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Basisseminar Kultur und Kommunikation 20.01.

2018

Wintersemester 2017/2018 Wilhelm-Löhe-Straße 12


PD Dr. Jan Weyand Milan Slat

In ihrem Text Doing Gender von 1987 wollen Candace West und Don Zimmerman ein Konzept
von Gender vorlegen. Dieses Konzept beschreibt Gender als etwas, das Menschen erst durch
soziale Praxis erlangen und dadurch erst produziert wird. Etwas, das sie sich selbst zuschreiben
und das ihnen von anderen zugeschrieben wird, aufgrund von Symbolen oder Verhaltensweisen,
welche zum Beispiel mit den Eigenschaften „maskulin“ oder „feminin“ assoziiert werden. Zum
Verständnis davon, wie Gender hervorgebracht wird, ist die Unterscheidung zwischen sex, sex
category, und gender essentiell. Das Sex ist dabei die sozial vorgenommene Festlegung anhand
gesellschaftlich akzeptierter, biologischer Kriterien, um eine Person als Mann oder als Frau
klassifizieren zu können. Man kann davon den Begriff sex category unterscheiden , welcher
anhand von Geschlechtskriterien verliehen wird, die öffentlich sichtbar sind und oftmals als
Platzhalter für das sex dienen, auf welches Rückschlüsse gezogen werden. Dies geschieht deshalb,
weil die Eigenschaften und Attribute, welche über das sex entscheiden, in dem meisten Fällen vor
der Öffentlichkeit verborgen werden, eben im Gegensatz zu vielen Symbolen, welche mit den sex
categorys zugeordnet werden. Da die Symbole, von denen Rückschlüsse auf das sex category
gezogen werden, nicht mit den biologischen Eigenschaften in einer notwendigen Beziehung
stehen, müssen die Zuschreibungen auch nicht kongruent sein. Die Einordnung von Mitgliedern
der Gesellschaft in diese sex categorys erfolgt nach einem „if-can“-Test, also, dass, wenn man als
kompetenter Sprecher eine Person sinnvollerweise als unter diese Kategorie fallend beschreiben
kann, man sie auch dementsprechend klassifizieren sollte. Diese Zuordnung geht mit der
Erwartung einher, dass Personen sich einer der beiden Kategorien zuordnen und dies auch
entsprechend nach außen ausdrücken, so, dass eine Zuordnung anhand der entsprechenden
Klassifizierungsschemata erfolgen kann. Geschieht dies nicht, tritt eine Irritation ein. Gender
hingegen ist das, was produziert wird, wenn man sich nach diesen Geschlechtskriterien richtet,
und Verhaltensweisen ausübt, sowie Symbole annimmt, welche mit den normativen Forderungen
dieser Geschlechtskriterien in Einklang stehen. Da unsere Gesellschaft fundamental entlang dieser
Unterscheidungskriterien geordnet ist und diese Kategorisierung erzwungen ist, ist die Produktion
von Gender unvermeidbar. Sowohl die Zuschreibung von Gender als auch die Annahme von
gender-relevanten Verhaltensweisen reproduziert solche Klassifizierungsschemata, anhand derer
Gender produziert wird. Dadurch, dass Gender immer auch durch Verhaltensweisen
hervorgebracht wird und davon abhängig ist, welche Handlungen man als gender-relevant in der
eigenen relevanten Gruppe einstuft, wird gender immer in Interaktion produziert.
Frage: Welchen Gewinn bringt die Unterscheidung zwischen sex category
und gender? Könnte man beides nicht auch zusammenfassen als eine Selbst- und
Fremdzuschreibungspraxis, die dazu anhält sich bestimmte Verhaltensweisen und Symbole
anzueignen um sich eine der Kategorien zuzuordnen und die diese Klassifizierungsschemata
wiederum reproduziert?

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