Vorlesungsskript
Konstruktiver Ingenieurbau II
INHALTSVERZEICHNIS
8 VORSPANNUNG 1
8.1 Einführung 1
8.5 Spannkraftverluste 29
8.5.1 Mittelwert der Vorspannkraft 30
8.5.2 Verluste infolge Kriechen, Schwinden und Relaxation 31
8.5.3 Verluste infolge Reibung und Verankerungsschlupf 34
9 STABWERKMODELLE 59
9.1 Einführung 59
9.2 Grundgedanke 59
9.3 Modellfindung 61
9.3.1 Einführung 61
9.3.2 Vorbereitungen zur Modellierung 61
9.3.3 Modellentwicklung mittels Lastpfadmethode 62
9.3.4 Modellentwicklung mit Hilfe linear-elastischer Spannungsbilder 64
9.3.5 Grundsätze zur Optimierung von Stabwerkmodellen 66
9.3.6 Typische Modelle 70
9.3.7 Schwierigkeiten beim Entwickeln von Stabwerkmodellen 80
I
TU Berlin – Fachgebiet Massivbau – Konstruktiver Ingenieurbau II Inhaltsverzeichnis
9.6 Beispiele 98
9.6.1 Querschnittssprung in einem Balken oder einer Platte 98
9.6.2 Abgesetzte Auflager 101
10 PLATTEN 141
11 STAHLBETON-DRUCKGLIEDER 191
11.3 Schnittgrößenermittlung nach Theorie II. Ordnung gemäß DIN 1045-1 199
11.3.1 Einteilung der Tragwerke und Bauteile 199
11.3.2 Nachweisverfahren 201
11.3.3 Imperfektionen 202
11.3.4 Schnittgrößenermittlung mittels Modellstützenverfahren 203
II
TU Berlin – Fachgebiet Massivbau – Konstruktiver Ingenieurbau II Inhaltsverzeichnis
LITERATUR 219
III
TU Berlin – Fachgebiet Massivbau – Konstruktiver Ingenieurbau II Inhaltsverzeichnis
IV
TU Berlin – Fachgebiet Massivbau – Konstruktiver Ingenieurbau II Kapitel 8
8 Vorspannung
8.1 Einführung
Unter Vorspannung versteht man das „künstliche Unter-Spannung-Setzen“ (Heinz
Hossdorf, 2003) von Bauteilen oder Bauwerken, bevor sie den normalen
Beanspruchungen aus Eigengewicht, Schnee, Wind,… ausgesetzt werden. Dadurch
können sehr gezielt die inneren Beanspruchungen (Schnittgrößen bzw. Spannungen)
und die Verformungen, auch zur optimalen Formgestaltung, im gewünschten Sinne
beeinflusst werden. In der Fachliteratur findet man zur Definition der Vorspannung
ganz unterschiedliche Darstellungen und Erklärungen:
Alf Pfüger (1978) meinte zur Frage, ob die Vorspannung als Last oder als Zwang
aufzufassen sei: „…ist nun ein Vorspannungszustand kein Eigenspannungs-
zustand,…“
„Die künstlichen Vorspannungen kann man ebenfalls unter die Lastspannungen
einordnen“ (Gotthard Franz, 1983)
„Man nennt deshalb das Ergebnis des Vorspannens einen Eigenspannungszustand“
(Jörg Schlaich, 1990)
„Vorspannung verursacht einen Eigenspannungszustand“ (Christian Menn, 1986)
Das Prinzip der Vorspannung ist schon von alters her bekannt und wird auch im
Stahlbau, Glasbau, Membranbau, Seilbau, Verbundbau,… häufig angewendet. Das
Daubenfass, der Regenschirm, der Pneu im Fahrzeugreifen, fest angezogene
Schrauben sind allgegenwärtige Beispiele dafür. Spricht man im Bauwesen von
Vorspannung, wird dies unwillkürlich auf vorgespannten Beton projeziert. In den 50er
Jahren beeinflusste der Spannbeton nach ausgereifter Technologie spektakulär die
Konstruktionsweise von Brückenbauten. Aus dieser Sicht ist der Spannbeton ein
Anwendungsbeispiel eines weit allgemeineren mechanischen Konzepts, das auf viele
Bereiche der Konstruktionstechnik übertragen werden kann.
1
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2
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Diagrammen dargestellt. In Bild 8-1 sind Beispiele für die genannten Festigkeits-
asymmetrien und möglicher Verschiebungen bzw. Beeinflussungen beschrieben.
deshalb bei einer Laststeigerung viel länger im ungerissenen Zustand I als "schlaff
bewehrter" Beton. Dies wird später anhand der Modelle eines vorgespannten
Zugstabes und eines vorgespannten Balkens ausführlicher behandelt.
Der von den Materialeigenschaften ähnliche Werkstoff Glas erhält durch das
Spannmedium Temperatur einen ähnlichen „Vorrat“ an Druckspannungen. Beim
Vorspannungsprozess kühlen die Glasoberflächen schneller ab, als das Glasinnere.
Die bereits erstarrten Oberflächen werden bei weiterer Abkühlung durch die
thermische Kontraktion der Scheibenmittelzone unter Druckspannung gesetzt. Bei
Biegebeanspruchung durch äußere Lasten wird diese Druckspannung erst abgebaut
bevor das Glas auf Zug beansprucht wird (Bild 8-2).
Seile können keine Lasten stützen, da sie schlaff nur eine sehr geringe Steifigkeit für
Druckbelastung aufweisen. Zum Aufhängen einer Last sind sie jedoch besser
geeignet. Ein hängendes Seil mit der Länge L unter einer Last P längt sich in
Abhängigkeit seiner Dehnsteifigkeit (EA) um ∆L (Bild 8-3 I). Wird ein zusätztliches
Seil zwischen der Last P und dem Boden verankert so fällt es aufgrund der sehr
geringen Steifigkeit für Druckbelastung aus und wird schlaff (Bild 8-3 II).
Werden jedoch beide Seile mit der Kraft V = P zwischen Boden und Decke
vorgespannt, so teilt sich die Last P und wird zur Hälfte über das obere Seil auf Zug
und zur anderen Hälfte über das untere Seil auf Druck abgetragen (Bild 8-3 III). Die
Verformung ist demnach nur ∆L/2. Folglich stellt sich bei der doppelten Last (2 P) die
Verformung ∆L ein und das untere Seil wird wieder schlaff. Dieser Zustand wird als
Dekompression bezeichnet. Bei weiterer Laststeigerung (nach dem Knick in der Last-
Verformungskurve) verhält sich das obere Seil wie ein nicht vorgespanntes Seil und
wird beim Erreichen der Streckgrenze unter der gleichen rechnerischen Bruchlast
versagen. Es „erinnert“ sich aber daran, dass es vorgespannt war. Die
Verformungsdifferenz zwischen vorgespanntem und nicht-vorgespanntem Seil kann
deshalb als Gedächtnis G bezeichnet werden.
Bei einer Fußgängerbrücke in Stuttgart (Bild 8-4) wurde zur Erhöhung der Steifigkeit
das sehr abstrakte Prinzip aus Bild 8-3 angewendet. Die Seile dieser Seilbinder-
brücke wurden dabei so vorgespannt, dass sie in keinem Lastfall schlaff werden.
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Analog zum vorgespannten Seil verhält sich auch ein zentrisch vorgespanntes
Betonprisma (Bild 8-5). In Kapitel 8.3.5.1 wird das Last-Verformungsverhalten des
vorgespannten Prismas detailliert erläutert.
Durch das Vorspannen von Schrauben (GV und GVP-Schrauben) werden künstlich
Klemmkräfte erzeugt, die eine Übertragung von Zugkräften in einem Trägerstoß
ermöglichen, ohne dass die Fuge sich öffnet (Bild 8-6). Außerdem können so auch
Schubkräfte mittels Reibung aus den Klemmkräften übertragen werden.
Nietverbindungen (Bild 8-7) ermöglichen eine form- und kraftschlüssige Verbindung
zweier Bauteile. Wird die Niet glühend eingebaut, so verkürzt sich diese durch
Erkaltung und presst die Bauteile zusammen. Es entsteht eine vorgespannte
Verbindung wie durch vorgespannte Schrauben, allerdings zerstörungsfrei nicht
lösbar.
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Beim Preflexträger wird ein leicht gekrümmt hergestelltes Stahlprofil entgegen der
Vorkrümmung elastisch verbogen, bevor der untere Flansch einbetoniert wird. Nach
dem Erhärten des Betons und Wegnahme der Zwangskräfte federt der Träger wie-
der teilweise zurück, und es entstehen günstige Druckspannungen im anbetonierten
Flansch (Bild 8-8). Dieser "vorgespannte Beton" erhält, wenn man vom Schwinden
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und Kriechen absieht, erst dann Zugspannungen, wenn der Verbundträger unter
Lasten wieder so weit durchgebogen wird, wie beim Anbetonieren des Betonflan-
sches. Er bleibt ungerissen und versteift somit sehr wirksam den schlanken Ver-
bundträger.
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8
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8.3.1 Einführung
Das Prinzip der Vorspannung und deren Anwendungsgebiete sind wie beschrieben
in vielen Bereichen der Konstruktionstechnik anzutreffen. In den weiteren Kapiteln
wird dieses interessante Prinzip auf vorgespannten Beton bzw. Spannbeton
beschränkt. Selbst dieses Gebiet ist so umfangreich, so dass auch hier nur
Teilbereiche behandelt werden können. An dieser Stelle wird deshalb auf
weiterführende Literatur im Anhang verwiesen.
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8.3.3 Werkstoffe
Die Eigenschaften des Werkstoffs Beton sind im Skript „Konstruktiver
Ingenieurbau I“, Kapitel 3 ausführlich beschrieben. Für Spannbeton werden in der
Regel hochfeste Betone verwendet, um Schwind- und Kriechverküzungen klein zu
halten, die Spannkraftverluste verursachen. Die Mindestbetonfestigkeitsklasse hängt
von der Art der Vorspannung ab. Für Bauteile mit Vorspannung im nachträglichen
Verbund oder ohne Verbund darf jedoch keine kleinere Festigkeitsklasse als C25/30,
für Bauteile mit Vorspannung im sofortigen Verbund keine kleinere als C30/37
verwendet werden (DIN 1045-1, 6.2). Besondere Aufmerksamkeit muss aus Gründen
der Spannstahlkorrosion auf die Herstellung gelegt werden (keine chloridhaltigen
Zusätze).
Das Spannmedium des vorgespannten Betons sind hochfeste und daher auch hoch
dehnbare einzelne, zu Kabeln oder Litzen zusammengefasste Stahldrähte oder auch
Stäbe (Gewindestangen) die im Weiteren als Spannglieder bezeichnet werden. Dank
ihrer Biegsamkeit werden die Litzen/Kabel auf Rollen geliefert und können längs
beliebiger räumlicher Kurven durch den Betonkörper geführt werden. Einige
Eigenschaften sind bereits im Skript KI I, Kapitel 3 erläuert. Ergänzend werden hier
die Anforderungen an diese Stähle kurz beschrieben:
- Hohe Festigkeit, um die Spannkraftverluste durch Schwinden und Kriechen des
Betons und Relaxation des Stahls klein zu halten.
- Gute Zähigkeit, damit die Spannstähle bei mechanischen Beschädigungen
(Kerben) und bei Kaltverformung an den Verankerungen oder dergleichen nicht
spröde brechen.
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Spannstahl St 1600/1860
Anmerkung
Am Rande sei hier nur kurz erwähnt, dass zur Ertüchtigung von Stahlbeton- bzw.
Spannbetonträgern Kohlenstofffaser-Lamellen als Spannmedium verwendet werden.
Diese werden vorgespannt an das zu verstärkende Bauteil geklebt. Dadurch ist es
möglich, die Durchbiegungen zu reduzieren und eine feinere, gleichmäßigere
Risseverteilung zu erhalten. Die Spannungsamplituden in der Stahlbewehrung
können durch die Verstärkung reduziert und somit das Ermüdungsverhalten
verbessert werden. Der Vorteil von kohlenstofffaser-verstärktem Kunststoff (CFK)
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gegenüber Stahl ist die hohe Zugfestigkeit 3000 N/mm2 bei sehr geringem
Eigengewicht ≈ 16 KN/m3. Neben der Ertüchtigung liegt vorallem im Neubau ein
großes konstruktives und wirtschaftliches Potential, wie die Spannbandbrücke mit
CFK-Lamellen in der Peter-Behrens-Halle von Schlaich/ Bleicher zeigt.
Der Spannstahl hat dabei die Spannung σp(o) und die Dehnung:
σ (po ) Fp( o )
ε (o)
p = = = Vordehnung (8.1)
Ep Ep ⋅ A p
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σp = Ep ⋅ ε p σc = ε c ⋅ Ecm (8.3)
Mit diesen Gleichungen und der Bedingung, dass die Betondruckkraft Fc betrags-
mäßig gleich der Spannstahlzugkraft Fp ist (Gleichgewicht),
Fp = Fc (8.4)
Fp( o )
Fp = Fc = < Fp( 0 ) (8.5)
1 + αρ
Ep ⋅ A p
αρ = Steifigkeitsverhältnis
Ec ⋅ A c
Diese Beziehung gilt allerdings nicht in den Eintragungsbereichen lp,eff der Spann-
gliedkraft. Dort wird zunächst innerhalb der sog. "Übertragungslänge" lbp die Spann-
kraft allmählich von Null am kräftefreien Ende durch Verbund eingeleitet. Die
"Eintragungslänge" lp,eff schließt auch den D-Bereich ein, in dem sich die Kräfte
ausbreiten, bis sich eine lineare Spannungsverteilung eingestellt hat .
Das Verfahren der Spannbettvorspannung wird vor allem für Fertigteile angewendet,
wobei mehrere Teile gleichzeitig in einem oft über 100 m langen Spannbett herge-
stellt werden. Plattenelemente können ohne Abstellungen betoniert und in beliebiger
Länge herausgeschnitten werden.
Spannanker direkt auf den Beton ab, läuft als Druckkraft durch den Beton bis zum
Festanker durch und gleicht sich dort mit der Zugkraft des Spannstahles aus. Die im
Beton durch die Vorspannung erzeugte Druckkraft ist stets gleich der Zugkraft im
Spannstahl.
Möglichst bald nach dem Vorspannen muss der Hohlraum im Hüllrohr mit
Zementmörtel verpresst werden. Dadurch wird der Spannstahl in seiner ganzen
Länge mit dem umgebenden Beton formschlüssig verbunden ("Vorspannung mit
nachträglichem Verbund"). Das ordnungsgemäße Verpressen ist für die
Dauerhaftigkeit des Bauwerks insbesondere für den Spannstahl (Spannungs-
risskorrosion) sehr wichtig.
Der Spannstahl kann entweder gleich mit den Hüllrohren und Verankerungen als
fertiges "Spannglied" verlegt oder nach dem Betonieren in die Hüllrohre und Veran-
kerungen mittels spezieller Geräte eingeschoben werden. Letztere Variante ermög-
licht zusammen mit Spanngliedkopplungen die abschnittsweise Herstellung und
Vorspannung von Tragwerken (Freivorbau, Taktschieben) und hat den Vorteil, dass
die Spannglieder nicht so lange ungeschützt (unverpresst) dem Korrosionsangriff
ausgesetzt sind.
P P
Im Spannstahl: σ p,P = ε p,P = (8.6)
Ap A p ⋅ Ep
P P
Im Beton: σ c,P = ε c,P = (8.7)
A cn A cn ⋅ E c
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Der Anteil ∆lp entspricht genau der Verformung des Spannstahls und der Anteil ∆lc
genau der Verformung des Betons eines im Spannbett mit der
Kraft Fp(o) vorgespannten Stabes, bei welchem nach Lösen der Spannstahl-
verankerung im Spannbett die Kraft Fp = P verbleibt.
Nach der Herstellung des Verbundes wirkt die Last F auf den Verbundquerschnitt Ai
aus Beton + Spannstahl (+ Betonstahl) und dehnt alle Bestandteile um den gleichen
Betrag ε:
P F
σ c,P +F = σ c,P + σ c,F = − + (8.11)
A cn A i
Ai A cn + α ⋅ A p
FD = P ⋅ = P⋅ >P (8.12)
A cn A cn
Sie ist etwas größer als die Vorspannkraft, weil letztere auf den Betonquerschnitt
allein, die Dekompressionslast aber auf den Verbundquerschnitt wirkt. Und sie ist
gleich der Vorspannkraft Fp(o) eines im Spannbett vorgespannten Stabes, der nach
dem Lösen der Verankerung die Spanngliedkraft P besitzt.
Bis zum Erreichen der Dekompressionslast verlängert sich der Stab um denselben,
sehr geringen Betrag εc,P, um den sich der Beton beim Vorspannen verkürzt hat
(Gl.(8.7)).
Nach Überschreiten der Dekompressionslast FD um ∆F verhält sich der vorgespannte
Stab wie ein schlaff bewehrter Betonstab, der mit der Last ∆F = F - FD belastet wird
(Kapitel 6.1). Wenn ∆F die Risslast FR = Ai · fct erreicht, also wennF = FD + FR, dann
reißt der Spannbetonstab, und im Rissquerschnitt trägt nur noch der Stahl. Dessen
Beanspruchung σp und Dehnung εp können dann unabhängig von seiner
Vorspannung aus dem Gleichgewicht mit der Last ermittelt werden:
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F F
σp = ≤ fpy εp = (8.13)
Ap A p Ep
Bis zur Risslast FR sind lineare Stoffgesetze brauchbar, und es gilt das Super-
positionsgesetz für die Spannungen und Dehnungen aus Vorspannung und Last.
Beim Nachweis nach DIN 1045-1 sind die Lasten F mit ihren Teilsicherheitsbei-
werten γG bzw. γQ zu multiplizieren, die Vorspannung mit γP, wobei in den meisten
Fällen γP = 1 gesetzt werden kann. Beim Nachweis des Bruchwiderstandes sind die
durch γs bzw. γc dividierten Festigkeiten anzusetzen. Mit fpd = fp0,1k / γs ergibt sich als
Bemessungswert der Beanspruchbarkeit (rechnerische Bruchlast)
fp0,1k
fpd ⋅ A p = ⋅ Ap (8.14)
γs
Da sich der vorgespannte Betonstab oberhalb der Dekompressionslast wie ein mit
Betonstahl bewehrter Stab verhält, kann man sein Last-Verformungs-Diagramm
durch eine Verschiebung des Koordinatenursprungs aus demjenigen des Stahlbeton-
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zugstabes entwickeln (Bild 8-15). Die Verschiebung in Richtung der Last entspricht
der Dekompressionslast. Erst wenn diese überschritten wird, ergeben sich Betonzug-
spannungen. Die Verschiebung der Dehnungen des Betons bzw. Spannstahls
entspricht deren Vordehnungen. Die Dehnung des Spannstahls ist - starren Verbund
mit dem Beton vorausgesetzt - bei allen Lastfällen immer um die Vordehnung εp(0)
größer als diejenige des Betons oder eines nicht vorgespannten Stahles in unmittel-
bar benachbarter Lage. Mit der Vordehnung des Spannstahls gegenüber dem Beton
wird ein großer Teil (evtl. sogar die ganze) Dehnung des Stahls unter Last
"vorweggenommen". Die Verwendung von Spanngliedern mit viel höherer Festigkeit
und daraus resultierend viel größeren Dehnungen (der E-Modul von Stahl ist für alle
Stahlfestigkeiten ähnlich) führt deshalb nicht zu einer Verlängerung des
Spanngliedes die den Rissbreiten in Summe entspricht. In der Praxis liegt die
Vordehnung je nach Stahlgüte (Spannstähle haben Fließgrenzen bis etwa 2000
N/mm2) in der Größenordnung von 3 bis 9 ‰.
Zusammenfassend ist festzustellen:
- Der Spannbetonstab bleibt unter Zugkräften viel länger im ungerissenen
Zustand I als der nicht vorgespannte Stab. Durch die Vorspannung wird die
Risslast um die Dekompressionslast vergrößert.
