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Eduard Schwartz, Eusebius Werke: Die Kirchengeschichte

(GCS IX /1-3, Leipzig 1903-1909).


Eine vorbildliche Edition1

von Friedhelm Winkelmann

Wenn man nach vorbildlichen Editionen auf patristischem Gebiet fragt,


wird man auf jeden Fall auf die immense Editionsleistung von Eduard
Schwartz stoßen, also vor allem auf die Ausgaben der Kirchengeschichte
Eusebs und der Acta Conciliorum Oecumenicorum. Mit ihnen hat er
Maßstäbe für weitere editorische Arbeiten gesetzt. Das sei im folgenden an
seiner ersten großen Edition, nämlich der Kirchengeschichte Eusebs, die in
den Jahren 1903 bis 1909 in der Reihe „Die Griechischen Christlichen
Schriftsteller“ veröffentlicht wurde, exemplifiziert2. Seine Leistung empfin-
den wir heute als umso bewundernswerter, da Schwartz ohne alle die
technischen und elektronischen Hilfsmittel, die uns so selbstverständlich
sind, arbeiten mußte.

1
Der Vortragscharakter ist beibehalten, doch wurde der Beitrag für den Druck durch eine
ausführlichere Dokumentation erweitert.
2
Eine für uns tröstliche Anmerkung sei vorweg gestattet. Auch eine vorbildliche Edition
aus der Zeit der Heroen unserer Wissenschaft hatte nicht immer eine rundweg vorbild-
liche Vorgeschichte, so stellt es sich jedenfalls aus der Sicht von Schwartz dar, die
allerdings von unnötigen Vorurteilen nicht frei war. In seinem 1932 verfaßten wissen-
schaftlichen Lebenslauf behauptete er zwar, daß erst mit dem Eintritt von Wilamowitz
in die Kirchenväterkommission der Preußischen Akademie im Jahre 1907 „die Philolo-
gen vom Fach zugezogen wurden und ich die Kirchengeschichte des Eusebius zugewiesen
erhielt“ (E. Schwartz, Gesammelte Schriften 2, Berlin 1956, [1-21] 6), doch arbeitete er
bereits seit Jahren im Auftrag der Kommission an dieser Edition und wurde auch bei
dieser Arbeit finanziell gefördert, wie die erhaltenen Briefe zeigen. Nachvollziehen kann
man den Ärger von Schwartz darüber, daß Theodor Mommsen und ihm folgend die
übrigen Kommissionsmitglieder darauf beharrten, die Rufinsche lateinische Übersetzung
dem griechischen Originaltext in der GCS-Ausgabe gegenüberzustellen, da diese Über-
setzung für das Abendland so große Bedeutung gehabt habe. Schwartz dagegen wollte
ganz richtig in GCS nur die griechische Edition zum Abdruck bringen und die lateinische
Übersetzung in TU veröffentlichen, so wie es auch mit den gleichfalls kulturhistorisch
wichtigen syrischen und armenischen Übersetzungen geschehen war (E. Nestle, Die
Kirchengeschichte des Eusebius aus dem Syrischen übersetzt, TU.NF VI/2, Leipzig 1901;
E. Preuschen, Eusebius’ Kirchengeschichte. Buch VI und VII aus dem Armenischen
übersetzt, TU.NF VII/3, Leipzig 1902). Schwartz interessierten sie alle nur als Vorarbei-
ten für die Textgestaltung des griechischen Originaltextes. Das alles braucht hier nicht
weiter ausgeführt zu werden, da Stefan Rebenich, Theodor Mommsen und Adolf Harnack.
Wissenschaft und Politik im Berlin des ausgehenden 19. Jahrhunderts, Berlin 1997, 199-

ZAC, vol. 8, pp. 59-78


© Walter de Gruyter 2004

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60 Friedhelm Winkelmann

1.
Die Arbeit an einer kritischen Edition von Eusebs Kirchengeschichte gehörte
zu den frühesten patristischen Interessen von Schwartz. Denn schon seit den
achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts hatte er daran gearbeitet und dann
bereits im Jahre 1890 von Rostock aus einen genauen Plan für die Ausgabe
dieses Werkes an Theodor Mommsen gesandt. Zur richtigen Einordnung
dieser Daten rufe ich in Erinnerung, daß Schwartz im Jahre 1880 mit 22
Jahren in Bonn promovierte und anschließend zu Handschriftenstudien in
Italien weilte3. Die 1891 gegründete Kirchenväterkommission nahm das
Projekt auf. Mehr als zwanzig Jahre seines Lebens hatte Schwartz dieser
Aufgabe gewidmet, denn erst 1909 brachte er mit dem als letztes publizier-
ten Prolegomenaband die Edition zu einem Abschluß. Dieser Band erschien
also erst einige Jahre nach den beiden Bänden der Edition des Textes, die
bereits in den Jahren 1903 und 1904 veröffentlicht wurden4. Es zeugt von
Schwartzens verantwortungsbewußter Gewissenhaftigkeit und Akribie, daß
er sich die notwendige Zeit zur Reife dieser Arbeit ließ. Gut Ding braucht
eben seine Zeit. Auch im Nachdruck haben wir diese Anordnung der Bände
nicht verändert, obwohl jeder gut daran tut, zuerst den Prolegomenaband
zu studieren, ist er doch mehr als nur ein nebensächlicher Anhang. Es ist ein
stattlicher Band entstanden, der ausführliche Rechenschaft ablegt. Auch das
sollte ein Vorbild für alle Editoren bleiben.
Was nun bewog Schwartz zur Beschäftigung gerade mit diesem Werk
und mit diesem christlichen Schriftsteller? Der Prolegomenaband gibt die
zur Beantwortung dieser Frage notwendigen Hinweise. Es ist natürlich
zuerst Schwartzens Interesse an der ungemein reichen und interessanten

204.780-788.801-804.872f.954f.975, und William M. Calder III/Robert L. Fowler, The


Preserved Letters of Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff to Eduard Schwartz, SBAW.PPH
1/1986) die Materialien ausgebreitet haben und ich im Geleitwort zum Nachdruck der
Edition (GCS Eusebius II/1, Berlin 21999, V-XI) die notwendigen Hinweise und Zitate
aus den erhaltenen Briefen gegeben habe. – Theodor Mommsen und Adolf von Harnack,
die Schöpfer, Wegbereiter und Träger des Großbetriebs der Wissenschaften in Preußen
und im späteren Reich, also einer neuen Form der wissenschaftlichen Arbeit und ihrer
Organisation, der Zusammenarbeit der Gelehrten an großen Forschungsprojekten, scheinen
Eduard Schwartz wegen seines Hanges zu manchem apodiktischen und pauschalen
Urteil, zu manchen Überzeichnungen in seinen die Historie betreffenden Ergebnissen und
seiner zuweilen recht eigensinnigen Art als für eine Teamarbeit nicht sehr geeignet
erachtet zu haben, denn Schwartz wurde trotz seiner editorischen Leistungen zu Lebzei-
ten Harnacks nicht in die Kirchenväterkommission als Mitglied aufgenommen. Doch ist
durch diese negative Entscheidung Harnacks auch eine zwar unbequeme, aber große und
innovative wissenschaftliche Kraft lange der Kommissionsarbeit vorenthalten worden,
denn Schwartz hat ja über seine bewundernswerte philologische Arbeit hinaus auch neue
Wege der Interpretation kirchenhistorischer Ereignisse und Entwicklungen gewiesen und
ist auch in dieser Hinsicht für uns ein Vorbild.
3
Zu Leben und Werk vergleiche man die Informationen und weiterführenden Literatur-
angaben von G.Chr. Hansen, Art. Schwartz, Eduard, TRE 30, Berlin/New York 1999,
640-642.
4
GCS Eusebius Werke II/1-3: Die Kirchengeschichte, hg. v. E. Schwartz und Th. Momm-
sen, Leipzig 1903/1904/1909.

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Eduard Schwartz, Eusebius Werke: Die Kirchengeschichte 61

