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Die RAF – Eine Bedrohung für die BRD?

Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung.........................................................................................................................................2
2. Die Vorgeschichte der RAF..............................................................................................................3
2.1. 2. Juni 1967...............................................................................................................................3
2.2. Kaufhausbrände........................................................................................................................4
2.3. Das Attentat auf Rudi Dutschke................................................................................................5
2.4. Die Baader-Befreiung...............................................................................................................6
3. Die Rote Armee Fraktion..................................................................................................................7
3.1. Die Anfänge..............................................................................................................................7
3.2. Ideologie...................................................................................................................................8
3.3 Bombenangriffe im Mai 1972....................................................................................................8
3.4. Festnahmen...............................................................................................................................9
4. Die zweite Generation....................................................................................................................10
4.1. Taten 1975...............................................................................................................................11
4.2. Deutscher Herbst.....................................................................................................................11
5. Fazit................................................................................................................................................12
6. Literatur- und Bilderverzeichnis.....................................................................................................12

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Die RAF – Eine Bedrohung für die BRD?

1. Einleitung
In den 1960er Jahren begann in Westdeutschland (vor allem in Westberlin) eine
Generation heranzuwachsen, die grundsätzlich das Verhalten ihrer Eltern während der
Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland und ihren neuen westdeutschen Staat in
Frage stellten und kritisierten. Auch entstand in Teilen der Gesellschaft, verstärkt durch
den in den 60er Jahren präsenten Vietnamkrieg und der Bürgerrechtsbewegung, eine
kritische Haltung gegenüber den USA.
In den großen Universitätsstädten
Deutschlands und anderer
westeuropäischen Ländern kam es so
zu Demonstrationen gegen „den
Vietnamkrieg, veraltete Strukturen und
Methoden in Schulen und
Universitäten […] und die
„Ausbeutungsmaschinerie“ des
K a p i t a l i s m u s i m A l l g e m e i n e n “1.
Abbildung 1: Studenten demonstrieren gegen das Zunächst waren die Proteste friedlich,
Vietnamengagement der USA
jedoch bildeten sich auch
extremistische Gruppierungen, die „Gewalt gegen Sachen“ als legitimes Mittel ansahen,
um Veränderungen im „etablierten System“ herbeizuführen2. Diese Studentenbewegung,
die 1969 zerfiel, sind die Wurzeln einer linksextremistischen terroristischen Vereinigung,
die bei ihrem Kampf gegen das „imperialistische Herrschaftssystem“ sogar bewusst
Gewalt gegen Menschen in Kauf nahm.3 Sie ist die Wurzel der Roten Armee Fraktion,
kurz: RAF.

1 http://www.rafinfo.de/hist/kap01.php
2 http://www.hdg.de/lemo/html/DasGeteilteDeutschland/NeueHerausforderungen/Linksterrorismus/
3 ebd

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Die RAF – Eine Bedrohung für die BRD?

In der vorliegenden Arbeit möchte ich die Frage bearbeiten, ob und in wieweit die RAF
eine Bedrohung für die Bundesrepublik Deutschland darstellte. Hierbei wird Rücksicht auf
den Staat, die Wirtschaft, sowie die Gesellschaft genommen. Um diese Frage zu
beantworten, werde ich im Folgenden die Ideologie und Taten der Gruppe, sowie deren
Folgen beleuchten und die Arbeit mit einem Fazit beenden.

2. Die Vorgeschichte der RAF

2.1. 2. Juni 1967


Während der Proteste der Studenten ging der Staat häufig auf Konfrontationskurs, anstatt
den Dialog mit den Protestanten zu suchen. So lud der Staat den Schah von Persien
offiziell ein, Berlin am 2. Juni 1967 zu besuchen. Der Schah Reza Pahlevi hatte seit 1953
mittels einer Militärdiktatur den Iran regiert. Gestützt wurde er dabei von der USA. Für
viele war dies der Beweis der faschistischen Kontinuität der deutschen Politik und so
wurde zu Protestdemonstrationen aufgerufen. Der Staat, bemüht, dem Schah einen
angenehmen Aufenthalt zu bescheren, erlaubte den Anhängern des Schahs ihn mit
Fahnen und Jubel am Flughafen zu begrüßen.4