- Bis zu dieser vergrößerten Risslast wirkt die große Steifigkeit des
Verbundquerschnittes. Bei darüber hinausgehenden Lasten reißt und verformt
sich der Spannbetonstab wie ein Stahlbetonstab. Der Beton vergisst aber nicht,
dass er vorgespannt wurde. Die vorweggenommenen Verformungen bleiben
erhalten. Ein Lastanteil in Höhe der Dekompressionslast wird vom
ungerissenen Beton mit kleinen Verformungen getragen und nur der darüber
hinausgehende Lastanteil ∆F bewirkt große Verformungen.
- Der gerissene Spannbetonstab erlangt nach der Entlastung unter die
Dekompressionslast wieder die Steifigkeit des Zustandes I.
- Die Bruchlast ist unabhängig von der Vorspannkraft. Das ausgeprägt
nichtlineare Last-Verformungsverhalten des Spannbetons lässt Schlüsse vom
Bruchzustand auf den Gebrauchszustand (und umgekehrt) nicht zu. Deshalb
werden bei Spannbetontragwerken meistens beide Belastungszustände
getrennt untersucht, während man sich bei Stahlbetontragwerken oftmals mit
dem Nachweis der Tragsicherheit und zusätzlichen konstruktiven Regeln für die
Gebrauchstauglichkeit begnügt.
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größeren Abstand zum Träger gehalten werden (Bild 8-18). Mit Seilen über dem
Fahrbahnträger ergibt sich die Schrägseilbrücke. Bei diesen Tragwerkstypen über-
steigt der Anteil der Eigenlasten an den Kräften in den Spanngliedern bzw. Seilen bei
weitem die durch Vorspannung zusätzlich eingetragenen Kräfte.
Bild 8-18 Unterspanntes Dach am Berliner Hauptbahnhof, Ing. Schlaich Bergermann und
Partner, Arch. von Gerkan, Marg und Partner
aufgebracht werden, tritt an die Stelle der für jeden Verbundquerschnitt geltenden
Bedingung "Betondehnung = Spannstahldehnung" (εcp,q = εp,q) die Verträglichkeits-
bedingung am Gesamtsystem. Bei flach geneigten, innen liegenden Spanngliedern
(Bild 8-19) gilt:
Verlängerung des Spannglieds zwischen den Verankerungen
=
Verlängerung der benachbarten Betonfaser.
Bei externer Vorspannung müssen für die Betonkonstruktion und das Spannglied die
Ankerverschiebungen und Durchbiegungen an den Unterstützungspunkten gleich
sein.
M( 0 )M(1) Mm 1v zpm l
δ10 = ∫ EcmIc dx = −
3 E cmIc
2
1v l zpm 1v l 1v l
≈ + +
3 EcmIc Ecm A c Ep A p
δ10
⇒ ∆Fp = X1 = −
δ11
QI 1
⇒ ∆Fp =
4zpm 3EcmIc Ep A p
1+ 2
(1 + )
Ep A p zpm Ecm A c
Für den gerissenen Zustand II (Nachweis der Tragfähigkeit) lohnt es sich aber, die
Spannkraftzunahme infolge der nach dem Vorspannen aufgebrachten Lasten zu
berücksichtigen. Die Berechnung der Schnittgrößen mit den örtlich veränderlichen
und beanspruchungsabhängigen Steifigkeiten im Zustand II ist allerdings aufwendig,
weshalb für Sonderfälle Näherungsverfahren entwickelt wurden.
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Bild 8-20 Balken mit Vorspannung ohne Verbund: Null- und Einheitszustand zur
Berechnung der Spannkraftzunahme aus einer Verkehrslast im Zustand I
Da DIN 1045-1 die Vorspannung ohne Verbund nicht explizit behandelt, wird hier nun
exemplarisch für ein solches Näherungsverfahren die Spannstahlspannung in
punktgestützten Platten (Flachdecken) zum Nachweis der rechnerischen Bruchlast
nach der alten DIN 4227, Teil 6 ("Vorspannung ohne Verbund"), Abschn. 14,
berechnet. Das Verfahren beruht auf der Annahme, dass sich Platten mit l/h > 15 vor
dem Versagen wenigstens um f = l/50 durchbiegen. Die zugehörige Spanngliedver-
längerung beträgt dann nach dem Modell in Bild 8-21:
4f
∆lp = ϕ(dp −x )= ( dp − x ) (8.15)
l
Mit x ≈ dp /4 und f = l/50 ergibt sich daraus die in DIN 4227, Teil 6, 14.2, angege-
bene Näherung
1 3 dp
∆lp = 4 ⋅ ⋅ dp ≈ (8.16)
50 4 17
Bei der Berechnung der zugehörigen Zunahme der Spannstahlspannungen ∆σp ist
∆lp auf die ganze Spanngliedlänge lp zu verteilen, nicht etwa nur auf die Stützweite
eines Einzelfeldes:
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∆lp
∆σ p = E p ∆ε = E p (8.17)
lp
Bild 8-21 Modell zur Berechnung der Verlängerung ∆lp eines Spannglieds ohne Verbund
bei einer Trägerdurchbiegung um f
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Dies sind zunächst die Ankerkräfte, die im Beton Längsdruck erzeugen. Wenn die
Anker ausmittig zur Systemlinie (= Schwerlinie) liegen, dann erzeugen die
Ankerkräfte P in Bezug auf die Systemlinie auch ein eingeprägtes Moment. Sind die
Spannglieder zudem an der Verankerung um den Winkel ϕ geneigt, bewirken sie
neben der Längskraft P ⋅ cos ϕ ≈ P eine konzentrierte Querkraft P ⋅ sin α ≈ P ⋅ tan ϕ.
Im Allgemeinen ist es zweckmäßig, die Spannglieder so zu führen, dass sie an den
Endauflagern eines Trägers in Höhe der Schwerlinie liegen (keine eingeprägten
Momente, Querlast steht über dem Auflager) und dass die Umlenkkräfte den Eigen-
lasten entgegenwirken. Dann ergibt sich beim Einfeldträger mit Gleichlast eine nach
unten durchhängende parabolische Spanngliedführung zwischen den Auflagern
(Bild 8-22). Die aus der Spanngliedführung resultierenden Umlenkkräfte u könnnen
über die Näherung von Kreis und Parabel bei kleinem Stich f bestimmt werden:
l2
r= (8.18)
8 ⋅f
P P⋅8⋅f
u= = (8.19)
r l2
Das Moment aus Vorspannung ermittelt sich bei einem Einfeldträger über die
gleichmäßig verteilten Umlenkkräfte u:
u ⋅ l2
Mp = − =− P ⋅ f (8.20)
8
24
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2
⎛x⎞ ⎛x⎞
y( x ) = −4f ⋅ ⎜ ⎟ + 4f ⎜ ⎟ = zp ( x ) (8.21)
⎝l⎠ ⎝l⎠
zp1 (-)
f (+) zp2 (-)
ϕ (x)
zp (+) x
l/2 l/2
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An jeder Stelle x können über die Neigung die Schnittgrößen Mp, Vp, Np ermittelt
werden:
Mp ( x ) = −P ⋅ cos ϕ ( x ) ⋅ zp ( x ) ≅ −P ⋅ zp ( x ) (8.24)
dMp ( x ) dzp ( x )
Vp ( x ) = ≅ −P ⋅ ≅ −P ⋅ tan ϕ ( x ) (8.25)
dx dx
Np ( x ) = −P ⋅ cos ϕ ( x ) ≅ −P (8.26)
Die Momente Mp(x) aus Vorspannung verlaufen also proportional zur Exzentrizität zp
des Spannglieds. Sie sind an der betrachteten Stelle x unabhängig vom
Spanngliedverlauf im übrigen Trägerbereich.
Durch die Ableitung der Neigung kann die Krümmung κ im Scheitel und der
dazugehörige Krümmungsradius r ermittelt werden (vgl. 8.18):
d2 zp ( x ) 8⋅f 1 dzp ( x )
κ= 2
=− = (gilt für = 0 im Scheitel) (8.27)
dx l2 r dx
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In Bild 8-26 ist die Wirkung der Vorspannung in gekrümmten Balken dargestellt.
Werden die Momente mit der Umlenkkraftmethode ermittelt, dann ist zu berück-
sichtigen, dass bei gekrümmter (oder geknickter) Stabachse auch die Betondruck-
kraft NP = - P Umlenkkräfte erzeugt.
Beim Ausknicken eines vorgespannten Druckstabes mit im Verbund liegendem
Spannglied gleichen sich die Umlenkkräfte des Betons und des Spanngliedes gerade
aus (Bild 8-27, Bild 8-11), so dass die Normalkraft aus Vorspannung die Knickgefahr
nicht durch Zusatzmomente erhöht. Sie verändert allerdings die Steifigkeit des
Knickstabes.
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Anmerkung:
Streng genommen werden dem Zustand "Vorspannung" diejenigen Schnittgrößen
und Spannungen zugeordnet, die im vorgespannten, ansonsten völlig unbelasteten
Tragwerk vorhanden wären, wenn es sich linear elastisch verhielte. Die zugehörige
Spannstahlkraft heißt Fp,P oder kürzer Fp. Diese unterscheidet sich um Fp,g1 von der
wirklichen Spanngliedkraft Fp,P+g1 beim Vorspannen unter Eigengewicht g1 . Aus
praktischen Gründen wird oft der ohnehin kleine Anteil Fp,g1 zur Vorspannung
zugeschlagen und die gesamte Spanngliedkraft beim Vorspannen als Vorspan-
nung P bezeichnet:
8.4.3 Spanngliedführung
Bild 8-28 zeigt die Schnittkräfte aus Vorspannung für andere Spanngliedführungen.
Durch die Spannkrafteinleitungen entstehen D-Bereiche, in denen die Spannungen
nicht linear verteilt sind, so dass dort die Spannungsnachweise nach der Tech-
nischen Biegelehre nicht brauchbar sind.
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TU Berlin – Fachgebiet Massivbau – Konstruktiver Ingenieurbau II Kapitel 8
Der Verlauf der Spannglieder bei den bisherigen Beispielen ist zentrisch, exzentrisch,
linear oder parabolisch. Die DIN 1045-1 lässt jedoch auch eine freie
Spanngliedführung zu, die vorallem im Hochbau sehr wirtschaftlich angewendet wird.
Um eine möglichst effektive Vorspannung zu erreichen, ist es normalerweise üblich,
mit den Spanngliedern die Momentenlinie unter Dauerlast auszugleichen. Dabei
muss mit Hilfe von Unterstützungen eine parabelförmige Spanngliedführung
gewährleistet werden. Für das Einmessen und Einbauen der unterschiedlich hohen
Unterstützungen fallen beachtliche Kosten an. Bei der freien Spanngliedführung wird
auf sämtliche Unterstützungen verzichtet. Das Spannglied wird lediglich über den
Stützen mit der oberen Bewehrung und an einigen Punkten im Feld mit der unteren
Bewehrung verbunden. Eine hohe Einbaugenauigkeit ist bei der üblichen
Vorspannung ohne Verbund im Hochbau nicht erforderlich, da weniger hoch
vorgespannt wird. Dadurch werden die Nachweise der Spannungen im Grenzzustand
der Gebrauchstauglichkeit, für die eine genaue Lage der Spannglieder erforderlich
wäre, in der Regel nicht maßgebend.
8.5 Spannkraftverluste
Durch Reibung des Spannglieds beim Vorspannen nehmen die Spannkräfte vom
Spannanker weg ab. Außerdem entstehen sogenannte "Spannkraftverluste" durch
die Schwind- und Kriechverkürzungen des Betons, der das Spannglied umgibt und
ihm damit dieselbe Verkürzung aufzwingt. Bei hohen Spanngliedspannungen (Die
zulässigen Werte gehen bis zu 95 % der Elastizitätsgrenze.) sinkt außerdem die
Spanngliedspannung im Laufe der Zeit durch Relaxation um einige Prozent. Durch
diese Wirkungen geht ein erheblicher Teil der ursprünglichen Vorspannung im
Spannstahl verloren. Dies wirkt sich umso stärker aus, je geringer die anfängliche
Spannstahlspannung ist - auch ein Grund dafür, dass sich die Vorspannung erst mit
der Herstellung hochfester Stähle in der Praxis durchsetzte.
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∆Pt (t) Verluste infolge Kriechen, Schwinden und Relaxation zur Zeit t
⎧ 0,80 fpk
P0,max = A p ⋅ ⎨
⎩ 0,90 fp0,1k
⎧ 0,75 fpk
Pm0,max = A p ⋅ ⎨
⎩ 0,85fp0,1k
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ε cc = ϕ ⋅ ε elast
Das Kriechen sowie die Relaxation des Betons nehmen bei hoher Ausnutzung
überlinear mit der Beanspruchung zu. Diese Eigenschaft ist sehr segensreich, weil
sich örtliche Spannungsspitzen im Beton abbauen und somit Umlagerungseffekte
aktiviert werden. Die ebenfalls überlinear mit der Spannung zunehmende
Stahlrelaxation spielt nur bei hohen Beanspruchungen, wie sie im Spannstahl
vorkommen, eine Rolle.
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αp= Ep / Ecm
εcs (t, t0): Schwindmaß im Zeitraum zwischen dem Vorspannen und dem
betrachteten Zeitpunkt
ϕ (t, t0): Kriechzahl für den Zeitraum zwischen dem Vorspannen und
dem betrachteten Zeitpunkt
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P0: Vorspannkraft
γ: (θ + k ⋅ x)
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Beim Ablassen der Spannkraft um ∆σp geht die Spannstahlspannung wegen der
Reibungsumkehr im Bereich l2 in Bild 8-35 auf den Verlauf entsprechend Kurve 2
zurück. Die schraffierte Fläche entspricht der dabei auftretenden Verkürzung des
Spannglieds:
σ p1 − σ p 2 ∆σ p ⋅ l 2
∆lp 2 = ∫ dx = (lineare Näherung) (8.33)
l2 Ep 2⋅ E p
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können. Deshalb sollten Zwänge durch gesteuerte Rissbildung abgebaut werden und
das Ziel der Rissefreiheit ist aufzugeben.
Die ursprüngliche Definition des Vorspanngrades mit zum Teil unterschiedlichen
Erläuterungen in der Literatur, sowie einer Zuordnung in volle, beschränkte, teilweise
oder mäßige Vorspannung ist deshalb nicht mehr erforderlich.
Nach der neuen DIN 1045-1, 11.2 sind im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit
gemäß den Anforderungsklassen die Rissbreiten zu beschränken und der Nachweis
der Dekompression zu führen. Zudem sind wie bei Stahlbetonbauteilen die
Betondruck-, Betonstahl- und Spannstahlspannungen gemaß DIN 1045-1, 11.1 zu
begrenzen, die aber nur für Spannbetonbauteile praktische Bedeutung haben.
Zwangskräfte (z. B. aus einseitiger Erwärmung, Schwinden und Stützensenkung)
sind zu berücksichtigen, wenn diese einen nicht vernachlässigbaren Einfluss auf die
Schnittgrößen (bei statisch unbestimmten Systemen) haben.
Aufgrund des erläuterten nichtlinearen Verhaltens (Bild 8-15) ist es bei
Spannbetontragwerken nicht möglich, aus dem Verhalten im rechnerischen
Bruchzustand auf dasjenige unter Gebrauchslasten zu schließen. Man muss deshalb
im Allgemeinen getrennte Nachweise für beide Belastungszustände führen. Bei den
Spannungsberechnungen im Zustand I (ungerissen) berechnen sich diese
Spannungen unter Annahme von linear-elastischem Verhalten nach der Biegetheorie
aus den Schnittgrößen N und M der verschiedenen Lastfälle (einschließlich
Vorspannung):
N M
σ= ± (8.34)
A W
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Tab. 8-2 Anforderungen an die Begrenzung der Rissbreite und die Dekompression im
Gebrauchszustand nach DIN 1045-1
Bei Brücken mit ihrem relativ hohen Eigenlastanteil wird meistens eine hohe
Vorspannug gewählt, damit unter häufigen Lasten keine offenen Risse entstehen.
Dies hat weiterhin den Vorteil, dass die Spannungswechsel im Spannstahl
(Ermüdung) sehr gering sind, weil im Zustand I der Spannstahl nur die (sehr
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EP
αP =
Ecm
( αP − 1) A p zcp
zi = Nulllinienlage des Verbundquerschnitts (8.38)
Ai
zip = zcp − zi
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Bei der Berechnung der Spannstahlspannungen ist zu beachten, dass diese sich aus
zwei Anteilen zusammensetzen:
Die Spannung σp,P+g wird beim Vorspannen des Spannstahls erzeugt. Dabei wird
auch das Eigengewicht g aktiviert, denn das Tragwerk hebt sich beim Vorspannen
von der Schalung ab oder die Rüstung wird abgesenkt. Die Lastspannungen σp,q
entstehen nach dem Herstellen des Verbundes, weil sich der Spannstahl bei Ver-
formungen des Tragwerks um das gleiche Maß wie der umgebende Beton oder der
benachbarte Betonstahl dehnen muss:
Bild 8-38 Spannungszustand des vorgespannten Balkens unmittelbar nach dem Spannen
und Verankern
Auf den Betonbalken wirken die Ankerkräfte P als exzentrische Druckkräfte sowie die
Eigenlast g1, weil sich der Träger beim Spannen von der Schalung abhebt, also
N = −P M = −P ⋅ z cp + Mg1
N M P P ⋅ z cp − M g1
σ c1,P + g1 = − =− + oben (8.42a)
A c Wc Ac Wc
N M P P ⋅ z cp − Mg1
σ c 2,P + g1 = + =− − unten (8.42b)
A c Wc Ac Wc
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P
σ p,P+ g1 = (8.43)
Ap
In diesem Zustand wird das Hüllrohr verpresst, wodurch sich an den Spannungen
nichts ändert.
Mq + Mg2
σc1,q = − oben (8.44a)
Wio
Mq + Mg2
σc 2,q = unten (8.44b)
Wiu
Mq + Mg2
σ cp,q = z ip in Spanngliedhöhe (8.45a)
Ii
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∆Nc + s + r ∆Mc + s + r
∆σco,c + s + r = − (8.47a)
Ai Wio
∆Nc + s + r ∆Mc + s + r
∆σcu,c + s + r = + (8.47b)
Ai Wiu
∆P
∆σ p,c +s+r = (8.48)
Ap
∆P
∆σ c,c +s+r = ⋅ σ c,P (8.49)
Pm0
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Bei einem Balken, der nach dem Erhärten vorgespannt wird, ergeben sich
beispielsweise die in Bild 8-40 dargestellten Spannungsverteilungen in den Belas-
tungszuständen unmittelbar nach dem Vorspannen und bei zusätzlicher Belastung
mit Verkehrslast. Da durch Kriechen und Schwinden die Vorspannkraft zurückgeht,
wird der Balken im Laufe der Zeit auf der Unterseite Zugspannungen erhalten.
Pd = γp · Pmt
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Die Nachweise im Grenzzustand der Tragfähigkeit für Spannbeton erfolgen wie für
Stahlbeton. Die Gurtzugkraft aus einem Lastmoment MEd muss durch Spannstahl
und Betonstahl aufgenommen werden.
Vernachlässigen wir zunächst den stets vorhandenen Betonstahl, dann ergeben sich
bei reiner Biegung aus dem Gleichgewicht der inneren Kräfte mit dem
aufzunehmendem Moment Mg+q die Betondruckkraft Fc und Spannstahlzugkraft Fp
wie bei einem bewehrten Querschnitten mit Betonstahl:
M g+ q
Fp = Fc = (8.50)
z
Bei der Berechnung von z geht man von den gleichen Annahmen aus wie bei schlaff
bewehrten Querschnitten (Bild 8-41): Gleichgewicht, Verträglichkeit (lineare
Dehnungsverteilung, Bernoulli-Hypothese), Stoffgesetze (Parabel-Rechteck-
Diagramm für den Beton, lineare σ-ε-Linie für den Spannstahl).
