und t. Setze t = 1 ein:
(n + 1)!
PN (∆x,∆y): Taylor Polynom vom Grade N
(bzgl. ξ,η)(?)
z }| {
XN X ³ ∂nf s
(∆x) (∆y) t´
ϕ(1) = f (x, y) = s ∂y t
(ξ, η) · +RN (1)
n=0 s+t=n
∂x s! t!
wobei
X ∂ N +1 f ˜ (∆x)s (∆y)t
RN (1) = (ξ, η̃)
∂xs ∂y t s! · t!
s+t=N +1
Bemerkung:
Zu (?):
Beispielsweise
P0 (∆x, ∆y) = f (ξ, η)
³ ∂f ∂f ´
P1 (∆x, ∆y) = f (ξ, η) + (ξ, η)∆x + (ξ, η)∆y
∂x ∂y
| {z }
∇f (ξ,η)·(∆x,∆y)
und
216
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 30.04.2007
f : Rn −→ R
ξ = (ξ1 , . . . , ξn )
x = (x1 , . . . , xn )
(∆x1 , . . . , ∆xn ) = ∆x = x − ξ ∈ Rn
n
1 X ∂2f
f (x) = f (ξ) + ∇f (ξ) · ∆x + (ξ)∆xi ∆xj + o(|∆x|2 )
2 i,j=1 ∂xi ∂xj
Beweis:
Behauptung:
¡ ¢
RN (1) = o |(∆x, ∆y)|N
|(∆x, ∆y)|: Abstand von (ξ, η) und (x, y).
∂ N +1 f
Wegen der Stetigkeit von ist diese Funktion lokal beschränkt.
∂xs ∂y t
Es bleibt zu zeigen:
¡ ¢ (∆x)s (∆y)t
(∆x)s (∆y)t = o |(∆x, ∆y)|N d.h. ¡p ¢N abschätzen
(∆x)2 + (∆y)2
Definition 8.6.1:
Beispiel:
217
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 30.04.2007
∞ ³ X
(s+t=n) X xs y t ´ ?
= T(0,0) f (x, y) = · = f (x, y)
n=0 s+t=n
s! t! | {z }
ex+y
Sei
ck = a0 bk + a1 bk−1 + · · · + ak b0
∞
X
Dann ist ck absolut konvergent und
k=0
∞
X
ck = a · b
k=0
Beweis:
Betrachte die Terme ai bi i, j ∈ N
Bilde eine Reihe mit Termen dk wobei die dk alle Terme ai bj durchlaufe.
P
⇒ dk absolut konvergent, denn
N
X N
X
|d0 | + |d1 | + · · · + |dn | 6 |as | · |bt |, N À0
|{z}
s=0 t=0 N (n)
∞
X ∞
X
⇒ ∀n : |d0 | + |d1 | + · · · + |dn | 6 |as | · |bt | < ∞
s=0 t=0
∞
X
⇒ |di | konvergent ( Partialsummen ↑ , nach oben beschränkt.).
i=0
∞
X
⇒ di konvergent: Umordnen nach Umordnungssatz möglich!
i=0
b
6
b3
b2
b1
- a
a1 a2 a3
218
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 02.05.2007
a0 b0 + (a1 b0 + a0 b1 ) + (a2 b0 + a1 b1 + a0 b2 ) + · · ·
|{z} | {z } | {z }
c0 c1 c2
X X
⇒ ck = dk
| {z }
=a·b?
aber
∞
X ∞
X n
X n
X n ∞
¡ ¢¡ ¢ ¡X X ¢
a·b = ai · bj = lim ai lim bj = lim ai · bj = a·b
n→∞ n→∞ n→∞
i=0 j=0 i=0 j=0 i=0 j=0
Definition 8.7.1:
a ∈ A heisst lokale Maximalstelle falls
∃ ε > 0 mit : |x − a| < ε ⇒ f (x) 6 f (a)
Definition 8.7.2:
f
Rn ⊃ A −→ R, a ∈ Å
f diff.bar in a. Dann heisst a ein stationärer Punkt (für f ) falls
∇f (a) = 0
ist.