Überlieferung dieser antiken Schrift zu nennen. Ihre Überlieferung, beste-


hend aus vielen griechischen Handschriften und zudem aus alten Überset-
zungen in die lateinische, syrische und armenische Sprache, wobei die
lateinische und syrische bis in die Zeit kurz nach 400 reichen, also etwa 60
Jahre nach Eusebs Tod entstanden sind, bietet ein weites und reiches Feld
für überlieferungsgeschichtliche Forschungen5. Schwartz hat das bestens
genutzt. Dazu schreibt er in seinem Euseb-Artikel in „Paulys Realencyclo-
pädie der classischen Altertumswissenschaft“: „Die sechs oder sieben alten
Hss. (saec. IX-XI) weisen ein Durchkreuzen von Varianten auf, wie es nur
bei einer früh verzweigten und reichen Überlieferung entsteht; das Werk ist
also gleich in den ersten Jahrhunderten oft abgeschrieben worden. Der
Florentinus T ist ein instruktives Beispiel gelehrter Textkritik, die an ihm
getrieben worden ist; mehr als eine alte Hand hat Varianten aus anderen
Hss. hineinkollationiert und korrigiert, ja die Josephusexzerpte sind sogar
mit Hss. des Originals verglichen worden.“6 Im Vorwort zum Prolegomena-
band heißt es: „… die Überlieferung der KG ist durch Alter, Reichtum und
den merkwürdigen Gegensatz zwischen einer alle Hss. erfassenden Inter-
polation und einer fortwährenden Controlle der Hss. untereinander ein so
einziges Beispiel für die Methoden der philologischen Kritik und gestattet
einen so tiefen Einblick in das Werden eines Textes …“, und er wäre nicht
Eduard Schwartz, wenn daraus nicht noch eine Lehre für alle zukünftigen
Editoren gezogen würde, denn das Zitat geht weiter: „… daß ich nicht
darauf habe verzichten mögen an zahlreichen Fällen zu demonstrieren, wie
wenig mit der Manier Stammbäume aufzustellen und die ‚besten‘ Hss.
auszusuchen ausgerichtet wird. Die Philologie muß sich in die Tatsache
finden, daß die Handschriften eines griechischen Prosatextes nicht mecha-
nische Abschriften einer Vorlage, sondern in größerem oder geringerem
Maße ™kdÒseij, d.h. Recensionen sind, die mit den auch von uns angewand-
ten Mitteln der Collation und der Conjectur hergestellt wurden. Daraus
ergibt sich schon von selbst, daß die mechanische Buchstabencorruptel …
diejenige Form der Verderbnis ist, die bei einer reichen und alten Überlie-
ferung dem Text selten wirklich gefährlich wird, … vielmehr das willkür-
liche Umschreiben des Textes den schlimmsten Schaden stiftet.“7 Noch
deutlicher wurde er an einer anderen Stelle der Prolegomena. Er warnte
„vor dem verhängnisvollen Irrtum daß es genüge in einer Handschrift oder
Gruppe Interpolationen nachzuweisen um sie zu verwerfen; man muß
vielmehr immer darauf gefaßt sein, auch in einem abgelegenen Winkel eine

5
Adolf von Harnack hatte schon 1893 in seiner Geschichte der altchristlichen Literatur,
I 2, Leipzig 1893, 561-563, 36 ihm bekannte Handschriften aufgeführt und eine Ord-
nung versucht.
6
E. Schwartz, Art. Eusebios 24), PRE VI/1, München 1907, (1370-1439) 1406 = E.
Schwartz, Griechische Geschichtschreiber, hg. von der Kommission für spätantike Re-
ligionsgeschichte bei der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Leipzig
1957, (495-598) 548f.
7
Schwartz, GCS Eusebius II/3, IX.

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62 Friedhelm Winkelmann

gute Variante zu entdecken. Wer von Archetypus und Stammbäumen


fabelt, stellt sich immer noch vor, daß ein griechisches Prosawerk durch
mechanisches Abschreiben fortgepflanzt wird; er macht sich nicht klar,
daß schon die ersten Exemplare die ausgegeben wurden, niemals so absolut
identisch haben sein können, wie moderne Bücher derselben Auflage, und
daß bei vielgelesenen Büchern immer neue Recensionen angefertigt sind, ja
daß jede Handschrift als eine neue Recension angesehen werden muß. Bei
der KG läßt sich dieser Proceß ja bis ins 16. Jahrhundert hinein verfol-
gen.“8 Soweit Eduard Schwartz zum philologischen Aspekt, wobei die
harsche Ablehnung des Versuches, Stammbäume der Überlieferung aufzu-
stellen, keine Allgemeingültigkeit beanspruchen dürfte. In den Prolegomena
gab Schwartz dann dem Einblick in die Übereinstimmungen und Querver-
bindungen, aber auch die Diskrepanzen der Handschriftengruppen und der
Versiones, in spätere Fehler und offensichtliche spätere Eingriffe in die
Textgestalt weiten Raum, um eben dadurch das Komplizierte aller Über-
lieferung, das alle Versuche, klare Stammbäume aufzustellen, widerlegt, zu
exemplifizieren. Damit bot er dem Benutzer eine ausgezeichnete Möglich-
keit, Schwartzens Urteile zu überprüfen und sich eine eigene Meinung zu
bilden.
Aus seiner akribischen Untersuchung der handschriftlichen Überliefe-
rung ergab sich eine folgenreiche und faszinierende Beobachtung, daß
nämlich „die verschiedenen vom Verfasser selbst veranstalteten Ausgaben
sich bis in die Gruppen der Hss. und Übersetzungen fortgepflanzt haben“9.
Das ist der zweite Schwerpunkt der Prolegomena. Wir werden darauf noch
ausführlich eingehen.
Als drittes herausragendes Thema, das Eduard Schwartz bei der Be-
schäftigung mit Eusebs Kirchengeschichte bewegte, muß die Untersuchung
der Chronologie genannt werden. Probleme der Chronologie und Chrono-
graphie gehörten ja auch anderweitig zu seinen besonderen Forschungs-
interessen10. Dementsprechend hat er auch der Darstellung, der Prüfung
und der Würdigung von Eusebs chronologischen Bemühungen im Prolego-
menaband weiten Raum gegeben11.

8
Schwartz, GCS Eusebius II/3, CXLVI.
9
Schwartz, GCS Eusebius II/3, IX.
10
Ich nenne hier die umfangreichen Untersuchungen: Die Königslisten des Eratosthenes
und Kastor, AGWG 40, 1894, 1-96; Christliche und jüdische Ostertafeln, AGWG.PH
NF 8, 6, 1905; Die Aeren von Gerasa und Eleutheropolis, NGWG.PH 1906, 340-395;
Zur Chronologie des Paulus, NGWG.PH 1907, 262-299. Dazu treten Artikel in PRE
über Chronographen: Art. Apollodoros von Athen, PRE I/2, München 1894, 2856-2886
= Schwartz, Geschichtschreiber (wie Anm. 6), 253-281; Art. Dexippos, PRE V/1,
München 1903, 287-293 = Schwartz, Geschichtschreiber, 282-290; Art. Chronicon
Paschale, PRE III/2, München 1899, 2460-2477 = Schwartz, Geschichtschreiber, 291-
316, und Eusebs Chronik im Art. Eusebios (wie Anm. 6), 1376-1384 = Schwartz,
Geschichtschreiber, 504-516.
11
Schwartz, GCS Eusebius II/3, CCXV-CCXLVIII und 3-10 (Kaiserlisten und Bischofs-
listen).

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Eduard Schwartz, Eusebius Werke: Die Kirchengeschichte 63

2.

Widmen wir uns nun als erstes den philologischen Aspekten der Edition.
Die herausragende Qualität der Erforschung der Textüberlieferung und
der Konstituierung des Textes dieser Ausgabe der Eusebschen Kirchenge-
schichte wurde schon von den zeitgenössischen Rezensenten betont12. Als
Beispiel seien hier nur einige Zitate Harnacks, dessen Meinung ja als einem
in der Sicht von Schwartz nicht besonders wohlwollenden Gutachter be-
sonderes Gewicht beizumessen ist, aus seiner Besprechung des ersten Ban-
des gegeben: „Es ist nur Weniges, was ich anzumerken habe. Der Heraus-
geber möge aus den wenigen Bemerkungen, noch mehr freilich aus der
stillschweigenden Zustimmung den Dank erkennen. Der Text, wie ihn
Schwartz vorgelegt hat, hält sich streng – bei sorgfältigster Beobachtung
des Syrers und Rufin’s – an die Überlieferung der griechischen Handschrif-
ten. … Der besondere Werth der neuen Ausgabe liegt in den kritischen
Winken, welche in den Noten gegeben sind. Sie erweisen, mit welchem
Scharfsinn und mit welcher Sorgfalt und Umsicht der Text durchgearbeitet
ist, und offenbaren zugleich die ausbündige Kunst des Herausgebers, in
wenigen Worten viel zu sagen.“13
Das kann man nur unterstreichen. Die Angaben über die Lesarten sind
zuverlässig, wie ich bei Nachkollationen feststellen konnte, die Textüber-
lieferung ist von Schwartz vorzüglich durchleuchtet worden, und er hat sehr
wohlüberlegt und keinesfalls schematisch seine jeweiligen Textentschei-
dungen getroffen, so wie er es in dem vorhin zitierten Grundsatz als Regel
empfahl, von dem ich nur den Satz in Erinnerung rufe: „Man muß vielmehr
immer darauf gefaßt sein, auch in einem abgelegenen Winkel eine gute
Variante zu entdecken.“14 An einer besonders eindrücklichen Stelle, auf die
vor einiger Zeit Hans Georg Thümmel in einem Aufsatz hingewiesen hat15,
sei das demonstriert. Ich bitte Sie aber um Ihre Geduld, da das Problem nicht
mit einigen wenigen Worten zu umreißen und zu erledigen ist.
In seiner Kirchengeschichte16 berichtet Euseb, daß Konstantin nach sei-
nem Sieg über Maxentius befahl, seinem in Rom zu errichtenden Standbild
das trÒpaion toà swthr…ou p£qouj (832,6 Sch.) in die Hand zu geben. Und
er ordnete an, daß sein an einem der belebtesten Plätze Roms errichtetes

12
Die umfassenden und gehaltvollsten Rezensionen habe ich schon im Geleitwort zum
Nachdruck der Edition (GCS Eusebius II/1, Berlin 21999, V) aufgezählt.
13
A. v. Harnack, Einige Bemerkungen zum 5. Buch der Kirchengeschichte des Eusebius
nach der neuen Ausgabe von Eduard Schwartz, SDAW.PH 1903, (200-207) 200.202 =
ders., Kleine Schriften zur Alten Kirche. Berliner Akademieschriften 1890-1907, Leipzig
1980, (630-637) 630.632.
14
Schwartz, GCS Eusebius II/3, CXLVI.
15
H.G. Thümmel, Die Wende Constantins und die Denkmäler, in: Die Konstantinische
Wende, hg. v. E. Mühlenberg, Gütersloh 1998, (144-185) 158-165.
16
H.e. IX 9,10f. (832,3-14 Schwartz).