Dabei muss die Vordehnung des Spannstahls gegenüber dem Beton nicht
berücksichtigt werden (Bild 8-42), denn die Dehnung der Spannbewehrung ist
begrenzt auf:
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Exemplarisch sei hier nun die Vorgehensweise bei der Verwendung der ω -Tafel für
den Bruchsicherheitsnachweis eines mit Ap bewehrten Querschnitts aufgezeigt.
Hierbei tritt Ap unter Beachtung der unterschiedlichen Festigkeiten von Bewehrungs-
und Spannstahl an die Stelle von As1.
MEds
µ Eds = MEds = MEd für NEd = 0 (8.52)
b ⋅ d 2 ⋅f cd
ε p = ε s1 + ε (p0 ) (8.53)
fp0,1k
σp = ε p ⋅ Ep < fpd = oder σ p = fpd
γs
Praktisch wird fast immer σp = fpd erreicht, so dass sich der Nachweis von
demjenigen für einen bewehrten Balken mit Betonstahl nicht unterscheidet.
MEds
erf A p = (8.54)
ζ ⋅ d ⋅fpd
Im Allgemeinen deckt man nur einen Teil des Bruchmoments MRd mit Spannstahl
und den Rest mit Betonstahl ab, der auch zur Rissebeschränkung in den Gebrauchs-
zuständen benötigt wird. Der Betonstahl As geht in diese Berechnung als zusätzliche
Bewehrungslage mit seiner geringeren Stahlspannung σs = εs ⋅ Es ≤ fyd und seinem
meist größeren Hebelarm ein. Wenn sich die inneren Hebelarme nur wenig
unterscheiden, kann man die Bewehrungskräfte in ihrem gemeinsamen Schwerpunkt
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Bei allen Arten von Bruchsicherheitsnachweisen sollte man sich vergewissern, ob die
zur Dehnungsverteilung im Querschnitt gehörige Spannstahldehnung εp inklusive der
Vordehnung groß genug ist, um den Spannstahl bis zur Streckgrenze zu aktivieren,
also ob εp ≥ fpd/Ep.
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Die genauen Gleichungen hierzu können dem KI I Skript, Kapitel 5.5 entnommen
werden. Zur Berücksichtigung der geneigten Spannglieder kann man für eine
Querkraft VEd bemessen.
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Monolitzenspannverfahren mit 1
Suspa-DSI Z-13.2-95 28.02.2010 Deutschland
Litze ohne Verbund
Monolitzenspannverfahren mit 1 bis
Suspa-DSI ETA-03/0036 31.03.2009 EU
5 Monolitzen ohne Verbund
Bei den meisten Spannverfahren wird der Beton zur Erhöhung der Festigkeit im Ver-
ankerungsbereich des Spannglieds mit Wendeln umschnürt. Diese dürfen auf die
"Spaltzugbewehrung" zur Aufnahme der Querzugkräfte aus der Krafteinleitung (D-
Bereich) nicht angerechnet werden.
Die Hüllrohre bestehen im Allgemeinen aus gewickeltem oder längsverschweißtem
Blech mit schraubenförmig um das Rohr verlaufenden Versteifungsrippen. Dadurch
können die Rohre in beliebiger Länge geschnitten und miteinander verschraubt wer-
den, wobei die Stöße mit Klebeband abgedichtet werden. Die Hüllrohre sind in vor-
geschriebenen Mindestabständen zu unterstützen, um sie in der erforderlichen Lage
insbesondere beim Betonieren (Rütteln) zu fixieren und ungewollten Durchhang zwi-
schen den einzelnen Unterstützungen zu vermeiden. Dazu dienen meistens Stehbü-
gel mit angeschweißten oder angeklemmten Querstäben (Bild 8-47).
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An die Hüllrohre werden an den Verankerungen sowie an allen Tief- und Hochpunk-
ten der Spanngliedführung dünnere Röhrchen oder Schläuche zum Einpressen des
Mörtels bzw. zum Entlüften angeschlossen. Vor dem Verpressen werden die Hüllroh-
re mit Druckluft durchgeblasen (nachdem sie evtl. vorher mit Wasser durchgespült
wurden) und dann von den Tiefpunkten aus solange injiziert, bis an den Entlüftun-
gen der Hochpunkte der Einpressmörtel in der richtigen Konsistenz austritt. Das
Verpressen (Injizieren) der Hüllrohe ist ein für die Dauerhaftigkeit des Bauwerks
besonders wichtiger und schwer zu kontrollierender Vorgang. Viele Schäden an Brü-
cken sind auf unvollständiges Verpressen zurückzuführen.
Kopplungen von Bündelspanngliedern bestehen prinzipiell aus Ankerköpfen an den
beiden Spanngliedenden, die durch Verschraubungen miteinander verbunden wer-
den (Bild 8-48 a und b). Gewindestäbe können direkt durch Überwurfmuttern ver-
bunden und durch Kontermuttern fixiert werden (Bild 8-48 c). Beim abschnittsweisen
Bauen wird meistens an eine bereits unter Last stehende Verankerung angekoppelt
(Koppelanker), es gibt aber auch frei bewegliche Kopplungen in einem örtlich erwei-
terten Hüllrohr (Bild 8-48 d). Koppelstellen sollen möglichst in Bereichen mit relativ
geringer Beanspruchung angeordnet werden, wobei in einem Querschnitt auch nicht
mehr als die Hälfte der Spannglieder gekoppelt werden sollten.
Zylindrische Behälter können auch durch Aufwickeln von blankem Spanndraht mit-
tels einer Wickelmaschine vorgespannt werden. Diese wird um den Behälter herum-
bewegt, wobei der Spannstahl von einer Haspel abgerollt und durch eine
Bremsvorrichtung gespannt wird. Der Spannstahl muss durch Vorsatzbeton (z. B.
Spritzbeton) oder eine andere Beschichtung vor Korrosion geschützt werden.
Die Spannanker müssen beim Vorspannen zugänglich sein und werden deshalb an
der Betonoberfläche oder in Aussparungen angeordnet, deren Abmessungen für das
Ansetzen der Spannpresse ausreichen. Für die Aussparungen gibt es oftmals spe-
zielle Schalungselemente, die zum Spannverfahren passen. Nach dem Spannen
werden die Spann-Nischen ausbetoniert bzw. die Ankerkörper mit einem Vorsatzbe-
ton geschützt; dieser ist durch Anschlussbewehrung mit dem Konstruktionsbeton zu
verbinden, wobei oftmals die Anschlussbewehrung wegen der Spannpresse abge-
bogen und wieder rückgebogen wird (DIN 1045-1, 12.3.2).
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Fpd − Fp
< zul fbd (8.55)
up ⋅ l'
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Ap σ pm0
lbp = α 1 ⋅ ⋅ (8.56)
π ⋅ dp fbp ⋅ η1
lp,eff = lbpd
2
+ d2 (8.57)
Ap σ pd − σ pmt
lba = lbpd + ⋅ (8.58a)
π ⋅ dp fbp ⋅ η1 ⋅ ηp
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Ap σ pd − σ pt ( x = lr )
lba = lr + ⋅ (8.58b)
π ⋅ dp fbp ⋅ η1 ⋅ ηp
Bild 8-51 Übertrag Verankerungslänge lba und Eintragungslänge lp,eff bei der Ver
ankerung von Spanngliedern: a) durch Verbund, b) durch Ankerplatten
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9 Stabwerkmodelle
9.1 Einführung
Die Stabwerkmodelle sind eigentlich für den gerissenen Stahlbeton entwickelt
worden, weshalb dieses Kapitel fast ausschließlich Details aus Konstruktionsbeton
behandelt. Zum weitergehenden Selbststudium wird der alle 4 oder 5 Jahre
erscheinende Aufsatz "Bemessen und Konstruieren" im Betonkalender empfohlen.
Gelegentlich werden die Stabwerkmodelle auch zur Veranschaulichung des
Kraftflusses in Stahl- und Mischkonstruktionen herangezogen.
9.2 Grundgedanke
Wenn der Beton reißt und seine Zugkräfte vom Bewehrungsstahl übernommen
werden, stellt sich im Tragwerk ein neuer Kräftezustand ein, der sich von demjenigen
im ungerissenen Zustand I erheblich unterscheidet. Die Zugkräfte verlaufen dann
konzentriert in den Bewehrungsstäben, die aus baupraktischen Gründen im
Allgemeinen parallel und senkrecht zu den Bauteilrändern eingelegt werden. Die
lineare Elastizitätstheorie ist dann nicht mehr anwendbar, so dass man ein anderes
Berechnungsmodell benötigt.
Der Grundgedanke der Stabwerkmodelle ist, die Betondruckspannungen bereichs-
weise zu geraden Druckstäben zusammenzufassen, die gemeinsam mit den Zug-
stäben der Bewehrung ein Fachwerk bilden, aus dem man die Bewehrungskräfte
berechnen kann. Das Fachwerkmodell, schon von Hennebique, Ritter und Mörsch
publiziert, hat sich für die Bemessung der Bügel in Balken bestens bewährt, und
Stabwerkmodelle werden auch in einzelnen anderen Tragwerksbereichen (z. B.
Konsolen) zur Bemessung der Bewehrung längst erfolgreich verwendet (Bild 9-1).
Mit Verständnis eingesetzt, leisten Stabwerkmodelle aber viel mehr: sie ermöglichen
die Absicherung des Tragwerks gegen Betonversagen, sie zeigen, wo die Be-
wehrung zu verankern ist, und vor allem machen sie das Tragverhalten im
gerissenen Zustand II anschaulich. Damit bieten sie dem Ingenieur eine wichtige
Hilfe zur Vermeidung grober Fehler und zum zweckmäßigen Entwerfen von Details.
Auf Anregung von Jörg Schlaich sind in Stuttgart seit 1980 die Stabwerkmodelle in
zahlreichen Forschungsarbeiten für beliebige Bauteilformen systematisch
verallgemeinert und durch praktische Bemessungsregeln für die Stäbe und deren
Knoten ergänzt worden. Vor allem die Schweizer Forscher um B. Thürlimann haben
dafür wichtige Voraussetzungen geschaffen, indem sie die Plastizitätstheorie als
solide theoretische Grundlage für die Bemessung von scheibenförmigen
Stahlbetontragwerken im gerissenen Zustand II aufbereitet haben.
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TU Berlin – Fachgebiet Massivbau – Konstruktiver Ingenieurbau II Kapitel 9
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TU Berlin – Fachgebiet Massivbau – Konstruktiver Ingenieurbau II Kapitel 9
Durch die Orientierung der Modelle am Kraftfluss nach der Elastizitätstheorie ist es
möglich, für den Gebrauchs- und Bruchzustand mit den gleichen Modellen
auszukommen und Verletzungen der Verträglichkeit in unschädlichen Grenzen zu
halten. Dies schließt aber nicht aus, dass im Einzelfall das Modell an die sich mit der
Lasthöhe ändernden Steifigkeiten angepasst werden muss, um so die sonst
verschenkte, tatsächlich höhere Tragfähigkeit auch rechnerisch auszuschöpfen.
Inzwischen ist die Methode der Stabwerkmodelle auch in die DIN 1045-1
aufgenommen, allerdings nur sehr knapp. Eine ausführlichere Darstellung findet man
im Betonkalender 2001.
9.3 Modellfindung
9.3.1 Einführung
Die Modellfindung für D-Bereiche ist der wichtigste und mitunter sehr schwierige Teil
bei der Anwendung der Methode der Stabwerkmodelle. Die Entwicklung eines neuen
Modells ist sehr lehrreich, setzt aber, ähnlich wie die statische Berechnung von
Systemen, eine Schulung und Vertrautheit mit der Methode voraus. Vor "Schnell-
schüssen" sei hier gewarnt, denn das Ergebnis ist nur selten richtig. Zum leichteren
Einlernen wird dieses Kapitel über die Modellfindung relativ ausführlich gehalten.
Die Geometrie der Modelle hängt prinzipiell von der Belastung ab. Dies hat zur
Folge, dass für jede eventuell maßgebende Lastkombination ein Modell zu
entwickeln und zu bemessen ist. Dies ist kein Mangel der Stabwerkmodelle, sondern
die Folge der nichtlinearen Materialeigenschaften des Konstruktionsbetons; die
Bemessung einer Stütze kann ja auch nicht getrennt für Momentenbeanspruchung
und für Beanspruchung durch Normalkraft durchgeführt werden. Das Stabwerkmodell
spiegelt die Änderungen des Kraftflusses im Tragwerk bei Belastungsänderungen
oder Belastungsumkehr wider, wie das Beispiel in Kapitel 9.6.2 sehr deutlich zeigen
wird.
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TU Berlin – Fachgebiet Massivbau – Konstruktiver Ingenieurbau II Kapitel 9
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Da konzentrierte Kräfte das Bestreben haben, sich in der Scheibe möglichst rasch
auszubreiten, streben die von den Lagern ausgehenden Lastpfade zunächst ins
Scheibeninnere hinein und weisen in der Nähe des Lagers die größten Krümmungen
auf.
Bisher wurde nur das Gleichgewicht in Richtung der aufgebrachten Lasten
berücksichtigt. Durch die Krümmungen der Lastpfade entstehen aber Umlenkkräfte
C und T, die hier der Einfachheit halber horizontal gezeichnet werden. Die Umlenk-
kräfte der beiden Lastpfade müssen miteinander im Gleichgewicht stehen, da an der
Scheibe keine horizontalen Lasten angreifen.
Nun werden auch die Umlenkkräfte zu Resultierenden zusammengefasst. Diese
haben wegen des horizontalen Gleichgewichts für beide Lastpfade jeweils dieselbe
Wirkungslinie. Die Lastpfade werden schließlich zu Polygonzügen idealisiert, deren
Knicke in den Schnittpunkten mit den Resultierenden der Umlenkkräfte liegen
(Bild 9-2 d).
Somit wurde ein Modell des Tragwerks entwickelt, das die wesentlichen Ströme des
Kraftflusses wiedergibt und das Tragverhalten verdeutlicht. Dabei repräsentieren die
Einzelstäbe gekrümmte ebene oder räumliche "Spannungsfelder" mit der haupt-
sächlichen Tragrichtung in Richtung der Stabachse. Die Knotenpunkte der Stäbe
sind natürlich keine Gelenke, sondern in Wirklichkeit ganze Bereiche, in denen innere
Kräfte (Spannungen) umgelenkt oder eingeleitet (verankert) werden.
Beim nächsten Beispiel, einem D-Bereich mit der Last F an der Ecke (Bild 9-3 a),
verfährt man zunächst wie beim vorherigen Beispiel und sucht sich den Anteil der
Spannungen am unteren Rande des D-Bereichs, der mit der Last F in vertikalem
Gleichgewicht steht (Bild 9-3 b).
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der Stelle x = l /2 berechnen. Dabei genügt eine grobe Schätzung des Schwer-
punktes der Druckspannungen des Spannungsdiagramms, da selbst erhebliche
Abweichungen von der elastizitätstheoretisch richtigen Lage bezüglich der
Tragsicherheit unproblematisch sind. Beispielsweise ordnet man in Zugspan-
nungsfeldern mit dem Spannungsgrößtwert am Bauteilrand die Bewehrung
direkt am Rand an, wenn der Zugspannungsbereich nicht sehr breit ist.
Wenn durch die Abweichung des Modells vom linear-elastischen Spannungsbild die
rechnerische Tragfähigkeit erhöht wird (beispielsweise durch eine Vergrößerung des
inneren Hebelarmes z in Bild 9-4), ergeben sich sogar zutreffendere Tragfähigkeiten.
Ein in diesem Sinne optimiertes Modell liefert beispielsweise 94 % der im Versuch
festgestellten Traglast der Scheibe in Bild 9-5, während die übliche Bemessung
aufgrund linear-elastischer Stoffgesetze (unter Vernachlässigung der konstruktiven
Netzbewehrung) und ebenso das daran orientierte Modell nur 40 % der wirklichen
Tragfähigkeit liefert. Allerdings können bei starker Abweichung des
Bemessungsmodells vom linear-elastischen Tragverhalten bereits im Gebrauchs-
zustand breite Risse auftreten, wenn nicht konstruktiv eine risseverteilende Be-
wehrung angeordnet wird.
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∑ Ti ⋅ Ii = Minimum
Wenn ausnahmsweise auch Druckstäbe auf größere Länge (nicht nur in den
Knoten) sehr hoch beansprucht werden und dadurch ähnlich große mittlere
Dehnungen wie die Bewehrung erhalten, sollten sie näherungsweise in ein
besseres Kriterium einbezogen werden:
∑ Fi ⋅ Ii ⋅ ε mi = Minimum
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Für die Modellfindung gibt es im Wesentlichen drei Verfahren, die auch miteinander
kombiniert werden können: Am anschaulichsten und lehrreichsten ist die Lastpfad-
methode, die allerdings nicht in allen Fällen gut funktioniert (Kapitel 9.3.3). Sie eignet
sich besonders dann, wenn die wesentlichen Lasten und Lagerreaktionen in
derselben Richtung wirken, also z. B. bei Scheibentragwerken mit vorwiegend
senkrechten Lasten. Immer anwendbar ist die Entwicklung des Modells aus dem
Spannungsbild einer linear-elastischen FE-Berechnung (Kapitel 9.3.4). Am schnell-
sten wird das Ziel meist mit der Anpassung von bekannten, typischen D-Bereichen
erreicht (Kapitel 9.3.6), wobei hier allerdings das zu lösende Problem mit einem D-
Bereich verwandt sein muss.
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M V
T= + ⋅ cot θ (Stahl-Zuggurt)
z 2
M V
C= − ⋅ cot θ (Beton-Druckgurt)
z 2
V
Fθ = (Beton-Druckstrebe)
sin θ
Der Querkraftanteil in den obigen Formeln für die Gurtkräfte ist für das Gleichgewicht
nötig, weil die schräge Druckstrebenkraft Fθ außer ihrer "Querkraftkomponente" mit
der Größe V noch die Längskomponente V cot θ in Richtung der Balkenachse hat.
Wird die bei der Biegebemessung üblicherweise vernachlässigte Abminderung der
Druckgurtkraft durch die Querkraft V beim Ansatz der Kräfte auf den D-Bereich
vergessen, ergeben sich Widersprüche beim Gleichgewicht des D-Bereichs. Vor dem
Beginn des Modellierens müssen unbedingt alle auf den D-Bereich einwirkenden
Kräfte (auch alle Auflagerreaktionen) bekannt sein. Es empfiehlt sich,
Gleichgewichtskontrollen der horizontalen und vertikalen Kräfte sowie der Momente
durchzuführen.
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Wenn es für die Modellfindung vorteilhaft ist, können die Resultierenden der
schrägen Druckstrebenspannungen auf zwei oder mehr Strebenkräfte aufgeteilt
werden, wobei der Schwerpunkt dieser Kräfte in der Mitte der Steghöhe liegt
(Bild 9-9 c).
F a
T= (1 − ) (9.1)
4 b
berechnet werden. Dieselbe Formel ergibt sich auch aus dem einfachen Modell in
Bild 9-11b mit der Annahme z = b/2. Das Diagramm in Bild 9-11e zeigt diese
Näherung im Vergleich mit T aus einer elastizitätstheoretischen Berechnung, die
aber (zumindest für Zustand II) nicht besser als die Näherung ist. In diesem Dia-
gramm ist auch der Neigungswinkel θ der Druckstreben angegeben. Die Bewehrung
kann entsprechend der Verteilung der Querzugspannungen im Zustand l auf eine
Höhe von 0,6 bis 0,8 b verteilt werden (Bild 9-11c), wobei aber unmittelbar unter der
Last hohe Querdruckspannungen herrschen, deren Integral C gleich T sein muss.
Wie die Abgrenzung des D-Bereichs zeigt, hat die Höhe h der dargestellten Scheibe
keinen Einfluss auf die Beanspruchungen im D-Bereich, solange h größer ist als die
Breite b. Auch bei h < b kann das Modell von Bild 9-11b prinzipiell beibehalten
werden (Bild 9-11d), bis der innere Hebelarm z in denjenigen eines B-Bereichs
übergeht.
