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Der Ding-Begriff entsteht formai aus der
synthetischen Tâtigkeit des Denkens, wel-
che den Erfahrungsinhalt formL Die Dinge
sind also transsubjektiv, eine Art Gegen-
Ich. Sie entziehen sich uns, indem wir sie
D nur auf die Art und Weise kennen, wie wir
Die Zeit bestimmt die Bedingungen der Seele und Dinge. sie wahmehmen und erkennen. Wie die
Aile Gegenstânde und Subjekte sind von der Zeit abhân- Gegenstânde an sich selbst sein môgen,
entzieht sich unserer Erkenntnis. Die
gig, durchflutet, verwaltet, verformt. Der psychokinetische
Geburt des berühmten Begriffs des »Ding
Ansatz in den Fotografien der Blumes, das In-beschleu- an sich« entsteht bei Kant als logische
nigte-Bewegung-Setzen, sowohl der Dinge als auch des Folge seiner Auffassung des Zusammen-
Subjekts, dieses Verschwinden der Dinge und des Ichs in spiels von erkennendem Subjekt und
Wirklichkeit.
der rasanten Kinetik der Kam era - es entstammt diesem
»Wir haben also sagen wollen: daE aile
Gesetz der Zeit, das für aile Gegenstânde der Sinne, für die unsere Anschauung nichts als die Vor-
inneren wie àuBeren Erscheinungen, für die Seelen wie stellungvon Erscheinung sei; dafi die
für die Leiber seine Geltung hat. Ailes leidet unter der Zeit, Dinge, die wir anschauen, nicht das an
sich selbst sind, wofür wir sie anschauen,
das Wirkliche, das Wahre, das Psychische, das Imaginàre.
noch ihre Verhâltnisse so an sich selbst
Insofem sind die Fotografien nur fotokinetische Verfor- beschaffen sind, als sie uns erscheinen,
mungen des Kantschen Idealismus. Das Irrationale, das und daE, wenn wir unser Subjekt oder auch
die Blumes selbst, wie auch einige ihrer Kommentatoren, nur die subjektive Beschaffenheit der
Sinne überhaupt aufheben, aile die
gelegentlich beanspruchen, sehe ich nicht, hôchstens als Beschaffenheit, aile Verhâltnisse der
Widerstand gegen einen naiven Rationalismus und Realis- Objekte im Raum und Zeit, ja selbst Raum
mus. und Zeit verschwinden würden, und als
Erscheinungen nicht an sich selbst, son
dera nur in uns existieren kônnen. Was es
für eine Bewandtnis mit den Gegenstânden
an sich und abgesondert von aller dieser
Rezeptivitât unserer Sinnlichkeit
haben môge, bleibt uns gânzlich unbe-
kannt Wir kennen nichts, als unsere
Art sie wahrzunehmen, die uns
eigentümlich ist, die auch nicht notwendig
jedem Wesen, ob zwar jedem Menschen,
zukommen muÊ. . . was die Gegenstânde
an sich selbst sein môgen, würde uns durch
die aufgeklârteste Erkenntnis der Erschei
nung derselben, die uns allein gegeben
ist, doch niemals bekannt werden.«5
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Das Ding an sich existiert un; \igig vom
erkennenden Subjekt. Die Wmaichkeit ist
auÊerhalb des erkennenden BewuStseins,
nicht in die Form desselben gekleidet
Das Ding an sich ist nicht selbst Objekt der
Erkenntnis, sondem der postulierte trans-
subjektive, »transzendente« Grund allen
Seins, der aus dem reinen Bewufitsein E
nicht ableitbar ist Dieser transzendentale Grand des Seins, auf die Wohnung
Diese absolute Wirklichkeit ist nicht (als Index der Erde) projiziert, ist aber schwankend. Wie
nur metaphysisch denkbar, sondem muÊ
schon gesagt, nichts ist an seinem Ort. Auf dem fünften
von Kant in logischer-Konseçjuenz der
angewendeten Begriffsapparatur auch Foto der oberen Reihe ist der Teppich nicht am Boden,
gedacht werden, um den Schwierigkeiten sondem an der Wand. Die Wânde und Môbel scheinen
der eigenen Erkenntnistheorie abzuhel- überall zu kippen. Die Schrâge dominiert. Nicht nur die
fen, die zwischen reiner Anschauung
Objekte, auch die Wânde fliegen und fliehen. Aile Erschei-
a priori und empirischer Anschauung
unterscheidet Diese Schvrierigkeiten nungen entziehen sich dem Su bjek t Aile Dinge, ja selbst
gipfeln im berühmten »BeschluS der Raum und Zeit scheinen zu verschwinden. Das Ich findet
transzendentalen Âsthetik«: keinen Hait Das Ich kann sich genausowenig an die Dinge
»Hier haben wir nun eines von den
heften wie Raum und Z eit Im Chaos, im Sturz der Dinge,
erforderlichen Stücken zur Auflôsung der
allgemeinen Aufgabe der Transzendental- beginnt das Ich zu verstehen, date ihm das Absolute, das a
philosophie: wie sind synthetische Sâtze priori, die reinen Formen nicht gegeben sind.
a priori môglich? nâmlich reine Anschau- Dennoch schim mert Transzendenz durch diese Foto-
ungen a priori, Raum und Zeit, in welchen
wir, wenn wir im Urteile a priori über den
grafien, auch wenn es «Transzendenz in der Immanenz«
gegebenen Begriff hinausgehen wollen, (Husserl) is t Die transzendentale Sehnsucht, die sich in
dasjenige antreffen, was nicht im Begriffe, diesen Bildem ausdrûckt, geht eben gerade von dieser
wohl aber in der Anschauung, die ihm
Erfahrung der Grenze aus, von der Erfahrung der Beweg-
entspricht, a priori entdeckt werden
und mit jenem synthetisch verbunden lichkeit im Raum und der Verânderlichkeit in der Z e it Die
werden kann, welche Urteile aber aus Abstraktion in diesen Fotografien berîchtet von der
diesem Grunde nie weiter, als auf Gegen- schmerzhaften Erfahrung der Grenze empirischer An
stânde der Sinne reichen, und nur fur
schauung des realen Ichs, aber gleichzeitig auch von dem
Objekte môglicher Erfahrung gelten
kônnen.«7 Begehren des Ich-Ideals, des imaginâren Ichs, die Gren-
zen der Sinne, der Wahmehmung, des Denkens, der Lust,
des Raums und der Zeit zu überschreiten. Gerade diese
transzendentale Sehnsucht nach einem Ich und einer Exi-
stenz jenseits der »Bedingungen der Sinnlichkeit«, die
durch Bilder der Dinge jenseits der Schwerkraft arükuliert
wird, gehôrt zum W esen des Subjekts. Zum Subjekt gehôrt
strakturell und konstitutiv je n e Transzendenz, jen er Im-
puls .der Transgression, der die Grenzen der menschlichen
Erkenntnis und Erfahrung nicht an (Form en der) Gegen-
stânde binden môchte. Insofem haben wir es hier mit ei
ner transzendentalen Àsthetik zu tun. •
T ran szen d ef^ ") À s th e tik
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Würde und Souverânitât gegeben. Gegenstandslose Kunst
als Kunst konvertierte zum kunstlosen Gegenstand als
Kunst.
Die gegenstândliche Abstraktion von Anna und B em -
hard Blume, die eine dynamische Gleichgewichtung von
Ding und Ich bekundet, wo das Subjekt das Ding hait, wo
das Ich das Ding wegwirft, aber auch das Ding das Ich
schleudert, stellt das einzigartige Schauspiel einer Trans-
zendenz dar, die in der Immanenz des Gegenstands trium-
phiert, weil sie den sozialen Charakter der Produkte des
M enschen, der Dinge, nicht leugnet, noch idealistisch,
d. h. erhaben, oder kapitalistisch, nâmlich fetischhaft, er-
hôht. Deshalb wirkt der Schausteller des Ichs wie ein
Clown und die Vase wie der Bail auf seiner Nase.
D ie Fotografie w urde von d en B lum es z u je n e m idealen
künstlerischen M edium entwickelt, das diese gegen stâ n d
liche Abstraktion ermôglicht, eben durch die Anwendung
spezifisch fotografischer Verfahren, wie Unschàrfe, Per-
spektive, Rifèschwenk, bei der Konstruktion der Bilder.
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Ich und SelbstbewuEtsein:/'
die Dialektik des Anderen1^
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Diese entzwei; )chene Welt des un-
glücHichen BeVccStseins, welche ziemlich
genau die Welt von heute ist, sehnt sich
daher nach einer Macht, worin die Wîrk-
lichkeit sich auflôst Für ein BewuStsein,
welchem das Wesen ein ihm Anderes ist,
ein gespaltenes BewuStsein also, kann
I diese Macht nur das Jenseits seiner selbst
Hier ist nun der Moment gegeben, das W erk der Blumes sein. Die Kantsche Transzendenz ver-
auch kritisch zu betrachten, nâmlich das Versagen und kommt zu einer irrationalen Jenseits-
Sehnsucht, zur Anbetung einer heiligen
Entsagen der Ekstase selbst, als Endpunkt der medialen
Macht, zur Verklârung der Macht als Abso
Seibstaufhebung. Das Subjekt in ihrem W erk strahlt ge- lûtes, weil nur eine »absolute Macht«
rade in seiner symbolischen Dimension je n e kleinbürger- die Wirklichkeit und die Widersprüche
lich puritanische Jenseits-Ideologie und asketische Ver- auflôsen kann.