Am Nachmittag des 2. Juni begaben sich die Majestäten Schöneberger Rathaus um dort
der Bevölkerung zuzulächeln. Auf dem Platz davor hatten sich bereits viele
Demonstranten eingefunden, welche den Schah mit Protestchören begrüßten, in welchen
sie ihn als Mörder beschimpften und ihre Verbundenheit zu Mossadegh5 ausdrückten. Die
Demonstranten wurden von Zäunen zurückgehalten. Auf der anderen Seite der Zäune
befanden sich Polizisten und mit Holzlatten ausgerüstete Schah-Anhänger. Nicht erfreut
über die Protestchöre, fingen sie an mit ihren Holzlatten hemmungslos auf die Studenten
einzuprügeln, es floss Blut und die Polizei griff erst nach mehreren Minuten ein, allerdings
stand sie auf der Seite der Perser.

4 http://www.rafinfo.de/hist/kap01.php
5 Mohammad Mossadegh war der vom Schah gestürzte Regierungschef des Irans

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Die RAF – Eine Bedrohung für die BRD?

Am Abend versammelten sich Demonstranten, Schah-Anhänger und die Polizei vor der
deutschen Oper, in welcher sich
der Schah am Abend aufhielt.
Nach der sicheren Ankunft des
Kaisers, wollten die Studenten
abrücken. Die Polizei fing
jedoch an ohne die gesetzlich
vorgeschriebene Warnung auf
die Demonstranten
einzuprügeln. Es entwickelte
sich die brutalste Knüppelei, die
man bis zu diesem Tage im
Berlin der Nachkriegszeit erlebt

Abbildung 2: Eine Frau kniet über dem sterbenden Studenten hatte. Viele Demonstranten
Benno Ohnesorg brachen blutüberströmt zu
Boden. In einer Seitenstraße wird gegen 20:30 Uhr der 26-jährige Student Benno
Ohnesorg von einem Schuss aus der Pistole des Polizisten Karl-Heinz Kurras getroffen,
während er bewusstlos am Boden liegt und stirbt vor Ort. Kurras beteuert vor Gericht, der
Schuss sei versehentlich losgegangen. Er wird freigesprochen.6

In der Nacht des 2. Juni trafen sich nach der Tat noch viele Demonstranten im Zentrum
der SDS7 und berieten sich. Eine junge Frau äußerte sich folgendermaßen:

„Dieser faschistische Staat ist darauf aus, uns alle zu töten. Wir müssen Widerstand
organisieren. Gewalt kann nur mit Gewalt beantwortet werden. Dies ist die
Generation von Auschwitz – mit denen kann man nicht argumentieren!“8

Die Ereignisse diesen Tages trug zur Radikalisierung einiger Teile der
Studentenbewegung bei.

2.2. Kaufhausbrände
Bei einem Kaufhausbrand in Brüssel kamen im Mai 1967 über 300 Menschen um ihr
Leben. Zu der Zeit des Geschehens taucht in Berlin ein Flugblatt mit dem Titel „Warum
6 Aust, 2008, 57
7 SDS = Sozialistischen Deutschen Studentenbundes
8 Aust, 2008, 60

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brennst du, Konsument?“ der Kommune 19 auf, in denen die jüngsten Ereignisse in
Belgien mit den von den Amerikanern ausgeübten Napalmbombardement im Vietnam in
Verbindung gebracht worden sind. In diesem Flugblatt lautete es wie folgt:

„Ein brennendes Kaufhaus mit brennenden Menschen vermittelte zum erstenmal in


einer westeuropäischen Grossstadt jenes knisternde Vietnamgefühl (dabeizusein
und mitzubrennen), das wir in Berlin bislang noch missen müssten. […] So sehr wir
den Schmerz der Hinterbliebenen in Brüssel mitempfinden : wir, die wir dem Neuen
aufgeschlossen sind, können, solange das rechte Mass nicht überschritten wird,
dem Kühnen und Unkonventionellen, das, bei aller menschlichen Tragik im
Brüsseler Kaufhausbrand steckt, unsere Bewunderung nicht versagen.“10