Wenn die Einzellast F von der Randmitte des D1-Bereiches (Bild 9-11) zur Ecke hin
versetzt wird, ergibt sich der in Bild 9-12 behandelte D2-Bereich mit einer Zugkraft
bis zu T1 = 0,4 F am belasteten Rand und mit einer sehr geringen Verteilbreite bzw.
einer Spannungsspitze am Rand. Die Betonzugspannungen sind deshalb mit der
Betonzugfestigkeit nicht zu bewältigen und haben bei fehlender oder zu tief liegender
Bewehrung verschiedentlich zum Eckabreißen geführt.
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TU Berlin – Fachgebiet Massivbau – Konstruktiver Ingenieurbau II Kapitel 9
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Werden die Modelle für zwei D2-Bereiche in ähnlicher Weise wie die
D1-Modelle kombiniert und verzerrt, so ergeben sich die Modelle für den D4-Bereich
in Bild 9-14c. Die Randzugkräfte liegen aber in einer ähnlichen Größenordnung wie
beim D2-Bereich und dürfen nicht vernachlässigt werden, was bei exzessiver
Anwendung der Plastizitätstheorie zwar möglich wäre, aber schon bei einer groben
Orientierung am elastischen Verhalten verhindert wird.
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Der D5-Bereich ist neben dem D1-Bereich der bei weitem häufigst vorkommende D-
Bereich. Dasselbe Modell dient in Bild 9-17 zur Veranschaulichung der inneren Kräfte
im Steg eines Balkens. Hierbei wird die Notwendigkeit von geschlossenen Bügeln
nochmals deutlich.
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Bild 9-17 Der D5-Bereich erklärt auch Details des Kraftflusses im Balkensteg
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Der Bereich D6 (Bild 9-18) entspricht dem Bereich D5 (Bild 9-15) nur mit
angehängter Last. Legt man elastisches Verhalten zugrunde, unterscheidet sich der
innere Hebelarm z in beiden Bereichen nicht.
Bei dem D7-Bereich in Bild 9-20 kann es zweckmäßig sein, statt des einfacheren
Modells im Bild 9-20c ein verfeinertes Modell gemäß Bild 9-20d zu verwenden, um
die Querzugkräfte T2 aus der Spreizung der Drucktrajektorien direkt am Modell
sichtbar zu machen. Beim einfacheren Modell werden die Querzugkräfte als
Bestandteil des Druckfeldes berücksichtigt, so dass beide Modelle schließlich auf
dasselbe hinauslaufen. Mit wachsendem h/l (Bild 9-20e und Bild 9-20f) vollzieht sich
allmählich der Übergang zum D1-Bereich (oben) und D5-Bereich (unten).
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Der typische D8-Bereich in Bild 9-20 ist mit dem Bereich D5 (Bild 9-15) verwandt. Ein
Beispiel für den D8-Bereich ist der Bereich zwischen den Öffnungen der
Wandscheibe in Bild 9-16b.
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Das Modell für den D9-Bereich vereinigt in sich die Modelle D1 (Bild 9-11) und D5
(Bild 9-15).
Entsprechend findet man im D10-Bereich des Bild 9-22 die Modelle der Bereiche D3
(Bild 9-13) und D8 (Bild 9-20) wieder. Ab h/l > 2 ist die obere und untere Hälfte von
D10 identisch mit D9.
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Der D11-Bereich in Bild 9-23 ist typisch für die End-Auflagerbereiche von Balken und
wandartigen Trägern. Er lässt sich gut aus B-Bereichen und dem D12-Bereich (Bild
9-24) zusammenfügen und wird deshalb auch als Teil eines größeren
D-Bereichs angewendet, beispielsweise bei konzentrierten Lasteinleitungen in
Balken, für Auflagerbereiche über Innenstützen von Durchlaufträgern, bei Rahmen-
ecken und Rahmenknoten (Bild 9-23a).
In Rahmen stellt er den Übergang vom D12-Bereich zu den B-Bereichen der Stiele
und Riegel her. Der D11-Bereich wird, abgesehen vom "Auflager" (Kapitel 9.5.4.3),
wie B-Bereiche bemessen. Dies gilt auch noch für die in Bild 9-23c dargestellten,
ineinandergeschobenen D11-Bereiche mit entgegengerichteten konzentrierten
Kräften F an beiden Bereichsenden, solange der Abstand a dieser Kräfte so groß ist,
dass zwischen den beiden fächerförmigen Druckfeldern ein paralleles Druckfeld wie
in einem B-Bereich verbleibt, also wenn
a ≥ z ⋅ cot θ + 0,5 ⋅ (a 1 + a 2 )
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direkte Druckstrebe zum Lager, der Indirekte überträgt den restlichen Teil der Last
über ein Fachwerk mit Zugstäben Fw (Bügel) zum Lager.
Vereinfacht kann die statisch unbestimmte Stabkraft Fw nach der in Bild 9-24b
angegebenen Formel ermittelt werden. Diese Formel entspricht einer linearen
Interpolation von Fw zwischen den beiden Grenzfällen Fw = F (nur Fachwerkmodell)
bei a ≥ 2 z und Fw = 0 (nur Streben-Zugband-Modell) bei a ≤ z/2. Ein Verfahren zur
Berechnung der Stabkräfte in Abhängigkeit von der Beanspruchung durch
"Querkraft" und "Längskraft" sowie der Betonfestigkeiten entwickelten Jennewein und
Schäfer (1992). In diesem Beitrag finden sich auch viele Hinweise zur zweckmäßigen
Anwendung der D11- und D12-Bereiche in Tragwerken.
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Mitunter wird kritisiert, dass die Methode der Stabwerkmodelle keine eindeutige
Lösung liefert. Dies hat zwei Ursachen. Erstens liegt es im Wesen des
Verbundbaustoffs Stahlbeton, dass dessen Tragverhalten wesentlich durch die
Bewehrungsführung beeinflusst werden kann. Die Vieldeutigkeit ist also nicht
"Schuld" der Stabwerkmethode, sondern eine Folge der Eigenarten des Stahlbetons.
Sie wird bei rezeptartig angebotenen Bemessungsverfahren nur verdeckt und
verschleiert, mit der Stabwerkmethode hingegen offengelegt und kann somit dazu
genutzt werden, das Tragwerk den speziellen Gegebenheiten anzupassen, z. B.
hinsichtlich der Betonabmessungen und einer einfachen Bewehrungsführung. Die
zweite Ursache der Vieldeutigkeit liegt im Näherungscharakter der Nachweis-
methode. Wie viele andere Berechnungsverfahren kann die Stabwerkmethode nicht
die im Einzelfall beste oder "richtige" Lösung liefern, sondern nur eine ausreichend
gute. Dieses Ziel lässt sich mit einiger Übung im Modellieren immer erreichen.
Bedenkt man die Komplexität der gerissenen D-Bereiche aus Beton und Bewehrung,
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82
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jedes Modell für sich alleine das Gleichgewicht mit den ihm zugewiesenen Lasten
herstellen können. Die Aufteilung der Lasten auf die einzelnen statisch bestimmten
Modelle oder Stäbe kann unter Berücksichtigung der Steifigkeitsverhältnisse und
Rissbreitenbegrenzung relativ freizügig gewählt werden.
9.5.1 Bemessungsgrundlagen
Die Bemessung für den Grenzzustand der Tragfähigkeit muss sicherstellen, dass die
berechneten Stabkräfte vom Beton und dem Bewehrungsstahl ertragen werden und
dass die Kraftüberleitung in den Knoten funktioniert. Außerdem dürfen im
Gebrauchszustand keine unzulässig breiten Risse auftreten.
Bei allen folgenden Bemessungsvorschlägen und Beispielen wird davon
ausgegangen, dass die Stabkräfte in den Modellen für Lasten berechnet werden, die
bereits mit den zugehörigen Teilsicherheitsbeiwerten multipliziert sind. Die Be-
wehrung kann dann mit fyd und der Beton mit seiner Druckstrebenfestigkeit σRd,max
angesetzt werden. Nach DIN 1045-1 sollte dabei eine mögliche Verminderung der
Druckfestigkeit infolge von Querzugspannungen oder Rissbildung berücksichtigt
werden:
fck
fcd = α ⋅
γc
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9.5.4.1 Nachweiskonzept
Die Knoten des Modells fassen die Kraftumlenkungen der Spannungsfelder
zusammen. Sofern diese Kraftumlenkungen sich weiträumig und sehr allmählich in
"kontinuierlichen" oder "verschmierten" Knoten vollziehen, wie beispielsweise in den
Knoten I und II in Bild 9-26, erübrigt sich eine Überprüfung der Betonspannungen.
Ganz anders bei Spannungskonzentrationen in "singulären" oder "konzentrierten
Knoten", die bei Krafteinleitungen und in einspringenden Ecken entstehen, wo auch
die "Flaschenhälse" der Druckfelder enden. Beispiele dafür sind die Knoten III und IV
in Bild 9-26. Diese singulären Knoten sind die wirklich heiklen Punkte eines
Stahlbetontragwerks. Eine sichere Bemessung sowie die sorgfältige Durchbildung
dieser Knoten ist äußert wichtig.
Obwohl zahlreiche Möglichkeiten für die konstruktive Durchbildung von singulären
Knoten bestehen (und obwohl sich daher alle etwas unterschiedlich verhalten),
gleichen sich die Kräfte im Wesentlichen immer über direkte Betondruckspannungen
im Knoteninneren aus. Auch "Verbund" ist eine Kraftüberleitung mittels Beton-
druckspannungen, die sich auf die Rippen der Bewehrungsstäbe (Bild 9-33) oder auf
die Innenseite abgebogener Stäbe (Bild 9-37) abstützen.
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Es ist zwar mit vertretbarem Aufwand nicht möglich, die komplexen individuellen
Verhältnisse eines jeden Knotenbereichs quantitativ zu erfassen, die Erfahrung zeigt
aber, dass einige Knotentypen und Details immer wiederkehren und dass dafür
vereinfachte, auf der sicheren Seite liegende Nachweisverfahren angegeben werden
können. Es wird vorgeschlagen, die Knotenbereiche der konzentrierten Knoten
geradlinig zu begrenzen. Bei den im Knotenbereich herrschenden hohen
Spannungen sind beträchtliche plastische Spannungsumlagerungen vor dem
Versagen möglich, weshalb nicht die Betonspannungen an einzelnen Punkten mit
Dreiaxialfestigkeiten verglichen werden, sondern am Knoten angreifende Kräfte mit
dem zugehörigen Widerstand (Traglast) oder - was auf dasselbe herauskommt -
gemittelte Spannungen mit einem Bemessungswert des Betons. Gegebenenfalls ist
auch die Sicherheit der Bewehrungsverankerungen nachzuweisen.
Im Wesentlichen gibt es vier unterschiedliche Grundtypen von Knoten. Diese vier
Grundtypen werden im Folgenden vorgestellt:
- Bügelknoten
- Druckknoten
- Endauflager- bzw. Druck-Zug-Knoten
- Knoten mit Bewehrungsumlenkung
- Weitere Varianten und Kombinationen
zu bemessen. Bei genauerem Nachweis sind hier auch höhere Werte zulässig.
Voraussetzung für den Ansatz obiger Betonfestigkeit ist, dass im "Druckknoten"
keine wesentlichen Querzugkräfte in der "dritten" Richtung, also senkrecht zur
betrachteten Knotenebene, auftreten.
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Am Beispiel des Knotens K2 (Bild 9-29), der unter einer Einzellast oder in der
einspringenden Ecke einer Konsole auftritt, werden die erforderlichen Nachweise
erläutert. Die Höhe a0 des Knotens ist wählbar. Da die Spannungsintensität von der
Stelle der Krafteinleitung C1 weg abnimmt, ist es realistisch und zwäckmäßig, a0 so
groß zu wählen, dass die Spannungen σc2 und σc3 in den anschließenden
Druckfeldern nicht maßgebend werden. Ein ebener hydrostatischer Spannungs-
zustand
σc 0 = σ c1 = σ c 2 = σc 3
a1
a0 = (9.2)
tan θ2 + tan θ3
Nachweise:
C1
1. σc1 = ≤ σRd,max (9.3)
a1 ⋅ b
C0
2. σc 0 = ≤ σRd,max (9.4)
a0 ⋅ b
Der 2. Nachweis erübrigt sich, wenn a0 > a0,vorh, weil dann σc0 < σc1. Die Nachweise
σc2 ≤ σRd,max und σc3 ≤ σRd,max sind automatisch erfüllt.
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Knoten K3 ist Teil eines größeren Knotenbereichs (Knoten K4). Die Höhe a2 ergibt
sich meistens aus einer Dehnungs- und Spannungsverteilung in einem Schnitt
(Schnitt 2-2) senkrecht zu C2. Oft wird der Knoten dadurch bemessen, dass in
diesem Schnitt ein Standardnachweis für M und N durchgeführt wird (vgl. Übung zur
Bemessung einer Konsole).
Nachweise:
C1
1. σc1 = ≤ σRd,max (9.5)
a1 ⋅ b
C2
2. σc 2 = ≤ σRd,max (9.6)
a2 ⋅ b
Knoten K4 setzt sich aus zwei Knoten K3 zusammen. Die Nachweise sind analog
Druckknoten K3 zu führen, jedoch sind anstelle von σc2 und C2 die Werte σc0 und C0
zu verwenden.
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Knotenbereiche, in denen vier und mehr (in einer Ebene liegende) Stäbe
zusammentreffen, kann man aus mehreren aneinandergrenzenden dreieckigen
Knotenbereichen zusammensetzen (Bild 9-31) oder man kann für die Knoten-
bemessung jeweils zwei eng benachbarte Druckstreben zu einer Resultierenden
zusammenfassen.
In räumlichen Druckknoten genügt der Nachweis der Pressung in der
Krafteinleitungsfläche mit der Dreiaxialfestigkeit, wie sie in den Normen für Teil-
flächenbelastung angegeben ist. Selbstverständlich sind auch die meistens in
einigem Abstand von der Krafteinleitungsfläche auftretenden Querzugkräfte
abzudecken (Bild 9-32).
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Dieser Grenzwert liegt 25% unter der Einaxialfestigkeit, was aber nicht ausschließt,
dass bei guter Modellierung (großer Strebenwinkel θ) und besonders sorgfältiger
Knotenausbildung (mehrere Bewehrungslagen und Querbewehrung) auch die volle
Einaxialfestigkeit erreicht werden kann. Sehr günstig auf die Knotenfestigkeit wirkt
sich auch die Querdehnungsbehinderung durch Reibung in der Auflagerfläche aus,
die Querdruck im Knotenbereich erzeugt. Die Größenordung dieser Reibung ist
jedoch nicht zuverlässig abzuschätzen. Andererseits kann die Festigkeit bei sehr
ungünstiger Knotenausbildung auch geringer sein, wobei 0,6 · fcd praktisch einen
unteren Grenzwert darstellt.
Der Stand des Wissens in dieser praktisch wichtigen Frage ist nicht befriedigend.
Großmaßstäbliche Versuche hinsichtlich der Bemessungswerte von Knoten in
Abhängigkeit von der Knotenausbildung fehlen. Modellversuche mit Mikrobeton
haben die vermuteten Unterschiede aber bestätigt (Sundermann/ Schäfer 1997).
Für die praktische Bemessung von konzentrierten Knoten mit Bewehrungs-
verankerung wird empfohlen, den Knotenbereich in der Ebene des Stabwerkmodells
entsprechend Bild 9-35 zu idealisieren. Man denkt sich dabei jede Bewehrungslage
durch eine Schicht ersetzt, die über die gesamte Bauteildicke b durchläuft, und nimmt
konstante Spannungen über die Bauteildicke an.
Die mittleren Spannungen werden dann in den Knotenrändern zu den beiden
Druckstreben nachgewiesen. Dabei kann man sich die Grenzfläche zur schrägen
Druckstrebe sägezahnförmig berandet vorstellen und erhält so recht einfach die
Spannung in Richtung der Druckstrebe, indem die Druckstrebenkraft durch die
Projektionsfläche Ac = ai · b geteilt wird. Die Spannung in der Fläche der Kraftein-
leitung entspricht der Lagerpressung.
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Beim Knoten K6 wird die Bewehrung über die wirksame Höhe u verteilt, in welcher
die Druckspannungsfelder umgelenkt werden. Bei Scheiben sollte diese wie folgt
gewählt werden:
u ≈ 0,15 h,
≤ 0,20 h
≤ 0,20 l
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C1
1. σc1 = ≤ σRd,max
a1 ⋅ b
C2 σc1
2. σc2 = = ≤ σRd,max
a2 ⋅ b ⎛ u ⎞ 2
⎜⎜1 + ⋅ cot θ ⎟⎟ ⋅ sin θ
⎝ a1 ⎠
4. Querzugbewehrung konstruktiv
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begrenzt. Außerdem sind die üblichen Regeln für die Bügelformen einzuhalten.
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Nachweise:
Die Nachweise sind vereinfachend wie für den Balken zu führen:
C1
1. σc1 = ≤ σRd,max = 0,75 ⋅ η1 ⋅ fcd
a1 ⋅ b
C
σc = ≤ σRd,max = 0,75 ⋅ η1 ⋅ fcd
a ⋅b
a = dm ⋅ sin θ
Dabei ist θ der kleinere der beiden Winkel zwischen Druck- und Zugstrebe. Die
Krümmungsradien sollten möglichst groß gewählt werden. Die Ecken können durch
zusätzliche Schlaufen gesichert werden. Im Hinblick auf die Querzug-
beanspruchungen ist eine gleichmäßige Verteilung mehrerer abgebogener Stäbe
über die Bauteildicke anzustreben, wobei die an der Betonoberfläche liegenden
äußeren Stäbe im Bereich der Krümmung von Bügeln umfasst werden müssen.
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9.6 Beispiele
Einige Beispiele sollen die Anwendung der Methode erläutern. Bei der Bemessung
wird im Folgenden immer unterstellt, dass die Stabkräfte für die γ-fachen Lasten, also
unter Berücksichtigung der Teilsicherheitsbeiwerte auf der Lastseite, ermittelt worden
sind.
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100
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Standardisierte Nachweise für den Träger mit Höhensprung findet man bei
Jennewein/ Schäfer (1992).
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Bei obigem Modell ist die erforderliche Einbindelänge der horizontalen Auflager-
bewehrung TA bereits mit dem Strebenwinkel θ1 der Auflagerstrebe festgelegt, denn
die Strebe zwischen den Knoten 1 und 2 muss aus Gleichgewichtsgründen parallel
dazu sein (kinematisches Modell). Der Knoten 1 stellt den Schwerpunkt der Veran-
kerungslänge dar.
Ein prinzipiell anderes Tragverhalten ergibt sich, wenn die Gurtstäbe aufgebogen
oder Schrägbügel angeordnet werden (Bild 9-41a). Die Schrägstäbe hängen die
ankommende Last über dem Lager in den Druckgurt ein. Problematisch ist dabei die
Verankerung im Druckgurt, die bei dicken Gurtstäben meist nur mit Ankerkörpern
gelingt. Theoretisch tritt unten an der Nase keine horizontale Zugkraft auf, dennoch
ist dort eine Bewehrung nötig, um ein Abreißen der Nase entlang der Schrägstäbe zu
verhindern. In Wirklichkeit stellt sich nämlich immer eine Kombination der vorher
beschriebenen Tragwirkungen mit einer entsprechenden Zugkraft TA ein (Bild 9-41b).
Die höchste Tragfähigkeit wird mit einer Bewehrung für die Kombination beider
Tragmodelle erzielt (Bild 9-41c). Die Schrägbewehrung vermindert auch die Breite
des von der einspringenden Ecke ausgehenden Risses. Man sollte den Anteil der
Schrägbewehrung aber nicht über 70 % wählen. Das kombinierte Modell erleichtert
auch die Verankerung der Diagonalstrebe in der Nase.
