Sie sind auf Seite 1von 316

D er

Weg zu r K a t a st r op h e
VO U

K a rl Friedric h N o w a k

2 1 —2 5 A ufl ag e
.

B e r l i n

E r i c h R e i ß V e r l a
g
A ll e Re h te b es de r s d
c on as Üb e rset z g s r e h t
un c vo rb e h lte
a n

C py ri g h t 1 9 1 9 b y E i h Re i ß V e l g Be r l i
, ,

o r c r a , n W 62
In h al t
S eit
e

Einführung : I III

Ei nf üh rung : II IKIII

Zur Vorgeschi chte


Die Russen 49

Die Serben 97

Die Poli tik des Krieges 1 23

Der Denker des Krieges 1 41

Luck und Asiago 1 55

Der Oberbefehl 1 81

ConI a ds Sturz 20 3

Die Italiener 245

Das E nde 2 69

VII
E i n füh r u n g
Wi e n ,
18 . März 1 91 9 .

Hochgeehrter
Herr Doktor

Indem ich das mir zur Einsichtnahme übermittelte


Manuskript dankend retourni ere W ill ich Ihrem Wunsche
,

mich fr e i m üt h ig darüber zu äußern im Nachfolgenden


entsprechen .

Manchen Ihrer Deduktionen kann ich nicht bei


pflichten ebenso auch ni cht der stell enweisen Schärfe
,

der Kritik so wi e der abfälligen B e u r t h e i l u n g einzelner


,

Persönl ichkeiten .

Der Hauptsache nach war di eser von unseren


Gegnern zur Weltkatastrophe erweiterte Krieg weniger
ein Krieg der Feldherrn als ein Krieg der Massen und
der materie l len Mittel ; er wi ll vornehmlich von
diesem Standpunkt aus betrachtet sein .

Wenn auch die e n dg i l t i ge Behandlung di eses com


li c i e r t e n Stoffes ein eingehendes Erforschen all er Detail
p
vorgänge ; somit ein Erschließen al ler ganz besonders
,

auch der gegnerischen Archive so w ie Mi t t h e il u n g e n


,

mannigfacher B e t h e i li g t e r also eine Arbeit von Jahren


,

erfordert s o sind doch die von Ihnen gebrachten rein


,

hi storischen Th a t s a c h e n soweit sie in den Bereich meiner


,

Kenntni s und meiner Erinn e rung fal l en zutreffend ,

dargelegt ,

XI
He rvorheben möchte ich daß ich in meiner seiner
,

zeitigen Stellu n g als Chef des General stabes — d as ist bis


,

Ende Feber 1 9 1 7 strikte daran festgehalten habe im


, ,

Inte resse der gemeinsamen Kriegfüh ru n g die u nge t r ü b


ten Beziehungen zwischen uns erer Heeres l eitung und
den Heeresleitungen unserer Al l ii r t e n stets aufrecht
zue rh a l t e n
,
daher W ähr end des Krieges alle sach
Widri gen Rivali täten zu vermeiden Ve rh e t z u ng sve r
,

suche abzul ehnen und auf soweit angängig con


c il i a n t e m Wege meine Absichten durchz u setzen .

Ich W ünsche Ihnen besten Erfolg und grüße Sie


vielmals als
Ihr

ergebener

Co nrad ,

Feldmarschall

X II
II
.

„ Der Weg zur Katastrophe f ührt durch bisher unbe


s c h r i t t e n e s Land An vielen Fronten oft des Kampfes u n
.

mi ttelbarer Zeuge wu rde ich dem Generalobersten Co nrad


,

von H ö t ze n dor f im Sommer 1 9 1 5 in Teschen vorgeste ll t .

Dort gab mir der Feldmarschall da ich sein Vertrauen ,


allmähli ch hatte gewi nnen kö nnen im Jahr von Lu ck ,

di e erste große Darstellung der K r i e g sz u s a m me n h än g e .

A nfang 1 9 1 7 trat der Chef des österreic hi sch unga -

ri e chen Generalstabes zurück Fünfviertel Jahre durfte


.

ich mit Unterbrechung in Bozen oft genug i m Ar b e i t s


,
o

zimmer des Marschalls dem Stu dium der We l t t r ag ödi e


,

widmen : von Fr eiherrn von Conr ad durch di e ganze


Klarheit seines mächtigen Geistes angeregt durch sein ,

herbes Bestehen auf Sachlichkeit und Richtigkeit g e


lenkt zugleich durch unendl i che Geduld gefördert Briefe
, .

eines dokumentarischen Stils ergänzten di e gewonnenen


Eindrücke Währ end des Krieges s a h und sprach ich
.

den Marschall zum letzten Mal in Villach Hier und in .

Triest erlebt Conrad einsam den Zusammenbruch


Die Niederschrift des Buches beginnt .

Für vi ele Absch ni tte muß t en viele befragt werden .

Nicht nur der Feldmarschall Er selbst las da s Manu


.

skri pt mit strengster Kritik und duldete auch die kleinste


Ungenauigkeit ni cht Bisweilen machte er aus anderer
.

Ansicht kein Hehl ohne daß ich meinen Standpunkt


,

zu ändern vermoc h te .

Wichtige Bestätigung des ganze n Kriegsablaufes gab ’

dann Fe l d ma r s c h a ll e u t n an t Josef M e t z g e r der frühere ,

X III
Chef der Operationsabteilu ng im österreichisch unga -

r i s c h e n Armeeoberkommando .

Über den Abschnitt der D u r c hb r u c h ss c hl a c h t bei


Tarnow und Gorlice über di e Entwicklung ihrer Vor
,

geschi chte wu rde der deutsche Bevollmächtigte im


,

Te s c h e n e r und Badener Hauptquartier General v o n ,

C r a m o n befragt
,
.

F e l d m a r s c h a ll e u t n a n t Otto Ritter v o n B e r n d t ,

der Generalstabschef der IV österreichisch ungarischen


.
-

Ar mee gab mit anderen Wissenden und Beteili gten Auf


,

schlüsse über das Ereigni s von Luck Überdi es lag der .


i nterne Lucker G e fe c h t sb e r i c h t an das österreichi sch
ungarische Armeeoberkommando mi r zum Studi um vor .

Die Richtli ni en der österreichisch ungarischen Pol i


-

tik endl ich vom Anfang 1 9 1 7 b i s ins Frühj ahr 1 9 1 8


und ihr Echo bei den Führern in Deutschland e r
hellte im wesentlichen der frühere österreichi sch unga -

rische Minister des Äußeren Graf Ot tokar O z e r n i n .

Nunmehr werden manche das u n b e s c hr i t t e n e Land


freilich mi t Erstaunen d u rchwandern Eini ge mi t a uf .

steigendem Zorn viele mit tiefem Erschrecken Aber


,
.

mein Gef ühl da ich di es Land beschrieb war doch nur


, ,

di e große Trauer daß Nation um Nation sich gleich


,

schul di g machte am Martyrium der Welt .

Das Buch soll allen Deutschen dargebracht sein .

Die besten Deutschen müssen die Bitterkeit der Wahr


heit schätzen weil sie der edelste Lehrmeister ist
,
.

B e r l i n ‚ i m Mä r z 1 9 1 9 .

Karl Fri edri c h Nowak

X IV
Z u r V or g e s c h i c h t e
A m Wiener Ballplatz kam Freiherr von A e h r e nt hal

im Spätoktober des Jahres 1 9 0 6 von weiter Reise an .

Das Barockhaus mi t der mattgrauen zurückhaltenden ,

Fassade das Maria Ther esia gnä di g dem er fahrenen


,

Kaunitz eingerichtet hatte die Arbeitsräume hi nter


,

den hohen spiegelnden Fenstern darin eine ganz e


, ,

Weile nach dem eleganten listigen Metternich der b e


,

w e g l i c h e Andr assy seine ersten O r i e n t p l ä n e gesponnen ,

den ersten D r e i b u n dve r t r a g u n t e r s i e g e l t hatte und


K al n oky dann bei der Erneuerung über die Freigebig
ke i t Bismarcks an I talien stöhnte di e tiefen Arc hi ve
hi nter vergitterten Pa r t e r r e sc h e i b e n wo di e Sc hi cksale
,

der alten Monarchie stumm Regal an Regal in ver


, ,

staubten Pappschachteln ruhten betrat A e h r e n t h a l ,

nunmehr als Herr Graf G ol u c h ow ski hatte das Haus


.

gestern in Unlust verlassen Er war ein Mann gewesen


.
,

der es ni emals liebte verblüffende Ideen zu haben


, .

Weit größer war seine Schwäche für Fl ot t e n d e m ons t r a


t i on e n
,
obgleich die S c hiffs z ahl der Monarchie noch
längst nicht nennenswert war Um s o eindrucksvoller
.

waren die Flotten der anderen Wenn di e Insel Kreta .

in Aufruhr stand regte er di e Mächte de s Kontinents


,

an Schiffe dahin zu entsenden Denn Griechenland


, .

und di e rebellierende Insel sollten wissen daß man sich ,

durch eigene n Willen nicht zusammens c hließen durfte .

3
Wenn di e Türkei gegen ein neues Finanzprogramm
murrte das wieder di e Mächte des Kontinents aus
,

g e h e c k t hatten ohne,
all e Neugier für irgendeine Mei
nung des Groß w esirs darüber s o war Graf G ol u c h ow ski ,

gleich dabei mit den Schiffen der anderen auch wieder


,

vor die Dardanellen zu fahren Mehr als ein Jahrzehnt .

war er immer bei all em dabeigewesen Seine A nr e g u n .

gen empfing er bisweilen vom russischen Grafen Lambs


dorf wenn di eser Beruhi gung in Mazedonien wüns chte
, .

Er setzte sich freundlich mi t ihm zum „ Mür z s t e g e r



Progamm zusammen das die mazedonische Beruhi gun g
,

herbeiführen soll te Seine Anr egungen empfing er ge


.

l e g e n t li c h vom Fürsten Bülow Wenn der deutsche .

Kanzler verstimmt darüber daß Frankreich und Ruß


, ,

land di e kr e t e n si sc he Kandidatur des Prinzen Geor g


von Griechenland stützten di e deutschen Schiffe von ,

der Insel zurückrief so war der entgegenkommende


,

Graf natürlich bereit sogar eine der gern u n t e r n om


,

menen Flottendemonstrationen abzubrechen und auch


seine Schiffe zurückzurufen Er da chte nicht daran .
,

d a ß er als der Nä c h s t b e t e i li g t e im Nac h b a r me e r der


Adria di es eigentlich hätte zuerst tun müssen er dachte ,

erst nach Deutschland daran Bei so viel Denken war .

es ih m entgangen daß er die politische Erbsc h aft der


,

Andr assy und K äl n oky zwar in ihrem Geiste hatte


ausbauen di e Unantastbarkeit der Türkei hatte sicher
,

stell en W ollen weil ein Weltbrand bei der Erbteilung


,

vor Konstantinopel entstünde Aber eines Tages b e .

fand e r sich u nb e w u ß t und harmlos dennoch im Lager


gegen di e Türkei li eß den unver dienten Frieden mit
,

Griechenland zu ließ Kreta überhaupt fallen und


, ,

4
B o t sc h a ft e r p a l a i s
her auch den Grafen am Ballplatz zur
Tätigkeit aufzurütteln wußte der Thronfolger Erzherzog
,
-

Franz Ferdi nand selbst aufmerksam werden Von .

Erzherzog Franz Ferdi nand dachten vi ele vieles .

Er galt denen als ein Freund der Tschechen Er war .

der Schir mh err der Kirche Er galt j enen a l s ein Mad


.

j a re n h a sse r In Wahrheit dachte er obgleich er di e


.
,

Probleme und ihre Sch wi erigkeit dabei erkannte an ,

die Machtstellung und Mehrung der Monarchi e an den ,

verstärkten Glanz des Hauses Habsburg Trotz man .

cher Schwächen in seiner sprunghaften und herrischen


Ar t die namentl ich später als sein Leiden fortschritt
, , ,

di e Überleitung von bestrickender Liebens w ür digkeit


bis zur härtesten Unduldsamkeit oft j äh gestaltete hatte ,

sein Blick doch erkennende Schärfe Er suchte He l fer


.

für sein Werk di e er lange vorher beobachtete In


, .

Petersburg sah er A e h r e n t h a l nicht nur um verbindli che


höfische Beziehungen bemüht Er spürte A e h re n t h a l
.

schen Drang in G ol u c h ow ski s Erwachen Er wu ßte .


,

daß der Baron Rußlands Kampf mi t Japan von der


Newa mi t angesehen dann di e Revolution mi t studi ert
,

hatte Franz Ferdi nand ko nn te denken daß A e h r e n


.
,

thal zu einem Kenner Rußlands geworden se i Ruß .

land war der Monarc hi e gefährlichster Gegner Der .

Petersburger Botschafterp osten war wi chtig Immerhi n .


,

das Amt des Mini sters des Äu ß eren der vom Ball ,

platz die Wege aller Botschafter bestimmen konn te ,

noch wichtiger Außerdem : der Hof im Winterpalais


.

und der Wiener Hof verstanden sich j a wieder Franz .

Ferdinand sorgte für A e hr e n t h a l s Reise nach Wien .

Damals waren di e Kabinette ruhi g Jeder schien .


mit sich selbst beschäftigt England hatte di e Buren
.

besiegt Frankreich erholte sich von kolonialen Aben


.

teuern Der Handelskr ieg Frankreichs mit Italien


.
,

die ganze italienische Verstimmung war jetzt ein paar


Jahre lang vorbei Tunis das für Frankreich gesichert
, ,

war li eß sich immer gründlicher e n t i t a li e ni si e r e n


,
.


Ital ien nahm nie mand ganz ernst Fernher lockte .

Tripolis eine Zu ku nft s t r ös t u ng für Tuni s aber es lockte


, ,

auch Valona und der Balkan indes man gleichzeitig ,

di e Seufzer der von der Monarchie noch immer „ u n



erlösten Provinz en ni cht überhören durfte So vieles .

lockte Itali en das in mi tten aller Wünsche nur di e


,

Erinnerung an den Schlag von Adua an den mi ß ,

glückten abessinischen Feldz ug besaß daß Italien ,

selbst vorerst di e Reihe nfolge der Erfüllung suchte .

Und Rußland heilte Wunden Wenn es überhaupt .

eine Sorge gab s o war es das ni cht zu s ä nft i g e n de


,

Mazedonien di e Furcht vor diesem ganz e n gefährli chen


, ,

jetzt noch verfrühten Streit um das T ür ke n e r b e .

Vorläufig sch w ieg man darüber Ungestört konnte .

der Freiherr von A e hr e n t h a l sich zurechtlegen was er ,

eigentlich am Ballplatz wol lte .

Er kam nach Wien mi t dem Gefühle russischer


Freundschaften Aber er besann sich auch des Ver
.

m ä c h t ni s se s des Grafen Andr assy das für die Monarchi e ,

eine Zukunft im Südosten in Saloni ki verhieß A n


, , .

d r ä s sy hatte es ni cht gewagt aus der österreic hi sch


,

ungarischen Okkupation di e der B erliner Kongreß


,

über Bosnien u n d Herzegowina ausgesprochen hatte ,

eine Annexion durch Österreich —Ungarn zu machen .

Ihm waren Okkupation und Annexion der gleiche


I nhalt in zweierlei Ausdruck Was einst sein kö n nte .
,

wenn d as Erben aller am Goldenen Horn begann ,

war ihm keine Sorge des Augenblicks Wichtig war ihm .


,

daß der E r b s c h a ft s t r e i t möglichst spät ausgetragen


'

werde Vorläufig hatte ihm Europa die Okkupation


.

als berechtigt zugebilli gt Und der Monarchi e hatte


.

er eine Richtung ge wi esen Er stützte also di e Türkei


.
,

dami t s i e ni cht zu früh verfalle hal f sie galvani sieren , ,

dami t nicht Eur opa selbst elektrisiert werde All .

seinen Nac hf olgern konnte er gönnen daß ein a b sp ri n ,

gender Funk e ni cht de nn och zünde Dem Grafen Golu .

c h ow s ki war es im russisch j apa ni schen Kr i e ge n a t ür


-

lich ni cht eingefall en d as Wort Okkupation ohne b e


,

s on d e r e n Lärm durch d as Wort An nexion zu ersetzen .

Und obzwar er die damals leichte dauernde Regelung ,

mi t der Tür kei vergaß vergaß er zugleich we ni gstens


, ,

a uf überkommene T ü r ke nfr e u n ds c h a ft zu halten Jetzt .

hatte Freiherr von A e hr e n t h a l versc hi edene Möglich


ke i t e n . Er konnte di e Gal vani sieru ng am Bosporus
neu betreiben Er konn te aus den Wegzeichen des
.

Berli ner Kongresses di e Reiseroute nach Saloni ki


studi eren und vorbereiten Er konn te di es mi t Ruß.

land im gu ten tun was er viell eicht hoffte er konnte


, ,

es gegen Rußland mi t Überlegenh eit durchsetzen ,

was er sich zutraute Die Kabinette waren damals


.

ruhig Er hatte versc hi edene Möglichkeiten Später


. .

stell te sich heraus daß er all e zugleich versuchte


, .

Viel S prach er ni cht darüber Eigentlich gar ni chts . .

Den Männ ern di e für die Zeitungen schrieben kam er


, ,

sehr zuge knöpft vor Das war neu am Ballplatz


.
,

neu in Wien Die Dip lomaten fanden daß er alles s e h r


.
,

8
abwog daß er aber wenn er überhaupt S prach auf
, , ,

Ansichten bestand Einen Botschafter Englands d a s


.
,

solche Lässigkeit sicherlich ni cht gewohnt war li eß ,

er gelassen und mi t Absicht Tag um Tag warten ehe ,

er ihn zum Kaiser führte Er ließ sich ni cht d rängen . .

Man wu ßte ni cht w e r auf ihn Einfluß hatte Man wußte


, .

nicht ob überhaupt j emand auf ihn Einfluß hatte


,
.

Es s a h a u s als verli eße er sich nur auf sich auf seine


, ,

Kenntni s der Dinge a uf seine Überzeugung Was er


, .

tun wollte was er überlegte war sein Geheim ni s


, , .

Niemand wagte e s den Mann eines verheißungsvollen


,

Rufes zu stören Bis eines Tages ein Brief auf seinem


.

Schreibtisch lag „ Keineswegs ginge es an daß der


.
,

Mini ster des Äußeren und der Chef des Generalstabs


ohne einander a u s e i n a n de r a r b e i t e t e n Jede Poli tik .

einer Großmacht hätte nur dann einen Sinn wenn i hre ,

Forderungen im Notfall auch durch die Ul ti ma r a ti o .


,

also militärisch vertreten werden könnten Ein Außen .

mi ni ster der nicht wüßte was von seinen Zielen und


, ,

wie kräftig die A rmee si e unterstützen könnte ver ,


möchte nur eine unsichere Poli tik zu machen
Der Brief war kurz Er trug di e Unterschrift :.

Co nrad von H ö t z e n d or f .

Freiherr von A e hr e n t h a l pflegte alle Schri ftstücke


mi t peinlicher Sorgfalt zu erle di gen Er zögerte ni cht .
,

den Brief des Generals in der höflichsten Form zu b e


antworten E r stimmte di plomatisch sogar zu Aber
. .

er dachte nicht daran irgendwem auch nur das Recht


,

des E i n bli c ke s in di e äußeren Angelegenheiten der


Monarchie in ihre E ntwickl ung in ihren Ablauf zu
, ,

9
gewähren Seine A ngelegenheiten wollte er allein
.

im Kopfe haben Wenn er nach dem Südosten hi n


.

un t e r s a h gefiel ihm manches nicht


,
All e Überwachung .

durch das nach dem Mü r z s t e g e r Programm aufgestellte


internationale Ge n dar me r i e korp s alle Maßnahmen der ,

O rdnung di e Rußland gemeinsam mi t der Monarchi e


,

durchgesetz t hatte verhinderten es keineswegs daß


, ,

in ganz Mazedoni en der Bandenkrieg der Glaubens ,

terror nicht zu bän di gen war Im Augenblick trieben .

es die i ns Land ei nfallenden serbischen und griechischen


Rotten am schli mmsten Baron A e hr e n t h a l erkannte
.

di e erste Gelegenheit sich zu betätigen ,


Er warnte .

di e Regierungen von Belgrad und Athen Und zwar .

warnte er allein ohne erst das an Mazedoni ens Besse


,

rung mi tbeteili gte Rußland zur Mi t w a r nu ng einzuladen .

Alles was A e hr e n t h a l tat pflegte doppelten Sinn zu


, ,

haben um doppelte Auslegung erfahren zu können


, .

Es war ein Hauptbestandtei l seiner di plomatischen


Kunst Wenn der Baron ni cht erst mit dem Außen
.

mi nister Rußlands über den neuen Schritt beriet s o ,

mußte sich zunächst zeigen w i e fest die Gef ühle der ,

Fr eundsch aft waren di e er als Botschafter in Peters


,

burg sich hatte erringen können Vielleicht li eß man .

di e S e l b s t ä n di g ke i t sw üns c h e wi rkl ich hingehen Waren .

die Gefühl e anders in Petersburg s o mochte man dort ,

immerhi n erkennen daß fortan auch di e Monarchie


,

selbständig mi tzusprechen wünsche Übrigens war er .

sich seit er eine Weile am Ballplatz saß plötzlich


, ,

durchaus nicht mehr ganz klar über di e russischen


Stimmu n gen In di e reine Heiterkeit der Freunds chaft
.

z w ischen Romanow und Habsburg stieg seit kurzer


1 0
Zeit neues slawisch nationalistisches Gewölk
,
-
Vor .

ihm mußte man auf der Hut sein A e hr e n t h a l wollte ,

W issen woran er war


,
Auch als di e russische Regie
.

rung di e Selbständi gkeit A e h r e n t h a l s ohne Ve r s t i m


m u ng s z e i c h e n v or b e i g e h e n ließ blieb die Art des Ver
s
,

h äl t ni s s e s ni cht eindeutig Denn auch in das russische .

Ministerium des Äußeren war ein neuer Herr ein


gezogen : Is w ol s ki E i n Nationalist ein Panslawist
'n

.
, ,

der ohne Zweifel di e siebenj ährige B ot sc h a ft e r ar b e i t


'

in Petersburg zunichte machen und leicht den Hof


bereden konn te daß noch weit nötiger als die Freund
,

schaft mit Habsburg ein nationalistisches massen ,

betörendes Ventil s e i durch das alle russischen Revo


,
:

l u t i on sg e l üs t e gefahrlos verströmen müßten Als die .

Warnungen an Griechenland und Serbien ziemlich


wirkungslos verhal lt waren als di e Banden in Maze ,

d oni e n w e i t e r p l ün de r t e n w e i t e r m or d e t e n zog es darum


, ,

Herr von A e h r e n t ha l vor zunächst einmal gemeinsam ,

mi t Is w ol s ki vorzugehen Herr Is w ol ski sollte sich erst


.

demaskieren s oll t e erkennen lassen wi e er mi t der


, ,

Monarchie stand ehe man a uf ihn we ni ger Rücksicht


,

nahm als j ene Gefühle russischer Freun ds chaften


,

beanspruchten mi t denen man nach Wien gekommen


,

war Irgendwie würde man sich dann auch mit ihm


.

auseinandersetzen Konnten die ma zedoni schen Z wi


.

s c h e nfä ll e selbst in kurzer Zeit beigelegt werden s o gab ,

es dennoch bald wieder auf dem Bal kan wichtige Arbeit .

Vor allem auf dem Bal kan Der Bal kan . der Freiherr
von A e h r e nt h a l sah es wohl war das große Problem .

Mitten in A e hr e n t h a l s Sorgen und Gedanken traf


Co nrad von H ö t z e n d orfs Brief Man schätzte im .

1 1
Ministerium des Äußeren di e Entwi cklung allgemeiner
Programme ni cht sehr ; namentlich dann ni cht wenn ,

s i e von außen ins Haus flatterten Aber di esem General .

kam es gar ni cht bei auf allgemeinen Programmen zu


,

verharren Der General hatte ganz abstruse Einfäll e


. .

Er schien ein völlig anderes Weltbil d zu haben a l s


A e hr e nt hal Und indes der Mini ster seine Ne u or i e n
.

t i e r u n g in bezug auf Rußland erwog indes er immer ,

gespannter auf den Balkan sah hatte Baron Conrad ,

italienische Sorgen Weit mehr als Sorgen Er war


. .

faszi ni ert von Italien Es war ganz einfach : Freiherr


.

von Conr ad sah ein italienisches Gespenst .

Auch ihn hatte Franz Fer di nand nach Wien g e


rufen Im Sommer 1 90 6 hatte er ihn an di e wi chtigste
.

mi litärische Stelle gesetzt Baron Conrad hatte eine


.

rasche Soldatenl aufbahn hinter sich in der er Zeit ,

zu einer Reihe militärischer selbst im A u s l a n de viel


,

beachteter Werke gefunden hatte Sein „Lehrbuch .


der Taktik war das Lehrbuch der Armee In seiner .

Jugend noch im Mann esalter war er viel gereist Nicht


, .

nur Frankreichs Schlachtfelder von di e russisch


tür kischen Schlachtfelder von Pl e w n a und am Schipka
passe hatten ihn der als G e n e r a l s t a b sh a u p t m a nn in den
,

In su r r e kt i on skä mp fe n in der Herzego w ina und Dal


matien vier Jahre vorher schon in Bos ni en im Feuer
,

gestanden hatte zu gründli chen Stu di e nfahr t en g e


,

lockt Conrad war in Bulgarien und Rumänien gewesen ;


.

am Goldenen Horn hatte in abenteuerlicher Ver


,

kleidung als Landmann Gordon di e Räume von Iwan


gorod Warschau und Lubli n durchstreift dort russi
, ,

schen Straßenbau Festungsbau russische Aufmarsch


, ,

1 2
er z u solch einem Amt passe ein Truppenführer der, ,

nur an seiner Truppe nur an seinen Arbeiten über di e


,

Truppe hi ng Franz Ferdinand ließ ihn zunächst


.

ziehen Aber vier Wochen später muß der Baron aber


.

mals die Reise von Innsbruck nach Wien antreten .

Bedrückt ahnungsvoll Eine Stunde lang weiß er


, .

Einwände gegen di e Ernennung Eine Stunde lang .

hat Franz Ferdinand Ge g e n e i n w ä n de Schließlich spricht .

Franz Ferdi nand 1 m Belvedere den gemessenen Befehl ,

di e Stelle als Chef im k und k General stab s a nz u ne h


. .

men Baron Conrad ist Soldat Der Kaiser i s t vom


. .

Thronfolger bereits vorbereitet Am nächsten Tag e r .

nennt der Kaiser den Freiherrn i n Schönbrunn .

Der neue Chef des Generalstabes kam aus Ti rol Dort .

hatte er sich nicht bloß die Alpen dort hatte er sich ,

auch die Nachbarn angesehen Und war als Brigadier .

von Triest oft genug ni cht nur auf den Karst hi nauf
gefahren hatte sich aufmerksam genug auch di e Send
,

boten angesehen die übers Meer von Ital ien kamen


, .

Seit der Jahrhundertwende war die schwächste der


Großmächte unruhiger denn j e Gui c c i ar di ni hatte .

schon Ende 1 9 00 in der Kammer zu Rom einen Ent


r üs t u n s s c h r e i ausgestoßen
g der,
nach C h l u me c ki s Auf

zeichnung von damals di e Monarchi e ankl agte „ als ,

stünde die Okkupation Al baniens durch Österreich



Ungarn unmittelbar bevor Aber jetzt schwo ll auch
.

der Irredentismus bedenklicher als j e Noch hatte Baron .

Sonni no di e Kraft zu der Erklärung : „Unsere Interessen


im Trento sind ein höchst unbedeutend Ding im Ver
gleiche dami t was eine aufrichtige Freun dschaft mit
,


Österreich Ungarn mi t uns bedeute t
-
Aber Straße .

1 4
und Presse lärmten stets lauter Niemand wußte wie .
,

lange noch di e Regierung den Mut aufbringen könnte ,

von den Lärmenden sich ni cht fortreißen zu lassen Im .

Winter zum Jah re 1 9 0 7 erreichte die i rr e de n t i s t i s ch e


Hitze den Siedepunkt In Udi ne gab es große Umzüge
. .

Sie wu rden feierlich angesagt Sie waren lange vor


.

bereitet JohIe n d trieb di e Me n ge einen Esel durch


.

die Stadt Sie klopften das verstörte ergrimmt bockende


.
, ,

im Grimm lächerliche Tier mit tausend Schlägen auf


sein Hinterteil Sie riefen dabei : „ E vvi va F r a n ces co
.


Gi u sep p e ' Udi ne lachte di e Versammlung aus ganz
,

Itali en lachte Der König war zu dem Fest ni cht nur


.

erwartet Viktor Emanuel kam auch w irkl ich Frei


, .

herr von Conrad wu ß t e all das Über di es las er di e .

italienischen Zeitungen fleißiger als irgendwer und , ,

er wunderte sich nicht weiter daß unmittelbar ,

nach den K üs t e n ma n ö ve r n der Monarchie unmittelbar ,

nach dem itali enischen Entrüstungssturm darüber der ,


Abgeordnete de Palma im „ Mattino nach größter

„ Erhöhung der Marineetats schrie „ um Italien in ,

einem Kriege mi t Österreich Ungarn die Gewähr der


-

Beherrschung der Adria und di e Möglichkeit zu geben ,

gleichzeitig zwei K r i e g s h ä fe n der Monarchie zu blok



ki e re n. Wenn der Innsbrucker Divisionär nach Trient
hinunterfuhr stand dort Dante mi t weit und sehnsüchtig
,

nach Norden und Brenner g e b r e i t e t e n Armen Dante ,

Ali ghi eri dessen Denkmal mi t anzüglicher Inschrift


,


auf österreichi schem Boden „die italienische Nation
errichtet hatte Nie fie l der Regierung in Wien ein
.
,

den Unterdrückten im Trento italie ni sches Wort ,

italienische Schrift zu verbieten Nie fiel der Irredenta


.

1 5
e i n, hüben und drüben andere Schriften an dere Büc h er
, , ,

andere Fremde n führer mi t österreichischem Gelde zu


dr ucken als Mani festationen erstaunlichsten Hoch
,

verrates denen keiner von Wien her zu wehren wagte


, .

R e i c h si t a l i e ni s c h e Unternehmungen wuchsen Bau an ,

Bau im Trento die alle vie ll eicht einmal nach leichter


, ,

Umwandlung als Hospitäler eines Krieges dienen konn


ten In Wien sah man ni chts merkte man nichts
.
, ,

hörte nur den ital ienischen Außenmini ster der in Rom , ,

indes die berauschte U di n e s e r Me n ge ihren Esel trieb ,

sanfte und ver sö hnliche Worte sprach Aber nur Baron


Conrad wu ßte woher die Versöhnlichkeit kam Er


, .

übersah die poli tischen übersah di e mili tärischen Ver


,

h ä l t ni sse des Königreichs genau : Italien war ni cht g e


rüstet Italien war W irtschaftlich noch schwach und
.

hatte vor allem keine moderne Artill erie .

Freiherr von Conrad glaubte nicht an den Dreibund .

Er verwarf das Bismarcksche Knüpfwerk in das d e r ,

Kanzler einen falschen Faden aufgenommen hatte .

Er verwarf di e Poli tik des vierten Kanzlers Bülow der ,

Bismarcks Erbe mit u n b e l oh n b a r e n hoffnungslosen ,

Artigkeiten for t sp a nn Keinerlei schöne Rede schmälerte


.

di e Skepsis dieses Generals der allen die es hören woll


, ,

ten kühl ins Gesicht sagte daß j eder Krieg der Groß
, ,

mächte den Dreibund sprengen und Italien bei den


Gegnern finden werde Überhaupt schien Conr ads Zu
.

ku nft s b i l d anders als die Gegenwart und Zukunft di e


, ,

A e h r e n t h a l sah Auch schi en ihm nichts weniger g e fe s t e t


.
,

als das innere Gefüge der Monarchie Natürlich wußte .

auch er daß Österreich Ungarns Verheißung der Ein


,
-

fluß auf dem Balkan war Kein anderer Weg stand .

1 6
offen seit Bismarck seit Köni ggrätz und Versaill es
, ,

s eit der deutschen Reichsgründu n g und Italiens Ein

heit Aber zwei drohende Barrieren konnten den S ü d


.

östl ichen Marsch versperren : eine mi ßglückte Lösung


des S üdslawischen Problems und di e Ansprüche ganz ,

Europas auf das T ür ke n e r b e .

An einen europäischen K onfli kt glaubte Herr von


A e h r e n t h a l nicht An einen Zusammenstoß aller an
.
,

eine Weltkatastrophe glaubte überzeugt Freiherr von


Conrad Itali eni sche Sp i e g e l fe ch t e r e i e n Temperaments
.
,

ausbrüche südl ich leicht erregter Mens chen wollte der


Minister gelten lassen Das Schwertziehen des eigenen
.

Bundesgenossen sagte der General voraus A e h r e n t h a l .

verschwor sich seine Noten so vorsichtig geschickt zu


,

fassen seine Schachzüge s o fein zu stell en daß keiner


, ,

in Europa mehr als in Hitze geriet Conrad aber s a h .

die Feuerzeichen A e h r e n t h a l bewegte nur der Balkan


.

und er blickte nach dem nächsten Weg Er würde am .


kleinen Serbien vorbei vielleicht über Serbien führen , ,

mit dem di e mächtige Monarchie wahrsch e inlich


ohne j ede Not zur Waffe schon fertig würde Frei .

herrn von Conrad bewegte das Zu ku nft s l a n d der Monar


chie nicht minder Aber für ihn führte in naher Ferne
.

der Weg dorthin nur durch Europa Nur A e h r e n t h a l .

konnte denken daß Europa schweigen werde Aber Con


, .

rad dachte daß Europa nur eine We i le noch schweigen


,

müsse Itali en gab er als Bundesgenossen verloren


. .

Heute schon zeterte Italien um Valona um Al bani en , ,

und Frankreich hörte ihm als eifrigster liebenswürdi ger ,

Ve r s t e h e r zu Denn Frankreich schwärmte für einen


.

Freund im Dreibund den es von Deutschland abziehen


,

2 Now ka De r W g zur K t str op he


e a a 1 7
konnte un d ü b erdies gern nac h dem Balkan wies de r fern ,

von Tripolis lag Noch ein Jahrzehnt : dann spran g


.

Ital ien wenn der Weg nach Salo ni ki gesucht werden


,

mußte wenn di e Südslawen dringlich wu rden i ns


, ,

Lager der Feinde Noch ein Jahrzehnt : dann marschierte


.

mit dem erholten Rußland ganz Europa dann starrte ,

der Kontinent von Baj onetten A e h r e n t h al S prach : der


.

Weg nach dem B alkan führt an Serbien vorbei Con .

rad erklärte : der Weg heischt Eile Er führt über Ita .

li en durch Serbien .

Die S üdsl a w e nfr a g e lag vor ihm offen Kein Volk .

war begabter kein Volk anh änglicher an Habsburg


, ,

a l s die Kroaten Die Abhängigkeit von Ung arn heute


.
,

in kleinen Unfreundl ichkeiten morgen in heftiger Ver ,

weigerung aller Notwendi gkeiten von Budapest aus


gesprochen konnte nicht ewig dauern Die Kroaten
, .
,

di e mi t den Ungarn nicht auskommen konnten hätten ,

gern mit Österreich ge wi rtschaftet In Wien s ah man .

die Neigung absichtlich nicht weil man ängstli ch nach


,

Budapest s a h Unter den Südslawen der Monarc hi e


.

ko nnten die Kr oate n F ührer sein Sie wohnten von .

Agram bis an die Bocche di Cattaro Freiherr von .

Conr ad sa h eine S üds l a w e ne i nh e i t der machtvolle Ent ,

faltung sicher war Wenn Kroaten Serben und Slowenen


.
,

ß l a u ni g wurden im Hause der Monarchi e s o mußten ,

s i e fort wollen Das Nachbarhaus der K ö ni g s se r b e n


.

öffnete ihnen dann einl ade nd die Tür Die Köni gs .

serben waren m on a r c h i e fe i ndli ch Die K ö ni g ss e r be n .


hatten „ Aspirationen genau w i e Italien Das Kö ni g .

reich nannten s i e das Piemont des Balkans Mancher .

lei war gesündi gt worden an einem Bauernvolk das ,

1 8
nicht am Meere wohnte dennoch Handel treiben mußte
, .

Denn die serbischen Bauern waren reich Aber seit die .

K a r a g e or g im Belgrader Konak wohnten begann es ,

über alles Maß in politischen Hitzköpfen zu brausen .

Die Sehnsucht stand auf B a lka n p i e m on t mochte groß


, ,

möchte vereint und selbständi g werden Was man in .

Budapest ni cht merken wollte oder von der verkehrten ,

Seite auszutragen hoffte was man in Wien ni cht anders


,

s ah , weil man nur nach Budapest schaute : den Zwang


einer s üdSl a wi s c h e n Lösung begr iff man in Belgrad immer
gründlicher immer schnell er immer h offn u ng s he i ß e r
, , .

Freiherr von Conr ad s a h nicht nur di e mächtige Süd


s l a w e n e i nh e i t Er erkannte di e Umrisse eines gewal
.

tigen der Monarchie gefährl ichen S üdsl a w e nr e i c he s


, .

Glückte es die katholi schen Kroaten bei den Habs


,

burgern zu halten waren auf absehbare Zeit auch mi t


,

den orthodoxen Serben obendrein wenn man ihnen ,

wirtschaftlich entgegenkam fr e u n ds c h a ft li c he r e B e z i e
,

hungen vi elleicht mögli ch Vielleicht . Wurde di e


K r oa t e n p ol i t i k des Augenblickes for t g e t r i e b e n s o kam ,

es zum Bruch Zweierlei Lösung ga b es in der Süd


.

s l a w e n fr a g e : außerhalb der Monarchie oder innerhalb .

Conrad kannte den Ballplatz Conrad kannte di e U n .

garn Er wußte daß Stefan Tisza j edem Landerwerb


.
,

abhold j a feindselig gegenüberstand


,
Gra f Tisza .

fürchtete den Me hr e rw e r b von Nationalitäten Sein .

Eva ngelium und Brevi er war in Ungarn das Diktat der


Madj aren Er wo ll te keine Serben mehr Um da s Reich
. .

der Stephanskrone al s „ integere Einheit zu wahren



,

mußte er die Nationalitäten rund um die madj a


rische Ins e l schwer di e Kroaten fast mit der Faus t
,

2° 1 9
niederhalten Die Madjaren waren das intelligenteste
.
,

d a s Herrenvolk in Ungarn Er hob nur sie : aus Rasse


.

gründen Jede Vermischung j eder Zuwachs dünkte


.
,

ihn schä dlich Wurden di e Ungarn schwach zerfiel


.
,

die Stephans kr one Ti s z as Gedankengänge begri ff Co n


.

rad Ein starkes Ungarn wünschte auch er : aus Staats


.

g ründen Denn di e Monarchi e konnte ein kraftvolles


'

Ungarn nur erhöhen Aber wenn Tisza keinen Slawen


.

zuwachs wünschte woll te Co nrad obendrein noch di e


,

Absonderung der Kroaten Hier trennten sich di e .

beiden Wege die aus verschiedener Richtung gekommen


,

waren und an der ma dj a r i s c he n Kreuzung sich getroffen


hatten Da sich Ti sza und Co nr ad voneinander wi eder
.

entfernten wo l lte der ungarische Staatsmann überhaupt


,

keine S üds lawische Lösung Weder innerhalb noch .


,

außerhalb der Monarchie Man würde sich irgendwie .

schon einrichten und for t fr i s t e n Conrads Denken nahm .

di e weitesten Steckpunkte Er vergaß den General . .

Nur der Staatsmann Conrad dachte j etzt Der ganze .

Zustand war unh altbar Selbst eine fr e u n ds c h a ft li c h e r e


.

Annäherung Serbiens bei wirtschaftlichen Z u g e s t ä n d


nissen blieb zeitlich begrenzt Am fernen Horizont s a h .

er die serbischen Fahnen flattern neben die verbittert ,

die Kr oaten ih re Bann er steckten So gab es für den .

Staatsmann der ein großes starkes altes Reich e r


, , ,

halten woll te nur einen Weg : wenn j eder Nachbar


,

s c h a ft s ve r s u c h mißglückte den unh eilbaren Gegensatz


,

entschlossen mi t den Waffen auszutragen die täglich ,

Serbien selbst erhob Ihn siegreich auszutragen um


.
,

dann allen Süds lawen ein selbstän di ges Haus in der


Monarchie zu bauen Früher oder später hatte die
.

20
Erzherzog Franz Ferdinand der im Vorj ahre erst den ,

Baron aus Innsbruck gewaltsam in den Generalstab


geholt hatte mochte es eine Genugtuung sein wie sehr
, ,

der Kaiser der nach Kärnten gekommen war wie sehr


, ,

der Generalstab selbst die fremden Attach e s über die


,

blendenden Einfäll e über di e strategische G eni alität


,

d e s neuen Mannes und schon über erste Veränderungen


im Geist und in der Zucht de s Heeres staunten Baron .

Conrad aber erbat kaum daß er im Ma n ö ve r h a u p t


,

quartier in St Veit di e Karten for t g e l e g t hatte Audi enz


.
,

bei Franz Joseph Der Kaiser war schon nach Klagen


.

furt gefahren der General durfte kommen In Kl agen


, .

furt war di e Unterredung gnädig erns t dennoch kurz , , .

Denn der Baron hatte gleich für des Kaisers erste Frage
nach den Wünschen des General s di e restlos u nz w e i

d e u t i g e Antwort : „er beantrage d e n K r i e g mit Itali en .

Zug um Zug zeichnete der General dem Kaiser di e


Lage di e politische di e militärische Italien fehlte
, , .

nicht bloß di e moderne Arti l lerie ; in Oberitali en w ar


ein Fort bei Verona das einz ige das überhaupt einige n ,

Widerstand leisten konn te Was an der B e r gg r e nz e .

stand Befestigungen im Stile der Forts auf den Siebe n


,

Gemeinden war in raschem Ablauf


,
j e ein Tag j e ,

ein Fort mit F ün fzehn Zentimeter Geschützen nieder - -

zul egen Der Einmarsch in di e Po Ebene wäre gar nich t


.
-

aufzuhalten Der E i nmarsch würde zum Durchmarsch


.

nach Mailand und Venedi g .

Franz Joseph aber wehrte ab Er wi es auf die Bun .

d e s g e n oss e ns c h a ft hin .

Der General hatte j etzt alle Schärfe des Über


z e u g e n w oll e n s Der Kaiser möchte sich doch di ese n
.

22
Bundesgenossen nur einmal näher ansehen Bei der .

ersten Gelegenheit würde der italienische Angriff in


den Rücken der Monarchie zielen
Aber der Kaiser schien ni cht z u ge w innen Oster .

reich hätte ni e einen Krieg begonnen Auch wäre .

es schon zu spät
Freiherr von Co nrad w iderstritt E s wäre noch de r .

Spätherbst da In der italienischen E bene wäre j eder


.

Feldz ug möglich um di ese Zeit Und er verbürge sich


.

für die Entscheidung binn en vier Wochen .

Aber der Kaiser wollte nicht Sein Mi ni ster des .

Äußeren schwor auf den Dreibund Auch könne er .

ni cht mi tten im Frieden einen Krieg beginnen


Der General fuh r nach Wien Auch der Hof brach
.

auf Die Manöver waren ein geni ales Spiel für hohe
.
_

Zuschaue r gewesen Conrad suchte Arbeit nichts als


.
,

Arbeit Nicht aus Sehnsucht nach eigenem Gl anz


.

war er ärmer um eine Hoffnung reicher im Pe s si mi s


,

mus um di e Zukunft .

Einer hatte Genugtuung : A e hr e n t h al .

Die Annexion stand vor der Tür Das Zwischen .

spiel der S a nds c h akb a h n die A e hr e n t h a l bauen woll te


, ,

um den Anschluß der Monarc hi e an Saloni ki zu S ichern


der Berliner Vertrag gab ihm das Recht zum Bau
hatte den Lärm fast ganz Europas entfesselt und ,

Rußland in einem Augenblick von der Monarchie a b


gedrängt Daß di e Russen wegen eines Handelsweges
.
,

den Österr eich Ungarn nach dem Ägäischen Meere


-

suchte plötzlich selbst das Zusammenarbeiten in Maze


,

d oni e n abbrachen war nicht nur das Anzeichen neu


,

28
heraufziehender Verstimmung : die Warnun g an di e
Zukunft war ausgesprochen ; Freiherr von A e hr e nt h a l
kann te j etzt di e Dauerhaftigkeit den Wert seiner ,

Petersburger B ot sc h a ft e r a r b e i t Was er ahnte seit .


,

Is w ol s ki der Mann der russischen Geschäfte war wurde ,

nunmehr Gewi ßheit Es gab kein Zusammengehen mi t


.

Rußland für di e Monarchie Freiherr von A e h r e n t h al .

stand allein .

Das S a n ds c h aki n t e r me z z o verhallte übrigens schnell .

Selbst Fran kreich das di e ganze Angelegenh eit am


,

wenigsten anging dessen Verdächtigungen aber daß


, ,

niemand anders al s Deutschland durch den Sandschak


seinen Ei nfluß ans Südmeer zu tragen hoffe am lau ,

testen wetterte selbst Frankreich gab Anzeichen b e


,

g i n n e n d e r Mäßigung Da stieg .grell über dem Bos ,

porus ein flammendes Fanal in den B al ka n hi mme l und


,

ganz Europa stand im Widerschein : di e Jungtürken


waren gegen Abdul Hamid marsc hi ert Die Kabinette .

bebten Sie wußten nicht war ihr Erbe verloren Sie


.
, .

wußten nicht war d as Fanal am Bosporus das erste


,

Zeichen des E r b sc h a ft s b e g i nn e s Freiherr von A e hr e n


.

thal bebte ni cht Er erkannte die nächste Aufgabe klar


. .

Er erkannte das Nächste immer klar Es gab keine .

russischen Rücksichten mehr gab überhaup t keine ,

andere Rücksicht a l s eine a uf di e Monarchie Daran


, .

sollten Rußland daran soll ten di e Kabinette sich g e


,

w öh n e n . Österreich Ungarn war s o g u t a uf der Welt


-

wie j eder andere Der Versuch mi t der S a n ds c h akb a h n


.

war nicht nur ein groß —österreichisches Wir t s c h a ft s


proj ekt war auch ein ba llon d essai gewesen Wenn
,

.

die Jungtürken die neue lebensfähige Türkei wirkl ich


,

24
zustande brachten so mußten Bos ni en und die
,

Herzegowina als dauernder Besitz schnellstens unter


Habsburgs Dach gebracht werden Man steckt ni cht j ahr
.

z e h n t e l a n g Milli arden in ein Land um es dann mi t einer


,

selbstlosen Verneigung zurückzureichen Es wü rde ein .

Kampf mit ganz Europa werden Aber Freiherr von .

Ae h r e n t h a l war zuversichtlich .

Der Gedanke an di e Ul ti ma rati o kam ihm gar


ni cht Er focht den Kampf auf S eine Art In B u c h l a u
. .

hatte er Is w ol s ki die Angelege nh eit mit warmen über ,

zeugenden Worten vorgetragen Is w ol s ki war ganz ein


.

verstanden gewesen um s o mehr als A e hr e n t h al in


, ,

der Erwartung sicheren engli schen Widerstandes keines


wegs etwas gegen di e Öffnung der Dardanell en hatte .

Nur den Zeitpu nk t der A nne xi on s e r kl ä r u ng hatte


A e h r e n t h a l s o ganz nebe nh er mi t di plomatischer L ä s
s i ke i t erwähnt Is w ol s ki hatte kaum darauf gehört
g . .

Aber seine Haltung mußte dann wirklich als das U n ,

wetter da war kritisch werden Sollte er daheim den


,
.

Panslawisten sagen daß er um den Akt gewußt und ihn


,

dennoch zugelassen habe ' Sollte er di e Kennt ni s von


B u c hl a u leugnen ' In England holte sich Isw ol s ki dann
überdies eine Absage für seine D ar d a ne ll e np l ä n e A e h r e n .

thal hatte den gefährl ichsten Gegner in der A nn e xi on s u

frage mi t einer Waffe kampfu nfähig gemacht di e weder ,

ein Stilett noch ein Rapier war Eigentli ch hatte er


, .

mit einem Mätzchen triumphiert Aber noch blieb .

Europa noch blieb das kleine Serbien Die Türkei


, .

grollte und verhängte den Wa r e n b oykot t gegen di e


Monarc h ie Sel bst Deutschland war verstimmt denn
.
,

Freiherr von A e h r e n t h a l der Gr oß ös t e r r e i c h e r hatte


, ,

25
selbst den Freund von der Annexion nicht ve rständigt .

Im Sturme aller gegen den einen rauschten am Ball platz


die Akten A e h r e n t h a l erledigte ge wi ssenhaft mit b e
.
,

herrschten Nerven spitzfindig die dritte und vi erte Note


, ,

wenn di e erste und zweite erledi gt waren Er ließ sich .

ni cht eins chüchter n weder durch Drohungen noch


, ,

durch Konferenzvorschl äge der Mächte die er bereit ,

willi g so annahm daß die anderen s i e nicht annahmen


, .

Auch der Türkei gegenüber bewahrte er Geduld s o ,

empfindli ch der Wa r e n b oykot t war Er bot E n t sc h ä .

di g u ng e n an Er behielt di e Nerven im Not e n a u s t a us c h


.

mi t Serbien Amtlich verkünde t e er ähnl i ch Bona


.
,

part e der über seine Gesun dheit aus dem brennenden


,

Moskau berichte t e daß die Beziehungen zu den K a


,

b i n e t t e n nie bessere gewesen Jeden Satz aller Noten .

studi erte er gründlich Wenn die Serben einmal von


.

“ “
den „ Za r ob i t i in Bosnien von den dort „ Versklavt en
,

sprachen s o gab es eine Sondernote die eine Richtig


, ,

stellung erzwang So ruhig s o sicher war er daß er


.
, ,

Worte kl aubte E i nmal mußte E u ropa müde werden


. .

Denn selbst di e am nächsten betroffene Tür kei gab nach .

Sie nahm die Entschädi gungen den San dschak und ,

Geld Nur das kl eine Serbien gab nicht nach Serbien


. .

war im Not e n a bfa ss e n fast noch schne ll er und ebenso


geschi ckt wie Herr von A e hr e n t h a l .

Indes sich der Mi ni ster mit geschwäc htem Auge ,

ku rzsichtig über di e Akten gebeugt von Referat zu ,

Referat for t sp ann von denen eins schl ieß li ch der K a


,

binette Herr werden müßte war man ruhelos im Bel ,

vedere ru h elos im Ge neralstab Fr anz Ferdi nands


, .

We r t me i nu ng über Fr eiherrn von A e h r e n t h al begann


26
Abkühlung zu werden Freiherr von Conrad aber haßt e
.

Akten und Papier wenn das Leben Notwendi gkeiten


,

di ktierte Freiherr von Conrad suchte schließlich eine


.

Aussprache mit Freiherrn von A e hr e n t h a l Er sprach .

wiederum von der S üd s l a w e nfr ag e vom Zwang sie , ,

j etzt zu lösen und sie überhaupt zu löse n Sprach von .

der Aussichtslosigkeit sich j e mit einem Gegner


,

Serbien der zäh sei und im Phantastis chen seiner s e e


,

li s c h e n A nl age j eden Maßstab für Wirklichkeiten ver


l i e r e auf die Dauer verstän di gen zu können Er sprach
,
.

von unvermeidlich kommender Weltkatastrophe wenn ,

der K r i e g s ke i m der heute noch eine örtliche im Ausgang


, ,

unbedenkliche Angelegenheit der Monarchie s e i nicht ,

heute a u s ge r ode t werde Noch immer se i Rußland u n


.

erholt noch immer Itali en nicht sc hl a g b e r e i t Und


,
.

selbst wenn es l os s c hl üg e : er Chef des Ge neralstabs


, ,

bür ge für gleich güns tiges Endergebnis Er spreche nicht .

vom Prestige spreche von Existenzfragen der Monarchie


,
.

Selbst wenn Serbien plötzlich n a c h g ä b e wäre die ,

Operation unvermeidlich Es wäre nur Aufschub selbst


.
,


wenn man den Serben de n „ Korridor nach der Adria
schenkte Gefährli chster Aufschub : um den Oper a tion s
.

tisch müßten später s e z i e r l üs t e r n all e Nachbarn stehen .

Dies s e i das letzte Gl ocke nl äuten für di e Monarchi e


Und A e hr e n t h al horchte Von militärischen Dingen
.

verstand er nichts Den Sandschak hatte er als Ent


.

schädigung für die Annexion den T ürken zurückgegeben ,

obgleich dort die erneute türkische Herrschaft eine


schwächere Tr e nnu n g s s c hr a nke z w ischen Serbien und
Montenegro war als die Herrschaft der Monarchie
, .

Is w ol s ki hatte er die D a r d a n e ll e n öffn u n g angeboten ,

27
ohne zu merken daß dann eines Tages die Russen
,

vi elleicht doch in der Adr ia erscheinen konnten Aber Co n .

rad S prach gar ni cht von mi litärischen Dingen Er gab .

europäische Zusammenhänge Der Staatsmann sprach . .

Der Soldat gab Völkerpsychologie und We l t w i r t sc h aft s


kunde So groß war di e Macht di eses Geistes der die
.
,

Zuku nft umspannte daß A e hr e n t h al alle Referate ver


,

g a ß. Ja : A e h r e n t h a l schwa nk te Plötzlich
. begr i ff er .

Plötz l ich erhob sich eine andere Welt Hinter de n .

Aktenregalen stand zum erstenmal für ihn das Leben ,

di e Not des Lebens der Kampf um das L e b e n d ür fe n


, .

A e h r e n t h a l schwankte und gab sich bez w ungen Frei .

herr von A e h r e n t h a l war für den Krieg .

Am nächsten Morgen war er wieder der al te Die .

Mächte hatten Serbien die Ve r z i c h t sn ot e e rp r e ß t Von .

Bosni en von der Herzeg owi na beanspruchte es ni chts


,

mehr Und der tolle Ge org hatte abgedankt Es war


. .

di e herrlichste Note di e j e a uf A e h r e n t h a l s Tische l a g


, .

Daß Rußland ni cht dr e i nfu hr vielmehr se l bst das Bel


,

grader Fieber kühl te weil schli eß l ich Deutsc hl and in


,

Petersburg di e Geduld verlor und an den Säbel g ri ff ,

deutete er zugleich a l s mi l itärischen Tr iumph der Mittel


mächte der jetzt er w iesen sei auch ohne daß man d as
, ,

Schwert ziehen mußte Wahrscheinl ich verstan d d as


.

Baron Conr ad gar ni cht Wichtiger a l s di e Hi r n g e


.

s p i n s t e eines Generals über Kroaten Serben Itali ener


, , ,

w ichtiger als seine Meinun g über e u ropäische Zusammen


hänge war der große diplomatische Erfolg Freiherr .

von A e h r e n t h al gab sich zufrieden All e Welt gab .

sich zufrieden Er war der bedeutendste Staatsmann


.

der Zeit .

28
zugeschickt worden waren A e h r e n t h a l übergab s i e dem
.

Historiker F r i e dj u ng zur Verwertung A l s aber im .

F r i e dj u n g sc h e n Prozeß in A gram di e A nklagen gegen



di e „ großserbische Propaganda die nicht nur nach
,

Serbien sondern längst auch nach Kroatien übergriff


, ,

lächerl ich scheiterten war di e S ü dslawische Frage für


,

A e h r e n t h a l vorlä u fig wieder erledi gt In Galizien unter .

nahm Graf B ob r i ns ki Run dfahrten Er brachte mi t .

russischem Geld russische Ve rw a n dt s c h a ft sg e fühl e di e ,

natür li ch friedli chen brüderlichen Ann äherungen di en


,

ten Der Zar spendete dami t auch die rutheni schen


.
,

Kirchen in Galizien Prunkstücke besäßen zyri lli s c h e ,

Bibe l n mit schwer goldenen Kr euzen Der Zar war j a .

der geistliche O b e r hi rt auch der rutheni schen Popen .

Er beschenkte überdi es di e ruthe ni schen Lehrer denn ,

die Ru t h e n e n ki n d e r sollten in all en Sch ul en re chtgläubig


'

fromm erzogen werden Der Aufschwu ng der Tschechen


.


aber deren „ ungekr önter König K r a m ar z nach h ä u
,

fi g e n Reisen nach Rußland wo er begütert war ,


Pro
fe ss or Masaryk und der Abgeordnete Kl ofa c zogen
Be l grader Besuche vor im Parlament erkl ärte : „ Der

Dreibund i s t ein abgespielte s Kl avi er der Aufsch w ung ,

der Tschechen lehn te sich auch an Frankreich A l s .