Auf einem weiteren Flugblatt mit dem Titel „Wann brennen die Berliner Kaufhäuser?“
wurden die Mitglieder der Kommune 1 noch deutlicher und warnten indirekt vor Bränden in
deutschen Kaufhäusern.11

Zu etwa dieser Zeit lernten sich Andreas Baader und Gudrun Ensslin kennen. Sie
beschlossen den Worten Taten folgen zu lassen und legten am 2. April 1968 in
westdeutschen Kaufhäusern Brandsätze mit selbstgebastelten Zeitzündern. Momente
bevor die in Flammen stehenden Warenhäuser bemerkt wurden, ging bei der
Presseagentur kurz vor Mitternacht ein Anruf ein: „Gleich brennt's bei Schneider und im
Kaufhof. Es ist ein politischer Racheakt“12.

Schon zwei Tage später wurden die Brandleger durch einen konkreten Hinweis gefasst
werden. Am 31. Oktober 1968 wurden Baader, Ensslin und ihre Komplizen zu drei Jahren
Haft verurteilt. Am 13. Juni 1969 waren sie wieder auf freiem Fuß: die Anwälte hatten
Revision eingelegt. Bis über sie entschieden wurde, waren die Haftbefehle unter Auflagen
aufgeschoben. Die Gruppe entschied sich im November 1969, als der Revision nicht
stattgegeben wurde, zum Untertauchen. Im April 1970 konnte die Politei Andreas Baader
jedoch erneut verhaften.13

9 Bei der Kommune 1 handelt es sich um eine politisch motivierte Wohngemeinschaft der BRD. Die Kommunarden
waren aktive Mitglieder der Studentenbewegung und des SDS.
10 http://www.historicum.net/lehren-lernen/arbeiten-mit-
quellen/beispielanalysen/art/Warum_brennst/html/ca/60d6041676/
11 http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2004/09/25/a0315
12 http://www.rafinfo.de/hist/kap02.php
13 ebd

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2.3. Das Attentat auf Rudi Dutschke


Die Presse begann eine große Hetzkampagne gegen die Außerparlamentarische
Opposition (APO). Ganz vorne mit dabei: Axel Springer, dessen Verlag werktags ein
Drittel, sonntags sogar 90% der Gesamtauflagen an Zeitungen stellte. Zu dieser Zeit
veröffentlichte die rechtsradikale „Deutsche Nationalzeitung“ eine Ausgabe, in der es
heißt: „Stoppt Dutschke14 j e t z t ! S o n s t g i b t e s
Bürgerkrieg!“. Angetrieben durch diese Schlagzeile
schießt der damals 24-jährige Hilfsarbeiter Josef
Bachmann vor dem SDS-Zentrum am Kurfürstendamm
in Berlin drei mal auf Dutschke. Er hatte die Absicht ihn
zu töten. Dutschke überlebte das Attentat nur knapp
nach einer mehrstündigen Operation, da er durch die
Schüsse eine lebensgefährliche Gehirnverletzung erlitt.
Er starb allerdings einige Jahre später an den Spätfolgen
der Verletzung. Im Audimax der technischen Universität
Abbildung 3: der Tatort des findet ein Forum des Protest statt, in welchem beraten
Dutschke Attentats wird, wie man reagiert. Der Täter wird wenige Minuten
nach der Tat von der Polizei gefasst, allerdings ist all denen, die im Audimax beiwohnen
klar, dass der eigentliche Täter der Springerverlag war. Die Teilnehmer der Beratungen in
der TU bewegte sich später als Protestzug zum Axel-Springer-Gebäude, wo sie anfingen
die Ausfahrten mit Autos zuzuparken: sie wollten verhindern, dass an diesem Tag eine
Springer Zeitung die Druckerei verlässt. Später kam es zu einer großen Straßenschlacht
mit der Polizei. Es wurden sogar Molotowcocktails geworfen. Ein hoher Sachschaden ist
entstanden.