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64 Friedhelm Winkelmann

Standbild, das in seiner Rechten tÕ swt»rion shme‹on (832,7) hielt, die


folgende lateinische Inschrift tragen solle: toàtJ tù swthrièdei shme…J
(832,10) habe der Kaiser die Stadt vom Tyrannen befreit usw. Die von
Schwartz bevorzugte Lesart tÕ swt»rion shme‹on (832,7) wird nur von einer
Handschrift, nämlich dem Codex Marcianus 338 (M), geboten. Ich nenne
die übrigen Zeugen: tÕ swt»rion toà stauroà shme‹on AER, stauroà shme‹on
T1BD, tÕ stauroà shme‹on Tr, „das Zeichen unserer Erlösung, das ist aber
das Kreuz“ syr. Übers. (wohl kurz nach 400 verfaßt). Rufin hat die Stelle
stark gekürzt und spricht von dem vexillum dominicae crucis. Schwartz
verweist außerdem auf Eusebs Vita Constantini (VC) I 40,1f.17. Thümmel
ist darüber verwundert, daß Schwartz hier einer der bedeutungsloseren Hand-
schriften, nämlich dem Marcianus 338, den Vorzug gibt, und sieht den
Schlüssel zu Schwartzens Textentscheidung in dem Hinweis auf die Vita-
Constantini-Stelle. Aber wir wollen Schritt für Schritt vorgehen.
Zum Codex Marcianus 338 (M) sagte Schwartz: „Von allen alten Hss.
der KG ist sie die incorrecteste.“18 Aber er billigte ihr doch zu, an einigen
Stellen allein gegen die übrige Überlieferung das Echte erhalten zu haben19.
„Daß Unterschiede da sind, daß z.B. AT1 oder TER nicht so viel Gewicht
haben wie AT1M, daß BDM und T1BDM vor ATER und ATcER im
allgemeinen den Vorzug verdienen, daß A und M wichtigere Hss. sind als
D und E, ist in den voranstehenden Abschnitten umständlich bewiesen.“20
„Daß M und A neben ihren speciellen Interpolationen auch Altes gerettet
haben, daß z.B. M allein genommen von Fehlern wimmelt, aber wenn es
zu AT1 oder BD hinzutritt, diesen Constellationen ein besonderes Gewicht
verleiht. Das warnt vor dem verhängnisvollen Irrtum daß es genüge in
einer Handschrift oder Gruppe Interpolationen nachzuweisen um sie zu
verwerfen; man muß vielmehr immer darauf gefaßt sein, auch in einem
abgelegenen Winkel eine gute Variante zu entdecken.“21 Auch von ihren
Fehlern hielt Schwartz nicht wenige für alt22.
Glücklicherweise hat Schwartz seine hier zur Debatte stehende Text-
entscheidung in den Prolegomena begründet: „Ebenso befreit M 832,7 von
einem Glossem. Die Hs. bietet, von der Parallelstelle Vita Const. 26,16.18
unterstützt, tÕ swt»rion shme‹on. Das wurde durch stauroà oder toà
stauroà erklärt, und indem dies entweder in den Text aufgenommen
wurde oder das eigentümlich eusebianische [vgl. den Index] swt»rion
verdrängte, entstanden die Varianten tÕ swt»rion toà stauroà shme‹on
AER und stauroà shme‹on T1BD, aus diesem wiederum tÕ stauroà shme‹on

17
GCS Eusebius I/1, 36,11-37,2 Winkelmann.
18
Schwartz, GCS Eusebius II/3, XXII.
19
Schwartz, GCS Eusebius II/3, LXXXIII-LXXXV (Aufzählung der Stellen).
20
Schwartz, GCS Eusebius II/3, CXLIV.
21
Schwartz, GCS Eusebius II/3, CXLVI.
22
Schwartz, GCS Eusebius II/3, CIV (Aufzählung von Stellen).

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Eduard Schwartz, Eusebius Werke: Die Kirchengeschichte 65

Tr.“23 Dann zitiert er die syrische Übersetzung. Der Übersetzer müsse „das
Wort staurÒj in seinem Text gefunden haben; in welcher Form, läßt sich
nicht mehr feststellen“.
Schwartz führte also eine ganze Reihe von Gründen für seine Text-
entscheidung an. Zum einen verwies er darauf, daß das Adjektiv swt»rioj
typischer Sprachgebrauch Eusebs ist, wie viele Stellen der Kirchengeschich-
te und die Parallelstelle in der Vita Constantini belegen. Zum anderen
erweise sich der Bezug auf staurÒj als späteres erläuterndes Glossem, als
ein späterer Zusatz oder eine Korrektur. Das scheint mir beweiskräftig zu
sein.
Die Entscheidung von Schwartz läßt sich noch durch weitere Aspekte
stützen:
Auch über die genannte VC-Stelle hinaus wird in der Vita Constantini
das Adjektiv swt»rioj oft gebraucht und erweist sich als typisch eusebia-
nisch24.
Für Eusebs Stil sind Umschreibungen charakteristisch, vor allem, wenn
von ihm Begriffe zu gebrauchen waren, die ihm nicht genehm waren. Zu
den Themen, die er zu umgehen trachtete, da sie seiner universalistisch-
soteriologischen Konzeption nicht entsprachen, gehörte die Kreuzestheo-
logie, soweit man das aus den erhaltenen Schriften Eusebs entnehmen
kann25. Den stellenweise unpräzisen Stil bedauern wir heutigen Leser ja
gerade bei ihm. Schwartz selbst charakterisierte Eusebs Stil in der Kirchen-
geschichte mit den zutreffenden Worten: „Eusebs salopper Stil schreckt vor
Wiederholung desselben Wortes und pleonastischer Häufung durchaus
nicht zurück, wie die im Index unter ‚Pleonasmus‘ und ‚Wiederholungen‘
angeführten Stellen bezeugen.“26 Man sollte zu Eusebs Stil in seiner Kir-
chengeschichte den gesamten Syntaktischen Index vergleichen27 und dabei
bedenken, daß Schwartz in ihm nur eine Auswahl bot.
Erich Dinkler und Erika Dinkler-von Schubert haben die Vielschich-
tigkeit der Kreuzsymbolik und christlichen Kreuzesinterpretation und den
langen Prozeß seiner Aufnahme in den staatlich-kultischen Bereich heraus-

23
Schwartz, GCS Eusebius II/3, LXXXIVf.
24
Vgl. im Register zu GCS Eusebius Werke I/1, Berlin 21991, 222.
25
Zur Orientierung über die Theologie Eusebs sei hier nur auf die folgenden Untersuchun-
gen verwiesen: H.-G. Opitz, Euseb von Caesarea als Theologe, ZNW 34, 1935, 1-19;
J. Sirinelli, Les vues historiques d’Eusèbe de Césarée durant la période prénicéenne, Paris
1961; G. Ruhbach, Apologetik und Geschichte. Untersuchungen zur Theologie Eusebs
von Caesarea, Diss. theol. Heidelberg 1962; C. Lubheid, Eusebius of Caesarea and the
Nicene Creed, IThQ 39, 1972, 299-305; F. Winkelmann, Euseb von Kaisareia, Berlin
1991, 116-138; W. Kinzig, Novitas Christiana. Die Idee des Fortschritts in der Alten
Kirche bis Eusebius, Göttingen 1994, 517-568; J. Ulrich, Euseb von Caesarea und die
Juden, PTS 49, Berlin/New York 1999, 160-201; A.M. Ritter, in: C. Andresen/A.M.
Ritter (Hgg.): Handbuch der Dogmen- und Theologiegeschichte 1, Göttingen 21999,
151-155 (dort weitere Literaturhinweise).
26
Schwartz, GCS Eusebius II/3, C.
27
Schwartz, GCS Eusebius II/3, 209-216.