Prag eine neue Wasserleitung brauchte lag eine Reihe ,

von billigen doch g ute n R öhr e n ang e b ot e n ö s t e rr e i


,

c hi sc h e r und deutscher Industrien vor Die Tschechen .

wähl ten indes d as sc hl echteste teuerste aber fran , ,

z ö s i s c h e Angebot
. Überall wohi n Freiherr von Co nrad
,

sa h war Un t erminierung
,
Die Serben al lein auch noch
.
,

di e Tschechen hätte er begriffen Aber e s war kl a r


.
,

daß alle in Eur opa wühlten Ge gen die Monarc hi e al lein


.

30
w ar so l c h ein Haß kaum zu erklären Aber di e Reise .

durch di e deutschen Häfen fiel ihm w ieder ein di e ,

Studi e nfahrt mit einem von Albert B a lli ns Direktoren ,

auf der er über di e Größe deutscher Werften gestaunt


hatte Er begriff daß Deutschland hi er zu treffen war
.
, .

Der englische Kampf um di e We l t h a n de l s s c h a ft und


gegen ihren Schutz durch deutsche Flotten der Kampf ,

gegen den deutschen Anspruch auf gleiche S e e r e c h t e ,

der als Abrechnung unvermeidli ch war wie einstens ,

etwa di e serbische Lösung di e Vorbereitun g des eng


,

li sc h e n Krieges setzte zunächst im Bundesland ein das ,

zugleich ein deutscher Weg nach dem Osten werden


konnte Der Bund war gesprengt Deutschland allein
.
, ,

wenn Österreich Ungarn durch Zersetzung fiel Viel


-
.

leicht hätte die Monarchi e mi t den andern gehen kön


nen aber in Ischl hatte Kaiser Franz Joseph keinen Sin n
,

für Köni g Eduards Vorschläge Mißglückte also auch


.

die Sprengung war jedenfalls die Monarchie a l s Kampf


,

gegner auch durch Wühlarbeit geschwächt A e h r e n t h a l .

aber s a h gar ni chts A e hr e n t h a l war blind Er S pann


. .

sich am Bal lplatz von Akt zu Akt Auf der Fahrt nach
.

Racconigi hatte er di e neuen itali eni schen Panzerwerke


natürlich ni cht gesehen Er glaubte nicht an s i e Daß
. .

er in Agram nur ni cht di e richtigen Gr oß se r be n vor


Gericht gestell t hatte gab er ni cht zu Von A gram
, .

wollte er überhaupt nichts mehr wissen Übe r B ob r i n s ki


.

und di e G ol dkr e u z bib e l n lachte er Den Kaiser Franz


.

Joseph woll te er erheitern : „ Der Generalstab sieht



Geister . Dem Kaiser erwiderte Baron Conrad u n
erschüttert : „ Eure Majestät werden diese Geister recht

bald materialisiert sehen Weiter sagte er ni chts
.

31
mehr Der große Zusammenstoß war für ihn nahe
. .

Er arbeitete an Rüstungsvorlagen .

Die Art seines Arbeitens war s o peinl ich genau wie ,

die Art des Freiherrn von A e h r e n t h a l Nur ging er .

vom großen Grundbau erst ins notwendi ge Kleine die ,

Akten waren ein Verkehrsmittel w i e di e Sprache Die , .

Grenzen mußten stark gemacht werden Er wußte j ede .

Stelle jeden Punkt wo er S c h u t z w e r ke gegen den A n


, ,

marsch der Italiener brauchte Mit sein e n Offizieren


.

war er das Unentbehrli chste für di e beschwerli che


Wanderung hatte sein Diener auf ein Maultier v e r
packt oft und lange genug über das Plateau von
Lavarone quer über di e Gr e n z a l p e n gegangen Er
,
.

kannte das Is onz ot a l den Karst wie di e eigenen Taschen


, , .

Er wußte daß di e Serben über Visegrad über di e bos


, ,

ni sche Grenze einfallen würden wenn s i e einmal kämen


, .

Überall dort wollte er gepanzert sie erwarten Es kamen .

Notwendigkeiten an d e r rumänischen Grenze kam der ,

K a rp a t h e n s c h u t z hi nzu Man müßte an Ungarn de nken


.
,

wi e an Österreich Die Arti l lerie war veraltet seit Itali en


.
,

sich u m b e w a ffn e t e Wenn man ni cht überlegen sein


.

konnte mußte wenigstens ein Schutz da sein der gegen


, ,

die neuen Panzerungen aufkam Freiherr von Co nrad .

ü b e r r e c h n e t e Ziffer an Ziffer Bei sc h m e r z li c hs t e r S p ar


.

s a mke i t mußte er 4 70 Milli onen fordern Schönaich


.
,

der Kriegsminister beider Reichshälften sollte di esen ,

ni cht allzu üppigen Betrag für die Sicherheit einer Groß

macht von den Delegationen der Monarchie verlangen .

Sie tagten in der ungarischen Hauptstadt Der Kaiser .

begrüßte ihre Sprecher in Budapest Österreichs und .

Ungarns Ministerpräsidenten weilten dort der Honved ,

32
mi nister de r geme i nsame Kriegsmi nister war da
,
. Un d
Der Chef des Generalstabes hatte mi t den
A e h re n t h al .

Delegationen nichts zu tun Er saß in Wien Ob der . .

von ihm geforderte Kredit bewilligt sei meldete ihm ,

aus der Sitzung keine Depesche Indes am nächsten .


,

Morgen las er di e Be w illigung in den Blättern Alles .

hätte der Kriegsmi ni ster durchgesetzt : die ganze Summe ,

die ganzen 2 5 0 Millionen Freiherr von Conrad war


sprachlos Er rief die Mitarbeiter Was sollte all das
. .

bedeuten ' Ausflüchte der Mitarbeiter Aber j etzt war .

Conrad auch schon m a r m or h a r t wie sie ihn bisweilen ,

kannten mi t den eisgrauen eiskalten Blicken die alle


, , ,

fürchteten Hinter seinem Rücken hatte der Kriegs


.

minister selbständi g ein Rüstungsprogramm entworfen ,

das den beanspruchten Betrag fast um die Hälfte herab


setzte Und den Referenten hatte er verboten bei
.
,

schwerster Strafe untersagt mit dem Chef des General ,

stabes mi t ihrem eigenen Chef über das Thema auch


, ,

nur zu sprechen Sie wüßten von ni chts


'

Eine Depesche a n den Kaiser Fieberhaft wird bis


'

.
,

di e Be w illigung der Audienz eintrifft der ursprüngli che ,

Entwurf noch einmal bearbeitet der Freiherr ni mmt ihn ,

nach Budapest mit Der Kaiser erklärt daß die A n .


,

gelegenheit schon erledigt s e i Die Delegationen hätten .

ihren Beschluß schon gefaßt Der General bestürmt den .

Kriegsherrn das Thema den Mini stern selbst vortragen


,

zu dürfen Dagegen hat der Kaiser keinen Einwand


. .

Der Chef des Generalstabes hält Vortrag vor den


Ministern der Monarchi e Zwei Stunden aus dem Steg .

reif ohne Vorlagen ohne Notizbücher Um Waffen


, ,
.

für das Heer um Schanzen für die Grenzen zu erreichen


, ,

3 No w a k , D er W e g zur K t str op he
a a 33
Spricht er von E uropa von Ras senproblemen und tra ns
,

atlantischer Weltwirtschaft von kommenden hi sto ,

r i s c h e n Notwendi gkeiten Er malt einen g rell belichteten


.

Horizont gegen den die Schwächen der Monarchi e als


,

schwere Schatten sich abheben Die Schwächen der .

Monarchie zeigt er kalt hart ohne Rücks icht Jede


, , .

Scharte i s t da j eder Riß durch den der Geg ner ein


, ,

dringen wird Von sc hi mmernder Wehr ist keine Spur


. .

Die Rüstung hat eigentlich nur Löcher schadh afte ,

Sp alte und Be ul en Er gibt di e Ziffern der Monarchie


.
,

di e Ziffern des deutschen Bundesgenossen di e Ziffern ,

all er Gegner di e mög li ch sind aller Kombinationen


, , ,

di e wahrscheinlich sind Der Russisch — . Japani sche Krieg


ist längst vorbei Rußland wird zum Koloß Fre i herr
. .

von Conr ad li ebt di e Märchen nicht : d a s Tönerne des


Kolosses ist eine Fabel Er rechnet aus allem das .

Mindestmaß an Vorsicht an Selbsterhaltung heraus , ,

das die Monar chi e sich schuldi g wäre Zwei Stunden .

spricht Frei herr von Conrad .

In Wahr heit ist sein Monolog ein Duell Hier sitzt .


Lexa von A e h r e n t h a l der „ österreichi sche Bismarck
, ,

gefeierter Sieger gegen Eur opas Kabinette den der ,

dank bare Kaiser in den Grafens tand erhob Er i s t .

hochgewachsen und selbstbe w ußte Sicherheit i s t in


,

ihm di e Überlegenheit böh mi s chen Gr u n d a d e l s der


, ,

ni e bescheiden war in der Monarchie Er hat di e Über .

l e g e nh e i t der Herku nft überdi es dur ch Fleiß ohn e Auf


hören vertieft ein vi e l be l e s e n e r stets ve r g r üb e l t e r
, ,

Ari stokr at den di e Mutter di e nächsten Anverwandten


, ,

sto l z ei nen Bücherwu rm nann ten ein Ungewohn ter unter ,

den Genossen seines Standes di e scheu und voll ,

34
Bewunderung den Erfolg anstaunten Er ist es schließlich .

gewohnt daß j eder seinem Worte lauscht sofern er


, ,

und dann oft derb und schroff betont ein Wort zu


sprechen überhaupt ge wi llt ist Er ni mmt es hin als .

selbstverständl ich daß all e vor ihm sich neigen wenn


, ,

er ein seltener Gast aus eitler Einsamkeit vom Aller


, ,

heiligsten auf dem Ballplatz in eine Gesellschaft tritt .

Es scheint daß er voll Güte gegen all e Diener i s t di e


, ,

nicht mit Widerspruch kaum mi t dem Wagnis eigener


,

Ansicht zu ihm kommen Dem Gläubigen hat der Herr .

der Heerscharen das Amt di e Unfehlbarkeit des Amtes ,

geschenkt Der Ballplatz i s t die Residenz d e s neuen


.

Groß Ö sterreic h , das er mit dem Absolutismus aus Alt


-

Österreich regiert Immer ist die Würde der Abglanz


.
,

um ihn den der Erfolg ihm gab durch di e Schlichtheit


, ,

und Wortkargheit noch verstärkt di e vom Erfolg bloß ,

aus halben Sätzen hören will Er ist der unerreichte .

Meister der Herr der Mini ster in deren Mitte er hi er


, ,

thront Sein Wink erhebt si e sein Wink stürzt sie


.
, .

Ruhig läßt er zu ihnen den Rivalen sprechen Freiherr .

von Conrad ist klein kaum Mittelgröße Seine Gelenke


, .

sind so feingliedrig wie A e h r e n t h al s Knochen stark


,

und breit erscheinen ; erst wenn der Freiherr ein Wort


mi t rascher Ge ste unterstreicht glaubt man an federnde ,

Kr äfte in seiner Zierlichkeit Er kommt von ver dientem .


,

an Gütern u n g e se g n e t e m S ol d a t e n a d e l Sein Kopf seine .


,

machtvoll geschliffene Stirn haben e dl en e uropäischen


Schni tt den Schnitt zeitloser nicht in Nationen g e g l i e
, ,

d e r t e r Menschen Alles an ihm scheint vergeistigt al les


.
,

abgeklärt Gliederung Formen selbst die Farben


, , ,
.

Seine Stimme hat nicht die Ansätze zur Rauheit zur ,

8' 35
Ab g e b r oc h e nh e i t ,wie die des Grafen Ae h r e n t h a l der ,

vor ihm sitzt sie strömt mit warmem b ar i t on a l e n K 0


, ,
«

l or i t Die Blicke sind nicht kurzsichtig gleich A e h r e n t h a l s


.
,

m üd e g e l e s e ne n Augen sie bli cken i ns Weite hell


, ,

erleuchtet von einem starken inn eren Strahl und S ie , ,

tauchen tief we n n s i e aus der Ferne zurüc kkommen


, ,

in die Augen derer di e ihm zuhören soll en Es gibt


, .

keinen den der Stolz dieser B l icke verwundete Seine


, .

Bescheidenheit ist Sprichwort Aber schon gab es viele .


,

di e sich beschämt von ih m abwandten weil si e den Blick ,

ni cht ertrugen und manche di e sein Blick erledigte


, , .

Er nimmt es hi n a l s selbstverständl ich daß j eder ihn ,

a l s gleich a ns ieht wenn er ein heiterer stets r ü c ks i c h t s


, , ,

voller Gast aus dem All erheiligsten im General stab


,

in eine Gesells chaft tritt Es scheint daß er vol l Güte .


,

gegen alle ist daß er alle anhört al le prüft die zu ihm


, , ,

mi t anderer Ansicht kommen Al le Helfer erkenn t er .

an als Bundesgenossen nur nicht Gott Er wagt es ,


.

gegen Franz Ferdinand wagt es gegen Kirche und ,

Erzb i schöfe wagt es an katholischem Hof wo er


, ,

übrigens ni cht oft zu sehen ist ein Freigeist und ,

Kenner skeptischer Phi losophen zu sein Mi t dem .

Grafen A e h r e n t h a l hat er wir kl ich eine ei nz ige Ähnl ich


ke i t : Beide entdeckte beide rief Fr anz Ferdi nand
, .

Zwar ist Freiherr von Co nrad trotz unerbittlicher E r



z i e h e r s t r e n e der Abgott der Offiziere denn er scheint
g ,

ein Vorbild Aber noch ist i hm der Erfolg versagt Er


. .

hat nur Meinungen Zwei Stunden lang trägt er s i e vor


. .

A ll e laus chen Jeder lauscht wenn Co nr ad einmal


.
,

spricht Auch di e Minister und A e hr e n t h a l vergaßen


.

Zeit und Ort Al s aber A e h r e n t h a l erwachte besann er


.
,

36
nicht den Befehl an den Kriegsminister Schönaich s r
trotzt daß di e von ihm geforderten großen
,
Mörser -

in Bau gegeben würden hätte er gegen di e Gr e nz for t s


,

der Italiener überhaupt keine Waffe besessen Denn der .

Kriegsminister verzettelte nicht nur di e be wi lli gten


2 5 0 Mi l li onen wozu er ni cht berechtigt war über fünf
, ,

Jahre für di e ihm niemand di e K r i e g smi ni s t e r sc h a ft


,

garantierte ; band also ni cht bloß auch einem Nach


folger di e Hände Er gab zögernd auch di e Mör se r
. r

modelle in Bau Wenn Skoda den Bau ni cht vermöchte


.
,

woll te Conrad das Geschütz bei Krupp in Ar beit geben .

Er hatte es ei l ig Spruchreif war das Mode ll schon als


.
,

Herrn von Schönaich im Kriegsmini sterium A uffenberg


ablöste der sich dann freilich di e selbstverständli che
,

Befolgung eines unzweideutigen kaiserl ichen Befehls


als E r fi n de r s c h a ft und Verdi enst der Einführung j ener
Mörser a n rechnete Aber sonst war für di e Artill erie
.

ni cht viel zu tun Über den Sorgen konnte Freiherr von


.

Co nr ad wirklich den Vortrag im Mini sterrat vergessen ,

und daß er gern hatte gehen woll en Er rechnete jetzt .

nur und rechnete Er schien ein Spartaner der Pflicht


. .

Mit Freiherrn von A e h r e n t h a l aber gingen die Rei


bungen weiter Er war kein Gegner der vergaß oder
.
,

schonte auch wenn er im Sieg war ; Freiherr von Co n


,

rad w ar ein Soldat der ni cht an Kapitulation dachte


, ,

solange nur Aussicht auf Kampf bestand Er hatte Franz .

Fer di nand hi nter sich mi t dem er bisweilen in heißen


,

Streit geriet dem er bisweilen den Verzicht auf Amt und


,

Würde anbot wenn der Thr onfol ger in allzu tobenden


,

Wallungen Sachlichkeit und Form vergaß E r hatte d en .

38
gleichen Franz Ferdi nand hinter sich der ihm dann ,

bewegte Briefe der Versöhnl ichkeit schrieb ihn zorni g ,

einen Hartkopf schalt und da er den Kopf nun einmal ,

ni cht entbehren könne j edesmal w ieder z u r ü c kb a t


, .

Zwischen Belvedere aber und Ballplatz hatten alle


Beziehungen aufgehört Franz Ferdinand w a r ent
.

täuscht Graf A e hr e nt ha l schi en ihm blind von Akten


, ,

b ündeln benommen ohne Horizont So viel der Thron


, .

erbe beim Kaiser vermochte gegen A e h r e n t h a l ver


mochte e r nichts Der Kaiser der als j unger Herrscher
.
,

Venetien und die Lombardei verloren hatte dankte ,

Ae hr e n t h a l im Ausgang seiner H e r r sc h e r z e i t Bosnien


und die Herzegowina zwei weite blühende Provin
, ,

zen Schon di es war viel daß er gegen den Minister den


.
,

General hielt nicht nur weil darin Franz Ferdinand


, ,

störrisch war noch mehr weil auch auf ihn das Wesen
, ,

Conrads das starke sichere Lic h t das aus seinem Blick


, , , ,

von jedem seiner Worte von j edem seiner Gedanken,

strömte ni cht ohne Eindruck blieb Freiherr von Con


, .

rad aber hätte ni cht aufgehört A e h r e n t h al zu befehden , ,

wo immer wann immer er es für nötig hielt auch wenn


, ,

Franz Fer di nand nicht hi nter ihm gestanden hätte .

Die Reibungen gingen unaufhörlich weiter Der General .

stieß mit dem Minister in den Rüstungen zusammen ,

in der italieni schen Frage Die Spannung mußte schließ


.

lich der Explosion z u dr ä ng e n Um s o mehr als j edes .


,

S c h u t z for t an der Tiroler Grenze schli eßlich durch


A e h r e n t h a l s Veto schon fiel noch ehe Freiherr von Con
,

rad zu bauen begonnen Und di e Explosion war plötz


.

lich da als der österreichisch ungarische Botschafter


,
-

in Rom i n einer der vielen Angelegenheiten die in


, ,

39
mit Italien beständi g
A e h r e n t h a l s V e r b r ü d e r u ng s w e r k
schwebten gar ni chts von Energie gar ni chts von Hal
, ,

tung hatte erkennen lassen Freiherr von Co nrad .

schluckte den Ärger nicht hinunter An A e hr e n t h a l .

schrieb er : „ Ih r Botschafter in Rom vertritt nicht die



Interessen der Monarchie Der Graf antwortete scharf .
,

der Baron noch s chärfer Jetzt hatte A e h r e n t h al genu g


. .

Er ging zum Kaiser .

Franz Ferdinan d aber schickte seinen Kanzleichef


zum Baron Der Bruch sei unvermeidl ich Natürlich
. .

würde sich der Kaiser für A e hr e n t h a l entscheiden .

Die Enthebung sei beschlossene Sache der Kaiser aber ,

wünsche morgen mi t dem General selbst über den Rück


,

tritt zu sprechen Um keinen Preis bitte er Franz Fer


.
,

d i n a n d die Flinte ins Kor n z u werfen


,
Vielmehr b e .

schwöre kaiser l iche Hoheit den Baron dem Heere „ in ,


der Aktivität weiter anzugehören Conrad hörte es .

im ungeheizten Zimm er seiner S ol d a t e n w oh n u n g an .

„ Wenn ich hier meine Ruhe habe ist mir alles recht , ,


Aber wenn man wi ll : ich bleibe auch aktiv Und
zum erstenmal mit leisen Zügen der Verbitterung '


„ Mi r ist das a l les eins In Schönbrunn ist der Kaiser
mehr als gnädig Der Baron hätte immer offen als
.

Mann zu ihm gesprochen So könnten s i e b e i de a u ch .

j etzt a ls Männer offen miteinander sprechen Der Frei .

herr hätte fortwährend A ns t ä n d e mi t seinem Mini ster


des Äußeren Seinen Mi ni ster des Äußeren könne er
.

ni cht entlassen Dessen Politik müsse er der Kaiser


.
, ,

mitmachen Darum enthebe er den Baron aber ernenne


.
,

ihn zu seinem T r u pp e ni n s p e kt or .

Freiherr von Conr ad blieb im Heer Bl asi us von .

40
S c h e mu awurde sein Nachfolger der nicht weiter ,

hervortrat Conrad ging den S pärlichen Aufgaben seiner


.

neuen Würde nach di e ihn schwerli ch ausfüllten Aber


,
.

ni cht allzu lange nach der S ch ö n b r u nn e r Au di enz wurde


er nach dem Belvedere gerufen Viel Zeit zum Ve r a t m e n .

hatte er ni cht gehabt Im Belvedere wartete Franz


Ferdinand höchst ungedul di g .

Der Baron müsse also nach Rumäni en


Rumänien ' Conr a d versuchte abzuwehren Warum .

denn gerade er ' Zumal das doch Sache des Chefs des
Generalstabes wäre Aber Franz Fer di nand bestand
.

auf seiner Wahl Conrad hätte di e ganzen Verhandlungen


.

geführt hätte alles mit Kö ni g Karol durchgesprochen


,
.

Er wisse mit allem Bescheid Wen sol lte er Franz .


,

Fer di nand denn eigentlich schicken ' Baron Conr ad


,

fuhr nach Rumänien .

Mi t Karol und Averescu verhandelte er in Bukarest .

Wenn Rußland Krieg begann sollte das Kö ni greich ,

an der Seite der Monarchie se i n Über den Aufmarsch .

hatten di e Rumänen Bedenken A us Sorge vor Bul .

garien sollte das rumänische Heer erst vor Bukarest


versammelt werden Dann wollte man es bei Galatz
.

tun Co nr ad wollte di e Tru pp e n ve r s a mm l u ng in der


.

Moldau König Karol hatte die Ehre des Oberbefehls


. .

Die Monarchie hatte die Wahrheit des Oberbefehls .

Es stimmte a l l e s Freiherr von Conrad fuhr nach Wien


.

zurück Und ging spazieren


. .

A e hr e n t h a l
starb Vor seinem Sarg dem höfische
.
,


Anor dnung ein „ Gepränge ohne Präzedenz mitgab ,

nei gte sich Europa Der größte Staatsmann seiner


.

41
Zeit war tot Noch aber hatte man im Fa mi li e n e r b be
.

r ä b ni s in Böhmen den Sarg nicht beigesetzt da riß


g ,

von einem Stoß von einz iger D u r c h s c h üt t e r u ng da s


,

Haus entzwei das Lexa von A e h r e n t h a l in sechsj ähriger


,

Gottähnl i chkeit gebaut hatte Der Balkankr ieg brach .

aus Plötzlich stand A e hr e nt h a l s ganz er Bau z e r s p li t


.

tert Nie wurde schneller ni e grausamer eines Staats


.
,

mannes Werk verneint Nichts hatte er erkannt alles


.
,

hatte er verkannt Und in di e Erinnerung an ih n dr ängte


.

j etzt sich eines Mahners Bild : Conrad von H ö t z e n dor f


Die Geister begann en sich zu materialisieren Es geht .

j etzt Schritt um Schritt die Ereigni sse sind ohne Hem


,

mung der Horizont ist hoffnungslos Serbien bittet die


,
.

Monarchi e um neutrales Wohlwoll en gegen den „ tür



ki schen Unterdrücker und vereinbart mi t Bulgarien
Mobili sierung gegen Ö sterreich Ungarn Sie alle Ser -
.
,

bien Bulgarien Grieche nl and Montenegro denen der


, , , ,

noch nicht beendete Tr i p oli skr i e g das Signal z u r tür


ki schen E r b s ch a ft s t e i l u n g gab rufen den Schi rmherr n ,

a ll e r Slawen den Zaren als obersten Richter über Kr ieg


, ,

und Kriegsausgang an Aber der Köni g von Montenegro


.

wartet ni cht a u f den Zaren Seine Angst ist daß der .


,

Krieg im letzten A u genblick noch n bil d sein und


abgesagt werden könn te Er läßt die Kanonen gegen .

Skutari feuern Das Wetter ist da Blitzschl äge fallen


. .

bei Ki r kili s s a Kumanowo bei A d rianopel und Ts ch a t a l


, ,

d sc h a Die Serben marschieren gegen B ul garien


. In .

den Rücken der Bulgaren marschieren die Rumänen Der .

Handel um Albanien beginnt Der Köni g von Monte .

negro will Skutari ni cht verlassen Jetzt beginnen di e .

Kabinette vom ersten Sc h reck si ch zu erh ol en Si e .

42
werfen eine Weile da Poincar e einen Vorschlag wuß t e
, ,


der ni cht durchdrang mi t hundert „ Formeln herum , .

Sie werden abgelöst durch den Ki nderglauben an den



„ S ta tus qu o Auf der Londoner Reunion duellieren
.

sich indes der Abwechslung halber j etzt wieder di e


,

Türk en auf Adrianopel vormarschieren die Botschafter ,

Rußlands und des Grafen B e r c h t h ol d um Skutari .

Vor Cattaro marschieren österreichisch —u n garische G e


bi r g s b r i g a de n Die Torpedoboote schrillten in der


.

Bocche Der Kö ni g von Montenegro weinte Dann b e


. .

setzten als er dennoch abzog Skutari die Detachements


, ,

der Mächte In Bukarest w urde Frieden gemacht


.
,

ein Frieden der keinem recht war Die Bulgaren


,
.

rollten di e Fahnen ein Die Serben rüsteten heimlich zum


.

Ei nm arsch in Albani en 1 9 1 4 wollten si e es tun .

Noch ei n mal hatten di e Noten die Akten di e Kabinette , ,

zum Schl ü sse triumphiert Ein paar Monate Schweigen .

und Erschöpfung Dann kracht ein Donner in di e Still e


.

der Müden Jetzt waren di e Geister wi rkli ch materiali


.

siert Fran z Ferdinand lag ermordet


. .

Totenruhe über Europa E i ner der letzten Männer .


,

dem der Erzherzog in S e r a j e w o noch die Hand z u m


Abschied gedrückt hatte war Conrad von H ö t z e nd or f ,

gewesen Längst war der Baron ni cht mehr spazieren


.

gegangen A l s der Balkan unruhig als Europa unsicher


.
,

wu rde hatte der Thronfolger ihn noch einmal geholt


,
.

Conrad hatte gemurrt Franz Ferdi nand befohlen ,


.

Bei der Jahrhundertfeier der Leipziger Völkerschlacht


o

hatten s i e sich z e r z a nkt Der Erzherzog hatte einen .

seiner Anfälle gehabt Conrad verschwand damals .

nac h Steiermar k der Kabinettschef stöberte ihn auf


,
.

43
Der Thronfolger schrieb einen seiner bewegten Briefe ,

acht Seiten lan g Seit Leipzig hatten si e einander kaum


.

gesprochen In S e r a j e w o war alles vergessen Von


. .

dort war der Baron vor der Abreise des E r z he r


zo s
g mit seinem Stab auf di e allj ährliche Generals
reise gegangen In A gram trifft ihn di e Nac h richt
.

von dem Attentat Er telegraphi ert an den Kaiser


.
,

daß es besser wäre die G e n e r a l sr e i s e abzubrechen


, ,

un d di e Generale heimzusc hi cken Er selbst gehe .

nach Wien .

Er ging dann nach Ti rol Noch konn te zu Europas


.

Beruhi gung der Schein gewahrt werden In Wien ent .

rüstete sich laut der Gesandte eines befreundeten deut


schen Staates : „ Ob es so weit schon gekommen daß ,


man sich jede Ohrfeige müßte gefallen las sen Die .

hohen Mi l itärs wiederholten Moltkes Wort : „ Daß es


z ur Katastrophe einmal kommt das wi ssen wi r : j e ,

früher um s o besser für u ns


,
Aber di e hohen M i li
t ä r s in Wien wußten nichts Niemand wußte etwas
. .

Vie l leicht verhandelte Graf Berchtold mit Berlin ,

vielleicht auch ni cht Jedenfalls : von seinen Plänen


.

und Handlungen wußte keiner .

Am Wiener Ball platz wurden dann die Minister z u


s a mm e n e r u fe n Der C h ef d e s Genera l stabes den man
g .
,

aus Tirol zurückgeholt hatte wurde vom Grafen Leopold


,

Berchtold der den Vorsitz führ te als Experte befragt


, ,
.

Er hatte lediglich über mili tärische Aussichten zu


sprechen kein Wort z ur Situation Weder von einem
,
.

Ultimatum an Serbien noch sonst einem Ul timatum


,

wa r die Rede Freih err von Conrad entwickelte die


.

Mögli chkeit j eder gegnerischen Konstellation und ve r v

44
als technische Hilfskräfte des wichtigen Aktes ihrer Ver
wendung .

Leopold Berchtold verlas eine Note Ni e mand e r .

hob Einwand Nur Tisza schwankte eine Wei le Alle


. .

Verwicklungen die für Ungarn nationale Probleme b e


,

schwören konnten waren ihm unbehaglich Aber auch


, .

Tisza gab schließlich di e Zustimmung .

Die Note enthielt Schärfen Daß die Zulassung von .

Vertretern der Monarchie bei den Belgrader Unter


s u c h u n e n gefordert w urde war jedem klar denn der
g , ,

Verdacht war nahe daß ni cht nur Pa si t s ch daß das


, ,

Königshaus selbst in den Königsmord verwickelt war .

Die Note hatte schärfste Fassung wie e s sein mußte wenn , ,

man di e Auffassung vertrat daß di e brutal heraus ,

geforderte Monarc hi e volle Genugtuung und die Sicher


heit bekommen sollte daß di e serbische Wühl arbeit ,

aufhören werde .

Jetzt ging man an di e endgültige Formuli erung


de s Wortlautes di e letzten Abänderungen wur
,

den besprochen Die Diplomaten berieten sie Die


. .

beiden Stili sten aus dem Mi ni sterium des Äußeren


feilten dann noch Die Soldaten hatten keiner
.

lei Entscheidung Der fertige Text wurde noch


.

einmal verlesen Di e Sitzung wu rde darauf sofort


.

geschlossen .

In Schönbrunn verlor der alte Kaiser ni cht einen


Augenblick di e Fassung Er wußte j etzt daß die Mon .
,

archie unter mi ni ert war daß s i e z w ischen Untergang ,

und le tzter Rettung schwebte Freiherrn von Co nr a d .

fragte er wie es um di e Mobilisierung stünde ob alles in


, ,

Ordnung sei Vollkommen beruhigte der General Ohne


.
,
.

46
Merkzeichen der E rregung unterschrieb Franz Joseph
vor dem Minister des Äußeren di e Kriegserklärung .

Der aber als einziger di e Katastrophe angesagt hatte ,

ein Predi ger in der Wüste Jahr um Jahr dem ,

Ballplatz verhaßt als unbe quemer Geisterseher ein ,

Schwadr oneur für A e hr e n t h a l s Ministerkol legen di e ,

hinter ihm Intrigen spannen der ö ffentl ichen Meinung


,

verschr ien als Parteihaupt eines Krieges dessen Voraus ,

sicht ni emand begriff : jetzt stand Franz Freiherr Conrad


von H ö t z e n d or f ganz allein Er hatte an eine Abwehr
.

gedacht in rechtzeitigem Angriff 1 9 0 7 und 1 90 9 als , ,

herausgeforderte Auseinandersetzungen di e Monarchie


ni cht erschüttert die Me nschheit nicht verblutet
,

hätten Nunmehr mußte Europa der Kampfplatz sein


.
,

die große Szenerie war da alle mußten sie nunmehr


,

kommen : Rußland und Frankreich E n gland und Ita ,

lien ganz Europa mit dem Conrad das Ringen hatte


,

verhüten wollen Die Zeit von 1 90 7 und 1 9 0 9 war vor


.

bei : seit damals hatte er j e weiter das zweite Jahrzehnt


,

fortschritt den Krieg am liebsten vermieden gesehen


, .

Denn er konnte nur mehr die letzte schwere Verteidi gung


bedeuten Die Frage ging nicht mehr um Größe und
.

Glanz di e Frage ging um Sein oder Nichtsein Viel


, .

hundertj ähriges sollte erweisen ob es stehen ob es , ,

stürzen wollte In den Sturmtagen rief der alte Kaiser


.

aus : „ Gut wenn es sein muß Aber dann wollen w i r


, .


wenigstens mit Anstand untergehen Verhängt schien .

di e Zukunft nur das Recht des Kaisers das Recht aller


, , ,

die mi t ihm im eigenen Hause leben wollten war klar ,


.

Ohne Merkzeichen der Erregung unterschrieb er di e


Kriegserklärung .

47
Di e Dip l omaten ab er re deten nic h t me h r Auc h .

die Mini ster sch wi egen Sie hatten dem Freiherrn von
.

Conrad den Angriff verwehrt als er der Katastrophe


,

zuvorkommen wollte s i e hatten ihm dann als er gegen


, ,

den Angriff um Waffen kämpfte di e Waffen a b g e s c hl a


,

gen Aber j etzt sahen s i e alle nur auf ihn Plötzlich


. .

fiel ihnen ein : Er war die Hoffnung der Armee Er war .

der Kopf des Heeres Auf ihn kam es an er war der


.
,

Retter Von ihm konnte man alles verlangen Jetzt


. .

gab es nur mehr di e Ulti ma r ati o V or t l os fuhr Baron


V
.

Conrad ins Hauptquartier .

48
Freiherr von Conrad fuhr in den Zweifrontenk ieg r .

Noch hoffte man am Ballplatz daß „ di e S t r afe xp e di ,


tion gegen Serbien mi t schnellem Marsc hi eren zu Ende
käme ohne daß Rußland eingriffe Oder doch zu Ende
, .

käme bevor Rußland mit völli ger Machtentfaltung


,

eingriffe Conrad hoffte ni chts Er wartete auf di e


. .

Russen .

Sein Aufmarsch roll te ab w i e ein Uhrwerk Die ,


.

Züge l iefen Tag und Nacht Nach Serbien sowohl .

wie nach Rußland B l ieb der serbische Krieg w irkl ich


.

ohne Verwicklung so stand jetzt gegen das Königreich


,

fast Österreich Ungarns halbe Streitmacht So lange


-
.

Übermacht gegen Serbien mögli ch war sollte s i e dort ,

rastlose Arbeit tun In das galizische Aufmarsch .

gelände trugen die Bahnen der Streitmacht größeren


Hauptteil Nur wer di e B e för de r u ng sziffe r n der Bahnen
.

mitrechnete vermochte eine Kraftverteilung zu ver


,

stehen die zunächst gegen zwei völl ig ungleiche Gegner


,

nahezu gleiche Macht zu setzen schien Nach dem Nord .

osten waren alle Bahnen belastet bis über das Höchst


maß Die L okomot i ve np ar ks waren l eer di e Wagen
.
,

parks unterwegs Al les dampfte all es roll te B ö h m


.
, .

E r mol li s zweite Armee schon jetzt für Rußland b e,

stimmt marschierte vorerst gegen Serbien auf Selbst


, .

aus Serbien konnte si e ni cht um eine Stunde S päter


51
auf dem russischen Kriegsschaup l atz eintreffen als ,

bei unmittelbarem Abmarsch dahi n Untätig in Hinter .

l a n dg a r ni s on e n wollte s i e Conr ad nicht lungern lassen .

In Serbien vermochten sie vi elleicht an einer B e .

s c hl e u ni u n
g g der Dinge an ersten Vorteilen
, der Über
l e g e n h e i t mi tzuhelfen Kaum lag der erste B a h n st r a ng
.

frei rollten ihre Kolonnen auch schon dem Dnj estr


,

zu . Serbien war ein Nebenkriegsschauplatz Alle .

Welt begriff es all e Welt erkl ärte es Conrad hatte es


, .

längst begriffen Er hatte aus dem technisch E rr e i c h


.

baren das Günstigste herausgeholt .

Den Berichten über die u nfertige russische Mobili


si e ru n
g mi ßtraute er Einen Koloß erwartete er Nur
. .

dies eine war fragli ch w i e weit der Koloß sich schon


,

vorwärts gewälzt hatte und wo er zum Stoß ausholte .

Freiherr von Co nrad wußte daß auch gegen Riesen ,

die beste Aussicht auf Abwehr und Erfolg im Angr iff


liegt Noch einmal überlegte er wie er sich für den
.
,

Fall eines russischen Krieges der ihm Verteidigung ,

aufzwänge schon vor seinen F ri e de n s ka r t e n solch einen


,

Angriff zurechtgelegt hatte Und was darüber mit .

Moltke dem Generalstabschef des deutschen Feldh eeres


, ,

in mün dlicher Beratung und regem Briefwechsel b e °

r e i t s vereinbart worden war Sie hatten beide end .

li ch beschlossen mit ihren Truppen in Polen ei nzu


,

dr ingen Polen war die große Heerstraße nach Schlesien


. .

Der Marsch durch Polen war der russische Marsch über


Breslau nach Berlin Sowohl in Galizien als auch in
.
,

Ostpreußen wo l lten di e Verbündeten sich in unbedi ngter


Verteidigung halten Selbst wenn es den Russen
.

glückte in Ostpreußen oder in Gali zien


,
oder gar i n

52
i ns Land Ostpreußen mußte Deutschland näher sein
.

als Polen und österreichi sche Vereinbarungen Vor .

läufig konn te di e deutsche Führung das erste Überein


kommen nic h t halten Vorläufig mußte der Freiherr.

von Conrad sich all ein bescheiden Im Westen sc hi en .

alles j etzt Entscheidung All es andere kam später .


,

w ürde später leicht sein Für den Osten war Ostpreußens


.

Schutz j etzt das einzig Wi c htige In hartem Zusammen .

stoß mit den Russen wurden freili c h di e zwölf deutschen


Divisionen geworfen und geschlagen Ge neral Pri t t wi t z .

ging Mit ihm sein Stabschef Waldersee der Neffe des


.
,

Marschall s Es war die erste Enttäuschung di e der


.
,

deutsche Generalstab besorgt verschwi eg Ostpreußen .

lag schutzlos .

Für Österreich Ungarn aber begr enz te nüchterne


-

Betrachtung die Zeit di e sein All e i ns t e h e n gegen Ruß


,

land möglich war Ein Reich von 5 2 Mi ll ionen Menschen


.

focht gegen ein Reich von 1 60 Milli onen Serbien und .

Montenegro brauchte man gar nicht erst mi tzuzähl en .

Überdi es war der Grundplan des Handelns u mgestoßen .

Freiherr von Co nrad hatte noch vor Kriegsbeginn mit


Ge neral v Moltke Besprechungen darüber gehabt wie
.
,

er sich den Gang der Ereignisse wie er sich das Bild ,

de s Ganzen dächte Die wirkliche Entscheidung hatte


.
,

Mol tke gemeint müßte im Westen fall en Mindestens


, .

der gefähr lichere Gegner st ünde dort Freiherr von .

Conr ad hatte di es eingesehen Nur eines hatte er noch .

wissen wollen : wann nach Moltkes Meinung di e Ent


scheidung im Westen fallen werde Der deutsche Ge .


n e r a l s t a b s c h e f hatte „ den 3 9 bi s 4 0 Mob ili s i e r un g s t a g
. .

genannt : Gut ,
hatte Conrad geantwortet Dann .

54
würde er Moltke mit den nötigen Kräften eben
nach dem Osten herüberkommen .

Vorläufig gab es keine andere Rol le di e Österreich


,

Ungarn hätte spielen können Schnell zeigte sich wi e


.
,

hoch di e Anforderungen waren die s i e an Kraft Aus


, ,

dauer und Geistigkeit stellte .

Drei Aufgaben lagen vor Fr eiherrn von Co nr ad .

Das Ringen in Frankreich durfte durch Vorfäl le im


Osten nicht beeinträchtigt werden die eine freie sorg
, ,

lose Verwendung aller dort eingesetzten Armeen b e


hi ndert hätten Rückendeckung wurde verlangt im
.

weitesten Sinn Dann war der russische Einbruchs


.

versuch nach Schlesien um jeden Preis zu vereiteln .

Und schl ießli ch blieb Galizien zu schützen .

Die Rückendeckung konnte Co nr ad Deutschl and


nur gewähren wenn er fast all e Heere Rußlands auf di e
,

eigenen Tr uppen zog und s i e in s o heftige Arbeit ver


strickte daß ihnen keinerlei andere Beschäftigung e r
,

l a u b t war Den Einmarsch in Schlesien konnte er nur


.

vereiteln wenn er di e Straße durch Polen versperrte


, .

Gali zien konnte er nur halten wenn dann noch die


,

Truppen reichten All das wenn di e russische Mobili


.
,

s i e ru n
g w irklich nicht beendet war ; wenn er blitzschnel l
war ; und wenn kein Fehler geschah .

Tief nac h Polen stieß er Auffenberg und Dankl


zwei starke Angriffsarmeen . Die Verteidi ger Ost
gal izi ens spann te er Brudermann und K ö ve ß
im 'uerbogen bis nach dem b e s s ar ab i sc h e n Gr e n zr a n d .

In Polen dr angen Auffenberg und D a nkl kraftvoll


nordwärts Sie sperrten wirkli ch den R u ss e n mar s ch
.

n ach Bresl au Viell e icht erreichten si e auch mehr


. .

55
Aber in Ostgalizien fielen gleich in den ersten Kampf
phasen j äh die Schl eier Rußland mußte seit Monaten
.

schon mobilisiert haben : gegen di e Reichsgrenz en


marschierten dort al lein dr ei russische Ar meen Ruski .
,

Iwanow Brussilow Wer rechnete erschrak Freiherr


, .
,
.

von Conr ad hatte selbst wenn B öh m —


,
E r m oll i schon
mi tkämpfte kn app eine halbe Milli on Soldaten Die
, .

Rus sen mi t Reichs wehr und Si b i r i ake n anderthal b


Mi lli onen Mann Conrad bli eb unerschüttert An den
. .

Zahl en konnte er nichts ändern Aussicht auf deutsche .

Mithi lfe gab es j etzt ni cht .

Von der Nordostecke Galiziens sprang die Ar mee


Au ffenberg weit in polnisches Gebiet Teile dieser Ar mee .

konnten gewendet werden Sie sprang wie ein Hammer


.

aus Conrad s Front deren Mi tte vor Lemberg lag Wenn


,
.

B öh m — E r m oll i eingetroffen war woll te Co nr ad den ,

zweiten Hammer ansetzen Tief im Süden vom Dnj estr


.

herauf Da warf Ge neral Brudermann um .

Brudermann hatte den Befehl erhalten dem Marsch ,

der Russen Einhalt zu gebieten die von Podoli e n her ,

und über Zl os z ow i hre Kolonnen v e r t ri e b e n Er war .

an vorgeschriebene Defens ive nicht gebunden aber in ,

völli ger Verkennung der Situation glaubte er seine A u f


gabe am besten s o zu lösen daß er selbst vormarschiert e
, .

Er s ah General D a nkl si e g b e g l e i t e t im Vormarsch nach


Polen Er s a h auch General Auffenberg in rastlosem
.

Vorwärtsschreiten Und er griff an Er wartete nicht


. .

einmal bis seine Divisionen di e a us den Bergen dazu


, ,

erst heraustreten mußten in der Ebene alle versammelt


,

waren Er gri ff ohne Versam ml u ng an Er warf di e


. .

Tr up p en Stück um Stück i n den Angriff Er wurde .

56
geschlage n Seine Front weit hinter Pr z e mi s l any zurück
.

geworfen Selbst mit B öh m E r mol li s Truppen konnte


.
-

Conr ad j etzt keinen Hammer mehr sch mi eden Der .

ganz e Südteil der Front mußte neu aufgebaut werden .

Zeit und Mög l ichkeiten waren eingebüßt Brudermann .

hatte das ganz e Konzept schwer umgestoßen .

Man stand da mal s im Anfang des K rieges Die Armee .

Pri t t w i t z hatte Ostpreußen verloren Antwerp en hi elt .

sich noch In Antwerp en die belgische Ar mee In Fr ank


. .

reich begann di e Rechnung General Moltkes ni cht zu


stimmen An der Wiederherstellung der ostpreußischen
.

Lage aber arbeitete eben erst ein neues Triumvirat .

Der bedächtige feste Generaloberst von Hindenbur g


,

war sein Haupt dessen R u h e a u s dr u ck immerhin Sicher


,

h e i t s g e fühl e wecken ko nn te Er war in d as Haupt.

quartier der deutschen O st st r e i t kr ä ft e mit Erich


Ludendorff gekommen einem General in mittleren
,

Jahr en der vor Lüttich nach bitteren Stunden vom


,

S i e g e r t u m schon gekostet hatte dem man aber trotz ,

der rücksichtslosen Energie mi t der er Besc hl ossenes


,

durchführ te trotz d e s eisernen Griffes einer u n b ar m


,

herzigen Faust um seiner verhältni smäßigen Jugend


,

wi llen die Befe hl sgewalt über eine Ar mee nicht geben


mochte Im Hintergr unde noch ein D r itter : der geist
.

vol le ideenreich e Maj or Hoffmann im Hauptquartier


, ,

schon über di e Karten über neue Aufmarschpläne neue


, ,

Vor m a r sc hp l ä n e gebeugt indes mi t dem Ge n e r a l ob e r


,

sten der Stabschef erst anr ollte Da s Triumvirat .

schlägt die Schlacht bei Tannenberg R e nn e nka mp fs .

Heer wird zur Häl fte in die Sümpfe Masurens gedrängt die ,

andre Hälfte wird gefangen nur Bruchteile entkommen


,
.

57
Anl age D u rchführung Ausnützung der Sc hl acht tragen
, ,

ge ni ale Züge ; ihr Ergebnis i s t Ostpreußens Wieder


ge w inn Ihr Ergeb ni s ist noch weit mehr : die seelische
.

Hebun g und unbedi ngtes Zuku nft sz u t r au e n all er Deut


schen Ein Rausch erfaßt ganz Deutschland Ein
.
,
.

Name wird auf den Sc hild gehoben : Hindenburg .

Weni ger bedeutet das Geschehnis im Rahmen der u n


g e h e u re n Vorgänge Selbst für den Osten i s t di e Schlacht
.

von Tannenberg kaum mehr a l s eine dem Gegner n u


bequeme Episode Zwei R u ss e nh e e r e standen gegen
.

Ostpreußen Rund 3 5 0 000 Mann Jetzt ist von den


. .

neuen Feldherrn mi t den neuen Tru ppen die di e Reste ,

der außer Gefecht gesetzten Armee Pr i t t w i t z fül lten ,

das eine R u s s e nh e e r kampfunfähi g gemacht A ber in


:

Galizien und Polen stehen l 5 0 0 0 0 0 Mann und werden


stündl ich mehr Von einer Bannung der R u s s e ng e fa hr
.

ist keine Spur F ür di e Wissenden ist kein Grund zum


.

Jubel Zuversichtlich ist die Stimmung im Lager des


.

V i e r v e r b a n de s Für die Mittelmächte ist di e Stimmung


.

der Wissenden er n st .
r

Conrad erwog darum ob er Lemberg preisgeben ,

mußte Mil i tärisch war ihm der Besitz der Stadt gleich
.

gül tig Aber den poli t ischen Ein druck scheute er in


.

be drückter Zeit Noch konnte er noch wollte er di e


.
,

Hauptstadt halten Da trat in seinen Beschl uß einer


.

j ener Zwische nfälle die mitunte r gr undl os die Nerven


,

der Truppen besiegen Bei Zolkiew vor einem Wä l d .


,

chen hatte die dr e i u n dz w a nzi g St e Honved Division j ähe


,
-

Panik erfaßt Sie ging plötzlich zurück Ohne allen


. .

Grund Bei Zol kiew klaffte ein Loch Jetzt war Lem
. .

berg freilich ni cht mehr zu halten Rapid ri ß .

58
Conrad die Front zurück Und stand bei den Gr ode ke r .

Teichen .

Die Russen aber rechneten mit Auffenberg ab .

Zwar waren s i e überrascht von Conrads verni chtet ,

geglaubten S üdkr ä ft e n plötzlich abermal s s o sieghaft


angegriffen zu werden daß Lemberg wieder nahe lag
,
.

Aber gegen Auffenberg allein rollten R u s s e n ar me e n .

Halb focht der General noch südwärts zur Gr ode ke r


Schlacht gewendet halb wehr te er sich schon wieder
,

gegen Norden Und nunmehr erst wurde auch der


.
'

Zeitverlust durch Brudermann eine voll kommene und


tragisch for t s t r a hl e n de Wirkung Jetzt schütteten alle .

Bahnen alle Straßen di e russischen Reserven aus di e


, ,

während der ersten Schlacht noch weit hi nter dem Kampf


platz marsc hi ert waren Auffenberg drohte von D a nkl
.

abgerissen beide von Übermacht umflutet zu werden


, .

Gegen de n neuen Stoß der kommen mußte fehl te es


'

, ,

an Reserven Conrad brach j ählings di e Schlacht ab


. .

Weiterkämpfen war Vernichtung Vier Heere riß er .

mit einer Entschließung mi t einem Ruck über 1 60 Kilo


,

meter zurück Ehe die Russen zur Austilgung auf


.

brachen war er verschwunden


,
.

Hinter dem Dunaj ec gab er den Truppen Erholung .

Sie hatten sich all e heroi sch geschlagen si e waren e r ,

schöpft doch ungebrochen Sie wurden zu neuem


, .

Vormarsch gerüstet Im Hauptquartier im Städtchen


.
,

Sandec durfte sich Freiherr von Conrad sagen daß er


, ,

von den drei ihm gestell ten Aufgaben nur die el ne nicht
hatte lösen können : Galizien war nicht zu halten g e
wesen Aber von einem russischen Marsch nach S c hl e
.

sien war keine Rede Drei Viertel der russischen Streit


.

59
macht hatte Conrad allein beschäftigt hatte s i e ver ,

wirrt und durch Verl uste schwer geschwächt dr e i Vi e r t e l ,

der Russen hatte er all ein gebunden Vorsichtig tappten


.

s i e j etzt der neuen Li ni e zu Me hr hatten di e Tru ppen


.
,

mehr hatte er selbst nicht leisten kö n nen Die beiden .

ersten langen und bangen Kriegsmonate lag d as rus si


,

sche Ungetüm gefesselt Die große Rückendeckung


.

war s o dem deutschen Waffengefähr ten in Frank


reich wahr haftig gegeben All erdings begann i n Fr ank
.

reich die Mol t ke sc h e Rechnung immer weni ger zu


stimmen Oder sie stimmte längst nicht mehr Die Send
. .

boten mi t den Groß kreuz en des Maria Th e r e si e n Ordens


- -
,

die Kaiser Franz Joseph mitgerissen von den belgi


,

schen Siegen dem Kaiser Wil he l m u n d dem Grafen


,

Moltke i ns Große Hauptquartier geschi ckt hatte zu


früh für Co nrads Empfinden der in allen belgischen
,

Siegen doch nur die Anfangserfolge s ah hatten i n


Homb u rg auf verstörte Ge sichter getroffen Der Be v oll .

mä ch t i g t e d e s österreichi sch ungarischen O b e r komm a n



-

dos im Großen Hauptquartier der dort freil ich s o,

we ni g zu erfahren p flegte daß man ihn schl ießlich


,

abberief hatte ni chts von der Schl acht an der Marne


,

gehört Und auch di e deutsche Heimat wu ßte nichts


.
,

di e Monarchi e wußte nichts .Selbst Freiherrn von Co n


rad brachten auf Umwegen erst die Schil derungen
der Sendboten die mi t den Großkreuzen ausgereist
,

waren di e Nachricht der verl orenen Sc hl acht Bisweil en


,
.

mußte j etzt Co nr ad von H öt ze n d orf daran denken ,

daß er sich das Zusamm enarbeiten mi t dem deutschen


Hauptquartier eigentli ch anders vorgestell t hatte Jeden .

falls : der Vormarsch i n Frankr eich stand Und di e Frist .

60
Freiherrn von Conrad brachte General Metzger der ,

Chef seiner O p e r a t i on ska n zl e i ein Telegramm des G e


,

n e r a l ob e r s t e n von Hindenburg „ Der Vormarsch habe .


begonnen .Er gehe gegen di e Weichsel „ Um di e .


Russen zu überrennen w i e es in der Depesche hi eß
, .

Conrad l as si e mit unbehaglichem Gefühl Er studierte .

das Telegramm noch einmal aber das darin gemeldete ,

Unternehmen dünkte ihn immer sonderbarer H i n de n .

burg hatte den Vormarsch an di e Weichsel mit aus


e i n a n d e r e z o e n e n Divisionen angetreten Sie l iefen
g g .

geradezu auseinander Sonderbar nann te das Unter


nehmen Conr ad Sonderbar nannte es der Chef seiner
.

O p e r a t i on s ka n z l e i
Aber Hindenburgs Vormarsch war bereits im Roll en .

Conr ad vor eine vollzogene Tatsache gestellt Seine .

Hauptmacht kämpfte er durch Galizien vor dem San ,

und der Festung Przemysl entgegen um die der ,

russische Belagerungsring lag Der starken Armee .

D a n kl befahl er die Bewegungen auszuführen die den


, ,

Anschluß an di e v or ma r s c hi e r e n d e n Truppen H i n de n
burgs sichern soll ten Hi ndenburgs Truppen hatten
.

im Marsch die Gerade D a nkl s Truppen am Weichsel


.

lauf den t i e fg e b a u ch t e n Bogen Wenn überhaupt diese .

V or m ar s c hli ni e Bogen und Sehne war s o war di e Sehne ,

der Weg Hi ndenburgs Der Unt erschied ergab eine


.

beträchtli che K ilometerzahl zu ung uns ten General


D a nkl s . Oben drein eil te Hi ndenburg durch nahezu


r u s s e nfr e i e s Gelände D a nkl mußte noch ehe er vor
.
,

marschieren konnte erst den We i c h s e l üb e r g a ng e r


,

zwingen Seinen Marsch beunruhi gte die russische Weich


.

s e l fr on t . Dennoch : General D a nkl marschierte In .

62
Eilmärschen in Ge w a l t m är s c h e n Und traf schli eßlich
,
.

sogar rascher ein als di e anfängliche Berechnung hätte


,

erw arten lassen .

Generaloberst von Hindenburg setzte was er in ,

seinem Hauptquartier geplant hatte sofort in die Tat ,

um Er stürmte mi t allen 1 0 8 Bataillonen vor di e er


.
,

mitgebracht hatte Er griff di e Russen einfach an Er


. .

trieb gegen den Strom seine Divisionen wie einen Fächer


auseinander Er dachte im Ernste daran die Russen
.
,


ohne weiteres „ überrennen zu können F ür einen .

Augenblick gingen ihre Vortruppen vom Westufer der


Weichsel auf das Ostufer auch hi nüber Aber gleich .

im nächsten Augenblick strömten s i e als u nh e mmb a r e


Flut zurück Auf dem ganzen Kampfplatz in West
.

galizien und in Polen marschierten Hindenburg und


Conr ad mi t 5 6 4 Bataill onen Die Russen waren zwar durch
.

di e Lemberger Schlachten durch di e Anfangsschlachten


,

von Komarow und Krasni k geschwächt Ostpreußen ,

schaltet für di esen Kampfabsch ni tt für seine K r ä ft e b e ,

rechnung ganz a u s —ü ber di es war die Ar mee Radko Dimi


t r i e ff jetzt durch di e Belagerung von Przemysl gebunden .

Aber für den neuen Waffengang hatten sie n OC h bevor ,

s i e auf Nachschübe rechneten immer noch 9 2 8 Batail ,

lone bereit Waren also um 4 60 Bataillone fast um eine


.
,

halbe Milli on Soldaten abermals überlegen Daru m


, .

hatte Conr ad einen breiten Block bauen wollen Hin .

d e n b u r g aber allzu sicher seit dem Teilerfolg bei Tan


,

ne nb e rg , unterschätzte den Gegner Und trieb von .


,

Jos e fow w e i c h se l a b w ä r t s bis Warschau über 1 5 0 Kilo ,

meter se i ne Truppen mi t solcher Gewalt auseinander


,

daß er dann für j e 1 7 Kilometer bloß eine einzige Division


63

a ufbringen konnte Mit dem „ Überrenn en war es
.

nichts Im Ge genteil
. Hindenburg wurde gesc hl agen
, .