Meinhof nahm an dem Beratungsgespräch in der TU und am Protest am Axel-Springer-


Gebäude teil.15

2.4. Die Baader-Befreiung


Die Journalistin Ulrike Meinhof zeigte während des Prozesses gegen die Brandstifter der
Frankfurter Kaufhäuser in ihren Artikeln, die sie für die Zeitschrift konkret16 schrieb,
14 Alfred Willi Rudi Dutschke war ein marxistischer Soziologe und Wortführer der West-Berliner Studentenbewegung
der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts.
15 http://www.rafinfo.de/hist/kap03.php
16 1957 gegründete, monatlich erscheinende Zeitschrift, die links angesiedelte Positionen vertritt.

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Verständnis für die ausgeübten Anschläge gegen den „Konsumterror“.17 Während Baader
nach der Flucht in den Untergrund wieder gefasst worden ist, nahmen er und Meinhof
Kontakt zueinander auf. Sie besuchte ihn regelmäßig in der JVA Tegel. Zusammen mit ihr
beschloss die Gruppe um Baader ihn zu befreien. Meinhof gab vor zusammen mit Baader
ein Buch über randständige Jugendliche zu schreiben. In diesem Rahmen bat sie um die
Ausführung Baaders zur Recherche im Berliner Zentralinstitut für soziale Fragen.18So
trafen sich die beiden am 14. Mai 1970 im Institut. Dort wurde der Gefangene unter
Waffengewalt aus dem Institut befreit. Alle Befreier konnten entkommen, ein
Institutsangestellter erlitt schwere Schussverletzungen. Mit dieser Aktion hatte Meinhof
ihre Karriere beendet und sich für den Untergrund entschieden.19 Die Baader-Befreiung
wird als Geburtsstunde der RAF angesehen. Ab diesem Zeitpunkt wird nicht länger nach
einer Einzelperson gesucht, sondern nach einer Gruppe. In den Medien wurde die RAF
zunächst unter den Namen „Baader-Meinhof-Bande“ bekannt, bis ihr selbst gewählter
Name, der an die Rote Armee der Sowjetunion angelehnt war, gebräuchlich wurde. Sie
vertraten die Meinung, man müsse auch in Westeuropa einen bewaffneten Kampf gegen
den US-Imperialismus führen, sie sahen sich als des internationalen Antiimperialismus.

3. Die Rote Armee Fraktion

3.1. Die Anfänge


Nach der gewaltsamen Befreiung begeben sich Baader, Ensslin, Meinhof und Horst
Mahler zusammen mit anderen in den Untergrund. Mit der Hilfe eines Verbindungsmannes
der palästinensischen Befreiungsorganisation El Fatah gelangt die Gruppe um Baader, in
der sich u.a. Ensslin, Meinhof und Horst Mahler befinden nach Jordanien, wo sie in einem
von radikalen Palästinensern geführten Trainingscamp eine militärische Ausbildung
erhielten.20

Nach der Rückkehr der Gruppe im gleichen Jahr, zog die Gruppe mehrere kleine Aktionen
durch. Bei ihnen handelte es sich um drei Banküberfälle, die Zeitgleich durchgeführt
wurden. Die Gruppe erbeutete mehr als 200.000 DM. Im Folgejahr überfielen sie noch

17 http://www.hdg.de/lemo/html/DasGeteilteDeutschland/NeueHerausforderungen/Linksterrorismus/roteArmeeFraktio
n.html
18 http://www.rafinfo.de/hist/kap04.php
19 Aust, 2008, 118
20 http://www.rafinfo.de/hist/kap04.php

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einmal zwei Banken, die Beute betrug ungefähr 110.000 DM. Durch Hinweise gelang es
der Polizei mehrere Täter zu fassen. Unter ihnen war Horst Mahler. Auch brach Meinhof
zusammen mit Komplizen in das Rathaus Langgöns in Gießen ein. Sie stahlen
Blankopapiere und Dienstsiegel.

