Übung 1
Technische Universität Braunschweig „Logische Funktionsstruktur“ 1/4
Vorstand Prof. Dr.-Ing. H.-J. Franke
Logische Funktionsstruktur
1. Einleitung
Die Logische Funktionsstruktur gründet auf den Boole’schen Verknüpfungsfunktionen und stellt
logische Funktionen in Form eines Blockschaltbilds dar. Sie wird mit logischen Elementen realisiert,
die auch mechanischer Natur sein können. Es werden dabei Informationen verarbeitet, die in
binärer Form (z.B. „0“/“1“, wahr/unwahr, trifft zu/ trifft nicht zu) zur Verfügung stehen.
Es hat sich für alle Arten von Maschinensystemen bewährt, Informationen durch binäre Elemente zu
speichern und zu verknüpfen. Dies wird häufig durch logische Getriebe mechanisch verwirklicht,
wobei die binären Zustände (z.B. „0“ und „1“) zwei eindeutigen Positionen eines Körpers im Raum
entsprechen. Ein Beispiel dafür sind zwei entgegengesetzt liegende Anschläge eines beweglichen
Körpers [1].
Zur mechanischen Realisierung der logischen Zusammenhänge eignet sich folgendes Vorgehen:
Aufstellen und Vereinfachen der logischen Gleichung, Aufstellen der Logischen Funktionsstruktur,
Ersetzen der logischen Elemente durch mechanische Bauteile, Optimieren der Baustruktur z.B.
durch Gestaltungsregeln.
Es hat sich als zweckmäßig erwiesen, von drei Grundoperationen auszugehen, durch deren Ver-
knüpfung alle kombinatorischen logischen Funktionen darzustellen sind. Diese drei Grundopera-
tionen lassen sich mit technischen Mitteln leicht durchführen. Im Einzelnen ist es die Disjunktion
(Oder-Verknüpfung), Konjunktion (Und-Verknüpfung) sowie die Negation (Nicht-Verknüpfung).
Im Folgenden sollten drei Verfahren zur Vereinfachung logischer Funktionen vorgestellt werden: die
disjunktive und die konjunktive Normalenform sowie das Karnaugh-Diagramm.
4. Karnaugh-Diagramm
Das Karnaugh-Diagramm ist ein Hilfsmittel, mit dem komplizierte logische Funktionen unter
Beachtung definierter Regeln vereinfacht werden können.
Vorgehensweise / Regeln
Bsp.:
x1 x2 x3 y
1 1 1 0
1 1 0 1
1 0 1 0 Abb. 1b: Karnaugh-Diagramm
1 0 0 1
0 1 1 0 y=
0 1 0 1
0 0 1 1
0 0 0 1
Abb. 1a: Wertetabelle
DNF: y =
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5. RS-FlipFlop
Flop ist ein Speicherelement, mit dem sich logische Zustände zu einem bestimmten
Ein R-S-Flip-Flop
Zeitpunkt speichern lassen. Der Schaltung des R-S-Flip-Flops
R Flops liegt eine sequentielle logische
Funktion zu Grunde. Ein R-S-Flip-Flop
R Flop hat zwei Eingänge, einen Setzeingang (S) und einen
Rücksetzeingang (R), und zwei Ausgänge, Q und die Negation Q . Eine mechanische Realisierung
des R-S-Flip-Flops
Flops ist der Kippschalter (z.B. an einer Lampe).
S Q
R Q
Nr. S R Qn Q n +1 Q n +1
8 1 1 1
7 1 1 0
6 1 0 1 Q n = alte Stellung
5 1 0 0
4 0 1 1 Q n +1 = neue Stellung
3 0 1 0
2 0 0 1
1 0 0 0
Abb. 4: Wertetabelle R-S-Flip-Flop
1) 2) 3) 4)
5) 6) 7) 8)
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6. Aufgabe:
In einer Betriebsstätte soll eine hydraulisch betätigte Hebebühne gesteuert werden. Die
Aufwärtsbewegung erfolgt durch den Betrieb eines Kompressormotors. Das Absenken ist nur durch
die Betätigung eines Magnetventils in der Öldruckleitung möglich.
a)
Solange entweder der Handtaster (S2) oder der Fußtaster (S4) das Magnetventil (Y) geöffnet hält,
senkt sich die Bühne. Dabei ist jeweils das Absenken zu verhindern, sofern der Einschalttaster (S1)
zum "Heben" betätigt wird oder ein Schütz (K) eingeschaltet ist. Gleichzeitiges Betätigen von S2 und
S4 führt zu keiner Bewegung.
1. Geben Sie die auftretenden Zustände der einzelnen Elemente an und codieren Sie diese.
(Benutzen Sie dazu Tab.1!)
2. Stellen Sie eine Wertetabelle auf, die der oben beschriebenen Funktion entspricht.
3. Formulieren Sie die zugehörige disjunktive Normalform der Schaltfunktion und vereinfachen Sie
diese mit Hilfe der Axiome und Rechenregeln der Boole'schen Algebra.
4. Setzen Sie die in 3 gefundene Logik in Form einer Logischen Funktionsstruktur um.
b)
Zur Vereinfachung werden jetzt der Handtaster und der Fußtaster aus Aufgabenteil a) zu einem
Taster S2 zusammengefasst. Zum Betrieb des Kompressormotors wird ein Schütz (K) durch einen
Einschaltimpuls mit einem Drucktaster (S1) eingeschaltet. Mit der Betätigung des Austasters (S0)
muß eine Sofortabschaltung des Schützes (K) möglich sein. Das Einschalten ist zu verhindern,
sofern der Taster (S0), der Taster für die Abwärtsbewegung (S2) oder der Taster (S3) betätigt sind.
Der Endtaster (S3) begrenzt die Hubhöhe. Falls der Drucktaster (S2) betätigt wird und die Bühne
sich aufwärts bewegt, ist der Kompressor auszuschalten.
Zeichnen Sie für den oben beschriebenen Funktionsablauf die Logische Funktionsstruktur.
Literatur:
[1] Roth, K.: Konstruieren mit Konstruktionskatalogen, Band I, Konstruktionslehre