Ins Hauptquartier nach Neu Sandec meldete Ge -

neral D a nkl daß er bei Iw a ng or od in schwerem doch


, ,

gün s tigem Kampfe stehe Vorläufig könne er sich sehr .

gut hal te n Aber im Hauptquartier in Neu Sandec


.
-

lief gleichzeitig eine neue Depesche Hindenburgs ein :



„ der Rückzug seiner Truppen habe begonnen Fr eiherr .

von Co nrad stand vor der zweiten voll z ogenen Tatsache .

Beide Handl ungen Vormar sch w i e Rückmarsch


waren von de m deutschen Verbün deten ohne voran
gehende Verständigung unternommen worden Immer .

hi n jetzt war die Lage klar All ein konn te die Ar mee
,
.

D a nkl oben an der Weichsel nicht stehenb l eiben Sie .

wäre von den Russen einfach u mgangen worden .

Co nrads siegreiche Hauptmacht in Westgalizien aber


war durch den bishe ri gen Verlauf des Hi n denburg
schen Hi l fe fe l dz u g s plötz l ich an den Rand einer Kata
strophe gedrängt Sie hatte in Westgal izien Przemys l
.

befreit Sie stand nach hart en Kris en schon w ieder


.

am San D as elende Wetter schlug plötz l ich um Die


. .

zerstörte Pr ze m ysl e r Bah n war soeben wieder her


geste ll t Der Muni tio ns nachs chub roll te nunmehr rei
.

b un g sl os Da kehr te Hi ndenburg an der Weichs e l um


. .

Blieb Fr ei herr von Co nr ad auch nu r einen einz igen Tag


noch am San s o war unhe i lbares Verhängni s d a : di e
,

Russen rollten dann von Polen her seine ganz e Streit


macht auf Langsam hieß Fr eiherr von Conr ad di e
.

Armee D a nkl zunächs t an di e O p a t ow ka zurückgehen .

Aber di e Russen im pol ni schen Kampfraum warfen


sich jetzt a uf D ankl der dort allein übriggebliebe n
,

64
war mi t allen freigewordenen Kr äften Bei Opatow
,
.

drückte Übermacht seine Lini e schli eßlich ein Conrad .

befahl dem General bis vor Krakau z u r üc kz u g e b e n


,
.

D a nkl hi elt nach a ll e n den Vorgängen hi elt der ganz en ,

Lage nach s o nahes Halten für sch w ierig Aber Co nr ad .

blieb hart Befehl war Befehl Der General gehorchte


. .
,

vermochte es auch die befohlene Stell ung zu versteifen


,
.

Vorläufig deckte er also noch di e Kr äfte in Westgali zien .

Vom San riß Conr ad abermals a ll e Truppen zurück .

Abermals stand er am Rande Westgaliziens und im


K a r p a t h e nv or l a n d Das Hauptquarti e r begab sich
.

nach Teschen Denn selbst über den Dunaj ec kamen


.

di e Russen Abermals war di e Festung Przemysl


.

verloren Dies alles brachte das Ende der Unterneh mung


.

in Polen di e eig entlich a ls Hi lfs fe l dz u g gedacht war


, .

Und in Polen stand kein einziger Soldat der dem Ein ,

bruch russischer Massen nach Schlesien hätte we hren


könn en .

Schl esien lag schutzlos Nicht anders als drei Mo .


,

nate vorher Ostpreußen Zwar hatte Hindenburgs .

r ü c ks t r ö me n d e Armee in Polen zahlreiche techni sche

Abteilu ngen zurückgelassen die all e Eisenbahnen all e , ,

Behel fsbauten alle Magazine durch di e ein v or m a r


, ,

s c h i e r e n de s Heer unterstützt werden konnte mi t s e l ,

tener Grün dl ichkeit zerstörten Aber di e russischen .

Truppen konnten dadurch nur aufgehalten ni cht a b ,

gehalten werden Was von ihrem Anroll en drohte


.
,

war schlimmer als ein Vorwärtskommen in Ostpreußen ,

auch we n n Tei l e di eser Provinz für kurze Zeit verloren


gingen Schlesien war nicht nur s o wertvoll w i e das
.

agrarische Ostpreußen Schlesien hatte Kohlen Schlesien


. .

5 Now ka , Der W e g zur K t str op h e


a a 65
hatte Industrien Ü ber Schl esien kam man nach Berlin
. .

Über Schlesien kam man nach Wien Ü b e r Schlesien mar .

s c hi e r t e man ins Herz der Mitte l m ä chte Waren di e Russen .

erst i ri Schlesien s o gab es keine ostpreußisch enge Front


,

mehr die Li ni en die man


, ,
im reichsten Lands trich
der Mittelm ä chte zu halten hatte wurden dann weit , .

Großzügiges und Un gewöhnliches mußte geschehen ,

um di e Lage z u retten Zwei Ei nfäll e retteten si e Den


. .

einen hatte Freiherr von Co nrad den anderen der G e


-
,

n e r a l ob e r s t von Hi ndenburg .

Bei Sambor in Gali zien di e K a rp a t h e n im Rücken


, ,

stand B ohm —E r m ol li s zweite Ar mee So weit war sie .

auf eigenem Vormarsch während der Vorgänge an der


Weichsel gekommen An ein Weitertragen ihres A n
.

griffs war ni cht zu denken Conrad erwog e i nen kühnen


.

Entschluß und füh rte ihn gleich darauf aus Er ver .

hüll te B öh m E r m olli s Front mi t ganz dünn en Sc hl eiern


-
.

So behutsam geschah die Ablösung daß die Russen ,

ni chts von ih r merkten weder jetzt noch sp ä ter


, , .

Die ganze Armee B öh m E r m olli packte Co nr ad in die


-

Eisenbahn Von den Zügen erzwang er Schnell z ugs


.

geschwindi gkeit Er warf di e ganze Armee mit täuschen


.

der Richtung über Budapest hi nauf nach Schlesien .

Hindenburg war mi t 1 0 8 Bataillonen nach Polen g e


zogen zur Hilfe für die Monarc hi e Co nr ad hatte
, .

1 1 0 Bataill one aus der eigenen Front genommen ein ,

Viertel seiner gesamten Streitmacht di e eigentlich ,

gegen den russischen Koloß immer noch so g ut w i e all ei n


stand zum Schutze Sc hl esiens
,
Noch ehe di e ersten
russischen V or h u t e n Deutschl and von ferne sahen ,

stand di e Armee B öh m E r m olli als Wall an der Grenz e


-
.

66
Wollten die Russen wirkli ch in Deutschlan ds I n nere ,

s o ging der Weg nur über di e Trümmer der zweiten

österreic hi sch ungarischen Armee


-
.

Hinter i hrem schützenden Rücken hatte sich Hi n


de n b u rg s Heer erholt Die Erholten setzte auch der
.

Generaloberst plötzli ch auf di e Bahn Schnell transporte .

dampften in den Raum von Thorn Was im überhi tzten .

Vorrenn en an di e Weichsel mißlungen war gelang viel ,

leicht wenn man di e Russen mi t überraschendem


, ,

hartem Griff in der Flanke faßte Der Einfall war aus .

dem Augenbli ck geboren er war glüc klich und ver


,

suchte das Beste das z u tun war Die Russen mar


,
.

s c hi e rt e n ruhig der sc hl esischen Grenz e zu Dort frei .

l ich standen si e maßlos verblüfft statt vor den Resten ,

der Ar mee Hindenburgs vor einer neuen vol lkommenen


, ,

österreichi sch ungarischen Mauer di e wie ein Spuk über


-
,

Nacht gebaut schi en Aber noch hatte sich di e Ver


.

b l üffu ng der Russen nicht gegeben als auch schon ,

Hindenburgs Fl a nke ns t oß si e mit verheerender Wirkung


traf Aus dem Norden war er schnurgerade pfei l schnell
.
,

in ihre Flanke mi t voller Wucht gefahr en Plötz l ich .

hatte der ru ssische Vormarsch zwei Fronten Vorn .

stand B öh m E r m olli s Mauer die nach Osten dr ückte


-
, ,

von oben hi eb un d stach der Generaloberst von H i n de n


burg Die Russen wendeten sich diesem Gegner der
.
,

i h nen der gefährlichere sc hi en schwerfäl lig zu und ,

nahmen eine Sc hl acht an di e in stürmender E n t w i c k


,

lung eine Rei h e der Sc hl achten binn en w eni gen Tagen


,

ein S c hl a ch t e n dr a ma w urde das von Mittelpolen über


,

Südpolen und Galizien bis hi nab an die K a rp a t h e n


reichte Hindenburgs Stoß von Norden war gewaltig
. .

5* 67
Russische Hilfskorps j agten zum Entsat z gegen Lodz .

Vie lleicht brachten die Korps dort noch rettende Ent


l a s t u ng . Aber jetzt griff Freiherr von Conrad ein .

Hindenburgs Erfolg sollte ausreifen Conr ad mar . -

s c h i e r t e von Bochni a und Krakau her den russischen

Hilfskorps nordw ärts in di e Flanke Die Russen haben .

Mittel sich zu helfen Jetzt stoßen si e mi t ihren A n


,
.

griffen westwärts gegen Krakau und Bochni a Conrad .

durchkreuzt das Manöver das erwartet ist Die ,


.

Russen di e vor Bochni a und Krakau kämpfen faßt


, ,

er aus dem Süden Noch hat der Gegner eine einzige


.

Möglichkeit Er kann Conrads neuen Marsch durch


.

Truppen stören di e er vom Osten her a uf die Walstatt


,

von Limanowa führt Aber es ist die letzte russische


.

Fl a nke n s t a ffe l Das letzte Wort behält gleichwohl


.

Conrad : von den K a r p a t h e n trifft er di e Russen als


letzter in der Flanke Der Riesenkampf i s t damit .

entschieden Es ist di e große Schlacht di e Schlachten


.
,

folge der F l a n ke n s t ö ß e Die Russen haben keinen .

Einsatz mehr Gek ä mpft hatte man an vi elen Stellen


.

gleich hart Bei Lodz vor Kr akau bei Bochnia bei


.
, , ,

Limanowa Aber Lodz und Limanowa waren di e


.

Brennpunkte und di e Entscheidung Im Norden hatte .

Hindenburg auf den Gegner eingehämmert hatte ihn ,

überrascht ihn umkr allt betäubt und zerrissen Front


, ,
.

abwärts hatte Conrads geistige Überlegenh eit s eine ,

gedan kli che Vorbereitung und Beherrschung aller Vor


gänge Bewegungen und Räume überall triump hi ert
,
.

Die Russen waren geschlagen im Norden und Süden .

Der Generaloberst von Hindenb u rg hatte nach den


polnischen Erfahrungen auf all e Vorteile einer einseitig
68
Bah nnetz gab dort von a llen Seiten dem Gegner di e
Waffen zu schnell in di e Hand Aber e s gab noch andere .

Marschwege Die Richtung mußte w enn di e russis chen


.
,

Heere aufgefüllt waren ei nfach geändert w erden


, .

Von beiden Gegnern Rußlands schien Österreich


Ungarn der schwächere nicht bloß darum weil di e
, ,

von ihm aufgebrachten Zahlen kleiner sein mußten


als di e Zahlen Deutschlands Österreich Un garn war .
-

ein vielfach slawi scher Staat Von Österreich Ungarn .


-

sagte und schrie b seit Jahren all e Welt daß Irredenta ,

und Hochverrat dort zu Hause seien und der staatliche


Zerfall vor der Tür war Nicht nur alle Welt glaubte
.

es : auch Deutschland bangte Ja einen Augenblick .


,

lang war der Kaiser Franz Joseph selbst einmal skep


tisch gewesen Den Freiherrn von Co nrad hatte er
.

1 9 0 9 als di e serbische Krise einen Waffengang mi t dem


,

Kö ni greich ni cht a u s sc hl oß mit raschem Einwu rf ge


,


fragt : „ Sind Sie denn der Truppen sicher ' Moltke
hatte hart vor dem Kr iege an den Baron di e gleiche
Frage gestell t Dem Kaiser w i e dem Verbündeten hatte
.
,

Conrad die gleiche Erwiderung gegeben Einzelne .

Fäll e von Widersetzlichkeit und Indi szipli n w ürden


unterlaufen „ Aber im ganzen : die Armee wi rd das
.


tun was man ihr befiehlt Von der A u fl e h nu ng s rnög

.
,

li c h ke i t südslaw ischer Truppen brauchte man vorerst


kaum noch von einem Versagen kroatischer Tr uppen
,

überhaupt nicht zu sprechen Aber auch wenn di e .

Rekruten tschec hi scher Herku nft zum Heeresdi enst


e i n g e r u fe n wurden spannen vorläufig nur in wenigen
,

Köpfen gr oß sl a w i s c h e m on a r c h i e fe i n dli ch e Träume


,
.

Die Rekruten aus dem tschec hi schen Industriegebiet

70
waren ni cht von nationaler Leidenschaft beherrscht .

Sie dachten teils allgemein sozial istisch teils kamen s i e ,

mit anarchistischer Färbung Das russische Prole


.

tariat di e Arbeiterschaft der belgischen Kohlen g ruben


, ,

di e italie ni sche Ar beiterschaft lebte ni cht in anderen


Gedankengängen Die slawische Idee brachten höch
.

stens di e Rekruten aus den tschechischen Städten mi t ,

aufgewühlt von Volkstribunen deren Treiben di e


,

Wiener Regierung lächelnd mi t ansah ; die B a u e r n b u r


schen aus der m ä hrischen Hanna aus der böhmischen
,

Fr u c h t e b e n e verstanden die Idee kaum Und immer .

hatte dann dr eij ährige Erziehung im Heer das gleiche


Bild gezeigt : was z üg e ll oc ke r gekommen war di s z i ,

li ni e r t e sich in s traffer Zucht Man konnte von einem


p .

wahrhaftigen Geist in der Armee sprechen denn dieser ,

Geist setzte sich wahrhaftig durch Er modelte das .

Material Er absorbierte restlos was ni cht in ihn paßte


.
, .

Armee und Poli tik waren zweierlei Dinge in der Monar


chie Die Armee kannte keine nationalen Programme
. .

Sie war unberührt Noch umspannte s i e als einheit


.

liches unbeflecktes Band alle Völker des Reiches


, .

Nu r wer in di eser Armee gelebt hatte nur wer ihre Ge ,

sc hi chte kannte verstand di e seltsame Erscheinung


, .

Freiherr von Conrad hatte einer Überzeugung Aus


druck gegeben : „ Die Armee w ird das tun was man ihr ,


befiehlt . Fälle von Widersetzli chkeit kamen w irk
lich vor aber auch di e tschechischen Regimenter stan
,

den und stürmten gegen Russen und Serben nicht viel


anders als ungarische oder kroatische Regimenter .

Pani ken gab es bei allen Armeen Vor Zolkiew hatten


.

ungarische H onve d s durch kopflose Flucht Lemberg


71
den Russen überli efert Auf dem E x erzierplatz vor
.

Lublin ra nn te vor den Russen preußische Landwehr


davon Überläufer gab es all enthalben Tschechi sche
. .

Trupps ergaben sich oder gingen über Die Els ässer .

und Lothringer di e Polen lieferten in dieser Hi ns icht


,

den gleichen wenn ni cht höheren Prozentsatz B e


, .

richte an das österreic h isch ungarische Hauptquartier -

nann ten merkwürdi ge Ub e r l ä u fe r z iffe r n b loß aus dem


Straßburger Korps Daß man di e Haltung der E l säs ser
.

und Polen versch w ieg war vielleicht kl ug Daß man


, .

di e Haltung der Tschechen in al le Welt hi naussc hr ie ,

war sicher weniger kl ug Wenn all e Welt wenn der .


,

deutsche Bundesgenosse von Österreich Ungarns mi li -

t är i s c h e r Unz uverlässigkeit S prach wenn Kaiser Franz ,

Joseph selbst geschwankt hatte wi e weit er dem Staats ,

gefüge dem H e e r e sg e füg e trauen dur fte dann mußte


, ,

der Großfürst Nikolai ni cht a l s Eins amer an einen


ehe r nen Zusammenh alt der Vö l ker glauben di e er b e ,

kämpfte Sicher war daß Österreich Ungarns Gefüge


.
,
-

mehr Schw ä che zeigte als d as ziemlich e i nheitli che


,

Deutsche Reich Sicher sc hi en daß Österreich Ungarn


.
,
-

auch der schwächere Gegner war .

Um so merkwürdi ger war dann di e Gesamtleistung


der österreichi sch —ungarischen Armee Sie war z u .

r ü c kg e dr ü c kt worden Aber s i e war eigentlich immer


.

noch ni cht geschlagen V on Ve r ni c h t u ng war schon


.

gar nicht di e Rede Sie stand noch imm er da Im Ge gen


. .

teil : gerade j etzt war s i e wieder siegreich In Gali zien .

hatte s i e di e russischen Heere nach einem ganz b e s t i m m


ten Wi l len umherge wi rbelt Ihre H e e r e skö r p e r hatten
.

eine Beweglichkeit ohnegleichen Die große Flanken .

72
s chlacht die soeben geschlagen worden war war in der
, ,

Führerschaft vollkommen durchgeistigt In Ostpreußen .

war von den Deutschen Tannenberg restlos gewonnen


worden Die Deutschen nannten diese Schlacht sogleich
.


das „ Beispiel einer Ver ni c h t u ng ssc hl a c h t und „ di e

Mu s t e r s c h l a c h t bei Tannenberg Mochten s i e auch den
.

Sieger unverweilt zum Nationalhelden erheben : der


neue Na t i on a lh e l d Hindenburg hatte darum doch
seinen polni schen Feldzug noch im seelischen Bann ,

seines großen Sieges als ein Draufg änger unternommen


, ,

der seinen Gegner unterschätzte Vielleicht war Hin .

de n b u rg ein Blücher vielleicht ein gewaltiger Hau


,

degen vor dem Herrn Konnte sein daß di e Zukunft


.
,

ihn noch höher trug Vorläufig ließ se i n strategisches


.

Geni e sich noch ertragen Der Stoß von Thorn herunter


.

war fast s o glanzvoll wie der Ring von Tannenberg .

Aber di e Schlacht bei Lodz war an der Arbeitsstätte


des Triumvirats keineswegs zu Ende ; sie fing dort erst
an ; si e reichte bis in di e K a r p a t h e n Mochten ruhi g .

al le in Deutschland nur den einen feiern Mochten .

ruhig all e in den deutschen Zeitungen von der schlot


t e r n d e n Angst schreiben di e der Na t i on a lh e l d den
,

Russen schon bei der Namensnennung bereite Weil .

di e Deutschen solch eine Tatsache fes tste l lten glaubten ,

sie dennoch nicht di e Russen Das russische Haupt .

quartier mu ß te ganz im Gegensatz dazu spüren daß ,

hier irgendwo noch ein anderer war Kein Triumvirat .

und kein Duo sondern eine höchst persö nl i che überall


, ,

gleich charakteristisch d u r c hw i r ke n de Einheit Die .

Anfangshaltung der österreichisch ungarischen Tr up -

pen ihre Zügelung ihr Herumwerfen : all das war schon


, ,

73
ungeheure Leistung von besonders geprägter Führung
gewesen Irgend j e m
. and hatte über Nacht die s chl e
s i s c h e Mauer gebaut irgend j emand mi t Uhrwerks
,

genauigkeit in di e polni sch westgalizischen Kämpfe -

eingegriffen Alles w as geschah hatte gr oßes Format


.
, , ,

die Li ni e war ohne Unterschied straff Die U n t e rfüh .

rung versagte bisweilen weit öfter a ls bei deutschen


,

Tru ppen : e i n Kopf riß dann alles wieder hoch Die .

Oberste deutsche Heeresleitung nann te den General


oberst von Hi ndenbur g den Oberbefehl s haber der
deutschen O s t st r e i t kr ä ft e ; aber nu r al ler deutschen
Kr äfte im Osten Die österreic hi sch ungaris che Heeres
.
-

leitung wahr te über ihre eigenen Truppen selbständi ges


Befehl s recht Hi ndenburg hatte i hnen ni chts zu sagen
. .

In Serbien hatte gerade z ur Zeit der j üngsten Kämpfe


ein österreichi sch ungarischer General eine empfin dl iche
-

Niederlage erli tten Feldzeugmeister P ot i or e k war


.

von den Serben bitter geschlagen worden Sein Heer .

war zersprengt die Reste über die Donau z u r ü c kg e w or


,

fen Aber Feldz eugmeister Pot i or e k zeichnete für seinen


.

Kriegsschauplatz gleichfalls und durchaus selbstän di g .

Mit den Leistun gen Pot i or e ks hatte der oberste Kopf


und Herr im österreichi sch ungarischen Ar m e e ob e r
-

kommando offenbar gar ni chts zu schaffen Die s e r .

bi sche Fahr lässigkeit war ni cht sein Konto Irgendein .

Mann stand dort oben 1 m Dunkel der Nordost Front -

u n d hatte doch all e Fäden in der Hand Indes ni emand .

ih n nannte niemand ih n beachtete war er bis j etzt


, ,

gefähr l icher al s Hi ndenburg Er griff überall ein . .

Er ließ sich ni e verwir ren Er war ni e zu entmutigen


. .

Er war immer da Er entriß den Russen die wahr e


.

74
E ntscheidung j edesmal genau in dem Augenb li ck da ,

der Großfürst si e gefall en wähnte Nicht eine Kopf .

l osi gke i t war ihm bisher vorzuwerfen Obgleich mehr .

als einm al die Dinge so für ihn standen daß mancher ,

andere den Kopf verloren hätte Und obzwar Oster .

reich Ungarn der schwächere Gegner war schi en doch


-
. ,

bis j etzt in den Händen dieses Mannes die österreic hi sch


ungarische Armee für den Großfürsten das gefährli chere
Kriegsinstrument Der es s o geschickt führte mußte
.
,

aus geschaltet werden Von ihm konnte Unh eil drohen


. .

Ihn mußte man ver ni chten Das Instrument mußte .

zerbrochen werden Vielleicht kam wenn di es erst


.
,

halb gelungen war dann auch die helfende Zersetzung


,

des Reiches schneller In der Ar mee war vorläufig


.

ni cht mehr von ihr zu spür en als in anderen Armeen


,

auch Die nüchterne Erwägung daß Österreich Ungarn


.
,
-

im Zusammenhalt sel nes Hinterlands schwächer sei als


Deutschland daß Österreich Ungarn aber im Augen
,
-

bli ck gef ährli cher war als Deutschland trieb die Haupt ,

macht des Großfür sten noch einmal gegen di e Heere


der Monarchie Ihren Kopf wollte er zerschmettern
. .

Ihren Rumpf wol lte er zerstückeln Vielleicht war .

dann sogar wirkl ich die Verbindung mi t den Serben


mögli ch die ihres Angreifers sich e rwehrt hatten : di e
,

:
b r e i t g e sp a nn t e Brücke übe r Ungarn nach dem Bal kan .

Mit ungeheuren Fronten mußte man rechnen in einem


Krieg den der Kontinent ausfocht Die Türkei w ürde
, .

dann abgeschnitten von den Mittelm ä chten Die .

Mittelmächte würden eingeklemmt w ichtiger Vorrats ,

mi ttel und der reichsten Hilfsquellen beraubt Rumä ni en .

w artete . Italien w artete Der Großfürst Nikolai


.

75
Ni kol a j e wi t sc h war keineswegs nur ein sinnl oser Knuten
S chwinger auch keineswegs ein i rr li c h t e li e r e n d e r Phan
,

tast Er ließ sich nur ni cht von Stimmungen der


.

Mittelmächte von S e l b st e i nfl üs t e ru ng e n de utsch ös t e r


,
-

r e i c hi sc h ungarischer
-
Volks b e g e i s t e ru ng nicht von ,

deutsch österreichi sch ungarischen Vergötterungen di e


- -

eigene Wahrnehmung und den eigenen Verstand ver


wirren E r tat als glaubte er tatsächl ich wovon bei
.
, ,

den Mi ttelmächten j eder behauptete daß F rankreich , ,

England Rußland es glaube Er glaubte sogar an den


,
.

R us se ns c h r e c k Im übrigen ließ er freilich Bi nden


.

burg ohne weiteres Hindenbur g sein Das ganz e Tri u m .

vi rat ließ ihn vorderhand kühl Der Kopf der Mon .

arc hi e war ihm j etzt w ichtiger Noch einm al holte er .

zu einem R i es e ns c hl ag e a us Der Großfürst rüs tete se i ne


.

K a r p a t h e nh e e r e .

Russische Streiftruppen waren über di e K ar p a t h e n


schon im Herbst 1 9 1 4 vorgedr ungen Zus a mm e n g e r a ff .

ter Lands tu rm hatte sie w ieder über di e Pässe gej agt .

Zusammengeraffter Landsturm war sogar bi s in di e


preisgegebene B uk owina wieder vorgedru ngen Frei ,

scharen hatten sich für kurze Zeit selbst in Tscherno


wi tz festgesetzt Aber di e Russen kamen w ieder B i sher
. .

waren es K l e i nkä mp fe gewesen Jetzt begann gegen die .

ganz e K ar p a t h e nfr on t e i n Heer a nz u w oge n das a l l ,

mähl i ch fünfviertel Milli onen Soldaten zählte Die .

K a rp a t h e np äs s e der U s z oker Paß der D u kl ap a ß ,

fielen in russische Hand Eigentlich stand a uf ö s t e r


.

r e i c hi s c h ungarischer
-
Seite nur di e Armee B or oe vi c
zum Schutze da Denn B öh m E r m olli s Heer war noch
.
s

in Schlesien Dann besaß General Pflanz er —


. Baltin
76
der österreichisc h ungarischen Tru ppen eine einz ige
-

deutsche Division eingefügt worden 20 OOO Mann . .

Nicht mehr und nicht weni ger S o sah obgleich der .


,

Krieg nunmehr schon fast ein Halbj ahr währte di e ,

deutsche Hi lfe aus Fr eiherr von Co nrad beschloß auf


.
,

' nderung endlich zu bestehen .

Moltke der sich an die Chefstelle de s Deutschen Gene


,

r a l s t a b e s ni emal s ge d rängt hatte war nac h der Marne


,

schlacht von seinem Am te abgelöst worden Er starb .

in Bitternis Der preußische Kriegs mi ni ster Ge neral v on


.

Fal kenhayn war an seine Stelle getreten General von .

Falkenhayn hatte ni cht von vornherein die Ar t p r e u ßi


scher Junker Seinem Will en verstand er offenbar
.

Geltung zu schaffen Doch war alles an ihm w e l t män


.

nisch klug und geschmei di g Er sprach gut fand auch


, .
,

warme und überzeugende Töne war überhaupt im ,

ganz en nicht ohne den Eindr u ck einer ge w issen ru higen ,

Überlegenh eit Denn nur selten geschah es daß er seine


.
,

hellgrauen Augen wenn er rasch den Kopf herumwarf


, ,

j äh aufblitzen li eß wobei si e dann freilich stechenden


,

Ausdruck zeigten Dem General von Falkenhayn der


.
,

hoch in der Guns t seines kaiserlichen Herrn stand ,

konnte niemand nachsagen daß er nicht auch fremde


,

Interessen anh örte daß er den Horizont ni cht begriffen


,

hätte an dem fremde Interessen mi t deutschen Inter


,

essen sich kreuzten daß er ni cht auch fremde Ideen


,

von Zeit zu Zeit wi llig und soweit dies mit sein em a b


,

geschli ffenen Wesen sic h vertrug sogar feurig zur ,

eigenen Idee machte Was Fr eih err von Conrad ih m


.

vortrug sah er schneller ein als der scheu gemachte


,

Moltke der nach den Erlebni ssen an der Marne den


,

78
Boden Frankreichs ü b e r h e i ß empfand Graf Moltke .

hatte ni chts von großen Dingen im Osten ni chts von ,

einer Abrechnung zunächst mit Rußland hören wollen .

Kaum di e russis c he Gefahr hatte er anerkannt Falken .

hayn s a h daß alles in Frankreich j etzt stillstand Daß


, .

vorl ä ufig der Krieg im Westen nicht zu entscheiden


war und daß selbst für den Fall eines Sieges in Frank
,

reich der gan ze Krieg unnütz geführt werde wenn ,

Österreich Ungarn unter russischem Druck zusammen


-

brach General von Falkenhayn gab daher Truppen


.

an Freiherrn von Conr ad Für di e Monarc hi e sollte


.

endlich etwas geschehen Nicht nur verantworten ließ


.

es sich : es war geradezu Pflicht Freiherr von Conrad .

verlangte deutsche Truppen für di e K ar p a t h e n Aller .

dings hatte General von Falkenhayn Bedenken Ge .

b i r g s t ru p p e n wären di e Deutschen ni cht Conr ad b e .

s c h w i c h t i t e ihn
g Die K a rp a t h e n w ären ni cht die Al pen
.
,

und den leichten Train der dort in den Bergen nötig


,

sei, stelle er aus dem eigenen Heer Falkenh ayn wider .

stritt ni cht länger Nur einen besonderen Wunsch


.

hatte er noch Sofort wollte er vier Divisionen an di e


.

K a rp a t h e nfr on t stellen ; aber Freiherr von Co nr ad sollte


gleichfalls vier Divisionen bereithalten Aus allen acht .

Di vi sionen wollte er Falkenhayn eine neue eigene


, ,

K a r p a t h e n ar m e e bilden Daß vier ö s t e r r e i c h is c h u ng a


.
4

rische Divisionen genau di e Hälfte der neuen Armee


ausmachten könnte eine vertrauliche Angelegenheit
,

der verbündeten Generalstäbe bleiben Aber nach .

außen hätte das neue K ar p a t h e nh e e r den Namen



„ Kaiserlich deutsche Südarmee zu füh ren Zum Armee .

kommandanten s e i der Generalleutnant von Linsingen


79
ausersehen Freiherr von Conrad fand das Ansinnen
.

merkwür d ig Den pol itischen Sinn solc h er Haltung


.

gegen den Bundesgenossen begriff er ni cht Vernü nftig .

war sein Ansehen in der öffentlichen Meinung zu stär


,

ken ni cht zu schw ä chen Das Gegenteil konnte Ver


, .

stimmungen vielleicht sogar Schädi gungen in Zuku nft


,

bringen Aber anders gab Falke nh ayn keine Truppen


. .

Der Ruhm war für di e deutschen Waffen da auch wenn ,

eigentli ch ebensoviel andere Waffen mi t s c hl u g e n Hier .

kam s o schi en es Freiherrn von Conrad in das Welt


, ,

m ä n ni sc h e fast Diplomatische das General von Fal


, ,

ke nh a yn sonst hatte ein Zug plötzlich horizont


,

beengten Junkertums Freiherrn von Conrad war der


.

Ruhm so gleichgültig w i e Würden und Orden Viel .

leicht war di es Bescheidenheit vielleicht auch Selbst ,

bewußtsein Es sc hi en als kümmerte ihn nur die Sache


.
, .

Nicht gleichgültig waren ihm Przemysl und Galizien .

Viel Zeit zur Überlegung gab es auch ni cht Die Russen .

heere stauten sich Freiherr von Conrad nahm an


. .

Zum Ende d e s Januar 1 9 1 5 stand der General von


Li nsingen mit acht Divi sionen marschbereit im Kar
p a t h e n a b s c h ni t t östlich des U s z oke r Passes Als Armee .

befehlshaber unterstand er mi t seinen Truppen dem


österreichi sch ungarischen Armeeoberkommando s o gu t
-

w i e der deutschen Heeresleitung Von beiden bekam er .

di e gemeinsam festgelegten gemeins am unterfertigten ,

Befehle Aber di eser Umstand ließ den General von


.

Falkenhayn kühl Diesen Umstand vermochte man


.

weder im Reiche noch in der Monarchie zu erkennen


,
.

Es w a r eine etwas merkwürdi ge Angelegenheit .

Aber w i e si e auch war : in den K ar p a t h e n half dem

80
Bundesgenossen eine Kaiserlich deutsche Südarmee An .

ihrer Spitze stand der kaiserlich deutsche General von


Linsingen .

Die Russen hatte n auf Un garn zu in di e Pässe g e


drückt Sie hatten si e um di e Jahreswende
.

genommen Conrad mußte die P ässe wi ederhaben


. .

Ende Januar 1 9 1 5 drückte er entlang der ganzen Kar


a t h e n fr on t nach Galizien und der Bukowina aus den
p
B e rg e n g e n heraus Conrad wollte auch Przemysl be.

freien Bis gegen Ende März konnte di e Festung sich


.

halten Die Pässe w urden zurückgenommen Von


. .

Cisna am U s z oke r Paß z ählte der Weg n ach Pr z e


mys l 60 Kilometer Der Weg schnitt zwar di e Kamm .

linien der K ar p a t h e n aber wenn der furchtbare Winter ,

im März nur ein wenig nachließ we n n Freiherr von Con ,

rad nur genug Kr äfte aufbrachte mußte das B e fr e i u ng s ,

werk gelingen Im Hauptquartier i n Teschen setzte


.

Conrad dem Genera l B ö h m —E r m oll i als er von Schlesien ,

mi t seinen Truppen durchfuhr rasch seine Pläne ,

auseinander B ö h m — E r m ol l i hatte Bedenken die sich


.
,

entkr äften ließen Freiherr von Conrad rechnete ihm .

di e 1 1 0 0 0 0 Feuergewehre vor di e B öh m — E r mol li noch ,

immer besaß Es handelte sich gar ni cht um ganze


.

60 Kilometer Je weiter S l Ch B ö h m E r m oll i s Armee


.
-

nach Norden k ä mpfte desto st ärker wurde di e Unter ,

stützung durch die A u sfa l l s t r u pp e n der Festung selbst .

Kühn war die Operation Aber si e war schön zugleich . .

Und außerdem : an B ö h m — E r m ol l i s rechtem Flügel stand



die „ Kaiserlich deutsche Südarmee In d e r Bukowina .

schloß sich die kampffertige Armee Pflanzer B a l t i n s an -


.

Links von B ö h m E r m ol l i stand das Heer des Generals


-

6 N o w a k D er We g z ur K at a st m p h e 81
Bor oe v i c Alle vier Armeen so l lten g l eic h zeitig Befeh l
.

zum Vormarsch erhalten B öh m E r m olli reis t e ab Der


.
-
.

Vormarsch begann .

Pflanzer Baltin stürmte förmli ch durch di e Buko


-

wina nordwärts B oroe vi c durchk ämpfte einen schweren


.

Angriff der Russen der gegen seine Front von ihnen


,

als Generalangriff geführt wurde B öh m E r mol li schritt .


-

z äh dennoch stetig und sichtbar auf Przemysl vor Sti l l


, .

stand aber der General leutnant von Linsingen B öh m s .

Flankenschutz ve r sagte damit Dem General von Lin .

singen war die Erreichung der Stadt Stry in Galizie n


als Ziel befohlen Aber Linsingen kam keinen Sch ritt
.

vorwärts Zwischen ihm und Pflanzer klaffte schon ein


.

Riß : Pflan zer mußte seinen Vormarsch zügeln mußte ,

selbst w i eder Rückmarsch daraus machen wenn er ,

ni cht Gefahren beschwören wo l lte Plötzlich setzte .

oben drein schwerster Nach w inter ein Die T r uppen .

marschi erten und schlugen sich bei zwanzig Grad Kälte .

Schli eßlich deckte Berg und Tal der Schnee meter


hoch Der Vormarsch hörte auf Automatisch Pr z e
. . .

mysl fiel Durch Hunger Die allzu große Sparsamkeit


. .

im Frieden di e Kleinl i chkeit in der Bewilli g ung der für


,

di e R e i c h s b e fe s t i g u n g geforderten Mittel hatten sich


gerächt .

Die Kämpfe aber gingen weiter Die Russen drück .

ten nach Süden di e Verbündeten nach Norden Das


,
.

Ergebni s war di e ungeheuerliche K a rp a t h e n s c hl a c h t ,

die durch Monate währ te Ih r Grauen ihr Entsetzen .


,

übertraf was immer der Krieg bisher ersonnen hatte


,
.

Die Elemente selbst traten in den Krieg Der Groß .

fürst gab allen Einsatz her 5 0 0 0 00 Russen bettete er .

82
tot in di e K a r p a t he n Der Großfürst grub Rußlands
.

Grab vor Ungarns Toren Oft brach er halb di e Tore


.

schon auf Freiherr von Conrad schlug s i e wieder zu


. .

Freiherr von Conrad war überal l : in dem kl e i nen zier


lichen Manne steckten federnde unberechenbare Kräfte ,
.

Wie der russische Gigant vorstürmte s ah es aus als , ,

schnitte er sich selbst alle Adern auf So mußte schli eß .

lich seine Kraft verströmen Er hatte di e „ Kaiserlich


.


deutsche Südarmee heftig dennoch ni cht s o hart a n
,

gegriffen w i e B öh m E r moll i und B or oe vi c Vor allem


-
.

mit den Truppen der zersetzten Monarc hi e rang er .

Als er fast verblutet war traf neuerlich ein deutsches


,

Korps e i n Es griff mit einer Wucht an di e der E r


.
,

schöpfte ni cht mehr ertrug Und auch der ausgeruhte


.

General von Linsingen begann endlich zu marschieren .

Wo immer d eutsche Mannschaft deutsche Offiziere , ,

wo immer das deutsche Volk kämpfte war di es Kämpfen ,

beispiellos Vom Glanze oberster deutscher Führu ng


.

sprach schrieb las alle Welt von ihm sprach vor allem
, , ,

di e deutsche Führung selbst Sie w ar ni cht immer


.

glanzvoll Aber wo mit deutscher Truppe mit dem


.
,

Einsatz deutscher Volkskr a ft allein eine Entscheidung


durchgesetzt werden konnte fiel fast ausnahmslos die ,

Entscheidung für das deutsche Volk Das K r i e g si n s t r u .

ment der Deutschen war fleckenl os blieb rein in Ost ,

und West Am Ende der K ar p a t he n s c hl a c h t gab es


.

den Russen den letzten unbarmherzigen Stoß Die


,
.

l ä ngst Erschöpften mußten ihr Blut völlig versickern


lassen Der Großfürst hatte den Einsatz verspielt Die
. .

große K a r p a t h e n s c h l a c h t schlief ein .


Aber F re i h e r r v on Conrad schlief ni cht Er sa ß über .

6 ‘ 83
galizische Karten gebeugt Vor ihm lagen die Verlus t
.

ziffern der R u sse n h e e r e aus den langen Monaten der


K a rp a t h e n s c hl a c h t
. Er übersah di e Heerscharen der
Toten und Verwundeten Die R i e se n a r m e e des Groß
.

fürsten Nikolai w a r völlig entkräftet sie hatte sich ver ,

kämpft und verbraucht Der Koloß hatte vor Lemberg


.

geblutet in Ostpreußen und in Polen Hindenburgs


, .

Winterschlacht in Masuren hatte wiederum fas t eine


ganz e russische Armee zertrümmert Die K a r p a t h e n .

schlacht al lein aber hatte eine Reihe von russischen


Heeren begraben Zuletzt noch als Przemysl gefall en
.
,

war als dort die Belagerungsarmee frei w urde ver


, ,

sanken vor U sz ok noch 1 00 0 0 0 Russen in Feuer und


Schnee Alle Bahnen in Galizien dampften von Zügen
. .


Aber s i e f u hren al le landeinwärts i ns Russische in ,

weitem Bogen um di e Stadt Lemberg dessen spähende ,

Menschen nichts erschauen nichts erzähl en sollten : di e


,

galizischen Bahnen tru gen nur mehr russische Ver


w u n de t e Es war klar daß Rußland blutleer w urde
.
,
.

Es war kl ar : das reiche unerschöpfliche Rußland stand


,

am Wege arm zu werden, .

Fre i herr von Conrad sah ein daß er ni cht rasten ,

durfte Weit eher war di e Zeit der Tat nahe ; wenn


.

jemals s o war der Augenblick des Angriffes di e Mög


, ,

li c h ke i t der russischen Bez w ingung jetzt gekommen .

Wenn Conrad von H ö t z e n d or f sich in seine Karten


vertiefte s o trat di e Eigentüml ichkeit der Ru ss e nfr on t
, ,

hinter der Galizien lag immer deutlicher das Beson


, ,

dere di eses Frontaufbaues immer sch ärfer hervor Von .

Polen herein lief die russische Stellung hi nter dem Duna


j ec nahezu geradlinig bis an die K a r p a t h e n b e r g e Dann .

84
hereinbrach wenn er quer und breit vom Westen durch
,

die B e c ke n r e ih e von Krosno Jaslo nach O s t vorstieß


-
,

so waren alle russisc h en Z u fa h r t sb a h n e n Nord Süd -

durch den einen gewaltigen Stoß von Westen nach Osten


durchs ägt Die Nervenstränge waren dann entzwei
.

gerissen Die Speisu n g durch Masse Muni tion Material


.
, ,

hörte für die Russen mit einem Schlage auf Ihr ganzer .

galizischer Aufbau stürzte zusammen Wenn man den .

Vorstoß überdies nahe dem F r on t kn i e ansetzte ober ,

halb der Stelle wo di e vom Norden he r a b e i l e n de rus


,

sisehe Linie scharf nach dem Osten umbog so mußte ,

die vorstoßende eigene Angriffsarmee nach g e g l üc k


tem Durchbruch unmittelbar im Rücken beider russi
scher Frontteile stehen Es gab dann für di e Russen
.

ni cht Rückzug ; dann gab es nur schnellste Flucht ,

sonst war alles durch die Aufrollung bedroht Hier war .

die Aussicht auf end l ichen Erfolg Hier konnte ein .

rascher gewaltiger Schlag den gefährlichsten Gegner


,

nicht bloß zurücktreiben vielleicht sogar ,


für immer
außer Gefecht setzen .

Was Freiherr von Conrad jetzt über seinen Karten


baute war von ihm übrigens auch 1 9 1 5 im Kriege
,

schon einmal versucht worden Ende März 1 9 1 5 hatte .

er z wei Divisionen vor Gorlice im Angriff vorgeschickt .

Der Angriff war kein Durchbru ch geworden Ti roler .

Kaiserj äger hatten den Friedhof von Gorl ice ge s t ürmt .

Mehr war nicht geglückt Zwei Divisionen waren keine


.

Armee Die Kräfte hatten nicht gereicht Man mußte


. .

warten Aber jetzt da die K a r p a t h e n sc h l a c h t eben im


.
,

Ausklingen war da die Blut leere der Russen sichtbar


,
-

wurde j etzt wollte er n i cht mehr warten Hundertm al


,
.

86
hatte er über der Bef r eiungstat gegrübelt Hundertmal .

hatte er di e Einzelheiten seines Planes mit den Offizieren


der O p e r a t i on s ka n z l e i mit den Referenten für den
,

russischen Kriegsschauplatz durchgesprochen Jetz t ,


.

mußte er Truppen bekommen um j eden Preis Tr uppen .

hatte der General von Falkenhayn Conrad legte die .

Stoßrichtung fest Conrad bestimmte den Angriffs


.

raum Co nrad berechnete di e Zahl der Truppen di e


.
,

nötig waren wenn der Erfolg sicher sein sollte Conrad


,
.

ließ ausarbeiten w i e es um di e Leistungsfähigkeit der


,

Bahnen stand die dem Aufmarsch di enen mußten Und


,
.

er berechnete w i e lange der Aufmarsch dauern sollte


,
.

Dann fuhr er nach Berlin Er woll te mit Falkenhayn.

sprechen .

Falkenh ayn begriff sofort Was ihm Conrad über .

den Stoß durch die B e c ke n r e ih e von Gorlice — Krosno


Jaslo in ausführlicher Besprechung im Berliner Kriegs
ministerium vortrug mußte einleuchten Der deutsche
,
.

Generalstabschef bot zwei Divisionen an Aber so .

viel konnte zur Not auch Conrad aufbringen Selbst .

vier Divisionen hätten ni cht genügt Conrad reiste aus .


dem „ Hotel Adlon unverrichteter Dinge ab General .

von Falkenh ayn bestritt ni cht daß Conrads Absicht ,

die Wahrscheinli chkeit des Erfolges für sich hätte Er .

be s tritt nur daß er im Augenblick mehr Truppen ent


,

behren könnte .

Ganz plötzlich kam es dann daß Falkenhayn um ,

schwenkte An der österreichisch ungarischen Kar


.
-

p a t h e n fr o n t war das zehnte Korps von einem starken

Angriff der Russen durchbrochen worden Von deut .

s c h e n Tr u p p e n , di e F r e i h e r r v on Con r a d z u r U n t e r s t üt z u n g

s7
erbeten hatte war dort di e Lage unter der Führu n g
,

des Generals von der Marwitz zwar w ieder hergestell t


worden aber di e Angriffe der Russen hatten sich immer
,

heftiger auch auf den Raum der Armee B öh m Erm e lli -

ausgedehnt di e hart ins Ged r änge kam Freiherr von


, .

Conrad entschloß sich abermals T r u pp e n a u s hi lfe von


,

Falkenhayn zu erbitten Er teilte seine Wünsche dem


.

deutschen Bevoll mächtigten General von Cramon mit


, , .

Herr von Cramon in allen Ve r mi t t l u ng s fr a g e n zwischen


,

den Chefs der beiden Generalstäbe ein Mann von fein


stem Taktgefühl zugleich ein Mi l itär von großer und
,

schnell erkennender Einsicht Herr von Cramon neigte ,

zu der Ansicht daß di esmal di e deutsche Heeresleitung


,

neue Truppen nicht zur Verfügung stellen werde Zum .

we ni gsten wäre sehr zweife l haft ob s i e weitere Ver ,

b ä nde im Osten für defensive Aufgaben werde festlegen


wollen Viell eicht für offensive Zwecke
. Aber General
Conr ad nannte einen A n griff aus dem Raum der zweiten
Armee der j a vor kurzer Zeit zum Ent s atz von Przemysl
,

versucht worden und ni cht durchge d u n gen w a r ein r


,

Unternehmen von geringer Aussicht E r verabschiedete .

sich von Herrn von Cramon .

Und ließ ihn eine Viertelstunde S päter zu sich bitten .

General von Cramon hätte vorhin von Offens iven g e


s p r oc h e n Wenn an eine Offe n sive gedacht w ürde so käme
.
,

dafür nur ein Angriff aus dem Raume von Tarnow Gorlice -

in Betracht Conrad entwi ckelte dem General von Cramon


.

jetzt seine Gedankengänge über solch eine Offensive aus


dem Raume von Tarnow — Gorli ce Noch in der gleichen.

Nacht gab Herr von Cramon di e Anreg u ng mit Co nrads


Gedankengang an den General von Falkenhayn weiter .

88

Wenn nur das Ziel erreicht w ird Daß aber der General
.

von Falkenhayn sich weder auf die Berliner Beratung


bezog noch daß überhaupt das Schriftstück Gelegen
,

heit nahm den Schöpfer des Grundgedankens zu dem


,

neuen Vorhaben auch nur zu erwähnen : alle di ese Um


stände stellten ein um so größeres Kunststück dar als ,

das E x pos e des Generals von Fa l kenh ayn den von


Freiherrn von Conrad geprägten allen Offizieren seines
,

nächsten Stabes längst geläufigen hier bezeichnenden ,

Ausdruck den „ Stoß durch die B e c ke n r e i he von



Krosno Jaslo -
ruhig übernommen hatte Das Schrift .

stück berief sich noch besonders auf di e „ L e i s t u ng s



fähigkeit der in Frage kommenden Bahnen Woher .

wollte wenn ni cht aus den Vorträgen Conrads im


,

Berliner Kriegsministerium und den S t u di e ne r g e b


nissen des Generals von Cramon mit Oberst Straub der ,

General von Falkenhayn wi ssen w i e leistungsfähig di e


,

ihm fremden Bahnen waren ' Un w illkürlich mußte das


ganze Schriftstück den Eindr uck eines Planes durchaus
deutscher Herkunft und durchaus deutscher S e l b s t ä n
di g ke i t erwecken Jedenfalls hatte das Vorhaben hier
.

seine erste offizielle Niederschrift Wer di e V or g e


, .

schi chte nicht kannte wer Freiherrn von Conrads Mit


arbeiter ni cht sprach wer auch den General von Cramon
,

nicht fragte der am ganzen Hergang der Dinge an


, ,

ihrer positiven Entwicklung das größte Mitverdi enst


hatte ohne di e zweifellose intellektuelle Urheber
,

schaft Conrads an dem ganzen Unternehmen zu leugnen ,

wer nur in das Schriftstück blickte mußte sich aller ,

di ngs darauf vorbereiten daß der kommende Sieger


,

von Tarnow und Gorli ce der General von Falkenhayn


90
war Vielleicht war der deutsche General auch wirklich
.

nur merkwürdi g zerstreut gewesen Freiherr von Conr ad .

blieb auf alle Fäl le sachli ch Den Generalen Metzger


.

und Ch r i s t ofor i reichte er das Schriftstück zurüc k :


„ Jetzt w ird gemacht was wir immer gewollt haben
, .

Sie werden es uns wieder nehmen Aber di e Hauptsache : .

es wird gemacht
Mehr sagte er nicht Vielerlei blieb noch zu regeln
. .

Noch sah er nicht ob hi er nicht doch ein Fehler seines


,

Wesens war Ob er nicht doch der Volkspsychologie


.

zu wenig Rechte gab die sehnsüchtig nach Heroen


,

verlangt Im deutschen Lager wurden Pos t a m e n t e g e


.

zimmert und B üsten verfertigt Der Eifer war groß . .

Vor der Berliner Siegessäule wuchs der eiserne H i n d e n


burg aus Holz in den Himmel Freiherr von Conrad .

aber der unsichtbare Gegner den der Großfürst g e


, ,

sucht hatte Freiherr von Conrad den das deutsche


, ,

Hauptquartier willig sch ä tzte und noch will iger arbeiten


ließ Freiherr von Conrad sorgte selbst für Dunkel und
,

Schatten darin er sich verbarg Vielleicht hatte er


, .

Gründe Aber keinesfalls war er bereit sich zu zeigen


.
, .

Wer ihm davon sprach hörte das Wort : „ Von meiner


,


Linie möchte ich ni ch t abweichen Viel anderes blieb .

vorderhand noch zu regeln .

Den aus dem Westen anro l lenden sechs deutschen


Di visionen sollte das österreichisch ungarische Korps -

des Generals Arz von S t r a u ß e n b u rg beigegeben werden .

All e sollten zu einer neuen Armee zusammengefaßt


werden : Mackens en war zum Armeebefehlshaber b e
stimmt Übrigens sollte sich auch die österreichisch
.

un arische vierte Armee di e statt des Generals von


g ,

91
Auffenberg schon eine ganze Weile E r zherzog Josef
Ferdinand füh rte an den bevorstehenden Kämpfen
,

beteiligen Auch Josef Ferdinand hätte auf Falken


.

h a yn s besonderen Wunsch dem Generalfeldmarschall


von Mackensen zu unterstehen Freiherr von Conr ad.

s a h zwar di e Notwen di gkeit dazu nicht ein ; der deutsche

Wunsch nach Außenwirkung begann ein we ni g weit


zu gehen ; aber er konnte in die neue Bedi n gung doch
einwilli gen da sowohl der Erzherzog als auch der
, ,

General feldmarschall von Mackensen seinem eigenen


unzweideutigen Oberbefehl unterstand Nunmehr durfte .

Mackensens Stabschef Se e c kt mit seinen Offizieren


nach Teschen herüberkommen um sich mit General
,

Metzger und dessen Offizieren zur Ausarbeitung und


Beratschlagung der Einzelheiten an einen Tisch zu
setzen Ihre Arbeiten ge di ehen rasch Das Endergebnis
. .

wurde Freiherrn von Conrad vorgelegt Conrad selbst .

brachte die letzten entscheidenden Korrekturen an .

Das Manuskript wu rde dan n in zwei Abschriften her


gestell t Beide Abschriften wurden unterfertigt : „ Con
.


rad Falkenhayn Ein Stück behielt d as ö s t e rr e i
.

c h i s c h ungarische
-
Armeeoberkommando Das zweite .

Stück ging nach Berlin .

Von da ab roll t alles mi t überraschender G e sc h w i ndi g


ke i t
. In Berli n hatte der General von Falkenhayn s o ,

wenig kleinli ch er in der T r u p p e n b e i s t e u e r gewesen war ,

als Herr von Cramon bei ihm vorsprach doch noch ein ,

mal geschwankt Cramon hatte er gefragt : „ Wollen


.


wir es also machen ' General von Cramon war
mit der gleichen Wärme für di e Aussichten der Offen
sive ei n getreten wie in jenem Telegramm nach
,

92
ist anderer Meinung Der Besitz polnischer Gebiete
.

wird sich ganz von selbst ergeben Unnötig ist daß vor .
,

der Säuberung Galiziens eine polnische Erwerbung


stehe Strategisch hätte ein Marsch auf Lublin vor
.

läufig auch we ni g Sinn E r erreicht e s bei Falken


.

hayn d a ß die Armee Mackensen nunmehr über Rawa


,

ruska südostw ärts marschiere ; zugleich führt er über


Mos z i s ka di e Armee B ö h m Erm e l li nordostwärts vor
-
.

Der neue Stoß ist weiter nach Osten geplant aber wo ,

beide Armeen sich treffen wird zunächst auch Lem ,

b erg li egen Conrad von H ö t z e n d or f gibt der Monarchie


.

Lemberg zurück Wieder ist der besorgte Falke n hayn


.

mit aller Entschiedenh eit dagegen nunmehr auch noch ,

den Bug zu überschreiten genau wi e er sich am San


,

gegen den Übergang gewehrt Ein Vorwärtskommen .

in der S u mp fz on e wäre undurchführbar Conrad i s t .

anderer Meinung .


„ Sie werden sehen daß es geht
,
.

Conrad setzt seinen Willen durch Und es geht . .

Conrad hat di e grundl egenden Operationen des Durch


bruches ausgedacht ; er hat Gali zien w i e de r g e n omm e n .

Er hat den Zug der Offensive mit einem berauschenden


Rhythmus und einer gewaltigen Entschl ossenheit g e
führt : gegen Falkenhayn s stets erneute Bedenken und
Besorgni sse geführt Die Russen sind geworfen g e
.
,

schlagen und zu Paaren getrieben Der Koloß ist um .

gerissen Tief in Wolhyni en stehen di e verbündeten


.

Heere Längst haben die F ä den auf Polen übergegriffen


. .

Die We i c h s e lfe st u n g e n sind nicht mehr zu halten Jetzt .

mußte nach Galiziens Fall da di e Verwirrung und ,

Schwächung der russischen Heere hoch nach Norden

94
übergriff auch Warschau j etzt mu ß te ganz Polen
, ,

fallen Die Feuerzeichen des Gor l i c e r Angriffs lodern


.

zuletzt aus Brest Litowsk Fünf große Akte sind vorbei


-
. .

Die Erinnerung an di e grauenhafte Übermacht Ruß


lands ist ein ferner böser Spuk Der Nebenschauplatz
, .

Ostpreußen s ah Z usammenbruch und Auferstehung .

Nach dem s c h n e ll ve r r a u sch t e n polnischen Intermezzo ,

nach der Zimmeru n g des Riege ls der von Lodz bis Lima
,

nowa reichte der gesprengt zu werden drohte aber


, ,

dennoch hielt i s t di e Atempause kurz Die K a r p a t h e n


, .

schlacht strebte gleich darauf der Peripetie mit g e


sp e n s t e r h a ft e n Heerscharen zu Die russischen Mit
.

spieler waren weit über Millionen hinaus tot ve r w undet ,

und gefangen Tarnow und Gorlice aber ist jetzt des


.

Schicksals eherne Lösung Das große Drama i s t vor


.

läufig zu Ende Die Verbündeten atmen im Osten frei


. .

Der gef ährlichste Gegner ist wehrlos .

Auf dem Balkan stehen seine Bundesgenossen in


Waffen .

95
S erbien war zu Kriegsbeginn ein N e b e n sc h a u p l a t z .

Feldzeugmeister Pot i or e k hatte dort im Frühwinter 1 9 1 4


einen Feldzug mi t unglücklichem Ausgang geführt :
Feldzeugmeister Oskar Pot i or e k der ein ehrgeiziger, ,

kein unfähi ger Ge neral w a r Von seiner Entsc hl ossen


.

heit wußte man daß s i e s o groß war wie seine u nz w e ife l


,

hafte Gabe ihm anvertraute Truppen durch u n mi t t e l


,

baren Einfluß zu beherrschen Durch sc h roffe hoch.