Die Gruppe konzentrierte sich zunächst auf die Beschaffung von Autos, Wohnungen,
Waffen und Geld um für zukünftig bevorstehende Aktionen vorbereitet zu sein. Durch
diese Vorbereitungen wurden viele der Helfer der Baader-Meinhof Gruppe festgenommen,
sodass die Gruppe, deren Zahl kurz zuvor noch angewachsen war, wieder stark gesunken
ist. Obwohl sich die Taten der Bande zu der Zeit auf Banküberfälle und Waffenbeschaffung
beschränkten, wurden sie im ganzen Land mit Hysterie gesucht. Am 1. Februar 1971
startete die Arbeit der von Alfred Klaus und Michael Grünhagen geleiteten
„Sonderkommission Terrorismus“.

3.2. Ideologie
Im Folgenden möchte ich die Ideologie der Roten Armee Fraktion knapp
zusammenfassen.

Durch die Schriften, die von RAF Mitgliedern


veröffentlicht wurde, konnte man der Gruppe
maoitische Tendenzen21 Nachweisen (Meinhof
zitiert u.a. in der Schrift „Das Konzept
Stadtguerilla“22 Mao Zedong23). Die RAF
kämpfte gegen den damaligen Staatsapparat,
den sie als „System“ bezeichneten. Wie schon
die Studentenbewegung vor ihnen, unterstellte
die RAF der BRD ein faschistischer Staat zu
sein und klagte über die nationalsozialistische
Vergangenheit Deutschlands, die in ihren Augen noch nicht genügend aufgearbeitet wurde
und zu ihrer Zeit immer noch präsent war. In ihren Schriften grenzten sie sich klar vom
Staat, ihrem Feind, ab und rechtfertigten und untermauerten den bewaffneten Kampf aus
21 Maoismus: polit. Strömung; bezieht sich auf die Schriften Mao Zedongs. Der Maoismus besagt, dass eine jede
Theorie sich in der Praxis Beweisen muss. Wenn sie der Praxis nicht standhält, so muss sie durch Kampf geändert
oder verworfen werden.
22 http://www.rafinfo.de/archiv/raf/konzept_stadtguerilla.php
23 Mao Zedong war ein chinesischer Revolutionär.

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dem Untergrund ideologisch.

Ihre Ziele lauteten wie folgt:

„1. Aufzeigen von faschistischen Strukturen innerhalb der BRD (z.B. Schleyer)

2. Zerstörung des Mythos der Unangreifbarkeit des Staates

3. Infragestellung des staatlichen Gewaltmonopols

4. Thematisierung der sozialen Frage

5. Anknüpfung an internationale Guerillakämpfe“24

3.3 Bombenangriffe im Mai 1972


Ab dem 11. Mai 1972 verübte die RAF mehrere Bombenanschläge, die sich primär gegen
amerikanische Ziele in Deutschland richteten. Aber auch nicht-amerikanische Ziele wurden
Anschlagsziele. Der erste Anschlag nahm sich das Offizierskasino des V. US-Korps in
Frankfurt/Main als Ziel. Oberstleutnant Paul Blomquist starb an einem Splitter im Hals, 13
weitere Menschen wurden verletzt. Am 24. Mai folgte ein Anschlag auf das sich in
Heidelberg befindliche Hauptquartier der US-Armee. Drei Autobomben explodierten, drei
amerikanische Soldaten kamen ums Leben, weitere fünf wurden verletzt.

Als nicht-amerikanische Ziele der RAF-Angriffe sind der Anschlag auf die Polizeidirektion
in Augsburg und jenen auf das Landeskriminalamt in München. Beide geschahen am 12.
Mai 1972. Bei diesen beiden Anschlägen wurden fünf Menschen schwer verletzt, ein
erheblicher Sachschaden ist entstanden.

Drei Tage später, am 15. Mai, explodierte das Auto des Bundesrichters Buddenburg.
Jedoch saß, wie eigentlich geplant, nicht er am Steuer, sondern seine Frau. Sie überlebte
den Anschlag.