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gearbeitet28. Erst im Laufe des 4. Jahrhunderts konnte also der Begriff


swt»rion shme‹on statt staurÒj zur lectio difficilior werden. So haben zum
Beispiel die erst nach Euseb verfaßten Kephalaia der Vita Constantini
immer staurÒj anstelle der Eusebschen Umschreibungen verwendet.
Eine spätere Ersetzung des Begriffes staurÒj durch eine Umschreibung,
also die Umkehrung der Zeugenreihe in der Kirchengeschichte (832,7
Sch.), ist nicht gut erklärbar.
Hans Georg Thümmel argumentiert anders: Es sei „der Begriff swt»rion
schon aus stilistischen Gründen suspekt, kommt er doch auch schon im
vorangehenden Satzteil vor. Wahrscheinlich handelt es sich um einen
Schreibfehler (falsche Lesung von stauroà oder Reproduktion der Voka-
bel aus dem vorangegangenen Satzteil durch den Abschreiber). Oder aber
die spätere Redaktion strich das Kreuz, weil es nicht mehr aktuell war, und
ersetzte es durch swt»rion, ohne zu überblicken, daß das stilistisch wenig
passend war. In beiden Fällen repräsentieren T1BD die originale Lesart, M
die Verschreibung oder die spätere Redaktion, AER sind das Produkt von
Abschreibern, die versuchten, beides unter einen Hut zu bekommen. Die
syrische und die lateinische Version ändern zwar etwas ab, nennen aber
ausdrücklich das Kreuz. Das ‚heilsame Zeichen‘ war also nach des Eusebios
Version von 315 das Kreuz.“29 Es kann natürlich nur der Stil Eusebs
zugrundegelegt werden und nicht unsere heutigen Stilvorstellungen. Zu
Eusebs Stil ist schon das Notwendige gesagt. Auch die Annahme, der
Schreiber habe sich von dem vorhergehenden Halbsatz zu einer Text-
änderung inspirieren lassen, will nicht recht überzeugen, denn dann würde
man wohl tÕ toà swthr…ou p£qouj shme‹on oder tÕ toà swthr…ou p£qouj
trÒpaion erwarten müssen. Und warum eigentlich sollte der Schreiber den
zu seiner Zeit gebräuchlichen und selbstverständlichen Begriff staurÒj
durch eine Umschreibung ersetzt haben? Diese Frage gilt auch für eine
eventuelle Verlesung bei einer späteren Abschrift.
Blicken wir noch kurz auf die von Schwartz genannte Stelle aus der Vita
Constantini Eusebs (I 40 [36,11-37,2 W.]). Hier hat Euseb fast wörtlich die
Passage aus seiner Kirchengeschichte (IX 9,10f.) übernommen. Dabei ge-
brauchte er zweimal den Begriff swt»rion shme‹on, ersetzte also auch das
trÒpaion toà swthr…ou p£qouj durch diesen Begriff. Euseb hatte schon in
seiner Rede zum dreißigjährigen Regierungsjubiläum des Kaisers mit gerin-
gen Textunterschieden auf dieses Ereignis Bezug genommen. Auch hier
verwendete er nur die Begriffe zwopoiÕn shme‹on, nikopoiÕn shme‹on, swt»-
rion shme‹on (Laus Constantini 9 [219,8.13 Heikel]). Schwartzens Text-

28
E. Dinkler (†)/E. Dinkler-von Schubert, Art. Kreuz I, RBK 5, Stuttgart 1991, 1-219. Von
den Aufsätzen seien hier nur genannt: E. Dinkler-von Schubert, Nomen ipsum crucis
absit (Cicero, Pro Rabirio 5, 16). Zur Abschaffung der Kreuzigungsstrafe in der Spät-
antike, JbAC 35, 1992, 135-146; dies., Stauros. Vom „Wort vom Kreuz“ (1. Kor. 1,18)
zum Kreuz-Symbol, in: D. Mouriki/Ch. Moss (Edd.), Byzantine East, Latin West. Art-
historical Studies in honor of Kurt Weitzmann, Princeton 1995, 29-38.
29
Thümmel, Die Wende Constantins (wie Anm. 15), 160.

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Eduard Schwartz, Eusebius Werke: Die Kirchengeschichte 67

entscheidung in der Kirchengeschichte wird durch die späteren Schriften


Eusebs also voll bestätigt30.
Sie werden jetzt verstehen, warum ich mich beim Nachdruck der GCS-
Edition von Eusebs Kirchengeschichtswerk davor gehütet habe, in den
Text einzugreifen, sondern den von Schwartz konstituierten Text unverän-
dert gelassen habe30b.

3.

Aus der Prüfung der Handschriften erwuchs die These, daß sowohl aus der
handschriftlichen Überlieferung als auch aus inneren Indizien auf mehrere,
von Euseb selbst veranstaltete Ausgaben des Werkes zu schließen sei. Die
ausführliche Beweisführung ist ein weiterer Schwerpunkt der Prolegomena.

30
Gestatten Sie mir noch zwei kurze Bemerkungen zum Sprachgebrauch Eusebs in seiner
Vita Constantini: 1) In der Fortsetzung der genannten Stelle VC I 41 (37,3f. W.) ist die
Rede von des Kaisers Ðmolog…a toà nikopoioà stauroà, so bietet der größte Teil der
Handschriften den Text, nur der Cod. Vatic. gr. 149 (V) schreibt Ðmolog…a toà nikopoioà
swtÁroj. Ich sehe jetzt, daß ich mich in meiner Vita Constantini-Edition dafür hätte
entscheiden sollen. 2) In VC I 28-32 (29,23-32,8 W.) wird über die Kreuzeserscheinung
des Kaisers berichtet. Hier wird von Euseb einige Male der Begriff staurÒj gebraucht,
doch ist dabei zu beachten, daß Euseb einen Bericht des Kaisers wiedergibt. Und er
macht einleitend (I 28,1 [29,23-30,5 W.]) sehr deutlich, daß dieser Bericht von ihm nicht
vorbehaltlos akzeptiert werden kann.
30b
Zu den auf S. 64-66 aufgeführten Argumenten übermittelt mir Frau PD Dr. Karin
Metzler noch die folgende Ergänzung:
„Daß Schwartz die richtige textkritische Entscheidung getroffen hat, kann man außer
durch die Werk-Parallelen dadurch bekräftigen, daß man die Genese der Lesart erklärt,
wozu ich die mündlich mitgeteilten Vorschläge zweier Wissenschaftler anführen möchte.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten: als Schreiberkonjektur im M (so Schwartz S.
LXXXIV: ‚Ebenso befreit M 832,7 von einem Glossem‘), als Bewahrung einer guten
alten Lesart (wie Schwartz sie S. LXXXIIIf. für M. aufführt und Sie auch für diese Lesart
bevorzugen) oder durch Zufall.
Es kann mechanischer Zufall am Werk sein, wie D. Reinsch vorschlägt. Man muß
davon ausgehen, daß früh in der Überlieferung tÕ swt»rion am Rand durch die Glosse
stauroà erläutert wurde; beide Substantive wurden sicher als Nomina sacra geschrie-
ben. Durch diese Glosse lassen sich alle Lesarten als Ersatz oder Addition erklären, auch
die von T1BD: kaˆ d¾ stauroà shme‹on. Wenn die Vorlage von M den Text KAI DH TO
STROU SRION SHMEION aufwies, könnte M die ähnlichen Nomina sacra STROU und
SRION verwechselt haben, so daß durch Zufall wieder der ursprüngliche Text entstand
(KAI DH TO SRION SHMEION): Die richtige Lesung in M ist unter dieser Annahme eine
zufällig richtige Korruptele.
Es kann aber auch, wie M. Kohlbacher erkannte, die ursprüngliche Randglosse
STROU in der Weise in den Text eingedrungen sein, daß beide Nomina sacra überein-
ander standen:
STROU
KAI DH TO SRION SHMEION
Auch aus dieser Form lassen sich ebenfalls alle Lesarten erklären. M kann das
Glossem STROU bewußt (als Konjektur; wie Schwartz annahm) oder aus Versehen
weggelassen haben; der ursprüngliche Wortlaut stammte jedenfalls aus alter Überliefe-
rung. Auf jeden Fall ist Eduard Schwartz zu danken, daß er nicht aus einer zu kurz
greifenden stemmatischen Überlegung die M-Lesart verworfen hat.“

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68 Friedhelm Winkelmann

Schwartzens Argumentation ist äußerst scharfsinnig, und es ist bewun-


dernswert, wie er diese riesige Masse von Informationen durchleuchtet hat.
Er ging von der Feststellung aus, daß man im Großen und Ganzen zwei
handschriftliche Überlieferungsstränge zu unterscheiden habe, die einige
gravierende Unterschiede aufweisen. Es sind das die beiden Gruppen:
einerseits A (Cod. Paris. gr. 1430; 11. Jh.); T (Cod. Laur. 70, 7; 10./11.
Jh.); E (Cod. Laur. 70, 20; 10. Jh.); R (Cod. Mosq. gr. 50; 12. Jh.)
und andererseits B (Cod. Paris. gr. 1431; 11. oder 12. Jh.); D (Cod.
Paris. gr. 1433; 11./12. Jh.); M (Cod. Marc. gr. 338; 12. Jh.). Dazu treten
die wohl in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts entstandene Übersetzung
in das Syrische und die kurz nach 402 verfaßte lateinische Übersetzung des
Rufinus.
Schwartz nannte zwölf entscheidende Unterschiede zwischen den beiden
genannten Gruppen, von denen hier nur die besonders wichtigen hervorge-
hoben seien. Einige von ihnen betreffen die damnatio memoriae des Licinius,
die in BDM sowie syrischer und lateinischer Übersetzung – bis auf kleine
Unebenheiten – vollzogen sei31. Weiter hätten nur ATER, zu denen hier auch
M tritt, zu Beginn des zehnten Buches eine ältere Fassung bewahrt und auch
eine Urkundensammlung (883,20-891,20 Sch.), die eine christenfreundliche
Haltung des Licinius belege32. Weiter böten AER allein am Ende des achten
Buches (796,1-797,12) einen Bericht über den Tod des Galerius33. Weiter sei
die Streichung des negativen Urteils über Galerius hier wie auch schon VIII
16,3 (788,24-27) in ATER in den übrigen Handschriften die Folge der spä-
teren konstantinischen Propaganda gewesen, die nur Diokletian für die
Christenverfolgung verantwortlich gemacht habe34. Schließlich finde sich
die Schrift über die Märtyrer in Palästina nur in ATER, und zwar in AR nach
dem achten und in TE nach dem zehnten Buch, doch hier mit dem Verweis
auf das achte Buch als den ursprünglichen Ort35.
Schwartz folgerte aus diesem Textbestand: „Dank einer ungewöhnlich
reichen und bis dicht an den Schriftsteller selbst heranreichenden Überlie-
ferung ist es bei der KG möglich, die Spuren zweier Ausgaben in den Hss.
noch nachzuweisen, für die Kenntnis des antiken Buchwesens eine unge-
mein wichtige Tatsache.“36
Auf diesem recht sicheren – wenn man von den kleinen oben angemerk-
ten Unebenheiten absieht – Fundament errichtete Schwartz ein imposantes
Hypothesengebäude. Für die Datierung der beiden unterschiedlichen Text-