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Der Knoten 2 in der unteren Ecke in Bild 9-40a entspricht dem Bügelknoten in
Kapitel 9.6.1 (Bild 9-38). Für die Bügel sind entsprechend kleine Stabdurchmesser zu
wählen. Die Verankerung von Gurtbewehrung und Bügeln in der unteren Ecke wird,
wie man mit verfeinerten Modellen zeigen kann, auf eine größere Länge verteilt,
wenn horizontale und vertikale Steckbügel im unteren Eckbereich zugelegt werden
(Bild 9-42).
Bei großen Abmessungen der Auflagernase und fehlender Diagonalbewehrung ist für
den Querzug in der Auflagerstrebe (Kapitel 9.5.3) eine "Stegbewehrung", ähnlich wie
in einer Konsole angebracht, die abhängig von der Strebenneigung horizontal oder
vertikal oder in beiden Richtungen angeordnet wird.
103
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9.7 Rahmen
9.7.1 Einleitung
Die biegesteife Verbindung von Stützen und Riegeln bietet sich bei der
monolithischen Stahlbetonbauweise an. Für die biegesteife Verbindung von Stäben
aus Stahl oder Holz ist dagegen ein erheblicher zusätzlicher Aufwand für die
"Anschlüsse" nötig. In diesem Kapitel wird das charakteristische Tragverhalten und
die Bewehrungsführung von Rahmenecken aus Stahlbeton mit der Methode der
Stabwerkmodelle erklärt.
Dabei zeigen sich wesentliche Unterschiede zwischen den Rahmenecken mit
"negativem" (schließendem) und "positivem" (öffnendem) Moment, die aus dem
unterschiedlichen Verhalten des Betons auf Druck bzw. Zug resultieren.
Rahmenecken mit negativer Momentenbeanspruchung treten sehr häufig in
"unverschieblichen", d. h. horizontal ausgesteiften Tragwerken auf (z. B. in
Geschossbauten mit Wänden oder einem Kern), während Rahmenecken mit
positiven Momenten viel seltener, vor allem in verschieblichen Tragwerken unter
Horizontalbelastung entstehen. Bei Rahmenknoten mit drei und mehr Stäben
kommen aber beide Fälle immer kombiniert vor (Bild 9-23).
Die Abgrenzung der D-Bereiche zeigt zunächst, dass ein Stück des Riegels und des
Stiels zum D-Bereich gehört. In Bild 9-43a ist auch eine bereits vor der Ecke
104
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Bild 9-44 Rahmenecke mit gleichen Abmessungen von Stiel und Riegel: Modell und
statisch erforderliche Bewehrung
105
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Bild 9-46 Rahmenecke mit unterschiedlichen Abmessungen von Stiel und Riegel:
a) einfaches Modell
b) dazu falsche Detaillösung
c) besseres Stabwerkmodell
d) Bewehrung dazu
106
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Der Stoß von Gurtstäben nahe der Rahmenecke sollte vermieden oder mit Muffen
durchgeführt werden. Bei mäßigen Bewehrungsgraden ≤ 0,4 % (BSt 500 und
C 20/25) und ds ≤ d/20 ist auch ein Stoß mit sich übergreifenden Hakenschlaufen
nach Bild 9-45 möglich, wobei innerhalb der Haken oder Schlaufen Querstäbe gegen
ein mögliches Spalten des Querschnitts einzubauen sind. Mit dieser Bewehrungsart
lassen sich Arbeitsfugen zwischen Decken und Wänden einfach herstellen, und für
die Wandschalung kann eine über die Wandhöhe überstehende Systemschalung
verwendet werden. Die Stäbe in der Wand-Deckenkante sind auch als konstruktive
Bewehrung für eventuell auftretenden Zugkräfte aus einer (rechnerisch nicht
erfassten) Faltwerkwirkung zweckmäßig. Eine solche Bewehrungsanordnung wird
auch dann gewählt, wenn in der statischen Berechnung vereinfachend ein Gelenk in
der Rahmenecke angenommen wurde.
Das einfache Modell in Bild 9-44 ist nur brauchbar, wenn die inneren Hebelarme zR
und zS des Riegels bzw. Stiels nicht stark voneinander abweichen und die gesamte
Gurtbewehrung von Stiel und Riegel gemäß Bild 9-44b um die Ecke herumgeführt
wird. Wenn nun bei stark unterschiedlichen Hebelarmen versucht wird, das
Bild 9-44a entsprechende Stabwerkmodell (Bild 9-46a) konstruktiv umzusetzen,
indem für die unterschiedlichen Gurtkräfte T1 und T2 entsprechend unterschiedlich
bewehrt wird (wie in Bild 9-46b geschehen), so zeigt sich, dass die Umlenkkraft aus
den abgebogenen Gurtstäben mit der Druckstrebe des Modells nicht zusammen
passt und sich die Verankerungskraft der Gurtstäbe nicht mit der Umlenkkraft in
einem Knoten vereinigen kann. Dies hat zu dem in Bild 9-46b dargestellten Schaden
geführt. So wird deutlich, dass trotz Gleichgewichtsmodell bei einer mangelhaften
konstruktiven Detaillösung das Gleichgewicht missachtet werden kann.
Werden die beiden Gurtkräfte aus dem Riegel als Belastung des Stiels betrachtet
(Bild 9-47), so ist die hohe "Querkraftbelastung" im Eckbereich zu erkennen, die in
der Berechnung des statischen Systems überhaupt nicht vorkommt, aber meistens
viel größer ist, als die am System berechneten Querkräfte. Weiterhin wird deutlich,
dass der Strebenwinkel des einfachen Modells in Bild 9-46a viel zu spitz ist. Wird ein
Fachwerkmodell mit einem Strebenwinkel von 45° gewählt (Bild 9-46c), dann ergibt
sich unabhängig von der Verankerungslänge als Summe der Horizontalkräfte die
Differenz der beiden Gurtzugkräfte im Stiel und im Riegel:
∑ T3 = ∆T = T2 − T1
Dafür sind horizontale Steckbügel gemäß Bild 9-46d einzulegen, oder es sind Bügel
(analog zu Stützen) in entsprechend engeren Abständen im Eckbereich anzuordnen.
Eine geringere Bügelmenge ergibt sich bei der Bemessung des Rahmen-Eckbe-
reichs als typischen D12-Bereich nach Kapitel 9.3.6 (Bild 9-24). Dabei entspricht die
Riegel-Gurtkraft T1 in Bild 9-46a der Querlast F in Bild 9-24b, der innere Hebelarm
des Riegels entspricht dem Abstand a der Kräfte F in Bild 9-24b, wo die Bügelkräfte
mit Fw bezeichnet sind.
107
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Außer den Bügeln ist die ausreichende Verankerungslänge der Stielbewehrung für
die Kraft ∆T = T2 - T1 nach Bild Bild 9-46c und d bzw. nach den Regeln für den
typischen D12-Bereich nachzuweisen. Der Nachweis des konzentrierten Druck-
knotens in der Innenecke (ein typischer Knoten entsprechend Bild 9-29) ist mit der
Standardbemessung der Riegel- und Stielanschnitte für Moment und Normalkraft
erbracht.
T MR
τ xz = ≈ (9.7)
t ⋅ hS t ⋅ hS ⋅ hR
Das ebenfalls einfache Modell von Bild 9-48 weicht so stark vom Kraftfluss nach der
Elastizitätstheorie ab, dass entsprechend bewehrte Rahmenecken nur sehr geringe
Tragfähigkeiten haben. Der äußere Eckbereich mit der Druckgurtumlenkung trennt
sich vorzeitig ab und die konzentrierte Verankerung der Zuggurtbewehrung innerhalb
der Duckzonenhöhe ist kaum möglich. Die Nachweise der Knoten entsprechend dem
typischen Knoten von Bild 9-37 offenbaren diese Schwierigkeiten. Lediglich mit
angeschweißten Ankerplatten und einer (konstruktiven) Querbewehrung der
109
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diagonalen Druckstrebe (Bild 9-48b) oder durch Zulage von Bügeln, die eine
allmähliche Umlenkung des Druckgurts ermöglichen, lassen sich befriedigende
Tragfähigkeiten erreichen. Bild 9-49 zeigt letztere Möglichkeit in einer Rahmenecke,
bei der von vornherein durch die ungleichen Abmessungen von Stiel und Riegel
günstigere Voraussetzungen vorliegen: der (hohe) Riegelanschnitt ist nur gering
beansprucht und die großen Stielgurtkräfte können umgelenkt bzw. verankert
werden.
Um dieses Problem zu umgehen und das Abspalten des Druckgurts infolge der
radialen Zugspannungen zu verhindern (Bild 9-43 mit Vorzeichenumkehr), muss man
entweder die innenliegende Gurtbewehrung in Schlaufenform um die Ecke
herumführen oder gut verteilte Schrägbügel anordnen (Bild 9-50b und c). Das
zugehörige Stabwerkmodell (Bild 9-50a) macht den Verlauf der inneren Kräfte
bewusst und zeigt, wo die Bewehrungskräfte verankert werden. Eine Kombination
beider Bewehrungsarten von Bild 9-50 ist auch hier besser als jede einzelne.
110
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Wegen der Umlenkung des Druckgurtes bereits vor dem Eckbereich (wie beim
Zuggurt in Bild 9-43a) und dem damit verbundenen Querzug sollte beim Nachweis
des Betondruckgurts am Anschnitt des Stiels bzw. Riegels nur eine abgeminderte
Betondruckfestigkeit angesetzt werden. Im Betonkalender wird vorgeschlagen, die
Betondruckfestigkeit auf 0,6 fcd abzumindern. Dies führt bei hohen Bewehrungs-
graden zu einer deutlichen Verminderung der Momententragfähigkeit MRd,Rahmen
gegenüber gleichbewehrten B-Bereichen, die durch einen Wirkungsgrad
η = MRd,Rahmen / MRd < 1 charakterisiert werden kann.
Ein erheblicher Nachteil dieser Bewehrungsführung ist die Abweichung der
Bewehrungsrichtungen in der einspringenden Ecke von der Richtung der größten
Hauptzugspannungen um ca. 45° (Bild 9-43). Diese Abweichung kann, besonders
bei hohem Bewehrungsgrad mit dicken Gurtstäben, zu einem klaffenden Diagonalriss
führen (Bild 9-51), der auch die Druckzone einschnürt und zu einer stärkeren
Abminderung des Wirkungsgrades η am Anschnitt führt.
Bild 9-51 Gefahr von unzulässig großen Verformungen und Richtung einer zweckmäßigen
Schrägbewehrung an einspringenden Bauteilecken
Modelle mit Schrägstäben an der Ecke sind viel günstiger aber auch komplizierter
(Bild 9-52). Die Schrägzulagen helfen einen breiten Diagonalriss zu vermeiden. Wie
111
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das Stabwerkmodell erkennen lässt, wird die Zugkraft der Diagonalstäbe durch die
Bügel neben der Ecke weitergeführt. Die Bügel lenken den Druckgurt wie beim
elastischen Kraftfluss bereits vor dem Anschnitt allmählich um und rechtfertigen dort
eine höhere Ausnutzung des Betons mit 0,8 · fcd (aus Betonkalender). Die
Anschnittsbereiche hoch beanspruchter Rahmenecken sind deshalb gut zu
verbügeln. Auf die Vorteile einer Eckabschrägung wurde bereits in Kapitel 9.7.2
hingewiesen.
112
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Stumpfwinklige Ecken
Auch bei Stäben mit einem Knick der Stabachse von weniger als 90° gelten die
gleichen Grundsätze und eignen sich dieselben Bewehrungsarten wie für
rechtwinklige Ecken. Je kleiner der Knickwinkel, desto geringer sind die radialen
Umlenkkräfte, und umso besser können diese durch Bügel aufgenommen werden
(Bild 9-55).
Wird bei Platten auf die Bügel verzichtet, dann sind die Betonzugspannungen zu
prüfen. Auch hier ist es nicht möglich, in der Ecke gleich große (positive) Momente
wie in den anschließenden B-Bereichen zu übertragen. Fast immer muss, um die
Abminderung des Hebelarms durch den Ausfall der Betondeckung im Eckbereich
auszugleichen, eine stärkere Bewehrung im Eckbereich eingelegt werden, als sich
für den Anschnitt nach üblicher Bemessung ergeben würde.
Bild 9-56 Ein Hohlkastenträger und seine Auflagerwände: a) Ansicht und Querschnitte
b) und c) Längsschnitte ohne bzw. mit innerem Querschott
114
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Die Untersuchungen an diesem Beispiel zeigen, dass sich die Stabwerkmodelle nicht
nur für die Bemessung unregelmäßiger Tragwerksbereiche eignen, sondern auch
beim Entwurf guter konstruktiver Lösungen sehr hilfreich sind.
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9.7.5 Rahmenknoten
Bild 9-61 Rahmenknoten aus Stütze und durchlaufendem Riegel mit entgegengesetzt
drehenden Riegelmomenten, Modelle und Bewehrung für:
a) Druck im ganzen Stielquerschnitt, b) Stiel mit Zuggurt
119
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Bild 9-62 Rahmenknoten aus Stütze und durchlaufendem Riegel mit gleichsinnig
drehenden Riegelmomenten: Einfaches Modell und Bewehrung
120
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Grundsätzlich legt man die Bügel auch im Kopf- und Fußbereich von Stützen
(D-Bereich!) enger als im B-Bereich, z. B. nach DIN 1045-1 im 0,6-fachen Abstand.
Damit werden konstruktiv die bei Bewehrungsverankerungen auftretenden Zugkräfte
berücksichtigt, bzw. die Betondruckfestigkeit wird durch Querdehnungsbehinderung
erhöht. Diese Wirkung wird beispielsweise dann benötigt, wenn Druckbewehrung von
Stützen im Rahmeneckbereich nicht für die volle Kraft verankert werden kann
oder wenn Zugbewehrung im Druckgurt verankert wird (Bild 9-64c).
121
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9.8 Konsolen
9.8.1 Allgemeines
Aus Stützen oder Wänden auskragende Konsolen sind in ihrem Tragverhalten mit
Rahmenknoten (Kapitel 9.7.5) verwandt. Sie tragen ihre Lasten wie eine
Rahmenecke mit negativem Moment ab (Bild 9-65a), wenn im oberen Stützen-
anschnitt keine oder nur geringe Zugkräfte T3 wirken. Die aufgehängte Konsole
(Bild 9-65b) entspricht in ihrem Tragverhalten der Rahmenecke mit positiven
Momenten (vgl. Bild 9-52a und c). Bei Konsolen mit Gurtzugkräften T2 und T3 in
122
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123
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Wie in den obigen Beispielen gezeigt, müssen die Modelle immer den ganzen
D-Bereich, also auch die anschließenden Stützen oder Wände, mit erfassen. Es
genügt nicht, die in den Anschnitten erforderliche Bewehrung einfach um die
Verankerungslänge in die Stütze oder Wand einzubinden, ohne die Kräfte weiter zu
verfolgen.
Die Kräfte im Beton und in der Bewehrung ergeben sich wie immer aus den Lasten
und dem gewählten Stabwerkmodell. Als Lasten sind auch Horizontalkräfte H aus
behinderter Längenänderung der lastbringenden Bauteile zu berücksichtigen
(Bild 9-67).
Druckstreben, Bewehrung und Knoten können nach Kapitel 9.5 bemessen werden,
wobei die Ausbreitung der Druckfelder zwischen den konzentrierten Knoten der
einfachen Modelle durch eine zusätzliche Querzugbewehrung zu berücksichtigen ist,
die bevorzugt horizontal oder vertikal, möglichst "senkrecht" zur Druckrichtung,
verlegt wird (Bild 9-68).
124
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Bild 9-68 In Konsolen können zusätzliche Bügel (für T4 und T5) nötig sein
9.8.2 Bemessung
Bei der üblichen Art von Konsolen nach Bild 9-69a kann der auskragende Teil in
folgender Weise bemessen werden:
a) Abgrenzung des auskragenden Teils und Bestimmung der erforderlichen
Knotenabmessungen des Knotens 2 in der einspringenden Ecke:
Dazu wird ein senkrechter Schnitt im Abstand a1 von der einspringenden
Ecke so geführt, dass die Querkraft in diesem Schnitt gerade gleich Null ist
(Bild 9-69b). Bei Annahme konstanter Betondruckspannungen fcd in der
Randzone des Stützenanschnitts ist
FEd
a1 = (9.8)
b ⋅ f cd
Somit wird die Druckzone der Stütze durch den geführten Schnitt genau in der
Weise auf zwei Lastpfade aufgeteilt, wie es sich nach der Lastpfadmethode
(Kapitel 9.3.3) zwangsläufig ergibt. Zugleich wird auch der Bild 9-29 ent-
sprechende dreieckige Druckknoten in der einspringenden Ecke durch den
geführten Schnitt in zwei dreieckige Knotenbereiche aufgeteilt, die sich über
horizontale Druckspannungen σc0 aufeinander abstützen.
Die erforderliche Knotenhöhe a0 ergibt sich aus
C0 FEd ⋅ c FEd ⋅ c
σc0 = ≤ fcd , C0 = = zu
a0 ⋅ b z d − a 0 /2
C0 2 ⋅ FEd c
a0 = = d − d2 − ⋅ (9.9)
b ⋅ fcd b fcd
125
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c a + a1 / 2
T1 = FEd ⋅ = FEd ⋅ (9.10)
z d − a0 / 2
T1
erf A s1 =
f yd
Der Nachweis für T1 und für die Knotenabmessung a0 kann durch eine
Biegebemessung im genannten Schnitt mit den üblichen Bemessungshilfen für
Rechteckquerschnitte ersetzt werden (Nutzhöhe d, Moment MEd = FEd ⋅ c nach
Bild 9-69b). Diese Biegebemessung führt zum gleichen Ergebnis wie die
anderen Nachweise, wenn die Bewehrung beim Versagen die Fliessgrenze
erreicht, und liefert ein besseres (niedrigeres) Ergebnis für die Tragfähigkeit,
wenn die Höhe a0 des Spannungsblocks im Verhältnis zur Querschnittshöhe zu
groß gewählt wurde. Dann ist nämlich die Annahme eines Spannungsblocks
nicht mehr vertretbar (Kapitel 9.5.3). Dies gilt auch bei hohen, wandartigen
Konsolen, bei denen besser mit einer dreiecksförmigen Druckspannungs-
verteilung für σc0 gerechnet wird, wodurch sich der Hebelarm z etwas verringert.
126
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FEd
σc5 = ≤ 0,75 ⋅ η1 ⋅ f cd
a5 ⋅ b
127
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In der Literatur (Franz ,1976 und Steinle, 1975) und in Normen (EC2 [1992], DafStb
[1992] und DIN1045-1 [2001]) finden sich viele halbempirische Bemessungs-
vorschläge, die den inneren Hebelarm z nicht wie hier geschehen an der Stelle des
größten Momentes (V = 0) verwenden, sondern im Vertikalschnitt durch die
Innenecke der Konsole (Konsolenanschnitt). Dort ist der Abstand zwischen Zuggurt
und Druckstrebe geringer, und zwar abhängig von der Strebenneigung, weshalb eine
Annahme bestimmter z/d-Verhältnisse auch nur für bestimmte Abmessungs-
verhältnisse brauchbar ist.