Hierin liegt der Grund, warum Teile des
werfung des Diesseits aus, die immer noch Reste des
Bürgertums immer wieder anfâllig sind
knechtischen BewuStseins verrat. W enn man nun ein- für absolutistische Herrschaftssysteme,
wendet, die Subjekte in diesen Bildem vertreten eben die seien sie religiôser oder politischer Natur,
Idéologie dieser sozialen Klasse, die sie reprâsentieren, oder für obskure irrationale Heilslehren,
seien es künstlerische, philosophische
und das Werk der Blumes besteht darin, diese Idéologie
(westliche und ôstliche), oder für
sichtbar zu machen, so hait dieses Argument einer ge- GrôSenwahn und Allmachtsphantasien,
naueren Analyse nicht stand. Denn es sind gerade die oder aber auch für den kleinbürgerlichen
Vorteile der ihnen einvem ehmlich zugeschriebenen Mief des Puritanismus. Das sich Versa
gen von etwas, die Askese, das Wesen des
transzendentalen Âsthetik, w elche sich logischerweise zu Tuns von sich ab und dem Jenseits
ideologischen Nachteilen verkehren müssen. Es ist eine zuwenden, das Sehnen nach dem Jen
logisch werkimmanente Konsequenz der transzendenta seits seiner selbst, ist eine verdoppelte
Négation der eigenen Ohnmacht, eine
len Âsthetik, daS sie sich das G enieSen versagt. Die
Verkehrung des Verlustes in einen
Blumes ironisieren die lustfeindliche Moral der mittel- Triumph, typisch für die Logik des
stândischen Askese genausowenig wie die transzenden- Phantasma im »unglücklichen BewuSt
tale Âsthetik selbst. Sie sind beide Trâger derselben. Sie sein». Wohingegen die Befriedigung
des BewuStseins der Selbstândigkeitzur
sind von beiden affiziert. Sie sind nicht nur Rollentrager,
Wirklichkeit der Freiheit gehôrt und zur
sondem auch Mitbeteiligte. Zu sehr ist ihr Subjekt Knecht Bewegungdes BewuStseins selbst;
der Dinge, Opter der Last des Lebens, zerrissen von der »denn es (dieses BewuStsein) istBegierde,
Macht der Dinge, in ihrem Strudel herumgewirbelt. Arbeit und GenuS; es hat als BewuStsein
gewollt, getan und genossen.«31 Wer die
Furcht, wenn auch in die Groteske gewendet, herrscht
Furcht fürchtet und ihr ausweicht bzw.
in diesen Bildem. Der Vater ist noch nicht symbolisch davonlâuft, wirft den Herm ebenso-
getôtet. wenig ab, wie der, welcher sich das Begeh-
Das Entsagen des GenieSens als Ausdruck obskurer ren und das GenieSen versagt, ebenfalls
aus Furcht (!), aus Schuldgefühlen, welche
Heilshoffnungen - und zahlreich sind die Belege, mit de- die môgliche Strafe des Herm antizipie-
nen Heilsgesten im Werk der Blumes auftreten - ist auch ren. Wer auf den GenuS als Frucht seiner
fur jenen pseudoreligiôsen, irrationalen Zug verantwort- Arbeit verzichtet, leistet im Grande Ver-
zicht auf seinen eigenen Willen und
lich, der in den Bildem der Blumes gesehen wird. Das Ver-
»seine in der Arbeit und im Genusse ent-
haltene Wirklichkeit«.32 Das Telos einer
Politik des Sich-Versagens ist im Grande
Unterwerfung. Im bloSen Jenseitstaumel
steckt Wirklichkeitsverzicht, der nicht
nur selbstzerstôrerisch ist, sondem auch
allgemein zerstôrerisch. Im Wirklich
keitsverzicht wird auch »in Wahrheit und
vollstândig das BewuStsein der inneren
42 und âuSeren Freiheit« aufgegeben.33
Jede Verzichtepolitikgrenztf JJbst-
entâufierung. Wirklichkeitsvèrrrcht ist
Unterwerfungsideologie. »Durch diese
Momente des Aufgebens des eigenen Ent-
schlusses, dann des... Genusses. .. und
der Wirklichkéit als seines Fürsichseins«
hat das BewuStsein die GewiSheit, »in
Wahrheit seines Ich sich entâufiert und
sein unmittelbares SelbstbewuStsein zu weigem des Begehrens erzeugt, die latente jenseitige
einem Dinge, zu einem gegenstândlichen Stimmung und übersinnliche Religiositât im W erk der
Sein gemacht zu haben.«34
Blumes. Irgendwie glaubt m an zu spüren, daS in einer
Die Selbstândigkeit der Dinge leistet
dem Ich Widerstand, hindert es, sich im Ecke dieser Râume eine kleine Madonna aus Plastik steht
Genusse zu befriedigen. Deswegen Diese »Übersinnlichkeit«, welche ihre Fotografien gerade
schiebt der Herr den Knecht dazwischen, wegen der angewandten fotografischen Technik ausstrah-
der die Selbstândigkeit der Dinge bear-
len, betonen dieses Jenseits-Phantasm a kleinbürgerlich
beiteL Der Herr môchte durch diese
Zwischen-Schaltung (der Abarbeitung) irrationalen Zuschnitts. Eben weil die Gegenstânde in den
den Dingen als unselbstândige begegnen Fotografien so unglaublich herumfliegen, so unirdisch der
und als solche rein genieSen. A ber mit der Schwerkraft und der sinnlichen Anschauungtrotzen, zeu-
von einem Anderen erarbeiteten Unselb-
gen sie von unirdischen, übersinnlichen, jenseitigen Ei-
stândigkeit der Dinge versagt sich der
Herr selbst den absoluten GenuS, indem genschaften und Botschaften. Ihre Fotografie hat dadurch
er ohne Bewâhrung bleibt Er konsumiert etwas »Mediumistisches«. Die Gegenstânde erscheinen,
nur, das heiSt, genieSt nur oberflâchlich, aber nicht als Gespenster einer abgestorbenen bürgerli-
ohne die eigene Arbeit und Leistung,
bleibt also in der Abhângigkeitvon einem
chen Welt. Sie erscheinen âls Geister, als Botschaften von
bestimmten Dasein, nâmlich dem Knecht, noch lebenden Geistem aus einer anderen besseren Welt.
der die Dinge für ihn durch seine Arbeit in Kants »Erscheinungen« bekom men durch das Versagen
unselbstândige verwandelt Der Herr
des GenieSens eine spiritualistische Verzerrung.
bleibt also selbst unselbstândig, kann nicht
über das Sein Meister werden. Das Die Stellungnahme der Blumes gegen die Begierde und
Konsumverhalten des Spâtkapitalismus für das Versagen des Genusses in ihrem künstlerischen
bezeichnet genau jene Unselbstândig- W erk bedeutet natürlich eine Einschrânkung. Denn wie
keit des Subjekts, seines Begehrens und
Hegel ausführt, gehôren GenieSen und Begehren zur Ar
GenieSens, das abhângig ist von der
Arbeit anderer. Konsumsucht ist also beit des BewuStseins. Verzicht auf die Lust der Begierde
nicht eigenüiches GenieSen, sondem und des GenieSens bedeutet daher Schwâchung und par
falsches oberflâchliches GenieSen tielle Verweigerung der Befriedigung des BewuStseins.
eines knechtischen BewuStseins. Der
Konsument ist der Knecht, der glaubt,
Entsagen des GenieSens bedeutet, einen Teil der Erfah-
der Herr zu sein, bzw. er ist der Herr, der rungs- und Erkenntnismôglichkeiten zu negieren, eine
nicht weiS, daS er Knecht ist Konsum Verengung, wie ich es von Anfang an als Gefahr der trans-
sucht ist GenieSen als SelbstentâuSerung, zendentalen Âsthetik beschrieben habe. Das GenieSen
als Aufgabe seines.SelbstbewuStseins.
In der Konsumsucht wird das Selbstbe auszuschlieSen, bedeutet tendenziell Betrug am BewuSt
wuStsein zu einem gegenstândlichen sein, Knebelung der Selbstândigkeit und Einschrânkung
Sein. Das Ich entâuSert sich in die der Freiheit aus Angst vor künftiger Strâfe, aus Angst vor
Dinge. Es wird selbst dinghaft. Konsum
dem absoluten Wîllen des Herm, bedeutet heimliche Un-
sucht tilgt die Furcht und ist somit das
Glück eines unglücklichen, verdinglich-
ten BewuStseins. Der Glamour der
Warenkunst leistet dieser Illusion Vor-
schub, indem er sie bejaht Wenn
Schelling geschrieben hat: »Das empiri-
sche Ich existiert nur mit und durch
Objekte«, dann sagte er bereits im nâch-
sten Satz: »Aber Objekte allein würden
niemals ein Ich hervorbringen.«35 43
terwerfung unter die Totalitât des gegenstândlichen Seins,
bedeutet eine Verwerfung des Ichs als verdinglichtes
Subjekt. Die Entsagung des GenieSens bewirkt gerade das
Gegenteil des ursprünglichen Ziels. Deshalb wâre eine
Heiterkeit wünschenswert, die der Ausdruck eines furcht-
losen Glücks ist, die das Fürchten nicht fürchtet. Dieses
Versagen der Lust des Subjekts ist schon im Titel der Ar-
beit selbst abzulesen. So wie, gemàfè der transzendentalen
Philosophie, die Zeichen des Ichs und der Anwesenheit
des m enschlichen Kôrpers an die Objekte delegiert wur-
den, so auch das Wollen, Tun und Geniefèen des BewuÊt-
seins. Daher lautet der Titel nicht »Ich-Extasen«, sondem
»Vasen-Extasen«. In den »Vasen-Extasen« kommt also das
Versagen der Ekstasen selbst zum Ausdruck. Die Selb-
stândigkeit der Dinge, an der das Ich sich reibt, wird aufge-
wertet zu einer gleichsam religiôsen Ekstase, statt dem Ich
das Geniefêen zu gewâhren, durch welches der Wider-
stand der Dinge aufgearbeitet wird.