31
Vgl. Schwartz, GCS Eusebius II/3, XLVIIf.: Nr. 2, 5, 6, 7, 8, 9.
32
Vgl. Schwartz, GCS Eusebius II/3, XLVIII: Nr. 10.
33
Vgl. Schwartz, GCS Eusebius II/3, XLIX: Nr. 11.
34
Vgl. Schwartz, GCS Eusebius II/3, XLVII: Nr. 1.
35
Vgl. Schwartz, GCS Eusebius II/3, XLIX, Nr. 12. – Dazu nannte Schwartz als Nr. 3 und
4 (XLVII) noch zwei Bemerkungen, die ATER bewahrten, die aber in BDM und
Übersetzungen gestrichen worden seien, da sie mit dem späteren Bild des Christen-
freundes Konstantin nicht mehr übereingestimmt hätten.
36
Schwartz, GCS Eusebius II/3, LI.

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Eduard Schwartz, Eusebius Werke: Die Kirchengeschichte 69

fassungen der handschriftlichen Überlieferung fußte es auf der Annahme,


die damnatio memoriae des Licinius „hatte Sinn nur unter der Regierung
Constantins, und damit ist weiter gegeben, daß Euseb selbst die Änderun-
gen vorgenommen hat, und zwar unmittelbar nach der Katastrophe von
323“37. Er habe das allerdings nicht ganz konsequent, sondern etwas eilig
und oberflächlich durchgeführt. „Er ist übrigens in seinen Streichungen
keineswegs consequent verfahren. … Offenbar begnügte er sich mit den
Änderungen die unbedingt nötig waren, damit das Werk hoffähig blieb,
und schonte, mit Absicht oder in der Eile, was irgend passieren konnte.“38
Beide von den Handschriften gebotenen unterschiedlichen Überliefe-
rungsstränge stammten laut Schwartz aus der Zeit nach der damnatio
Licinii, gingen also auf die letzte Ausgabe Eusebs zurück, denn beide
berichteten in Buch X 8f. von der Katastrophe des Licinius. Da aber ATER
Lesungen aus der vorhergehenden Zeit bewahrt habe, müsse man schlie-
ßen, daß ein späterer Redaktor in ATER aus einem Exemplar der vorher-
gehenden Ausgabe einiges nachgetragen habe, das in der letzten Ausgabe
von Euseb gestrichen worden sei. Es lasse sich also auch, „wenigstens bis
zu einem gewissen Grade, nach den Hss. bestimmen, was Euseb in der
Ausgabe letzter Hand gestrichen, aber nicht, was er zugesetzt hat; um das
zu erschließen, müssen innere Indicien herhalten, und die reichen nicht
immer aus“39.
Völlig auf innere Indizien gestützt, schloß Schwartz auf weitere vorher-
gehende Ausgaben40:
Die erste sei im Jahre 312 erschienen, also nach dem Edikt des Galerius,
und habe acht Bücher umfaßt, da sich I 1,2 (6,14-16 Sch.) auf dieses Edikt
bezögen und dieser Satz von VIII 16,1 (788,8) fast wörtlich wiederaufge-
nommen werde.
Etwa auf das Jahr 315 sei eine zweite Ausgabe anzusetzen, in der Euseb
sowohl das achte Buch am Ende verändert als auch ein neuntes Buch samt
einer Urkundensammlung (jetzt Buch X 5-7 [883,20-891,20]) zugefügt
habe.
Eine dritte Ausgabe sei im Jahr 317 erschienen. Sie sei durch den Tod
Diokletians41 und durch die Zufügung der Predigt, die Euseb bei der

37
Schwartz, GCS Eusebius II/3, L. Mit dieser Katastrophe ist die Besiegung des Licinius
durch Konstantin am 3. Juli 324 bei Adrianopel und endgültig am 18. September 324
bei Chrysopolis und die wohl zu Beginn des Jahres 325 erfolgte Ermordung des Licinius
mit folgender damnatio memoriae gemeint.
38
Schwartz, GCS Eusebius II/3, L.
39
Schwartz, GCS Eusebius II/3, LII.
40
Schwartz, GCS Eusebius II/3, LII-LIX.
41
Schwartz datierte den Tod, wie zu seiner Zeit allgemein üblich, auf das Jahr 316. Vgl.
dazu A. Demandt, Die Spätantike, HAW III 6, München 1989, 59 Anm. 68. T.D. Barnes
vertritt neuerdings das Jahr 311 oder 312 als Todesjahr, vgl. ders., Lactantius and
Constantine, JRS 63, 1973, (29-46) 32-34, und ders., The New Empire of Diocletian and
Constantine, Cambridge, Mass. 1982, 32.

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70 Friedhelm Winkelmann

Einweihung der Kirche zu Tyros hielt, notwendig geworden. Jetzt habe


Euseb dem achten Buch einen Bericht über den Tod der Kaiser der
Tetrarchie (Diokletian, Maximian, Constantius Chlorus, Galerius) zuge-
fügt (796f.), habe das Werk zudem um ein zehntes Buch, das vor allem die
schon genannte Predigt enthielt (X 42-72 [862,16-883,19]), erweitert und
die Urkundensammlung vom Ende des neunten Buches an das Ende des
zehnten Buches gerückt. Einzelne Elemente dieser Ausgabe seien uns noch
durch die Handschriftengruppe ATER erhalten, doch wüßten wir nicht,
wie vollständig sie diese Edition repräsentierten.
Eine vierte Ausgabe sei nach dem Jahr 323 notwendig geworden. In ihr
habe Euseb die damnatio memoriae des Licinius, die Schwartz auf das Jahr
323 datierte42, durchgeführt und dem zehnten Buch den Bericht über die
Katastrophe des Licinius (X 8f.) beigefügt.
Von einer weiteren Ausgabe lege allein die syrische Übersetzung Zeug-
nis ab. In ihr habe Euseb den Namen des Crispus getilgt (X 9,4.6). Das
müsse also nach 326 geschehen sein43. Das wären dann fünf Ausgaben des
Werkes durch den Autor selbst.
Schwartz beschloß seine Beweisführung mit dem berühmten Satz: „Die
KG des Eusebius gehört zu den Büchern die ihre größten Schicksale erfah-
ren haben, als ihr Verfasser noch lebte. In der ursprünglichen Form ein
stolzes Monument der freien Kirche, vor der die Staatsgewalt schließlich
capituliert, läuft sie nach mannigfachen An- und Umbauten ein Jahrzehnt
später in einen Hymnus auf den Alleinherrscher und seine Dynastie aus,
dessen sich vor einem Menschenalter kein heidnischer Panegyriker hätte zu
schämen brauchen.“44

42
Siehe dazu oben Anm. 37.
43
326 ist das Jahr des großen Familiendramas, nämlich der Ermordung von Crispus,
Fausta und anderer Verwandten. – Eigentümlicherweise erwähnte Schwartz nicht, daß
Harnack bereits im Jahre 1904 aus inneren Indizien auf mehrere Ausgaben des Werkes
geschlossen hatte, und setzte sich auch nicht mit dessen Beweisführung auseinander.
Harnack hatte die folgenden Ausgaben und Datierungen unterschieden: 305-312/3
Buch I-VII; 312/3 + Buch VIII 1-VIII 13,7; 313/4 + Buch VIII 13,8-VIII 16 und Buch
IX; 324/5 + Buch X. Es sei hier die ganze Beweisführung zitiert: „Eusebius schloß nun
(im J. 312, als er in Ägypten weilte; denn in diesem Jahr befinden wir uns höchst
wahrscheinlich) Buch VIII, c. 1 – 13,7 an die sieben ersten Bücher unmittelbar an; denn
hier ist ein deutlicher Einschnitt. Hierauf verfaßte er die Schrift über die palästinensi-
schen Märtyrer, unmittelbar nach dem großen Umschwung im J. 313. Er gedachte zuerst
sein kirchengeschichtliches Werk dadurch zu ergänzen, daß er einen Auszug aus jener
Schrift ihm beigab, und verfuhr so. Aber das genügte ihm nicht; er entschloß sich, die
Kgeschichte fortzuführen, indem er VIII, 13, 8 – VIII, 16 und IX hinzufügte. … Dies
geschah nicht später als im Jahr 313/4; denn am Schluß von Buch IX erscheinen
Konstantin und Licinius noch im tiefsten Frieden. Nach c. elf Jahren endlich fügte
Eusebius auf den Wunsch des Paulinus von Tyrus noch das 10. Buch hinzu. Welche
Diorthosen bei diesen Zusätzen in bezug auf den Text der älteren Bücher vorgenommen
worden sind und wie sich in der Zeit des Wachstums der Kgeschichte Neubearbeitung
und Edition verhalten haben, kann nicht mehr ermittelt werden“ (A.v. Harnack, Ge-
schichte der altchristlichen Literatur, Teil II 2, Leipzig 1904, 114).
44
Schwartz, GCS Eusebius II/3, LIX.

