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Die Wahrheit wird nie werthlos sein, All' Gassen und Straßen sind voll Narren,
Und wenn sich Narren den Hals abschrein. Die treiben Thorheit an jedem Ort
Hie findt man der welt ganzen louf. Wie ich der Narren Schiff ausrüst':
dis buochlin wurt guot zuo dem kouf; Galeere, Füst, Krack, Naue, Bark,
zuo schimpf und ernst und allem spil Kiel, Weidling, Bagger, Rennschiff stark,
findt man hie narren, wie man wil; Sammt Schlitten, Karre, Schiebkarr, Wagen:
ein wiser findt, das in erfreit; Es könnt' ein Schiff nicht alle tragen,
ein narr gern von sin bruodern seit. Die jetzt sind in der Narren Zahl;
hie findt man doren, arm und rich, Ein Theil sucht Fuhrwerk überall,
schlim schlem; ein jeder findt sin glich. Der stiebt umher gleichwie die Immen,
Eine Vorrede in das Narrenschiff. Ein Jeder will der Vormann sein.
Alle Land' sind jetzt voll heiliger Schrift Viel Narren und Thoren kommen drein,
Und was der Seelen Heil betrifft: Deren Bildniß ich hier hab gemacht.
Voll Bibeln, heiliger Väter Lehr' Wär' Jemand, der die Schrift in Acht
Und andrer ähnlicher Bücher mehr Nicht hätt' gehabt, oder nicht könnt' lesen,
In dem Maß, daß man sich wundern mag, Der sieht im Bilde wohl sein Wesen
Weil Niemand bessert sich danach. Und schaut in diesem, wer er ist,[9]
Als gäb' man auf Schrift und Lehre nicht Wem gleich er sei, was ihm gebrist.
Acht,
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Den Narrenspiegel ich dies nenne, Drum ist dies Büchlein gut zum Kauf.
In dem ein jeder Narr sich kenne; Zu Scherz und Ernst und allem Spiel
Wer jeder sei, ich dem beschied, Trifft man hier Narren, wie man will;
Der in den Narrenspiegel sieht. Ein Weiser sieht, was ihm behagt,
Wer sich recht spiegelt, der lernt wohl, Ein Narr gern von den Brüdern sagt.
Daß er nicht klug sich achten soll, Hier hat man Thoren, arm und reich,
Nichts von sich halten, was nicht ist, Schlim schlem, für jeden seines Gleich.
Denn Niemand lebt, dem Nichts gebrist, Die Kappe schneid' ich manchem Mann,
Oder der sagen darf fürwahr, Der sich deß doch nicht nimmet an;
Daß er sei weis' und nicht ein Narr; Wenn ich beim Namen ihn genannt,
Denn wer sich für einen Narren hält, Spräch' er, ich hätt' ihn nicht erkannt.
Der wird bald klug auf dieser Welt, Doch hoff' ich, daß die Weisen alle
Aber wer immer will witzig sein, Drin finden werden, was gefalle,[10]
Ist fatuus, der Gevatter mein, Und sagen dann mit Wissenheit,
Der sich zu mir recht übel stellt, Daß ich gab recht und gut Bescheid.
Wenn er dies Büchlein nicht behält. Und da ich das von ihnen weiß,
Hier ist die wahre Narrenweide; Geb' ich um Narren nicht 'nen Schweiß;
Ein jeder findet, was ihn kleide, Sie müssen hören Wahrheit Alle,
Und warum so viel sind der Thoren; Wiewohl Terentius saget, daß
Welch' Ehr' und Freude Weisheit hat, Wer Wahrheit spricht, erlanget Haß;
Wie sorgenvoll der Narren Statt. Und wer sich lange schneuzen thut,
Hier findet man der Welten Lauf, Der wirft zuletzt von sich das Blut;
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Und wenn man coleram anregt, Und wie sie morgen wollten lügen
So wird die Galle oft bewegt. Mit Geschwätz, verkaufen und Manchen
trügen.[11]
Darum beacht' ich, was man spricht
Um solchen nachzudenken allen,
Mit Worten hinterm Rücken, nicht,
Wie mir Weis, Wort und Werk gefallen,
Noch wenn man schilt die gute Lehr'.
Hab' ich, kein Wunder ist's, gar oft
Ich hab derselben Narren mehr,
Gewacht, wann Niemand es gehofft,
Denen Weisheit nicht gefället wohl,
Damit man tadle nicht mein Werk. –
Dies Büchlein ist derselben voll.
In diesen Spiegel sollen schauen
Doch bitt' ich jeden, daß er mehr
Die Menschen alle, Männer, Frauen;
Ansehen woll' Vernunft und Ehr'
Die einen mit den andern ich mein':
Als mich und dies mein schwach Gedicht.
Die Männer sind nicht Narrn allein,
Ich hab' fürwahr ohn' Arbeit nicht
Man findet auch Närrinnen viel,
So viele Narrn zu Hauf gebracht:
Denen ich Kopftuch, Schleier und Wil
Gar oft hab' ich gewacht die Nacht,
Mit Narrenkappen hier bedecke.
Dann schliefen, deren ich gedacht
Auch Mädchen haben Narrenröcke;
Oder saßen vielleicht bei Spiel und Wein,
Sie wollen jetzt tragen offenbar
Wo sie gedachten wenig mein;
Was sonst für Männer schändlich war:
Ein Theil in Schlitten fuhr umher
Spitze Schuh' und ausgeschnittne Röcke,
Im Schnee, wo sie gefroren sehr;
Daß man den Milchmarkt nicht bedecke;
Ein Theil trieb Kindereien just;
Sie wickeln viel Lappen in die Zöpfe
Die andern schätzten den Verlust,
Und machen Hörner auf die Köpfe,
Der sie desselben Tags betroffen,
Wie sie sonst trägt ein mächt'ger Stier;
Und welchen Gewinn sie möchten hoffen,
Sie gehn einher wie die wilden Thier'.
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Doch sollen züchtige Frauen mir schenken aufgeschlagenen Buche. Unter dem Pulte
und an der Wand viele Bücher.
Verzeihung, denn an sie gedenken
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Und mir mit Lernen machen Last?[13] Dieweil ich wenig weiß Latein.
Wer viel studirt, wird ein Phantast! Ich weiß, daß vinum heißet »Wein,«
Ich gleiche sonst doch einem Herrn Gucklus, ein Gauch, stultus, ein Thor,
Und lohne einem, der für mich lern'! Und daß ich heiß': »domine doctor!«
Wenn ich auch habe groben Sinn Die Ohren sind verborgen mir,
Und einmal bei Gelehrten bin, Sonst säh' man bald des Müllers Thier.
http://www.zeno.org/Literatur/M/Brant,+Sebastian/Satire/Das+Narrenschiff+(Ausgabe+1877)/
1.+Von+unn%C3%BCtzen+B%C3%BCchern
II.
Zwei Narren mühen sich ab ein Schwein mit Stöcken in einen Kessel zu heben.
Viel sind, die trachten früh und spat, Der rath' und stimm' allein nach Recht,
Wie sie bald kommen in den Rath, Auf daß er nicht ein Zaunpfahl bleibe,
Die doch vom Rechte nichts verstehn Der nur die Sau zum Kessel treibe.
Und blindlings an den Wänden gehn. Fürwahr, sag' ich, es hat nicht Fug:
Den guten Chusi man begrub, Es ist mit Rathen nicht genug,
Zum Rath man Ahitophel hub. Womit verkürzet wird das Rechte;
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Das Bessere billig man bedächte