Satz 8.7.1:
f
Rn ⊃ A −→ R, f sei diff.bar in a ∈ Å und a sei eine Extremalstelle für f .
Dann ist
∇f (a) = 0
(Dies heisst: a ist ein stationärer Punkt).
Beweis:
Sei a ∈ Å eine (lokale) Maximalstelle (alle anderen Fälle analog):
219
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 02.05.2007
∂f
(a) = 0 ∀i
∂xi
¡ ∂f ∂f ¢
⇒ ∇f (a) = (a), . . . , (a) = 0
∂x1 ∂xn
2
• Randpunkte
wobei
n
X ∂2f
H(∆x) = (a)∆xi ∆xj
i,j=1
∂xi ∂xj
220
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 02.05.2007
X
ϕ(x1 , . . . , xn ) = aij xi xj =: ϕ(x)
symm. Bilinearform (aij = aji ) mit Matrix A = (aij )
ϕ heisst positiv definit , falls
x 6= 0 ⇒ ϕ(x) > 0
Lineare Algebra: A = (aij ) reelle symmetrische n × n-Matrix; zugehörige
quadratische Form X
q(x) = aij xi xj x = (x1 , . . . , xn )
Dann heisst q positiv definit, falls
A = S T BS
mit
λ1 0
..
B= .
0 λn
diagonal und S T = S −1 orthogonale Matrix:
wobei y = Sx Also:
Satz 8.7.2:
Gegeben
f
Rn ⊃ A −→ R
mit a ∈ Å und f 2× stetig diff.bar in einer Umgebung von a. Sei
∇f (a) = 0. Dann gilt:
³ ∂2f ´
- Sind alle EW der Hesseschen Matrix (a) positiv, so ist a
∂xi ∂xj
eine (lokale) Minimalstelle.
221
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 02.05.2007
³ ∂2f ´
- Sind alle EW von (a) negativ, so ist a eine (lokale)
∂xi ∂xj
Maximalstelle.
Beweis:
Es gilt:
f (a + ∆x) = f (a) + ∇f (a)∆x +R1 mit
| {z }
=0
n
X
1 ∂2f
R1 = (ã)∆xi ∆xj
2 i,j=1 ∂xi ∂xj
aij : Rn −→ R
∈ ∈
x 7 → aij
−
i,j
Satz 8.7.3:
f
R2 ⊃ A −→ R
∈ ∈
(x, y) 7−→ f (x, y)
Sei f 2× stetig diff.bar in Umgebung von (ξ, η) und
∇f (ξ, η) (ξ, η) ∈ Å
222
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 02.05.2007
¡ ¢
ii. ∆(a) > 0 und fxx (a) < 0 ⇒ a (lokale) Maximalstelle
iii. ∆(a) < 0 ⇒ a keine Extremalstelle (sog. Sattelpunkt).
y
6
-
+ +
-
x
Beweis:
i. Zu zeigen: Beide EW von H sind positiv:
H(∆x, ∆y) = fxx (a)(∆x)2 + 2fxy (a)∆x∆y + fyy (a)(∆y)2
mit Matrix der Bilinearform:
µ ¶
fxx (a) fxy (a)
fyx (a) fyy (a)
µ ¶
fxx (a) fxy (a)
⇒ det H := det = ∆(a)
fyx (a) fyy (a)
µ ¶
fxx (a) fxy (a)
Seien λ1 , λ2 die EW von
fyx (a) fyy (a)
⇒ ∆(a) = λ1 λ2 .