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Eduard Schwartz, Eusebius Werke: Die Kirchengeschichte 71

Die von Schwartz gut untermauerte These der zwei unterschiedlichen


handschriftlichen Überlieferungsstränge und deren Beurteilung hat bis
heute fast allgemeine Zustimmung gefunden. Nur Richard Laqueur lehnte
die von Schwartz daraus gezogenen Schlüsse ab45. Auch die von Schwartz
aus inneren Indizien gewonnene Annahme weiterer Ausgaben des Werkes
durch den Autor selbst wirkte auf die Forschung der Folgezeit sehr stimu-
lierend, wobei man auch auf Harnacks Ergebnis zurückgriff46 und später
zudem die Erkenntnisse Laqueurs zu verarbeiten hatte, der zwar mehrere
Schichten und Revisionen, die durch den Autor erfolgt waren, in dem
Werk unterschied, aber nur eine einzige Ausgabe annahm, die uns in der
von BDM sowie syrischer und lateinischer Übersetzung überlieferten Form
vorliege. Die Vermutung mehrerer Editionen des Eusebschen Kirchen-
geschichtswerkes findet Unterstützung in der Beobachtung, daß Euseb
auch an anderen seiner Werke, so der Chronik und der Schrift über die
Märtyrer in Palästina, weitergearbeitet hat und so durch weitere Auflagen
neuen Entwicklungen Rechnung trug47. Es ist hier nicht unsere Aufgabe,
dem weiteren Weg der Forschung im einzelnen und ausführlicher nachzu-
gehen48, vielmehr wollen wir noch bei der Argumentation von Schwartz
verweilen, die durchaus einige Probleme offenläßt, Probleme, die auch
durch die spätere Forschung über Eusebs Kirchengeschichte noch nicht
genügend gelöst zu sein scheinen.
Das Hauptargument für die Annahme von Schwartz, daß die Hand-
schriften BDM sowie syrischer und lateinischer Übersetzung die Ausgabe
Eusebs letzter Hand überlieferten, die Handschriftengruppe ATER dage-
gen in nacheusebianischer Zeit anhand einer vorhergehenden Ausgabe von
einem Redaktor erweitert worden sei, ist die Diskrepanz zwischen der
Schilderung des Desasters des Licinius im zehnten Buch (X 8f.) und den
positiven Erwähnungen des Licinius, die sich in ATER im achten und
neunten Buch und in der Urkundensammlung im zehnten Buch (X 5-7), die
uns ATERM überliefern, finden. Die damnatio memoriae Licinii, wie sie
in BDM sowie syrischer und lateinischer Übersetzung durchgeführt sei,
habe nur unmittelbar nach dem Sturz und Tod des Licinius (also am
Beginn des Jahres 32549) einen Sinn gehabt. Sie sei also das Werk des

45
R. Laqueur, Eusebius als Historiker seiner Zeit, Berlin/Leipzig 1929.
46
Siehe oben Anm. 43.
47
Vgl. dazu den Forschungsbericht von T.D. Barnes, The Editions of Eusebius’ Ecclesias-
tical History, GRBS 21, 1980, (191-201) 192-196 = ders., Early Christianity and the
Roman Empire, London 1984, Nr. XX. Mit drei Auflagen rechnen für die Chronik R.W.
Burgess, Studies in Eusebian and Post-Eusebian Chronography, Hist.E 135, Stuttgart
1999, 66, für die Märtyrer in Palästina R. Laqueur/H. Emonds, Zweite Auflage im
Altertum. Kulturgeschichtliche Studien zur Überlieferung der antiken Literatur, KPS 14,
Leipzig 1941, 41-45.
48
Verwiesen sei hier nur auf Barnes, Editions (wie Anm. 47), 191-201 (mit weiteren
Literaturangaben).
49
Schwartz ging von der Datierung 323 aus, die nach heutigen Erkenntnissen überholt ist.

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72 Friedhelm Winkelmann

Zeitgenossen Euseb selbst. Das könnte zwar durch die Beobachtung ge-
stützt werden, daß Euseb auch in seiner Vita Constantini (I 49-56), also am
Ende seines Lebens, ein negatives Bild des Licinius gezeichnet hatte. Doch
hat er andererseits in seiner Kirchengeschichte (X 8,2) sehr deutlich ge-
macht, daß ein Wandel in der Haltung des Licinius zu konstatieren sei. Er
sei Mitkaiser und Verwandter Konstantins gewesen, dann aber durch
Satans Einfluß vom guten Weg zum schlechten abgeirrt. Damit war eigent-
lich eine Streichung der vorhergehenden positiven Erwähnungen dieses
Kaisers im achten und neunten Buch (VIII 17,5; IX 9,1.12; IX 10,3; IX
11,7; X 5-7) nicht notwendig. Ja, die Dramatik der Entwicklung dieses
Kaisers vom Guten zum Schlechten ist ja in der von ATER überlieferten
Version viel größer. So wäre doch wohl durchaus auch der Schluß möglich,
daß BDM eine später gereinigte Form bieten, die auf einen nacheuse-
bianischen Redaktor zurückgeht. Denn den späteren Redaktoren traute
Schwartz ja große Eingriffe zu, wie wir gesehen haben.
Auch der Hypothese, Euseb habe nachträglich sein Urteil über Galerius
geändert, indem er der konstantinischen Propaganda folgte, die sich in der
Schuldfrage allein auf Diokletian konzentriert habe, und daß aus diesem
Grunde auch die Streichung der Passage VIII 16,3 in BDM und der
syrischen Übersetzung und die Streichung der Appendix des achten Buches
in BDMT sowie syrischer und lateinischer Übersetzung auf Euseb zurück-
gehe, könnte man entgegenhalten, daß auch noch in der Vita Constantini
(I 56,2 [44,18 W.]; I 57 [44,20-45,7 W.]) Galerius als prwtost£thj tîn
kakîn, der als erster „seine Seele mit dem Blute der Gerechten und Gottes-
fürchtigen befleckte“, bezeichnet und das Strafgericht Gottes, das ihn mit
schrecklichem Leiden traf, geschildert wird.
Nur am Rande sei noch gesagt, daß die damnatio memoriae des Crispus
nur in der syrischen Übersetzung durchgeführt ist (X 9,4.6) und von keiner
der griechischen Handschriften unterstützt wird. Sie kann also wohl kaum
auf Euseb zurückgeführt werden.
Schwartz hielt Euseb für einen gewissenhaften Gelehrten, der sich um
Genauigkeit bemühte und sich verpflichtet gefühlt habe, sein Werk suk-
zessive zu erweitern, entsprechend den sich überstürzenden neuen Ent-
wicklungen – ein Urteil, das Schwartz vor allem aus dem Studium der
Eusebschen Chronik gewann. Da er zudem in der Kirchengeschichte eine
materialreiche Fortsetzung dieser Chronik sah, die das Christentum als
eine göttliche Institution erweisen sollte und die schließlich auf eine Ver-
herrlichung der Dynastie Konstantins hinauslief, mutete er Euseb auch die
nachträgliche Tilgung in der Darstellung alles dessen zu, was diese Kon-
zeption stören konnte und der konstantinischen Geschichtsdeutung nicht
mehr entsprach50. „Es ist menschlich begreiflich, daß eine dem religiösen

50
Neben den schon genannten Abschnitten der Praefatio (GCS Eusebius II/3) ist hier noch
besonders auf die Ausführungen von Schwartz, Art. Eusebios (wie Anm. 6), und Über

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Eduard Schwartz, Eusebius Werke: Die Kirchengeschichte 73

Enthusiasmus so abholde Gelehrtennatur wie Euseb, dem das Christentum


in erster Linie eine Kulturmacht, ein Forum der Aufklärung war, von der
Politik des genialen Despoten fortgerissen wurde und unter die offiziösen
Pamphletisten ging. Denn die Erweiterungen, die er den späteren Aus-
gaben der Kirchengeschichte anhing, sind nichts anderes als Pamphlete für
die kaiserlichen Freunde Christi und seiner Kirche, erst für Licinius und
Konstantin, dann nach Licinius’ Sturz für Konstantin allein.“51 Der von
Schwartz hervorgehobenen Gewissenhaftigkeit widerspricht nun allerdings
die höchst oberflächliche Art und Weise der vermeintlich von Euseb selbst
vorgenommenen späteren Korrekturen im Text. In der späteren Euseb-
forschung lehnten dann gewichtige Stimmen die Zuverlässigkeit Eusebs ab.
Wenige Beispiele mögen hier genügen. So formulierte Jacques Moreau im
Reallexikon für Antike und Christentum, also an einer sehr exponierten
Stelle mit langanhaltender Wirkung: „Vor allem im 9. u. im 10. Buch [der
Kirchengeschichte Eusebs – W.] werden … erhebliche Änderungen in Ton
u. Inhalt deutlich. Der nüchterne Bericht wird zu einem nichtssagenden
Panegyricus oder zu einer bombastischen Danksagung [soweit in Überein-
stimmung mit Schwartz – W.]; Emphase, Umschreibung, Auslassung,
Halbwahrheit u. sogar Urkundenfälschung ersetzen die wissenschaftliche
Interpretation sicherer Dokumente.“52 Der schärfste Kritiker in neuerer
Zeit Eusebs als Historiker ist R.M. Grant, der eine starke politische Ver-
ankerung Eusebs betont, aus der tendenziöse Verfälschungen der Kirchen-
geschichtsdarstellung erwachsen seien53.
In der Beurteilung der Gesamtanlage des Werkes lag Moreau auf der
Linie von Schwartz: „E. erblickte in Constantins Regierung die Erfüllung
der Weltgeschichte u. sah in ihm das Werkzeug der Vorsehung; deshalb
betrachtete er es auch als seine Pflicht, die Handlungen eines Kaisers, der
seinem Herrscherideal u. seinen Vorstellungen vom Verhältnis zwischen
Staatsoberhaupt u. Kirche so vollkommen entsprach, mit allen Mitteln zu
unterstützen. Vor allem der Kontrast zwischen der leidenden Kirche der
Verfolgungszeit u. der triumphierenden Kirche nach 313 u. besonders nach
324 veranlaßte E., sich ganz in den Dienst Constantins zu stellen.“54
Neuerdings hat Richard W. Burgess diese Sicht noch verstärkt. Er zieht die
historiographische Linie von Eusebs Chronik über die Kirchengeschichte
schließlich zur Vita Constantini, sieht also diese drei Werke als eine Ein-