Bild 9-71 Zweckmäßige Bewehrungen in Konsolen (zugehöriges Modell vgl. Bild 9-65a)
128
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Bild 9-72 Verankerung der Gurtbewehrung von Konsolen mit angeschweißtem Querstab
129
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130
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9.9 Scheiben
Bild 9-75 Überlegungen zur Einleitung der Seilkräfte im Detail A mittels Stahlprofilen
(Grundriss)
131
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Bild 9-76 Stabwerkmodell und zugehörige Seilführung zur Verankerung der Seilkräfte
Die in Bild 9-77a dargestellte Lösung ergibt sich unmittelbar aus dem Modell für den
typischen D-Bereich von Bild 9-16. Sie funktioniert allerdings nur bei kleinen Seil-
kräften, weil für die Querbewehrung in den kurzen Konsolen kaum Verankerungs-
länge vorhanden ist. Setzt man Stahlblöcke ein, um die Querbewehrung
anschweißen zu können, dann sollten deren Stirnseiten senkrecht zur Richtung der
Druckstäbe des Modells abgeschrägt werden (Bild 9-77b). Ohne Abschrägung und
bei Vernachlässigung der Reibung in der Kontaktfuge zum Beton ist ein kompliziertes
Stabwerkmodell und entsprechende Bewehrung nötig, um das Kragmoment
aufzunehmen (Schlaich [1991 und 1992]). Unnötig komplizierte Lösungen ergeben
sich auch, wenn die Stahlblöcke oder -profile weiter in die Brückenplatte hinein-
geführt werden, um größere Kontaktflächen zur Aufnahme höherer Seilkräfte zu
erhalten.
132
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Viel besser ist es, die Betonspannung durch eine Längsentwicklung der Stahlteile
mit sägezahnförmiger Profilierung zu reduzieren. Mit zunehmender Zahl der Zähne
und der Einleitungslänge harmonisiert sich der Kraftfluss (Bild 9-77c und d). Die
Kontrolle der Betondruckspannungen an dem Gussstahlelement bedarf keiner
weiteren Erklärung.
Verfeinert man aus gestalterischen Gründen das Stahlelement, wie in Bild 9-78a
dargestellt, so entsteht eine unerwünschte Exzentrizität der Seilkraft zur Längsachse
der Zahnleiste. Man kann dieses Biegemoment entsprechend dem Modell in
Bild 9-78b in die Betonscheibe einleiten - vgl. hierzu auch Kap. 9.9.2 Das Trag-
verhalten lässt sich anhand der Überlagerung der beiden Modelle in Bild Bild 9-78b
und c verstehen. Diese Lösung wurde bei den verschieblichen Verankerungen der
drei bereits erwähnten Fußgängerbrücken in Stuttgart realisiert.
133
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Wenn die Kabel unter einem größeren Winkel geneigt sind, wie das üblicherweise bei
Schrägseilbrücken der Fall ist, empfiehlt es sich, einen unteren Flansch an der
Stahlkonstruktion anzubringen, um die Platte abzustützen. Die Konstruktion in
Bild 9-79 mit dem Augenstab über der Brückenplatte hat gegenüber der üblichen,
unschönen Seilverankerung unter der Platte den großen Vorteil, dass die
Aussparung für die Durchführung des Seilkopfs entfällt, welche sonst die Platte
gerade an einer besonders beanspruchten Stelle schwächt.
Die Qualität eines Bauwerks hängt ganz wesentlich von der konstruktiven
Durchbildung seiner Details ab. Der Kraftfluss muss dort sorgfältig verfolgt und so
gestaltet werden, dass Spannungsspitzen und abrupte Kraftumlenkungen vermieden
werden. In den beschriebenen Fällen haben die Stabwerkmodelle den Entwerfenden
fast zwangsläufig zu einer neuartigen und einfachen Lösung geführt, mit der die
Kabelkräfte unmittelbar ohne wesentliche Biegung von Einbauteilen und die damit
verbundenen hohen Spannungen und Verformungen eingeleitet werden können.
136
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137
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Die Gurtkräfte reagieren zwar sehr empfindlich auf Änderungen der Auflagerkraft-
verteilung, jedoch ist eine allzu große Genauigkeit bei deren Ermittlung bzw. bei der
Berechnung der Momentenverteilung und inneren Hebelarme nicht angemessen, da
alle diese Größen in Wirklichkeit auch sehr stark von der meist vernachlässigten
Nachgiebigkeit der Stützungen abhängen. Bei wirklich starren Stützen genügen dem
Tragwerk sehr geringe Steifigkeitsänderungen, zum Beispiel durch bereichsweisen
Übergang in den Zustand II, um sich an eine angenommene Momentenverteilung
anzupassen. Dafür, dass dies ohne große Risse geschieht, hat die Netzbewehrung
der Scheibe zu sorgen, die deshalb bei durchlaufenden Scheiben besonders wichtig
ist. Aus demselben Grund müssen auch planmäßig druckbeanspruchte Scheiben-
ränder durch eine Randlängsbewehrung eingefasst werden.
Die Gurtbewehrung im Feld wird ohne Abstufung auch über die Zwischenstützen
durchgeführt bzw. dort übergreifend gestoßen. Sie ist wie bei Einfeldscheiben zu
verankern und evtl. über die Zugzone zu verteilen. Die im Scheibeninnern liegende
Zuggurtbewehrung über den Stützen oder unter Einzellasten ist für alle h/l ≥ 0,7 über
eine Höhe von etwa 0,6 ⋅ l zu verteilen, beginnend etwa 0,1 ⋅ l über dem gedrückten
Rand (Bild 9-80a, vgl. hierzu auch Heft 240 des DAfStb). Wenigstens die Hälfte
dieser Bewehrung ist über die ganze Scheibenlänge als Teil der Netzbewehrung
durchzuführen. Die andere Hälfte kann mit Stablängen von etwa 0,7 bis 0,8 ⋅ l und
engen Stababständen zugelegt werden (Bild 9-80c).
138
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Bei unten angehängter Last ändert sich nach der linearen Elastizitätstheorie nichts
an der σx-Spannungsverteilung gegenüber der Lasteinleitung von oben. Deshalb wird
die Gurtbewehrung auch im allgemeinen in gleicher Größe wie beim Lastangriff von
oben eingelegt, wobei jedoch eine zusätzliche vertikale Aufhängebewehrung nötig
ist, mit der die unten angreifenden Lasten in das sich zwischen den Lagern
ausbildende Druckgewölbe bzw. die verschmierten innenliegenden Modellknoten
eingehängt werden (Bild 9-81).
Ebenso sind die Auflagerkräfte von indirekt aufgelagerten Wandscheiben in den
Verschneidungskanten aufzuhängen (Bild 9-82).
Bild 9-83 Wandscheibe mit Lisenen über den Auflagern: a) Modelle, b) Bewehrung
139
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140
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10 Platten
10.1 Einführung
Stahlbetonplatten des konstruktiven Ingenieurbaus bestehen im Wesentlichen aus
B-Bereichen (lineare Dehnungsverteilung über die Plattendicke). Diese können
prinzipiell in gleicher Weise wie die B-Bereiche von rechteckigen Balken bemessen
werden (Kapitel 5), nachdem die Plattenschnittgrößen bekannt sind. Ebenso können
auch die D-Bereiche an Auflagern, Lasteinleitungen oder geometrischen
Diskontinuitäten im allgemeinen als ebene Probleme mit den Stabwerkmodellen
behandelt werden (Kapitel 9), indem man einen Plattenstreifen in der Tragrichtung
als Balken betrachtet.
10.2 Tragverhalten
Platten sind ebene Flächentragwerke, die orthogonal zu ihrer Ebene belastet sind.
Sie lassen sich anschaulich aus den Balken herleiten. Die Differentialgleichung
(DGL) des Balkens besagt, dass die Last p längs der Stabachse x durch das Moment
Mx zu den Auflagern getragen wird. Ein quer dazu in y-Richtung liegender Balken
trägt seine Last p analog durch das in seiner Stabachsenrichtung wirkende Moment
My zu den Auflagern (Bild 10-1).
Denken wir uns eine rechteckige Öffnung lx und ly von einer Schar sich kreuzender
Balken überdeckt, dann stehen uns zwei "Lastträger" zur Verfügung:
∂ 2Mx
1. die Biegemomente Mx der Balken x ⇒ = −p x ( x, y ) (10.1)
∂x 2
∂ 2My
2. die Biegemomente My der Balken y ⇒ = −p y ( x, y ) (10.2)
∂y 2
141
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Welchen Teil der Last p jede Balkenrichtung trägt, ist abhängig von Steifigkeit und
Stützweite.
E ⋅ b ⋅ d3
Rechteckbalken: B= (10.3)
12
∂ 4 w p( x, y )
= (10.4)
∂x 4 B
Decken wir nun diese Öffnung mit einer monolithischen Platte ab, dann stehen nach
der DGL der Plattentheorie drei "Lastträger" zur Verfügung:
1. Das Moment mx (Biegemoment) transportiert einen ersten Teil der Last zu den
Auflagern in x-Richtung
∂ 2m x
= −p1( x, y ) (10.5)
∂x 2
2. Das Moment my (Biegemoment) transportiert einen weiteren Teil der Last zu den
Auflagern in y-Richtung
∂ 2m y
= −p 2 ( x, y ) (10.6)
∂y 2
3. Das Moment mxy (Drillmoment) transportiert den letzten Teil der Last über die
Diagonalen zu den Eckbereichen
∂ 2m xy
2⋅ = −p3 ( x, y ) (10.7)
∂x ⋅ ∂y
In welchem Verhältnis sich diese drei "Lastträger" die Last p(x,y) teilen, hängt von
den speziellen Randbedingungen wie zum Beispiel Stützweitenverhältnis und
Auflagerart ab.
142
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Aus Gleichung (10.5) bis (10.7) folgt, dass die beiden Biegemomente einer Platte
von dem Drillmoment entlastet werden und gegenüber einem Balkenkreuz einen um
diesen Betrag geringeren Teil der Last übernehmen müssen. Ist die Plattendicke
gleich, d.h. d = dx + dy (siehe Bild 10-1 und Bild 10-2), dann führt diese Besonderheit
auch zu einer geringeren Durchbiegung w der Platte gegenüber den Balkenkreuzen.
EI E ⋅ d3
K = = (Plattensteifigkeit) (10.9)
(1 − µ 2 ) 12 ⋅ (1 − µ 2 )
Der Anteil
∂ 2m xy
2⋅ (Drillmoment)
∂x ⋅ ∂y
∂4w
2⋅ (Torsionsverdrehung)
∂x 2 ⋅ ∂y 2
unterscheidet also das Tragverhalten der Platte von dem des Balkens. Welchen
bedeutenden Beitrag die Drillsteifigkeit einer Platte leisten kann, soll an einer
vierseitig frei aufliegenden Quadratplatte gezeigt werden:
Durchbiegung in Plattenmitte
Biegemomente in Plattenmitte
143
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144
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⎛ ∂2w ⎞ ⎛ ∂2w ⎞
m x = f ⋅ ⎜⎜ 2 ⎟⎟ m x = f ⋅ ⎜⎜ 2 ⎟⎟ (10.12)
⎝ ∂x ⎠ ⎝ ∂x ⎠
⎛ ∂2w ⎞ ⎛ ∂2w ⎞
m y = f ⋅ ⎜⎜ 2 ⎟⎟ m y = f ⋅ ⎜⎜ 2 ⎟⎟ (10.13)
⎝ ∂y ⎠ ⎝ ∂y ⎠
⎛ ∂2w ⎞
m xy = f ⋅ ⎜⎜ ⎟⎟ (10.14)
⎝ ∂x ⋅ ∂y ⎠
Im Bereich der Platte und eines Balkenkreuzes ist die Durchbiegung w für beide
Richtungen gleich. Der Balken in der kürzeren Spannrichtung muss also eine
wesentlich größere Krümmung hinnehmen, um dieses Durchbiegungsmaß w zu
erreichen. Je größer aber die Krümmung, desto größer das Moment.
Ergebnis: Sowohl ein Balkenkreuz als auch eine isotrope Platte (gleichgültig, ob
drillsteif oder drillweich) tragen stets über die kleinere Spannweite den
Hauptteil der Last zu den Auflagern.
145
TU Berlin – Fachgebiet Massivbau – Konstruktiver Ingenieurbau II Kapitel 10
Weiterhin spielt das Querdehnverhalten des Materials bei Platten im Gegensatz zum
Balken eine wichtige Rolle für das Tragverhalten (Gl. (10.8) und (10.9)).
Ein Werkstoff ist bemüht, auch bei Belastung sein Volumen nahezu unverändert, d.h.
gleichgroß zu erhalten. Wird bei einachsiger Beanspruchung eine Dimension z. B.
durch Druck verkürzt, dann vergrößern sich ausgleichend die beiden übrigen. Da
eine Platte im Verhältnis zu den beiden übrigen Abmessungen sehr dünn ist,
beschränkt sich das Verformungsverhalten auf die beiden Richtungen der
Plattenebene x und y. Bei üblichen Konstruktionsbetonen rechnen wir mit einer
konstanten Querdehnzahl
εy
µ= (10.15)
εx
obwohl die Konstanz streng nur für ideal elastische, homogene und isotrope
Werkstoffe erfüllt ist. Tatsächlich beträgt die Querdehnzahl
µ = 0,16 ... 0,20 (bei Betonen geringer Güte)
µ = 0,20 ... 0,28 (bei Betonen sehr hoher Güte)
In der Plattengleichung erscheint die Querdehnzahl µ in der Plattensteifigkeit
EI E ⋅ d3
K = = (10.16)
1 − µ 2 12 ⋅ (1 − µ 2 )
Damit finden wir sie in den Momentengleichungen und analog in den Spannungs-
gleichungen.
⎡ ∂2w ∂2w ⎤
m x = ( −1) ⋅ K ⋅ ⎢ 2 + µ ⋅ 2 ⎥ (10.17)
⎣ ∂x ∂y ⎦
⎡ ∂2w ∂2w ⎤
m y = ( −1) ⋅ K ⋅ ⎢ 2 + µ ⋅ 2 ⎥ (10.18)
⎣ ∂y ∂x ⎦
Mit µ = 0,2 ergibt sich µ2 = 0,04 und damit nur ein untergeordneter Einfluss auf die
Biegefläche.
Aus der Verträglichkeit ergibt sich, dass jedem Moment in einer Richtung immer der
µ-fache Betrag des Moments der anderen Richtung hinzuzurechnen ist. Die
mechanische Erklärung veranschaulicht die folgende Abbildung.
146
TU Berlin – Fachgebiet Massivbau – Konstruktiver Ingenieurbau II Kapitel 10
∂2w
= 0 ⇒ my = 0 (10.19)
∂y 2
Bild 10-6 Aufhebung der geometrischen Inkompatibilität der Balkenschar infolge Quer-
dehnung
Infolge des Moments Mx entsteht in den Balken oben Biegedruck und unten
Biegezug. Die Folgen sind eine obere Querdehnung (Verbreiterung) und unten eine
Querstauchung (Verschmälerung). Soll nun wieder eine kontinuierliche Plattenform
zurückgewonnen werden, dann müssen die geometrischen Unverträglichkeiten, die
die Querverformung verursacht hat, wieder beseitigt werden, d.h. die senkrechten
Balkenränder sind mit Hilfe des Moments my zurückzudrehen.
∂2w
aus ∂y 2 = 0
∂2w
m x = −K ⋅ 2 (10.20)
∂x
∂2w my = µ ⋅ mx
⇒ m y = −K ⋅ µ ⋅ 2 = µ ⋅ m x ⇒
∂x m y = 0,2 ⋅ m x
147
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E ⋅ d3 E ⋅ d3
K = B=
12 ⋅ (1 − µ 2 ) 12
my = µ ⋅ mx my = 0 (10.21)
my = 0 my = 0
Je nach Lagerungsart und Geometrie können Platten ihre Last nach verschiedenen
Richtungen hin abgeben. Diese können folgendermaßen zueinander stehen:
- orthogonal, wie bei Rechteckplatten
- schiefwinklig, wie bei Dreiecksplatten
- allseitig, wie bei Kreisplatten
Eine vierseitig frei drehbar gelagerte Rechteckplatte trägt ihre Belastung
vorzugsweise im Mittelbereich der Auflagerränder ab. Die einbeschriebene Ellipse in
Bild 10-7 zeigt die Auflagerkonzentrationen in dem Bereich, wo sie die Auflagerlinien
berührt. Dies bedeutet, dass in den Eckbereichen die Auflagerkräfte zum
Ellipsenrand abgetragen werden. Außerhalb der Ellipse heben sich sogar, bedingt
durch die Drillmoment, die Plattenecken vom Auflager ab.
Wird eine Ecke durch Verankerung oder Auflast nach unten gedrückt, dann
entstehen negative Hauptmomente m1 (Zug an der Oberseite in Richtung der
Diagonalen und an der Unterseite in orthogonaler Richtung über Eck ⇒ Moment m2).
Bild 10-7 zeigt das "Aufschlüsseln der Ecken" und links das Entstehen der Momente
m1 und m2 bei verankerten Ecken.
148
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Bild 10-7 Vierseitig gelagerte Rechteckplatte unter Einzellast mit und ohne
Eckverankerung
Die Beanspruchung im Eckbereich kann man sich am besten klar machen, wenn
man sich die Ecke zunächst nicht gehalten, also aufgeschlüsselt vorstellt. Sie trägt so
wie ein Kragarm und der verlangt bei Belastung eine obere Bewehrung in Richtung
der Winkelhalbierenden, wenn er nicht abbrechen soll. Wird diese Bewehrung
gedehnt, dann entstehen senkrecht dazu, d.h. über Eck verlaufende Risse an der
Plattenoberseite, wie in Bild 10-8 zu sehen ist. Die auf der Plattenecke stehende Last
will nun so schnell wie möglich die Auflagerlinien erreichen. Es bildet sich ein
versteckter Querträger innerhalb der Platte aus, der die Last über Eck abträgt und an
seiner Unterseite Biegezugspannungen erhält. Seine Bewehrung muss demnach
unten über Eck laufen, wobei senkrecht dazu in Diagonalrichtung Dehnungsrisse
entstehen (vgl. Bild 10-8).
Eine Quadratplatte trägt bei gleichartiger Lagerung der Ränder eine Gleichlast je zur
Hälfte nach beiden Richtungen ab. Die Bruchfigur (Bild 10-8) zeigt ein klares
doppelsymmetrisches Rissbild. Gut erkennbar sind auch Risse infolge der
Hauptmomente m1 (Oberseite) und m2 (Unterseite).
149
TU Berlin – Fachgebiet Massivbau – Konstruktiver Ingenieurbau II Kapitel 10
In Bild 10-10 sind für diese Quadratplatte die Hauptmomentenlinien links mit frei
drehbaren Auflagern, rechts mit eingespannten Auflagern dargestellt. Wie man im
Vergleich zu Bild 10-8 erkennen kann, bestimmen die Hauptmomente das
vorhandene Rissbild. Verlängert man nun die Seite in y-Richtung zu einer
Rechteckplatte, dann strecken sich die Linien der Hauptmomente, und bei einem
Seitenverhältnis
lx/ly = 2 verlaufen sie über weite Strecken schon parallel zum Rand.
Wieder erkennen wir, dass Platten den größeren Teil ihrer Last über die kleinere
Stützweite abtragen: bei der Quadratplatte hauptsächlich diagonal über Eck, bei der
Rechteckplatte im Mittelbereich hauptsächlich über die kurze Seite lx (Bild 10-9 und
Bild 10-10). Rechteckplatten mit einem Seitenverhältnis lx/ly ≥ 2 können daher im
Mittelbereich (!) wie einachsig tragende Platten behandelt werden. Am Querende
tragen sie wieder wie eine (dreiseitig gelagerte) Quadratplatte, weshalb dort
konstruktive Ergänzungen vorgenommen werden müssen (vgl. auch Bild 10-9 und
Bild 10-10).
Das Seitenverhältnis bestimmt also ganz entscheidend das Tragverhalten einer
Rechteckplatte.