,

fahrende Art di e er dem Offizier gegenüber gerne her


,

auskehrte verletzte er ihn oft mit Absicht Der Mann


, .
,

dessen Bedürfnisse er kannte der Mann für dessen , ,

Bed ürfni sse er sorgte der Mann ging für ihn durchs
,

Feuer Der Feldzeugmeister hatte z aristische oder groß


.

f ürstliche An wandlungen ab er bei Hofe war seine Gel


,

tung dennoch stark Immer hatte er es verstanden di e


.
,

Aufmerksamkeit auf sich zu lenken Immer hatte er .

nachgeholfen wenn man zeitweilig vergessen w ollte


, ,

daß er da w ar Seine Karriere schien bereits unter dem


.

Vorgänger des Freiherrn von Conrad gesichert Er war .

stellvertretender Chef des Generalstabs aber den ,

Höhepunkt des Ehrgeizes machte es aus selbst Chef ,

des Generalstabes zu werden Ohne Franz Ferdinand


.

gelangte man damal s an di e erste mi litärische Stell e nicht .

Und gerade damals nach der Jahrhundertwende trug sich


der Erzherzog mit allerlei Reformpl ä nen für das Heer .

99
Er wollte es stark und s t a hl fe s t wissen Er such t e für .

das Heer di e besten Kräfte Fre i herrn von Conrad .

hatte eine Schriftenreihe über In fa n t e ri e a u sb il du ng den


Ruf eines Mi l i t ä r w i ss e n sc h a ft l e r s von Bedeutung g e
bracht Auch Pot i or e k überreichte Franz Ferdi nand ein
.

Memorandum Conrad von H ö t ze n dor fs ganz e Art


.

mußte dem Erzherzog dachte Pot i or e k viel zu


modern al lzu radikal erscheinen Franz Ferdi nand
,
.

hatte ein Steckenpferd einen Popanz mit dem ihn jeder


, ,

schrecken konnte Über Anarchisten über S oz i a l de m o


.
,

kraten war mit ihm ni cht zu reden Übrigens warf s i e .

Franz Ferdi nand alle in einen Topf Wer gegen Anarc hi e .

und Sozialismus aufmarschierte war leicht des Thron ,

folgers Mann General Pot i or e k schrieb ein Memo


.

randum ,
das einem Kopf von den Anschauungen des
Thronfolgers wohl gefallen konnte Es war zweierlei : .

gegen den Mann im Heer väte rl ich zu sein und bei


Hofe di e Vol ks kr a ft ledi gli ch als Materialwert für den
Glanz des Hauses Habsburg darzuste l len Beides ver .

mochte Oskar Po t i or e k zu vere i nen Conrad löste di e .

Aufgabe wis senschaftli ch mi t den Ergeb ni ssen eigener


,

Anschauung bei der Truppe So groß war bei Franz .

Ferdi nand die Furcht vor dem Popanz aber ni cht ,

daß s i e ihm d e n Intellekt völlig verdunkelt hätte Er


x
.

rief nicht Pot i or e k sondern Conrad an die erste mi li


,

t ä r i sc h e Stell e Pot i or e k stand vor Nebengeleisen


. .

Aber er fand sofort einen Hauptweg : nach S e r a j e w o .

Kaiser Franz Joseph hatte ihn stets als seinen Liebling


gehalten Die feste soldatische Haltung di e er äußerlich
.
,

auch in der Hofburg zeigte der gl änzende Eindruck


,

seiner Erscheinun g hatte dem Kaiser stets g efal le n .

1 00
Im Anfang ni cht ohne Ge schick Als B öh m E r m ol li s
.
-

Heer nach Rußland abberufen war besaß er noch zwei ,

Armeen Vom Hauptquartier a u s Galizien hatte er


.

Befehl empfangen einen Einfall der Serben in d as Ge


,

biet der Monarchi e zu verhi ndern Der serbische Kriegs


.

schauplatz war weit von Galizien : ob dort der O b e r kom


m a n di e r e n de di e ihm zuge w iesene Aufgabe in Vertei
di g e r h a l t u n g ob er sie ste l lenweise im Angriff lösen
,

wollte mußte der Oberkommandi erende selbst ent


,

scheiden Aus solcher Ferne ließen sich di e Einzelheiten


.

der serbischen Verhältni sse nicht erkennen Mehr konnte .

in dem Befehl des Hauptquartiers gar nicht stehen .

Aber den Feldzeugmeister dünkte auch di e eine Weisun g


zu viel die im Grunde nur Vorsicht verlangte Daß das
,
.

Ar meeoberkommando weit vom Schauplatz seiner


eigenen komme nden Taten war gab Pot i or e k ni cht bloß
,

gern zu Er griff di e Tatsache vie l mehr eifrig a uf War


. .

denn w irkli ch einer der sich vermessen wollte serb i sche


, ,

Din ge besser zu verstehen a l s er Vizeköni g im Nachbar


, ,

land ' Und hatte er ni cht auch bisher dem Kaiser


Franz Joseph allein unte rstanden ' Wozu nann t e man

ihn „ Persona grata bei Kaiser Franz Joseph ' Landes
chef in Bos ni en war wenigstens so vi el w i e Chef des
General stabes Es war sogar mehr Es sollte ru hi g s o
. .

bleiben daß nu r der Kaiser noch etwas zu sagen hatte


,
.

Feld zeugmeister Pot i or e k betrieb di e unmi ttelbare


Unterstell ung unter den Kr iegsherrn leidenschaftlich .

Sie w urde schli eßlich gewäh rt Pot i or e k war dort wo


.
,

er sein wo l lte Seine Befeh l sgewalt war unumschränkt


. .

Der Kaiser all ein hatte all e nfall s Rechens chaft zu


fordern Der Kaiser selbst woll te di ese Ordnung
. .

1 02
Feldzeugmeister Pot i or e k war al lmächtig auf dem Balkan
Mit zwei Armeen k ä mpfte er seinen eigenen p e r s ö n ,

li chen Krieg .

Einfach war seine Führu ng ni cht Die Serben hatten .

3 0 0 00 0 Mann Sie hatten di e Tech ni k der kaum a b


.

gesc hl ossenen Bal kankriege Das Heer war i n straffster


.

Zucht das S ol d a t e n m a t e ri a l prachtvoll auch im ein


, ,

ze l n e n . Der Woiwode Putni k den eine vornehme aber


, ,

unz weckmäßige Geste des Kaisers Franz Joseph von


österreichischem Badeaufenthalt unbehelligt in sein se r
b i s c h e s Hauptquartier hatte reisen lassen galt als e i n ,

Führer bedeutenden strategischen Könnens In den .

Balkankr iegen hatte er j edenfalls ni cht versagt G e .

spannt durf t e man schon in Tus l a Do l na sein im Haupt ,

quartier des Feldzeugmeisters w i e Putni k sich einem Po


,

t i or e k gegenüber behaupten werde .

Das Köni greich Serbien hat Grenzen von e in dr i n g


licher Plastik Im Osten gegen Bulgarien den T i m ok
.

fluß im Norden gegen Ungarn di e Donau und di e


,

Save im Osten gegen Bosni en den D ri n a fl u ß Der


,
.

Feldzeugmeister stellte seine beiden Armeen zu einem


Vorstoß gegen das Bergland an der Drina auf Solange .

B öh m E r m olli noch an der Save und Donau stand sollte


-
,

B ö h m E r molli s Heer dort einen Angriff demonstrieren


-
.

Aber der w i rkliche Angriff sollte von der D ri na her


losbrechen B öh m E r m olli s Reise ging bald darauf nach
.
-

Rußland P ot i or e ks eine Ar mee di e der General Frank


.
,

führte kam wohl über di e Drina auf serbisches Gebiet


,

hi nüber Aber di e zweite Armee di e der Feldzeugmeister


.
,

selbst führ te war allz u w eit vor i h r aufgestellt um s i e


, ,

schnell genu g unterstützen z u können Außerdem .

1 03
mußten nach B öh m E r m olli s Abzug zum Schutze U n
-

garns Truppen ins Donaugebiet abgeschickt werde n .

Die Serben lie ßen sich darum doch nicht hindern in ,

Ungarn einzufal len Auch rückten sie unbekümmert


.

über die bos ni sche Grenze Fast standen s i e schon vor


.

S e r a j e w o Der Feldzeugmeister li eß sich zunächst nicht


.

verblüffen Er hielt seine beiden Armeen ei nh eitli ch


.

zusammen und kämpfte vorl ä ufig nur di e serbischen


Vor m a r s c h g e l üs t e ni eder Die Kämpfe währten über
.

den Herbst P ot i or e k entschied s i e für sich


. .

Im November aber entschied sich noch mehr Mit .

j ähem Stoß hatte di e Armee Frank di e Li ni en des Geg


ners in der Nor d os t e c ke Serbiens durchbrochen Jetzt .

schlug die V or m a r s c h s t u n de des Feldzeugmeisters Po


t i or e k Mit der Ar mee des Generals Frank schlug er di e
.

Serben hart in der K ol u b a r a Mit der eigenen Ar mee .

schlug er sie hart bei V a l j e w o Seine Truppen verstand .

er mi t einer Kra ft v or w ä r t s z u r e i ß e n w i e selten ein Füh rer .

Ih ren Eifer entflammte er ihren Eifer verzehnfachte er


,
.

Der Vormarsch ging über Straßen di e Morast waren ,

oder schon verschneit lagen Er drang quer über di e .

Berge eines w ilden Alpenl andes das schon der Winter ,

verhüllte durch Wetter und Sturm und klirrenden Fr ost


,
.

Es gab kein Rasten Es gab kein Atemholen Es gab


. .

nur Armeebefehle di e napoleonische Rhythmen suchten


,

und napoleoni sche Akzente fanden Die Siege vor Val .

j e wo und in der K ol u b a r a waren groß gewesen Nie .

mand hatte zu einer Zeit da aus Nordosten übermächtig


,

di e Sorgen dr ückten auf serbische Erfolge gerechnet .

Sie nunmehr auszubauen den serbischen Feldzug in,

absehbarer Zeit zu endigen lag ganz und einzig in ,

1 04
Muni tion war fast aufgebraucht Neue Muni tion kam .

schwer nach Der Nachschub s t e c kt e Feldzeugmeister


. .

Po t i or e k aber sah keine Hemmnisse Er s a h keinen .

Grund sich gerade jetzt in der Durchfüh rung seiner


,

Operationen stören zu lassen Denn der Erinnerungstag .

'

an den Regierungsantritt des obersten Kriegsherrn


war nahe Für solch einen Tag brauchte der Feld
.

z e u g m e i s t e r etwas ganz Besonderes E r vergaß ganz .

oder hatte ni e d arüber nachgedacht daß dieser Krieg ,

eine elementare E xp l os i on e nr e ih e wil dester Völker


leidenschaft darstellte daß die Tragödi e hi er nicht
,


um eine „ Strafe xpedi tion v ielmehr um Daseins ,

rechte zweier Reiche ging Er wollte zum 2 Dezember


. .

eine Sensation Er woll te eine blendende Sen ation


.
s .

Gelang seine Erzwi ngung s o war der Höfli ng ni emals


,

aus seines Kaisers Gunst zu drängen Der Hofmann .

nahm dem General di e Sinne Hatten di e Tr uppen .

bisher geradezu Unwahrscheinli ches geleistet so ging ,

es mit dem Unwahrschei nlichen auch noch ein paar


Tage weiter Die Serben waren j etzt völli g zu erledigen
. .

Der Marschbefehl erging an di e Armee Frank Der .

General Liborius Frank hatte entweder an Ve r a n t w or


t u n g s g e füh l zu we ni g um l ieber den Kommandos t ab
,

abzugeben als gegen einen Befehl zu stehen der e i ne


, ,

Sinnlosigkeit war Oder er hatte di e Situation nicht


.

erkannt ni cht übersehen Jede nfall s führte er d e n


,
.

Befehl aus er marschi erte Und der Marschbefehl erging


,
.

an Pot i or e ks eigene Armeen Es gab keine Erschöpfung.

Po t i or e ks c h e r Truppen Hier war der psychologische


.

Fehler .

Bisher hatte der Feldzeugmeister beide Armeen


1 06
gegen di e Serbe n von der Drina geschlossen marschieren
lassen Der Erfolg war mit ihm gewesen Aber nunmehr
. .

nach den Siegen bei Va l j e w o und in der K ol u b ar a


teilte er s i e plötzlich Er selbst marsc hi er te nach
.

Südost Die Ar mee Frank schi ckte er nach Nordost


. .

Er bestand auf seiner Se nsation : zum 2 Dezember mußte .

General Frank in Belgrad sein Unr uhe kann te er ni cht . .

B e l e h r e r duldete er nicht Warner hörte er ni cht Er


. .

zersplitterte seine Kraft Jeder marsc hi erte sorglos


.

einzeln Hier war der tec hni sche Fehler


.

Die beiden Schlachten hatt en di e Serben freilich


mit voller Wucht getroffen Aber a l s der Woiwode .

Putni k plötz li ch das merkwürdi ge doppelte Marschieren


s ah,
raffte er noch einmal gewaltsam an einem Ort
zusammen was er überhaupt besaß Selbst Belgrad
, .

sc hi en ihm gleichgültig in diesem Augenb li ck Von den .

Truppen di e die Hauptstadt zu decken hatten und


, ,

von den Truppen die gegen di e bulgarische Grenz e


,

standen zog er heran was irgend schnell h e r a n zu


, ,

schaffen war Er stellte sich mit allem was er nach


.
,

Va l j e w o noch hatte zu einem Ve r z w e ifl u ng s ka m p f


,

gegen Pot i or e ks eine Gruppe Und schlug s i e Die


.

Erschöpfung allein hätte di e Armee j etzt schon gefäl lt .

Untertäni gst depeschi erte General Fra nk dem obersten


Kriegsherrn den Fall von Belgrad Indes Liborius .

Frank im Belgrader Konak triumphi erte büßte di e ,

Armee Pot i or e k grausam und schwer Aber der Gene .

r a li ss i m u s verlor a uf einmal völl i g den K O p f Er vergaß .

plötzlich sein Selbstbewu ßtsein Vergaß plötz li ch seinen .

H ochmut Er vergaß sogar seine Situation zu über


.
,

schauen Denn er j agte das Heer j agte all e di e ihm


.

, ,

1 07
geblieben waren ganz über Save und Donau ganz nach
, ,

Ungarn zurück Erst am anderen Ufer s ah er dann


.
,

daß der alles preisgebende Rückzug überschnell von


ihm befohlen war Denn j etzt hatte der Feldzeugmeis t er
.

P o t i or e k di e Widerstands kraft der Truppen unte r


sch ä tzt di e er vordem napoleoni sch angespornt hatte
, .


Fel dzeugmeister Pot i or e k war kein Napoleon Weit .

mehr war er ein Höfling Den Feldzug hatte er verloren


.
,

weil er allzusehr nach der Wiener Hofburg statt nach ,

Tr uppen un d Schlachtfeld sah Der Mensch Pot i or e k


.

hatte den Soldaten besiegt Seine Truppen standen


.

wieder am Gr e n zr a n d der Monarchi e : unvergleichliche


Leistungen waren durch Sehnsucht nach Sensation
entehrt Der erste serbische Feldzug war zu Ende
. .

Erschöpf t ran gen beide Ge gner nach Atem Die .

Serben hatte n den Kampfp latz zwar behauptet aber ,

sie brach t en die Kr aft ni cht mehr a uf den Österreichern


,

und Ungarn zu folgen Sie bluteten aus v ielen Wunden


. .

Die serbische Ar mee di e betroffenen österreic hi sch


,

ungarischen H e e r e s kö r p e r mußten vor allem wieder her


gestellt werden Feldzeugmeister Pot i or e k g i ng in a uf
.

fall ender Schnelle Der Kaiser hatte für ihn kein A b


.

schie d w e rt Mi t der Selbständi gkeit eines O b e r kom


s .

mandos auf dem Balkan war e s vorbei Erzherzog .

Eugen überwachte di e Erholung der Truppen Er wur de .

nach ei ni ger Zeit al s er an die neue itali e ni sche Front


,

hinüberging durch General T e r s t ya n s ki abgelöst der


, ,

sich schon auf dem nordöstli chen Kriegsschauplatz ,

namentlich an der Pilica wiederholt hervorgetan hatte .

D as F e l dh e r r ni ng e ni u m Ge neral Te r s t ya n s ki s war

1 08
Industrien der Mittelmächte und i h rer Gegner rangen
mi teinander Die Türkei konn te we n ig Ge schütze bauen
. .

Oder gar keine Ihre Muni tionsfabriken glichen Kinder


.

werkstätten wenn man in die Fabriken der kämpfenden


,

Mächte blickte Eine Zeitlang hal fen di e Mittelmächte


.

dem Bundesgenossen auf dem Wege über Rumäni en


und Bulgarien aus Sie sand t en an Munition was s i e
.
,

konnten und w a s sie durften Die Bulg aren bereiteten .

d c r Durchfahrt weni ger Schwi erigkeiten a l s di e R u


mä n e n Jeder Waggon mi t Granaten der w ir klich auf
.
,

türkischem Boden eintraf war vorher mi t Gold a uf ,

gewogen Bestochen mußten di e Rumänen mußten


.
,

die Bulgaren werden Die Munition reiste bald a l s Kabel


.
,

als Zement in den man di e Granaten gemauert hatte


, ,

bald als anderes Von sechs Waggons kuppelten die


.

Rumänen gelegentlich vier Wagen für sich ab Stän di g .

drohte di e Verbindung dabei abzureißen Eigentli ch .

hätte Rum ä ni en an der Seite der Mittelmächte kämpfen


müssen Das Bündni s von Bukarest aus dem Jahre 1 9 1 3
.

war nicht gek ü ndi gt und ni cht erf ül lt worden Vor .

läufig war Rumäni en noch neutral Aber wenn e s mit .

den Mittelmächten hätte gehen woll en s o hätte e s den ,

Anschluß l ängst erklärt Italien kämpfte in der A ll i ier


.

t e n r e ih e obgleich es ei n en Dreibund gegeben hatte


,
.

Niemand konnte bei Rumäni en di e Nach ahmung sol


chen Beispie l s außerhalb des Möglichen erklären Die .

Türkei brauchte übrigens nicht nur Mu ni t i ons a u shi lfe ,

man mußte sie mit Kriegsmaterial jeglicher Art unter


stützen Stoffe Ausr üs tungsgegenstände selbst Lebens
.
, ,

mittel waren nötig Jede Verschärfung in der r u m ä


.

ni schen Stimmun g bedeutete eine Unterbrechung der


1 1 0
Straße nach Konstantinopel Der t ürki sche Bundes
.

genosse war dann isoli ert Erklärte aber auch noch


.

Rumäni en den Mittelmächten den Kri eg so war der ,

türkische Bundesgenosse überhaupt verloren Seine .

Vertei di gungskraft brach dann zusammen Die U n .

sicherheit des Zusammenw irkens mi t den Mittelmächten ,

di e Sorge um Verni chtung und Verlust des Fr eundes


mußte end lich behoben werden .

General von Falkenhayn war wenn er woll te kein


, ,

un geschi ckter Diplomat Im Gegenteil : di e F ä higkeiten


.

de s Diplomaten übertrafen wesentlich die F ä higkeiten


des Generalstabschefs Der sicherste Weg nach Kon
.

s t a n t i n op e l führte durch Serbien und Bul garien Es .

war zugleich der schnellste Weg Serbien konnte in .

absehbarer Zeit konnte jetzt sogar rasch und verhältni s


,

mäßig leicht niedergek ä mpft werden Den Mittel .

mächten hatten di e großen Erfolge gegen Rußland den


Arm freier gemacht An Serbiens Niederwerfung an
.
,

serbischen Eroberungen hatte Bulgarien lebhafte Inter


essen Im Balkankrieg hatten di e Bulgaren nur not
.


gedru ngen „ ihr e Fahnen eingerollt Sie waren von
.

den Serben um die Beute gebracht worden Der Augen .

b li ck der Heimzahlung schien jetzt gekommen Den .

Mittelmächten stand Bulgarien nicht ohne Freundlich


ke i t gegenüber . Ferdinand von Koburg trug einmal
den österreichisch — ungarischen O ffi z i e r s r oc k Oster .

reich Ungarn dankte er den Thron Für Bulgarien


-
.

hatte Graf Leopold Berchtold auf dem Bukarester


Frieden gesprochen All es war vorbereitet in der Stim
.

mung General von Fal kenhayn bot seine ganze Bered


.

s a m ke i t seine ga nz e Liebenswürdi gkeit in Verhandl u n ge n


,

1 1 1
mit Bulgarien auf Die Verhandl ungen führten zu
.

günstigem Ende Dem General von Falkenh ayn g e


.

b üh r t e das Verdi enst den neuen Bund mit Bulgarien


,

besc h lossen und besiegelt zu haben Das Königreich .

trat zu den Mitte l mächten Die A lliierten hatten es


.

fortan mi t einem Vi e r b u n d zu tun .

War der Vi e r b u n d einmal gesc hl ossen s o bestan d ,

kein Grund di e geographi sche Einheit mi t der Türkei


,

nicht sogleich durch Waffengewalt herzustellen Im .

deutschen Hauptquartier zu Pleß setzte man si c h z ur


entscheidenden Beratung zusammen Für die Oberste .

Deutsche Heeresleitung sprach Falkenhayn Für d as .

Armeeoberkommando Freiherr von Conr ad Für den .

bulgarischen Generalstab sprach G an t s c he w Die Tür .

ken vertrat Ze kki Pascha An einem mi lit ärischen


.

Gr u ndplan war so schi en es we ni gste ns diesmal ni cht


, ,

vi el h e r u m z u b a u e n Im ersten serbischen Feldzug


.

hatte d as Kö ni greich 3 00 0 0 0 Mann in drei Aufgebo t en


aufgestel lt Nur die 60 Bataill one des dritten A ufg e
.

bots di e sonst eigentlich den Grenz schutz versahen


, ,

konnte man ni cht durchaus al s Eli te tru ppen ansprechen .

Von der prachtvoll en ersten serbischen Armee stand


n ur noch di e H ä lfte von 1 5 0 0 0 0 Mann Immer n och
.

war di e Hauptzahl der Truppen gut ; dennoch reichten


s i e an di e er s te S e r b e n ar m e e ni cht mehr heran Jetzt .

erst zeigte si ch wie schwer selbst di e Siegreichen g e


,

l itten di e sich n icht me hr erholen ko n nten Jetzt erst


, .

zeigte sich wi e ge ri ng an dem ganzen ver u glückten


,
n

Feldzug von 1 9 1 4 di e Überlegu n g Pot i or e ks w i e b e ,

deutend aber di e Haltung der Truppen gewesen war .

Um 1 5 0 0 00 Mann außer Gefecht zu setzen di e nur lose ,

1 1 2
Entsc hl ossenhe i t und Kraft di e Pl äne zur Durchb ruc h s
sc hl acht von Tarnow und Gorlice durchgeführt Nichts .

war gegen i hn bisher al s Armeekommandanten zu sagen .

Fal kenhayn bestand a uf Mackensen Nur im großen .

blieb noch der A ufmarsch zu beraten .

Seine Li ni en waren gegeben An der Drina im Westen


.

eine schw ä chere Gruppe An der Save und Donau d a s


.

deutsch österreichisch ungarische Hauptheer Am Ti mok


- -
.

fluß im Osten di e Bulgaren Save un d Donau sollte n


.

überschritte n werden Mackensen mi t den deutschen


.

Truppen im Ta l der Morawa nach Süden dr ingen Ge .

neral K ö ve ß hatte Belgrad zu nehmen Dan n sollte .

sein Vormarsch südw ä rts über di e Berge gehen Die .

österreichisch ungari schen Tru ppen hatte n im Gebirge


-

öfter gek ä mpft a l s di e deutschen Kameraden : für den


,

Geb i rgskri eg waren s i e erzogen Die Bulgaren sollte n


.

vom Ti mokflu ß nach Weste n stoßen Schon im Anfan g


. .

des Un ternehmens waren di e Verbündeten an Zahl dem


Ge gner erhebli ch überlegen Üb er den Ausgang gab
.

es keinerlei Meinun gsverschiedenheit Es muß te gehen . .

Was den A uf marsch betraf hatte n ur Fr eiherr von Con


,
.

rad gewissen Einspruch erhoben Er fand es besser .


,

wenn die B ul garen si ch ni cht am Ti m ok sondern l ieber ,

weiter im Süden versamm elte n Der Einwurf sc hi en .

indes belanglos Die Ausführ un g der Beschl üsse begann


. .

Mackensen stand bereit K ö ve ß stand bereit Die


. .

Bulgaren standen bereit N och einmal kam Frei


.

herr von Conr ad auf seinen Einwand zurück Und .

machte ihn zu sc hr iftli ch überreich t em Einspruch Der .

Aufmarsch un d noch mehr di e Vormarschricht u n g der


bulgarischen Tru ppen fände er im Hinblick auf d as
1 14
Ziel d e s Fe l dzuges
doc h nic h t ganz zwec kentsprec h end .

Die Serben zu schlagen war in di esem zweite n Feldzug


,

keine Aufgabe mehr deren Lösung ein übermensch


,

li ches Aufgebot von Geist und Materi al erforderte Die .

Serben völli g einz u kreisen um si e als Kri egsmacht ,

völl i g und endgül tig auszuschalten war schwieri ger , .

Wenn die B ul garen von vornherein s o hoch im Norden


,

versammelt dann auch noch geradeswegs nach Westen


,

marschi erten s o mußte der Augenbli ck kommen da


, ,

ihre Truppen in di e südw ärts marsc hi erenden deutschen


Kolonnen gerieten Dann gab es einen verworrenen
.

deutsch bulgarischen Kn ä uel der nicht erstrebt werden


-
,

könnte und weder leicht noch schnell zu entwirren war


, , .

Die Oberste Deutsche Heeresleitung antwortete Frei


herrn von Conrad sehr höfl ich Aber di e Befehle w ären .

j a von allen Verbündeten gemeinsam bereits festgesetzt


worden Schwer scheine e s si e noch einmal u m zu ä n de r n
.
,
.

Der Vormarsch begann Die serbischen Truppen wur .

den langsam zermalmt Mackensen hatte D a n ys Ent


.

wurf empfangen der den Üb ergang über Save und


,

Donau rege lte Der Übergang wurde nunmehr bis in


.

di e kleinste Einzelheit s o durchgeführt wie T e r s t ya n s ki s ,

Stabschef sie verzeichnet hatte Ü ber Belgrad stieß .

Generaloberst von K öv e ß mi t geraden Pfeilen südw ä rts


über das Gebirge Mackensen kam rasch im Morawa
.

tal vorw ä rts di e Bulgaren marsc hi erten gleichfalls


, ,

indem s i e jeden Widerstand z erbrachen Offenkun di g .

standen di e Serben vor der Vernichtung Da gab es .

plötzli ch für di e v or m ar s c hi e r e n de n Heere im Raume


z w ischen Paracin und Sokob an ya eine schwere Sto k
k ung In vollem Marsch mit Artillerie und Train und
.
,

8 .
1 1 5
In fanteri e ,rannten di e deutsc h en und bul garisc h en
K olonnen ineinander Ein Kn ä uel entstand der u n
.
,

ent w irrbar schien Alle Straßen waren verstopft E s


. .

gab weder Hin noch Her Im Westen j agte General .

oberst von K ö ve ß die ermatteten Serben in das Innere


des Königreichs ; im Osten hatten Bulgaren und Deutsche
tagelang damit zu tun ihre eigenen Reihen zu entwirren
, .

So stand den Serben die Flucht nach Südosten die Flucht ,

über Albanien offen Mackensen mochte jetzt plötz


.

lich einsehen die Bulgaren nicht mi nder schnell warum


, ,

Conrad s o stark südwestlich hatte marschieren wollen .

H ä tte man mit den Bulgaren im Rücken der Serben


gestanden die von Mackensen und K ö ve ß h e r a n g e t r i e
,

ben wurden s o war ihr Entrinnen eben unmöglich


, .

Man erwartete si e dann Man schnitt si e ab Man kreiste


. .

s i e ein
,
nahm si e alle gefangen Es gab dann nur eine .

einzige serbische Kapitulation Und was nicht mehr m ög .

lich gewesen war als es schwer schien die Befehle beim


, ,

Aufmarsch u mzu ä n de r n war j etzt auf einmal möglich :


,

die Bulgaren schwenkten stark südwestlich ein Sie .

schwenkten als si e und die deutschen Truppen zwischen


,

Paracin und S okob a n ya en dl ich wieder L uft bekommen


hatten genau den Weg ein den Freiherr von Con rad
, ,

ihnen gezeigt hatte Ein Bruchteil der Serben blieb


.

gerade noch hängen Der Rest entkam 5 0 0 0 0 Mann


. .

retteten sich nach Korfu Gerade die Einkreisung war .

mißglückt Die 5 0 0 0 0 Serben wurden von den Al liierten


.

auf Korfu in Ruhestellungen gründlich erholt Macken .

se n hatte das S e r b e n h e e r zwar geschlagen ; aber ein

paar Monate sp ä ter stand ein volles Drittel bei Saloniki


und in Rußland abermals im Kampf .

1 1 6
so w aren dort alle Anstrengungen vergeblich die die ,

Al l iierten etwa vom Meer her unternehmen wollten .

Denn die Alliierten waren dann ohne einen L a n d u n g s


hafen ohne eine Ve r p fl e g s b a si s und ohne eine Opera
,

t i on s b a s i s
. Saßen di e Bulgaren aber in Saloniki oder ,

we ni gstens di e Verbündeten mi t denen man sich sp ä ter


,

noch einigen konnte so saßen di e Bul garen um s o fester


,

im Vi e r b un d Die S arr ai l ar me e ihre lastende Drohun g


.
, ,

w ar ausgeschaltet Es gab dann keine Fl an ke n a u fr oll u ng


.

der Mittelm ä chte mehr Freiherr von Conrad war un .

ruhi g solange e r einen E n t e n t e s ol d at e n vor Salo ni ki


,

wußte Er wollte blanken Tisch auf dem Balkan Er


. .

wollte weitermarsc hi eren ; da man einmal hi er w a r ,

durchmarschi eren Freiherr von Conrad forderte den


.

Marsch nach Saloniki .

Falkenhayn schw ä rmte nicht für Dinge die er für ,

Abenteuer hi elt Auch dann nicht wenn ein anderer


.
,

s i e ersonnen hatte Was Conrad ihm hier vortrug s a h


.
,

er al s ein Unternehmen an das mit den schwerste n ,

Hi ndernissen zu rechnen hatte Er lieb te über di es di e .

größte Vorsicht In der Fr ü h j a h r ss c hl ac ht in Gali zien


.
,

für di e er zuerst auch ni cht einmal die Truppen hatte


hergeben woll en war er gerade noch bereit gewesen
, ,

bis zum San zu marsc hi eren Wider w illig hatte er i hn .

überschritten Conrad hatte ihn halb mi t Gewalt auch


.

noch über den Bug gedr ängt Falkenhayn besaß di e .

B al ka nb a hn : Saloniki bekümmert e ihn nicht Er wen .

dete Nachschubschwierigkeiten ein Unwegsam w ä re .

das Gel ände Dabei vergaß er daß di e serbische Land


.
,

schaft durch di e man gekommen war nicht w e g s a me r


, ,

genannt w e rden ko nn te Pioni ere Straßenbauer Eisen


.
, ,
.

1 18
Da nn a rt e man r e i c u gari en mi t se i nen
Hilfsmitteln w ar nahe Aber Falkenhayn s a h nur
.

Schwierigkeiten Vielleicht hatte er andere Pl äne mi t


.
,

denen er vorl ä ufig nicht ans Licht wollte Viell eicht .

dachte er an Kaiser Wilhelms Verwandtschaft mi t dem


G r i e c h e n kö n i g der nicht verletzt werden durfte Falken
,
.

hayn lehnte ab Wenn Freiherr von Conrad gestatte


.
,

daß er die deutschen Truppen von den Mühen des se r


bischen Feldzuges bevor er s i e anderw ärts wieder ver
,

w ende in den gesegneten ungar ischen Gefilden sich e r


,

holen lasse so w ä re e r zu Dank verpflichtet Conrad


,
.

h atte ni chts dagegen Für di e eigenen Truppen aber


.

konnte er noch keine Schonzeit gew ä hren So groß .

waren die Strapazen i n Serbien di esmal nicht bei allen


Heeresteilen gewesen Schauerlich war nur die Flucht
.

der vom Feinde gehetzten un ve r p fl e g t e n und ab ge ri s


,

senen Serben durch das Eis der Berge Freiherr von .

Conrad war nicht Osk ar P ot i or e k Den Vormarsch .

im Osten hatte er in dem Augenbli ck halten lassen ,

da er den Zwang zur Ruhe gekommen meinte A ber in .

Serbien waren di e Truppen noch durchaus m ars c h fä hi g .

Wenn di e S ar r a i l ar m ee also unbedi ngt ein Gegenstand


der Bedrohung vor Saloniki bleiben mußte s o war das ,

N ä chstli egende zu erle di gen Freiherr von Conrad war


.

i mmer für rasche und sinn gem ä ße Erledi gun g des greif
baren N ä chsten . Serbien war zertrümmert Aber .

Montenegro stand noch Conrad zog di e Armee K öve ß


.

aus der dr eieini gen Tr u pp e n ve r s a mml u n g auf dem Balkan .

Jetzt sol lte Montenegro außer Gefecht gesetzt werden .

Was aber für Saloni ki galt galt bei dem Ge neral von
,

Falkenhayn für Mo ntene gro keinesw egs Das wi lde . ,

119
z e rs c hl u c h t e t e darin kaum ein regelrechte s
K ar st l a n d ,
Haus oft n icht einmal Hütte n sich fanden darin die
, ,

Straßen vielfach nur abschüssige Saumpfade waren ,

kam ihm durchaus ni cht unwegsam vor In bezug auf .

Montenegro waren auch seine Truppen gar ni cht s o e r


schöpft Um Saloniki zu s ä ubern bedurfte es größerer
.
,

Anstrengun g und entschl ossenen Zugreifens Monte .

negro dün kte ihn einfacher als Erledi gung : also lag es
wirkl ich n ä her Falkenhayn s ah di e Ak tion sympathisch
.

an Mackensen wür de es schon machen Aber der


. .

Ge neral feldmarschall hat t e nach Conr ads Ansicht


den serbischen Feldzug bei dem der Marschall und ,

di e deutsche Heeresleitun g auf das Charakte ristische


der Untern ehmung von ihm aufmerksam gemacht
worden waren ni cht aufs beste zu Ende gefü hrt Daran
, .

änderte der Jubel der Zeitungen ni chts Nicht Macken .

sen sondern K ö v e ß hatte di e Ereigni sse in Monte negro


,

zu leiten Dies war kein Vorschl ag sondern Beschl uß


.
,

und Befehl Die Armee des Generaloberste n von K öve ß


.

rückte aus Serbien ab .

Nachfolg er im Konak zu Sarajewo der


Pot i or e ks ,

neue bosni sche Landeschef General S ar kot i c hatte ,

schon früher einmal einen Plan ausgearbeite t wie man ,

den Lovcen angreifen könn t e di e starke Bergfestung ,

über der Bocche di Cattaro Wenn man den Lovcen .

besaß lag die Hauptstadt des kl einen Köni greichs


,

unter den Kanonen des Siegers Wenn man den Lovcen .

besaß war ein Einfall in österreic hi sch un garisches Gebiet


,
-

für di e Montenegriner schwer Denn der Beherrscher .

d e s Lovcen d er a ll e Berg e übe rhöhte u n d einen ferne n


, ,

1 20
r o t e es m c o no n war er d avon u erzeug t .

Bisher gerieten die Erfolge n ach den schweren ersten


Entt ä uschungen des Jahres 1 9 1 4 all e groß Die Kraft .

der Gegner untersch ä tzte er nicht Ihr te chnisches .

Material die H ilfe einer ganzen Welt di e F ä hi gkeiten


, ,

ihrer Führer wogen schwer Für di e Nerven un d Me


.

t h ode n eines Marschall Joffre hatte er nur Bewunderu n g .

Die Kaltblütigkeit von Generalen wie Iwanow oder ,

Ruski oder Brussilow nötigten ihm Achtung ab Die


, .

Russen hatten sich tapfer und z ä h Franzosen und Eng ,

l änder gl ä nzend die Serben hatten sich erbittert g e


,

schlagen Die Mitte l der Gegner erschöpften sich ni cht


.

leicht s i e erschöpften sich überhaupt nicht wenn man


, ,

ihnen Zeit zur Erholung ließ Aber zwei Möglichkeiten


.

gab es die Gunst des Kriegsausgangs zu erz wi ngen :


,

Eile und F ä higkeit Als selbstverst ä ndl ich blieb dabei


.

vorausgesetzt : unbedi ngtes Zusammenstehen unbe ,

di n g t e s F üre i n a n d e r s t e h e n aller K ä mpfenden im B unde .

Aber manchmal b li ckten gerade bei solcherlei Gedanken


g ängen die strahlenden Augen Conrads trüber Seine .

Lippen bekamen einen bösen ver ärgerten Zu g , .

Denn das Zusammenarbeiten mit dem B u n de s g e


nossen hatte er sich doch eigentl ich anders vorgestellt .

Er hatte an engstes Zusammenwirken an eine Ve r s t ä n ,

di g u n g von Tag zu Tag zwischen beiden H a u p t qu ar


ti eren gedacht auch wenn di e beiden Heeresleitungen
,

voneinander unabh ängig waren „ So steht die Sache .


heute bei uns wie sieht es bei euch aus ' A ber das
deutsche Hauptquartier pflegte von Anbeginn andere
Grunds ä tze Das ursprüngliche Abkommen über ein
.
°

gemeinsames Vorgehen der deutsch österreichisch


1 26
ungarischen Heere im Osten w ar von de r deutsc hen Hee res
leitung zun ä chst ganz gebrochen worden Dann hatte .

s i e wohl Truppen nach dem Osten gesc hi ckt : indes ledig

li ch zum Schutze deutscher Interessen Hindenburg .

hatte in Polen getan als bestünde ein österreichisch


,

ungarisches Hauptquartier überhaupt ni cht Als aus .

seiner E r w artung eine Niederlage geworden war mußte ,

er Ö sterreicher und Ungarn ihrem Schi cksal überlassen .

Diese Zwischenfä lle verliefen noch glimpflich Denn .

Freiherr von Conrad glich si e aus Aber schl imm war .


,

schlimm bli eb immer schl immer w urde di e geradezu


,

merkwürdi ge Haltung mit der die Oberste deutsche ,

Heeresleitung im verbün deten Reich eine offenkundig


schroffe und überhebende Stimmung gegen den ö s t e r
r e i c hi s c h —
ungarischen Bundesgenossen ni cht nur nicht
zu entkr ä ften suchte sondern durch müßiges Zusehen
,

no ch st ä rkte Schlimm war


. mitten im Kriege
eine Politik di e immer deutlicher E i t e l ke i t sz w e c ke zu
,

verfolgen begann .

Noch konnte man ni cht sagen daß die Oberste ,

deutsche Heeresleitung in ihren Berichten Unwahr


h e i t e n ausstreute Aber s o groß war die Unaufrichtigkeit
.

doch sc h on daß si e halbe Schritte zur Lüge gestattete


, .

Sie hörte ruhi g zu daß in den Berliner Straßen der


,

Fall von Lemb erg mit deutlicherer Betonun g ausgerufen


wurde als nötig war Sie behauptete ni cht an der
, .
,

Marn e und in Ostpreußen siegreich gewesen zu sein .

Aber indem s i e di e schwere Niederlage an der Marne


un d di e schwere Niederlage der Armee Pri t t w i t z voll

kommen verschwieg begnügte si e sich damit daß m an


, ,

ledi glich von einer Niederlage der Ö sterreicher etwas


1 27
wu ß te E s gab in dem neuen K oal i tions kriege h undert
.

Beispiele der Unaufrichtigkeit di e in Wahrheit bestand


, ,

aber doch in Wirkli chkeit ni e zu fassen war Wenn die .

Oberste deutsche Heeresleitung verkündete daß nun ,

mehr an der Seite des Bundesgenossen di e ganze „ Kai



serlich deutsche Südarmee in den K a r p a t he n stünde ,

s o war das gewi ß richtig . Nur daß di e H älfte aus ös t e r


r e i c hi s c h ungar ischen Truppen bestand
-
verschwiegen ,

die Hilfsbereiten Die Ju b e l h ymn e n über die Tapfer


.

ke i t der Armee Linsingen fanden dabei keine Grenzen .

Die deutschen Zeitungen führten einen R u h me s fe l dz u g


für die Kaiserlich deutsche Südarmee allein Aber man .

vergaß hi nzuzufügen daß gleichwohl der General von


,

Linsingen ni cht Um einen Schritt vor w ä r t s ka m indes ,

die gering gesch ä tzten österreichi sch ungarischen Nach -

barn links und rechts trotz schwerster K ä mpfe recht


kr ä ftig a u ss ch ri t t e n Hier kam es nicht an auf Eifer
.

s ü c h t e l e i e n : di e Haltung der deutschen Generale e r

wuchs der Bundesgenossenschaft den Endzielen des ,

Bundes zu schwerer Gefahr .

'

Nicht den Soldaten Conrad : den Psychologen und


Staatsmann beängstigte eine Politik der Ränke Die .

deutschen Generale wußten daß die Märchen nicht


,

stimmten die das Hinterland erzählte Aber vollends


,
.
,

als der General von Falkenhayn im deutschen Haupt


quartier den Ton bestimmte begann das Verh ältnis
,

kaum mehr erträgl ich zu werden Er vergaß seine .

di p l om a t e n h a ft e n Allüren bisweilen ganz der preußische ,

Junker w urde stärker a l s der Diplomat Freiherr von .

Conrad fand daß sich bisweilen selbst di e deutschen


,

Tru ppen wenn über allzu bedrängte Bruchteile plötzlich


,

1 28
geworden daß man vor einem gewaltige n Ereignis
,
.

gleich dem Mai du r chb r u c h von 1 9 1 5 den Schöpfer ,

seiner Gru n dp l ä n e V ö l l ig übersah Conr ad hatte Fal ken .

hayn vor Gorlice das Wort zugeru fen : „ Wer das g e



macht wer j enes darauf kommt es ni cht an
, ,
Der .

Glanz von Gorl ice mochte ruhig auf Fal kenhayn fallen .

Selbst den Versuch dazu den Ruhm der Tat in b e s t i mm


,

ter Richtung zu lenken konnte Conr ad ohne weiteres


,

übersehen soweit es ihn selbst betraf Aber a ll di e


, .

peinl ichen sonderbaren Umstände mit denen der


, ,

Lenker der deutschen Gesc hi cke und sein Generals


anh ang im deutsch e n Hauptquartier ni cht imm er ,

wahr heitsgetreu im kl einen ni cht immer w ah r h e i t s


,

getreu im großen zugleich di e Stimmung al ler ver


,

b ü n de t e n Länder beeinflußte bekamen a l s Gesamt ,

erscheinung längst den Charakter einer unheil vollen ,

kurzsichtigen Politik .

In der Vorbereitung d e s serbischen Fel dz uges hatte


der General von Falkenhayn gezeigt daß er ein w e se n t ,

lich besserer Diplomat als Generals tabschef war Jetzt .

zeigte es sich daß er ein geschi ckter Diplomat mit u n


,

glücklichen politischen Insti nk ten war Zw ischen Diplo .

matie und Politik schi en auch er eine scharfe Trenn ung


zu ziehen Er beherrschte all e Formen ohne großen
.

Horizont Er verfolgte eine Politik beständi gen An


.

stoßes Sie hatte kein nützliches Ziel Wurden da


. .

durch die Fehl er der deutschen Führ ung besser ' Für
den Ruhm des deutschen Feldheeres brauchte sich kein
besonderer Sprecher zu erheben Der Ruhm des deut .

schen Feldheeres war sichtbar und flecke nl os in aller


Welt Bessere Soldaten b essere Offiziere bessere
.
, ,

1 30
Unterführer hatte niemand Fähigere Ob e rleitung hätte
.

mit dem deutschen Feldheere den Krieg vie l leicht


sogar schon beendigt Aber glaubte man das Bündni s
.

zu festigen w en n man täglich erzählte und erzählen


,

ließ wie militärisch minderwertig


, obgleich man das
Gegenteil w ußte di e Bundesgenossen waren ' Und
hatte es einen Sinn sol ch mehr als merkwür di ge Bun
,

de sa u ffa s su ng auch noch auf di e anderen Verbündeten


zu übertragen ' Mußte man über di e still en vornehmen ,

Türken über den „ einzig wahrhaften Gentleman des


,

Ostens nach He lmut von Moltkes Wort dessen Geist



,

im neuen deutschen Generalstab nicht mehr zu Hause


war bei jeder mögli chen und unmöglichen Gelegenheit
,

hochmütig di e Achseln zucken ' Die T ür ken gaben


keinen Anlaß denn auch si e starben ni cht schlechter
,

als di e Deutschen Wo war nur di e Einsicht der


.

Pl e ss e r Ge nerale e i nen Geist aufkommen zu l assen


, ,

daß sich Bulgaren und Deutsche schließ l ich bei Nisch


in Ge fe c h t s s t e ll u n g gegenüberstanden ' Koalitionskriege
hatten Reibungen immer gebracht Aber im Vi e r b u n d .

kamen die Reibungen doch immer und a usschließlich


nur von einer einzigen Seite Sie kamen ni cht so sehr .

und ni cht ursprünglich vom deutschen Volke si e kamen ,

zunächst von einer obersten Kaste di e es mi t der Wahr ,

heit erst ni cht sehr genau dann immer ungenauer nahm


, ,

di e jetzt auch schon fremdes Inge ni um da sie aus ,

eigenem nicht all zuviel geboten hatte ei nfach als ,

eigenes ausgab und in der Ar mee dabei di e schroffste


,

Selbstüberhebung im Verkehr mit al len B u n de sg e n os


s e n in der Rückwirkung a uf das Volk dort unrichti e
, g
Anschauungen ungerechte Urteile züchten mußte Wer
, .

9 ‘ 1 31
b ürgte dafür d a ß ni cht eines Tages sel b st de r ritter
,

liche nur in den Anekdoten fescher Wiener vergreiste


,

Franz Joseph genug an der Überhebung hätte ' Oder


daß später der j unge Herr wenn Franz Joseph ,

stürbe die Anmaßung zu übernehmen ge w illt s e i '


,
.

Auch di e Türken hatten vielleicht ni cht di e Ah


sicht di e Langmut des Orients zum D a u e r p r i n z i p zu
,

erheben Die störrischen harten Bulgaren aber waren


.
,

erst recht vorsichtiger zu behandeln als irgendwer , .

Indes suchten die deutschen O b e rg e n e r a l e a u ssc hli e ß


li ch einen Glanz deutscher W Va ffe n der alle anderen ,

Waffen überstrahlen sollte und mehr noch den Glanz ,

der eigenen Taten Sie verfärbten rundum den ganzen


.

Horizont Wie sollte das Zusammenarbeiten weiter


.

gehen ' Wie sollten sich s o di e vier K a mp fka me r a de n


auf di e Dauer f üreinander opfern woll en ' In di e Einh eit
des V i e r b u n d e s war ein bedenkl icher Riß gekommen .

Machte di e deutsche Militärpolitik aus dem Riß einen


Spalt s o dr ang durch ih n doch noch einmal der Feind
,

ins Land Es gab dann sehr einfache Ergebnisse : der


.

Vi e rb u n d war dann gesprengt Die Monarchi e z e r t r ü m .

mert Deutschland eingekreist Und gleich darauf


. .

zerschmettert Der Staatsmann Conrad vertrat b e


.

drückt die Ansicht daß di e deutschen Generale ,


ün d
mi t den Generalen die deutsche Öffentlichkeit doch
ein weni g mehr über derlei Dinge nachdenken so l l t en
Aber er war machtlos wo i m
.

mer es sich um e i g e n t
,

li ch selbstverständl iche Fragen von Takt und Form


handelte Es blieb nur übrig das Äußerste zu ver
.
,

meiden um den Endzweck ni cht zu gefährden Die


,
.

Kraft sollte ni emand ihm später absprechen kö n nen ,

1 32
schenkte der Freiherr jedem gern der s i e haben woll te : ,

wenn man ihn nur arbei t en l ieß Überdies im inner .

sten Wesen war er deutsch Seine Heimatstadt Wien .

war deutsch seine Herkunft war deutsch seine E r


, ,

ziehung war deutsch Der große deutsche Stamm di e


.
,

sichtbare deutsche Tüchtigkeit erfüll t e ihn fast mit


Ehrfurcht Ein paar Vertreter allz uoft betonter und
.

allzu weit get riebener Selbstüberzeugung konn ten ih m


di e Hingabe an Deutschland nicht zerbrechen Er .

arbeitete s o gut für Deutschland das der Waffengefährte ,

der Monarc hi e war w i e für di e Monarchi e Freili ch


, .

konnte niemand behaupten daß wenigstens di e Mon ,

archie ihm d a s Arbeiten leichter machte als di e A u s ,

strahl ung von Falke n hayn s Geist im Hauptquartier zu


Pleß .

In der Monarchi e feiert e di e Menge feierten die ,

Zeitungen Hindenburg den Falkenhayn seit geraumer ,

Zeit kaltgestellt hatte oder s i e feierten Mackensen , ,

der soeben erst Serbien scheinbar glorreich bezwu ngen


hatte So gründl i ch hatte Fal kenhayn s Methode die
.

Ö st e rr e i c h e r und Ungarn bereits gegen sich se l bst b e


geistert Es war nu r di e Fr age wann si e aufwachten
.
,
.

Die Wissenden in der Monarc hi e erkann t en zwar auch


nicht recht was di e eigene Armee und wer Conr ad von
,

H ö t z e n d or f war Aber di e Wissenden empfanden es


.

j edenfall s unbequem daß Conr ad von H öt ze n dor f


,

überhaupt da war Denn we nn er auch den deutschen


.

Generalen nich t s befehl en konnte : in der Monarchi e


schaffte er vorläufig noch durch u nverblümten ,

kommentarl osen Befeh l w as ihm zu m Kriege nötig ,

schien .

1 34
Aber in Wien s a ß der Mini sterpräsident Graf St ürg kh
als ein Ge w al t h e rr über Österreich Er l iebte es ni cht .
,

daß man in seine Macht einsprach In Wien gab es .

noch immer einen Ballplatz Im Te sch e n e r H a u p t q u a r


.

tier schlo ß sich das Armeeoberkommando fast her


metisch ab Freih err von Conrad war für Arbeit ohne
.

Störung So waren Besuche hoher Herren in dem Gym


.


n a s i a l g e b ä u d e wo Conrad im „ Lehrsaal für Geographie
,

arbeitete wo di e H u g h e s app ar a t e Tag und Nacht an


,

di e Front hi n a u ss p i e l t e n ni cht gern gesehen


,
Wenn .

der Chef des Generalstabs arbeitete wurden selbst ,

solche Besuche ni cht angenommen deren E mp fe hl u ng s ,

schreiben kein anderer zu übersehen gewagt hätte .

Wenn der Chef des Generalstabs ar b eitete s a ß bis ,

w eilen selbst der Ar me e ob e r komma n d a n t Kaiser ,

liche Hohe it gedul di g eine Stunde lang auch zwei und


, , ,

wartete bis der General stabschef im Schloß erschi en


, ,

damit Erz herzog Friedrich dann was Conrad ihm unter ,

breitete unterschreiben konnte Oft genug fu hren die


, .

Einflußreichsten di e sich für ihre S on d e r a n li e g e n


,

gerade durch persönli ches Erscheinen vie l versprochen


hatten überhaupt unverrichteter Sache ab Anderer
, .

seits S prach am Wiener Ballplatz und im Wiener Mi


ni s t e r i u m des Innern h äufig das Armeeoberkommando
.

vor Denn vi e l fach war es di e S t a at sr ü c ks i c h t di e der


.
,

Feldherr nehmen mußte vielfach di e politische Vor


,

sorge die der K r i e g sl e nke r treffen mußte vie lfach di e


, ,

Anforderung an den Staat di e der K ri e g s l e nke r erheben


,

mußte Wenn das Königreich Serbien soeben von ö st e r


.

r e i c hi s c h ungarischen Truppen besetzt war


-
wünschte ,

der Chef de s General stabs zu wissen mußte der Ch ef ,

1 35
de s Generalstabs w issen ob der Mini ste r des Äußeren
,

an einen dauernden Erwerb Serbiens oder an eine Rück


gabe nach dem Kriege dachte Denn der Chef des Ge
.

n e r al st ab s hatte die vorläufige Verw altung je nach


der bestehenden Absicht verschieden einzurichten .

Wenn dem Chef des Generalstabs auffiel daß di e t s c he


,

c h i s c h e n T r u pp e n e r g ä n z u n g e n aus versc hi edenen B e

z i r ke n ihrer Heimat mi t verschi edener Stimmung an

di e Front kamen daß sich di e urspr ünglichen t s c h e c hi


,

schen Verbände dagegen eine Isonzoschlacht hatten


s i e un mi ttelbar entsc hi eden fast ausnahmslos pracht
voll geschlagen hatten wenn der Chef des Generalstabs
,

die Ursachen der Zersetzung daher schon im Hinterland


bekämpft wi ssen wollte so wandte er sich an den Grafen
,

S t ür g kh Wenn der Graf S t ür g kh da n n von H a ll u z i n a


.

t i on e n des Armeeoberkommandos erzählte ,


und den
s chw e r b e l a st e t e n
,
ungekr önten B ö h me nkö ni g Kra
marz mit doppelter Liebens w ür digkeit b e komp li me n
t iert e
,
blieb dem Ar meeoberkommando ni chts weiter
ü b rig a l s u nzweideutig selbst a uf der Aushebun g und
,

Ausschaltung der Ze t t e l u ng e n beim Mini sterpräsidenten


zu bestehen denn s i e griffen un mi ttelbar in die Reichs
,

sicherheit über um di e der Fre i herr von Conr ad rang


, .

Der Mini ster des Äußeren fand di e angeregte serbische


Frage heikel und nann te si e Ein mi schung in di e äußere
Poli tik Und der Mini sterpräsident fand di e tschechi schen
.

Bedenken des Chefs des Generalstabs ni cht mi nder heikel


und nann te si e eine Einmischung i n die innere Politik .

Aber damit waren di e Grenzli ni en z w ischen Politik un d


Kriegführung noch ni cht erschöpft Das Kriegsland.

Gal izien darin noch immer zum Teil di e Front lag


, ,

1 36
sich jetzt nicht mehr wiederholen Jetzt war schon gar .

ni cht di e Zeit dazu Conrad hatte die größte Verant


.

w or t u n g : er forderte das Recht im Wichtigsten überall ,

mitzureden Auf Gebieten di e sich a uf mi litärische


.
,

Dinge bezogen li eß er überhaupt keinen Eins pruch zu


, .

Auf Gebieten di e unvermeidli ch mit der Sicherheit von


,

Reich und Heer zusammenhingen verlangte er ob , ,

s i e di e Einflüsse einer Irredenta ob s i e Kundschafter ,

dienste an den Feind ob sie di e Ernährung der Armee


,

betrafen Mi t sp r u c h für das Armeeoberkommando


, .

Im übrigen mochten di e Minister tun oder lassen was ,

ihnen beliebte Im ü b rigen mochten si e über eine R e


.

g i e ru n
g des Armeeoberkommandos zetern und schreien .

Er tat was er für richtig hi elt Niemand konn te sagen


,
.
,

daß er etwa s für sich tat Er duldete auch ni cht daß


.
,

irgendein Gli ed des Armeeoberkommandos etwas für


sich selber woll te Was ge schah geschah aus Staats
.
,

notwendi gkeit Der Feldherr mußte zugleich Pol itiker


.
,

zugleich auch Staatsmann sei n .

Das Armeeoberkommando mußte eine Macht üben ,

di e sachlich war und unpersönli ch Conrad dul dete .

keine Kaste die nur sich selber um den Tite l d e s Herr


, ,

s c h e n s zu finden mi t allem Glanz bestrahlte


,
Er richtete .

im eigenen Haus ni cht auf was ihm im Nachbarhaus ,

mi ßfiel und was er dr üben als eine Gefahr für all e e r


,

kannte Aber für ih n gab es eine begründete Macht


.

der Vernunft a u f einem Raum a uf dem er v e r a n t w or t ,

l ich war Jeden Augenblick war er bereit di e Macht


.
,

aus seiner Hand zu legen Mehr als einmal schon hatte


.

er verzichtet Aber keiner konnte Krieg führ en o hne


.

Macht Im Vö lke r w i rr s a l di eser Monarchi e war Macht


.

1 38
der einzige Rahmen Macht all ein faßte si e zusammen
.

zur Kraft Macht allei n gestatte hier eine Politik der


.