Am 19. Mai 1972 gingen im Axel-Springer-Haus mehrere Anrufe ein, bei denen vor einem
Bombenangriff gewarnt worden ist. Jedoch wurden diese Anrufe nicht zur genüge ernst
genommen und das Gebäude wurde nicht geräumt. 17 Menschen wurden verletzt. Dies
sah die Gruppe als Beweis dafür, dass für den Kapitalisten der Mensch, der ihn schafft
nichts weiter als Dreck ist und forderten in der Erklärung vom 20. Mai 1972 25, dass der

24 http://www.rafinfo.de/faq/ideologie/was_waren_die_ziele_der_raf.47.php
25 Brief, den die RAF nach dem Sprengstoffattentat auf das Axel-Springer-Gebäude an versch. Zeitungen schickte.

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Springerverlag zum ersten diese Erklärung als Stellungsnahme der Gruppe abdruckt und
die antikommunistische Hetze, die sie betrieb und die Berichterstattungen gegen die
Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt einstellt. Sollte man ihren Forderungen nicht
nachkommen, so würden sie die Anschläge gegen die „Feinde des Volkes“ nicht
einstellen. 26

3.4. Festnahmen
Am 1. Juni 1972 gelangen der Polizei
dank einer großen Fahndungsaktion,
bei der viele Hubschrauber und
Straßensperren benutz wurden, einige
Festnahmen von Mitgliedern der RAF.
Baader und Holger Meins wurden in
einer Garage in Frankfurt/Main
ausfindig gemacht. Nach größerer
Belagerung und Tränengaseinsatz
konnten die beiden Festgenommen
Abbildung 5: Fahndungsposter werden. Sechs Tage später, am 7. Juni
wurde Ensslin in einer Hamburger Boutique festgenommen, nachdem eine Angestellte
eine Pistole in der Jacke der Frau aufgefallen war. Meinhof wurde am 15. Juni gefasst: ein
befreundeter Lehrer, bei dem sie Unterschlupf gesucht hat, hatte sie an die Polizei
verraten.

Die Gruppe wurde in verschiedenen Gefängnisse in der Bundesrepublik untergebracht, bis


sie alle in das Hochsicherheitsgefängnis Stuttgart-Stammheim gebracht wurden. Ihnen
war es nicht erlaubt, miteinander zu reden und der Kontakt zur Außenwelt wurde ihnen
verwehrt. Sie wurden in Isolationshaft gehalten, was sie als „systematische Folter“
bezeichneten.

„Das Gefühl, es explodiert einem der Kopf. Das Gefühl, die Schädeldecke müsste
eigentlich zerreißen, abplatzen. Das Gefühl, es würde einem das Rückenmark ins
Gehirn gepresst. Das Gefühl, die Zelle fährt. Man wacht auf, macht die Augen auf:
die Zelle fährt, nachmittags, wenn die Sonne reinscheint, bleibt sie plötzlich stehen.

26 http://www.rafinfo.de/hist/kap06.php

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Man kann das Gefühl des Fahrens nicht absetzen. Rasende Aggressivität, für die
es kein Ventil gibt. Das ist das Schlimmste. Klares Bewusstsein, dass man keine
Überlebenschance hat. Völliges scheitern, das zu vermitteln. Besuche hinterlassen
nichts. Eine halbe Stunde danach kann man nur noch mechanisch rekonstruieren,
ob der Besuch heute oder vorige Woche war. Einmal in der Woche baden dagegen
bedeutet: einen Moment auftauen, erholen – hält auch für ein paar Studnen an –
Das Gefühl, Zeit und Raum sind ineinander verschachtelt...“27

Um die Haftbedingungen zu verbessern, traten die Gefangenen immer wieder in einen


Hungerstreik, in dessen Rahmen der Gefangene Holger Meins am 9. November 1974
starb. Durch diesen Vorfall wurden die Haftbedingungen der Insassen erheblich verbessert
(u.a. konnten sie sich jetzt nun im Stammheimer Gefängnis für einige Stunden am Tag
treffen, auch wurden Verteidigerbesuche häufiger.)