Kirchengeschichte, NGWG.PH 1908, 106-122 = ders., Gesammelte Schriften Bd. 1


„Vergangene Gegenwärtigkeiten“, Berlin 1938, 110-130 (hier S. 116-124 über Euseb)
zu verweisen.
51
Schwartz, Gesammelte Schriften Bd. 1 (wie Anm. 50), 122.
52
J. Moreau, Art. Eusebius von Caesarea, RAC 6, Stuttgart 1966, (1052-1088) 1072.
53
R.M. Grant, The Case against Eusebius or, Did the Father of Church History write
History?, StPatr 12, 1975, 413-421; ders., Eusebius as Church Historian, Oxford 1980,
164-169.
54
Moreau, Art. Eusebius (wie Anm. 52), 1061.

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74 Friedhelm Winkelmann

heit, wobei er die Chronik und die Kirchengeschichte als praeparatio und
die Vita Constantini als demonstratio versteht, ähnlich den beiden ge-
schichtstheologischen Werken des Euseb Praeparatio evangelica und De-
monstratio evangelica. So zieht Burgess den Schluß: „history for Eusebius
was an apologetic tool to promote and vindicate the truth of Christianity
and the person and policies of Constantine and his sons, who were the
agents of the Church’s success.“ Daraus ergibt sich dann das Urteil:
„Eusebius followed each of Constantine’s modifications of history to the
letter“55; denn Gott habe sich zu Konstantin bekannt, also tat es Euseb
auch und tilgte folglich in seiner Geschichtsdarstellung alle Feinde Kon-
stantins.
Diese Deutung, die die Vita Constantini als Krönung der Geschichts-
theologie Eusebs und als Abschluß seines historischen Schaffens versteht,
führt sicher in die Irre, zum einen wegen der falschen Interpretation des
Anliegens, das Euseb mit seiner Vita Constantini zum Ausdruck bringen
wollte, zum anderen, weil man die Intentionen des historiographischen
Schaffens Eusebs nicht erfassen kann, wenn man isoliert nur seine histo-
rischen Schriften ins Auge faßt.
Einen wirklichen Zugang zu ihm wird man nur finden, wenn man in
erster Linie seine geschichtstheologischen Konzeptionen ernstnimmt. Nur
von seinen theologischen Grundlagen aus findet man den Weg auch zu
seinen historiographischen Zielstellungen. Man wird also auch seine histo-
rischen Werke in die Gesamtheit seiner vornizänischen Schriften einzuord-
nen und sie in diesem Rahmen zu interpretieren haben. In dieser Richtung
sind schon einige überzeugende Versuche unternommen worden56. Es sei
hier besonders auf die Studie von Dieter Timpe verwiesen, der in der
origenistischen Theologie den Schlüssel zu Eusebs heilsgeschichtlicher Sicht
der Kirchengeschichte findet und dabei zu der für unseren Zusammenhang
sehr wichtigen Feststellung gelangt, daß den Geschehnissen seiner Gegen-
wart keine besondere Bedeutung für die historiographische Motivation
Eusebs zukam. „Es geht [Euseb – W.] in der Kirchengeschichte sicherlich
nicht darum, ihr die entscheidende Erfüllung in politischen Ereignissen der
Gegenwart zuzuschreiben.“57 Sollte es Euseb bei seiner universalistischen

55
Burgess, Studies (wie Anm. 47), 66-90 (hier auch die Hinweise auf die vorhergehende
Forschung); die beiden oben gegebenen Zitate 71 und 67; er nennt die Chronik und die
Kirchengeschichte Eusebs „the twin trunks that support the final Christian vision of the
VConst“ (ebd. 72).
56
Vgl. die Angaben oben Anm. 25; dazu F. Bovon, L’Histoire Ecclésiastique d’Eusèbe de
Césarée et l’histoire du salut, in: F. Christ (Hg.): Oikonomia, FS O. Cullmann, Hamburg
1967, 129-139; M. Tetz, Christenvolk und Abrahamsverheißung. Zum ‚kirchenge-
schichtlichen‘ Programm des Eusebius von Caesarea, in: JbAC.E 9, 1982, 30-46; D.
Timpe, Was ist Kirchengeschichte? Zum Gattungscharakter der Historia Ecclesiastica
des Eusebius, in: W. Dahlheim (Hg.), FS R. Werner, Xenia 22, Konstanz 1989, 171-204.
57
Timpe, Was ist Kirchengeschichte? (wie Anm. 56), 174. Hier finden wir die Erklärung
auch dafür, daß Euseb in der Fortsetzung seiner Chronik bis zum Jahr 324 zur Verwun-
derung Burgess’ nur wenige historiographische Einträge vornahm.

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Eduard Schwartz, Eusebius Werke: Die Kirchengeschichte 75

Geschichtstheologie wirklich so wichtig gewesen sein, jeder neuen Varian-


te der konstantinischen Geschichtsdeutung und -propaganda sofort will-
fährig durch Streichungen und Änderungen in bereits veröffentlichten
Texten zu entsprechen? Man wird das wohl eher für nicht recht überzeu-
gend zu halten haben.
Dem widerspricht auch eine genauere Analyse des achten und zehnten
Buches. Auf einige wenige Aspekte kann hier nur in aller Kürze die
Aufmerksamkeit gelenkt werden. Nicht ohne Grund hat Euseb dem zehn-
ten Buch seine im Jahr 315 in Tyros gehaltene Rede eingefügt (X 4
[862,14-883,19 Sch.]). Es handelt sich um einen zentralen Text, der Eusebs
geschichtstheologische Grundsätze und die Wandlungen in seiner Ekkle-
siologie nach seinen in der Zeit der Verfolgung und der nachfolgenden
Tolerierung gemachten Erfahrungen offenlegt. Euseb ist über den Zustand
der Kirche und des größten Teils ihrer Bischöfe in der Zeit der Verfolgung
entsetzt, denn nur die Besten widerstanden. Die Klage darüber durchzieht
die ganze Rede (866,9-17.21-23; 867,17f.; 862; 869,22-870,9; 873,7-18;
876,20-21; 878,28-879,19; 879,19-880,8). Neu muß die Kirche werden –
der Begriff nšoj begegnet nicht nur mehrmals in der Einleitung, sondern
immer wieder im Text. Allein der Logos Gottes kann helfen, der Kirche
den Frieden bringen und sie nach dem Schema von Urbild und Abbild
erneuern (865-868.879f.). Die geschichtstheologische Konzeption Eusebs
hat durch seine Erfahrungen Korrekturen erfahren, die er durch die Auf-
nahme der Rede in sein Geschichtswerk an sichtbarer Stelle zum Ausdruck
brachte, weil er sicher nach dem Jahre 315 durch die Art der neu aufge-
brochenen Auseinandersetzungen in der Kirche zutiefst beunruhigt war.
Da er zwischen dem inneren Zustand der Kirche und ihrem äußeren
Frieden eine enge Verbindung sah, wurde ihm an dem Fall des Licinius,
wie er ihn aus seiner palästinischen Sicht deutete, noch einmal sehr be-
wußt, daß der Sieg des Christentums nicht unumkehrbar war, sondern
durch den bösen Dämon gestört werden konnte, wie er es schon im
neunten Buch beschrieb. Konstantin als Werkzeug des Gott-Logos war der
einzig verbleibende Garant des Friedens für die Christen. Andererseits
konnten auch nur diejenigen Herrscher prosperieren, die sich diesem
Gott beugten und die Christen förderten. Das wollte er noch in den
beiden letzten Kapiteln des Werkes zum Ausdruck bringen (X 8f.). Keines-
wegs ging es ihm dabei etwa um einen genauen Abriß der historischen
Entwicklung dieser Jahre, sondern um Konkretisierungen, die seiner
Geschichtstheologie entsprangen. Versteht man die letzten Bücher der
Kirchengeschichte in dieser Weise, ergibt sich keine Notwendigkeit, eine
eilfertige und opportunistische Anpassung Eusebs an die jeweilige kaiserli-
che Propaganda durch Streichungen in abgeschlossenen Texten anzuneh-
men.
Mit seiner Vita Constantini – um das noch abschließend zur These von
Burgess zu sagen – wollte Euseb weder seine historiographischen Werke zu
einem Abschluß bringen, noch allein dem Kaiser selbst huldigen, denn zu