So ist das Bewufêtsein als Zeichen des Ichs zwar anwe-
send auf diesen Bildem, aber indem es nicht geniefèt, ar-
beitet es nicht. Die Ursache dafûr ist ein ambivalenter
Phallozentrismus, der vielleicht auch erklâren mag, wieso
mit wenigen Ausnahmen keine Frau, z. B. Anna Blume,
die Leerstelle des Ichs und die Rolle des Subjekts in den
Foto-Inszenierungen übemimmt. Dieser erstaunliche Man-
gel wird aber spâter noch behandelt.
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bracht, um diesen Verfall der Zeit (»Fugit
irreparabile tempus«) ihr Fliehen, diese
Durch die Arbeit, das Begehren und das Abstraktion durch Verzeitlichung, Zeitmes-
GenieEen, durch Eigensinn und Eigentum, sung aller Lebensvorgânge aufzuhalten.
sind die Dinge in die Sphâre der Waren ein- »Sieht man nun vom Gebrauchswert der
getaucht Marx hat auf den Fundamenten Warenkôrper ab, so bleibt ihnen nur noch
Hegels die Kantsche Philosophie der Dinge eine Eigenschaft, die von Arbeitsprodükten.
einer Kritik unterzogen. Auf Kants »Kritik Jedoch ist uns auch das Arbèitsprodukt be-
der reinen Vemunft« (1781) und die »Kritik reits in der Hand verwandelt Abstrâhieren
der praktischen Vemunft« (1788) folgt wir von seinem Gebrauchswert, so abstra-
1859 »Zur Kritik der politischen Ûkono- hieren wir auch von den kôrperlichen
mie« von Marx, welche das eçste Kapitel Bestandteilen und Formen, die es zum
seines Werkes »Das Kapital« (1867) bildet, Gebrauchswert machen. Es ist nicht langer
mit dem berühmten Abschnitt und Ab- Tisch oder Haus oder Gam oder sonst ein
schluE »Der Fetischcharakter der Ware«. nützlich Ding. Aile seine sinnlichen
War der Gegenstand bisher eher ein Beschaffenheiten sind ausgelôscht
Abstraktum, an dem sich Perspektiven des Es ist auch nicht langer das Produkt der
BewuEtseins, der Freiheit, der Ich-Identitât, Tischlerarbeit oder der Bauarbeit oder der
des Absoluten, der Erfahrungs- und Spinnarbeit oder sonst einer bestimmten
Erkenntnismôglichkeit entwickelten, so hat produktiven Arbeit Mit dem nützlichen
Marx den Gegenstand seines metaphysi- Charakter der Arbeitsprodukte verschwin-
schen und idealistischen Kleides beraubt det der nützliche Charakter der in ihnen
und unmittelbar in die Wirklichkeit der rea- dargestellten Arbeiten, es verschwinden
len Bedingungen der Menschen gestellt also auch die verschiedenen konkreten
In dieser Welt, wo die Dinge als Waren zirku- Formen dieser Arbeiten, sie unterscheiden
lieren, stellt er aber weiterhin die gleichen sich nicht langer, sondem sind allzusamt
Fragen nach Freiheit, Bewufitsein, Arbeit reduziert auf gleiche menschliche Arbeit,
etc., nur unter etwas umgekehrten Vorzei- abstrakt menschliche Arbeit
chen. Daher hat das erste Kapitel von »Das Betrachten wir nun das Residuum der
Kapital« die Überschrift »Die Ware«. Die Arbeitsprodukte. Es ist nichts von ihnen
Ware wird zunâchst definiert als »ein âufie- übriggeblieben als dieselbe gespenstische
rer Gegenstand, ein Ding, das durch seine Gegenstândlichkeit, eine bloEe Gallerte
Eigenschaften menschliche Bedürfnisse unterschiedsloser menschlicher Arbeit,
irgendeinerArtbefriedigt«36 (Nochmals d. h. der Verausgabung menschlicher
das Befriedigen eines Begehrens.) Dann Arbeitskraft ohne Rücksicht auf die
unterscheidet er bekanntlich zwischen Form ihrer Verausgabung. Diese Dinge
Gebrauchswert und Tauschwert der Ware stellen nur noch dar, daS in ihrer Produk-
und wirft dadurch über die bürgerliche tion menschliche Arbeitskraft verausgabt,
Metaphysik der Dinge den Todeshauch. menschliche Arbeit aufgehâuft ist Als
Im »ProduktionsprozeE des Kapitals«, so Kristalle dieser ihnen gemeinschaftlichen
der Titel des ersten Bûches, erscheint die gesellschaftlichen Substanz sind sie
Welt der Dinge als gespenstisches Reich von Werte - Warenwerte.«37
Toten. 1m ProduktionsprozeE des Kapitals Die Gegenstânde segeln als Gespenster
als Wille und Vorstellung der Welt erlischt in der Welt des Kapitals herum, wo auch
nâmlich im Warenwert der eigentliche die menschliche Arbeit zu einem Àbstrak-
Dingcharakter. Die Dinge verlieren ihren tum wurde, nicht zu einer Arbeit des
sinnlichen oder menschlichen Charakter, SelbstbewuEtseins, sondern zur Selbstent-
so wie sie ihren Gebrauchswert verlieren, âuEerung. Daher heiÊt das bedeutendste
da ja in der betrachteten Gesellschaftsform ôkonomische Werk des 20. Jahrhunderts
nur der Tauschwert der Ware zâhlt Indem auch »Warenproduktion durch Waren«
aile Dinge zu Waren und Waren zu Geld von Piero Safra. Die Warenform der Dinge
werden, wird ein ungeheurer Abstraktions- stellt eine radikale Transformation der
prozeE eingeleitet, an dessen Ende eine Gegenstânde und der philosophischen
universale Verzeitlichung der sozialen Pro- Betrachtung der mit ihnen verbundenen
zesse steht (»Time is money.«) Die Dinge Begriffe wie Freiheit, BewuEtsein, Ich,
verschwinden gleichsam im ProzeS der Arbeit, Macht, GenieEen, Begehren etc. dar.
Abstraktion der Warenwerte. 1m Barock, der Das Ding als Ware gibt neue Geheimnisse
Morgendâmmerung des Monopolkapitalis- und Râtsel auf. Diese haben mit dem
mus, wurde daher die Allégorie hervorge- fundamentalen Grundgesetz der neuen
Dingwelt in \ ^form zu tun, nâmlich mit
der absoluter^nabhângigkeit des Tausch-
werts einer Ware von ihrem Gebrauchs-
wert Auf dem Markt verlieren die Dinge
ihre Unschuld und IdentitâL Sie spalten
sich in Gebrauchs- und TauschwerL
Als Waren überleben die Dinge nur
J
durch ihren Tauschwert. Ihre Ontologie,
Die Selbstàndigkeit der Waren, mit eigenem Leben be- ihre Metaphysik ist durch diese doppelte
gabte W esen zu sein, kein Iebloses Nicht-Ich, sondem Existenz, Ding (im Gebrauch) und
Nicht-Ding (im Tausch) zugleich zu sein,
selbst eine Art lebendiges Ich zu sein, was eben das Ge-
gebrochen. Galt bisher die Dialektik von
heimnis ihres Fetisch-Charakters ausmacht, widersetzt Ich und Ding (als Nicht-Ich), kann nun das
sich dem idealistischen Glauben an die Setzung der Dinge Ding selbst (wie das Ich) gespalten werden
durch das Ich. Der Fetisch-Charakter der Dinge als W are in Ding und Nicht-Ding. Die Entzweiung
des Subjekts (im unglücklichen BewuËt-
ist die erste Verletzung der idealistischen Ich-Philosophie,
sein) wird auf die Objekte selbst über-
die Entdeckung des Unbewufêten, ihr Waterloo. tragen. Diese »unglücklichen Dinge«
Die selbstàndige Entwicklung und Bewegung der W are heiBen Waren. Sie zâhlen nun nicht mehr
im Tausch macht sie den Lebewesen der Natur oder den wegen ihrer Nützlichkeit, ihr Wert wird
nicht mehr durch ihre Brauchbarkeit
Gôttem vergleichbar. Dadurch bleibt die W are einerseits
bestimmt, durch ihre Dinghaftigkeit,
als Gegenstand sinnlich, als W are selbst wird sie übersinn- sondem durch einen abstrakten Tausch
lich. Dieser auratische sakrale Fetischcharakter der W are werL Daraus entsteht eine neue Qualitât
ist aber von ihr nicht zu trennen, wie Marx selbst sagt, da der Dinge: der Fetischcharakter der Ware.
