CHOR NEMORINO
Wäscherinnen - Landleute - Schnitter die lesende Adina beobachtend
Unteroffizier - Trommler - Trompeter - Soldaten - Welche Schönheit, welche Reize,
Knechte Die Adina hold umschweben!
All mein Mühen, all mein Streben
Flösst ihr kein Erbarmen ein!
ERSTER AKT Sie gebildet und belesen,
Und ich arm beschränktes Wesen,
Ich kann nichts von all den Dingen,
Seufzen kann ich nur allein.
Nr. 1 - Präludium und Introduktion O wie schön! O wie schön, ach!
Welche Schönheit, welche Reize,
Die Adina hold umschweben!
Der Vorhang hebt sich nach dem einundachtzigsten All mein Mühen, all mein Streben
Takte. Flösst ihr kein Erbarmen ein!
Dorfgegend. Im Hintergrunde Berge, Wald und Nein, ach, nein!
Getreidefelder. Hinten eine felsige Erhöhung, von Flösst ihr kein Erbarmen ein!
der sich ein Ablauf nach unten zieht. Rechts eine Wer erheitert meine Sinne,
grosse Buche mit einem Tisch und zwei Lehrt mich liebenswürdig sein?
Lehnschemeln davor; von der Buche nach dem
Baume rechts Leinen mit Wäsche. Links vorn der GIANETTA UND CHOR
Pachthof mit Eingangstür; vor dem Pachthof ein Wenn die Sonne Flammen sprühet,
niederer Schemel. Links hinten ein Brunnen an Muss der kühle Quell uns laben!
einem Baum; an dem Brunnen Zuber, mehrere
Eimer und Waschkörbe. Es ist inmitten des Tages. NEMORINO
für sich
ERSTER AUFTRITT O weh mir Armen!
Gianetta. Adina. Nemorino. Bauern. Bäuerinnen.
Schnitterinnen. Wäschermädchen. Knechte. GIANETTA UND CHOR
Gianetta und Adina letztere lesend, sitzen sich Doch wenn Lieb' im Herzen glühet,
gegenüber auf den beiden Lehnschemeln unter der Flösst kein Trunk uns Labung ein.
grossen Buche inmitten des Platzes. Nemorino steht
links vorn und betrachtet Adina unverwandten GIANETTA
Blickes. Nein, dann flösst kein Trunk uns Labung ein.
Wäschermädchen, Schnitterinnen, Bauern und
Bäuerinnen in einer Gruppe um die Buche herum. CHOR
Knechte und Wäschermädchen um den Brunnen Dann flösst kein Trunk uns Labung ein.
herum links hinten mit Waschen beschäftigt.
NEMORINO
GIANETTA UND CHOR für sich
Vor des Tages Hitz' und Schwüle Wer erheitert meine Sinne,
Schirmen uns der Buche Zweige; Lehrt mich liebenswürdig sein? -
Kurze Rast in frischer Kühle
GIANETTA UND CHOR Tief von Isoldens Reizen
Nur wer sich der Lieb' entziehet, War Tristans Herz getroffen:
Kann beglückt und heiter sein. Getäuscht in seinem Hoffen,
Ward er vor Sehnsucht krank.
NEMORINO Da kam, ihm Trost zu spenden,
für sich Ein Wundermann gegangen;
Wer erheitert meine Sinne, Der gab mit milden Händen
Lehrt mich liebenswürdig sein? Ihm einen Liebestrank,
Um seine Qual zu enden:
GIANETTA UND CHOR Isoldens Hochmut sank.
Nur wer sich der Lieb' entziehet, lächelnd zum Chor, ohne zu lesen
Kann beglückt und heiter sein. Könnten wir doch nur ergründen,
Ob der Wundermann noch lebt;
NEMORINO Nirgends ist er mehr zu finden
für sich Und verloren sein Rezept.
Ach, wer lehret mich
Liebenswürdig sein! GIANETTA, NEMORINO UND CHOR
Könnten wir doch nur ergründen,
Ob der Wundermann noch lebt;
Nirgends ist er mehr zu finden,
Nr. 3 - Kavatine Und verloren sein Rezept,
Ja, sein Rezept. - Lies doch!
ADINA Lies doch weiter!
lachend
Hahahaha! ADINA
liest weiter
Sie steht auf, Gianetta ebenso Kaum hatt' er in zwei Zügen
Den Zaubertrank genommen,
ADINA So wusst' er zu besiegen
Eine drollige Geschichte! schmelzend und zärtlich
Was sind das für tolle Sachen! Isoldens Grausamkeit.
mit Pathos
,ie Arbeit hört auf. Alle versammeln sich um In einem Augenblicke
Adina. Hatt' er ihr Herz bezwungen,
Sie hing an Tristans Blicke,
GIANETTA UND CHOR Von seinem Arm umschlungen,
Warum lachst du? Lass doch hören! - Und heiss durch ihre Adern
Sag', was machte dich so lachen? Durchzuckt sie Liebesschmerz. -
Wie vorher lächelnd, ohne zu lesen
ADINA Könnten wir doch nur ergründen,
wichtig tuend, doch lächelnd Ob der Wundermann noch lebt;
Tristans Lieb' und Herzenswehe Nirgends ist er mehr zu finden,
Ist es, was das Buch enthält. Und verloren sein Rezept.
GIANETTA
ebenso
Nr. 4 - Kavatine und Stretta der Ja, wahrhaftig!
Introduktion
BELCORE
Leis' erbebt das Herz der Frauen,
BELCORE Lässt ein blanker Helm sich schauen.
zu Adina
So wie Paris mit dem Apfel NEMORINO
Nur die Schönste einst beglücket, für sich, mit verbissenem Ärger
Soll der Strauss, den ich gepflücket, O welche Pein!
Auch nur dir beschieden sein.
Mehr als jener Hirtenknabe BELCORE
Darf mein Los ich glücklich preisen, Auch für Mars glüht' einst Cythere,
Denn zum Lohn für meine Gabe Musste liebend, ja, sich ihm weihn. -
seinen Strauss überreichend zu Adina
Ist dein kleines Herzchen mein! Da die Herzen sich verstehen,
Warum willst du dich noch zieren?
Er setzt seinen Hut auf Lass uns denn kapitulieren,
Sag', wann soll die Hochzeit sein?
ADINA
halblaut zu den Mädchen, indem sie den Strauss an ADINA
den Busen steckt schelmisch
Wie bescheiden ist das Herrchen. Ei, mein Herr, nur nicht so eilen,
Lassen Sie mir doch auch Zeit.
GIANETTA
halblaut NEMORINO
Ja, wahrhaftig! für sich, bebend
Soll Adina ich verlieren,
CHOR Bleibt der Tod mir nur allein!
ebenso
Ja, wahrhaftig! BELCORE
dringend zu Adina
ADINA So lass uns doch -
halblaut
Wie bescheiden! ADINA
schelmisch
NEMORINO Nicht so eilen -
beiseite, voll Wut
BELCORE Ach, nein! ach, nein! ach, nein! kein Glück
wie vorher verleihn!
Kapitulieren! Sag', wann soll -
BELCORE
NEMORINO feurig, drängend
wie vorher Nicht lange mehr besonnen! -
Weh mir Armen! Bald ist die Zeit verronnen!
Im Krieg wie in der Liebe -
BELCORE Ja, da heisst's, rasch entschlossen sein! -
wie vorher Aus meinen Siegerbanden
Die Hochzeit sein? Kann nichts dich mehr befrein,
Dich mehr befrein, dich mehr befrein! -
NEMORINO Kann nichts, kann nichts dich mehr befrein!
wie vorher
Weh mir Armen!
ADINA
BELCORE abwehrend, scherzend
wie vorher Mein Herr, nur nicht so eilen,
Sag', wann soll die Hochzeit sein? So lassen Sie mir Zeit! -
Mein Herr - nur nicht so eilen!
ADINA Mein Herr, Geduld! mein Herr, Geduld!
schelmisch
Nicht so eilen, nicht so eilen, GIANETTA UND CHOR
bittend belustigt unter sich
Lassen Sie mir doch auch Zeit! Da gäb es wohl zu lachen hier -
Wenn ihm der Streich gelänge! -
BELCORE Da gäb es wohl zu lachen hier! -
feurig Der Freier bunte Menge,
Nicht lange mehr besonnen, Wie würde sie's erfreun!
Bald ist die Zeit verronnen; Doch nein, in ihrem Herzen
Im Krieg, wie in der Liebe Wird niemals Liebe sein!
Heisst's rasch entschlossen sein. Nein nein, nein nein, nein nein,
Aus meinen Siegerbanden Nie Liebe sein!
Kann nichts dich mehr befreien, Haha, haha, haha, haha!