150
TU Berlin – Fachgebiet Massivbau – Konstruktiver Ingenieurbau II Kapitel 10
Bild 10-10 Hauptmomentenrichtung von allseitig frei drehbaren (a) und allseitig
eingespannten (b) Rechteckplatten unter Gleichlast, gezeichnet in Richtung der
von ihnen erzeugten Biegespannungen
_____ pos. Hauptmomente (Zug auf Plattenunterseite)
-------- neg. Hauptmomente (Zug auf Plattenoberseite)
_ . _ . _ Wechsel der Vorzeichen der Hauptmomente
151
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Bild 10-11 Modell der Tragwirkung einer vierseitig frei drehbar gestützten Rechteckplatte
152
TU Berlin – Fachgebiet Massivbau – Konstruktiver Ingenieurbau II Kapitel 10
10.3 Schnittgrößenermittlung
Die Verteilung der inneren Kräfte über den Grundriss der Stahlbetonplatte wird im
Allgemeinen auf der Grundlage der linearen Elastizitätstheorie der dünnen Platten
berechnet. Nach Eurocode 2 und DIN 1045-1 sind aber auch Verfahren der
Plastizitätstheorie, z. B. die Streifenmethode und die Bruchlinientheorie zulässig. Die
Schnittgrößen von Platten werden heute vorwiegend mit FE-Programmen ermittelt.
Für einfache geometrische Berandungen stehen zahlreiche Tabellenwerke zur
Verfügung. Siehe hierzu auch Baustatik IV, Prof. Petryna.
Stiglat/Wippel (1973)
Enthält Schnittgrößen und Verformungen von zwei-, drei- und vierseitig
gelagerten Rechteckplatten mit gelenkiger Lagerung und voller Einspannung,
jeweils für Gleichlast, Linien- und Einzellasten; punktgestützte Rechteckplatten
für Gleichlast, Linien- und Einzellast; Kreis- und Kreisringplatten mit gelenkiger
Lagerung und voller Einspannung, jeweils für Gleich- und Linienlast bzw.
Randmomente.
Czerny, F. (1987)
Enthält Schnittgrößen für drei- und vierseitig gelagerte Rechteckplatten mit
gelenkiger Lagerung oder voller Einspannung der Ränder in beliebiger
Kombination, jeweils für Gleichlast und dreiecksförmig verteilte Lasten.
Pucher, A. (1977)
Enthält Einflussflächen von Plattenstreifen, Rechteck- und Kreisplatten mit
gelenkiger Lagerung und voller Einspannung in beliebiger Kombination.
Rüsch, H. (1979)
Enthält Schnittgrößen zwei-, drei- und vierseitig gelagerter Rechteckplatten mit
gelenkiger Lagerung und voller Einspannung für Laststellungen des SLW
gemäß DIN 1072 und Gleichlast.
Nach der linearen Elastizitätstheorie ergeben sich an den Stellen statischer und
geometrischer Diskontinuitäten (bei Einzellasten, Stützen, einspringenden Ecken,
Aussparungen) sehr große örtliche Beanspruchungen (Spannungsspitzen), die in
Wirklichkeit wegen der nichtlinearen Stoffgesetze des Stahlbetons auf größere
Bereiche verteilt sind oder umlagert werden. In FE-Berechnungen ist eine solche
"Verschmierung" von Spannungsspitzen von der Elementgröße abhängig.
153
TU Berlin – Fachgebiet Massivbau – Konstruktiver Ingenieurbau II Kapitel 10
10.4.1 Grundlagen
Platten werden zweckmäßigerweise so dick gewählt, dass keine Bügel erforderlich
sind. Die Querkraft muss also durch die lotrechten Komponenten der schiefen
Hauptdruck- und -zugspannungen des Betons übertragen werden. Aus den gleich-
zeitig wirkenden Momenten entstehen aber vom Zuggurt ausgehende Biegerisse,
welche die schiefen Zugstreben in der Biegezugzone durchtrennen. Mit zu-
nehmender Dehnung des Zugbandes öffnen sich diese Risse, die Kornverzahnung
und die Verdübelung lassen nach, die Betonzugspannungen am oberen Ende der
Risse nehmen zu. Einige Risse setzen sich oben gekrümmt fort. Bei weiterer
Laststeigerung entwickelt sich plötzlich aus einem der auflagernahen, noch niedrigen
154
TU Berlin – Fachgebiet Massivbau – Konstruktiver Ingenieurbau II Kapitel 10
Biegezugrisse ein sehr flacher Riss, der die Biegedruckzone stark verkleinert und
meist gleich zum Bruch führt (Bild 10-12).
Wenn ausnahmsweise die Biegedruckzone nicht gleich versagt, kann sich u. U. auch
noch ein zweiter Tragmechanismus, ein Sprengwerk oder Bogen mit Zugband
einstellen. Die Zugkraft am Auflager kann dann Werte bis FsR = 4 VA erreichen. Die
Querkraft wird nun nahezu vollständig vom geneigten Druckgurt getragen. Bei
schlanken Platten ist aber auf diese Tragwirkung, bei der sich die D-Bereiche der
Auflager über die ganze Platte ausdehnen müssten, kein Verlass. Wie Versuche
gezeigt haben, nimmt die Gurtkraft zum Auflager hin stark ab, was mit dem Bogen-
Zugband-Modell nicht zu vereinbaren ist.
10.4.1.1 Bewehrungsführung
155
TU Berlin – Fachgebiet Massivbau – Konstruktiver Ingenieurbau II Kapitel 10
156
TU Berlin – Fachgebiet Massivbau – Konstruktiver Ingenieurbau II Kapitel 10
Bei durchlaufenden Platten auf Unterzügen muss die untere Bewehrung auf eine
Länge von mindestens 10 ds bzw. 2/3 lb,net in den Steg eingreifen, besser sollte sie
die Bewehrung des Nachbarfeldes übergreifen oder sogar über die Stützung
durchlaufen (Bild 10-15). Dabei sind die Querstäbe bei Matten aufzuschneiden.
Bei zweiachsig gespannten Platten kann die Bewehrung auch quer zu ihrer Trag-
richtung den abzudeckenden Momenten angepasst werden (Bewehrungsabstufung
in der Querrichtung). Eurocode 2 erlaubt eine solche Abstufung auf 50 % der
maximalen Feldbewehrung. DIN 1045-1 sieht hierfür keine Regelung vor. Sinnvoll ist
eine Abstufung in einem 0,2 min l breiten Randstreifen entlang stützender Ränder
(Bild 10-16).
Der Maximalabstand s der Bewehrungsstäbe im Bereich der größten Momente ist in
Eurocode 2 und DIN 1045-1 in Abhängigkeit von der Plattendicke h geregelt:
Bild 10-15 Die untere Bewehrung von durchlaufenden Platten muss genügend weit in die
Unterzüge eingreifen
157
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158
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Mx
mx = (10.22)
b eff
159
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Die Bewehrung für das Moment Mx kann auf eine Breite beff in der y-Richtung verteilt
werden (vgl. Bild 10-18b).
Bei hoch beanspruchten Platten ist eine Konzentration der zusätzlichen
Querbewehrung für die Einzellast in einem Streifen mit der Breite beff/2 besser,
wenn im übrigen Bereich großer Momente eine ausreichende Bewehrung zur
Rissbreitenbeschränkung vorhanden ist.
160
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In DAfStb-Heft 240, 2.2.2 (gültig auch für DIN 1045-1) werden für die Lastverteilungs-
breite beff genäherte Angaben gemacht, wobei unterschiedliche Formeln in
Abhängigkeit von der Lagerungsart der Platten (frei drehbar oder voll eingespannt
gelagerte Einfeldplatten oder Kragplatten) und von der gesuchten Schnittgröße
(Feldmoment, Stütz- bzw. Einspannmoment, Querkraft) zu verwenden sind.
Bild 10-20 Lastausbreitung unter 45° bewirkt Ringzugkräfte (Membrankräfte) in der Platte
Dabei wird nach Bild 10-20 die tatsächliche Breite b0 der Aufstandsfläche der
Einzellast auf einen Wert t vergrößert, der sich mit Annahme einer Lastausbreitung
unter 45° in der Mittelebene der Platte ergibt. Druckfeste lastverteilende Schichten
über der Stahlbetonplatte dürfen dabei in Ansatz gebracht werden. Die Lastverteilung
gemäß Bild 10-20 stellt eine Verletzung des Momentengleichgewichts dar. Man kann
diese jedoch mit der Membranwirkung der Platte rechtfertigen, die die
vernachlässigten Horizontalkräfte durch Ringzug weiträumig um die Lastaufstands-
fläche herum abtragen kann.
Die Querbewehrung einer einachsig gespannten Platte muss mindestens 20 % der
Hauptbewehrung betragen (R-Matten!). Ergänzend sei bemerkt: Bei gleichmäßigen
Flächenlasten und geringen Längsstabdurchmessern könnte über den Auflagern und
bis etwa 0,2 lx daneben auf Querbewehrung für die Quermomente verzichtet werden,
weil dort durch die Linienlagerung das Geradebleiben der Platte in y-Richtung und
damit eine ausreichende Risseverteilung erzwungen wird. Im Allgemeinen sollte aber
schon wegen der Querzugspannungen aus der Verankerung der Hauptbewehrung
eine untere Querbewehrung bis nahe am Auflager vorgesehen werden. Ein Beispiel
für die Anordnung der Querbewehrung bei konzentrierter Belastung zeigt
(Bild 10-18 b).
Infolge von Einzellasten entstehen auch negative Quermomente my, die auf der
Plattenoberseite Zug erzeugen. Sie sind aber im Allgemeinen sehr gering und
werden von den positiven Quermomenten my = µ ⋅ mx aus der Querdehnungs-
behinderung "überdrückt", so dass auf eine obere Bewehrung verzichtet werden
kann. Wenn die Lasten aber in der Nähe eines freien Randes stehen, muss eine
obere Querbewehrung eingelegt werden (Bild 10-21).
161
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Bei Einzellasten am Plattenrand kann man red beff ≈ beff/2 anwenden (beff für
randferne Last nach DAfStb-Heft 240), obwohl das so gemittelte Moment kleiner ist
als die Momentspitze am Rand. Eine "genauere" Berechnung der mitwirkenden
Breite macht wenig Sinn, weil die übliche Annahme gleicher Stahlspannungen bei
der Bemessung sowieso im Widerspruch zur Schnittgrößenermittlung nach der
Elastizitätstheorie steht. Es empfiehlt sich aber, die Hauptbewehrung entsprechend
Bild 10-21 auch neben red beff noch zu verstärken.
Bild 10-21 Momentenverlauf und Anordnung der Bewehrung bei einachsig gespannten
Platten mit einer Einzellast P dicht am Rand für verschiedene Plattenbreiten ly
Oftmals genügt es, die Einzellast in einem Streifen ("deckengleicher Unterzug") wie
in einem Balken abzutragen und die dafür nötige Bewehrung zur Plattenbewehrung
für Gleichlasten hinzuzufügen.
Bei Einzellasten auf Kragplatten wird die Bewehrung auf beff verteilt und im mittleren
Drittel enger gelegt (Bild 10-22). Eine untere Querbewehrung von asy = 0,6 asx ist
auch hier im Bereich der Einzellast zweckmäßig. An den seitlichen Rändern von
Kragplatten, die für Gleichlast zu bemessen sind, sollte im Hinblick auf mögliche
Randlasten die Kragbewehrung im Randbereich verstärkt werden.
162
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Die zusätzliche untere Querbewehrung für das in l/2 etwa gleich große
Quermoment my wird mit einer Länge von 0,6 lx über die ganze Spannweite ein-
gelegt.
Für andere Lagerungen der Platte sind die Schnittgrößen aus Linienlast in Stiglat/
Wippel (1983) angegeben. Bei beliebiger Lastbreite können sie z. B. nach Schmaus
(1973) ermittelt werden.
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Bild 10-28 Verankerung der Eckbewehrung frei drehbar gelagerter Platten (Ecken gegen
Abheben gesichert)
Bild 10-29 Vereinfachter Verlauf der Plattenmomente einer allseitig gelenkig gelagerten
Rechteckplatte unter Gleichlast
Aus fertigungstechnischen Gründen und weil sich die Eckmomente auch umlagern
können, darf sogar auf eine Eckbewehrung verzichtet werden (bei entsprechender
Erhöhung der Feldbewehrung), obwohl die Eckmomente elastizitätstheoretisch
berechnet oft größer sind als die größten Feldmomente. Diese offensichtlich in der
Praxis bewährte Anwendung plastizitätstheoretischer Methoden ist ein Beispiel dafür,
wie gut Stahlbetontragwerke, insbesondere Platten, ihre Schnittgrößen umlagern
können und sich mit ihrem Tragverhalten an eine vorgegebene Bewehrung
anpassen. Dies kann in dieser exzessiven Form aber nicht empfohlen werden.
Wird auf eine Eckverankerung verzichtet und damit ein Abheben der Plattenecken in
Kauf genommen oder schwächt eine Eckaussparung die Steifigkeit der Ecke, dann
entfällt die Eckbewehrung und damit die Drillbewehrung der Platte. Somit müssen
166
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dann die Feldmomente mx und my erhöht werden. Für praktische Zwecke genügt es
nach Stiglat/Wippel, die Feldbewehrung um 15 % zu erhöhen.
Wo jedoch im Zustand I große Zugspannungen auftreten, sollte wenigstens eine
Bewehrung zur Risseverteilung eingelegt werden. Zumindest die untere
Eckbewehrung sollte beibehalten werden, was fertigungstechnisch mit einer nicht
abgestuften Feldbewehrung denkbar einfach zu erreichen ist und die beschriebene
Lastabtragung zu den Ecken ermöglicht.
Bild 10-30 zeigt eine mit Matten bewehrte Rechteckplatte. Unzureichender Be-
wehrungsquerschnitt von Matten in einer Richtung ist durch Stabstahlzulagen zu
ergänzen (im Bild nur für untere Drillbewehrung dargestellt).
Bild 10-30 Beispiel für Mattenbewehrung einer allseitig gelenkig gelagerten, drillsteifen
Rechteckplatte unter Gleichlast
167
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modelliert sind (oftmals ohne dass dies bei der Dateneingabe erkennbar ist oder im
Handbuch erwähnt wird), dann werden diese Umlagerungen an den viel zu geringen
Balkenmomenten besonders deutlich.
Eine einfache und statisch einwandfreie Methode für die Berechnung von
mehrfeldrigen Platten "von Hand" ist die Schnittgrößen-Überlagerung von
Einfeldplatten, die an der Innenstützung gelenkig gelagert bzw. voll eingespannt sind.
Dabei werden den verschiedenen Systemen so große Lastanteile zugewiesen, dass
die aus der Superposition sich ergebenden Einspannmomente auf beiden Seiten der
Innenstützung gleich groß sind und die Gesamtlast stimmt (Gleichgewicht!). Als
endgültiges Stützmoment kann dabei das Mittel der Volleinspannmomente von
beiden Seiten angestrebt werden. Wie bereits erwähnt, können Plattenmomente
großzügig "umgelagert" werden, wobei aber das Gleichgewicht eingehalten werden
muss und die ohnehin geringen Feldmomente umfangsgelagerter Platten nicht weiter
verringert werden sollten. Hinweise auf die Grenzen gibt beispielsweise DIN 1045-1.
Bild 10-31 Beispiel für Mattenbewehrung einer allseitig eingespannten Rechteckplatte unter
Gleichlast.
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Bei Rechtecköffnungen mit Abmessungen kleiner als 1/5 der kleineren Spannweite
genügt es, die auf die Öffnung rechnerisch entfallende Tragbewehrung zusätzlich
neben die Aussparung zu legen (= Auswechseln) und Querzugbewehrung für die
172
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Umlenkung der inneren Kräfte vorzusehen (vgl. Bild 9-84). Durch die Umlenkung der
Kräfte um die Aussparung herum entstehen auch bei einachsig gespannten Platten
Querzugkräfte. Es ist deshalb zweckmäßig, entlang allen Lochrändern oben und
unten eine Randbewehrung einzulegen, die mindestens um die normgemäße
Verankerungslänge + 1/3 Öffnungsbreite über die Öffnung hinausgeführt wird.
Lochränder sollten immer unten und oben längs bewehrt und mit Steckbügeln
eingefasst werden. Die in den Ecken auftretenden Spannungsspitzen aus
Kerbwirkung führen dort meist zu diagonal verlaufenden Rissen, die durch die
Randbewehrung und - wirksamer - durch schräge Zulagen klein gehalten werden.
Die Plattenelemente werden auf den Wänden und auf Rüstträgern im Abstand von
etwa 1,2 m verlegt. Bei Auflagertiefen unter 3,5 cm sind nach den deutschen
Zulassungen Randjoche erforderlich (Bild 10-39a), bei Auflagertiefen über 4 cm
wären die Elemente im Mörtelbett zu verlegen.
Die Fertigteile enthalten die untere Längsbewehrung für die gesamte Platte und eine
Querbewehrung, die aber durch Zulagen ("Stoßbewehrung") quer zu den
Plattenfugen oder - bei zweiachsig gespannten Platten - durch eine durchgehende
Querbewehrung ergänzt werden muss. Auch über schmalen Zwischenauflagern
(Bild 10-39b) sind Zulagen vorzusehen. Diese Querbewehrung wird unmittelbar auf
die Fertigteile verlegt und hat deshalb einen kleineren Hebelarm als die
Längsbewehrung, was natürlich bei der Bemessung zu berücksichtigen ist. Oftmals
sind die Fertigteilplatten auch etwas dicker als geplant, wodurch sich der Hebelarm
weiter verringert. Auch die Längsbewehrung liegt wegen der aus Fertigungsgründen
unter ihr liegenden Montagestäbe 6 mm höher, als die Bewehrung einer ent-
sprechenden Ortbetonplatte, sofern nicht eine geringere Betondeckung gewählt wird.
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174
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Die Schubträger sollten eigentlich über die ganze Nutzhöhe der Platte in die
Druckzone reichen, was allerdings mit darüber liegenden Bewehrungsmatten und
den gerne auf den Matten verlegten Stabstahlzulagen gar nicht möglich ist. Oft
werden von den Fertigteilwerken die in Abstufungen von 2 cm vorrätigen KTS-Träger
allzu niedrig geplant, damit auch örtlich vorkommende Bewehrungsanhäufungen,
z.B. an Wandecken über den Gitterträgern Platz haben. Durch das Verlegen dünner
Zulagen in der Lage der Mattenstäbe oder durch Anbinden dickerer Stäbe unter die
Matte lässt sich das Problem entschärfen.
175
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Die Planung der Fertigteile und ihrer Bewehrung sollte aus den genannten und vielen
weiteren Gründen nicht unkoordiniert vom Tragwerksplaner den Fertigteilwerken
überlassen werden.
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L L
l2
MF + M S = ∫
0
m x, F dy x = L +
2 ∫
0
m x, S dy x = 0 = (q ⋅ l ) ⋅
8
(10.24)
Die Momente mx und my in der Platte sind quer zur betrachteten Tragrichtung sehr
ungleichmäßig verteilt: Sie konzentrieren sich vor allem in der Nähe der Stützen
(Bild 10-42). Das Trajektorienbild zeigt in der Umgebung der Stütze einen nahezu
rotationssymmetrischen Verlauf (Bild 10-50). Die elastische Biegefläche ähnelt dort
einem flachen Kegel mit ausgerundeter Spitze. Auf der Plattenoberseite entstehen
hohe radiale Biegezugspannungen, die schnell mit der Entfernung von der Stützung
abnehmen, und nahezu gleich hohe tangentiale Zugspannungen, die etwas
langsamer abklingen (Bild 10-42 und Bild 10-43). Dementsprechend bildet sich auch
das zugehörige Rissbild aus, welches in Bild 10-48 dargestellt ist. Die Bewehrung
wird aber aus praktischen Gründen parallel zu den Stützenachsen verlegt. Bei
177
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Bild 10-45 Verteilung der Momente von Flachdecken auf Feld- und Gurtstreifen bei
näherungsweiser Berechnung nach DAfStb-Heft 240, Bild 3.4.
l2
MR( 0 ) = ψ ⋅ (g + p) ⋅ b L ⋅ (10.25)
12
179
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l Ι so
Co = ⋅ (10.26)
ho Ι R
l Ι su
Co = ⋅ (10.27)
hu ΙR
Co
Mso = MR( 0 ) ⋅ (10.28)
1+ C o + C u
Cu
Msu = MR( 0 ) ⋅ (10.29)
1 + Co + Cu
′
MR = Mso + Msu ≠ MR( 0 ) (10.30)
180
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10.4.7.2 Durchstanzen
Bruchmechanismus
Als Durchstanzen wird das Versagen von Platten infolge punktförmiger Einzellasten
oder punktförmiger Lagerkräfte bezeichnet, bei dem letztlich ein kegelstumpfförmiger
Bruchkörper aus der Platte lokal herausgestanzt wird. Typische Beispiele dafür sind
das Durchstanzen von Stützen durch Flachdecken oder Fundamentplatten
(Bild 10-48).