Ist also ∆(a) > 0 so ist sign(λ1 ) = sign(λ2 ) (λ1 6= 0 6= λ2 )
2
Aber: ∆(a) = fxx (a)fyy (a) − fxy (a)
Da fxx > 0 muss auch fyy (a) > 0 sein, sonst ∆(a) 6 0
µ ¶
fxx (a) fxy (a)
⇒ sp >0 (sp : Spur)
fyx (a) fyy (a)
µ ¶
fxx (a) fxy (a)
⇒ λ1 + λ2 > 0 (λ1 + λ2 ) = sp
fyx (a) fyy (a)
Also: λ1 + λ2 > 0 und sign(λ1 ) = sign(λ2 )
⇒ λ1 > 0 und λ2 > 0
ii. µ ¶
fxx (a) fxy (a)
∆(a) = det(H|a ) = det
fyx (a) fyy (a)
1¡ ¢
f (a + ∆x) = f (a) + fxx (ã(∆x)2 + 2fxy (ã)∆x∆y + fyy (ã)(∆y)2
2
µ ¶
fxx (ã) fxy (ã)
⇒ det 6= 0
fyx (ã) fyy (ã)
für ã nahe bei a.
Wegen
³ ´
fxx (a) < 0 und det ∆(a) > 0 ⇒ sp(H|a ) < 0
⇒ ”negativ definit”.
223
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 03.05.2007
Beispiel:
f (x, y) = 2x2 + xy − y 2 + xy 2 + y 3
∇f (0, 0) = 0 : 0 stationärer Punkt.
µ ¶
4 1
det H = det = −9 < 0 ⇒ (0, 0) ist
1 −2
keine Extremalstelle.
Beispiel:
f (x, y) = 2x2 + xy + y 2 + xy 2 + y 3
⇒ (0, 0) stationärer Punkt und
µ ¶
4 1
det H = det =7>0
1 2
sp(H) = 6 > 0
⇒ (0, 0) Minimalstelle.
Bemerkung:
Im ”ausgearteten Fall ” , d.h. ∆(a) = 0 ist keine Aussage möglich
Aufgrund der 2.Ableitungen:
Beispielsweise: f (x, y) = x2 + y 3 : ∇f (0, 0) = 0
224
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 03.05.2007
µ ¶
2 0
det H = det =0
0 0
Aber (0, 0) keine Extremalstelle.
Beispiel:
f (x, y) = x2 + y 4 : ∇f (0, 0) = 0
µ ¶
2 0
(Hij ) =
0 0
Aber hier: (0, 0)(abs) Minimalstelle, denn
Beispiel:
f (x, y) = ±x4 ± y 4
µ ¶
0 0
∇f (0, 0) = 0 (Hij ) =
0 0
(∆((0, 0)) = 0) etc.
x = (x1 , . . . , xn )
y = (y1 , . . . , ym )
¡ ¢
F (x, y) = F1 (x, y), . . . , Fm (x, y)
N := {(x, y) ∈ Rn × Rm |F (x, y) = 0}
Sei (ξ, η) ∈ N : Gesucht ”in der Umgebung von (ξ, η)” Funktionen f1 (x), . . . , fm (x)
mit ¡ ¢
F x1 , . . . xn , f1 (x), . . . , fm (x) = 0
| {z }
F (x,f (x))
y ∈ Rm 6
N
η /
-
ξ x ∈ Rn
225
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 03.05.2007
F : Rn × Rm −→ Rm
stetig diff.bar. Gegeben (ξ, η) ∈ Rn × Rm mit F (ξ, η) = 0. Ferner sei
¡ ∂Fi ¢
det (ξ, η) 6= 0
∂yj
| {z }
m×m -Matrix
Rm 6
Umgebung V von η
v
/ °
]
y := (y1 , ..., ym )
Umgebung U von ξ
x := (x1 , ..., xn )
?
j -
Rn
226
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 07.05.2007
b11 y1 + · · · + b1m ym = c1
.. ..