er die Ware als Ware gleichsam konstituiert. Bei der Evo Der Glamour des Gegenstands:
lution der Maschinen wird diese Selbsttàtigkeit (Automa- die Ware - die Ware:
ten) und Selbstàndigkeit (intelligente M aschinen) noch die Geburt des Spektakels
zunehmen. Insofem ist eine Âsthetik notwendig, welche
Wir müssen uns endgültig bewuBtwerden,
diese Produkte des m enschlichen Geistes nicht über- die Dinge gibt es nicht mehr. Wir leben in
fetischisiert und mit übersinnlichen Attributen versieht, einer Welt der Waren. Auch das Land,
sondem im Gegenteil die religiôse Fetischisiem ng des die Natur sind Waren geworden. Was uns
umgibt, worauf wir unser Ich beziehen
Gegenstands unterkühlt. W enn die Gegenstânde bei den
kônnen, sind Waren. Was wir erzeugen,
Blumes wie UFOs, unidentifizierte fliegende Objekte, sind Waren. Was wir setzen, sind Waren.
schweben, dann nâhem sie sich dieser Gefahr, dem Gla- Das Geheimnis der Warenform verformt
mour des Gegenstands zu erliegen, nicht im Warenfetisch, auch unsere Ichformen, unsere Vorstel-
lungen von Souverânitât, Subjekt und
wie die Objekte der Warenkunst des Neo-Pop, sondem
SelbstbewuËtsein.
gerade durch die übersinnlich-überirdische Sakralisie- Marx schreibt in »Das Kapital«: »Eine
rung. Antithetisch kann dadurch der gleiche Pseudoge- Ware scheint auf den ersten Blick ein
brauch des Lebens, ein sich der Erfahrung verweigemdes selbstverstândliches, triviales Ding. Ihre
Analyse ergibt, daË sie ein sehr vertracktes
Pseudoleben entstehen wie beim Spektakel. Das m ônchi- Ding ist, voll metaphysischer Spitzfindig-
sche Leben wie das Konsumleben kônnen beide, wenn keitund theologischer Mucken. Soweit
auch antithetisch, ein Pseudoleben sein. Es verbindet Gebrauchswert, istnichts Mysteriôses an
sie die gleiche »Verbannung der menschlichen Krâfte ins ihr, ob ich sie nun unter dem Gesichtspunkt
betrachte, daB sie durch ihre Eigenschaften
Jenseits«. menschliche Bedürfnisse befriédigt oder
diese Eigenschaften erst als Produkt
menschlicher Arbeit erhâlL Es ist sonnen-
klar, daË der Mensch durcir seine Tâtigkeit
die Formen der Naturstoffe in einer ihm
nützlichen Weise verândert Die Form des
Holzes z. B. wird verândert, wenn man aus
ihm einen Tisch macht Nichtsdestoweni-
46 ■ger bleibt der Tisch Holz, ein ordinâres
sinnliches Ding. Aber sobald € |Ware
auftritt, verwandelt er sich in em-siimlich
übersinnliches Ding. Er steht nicht nur mit
seinen Füfien auf dem Boden, sondem er
stellt sich allen andren Waren gegenüber
auf den Kopf, und entwickelt aus seinem
Holzkopf Grillen, viel wunderlicher, als
wenn er aus freien Stücken zu tanzen
begânne. Der mystische Charakter der
Ware entspringt also nicht aus ihrem
Gebrauchswert«3S
»Woher entspringt also der, râtselhafte
Charakter des Arbeitsprodukts, sobald es
Warenform annimmt? Offenbar aus dieser
Form selbst.
Das Geheimnisvolle der Warenform
besteht also einfach darin, daS sie den
Menschen die gesellschaftlichen Charak-
tere ihrer Arbeitals gegenstândliche
Charaktere der Arbeitsprodukte selbst,
als gesellschaftliche Natureigenschaften
dieser Dinge zurückspiegelt^9
Wenn die Eigenschaften sozialer Pro-
dukte und Prozesse, die verânderbar sind,
eben weil sie sozial sind, als Eigenschaften
von Dingen oder gar der Natur ausgege-
ben werden, dann deswegen, um die
Idee der Verânderbarkeit unmôglich zu
machen, und um die endgültige Unter-
werfung des Ichs unter das Ding als
absolut und unabwendbar zu stabilisieren.
Das Ding wird zum Gott.
»Um daher eine Analogie zu finden,
müssen wir in die Nebelregion der
religiôsen Welt flüchten. Hier scheinen
die Produkte des menschlichen Kopfes
mit eignem Leben begabte, untereïnan-
der und mit den Menschen in Verhâltnis
stehende selbstàndige Gestalten. So in
der Warenwelt die Produkte der mensch
lichen Hand. Dies nenne ich Fetischismus,
der den Arbeitsprodukten anklebt,
sobald sie als Waren produziert werden,
und der daher von der Warenproduktion
unzertrennlich ist.<d°
Marx verwehrt sich also gegen »den
gegenstândlichen Schein der gesellschaft
lichen Charaktere der Arbeit«. Der
Universalismus des Warenfetischs, das
Vordringen der Warenform in aile Berei-
che des Lebens, heifSt Reifikation (Ver-
dinglichung). Dann, wenn eben aile
sozialen Beziehungen des Menschen wie
Dinge behandelt werden. Er wehrt sich
somit gegen ein Selbst und ein BewuSt-
sein als Ding, gegen ein gegenstând-
liches Sein, gegen den ProzelS der univer-
salen Verdinglichung.
Die Herrschaft der Ware nimmt das ge- 47
samte gesellf iliche Leben in Beschlag.
Sie verwanderwflcht nur.die menschliche
Arbeit zur Ware Arbeit, zur Lohnarbeit,
sondem sie verwandelt auch die künstleri-
schen Produkte in Ware. »Die Kultur, die
ganz und gar zur Ware geworden ist, muS
auch zur Star-Ware der spektakulâren
Gesellschaftwerden«, schreibt daher
Durch die Erzeugung der Dinge durch die Menschen 1967 Guy Debord, die Zentralfigur der
haben die Dinge auch Eigenschaften ihrer Erzeuger: intemationalen Situationisten, der viel-
leicht wichtigsten Kunstbewegung Ende
durch die beabsichtigte Delegierung menschlicher Trieb-
der 50er Jahre, in seinem einflufirei-
mom ente und Eigenschaften an die O bjekte selbst, beneh- chen Werk »Die Gesellschaft des Spek-
men sich die Dinge scheinbar wie Menschen. Man baut takels«.41 Jedes Erlebnis, jede Erfahrung
viele Maschinen, damit diese m enschliche Funktionen wird in der totalen Warenwelt zum
Spektakel. »Die zugleich anwesende
übem ehm en. Man konstruiert viele Dinge, um m enschli
und abwesende Welt, die das Spektakel
che Bedürfnisse besser zu befriedigen. Jed es Ding ist zur Schau stellt, ist die jedes Erlebnis
grundsâtzlich anthropomorph. Die Dinge geben auch beherrschende Warenwelt«42 Im
Auskunft über ihren Produzenten. Die Dinge in »Vasen- Spektakel beschlagnahmt die Ware das
gesamte gesellschaftliche Leben.
Extasen« bewegen sich so, als glaubten sie an die Aufer-
Der gegenstândliche Schein fâllt auf
stehung. Die Verbannung der menschlichen Krâfte und die Gesamtheit der sozialen Prozesse, auf
Hoffnungen ins Jenseits, die im Entsagen der Lust artiku- die Verhâltnisse zwischen Personen und
liert wird, übertràgt sich auf die Dinge. W enn sie wie UFOs Dingen, wie auf die Verhâltnisse zwischen
Personen und Personen. Das Spektakel,
erscheinen, wie übersinnliche Dinge aus einer anderen das die Wirklichkeit verkehrt, »ist eine
Welt, aus dem Jenseits, dann eben deswegen. Die Erlô- Anschauung der Welt, die sich vergegen-
sungssehnsucht der Subjekte in den W erken der Blumes stândlichthat«43 Das Spektakel ist »die
wird sogar von den abgebildeten O bjekten geteilt. Dies ist Behauptung jedes. .. gesellschaftlichen
Lebens als eines bloEen Scheins«.44 »Das
ebenfalls eine Konsequenz der idealistischen Philosophie Spektakel ist nicht nur der Diener des
und Âsthetik. Die Fotos bilden gleichsam die ekstatischen Pseudogebrauchs, es ist bereits in sich
Zustënde eines Chors ab, der aus Dingen und Subjekten selbst der Pseudogebrauch des Lebens.«45
»Das Spektakel unterjocht sich die leben-
besteht, die aile an die Wiederauferstehung glauben.
digen Menschen. Es ist der getreue
Widerschein der Produktion der Dinge
und die ungetreue Vergegenstândlichung
der Produzenten.«46 »Das Spektakel ist
die technische Verwirklichung der Ver
bannung der menschlichen Krâfte in ein
Jenseits; die vollendete Entzweiung im
Inneren des Menschen.«47
Wir sehen, wie die Denkfiguren von
Hegel bis Maixwiederkehren und weiter-
leben, zu Ende gelesen werden, aller-
dings als verdoppelte Kritik, als négative
Dialektik.
