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Home Wirtschaft Udo Pollmer im Porträt: Der Veganerfresser

Udo Pollmer

Der Veganerfresser
Früher war Udo Pollmer der Feind der Agrarindustrie, weil er
Bücher über Hormonfleisch und Pestizid-Gemüse schrieb. Jetzt
warnt er mit giftigem Humor vor Veganismus - und macht sich
Greenpeace und Co zu Gegnern. Wer ist dieser Mann?
22.03.2015, von JAN GROSSARTH

Teilen Twittern Teilen E-mailen Veröffentlicht: 22.03.2015, 12:54 Uhr

© RAINER WOHLFAHRT
Pommes frites sind besser als Pellkartoffeln, Wurstsalat hat mehr Vitamin C als Kopfsalat: Udo Pollmer,
hier in seinem Garten bei Heilbronn, schießt mit Genuss gegen die üblichen Ernährungsgewissheiten.

A ls Udo Pollmer ein junger Mann war mit langem Bart, langen Haaren und antiautoritärem
Herzen, machte ihn ein spontaner Erfolg zum Publizisten. Sein erstes Buch wurde zum
Bestseller, Pollmer berühmt. Das war 1982. Pollmer und seine Koautorin und Lebensgefährtin Eva
Kapfelsperger hatten sich etwas getraut: „Iß und stirb“ war der harte Titel ihres aufklärerischen
Buchs über Hormone im Fleisch, Pestizide im Gemüse und andere Schrecken der
industrialisierten Ernährungswirklichkeit. Die Industrie war sofort gegen Pollmer. „Nach dem
Buch hätte ich als Lebensmittelchemiker keinen Job bekommen“, sagt er. Die Bürger aber
applaudierten ihm damals.

So einfach ist es heute nicht mehr. Kürzlich erhielt er


Autor: Jan Grossarth, Redakteur in der
Wirtschaft, zuständig für „Menschen und Morddrohungen. Denn sein neues Buch ist eine
Wirtschaft“.
Folgen:
Warnung vor dem Veganismus. Das Essen ohne
Fleisch, Milch, Eier und Honig ist im Trend; teils aus
Gründen der Gesundheit oder Tierliebe, teils auch aus
politischen Gründen. Der alte Pollmer schmeckt manchem jungen Veganer nicht. Udo Pollmer
lässt sich von bösen Texten auf Facebook und im E-Mail-Postfach aber nicht beirren. Er kontert
mit Sätzen wie diesen: „Wir sind Säugetiere, das heißt, wir werden in anderen Säugetieren eher
das finden, was unser Körper braucht, als in einer Staude am Wegesrand. Wenn Mütter sagen:
Mein Kind bekommt weder Milch noch Fleisch, sondern Rohkost und Smoothies, dann frage ich
mich, ob das Kind wohl von einer Gurke abstammt. Dann sind rohe Gurken sicher ein vollwertiges
Lebensmittel.“

Was ist los mit diesem Pollmer?


Pollmer ist komisch. Der Ernst, mit dem die anderen über Ernährung reden, ist ihm fern. Wenn er
zum Beispiel auf einer Tagung eines Verbands eine halbe Stunde spricht, zündet er ein Feuerwerk
an Ironie, wie man es im Karneval oft vermisst. So eine Rede gerät zum Rundumschlag gegen alle
Ernährungsheiligkeiten: Rohkost und Bio, Gemüse und Soja, fettfreies Essen. Das Gift aus „Iß und
stirb“ ist nicht mehr Pollmers Kernthema. Abgelöst hat es jener merkwürdig naive
Verbrauchertyp, der – in Pollmers Diktion – „handgestreichelte Möhren“ verlangt und glaubt,
alles Gute und Böse komme durch den Magen.

Die Studenten und die Referenten der Verbände, die bei seinen Vorträgen im Publikum sitzen,
verdrehen die Augen und schütteln den Kopf, wenn Pollmer spricht. Was ist los mit diesem
Pollmer? Er behauptet fest, er sei ganz der Alte: Nicht er habe sich gewandelt, sondern die Welt
um ihn herum. Nur, dass er die Veränderungen der Welt mitbekommen habe, und die anderen
irgendwie nicht.

„Meine Generation ist seit 1985 bei ihrer Weltsicht geblieben“, sagt Udo Pollmer. „Sie glaubt
immer noch, dass hinter allen bösen Dingen die mächtige Industrie steht, die nur Böses im Sinn
hat und der Menschheit Gifte aller Art unterjubelt.“ Damals, sagt er, habe es dafür bessere Gründe
gegeben. Krieg und Hunger seien noch zu frisch in Erinnerung gewesen, deshalb habe man sich
den Glauben an den technischen Fortschritt auch von wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht
vermiesen lassen wollen. Weil er das in „Iß und stirb“ aufgriff, wurde er ausgelacht. „Aber
inzwischen ist das Pendel auf die andere Seite geschwungen. Wenn heute jemandem ein Furz
querliegt, dann glaubt er schon, er würde von Handystrahlen durchbohrt.“

Publizisten versteiften sich auf vorgestrige Probleme


Am Anfang, um 1980, standen für ihn Beobachtungen aus dem Studium. In einer Vorlesung hieß
es: Schadstoffe sind in Deutschland verboten, die brauchen Sie nicht lernen, die gibt’s nicht. Und
gegenüber in der Münchner Staatsbibliothek waren die Regale voll mit Zeitschriften, die sich
diesen Stoffen widmeten. Es reizte ihn, das Buch zu schreiben. Damals, in den Achtzigern, fuhren
die Obstbauern nach seiner Erinnerung jeden Tag mit einer Giftmischung raus und nebelten alles
ein, im Ruhrgebiet konnte man vor lauter Ruß aus den Schornsteinen die Wäsche nicht draußen
aufhängen, im Rhein gab es kaum noch Fische wegen der giftigen Industrieabwässer.

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