Nein, nein, dich mehr befrein!
MÄNNERCHOR
ADINA wie vorher
scherzend zu Belcore Nein, nein, in ihrem Herzen wird -
Ei, seht mir doch die Männer an
Mit ihrem eitlen Prahlen, BELCORE
Sie glauben, eh' der Kampf beginnt, wie vorher
Die Sieger schon zu sein! Kapituliere!
Nein, nicht so leicht gelingt es dir,
Adina ist zu schlau! sie ist zu schlau! MÄNNERCHOR
wie vorher
NEMORINO Niemals Liebe sein!
sich aneifernd
Könnt ich wie er es wagen, ADINA
Mein Leid ihr zu gestehen, wie vorher
Kaum dürfte meinen Klagen Nur nicht so eilen!
Ihr Herz verschlossen sein!
Könnt ich wie er es wagen, FRAUENCHOR
Mein Leid ihr zu gestehen, wie vorher
Kaum würde meinen Klagen Nein, nein, in ihrem Herzen
Ihr Herz verschlossen sein! Wird niemals Liebe sein!
Mein schüchternes Betragen
Wird nie mir Glück verleihn! ADINA
wie vorher Mein schüchternes Betragen
Ei, seht mir doch die Männer an, Wird nie mir Glück verleihn!
Mit ihrem eitlen Prahlen;
Sie glauben, eh' der Kampf beginnt, BELCORE
Die Sieger schon zu sein! mit Zuversicht
für sich, nach Belcore hin Aus Siegerhand
Nein, nicht so leicht gelingt er dir, Kann nichts dich mehr befrein!
Adina ist zu schlau!
Nein, nicht so leicht gelingt es dir, ADINA
Adina ist zu schlau! Ja, ja, sie ist zu schlau! wie vorher
Nein, nicht so leicht gelingt es dir,
BELCORE Adina ist zu schlau!
wie vorher
Schatz, aus meinen Siegerbanden GIANETTA UND CHOR
Kann nichts dich mehr befrein! beiseite
Doch nein, in ihrem Herzen
NEMORINO Wird niemals Liebe sein!
für sich, sich ereifernd
Könnt' ich wie er es wagen! BELCORE
Könnt' ich wie er es wagen, wie vorher
Mein Leid ihr zu gestehen, Aus meinen Siegerarmen
Kaum dürfte meinen Klagen Kann nichts dich mehr befrein!
Ihr Herz verschlossen sein!
ADINA
BELCORE wie vorher
wie vorher Nein, nicht so leicht gelingt es dir,
Nicht lange mehr besonnen! - Adina ist zu schlau!
Ach, bald ist die Zeit verronnen.
Im Krieg wie in der Liebe - NEMORINO
Ja, da heisst's rasch entschlossen sein! wie vorher
Mein schüchternes Betragen
NEMORINO Wird nie mir Glück verleihn!
wie vorher
Könnt' ich wie er es wagen, BELCORE
Mein Leid ihr zu gestehen, spricht, zu Adina
Kaum dürfte meinen Klagen Du erlaubst doch mir und meinen Leuten, in
Ihr Herz verschlossen sein! deinem Pachthof ein wenig auszuruhen?
ADINA ADINA
abwehrend, scherzend freundlich erwidernd
Mein Herr, nur nicht so eilen, O sehr gern! Nach links zeigend. Kommt nur
So lassen Sie mir Zeit! - herein. An einem guten Trunke zur Erquickung soll
es nicht fehlen.
CHOR UND GIANETTA
belustigt unter sich BELCORE
Da gäb es wohl zu lachen hier, galant
Wenn ihm der Streich gelänge! Sehr verbunden!
Da gäb es wohl zu lachen hier, für sich, mit Humor
Da gäb's zu lachen hier! Sie tut schon, als ob ich zur Familie gehörte.
NEMORINO ADINA
Nein, nein, nein! Ja, ja, ja!
CHOR
Nimmer wird man Euch vergessen! Nr. 8 - Rezitativ und Duett
DULCAMARA NEMORINO
Denn der Heimat süsse Bande für sich; singt
Wirken Wunder dann und wann! Nur Mut! Vielleicht erlesen
Zu meinem Glücke
CHOR Ist von höherm Wesen der Wundermann,
Nimmer wird man Euch vergessen, Der hier erst angekommen.
Braver Mann! Ich will ihn sprechen,
Ist mein Herz auch beklommen. -
DULCAMARA Er zieht seinen Hut, laut
Herr Doktor, Ihr verzeiht mir, DULCAMARA
Ihr habt wohl, wie man sagte, ihn fixierend
Gar wunderbare Sachen? Das heisst - je nachdem.
DULCAMARA NEMORINO
mit Pathos betrübt
Ja, zum Staunen! Einen Dukaten - mehr hab' ich nicht!
Pandoras Schätze trage ich in meiner Tasche.
DULCAMARA
NEMORINO schnell und freudig
voll Begierde Und gerade reicht es hin.
Habt Ihr denn auch zum Beispiel
ihm zublinzelnd NEMORINO
Jenen Liebestrank der Königin Isolde? reicht ihm sein Geldstück
Ach, empfangt für Eure Gabe
DULCAMARA All mein Geld und heissen Dank.
ihn anstarrend
He? Was? Was für'n Ding? DULCAMARA
nimmt den Dukaten, geht an den Wagen und nimmt
Duett eine mit einer Vignette beklebte Flasche heraus
Hier hast du den Wundertrank!
NEMORINO
sieht sich um, ob jemand lauscht und nähert sich; NEMORINO
halblaut nimmt mit heftigem Entzücken
Man erzählt von einem Tranke, Sehr verbunden, o sehr verbunden!
Der ein sprödes Herz soll rühren. Aller Kummer ist entschwunden!
Zaubermittel, wer dich erfunden,
DULCAMARA Ist fürwahr ein grosser Mann! Ja! -
ihn verstehend, pfiffig
Ach! Ja, ja! Verstehe, begreife! Er küsst die Flasche und drückt sie liebevoll an sein
Ich kann selbst ihn destillieren! Herz
NEMORINO DULCAMARA
freudig geht an ihm vorüber nach rechts; für sich
Wär' es wahr? Auf der Erde weitem Kreise
Hab' ich Dumme wohl gefunden,
DULCAMARA Doch ich traf auf meiner Reise
Ja, heutzutag' Keinen solchen Pinsel an.
Ist die Frage, ist die Frage stark danach!
Er will nach links abgehen
NEMORINO
Welches Glück! Und Ihr verkauft ihn? NEMORINO
wie vorher
DULCAMARA Sehr verbunden, sehr verbunden!
Ich verkauf' ihn aller Welt! Aller Kummer ist entschwunden!
Zaubermittel, wer dich erfunden,
NEMORINO Ist fürwahr ein grosser Mann!
Nennt den Preis mir nur geschwinde! ihn zurückhaltend
Einen Augenblick, Herr Doktor.
DULCAMARA Nur noch eines möcht' ich wissen. -
mild Wie muss ich den Trank geniessen?
Er ist billig!
DULCAMARA
NEMORINO mit verschmitzter Miene auf die Vignette weisend
froh Schüttle ihn erst eine Weile,
Billig? Sonst zersetzen sich die Teile.
Öffne dann den Kork der Flasche;
Doch ist Vorsicht zu gebrauchen,
Denn der Geist kann leicht verrauchen! NEMORINO
wie vorher
NEMORINO Sehr verbunden, o sehr verbunden!
hat mit offenem Munde und mit grosser Aller Kummer ist verschwunden!
Aufmerksamkeit zugehört Zaubermittel, wer dich erfunden,
Gut! Ist fürwahr ein grosser Mann!
DULCAMARA DULCAMARA
Ganz vortrefflich! Nur schweigen!
beiseite
's ist Bordeaux, kein Elixir! NEMORINO
Heilig will ich's Euch versprechen! Werde schon verschwiegen sein.
Ach, das Herz, das Herz der einen
DULCAMARA Soll fortan mir ganz gehören;
Nur schweigen! Keiner sonst, das will ich schwören,
Soll der Trank gewidmet sein!
NEMORINO
Heilig will ich's Euch versprechen, DULCAMARA
Werde schon verschwiegen sein! für sich
Früh, wenn kaum die Nacht sich endet,
DULCAMARA Hoff' ich fern von hier zu sein!
ihm die Hand reichend und sie schüttelnd laut
Gehe denn, du Hochbeglückter, Gehe denn, du Hochbeglückter,
Reichen Lohn bringt dein Vertrauen, Reichen Lohn bringt dein Vertrauen,
Denn die Mädchen und die Frauen Denn die Mädchen und die Frauen
Sind bis morgen alle dein. Sind bis morgen alle dein!