Der Gruppe gelang es durch die damals noch nicht kontrollierte „Verteidigerpost“ einen
Nachrichtenaustausch zu entwickeln. Durch sie wurden u.a. die oben genannten
Hungerstreiks organisiert, aber auch gemeinsame Erklärungen vorbereitet. Diese
Nachrichten gingen nicht nur an die Gefangenen, sondern auch an die Helfer außerhalb
des Gefängnisses.28

4. Die zweite Generation


Nach dem Tod Holger Meins', welcher ein großer Schock für viele war, waren die
Sympathisanten der RAF sich sicher, er wurde ermordet. Nun wurde die Befreiung der
Mitglieder der Gründergeneration zu einem der wichtigsten Ziele der neuen Generation,
die sich gebildet hatte.

4.1. Taten 1975


Im Rahmen der Befreiungsversuche der inhaftierten RAF Gründungsmitglieder, entführten
die Mitglieder der neuen Generation im Februar 1975 den Berliner
Bürgermeisterkandidaten Peter Lorenz (CDU) und fordern für dessen Freilassung, dass
einige Mitglieder der ersten Generation auf freien Fuß gesetzt werden. Der Staat gibt nac
und lässt sie frei. Horst Mahler, dessen Freilassung gefordert wurde, blieb freiwillig im

27 Ulrike Meinhof in ihrer Zelle, zit. nach http://www.rafinfo.de/hist/kap07.php


28 http://www.rafinfo.de/hist/kap07.php

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Gefängnis.

Im November des vorherigen Jahres versuchte die Gruppe bereits den obersten Richter
Berlins, Günther von Drenkmann zu entführen. Allerdings wurde dieser von Schüssen
getroffen und sank zu Boden.

Neben der Entführung wurde auch noch eine Besetzung der deutschen Botschaft in
Stockholm durchgeführt. Das Ziel der Aktion sollte die Freilassung 26 politischer
Gefangene in der BRD sein. Die Mission missglückte: der Sprengstoff, der von den
Terroristen im Botschaftsgebäude angebracht wurde, wurde von ihnen versehentlich zur
Explosion gebracht. Dabei kommt ein RAF-Mitglied ums Leben, ein weiteres kann
festgenommen werden. Alle anderen Personen erlitten Brandverletzungen.29

4.2. Deutscher Herbst


Als Deutschen Herbst bezeichnet man die
Ereignisse, die im Herbst 1977 durch
Terroristen der RAF durchgeführt wurden. Zu
ihnen zählen die Entführung mit tödlichem
Ausgang des damaligen
Arbeitnehmerpräsidenten Hans-Martin
Schleyer und die Entführung des Lufthansa-
Flugzeugs „Landshut“. Mit diesen Aktionen
wollen sie die Freilassung politischer
Gefangener (u.a. die Mitglieder der Baader-
Meinhof Bande) bezwecken. Die Geiseln der
Flugzeug-Entführung überlebten alle
Abbildung 6: Schleyer als Gefangener der
RAF unverletzt, drei von vier Terroristen kamen
ums Leben. Die Entführung des Flugzeuges sollte der BRD Druck machen, da sie, anders
als bei der Lorenz-Entführung, bei der Schleyer-Entführung nicht dazu bereit war
Gefangene freizulassen. Jedoch ist sie, wie schon erwähnt, gescheitert.

In Stuttgart-Stammheim nahmen sich die inhaftierten Baader, Ensslin und Jan-Carl Raspe
das Leben (Meinhof hatte sich bereits im Jahr davor [1976] in ihrer Gefängniszelle das

29 http://www.rafinfo.de/hist/kap08.php

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Leben genommen). Etwa zu dem Zeitpunkt wurde Schleyer erschossen.30