Selbsterhaltung Freiherr von Conr ad bestand darauf


.
,

die Macht in seiner Hand zu halten Technisch führte .

er durch si e den Krieg Aber darauf al lein kam e s ni cht


.

an Soldaten aus den K r on l ä n d e r n zu nehmen wie Blei


, ,

soldaten aus den Sp i e l ze u g s c h a c h t e l n und sie mar


schieren zu l assen Es gab eben auch e i ne i nnere Front
.
,

di e mitkämpfte indem si e aushielt die beherrscht und


, ,

nutzbar gemacht werden mußte wie di e Auße nfront


, .

Unmitte l bar liefen beide Fronten ineinander Der .

Fe l dherr der in di esem Krieg den Sieg erhoffte mußte


, ,

z ugleich Politiker und Staatsmann sein sonst verlor ,

er den Krieg Die Dreifaltigkeit gal t nicht nur für den


.

Freiherrn von Conrad ; s i e hätte auch für den General


von Falke nh ayn gegol ten Aber wenn er an di e Me
.

t h ode n dachte durch die di e Geister von Pleß und Wien


,

und Budapest freilich di e Innenfront stets aufs neue und


von jeder Bundesseite her anders doch alle gleich u n
,

belehrbar anrannten und erschütterten s o schlief der ,

Poli tiker und Staatsmann Conr ad schlecht .

Zehn fach eilig mußte am Morgen um einen Aus ,

gleich zu schaffen um das Kriegsende vor den Früchten


,

der Kriegspol itik reifen zu lassen der Feldherr Conrad


,

arb eiten .

1 39
D ie Mi ttelmächte standen in der Sonne des E r fol
ges Hindenburg war ein Volksheld Fal kenh ayn hoch in
.
,

seines Kaisers Gu nst Mackensen war ein Heros Aber


. .

Conrad von H ö t z e n dor f stand im Zw ielicht Der Ober .

kommandant der österreichisch ungarischen Heere war -

der Erzherzog Friedrich A b er er war es nur dem Namen


.

nach Erzherzog Friedrich war da für den Glanz des


.

Hauses Habsburg Denn man lebte und starb in einem


.

monarc hi schen Staat In die Gestaltung der Ereigni sse


.

griff er ni e ein machte ni e den Versuch dazu Er hatte


,
.

in dieser Rücksicht etwas von des alten Wilh elm ruhi ger ,

zurückhaltender Art di e lieber di e Berufenen gewähren


,

l ieß Im übrigen hatte der Erzherzog seinen Hofstaat


.
,

hatte seinen Generaladj utanten seinen Fl üg e l a dj u t a n


,

ten A ll e di e zu Fri edrichs Hof gehörten durften mit


.
, ,

keinem Gegenstand der Operationsabteilung vertraut


gemacht werden bevor der Chef des Generalstabes di e
,

ausdrückl iche Geneh mi gung dazu erteilt hatte Der .

Oberkommandant in Wahrheit war Conrad von H öt z e n


dorf .

Nichts Wichtiges geschah ohne ih n Ohne Conr ad


'

kam ohne Co nr ad ging kein General Con rad hatte


, .

gegenüber allen gegenüber den Mi ni stern gegenüber


, ,

den General en jene Courtoisie di e an ihm ein alt ö s t e r


,

r e i c h i s c h e s Erbteil war jene kameradschaftlich selbst


,
-

verständli che Ritterli chkeit und jene Aufrichtigkeit


,

1 43
vor allem di e er an den deutschen Generalen bisweilen
,

schmerzlich vermißte Aber doch entschied für ihn .

in allen Fragen stets die Sache das Verdi enst das Ver , ,

schulden allein Er ließ nach Pr z e mys l a ni sofort den


.

voreili gen Brudermann mi t seinem schuldigen Stabs


chef verabschieden Aber das Bild des Generals von
.

K ö ve ß bli eb ihm u n v e r w i r r t an dessen Tüchtigkeit er ,

festhielt und den er ni cht darum verantwortlich machen


wollte weil Brudermann ihn in d as Unheil mi tgerissen
,

hatte . Dem ungemein begabten Erzherzog Josef


Ferdi nand ließ er mi t seiner Zustimmung ein Kom
mando auftragen eben wegen seiner Fähi gkeiten ob
, ,

gleich er ein Erzherzog war ; dann gab er ihm e i n e A r me e


'

als er sein Korps seit längerer Zeit tadellos gef ührt hatte .

Aber we i l Josef Ferdi nand ein Erzherzog war wo ll te ,

Conr ad kri tisch bleiben und ließ sich nach der Durch ,

b r u c h s s ch l a c h t von Mackensen über die Haltun g des


Prinzen berichten Unbe di ngt müsse er w issen wie
.
,

de r Erzherzog sich führe Und Mackensen der ganz .


,

offen gan z ehrlich reden sollte erklärte dur chaus zu


, , ,

frie den zu sein Der Erzherzog mache sich wi r klich


.

sehr gut Auch General Se e c kt der Stabschef des ,

Marschalls war gleicher Meinung Al s General A u ffe n


,
.

b erg nach R a w a r u ska den Abschi ed bekommen sol l te ,

s a h Conrad für eine Entlassung keinen zwingenden Grun d .

Erzherzog Friedr ich hatte Anstoß genommen an der


be dr ückten Stimmung in A uffe n b e r g s Armee „ A u ffe n .

berg hat bei Komarow seine Sache gut gemacht Daß .


er nach einem Rückzug nicht heiter ist entgegnete ,

Conrad „ begreife ich Heiter bin ich auch nicht Ich


,
. .


bitte davon abzusehen Der Frei herr hatte den General
,
.

1 44
Interessen ging ni cht immer kl ar Wer den gleichen
, .

Rock trug w i e er dem durfte er ohn e Hemmung trauen


, , .

Er zeigte solche Anschauung bei mancherlei A nl ä ssen


mi t Betonung gegenüber Einzel nen Es war Erzieher .

absicht dabei Nie wollte er der Staatsanwalt sein


.
,

der von vornherein mi t Verbrechern spricht : ste ts woll te


er lieber verstehen u n d verteidi gen Erst wer sein Ver .

trauen erschüttert wer es verloren hatte w ar erledi gt


, , .

Es war dann s o schl imm wie Hochverrat Hochverr at .

aber konnte er nicht j edem mi ßtraui sch zumuten .

Mißtrauen machte er sich erst zur Pfl icht wenn es ,

ums R e i c h sw ohl um Ziele und Güter ging di e andere


, ,

ihm anvertraut hatte n Dan n prüfte er dann siebte .


,

er zehnmal Seinen engsten Mitarbeiter den Chef seiner


.
,

Operationsabteilung General Metzger hatte er in Lauf


, ,

bahn un d Haltun g durch J a h r e beobachte t Er s ah in ‘


.

ihm den fähigsten und rechtschaffenste n Offizier der


Armee Rück sichtsl os setzte er ihn an di e w ichtigste
.

Stell e di e er zu vergeben hatte Er erzog i hn dabei


, .

mi t all er erkennb aren Tendenz : der begabte Ge n e r al v

sollte ihn selbst ersetzen wenn er stürbe wenn er , ,

verabschiedet w ü rde womi t er kühl rechnete Daß


,
.

er seinen eigenen Fortgang überhaupt erwog daß er ,

in all en Dingen di e i hn selbst un d den Ruhm seines


,

Namens betrafen kaltblütig und gleichg ül tig bleiben


,

und ni cht einmal darauf achten wollte ob man eines ,

Tages gegen i hn Intrigen spann oder nicht daß er selbst ,

sich uni nteressant genug vorkam oder sich einr edete , ,

zu uninteressant für eine Zielscheibe anderer zu sein : all


d as ergab n un doch einen Fehl er in Conr ads Struktur De nn .

hier geriet der Feldherr in Widerspruch mi t sich selbst .

1 46
Neben all er Bescheidenheit di e ehr l ich war wohnte , ,

ein Selbstbewußtsein in Freiherrn von Conr ad d as ,

mehr als Ahn un gen hatte wer er wirklich war Er , .

wu ß te sehr genau daß in Wahrheit er gele i stet


,

hatte w as unter anderen Fl aggen fuhr Er wuß te


,
.

s ehr genau ,
daß keiner in di esem Kri eg ihn ersetzen
konnte schon weil l n seiner Hand d as He b e l w e r k
,

der Wehrmacht durch viele Jahre vereinigt g e


wesen war Und in achtzehn K ri egsmonaten hatte er
.

dann für di e Sache der Verbün deten mehr getan als


irgendeiner hatte s o viel getan wie ein einze l ner über
, ,

haupt nur vermochte Seine Heere hatte er bis jetzt .

wie biegsamen Stahl gehalten Als Rußlands Massen .

immer mächtiger an b r a u s t e n hatte er den Landsturm ,

der Monarchie obzwar jeder Sachverstän di ge b e


,

zweifelte daß solch ein Experiment gelingen könnte in


, ,

den Kri eg geworfen Der Lan dstur m hatte erfül lt was


.
,

Conrad sich praktisch von ihm versprochen hatte Im .

Fri eden war er dem General stab ein Lehrmeister der


Strenge gewesen Jetzt verlangte er von dem jün gste n
.

Ge neral stabsoffi zier di e gleiche eiserne Ar beit di e er ,

sich selber auferleg t e Sie wurde sichtbar noch im schein


.

bar Kl einen Nicht e r allein zeichnete sich tägli ch mi t


.

w inzigen h a ar dü n n e n Stri chen mi t nahezu un s i c ht


, ,

b aren Zahl en und mi t Buchstaben zu denen bloß er ,

keine Lupe brauchte di e Situation an allen Fronte n in


,

sein Taschenbuch An allen Fronten bei allen Kom


.
,

ma n dos t e l l e n surrte die Arbeit spielten di e Drähte , ,

zirkelten di e Kartenzeic hner Tag und Nacht Der starrste .

Ste ll ungskri eg hatte noch immer un aufhörli che Bewe


gun g de nn geringste Versc hi ebungen änderten tägl ich mit
,

1 0° 1 47
Ausbuchtun g und Korrektur di e Linien aller Fel der Im .

Hauptquartier lag tägli ch ein ne uer großer Kartenspiegel ,

der alles belichtete und täglich neu geschl iffen wurde .

Die Nerven seines Absch ni tts mußten offen l iegen vor


j edem Ge neral stabsoffizier die Nerven des Ganzen bloß
,

gelegt vor Conrad von H ö t ze n dor f Er sondierte den .

Körper des Gegners er tastete i hn ab Sein Gefühl fand


,
.

mi t untrüg l icher Sicherheit am Gegner jede Schwäche .

Als Feldherr war er vorsichtig zugleich war er kühn ,


.

Er war peinlich zum 'rgern pedantisch in der Fest


,

stellung j eder Einzelheit aber di e Technik der Ope


,

ration übte er als Virtuose von berau schender Spiel


kraft die Operationen baute er wie Phantasien Sie
,
.

suchten das Ge waltige Räume bedeutete n nichts für


.

Conrads Willen Bewegung und Kraft di e Nerven waren


.
,

alles Gali zien aufgeben große Armeen an zwei drei


.
, ,

Schnüren die er im Hauptquartier zog über weite


, ,

Provinzen z u hol en die h un d e r t t a u s e n dkö pfi g e n Körpe r


,

unmittelbar darauf wieder vorzubringen war oft der ,

Entsc hl uß eines Augenb l icks einer einzigen Sekunde ,

ge wesen aus der er all ein das Gesetz der Lage rechtzeitig
,

hatte ticken hören Keiner eigenen Offensive hatte er


.

bisher andere Grenzen gestattet als di e seiner eigenen ,

Ve r n unft Beim Vormarsch nach R ußland hatte er die


.

'

Heere über di e unendlichen Gebiete gelenkt a l s mar ,

s c hi e rt e n di e Truppen über Exerzierpl ätze A u s Ser .

bien das kaum am Boden l a g fl og seine Phantasie


, , ,

di e über alle Arbeit des Augenb l icks hinweg schon Zu


ku n ft s m ög li c hke i t e n prü fen und beherrschen wol lte ,

quer über den Bal kan über Berge und durch Wild ni s
, ,

die er schon zwingen wollte an d as 'gäische Meer ,


.

1 48
sah Dinge die neben ihm niemand s a h Er s a h Fehler
, .

schon aus erstem An satz : das Mißglücken der Hi n de n


b u r g s c he n Operation an der Weichsel hatte er voraus
gesagt hatte er dann ver w ischen gehol fen In Serbien
,
.

hatte er dr e i nge sp r oc h e n Unmi tte l bar darauf bestätigte


.

di e Flucht der Serben di e Richtigkeit d e s Einspru chs .

Noch ehe er den Grun dplan für Tarnow un d Gorli ce


entworfen hatte überragte er seine Umge b ung seine
, ,

Nachbarschaft himmel hoch Schl i mm stand es um di e


.

Sache der Verbün deten we n n er einmal ging In der


, .

Ö ffentl ichkeit Ö sterr eich Ungarns aber verschwand der


-

Name Conrad von H ö t ze n d orffs j etzt beinahe völl ig


vor dem Glanz der Deutschen Wenn er einmal ging .
,

dann rissen viel lei cht di e Deutschen all e mi l itärische


un d politische Führun g an sich : der Ausbli ck machte

nach allen Erfahrun gen d as Ende zweifelhaft Viell eicht .

hätte er sich trotz seiner Abhängigkeit in bezug auf


Truppen auch gegen di e deutschen Generale zu eigenem
Ruhme dur chsetzen können Er hätte u nter Ums tänden
.

nur a uf den Tisch schl agen brauchen Viell eicht hätte


.

er darin nur ein Wenig von der m i nder zurückhal ten


den Art anderer für di e eigene Haltung übernehmen
müssen Aber Freiherr von Conrad schlug auf den fis c h
.
'
,

gleichg ül tig wer daran s a ß n u r um solcher Dinge will en


, , ,

di e er als sachl ich erkannt hatte nur um der Fehler


,

will en die die anderen begingen niemal s für sei ne


, ,

eigene Person Glanz war Eitelkeit Ein Brief an einen


. .

seiner Freunde enthält di e Stelle : „ Habe mich nie nach


Ste ll ungen gedr äng t und nie nach Titeln Würden und ,

Auszeichnungen gehastet ebensoweni g nach kriege


r i s c h e m Ruhm denn was ware d a s für e i n Ehr gei z ,

1 50
dessen Befriedi gung an Blut und Leben von Hundert
tausenden ge knüpft i s t ; bei meinen Anschauungen über
d a s Menschendasein habe ich den Kri eg n ur als b e d au e r
liche Katastrophe in der Entwi ckl ung des Völ kerlebens
betracht et in der jeder einze l ne seiner Generation
,

gegenüber di e Verpfli chtung hat sein Bestes für d as ,

Gemeinwo hl zu l eisten Was wäre auch ein solcher Ruhm


.

in den Augen eines Menschen der über di e große Frage ,

des We l t dase i n s über Werden und Vergehen in un er


,

me ß l i c he n Zeite n und un e rme ß l i c h e n R ä u me n An



s c h a u u n g e n hat wie ich Vom Glan z wollte Conrad
.

ni chts wissen Er lehnte ihn aber ni cht nur phi l oso p hisch
.

ab wei l er di e Eitel keit able hnte Er tat es dann doch


, .

auch w ieder aus po l itischer Erwägung Ihm war e s .

recht daß der Erzherzog wenn auch ni emand ihn


, ,

überschätzte weni gstens als eine Art Ablenkung da war


, .

Wenn Conr ad auch endl ich an der Sonne gestanden


h ä tte di e er scheinen machte die ihn aber nur s o un
, ,

sicher bestrahl te : di e Ö sterreicher un d di e Ungarn


selbst hätten ihn aus der Sonne gezerrt Bisher hatte .

die Monarc hi e noch jeden in den Staub getreten der ,

über di e Monarchie und ihren Durchschn itt sich zu


erheben wagte So schien es für Conrad n ur eines zu
.

geb en : neben beherrschendem Geist die unpersönl iche


Macht di e aus dem Dunkel lenkte di e mi t dem Ge ist
, ,

allein di e große Sache der Verbündeten fördern konnte .

Die Macht konnte Co nrad viell eicht behalten wenn ,

er sich zu voll em Ruhm erhob wenn niemand i hn ,

anz u r ühren wagte Conrad konnte di e Macht viel leicht


.

auch dann behalten wenn er die eigene Person ganz


,

ausschal te te wenn er für di e eigene Person fast


,

1 51
leichtsinnig war durch das Zutrauen zu jedermann wenn ,

er di e Gleichgültigkeit des persönlichen Schi cksals do


ku m e n t i e r t e wenn ni emand sagen durfte daß er j e
, ,

für sich etwas tat Aber wer sich selbst ganz ausschalte te
.
,

konnte leicht von anderen ausgeschaltet werden Co n .

rad erwog auch di es Er erkannte obgleich er b e s c h e i


.
,

den war etwas vom Zw ä nge dem Volke Heroen zu


, ,

geben Aber er fand di e Mitte nicht Viell eicht gab


. .

e s darin auch keine : di e Macht unpersönli ch zu üben ,

ohne ihren Träger a l s Heros aufzugeben Zu den Wider .

sprüchen in Freiherrn von Conrad traten j etzt ö s t e r


re i c hi s c h ungarische Ü berliefer ungen un d Verhält ni sse
-
.

Er dachte an Karl von Aspern an Tegethoff an den , ,

verdun kelten Prinz e n Eugen an Wallenstein s e


gar Er kannte di e Geschi chte der Monarchie Hier .

stand er in tiefster tragischer Verstrickun g Unter .

dem S onn e n hi mm e l der Erfo lge : einsam im Zwi eli cht .

Einsam war er unter den deutschen Generalen die ,

ihre Ve rs c hu l dun g s g e fü hl e unter dr öhnender Haltung


deckten Einsam war er in der Monarchie darin sein
.
,

Name den ve r fl a t t e r n de n Kl ang einer Hoffnung von einst


hatte Einsam war er bei Hofe dahin er selten un d ni e
.
,

als H ofg e n e r a l ging Er hi elt sich an di e Macht durch


.
,

di e er den Geist zu Taten prägte In Einsamkeit ar .

b e i t e t e er für al le Die Macht war nur dem Wissenden


.

kl ar Aber auch die Wissenden murrten Vie l leicht


. .

war Conrad ein Genie Aber s o hoch stand in Ö s t e r


.

reich Ungarn kein Geni e daß kaum der Kaiser mehr


-
,

einen Einspruch wagen durfte Sie murrten ni cht l aut :.

denn der anonyme Erfolg war mit Freiherrn von Conrad .

Noch wagte sich keiner hervor A b er da ß sei ne Volks .

1 52
Lu c k und As i ag o
l ateinische Nation i hre natü rl iche u n d von ihm ange
sagte Kampfste ll u ng wählte daß Rußland ni cht mehr
,

l ange Zeit alle seine Hauptkräfte beschäftigen werde .

Er schl ug daher Ruß l and ni cht halb sonder n ganz , .

Für di e Ital iener hatte er eine besondere Lös ung .

An der itali enischen Grenze stand auf österreic hi sch


un garischer Seite da un d dort eine Handvoll Menschen .

Der Sc hl eier der ab un d zu mi t e inem wehenden aber


, ,

l osen Zipfel vor der anrückenden G r oß ma c h t ar m e e de s


Gegners auftauchte war dünn un d löchri g Die Groß
, .

m a c h t a r me e der Ital iener rückte se h r vorsichtig an .

Anton Haus der Flotte nadmiral störte überdi es den


, ,

Aufmarsch n a c h Möglichkeit Die Fl otte l ieß er .

di e Stapelpl ätze der Häfen b ombardieren Er l ieß .

die Brücken und Bahnen beschießen di e in den nord ,

itali enischen Aufmarsc hraum führten So verzögerte .

sich der ital ienische Vormarsch noch mehr Die .

russische Situation mußte indes immer hell er und


immer entlas teter werden Wenn dann Cadorna end.

l ich merkte daß seine Armeen nur durch Sc hl eier auf


,

gehalte n w ur den soll te Cadorna di e Schl eier getrost


,

durchsto ßen Er mochte nach T riest marschieren


. .

Aber Conrad besorgte daß er nicht nur n a ch Triest


, ,

sondern bis nach Laibach marschieren könnte Für .

di esen Fall hatte er Vorschl äge an Fal kenhayn Ze h n .

öste rreichisch ungarische und zehn deutsche Divi


-

s i on e n wo l lte er bis da hi n ungestört an der Save ver

sammel n Erst wenn die Ital iener weit in den Kr ai n e r


.

Bergen vorangekommen wären woll te er ihnen die , ,

ungeübt im Kr iege und der Pani k leicht zugängli ch


wären eine j ähe gewal tige Schl acht liefern Vermutl ich
, ,
.

1 58
wäre es ein zweites Cu s t oz z a geworden Kein Mann .
,

kein Geschütz kein Tr a i n w a ge n hätte a us Krain z u


,

rück entkommen müssen Viell eicht hätte dann Ita .

l ien ohne kampffähiges Heer und furchtbar enttäuscht


, ,

mi t sich reden lassen Aber der General von Falkenhayn


.

stel lte fest daß er über s o viel Di vi sionen nicht verfügen


,

konnte A uch stand Deutschl and selbst mi t Itali en noch


.

ni cht im Kri ege Es schien daß noch di e Phantastereien


.
,

des Für ste n B ül ow in Berlin den Glauben stützten ,

daß Deutschl and ohne den Krieg mit Itali en auskommen


werde Es war di e alte A e hr e n t h al s c he Verkennung
.

un d Verblendung durch den Für sten Bül ow und seine


,

R ö me r fr e u n d s c h a ft jetzt auf das Deutsche Reich über


tragen Eine Gelegenheit wurde versäumt Conrad
. .

ri chtete sich anders ein .

Die Ents c heidung gegenüber Itali en mußte später


ausgetragen werden Wenn Falkenhayn absagte gab .
,

es kein C ust ozz a bei Laibach Es gab dann le digli ch .

ein Abwarte n in der Vertei di gung Allmähli ch zog Con .

rad genau s o viel e Tr uppen vom Nordosten ab wie dort ,

entbehrt werden konnten Er b esetzte im Südwesten .

j ene Räume die der abgezogenen Truppe als zweck


,

mäßigster Ve r t e i di g un g sh al t entsprachen Unhal tbare .

Gr e n z e e ke n gab er preis Die Ital iene r kamen mi t ihren


.
,

Siegen a uf leeren Plätzen viel beschäftigt nur langsam ,

vor Vier Wochen nach der Kri egserklärun g versuchten


.

s i e im Karst di e erste Schlacht Die Di vi sion Goi gi ng e r .

hielt den Karst gegen di e Armee des Herzogs von Aosta .

So vorsichtig tastete C adorna daß sich jet zt w1 eder di e ,

österreic hi sch ungarischen Truppen v e r s c h ob e n Con


-
.

rad war zunächst a uf ein beträchtli ches Zur ü e kg e h e n


1 59
gefaßt gewesen Jetzt standen seine Truppen dennoch
.

am Isonzo Aber endl ich machte Cadorna Ernst Er


. .

wollte nach Tri est U m jeden Preis Der Reigen der


. .

Isonzoschlachten begann Natürl ich war bei Cadorna .

in j eder Schlacht u n d jeder Art di e Üb erlegenheit von


Menschenzahl und Waffen Er hatte eine Mi ll ion a us .

g e r uh t e r Truppen Sie waren überhaupt noch durch


.

keinen Feldzug verbraucht Er hatte eine unen dl ich .

überlegene völli g moderne Arti l le ri e Aber die Mauer


, .
,

die Cadorna am Isonzo anrannte war aus Stahl Ein , .

mal entschieden di ese wochenlangen Schl achten die


Ungarn ein andermal die Alpenländer Zwi schendur ch
, .

sogar die Tschechen Vier Schl achten ve rr oll t e n bei


.
,

nahe ein Jahr verrann An seinem Ende stand Cadorna


.
,

wo er begonnen hatte Man schrieb das Frühj ahr 1 9 1 6


. .

Aber Conrad war vorwärtsgekommen .

Conrad war für Erl edigungen Er hatte Eile Ruß . .

l and war umgeworfen Nach der schweren Niederlage


.

der Russen war Serbien erledi gt w e r de n Rußland .

begann sich im Winter zu erholen seine frisch g e s a m ,

melten Truppen st ü rmten i m D e z e mb er 1 9 1 5 im Ja .


,

nuar 1 9 1 6 wütend in der B uk owina in neuen M assen ,

sc hl achten an der Strypa vor um di e Zerschmetter ung


, ,

Montenegros zu stören und um den Ital ienern di e Arbeit


zu erleichtern um überhaupt die Lage zu ändern un d
,

i hre Ungunst zu wenden Aber Conrad machte reinen .

Tisch auf dem Bal kan Es gab auch dann kein Aus .

r as ten in einem Krieg unter gefährlichen inneren B e


di n g u n g e n in einem Krieg der all e Kräfte mi t Riesen
, ,

ziffern in unerhörte r Schnelli gkeit verbrauchte in einem ,

Kri eg in dem di e Mi ttelmächte eine belagerte Festung


,

1 60
Wal statt di e umschl ossen von Nord und West noch
, , ,

die Bedrohung von Südost erwarten mußten schwenk ,

ten dann viell eicht ein ohne weitere Neigung für zwei ,

fe l h a ft e Sc hl achtentscheidungen Soviel stand fest : .

I tal ien war wi chtig Italien war an der Reihe Fr eiherr


. .

von Conrad war für Erl e digungen Er sprach mit Fal .

ke n h a yn .

Falkenh ayn hatte einst di e Dringlichkeit und Wich


t i g ke i t der Ostfragen eingesehen Rußland stieß an .

Deutschland Falkenhayn war auch für einen serbischen


.

Feldzug gewesen Deutsch l and brauchte eine Straße


.

nach Konstantinopel Aber Falkenh ayn war schon .


,

als Conrad den Marsch nach Saloni ki v e r s ch l u g gegen ,

das Unternehmen gewesen denn Saloni ki versperrte ,

di e deutsche Straße nach Konst antinopel j a gar nicht .

A uf Zukunftsmusik und auf Litaneien was einmal sein ,

könnte wenn man di e B u l g ar e n fr on t nicht gegen j ederlei


,

Überraschung und ein für allemal deckte hörte Fal ken ,

hayn nicht gern Auch alle italie ni schen Programme


.

ließen ihn kühl Was ihm a uf Ersuchen des Fre i herr n


.

von Conr ad der deutsche Bevoll mächtigte im Teschner


Hauptquar tier der General von Cramon darüber e r
, ,

zählte gehörte zu den Akten Nichts weiter Falken


, . .

hayn lehnte die deutsche Teilnahme an einem italie


nischen Feldzug ab Er war gegen eine Schlacht bei
.

Laibach gewesen Er war auch gegen einen Angri ff


.

auf der Hoc hf läche von Asiago Er hielt eine Nieder .

w e r fu ng Itali ens nicht für kriegsentscheidend Da .

machte Conr ad im Januar 1 9 1 6 Vorschl äge : wenn


Falkenhayn di e Ni e de r z w i ng u ng Italiens nicht für
kriegsentscheidend halte aber ein anderes Unternehmen ,

1 62
das zur Beendi gung des Krieges führen
V or s c h l ä g e ,

könn te so wol le er Conrad auf seinen Plan verzichten


, , ,

und die frei gewordenen Truppen zu jenem anderen


Unternehmen beisteuern Falkenhayn machte keinen
.

Gebrauch von dem Vorschlage Und Conrad stand da .


,

eine andere Arbeit im Plan der Mittel mächte über


haupt nicht angesagt war und so in di e eigene Rech
,

nung nicht hätte spielen können vor selbständi gen ,

Entschl üssen .

Kaiser Franz Joseph hatte bisweilen seinem ersten


militärischen Berater davo n gesprochen daß er eine ,

endl iche Abrechnung mit Italien nicht ungern sehen


würde Italien hatte dem Kaiser Franz Joseph in fünf
.

u n d s e c h zi
g Regierungsj ahren viel angetan für Ita l ien ,

hatte man in der Zeit A e h r e n t h al s nichts als Rücksicht


gehabt Italien war dem Kaiserreich trotz Dreibund
,

in den Rücken marschiert Manche Bitternis war auf


.

gehäuft in Kaiser Franz Joseph Auch Erzherzog .

Friedrich hatte dann und wann nach dem italienischen


Abrechnungstag gefragt F ür den Kaiser wie für den
.

A r me e ob e r komm a n d a n t e n hatte Freiherr von Conrad ,

dem die Volksmeinung einen Feldzug gegen Italien


überhaupt als Lieblingsgedanken zuschob bisher stets ,

nur di e g l eiche Abwehr gehabt :


„ Es geht j etzt nicht

Aber im Frühj ahr 1 9 1 6 lagen doch di e Umstände


anders Eine neue Offensive gegen Rußland hatte
.

wenig Sinn Vortei l brachte es ni cht wenn man über


.
,

die erreichten Lini en noch ein paar hundert Kilometer


weiter ins Zarenreich eindrang Freiherr von Conrad .

war gegen ein Marschieren in Fernen ohne Zweck Ein .

1 1 '
1 63
Angriff der Russen wurde vorbereitet Aber noch war .

General Brussil ow ni cht mit seinen Rüs tungen fertig .

Und selbst wenn Brussilow angri ff : all e Bedi ngungen


waren gegeben auch diesen A ngriff ge l assen und ohne
,

Schaden auszuhalten Man mußte sich nur vorsehen


. .

In Montenegro war di e Ar mee K ö ve ß frei geworden .

Untätig lassen konnte man si e ni cht Zeit vergeuden .

durfte man überhaupt ni cht Wenn das Glück nur halb.

wegs günstig war wenn keine Elementarereigni sse ein


,

traten mit denen nüchterne Beurteilung ni cht rechn en


,

kann mit denen der Fe l dherr nicht rechnen darf wenn


, ,

er Maßnahmen überhaupt treffen will s o mußte der ,

Sc hl ag und das Näherkommen an eine Kri e g se n t s e h e i


dun g selbst dann gelingen wenn deutsche Tr uppen ,

si ch ni cht bete i ligten Gan z abgesehen davon daß


.
,

General von Fal kenhayn wenn er erst di e Folgen eines


,

in den Anfängen bereits gelungenen Unternehmens kl ar


überblickte durch Tr u p p e n b e i s t e u e r sicherl ich S päter
,

di e Ausweitun g des Erfolgs doch unterstützte Die .

Verantwortun g mochte groß sein Aber Co nr ad nahm .

sie a uf sich Denn wenn er di e Situation un d di e Kraft


.

seiner Tr uppen bedachte s o konn te er di e Ve r a n t w or


,

tung übernehmen Aber wenn er di e mögliche Kri egs


.

gestaltu ng erwog s o mußte er di e Verantwortung


,

übernehmen Conrad beschloß den Angriff auf Italien


. .


Erzherzog Friedrich fragte : „ Wird es gehen '
“ ‘

Conrad erwiderte : „ Ja e s geht j etzt ,


.

Aber es sc hi en dem Fr eiherrn a l s frag t e der E r z ,

herzog mehr im Hinb l ick a uf den An g r i ffs a u sg a ng d er ,

für Co nr ad nicht zwei fe l haft war als mi t Rücksicht auf ,

di e Gesamt l age des Augenb li cks Co nrad aber hatte di e .

1 64
j eden Zwischenfalls Aber der Freiherr wollte nicht nur
.

Öste r reicher und Ungarn hören Er forderte das Urteil .

der verantwortlichen deutschen Generale ein die seinem ,

Befehl unterstanden Generalleutnant von S t ol z ma nn


.
,

Stabschef der beiden Armeen Linsingen gab warme , ,

beruhigende Versicherungen in Teschen Ge n e r a l l e u t .

nant von S t ol z m a nn schildert di e Unm öglichkeit eines


russischen D u r c h b r u e h e s Er schi ldert sie ni cht nur
.
,

er wünscht geradezu den A ngriff herbei um die U n m ög ,

l i c h ke i t zu erweisen Er verbürgt sich für di e Zuver


.

lässigkeit der beiden Armeen und für di e Sicherheit der


Linien sowohl bei Linsingen selbst als auch bei Erz
, ,

herzog Joseph Fer di nand .


„ Herr wenn das s o ist
,
er w idert ihm Co nrad
, ,


„ dann muß ich beruhigt sein .

Conrad hat auf alle Fälle noch zwei Divisionen als


Armeereserve hi nter di e Truppen des Erzherzogs g e
schickt Sie sind als fliegende H i lfs e i ns ä t z e gedacht :
.

s i e sollen hinter der Front wenn es wirkl ich zu schweren


,

Kämpfen käme wenn irgendwo Hi l fe nötig wür de


, ,

be l iebig verwendet werden Aber di e E r z he r z og ar me e


.

wird s i e kaum brauchen Auch sind im fernsten Ge


.

danken di e Deutschen noch da Wenn si e s c h on ge gen .

Ital ien nicht mittun wollen s o werden s i e ge w iß wenn


, ,

es wirkl ich ni cht anders gehen sol lte mi t ein paar Divi ,

s i on e n einsprin gen .Die Rüstung gegen Ital ie n w ird


befohlen Sie wird mi t größtem Nachdruck betrieben
. .

Eine Armee von Tech ni kern arbeitet in Südtiro l Rei .

b u ng s l os verläuft die Vorbereitung Al les ist in bestem .

Rollen.

Aber eines Tages meldet sich noch Fal kenhayn Er .

1 66
verabschiede s i c h Er reise soeben mit dem Haupt
.

quartier nach M e zi e res Conrad stutzt : M e zi e res '


.

Wa s will er mi t M ezi eres ' Die Offensive gegen Verdun


beginne In Stunden
.

Verdun '
Freiherr von Conrad wu ßte ni chts von Verdun Der .

General von Falkenhayn hatte bis zu dem Augenblicke ,

da er mit dem deutschen Kaiser und dem ganzen Stab


schon in das neue Hauptquartier abreiste dem Frei ,

herrn ni cht ein Wort von seinem Vorhaben nicht ein



,

Wort von seinen Vorbereitungen gesagt obgleich der ,

General von Falkenhayn natürlich häufig genug den


Freiherrn von Conrad s ah un d sprach obgleich zum ,

weni gsten di e Verbindung zwischen Teschen und Pleß


stets ohne Unterbrechung war Vieles wird Freiherrn
.

von Conrad plötzli ch klar : vermutlich auch darum


unterblieb damals der Marsch n a c h Saloniki und
auch darum kein Anteil an der itali enischen Offensive ,

di e Falkenhayn ihn n a c h ehrl icher Ansage in voller


Unkennt ni s der deutschen Absichten rüsten li eß Gene .

ral von Falkenhayn hatte also aus dem Zusammen


arbeiten der beiden Generalstäbe bereits ein kl ares Aus
e i n a n d e r a r b e i t e n gemacht
. Jetzt war es fast sicher daß ,

in Italien ni cht bloß ein großer Erfolg sondern mit ver


,

doppelten Kräften vermutli ch di e K r i e g se n t se h e i du ng


zu holen gewesen wäre Denn di e Kräfte waren also da
. .

Die Bedingungen für die itali enische Offensive hatten


sich frei li ch ni cht verändert Aber Conrad sah ein
.
,

wie l eicht gerade di esmal für Falkenh ayn das Mitgehen


gewesen war Verdun war m e n s ch e n r a u b e n d e r ; es war
.

kostspie l iger und schwieriger Verdun war wesentlich


.

1 67
zweifelhafter als Asiago Conrads Abschiedswort an
.

den General von Falke n hayn hatte kühle Höflichkeit :



„ Ich wünsche Ihnen zu Ihrem Vorhaben alles Gute .

Aber im Innern versprach er sich nichts vom Wert


des Ve r d u n sc h e n Unternehmens Ni c h t s von diesem A n
.

griff gegen die Festung der ,


mit General Metzger
war er eins über die zweifelhaften Aussichten für
einen Erfolg aus dem wenig geeigneten „ inneren

Winkel der Ve r du n e r Front vorgetragen werden
sollte
Falkenhayn hatte Conrads Bedenken gefür chtet .

Conrads Ideen waren bisher noch immer die besseren


gewesen Aber jetzt wollte Falkenhayn endlich einer
.

eigenen Idee nachgehen wobei es noch Leute gab die


, ,

behaupteten daß der Ve r du n e r Pl an überdies im


,

Kopf d e s Stabschefs der K r on p r i n ze n ar me e im Kopfe ,

K n ob e l s dor ffs gereift sei Hochmütig und unaufrichtig


.

hatte Falkenhayn überh aupt geschwiegen Er hatte .

wiederum nicht gelogen : er hatte W iederum nur g e


sch w iegen Conrad stand bloß vor einem neuen mora
.

l i s c h e n Ein druck. Keineswegs vor einem Dilemma .

Theoretisch wäre di e italienische Offensive vi elleicht


noch aufzuhalten gewesen ; wenn di es überhaupt eine n
_

Sinn und einen Anlaß gehabt hätte ; morali sch un d


praktisch war s i e nicht mehr au fzuh al ten Die Truppen.

'

standen bereits in den Südtiroler Au fmar s c h r äu me n .

Die Armee der Techni ker und Straßenbauer hatte dort


Tag und Nacht ge arbeitet die Stimmung der Truppen
,

war ein B e g e i s t e r u ng sr a u sc h Tr ient ein Heerlager des


.

Jubels Die Regimenter waren nicht mehr zu zügeln


. .

Die russische Front lag still F ür ihre Sicher h eit hatten


.

1 68
Brussi l ow e r weisen ob Rußlands Kraft nach Galizien
,

und Polen nach den K ar p a t h e n und Gorlice wirkli ch


,

gebrochen war oder ob sein Rest von Eins atz noch ent
scheiden konn te Die Heeresleitungen der Verbündeten
.

kannten die Rüstungen der Russen genau Sie wu ß t en .

auch daß Brussilow noch längst ni cht so fertig war w i e


, ,

er selbst es sich vorgeschrieben hatte Aber vor As iago .

ging es sch neller und stür mischer zu a l s alle Welt e r ,

warten ko n nte Asiago wurde für Brussilow ein Glocken


.

zeichen Denn Notschrei gellte um Not s c hr e i vom Rand


.

der itali e ni schen Ebene dari n Cadorna sammelte w as


, ,

er zusammenbringen konnte Es waren T r uppen deren .


,

Mut ni cht erhebli ch durch di e Armeebefehl e gehoben


wurde in di e der italieni sche Fel dh err seine E nt s c hl oss e n
,
c

heit und di e Erwartung des Vaterlandes legte Aber als .

Ital iens Retter rief niemand jetzt Cado rna an Itali ens ,

Retter hi eß so un bequem der rus sische Name in r ö


,

mi sche Ohren ging j etzt General Brussil ow Daß er


,
.

zur Entlastung weit vor der Zeit die er sich selbst g e ,

steckt hatte schli eßlich doch a ni ff war für Freiherrn


, ,

von Conrad kein B l itz aus heiterem Hi mmel Etwas .

mußten die Russen tun in der itali enischen Not Frei .

herr von Conrad rechne t e sogar daß da und dort ein ,

Zu r ü c kdr ü c ke n seiner Front ni cht unm öglich wäre .

Er erkann te einen Preis an den er wenn er erst in , ,

Italien stand gern bezahlte Der Angriff war erwartet


,
. .

Aber für Brussilow selbst und für den Frei herr n von
Conr ad mußte der Schl ag von Luck dan n eine Über
rasch ung sein .

Die Russen durchbrachen di e verbün de t en Li nien .

An der Einbruchsstell e standen zwei Divisionen Hinter .

1 70
ihnen standen jene zwei weiteren Divisionen die a l s ,

Reserven bereitgehalten wurden Die Russen hatten .

di e Schlacht mit einem Trommelfeuer begonnen das ,

in solch riesigem Ausmaß di e Ostfront jetzt zum ersten


mal erlebte und Brussilow hatte di e Infanterie
,

schlacht unter den for t sp i e l e n de n Geschützen mit Me


th e den fortgesetzt di e noch unbarmherziger als der
, ,

Großfürst in den K a r p a t h e n di e eigenen Truppen ni cht


,

nach Regimentern sondern nach Divisionen opferten


,
.

Der ganze Kampf spielte s i c h in Sandgelände auf Kaolin


erde a h Das Trommelfeuer wirbelte auf der ganzen
.

Front eine einzige ungeheuerliche undurchdr ingli che


, ,

Wolke von K a oli n s t a u b auf Das schließlich in Riesen


.

schwaden hochgewi rbelte und h oc h g e b a ll t e Kaolin das ,

selbst in die Ve r s chl u ß st ü c ke der Gewehre und Ma


sc hi n e n e w e h r e eindrang so daß sie vie l fach u n b r a u c h
g ,

bar wurden war zugleich der Mantel des russischen Ein


,

bruchs Die 70 ungarische H on ve ddi vi si on versagte


. . .

Indes wurden die Na c hb a r a b s c h ni t t e der Einbruchs


stell e gleichfalls unter Tromme l feuer gehalten Nördl ich .

der H on ve d s versagten di e Truppen der 2 Division . .

Ihre Nerven hie l ten ni cht stand Äh nl iches hatten s i e


.

an der Ostfront bisher nicht erlebt Kurz : der Einbruch .

gelang zunächst völli g der Widerstand der beiden a n


,

gegriffenen Korps zerbrach obgleich von Übe rmacht ,

nicht di e Rede sein konnte da den beiden ange griffenen


,

Korps nur zwei russische Korps als Angreifer gegenüber


standen Fraglich blieb jetzt ob der Einbruch tech ni sch
.
,

zu verriegeln ob di e Moral der Truppen stark genug


,

war den Widerstand nach den ersten Schreckni ssen


,

abermals unüberwindlich aufzurichten .

1 71
Erzherzog Joseph Ferdinand operierte nicht sehr
glückl ich mit seinen H ilfs e i ns ä t z e n Die K orp skom .

mandanten Marti ni und Sz u r m ay befehligten die durch


b r oc h e n e n Frontabschnitte Jeder der K or p skomm a n
.

danten hatte für den Fall der Not di cht hinter seinen
vordersten Truppen eine ganze Brigade zur Verfügung g e
habt : zwei Brigaden besaß der Erzherzog noch als Armee
reserve Dem Drängen der K orp s führ e r nach den letzten
.

H il fse i n s ä t z e n gab Joseph Fer di nand vie ll eicht zu schnel l


nach Aber es zeigte sich bald daß hier nicht nur di e
.
,

unsichere Tech ni k das Entscheidende für den ganzen


Ausgang war U n t e r w üh l t e Moral hatte di e Front bei
.

Luck zerbr ochen .

Erzherzog Joseph Ferdi nand war ein Kopf voll B e


gabung Er hatte das Blut der Toskaner die bisweilen
.
,

bizarre doch fast ausschließlich begabte Naturen in


,

das Kaiserhaus gepflanzt hatten Aber di esem ‘toska .

nischen Blut gesell te sich Undiszip li ni ertheit häufig .

Erzherzog Joseph Ferdi nand hatte bislang nur den um


s i c h t i g e n entsc hl ossenen General verraten
,
Mackense n , ,

unter dem er focht hatte di e ausgezeichnete Haltung


,

bestätigt Vor Lublin war Joseph Ferdi nand im Jahre


.

1 9 1 5 vielleicht ein we ni g schneller vorgestür mt als nötig ,

war Ehrgeiz hatte ihn getrieben di e Stadt mit ö st e r


.
,

r e i c h i s c h ungarischen Truppen als erster zu erreichen


-
.

Mackensens Truppen waren ruhi g stehengeblieben ,

statt mitzugehen : s o hatte sich der Erzherzog mi t der ,

Spitze seiner Truppen v org e p r e l l t eine l eichte an sich, ,

belanglose Schl appe geholt Freiherr von Conr ad billigte


.

E hr g e i z u n t e r n e h mu n g e n ni cht Er verurteilte s i e O h
. .

gleich er den Antrieb des Prinzen verstand verzeichnete ,

1 72
befehlshaber General von Linsingen wußte also haar
klein alles oder hätte es wissen müssen Aber der
, .

Ge neral von Linsingen griff bei der ihm unterstell ten


Truppe gleichwohl nicht ein Er inspizierte doch sa h .
,

er ni chts Oder wollte nichts sehen Vielleicht schien


. .

ihm auch die Pr i n ze n s ch a ft des Kommandanten b e de nk


l ich Vie ll eicht konnte er über Erziehung in höfischer
.

Anschauung nicht hinweg Er wußte zwar wo Freiherr .


,

von Conrad wohnte und er konnte es längst gemerkt


,

haben daß dem Freiherrn selbst eine kaiserli che Hoheit


,

gleichgül tiger war als die Sache Indes


,
der General .

von Linsingen fand keine Gründe zur Beschwerde Der .

Stabschef des Erzherzogs kam gegen den Prinzen nicht


auf Li n s i ng e n s Stabschef Generalleutnant von Stolz
.
,

mann hielt große Reden in Teschen doch vom Erz


, ,

herzog erzählte auch er nichts Linsingen wußte alles . .

Er drückte di e Augen zu Der Geist des Erzherzogs .

drang in di e Truppe Sie verweichlichte Die Stäbe


. .

s chätzten das Wohlleben Die Generale im Frontbereich


.

führten nicht immer di e Befehle a u s di e das Armee ,

kommando hi n a u sg e s c h i c kt hatte Der Armeegeneral .

stabschef erhob Einspruch bei Erzherzog Ferdi nand


gegen solch merkwürdige Hal tung Aber der Erzherzog .

nahm weder den Einspruch tragisch noch den Unge ,

h or s a m der Generale Die Generale im Frontbereich


.

verlernten nicht bloß Befehle auszuführen s i e verlernten


, ,

auch Befehle zu geben Darum versagte als der Ein


,
.
,

bruch von Luck geschehen war alles De n ke n in der ,

Leitung Darum vergriffen si c h di e Bestürzten in der


.

Führung und Verwendung der Reserven Der Kom .

mandant des X Korps berichtete im entscheidenden


.

1 74
Zeitpunkt trotz w iederholter Befehle ni cht an di e Armee .

Das Armeekommando mußte ihn suchen lassen Den .

Befehl zum Gegenangriff an bedrohter Stelle gab er


unklar Er verwässerte ihn Er hatte nicht di e Energie
. .
,

den Befehl als Befeh l weiterzugeben Ein anderer .

General war in den Stunden schwersten Ge fe c h t e ni ch t


aufzufinden Im Ne r v e n s ch ok war er davongegangen
. .

Einen Tag lang ließ er seine Tr uppe ohne F ührer U n .

klarheit und Verwechslung über den gleichen Gegen


stand über gleiche Anordnungen herrschte b e i den
,

Stäben K or p s b e fe hl e und D i vi s i on sb e fe hl e W ider


.

sprachen einander Indes di e Widersprüche aufge klärt


.

wu rden drangen die Russen weiter Die Truppen


, .

glitten den Generalen aus der Hand di e Generale der ,

Armeeleitung Niemand war der Situation gewachsen


. .

Bei Truppe und Lenkern hatte die Moral ge l itten Sie .

alle waren erschlafft In der Schlacht selbst konnte


.

die Haltung Joseph Fer di nands vielleicht kein Vorwurf


treffen kein entscheidender Fehler kam von ihm Aber
, .

der Geist der Truppe di e im ersten Augenb l ick z u


,

s a m me n b r a c h der Geist der Generale di e alle Zucht


, ,

verlernt hatten war geschaffen und vorbereitet durch


,

Joseph Ferdinands Geist Unverantwortlich war di e .

Haltung des Erzherzogs in den Monaten vor Luck g e


wesen Aber di e Verantwortung traf ni cht minder den
.

General von Linsingen .

Im Ablau f von Tag und Nacht war di e Schlacht von


Luck entschieden In einer einzigen Nacht ergaben sich
.

8 9 0 0 0 Feuergewehre den Russen Eigentlich war die.

ganze vierte Armee zertrümmert Kein Traum hätte .

Brussilow solche Erwartung vorgespiegelt Weit mehr .

1 75
als die Rettung Ital ie n s mußte erreicht sein Vor Luck .

war all es e i ne zerschl agene Front an der sich nur einer ,

sofort zurechtfand : der General von Linsingen Er hatte .

der R e s e r ve di s p osi t i on der Aufstellung von H ilfsb r i


,

gaden unmi ttelbar hi nter den Fr 0 n t a b s ch ni t t e n über ,

die ihn das Kommando der vi erten Armee befragt hatte ,

aus drücklich zugestimmt Er hatte d as Vorleben der.

ihm unterstell ten Ar mee mit angesehen und ni chts


dagegen unternommen Er j agte selbst gern Im ersten
. .

Tei l der Schlacht gab er Befehle di e all gemeine Redens ,

arten enthielten Seine Beschlußfassung dauerte j eweils


.

mehrere Stunden obgleich die H ug h e s a p p ar at e ein


,

sofortiges Eing rei fen ermöglichten So waren seine B e .

fehl e jedesmal wenn sie erst bei der Armeeleitu ng ein


,

trafen durch die Ereignisse weit u n d tragisch überholt


,
.

Dem Stabschef der vierten Armee gelang es erst zum


Ende der Sc hl acht daß er den Stabschef des Generals
,

von Linsi ngen telephonisch sprechen konnte Ausweg .

und Hi lfe zu schaffen vermochte im Augenblick der


General von Linsingen ni cht Bisher hatte er an die .

A dresse des Armeeoberkommandos ni cht gedacht ,

aber j etzt telegraphi erte er : „ Ich bitte um ein en Wechs el



des Füh rers und Generalstabschefs der vierten Armee .

Kommentarlos ging di e Depesche an Kaiser Fr anz


Joseph weiter Erzherzog Frie dr ich deckte Joseph Fer
.

di n a n d nicht Erzherzog Joseph Ferdi nand wurde fort


.

geschi ckt Aber Freiherr von Conr ad verlang t e daß


.
,

weni gstens auch der Stabschef des G enerals von Lin


singen entlassen werde Ih n traf genau wie Lins i ngen
.
, ,

di e halbe Sch ul d Falkenhayn fand es peinl ich einen


.
,

deutschen General wegen Unfähi gkeit oder Fahrlässigkeit


1 76
Gesch l ag e n w aren die Italiener kl äg l ich Ob s i e ab er .

auch Brussilow erlöst hatte ob s i e selbst die Besiegten


,

waren : für die Gesamtlage hatte der A ngriff keine Ent


scheidun g gebracht Er war umsonst unternommen
.

worden Die Gesamtlage war jetzt im Sommer w e se n t


.

lich ungünstiger als im Frühj ahr Rumänien konnte


, .

den Krieg erklären Die Kriegserklärung war zweifellos


.
,

wenn in der Ausstrahlung der Lucker Ereignisse di e


Bukowina verlorenging Aber selbst Luck war wenn
.
,

man die Russen nur zum Stehen brachte trotz aller ,

Folgen noch nicht so schlimm daß das Schicksal der ,

Mittelmächte auch nur gefährdet erschien Denn j etzt .

mußte sich zeigen ob das alte w irkl iche Rußland noch


, ,

lebte ob Brussilow wirkl ich durch d rang oder ob sein


,

Ansturm verebbte ob ni c ht auch di ese letzte ve r z w e i


, ,

fe l t e R i e s e n a n sp a n n u n g der Russen nicht doch hoff


n u ng s l os zum S c h l u ss e zusammenbrach weil das alte , ,

mächtige einstige R ußland in Wahrheit schon längst


,

zerschlagen war .

Jetzt mußte man erkennen ob das Blut der Monar ,

chie sinnlos verströmt war in Galizien in Polen vor , ,

Tarnow u n d bei Gorlice Unterführer hatten Unheil .

anrichten können aber umzustürzen war der mächtige


,

Grundbau zweier Jahre nicht Ohne di e Verfehlung der .

Unterführer wäre auch der Sommer 1 9 1 6 ein Sieges


sommer geworden trotz Falke nh ayn und seiner sinn
,

losen Poli tik der Unehrlichkeit trotzdem er sogar di e ,

Ostfront noch ges chwächt hatte indem er Truppen der ,

Armee Bothmer in sein Ve r d un e r Abenteuer zog .

Falkenhayns Unaufrichtigkeit vermehrte j etzt nur di e


Verlegenheit Falkenhayns Unaufrichtigkeit verhinderte
.

1 78
nur daß man nicht gleichwohl in Itali en vor w ä r t ssc hr e i
,

ten konnte daß man nicht Truppen reichlich in der


,

Nähe hatte um selbst einem Elementarereigni s in


,

Wolhyni en sogleich di e Stirn zu bieten Luck wäre .

gekommen auch ohne Asiago Die Ereignisse waren


.

ohne unmittelbaren Zusammenhang Denn zu Kr iegs .

beginn hatte die Monarc h ie mit 3 8 Divisionen gegen


60 russische Divisionen gerungen Diesmal aber hatte
.

ma n 3 6 zu 4 2 gekämpft Pflanzer hatte oft und oft


.

gegen dreifache selbst vierfache Übermacht stand


,

gehalten Diesmal schlug er sich sieben zu zwölf Nie


. .

war für die Monarchie seit Kriegsbeginn an der 0 stfront


d as Zahlenverhältni s günstiger Luck kam als ein Ele
.

m e n t a re r e i g ni s Conrad nahm es hin als Fatum Über


. .

das Fatum mußte man sich w ieder erheben .

Noch war man ni cht am Ende Nichts weni ger als.


,

am Ende : selbst wenn der neue Gegner an di e Tür


pochte Die Stimmung war ernst ; sie war ni cht ver
.

zweifelt Was Conrad täglich erwartete kam Das


.
, .

Königreich Rum ä ni en erklärte im August den Krieg .

1 2' 1 79
B r ussi l ow s Ansturm verrann Drei Monate lang
.

j agte der neue Mann des Zaren Rußlands letzte Ar meen


mi t einer Härte vor di e ein einziges großes Sterben
,

begehrte Es war das letzte Röchel n d e s Kolosses das


.
,

über ein Schlachtfeld von 3 5 0 Kilometern zog Die ver .

zweifelte Anspannung die letzte gigantische Zusammen


,

fassung aller Kräfte durch einen gewaltigen unh arm ,

herzigen Willen reichte aber zu ke i ner Entscheidung


mehr Es zeigte sich daß Rußland schon vorher zer
.
,

br e chen war Der Hauptteil der Bukowina ging ver


.

l oren. Üb e r Luck wurde di e Front d e r Verbün deten


um ein Stück z u r üc kg e dr üc kt Aber di es war al les
. .

In geraden Pfeilen stieß unaufhörlich ohne Atempausen , ,

General Brussilow gegen Kowel gegen Lemberg vor , .

Es tobte ein Ringen um Leben und Tod in Nordost


galizien und S üd os t g al i zi e n Die strategischen Ideen
.

verwischten sich beinahe nur di e Masse wälzte sich vor


, ,

um irgendeinen Weg zu bahnen Aber es blieb dabei :


.
,

Rußland war im letzten Aufgebot zu schwach geworden .

Die K a r p a t he n waren das Grab gewesen Die Flucht .

vom Dunajec war der T ot e n z u g endgültig Geschlagener


heimwärts n ac h dem Osten .

In den Mittelmächten horchte man bang den wieder


erwachten Sterbeliedern Und wenn auch B r u ss i l ow s
.

D u r c h b r u c h s v e r s u c h e schließli ch zusammenstürzten so ,

1 83
war doch ein neuer Gegner auf einen Schauplatz g e
treten auf dem di e Reihe der Gegner noch immer nicht
,

abzuzählen war Die Deutschen l ießen die Köpfe ni cht


.

hängen Die Monarc hi e war kleinmütig da si e den Aus


.
,

gang der neuen Ereigni sse noch unsicher s a h Stim .

mungen tauchten auf Meinungen wu rden stärker In , .

die Zwischenspiele der Generalstäbe hatte niemand hin


eingesehen Niemand wußte w i e es hergegangen war
.
,

vor Verdun un d vor Asiago Aber die Ergebni sse s ah .

alle Welt Unstimmigkeiten hatten die Sache der Mi ttel


.

mächte nicht vorwärtsgebracht sondern zurückgeworfen , .

Niemand fragte warum der General von Falkenhayn


, ,

als es sei n mußte plötzlich Truppen hatte um mi t Frei


, ,

herrn von Conr ad den Vormarsch B r u ss il ow s zu halten .

Jeder s a h nur das doppelte Marschi eren Überdi es .

wußte jeder daß di eses unglückse l ige itali eni sche Unter
,

nehmen ohne d as Wissen der Obersten deutschen


Heeresleitung gewagt worden war der Obersten ,

deutschen Heeresleitung der bisher soweit man unter , ,

richtet war all e Erfolge de s Krieges zu dan ken waren


, .

Lucker Ereig ni sse durften si c h ni cht wi ederholen U n .

ruhi g war man nicht nur in der Monarc hi e unruhi g war ,

man auch in Bul garien Unruhi g wu rde man in der .