In der Warengesellschaft gibt es also
weniger Erkenntnis der Dinge, als verding-
lichte Erkenntnis, werden die Erscheinun-
gen nicht mehr gerettet, sondem jede
Rettung ist Schein. Die Gegenstânde der
Erfahmng werden zur Vergegenstândli
chung der Erfahrung. Die Selbstreflexion
wird zum Spektakel von Waren, die sich
selbst anschauen. Auch Raum und Zeit
werden zu Warenformen. War bei Kant
48 die Zeit »die wirkliche Form der inneren
Anschauung«, so sagt D e b o rf^ ^ r den
Hochkapitalismus: »Die pseuc.wfklische
Zeit ist in Wirklichkeit nur die konsumier-
bare Verkleidung der Zeit der Produktion,
der Zeit als Ware. Die Zeit die ihre Basis in
der Produktion der Waren h at ist selbst
eine konsumierbare Ware.«48 Die zykli-
sche Zeit der Naturwird von derpseudozy-
klischen Zeit der Wirtschaft überlagert und
durchbohrt Die Warenzeit gekennzeich-
net von den Spiralen des Tauschwerts, die
neue begehrte Unendlichkeit, triumphiert
über die Zeit des Kôrpers und dessen
Endlichkeit Monopol auf (geschichtliche
und wirtschaftliche) Zeit bedeutet Herr-
schaft über das Sein, daher tendieren die
Meister des Seins danach, Zeit als Ware zu
verkaufen (z. B. Kredite) und erlebbare
Zeit im pseudozyklischen Warenkon-
sum sozial abzuschaffen. Erlebbare Zeit
wird zur Zeit der Produktion und zur Zeit
des Konsums entfremdet Daher: »Die
Wirklichkeit der Zeit ist durch die
Werbung fur die Zeit ersetzt worden.«49
Chronokratie als Warenzeit
Bei dieser gesellschaftlichen Herr-
schaft der Zeit als Ware ist »die Zeit ailes,
der Mensch nichts mehr; er ist hôchstens
noch die Verkôrperung der Zeit« (Das
Elend der Philosophie.) Es ist die entwer-
tete Zeit die vollstândige Umkehrung
der Zeit als »Raum der menschlichen
Entwiddung«.50
57
Das Ich u n c ^ J) Sein
Das Subjekt und die Spaltung: sauberen Wohnungen. In der inszenierten Abstraktion
Ich ist ein Anderer der Fotografie kann also auch eine anale Aggressivitât,
Die Furcht des Herm eine Ordnung der Fëkalitât zum Àusdruck kommen.
ist der Anfang der Weisheit » In dieser oralen Einverleibung des Ichs durch die Vase
G.W.F. Hegel79
ist nicht nur ein RegreE in den Utérus, in den Mutterleib zu
Der Ausweg ist schrecklich, aber zumindest sehen, sondem ihrer gleichzeitigen phallischen Funktion
nicht eine derart schreckliche Tâuschung
wegen auch eine Angst, nâmlich die Angst vor dem Frem-
wie die hermeneutische Phénoménologie,
nicht so trostlos wie die politische Onto den. In dieser Angst des Ichs, von Objekten aufgesaugt zu
logie. Eine komplizierte Kreuzungvon werden, drûckt sich die Angst aus, das Eigene werde im
Hegel und Kant, gelesen durch de Sade, Fremden aufgehen, verschwinden. Die freiwillige Selbst-
Saussure und Jakobson und auf Freud
aufhebung ist vorauseilende Abwehr der Emiedrigung
angewandt, allerdings mit Phénoménolo
gie abgesichert, weist auf eine môgli- durch das Fremde. In dieser Angst artikuliert sich die Ab
che Richtung des Auswegs des Ichs aus wehr des Anderen. Die Rolle des Anderen, des UnbewuE-
dem Reich der Dinge. Der Fluchtpreis ist ten, des Verdrângten fehlt in diesen Werken. Darum fehlt
allerdings paradox. Der Absturz des
Subjekts wird ausgerechnet durch die
auch die Frau. Oder bedeutet die Abwesenheit der Frau,
Abdankung des Ichs gemildert, und der des Anderen, gerade den Hinweis auf das Verdrângte, das
Zwang der Dinge wird ausgerechnet UnbewuSte, also die Aufarbeitung der Verdrângung? Die
durch ein neues Objekt gelockert Der
Verwerfung des Anderen kommt durch den phantasmati-
Name dieses Dings ist»Objektklein a«, und
die Rede ist von Jacques Lacan. schen RegreE in den Mutterleib, die orale Einverleibung
Von Anfang an ist das Subjekt auf der durch die Vase, zum Ausdruck. Aus der Erfahrung des
Suche nach jeweils spezifischen Objekten, Mangels, die verdrângt wird, entsteht der Wunsch nach ei-
die sein Begehren befriedigen. Primér liegt
ner organischen, anthropomorphen Totalitàt zwischen Ich
also ein Verlust, ein Mangel vor, den der
Wunsch des Subjekts füllen môchte. Die und Ding, die aber nur imaginierbar ist. In so .einem
Wunscherfüllung konstituiert das Reale, (W unsch-)Denken muE der Andere verworfen bleiben,
dort, wo Phantasie und Realitét zusam- auch der Andere in sich selbst. Da der Andere (im Namen-
menfallen. Das Reale ist also nicht zu
verwechseln mit Realitét Der Wunsch
des-Vaters) aber trotzdem bleibt, kommt es zu »ôdipalen
will deshalb immer mehr als die reale Komplikationen«, wie eine Arbeit von Bem hard Blume
Befriedigung des Jetzt weil die Phantasie heiEt - (allerdings von ihm selbst mit einem Fragezeichen
jenen Aspekt des Subjekts darstellt der versehen).
»das ins Unendliche fast nicht Objektive«
(Schelling) verkôrpfërt »Alle Lust Die verdrângte Kastrationsangst, die aus dem Schrek-
will Ewigkeit« - mit dieser Formel hat ken der Einverleibung durch das Andere spricht, verur-
Nietzsche der Endlichkeit der Hegelschen sacht auch das Versagen des GenieEens. Das Verdrângen
Freiheit die Unendlichkeit desWunsches
wird verdrângt und das GenieEen wird versagt. Das Ver-
gegenübergestellt Lacans Mehrlust Der
Mangel wird also für das Ich nie gelôscht
sondem ist im Gegenteil für die Konstruk-
tion des Ichs notwendig, natürlich auch das
Ertragen des Mangels. Durch die Ewigkeit
der Mehrlust die das Weiterleben des
Ichs garantiert wird aber auch der Mangel
verewigt Daher ist das Geniefien als
Abarbeiten dieser Unendlichkeit für das
Subjekt absolut notwendig. 61
Der M ens^~^B. die Mutter, ist das
erste Objekt ___ Begehrens des Subjekts.
Das Ich setzt also nicht sich selbst, es setzt
auch nicht das Nicht-Ding, das Objekt,
wie die klassische Philosophie idealisti-
schen oder phânomenologischen Zu-
schnitts, sondern im Begehren des Subjekts
wird das andere Ich zum Objekt, d. h. ent-
dràngen ist beim Subjekt dieser Fotografien nicht anwe- wickelt sich wieder die Hegelsche Dialektik
send, ist aber ein Ergebnis der Verdrângung. Verdrângung von Knecht und Herr, die Macht Das
Ich setzt also das Andere, den Anderen.
und Verwerfung des Anderen stehen deshalb in ursâchli-
»Das Ich (je) ist nicht das Ich (moi)«, sagt
chem Zusammenhang, weil im Entsagen des GenieSens Lacan. »Ich bin Ich und setze mich selbst«,
auch das Eingestàndnis des Mangels versagt wird. In der sagte noch Fichte. Das Ich setzt sich
Abwehr des Fremden wird die Angst ausgedrückt, die ver- aber nicht selbst als Ich, sondern konstru-
iert sich durch den Anderen. »Ich ist ein
dràngte Angst, das Fehlen des Anderen als Ursache des
Anderer« - diesen Topos der Moderne
Begehrens einzugestehen. hat Rimbaud erôffnet Das fundamental
Der Andere wird als Ursache des Begehrens verdràngt Schizoide im Homo sapiens durch seine
und verworfen und mit ihm das Begehren selbst. Ich be- Subjekt-Objekt-Beziehung ist ein RiÊ, der
nur aufdem Feld des Realen, der imaginâ-
gehre, daher bin ich, und ich bin, daher begehre ich -
ren totalen Wunscherfüllung, also in der
diese Dialektik existiert im Subjekt dieser Bilder nicht, Psychose, verhüllbar ist. Das Subjekt
sondern nur das Cogito. Es wird verdràngt, da£ wir nicht konstituiert sich also aus diesem RiS.
nur Gefangene der Gegenstânde, sondern auch des B e Eine aufmerksame Lektüre von Kant
hâtte das aber schon angedeutet »Ich bin
gehrens sind, gefesselt an den Mangel. Im Fehlen der Be- mir meiner selbst bewufêt, ist ein Gedanke,
gierde wird der Mangel verewigt statt der Mehrlust. Genie- der schon ein zweifaches Ich enthâlt, das
Êen wird versagt, statt dessen gibt es Mehrverlust. (Man Ich als Subjekt und das Ich als Objekt« Dàs
kônnte daher auch von »Vasen-Verlusten« sprechen.) Ich als Cogito ist das Subjekt, die Person.