Gehe denn, du Hochbeglückter, für sich
Denn die Mädchen und die Frauen Früh, wenn kaum die Nacht sich endet, Hoff' ich
Sind bis morgen alle dein! fern von hier zu sein! Doch -
NEMORINO NEMORINO
mit Feuer wie vorher
Ach, das Herz, das Herz der einen, Ja, vom Himmel mir gesendet,
Soll fortan mir ganz gehören. Traf er hier im Dorfe ein!
Keiner sonst, das will ich schwören,
Wird der Trank gewidmet sein. DULCAMARA
Doch wirst du strenge auch verschweigen -
DULCAMARA
für sich NEMORINO
Früh, wenn kaum die Nacht sich endet, Ich versprech' es!
Hoff' ich fern von hier zu sein!
laut DULCAMARA
Gehe denn, du Hochbeglückter, Wirst du strenge auch verschweigen?
Reichen Lohn bringt dein Vertrauen,
Denn die Mädchen und die Frauen NEMORINO
Sind bis morgen alle dein! Ja, ich schwöre!
für sich
Früh, wenn kaum die Nacht sich endet, DULCAMARA
Hoff' ich fern von hier zu sein! für sich
Früh, wenn kaum die Nacht sich endet,
NEMORINO Hoff' ich fern von hier zu sein!
nach Dulcamara hin Früh, wenn kaum die Nacht sich endet,
Ja, vom Himmel mir gesendet, Hoff' ich fern von hier zu sein!
Traf er hier im Dorfe ein!
NEMORINO
DULCAMARA Ja, vom Himmel mir gesendet,
Nun, so geh', du Hochbeglückter, geh', geh'! Traf er hier im Dorfe ein!
Traf er hier im Dorfe ein!
NEMORINO
Fort denn! DULCAMARA
Ja, fern zu sein, ja, fern zu sein!
Ja, dann hoff' ich fern zu sein!
DULCAMARA
Geh', doch nur strenges, strenges Schweigen, Nemorino läuft in grosser Freude umher, den
Ja, Schweigen! Doktor in seinem Eifer umhalsend.
Dulcamara lacht und geht an ihm vorüber ab nach
NEMORINO links in den Pachthof.
Ich versprech' es!
Herrlich!
SIEBENTER AUFTRITT Er streicht sich den Bauch
Nemorino allein Ganz köstlich! Ich hab's ja gesagt! Schnell noch
einmal!
Rezitativ oder beliebig Dialog Er trinkt in langen Zügen; aufatmend
Ah! Ich werde ein anderer Mensch! So was hab' ich
ja nie gefühlt! Es hämmert mir im Kopf und es
zittert mir im Herzen!
Nr. 9 - Rezitativ feurig
Ob's bei ihr ebenso ist? Fast sollt' ich es glauben!
NEMORINO Mir sagt's die Ahnung, die mir die schöne Welt
hebt die Flasche hoch, singt noch herrlicher erscheinen lässt - und der Hunger,
Göttlicher Trank, du mein nun! der mich plötzlich quält!
Ja, ganz mein eigen! - Er setzt sich an den Tisch rechts, nimmt Brot und
Wie kräftig muss der Tranksein, Früchte aus der Tasche und singt laut und mit
Da seine Kraft, vollem Munde.
Noch nicht einmal getrunken, La, la, la, la, la, la, la, la, la!
Mich schon erhebet
Und mir schafft Begeistrung! - Adina kommt von links aus dem Pachthof.
Ach, dass mein heisses Sehnen
Die Wirkung erst soll sehen
Und fühlen die Freude, ACHTER AUFTRITT
Wenn ein Tag vergangen? Nemorino, Adina zu seiner Linken
Zaudre nicht!
er trinkt ADINA
O köstlich! O herrlich! beobachtet Nemorino, für sich
Schnell noch ein Schlückchen! Wer ist der Narr?
er trinkt in langen Zügen Sie tritt näher
Ich fühle durch die Adern Was seh' ich? 's ist Nemorino! -
Wonnige Wärme rieseln. Gar so lustig? Und weshalb?
feurig
Ob wohl ihr Herz NEMORINO
Bald diese süsse Flamme La, la. la -
Auch zu fühlen beginnt? Er sieht sie, für sich
er trinkt Himmel, da ist sie!
O welche Wonne! Er steht auf, will auf sie zu, besinnt sich aber und
Rosig erscheint die Welt setzt sich wieder; für sich
Heut' meinem Blicke! Doch nein, ich bleibe kalt!
Ja, selbst der Appetit An meinen Seufzern
Kehrt mir zurück. Darf sie nimmer sich erfreun!
Er setzt sich an den Tisch rechts, nimmt Brot und Sie selbst soll morgen,
Früchte aus der Tasche und singt laut und mit Wie ich's bisher gethan,
vollem Munde Um Liebe flehen!
La, la, la, la, la, la, la, la, la!
ADINA
Dialog für sich
Er sieht mich gar nicht an?
NEMORINO Was ist geschehen?
die Flasche mit Wohlgefallen betrachtend, spricht
Himmlischer Trank, du bist nun mein, ganz mein ADINA
Eigentum! Wie gross muss deine Zauberkraft sein, für sich
wenn du noch ungetrunken mich schon belebst, Wer schreit denn so hier herum?
erhebst und mir Mut und Stärke durch die Adern Sie tritt näher
giessest! Aber warum das Zaudern? Warum soll ich Wahrhaftig, es ist Nemorino! Und so lustig? Wie
warten, bis ein ganzer langer Tag verflossen ist? geht denn das zu?
Ich probier's gleich! Es wird den Kopf nicht kosten!
Er trinkt NEMORINO
wie vorher Haha! - Ha! -
La, la, la -
Er sieht sie; für sich NEMORINO
Richtig, da ist sie! An meiner Sehnsucht Leiden
Er steht auf, will auf sie zu, besinnt sich aber und Mag noch ihr Herz sich weiden;
setzt sich wieder Geduld, Geduld bis morgen,
Nicht voreilig, Nemorino! Bleibe kalt! Sie soll auch Dann ist die Reih' an mir,
nicht einen Seufzer von mir hören, die Hartherzige! Die Reih' an mir, die Reih' an mir!
Morgen wird sich das Blättchen wenden! Dann
wird sie um Liebe betteln - ja, betteln - wie ich es ADINA
bisher getan habe. Nur Geduld, nur Geduld! für sich
Den Ketten zu entfliehen,
ADINA Dahin geht sein Bemühen!
für sich Jedoch mit stärkern Banden
Was ist denn mit ihm vorgegangen? Er sieht mich Wird er bestraft dafür.
ja nicht einmal an. Was ist denn da geschehen? Den Ketten zu entfliehen,
Dahin geht sein Bemühen!
Jedoch mit stärkern Banden
Wird er bestraft dafür!
Nr. 10 - Duett
NEMORINO
NEMORINO O juble nur, morgen schon,
steht auf, tanzt und trinkt Dann ist die Reih' an mir,
Lalalalalalalalalalalalala Die Reih' an mir!
Lalalalalalalalalalala! An meiner Sehnsucht Leiden
Mag noch ihr Herz sich weiden;
ADINA Ja, morgen naht das Ende, ja,
staunend, für sich Ja, dann ist die Reih' an mir!
Wie soll ich das verstehen? Er trinkt heimlich; gesteigert wie vorher
Verstellung scheint es nur! Lalalalalalalala!
NEMORINO ADINA
Lalalalalalalalalalalalalalalalalalala! sich nähernd
Lalalalalalalalalalalalalalalalalalalalalalala! Bravissimo!
für sich, heimlich nach Adina blickend Ei, ei, das muss ich loben,
Noch zeigt sie keine Liebe! Du folgest meiner Lehre.
Lalalalalalalalalalalalalalalalala
Lalalalalalalalalalalalalalalalala! NEMORINO
heiter zu ihr
ADINA Ich wollt' es nur erproben,
wie vorher Ob's wohl auch möglich wäre!
Ja, ja, er will mich necken.
ADINA
NEMORINO ironisch
für sich Und deinen Herzenskummer?
Noch kann ich nichts entdecken.
NEMORINO
ADINA Ich wiege ihn in Schlummer.
für sich
Gleich hab' ich's wahrgenommen. ADINA
wie vorher
NEMORINO Der Schmerz, den du empfunden?
für sich
Geduld, es wird schon kommen. NEMORINO
mit Frohsinn
ADINA Er ist schon halb verschwunden;
lacht Noch vierundzwanzig Stunden,
Dann wird er ganz vergehn! Mag noch ihr Herz sich weiden;
Schon morgen naht das Ende sich,
ADINA Dann ist die Reih' an mir!
sich erstaunt stellend Schon morgen naht das Ende, ja,
Gewiss? Dann ist die Reih' an mir!
