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Fernab einst – sehnsüchtig verlangend

strecke ich die Arme nach dir aus,


beschaue in der Seele das liebste Bild,
geb‘ ihm die süßesten Namen.

Erregt und zärtlich, reiße lächelnd


ich kränkenden Groll aus dem Herzen,
erfreue em Echo deiner Stimme mich,
selbst Echo deiner Worte.

Doch wenn du kommst, steh‘ ich erstarrt,


statt in die Arme dir zu stürzen,
das Herz beengt und furchterwartend,
welche ein Empfang mir wird bereitet.

Meine Augen spähen, was du bringst,


mit welchem Gesicht du kommst,
wartend, ob du Umarmung heischst,
zähle ich jede Regung und jedes Wort.

Und ich weiß nicht, welche Kraft treibt


Schneller miener Gedanken und Worte,
mein Gedanke traut nicht dem Gefühle
und dem Gedanken nicht das Wort.

Du sitzt steif, ich stehe dabei,


verletzt der eine den anderen
durch Worte und auch durch Schweigen,
wortkarg, verschreckt verweilen wir.

Was ist geschehn? Was ist geschehn?


Wir hatten uns doch so lieb!
Nie reichte uns die Zeit,
wenn wir beisammen waren.

Wir waren gut, wir waren schlicht,


voll Glauben war Empfang und Abschied,
wir horchten auf das Wort der Liebe,
frei von bösen Hintergedanken.

Wenn du heute gehst, vom treit angewidert,


will rufen ich: So bleibe doch, Geliebter!
»Gute Nacht« – so flüstern kalte Lippen,
und kehre zurück, in Tränen zerflossen.

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