Das Ich als Cogitatum, als intentionales
Dadurch wird die Spaltung des Subjekts auf eine Spal- Objekt des BewuStseinsaktes, ist Objekt
tung zwischen Ich und Ding reduziert. Denn im Verdrân- der Anschauung. Das Denken, das »Ich
gen des Mangels als Ursache des Begehrens, aus dem die denke«, erzeugt schon die Spaltung im
Subjekt selbst. Das Ich ist also nicht nur
Spaltung des M enschen als Subjekt und Objekt des B e
das Denken. Die Spaltung gehôrt zum
gehrens erwàchst, wird auch die Spaltung des Subjekts Wesen des denkenden, sprechenden Ichs.
verdràngt, das sich als Mangel erfahrt, als W esen, welches Das Begehren spaltet das Ich ebenso.
das Sein aufhebt. Die Spaltung des Subjekts, das sich im In der Reflexion macht sich das Subjekt
zum Objekt seiner Selbst Im Begehren,
Begehren des Anderen erfüllt, zumindest symbolisch,
im »Ich wünsche«, macht sich das Subjekt
wird ausgesetzt, weil nicht akzeptiert wird, daE seit der zum Objekt des Anderen, in dessen Macht
Entdeckung des UnbewuSten das Ich sich selbst nicht die Befrîedigung des Begehrens liegt In
mehr setzen kann. Daher wird der Andere ausgelôscht, der Wunscherfüllung bin ich abhângigvom
Anderen, denn nicht ich selbst kann
fehlt die Frau. Daher regressiv, daher Vase, daher Mutter- meinen Wunsch erfüllen. Das Wesen des
leib, daher Verschwinden in den Dingen statt in Personen. Wunsches besteht ja darin, über das Feld
Die phallische Ordnung wird deshalb so anal aggressiv, meines Ichs hinauszugehen. Ich wünsche
weil das Subjekt die Bedrohung der Spaltung nicht ertra- ja, weil ich selbst mir nicht genügend
bin, ich wünsche mir nur etwas, das
auEerhalb meines Ichs liegt. Im Wissen wie
im Begehren erzeuge ich also den Anderen,
die Macht des Anderen.
Aus der Macht des Anderen über das
Ich konstituiert sich also das Subjekt. »Am
Nebenmenschen lernt darum der Mensch
erkennen«, schreibt Freud. Er ist »das
erste Befriedigungsobjekt, im femen
62 das erste feindliche Objekt«, wenn er die
Befriedigung nicht gewâhrer<~"\
oder versagt aher auch dritlL^_>die
einzige helfende Macht«.80 Durch das
Begehren wird das Subjekt abhângig vom
anderen. Die Objekte des Begehrens
haben die Macht die Befriedigung
zu gewâhren oder zu versagen. Die
Dialektik des Begehrens wiederholt
also die Dialektik des Herm und Knechts. gen kann. Seit aber das Unbewufète Sein geworden ist, ist
Der Wunsch, der das Subjekt konstituiert, das Ich nicht m ehr Herr im eigenen Haus. Man mufè also
ist immer eingebettet in diese Dialektik
Hegels Worte: »Im Denken bin Ich frei, weil ich nicht in ei-
von Herrschaft und Knechtschaft, von Ich
und dem Anderen. Auch wenn man sich nem Anderen bin« umdrehen und sagên: »Im Denken bin
selbst die Befriedigung versagt, um der ich nur frei, wenn ein Anderer in mir ist.« Nur wenn ich
Macht des Anderen die Wunscherfüllung nicht »schlechthin bei mir selbst bleibe«, und der Gegen-
zu versagen, vorzubeugen, also das Genie-
/ stand, der mein W esen ist, getrennt »mein Für-mich-sein
fien ausschlâgt, steht man daher noch im
mer in der Macht des Anderen. ist«, dann erst kommt das Ich zu sich.
Daher greift die klassische, humanisti- Die Wohnung als allegorîsche Inszenierung der Korres-
sche, rational idealistische Idee des pondenz von Welt und Ich, Leib und Subjekt, wird des-
Subjekts nicht mehr, die bei Descartes
halb so durcheinandergewirbelt - zumindest inszenato-
begonnen hat Auf das Cartesianische
»Cogito, ergo sum«, auf das sich selbst risch, d. h. in der Psychose, denn der Psychotiker ist der-
Husserl noch bezieht, obwohl er Descartes’ jenige, welcher das Reale nur inszeniert - , um diesen
universellen Zweifelsversuch anzweifelt, Zustand des Ichverlusts, d. h. des Kontrollverlusts des Ichs
repliziert Lacan: »Ich denke, wo ich
nicht bin, also bin ich, wo ich nicht denke.«
anzuzeigen, wodurch aber auch offenbar wird, daÊ sich
Zwar gibt es für Husserl auch das Cogito dieses Ich eben nur durch Kontrolle über das Andere
im Sinne »Ich vollziehe einen BewuStseins- (Subjekte und Dinge) definiert. Weil aber das Ich Herr im
akt«, »ich vollziehe cogitationen«. Aber eigenen Haus sein môchte, gibt es von der abgebildeten
diese Cogitatio, »Ich nehme wahr, ich habe
BewuStsein von etwas, ich urteile, ich Wohnung auch Bilder einer fëkalischen Ordnung der Sau-
begehre«, ist nicht von ihrem Cogitatum, berkeit und Strenge, welche die phallische Aggressivitât,
Wahrgenommenen, zu trennen. die angetreten ist, die allseitige Herrschaft des Ichs zu ver-
Im Erlebnis des Cogito richtet sich das
teidigen, karikieren. Seit der Entdeckung des UnbewuE-
Ich auf das intentionale Objekt »Zum
cogito selbst gehôrt ein ihm immanenter ten ist es im Heim des Ichs unheimlich geworden. Jedes
>Blick-auf< das Objekt, der andererseits aus Heim ist für das Subjekt gleichzeitig unheimlich gewor
dem >Ich< hervorquillt, das also nie fehlen den, seitdem Ich ein Anderer is t Daher ist nur ein ver-
kann.«81 Dieses Objekt hat Lacan zum
stümmeltes Ich zu sehen. Hier herrscht noch immer das
berühmten »Objekt klein a« weiterent-
wickelL aïs »kleines Elwas vom Subjekt, Cogito, das UnbewuSte spricht nicht. Fichtes Unterschei-
das sich ablôst, aber trotzdem ihm zuge- dung zwischen Ich und Nicht-Ich hat das Unbewufète als
hôrig ist, von ihm bewahrt wird.« Dieses Nicht-Ich nicht wissen kônnen. Aber ohne diese Einsicht
Objekt erfüllt für das Subjekt das Phan-
tasma des GenieSèns, d. h. die unmôglich
daS das Ich spricht, wo Es ist und dort wo Es ist, Ich
erreichbare Funktion, seinen Mangel zu werden soll, ist diese Unterscheidung nur eine weitere
decken. Das Begehren ist das Phânomen Kontroll- und Kolonisations-Instanz, die das Fremde, das
einer Spaltung, in Ablôsung und Zugehô-
Andere ausschlieSt.
rigkeit, in Anwesenheit und Abwesenheit
(des geliebten Objekts z. B.), in Erfüllung
und Versagung (die Macht des geliebten
Objekts). Die Erfahrungdes ui'sprünglichen
Mangels (z. B. ein Mann zu sein und keine
Frau), der im Subjekt selbst geboren wird,
macht aus dem Wunsch das Begehren
des Anderen, macht die Subjekte zu
»Statthaltern für die Ursache des Begeh
rens* (Lacan). Die unendliche Bewe- 63
gung von M a'^ 'yin d Erfüllung treibt das
Begehren zuL__Jitthalter-Sem des
Begehrens selbst zum Begehren des
Begehrens.
Das »Ich denke« begründet also nicht
die Einheit des Subjekts, da die Dialektik
des Begehrens, wie auch der Reflexion das
Subjekt auf den Anderen verweist, sondem
Es geht also darum, die Spaltungzuzulassen, auf sich zu bezeugt im Gegenteil seine Spaltung im
nehm en und zu ertragen. Denn die Spaltung des Subjekts Sinne »das Ich ist ein Anderer«. Das
»Objekt klein a« - das bloS imaginierte
durch das Denken und Begehren bewirkt nicht das Ver-
Objekt das reale Folgen h a t- ist das eigent-
schwinden des Ichs in den Dingen. Im Gegenteil, das Ich liche Objekt, welches die Fallhôhe des
entsteht dort. Deswegen m uS das Begehren zugelassen Subjektes bestimmt. Die Identitât des Ichs
werden, denn im Begehren steckt auch das Aufbegehren wird nâmlich auf der Spaltung aufgebaut,
welche das »Objekt klein a« als Objekt des
des Subjekts, der Widerstand gegen den Gegenstand. Die
Begehrens bewirkt, auf dem «anderen
Meuterei der Môbel, die in den Fotos inszeniert wird, wâre Schauplatz« des UnbewuSten. Dort spricht
Ausdruck dieses Triebmoments, dieser Motivation, dieser das Ich als ein Anderer. Das UnbewuSte
Bewegung des Begehrens, das Unbewegte (Im mobilien) ist der tôdliche Schlag gegen die idealisti-
sche Philosophie des Ichs als Selbsterzeu-
in Bewegung (Mobiliar) zu versetzen.