Nemorino bejaht
ADINA
ADINA für sich
Ei, ei, das freut mich! Jedoch mit stärkern Banden
Und doch - wir wollen sehn! Wird er bestraft dafür!
ADINA NEMORINO
für sich gesteigert
Ja, doch mit stärkern Banden Ja!
Wird er bestraft dafür!
ADINA
NEMORINO ebenso
für sich Ah! -
An meiner Sehnsucht Leiden -
NEMORINO
ADINA für sich
für sich Ja! - An meiner Sehnsucht Leiden -
Den Ketten zu entfliehen, Mag noch ihr Herz sich weiden.
Den Ketten zu entfliehen,
Dahin geht sein Bemühen; ADINA
Jedoch mit stärkern Banden für sich
Wird er bestraft dafür! Den Ketten zu entfliehen,
Dahin geht sein Bemühen!
NEMORINO
für sich NEMORINO
An meiner Sehnsucht Leiden für sich
Geduld, Geduld bis morgen, NEUNTER AUFTRITT
Dann ist die Reih' an mir! Adina rechts, Nemorino zu ihrer Linken. Belcore
im Pachthofe
ADINA
für sich
Jedoch mit stärkern Banden
Wird er bestraft dafür! Nr. 11 - Terzett
NEMORINO BELCORE
für sich drinnen singend
n meiner Sehnsucht Leiden - Tram! tram! tram! tram! tram! tram! tram! tram!
tram!
ADINA Im Krieg und in der Lieb'
für sich Darf man es nicht verpassen -
Den Ketten zu entfliehen,
Den Ketten zu entfliehen, ADINA
Dahin geht sein Bemühen; geht an Nemorino vorüber nach links; für sich
Jedoch mit stärkern Banden Ganz recht kommt mir Belcore!
Wird er bestraft dafür!
BELCORE
NEMORINO drinnen
für sich Man muss den Zeitpunkt fassen
An meiner Sehnsucht Leiden Im Krieg und in der Lieb'!
Mag noch ihr Herz sich weiden;
Schon morgen naht das Ende sich, NEMORINO
Dann ist die Reih' an mir! für sich
Schon morgen naht das Ende sich, Schon prahlt er mit dem Sieg!
Dann ist die Reih' an mir!
BELCORE
ADINA drinnen
für sich Ja, man muss den Zeitpunkt fassen
Jedoch mit stärkern Banden Im Krieg und in der Lieb'!
Ja, wird er bestraft dafür! Tram! Tram! - Tram! tram!
NEMORINO BELCORE
für sich Der Platz will Trotz mir bieten,
Ja, ja, die Reih' an mir! Obgleich ich ihn blockiere!
ADINA ADINA
für sich nach Nemorino blickend
Ja, dann wird er bestraft dafür! Solch tapferm Helden sollte
Nicht leicht ein Sieg entgehn!
NEMORINO
für sich BELCORE
Ja, morgen ist die Reih' an mir! Ja! Wenn nur Gott Amor wollte?
ADINA BELCORE
für sich Was gibt's? Da bin ich!
Ihm meinen Zorn zu zeigen, Was soll die Eile?
Kann ich kaum noch widerstehn!
EIN SOLDAT
NEMORINO mit einer Schrift
für sich Vor zwei Minuten kam die Stafette,
Haha, haha, hahahaha, haha, haha, hahahaha! Die eine Ordre hier für Euch gebracht.
Ja, morgen wird sich's zeigen,
Da sollt ihr Wunder sehn! Er überreicht sie
BELCORE BELCORE
für sich nimmt und liest
Wird er von hier nicht gehn! Von meinem Hauptmann. -
Den Weg werd' ich ihm zeigen, Ah! - Ah, recht gut, recht schön!
Wird er von hier nicht gehn! Recht gut, recht schön!
zu den Soldaten
ADINA Auf, Kameraden! -
für sich Wir müssen gehn!
Ihm meinen Zorn zu zeigen,
Kann ich kaum noch widerstehn! CHOR DER LANDLEUTE
Ihr wollt marschieren?
NEMORINO
für sich CHOR DER SOLDATEN
Haha, haha, hahahaha, haha, haha, hahahaha! Von hier marschieren?
Ja, morgen wird sich's zeigen,
Ei, da sollt ihr Wunder sehn! BELCORE
Frühzeitig morgen!
BELCORE
für sich CHOR DER LANDLEUTE
Wird er von hier nicht gehn! O weh! So eilig?
Den Weg werd' ich ihm zeigen,
Wird er von hier nicht gehn! NEMORINO
Adina beobachtend
Trommelwirbel links hinten. Gianetta kommt mit Es macht ihr Sorgen.
den Wäscherinnen von links aus dem Pachthof.
BELCORE
achselzuckend Kannst du nicht heut' noch
Die Ordre lautet so, Die Hand mir geben?
Kann's nicht verstehn!
NEMORINO
CHOR DER SOLDATEN laut, erschreckt
Verwünschtes Schicksal! Aus den Quartieren Wie, was? Schon heute?
Muss man so oft hin und her marschieren,
Dass man vom Liebchen so bald muss gehn! ADINA
Nemorino betrachtend, froh für sich
BELCORE Ich seh' ihn beben!
zärtlich zu Adina stockend, laut zu Belcore
Du hast es vernommen: Wohlan! - Noch heute!
Schon morgen wir scheiden!
NEMORINO
CHOR DER FRAUEN erschrocken sich Adina nähernd
Ihr geht - so bald? Wie? Schon heute? O Adina!
So bald schon scheiden? Du sagst: noch heute?
ADINA NEMORINO
für sich zu Adina
Stets wild vor Liebe - Ach, einen Tag nur, lass dich bewegen! -
Ach, ewig wirst du es bereun,
BELCORE Wirst es bereun, wirst es bereun!
Zeigst du dich ferner meinem Blicke,
Dann, toller Schwätzer, kannst du dich freun! - BELCORE
zu Nemorino
heftig Dank es dem Himmel und seinem Walten,
Dass ich für trunken und für närrisch dich gehalten!
O du Pavian! Geh' zum Teufel! - Doch jetzt pack' dich! Zeigst du noch ferner
Dem Himmel dank's und seinem Walten, Dich meinem Blick, dann, toller Schwätzer,
Dass ich für trunken und närrisch dich gehalten, Kannst du dich freun, kannst du dich freun -
Doch flösst du mir Erbarmen ein!
ADINA
für sich ADINA
Für sein Betragen werd' ich mich rächen, für sich
Ja, zu meinen Füssen soll er es bereun, Dir wird nun dein Lohn! -
Soll er's bereun, soll er's bereun!
lachend zu den Anwesenden
GIANETTA
für sich Beim fröhlichen Feste -
Er schickt sich an, den Kampf zu wagen! Seid all meine Gäste!
Mit Belcore lässt er sich ein! Seht doch an!
Gewiss, ihm möcht' es wohl behagen, BELCORE
Liess sich Adina von ihm frein, übermütig
Von ihm frein, von ihm sich frein! Ich lad' euch, ihr Mädchen,
Zum Tanz und zum Schmaus!
CHOR
unter sich GIANETTA UND CHOR
Ei, sehet doch den Gecken an, Ein Schmaus und ein Tänzchen, Wer schlüge das
Den armen übermüt'gen Toren! aus?
Er schickt sich an, den Kampf zu wagen,
Mit Belcore lässt er sich ein! NEMORINO
Gewiss, ihm möcht' es wohl behagen, wie vorher
Liess sich Adina von ihm frein, Herr Doktor, zu Hilfe!
Von ihm sich frein, von ihm sich frein! Herr Doktor, kommt zu Hilfe mir!
BELCORE ADINA
Kannst, toller Schwätzer, du dich freun! - heiter
Beim fröhlichen Feste
ADINA Seid all ihr meine Gäste! -
entschlossen Ja, zum Schmause!
Nun kommt, Belcore! -
GIANETTA UND CHOR
lachend Wer schlüge das aus? Wer schlüge das aus?
Ein Schmaus und ein Tänzchen,
Schickt schnell zum Notare! Wer schlüge das aus!
NEMORINO BELCORE
verzweifelt für sich wie vorher
Herr Doktor! Erbarmen! Zum Tanz und zum Schmause!
Gib Rettung mir Armen!
ADINA
BELCORE, GIANETTA UND CHOR nach Nemorino hin, für sich
Wahrhaftig, 's ist Narrheit! Dir wird dein Lohn!