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76 Friedhelm Winkelmann

deutlich ließ er ja auch seine Kritik durchblicken58. Vielmehr wollte er den


nachfolgenden Herrschern das Idealbild eines christlichen Herrschers vor
Augen halten. Deutlich war ja für jeden zu sehen, daß die antichristlichen
Kräfte in der Gesellschaft noch bei weitem nicht besiegt waren, daß auch
die Streitsucht der Bischöfe und Theologen der Förderung der christlichen
Sache nicht gerade förderlich war und daß der Frieden der Kirche auch von
der Stellung der Kaiser abhängig war. Die Situation bei Hofe wird Euseb
nicht unbekannt geblieben sein. So zeichnete er das Bild eines Kaisers, der
sowohl das Gedeihen des Christentums und damit auch des Staates garan-
tieren wie auch die rabies theologorum im Zaume halten konnte.
Wenn ich recht sehe, ging Schwartz nur einmal en passant auf das
Problem ein, wie man sich ein durch den Autor selbst besorgtes oftmaliges
Verändern und Streichen in längst abgeschlossenen und sehr umfangrei-
chen Texten praktisch vorzustellen habe. Für die damnatio memoriae des
Crispus in der syrischen Übersetzung fand Schwartz die folgende Erklä-
rung: „Euseb hat in den Exemplaren seines Werkes, deren er noch habhaft
wurde, und in den später hergestellten Abschriften das Urteil ausgeführt,
doch da waren schon zu viel im Umlauf, als daß der neue Text sich
durchsetzte.“59 Wenn man diese Vorgehensweise für alle angenommenen
Redaktionsstufen des Werkes annimmt, dann hätte Euseb seine Kirchen-
geschichte nicht nur sukzessive durch die Zufügung neuer Bücher in meh-
reren Schritten erweitert – was sehr gut vorstellbar ist –, sondern mehrfach
auch schon abgeschlossene Teile wieder einsammeln müssen, nämlich
einmal nach der angeblichen Konzentration der konstantinischen Propa-
ganda auf Diokletian als Urheber der Verfolgung, weiter zur Tilgung aller
positiven Aussagen über Licinius und schließlich zur Durchführung der
damnatio des Crispus. Das wäre bei einem Werk eines solchen Umfanges
und einer so starken Verbreitung sicher kein leichtes Unterfangen gewesen.
Und der Gedanke, Euseb könnte alle Änderungen bei einer abschließenden
Durchsicht des Werkes etwa in den Jahren 325 oder 326 vorgenommen
haben, ist ebenfalls sehr fraglich, da Euseb ja in dieser Zeit aufs Stärkste
in theologische Debatten, bischöfliche Administration und neue schriftstel-
lerische Projekte eingebunden war, also wohl kaum genügend Zeit für eine
solche Arbeit hätte finden können.
Obwohl also einige Fragen offenbleiben, haben die Thesen von Schwartz
über die einzelnen Redaktionsstufen der Eusebschen Kirchengeschichte auf
die weitere Eusebforschung sehr stimulierend gewirkt.
Zum Problem der Chronologie in der Kirchengeschichte Eusebs schließ-
lich reicht ein kurzer Hinweis60. In Schwartzens Sicht hatte Euseb die ihm
vorliegende Masse an chronologischen Informationen in der Chronik so-

58
Vgl. nur die yÒgoi im Text, auf die schon G. Pasquali, Die Composition der Vita
Constantini des Eusebius, Hermes 45, 1910, (369-386) 382f.385, aufmerksam machte.
59
Schwartz, GCS Eusebius II/3, L.
60
Vgl. dazu die Literaturangaben oben Anm. 10.

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Eduard Schwartz, Eusebius Werke: Die Kirchengeschichte 77

wie in der Kirchengeschichte „nach den bewährten Methoden der Alexan-


driner“ gesichtet. Da die Eusebsche Chronik aber in ihrer ursprünglichen
griechischen Form nicht ausreichend erhalten sei, „so bleibt nichts anderes
übrig, als sich zunächst auf die KG zu beschränken und an den dort
gewonnenen Resultaten das was der Kanon bietet, zu messen“61. Euseb
habe für seine Kirchengeschichte aus den chronologischen Angaben in den
Werken christlicher Schriftsteller „ein Geflecht von Synchronismen, die
sich gegenseitig stützten“, geschaffen. Schwartz beurteilte diese Leistung
Eusebs, sowohl ein System von Gleichzeitigkeiten herzustellen, aber doch
auch zugleich darauf zu achten, daß einerseits zwar eine Orientierung
erreicht wird, andererseits aber auch „nicht mehr verbürgt [wird] als das
Material hergibt“, als eine „überlegte Kunst“62. In einem Überblick über
die Kaiser- und Bischofslisten in Eusebs Kirchengeschichte und in einem
„Die Ökonomie der Kirchengeschichte“ betitelten Abschnitt der Prolego-
mena63 schlüsselte Schwartz dieses in dem Kirchengeschichtswerk enthal-
tene chronologische Material auf. Es war Eusebs „vor unwissenschaftli-
cher Genauigkeit [also dem Versuch, aus seinen chronologischen Vorlagen
mehr Sicheres zu schließen, als möglich ist und verantwortet werden kann]
sich hütende Zurückhaltung, die dem Gelehrten Eusebius zur Ehre ge-
reicht“64. Eine solche Haltung hatte Schwartzens volle Sympathie.
Alden A. Mosshammer und Richard W. Burgess haben diese Studien
zur Chronographie Eusebs weitergeführt65, doch leider hat Burgess den
Beitrag von Eduard Schwartz nicht genügend gewürdigt.

4.

Fassen wir zusammen: Es ist vor allem die philologische Leistung von
Schwartz, die über jeden Zweifel erhaben ist, das heißt die zuverlässigen
Kollationen der Handschriften, die auch in Kleinigkeiten wohlüberlegte
Konstituierung des Textes, die präzisen Apparate zum Text, die vorbildli-
che Prüfung der einzelnen Textzeugen wie auch Textgruppen, die ausge-
zeichneten, durchdachten Register. So ist sie zu der Ausgabe der Kirchen-
geschichte Eusebs geworden und auch bis heute geblieben. Sie wurde in
den fünfziger Jahren von Gustave Bardy lediglich mit ganz geringfügigen
Änderungen in die Sources Chrétiennes übernommen. Und jetzt noch nach
fast hundert Jahren konnte sie in einem unveränderten Nachdruck erschei-
nen. Richtungsweisend war es auch, daß der Editor schon im Jahre 1908

61
Schwartz, GCS Eusebius II/3, CCXVII
62
Schwartz, GCS Eusebius II/3, CCXVI.
63
Schwartz, GCS Eusebius II/3, 3-10 und 11-46.
64
Schwartz, GCS Eusebius II/3, CCXLVIII.
65
A.A. Mosshammer, The Chronicle of Eusebius and Greek Chronographic Tradition,
Lewisburg, P. A. 1979; R.W. Burgess, Studies (wie Anm. 47), 28-45.74-85.

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78 Friedhelm Winkelmann

eine editio minor herausgab, die dann noch mehrfach nachgedruckt wurde
(1914 und 1952), die für Studierende und breitere Kreise, die des Griechi-
schen mächtig waren, gedacht war. Damit bewirkte er, daß das Werk nicht
nur elitären Zirkeln von Fachgenossen zugänglich blieb.
Starke Impulse für die weitere Forschung gingen und gehen noch immer
von Schwartzens These mehrerer Ausgaben des Werkes durch den Autor
aus. Auch sein Beitrag zur chronologischen Arbeit Eusebs hat sehr zur
Durchdringung dieser komplizierten Materie beigetragen.
An den Schluß sei ein sehr beherzigenswertes Wort von Eduard Schwartz
gestellt. Er schreibt nämlich im Vorwort zum Prolegomenaband, Eusebs
Kirchengeschichte sei „ein compliciertes Werk, das zwar rasch auf Grund
eines längst gesammelten Materials zusammengeschrieben, aber mit unver-
ächtlicher Kunst aufgebaut ist, welche sorgfältige Vertiefung des Lesers
erfordert; es geschieht ihm Unrecht und führt auch zu verhängnisvollen Irr-
tümern, wenn es nur nachgeschlagen und nicht gelesen wird“66. Schwartzens
Edition der Kirchengeschichte Eusebs ist ein hervorragendes Beispiel dafür,
daß eine vorbildliche und in Buchform veröffentlichte Edition eine sehr lange
Lebensdauer hat und im Informationszeitalter mit allen anderen Informa-
tionsmitteln gut mithalten kann.

ABSTRACT

The article emphasises the outstanding philological effort of Eusebius’s ecclesiastical


history edited by Eduard Schwartz, its stimulating effect on the research on Eusebius
and its significance for the technique of critical editions. It is shown at a passage, which
is controversial since recently (h.e. IX 9,10 [832,7 Schwartz]), that his text decisions
are very mature and convincing even in sophisticated cases. Schwartz has keen-wittedly
recognised that one has to distinguish between two different threads of text tradition.
Nevertheless, the conclusions drawn out of this report on several editions published by
Eusebius leave open a number of questions.

66
Schwartz, GCS Eusebius II/3, XII.

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