ger des Ichs. Die Geschlechterdifferenz
Die Fotos zeigen daher keinen Aufstand der Abstrak- weist z. B. stets darauf hin, daS dem jewei-
ten, sondem einen (gegen-stàndlichen) Auf-stand des ligen Ich selbst etwas fehlt, das im Anderen
Subjekts gegen den Gegenstand. Da.es sich um unser aller existiert Dieser Ort des Anderen ist das
UnbewuSte, wo der Mangel, das Ver-
bürgerliches Subjekt handelt, schrumpft die Gegenstands- drângte, das Andere sich artikuliert
welt zum bürgerlichen und kleinbürgerlichen Wohnzim- Dieser Mangel ist aber, wie wir gesehen
mer. Ontologie und Metaphysik des abendlândischen haben, untrennbar mit dem Subjekt
GroS- und Kleinbürgers werden folgerichtig im W ohn- verbunden, gehôrt zum Erzeugerprinzip
des Ichs. Also ist das UnbewuSte, wo das
zimmer abgehandelt: Môbel-Moral, Môbel-Metaphysik. Nicht-Ich schlieSlich gelandet ist notwen-
Der leere Sessel als das >Selbst<, der Tisch als Opfergabe, diger Teil des Subjekts. Angeblich ist
die Tapete als Welt-Anschauung. Ersehnte Übereinstim- Freud durch die Bemerkung Schellings:
«Unheimlich nennt man Ailes, was im
mung mit der Natur wird zur Karikatur durch Überein-
Geheimnis, im Verborgenen bleiben sollte
stimmung mit den Môbeln: der Urlaubstraum zu Hause. und hervorgetreten ist«, angeregt worden,
Der Kanapeebezug ersetzt den Sinnbezug. Die kleinka- sich dem Verdrângten, dem UnbewuSten
rierte Môbelwelt wird schicksalhaft, und die Kredenz wird zuzuwenden. Das UnbewuSte als das
neue, eigentliche Nicht-Ich zertrümmert
zum Altar, auf dem Existenz und unbegrenzte Erfahrung
die Einheit die Identitât des Ichs. Wenrt
dem Anpassungszwang und der Normalitât geopfert wer Denken mit BewuStsein identifiziert
den. In diesem Wahnzimmer der Metaphysik werden die wird, wie es in der idealistischen Philo
Môbel zu Draperien eines Psycho- und Sozialdramas. Das sophie der Fall war, das »Ich bin«, dann ist
das UnbewuSte das »Ich denke nicht«, die
bürgerliche Leben ist eine embryonale Reise vom
Négation des Cogito. Das Ich ist mehr als
Schwangerschrank der Mutter, über den W ohnzimmer- das Cogito, weil zum Ich das UnbewuSte
schrank, zum Sargschrank der Vase. gehôrt Daher sagt Lacan:
Im Begehren steckt auch das Aufbegehren gegen das »... also bin ich, wo ich nicht denke«,
weil der Ort des Ichs das Andere, das Un
bewuSte auch ist. Wo das Ich denkt verliert
es sich, unterdrückt verdrângt es sich, ist
es nicht wirklich. Daher: »Ich denke, wo
ich nicht bin,...«
Das Ich kann sich seit der Entdeckung
des UnbewuSten nicht mehr selbst setzen
und denken. Im UnbewuSten, strukturiert
wie eine Sprache, findet der Diskurs
64 des Anderen statt, auf dem das Subjekt
aufgebaut ist Nur dort spricK~^d denkt
das Subjekt wo es sich in deW^/ache
des Anderen erfâhrt Die Idee des Sub
jekts wird zur Farce, weil das Ich selbst
dezentriert und gespalten ist Das neue
Subjekt gewinnt seine SelbstgewiSheit
nur im UnbewuSten (nicht im Sein, nicht
im Cogito), damit in der Tâuschung.
Nicht eine Heideggersche Oberdosis Subjekt des Begehrens, aber auch gegen das Objekt des
an Sein, sondem ein »Entzug an Sein« Begehrens. Das Aufbegehren ist der Beginn des Auf-
rettet also das Subjekt Das Sein ist nicht
stands. Das immanent fortschrittliche Moment im Waren-
dort, wo die Wahrheit ist wo^ch denke -
und wo ich denke, daS die Wahrheit ist fetisch kônnte daher gerade diese Umformung des Ge-
ist sie auch nicht Das ist die Hegelsche genstands zum Tauschwert sein, nâmlich in einen von
Bewegung des Denkens, angereichert seiner Funktion tfefreiten Gegenstand. Hat Heidegger als
um das UnbewuSte (als das Nicht-Ich).
Funktion des Gegenstands seine Verlàfâlichkeit, sein Die-
Auch das Ich ist nicht dort wo das Sein
ist und wo die Wahrheit ist Das ist die nen angegeben, verweist Baudrillard darauf, dafë der mo
eigentliche Botschaft der Lehre von der derne Gegenstand von seiner Funktion befreit ist, also
Macht des UnbewuSten, von der Rede nicht dient. Das Verhâltnis zwischen Ich und Ding ist also
des Anderen im UnbewuSten. Es gibt also
nicht mehr ein einfaches Verhâltnis zwischen Herr und
einen Ausweg, aber nur ohne aile Aus-
flüchte. Knecht. Denn ein derart befreiter Gegenstand kônnte mit
Das neue Subjekt ist aus der Débatte um einem Ich, das von seiner Funktion als Leib, als Ding etc.
die Dinge mehrfach dezentriert und abge- befreit ist, korrespondieren. Ein Aufbegehren gegen Ein-
stürzt hervorgegangen. Die Setzung des
Ichs als Ich ist gescheitert, da Ich ein Ande-
richtungsgegenstânde kônnte dann ein Votum für das
rer ist Die Struktur des SelbstbewuStseins GenieÊen von Mehrrichtungsgegenstânden, von pluri-
entlarvt sich als imaginâr. Am Ort des funktionalen Operationen sein. Dann würden wir auch
Anderen, in der symbolischen Ordnung,
lem en, nicht m ehr nur (wie der Psychotiker) in verworfe-
wirft sich das Sub-jekt unter, findet sich als
sprechendes Wesen wieder, dort wo das nen Signifikanten (dem Namen des Vaters, des Gesetzes,
Ich nicht weiS, weil das UnbewuSte als und in seinem Widerstand dagegen) im Realen zu sein.
Diskurs des Anderen spricht Das wahre Dann erst, in dieser Entblôlkmg eines (erzwungenen)
Subjekt ist das »Es spricht«. Im Ursprung
Sinns, würden wir lem en, »ôdipale Komplikationen« auf-
des Begehrens als Begehren des Anderen
ist das Subjekt für immer an einen Mangel zuheben.
gefesselt den es nur als Tâuschung stillen Die Entzweiung von Ich und Ding, von Ich und Nicht-
kann, oder symbolisch, d. h. in der Spra- Ich und schlieSlich die Entzweiung des Subjekts selbst
che. Allerdings muS dieses neue schwan-
sind ein fortlaufendes Begehren der Differenz. Diese
kende Subjekt das sich zwischen Entfrem-
dung und Einheit zwischen Subjekt und unendliche, sich spiegelbildlich vervielfachende Bewe
Objekt, zwischen Herr und Knecht, gung der Spaltung, deren Opfer und Meister wir sind, hat
zwischen Ich und Anderem, zwischen Fichtes Wissenschaftslehre von 1804 bereits als Schweben
Eigen und Fremd, zwischen BewuSt und
UnbewuSt sprachlîch konstituiert, also die begriffen. Zwischen Subjekt und Objekt und danach zwi
Spaltung auf sich nimmt sich von der schen Objekt und Subjekt hin- und hergerissen wie zerris-
Identifikation mit den Dingen (der sen, »vervierfacht« sich das Ich: »schwebend wiederum
realen Befriedigung des Begehrens) und
zwischen dem zwiefachen Schweben« (Fichte). Eben
von der Identifikation mit dem Begehren
selbst der imaginàren Verhaftung am
Anderen, lôsen und in das Symbolische
eintreten. Das Subjekt muS seine All-
machtsphantasien aufgeben, das Ein-
tauchen in die Totalitât des Seins und des
Wunsches vergessen und eine neue Distanz,
einen neuen Abstand zum Sein und Ich,
zum Realen und Imaginàren einnehmen,
weil nur im Symbolischen das Ich unter 65
Vermittlung c( ^ideren zur Sprache
kommt Durclhernen Mord am Sein und
am Dingkann das relativierte Subjekt
seine symbolische Souverânitât erlangen,
diesseits des Realen und jenseits des
Imaginâren. Durch den Tod des Dings
kann das Symbolische entstehen, auf
welchem Feld das Ich zu retten ist, wenn
darum schwebt ailes in den Fotografien von Anna und auch als Symbol des Mangels, aus dem das
Bem hard Blume. Infinité des Begehrens erwâchst. Jacques
Lacan schreibt: »Das Symbol stellt
Die Tiefe des Kunst-Werkes von Anna und Bem hard
sich so zunâchst als Mord der Sache
Blume kann an dieser formalen und philosophischen Prâ- dar, und dieser Tod konstituiert im Subjekt
zision erm essen werden, d. h. an der Hôhe der Problema- die Verewigung seines Begehrens.«82
tik, auf der es angesiedelt ist. Diese Hôhe ist die Falltiefe
Die Beschreibung der Beziehungen zwi-
des Subjekts in der Neuzeit. Die Qualitàt dieses W erkes
schen dem Ich und den Dingen endet
wird daher auch von den Fragen bestimmt, die es erh eb t also mit einem Mord an den Dingen, denn
Wird das Subjekt weiterhin durch Schweben in seinem der Mensch ist »das négative Wesen,
Fall aufgehalten werden kônnen, oder durch Arbeit und welches nur ist, insofem es Sein aufhebt«
Nicht das Ich soll im Sein verschwinden,
Geniefëen im Fallen gehemmt? Wird der Fall zum Halten
sondem das Sein im Ich. Seinsentzug.
gebracht durch Festhalten an den Dingen, durch narzifè-
tische Vereinigungen mit Dingen, durch Verschwinden in
den Dingen, oder durch symbolische Morde an Dingen
und Entzug von Sein?
Wenn der Mensch das W esen ist, welches nur ist, wenn
es das Sein aufhebt, bedeutet das, nicht das Ich soll im Sein
verschwinden, sondem das Sein im Ich. Seinsentzug.
