Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Und es war ein Radioprogramm, das den Anstoss für u.a. die
Zeitschrift gegeben hat.
https://lenvolee.net/category/emissions-de-radio/
Ca ne valait
konnten.."(**)(Abdel Hafed Benotmann)
Abdel war damit nicht einverstanden und wird mit 15 zum Dieb.
("Ich habe mich dafür entschieden. Ich bin kein soziales Opfer").
und zum Händler.. Alles was er klaute, verkaufte er an seine
Klassenkamerad*innen, die im Gegensatz zu ihm Taschengeld
hatten.
"Es war meine erste grosse Strafe. Wir hatten damals keine Fernseher in den
Zellen und die Besuchszimmer waren mit Sprechmembranen ausgestattet. Es
gab nur sehr wenig physischen Kontakt, nur mit unseren Müttern, die durften
wir umarmen. Ich sagte mir:`Du bist zwischen vier Wänden eingesperrt.Die
Tür ist verschlossen und an den Fenstern sind Gitter. Du hast zwei
Möglichkeiten: Entweder du brichst aus und zwar richtig, das heisst, die
Gitterstäbe durchsägen und einen Tunnel graben, oder du findest einen
Hinterausgang.`Und da kam die Lust am Schreiben und an Büchern (wieder)
auf."
Er begann sich Bücher aus der Bibliothek zu hören, las alles, was er kriegen
konnte: Nietzsche, Hugo, Tschechow, Dostojewski - und er verweigerte sich
dem Arbeitszwang.
Ich sage nicht, daß diejenigen, die im Gefängnis arbeiten, Dummköpfe sind.
Sie haben keine Wahl.Wenn sie essen wollen, dann haben sie Interesse, zu
arbeiten, vor allem in den gegenwärtigen Gefängnissen, die halb privatisiert
sind.... Ich bin einem System gegenüber feindlich eingestellt, in dem das
Justizministerium eine Broschüre mit Angeboten für Unternehmen
herausgeben kann. ..damit wird klar, daß es sich bei den Gefangenen um eine
permanent vor Ort verfügbare und der Fron ausgelieferte Population handelt,
die kein Recht auf Streik hat und die man loswerden kann, ohne ihr
Arbeitslosengeld zu bezahlen ...die im Falle eines Arbeitsunfalls ohne
Entschädigung entlassen wird ..."
„Wer im Gefängnis sitzt und nicht schreiben und lesen kann, hat ein schweres
soziales Handicap.Im Gefängnis spielt sich alles schriftlich ab. Wenn sie eine
Ärztin sehen wollen, müssen Sie ihr schreiben.Wenn die den Aufseher, die
Richter*in sehen wollen, müssen Sie ihr schreiben. Sie müssen bei allem und
alles schreiben… und wer das nicht kann, muss sich auf einer
Warteliste eintragen und warten, bis der Schreiber kommt.“
1984 wird er aus dem Knast entlassen. Durch den Theaterworkshop im Knast,
der von Maryvone Vènard intiiert wurde, wird er auf das „Théatre de la
Pierre Noir“ (Schwarzer Stein“) in Troyes im Nordosten Frankreichs
aufmerksam gemacht, mit denen er die nächsten zweieinhalb Jahre
zusammenarbeitet. Er spielt Stücke von Tschechow, von Victor Hugo (Regie:
Maryvone Vénard).
http://www.zeit.de/video/2010-11/675493776001/frankreich-gero-von-randow-die-
energie-der-banlieus
1987 kehrt er nach Paris zurück und beginnt für das Theater zu
schreiben. M.Toz und La Pension entstehen, die von seinem Bruder
inszeniert und in Aix-en-Provence und Paris aufgeführt werden.
Die grösste Gewalt, die einem Menschen angetan werden kann, ist für Abdel
Hafed die Unterwerfung. Sich zu unterwerfen, sich z.b. stundenlang, ein Leben
lang sich in einem fragwürdigen, „dummen“ Job zu beugen – für ihn
unvorstellbar. Dabei war er ein Dieb mit eigener Ethik und Grenzen,
spezialisierte sich darauf Banken und Reichen zu berauben, benutzte aber
während seiner Überfälle immer falsche Waffen und sorgte dafür, dass
niemandem Schaden zugefügt wurde. „Soweit ich konnte, habe ich
Institutionen angegriffen, sehr selten Personen.“
Sieht sich eher als Stachel, als freier Einzelgänger, vielleicht auch
im Sinne einer ausgleichenden Gerechtigkeit…..
1995 wird er wieder inhaftiert und bekommt noch zwei Jahre und 6
Monate wegen seiner Flucht drauf (plus 3 Jahre Reststrafe). Ein
Jahr später hat er seinen ersten Herzinfarkt.Die Gefängnisleitung
ignoriert seine Beschwerden, hält ihn für einen Simulanten.Erst
nach 12 Tagen wird er behandelt.
Von 2004 bis 2007 sitzt er wegen insgesamt 22.000 Euro wieder
mal im Gefängnis.Er verbringt die Zeit in Fresnes zusammen
mit Jean-Marc Rouillan von der "Action Directe."
*
**http://eipcp.net/transversal/1014/Benotman/Gefaegnis_Schreiben
*