5. Fazit
Unter Berücksichtigung der von mir genannten Geschehnisse in der Zeit von 1968 – 1977
kann man leicht erkennen, dass die Rote Armee Fraktion als Ganzes (alle Generationen)
eine Gefahr für die Deutsche Bundesrepublik darstellte. Sie mögen zwar über einige
vertretbare Ansichten und Ziele verfügt haben, allerdings war ihnen der Einsatz von
Waffen, die Gewalt gegen Sachen und Menschen recht, um ihre Ziele zu erreichen.
Dadurch, dass sie die Gewalt gegen Menschen in Kauf nahmen, halte ich sie ganz klar für
eine Gefahr für die BRD und die in ihr lebenden Menschen. In Laufe ihrer Taten sind nicht
nur Menschen ums Leben gekommen, die in ihren Augen „Feinde“ waren, sondern auch
unschuldige Menschen, die mit der ganzen Sache nichts weiter zu tun hatten, als dass sie
in der BRD lebten oder sich in ihr aufhielten, somit richteten sich ihre Taten auch gegen
die Menschen, für die sie kämpften, was einen Widerspruch darstellt. Außerdem muss
festgehalten werden, dass der Dilettantismus einiger Aktionen (zB missglückte Drenkmann
Entführung, Besetzung der deutschen Botschaft in Stockholm) nicht nur eine Gefahr für
die BRD und ihre Bürger darstellt, sondern auch eine Gefahr für die Terroristen selbst. Die
Entführungen von Lorenz und die Schleyers (und dessen Ermordung) sind ganz klar als
ein Angriff gegen die BRD zu verstehen, da es sich bei ihnen um Vertreter des Staates
handelte. Auch sind die Banküberfälle und die Gewalt gegen Sachen zu berücksichtigen,
da für den Verlust jeweils der Staat aufkommen musste. Hinzu kommt die Infragestellung
und des Staates, welche sicherlich nicht nur bei wenigen Menschen der BRD Anklang
gefunden hat und welche der RAF Sympathisanten einbrachte, die ihnen bei dem Kampf
gegen den Staat half.Zudem mögen Helfer unter Umständen nicht verstanden haben,
worauf sie sich einließen und sind somit in die Kriminalität gerutscht.

6. Literatur- und Bilderverzeichnis


Literatur:

Aust, Stefan: Der Baader Meinhof Komplex, Goldmann 2008

Meinhof, Ulrike Marie: Die Würde des Menschen ist antastbar – Aufsätze und Polemiken,
Verlag Klaus Wagenbach, 2008
30 http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Deutscher_Herbst.html

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Die RAF – Eine Bedrohung für die BRD?

Internet:

Ghor, Andreas: http://www.rafinfo.de/ (für genauere Angaben s. Jeweilige Fußnote im


Text), entnommen im Zeitraum vom 14.08 – 7.11.2010

Enzensberger, Ulrich: http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2004/09/25/a0315,


entnommen am 20.08.2010

Autoren unbekannt:

http://www.hdg.de/lemo/html/DasGeteilteDeutschland/NeueHerausforderungen/Linksterrori
smus/ entnommen im Zeitraum vom 14.08 – 10.09.2010

http://www.historicum.net/lehren-lernen/arbeiten-mit-
quellen/beispielanalysen/art/Warum_brennst/html/ca/60d6041676/ entommen am
20.08.2010

http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Deutscher_Herbst.html, entnommen am 7.11.2010


um 19:30 Uhr

Bilder:

Abbildung 1:
http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article177593/Neue_Hoffnung_fuer_das_Amer
ika_Haus.html, Foto: usage worldwide, entnommen am 14.11.2010 um 17:43 Uhr

Abbildung 2: http://www.sueddeutsche.de/politik/tod-benno-ohnesorgs-die-polizisten-
haben-gepruegelt-wie-bloed-1.301316, Foto: Ullstein, entommen am 14.11.2010 um 17:48
Uhr

Abbildung 3:
http://einestages.spiegel.de/static/entry/sturm_auf_springer/11811/dutschke_attentat.html?
o=position-ASCENDING&s=3&r=1&a=1780&c=1 Foto: ap, entommen am 14.11.2010 um
17:52 Uhr

Abbildung 4: http://www.onlinezeitung24.de/article/2218, entommen am 14.11.2010 um


17:58 Uhr

Abbildung 5:
http://blogg.passagen.se/historiebloggen/entry/ulrike_meinhof_och_horst_mahler,
entommen am 14.11.2010 um 18:05 Uhr

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Die RAF – Eine Bedrohung für die BRD?

bbildung 6: http://www.rp-online.de/politik/deutschland/RAF-entfuehrt-Hanns-Martin-
Schleyer_bid_26837.html, entommen am 14.11.2010 um 18:00 Uhr

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