. .
bm1 y1 + · · · + bmm ym = cm
Hat genau eine Lösung (y1 , . . . , ym ) genau dann ,wenn
b11 · · · b1m
.. 6= 0
det ... .
bm1 ··· bmm
³ ∂L ´
i
⇒ (ξ, η) = (bik ) :
∂yk
”Bedingung” det(bik ) 6= 0
F : Rn × Rm −→ Rm , F (ξ, η) = 0
⇒ F (ξ + ∆x, η + ∆y) = F (ξ, η) + F 0 (ξ, η)(∆x, ∆y) + o(|(∆x, ∆y)|)
Jacobi-Matrix von F 0 (ξ, η) ist:
227
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 07.05.2007
∂ ∂
Analog ,...,
∂x2 ∂xn
∂fi
Ableitungen , 1 6 i 6 m aus Gleichungssystem mit Matrix
∂xj
³ ∂F ´
i
: det 6= 0 in Umgebung von (ξ, η)
∂yi
F (x, y) = 0
Man möchte nach y auflösen (lokal).
x = (x1 , . . . , xn ), y = (y1 , . . . , ym )
2 Spezialfälle:
i. ”Inverse Funktion”
Gegeben g : Rn −→ Rn . Möchten nun lokal Inverse zu g finden. Dabei ist lokal
f
Rn ⊃ U −→ V ⊂ Rn
bij.
∈ ∈
ξ η = f (ξ)
mit g(y) = x : nach y auflösen.
⇒ Betrachte F (x, y) = g(y) − x
Voraussetzung: F stetig diff.bar
³ ∂F ´
i
⇒ Können lokal nach y auflösen, falls (ξ, η) regulär ist.
∂yj
Hier:
F : Rn × Rn −→ Rn (n = m)
∈ ∈ ∈
(x, y) 7−→ F (x, y)
V Graph (f)
/
®
η K
F(x,y)=0
-
i
ξ U
228
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 07.05.2007
⇒ Fi (x, y) = gi (y1 , . . . , yn ) − xi
∂Fi ¯¯ ∂gi ¯¯
⇒ ¯ = ¯
∂yj (ξ,η) ∂yj (ξ,η)
³ ∂g ´
i
Bedingung: (ξ, η) regulär (d.h. det(g 0 (η)) 6= 0)
∂yj
⇒ Satz:
Satz 8.8.2:
Ist g : Rn −→ Rn stetig diff.bar und det(g 0 (η)) 6= 0 so besitzt g lokal eine
¡ ¢ ¡ ¢−1
Inverse f mit ξ = g(η) : f (ξ) = η und f 0 (ξ) = g 0 (η)
Beweis:
¡ ¢−1
Es bleibt zu zeigen, dass f 0 (ξ) = g 0 (η)
( f ist stetig diff.bar in einer Umgebung von ξ: implizites
Funkionentheorem).
Dazu betrachte: g(f (x)) = x = Id(x) (x ∈ U , Umgebung von ξ)
⇒
|{z} g 0 (f (x)) ◦ f 0 (x) = 1 Identität (als lin. Abb.);
verallg.
Kettenregel
Φ : Rk −→ R
c ∈ R : Nc = {x ∈ Rk |Φ(x) = c} c−Niveau von Φ
k
6
φ(x1 , ..., xn ) = c
ξ = (ξ1 , ..., ξk )
ξk
-
k-1
K
(ξ1 , ..., ξk−1 , 0)
ª1
229
8 Mehrdimensionale Differentialrechnung 07.05.2007
∂Φ
(ξ) 6= 0
∂xk
Satz 8.8.3:
Gegeben Φ : Rk −→ R und
ξ = (ξ1 , . . . , ξk ) ∈ Nc := {x ∈ Rk |Φ(x) = c}
∂Φ
Sei (ξ) 6= 0. Dann ist Nc lokal Graph einer Funktion f (x1 , . . . , xk−1 ),
∂xk
mit f stetig diff.bar.
Beispiel:
Φ : R2 −→ R, Φ(x, y) = x2 + y 2
∂Φ ¯
(1, 0)