Türkei In der österreic hi schen Hauptstadt vergaß


.

man sogar das Witze l n Ge r e i z t e In t ri g e suchte n a c h


.

Hintertür en Die als ritterli ch oft gepriesene Nation


.

der Ungarn di e immer in der Monarchi e einen freieren


,

und größeren Mund hatte erhob un w issend denn och , ,

kühn in ihrem Volkshaus An griffe deren Form keinen


, ,

Ans tand mehr deren Schamlos i gkeit keine Grenz en


,

mehr hatte Sinnlos war es daß j eder einze l ne der vier


.
,

1 84
der Monarchie und durch di e Zurückgezogenheit i n der ,

er zu Schönbru nn lebte di e Lächerli chkeit einer Sere


,

ni ssi m u s fi g u r vermied Franz Josephs Geist war indes


.

bis an sein Ende klar Er übersah ni cht nur di e Zeit


.
,

die ihn noch im höchsten Alter vor schwerste Ent


schlüsse stellte er untersc hi ed kühl auch di e Menschen
, ,

zwischen denen er zu wähl en hatte Wenn der Wiener .

Volksgeist die b i ss i g s t e n Witze für eine Weil e vergaß ,

pflegte er rührse li ge Lieder an den „ lieben guten alten , ,


Herrn in Schönb r unn vorzutragen Tränen einer ver ,

l og e n e n Sentimentalität die darum an dem wi rkl ichen


,

Hintergrunde boshafter K a i s e r z e i c h n u n g doch keinen


Augenblick zweifelte In Wahrheit hatte Franz Joseph
.

weder vi el Güte noch viel Gefüh le Er stand über der


,
.

Menge wie selten ein Fürst Er lebte und regierte al s .

der Erbe eines großen Hauses Eins woll te er vor allem .

sein : der Gentleman und der große Herr Er hatte was .


,

keiner ahnte : be w ußten Stil und für diesen Stil di e feins te


Unterscheidung Was immer er tat tat der Gr a n ds e i
.
,

n e u r und Tr äger der Kr one Habsburgs Im Inners t en


g .

mochte er kalt sein wie di e Habsb u rger oft : di e Über


,

zeugun g seiner Würde riet ihm zu s a chlicher Vornehm


heit Er hatte di e Kriegserkl äru ng ni cht als Papier
.

unterschrieben Er wußte daß er das Sc hi cks al der Mon


.
,

archi e und des Erzhauses anrief Wer zu ih m kam .


,

fand ihn stets vorbereitet Er war schwer zu täuschen


.
,

da er von all em unterrichtet war Er wußte genau wo .


,

jedes Korps fast wo j edes Regiment stand er kan nte


, , ,

verfo lg te di e kl einsten Zusammenhänge an der Front ,

durch deren plötzliche ruhi ge Beleuchtung er die b e


,

richtenden Generale überra schte aber ni e sprach er ,

1 86
dr ein Er erwähl te seine Minister er ernannte seine
.
,

Führer Sie waren Fachleute Sie waren ihm verant


. .

w or t li c h Er erwählte si e nach bestem Wissen und Ge


.

wissen aber al le Einz e l heiten waren ihr Amt Er war


, .

kein Ressortchef er war Kaiser von Österreich aposto ,

l i sc h e r Köni g von Ungarn Wenn ein Minister ein Ge .


,

neral versagt hatte mußte er einen tüchtigeren wählen


, .

Er selbst hatte weder Finanzen zu ordnen noch Truppen ,

zu leiten Er selbst hatte das Ansehen von Haus und


.

Monarchi e zu mehren hatte ein kaiserlich u n a n t a st ,

bares Symbol zu sein Sicherlich war er ohne Mitleid .


,

wenn einer dem er vertraut hatte den Sinn von Franz


, ,

Josephs habsburgis cher Sendung nicht begriff Nie .

war er ohne Form Stets war er zurückhaltend wi e.


,

der vererbte Prunk und kalte Glanz des verwaisten


Hofstaats du r c h den er schritt Alles prüfte er stets
,
.
,

woll te er gerecht sein : vor allem um seiner selbst w ill en ,

der seiner Würde ni chts vergab Er hatte weni g Herz .


,

aber er dünkte sich zu stolz um ohne Charakter zu ,

sein Ritterlich war er in der Erinn erung an Glanz


.
,

Macht und Größe unerhörter Ah nen Er konnte solche .

Erinneru ng konnte di e spanische Etikette di e er als


, ,

Erbe seines Hofes nicht preisgab mit einem Arbeitsalltag ,

von bürgerlicher Anspruchslosigkeit vereinen Er hatte .

Takt Er sah überall sofort die natürl ichen Grenzen


.
,

di e es für den Kaiser gab Er war ein frommer Sohn .

des Papstes aber ein Strafer überheb l icher Bischöfe


,
.

Manchmal erinn erte er an den Alt Österreicher Kaiser


Franz dessen Kälte verstimmender durch die Betonung
,

des Bürgerl ichen war Vielleicht hätte auch er die Mon


.

archie am liebsten als Herrscher absoluter Macht


1 87
regiert Aber er hatte die Konstitution versprochen
. .

Sein Sti l war zu halten was er versprochen hatte Er


, , .

zeigte nicht was ihm lieb war oder was ihn schmerzte
, .

In sechs Jahrzehnten des Herrschens hatte er viel e r


fahren Niemand erzählte e r was er darüber gelernt
.
,

hatte Aber die Heerscharen von Menschen die seit


.
,

einem halben Jahrhundert an ih m vor üb e r z og e n b e ,

handelte er immer unpersönlicher immer mehr als die ,

Sprecher vielfältiger me nsch l icher Begehren Immer .

hörte er s i e an mit einer gütigen aufmerksamen Hal ,

tung aus hoher Ferne Gerecht war er fast immer


. .

Brücken zu ihm gab es keine Vertraulich war er ni e . .

Er war der Kaiser .

Was di e Umgebun g des Kaisers was de utsche Ein ,

fl üsse zu ihm sprachen überl egte er Freiherr von


, .

Conrad hatte nicht di e Gewohnheit auf seine eigenen ,

T a ten hi nzuweisen wenn er in Schönbrunn erschien


, .

Das Schi mmern der de utschen Waffen blinkte bis an


die Spie g e l s c he i b e n von Schönbrunn Aber auch wenn .

Freiherr von Conrad von sich sel bst ni cht sprach auch ,

wenn di e deutschen Waffen verwirrend funkel ten un d


gl änzten : Franz Joseph ließ sich darum doch das wirk
l iche Bi l d d e s Krieges ni cht verzerren Dem Freiherr n .

nickte er einmal zu al s Conrad zur ück nach Teschen


,

fuhr :
„ Wenn Sie wüßten wie gegen Sie intrigiert wird
,

„Ic h bin durchaus infor mi ert hatte Conrad g e ,

antwortet All mählich hatte sogar der Fr eiherr b e


.

griffen daß er Neider hatte Es war die einzige Vertrau


, .

l i c h ke i t Co nrad gegenüber gewesen in einem Jahrzehn t , .

1 88
bedenkl ich . Um der E rfahr ung will en er b ishe r mit
, di e
deutscher Führung gemacht un d um des Ansehens
,

wi l len das notgedrun gen dann auch die Monarchie ein


,

büßte Er fuhr einfach zum Kaiser In Schönbr unn


. .

verstand der Kaiser auch den Sinn von Conrads Vor


trag : „ Die Ne uordnung b edeute di e Abdankung der
Monarchie
A l s der Freiherr heimfuhr war alles erle di gt Alles
, .

sollte bleiben wie es bisher war


, .

Der neue rumänische Kri eg verl angte Abwehr O b .

gl eich das deutsche Hauptquartier zum Tei l andere


Auffass un g vertrat noch zum Schl ü sse wollte Kaiser

Wilhelm „ di e Hand dafür ins Feuer legen daß ein ,

Hohenzoller mi t Hohenzoll ern keinen Kr ieg beginnen


werde hatte Freiherr von Conrad doch di e Kri egs
erkl ärung täglich erwartet Es war seine Art immer
.
,

trotz de s nötigen Nahen und über das Nahe hinweg


auch das kommende Ferne in sein Gesichtsfeld mit
einzubeziehen und selbst für das Ferne wenn di es ,

mögli ch war sofort auch das Entscheidende v or zu b e


,

reiten das e r zu erkennen pflegte gleichviel ob es fern


, ,

oder nahe l ag Noch vor Kriegsausbruch ehe der


.
,

Donauweg gesperrt war sandte er rasch den gro ßen


,

Donau B r ü cke n t rai n in den Bel ene Kanal hi nab und


- -

befahl di e Gewässer des Belene Kanals als Flotten


,
-

basis für di e Donauflottille ausz ubauen Der Donau .

Moni t or e n fl ot t i ll e hatte er befohlen unten zu verharren


,
.

Flottille und B r ü cke n t r ai n waren freili ch dami t aufs


Spiel gesetzt si e waren aufs äußerste gefährdet Aber
,
.

wenn der Kri eg mi t Rumän ien ausbrach s o war nach ,

Conrads Meinun g ein Dona uübergang bei Si s t ow o der ,

1 90
Stoß ü b er die D onau das U m und Auf des Fel dzuges
, .

Er war Abwehr und Attacke zugleich Ohne Moni toren .

und B r ü cke n t r a i n war kein Ü bergang möglich Gerade


.

vor Tor s c hl u ß erreichte der B r ü c ke n t r ai n seinen B e


s t i mmun s or t Die rumänischen Kanonen begannen
g .

ihr Konzert Aber di e Vorsorge war getroffen


. .

Jetzt galt es Kriegsrat zu halten ohne die Ner


, ,

ven z u verl ieren ohne durch Stimmun gen sich b e e i n


,

flussen zu lassen Der weiten Ö ffentlichkeit n a m e n t


.
,

l ich den Ungarn di e nur empfindlich waren wenn ein


, ,

Feind vor ihren eigenen Toren stand war di e Kri egs ,

erklärung der Rumänen zuletzt doch als eine schlimme


Überraschung gekommen Sowenig Fr eiherrn von
.

B u r i an s de s Außen mi nisters stets von doktrinären


, ,

Aus führungen eingewickelter Kopf sich sonst auch in


irgendeiner Zukunftsorientierung zurechtfand am Wie ,

ner Ballplatz hatte er die Berichte des Bukarester G e


sandten di esmal doch nicht verständnislos überschlagen .

Graf Ottokar Czernin hatte die Bukarester Situation


richtig erkannt und richtig geschildert Und Freiherr .

von Burian hatte den Sinn der Aktenstücke begriffen ,

s o schwer er sonst beg r iff Aber Graf Stefan Tisza


.

wollte in Ungarn keine Panik Er kannte Land und .

Leute Vielleicht kam doch noch eine Wendun g Dann


. .

war di e Erregung überflüssig Baron Burian war also.

in der Vorbereitung der Ö ffentli c hkeit sparsamer als


nützlich war Allerdi ngs blieb die Wendung a us Und
. .

s o war di e Bestürzung um s o schl immer Sie wuchs .


,

als di e Rumänen di e Grenze überschritten Sie wurde


Schrecken und Ankl age gegen di e Heeresleitung als ,

di e Rumänen tief in Siebenbürgen eindrangen Freiherr .

1 91
von Conrad aber durfte auch wenn er Sieben ,

bürgen verteidi gen wollte was er keinen Augenblick,

vergaß den B l ick über di e Gesamtfront sich nicht t r ü


,

ben lassen Der B r u ssi l ow s c h e Ansturm mußte ganz


.

v e r t ob e n Erst mußte Rußland völli g erschöpft wieder


.

stilli egen Indes di e Kämpfe mi t Brussilow ve r fl a cke r


.
«

ten durfte das neue rumänische Heer nicht in den


,

Rücken der Verbündeten gelangen Sonst konnte wirk .

l ich all es zu Ende sein Er nahm was noch in der


.
,

Bukowina stand mi t unerhörter Schnel ligkeit zurück


, ,

baute in den O s t ka rp a t h e n den äußersten Frontfl ügel


auf der seine Ausläufer über d a s Gebirge hinweg nach
,

Ungarn sandte Die Rumänen wußten ni cht wo di ese ,

Ausläufer waren Sie wußten auch nicht wie stark


.
,

oder besser : wie schwach diese Ausläufer waren .

So stark waren si e j edenfalls daß die Rumänen di e ,

ärgste Hitze ihres Vormarsches dämpften Indes .

wurde Kr iegsrat im Hauptquartier zu Pleß gehalten .

Freiherr von Conrad schl ug den Stoß von Si s t ow


über die Donau vor Mitten in das Herz R umäniens
.

und sofort auf das Herz Rumäniens wollte er zielen .

Die riesige Grenze Siebenbürgens hatte er nicht decken


können s o viele Truppen hatte er ni cht gehabt Aber
,
.

wenn man von der Südgrenze Ungarn s gegen di e VVa


l a c h e i drückte und den Hauptstoß auf Bukarest führte ,

oder überhaupt nur den Hauptstoß gewaltig gegen


Bukarest l enkte so war auch das Schi cksal des r u m ä
,

nischen Siebenbürgens besiegelt Die Eroberung stürzte .

sofort zusammen die Rumänen mußten ganz abge


, ,

sehen davon daß ihre Hauptstadt in Feindeshand g e


,

riet Siebenbürgen augenblickl i ch räumen we n n s i e


, ,

1 92
al l er Verbü n dete n Alles war besprochen alles war
.
,

in Ordnun g Befrie di gt fuhr Conrad z um hun dertsten


.

mal heim nach Teschen um fast unmi ttelbar darauf ,

nach Pleß wieder zurückzukehr en .

Das deutsche Hauptquartier lud zu einem Gala


di ner in Schloß Pl eß ein Kaiser Wilhelm war in Pleß
. .

Erzherzog Fri edri ch war mi t seinem Generalstabschef


hi n ü b e rg e b e t e n der Erzherzog fuhr voraus Conrad
, , ,

den di e Arbeit n icht so leicht freigab kam nach Pleß ,


.

zeigte ein Hi n und Her von Menschen D as Kommen u rzd .

Gehen der Generale in di e noch d as große Gefolge des


,

Kaisers sich mi schte war stärker al s sonst wenn Kaiser


, ,

Wilhelm sich in Pleß aufhielt .

Freihe r r von Conrad der stets auch wenn er z w i


, ,

schen vielen Mens chen sich bewegte etwas Zerstre u tes ,

oder Vertieftes hatte war noch von Arbeit versponnen


,
.

Er suchte Fal kenhayn mi t dem er zu reden hat t e und


,

den er noch vor dem Diner sprechen woll te Aber er .

s a h den General ni cht Indes er sich anschi ckte ihn


.
,

aufzusuchen wurde er zu Kaiser Wilhelm gerufen Der


,
.

deutsche Kaiser kannte Conrad von H öt z e n d or f seit


dem Jahre 1 90 7 da Co nrad nach Berl in gefahren war
, ,

um sich als neuer Chef des Generalstabs dem verbün de


ten Kri egsherrn vorzustellen Conrad selbst nannte .

damal s a l s Zweck di eser Re ise erkennen zu l assen , ,


„ was für eine Art Tier der neue Generalstabschef
wäre un d Kaiser Wilhel m hatte sich dem E i ndruck
, ,

den er von langer Unte rhaltun g empfing s o wenig ent ,


o

ziehen könn en wie irgendwer Seither ließ er vor dem .

Kri ege im Kri ege selbst keinen Anlaß unbenutzt den


, ,

1 94
Freiherrn zu sprechen dem er gern und deutlich zeigte
, ,

wie sehr er sein Können un d sein Urteil schätzte .

Jetzt in Pl eß da er ihn holen l ieß wollte er offenbar


, ,

nichts Besonderes obgleich er ihn eine geraume Weile


,

festhi elt Er sprach kaum von der Situation er sprach


.
,

von all em möglichen Nur unterstrich er die gewohnte


.

Liebenswür di gkeit dem Fr eiherrn gegenüber besonders


deutlich Auch er hatte vor Conrad stets das Gefühl
.
,

daß er e s ni cht mi t einem Manne zu t u n hatte der wie ,

h un dert andere Generale un d überhaupt nicht nur


General war das Fluidum um den Freiherrn wi rkte
,

auch auf ihn Ü brigens sprach der Kaiser zu ihm


.
,

wie zu dem ersten seiner eigenen Generale Conrad .

hörte zu drückte nervös woran sich jeder im Gespräch


, ,

mit ihm erst gewöhnen mußte di e Augenl ider unab ,

lässig gegeneinander wie immer wenn e r sich in The


, ,

men verlor Dann schien Kaiser Wilhelm ohn e b e


.

sondere Wünsche befriedigt Er entließ den Frei h err n . .

Man gi n g zum Diner .

Es waren sehr viele Leute geladen viele waren von ,

ihren Fr on t komm a n de n gebeten w e r de n Auch Hi n .

d e n b u r g und Ludendorff waren un ter den Geladenen ,

di e man von der Front hereingeholt hatte Conrad .

schob sich durch di esen Aufmarsch glänzender Uni for


men und b e s t e m t e r Ge nerale er suchte Fal kenhayn ,
.

Im Ge dränge fand er ihn ni cht Endli ch fragte er . .

„ Ja
,
wo i s t denn eigentli ch Falkenhayn ' Ich

möchte i hn sprechen Ich sehe ihn nicht . .

Plessen der Generaladj utant des Kaisers überdi es


, ,

sein Vertrauter kam Conrad entgegen Er hatte die


,
.

Frage gehört und antwortete in etwas merkwür di gem Ton


13 1 95
„ Fal kenhayn kommt heute ni cht zum Diner Er .


fü hl t sich nicht wo hl .

Der Freiherr blieb stehen Oho hier stimm te etw as .


,

nicht Es sah aus als woll te Fal kenhayn si c h dem D i ner


.
,

mi t Absicht entziehen Man ging zu Tisch Das Diner . .

verlief prunkvoll un d mi t viel Ge räusch o hne Besonderheit .

Al s man aufbrach verabschi edete s i c h der Erz


,

herzog zugleich mi t Conr ad Er woll te mi t dem Frei .

h errn zusammen nach Teschen zurück Aber im Vesti .

b ül des Schl osses schien es a l s dr ückte i hn e in e An ge ,

l e ge n he i t Langsam begann er mi t vielen Zwischen


.
,

un te rbrechun gen wie es seine Art war, .

„ Schaum Sie Man hat mi ch so bearbeitet


S c h a u n Sie Exzellenz Conrad wil l igen Sie in di e Ober
, ,

kommandosache Der deutsche Kaiser soll d as Ober


kommando über di e Ostfr ont haben Es ist nur wegen .

der Bulgaren und Tür ken D as Ganze droht sonst aus .

e i n an de r z u g e h e n Wegen der Sache muß sich alles


.


un ter den deuts chen Kaiser fügen .

Er unterbrach sich Er s a h den Freiher rn an Er . .

wart ete Aber Co nr ad sagte gar ni chts Da fu hr er fort


. . .

„ Der Falkenhayn geht Hin denburg wir d der deutsche .


Chef Bei Ihnen bleibt all es wie bisher
. .


„ Was mi ch selbst betrifft wi dersprach jetzt Con ,

rad „ so ist mi r d as sehr gleichg ül tig Aber ei nverstanden


, .


bin ich ni cht .

Im Vestib ül waren j etzt Hi ndenburg und Luden


dorff erschienen Sie kamen fast w i e auf ein Stich
.
,

wort a uf Conr ad zu Sie baten i hn doch einzuw i ll igen


,
.
, .

E s bliebe j a alles wie bisher man w ürde ganz gemein s am


, ,

wei terarb eiten wie b i sher Die neue Ordnung müsse


,
.

1 96
und Fehl Jede Ge si n n ung s fal s c hhe i t lag ihm fern
. .

E r war anständig durch und durch Von ihm konnte .

niemand annehmen daß er j e die neue Macht wi esent


,

lich mißbrauchen werde Der Generalfeldmarschall .

war ein S ol d a t e n führ e r der in Ostpreußen und i n Pol en


,

Erfolge gehabt hatte Aber er war nicht das w as di e


.
,

deutsche Volksmeinung deren guter Geist er sein konnte


, ,

im Geistigen ihm zuschri eb Er war ein Haudegen der .


,

einen Feind bisweilen furchtbar treffen konnte ein


.
,

Haudegen der sich einmal auch schon furchtbar ver


,

rau nt hatte Er hatte geniale Züge oder die Armee


.
,

l eitung deren Haupt er b i s heute war ließ geni ale


, ,

Züge erkennen Ein überragendes Geni e war Hi n de n


.

burg nicht Noch andere Gründe mußten erwogen


.

werden We n n die Deutschen den Oberbefehl wirkl ich


.

ausüben durften konnte si e niemand hindern die


, ,

Truppen der Monarchie dort zu verwenden wo si e es ,

wollten Wenn Hindenburg auch ni chts tat das dem


.
,

guten Geist ka me r a dsc h aft l i e he r Ge rechtigkeit zuwider


l ief s o bürgte doch ni emand dafür daß nicht auch
, ,

Hindenburg eines Tages einen Nachfolger bekäme .

Falkenhayns rücksichtslose und aussc hl ießliche Auf


b a u s c h un g deutscher Taten seine ganze U m fä rb u ng s
,

technik hatte dazu geführt daß jetzt B u l garen und ,

Türken obgleich die deutsche Art si e verletzt e , wi rk


,

l ich das sachli che Heil in Deutschlands Führung sahen .
.

Fal kenhayn handhabte seine Techni k j a s o gesc hi ckt ,

ob si e Aufbauschun g oder Vertuschung betraf diese ,

ganze k u rzsichtige Techn ik intriganter Wirkun gen ,

daß er selbst noch mi t Conrad die ganzen Pläne für den


r umänischen Feldzug durchgesprochen und festgelegt
1 98
hatte ohne mi t einer Silbe anzudeuten daß seine
, ,

Stell ung erschüttert s e i Wenn für Bul garien un d di e


.

Tür kei der deutsche Oberbefehl di e Seligkeit war : für


di e Monarchi e war er e s nicht Wenn einer wußte wie .
,

es um den Hergang all er Dinge stand so war es Conrad , .

Daß m a n i hn selbst nicht preisgeben woll te hatte gute ,

Grü nde : Con r a ds c he Arbeit brauchte man Ih n woll te .


,

ihn konn te man nicht entbehren Eigentlich kam e s .

al so wieder auf eine S c he i n sa c h e an Bulgaren und .

Türken wollte man fester a n di e deutsche Leine ziehen .

Für Conrad sollte das Z w ielicht weiterbestehen konnte ,

sogar um ein paar Schatten dunkl er werden Conrad .

fiel ein daß auch schon Falkenhayn ihm zugeredet


,

hatte Der neue Plan die neuen E i n t e i l u n g s w ü n s c he


.
,

reichten noch in die F al ke n ha yn z e i t zurück B inden .

burg un d Ludendorff erbten was Falkenhayn für sich ,

gesät Im ganzen war di e Lage wie die Entscheidun g


.
,

schwi e ri g : angebli ch dr än gten Bul garen un d Türken .

An i h rer B ereitschaft gelegentlich abzuspringen mochte


, ,

Wahres sein Hindenburg hatte erkl ärt : all es werde


.

bl eiben wie bisher Dann kam es also den Deutschen


, .

nur auf den Schein an Den Sc hein wollte Freiherr .

von Conrad‘
gern gewä hr en Auf den Schein verzichtete
.

er seit er führte A uf eines aber verzichtete Conrad


, .

nicht : auf seine Macht solange er auf sein em Posten


,

stand Auf seine Macht durch di e er unbekümmert um


.
, ,

Ruhm un d Glanz di e Kr äfte der Monarc hi e mi t seinem


,

Geist als Waffen führte .

Er unterschri eb den neuen Vertrag Der deutsche .

Kaiser so l lte den Oberbefehl haben A b er Conrad fügte .

eine Klausel ein Sie lautete :


.

1 99
„ Wenn vi tale Interessen der Monarchie gefä hrdet
sind hat Kaiser Franz Joseph das Recht de s Ein
,


spruches .

Conrad bestand auf der Realität s einer Macht Die .

Ö ffentlic hkeit mochte glauben w as si e wo l lte ; im un ,

a ri s c h e n Parlament mochten s i e reden w as ihnen b e


g ,

l iebte . Die Ungarn redeten gern besonders viel b e ,

sonders laut selten mi t Sinn Aber wenn di e deut


, .

schen Führ er Dinge wo l l t en deren Ausgang Co nrad ,

mi ßtraute wenn die deu t schen Führer einmal durchaus


,

ni cht hören wo l lte n w as er Co nr ad von H ö t ze n d or f


, , ,

wi derri et s o waren eben di e


, vitalen In teressen der
Monarchie gefährdet Conr ad von H ö t ze n dor f erhob.

dann Einspruch d u r c h Kaiser Fr anz Joseph So bl ieb .

e s wirkl ich wie es gewesen war


, .

Al l e gaben sich zufrieden Kaiser Wil hel m war der


.

B u ndesfeldherr Kaiser Franz Joseph war e in ve rs t an


.

den mi t Conr ads Ordn un g : dem deutschen Gl a n z b e


d ür fni s kam Kaiser Fr anz Joseph entgegen aber die ,

wir kl iche Entscheidung über di e Heere u n d Un t e rn e h


mungen der Monarchi e b l ieb gleichwo hl bei ihm Hi n .

d e n b u r g un d Ludendorff waren fortan die neuen


Männer di e für di e Menge di e Szene beherrschten Die
, .

Kl ausel Conrads b i lligten si e nur als Geheimkl ausel .

Es war ein Sonderabkommen zwischen Deutschl and


und der Monarchie Die Bul garen un d di e Türken dur f
.

ten kein Ste rbenswort erfahr en Daru m durfte auch i n .

der Monarc hi e ni emand erfahr en daß Conr ad u n an g e ,

tastet stand Es war ein Spiel auf Kosten von Conr ads
.

äuß erer Geltun g Er s a h ihm mi t Gleichmut zu D as


. .

deuts che Haup tquart ier hatte den Schein der un um

200
hat Hindenburg drückt di es im vertraulichen Tel e
.

gramm an Freiherrn von Conrad s o aus :


„ Ich weiß w ieviel ich der verständnisvollen Mi t
,

arbeit Eurer Exzellenz an unserer großen gemein ,


samen Sache zu verdanken habe .

Der Vormarsch erreicht und nimmt Bukarest Der .

ganze rumäni sche Feldzug roll t ab w i e ein Akt strafen


der Gerechtigkeit Ein Ereignis geht spurlos fast un
.
,

bemerkt vorbei im Lärm un d Rausch der Siege Es i st .

eins der wichtigsten im Kri ege .

An einem ungewöh nl ich l inden von Sonne matt


,

d u r c hh e ll t e n Novembertag stirbt in Schönbrunn der


alte Kaiser Franz Joseph .

202
zwar wi ll ig doch mühevoll genug gewesen war Dem
, .

St ammbaum hatte er früh Sorge getragen In seine .

Fr ömmigkeit di e ihm di e Lebenslust ni cht wehrte


, ,

paßte ein Sproß aus dem Haus der vert riebenen katho ,

li s c h e n Parma Prinzessin Zita von Parma war kl ein


.
,

unanse hn l ich unka i s e r li c h in jedem S i nn Niemand


, .

durfte an den aristokr atischen schwermütigen Re iz ,

i hrer Vorgängerin Elisabeth denken Zita von Parma .

hatte weni g weib l iche Reize Sie glich einem ni chts .

sagenden kl einen Mädchen Ihr Haus war verarmt . .

Ihre Mutter indes wie si e selbst von brennendem


, ,

Ehrgeiz bes e el t Von den Parmas gab es Li nien di e zu


.
,

den Bourbons hinüberführten Die Träume von Zitas .

Mutter hatten die L i e b e s h oc h ze i t ihrer Tochter mit


dem Erben Franz Josephs erlebt Ihre Träume wander .

t e n gelegentl ich n a c h Frankr eichs verwaistem T h ron


hi nüber Sie hatte viele Sö hne Prinzessin Zita war
. .

nicht nur fromm erzogen was s o viel bedeutete daß die


, ,

Beichtväter bei ihr a u s un d ein gingen Es war m achi a .

v e lli s t i sc h e r Einschlag dabei Sie hatte vieles gelesen


.
,

doch ohne Wahl oder in der Wahl di e ihre Erzieher


, ,

ordneten Sie war im Intellekt stärker al s Karl von


.
,

Ö sterreich was weder für den Für sten noch für di e


, , /

Für stin viel besagte Sie beherrschte den Kaiser schnell


.

und sichtbar Aber ihre Jugend war schwächer a l s die


.
,

Einschl äge von Karls fast echtem Na t ur b ur s c h e nt u m -


.

Der Erzherzogin Zita kostete e s ei ni ge Anstrengung ,

s o strahl end j ugendfri sch zu scheinen wie i hr Gema hl .

Strahl en un d Leuchten l a g ihr ni cht und auch in ihrem ,

Blitzen war ni chts von Größe Ihre Augen waren .

i t a li e n e r h a ft d u nkel mit einem Stich i n s Intrig ante


, ,

206
wie di e ganze Erscheinu n g mi t verkni ffener Schattierung ,

wenn si e si c h unbeobachtet wähnte etwas Italiener ,

h a ft e s in der Auslegun g des Volkes hatte Sie war ni e .

harml os Aber si e hatte sich in der Gewalt Was ihr


. .

an heiterer Aufrichtigkeit fehl te erle r nte si e durch


,

w ohl g e l e r n t e Süße Sie zwang sich das Lächel n ihrer


.

Stell ung ab di e sie nachdem di e Stell un g erobert war


, , ,

z u nächst begriff Karls natürli che Jugend Zitas zahl en


.
,

mäßige un d unterstrichene Jugend wirkten Sie wur .

den Kaiser un d Kaiseri n Alles flog ihn en zu


. .

Im Kri ege hatte der Pri nz keine Rolle gespielt .

Wenn Erzherzog Karl Franz Joseph ins Hauptquart ier


gekommen war wenn Freiherr von Conrad ihm im
,

Teschner Schloß begegnete s o schl ug der Freiherr mi t


,

der zerstreuten Nachl ässigkeit di e ihm manchmal


,

eigen war di e Hacken zusammen grüßte un d ging


, , .

Der Erzherzog hatte keinen E i n flu ß er wußte ni chts ,

von Strategie Aber er war der Thr onfolger Nicht


. .

weil der e i nstige Erbe des Kaisert u ms volks tümli ch


werden sollte wurde die itali e ni sche Offensive auf
,

Asiago unterno mmen ; aber a ls der Angriff auf As iago


l osbrach wur de er an di e Spitze einer Gruppe gestellt
, ,

auf deren h e r oe n h a ft e Haltun g man zähl en konnte ,

s o daß der Thr on fol e r n a me n in guter Verbindung war


g
un d eine dyn astische Überlieferung aus der italieni schen

Jugendzeit Franz Josephs für di e eigene Zukunft fort


spinnen konnte Was Erzherzog Karl mi t seinem
.

E de l w e i ß kor p s in Südtiro l zu leisten hatte war ihm vor,

geschrieben ; aber den Dynastien sind di e Legenden


nützlich : di e Legende u mfl och t den jungen Prinzen mi t
207
dem Lorbeer der der Haltun g der Truppen und der
,

Führ u ng des Feldzugs gebühr te die ersten S c hr a n


,

zen flüsterten ihm zu daß auch d as Vol k w irkli ch an di e


,

Legende glaube daß Karl von Ö sterreich wahrhaftig


,

ein Feldhe rr s e i Hi er war zum erstenmal di e V e r w e c h s


.

lun g von Pul verdampf und Weihr auch hier kl ang zum ,

erstenmal durch f ur chtbare Schl achtmusik d as Leit


motiv charak t erloser H ofmu sika n t e n : Du bist der größte
Feldh err ' Du bist der größte Staatsmann ' Du
kann st all es ' Du weißt alles ' Du darfst alles ' Ein
Boden wur de vorbereitet .

Die neuen russischen Kämpfe des gleichen Jahres


sahen Karl Fran z Joseph als Kommandanten ei niger
Arm een Er hat t e eine Heeresgruppe Mackensens
. .

General stabschef Se e c kt sorgte dafür daß kein Zwi ,

s c h e nfa ll an der Siebenbürger Front sich ereignete .

Der H e e r es gr u p p e nk omm a n d a n t Erzherzog Karl b e


s i c h t i g t e i ndes in der Hauptsache Truppen u n e rm ü d ,

l ich un d mi t e i ner Aus dauer die als sol che e i ne Lei


,

stung darstell t e mi t einer gleichbleibenden fr ohen


, ,

Le utseligkeit i n fünf oder sechs al lerdings nie richtig ,

gesprochenen Sprachen di e d as Strahl en vom Antli tz


,

des Pri nz en immer a uf d as Antlitz des Ge ehrten über


trug Es war e i n allgemeines Strahl en das Erzherzog
.
,

Karl Franz Joseph hatte Denn er b l ickt e nie dem.

Mann i ns Auge mi t dem er sprach Er p fl egte stets an


, .

j edem v or b e i zu se h e n Und wenn man a uf seine Sprach


.

fertigkeit näher hinhorchte s o fiel e s wohl a uf daß, ,

er selbst das Deutsche un deutsch spr a ch Ü ber seine .

starken baus chig aufgeworfenen Lippen floß es weich


,

l ich o h ne Artikul ation mi t der Belanglosigkeit fl acher


, ,

208
di e si e sel bst e rho fften in di e s i e selbst ihn einzulenken
,

suchten Sie selbst konnten im I n nersten nicht ent


.

s cheiden was n a t u r b u r s c h e n h a ft w as phlegmatisch


, ,

gegenüber Me n s c hh e i t se r s c h ü t t e r u n g e n w as j esuitisch ,

am Gebieter ihr er Zukunft war Jeder der drei Grund .

züge konnte bestimmend für Karls Wesen sein Viel .

l eicht verband er al le dr ei In Teschen gab er sich


.

farblos Noch wußte niemand dort w i e der Prinz a l s


.
,

Kaiser sein werde Sein Kreis war übrigens ve r s c hw i e


.

gen e i ne e i n fl uß l os wartende Gruppe Da starb Kaiser


, .

Franz Joseph .

Als
Herrscher überras chte dann Karl vom ersten
Stun denschl ag seines Regierungsantrittes Der neue .

Herr eilte mi t neuem K urs Die Überl ieferun g kaiser .

li cher Zurückhaltung wurde sofort durchbrochen un d


auf jeglichem Gebiet Al l es woll te Kaiser Karl selbst
.

erkennen überall begehr te er Einbli ck und Einspru ch


, ,

alle Entscheidun g soll t e fal len d urch i hn Er wo l lte .

der Unlauterkeit zu Leibe gehen Gerechtigkeit war der ,

Schi ld den er sei nem Herrschertum v or a n t r u g Er


, .

schonte sich ni cht E r w ar un aufhörli ch unterwegs


.

Er selbst sah s i c h als B r e n n st offn ot di e Hauptstadt


,
'

quälte die Kohl e nl ager der Wiener Bahnhöfe an und


,

rechnete dem beinahe aus dem Bett geholten Bürger


meister di e Wagen nach die für di e K ohl e n fu hr e n zur
,

Verfügung ständen Er gab überdi es Pferde aus den


.

Hofstal lungen zur Versorgun g der Bevölkerung her .

In Cl i quenwirtschaft in Wespenn ester in denen er


, ,

Bestechun g wittert e fuhr er ohne Gnade Er tat di es


, .

weithin sichtbar Unte r der Men ge erschien er plötzl ich


.

21 0
und oft jeder hatte wenn Kaiser Karl mi t sein e m
, ,

leuchtenden Fr o hve r t r a u e n vor ihm stand den herz ,

h ohen Eindruck einer Ansprache von Mensch zu


Mensch Al s Vol ks kai s e r war er schnell er umj ubelt
.

als j e ein Monarc h Er blieb ni cht bei den Wienern .

s tehen Sein Hofzug rollte unaufhörlich Keine Pro


. .

vi nz und kein Stamm konnte sagen daß Kaiser Karl ihn ,

vergaß Er war überal l In den Provi nzen und an der


. .

Front Sein erstes Wort war Friedensbotschaft in einem


.

Kri eg den er nicht versch ul det hatte Den bedrückten


, .
,

immer ärmer gewordenen Völkern der Monarchie war


die Botschaft Evangeli um Karl war gütig Karl . .

kannte d as Vol k Karl wußte was dem Vo l ke fehl te


.
,
.

Karl war gerecht Er war b l itzartig we nn er aus der


.
,

Kulisse trat Er versc hl eppte ni chts Berauscht neigte


. .

sich di e Menge vor seinem lieben Lächel n .

Natü rli ch war daß von Karl di e Well e der Vol ks


,

gunst a uf Kaiserin Zita übersc hl ug Franz Joseph war .

alt war kalt und einsam gewesen Zuletzt hatte er


, .

sich nicht mehr gezeigt dur ch Schönbrunn wankte ,

offenbar n ur mehr ein Schemen Von Schönbrunn war .

nach aller Meinung ein Greis der ni cht mehr gewußt ,

hatte was um ihn her ve r gi n g m


,
i t dem j eder gemacht ,

hatte was er wollte in die Kapuzinergruft zu ewi gem


, ,

Schlaf gefahren Jetzt sauste im offenen Auto e i n


.

j un ges lachendes Paar über den Wiener Ring und


, ,

nicht bloß über den Ring auch in di e Vorstädte hi naus , ,

wo Kaise ri n Zita von den Speisen der Volksküchen kostete .

Ein halbes Jahrhundert war vergangen seit ein j un ges ,

Kaiserpaar in Wien gesehen war Der Vol ks ka i se r wurde .

u mj ubelt Der Vol kskai se r war der Schrecken all


.

1 4° 21 1
derer die am Volkswo hl zehrten Mit diesem Vol ks
, .

kaiser konn te woll t e man durch dick un d d ünn Er


, .

war die neue Sonne der s c h at t e n v e r g an g e n e n Monarchie .

All erdi ngs hatte Karl von Ö sterreich zwei See l en .

Hof und Heer Mi nister Poli tik un d Verbündete


, ,

so ll ten sofort den Geist des neuen Herrn verspüren .

Deutl i ch und be tont Üb erdi es in j eder Art Kaiser


. .

Franz Jose p h war d as Regelmaß di e Verläß l ichkeit in ,

überlieferten Formen di e Pünktli chkeit selbst gewesen


, .

Al l es soll te anders werden Schon di e P ünktl ichkeit .

war ni cht mehr di e Höfl ichkeit d e s neuen Großen .

Den älteren Kaiser Wilhelm dem er in Sc hl oß Pl eß ,

den ersten Kaiserbesuch machte l ieß er mi t gewisser ,

Absicht eine Stunde warten Als Wilhelm höfl ich den .

Besuch in Wien erwiderte l ieß Kaiser Karl ihn z u ,

nächs t all ein di e E hr e n fr on t abschr eiten Aus seiner .

Welt di e diese Dinge sonst mi t einer feierl ichen Pein


,

l i c hke i t bestimmte kam er mi t Absicht abermals zu


,

spät Karl trug sich mi t Pl änen großer Veränderun gen


. .

Wenn er auch ein Vol ks ka i se r war s o war er doch der ,

mächtige einzige dur ch Gott geweihte un d unfehl bare


, ,

Kaiser Um i hn herum S prach ni emand anders als


.
,

un ter tiefster Verbeugung Nie s ah er di e Köpfe derer.


,

di e z u ihm sprachen stets s a h er nur die erdwärt s g e


,

krümmten Rücken Stets war der feiste Fürst Lo h ko


.

wi tz in seiner Nähe sein Erzieher ein Mann aus t sc h e


, ,

c hi s c h e m Hochadel dessen Wirkung und Einfl uß indes


,

unkl ar blieb Der Hof hatte ein Leitmotiv di e eine


.
,

früh an geklungene Melo di e deren Kehrreim j etzt t ä g ,

l ich stün dl i ch von all en Lippen sang : Du bist der


, ,

21 2
gewesen Er hatte sich all es haarkl ein gemerkt w as
.
,

er als Erzherzog ohne Einfluß zu überhören schien Er .

hatte ni cht die Gabe über Kl e i n li c h ke i t e n d as Große


,

ni cht zu vergessen Jetzt war die Zeit geko m men dem


.
,

großspreche ri schen unangenehmen Nachbar der sich


, ,

besser dünkte al s alle gründl ich alles heimzuzahl en


, .

Hä mi sch konnte man Abrec hnung hal ten Jetzt war .

di e Fa lke n h a yn s c h e Saat in reifendem A u fg e b e n :


Kaiser Karl hi eb dur ch was ein Junker gepfl anzt hatte
, .

Er s a h ni cht daß er da mi t ni cht bloß das Unkraut traf


,
.

Er s a h ni cht daß er dami t di e Sache sich selbst sogar


, ,

treffen ko n nte Co n rad von H ö t z e n d or fs Üb erlegen


.

heit d e s Freihe r rn Forderun g schon a u s Vern unf t


, ,

sich über di e Situation z u s t ell en begriff er ni cht , .

Der Hof neigte sich : Du darfst alles ' Du kann st all es '
Viele am Hof waren von den Deutschen verstimmt ,

bel eidi gt und verletzt Sie pflichteten eifrig bei Frei


. .

herr von Co nr ad war anderer Meinung auch j etzt Die .

Macht war o h nehin unangetaste t Es hatte auch keine .

Vern unft am Schein zu rütte l n wenn der Schein n ü t z


, ,

li ch war Karl von Ö sterreich aber sprach :


.

„ Ein Habsburger kann sich einem Hohenzo ll ern



ni cht unterordn en .

Der Vol ks ka i se r hatte al so doch Augenbli cke da ,

der Dün kel herrschte Der Mil de hatte als o doch Wün
.

s che gehässiger Heimz ahl un g Kaiser Karl nahm Kaiser


.

Wilhelm den Oberbefehl A r m e e ob e r kom m a n d a n t


.

war fortan über die Heere der Monarchie der Fri edens
kaiser Karl .

Die Entlass u ng des al t en A r me e ob e r komman da n t e n


verfügte eine Geste der neuen Majestät Erzherzog .

21 4
Fri edri ch mußte den Kommandostab abgeben der ,

freilich in Wahrheit nur ein dynastischer Ausdr uck g e


wesen war Es zeigte sich dabei daß auch Kaiser Karl s
.
,

Formen ni cht immer di e Güte bestimmte Dem Armee .

ob e r komm a n d a n t e n Erzherzog Friedrich Kaiserliche ,

Hoheit ri ef ‘ohn e Brief und Eti kette im Auftrag der


, .

Majestät ein General ins Haus von unten von der ,

Straße

„ Der Herr s oll gehen
I

Manch ein Herr ging Es kam e i n völl ig neuer Kurs


. .

Stephan Tisza krümmte nie den Rücken Den Ungarn .

hatte im ersten Anfang di e feuri ge Neigung beglückt ,

di e der j unge Köni g für alles hatte das ungarisch war , .

Stephan Tisza selbst setzte Karl di e Königskrone aufs


Haupt Stephan Tisza selbst gab der Königin Zita d as
.

Zepter in di e Hand das Zita kaum wieder for t z u l e g e n


,

sich entschloß s o hoch beglückte si e di e malerische


,

Pose Aber Tisza h atte bisweilen Meinungen Karl


. .

schien verstimmt solch ein Vorrecht das ihm allein


, ,

gebührte berührt zu sehen Al s ungari sche Unstimmig


, .

ke i t e n di e S t ell ung des Ministers ni cht eben festigten ,

l ieß er ihn gerne ziehen Noch mi t einem Läche l n der


.

H ul d Aber der Hofstaat hörte den Nachruf :


.


„ Der Tisza ist j a auch nur ein Diener .

Im üb rigen hatten di e Minister kaum Zeit zu mer


ken ob Kaiser Karl auch lächelte wenn er si e entließ
, , .

Im Stü rze überstür zten si e sich Der tüchtige Ernst .

von K ör b e r kam Er kam s a h : und ging wieder Der


.
, .

redselige unendli ch ermüdende Baron Burian der aus


, ,

s einer trockenen d ürren Dialektik ni e einen Ausweg


,

fand verließ den Bal l platz Befriedi gt horchte jeder


, .
,

21 5
w as nach Buri an vom Ball platz her Graf Ottokar
Czernin der Welt zu sagen hatte In der Art Cz e rni n s .
,

in seinen Reden war endlich e in Kl a ng auf den man ,



hörte auch außerhalb d e s Reiches Der j un ge Kaiser .

wußte schon w as er tat er wußte schon wen er wähl te


, , ,

Die Ressortmi ni ster stür zten in Kavalkaden Schwer .

mußte e s schon sein di e richtigen zu finden Der Hof


, .

wurde verj üngt Jugend brauchte Jugend Die Monar


. .

chie brauchte Jugend Die alte n Generalad j utanten.

wurden verabsc hi edet In der Kabinettskanzlei in


.
,

der Mili tärkan zlei gaben di e neuen Chefs einan der die
Tür in di e Hand D as Volk s a h : nur di e Tüchtigen
.

sollten am Werke sein Kaiser Karl ka r g t e nicht mi t


.

Anerkennung Es regnete Orden Ti t el Würden Ein


.
, , .

mal wurde sogar der Generaladj utant und Chef der


Mili tärkan zlei flüchtig besorgt Aber noch ehe er ob .
,

gleich es di e erste dämmernde Besorgnis gewesen war


, ,

recht ausgesprochen w as er dachte war er v e r ab s c hi e


, ,

det : ohne ein Lächeln der Huld Nie war ein neuer Kurs .

s o grün dl ich über die Monarchi e hereingebrochen Aber .

ni e s a h ein Vo l k wie ein bezaubern der F ürst sich s o


,

heiß s o redli ch um R echt und Ordnun g um Wohl


, ,

fahrt u n d Aufstieg müh te .

Der Hof summte wie ein Bienenhaus Es schien .


,

daß der Kaiser Zeit für all es hatte Er hatte e i ne wahre .

Lust eine tiefe Freude an der Einzelheit Die Kennt


, .

m s U n d Erforschun g der Einzelhei te n verriet dem Vo l k


a m besten w i e g r ündl ich er war
,
Sei ne Beweglichkeit .

dabei sc hi en ungeheuer kein techni sches Hilfsmi t t e l


,

war ihm der die Mini ster am Telephon erschr eckte und
,

am Fernsprecher Würden vergab der Ministerwechs el ,

21 6
verwundern konnte der Conrads Sachlichkeit ni cht
,

kannte Offenbar übersah Kaiser Karl nicht was eine


.
,

Verlegung des Hauptquartiers bedeutete Sc hl oß Pleß .

war von Teschen knapp eine Autostunde entfernt Die .

beiden Generalstäbe hatten seit Fal kenhayn gegangen


,

war bis j etzt wirkl i ch in ausgezeichnetem E i nve r n e h


,

men gearbeitet ohne daß der Fr eiherr sich a u ch nur


,

ein einziges Mal auf seine Ma c h t kl a u se l ber ufen mußt e .

Seit dem pol ni schen Intermezzo schien Conrads B e de u


tung auch dem Generalfeldmarschall von Hindenburg
durchaus klar zu sein Daß ihn der deutsche Kaiser
.

und die deutsche Volksmeinung auch gelegentlich de s


rumänischen Feldzuges dessen Gesetze bestimmt waren
, ,

als Hindenburgkam wieder höher hoben war vielleicht


, ,

ni cht einmal sein eigener Wunsch Vielleicht tru g der .

Generalfeldmarschal l auch der Stimmung Rechnung ,

di e einmal da war Jedenfall s : zwischen Pleß und Te


.

schen liefen alle Räder gleichmäßig korrekt und g ut , .

War Wichtiges zu besprechen s o brachte das Auto den ,

Fr eiherrn nach Pleß oder den Generalfeldmarschal l


n a c h Te schen . Die engste Verbindung bestand Der .

schri ftl iche langwierigere Weg war nahezu a u s g e s c h al


,

tet Wenn das Armeeoberkommando in B aden bei


.

Wien aufgesc hl agen wurde bli eb kaum auch das deut


,

s che Hauptquartier in P l eß wo man e s wegen der ,

Nähe T e s c h e n s untergebracht hatte Da der Osten .

ni cht me hr die alte Bedeutung hatte ging e s vielleicht ,

überhaupt nach Frankreich Von Baden nach Kr euz .

nach war ein weiter Weg Die sc h ne ll sten Kuri ere


.

brauchten lange Hi ndenburg und Conr ad konn t en


.

s ich nicht sehen wann immer s i e wo ll ten wann im mer


, ,

21 8
eine Besprechung nötig war E s mußten die Akten .

he r über und hinübergetragen werden Mußte man aber .

einander dennoch sprechen s o verrannen für di e Reise ,

auch den beiden Chefs di e Tag e di e anders besser zu ,

nützen waren .

Noch andere Gr ünde hatte Conrad In Teschen .

arbei tete d a s Armeeoberkommando in hermetisch g e


s i c h e r t e r Ruhe In Ruhe reiften die Entschl üsse Ein ,
.

fl üs s e von außen konnten gebannt werden Man kam .

schwer nach Teschen auch wenn man ein Minister war



, ,

man ka m s c h w e r a u s Teschen wo e s wenig Urlaub gab , .

Es drang ni chts aus den Kanzl eien In Baden war .

man nahe der Hauptstadt In Baden war dann ein .

Hoflager Tausend Menschen kamen di e der Kaiser


.
,

rief tausend jeden Tag di e zum Kaiser woll ten Sie


, , .

hörten allerlei s i e waren Freunde der Adj utanten si e


, ,

trugen allerlei nach Wien Wie dann Gerüchte Plän e .


,

zu Law inen s c h w e ll e n wi e dann das Wichtigste un e r


,

l a u b t e Grenzen überschreiten konnte war leic ht a u s z u ,

rechnen Conrad war gegen die Badener Ü bersiedl ung


. .

Der Kaiser hörte ihn an Karl hatte auch den Kaiser .

Wil helm angehört als ihm der 'l tere in Wien beim Ge
,

g e n b e s u c h über di e Angelegenheit erkl ärte :


„ Persönli ch bin ich ni cht gekränkt wenn das Haupt ,


quartier nach Baden verlegt wird .

Karl hatte auf den l eise ma hn enden Einw a nd des


deutschen Kaisers ni cht geachte t Er erwiderte auch .

Freiherrn von Conrad nichts Aber eine leise Röte .

stieg ihm ins Ge sicht das bal d darauf hochrot zu wer


,

den begann Kaiser Karl begriff Freiherrn von Co nrad


.

nicht recht E s war neu seit Karl den Thr on b estiegen


.
, ,

21 9
daß j emand andere Ansichten hatte a l s der Kaiser , .

A l s Conrad vom Vortrag gegangen war s c hi ckte er ,

ihm den Befehl mi t dem Armeeoberkommando nach


,

Baden zu übersiedeln Auch hier begann der neue Kurs


. .

Keinen Widerspruch vergaß Karl Er hatte au ch .

für Conrad von H ö t z e n d or f ein Lächeln der Huld g e


habt : mehr als das Auf Vorschläge die ihm der Frei
.
,
.

herr noch im Dezember 1 9 1 6 über italieni sche Ange


l e g e n h e i t e n gemacht hatte war er eingeg angen , Er .

hatte si e gebilli gt Er hatte den Freiherrn zum Fel d


.

marschall ernannt Abe r der Marschall änderte darum


.

doch an seinem Wesen keinen Zug Er hatte ein s on .

d e r b a r e s Auge das sich schwer ertragen l ieß


,
Man .

mußte vor diesem Auge die eigenen B l icke nieder


schlagen Am Hofe hatte er allein einen eigenen Ton
. .

Ihm war e s gleich ob er mi t dem nächsten besten Ge ne


,

r a l sprach oder mi t ihm dem Kaiser Im Ge gente il :


, .

er war li ebenswürdig gegen Untergebene denen er ,

sofort alle Befangenheit nahm er war kühl u n d herb , ,

wenn er vor Kaiser Karl stand Er war schon recht n u .

angenehm mi t seinem ewigen Bestehen auf dem Sach


,

l i chen und Logischen Die H ofg e n e r al e waren jeden


.

fall s anders Und immer öfter bekam Kaiser Karl j etzt


.

di e Röte ins Gesicht wenn Conrads Name fiel


, .

Die Mienen des Kaisers w urden ein Signal bei Hofe .

Die Erzherzöge horchten Die kaltgestellten Ge n erale


.

suchten alte Beziehungen bei Hof Mancher Dinge .


,

di e nicht freundlich waren erinnerten sich die Minister


,
.

Ü berhaupt alle erinnerten si c h Wer war denn e i ge n t .

l ieh di eser Fe l dmarschall Conrad ' Wa s hat t e er

2 20
s o n dern di e Begabung entwerte Man muß te s chweigen .
,

a l s di e Probe u n d d as Ergebnis der I n di sziplin gegeben

waren Peter Ferdinand war sonst vi elleicht ein we ni g


.

indifferent gewesen Aber ni cht o h ne eine gewisse


.

Sorgfal t im Dienst Al s er im Kam pfe erwies daß er


.
,

j ene Fähigkeiten ni cht besaß deren Vorhandensein ,

nur das Schlachtfeld bestätigen kann nahm ihm Con ,

rad auf An trag von Peters Vorgesetzten die anvert raute


Division sofort Auch bei Peter Ferdinand war di e Be
.

r ufu n
g auf Probe und Folgen noch gerechtfertigt g e
wesen Aber welch eine Zurücksetzung war Erzherzog
.

Leopold Salvator wi derfahren ' Welche Worte gab


es überhaupt hochgekommenem übermütigem Sol ,

d a t e n a d e l gegenüber wenn man Conr ads Haltun g gegen


,

Leopold Salvator bedachte ' Bei ihm hatte der Freiherr


dagegen Einspruch erhoben daß ihm ein Kommando ,

anvertraut wurde wie er es nach sein em Ran g bean


,

s ru c h t e
p A.r meen wären keine erzherzog l ichen Spiele
reien E r könne ni emand eine Armee anvert rauen nur
. ‚
,

weil er ein kaiserl icher Pri nz se i Er ü b e rn ä h me di e .

Verantwortung ni c ht Kaiser Fr anz Joseph hatte die


.

Begrün dun g ei n gesehen Erzherzog Leopold Salvator


.

schwieg verstimmt Oder vielme hr : er sch wi eg gar nicht


. .

U m ihm eine Beschäftigung zu geben hatte man i hn ,

zum Artillerieinspektor ernann t Er fuhr von Front .

zu Front Er zerrte Conrads Ansehen in den Staub


. .

E s gab keinen Stab den der Erzherzog aufsuchte ohn e


, ,

daß di e Offiziere dieses Stabes ni cht alle G os se n s e hi m p f


w e r t e von den Li ppen d es hohen Herrn vern ahmen .

Freiherr von Conrad verhi nderte es schl ießlich daß der ,

Prinz a n die Front gehe Nutzen sti fte n konn te


.

22 2
ol c h p ri nzl ic h e s Benehmen ni cht Jetzt ab e r l oderte

s .

der Zorn ehrlich aus Leopold Salvator : Freiherr von


Conrad verwehrte den Erzherzögen das Vaterland zu ,

verteidigen .

Die abgesetzten General e hielten es mit den Prinzen .

Es verstand sich daß Brudermann nur ein bekl agens


,

w ert er Sündenbo ck war Es verstand sich daß sein


.
,

Stabschef ohne Verschul den seiner Stell e verlustig g e


gan gen war Mehr als ein entlassener Günstli n g steckte
.

s ich hi nter di e Erzherzoginnen selbst Brudermann b e ,

trieb seine Wiederaufnahme Auch sein Stabschef hatte .

an den Taten von Pr z e m ysl an i nicht genug Conrad .

aber blieb hart Ihn kümmerten weder di e Reden d e s


.

Stabschefs noch di e Bemühun gen der Erzherzoginnen


, ,

di e den Freiherrn anmaßend fanden Alle hohen D a .

men fanden den Freiherr n anmaßend auch die Damen ,

de s Hochadels Denn auch der Hochadel woll te An


.

stell ungen im Heer Wenn man ein Fürst ein Prinz.


,

war s o konnte man auch ein Korps oder eine Armee


,

führen Da der Freiherr die Prinzen und Fürsten nicht


.

anhörte schickten s i e ihm di e Prinzessinnen un d


,

Fürstinn e n Sie baten und schmeiche l ten Conrad b l ieb


. .

hart .

Auch der hohe Kl erus konnte zu einer freundli chen


Auffassun g von Conr ads Wirken nicht gelan gen Mit .

der Frömmigkeit im Heer beschäftigte er sich nicht .