NEMORINO NEMORINO
wie vorher wie vorher
Herr Doktor! Herr Doktor! Ich sehe die Menge mich spottend umringen,
Die Brust wird mir enge, das Herz will zerspringen,
ADINA Es schwand mir der Hoffnung erquickendes Licht!
für sich Herr Doktor, zu Hilf', verlasst mich doch nicht! -
Dir wird nun dein Lohn! Ja - ja - lacht nicht!
Ach, Herr Doktor, zu Hilfe, verlasst mich doch
NEMORINO nicht!
wie vorher
Herr Doktor! Herr Doktor! BELCORE, ADINA UND CHOR
wie vorher
BELCORE, GIANETTA UND CHOR Lasst muntre Gesänge voll Jubel erklingen,
Wahrhaftig, 's ist Narrheit! Im bunten Gedränge uns tanzend umschlingen,
Wir dulden beim Feste kein trübes Gesicht!
Drum lacht dieses Thoren und schonet ihn nicht! ZWEITER AKT
Lasst muntre Gesänge voll Jubel erklingen,
Im bunten Gedränge uns tanzend umschlingen,
Wir dulden beim Feste kein trübes Gesicht!
Nr. 13 - Introduktion und Chor
GIANETTA
wie vorher
Lasst muntre Gesänge voll Jubel erklingen, Dorfgegend, Wald, Getreidefelder, Berge
Im bunten Gedränge uns tanzend umschlingen,
Wir dulden beim Feste kein trübes Gesicht! Innerer Hof von Adinas Pachtgut mit Aussicht ins
Sie lacht seiner Torheit und schonet ihn nicht! Freie auf Wald, Getreidefelder und Berge.
Lasst muntre Gesänge voll Jubel erklingen, Eingangstor links Mitte. Rechts von dem
Im bunten Gedränge uns tanzend umschlingen, Eingangstor Musikantentribüne. Rechts der
Wir dulden beim Feste kein trübes Gesicht. Eingang in das Pachthaus. Links
Wirtschaftsgebäude. Tische, festlich geschmückt,
NEMORINO mit Wein, Blumen und Speisen besetzt und von
wie vorher Stühlen umstellt. Schattige Bäume. Es ist Tag.
Ich sehe die Menge mich spottend umringen,
Die Brust wird mir enge, das Herz will zerspringen, ERSTER AUFTRITT
Es schwand mir der Hoffnung erquickendes Licht! Doktor Dulcamara, Gianetta, Adina, Sergeant
Herr Doktor, zu Hilf', verlasst mich doch nicht! Belcore essen und trinken am Tisch rechts mit
Herr Doktor! Herr Doktor! Erbarmen! Zu Hilf'! Wäscherinnen, Bauern und Bäuerinnen. An den
Ach, Herr Doktor, zu Hilf'! Ach, Herr Doktor, zu Tischen in der Mitte und links essen und trinken
Hilf'! Soldaten, Bauern und Bäuerinnen und stehen
Herr Doktor, kommt, o kommt doch, kommt! essend und trinkend im Hintergrunde. Auf der
Zu Hilf'! Zu Hilf'! Zu Hilf'! Zu Hilf'! Tribüne rechts vom Eingangstor Musikanten.
ADINA DULCAMARA
hebt ihn schüchtern empor tritt dem Notar zur Rechten, ihn verbindlich
Excellenza irren sich, begrüssend
Kein Senator passt für mich! Willkommen! Freundlich gegrüsset
Seist du auch mir!
CHOR Du Hymens und Amors
laut jubelnd, wobei einige Dulcamara umarmen Special!
Bravo, bravo, Dulcamara,
Herrlich ist die Barkarole! ADINA
Keinen Sänger kann es geben, tritt hinter Belcore weg auf die linke Ecke
Der wie Ihr in aller Gunst! Schon ist hier der Notar!
verlegen sich umsehend, betrübt für sich
DULCAMARA Doch Nemorino kommt noch nicht.
stolz und aufgeblasen
Ja, der Doktor Dulcamara BELCORE
Ist Professor jeder Kunst! zu Adina
O Teure, lass uns gehen!
DULCAMARA UND CHOR frappiert
Ja, der Doktor Dulcamara Doch ach, was muss ich sehen?
Ist Professor jeder Kunst! So trüb' ist meine Sonne?
Rezitativ NEMORINO
schwer atmend, rasch
DULCAMARA Lieber Herr Doktor, noch eine Flasche!
singt
Die Freuden der Verlobung DULCAMARA
Und ihre Festlichkeiten sind angenehm. Von Herzen gern! mich freut es,
Doch besser noch gefallen mir Bedrängten beizustehen.
Die Klänge, die zur Tafel erschallen.
gierig
Nemorino kommt gedankenvoll, mit
untergeschlagenen Armen von links durch das Doch hast du Geld?
Eingangstor links Mitte
NEMORINO
mit dem Kopf verneinend, ihn starr anblickend
DRITTER AUFTRITT Gar keines mehr!
Dulcamara, Nemorino zu seiner Linken
DULCAMARA
NEMORINO ironisch verächtlich.
sieht nach der Tür rechts Mein Guter, so komme schnell zu mir,
Den Notar sah ich, ja, den Notar! Wenn du was hast.
Ach, dahin ist alle Hoffnung, Im Gasthaus wirst du mich finden;
Verachtet mein Herz. Nun lebe wohl!
Lass nicht die Zeit unnütz entschwinden!
Er bemerkt Dulcamara nicht
Er trinkt aus und geht lachend mit seiner Flasche
DULCAMARA und seinem Glas ab nach rechts in das Pachthaus
singend und trinkend, ohne Nemorino zu sehen,
gleichsam die früheren Verse wiederholend NEMORINO
O du Schönste aller Schönen, Wehe mir Armen!
Sei mir nur ein bisschen hold.
Er setzt sich an den Tisch links und stützt den Kopf
NEMORINO verdriesslich in die Hand
erschrickt, sieht sich um
Ihr hier, Herr Doktor? Sergeant Belcore kommt gestikulierend von rechts
aus dem Pachthaus, schüttelt den Kopf und sieht,
DULCAMARA ohne Nemorino zu bemerken, nach dem Hause
steht auf zurück
Zur Tafel hat mich geladen
VIERTER AUFTRITT NEMORINO
Belcore, Nemorino zu seiner Linken Wann denn? Noch heute?
Rezitativ BELCORE
Auf der Stelle!
BELCORE
für sich NEMORINO
Der Weiber bunte Launen, für sich
Ach, wer kann sie ergründen? Ha! Was tu' ich?
Adina liebt mich,
Will mit mir sich verbinden. BELCORE
Doch erst diesen Abend Und mit dem Solde
Will sie unterzeichnen. Ruhm und Ehr' im Regimente!
NEMORINO NEMORINO
erblickt Belcore Ach! Nicht Ruhm kann mich verführen,
Ha, mein Rival! Gerne leist' ich drauf Verzicht!
BELCORE BELCORE
bejahend Bei der Trommel lautem Schalle
In blankem Golde! Gibt uns Liebe das Geleite;
Flinke Marketenderinnen wie vorher
Ziehen schäkernd uns zur Seite! Bietet der Soldatenstand, Ja, glaube mir!
NEMORINO NEMORINO
für sich für sich
Gerne wag' ich selbst mein Leben! Gern wag ich -
BELCORE BELCORE
fröhlich wie vorher
Mädchen finden sich die Menge, Ja, glaube mir!
Sind mit Helden nicht zu strenge;
Flehen, Seufzen, Schmachten, Beben NEMORINO
Ist uns Kriegern nicht bekannt! für sich
Mein Leben!
NEMORINO
für sich BELCORE
Winkt am Ziel Adinas Hand! wie vorher
Das schönste Leben -
BELCORE
lockend, munter, fast tanzend NEMORINO
Glaube mir, das schönste Leben für sich
Bietet der Soldatenstand! Winkt mir Adinas Hand -
Flehen, Seufzen, Schmachten, Beben
Ist uns Kriegern nicht bekannt! BELCORE
Glaube mir, das schönste Leben wie vorher
Bietet der Soldatenstand! Bietet der Soldatenstand!
Ja, glaube mir, das schönste Leben
NEMORINO Bietet der Soldatenstand! Ja, unser Stand! -
für sich
Gerne wag' ich selbst mein Leben, NEMORINO
Ja, winkt am Ziel mir Adinas Hand! für sich
Adinas Hand! Adinas Hand!
BELCORE Winkt mir am Ziel Adinas Hand! -
wie vorher
Ja, glaube mir! rasch zu Belcore
Dulcamara! BELCORE
Ja, eilig bin ich bei dir! Ja, glaube mir, in den Quartieren
Ja, eilig bin ich bei dir, bei dir! Fehlt's an schmucken Mädchen nicht!
Brav, mein Junge, eingeschlagen!