66
Aitmerkungen 13 op. dt| 1
14 op. dt,V~<i3:
»Reines Seyn ist nâmlich nur im Ich
1 J.-Ch. Ammann, in: 2. Informationsheft denkbar. Das Ich ist schlechthin
zur Architektur und Sammlung. gesetzt Das Nicht-Ich aber ist ent-
Muséum für Moderne Kunst, Frankfurt gegengesetzt dem Ich, mithin ist es sei-
am Main 1989, S. 62 ner Urform nach reine Unmôglichkeit
2 G. W. F. Hegel, Phânomenologie des d. h. schlechterdings nicht im Ich setz-
Geistes. Suhrkamp TB, bar. Nun soll es aber doch im Ich ge
Frankfurt am Main 1986, S. 91-92 setzt werden, und dieses Setzen des
3 op.cit, S. 87 Nicht-Ichs im Ich vermittelt nun die
4 Immanuel Kant, Kritik der reinen Ver- Synthesis dadurch, daS sie die Form
nunft, Band 1. Suhrkamp TB, Frankfurt des Nicht-Ichs selbst mit der Form des
am Main 1974, S. 75: Ichs zu identifidren, d. h. das Nicht-
»a) Der Raum stellet gar keine Seyn des Nicht-Ichs durdi das Seyn des
Eigenschaft irgend einiger Dinge an Ichs zu bestimmen strebt
sich, oder sie in ihrem Verhâltnis auf- Da nun reines Seyn Urform aller Setz-
einander vor, d. i. keine Bestimmung barkeit im Ich ist die Setzbarkeit des
derselben, die an Gegenstânden selbst Nicht-Ichs im Ich aber nur durch Syn
haftete, und welche bliebe, wenn man thesis vermittelt wird, so ist die Form
auch von allen subjektiven Bedingun- des reinen Seyns, insofem sie dem
gen der Anschauung abstrahierte. Nicht-Ich zukommen soll, nur als An-
Denn weder absolute, noch relative gemessenheit zur Synthesis überhaupt
Bestimmungen kônnen vor dem Da- denkbar (nach Kantischer Sprache: ob
sein der Dinge, welchen sie zukommen, jektive Môglichkeit d. i. Môglichkeit
mithin nicht a priori angeschaut [Setzbarkeit im Ich], die einem Objekt
werden. als solchem, zukommt ist nur in der
b) Der Raum ist nichts anderes, als nur Angemessenheitzur Synthesis ent-
die Form aller Erscheinungen âuSerer halten).«
Sinne, d. i. die subjektive Bedingung 15 op. cit, S. 127
der Sinnlichkeit unter der allein uns 16 op.cit, S. 106,111
âuEere Anschauung môglich ist« 17 G. W. F. Hegel, Phânomenologie des
op. dt., S. 80: Geistes, S. 148-149
»a) Die Zeit ist nicht etwas, was für sich 18 op.cit, S. 148
selbst bestünde, oder den Dingen als 19 op. cit, S. 150-151
objektive Bestimmung anhinge, mithin 20 op.cit, S. 154
übrig bliebe, wenn man von allen sub 21 op. d t, S. 156
jektiven Bedingungen der Anschauung 22 o p .d t, S. 153
derselben abstrahiert 23 op .d t, S. 154
b) Die Zeit ist nichts anderes, als die 24 op. d t, S. 360
Form des inneren Sinnes, d. i. des An- 25 op .d t, S. 361
schauens unserer selbst und unsers 26 op. d t, S. 363
innem Zustandes. Denn die Zeit kann 27 op .d t, S. 362-363
keine Bestimmung âuSerer Erschei 28 op. d t, S. 155
nungen sein; sie gehôret weder zu 29 op .d t, S. 163
einer Gestalt, oder Lage etc, dagegen 30 op. d t, S. 170
bestimmt sie das Verhâltnis der 31 op .d t, S. 172 '
Vorstellungen in unserm innem 32 op. d t, S. 175
Zustande.« 33 ibid.
5 o p .c it,S .81 34 op .d t, S. 175-176
6 o p .d t, S. 87 35 F. W. J. Schelling, Ausgewâhlte Schrif-
7 o p .d t,S .96 ten, Band 1, S. 126
8 op. d t, S. 76 36 Karl Marx, DasKapital. Kritik derPoliti-
9 ibid. schen Ôkonomie. Dietz Verlag, Berlin-
10 o p .d t,S .78 Ost 1962, S. 49
11 F. W. J. Schelling, Ausgewâhlte Schrif- 37 op. d t, S. 52
ten, Band 1,1794-1800. Suhrkamp TB, 38 op. d t, S. 58
Frankfurt am Main 1985, S. 165 39 op. cit, S. 86
12 o p .d t, S .55 40 op. d t, S. 85-87
41 Guy Debord, Die Gesells;'~~~\des Spek- 54 Karl Marx, Das Kapital, S. 108
takels. Ed. Nautilus, H a rL _ .g 19.78, 55 Jean Baudrillard, Das Dïng und dasJch
S. 108 (Le système des objets) Europaverlag,
42 op. d t, S. 18. Debord beschreibt in sei- Wien 1974, S. 74
nem Werk, das im Untertitel »Zu einer 56 Edmund Husserl, Die Idee der Phâno
ôkonomischen Kritik der Kultur« hei- menologie. Fünf Vorlesungen, gehalten
Ben kônnte, den religiôsen Charakter 1907 alsEinleitungzu»Hauptstücke
der Ware und die religiôse Ekstase aus der Phânomenologie und Kritik
beim Kauf von Waren sehr treffend: der Vemunft«. Husserliana, Band II.
»Die Befriedigung, die die Ware im Martinus Nijhoff, Den Haag 1950
ÜberfluB durch den Gebrauch nicht 57 Edmund Husserl, Ideen zu einer reinen
mehr schaffen kann, wird in der Aner- Phânomenologie und phânomenologi-
kennung ihres Wertes als Ware ge- schenPhilosophie, l.Buch. Martinus
sucht: dies ist der Gebrauch der Ware, Nijhoff, Den Haag 1950, S. 6
der sich selbst genügt; und dies ist für 58 Edmund Husserl, Ideen..., 2, Buch.
den Konsumenten der religiôse ErguE 1952, S. 316-317
vor der souverânen Freiheit der Ware. 59 o p .c it,S .317
So breiten sich mit groBer Geschwin- 60 ibid.
digkeit Begeisterungswellen für ein mit 61 op .d t, S. 326
allen Informationsmitteln gestütztes 62 Edmund Husserl, Ideen..., 1. Buch,
und angekurbeltes bestimmtes Pro- S. 88
dukt aus. Ein Kleidungsstil entsteht aus 63 o p .d t,S . 106
einem Film, eine Zeitschrift landert 64 Edmund Husserl, Ideen..., 2. Buch,
Klubs, die ihrerseits verschiedenen S. 180-181
Ausrüstungen landeren. 65 Edmund Husserl, Ideen..., 1. Buch,
An den Werbeschlüsselringen z. B., die S. 89
nicht mehr gekauft werden, sondem 66 o p .d t,S .88
als Zugabe bel dem Kauf von Prestige- 67 ibid.
gegenstânden geschenkt werden, oder 68 Martin Heidegger, Die Technik und die
die durch Austausch aus ihrer eigenen Kehre. Neske, Pfullingen 1962, S. 46
Sphâre herkommen, lâfit sich die 69 F. W. J. Schelling, Ausgewâhlte Schrif-
ÂuSerung einer mystischen Selbsthin- ten, Band 1, S. 112
gabe an die Transzendenz der Ware 70 o p .cit,S . 111
erkennen. 71 Martin Heidegger, Der Urspmng des
Der verdinglichte Mensch trâgt den Be- Kunstwerks. Redam, Stuttgart 1962,
weis seiner Intimitât mit der Ware zur S. 27
Schau. Wie bei dem krampfhaftenTau- 72 op.dt, S .30-31
meln oder den Wunderheilungen der 73 o p .d t,S .31
Schwârmer des alten religiôsen Feti- 74 op. d t, S. 32-33
schismus, gelangt auch der Waren- 75 o p .d t,S .34
fetischismus zu Momenten schwâr- 76 o p .d t,S .47
merischer Erregung. Der einzige 77 op. d t, S. 44.
Gebrauch, der sich hier noch âuBert, ist 78 op. d t, S. 45
der grundlegende Brauch der Unter- 79 G. W. F. Hegel, Phânomenologie des
werfung.« Op. d t, S. 32 Geistes, S. 153
43 op. cit, S. 7 80 Sigmund Freud, Entwurf einer Psycho
44 o p .d t.,S .8 logie (1895). In: Aus den Anfângen der
45 o p .d t,S .23 Ps)’choanalyse. Fischer, Frankfurt am
46 op. d t, S. 9 Main 1962, S. 337
47 op. d t, S. 11 81 Edmund Husserl, Ideen..., 1. Buch,
48 op.cit, S. 86-87 S. 81
49 op. cit, S. 89 82 Jacques Lacan, Funktion und Feld des
50 op. cit, S. 86 Sprechens und der Sprache in der Psy
51 op .d t, S. 15 choanalyse. In: Schriften I. Walter
52 ibid. Verlag, Olten/Freiburg 1973, S. 166
53 Ferdinand de Saussure, Grundfragen
der allgemeinen Sprachwissenschaft.
(Lausanne/Paris 1916) De Gruyter..
Berlin 1967, S. 137