Zur Kirche ging er n ur a u s Ar tigk e it um andere nicht ,

zu verletzen Schon mit Franz Ferdinand hatte es


.

Szenen darum gegeben wenn der Freiherr erklärt hatte, ,

daß er arbeiten müßte aber keine Zeit zum Beten b e ,

säße Auf h immlische Bundesgenossen verließ sich


.

223
Conrad auch im Kriege nicht Und vor den Kirchen.

fürsten machte seine Sachlichkeit nicht halt die a l s ,

Gewaltherrschaf t von den Betroffenen empfunden


wurde Er bildete sich ein daß der Erzbischof von
.
,

Trient der seine Gesinnu n g nie geleugnet hatte ein


, ,

Irredentist den selbst der fromme Franz Ferdinand


,

scharf und ungehalten beobachtet hatte im Kriege ,

nicht an seinem H i r t e n s i t z in der Festu ng Trient zu


wirken habe Bischof E nd ri c i wurde eingeladen seine
.
,

Residenz unter al len Bequemli chkeiten mi t allen Ehren,

in Wie n aufzuschlagen Er machte aus dem Schimpf


.

keinen Hehl den man seiner frommen Seele angetan


, .

Aber Freiherr von Conrad hatte den Mut noch weiter ,

zugehen .

Der päpstliche Nu n t i u s in Wien genoß das Vorrecht ,

mit dem Vatikan ohne Zensur zu korrespondi eren .

Seine Briefe fuhren u n e rö ffn e t nach Italien mit dem ,

die Monarchie im Kriege lag Der päpstliche Nuntius


.

war nicht nur ein gottesfürchtiger er war auch ein ,

ritterlicher und galanter Herr In ihm hatte sich schon


.
,

a l s er noch in Italien weilte ,


di e süße Inbrunst für di e
Religion mit der Schwärmerei altfranzösischer Abb e s
vereint Er hatte es in Mailand geliebt schöne Frauen
.
,

ü ber den Z w iespalt ihrer Seelen zu trösten In einem .

Nonnenkloster bei Mailand hatte er vi e l en heimli ch und


dennoch ohne Ängstlichkeit di e Messen der irdischen
Seligkeit gelesen Der Heilige Stuhl hatte keinen Sinn
.

für di e K O p i e r u n g der Herren mit B ä ffc h e n und Brevier ,

deren Beichtstühle die gepuderten Marqui s en aus der


Zeit der Manon Lescaut u m d r ä ng t e n Der Heilige Stuhl
.

stellte den Priester aus Amt und hell en Wü r den ins


22 4
aristokratischen Salons schwirrten über ihn di e Witze .

Aber der Kirche war er län gst ein Abtrünni ger und
überhaupt ein Verruchter Für di e Ehe genügte ih m .

staatlicher Spruch Nicht einmal d as Sakr ament der


.

Ehe war ih m heili g .

Der Badener Dunstkreis war von Spannungen e r


f üllt da Fr eiherr von Co nrad ihn betrat
,
.

Den Kaiser erbitterte der unbe queme General .

Karl hatte tschechische Freunde tschec hi sche Für ,

sprecher Er hatte Freunde um sich di e heimlich am


.
,

B ündni s mi t Deutschland zerrten Fre i herr von Con .

r a d betonte immer und überal l daß die Monarc hi e am ,

deutschen B ündni s unbedi ngt und unter allen Um st ä n


den festzuhalten habe Was immer ihm deutsche .

Überhebung der biswe i len all z u selbstbewußte Ton


,

der deutschen Generale ihm selbst angetan : über d as


Persö nli che und Kleine hi nweg s a h er n u r n a ch der
Sache n ur nach dem Großen In eine Kons piration
,
.

gegen Deutsc hl and willi gte er nie Er hätte sich mi t .

aller Macht entgegengestemmt Kaiser Karl hatte


keine große Freundschaft für Deutsc hl and Conrads .

Geschmack begann sonderbar zu werden Er hatte .

keinen Si nn für neue Moden neue Kurse neue Herr en , ,


.

Seine Ve r b r a u ch t h e i t seine Rücks tändi gkeit das B e


, ,

tonte seiner Haltung begann zu stören Unbe que m fand .

ihn der Kaiser Er hörte alles an Gab fast in all en


. .

Dingen nach Er unterschrieb das meiste das Co nrad


.
,

ih m v e r l e g t e Sogar A kten in denen Co nr ad ihm dem


.
, ,

Oberfeldherrn in O perative Dinge dr e i ng e sp r och e n hatte


,
.

Unterschrieb in Unmut Doch Baron Co n rad gab ni chts


.

2 26
preis das seine Überzeugung richtig nannte Er stand
,
.

stets aufrecht Sein Blick war ni cht zu ertragen Con


. .

rad war dem Kaiser unsympathisch Die fromme .

Fürstin fand das längst .


Der Marschall wußte d a ß e r unsym pathisch war
,
.

Seinem Adj utanten hatte ein Offizier aus des Kaisers


Umgebung selbst bestätigt daß das Wort von Karls ,

Lippen gefallen war Merkwürdi g erschi en nur daß


.
,

man ein paar Tage darauf die Äußerung in französischen


Zeitungen lesen konnte Wie ging dies zu ' Stand man
.

ni cht bloß mi t dem Haus Savoyen in Korrespondenz '

Reisten di e Kuriere auch nach Paris ' Im Heer der


All iierten di enten zwei Brüder de r Kaiserin von Ö s t e r
reich der Itali enerin Zita Begann man j etzt H oc h ve r
, .

rat auch am kaiserlichen Hoflager zu treiben ' Und


wieweit oben war der Hochverrat zu suchen ' Man
mußte das untersuchen Aber di e Ereig ni sse über
.

stürzten sich j etzt ; Freiherr von Co n rad hatte kaum


Zeit über di e merkwürdi gen Zusammenhänge n a c h z u
,

denken .

In der Kriegfüh rung der Mächte war di e U — Boot


frage aufgerollt Der Kampf der Tauchboote so ll te
.
,

s o wollte es Deutschland fortan uneingeschränkt die


,

Zufuhren feindlicher Länder sperren Admi ral von .

H ol t z e n d or ff legte im Auftrage des deutschen Admiral


stabes in Wien eine Rechnung der reichen Mittel vor ,

mi t denen der T a u e hkr i e g nach der Aufstell ung des Ad


mi r a l s von Tirpitz gef ührt werden sollte An der Rich .

t i g ke i t der Rechnung durfte ni emand zweifeln : die


Fülle der Mittel war in der Tat groß
1 5' 227
Conrad bedachte noch einmal die H a ltung der Ver
eini gten Staaten von Amerika Er bedachte zugleich .

di e S c h l u ß e nt wi c kl u ng di e Aussichten d e s Krieges
, .

Stephan Tisza und Graf Czernin waren gegen den u n e i n


geschränkten Unterseeboot Krieg Sie fürchteten di e


- .

Ein wi rkung auf di e Neutralen die man brauchte sie


, ,

fürchteten vor allem di e Wirkung a uf S chweden .

Amerika spielte eine geringere Rolle Freiherr von .

Conrad fürchtete di e Neutralen des Kontinents nicht .

In Schweden spürte er leise Sympathi en oder gl aubte , ,

s i e zu spüren Der Rest der Neutralen war den deut


.

schen Waffen zu nahe Anders lag di e Frage mit Amerika


. .

Nur Amerika hatte für Conrad hier Bedeutung .

Amerika stand auf der Seite der A lli ierten seit


Kriegsbeginn Es f ührte mi t den Mittelmächten Krieg
.

eigentlich schon seit 1 9 1 4 : nur ohne Erkl ärung und


ohne ausgesprochene Form Es versorgte England und
.

Fr ankreic h den ganzen Vi e r ve r b an d mit Lebens mi ttel n


,

und Kri egs mi tte l n aller Art Nach den Häfen der Mitte l
.

mächte verirrte sich kein Schiff Amerikas Für all e .

Schi ffe di e nach den Hafenplätzen der Mittelmächte


,

steuerten hatte England das still schweigend von


,

Amerika anerkannte Recht die Schi ffahr t im Kriegs


,

gebiet und überhaupt auf den Meeren zu sperren Für .

alle Schi ffe di e nach den Hafenplätzen der Al l iierten


,

dampften hatte Deutschland kein Recht


,
Amerika
betonte e s aus drücklich di e Schiffahrt zu unter
binden Ameri ka s ah k ühl u n d unbewegt einer Kriegs
.

führu ng zu die den Hunger zu einer Angriffswaffe


,

machte Amerika erhitzte sich sofort als der Hunger


.
,

22 8
So verabscheuungswürdig das Verbrechen indes auch
war die öffentliche Meinung unterstützte gleichwohl
,

die Überzeugung daß es ni cht verabscheuungswürdi g


,

und abscheulich genug war um nicht Ge w inn daraus ,

zu ziehen Die Vereinbarungen der Haager Konvention


.

halfen di eser Auffassung Völkerrechtlich einwandfrei


.

und durchaus menschlich blieb es daß Amerika einer ,

kriegführenden Macht jede Art von Rüstzeug schickte .

Im russisch j apani schen Krieg hatte das auch Deutsch


-

land getan Darum hatte noch kein j apani sches Unter


.

se e b oo t di e deutschen Wa ffe n s e n d u n e n nach Rußland


g
torpedi ert Es kam dabei nicht in Betracht daß Japan
.
,

den deutschen Sendungen auf dem europäischen Land


weg nichts anhaben konnte Jede nf alls : Deutschland .

hatte ungehi ndert Waffen geliefert Wenn es aber .

völkerrechtli ch einwandfrei und durchaus menschlich


war daß Amerika Rüstzeug an die Alliierten schi ckte
, ,

s o war es doch völkerrechtlich und menschlich d u rchaus

unerlaubt daß Deutschland sich jetzt wehren wollte


, ,

daß Deutschland ni cht gelassen zusehen wollte w i e ,

Amerika unaufhörlich di e Z e r s t ör u ng s mi t t e l gegen den


deutschen Körper herantrug Deutschland hatte z u .

zusehen wie Muni tion auf Muni tion von Amerika her an
,

kam um di e deutschen Heere zu töten Es war seine


,
.

Pflicht Deutschland hatte kein Recht sich dagegen


.
,

aufzulehnen daß seine Heere von Amerika mi t dem


, ,

es ni cht im Kriege stand mi t g e t ö t e t würden Fre i lich


,
.

war das Verbrechen des Krieges nicht ganz s o ve r a b


s c h e u u n g s w ür d i g daß Amerika ni cht unter U mständen
,

auch Deutschland wenn schon nicht Nahrungsmittel


, ,

s o doch Munition geliefert hätte Aber England hatte.

23 0
die Blockade ve r h ä ng t x Sie zu durchbrechen hatte ,

Amerika ni e versucht Da war man wiede r wo man am


.
,

Anfang war England durfte eine Blockade verhängen


. .

Deutschland durfte es ni cht Gr a n a t e n s c hi ff um Gra


.

n a t e n s c hi ff fuhr nach England und nach den Schlacht

feldern in Frankr eich .

So war al les in Ordnung Es war für Amerika ein .

Zustand : aufs inni gste zu wü nschen Der Krieg lief .

weiter die amerikanischen Mu ni t i on sli e fe r u n g e n gingen


,

weiter Amerikas Leben blüh te vom Tode Europas


. .

Dem amerikanischen Kriege war ni cht zu entrinnen .

Amerika führte ihn weiter wie es ihn bisher geführt,

hatte Amerika f ührte ihn endli ch offen wenn man den


.
,

verkappten Aufmarsch über das Wasser störte Früher .

oder später kam es zum offenen Konflikt Gar zu arg .

konnte man sich selbst in Amerika ni cht entrüsten ,

wenn di e Deutschen nur Gr a n a t e n s c hiffe versenkten Aber .

ni emand be hi nderte di e Amerikaner Granaten und ,

Menschen zu mi schen Der amerikanische Staatsbürger


.

war unantastbar Ihn mußte man unberührt über di e


.

Meere lassen Der amerikani sche Staatsbürger fuhr im


.

Oberdeck Die Granaten fuhren im Zwischendeck


. .

Man mußte auch di e Granaten unberührt lassen wenn ,

man di e Menschen unber ührt lassen wollte Sch l ießlich .

kam eine Zeit da Deutschland auch solche Methoden


,

ni cht mehr still mit ansehen konn t e Schließlich war


.

di e amerikanische Mu ni t i on s fr a g e die Hal tung gegen ,

über der Aushungerung die Ni ch t e i n mi s c h u ng s fr ag e


,

mi t ihrer nüchternen Ge sc h ä ft s a u s b e u t u ng der Ver


ni c h t u n ein we ni g überzeugendes Zeichen von Mensch
g
l i c hke i t . All e Al li i e rt e np h r a s e n alle amerikanischen
,

23 ]
konn ten nur ver w ischen nur suchen
R e d n e r l e i s t u ng e n ,

zu ver w ischen : ni cht entkräften Amerika wu ßte was .


,

e s wollte : entweder den bequemen Krieg oder eben den ,

offenen Krieg Es war nur eine Frage der Zeit


. .

All das mochten Theorien sein Aber für Freiherr n .

von Conrad entschi ed ledi glich di e Erkenntni s der Lage .

Die Kraft Amerikas unterschätzte er am weni gsten .

Er kannte den Wert der Milizheere er hatte selbst ,

bisher den Krieg zu zwei Dritteln mit Volksheeren g e


führt Die technische Stärke den finanziellen Reichtum
.
,

der Verei ni gten Staaten konnte in der Rechnung nur


vergessen wer absichtli ch falsch oder nachlässig rechnen
,

wollte Aber di e Kriegslage war s o d a ß zwei Momente


.
,

di e Gunst des Ausganges noch erz w ingen konnten : Eile


und Fähigkeit Die Mittel der Monarchie und auch
.

Deutschlands begannen dünner zu fließen Der r u m ä .

ni sche Feldzug war zu Ende war günstig abgeschlossen


, .

Die Mittelmächte standen nicht ganz dort wo s i e vor ,

Luck gestanden hatten Nicht n u r di e Gefahren d u r c h


.

Brussilow und die rumänische Gefahr waren ganz b e


sc hw e re n Mit dem Verströmen der letzten verzweifel
.

ten Anstrengung war Rußland jetzt völli g am Rande .

Der Koloß von einst war ein Gespenst ein Gerippe g e ,

worden Im Osten war nichts mehr zu tun Im Osten


. .

wo l lte Freiherr von Conr ad die Arbeit abbauen Ganz .

und gar Bei der russischen Gruppe der Operations


.

abtei lung von ihm mi t Bleistif t schrift ni edergeschrieben


, ,

lag unter manchen anderen Arbeite n auch ein genau aus


gearbeiteter Plan der eine Offensive gegen den Raum
,

Tarnopol Trembowla regelte Wenn sich di e Gel egen


-
.

heit ergab s o wo ll te er diesen einen Stoß gegen den


,

232
zu verhande l n war dann vermutlich stärker Ein gan .

zes Jahr l ang hatte man noch Zeit für eine Erledi gung
Ital iens Dieses Jahr barg die Wahrscheinlichkeit end
.

gül tigen Erfolges Dieses Jahr war zugleich die Gnaden


.

frist für die Mittelmächte Der Militärwissenschaftler .

Conrad verstand mit ziemlicher Wahrsche i nl ic hk eit


,

richtig ausz u rechnen wann die ameri kani schen Truppen


,

an der fest l ändischen Front einzugreifen vermochten .

Wenn j emand ein Gutachten darüber fällen konn te ,

s o war es der vielgelesene vie l zitierte Schri ftsteller


,

Conrad Die Amerikaner brauchten etwas mehr a l s


.

ein Jahr ehe ihre Kra ft fühlbar und wi rksam w urde


, .

Dann konnten si e ni cht bloß di e Entscheidung geben .

Dann gaben vielleicht schon di e Lage di e inn eren Ver ,

h ä l t ni ss e der Mittelmächte di e E ntscheidung Das Jahr .

mußte ausgenützt werden um j eden Preis Man mußte .

arbeiten w i e noch ni e Das Letzte mußte zusammen .

gera fft werden um es zielbe w ußt auszuspielen


, .

An eine Niederringung Englands durch die Unter


se e b oot e glaubte Freiherr von Conrad nicht mehr In .

wenigen Monaten schon gar ni cht Die Unterseeboote .

allein brachten viell eicht überhaupt keine Entscheidung


gegen England Conrad liebte weder das alldeutsche
.

Geschrei noch di e alldeutsche Haltung noch die all


, ,

deutsche Überhebung Er selbst war s o sehr ein Deut


.

scher daß kaum ein besserer b e w u ß t e r e r Ve r t r e t e r di eses


, ,

Stammes gefunden werden konnte Indes : all deutsche .

Manieren die er schon vo n verschiedenen Generalen h er


,

kannte all deutsche Melodi en die di e ganz e Welt durch


, ,

kli rren so l lten di e maßlose alldeutsche S e l b s t üb e r


,

hebung di e nur Unh ei l mit ihrem B l uff erzeugte


,

2 34
bei den Gegnern bei den Bundesgenossen im eigenen
, ,

Deutschland : di es ganze talentlose sc h r e i e r i sc h e All


,

deutschtum lehnte er ab Er war gegen jede Selbst


.

überhebung die über Illusionen zur Selbstschädi gung


,

führte Mochte die alldeutsche Presse noch s o sehr


.


von der Ni e de r z w i ng u ng „ Al bions lärmen mochte sie ,

an solch ein Ziel mit den Mitte l n glauben di e die


-

deutsche Admirali tät bereit zu haben angab : er ,

Conrad von H ö t z e n d or f glaubte daran nicht Aber


,
.

an anderes glaubte er und anderes erwartete er .

Der T a u e h b oot kr i e g mußte England schädigen Er .

mußte die Nerven der Westfront irritieren Er lähmte .

die uneingeschränkte Bewegung Die Zufuhren aus .

Amerika wurden erhebli ch schwieriger Die Kohlen .

flossen aus England langsamer Italien li tt ni cht minder


.

unter der Irritation der Nerven Die Tauchboote hatten


.

keineswegs das Schluß wort im Kriege aber di e Kriegs ,

mittel den K r i e g s ap p a r a t der All iierten störten sie in


,

einem Jahr das ein Ende des Krieges erz w ingen mußte
,
.

Es stand in di esem Jahr noch gewaltiges Ringen b e


vor Amerika wollte Conrad gar keine Zeit mehr geben
.

einzugreifen War das Ringen entsc hi eden trat Amerika


.
,

ni cht mehr in den Krieg ein Wollte es wir kl ich Schaden


.

vermeiden wo l lte es ehrlich keinen Konfli kt s o brauchte


, ,

es nur di e Mu ni t i on ssc hi ffah r t zu unterbinden Der .

mili tärische Gegner Amerika durfte gar ni cht mehr an


die europäische Front gelassen werden Wenn es erst .

so weit war war vermutlich alles aus Die europäische


, .

Front aber mußte im Entscheidungsj ahr mit allen Mit


t e l n bekämpft d u r c h alle Mittel geschwächt werden
, .

Conrad holte noch das Gutachten des Gr o ß a d mi r a l s


235
Anton Haus ein der ihn als Fachmann berufener dünkte
, ,

a l s er selbst Der Admi ral vertrat di e Ansicht daß nach


.
,

deutschen Darlegungen die Waffe zu verwenden s e i .

Die deutschen Darlegungen stellten den Erfolg der zu ,

erwarten se i den Frieden bis zum Herbst in Aussicht


, , .

Jetzt durfte kein Mi l itär das Mitte l unversucht lassen :


Conrad mußte für den T a u e h b oot kri e g stimmen .

Der Osten war erledigt Mit Italien gab e s kein e .

militärischen Irrtümer wenn er Conrad arbeiten durfte


, , , ,

w i e er wollte Er wo l lte an dem S c hl u ß w e r k rüsten


.
,

noch unerbittli cher als bisher Er rüstete j a schon . .

Allerdi ngs sprach j etzt bei ihm der Feldmarschal l Erz


herzog Friedrich vor .

Erzherzog Friedrich kam eines Abends zu Freiherrn


von Conrad nach Ansage Er kam ast h matisch wi e .
,

immer setzte sich höchst echauffiert atmete noch b e


, ,

s c h w e r li c h e r als sonst und es sc hi en a l s wäre ihm gerade


, ,

di esmal seine Kurzatmi gkeit ganz recht um Bedrückt ,

heit oder Befangenheit zu verdecken Conrad hatte .

den Erzherzog mi t unbestimmtem Gefühl erwartet .

Aber da er ihn jetzt s o vor sich sitzen s a h un sicher und ,

fast hilflos glaubte er den Sinn des Besuches plötzlich


,

zu erraten Conrad stand plötzlich di e ganze Badener


.

Zeit di ese ganze neue Ar beitsmethod e mit Kaiser Karl


,

vor Augen Auch wenn der Kaiser bisher fast stets noch
.

nachgegeben hatte : vom erste n Tage an h a tte es zwischen


Kaiser und Marschall doch nichts als Me i nu ng s u n t e r
s c hi e d e gegeben Und seit eini ger Zeit hatte Kaiser
. .

Karl es geli ebt aus den Meinungsverschi edenheiten


,

s ogar offene Zusammenstöße werden zu lassen Auch .

236
„ Das ist es j a ' Jetzt fand er rasch di e Sprache .

Ihm selbst hatte der Kaiser mit der Ab se h i e ds b ot se h a ft


einen General geschickt Er woll te den Fr e u n d s c h a ft s
.

di enst bei dem Freiherrn li eber selbst übernehmen .

„ Sonst hätte er Ihnen noch einen Ordonnanzoffizier

geschickt
Conrad dankte und beru higte den Erzherzog Was .

ih n selbst betreffe s o könne er Amt und Arbeit j eden


,

Augenblick übergeben Er hätte darauf geachtet daß


.
,

der von ihm geleitete Apparat bli tzblank zu jeder Stunde


se i und jed e r Nachfolger auch das kleinste Rädchen

in voller Ordnung finde Er übergeb e Reichsgrenzen


.

und Heer unversehrt tadell os und flecke nl os Gleich


, .

gelte ihm sein persönliches Schi cks al



„ Aber Exzellenz Conrad ' Der Erzherzog beeilte
si ch .
„ Das will j a der Kaiser ni cht Der Kaiser will
.
,

daß Sie nach Tirol gehen .

Der Marschall stand eine Weile tonlos Der Über .

dr u ß stieg in ihm auf Den ganzen hoffnungslosen


.

Kampf mi t dem jun gen Menschen dem vor dr ei Mo ,

naten der Tod des Kaisers Franz Joseph eine unheil


volle Macht gegeben durchlebte er noch einmal Fl üch
, .

tig durc hfuh r ihn eine Sehnsucht : „ Wenn ich nur end

lich Ruh e hätte ' Dann sah er sich in der ungeheizten
S ol d a t e nw oh nu ng sitzen vor Jahren in der Wie ner
, ,

R e i sn e r st r a ß e
,
drei Treppen hoch Oberst B a r d olf .

klopfte an di e T ür : „ Kaiserliche Hoheit lassen E xz e l


l enz um alles in der We l t bitten di e Fli nte ni cht i ns
,


Korn zu werfen . Immer war es dasselbe : der Kampf
mit der Unvernunft der Kampf mi t den Blinden der
, ,

Kampf mi t dem Hochmut der Kampf mi t dem Klün gel ,


.

2 38
Zerstreut antwortete er dem Erzherzog der wartend ,

zu ihm hinübersah .

„ Wenn es sein muß Meinetwegen Ich gehe .


auch nach Tirol .

Eine gähnende Leere tat sich vor ihm auf Ein In .

halt entgli tt ihm und wie er spür te daß eine Last von
, ,

ihm genommen war drückte die Leere auf ihn a l s


,

Bürde Um ihn selbst ging es ni cht Er hatte genug ge


. .

tan in Leben und Krieg Auch auf Me ri ten wollte er .

sich nicht berufen Ih n drückte e s ni cht ob man ein


.
,


„ österreichisches Schicksal ihm vorbereiten wollte .

Ihn d rückte das Schicksal Österreichs Die Schicksale .

der Monarchi e und Deutschlands drückten i hn Er .

kannte keinen Steuermann der steuern konnte An ,


.

seiner Person mußte ni chts liegen Aber dieser j unge .

Kaiser w ür de die Arbeit gründlich tun Ni e h t ein Stein .


,

ni cht ein Arbeiter würde im alten Hauptquartier


bleiben : alles w urde wenn Conrad erst Baden verließ
, ,

aufgelöst und hinweggefegt Die ganz e Maschinerie .


,

in de r Rad auf Rad eingestellt war wurde vermutlich ,

bald auseinandergenommen Er gab ni chts a uf di e .

Macht als persönl iches Gl üc ks b e d ürfni s Aber im vi erten .

Kri egsj ahr e n t s a n k ihm di e Macht deren er im Jahr ,

gewollter und l etzter Entscheidungen noch mehr b e


dü rft hätte als bisher Und nicht einmal di e Deutschen
, .

vermochten di e Führung jetzt an sich zu reißen Sie .

hatten sich w i e all er Welt auch Kaiser Karl verhaßt


, ,

gemacht Der Kur s war nicht mehr Freiherr von Con


.

rads Kurs Der Kurs war antideutsch war tschec hi sch


.
, ,

italienisch und kl erikal Der Kaiser suchte großen .

Umsch w ung Der alte Marschall stand ihm im Wege


. .

239
Der alte M a rs chall hi elt w a s e r ve r sPr oc he n hatte
, .

Er tat und erzwang was die Vernunft diktierte Wer


, .

w ußte was nunmehr all es kam Mit j ä h e m heißem Weh


, .
,

erkannte Conrad daß e s vielleicht doch nur ein Karten


,

haus war daran er bis jetzt gebaut hatte Der neue


, .

Bauherr stieß al l es um und wollte freien Grund Er .

wollte besser bauen a l s der alte Er wußte alles Er . .

konnte alles Er durfte alles Man l ebte und starb in


. .

einem monarchischen Staat Wehe wenn der Zufall von .


,

Geburt und Pur pur a uf Kö ni gsthrone kn abenh afte


Sch ül er setzte di e keine Meister l itten Conrads G e
, .

danken verloren sich Der Erzherzog hatte sich b e .

freit empfoh l en Der Marschall raffte sich zusammen


.

Und ging Zum letzten Rapport de s Generalstabschefs


beim Kaiser .

Nichts verriet Ungewohntes an den Mienen Karl s .

Er saß an seinem Schr eibtisch Er l a s er unterfertigte .


, .

Der Marschal l gab Meldung um Meldung In der t ä g .

l ichen Folge : Hier A b e n d b e ri c h t hier Situation Der .

Kai s er hörte l a s nickte und unterschrieb Er sprach


, ,
.

kein Wort Er hielt nu r den Bli ck gesenkt Da begann


. .
,

a l s den Meldungen ni chts mehr hi nzuzufügen war end ,

l ich der Freiherr .

„ Majestät haben mi r heute den Erzherzog Friedrich

gesc hi ckt
Jetzt fuhr der Kaiser schn ell herum .

„ Sie sind doch ni cht gekr änkt



„ Ge kränkt bin ich überhaupt nie Majestät ,
.


„ Al so Sie gehen nach Tirol '
,

Der Marschall schwi eg Nein : er g ing ni cht nach .

Tirol Er hatte j etzt genug Armeekommandanten gab


. .

240
Aber der Marschall beharrte auf seinem Entschlu ß .

Er erbat Audienz am nächsten Morgen Niemand sollte .

ihm nachsagen daß er an Stellen und Würden hänge


,
.

Es bleibe dabei : er bitte um ganzen Abschied .

Jetzt willigte der Kaiser ein Zwi ngen konnte er .

Conrad nicht Er hatte es nie gekonnt Aber der Kaiser


. .

brauchte einen Abgang Vielleicht spürte er auch u n .

deutlich und fernher wen er verabsc hi edete Er nahm


, .

sein eigenes T h e r e s i e n Großkreuz -


.

„ Diesmal weni gste ns werden Sie mi r das nicht a b

l ehnen
Einmal hatte der Freiherr auf den höchsten Orden
schon verzichtet Er gab nichts auf Orden Aber jetzt
. .

galt e s ein Ende zu machen Irgendeine Form mußte


,
.

der j unge Mensch da er einmal der Herrscher war auch


, ,

wahren Conrad nahm den Orden und gi n g j etzt fast


.
,

schon wieder heiter geworden Denn er s a h persönliche .

Ausblicke Er war . nach fünfundvierzig Ar b e i t s


j ahren ein freier Mann .

Wenig gab es zu ordnen Denn all es war in guter .

Ordnung Seinem F l üg e l a dj u t a n t e n schrie b er die Mit


.

teilung des Abschieds Er hatte es von Conr ad e nt .


,

deckt von Conr ad erzogen von Conrad gefördert


, , ,

längst mit dem neuen Kur s gehalten Der Frei h err .

ging der Adj utant blieb i n Baden : Conrad hatte für


ihn kein Wort und keinen Blick Dem erschütterten .

General Metzger d rückte er die Hand Und erschüttert .

drückte ihm noch einer die Hand : der deutsche General


Cramon der ahnen mochte wer auch für Deutschland
, ,

mit Conrad ging .

24 2
Auf dem Bahnhof erschien zum Abschied niemand .

Denn Ge s türzte grüßt bei Hofe keiner Freiherr von .

Conrad fuhr davon in Ungnade Der mächtigste Mann .

in der Monarc hi e war gefal len In Baden sprach man


.

längst von anderen Dingen In Baden hatte selbst der


.

Hauptman n Platzkommandant keine entbehrliche O r


-

d onn a n z mehr für Conrad von H ö t z e n d or fs Gepäck Aber .

der Freiherr lachte schon wieder Er fuhr nach Wien in .

di e Freiheit .

Sie währte eine einzige Nacht Am Morgen meldete .

sich der Generaladjutant des Kaisers an Und kam .

auch gleich darauf selbst Mit dringender Aufforderung


.

Seiner Majestät Und ohne di e Gewährung durch Seine


.

Exze l lenz dür fe er überhaupt nach Baden nicht zurück :


der Marschall müßte das Kommando in Tirol ü b e r n e h
men Darüber wären al le Ratgeber s i c h eini g Und man
. .

schätze
„ Wenn man mich unbedingt in Tirol braucht so ,

soll der Kaiser mir dies schreiben Ich verlange daß .


,

man mir den Zwang das Kommando zu übernehmen


, ,

schwarz auf weiß bestätigt Es so l l mir niemand


.

sagen daß ich an Stell en klebe Ich gehe nicht ohne


,
.


den Brief .

Der Generaladj utant fuhr nach Baden z urück Der .

Kaiser schrieb :
„ Lieber Feldmarschall Freiherr von Conrad .

In Ihrer allgemeinen bekannten und hochgeschätzten


Selbstlosigkeit wo l lten Sie lieber Feldmarschall von
,

Conrad sich j etzt aus der Aktivität zurückziehen


, .

1 6 ‘ 243
So s ehr ich di e Gründe di e Sie zu di esem Entsch l uß
,

führ ten wür dige s o muß ich doch an Ihr patriotisches


, ,

Empfinden appellieren und die Erwartung aussprechen ,

daß Sie un ter Berüc ksichtigu n g der wichtigen mili ,

t ä r i s c h e n und poli tischen Grün de di e für die Übernahme


,

des Kommandos in Ti rol gerade dur ch Ihr e Person


sprechen di eses Kommando übernehmen .

Ich bin überzeugt daß Ihr e bewäh rte Kr aft und der
,

Klang Ih res in meiner Wehrmacht hoch geschätzten ,

bei unseren Feinden gefür chteten Namens auf dem Tiro


ler Kriegsschauplatz ein wesentli ches Moment zur E r
r e i c h un
g weiterer Erfolge bilden wird .


B a d e n am
,
l . März 1 91 7 . K a rl .

Ke i n Einwand mehr war zu erheben Was Co nrad .

in dr ei Jahren geleistet sah kein Mensch Durch die


, .

Zeitungen ging sein Sturz kaum als ein Inte r mezzo .

Von ihm sprach man in Baden nicht mehr Von ihm .

s prach längst di e Öffentli chkeit ni cht mehr Seine st a ats .

m ä nn i se h e Voraussicht reichte an Bismarck Der Feld .

herr rei chte an Moltke Viell eicht vereini gte er beide in


.

einem Ze i t s t u r z dessen Maße j ene ni cht geahnt hatten


,
.

Aber man wu ßte ni chts von ihm Das Zwielicht wurde .

Dunkel Absturz und Vergessenheit Macht und Ste ne


, .

ru n g hatte der Kaiser ihm j etzt genommen Um di e .

Zukunft durfte er bangen In di e eigene Freiheit durfte


.

er ni cht In Bozen war fortan sein Standort und Exil


. .

Wortlos war Conrad einst ins Hauptquartier gefahren .

Wortlos fuhr er j etzt nach Bozen .

244
D er
Krieg mit Italien war ein Sterben ohne Ende .

An den heißen Ufern de s Isonzo an denen di e Häuser ,

von Oslavi a an denen längst Dorf neben Dorf gespenster


,

haft in der grellen Sonne gespensterhaft im bleichen


,

Mondlicht standen — Kulissen verlassener T o t e n s t ä d t e


im heiteren Tal von Görz darin di e Söhne der Monarchie
,

ihr Blut zwischen drängenden weißen Rosen v e r s t r ö m


,

ten auf den grauen Bergen d e s Karsts di e unter dem


, ,

rastlosen Rollen der Hölle noch von S plitterndem Stein


kl irrten : a uf di eser ganzen Szenerie deren Enge die ,

Menschen hunderttausendfach begrub w urde eine De ,

kade der Schlachten geschlagen Schwermütiger Glanz .

war um jeden Ort ob er Doberdo hieß oder S a l c a n o


, ,

ob es Monte Michele Monte Santo oder di e mächtige


,

Hermada war die als Bollwerk di e Straße nach Triest


,
.

sperrte ob um das zerschoss ene Berg kloster San Grado


,

di Merna ob um di e Ma r t yr s t ä t t e der Podgora und um


,

Görz das Getöse des Is on z oka mp fe s hallte und von


Monfalcone über das Südmeer lief : sie alle wurden ein
Epos von Sieg und hartem Tod desse n Gesänge ohne ,

Aufhören waren Heer um Heer rannte gegen di e Mauer


.

an die am Isonzo und auf dem Karst ni cht anders stand


,

wie in den K a rp a t he n : einmal mußte auch di e stärkste


Mauer stürzen .

Di e Italiener waren fast um ein Jahr später in den


Kampf der Großmächte eingetreten Sie hatten für .

24 7
den Tag gebaut gespart und gerüstet da s i e endl ich
, , ,

di e Waffe in der Hand di e Verw ir kli chung aller „ Aspira


,


t i one n von dem Verbündeten von gestern erzwingen
wollten Ihr techni scher Apparat war neu Die neuen
'

. .

Freunde der Allianz unterstützten s i e wo sie konn ten , .

Das italienische Menschenreservoir war ergiebig war ,

nur gegen T e i l kr ä ft e der vielbeschäftigten Monarchie


aufzubieten und unangetastet Die italieni sche Artill erie.

war zahlreich modernste Art di e neue Artillerie einer


, ,

Gro ß macht In Tirol mußte man ni cht bloß mit Sol


.

date n dort mußte man auch mit den Hemmnissen


, ,

bisweilen mit den Schrecknissen der Hochalpen kä m p


fen Das leuchtendste w ichtigste erste Ziel war Triest
.
, , .

S o nahe lagen di e schimmern den Häu s er auf den grünen


Hügeln am blauen Meer daß der kleine König Victor ,

Emanuel s i e sehnsüchtig g r üße n fast mit den Augen ,

greifen konnte wenn er auf den Aussichtsturm von


,

Aquilej a kletterte In den Tiroler Al p en wo l l t e der


.

italieni s che Generalissimus G raf Cadorna sich nicht


verbluten Bekam di e Is o n z o ma u e r nur erst einen
.

kräf t igen R i ß so fiel Triest Dann war der halbe Krieg


,
.

gewonnen G raf Cado rn a schreckte auch vor Dekaden


.

von I s onz oschlachten nicht zurück .

Zögernd setzten di e erste n Schlachten ein Aber .

Cadorna rüstete s i e immer gründli cher immer sorg ,

fä l t ig e r und mächtiger Er gab den Angriffsbefehl ni cht


.

früher ehe der letzte T r a i nw a g e n dort stand wo er ihn


, ,

haben wollte Nach und nach hatten di e Schlachten


.

j eden Punkt der Front angerann t All gemach ent .

brann t en s i e entlang d e r ganzen engen Front Cadorna , .

setzte e s sich in den Kopf hi er durchzukommen Er ,


.

24 8
Cadorna war ni cht vorbereitet Ohne Vorbereitung unter .

nahm er ni chts So wu rde der Widerstand seines Geg


.

ners von Stunde zu Stunde wieder stärker Die Folgen .

des Verrats waren gering Freiherr von Conrad kam .

selbst an die Südwestfront hinunter übersah die Lage ,

an Ort und Stelle Auch mit der sechsten Isonzoschlacht


.

war Cadorna ni cht vorwärtsgekommen Er versuchte .

eine siebente und achte und neunte Isonzoschlacht .

Indes hatte sich für ihn di e Situation in Südtirol


geändert Dort war nicht blo ß vom Fr ühj a hr s a ng r i ff
.

1 9 1 6 her ein breiter Streif italie ni schen Berglands in


der Hand der österreichisch ungarischen Truppen Und -
.

Freiherr von Conr ad hatte s i e als Brussilow in We lby ,

nien vorg e b r oc he n war ni cht bloß so zurückgenommen


, ,

d a ß ihre Vertei di gungsstellung auf der Hoch fläche der


Sieben Gemeinden zugleich eine A u sfa ll ss t e ll ung eine ,

dauernde Bedrohung der italienischen Ebene war Dort .

stand jetzt auch ein neuer Befehlshaber : Con rad von


H ö t z e n d or f selbst Nicht nur Cadorna war faszi ni ert v on
.

diesem Namen Ganz Itali en war e s Nicht nur Cadorna


. .

erwartete den schweren Schlag den der Marschall ohne ,

Zweifel führen wollte Ganz Itali en erwartete ihn keine


.
,

Zeitung gab e s di e nicht bald den Stoß auf Vicenza


, ,

bald den über Brescia in di cken strategisch angewehten ,

K a r t e n s t r i c h e n auszeichnete Vorsichtig war Cadorna


. .

Kaum befahl Conrad von H ö t ze n d or f in Bozen versam ,

melten sich vor seiner Front di e erste vierte und sechste ,

itali enische Armee Er selbst war Herr einer einzigen


.

Armee eines einzigen Korps und zweier Regimenter


,

etwa di e im ewigen Schnee über weite Strecken ver


,

streut im Gletschergebiet Westtirols auf Wac he lagen


, .

25 0
Kaiser Karl und der Generaloberst Ar z von S t r a u se n
burg der neue Chef d e s Generalstabes ein j ovi aler
, , ,

ni cht unbegabter und dabei schmiegsamer Mann waren ,

wohl gesonnen die bewegte Is on z ofr on t an der e s i m


, ,

mer hart und heiß herging durch die Wirkung von


,

Conrads Anwesenheit in Tirol auch zwischen den S c h l a c h


ten zu entlasten Nicht gesonnen waren s i e indes den
.
,

Marschall der in Ungnade stand durch Tru ppen zu


, ,

verwöhnen Oder ihm gar den Angriff zu gestatten


.
,

den alle Welt von Co nrad von H ö t z e n d or f j etzt e r


wartete Denn wozu stand Conrad der Rüster gegen
.
,

Italien der genaueste Kenner Tiro l s im Hochland '


, ,

In Wahrheit aber l agen die Dinge s o : Cadorna ver


sammelte vor Conrad Armeen gegen si e hatte Con
rad der überall n ur über wenig Truppen verfügte vor
, ,

allem mit der Wirkung seines Namens zu sc hi eßen U n .

wür di ger konn te das Spie l ni cht sein das mit dem F e l d ,

herrn das Badener Hauptquartier trieb Aber Cadorn a .

war alles nur ni cht beschränkt Nur di e neuen Feld


, .

herrn in Bade n mochten denken di es Spiel und Manöver


,

ginge i n E w igkeit hi n ; Cadorna dachte e s ni cht Ca .

dorna merkte endlich die Kuli sse Und da er hinter der .

Kulisse spärl iche F i g u r a n t e n sah da er selbst eine große


,

Streitmacht versammelt hatte da er einen Erfolg ,

brauchte und ihm di e Gelegenheit italienisches Gebiet ,

vom Feinde zu säubern und di e e w ige Bedrohung ein


Ausfal ls von den Bergen in di e Ebene zu beseitigen ,

j etzt gegeben schien s o griff er an Er wußte daß Con


, .
,

rads T r u pp e n m a e h t gering war Er wu ßte daß man in


.
,

Wahrheit mi t dem Klang eines Namens al lein nicht


sc hi eßen kann Seine Vorbereitungen begann en mit
.

25 1
Maianfang Conrad unterstand gleich dem General
.

obersten B or oe v i c dem S üd w e s t fr o n t kom ma n do des


E r zherzogs Eugen Conrad meldete di e Vorbereitungen
.

fünfmal dem E r zherzog Sie wurden dem Hauptquartier .

zuers t nicht weitergegeben dann wurden si e ni cht g e ,

glaubt Der Marschall übertrieb den Marschall ver


.
,

wirrte das Neue eines Frontkommandos Cadorna b e .

gann den Angriff seiner ganzen sechsten Armee mit


Trommelfeuer 4 4 0 0 0 Ma n n des Freiherrn von Con
.

rad wurden von 1 5 3 0 0 0 Mann Cadornas angegriffen .

In der ersten Angriffswelle rannten 7 8 0 0 0 Mann gegen


27 000 .Der Generaloberst von Arz pflegte mit Kaiser
Karl viel auf Reisen zu gehen Es stellte sich später .

heraus daß er von dieser bedenklichen A n gelegenheit


,

überhaupt noch nichts wußte Indes d u rchb r ach Ca .

dorna am Nordteil der Sieben G e m e l n d e n di e ersten


Linien In Trient verlor Conrads Unterkommandant
.

den Kopf Er meldete bedrohliche Dinge Indes wu rde


. .

der Ri ß noch geflickt Da Conrad keine Hilfsmittel.

an Truppen hatte r i ß er noch einmal was er davon b e


, ,

sa ß ,
an geistiger Verwegenheit zusammen Er befahl .
,

die Artillerie in di e erste Linie vo rzuziehen Jetzt setzte .

e r alles auf eine Karte Brachen die I t aliener e i n „ w a r


.
_

S tellung und Artillerie verloren Wie weit sie dann in .

Tirol v or w ä r t s ka m e n ließ sich ni cht absehen Aber


,
.

das Ve r z w e i fl u ng s m a n ö ve r glückte Die Italiener kamen .

ni cht vorwärts Eine einzige Kuppe hatten s i e genom


.

men : di e O r t i g a r a A l s das Schwerste vorüber war


.
,

kamen endlich 9 0 0 0 Mann v om Isonzo herüber Con .

rad li e ß den Gegenangriff auf di e O r t i g a r a ansetzen .

Er nahm s i e zurück Der italie ni sche Angriff stand mi t


.

252
der vierten Armee klappte etwas nicht Die Armee .

Mackensen stand ganz still Es war der psychologische .

Moment gekommen da man alle Truppen rasten lassen


,

mußte Sonst wiederholte sich Pot i or e ks Trauerspiel


. .

Es unterblieb also auch der Stoß auf Tarnopol Sp ä ter .

kamen beide Hauptquartiere w iederholt auf den Plan


zurück Namentlich Oberst Hoffmann interessierte sich
.

für i h n sehr lebhaft Oberst Hoffmann wollte den Durch


.

bruch nördli cher versuchen Aber Conrad hielt an .

seinem Angriffsraum fest Die Zeit der schweren K ä mpfe


.

um Arras und Reims di e Zeit der schweren Isonzo


,

schlachten verschob die Durchführung immer wieder .

Aber j etzt soll te der Stoß ernstlich versucht werden .

Er w urde dort angesetzt wo er von Conrad beab ,

s i c h t i t war Er schlug durch mußte durchschlagen


g .
,
.

Die Reichsgrenze am Z b r u c z war sehr schnell erreicht .

Die Ausstrahlung war ni cht anders wie nach der Duna ,

j e c s c h l a c h t Auch das be setzte Tschernowitz war sehr


.

schnell wieder frei Aber in Bozen schüttelte Freiherr


.

von Conrad dennoch den Kopf Rußland war am Ende .


,

vollst ä ndig und hoffnungslos am Ende Der Durchbruch .

von Zborow im Ans chluß an den letzten russischen


Angriffsversuch bei Kalusz gelang restlos ; aber es
war fast schon kein Kampf mehr Die Russen hatten .

sich nach dem K a l u s z e r Aufflackern da und dort noch


ei n weni g gewehrt In der Hauptsache aber rannten
.

s i e davon . Sie warfen die Gewehre fort noch ehe ein ,

Angriff kam Di visionen waren fahnenflüchtig Die


. .

russischen Heeresberichte gestanden es offen zu Die .

Siege waren leicht Kein Grund war sich zu berauschen


.
,
.

Mehr Grund war die Kr iegslage zu stu di eren Es hatte


,
.

254
wenig Sinn auf östliche Abenteuer auszugehen Es
,
.

hatte wenig Sinn aus einer ei nfachen R e i n i g u n g s a kt i on


, ,

di e di e letzten besetzten Winkel des eigenen Gebietes .

blankputzte die insoweit auch berechtigt war groß


, ,

angelegte Offensiven gegen einen Feind zu führen der ,

selten da war und wenn er da war noch seltener sich


, ,

stellte We nn je der Augenblick gekommen war den


.
,

Krieg im Osten abzubrechen den Krieg im Südwesten ,

aber aufzunehmen so war es jetzt Aber ganze Heere


,
.

marschierten nach Ost Ganze Heerlager waren im .

Inne r n der Monarchie Man wußte nicht recht würden


.
,

s i e nach Osten würden s i e nach Südwesten gehen


,
Der .

O s t r a u s c h benebelte alle Selbst Hin d enburg und Luden


.

d or fi bereiteten sich kaum daß si e nach einem viel


,

gefeierten allerdi ngs in der Hauptsache von den Ver


,

b ü n d e t e n gefeierten Rückzug einen Angriff der Alliierten


abgewehrt hatten auf phantastische O s t m ä r s c he vor
, ,

di e keinen Widerstand fanden Wer im Trium virat .

von einst der Dr ängende und Zwingende war w ußte ,

man nicht Oberst Hoffmann s a ß im Oberkommando


.

Ost indes ni cht im Hauptquartier Wenn Ludendorff


, .

die Heere in l a nd h u ng r i g e r Richtung immer weiter


lenkte s o mußte der General feld marschal l von H i n de n
,

burg einen Riegel vorschieben Er war das Haupt des .

deutschen Heeres er war der oberste Chef er hatte


, ,

die letzte Verantwortung Aber auch Hindenburg .

billi gte da er s i e gestattete di e Abenteuer im Osten


, , .

In Bozen schüttelte der Freiherr von Conrad


immer h äufiger den Kopf Es nutzte ni cht viel daß .
,

er dem j ungen Kaiser der h ä ufig nach Bozen kam , ,

auch jetzt seine Meinungen nie verhehlte Conr ad wußte .

25 5
j etzt warum er hatte gehen müssen Mit Co nr a d von
, .

H ö t z e n d or f an der Spitze des Stabes gab es keine A m


n e s t i e für tschechische Wühler und Staatsfeinde Mä r t y .

rer durfte man ni cht schaffen begnadi gen ko nnte man , ,

wenn der Krieg vorbei war aber dem Staatsverrat i n ,

völliger Verkennung aller Umstände noch Tür und


Tor öffnen war selbst ein Staatsverbrechen Mit Con
, .

rad von H ö t z e n dor f an der Spitze gab es keine einzige


der zah ll osen Verordnungen di e jetzt t äglich über ,

Disziplinarstrafen und Hebung reli giöser Gefühle bei


den Truppen über tausend andere Dinge in den Kom
,

m a n d os t e l l e n ni e d e r r e g n e t e n Die Milde der Kaiserin


.

Zita litt es ni cht daß italie ni sche St ä dte im F r on t b e


,

reich beschossen wurden Die Milde des Kaisers Karl


.

litt daraufhin nur daß österreichische St ädte von den


,

Italienern beschossen wurden Niemand im H a u p t qu a r .

tier das immerzu in den H ofz üg e n durch di e Welt


,

sauste wagte offenbar Einspruch Das alte Armee


, .

oberkommando war richtig a u s e i n a n de r g e s Pr e ng t Das .

alte Armeeoberkommand o war ein großer Apparat


gewesen Ü bergriffe konnten vorkommen Manches
. .

war vielleicht hinter Conrads Rücken geschehen Aber .

Conrad hatte Ü bergriffe wo immer er ihnen a u f di e


, /

Spur kam unbarmherzig i m Keim erstickt Alle Ah


,
.

teilungen alle Abteilungsleiter arbeiteten miteinander


,

scho n seit Jahren Sie waren aufeinander ei ngespielt


.
,

si e wußten überall Bescheid Sie waren von Conrad .

nach F ä higkeit und Spezial wi ssen zusamme n geste llt .

Ihre Technik all ein war groß Jetzt war jede Stelle neu .

besetzt An dem A r b e i t s p u l t in der O p e r a t i on s ka n z l e i


.

s a ß statt des hervorragend tüchtigen Generals Metzger

25 6
nicht ihm ins Auge zu b licken A ber er h örte ni c h t a u f
, .

ihn Er wirtschaftete fort im In n ern des erzitternden


.

Reiches Er schickte mi t Arz mit Hindenburg und


.
,

Ludendorff di e Hec i e n a c h dem Osten .

Halsstarrig war Cadorna Was neunmal ni cht g e.

lungen war versuchte er ruhig zum z e hn t e n m al Dem


, .

Generalobersten von B or oe vi c hatte Freiherr von Con


rad noch v on Baden aus geschrieben daß er ei n neues ,

Anrennen des italienischen Feldherrn der sich vor der ,

Hermada um die gerade Straße nach Triest s o a u ssi c ht s


los und oft bemüht hatte diesmal ni cht nur im Kampf
,

abschni tt unmi t telbar am Meer erwarte Was in der .

Geraden ni cht glückte gelang vielleicht auf U mwegen


, .

Nach Triest kam man schl ießli ch auch wenn man oben ,

in di e K arst b e rge eindr ang und di e Bergfestung der


Hermada vorl ä ufig rechts li egen li eß si e vorl ä ufig um ,

ging S o viel Abwechslun g auf einem Kampfgebiet


.

konnte sich sogar der einförmi ge schwunglose Methodi st ,

Cadorna leisten Oder er konnte beides versuchen


.

eine n neuen Sturm auf di e Bergfestung am Meer und


am Nordteil der Front das Vor dringen über di e Berge ,

etwa im Gebiet der K a r s t ku p p e de s K uk B or oe vi c .

teilte Conr ads Auffassung ni cht B or oe vi c hatte neun . ‚

Schlachten am Isonzo geschl agen Die Italiener waren .

noch immer nicht in Triest Sie waren überhaupt noch


.

ni rgends Besser al s Conrad mußte diese Dinge B or oe vi c


.

schon verstehen Er vertrat die Auffassung daß der


.
,

neue Stur m sich abermals am Meer vol l entladen werde .

Und was immer kam kam auch di esmal : di e Italiener


,

stießen i m Gebirge vor Die Italiener behielten den


.

25 8
Ku k Schlim m War es n i cht Nu r b ezeichnen d w a r es
. . .

Aber jetzt kannte Cadorna kein Rasten Menschen hatte .

er genug Artillerie hatte er überreichli c h U n m i t t e l


. .

bar nach der zehnten Schlacht begann er di e elfte Er .

trommelte und trommelte Die Mon a t sl e i s t u n g e n von .

einem halben Dutzend Munitionsfabriken verschoß er in


einer halben Stunde Jetzt griff er erst recht im Gebirge
.

an B or oe vi c geriet zum erstenmal in einige Verwirrung


. .

Jetzt hatte er erst recht den Angriff am Meer erwartet .

Bevor er di e Reserven erneut im Norden hatte erklommen ,

die Italiener di e Hochfl ä che von Bainsizza Noch saßen .

s i e am Rand .Aber gleichwohl auf der Hochfl ä che Ca .

dorna brach di e Sc hl acht ab So viel traute er den eige .

nen Truppen ni cht zu um sogleich eine weitere E n t s c h e i


,

dung mi t den Erschöpften zu erz wi ngen Noch konnte .

sich B or oe vi c Sieger nennen Aber die zwöl fte Sc hl acht .


,

der zu erwartende neue Anst urm Cadornas mi t frischen ,

ausger uhten Truppen konnte eine Krisis bringen ,


.

Triest war in Gefahr .

Triest war in Gefahr : irgend etwas mußte geschehen .

Nicht nur im Badener Hauptquartier auch im deut ,

schen Hauptquartier wurde wenn auch nicht der ganze ,

Ernst der Stunde so doch di e Notwendigkeit einer g r ün d


,

lichen Vorsorge ergriffen Triest soll te ein für allemal .

geschützt sollte überhaupt der Front möglichst ent


,

rückt werden Die zehnte und noch mehr die elfte


.

Isonzosc hl acht hatte erwiesen daß immerhi n kl eine E r ,

folge von Cadorna erreicht werden konnten Niemand .

verbürgte mi t unbedingter Sicherheit den Ausschluß


eines Zwischenfalles in Schl achten in denen alle Ver ,

n i c h t u n g s mi t t e l alle Schreckmittel modernster Mord


,

25 9
'
17
techni k auf Leiber aus Fleisch und Blut ein d rangen .

Cadorn a konnte n oc h ein Dutzend Isonzoschlachten


liefern Kam er nur immer ein Stü ckchen vorw ä rts
.
,

s o war er bald in Triest Die Stadt lag achtzehn Ki lo


.

meter von der Front entfernt Auch brachte jede sieg


.

reiche Iso n zoschlacht Verluste di e auf di e Dauer ni cht


,

ertragen werden konnten Auf dem Karst war die Kampf


.

art s o daß di e Itali ener jedesmal in die L inie des Geg


,

ners erst einzudringen vermochten we nn kein Gegner ,

in den S t e i n g r ä b e n mehr lebte Dann setzten sich di e


‚ .

Italiener fest Dann kam der Gegenstoß Unerhörte


. .

Tapferkeit wurde mi t unerhörtem Blut besiegelt Ison .

z osc hl a c h t e n gab e s darin 7 0 0 00 Vertei di ger als Opfer


,

blieben So konnte e s nicht weitergehen Die Monarchie


. .

verblutete i m hellsten Glanz So viel s a h man l n Baden


. .

So viel s a h man auch im deutschen Hauptquartier .

Irgend etwas mußte geschehen .

Im Dezember des Jahres 1 9 1 6 hatte Freiherr von


Conrad dem j ungen Kaise r einen Angriff auf Italien
vorgeschlagen Schon d amals s c hien ihm Italien wich
.

tiger als das ermattete ungef ä hrlich gewordene Ruß


, ,

land Und Freiherr von Co nr ad hatte sich dabei nicht


.

auf all gemeine Vorschl äge beschr änkt Er hatte den .

n a c h seinen Weisungen ausgearbeiteten Plan einer in

bestimmter Richt u ng gedachten Offensive v or g e


legt Freiherr von Conrad hatte einen An griff aus dem
.

Raume zwischen Flitsch und Tol me i n mit dem Haupt ,

stoß von Tol me i n der Arbeit zugrun de gelegt Nicht .

bloß in großen Linien Alle Einzelheiten der A n


.
,

marsch der Truppen ihre Zahl die Bestimmung der


, ,

2 60
übersah der Freiherr : es ging um di e K rise die vor der ,

Tür stand Amerika hatte den Krieg erkl ä rt Vom


. .

Fr ühj ahr 1 9 1 7 bis zum Frühj ahr 1 9 1 8 l ief di e Gnaden


frist Jetzt war wenn man Ital ien s o ni ederwarf daß
.
, ,

e s ausschalten mußte der Krieg in weiter Runde zu


,

gewinn en Standen aber die amerikanischen Heere i m


.

Westen s o wurde der Ausb l ick kritisch und ve r h ä n g e n


, .

Um j eden Preis muß t e der Angri ff a uf Itali en der A n ,

gri ff von Tol me i n jetzt u nternommen werden Der Mar .

schall schr ieb nach Baden Er schrieb an Ludendorff. .