Er will forteilen
es geschieht
BELCORE
hat zufrieden nickend die Schrift und den Stift Du gefällst mir, bin zufrieden!
eingesteckt, hält Nemorino zurück Wirst du tapfer dich betragen,
Brav, mein Junge, eingeschlagen! Ist dir Ehr' und Glück beschieden!
Bald hast du den Streif erworben -
Es geschieht
NEMORINO
Du gefällst mir, bin zufrieden! Ah, du weisst nicht -
Wirst du tapfer dich betragen,
Ist dir Ehr' und Glück beschieden! BELCORE
Bald hast du den Streif erworben, Wenn mein Beispiel dich belehrt!
Wenn mein Beispiel dich belehrt. Ja!
NEMORINO
für sich Ach ja!
MÄDCHEN
Wir schweigen still!
Nr. 16 - Chor
GIANETTA
MÄDCHEN Es weiter erzählt!
Sollt' das wohl möglich sein?
MÄDCHEN
GIANETTA Wir schweigen still vor aller Welt,
Wie ich euch sage. Vor aller Welt!
MÄDCHEN GIANETTA
Ich kann's nicht glauben! Stille!
GIANETTA MÄDCHEN
Ihr dürft es glauben! Stille! -
MÄDCHEN ALLE
Doch sprich, erzähl'! Woher die Nachricht? unter sich
Nun kann er sich im Golde vergraben,
GIANETTA Kann seine eigene Wirtschaft haben;
Stille! Jetzt wagt kein Mädchen, ihn auszuschlagen,
Und die er nimmt, kann vom Glücke sagen!
MÄDCHEN
Wer dir es sagte, erzähl' und sprich! GIANETTA
Doch stille, leise! stille, leise!
GIANETTA
den Finger auf dem Mund MÄDCHEN
So sprecht doch leise nur! Doch dass es keine weiter erzählt,
Schweigt vor den Leuten! Stille, nur stille vor aller Welt!
Noch darf die Sache man
Nicht laut verbreiten, ALLE
Denn unserm Krämer Stille! leise! stille vor aller Welt! stille!
Kam es zu Ohren, Nun kann er sich im Golde vergraben,
Der im Vertrauen es mir gesagt. Kann seine eigene Wirtschaft haben;
Jetzt wagt kein Mädchen, ihn auszuschlagen,
MÄDCHEN Und die er nimmt, kann vom Glücke sagen!
Wie, unser Krämer hat dir's gesagt? Doch dass es keine weiter erzählt,
Dann ist's gewiss auch wahr, Stille, nur stille vor aller Welt!
Ich bürg' dafür.
Nemorino kommt von rechts hinten durch das
ALLE Eingangstor links Mitte
Dann ist's gewiss auch wahr!
Leise!
SECHSTER AUFTRITT für sich, kokettierend
Gianetta und die Mädchen. Nemorino Er ist ein schöner Junge!
NEMORINO GIANETTA
verwundert für sich Er ist, das muss man sagen -
Ei, was wollen diese Mädchen?
NEMORINO
GIANETTA Es kommt schon! es kommt schon!
MÄDCHEN SIEBENTER AUFTRITT
Er ist, das muss man sagen - Die Vorigen. Dulcamara. Belcore. Adina
NEMORINO NEMORINO
Es kommt schon! es kommt schon! wie vorher
Hahahahahahaha!
MÄDCHEN
Er weiss sich zu betragen! DULCAMARA UND ADINA
ganz verwundert, unter sich
GIANETTA Was seh' ich?
Man sieht ihn gerne an!
NEMORINO
NEMORINO wie vorher
Es fängt zu wirken an! Welch Entzücken!
Er sieht Dulcamara, laut
MÄDCHEN Lasst mich ans Herz Euch drücken!
Man sieht ihn gerne an! Der Trank, wie Ihr versprochen,
Flösst allen Liebe ein!
GIANETTA
Ein art'ger junger Mann! ADINA
erstaunt, für sich
NEMORINO Was hör' ich?
Ja!
DULCAMARA
MÄDCHEN ungläubig pfiffig
Ein art'ger junger Mann! So darf ich's glauben?
Er tritt zwischen Gianetta und Nemorino; zu den
GIANETTA Mädchen, nach Nemorino hinweisend
Ein art'ger junger Mann, Er gefällt euch?
Man sieht ihn gerne an!
GIANETTA UND DIE MÄDCHEN
NEMORINO Ihr könnt noch fragen?
Des Doktors Wundertrank fängt schon an, Es könnte sein Betragen
Fängt zu wirken schon an! Nicht liebenswürd'ger sein!
Hahahahaha!
GIANETTA
MÄDCHEN wie vorher; für sich
Ein art'ger junger Mann, Den lieben schmucken Jungen -
Man sieht ihn gerne an! - Lass ich mir nicht entgehen!
Was andern schon gelungen,
Doktor Dulcamara kommt, schon ganz reisefertig, Wird mir so schwer nicht sein!
von rechts aus dem Pachthaus.Sergeant Belcore
und Adina folgen ihm. DULCAMARA
wie vorher; für sich
Ist's möglich, was ich höre? Ja!
lachend
Nach allem, was geschehen, GIANETTA
Muss ich doch wohl auf Ehre sich vordrängend
Ein Wunderdoktor sein! Ich bin die erste!
GIANETTA NEMORINO
Nun lasst uns alle zum Tanze gehen! wie vorher
zärtlich zu Nemorino Nur stille!
Werdet Ihr kommen? zu Gianetta
Du bist die erste!
NEMORINO zu den andern
sieht heimlich nach Adina, tut aber, als beachte er Dann du, dann du!
sie nicht; zärtlich zu Gianetta und den anderen
Mädchen DULCAMARA
Ich werde sehen! für sich, nach Nemorino gewendet
Dass Gott erbarme, er liebt sie alle!
ALLE MÄDCHEN Mag's wohl bekommen, tanz' du nur zu!
drängen sich an Nemorino Tanz' du nur zu, tanz' du nur zu!
Ihr werdet doch tanzen?
ADINA
GIANETTA tritt zwischen Nemorino und Dulcamara; zu
Mit mir? Nemorino, ihn bewegt an der Hand fassend
He, Nemorino!
NEMORINO
wie vorher NEMORINO
Ja! beglückt für sich
Ha, auch Adina!
DIE ANDERN MÄDCHEN
Gianetta wegdrängend DULCAMARA
Mit mir? erschreckt ausrufend
Der tanzt mit allen!
NEMORINO
wie vorher ADINA
Nur auf zwei Worte: Mit bittrer Reue
Ein kleines Sümmchen kann dich verführen, Rächt sich die Liebe.
Dich als Soldaten zu engagieren?
NEMORINO
GIANETTA UND DIE MÄDCHEN wie vorher, für sich
erschrocken, laut Ja, sie ertrage nun -
O Himmel! zum Soldaten?
ADINA
ADINA stets für sich
Nemorino fester fassend Ihm, den ich quälte -
Das war ein Fehler!
Ich spräche gerne deshalb mit dir! NEMORINO
stets für sich
NEMORINO Der Liebe Pein -
sieht sie erwartungsvoll und schmachtend an
Ei, ei, so rede! ei, ei, so rede! ADINA
Mit kaltem Hohne,
GIANETTA UND DIE MÄDCHEN Muss ich zum Lohne -
Nemorino bedrängend
Nur fort, zum Tanz, zum Tanz, zum Tanze! NEMORINO
Der Liebe Pein!
NEMORINO
zu Adina ADINA
Gleich nach dem Tanze Nun Liebe weihn!
Siehst du mich hier! - Sogleich! - Sogleich! Ihm, den ich quälte
Mit kaltem Hohne,
Er wendet sich zum Gehen Muss ich zum Lohne -
ADINA NEMORINO
ihn zurückhaltend Ja, sie ertrage nun
Ach, höre! ach, höre! Der Liebe Pein!
DULCAMARA ADINA
Ich bin ein ganzer Narr! - Nun Liebe weihn!
Der Fall ist neu und selten! - Muss ich zum Lohne
In welch' erhabnem Glanze Liebe weihn, ja, Liebe weihn,
Strahlet heut' mein Elixir! Ja, Liebe weihn!
ADINA NEMORINO
wie vorher zu Nemorino Ja, sie ertrage
O höre! Nun der Liebe Pein!
NEMORINO DULCAMARA
froh für sich lächelnd für sich
Was sie mir sagen will, Ich seh' sie alle vor Lieb' erkranken;
Ist leicht zu sehen, Nur meinem Wundertrank hat er's zu danken!
Sie kann dem Liebestrank Ich werde Schätze mir noch verdienen;
Nicht widerstehen! Ich werde bald schon ein Krösus sein!