Der deutsche General verstand di e Notwendigkeit eines


S c h u t ze s v on Triest D e r Kaiser hatte a l s er sich wie
.
,

der einmal i n Tirol aufhi elt dem Freiherrn von Conr ad


, ,

der der Sc h öpfer und A us ar b e i t e r des A n g ri ffsg e d a nke n s


war das Kommende mi t den Worten angekün digt :
,

„ Ja ,
also di e italie ni sche Offensive wird j etzt doch
,

gemacht “
. Was er dann noch me hr an Mitte i lun gen
machte konnte den Freiherrn weni g beru higen Der
, .

Kaiser rechne t e mi t ein em Vort ragen des Angriffes


bis in di e Höhe von Ci vidale Höchstens soll te man an .

den Tagliamento gehen Und a us Ti rol se i ein A ngriff


.

gar ni cht in Betracht gezogen


Ludendorff hatte den Brief des Freiherrn er w idert .

Er gestand daß er sich für di e Offensive doch nur


,


„ mit halbem Herzen entschließen könn e da s i e aber ,

n un einmal nötig s ei sollte s i e unte rnommen werden


, .

Er s a h di e S c h u t z n ot w e n di g ke i t für Triest Die .

Krise im Krieg s ah auch Ludendorff ni cht Sein .

Bli ck blieb gebannt nach Osten Die Offensive von .

T ol me i n und Fli tsch zum Schutze von Triest wurde


angesetzt .

2 62
Deutsche Truppen kamen Was an österreichisch .

u n garischen T ruppen herangezogen werden konnte ,

wurde versammelt Freiherr von Conrad nie über


.
,

reich an K ä mpfern in Tirol s o arm sogar daß er im , ,

Sommer hart dem Unheil durch geistigen Einsatz ent


r e nnen war mußte dennoch gleichfalls von seinen Tiroler
,

Kr ä ften abgeben Sie fuhren an den Isonzo : Truppen


.

und Geschütze Arbeitskr ä fte und Material In Tirol


, .

blieb nur was un umg änglich nötig war Um gerade noch


, ,

die Front der Berge zu halten wenn Cadorna auf der ,

Hoch fl ä che der Sieben Gemeinden oder anderw är t s


demonstrieren sollte Der Angriff von T ol me i n bedurfte
.

reicher Kr äfte Er soll te durchschl agen Er begann


. . .

Die 2 4 Schützendi vi sion der österreic hi sch ungarischen


.
-

Armee Kr auß ri ß das erste Loch auf Alles S pielte sich .

mi t b li t z h a ft e r Schn elle ab Der A n griff zersch mettert e


.

di e i talienische Front .

Jetzt war di e große Stunde der Entschei d ung a n


gerufen Freiherr von Conrad dachte an den zweite n
.

Hammerschl ag den er von Tirol nach dem Tol me i n e r


,

Stoß hatte führen wollen Die italieni schen Heere waren .

vernichtend geschl agen Sie li eßen Artill erie und Train


.

stehen Die Gefangenen z ählten in Tagen die Riesen


.

ziffern di e nach Tarnow und Gorl ice in Wochen erreicht


,

wurden Die ganze itali enische Ison z ofr on t wankte und


.

krachte Die K ä rntner Front bröckelte ab Al l es war


. .

in voller Auflösung Wenn Freiherr von Conrad jetzt


.

a u s den Bergen stieß wenn er di e Itali ener am oberen


,

Piave noch einmal schl ug s o war dies das Ende Italiens , .

Es gab dann keine Rettung e s gab dann keine Wieder ,

erholung E s war dann un wi derrufl ic h zu Ende und


.

2 63
vorbei Aber Freiherr von Conrad hatte kein e
Truppen Freiherrn von Conrad hatte man ganz a b
.
,

gesehen von der abgezogenen Artillerie un d all en anderen


Kriegs mi tteln genau ein Drittel seiner Kr äfte fort g e
,

n o mme n Er stand jetzt überall den Ital ienern im beste n


.

Falle l 2 gegenüber Alle Welt i n der Monarc hi e alle


.
,

Welt in Deutsc hl and erwartete j etzt den Todesstoß ,

den w ie man stets erwartet hatte Conrad von H ö t z e n


, ,

dorf dem Königreich geben sollte Aber Conrad durfte .

keinen Angriff wagen Was alle Welt erwartete besorgte


.
,

auch Cado rn a s Erbe der General Diaz Soweit er konnte


, .
,

verst ärkte er noch di e B e r g fr on t Conrad mußte dank .

bar sein w enn man ihn von dem man ein Schauspiel
, ,

erwartete nicht angriff Aber er gab den Kampf nicht


,
.

auf Den Blinden woll te er wider ihren Willen di e Augen


.

öffnen Er bat um Truppen Vergeblich Er bat er


. . .
,

flehte um Truppen Ein zweites drittes Mal Umsonst


.
, . .

Der Kaiser fuhr vorbei Im S alonwagen spricht der Mar


.

schall eine Stunde lang auf i h n ein Drüben an der Piave .

ist di e Front verkürzt Hinter dem Fluß zwischen .


,

Piav e und Tagliamento stauen sich die Divisionen Man .

kann sie dort gar nicht verwenden Man weiß nicht was .
,

man mi t ihnen di e man gar nicht einsetzen kann


, ,

eigentlich beginnen soll Sie stolpern b uchst ä bli ch über


.

einander Man soll si e herausziehen Ein Teil kann


. .

mi t der Bahn herumgeworfen werden Ein Teil kann .

in Fußm ärschen durch das Cadore herüberkommen .

Schon hinter dem Tagliamento war alles auf dem Vor


marsch in heill oser Ve rw irrun g Kein Kopf keine Faust .
,

lenkte An der Piave ging es s o nicht weiter Der Fluß


. .

übergang fordere neue große Vorbe reitun gen A us , .


w ä re jeder Kampf abzubrechen Dauerste llungen .

w ären zu beziehen Der Ang ri ff auf Italien hatte


.

aufzuhören .

Und hi er war auch di e einzige Kr isis im dreij ä hrigen


Ringen des Fr eiherrn von Conr ad Die Schwere der .

gali zischen K ä mpfe hatte ni chts bedeu t et D as E r .

l e b ni s von Luck war ni chts gewesen gemessen an s ol ,

chem Erlebnis Wer von seinen Vertraute sten ihn um


.

j ene Jahreswende aufsuchte traf ihn in tiefster Ver ,

stimmung Daß ni emand sich erinnert e daß er der


.
,

Schöpfer des Gr un dpl an s von Tol me i n un d Fl itsch war ,

w i e er den Gr u ndplan von Tarnow und Gorlice g e s c h a f


fen wie d as meiste andere noch : di es war ihm gleich
, .

Daß j eder G as s e n st r a t e g e ihn der ni cht einmal aus ,

Tirol aus seinem e igenste n Ge biet herau szukommen


,

vermochte den ewigen E n t t ä u s e h e r und den e wi g glück


,

losen General nannte : auch di es li eß i hn kalt Aber di e .

Verhinderung des Ti roler Angriffs der Befehl den


.

, ,

eigenen Angriff abzubrechen der Befehl Itali en zu retten , ,

muß te i hn treffen als schwerste Vers ä umni s Die Krisis .

war um und abgelaufen Jetzt kame n die Engl ä nder .


,

j etzt kamen di e Fr anzosen jetzt kamen di e Amerikaner


,
.

D üster ist di e Stimmun g in Freiherrn von Conr ads


B r iefen a us j ener Zeit :
„ Es ist ni cht heiter alles w as man im Le ben auf
, ,

zubauen vermeinte in Nichts zusammensi n ken zu


,

sehen
Wer j etzt noch an hellen Sieg und Triumphz ug
glaubte wer j etzt noch auf voll en Niederbruch der
,

Alliierten hoff t e w ar e i n S chw ä rmer oder ein Narr D as


,
.

2 66
letzte G l o cke n sc hl a g e n den Ruf der letzten Stunde
, ,

hatte Kaiser Karl nicht gehört hatte Hindenburg nicht


,

gehört hatte Ludendorff nicht gehört Die deutschen


,
.

Truppen in den italie ni schen Bergen versuchten bald


'

hi er bald da allerlei Vorstöße Aber di e V or m a r s c hl u s t


,
.

blieb auf di e Unterführer beschr änkt E s zeigte sich


.

schnell daß größerer Aufwand ni cht mehr beabsichtigt


,

war Kaiser Karl wollte di e Fortführun g der Offensive


.

nicht Der Ansporn a us B aden fehl te Ludendorff


. .

nahm von einem überraschenden Siegeszuge den er ,


selbst mi t „ halbem Herzen begonnen hatte die deut ,

schen Truppen nach dem Westen zurück um kommende ,

Dinge vorzubereiten Er s a h als eine rein österreichi sch


.

ungarische Angelegenheit was in Wahrheit eine


,

Schicksalsfrage der Mittelm ä chte darstel lte Sie zu .

lösen war jetzt vers ä umt Mit allen Tr ä umen war


, .

es vorbei Jetzt gab e s nur eins : das arme nackte


.

Leben zu retten .

2 67
D er Frie d e von Brest Litows k wur d e geschl ossen
-
.

Der Fr ieden von Brest — Litowsk war ein Diktat Der .

deutsche Staatssekret är von K ü hl m a n n u n d mi t ihm


der geschmeidige rhetorisch gewandte Graf Czernin
,

waren mi t Absichten reiner Vernun ft in der z er s c h osse


nen R u sse n fe st un g eingetroffen Indes die Absichten
.

wandten sich als der hochgewachsene General Hoff


,

mann dem di e Ge ste mehr schadete als der milit ärische


, ,

ideenreiche Kopf verdiente mi t der Faust auf den Tisch


,

schlug Die Geste mochte befohlen sein Die Sehwen


. .

kun g staatsm ännischer Absichten erzwan g der a ll


m ä chtig gewordene General Ludendorff gegen den der ,

einzige der ihm noch zu befehlen hatte der General


, ,

feldmarschall von Hindenbur g ni cht aufstand oder


nicht aufkam Die Art de s Friedenssc hl usses die Zeit
.
,

der Friedensverhan dl ungen regelten di e Depeschen des


deutschen Hauptq u artiers Der Vormarsch drohte
.

w e i t e r z ug e b e n
. Den Staatsm ännern blieb w enn si e ,

ihren Willen durchsetzen wollten nur ein Mittel : di e,

deutsche Front aufzulösen di e von der Ostsee bis a n s


,

Schwarze Meer hinunterreichte Dies eine Machtmittel


.

besaß weder Herr von K ü hl ma nn noch Czernin Rück .

tritt konnte nichts ändern Die Zeit dr ängte Der


. .

Frieden von Brest Litowsk blieb ein Diktat


-
.

Um Rußlands Randstaaten wurde nicht gehandelt .

Die Randstaaten wurden schl ießlich mi t sophistischer


271
Form ge n ommen Der Ge n eral Ludendorff der Ge n er a l
.
,

feldmarschall von Hindenburg beide sahen di e vor ,

gesc hr ittene Zeit ni cht mehr Sie sahen beide n u r noch


.

ein gl änzendes ä ußeres R a hmenwerk dessen I n halt si e ,

ni cht erkann ten obgleich der Inhalt reif zu werden


,

drohte um di e Rahmen zu spren gen Es gi n g um das


, .

Land der Balte n Esten Finnen Der ganze Oste n war


, , .

ein einziges deutsches Marschgebiet geworden d a s ,

selbst in der Krim kein Ende haben mußte Die „ O s t .


orientierung erlebte Orgien Von den völlig Nieder .

geworfenen wurde oben drein rollendes Gold eingebracht .

Die Staatsm änn er hatten zu schweigen Die Ge nerale .

redeten Noch blieb di e Erledi g u ng d e s Westens Bald


. .

woll ten di e Generale au ch mi t de m Wes ten abrechn en _


.

Noch war Helli gkeit über dem Vi e r b u n d Noch wollte .

noch konnte man di e Schatte n übersehen di e vorü ber ,

huschte n Weni g drang in Volk un d Ö ffentlichkeit


. .

Höchste n s daß der j unge Kaiser Karl für Überraschung


,

u n d Aufreg u ng sorgte Die Mittelm ä chte waren im


.

Kr ieg aber Kaiser Karl schri eb Briefe an di e Brüder


,

der Kaiserin di e im Heer der Al l ii erten di enten Heftig


, .

gingen di e Erkl ärungen hi n u n d W ieder ob es ein Schrei ,

ben des Kaisers selbst ob es e i n Schr eiben der Kaise ri n


,

Mutter oder der Kaiseri n Zita und nur eine Nachsc h rift
des Kaisers war Karl hatte darin Meinungen über d i e
.

Zukunft Elsaß Lothringens vorgetragen oder sollte s i e


-
,

weni gstens vorgetragen haben Sein Mini ste r des Au ß e .

ren wuß te ni chts von dieser e i g e n h e rr l i c h e n Korre


s on d e n z di e a uf alle F äll e seine Wege und Pl äne störte
p ,
.

Eigentli ch wußte von geheimen poli tischen Vorg ängen


n ur die dun kel ä u gige Kaiseri n Zita di e beeinflußt von ,

2 72
Graf Czern i n hatte al s ü berze ugter Frie densfre un d
gegolten Für den K ri e g sab b a u war er vor allem und
.

schon immer gewesen Seine Politik ob sie sich auch


.
,

ni cht durchsetzen konnte hatte all ezeit die A uffas s u n


,

gen eines geistreichen Kopfs gespiegelt Dem Grafen .

Czernin war der Kr ieg in Wahr heit ein Verh ängnis das ,

für di e Mittelm ä chte da der Kri eg einmal begonnen


,

war günstige Lösun g überhaupt nicht zuließ Noch von


, .

Bukarest aus als Gesandter beim rum äni schen Hof


, ,

hatte er alle Anstrengungen gemacht um in günstigem ,

mi lit ä rischen Augenbli ck die Stimmung der E n t s c h e i


denden bei den Mittelm ä chten für einen Frieden auf
der Grundlage des Status quo z u gewinnen wenn der ,

Status quo noch zu haben w äre Graf Czerni n unte r .

nahm di e Reise ins Hauptquartier nach Teschen um ,

sich mi t Freiherrn von Conrad zu be sprechen Trotz .

der gewaltigen Kriegserfolge s a h der Baron di e Zukunft


ni cht a l s Optimist Er kam der Auffassung Cz e rni n s
.

entgegen Aber Sache des Soldaten w äre e s den Krieg


.
,

zu führen solange er s vermöchte Die Wege des Frie


,

.

dens zu suchen und zu finden bliebe Aufgabe der Diplo ,

maten Die Diplomaten fanden den Weg damals ni cht


. .

Die E ntente b li eb unzug än glich Der Status quo war .

damals ni cht wiederherzustellen .

Am Wiener Ballplatz mühte sich dann Graf Ottokar


Czerni n als Außenminister selbst l änger als ein Jahr , ,

Möglic hk eiten eines Friedens zu schaffen So pessi .

mi s t i s c h er auch über den Kriegsausgang dachte : keinen


Versuch um Fri eden zu erlangen wollte er vers ä um en
, , .

Czernin war kein Milit är Er s a h über den Glanz der


.

Heere und i hr er Taten hinweg den Wall der Welt der ,

2 74
immer noch gegen di e Mittelm ä chte stand Er s a h di e .

wirtschaftliche Not der Monarc hi e darin di e Hilfskr äfte


,

einmal versiegen mußten Er hatte eine Denkschri ft


.

für Kaiser Karl ausgearbeitet di e auch Wilhelm II vor


,
.

gelegt wurde Aber völlig eingesponnen in Sieg und


.

Erfolg hatte Kaiser Wilhel m di e Warnung vor dem


,

Zusammenbruch überhaupt ni cht verstanden Um .

diesen völl igen Zusammenbruch zu ver hi ndern für ,

dessen Abwehr er kein anderes Mittel wußte war Graf ,

Czernin schli eßlich für Opferbereitschaft : auch wenn di e


Opferbereitschaft di e Preisgabe Lothri ngens un d d e s
Elsaß bedeutete Er wußte daß Ludendorff derlei
.
,

Gedankeng än ge an sich überhaupt nicht vortragen ließ .

Er trug si e also Ludendorff in bestimmten Zusammen


hängen vor Graf Czernin entschl oß sich Ö sterreich
.
,

Ungarn dessen U hr sonst überhaupt vie l leicht abgelaufen


,

wa r Kriegsopfer bringen zu lassen Um das deutsche


, .

Opfer zu erleichtern auf dem di e Entente bestand D as


, .

Königreich Galizien sollte wenn man auf Elsaß Loth


,
-

ri ngen verzichtete Polen eingegliedert werden und di e


,

Krone des Gr oß köni g re i c h e s Polen konnte Wilhelm II .

tragen Aber Ludendorff lehn te ab Seine Formen


. .

in der Besprechung von Friedensfragen wur den mil


der wenn di e Waffe n e r fol g e im A ugenblick b e
,
'

s c h e i de n e r waren Die E r ob e r e r a b si c h t e n traten z u


.

rück : bei unversehrt em Reichsbesitz war dann di e


Aussprache über Wege zum Frieden sanfter Die .

Formen wurden sofort w ieder rauher wenn der Glanz ,

der Waffen sich von neuem belebte Es konnte .

sein daß man im Fr ühj ahr 1 9 1 8 wirklich nach Paris


,

oder Calai s kam Wenn sich Deutschland bei milit ärisch


.

18 ‘ 2 75
günstiger Lage dann zur Opferbereitschaft entschl oß ,

war vielleicht in der Hoffnung Cz e r ni n s noch ein Frie


d e n s a u s w e g da Vorl ä ufig aber war Ludendorff weder
.

in Pari s noch in Calais Vorl ä ufig blieb der General


.

quartiermeister hart un d unnahbar Man mußte schwei .

gen da noch der Glaube an das Schl u ßwort der Waffen


,

tri umphierte vorl ä ufig gab es i m deutschen Haupt


,

quartier kein Friedenstor .

Viell eicht h ä tte der Graf Czernin noch einen anderen


Weg beschreiten können Der Versuch z um Sonder .

frieden lockte Er h ä tte da er selbst ein Deutscher


.
, ,

überdi es ein Freund des Bündni sses war und ni cht j edem ,

der R e t t un g sw i l l e in verwegener T at einl euchten mußte ,

vom Schauplatz abtreten und aus der vol kg e mi s c h t e n


Monarchie einen slaw ischen Außenmini ster an seine
Stelle bringen können Der slawische Außenmi ni ster
.

w äre den S on de r fri e de n sw e g vielleicht leichter gegangen .

Vielleicht h ä tte Czerni n s o nach der Bereitschaft zu


Opfern di e er die Monarchie woll te zahl en lassen auch
, ,

noch durch Druck a uf Deutsc hl and j enem Ziel zustreben


können das die Selbsterhaltun g mi t verringertem Besitz
,

der völli gen Zer trümmerung vorzog Aber auch der .

Weg des Sonderfri edens war ungangbar Seine A nkün .

di g un g h ä tte ni cht nur den Einmarsch L udendorffs in


die Monarchie sre h ä tte zugleich mi t Empörung un d
,

Aufstand D e u t s e h ö s t e rr e i c h s di e automatische Re v o
l u t i on der Monarchie gebracht A uch hi er gab es für .

Czerni n keinen Ausweg Einen dritten Weg wuß te er


.

nicht Al s er über der B r i e fa ffä r e sc hi ed tat e r s mit


.
,

der Ü berzeugung daß alle Versuche zum Frieden zu


, ,


gelangen n ur einen „ Oi rculus od iosas darstel lten
,
.

2 76
oberst von Arz der s tets an einen Bonvivant erinnerte
, ,

mi t ihm auf Reisen Biswei len d ä mmerte sogar in


.

Baden di e Erkenntnis daß der Kri eg beendet werden


,

müsse Für den Abbau war nicht n ur der Graf Czerni n


.

gewesen für den Abbau war sogar ohne nachzudenken


, , ,

wie man dies u nternahm der Kaiser Karl , .

In der Monarchie arbeitete l ä ngst der Apparat ni cht


mehr wie sonst Nicht n ur die Minister nicht nur di e
.
,

höchsten Generale kannten in dem Wirrwarr den der ,

Kaiser schuf das Regelmaß der Arbeit ni cht mehr


, .

Nicht nur der Staatsapparat stockte wei l Ungarn sich ,

immer fester für sich abschl oß und Ö sterr eich halb al s


A usland halb als Feindesland betrachte te ; weil di e
,

Tschechen nicht gerühr t von der kaiserli chen Mi lde


,

einer sinnl osen Amn e stie sondern aufgestachelt durch ,

di e freigewordenen S t a a t sr e b e l l e n immer offener wur den ,

im Aufruhr passiven Widerstands In den Heeren der .

Gegner k ä mpften tschech e slowaki sche Verb ände l ängst -


.

Auch di e Industrien stockten Die Fabriken drohten .

zwar noch ni cht ganz stillzuste hen denn Waffengewalt ,

konnte den Arbeits w il len immer noch erzwingen aber ,

ihre Arbeit hatte nicht mehr den Wert und Inhalt von
einst Biswei len fl ogen di e Muni tionslager durch arge
.

Z ufä lle in di e L u ft Bisweilen flog hi er un d dort di e


.

Nachricht auf von unterdr ückte r Meuterei Im Haupt .

q uartier zu Baden konn te wer wollte und w e m der ,

Kaiser es gestattete noch immer ungestört arbeiten


,
.

Verl ä ßliche Di vi sionen beste Truppen aufs beste g e


, ,

n ä hrt schützten das Hauptquartier von dem Fr eiherr


, ,

von Conrad gesagt hatte daß es seine Entschl üsse aller


,

di ngs in Ruhe fasse n müsse Verl ä ßliche Divisionen .

278
waren jetzt überhaupt nötig an vielen Stellen des
Reichs Noch war es kein Fieber das di e Menschen
.
,

schüttelte Noch konnte man nicht sagen : di e Monarc hi e


.

ist krank Wer nicht unbedingt sehen wollte m ußte


.
,

noch ni cht sehen Aber das Unbehagen das benommene


.
,

Hin und Her die Störun gen bald di eser bald jener
, ,

Stelle waren da die K rankheitsbilder vor dem Ausbruch


,

verschl eiern Gn ä dig u n d huldvoll war der Kaiser immer


.

noch Wer Orden wollte bekam Orden Wer Graf


.
, .

werden wollte wurde Graf Wenn die hohen Damen


, .

baten wurde selbst der Stabschef von Pr z e m ysl ani


,

w ieder Kommandant Der sc h ul di ge Korpskommandant


.

von Luck durfte wiederum Truppen an der Südwest


front befe hl igen Für Joseph Ferdinand gab es eine
.

Verwendun g a l s Inspekteur der Lüfte Für Peter Fer .

di n an d gab e s gleichfalls Neuanstellung Der Rück .

strom for t ge j a g t e r Generale setzte ein Sie saßen schon .

Wi eder überall Nur wer den Rücken nicht krümmte


.
,

nur wer eine Meinun g zeigte hatte zu gehen Niemand , .

zeigte eine Meinung alle blieben solange es hielt


, , .

Cl iquen waren um den Kaiser Er merkte es ni cht . .

Noch fuhr das Schiff das alle Auserw ä hlten trug b e


, ,

schützt im Kurs von j enen zuverl ä ssigen Divisionen .

Dann kam das Frühj ahr 1 9 1 8 .

Hindenb urg griff an der Westfront an Der erste .

S toß gelang bescheidener a l s Angriffe der Verbündeten


,

sonst eingesetzt hatten Indes di e Front der Alliierten


.
,

zeigte eine Biegung Hindenburgs Zuruf an Kaiser


.

Wilhelm flog durch Deutschland : „ Der erste Akt ist zu


En de I ch denke wir können zufrieden sein Der
.
,

.

278
zweite Stoß wurde geführt Die Krümmung di e er .
,

erzwang war di esmal schw ä cher Der Angriff war ein


, .

Tasten Der Angriff war ein Suchen Das Ringen wurde


. .

schwer Die Amerikaner waren da Nie hatte ein Feld


. .

herr zuvor ein st ärkeres reicheres Heer nie hatte ein


, ,

Feldherr zuvor ü b e r w ä l t i g e n de r e Heerscharen von Ma


s c h i n e n als General Foch der den Kommandostab über
,

nahm al s das Spiel sich neigte Eins muß t e j etzt g e


, .

s c h e h e n : ni cht bloß um der Bun desgenossenschaft willen ,

nicht bloß deshalb weil deutsche Heere oft und oft für
,

di e Monarc hi e gefochten d urfte sich Deutsc hl and ni cht


,

allein verbluten im Selbsterhaltungstrieb mußte


noch einmal di e Monarchi e all e Kraft für gemeinsame
Lebensrechte aufbieten Wenn De utschl and fiel s o fiel
.
,

di e Monarc hi e Und umgekehrt Dies war sehr einfach


. . .

Wenn es in Baden ni emand wußte s o wußte es Frei ,

herr von Conrad Er machte vor dem Kaiser a us seinen


.

Überzeug u ngen kein Hehl : da er besser al s irgendwer


übersah wie langer Zeit und welcher Üb erwi ndun g
,

von Schwierigkeiten di e Vorbereitungen eines Angriffes


aus Tirol bedurften schlug er beizeiten den Angriff
,

beiderseits d e r Brenta vor .

Er erwartete keine strahlenden Triumphe me hr Die .

Gelegenheit die an den Durchbruch von Tol me i n und


,

Flitsch sich geknüpft hatte war endg ül tig vers ä umt Die
, .

Italiener hatten ihr K a mp fm a t e ri al in j edem Sinn e r


setzt Sie hatten alle Befestigungen zehnfach ausgebaut
.

und verst ärkt Sie hatten es sich nicht zweimal sagen


.

lassen daß si e sich erholen durften Drei englische und


,
.

zwei französische Divi sionen standen zwischen den


Italienern An einen Vo rstoß ti ef nach Nordi talien an
.
,

2 80
geforderten Truppen konnte plötzli ch ni cht bewilligt
werden Das Hauptquartier in Baden behauptete
.
,

daß mehr als l 7 Infanteriedi visionen weder herangef ührt ,

noch verpflegt noch aufgebracht werden kö nnten Frei


, .

herr von Conrad stand einen Augenblick lang vor der


Entscheidung ob er den Kommandostab ni e derlegen
,

sollte Aber wenn das Armeeoberkommando fest


.

stellte daß mehr an Truppen ni cht aufzubringen war


, ,

wen n er selbst di e Ü berzeugu n g der Notwendi gkeit des


Angriffes hatte war Rücktritt so vi el wie Fahnenflucht
, ,

um s o mehr wenn er seine Artillerie üb e r r e c h n e t e Er


, .

vermochte 2 8 00 Geschütze im Angriffsraum unter


zubringen Die Ar ti l lerie konnte viel konnte beinahe
.
,

al les erreichen Er setzte ein bestes Können an di e g e


.

nauen Pl äne Er arbeitete . .

Die Vorbereitungen gingen hart Der Zeitpunkt des .

An griffes mußte immer weiter hinausgeschoben werden .

Aber plötz l ich began n das Armeeoberkommando zu


dr ängen und dr ängte immer me h r Draußen bei den .

Ar meen hatte d as Ar meeoberkommando überall seine


eigenen Berichterstatter Und auch di e Berichterstatter.

dr ä ngten Endli ch wurde der l 5 Juni als A n g r i ffs d a t u m


. .

festgesetzt Zwei Tage vorher hatte der Freiherr von


.

Co nr ad noch fünf Korpskommandanten au fgesucht .

Sie alle waren voll Zuversicht Sie alle waren fertig .

und in bester Ordnun g In der Nacht vom l 3 zum . .

1 4 Juni waren di e Truppen in di e A n g r i ffsr ä u m e mar


.

sc hi ert Am l 4 hatten s i e in den Ausgangsr ä umen


. .

unbewegli ch zu liegen Z w ar trat j etzt plötzli ch sc h l e c h


.

tes Wetter ein Aber an einen Rückmarsch der Truppen


.
,

an ein neuerliches Versc hi eben des An griffs des We t ters


282
wegen war ni cht mehr zu denken Der Rückmarsch .

hätte ein Chaos ergeben So oder s o h ä tte der A u fs c h gl)


.

ob er sich in Rückbewegung oder Stilli egen aus


dr ückte : beides h ä tte der Gegner entdecken müssen
schwerste Verluste durch feindl iches Geschützfeuer in
die Massen gebracht Das Wetter konnte wie oft in
.
,

den Bergen in der n ä chsten Stunde umschlagen Der


, .

Angriff mußte beginnen Auch hatte der T ol m e i n e r


.

Angriff 1 9 1 4 bei ungünstigstem Wetter eingesetzt Und .

'
er war geglückt .

Allerlei Ü berraschungen brachte der neue Angriff


sofort . Das Ar meeoberkommando in Baden wo l lte
plötzlich beweisen daß auch eigene Köpfe dort an Kar
,

ten und Tabell en saßen daß ni cht immer alles nach


,

dem Kopf di eses eigensinnigen Marschall s Co nr ad ein


gerichtet werden mußte Das Armeeobe rkommando
.

hatte beschlossen den Angriffsplan Conr ads zu ver


,

bessern und ihn s o zu verbessern daß überhaupt indes


, ,

der Freiherr sei ne Idee auszuführen vermeinte ein ,

völli g neuer Plan herauskam Nicht nur Freiherr von


.

Conrad griff an der Brenta an Nicht nur der Ne b e n s t o ß


.

auf Treviso sollte geführt werden : die gesamte Front


nahezu von der Schweizer Grenz e bis zur Adr ia griff an .

B a r on Wa l ds t ä t t e n hatte eine Lieblingsidee Ihm hatte .

es der T on a l e p a ß angetan Der T on a l e p a ß wurde ange


.

griffen Gegen die Erfü llung von Wal d st ä t t e n s Lieblings


.

gedanken war noch ni chts zu sagen Die unbedingte . .

Sicherung des Ton al e p a s se s war nötig ; zwei Divisionen


oblag dort die Sicherungsaufgabe Unt ä tig mußten sie .

n icht bleiben . E i n Erfolg der Truppen auch dort wäre

2 83
recht vorteilhaft gewesen Aber auch der Feldmarschall
.

von B or oe vi c hatte erkl ä rt : „ Wenn Tirol angreift muß ,



ich auch angreifen Auch der Feldmarschall von Boroe
.

vic griff also an Und jetzt da di e Kanonen an der Brenta


.
,

sangen verblüffte den Freiherr n neue Meldung : auch


,

Erzherzog Joseph griff am Montello an Denn Erzherzog .

Joseph der Ungar hatte erkl ä rt : „ Wenn alles vorgeht


, , ,


kann ich al s kaiserlicher Prinz ni cht stehenbleiben Und .

über di e Piave in breiter Front griff überdi es di e Armee


Wur m an nichts war von Conrads Grundgedank en
übriggebli eben völlig war er zerbröckelt worden Dar
, .

um konn te weder Conrads Hauptstoß noch der starke ,

Ne b e ns t oß der für den Gegner als Ne b e n s t oß nicht


,

sofort erkenntli ch sein sollte geführt werden nach ,

Conrads Aufbau Die Generalisierun g des Angriffs


.

entlang der ganz en Front hatte bewirkt daß Mittel und ,

Kr äfte ni cht an einer einzigen Stell e s o zusammen


gefaßt werden konn ten daß sie ausreichten Das Armee
, .

oberkommando hatte vollst ä ndige Eigenarbeit geliefert .

Und das Schicksal erfül lte sich Zur Pl a n v e r z e t t e l u ng


.

kam der Verrat Zwei Offiziere und drei Fähn r iche


.

waren an der H ochfl ä ch e n fr on t zu den Italienern ü ber


gelaufen andere an anderen Te i len der Front Sie
,
.

hatten all es verraten In der An g r iffs n a ch t stand der


.

Gegner seit zwei Uhr zum Gegenstoß bereit Unter .

führ er versagten Die Korpskommandanten waren


.

k eineswegs alle fertig gewesen Die wichtigste Stoß .

di vision hatte ihrem Korps gemeldet daß manches noch ,

u nfertig s e i Der Korpskommandant hatte di e Depesche


.

an di e Befehlsste l le des Freiherrn von Co nr ad nicht


weitergegeben oder s i e war „steckengebli eben
,

A ll es .

28 4
besser ab als Hindenburg und Ludendorff in Fran kreich
, .

Aber daß der Apparat im H i n t e r l a n d e schon s o sehr


rostig war daß di e Maschi nen dort schon s o arg den
,

Dienst verweigerten daß di es eine Jah r seit er aus


, ,

Baden abgereist s o voll st ändi g vergeudet s o sichtbar


, ,

vergeudet war daß Wirrköpfe oder Schwache rund um


,

einen Fürsten ohne Horizont Unternehmun gen von


solcher Kindl i chkeit aushecken durften : all das war

dem Freiherrn doch „ eine große trau rige Sens ation , .

Ihm selbst vermochte Kaiser Karl nichts an Ver


schulden beizumessen Kaiser Karl hat t e sein mildes .
,

freun dl iches L ä che l n a ls er dur ch Bozen fuhr und


,

vor dem Freiherrn s tand Was man in Wien in Buda .


,

pest S prach berührte i h n nicht Aber dunkel immer


, .
,

dun kler u m d üs t e r t e sich der Himmel An der West .

front standen di e Deutschen in der Verteidi gun g .

Sie wichen und w ichen Die Erkenn t ni s der wahren .

Zust ä nde bei denen Monarchi e Hinterland Politik


, , ,

und Heeresleitung nunme hr angelangt waren gab n ur ,

mehr Schwermut und Erbitterun g We n n Conrad noch .

blieb bli eb der Soldat War der Posten gef ähr det war
,
.
,

er der letzte der ihn verli eß Aber klar war eins : di e


,
.

Monarchie war krank geworden .

Weni ge sahen das Symptomatische Die meisten .

sahen vorerst n ur das Mi ßglücken ein es Angriffes Im .

v ierten Kr iegsj ahr verdammte ihn aber di e Menge laut .

Im vierten Kr iegsj ahr nannte s i e das Massens te rben


sinnl os Das Parlament wollte nach der Ve r a n t w or t
.

li c h ke i t der F üh rer rufen Unr uhi g w urde man selbst .

in Baden Selbst im Hauptquartier sah man ein : ein


.

Opfer wurde nötig Für di e Ju li mi t t e war das Parlament


.

286
einberufen Und der Kaiser wußte einen Ausweg Dem
. .

Freiherrn von Co nr ad hatte er vor Jahresfrist das


Tiroler Kommando aufgenötigt Schnöde genug war .

das Spiel das er mit dem Marschall getrieben hatte


,
.

Aber Freiherrn von Conrad den er der unwi ssenden ,

Menge hi nhi elt Freiherrn von Conrad der schweigen


, ,

mußte und schweigen w ürde w ählte Karl von Habsburg ,

j etzt als Opfer Nach Eckartsau befahl er den Marschall


.

I
.

„ Es ist mi r sehr leid a b e r i c h genehmige Ihr A n


,


suchen um Ihre Enthebung .

Nie hatte Conrad daran gedacht in Gefahr von ,

Kommandobr ücke und Bord des Schiffes zu gehen Ge .

rade di es eine ni cht mehr Um di e Enthebung hatte .

er jetzt nicht gebeten Aber nie hatte er heftiger b e


.

dauert daß er nicht schon im Jahr zuvor ganz g e


,

schieden war .

„ Ja damals ging das ni cht 5 b

Der Kaiser war sehr schnell zu Ende Er hatte sogar .

schon die Fürstlichkeit di e nicht mehr errötete Dieser


,
.

Marschall hatte den Krieg kommen sehen und hatte ,

gewarnt Damals war e r verlacht worden Er hatte


.
-
.

dann gegen das Unvermei dl iche gerüstet Damals gab .

man ihm keine Waffen Er hatte die Grenzen des Reiches


.

dennoch vertei di gt und den Feind in unerhörten Sc hl a c h


ten geschlagen In Nord und Ost und Süd Damals
. .

nahm man ihm den R uh m Das Reich hatte er zu .

neuem nie erwartetem Ansehen hochgehoben und


,

s t e u e r t e de m Hafen zu Da nahm man ihm Steuerung


.

und Macht Das Recht auf Ruhe auf Ruhe des Nicht
.
,

erkannten hatte ihm der Kaiser abgezwungen Sein .

E r b s c h a ft s n a c h l a ß schlug noch zweimal furchtbar den

28 7
Feind Da bestahl man den Stummen un d Verbannten
. .

Endl ich rüsteten di e neuen M änner zu eigener Tat Und .

sie versagten Da w ä lzten s i e um sich zu decken


.
, ,

Verantwortung und Schuld auf ihn Keiner war in der G e .

schi chte der Monarchie der ' hnli ches vollbracht hatte
, .

Aus Eckartsau ging er ärmer als alle Siebenundvierzig .

Dienstj ahre waren um .

Im Westen war aus dem Angriff längst Vertei di gung


geworden Dreimal hatten Hindenbur g und Ludendorff
.

den Durchbruch versucht Nach A nfangserfolgen war er


.

das dri t t e m al völli g gescheitert Dreimal hatten s i e .

Situation und Gegner verkann t Jetzt ü b e r s c h w e m m .

ten F oc h s Heere jetzt überschwemmten di e T a n kg e


,

s c h w a d e r des Marschall s den Kampfplatz L änger als drei .

Jahre hatten Volksmeinung und Vol ksb e g e i s t e r u ng dem


D i osku r e np a a r Hindenburg und Ludendorff den Kredit
eines Ruhms gew ä hrt dessen wahre Wiege und dessen f a st
,

einziger Anl aß in Ostpreußen lag Sie hatten Ehren .

a uf s i e geh ä uft als si e die schon beschl ossenen Pläne


,

gegen Rum änien ausf ührten si e hatten Glanz auf si e,

geschüttet al s der neue Angriff von Zborow di e alten


,

Bleistiftskizzen Conrads gegen einen w a ffe n m üde n Gegner


spät belebte di e Fanfaren hatten weiter geschmettert
, ,

als vor Riga die russischen Divisionen fast ohne Kampf


entliefen Aber die Gesc hi chte besteht auf Logik und
.

ist unbarmherzig in i hrer Best ätigung durch di e Wirk


l i c h ke i t Was im Westen stand war nicht zu zerr eißen
.
,
.

Was dem Feinde nicht zu zersc hl agen gelang war das ,

deutsche Volk un d das deutsche Heer Will e Helden .


,

tum u n d Kr aft der deutschen Massen waren nicht zu


288
mi t wildem Haß mit dem Hohn der Genugtuung
,
mit ,

törichter Schade nfreude vom B ündnis abgefallen Fal .

ke nh a yn s Geist ging um Welchen Si n n hatte eine Po l itik


.

best än di gen Ans toßes gehabt ' Was hatte man damit
verfolgt 'l Wo war denn die Eins icht der Pl e s se r Gene
rale gewesen einen Geist aufkommen zu lassen daß
, ,

sich Bulgaren und Deutsche bei Nisch schl ieß l ich in


G e fe c h t s s t e ll u n g gegenübe r standen ' Die störrischen ,

harten Bul garen waren vorsichtiger zu behandeln a l s


irgendwer In die Einheit des Vi e r b u n de s war ein b e
.

d e nkli c h e r Riß gekommen Mac hte di e deutsche Mi lit är


.

politik aus dem Riß einen Spalt so drang dur ch ihn ,

doch noch einmal der Feind i ns Land Es gab dann sehr .

einfache Ergebnisse : der Vi e r bu n d war dann gesprengt .

Die Monarchi e zertrüm mert Deutschl and eingekreis t . .

Und gleich darauf zerschmettert

Jetzt war di e Ernte wirkl ich reif zum Schnitt Denn .

di e Systeme hatten sich erg änz t : Die Politik der deut


schen Generale mit dem neuen Kurs der Monarchi e
:
.

Ü ber K l e i n li c hke i t e n hatte der neue Kaiser Karl da ,

ihm selbst d as Kleinliche inn ewohn te ni cht hi nwegsehen ,

können Er übersah das Große Im Innersten war der


. .

Bund längst zerfall en In Deutsc hl and herrschte e i ne


.

Klasse In der Monarc hi e eine Clique um Karl Die


. .

deutschen Generale der rü cksichtslose deutsche Ton


,

hatten mi t dem Zerw ü rf ni s dereins t begonnen Der .

knabenhafte Karl hatte das Echo aufgenommen In .

Deutschl and bestimmte n den Ton zuerst di e Sch reier


und di e L ärmer In der Monarchie fingen di e Höfli nge
.

dann den Kaiser ein hochmütig und beschränkt und


,

2 90
Gift im Sinn Se l b s t b e r a u s c ht unw issend in Über
.
, ,

hebung hatte di e Menge in Deutschl and s ich am System


gefreut ; gedanke nl os die skeptisch perfiden Scherze
,

stets bereit s ah i n der Monarc hi e di e Menge zu Der


, _
.

Kaiser aber hatte alles gelockert alles gelöst er hatte , ,

das Erbe verwirtschaftet Viell eicht war er ein fürst .

licher Nihilist Viell eicht hatte er auch nur eine kost


.

bare Maschi ne übernommen daran e r ki ndl ich di e ,

Schrauben dr ehte und di e Räder z e r na h m bis di e Ma ,

sc hi ne ausein anderfiel Völlig verlor er j etzt Haltung


.

und Kopf Niemand war l n seiner Garde der noch an


.
,

Rettung dachte di e Rettung weni gste ns noch einmal


,

versuchen wollte Jetzt horchte Karl nach seinen .

Feinden Minister kamen Minister st ürzten s i e wurden


.
, ,

weggeweht Der Staat gab sich verloren da er dem


.
,

Feind die eigene Zu ku nft sb e st i m mu ng gewährte De n .

Staat vermeinte Kaiser Karl noch zu halten da er di e ,

Völker aufrief di e S e l b st e i nr i c h t u ng zu bestimmen


, .

Aber gerade dabei ging der Staat endlich aus den Fugen .

Noch sausten Karls H ofz üg e in alle Richtungen Aber .

die H ofz üg e j agten jetzt s c h on durch Wi rrsal und


Flucht Karl von Habsburg war bald am Ziel Die
. .

österreic hi sch ungari sche Monarchi e war jetzt gestorben


-
.

Karl von Habsburg hatte zwei Jahre lang ihr Grab


geschaufelt .

Draußen aber an der Front ein unbegre i fli ches


und bet äubendes Schauspiel stand immer noch die
österreichisch ungarische Armee Sie stand und kämpfte
-
.
,

indes ihr Staat gestorben war ni cht anders wie am , ,

ersten Tage Kroaten warfen den Gegner zurück E s


. .

waren Italiener Engländer Franzosen Ungarn und


, , .

1 9° 291
Deu tsch Ö sterreicher wehr ten sich verbissen Eine
-
.

Division der wun derlichen Tschechen schlug sich in


beispielloser Haltung Die Völker der Monarc hi e zer
.

fielen in Reiche für sich der Ums turz zertrümmerte,

alle Schr anken Aber Italiener Engl änder Franzosen


.
, ,

vermochten di e Front ni cht zu zerbrechen .

Endli ch gab Ungarn ein Zeichen Es rief die Truppen .

aus der offenen Schl acht In Bozen erließ Conr ads Nach
.

folger Josef von Habsbur g der kaiserli che Prinz der


, , ,

in der Pi a ve s chl a c h t allein nicht hatte stehenbleiben


könn en di e feierli che Ans age daß er der Ungar seine
, , , ,

Divisionen in di e Heimat führ en wolle Umsonst b e .

schwor ihn sein Stab den Aufruf ni cht hi n a u s zu g e b e n


,
.

Er li eß sich nicht hindern Da warfen di e Ung arn di e.


Gewehr e fort Sie zogen ab Der Riß zweier Divisionen


. .

kl affte in der Front Ablösung bekam di e tschechi sche


.

Di vision di e seit Tagen und Nächten unerschütte rlich


,

im Feuer stand Aber ihre tschechi schen Brüder kamen


.

mit den Na t i on alkokar de n die der Kaiser erlaubt hatte


,
.

Kämpfen wollten si e nicht mehr Nur di e Kokarden .

hatten sie den Brüdern gebracht Jetzt gingen di e beiden .

tschechi schen Divisionen nach Hause An der Piave .

fochten di e Ungarn Kroate n und Tschechen ni cht mehr


,
.

Die Schützengräben w urden verlassen Den Fr on t kom .

mandanten hatte am 30 Oktober mit Kaiser Karls


.

Wissen d as Armeeoberkommando den Befehl erteilt ,

di e Truppen abstimmen zu l assen ob sie für die Mon ,

archie oder f ür di e Republik sich entscheiden wollten .

Die Truppen riefen da man sie fragte di e Republi k aus


, ,
.

Die meisten Kommandante n verschw iegen den Befehl .

Die Itali ener begannen d en ersten Vormarsch ihres


2 92
Die Ausgehunger t en Und di e Wür de e n t s a n k ihnen
. .

Nicht die Waffen der Welt hatte n s i e besiegt Systeme .

hatten s i e gestürzt Nicht n ur die Poli tik der Macht


.
,

diese erwachende Gier des Hungrigen der die Tische ,

der Welt gedeckt sieht und nach allen Schüsseln greift ,

h atte s i e im Kriege selbst an den Abgrund gedr ä ngt .

Noch me h r hatten di e Generale verfehlt Denn s i e hatte n .

nicht gehalten w as s i e versprochen Sie hatten erst


, .

Gr o ß m a n ns p oli t ik getrieben di e zur Z e rs p r e ngu ng s


,

politi k wurde Sie hatten dann Fe r n p oli t i k getrieben


.
,

und vergaßen darüber Zeit Linien und Richtung d e s ,

Schlagens Die stärks te n t ode s m u t i g s t e n Heere der


.
,

Erde d as st är kste kühns te O p fe r b e r e i t e s t e Volk der


, , ,

Erde h atte den Kr ieg dur chlitten u nter Führ e r n di e ,

mehr sc hi enen aber weni ger waren Der Geist bli eb hinte r
, .

Fanfaren zur ück Die Mittelm ä ßigen hatten sich selbst


.

a l s Ge ni es verschrien D as Volk hatte e s geglaubt


.
,

hatte ih nen zugej ubelt Aber einmal sieg t en di e wirk


.

li chen Maße Einmal war d as Spiel zu Ende Die


. .

Si e g e s g l oc ke n von T ol m e i n hatten Heimfahrt i n den


Hafen oder Schiffb r u ch eingel ä utet Vor Saloniki l ä u .

teten dann schon Totenglocken Zul etzt zerri ß das .


'

deutsche Volk im Ü bermaß des‘Zorns im Gram blitz ,

ü b e r l e u ch t e t e r Erkenntni s d as eigene Heer Zerbrach .

den Schutz der letzten Waffen Das Spiel war aus . .

Dies war der Weg zur Katastrophe .

D as Chaos war vor allen Türen d as eine neue Welt ,

geb ären sollte Und d u rch di e Straßen zog di e Revo


.

l u t i on .

2 94
R e g i st e r

Abdul Hami d 24 .

A e hr e n t h al 3 , 4 , 6 , 7— 1 1 ,
1 7, 2 3 2 6 , 1 3 7, 1 5 9 , 1 6 3 .

An dr äs sy 3 ,
4, 7 .

Aosta Herzog von 1 5 9


, .

Appel 1 0 5 .

Arz von St r a u ß e nb urg 9 1 ,


25 1 ,
2 5 2, 26 1 ,
265 .

Auffenberg 3 8 5 5 5 6 5 9 , , , ,
9 2, 1 4 4, 1 4 5 .

Averescu 4 1 .

Ball i n 31 .

B a r d ol f 2 3 8 .

Berchtold 4 3— 4 6 1 1 1 .

Bi e n e r t h 3 7 .

Bismarck 3 , 1 6, 1 7, 2 4 4 .

B ob ri n ski 3 0 .

B ö h m-E r molli 5 1 ,
5 6 , 5 7, 6 6, 6 7, 76 , 7 7, 8 1 8 3, 8 8,
9 3 , 9 4, 1 0 — 1 0 4, 1 6 5
2 .

B or oe vi c 76 , 8 2 , 8 3 , 9 3 , 2 4 9 , 2 5 2 , 2 6 1 , 28 3 .

Bothmer 1 6 5 1 78 , .

Brudermann 5 5— 5 7 1 4 4 2 2 3 , , .

Brussil ow 5 6 1 26 1 6 4 1 6 9— 1 7 1 , , , ,
1 75 , 1 7s, 1 8 3 , 1 9 2 ,
250 .

B ül ow 4 , 1 6 ,
1 59 .

Burian 1 91 ,
2 1 5 , 2 77 .

2 95
Cadorna 1 5 7 — 1 60 , 1 6 9, 1 70 , 248 , 25 0, 25 1 ,
25 3,
2 64 .

Capello 249 .

Ch ri s t op h ori 8 9 , 9 1 .

Cramon 8 8 , 9 0 , 9 2 , 1 62 , 242 .

Czerni n 1 91 ,
2 1 6, 2 2 8 , 2 7 1 ,
2 7 3 ff .

D a nkl 5 5 , 5 6 , 5 9 , 6 2 , 64 , 6 5 .

Dany 1 0 9 , 1 15 .

Diaz 2 6 4 .

D i mi t ri e ff 6 3 .

Eduard VII . 31 .

E n dr i c i 2 2 4 .

Eugen Erzherzog, 25 2 .

Fal kenhayn 78— 8 0 8 7— 9 4 l l l , ,


1 1 4, 1 1 7— 1 1 9 , 1 2 8
bis 1 3 0 1 3 3 1 3 4 1 3 9 1 4 3
, , , , , 1 5 8, 1 5 9, 1 6 2 — 1 6 4,
1 6 7, 1 68, 1 7 6— 1 78 , 1 8 4, 1 93 , 1 9 4, 1 9 7, 20 1 ,
2 5 3,
2 73 .

Ferdi nand von Koburg 1 1 1 .

Foch 2 8 0

.

Frank 1 0 4 1 0 6 1 0 7 , , .

Fr anz Ferdi nand Erzherzog ,


6, 1 1 l 3, 1 4, 2 2, 2 6,
—1 0 1
,

3 8— 40 , 4 3 , 9 9 ,
1 53 .

Franz Joseph I 5 , 2 2, 3 1
.
,
60 , 70 , 7 2 , 1 00 , 1 0 2 , 1 0 3 ,
1 3 2 , 1 4 5 , 1 6 3 , 1 7 6, 1 8 5 ff .
,
20 0 , 20 2 , 2 2 9 .

F ri e d j u n g 3 0 .

Friedr ich Erzherzog,


1 2 5 , 1 3 5 , 1 4 3 , 1 6 3 , 1 6 4 , 1 76 , 1 9 6 ,
21 5 , 236 .

2 96
K r a mar z 3 0 , 1 3 6 .

Kr auß 2 63 .

K r ob a t i n 4 5 .

Kr upp 38 .

K ü hl m a nn 2 7 1 .

Lambsdorff 4 .

Leopold Salvator Erzherzog 2 22 , ,


2 23 .

Linsingen 7 9 8 1 — 8 3 9 3 1 2 8 , , , ,
1 66 , 1 74 , 1 76 , 262 .

Lobkowitz 2 1 2 .

Ludendorff 5 7 1 9 5 1 9 6 1 9 9 20 1 , , , , ,
2 1 3 , 2 5 3 , 25 5 , 2 6 1 ,

2 6 7, 2 7 1 ,
2 75 , 2 7 7 , 2 8 5 , 2 8 8 .

Mackensen 9 1 — 9 4 1 1 3 — 1 1 6 1 20 1 4 3 , , , ,
1 72 .

Marti ni 1 7 2 .

Masaryk 3 0 .

Metzger 6 2 8 9— 9 2 1 4 6 2 2 5 2 4 2 2 5 6
, , , , , ,
261 .

Moltke Helmuth von 1 3 1 2 44


, , .

Moltke 44 5 2 —5 7 60 6 1 7 8 1 9 7
, , , , , .

Nicolaus von Montenegro 42 4 3 , .

Nikolai Ni kolaj ewitsch 6 9 7 2 75 , , ,


8 4, 1 71 .

Palma de 1 5
, .

Pasic 4 6 .

Peter Ferdi nand Erzherzog 2 2 1 2 2 2 2 5 7 , , , ,


2 79 .

Pflanzer Baltin 76 8 1 8 2 9 3 1 6 5 1 79
-
, , , , , .

Plessen 1 9 5 .

Poincar e 4 3 .

Pot i or e k 74 , 9 9— 1 0 8 , 1 1 2 , 1 1 9 .

Pri t t w i t z und Gaffron 5 3 , 5 7, 5 8 , 1 2 7 .

Putni k 1 0 3, 1 0 7 .

2 98
Russ ki 5 6 , 1 26 .

S ar kot i c 1 20 .

Sarrail 1 1 7— 1 1 9 , 2 8 9 .

S c h e mu a 4 1 .

Schneller 2 6 1 .

Schönaich 3 2 ,
38 .

S e e c kt 9 2 ,
1 4 4 , 20 8 .

Skoda 3 8 .

Sonnino 1 4 .

S t ol z ma n n 1 6 6 .

Straub 8 9 , 90 .

S t ür g kh 4 5 ,
1 35, 1 36 .

Sz u r m a y 1 72 .

T appen 93 .

Te r s t ya n s ki 1 0 8 , 1 0 9 .

Tirpitz 2 2 7 .

Tisza 1 9— 2 1 ,
4 5 , 4 6, 1 9 1 ,
2 1 5 , 22 8 .

Ti t t on i 2 9 .

Victor Emanuel III . 225 .

Waldersee 5 4 .

Wal d st ä t t e n 2 5 7 2 8 3 , .

Watson 29 .

Wilhelm II 60 1 1 9 1 2 9
.
, , ,
1 90 , 1 9 4, 2 1 3 , 2 1 4 , 2 1 9 , 2 75 .

Wurm 1 0 5 .

Ze kkiPascha 1 1 2, 1 1 3 .

Zita von Parma 20 6, 2 l 1 ff , 2 7 2 , 2 77 . .

299
I m V erl ag e von E r i c h Re i ß , B e r l i n e r s ch i e n :

M AXIM ILIA N H AR D E N
K Ö P F E
'Er s t er T e i l )
Z w e i u n d v i e r z i g s t e A u fl a g e
Bro s ch i e rt M 9 g e b un d e n M 1 2
. . . .

I n h a l t : D er al t e W i l h e l m B i sm arck Kai se ri n
Fri e d ri c h Jo h ann a Bi sm ar ck Ri ch te r St ö cke r /
G all i fe t H o l st e i n W ald e rs e e Ibsen Z o la
M at k o ws ki D i e W o l t e r M i tt erw u rz e r M e n z e l /
B ö c kl i n Le n b ac h

K Ö E P F
'Z w e i t r T i l ) e e

Z w n i g t e A u fl a g e
a z s

Bro s ch i e rt M 9 g e b un d n M 1 2
. . e . .

I n h l t D r j ung W/ l h lm K i ri n A u g u t a /
a : e e i e a se s

N i k o l u s II
a Fr n Jo f Kö n i g Lu d w i g
a z se

Bri n d H rb ert B i m r k
.

L eo X III L g ue er a e s a c

T o l t o i un d Ro k e f ll er Kö ni g Ed u r d H d w i g
.

s c e a e

N i m ann Rej n
e Jo h ann s d T äu fer
a e e er

P R O S E Z E S
T e il de r Kö p fe)
'D r i tt er
S e c h z e h n t e A u fl a g
Bro sch i e rt M 9 g e b un d e n M 1 2
. . . .

I n h a l t : Ri ch t er Ponti u s Th e re se H um b e rt
D e r H au sl e h r er D as Bl u m e n me diu m G räfi n
Kw i l e cka Fü r st E u l e n b urg / M or i t z L e w y H au
S ch ö n e b e c k St erni cke l M o l tk e w i d e r H ar d e n
Im Ver l ag e von Er i c h Re i ß ,
Ber lin e scr hien :

M AX IM IL IA N H AR D E N :
K R IE G U N D F R IE D E
Z w e i Bän d e
Bro s ch i e rt M . 20 . in Ha l bl in e e n M 30 . .

Z e hnte A u fl g a e

G E O R G B R AN D ES :

M IN IA T U R E N
Bro s c h i e rt M . l4 . g e b un d e n M .

I n h alt : N ap o l e on G u i s e pp e G ari b ald i S h ak e :


sp e a re G i ll e s d e Ra i s A uror a Kö n i g sm ark
Ju l e s Favr e A ug u st B e b el Je an Ja ur es Em i l e

V erh aere n B e ngt Li dforss Ku g H u n g s M i n g


'

L U J O B R E N T A N O :

ELS ' SS E R E R IN N E R U N G E N
Vierte b i s s h s t e A u fl g e c a e

G e h e ft e t M g b un d e n M
. e .

Das könnte Ihnen auch gefallen