Ja, sie empfinde nur
Im wunden Herzen GIANETTA
Der Sehnsucht Schmerzen, für sich
Der Liebe Pein! Nach allen Männern fast vom ganzen Orte
Hat sie geangelt schon mit süssem Worte!
ADINA Mit Nemorino soll's ihr nicht gelingen,
für sich In ihre Falle geht er nicht ein!
Ha! wie so launenvoll
Sind unsre Triebe, NEMORINO
für sich
Ja, sie empfinde nun - der Liebe Pein! NEUNTER AUFTRITT
Ja, sie empfinde nun im wunden Herzen Adina, Dulcamara zu ihrer Linken
Der Sehnsucht Schmerzen, der Liebe Pein! Rezitativ
ADINA
für sich
Ha, wie so launenvoll - sind unsre Triebe! Nr. 18 - Rezitativ und Duett
Mit bittrer Reue rächt sich die Liebe!
Ihm, den ich quälte mit kaltem Hohne, ADINA
Muss ich zum Lohne nun Liebe weihn! schmerzlich ergriffen, singt
O wie geht er zufrieden!
MÄDCHEN
unter sich DULCAMARA
Nach allen Männern fast vom ganzen Orte stolz
Hat sie geangelt schon mit süssem Worte; Mir soll er's danken!
Mit Nemorino soll's ihr nicht gelingen,
In ihre Falle geht er nicht ein! ADINA
ihn erstaunt betrachtend
DULCAMARA Wie? Euch, Herr Doktor?
lächelnd für sich
Ich werde bald ein Krösus sein! DULCAMARA
selbstbewusst lächelnd
GIANETTA Ja, mir nur!
für sich Ich gebiete der Freude, destilliere die Lust,
Sie fühlet Pein, sie fühlet Pein, Und schaffe Liebe gleich dem Rosenwasser.
Doch er geht nicht in ihre Falle ein! Was Ihr bewundert,
Was Euch mit Staunen füllet an dem Jüngling,
NEMORINO Das alles ist mein Werk,
für sich Das Werk des Doktors!
Der Liebe Pein, der Liebe Pein,
Der Sehnsucht Schmerzen, der Liebe Pein! ADINA
Ja, sie ertrage diese Pein, ja, sie ertrag' der Liebe verächtlich
Pein! Possen!
ADINA DULCAMARA
für sich Possen, sagt Ihr? Ungläubige!
Ja, Liebe weihn, ja, Liebe weihn, Possen? Wär' Euch bekannt nur die Gewalt
Muss ich zum Lohn nun Liebe weihn! Der Alchimie, der hohe Wert des Elixirs
Der Königin Isolda!
MÄDCHEN
unter sich ADINA
Sie lockte - ihn gerne, staunend fragend
Doch er geht nicht in ihre Falle ein! Isolda?
Er geht nicht in die Falle ein!
Sie denkt nach, als ob sie sich ihrer Vorlesung
Gianetta und die Mädchen nehmen Nemorino in erinnere
ihre Mitte und wenden sich zum Abgang. Adina
sieht ihnen betrübt und aufgeregt nach. Nemorino DULCAMARA
wendet sich, bevor er geht, verstohlen nach Adina Isolda! Verstehe ich doch selbst,
zurück, doch scherzt er mit den Mädchen und Es zu bereiten.
schwingt den Hut vor Freude. Gianetta und die
Mädchen fassen ihn am Arm und hüpfen in ADINA
ausgelassener Fröhlichkeit mit ihm fort durch das für sich
Eingangstor links Mitte nach links hinten. Was hör' ich?
Dulcamara lacht über das Possenspiel.
laut
DULCAMARA
Und Nemorino? Und jenes Elixir? O so heiss geliebt von allen,
Wird auch keine ihm missfallen.
DULCAMARA
Mich fragte er, ADINA
Wie Lieb' man könnt' erwecken für sich
In einem harten Herzen. Und voll edler reiner Treue -
ADINA DULCAMARA
Er also liebte! für sich
Ja, nun kommt an sie die Reihe!
DULCAMARA
Und seufzte Tag und Nacht. ADINA
Vergebens war sein Hoffen! wie vorher
Nur einen Tropfen von diesem Trank, Hing dies Herz einst nur an mir!
Dem herrlichen, zu kaufen,
Opfert seine Freiheit er DULCAMARA
Und ward Soldat! für sich
Not tut ihr mein Elixir!
Duett
laut, eitel
ADINA
für sich Alle Mädchen sind besessen,
Ach, wie grausam! Soviel Treue Können nimmer ihn vergessen.
Lohnt' ich mit Verachtung dir!
für sich
DULCAMARA
sie beobachtend, für sich Ja, nun kommt an sie die Reihe,
Ha, nun kommt sie an die Reihe! Not thut ihr mein Elixir!
ADINA ADINA
für sich für sich
Wie grausam! Ja, voll edler reiner Treue
Hing dies Herz einst nur an mir!
DULCAMARA
für sich DULCAMARA
Not tut ihr mein Elixir! O Adina! - Kannst mir vertrauen!
Nur das Köpfchen in die Höhe!
ADINA An den Mienen ist's klar zu schauen,
für sich Dass du leidest an Herzenswehe!
Wie grausam! Wenn du willst -
ADINA ADINA
ängstlich weiterfragend ihn schelmisch fixierend
Ach! Welcher Schönen konnt' es gelingen, Doktor, fruchtlos ist Eu'r Streben,
Seine Liebe zu erringen? Denn bei mir hat's keine Kraft!
DULCAMARA
Willst du, soll kein Mann entrinnen, ADINA
Alle sollen um dich schmachten. Euern Wundertrank in Ehren,
Doch ich kann ihn leicht entbehren;
ADINA Andre Mittel als Mixturen
Mit so vielen, was beginnen? Führen mir den Teuren zu!
Nur nach einem will ich trachten!
DULCAMARA
DULCAMARA geht an ihr vorüber nach rechts; für sich
Tausend Weiber sollst du sehen, Freund! Hier scheitern deine Kuren!
Die in Eifersucht vergehen! Die ist pfiffiger als du, ja! ja!
ADINA ADINA
Ach, wie soll es mich erfreuen, feurig
Zwietracht lieblos auszustreuen? Ein vertraulich süsses Nicken,
Und ein Wink als Liebeszeichen
DULCAMARA Kann der Männer Sinn berücken,
Einen Reichen kannst du wählen - Und ein Marmorherz erweichen.
Zauber liegt schon in den Blicken,
ADINA Reden Lieb' sie und Entzücken;
Ich will lieben und nicht zählen. Nemorino kann nicht fliehen,
An mich ist er festgebannt!
DULCAMARA
Willst du Grafen, willst du Marchesen? auf ihr Gesicht zeigend
ADINA DULCAMARA
Denn bei mir hat's keine Kraft! für sich
Nein, nein, bei mir hat's keine Kraft! Nein! Ach, ich merk' es, lose Kleine,
Deine Kunst besiegt die meine! -
DULCAMARA Ei, die Schelmin! - Ei, die Schelmin! -
zieht einige Fläschchen hervor Armer Doktor! Ja, mit diesem holden Munde
Nimm doch dies - oder dies! Schlägst und heilst du manche Wunde,
Ich will dir ein Mittel geben, Und ein Strahl aus deinen Blicken
Das hinweg das Übel schafft! Kann ein krankes Herz erquicken!
So nimm die's hier! Nein, nein, man kann ihr nicht entfliehn!
Nein, nein, er kann nicht!
ADINA
Ach nein, bei mir hat's keine Kraft! er spricht
DULCAMARA Ei?
spricht
So? er singt weiter
er singt weiter
Wie kannst du dich unterstehen, Ja, ich merk' es, lose Kleine,
Meinen Liebestrank zu schmähen? Deine Kunst besiegt die meine!
DULCAMARA
ADINA Ja, beschämt muss ich hier weichen,
Ach! Herr Doktor! Besser ist ihr Liebestrank!
DULCAMARA
Die Arznei kann's nicht erreichen, Nr. 19 - Romanze
Was durch Anmut wohl gelang;
Ja, beschämt muss ich hier weichen! NEMORINO
Wohl drang aus ihrem Herzen
ADINA Ein Seufzer zu mir her,
Reden Lieb' sie und Entzücken! Und bei der Mädchen Scherzen
Hob ihre Brust sich schwer!
DULCAMARA Was will mein Herz noch mehr?
Ja, beschämt muss ich hier weichen, Liebe, sie fühlet deine Macht,
Besser ist ihr Liebestrank! Ja, deine Macht!
Hinge ihr Auge nur einmal
ADINA Liebend an meinem Blick;
auf ihr Gesicht zeigend Gäb' mir ihr Mund nur einmal
Das Rezept steht hier geschrieben, Der Liebe Wort zurück.
Hier im Aug' ist Liebestrank! Ach, gäbe sie mit schmachtendem Blick
Ein vertraulich süsses Nicken, Der Liebe süss Geständnis zurück!
Und ein Wink als Liebeszeichen Mag dann der Tod mir drohn,
Kann der Männer Sinn berücken, Ach, mir ward der schönste Lohn!
Und ein Marmorherz erweichen.
Zauber liegt schon in den Blicken, Adina ist schon etwas vorher von rechts aus dem
Reden Lieb' sie und Entzücken; Pachthaus erschienen. Nemorino bemerkt Adina
Nemorino kann nicht fliehen, und wendet sich anscheinend zum Gehen.
Fest an mich ist er gebannt!
Nein, nein, er kann mir nicht entfliehn!
ELFTER AUFTRITT
DULCAMARA Adina, Nemorino zu ihrer Linken
Ei, die Schelmin! - Ja, ich merk' es!
Lose Kleine! Deine Kunst besiegt die meine! - Adina ruft ihm verlegen zu. Nemorino wendet sich
Ei, die Schelmin! - Ei, die Schelmin! - mit zögernden Schritten zu ihr zurück.
Armer Doktor! Ja, mit diesem holden Munde
Schlägst und heilst du manche Wunde, Rezitativ
Und ein Strahl aus deinen Blicken
Kann ein krankes Herz erquicken!
Nein, nein, man kann ihr nicht entfliehn!
Nr. 20 - Rezitativ, Arie und Duett
ADINA
Ja, in dem Aug' ist Liebestrank! ADINA
singt
Nemorino! Warum willst du fliehen? Nichts weiter sagst du mir?
Was konnte dich bewegen,
Die Waffen zu ergreifen? ADINA
Nichts weiter.
NEMORINO
Ich sah, es würde nimmermehr NEMORINO
Mein Glück hier reifen. Wohlan!
NEMORINO ADINA
zitternd Nein!
O Wonne, kaum noch fass' ich dich.
NEMORINO
ADINA O welche Seligkeit!
Was du um mich gelitten -
BEIDE
NEMORINO Vergiss vergangne Leiden, ach!
wie vorher Erkenne meine Reue!
Du liebst mich? Nichts soll von dir mich scheiden,
Nein! dir schwör' ich ew'ge Treue!
ADINA Ja, mein, ja, mein, du mein,
Soll Liebe dir vergüten. Ja, mein, ewig mein! / dein!
NEMORINO ADINA
Betrog der Doktor nicht? Nichts soll von dir mich scheiden,
Dir schwör' ich ew'ge Treu'!
ADINA Ja, mein sollst du sein!
Nein!
NEMORINO
NEMORINO Der Doktor täuschte nicht!
sie umfassend
O Wonne, kaum noch fass' ich dich! ADINA
wie vorher
ADINA Nichts soll von dir mich scheiden,
zärtlich Dir schwör' ich ew'ge Treu'! Ja!
Glück soll fortan dir lachen, Dir lachen! Mein sollst du sein!
Ja, mein sollst du auf ewig sein,
NEMORINO Ja, mein auf ewig sein!
freudig
O Wonne! NEMORINO
wie vorher
ADINA O welche Seligkeit!
sich an ihn schmiegend Ja, dein will ich auf ewig sein! -
Vergiss vergangne Leiden, Will dein auf ewig sein!
Erkenne meine Reue!
Beide stehen in Umarmung. Trommelwirbel links
BEIDE hinten in der Nähe. Sergeant Belcore marschiert
umfangen mit seinen Soldaten von links hinten durch das
Vergiss vergangne Leiden, ach! Eingangstor links Mitte herbei. Doktor Dulcamara
Erkenne meine Reue! kommt gleich nachher von rechts hinten durch das
Nichts soll von dir mich scheiden, Eingangstor; sein Mohr und sein Diener folgen ihm
Nein! dir schwör' ich ew'ge Treue! mit seinem Gaul und Wagen, der mit den beiden
Ja, mein, ja, mein, du mein, letzteren Personen vor dem Eingangstor hält.
Ja, mein, ewig mein! / dein! Gianetta kommt von links hinten mit Landleuten
und Wäscherinnen, die ihr von rechts und links
NEMORINO hinten durch das Eingangstor folgen.
stets wie vorher
O Wonne, kaum noch fass' ich dich!
ZWÖLFTER AUFTRITT
ADINA
Gianetta. Belcore. Adina. Nemorino. Dulcamara. Hier der reichste Besitzer ist geworden,
Soldaten. Landleute. Wäscherinnen. Der Diener. Denn sein Oheim ist gestorben!
Der Mohr.
ADINA
erstaunt
Sein Oheim tot?
Nr. 21 - Rezitativ
NEMORINO
BELCORE ebenso
sieht die Umarmung, eilt vor und ruft den beiden Mein Oheim tot?
Liebenden und seinen Soldaten im Kommandoton
zu GIANETTA
Halt! für sich
dann zu seinen Soldaten Das wusst' ich längst.
Front! Präsentiert!
es geschieht DULCAMARA
erstaunt für sich
Was seh' ich? - Vor meinem Nebenbuhler Und auch mir war es bekannt!
Lass ich präsentieren? laut
Er spricht kommandierend Doch was ihr noch nicht wisset,
Gewehr auf Schulter! Gewehr bei Fuss! Rührt Und was ihr nicht wissen könnt:
euch! Vernehmt, dass dieser überirdische Trank
Es geschieht Nicht nur die Kraft hat,
Liebe zu heilen gleich auf der Stelle,
ADINA Er macht auch reich arme Teufel!
zu Belcore
Ja, ja, so ist's, Belcore! CHOR
Ohne Groll möcht' ich gerne Euch scheiden sehen! staunend
Er wird mein Gatte! O herrlicher Trank!
Was geschehen -
BELCORE
entschlossen, ihr mit süsssaurem Gesicht entsagend
Nr. 22 - Zweites Finale
Ist geschehen!
Behalte ihn, du Schelmin, DULCAMARA
Schlimmer für dich! übertrieben lobpreisend
Noch gibt es andre Mädchen! Er kurieret alle Mängel,
Viel Tausend weiss ich wohl noch aufzutreiben. Sind sie gleich uns angeboren,
Macht aus Weibern pure Engel,
DULCAMARA Wenn die Schönheit sie verloren.
wichtig und lächelnd zu Belcore Krumme, Lahme macht er gehen,
Nur müsst Ihr fein Taube hören, Blinde sehen,
Beim Liebestrank verbleiben. Ja, er glättet jede Stelle,
Wo zuvor ein Buckel war!
NEMORINO
pfiffig, indem er Dulcamara die Hand reicht Er winkt seinem Diener und Mohren
Euch, weiser Mann, hab' ich mein Glück zu
danken! CHOR
Dulcamara bedrängend
CHOR Mir ein Fläschchen, hurtig, schnelle!
Dulcamara anstaunend Gebt, o gebt mir gleich ein Paar!
Was hör' ich?
Mohr und Diener nehmen Medikamente aus dem
DULCAMARA Wagen, verkaufen sie an die Landleute und nehmen
wichtig und aufgebläht das Geld dafür
Ja, mir! Denn wisset, dass Nemorino
Heute mit einem Male DULCAMARA
wie vorher mit den Händen und fährt fort. Alle winken ihm mit
Wenn die Tanten neidisch wachen, Tüchern und Hüten nach.
Wird der Schlaf sie bald besiegen; Belcore wendet sich achselzuckend zu seinen
Selbst die eifersücht'gen Drachen Soldaten.
Weiss er schmeichelnd einzuwiegen!
Bringet Trost den müden Schönen,
Die im Bette schlaflos gähnen!
Ja, es hilft für alle Fälle
Und beseitigt die Gefahr!
CHOR
wie vorher
Mir ein Fläschchen, hurtig, schnelle,
Gebt, o gebt mir gleich ein Paar!
DULCAMARA
aufschneidend wie vorher
Einen Schatz empfingt ihr heute,
Alles hab' ich euch gegeben:
Gold, Gesundheit, Männer, Bräute,
Schönheit, Glück und langes Leben!
Mit so herrlichen Geschenken
Dürft ihr freundlich mein gedenken,
Ja, für all die Wundergaben
Mögt ihr stets mir dankbar sein!
CHOR
zudringlich wie vorher
Kehrt mit Euren Wundergaben
Bald im Dorfe wieder ein!
BELCORE
nach Dulcamara hin
Charlatan, ein Wassergraben
Mög' dein nächstes Lager sein!
Hüt' dich wohl!