181
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der Stütze auf. Letztere sind im Querschnitt ähnlich den Schubrissen von Balken zur
Stützung hin geneigt, wobei diese Neigung im Allgemeinen bei etwa 30° liegt
(Bild 10-48 a).
Im Grenzzustand der Tragfähigkeit darf die einwirkende Querkraft vEd den Wider-
stand vRd längs des kritischen Rundschnitts nicht überschreiten.
v Ed ≤ v Rd (10.31)
Als kritischen Rundschnitt definiert DIN 1045-1 einen Schnitt, der die Lastein-
leitungsfläche in einem Abstand von 1,5d umgibt (Bild 10-50). Dabei darf die
Lasteinleitungsfläche einen Durchmesser von 3,5d beziehungsweise einen Umfang
von 11d bei einem Seitenverhältnis von a/b < 2 nicht überschreiten. Für ausgedehnte
Auflager-/Lasteinleitungsflächen ist der kritische Rundschnitt wie in Bild 10-51
182
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gezeigt zu wählen. Dies kann im Besonderen für Wandvorsprünge und Lisenen bei
kontinuierlich gestützten Decken von Interesse sein.
183
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Für Lasteinleitungsflächen, deren Rand nicht mehr als 6 ⋅ d von Öffnungen entfernt
ist, ist ein der Öffnung zugewandter Teil des maßgebenden Rundschnitts als
unwirksam zu betrachten. Dieser Umfangsabschnitt wird durch den Abstand der
Schnittpunkte der Verbindungslinien mit dem betrachteten Rundschnitt nach
Bild 10-52 beschrieben.
Bei Lasteinleitungsflächen, die sich in der Nähe eines freien Randes oder einer freien
Ecke befinden, ist der kritische Rundschnitt nach Bild 10-53 anzunehmen, sofern
dieser einen Umfang ergibt (freier Rand ausgeschlossen), der kleiner als derjenige
nach Bild 10-50 und Bild 10-52 ist.
Bei Lasteinleitungsflächen im Bereich eines freien Randes mit einem Randabstand
von mehr als 3 ⋅ d zum freien Plattenrand, darf die aufnehmbare Querkraft mit einem
kritischen Rundschnitt nach Bild 10-50 bestimmt werden.
Bild 10-53 Kritischer Rundschnitt nahe freien Rändern (DIN 1045-1, S.88).
Der Bemessungswert der einwirkenden Querkraft vEd ergibt sich aus der Gleichung:
VEd
v Ed = ⋅β [kN/m] (10.32)
u
Hierbei ist VEd der Bemessungswert der gesamten durch die Stütze aufzunehmenden
Querkraft (Stützenlast), und u ist der Umfang des kritischen Rundschnitts, wobei
Aussparungen in Stützennähe berücksichtigt werden.
184
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Der Korrekturfaktor ß berücksichtigt die Art der Belastung und darf für unverschieb-
liche Systeme wie folgt angenommen werden:
- für rotationssymmetrische Belastung ß = 1,00
- bei Innenstützen ß = 1,05
- bei Randstützen ß = 1,40
- bei Eckstützen ß = 1,50
Die Bemessungswerte auf der Widerstandsseite vRd werden durch folgende Werte
beschrieben:
185
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[ ]
vEd ≤ vRd,ct = 0,14 ⋅ η1 ⋅ κ ⋅ (100 ⋅ ρ1 ⋅ fck )1 / 3 − 0,12 ⋅ σ cd ⋅ d (10.33)
200
κ = 1+ ≤ 2,0
d
Diese Formel für den Bemessungswiderstand vRd,ct ist in DIN 1045-1, 10.5.4 für den
kritischen Rundschnitt (Bild 10-50 bis Bild 10-53) angegeben. Sie hängt von der
Betonfestigkeit fck, der mittleren statischen Nutzhöhe d und vom Bewehrungsgrad ρl
der Biegebewehrung ab, welcher über die Rissbreite das Durchstanzen beeinflusst.
Der Bewehrungsgrad sollte in beiden Richtungen mindestens 0,5 % betragen und
darf höchstens mit 2 % bei der Ermittlung von vRd,ct berücksichtigt werden. Die
Vorspannung (Druckspannungen negativ ansetzen) werden als Beton-
normalspannungen infolge Längskraft NEd,y und NEd,x erfasst und auf Spannungs-
ebene mit
σ cd, x + σ cd, y
σ cd = gemittelt. (10.34)
2
Die Gleichung für vRd,ct ist identisch mit derjenigen für Platten mit linienförmiger
Lagerung. Sie unterscheidet sich lediglich durch den Faktor 0,14 für Durchstanzen
gegenüber 0,10 für Querkraft ohne Bügelbewehrung. Diese erhöhte Tragfähigkeit für
das Durchstanzproblem ohne Querkraft-/Durchstanzbewehrung resultiert aus einer
erhöhten mehraxialen Betontragfähigkeit infolge des räumlichen Druckspannungs-
zustandes in der Nähe des Stützenfußes.
Fall 2, Durchstanzbewehrung erforderlich:
κ s ⋅ A sw ⋅ f yd
v Rd, sy1 = v Rd, ct + mit v Ed1 ≤ v Rd, sy1 (10.35)
u1
186
TU Berlin – Fachgebiet Massivbau – Konstruktiver Ingenieurbau II Kapitel 10
Für jeden weiteren Nachweisschnitt im Abstand von sw ≤ 0,75 ⋅ d ist die Durch-
stanzbewehrung nach
κ s ⋅ A sw ⋅ f yd ⋅ d
v Rd, syi = v Rd, ct + mit v Edi ≤ v Rd, syi (10.36)
ui ⋅ s w
zu ermitteln.
Hierbei gibt der Ausdruck
⎛ d − 400 ⎧≥ 0,7 ⎞
κ s ⋅ A sw ⋅ f yd ⎜⎜ κ s = 0,7 + 0,3 ⋅ ⎨ ; d in mm ⎟⎟
⎝ 400 ⎩ ≤ 1,0 ⎠
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11 Stahlbeton-Druckglieder
11.1 Einführung
Man weiß aus Erfahrung und Intuition, dass sehr schlanke druckbeanspruchte
Bauglieder selbst bei einer Belastung unterhalb der Materialfestigkeit des
Querschnitts durch Ausknicken versagen können. Diese Versagensart ist besonders
gefährlich, weil sie im Allgemeinen plötzlich und unangekündigt erfolgt. Der
Schweizer Mathematiker Leonhard Euler (1707-1783) hat das Problem des
elastischen Knickens theoretisch gelöst und behandelt. Wird einem gelenkig
gelageten Stab, der durch eine zentrische Normalkraft beansprucht wird (Bild 11-1),
kurzfristig eine kleine Auslenkung δ1 aufgezwungen, können folgende Reaktionen
auftreten:
- N < Ncr: elastische Federkräfte führen den Stab in seine anfängliche Lage
zurück
- N ≥ Ncr: Moment N · δ1 führt zu einer zusätzlichen Auslenkung δ2, die zu einer
Kettenreaktion bis zum Bruch durch Knickung führt.
11.2 Grundlagen
192
TU Berlin – Fachgebiet Massivbau – Konstruktiver Ingenieurbau II Kapitel 11
Eine Berechnung der Schnittgrößen nach Theorie II. Ordnung muss erfolgen, wenn
die Schnittgrößen durch Verformungen um mehr als 10% erhöht werden (Bild 11-5).
Die Verformung bzw. Durchbiegung w(x) kann für homogene, isotrope Materialien
über die Momenten-Krümmungs-Beziehung ermittelt werden.
M(x )
w II (x ) = κ(x ) = Krümmung
E ⋅I
M(x )
w I (x ) = ∫ ⋅ dx + c 1 Neigung
E ⋅I
⎡ M(x ) ⎤
w (x ) = ∫ ⎢ ∫ ⋅ dx + c1 ⎥ ⋅ dx + c 2 Durchbiegung
⎣ E ⋅I ⎦
193
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Für den Werkstoff Stahlbeton ist die Ermittlung der Durchbiegung auf diese Weise
allerdings ungeeignet, da
- die unterschiedlichen Festigkeitseigenschaften der Materialien Beton und Stahl
im Verbundwerkstoff Stahlbeton ein anisotropes Materialverhalten aufweisen
- Beton und Stahl nichtlineares Materialverhalten haben
- veränderter wirksamer Querschnitt des Betons durch Rissbildung
- effektive Steifigkeit von der Mitwirkung des Betons zwischen den Rissen
abhängig
- Kriechen zu einer Vergrößerung der Ausmitte (e0 + e2) und zu
Spannungsumlagerungen führt
Aus diesen Gründen wird bei Stahlbeton die im Grenzzustand der Tragfähigkeit
auftretende Krümmung κ = 1/r direkt aus dem jeweiligen Dehnungszustand εc2/εc1
bzw. εc2/εs1 ermittelt (Bild 5)
ε c 2 + ε c1
Zustand I: κ = K = tan α = (11.1)
h
ε c 2 + ε S1
Zustand II: κ = K = tan α = (11.2)
h − d1
194
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Längskraft kann zuerst die Druckbewehrung oder die Zugbewehrung fließen. Ebenso
wird das Rissmoment µcr durch die Längskraft beeinflusst. Die bezogenen
Schnittgrößen µ und ν führen zu einer bezogene Biegesteifigkeit B:
E ⋅I
B= (11.3)
A c ⋅ h 2 ⋅ fcd
Das Verhältnis zwischen der Knicklänge und der tatsächlichen Länge des Bauteils
wird über den Knicklängenbeiwert β angegeben:
sk l0
β= bzw. β = (11.4)
s lcol
l0
λ= (11.5)
i
I
i= Trägheitsradius
A
kann schnell entschieden werden, ob keine Knickgefahr besteht oder ob sie nur
gering und somit eine Näherungsrechnung möglich ist, oder ob sie groß und deshalb
der numerisch sehr aufwendige Weg über M-N-κ-Beziehungen unumgänglich ist.
Sind die Stabenden horizontal verschieblich, dann wird sk sehr viel größer als bei
unverschieblicher Lagerung. Man muss also unbedingt beachten, ob Tragwerke mit
Stützen horizontal starr festgehalten sind oder ob sie sich verschieben können (Bild
11-9). Die Einspannung an den Stützen ist tatsächlich nicht starr, so dass die Euler-
Fälle keine sichere Grundlage zur Bestimmung der Knicklänge sind.
196
TU Berlin – Fachgebiet Massivbau – Konstruktiver Ingenieurbau II Kapitel 11
197
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Ecm ⋅ Icol
kA ⎫ ∑ l col
⎬=
i
(11.6)
kB ⎭ E ⋅ α ⋅I
∑ cml b
j eff
198
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⎧50
⎪
λ m ≤ max ⎨ 20
⎪ ν
⎩ Ed
NEd
ν Ed =
A c ⋅ fcd
Ist diese Bedingung nicht erfüllt, so ist das Gesamtsystem nach Theorie II. Ordnung
zu untersuchen.
Anmerkung:
Alternativ zum kA / kB – Verfahren kann das bekannte cu / co – Verfahren aus dem
Stahlbau zur Bestimmung des Knicklängenbeiwert verwendet werden. Aber auch hier
sollte eine 100 % Fuß- bzw. Kopfeinspannung nicht angesetzt werden.
199
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⎧ 1
⎪ ≥ für m ≤ 3
1 Ecm ⋅ Ic ⎪ 0,2 + 0,1⋅ m
⋅ ⎨ (11.7)
hges FEd ⎪ 1
≥ für m ≥ 4
⎪⎩ 0,6
⎧ 1
⎪ ≥ für m ≤ 3
1 Ecm ⋅ Iω 1 Gcm ⋅ IT ⎪ 0,2 + 0,1 ⋅ m
⋅ + ⋅ ⎨ (11.8)
hges ∑ FEd,j ⋅ rj2 2,28 ∑ FEd,j ⋅ rj2 ⎪≥ 1 für m ≥ 4
⎪⎩ 0,6
200
TU Berlin – Fachgebiet Massivbau – Konstruktiver Ingenieurbau II Kapitel 11
11.3.2 Nachweisverfahren
Bei Einzeldruckgliedern darf durch Vergleiche der Schlankheit mit Grenzwerten
entschieden werden, ob Auswirkungen nach Theorie II. Ordnung zu berücksichtigen
sind.
Unverschiebliche und verschiebliche Einzeldruckglieder gelten als schlank, wenn
folgende Grenzwerte der Schlankheit überschritten werden:
NEd
ν Ed =
A c ⋅ fcd
201
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h
MEd,min = NEd ⋅
20
NEd,min = NEd
11.3.3 Imperfektionen
Herstellungsbedingt wird es im Stahlbetonbau wie auch im Stahlbau nie den exakt
geraden Stab geben. Die Schalung weist Maßabweichungen auf, die Bewehrung
liegt nie exakt symmetrisch und es treten weitere Ungenauigkeiten auf. Deshalb ist
der planmäßigen Ausmitte e0 = M/N immer eine ungewollte Ausmitte ea hinzuzu-
fügen:
202
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l0
e a = α a1 ⋅
2
1 1
α a1 = ≤ Schiefstellung gegen die Sollachse
100 ⋅ hges 200
l0 = β · lcol Knicklänge
etot = e1 + e2
NEd
203
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MEd0
e0 = (11.11)
NEd
Die Stabilitätsgefährdung liegt dann im mittleren Drittel der Ersatzlänge. Aus der
Überlagerung der einzelnen Ausmitten ergibt sich die wirksame Lastausmitte für den
stabilitätsgefährdeten Punkt wie es im Bild 11-16 dargestellt wird. Als wirksame
Lastausmitte wird die größte Ausmitte im mittleren Drittel verwendet. Bei einer
einseitigen Ausmitte liegt der stabilitätsgefährdete Punkt dementsprechend bei etwa
0,4 · lcol. Die Knicklänge beträgt hier etwa 0,7 · lcol:
0,7 ⋅ lcol
0,7 ⋅ lcol − ≈ 0,4 ⋅ lcol (11.13)
3
204
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M2 (x ) ⋅ M(x ) 1
e2 = ∫ ⋅ dx = ∫ ⋅ M(x ) ⋅ dx (11.14)
EI r
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1 M2 l 1 1 l l 1 l2
e2 = ⋅ ⋅M⋅ 0 = ⋅ ⋅ 0 ⋅ 0 = ⋅ 0 (11.15)
3 EI 2 3 r 2 2 r 12
1 M2 l 1 1 l l 1 l2
e2 = ⋅ ⋅M⋅ 0 = ⋅ ⋅ 0 ⋅ 0 = ⋅ 0 (11.16)
2 EI 2 2 r 2 2 r 8
5 M2 l 5 1 l0 l0 5 l02 1 l02
e2 = ⋅ ⋅M⋅ 0 = ⋅ ⋅ ⋅ = ⋅ ≈ ⋅ (11.17)
12 E ⋅ I 2 12 r 2 2 48 r 10 r
Der Ansatz mit parabolischem Verlauf bildet etwa den Mittelwert zwischen den
beiden Extrema (Dreieck und Rechteck). Der Fehler beträgt nach oben und unten
jeweils maximal 20 %.
Dieses Ergebnis kann in folgende Gleichung eingesetzt werden:
MEd NEd
µEd = und ν Ed =
2
h ⋅ b ⋅ fcd h ⋅ b ⋅ fcd
2
⎛l ⎞ h
µEd2 = µEd1 + ν Ed ⋅ ⎜ 0 ⎟ ⋅ ⋅ 0,1 (11.18)
⎝h⎠ r
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Diese Gerade ist die Strich-Punkt-Linie im Bild 11-7. Die Gerade beschreibt die
Einwirkungen in Abhängigkeit der Krümmung. Die Steigung der Geraden
kennzeichnet den Einfluss der Verformung auf das System. Bei einem
verformungsunbeeinflusstem System, z.B. bei N = 0, entsteht eine horizontale
Gerade. Der Schnitt zwischen der Geraden und der Momenten-Krümmungs-
Beziehung stellt einen Gleichgewichtszustand dar. Bildet diese Gerade eine
Tangente an die Momenten-Krümmungs-Beziehung, so liegt ein optimales System
vor (As,vorh = As,erf). Bei einem Schnittpunkt ist das System überbemessen
(As,vorh > As,erf), bei keinem Schnittpunkt ist Tragfähigkeit nicht gewährleistet
(As,vorh < As,erf).
Das Modellstützenverfahren geht davon aus, dass der Schnittpunkt der Geraden mit
der Momenten-Krümmungs-Beziehung im Punkt y2 liegt, wenn in beiden
Bewehrungssträngen die Fließspannung erreicht ist.
Für die Krümmung folgt (Bild 11-18):
1 2 ⋅ ε yd
= (11.19)
r 0,9 ⋅ d
fyk 1
ε yd = ⋅ (11.20)
γs Es
N
2 ⋅ 500
1 mm² 1
= =
r 0,9 ⋅ d ⋅ 1,15 ⋅ 200 000 N 207 ⋅ d
mm²
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1 l02
e2 = K1 ⋅ ⋅ (11.21)
10 r
⎧λ
⎪ − 2,5 für 25 ≤ λ ≤ 35
K 1 = ⎨10
⎪1,0 für λ > 35
⎩
1 2 ⋅ ε yd K2
= K2 ⋅ = für BSt 500 (11.22)
r 0,9 ⋅ d 207 ⋅ d
Nud − NEd
K2 = ≤ 1,0 (11.25)
Nud − Nbal
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Die Ausmitte unter Berücksichtigung von Kriechen (Kapitel 11.3.2) kann näherungs-
weise nach folgender Gleichung bestimmt werden:
e2,c = e2 + ec = e2 · Kc (11.26)
MEd,c
Kc = 1+ (11.27)
MEd
l0,c l0
= ⋅ Kc (11.28)
h h
209
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11.4.1 Interaktionsdiagramme
Diese Diagramme gibt es für Rechteck- und Kreisquerschnitte für bestimmte d1/h
Verhältnisse in 0,05 Schritten. Beispielhaft ist das Interaktionsdiagramm für Kreis-
querschnitte mit einem Verhältnis d1/h = 0,15 in Bild 11-20 dargestellt. In Kapitel 5,
Bild 5-35 ist das Interaktionsdiagramm für symmetrisch bewehrte Rechteck-
querschnitte mit einem Verhältnis d1/h = 0,10 zu finden. Folgende Eingangswerte
sind für diese Diagramme erforderlich:
NEd
νEd =
b ⋅ h ⋅ fcd
MEd
µEd =
b ⋅ h 2 ⋅ fcd
MEd = NEd · etot = NEd · (e0 + ea + e2 + ec) Moment nach Th. II. Ordnung
Aus dem Gesamtbewehrungsgrad ωtot kann dann die Gesamtbewehrung As,tot
ermittelt werden:
b⋅h
A s,tot = A s1 + A s2 = ωtot ⋅
fyd
fcd
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11.4.2 µ-Nomogramme
Die µ-Nomogramme sind ebenfalls querschnittabhängig. Auch sie gibt es für
rechteckige und kreisförmige Querschnitte. Genau wie die Interaktionsdiagramme
sind auch die µ-Nomogramme nach den d1/h – Verhältnissen abgestuft.
Im Gegensatz zu den Interaktionsdiagrammen berechnet sich das Moment ohne die
Ausmitte nach Theorie II. Ordnung, d.h.:
Die Ausmitte nach Theorie II. Ordnung geht hier als Verhältnis l0/h ein.
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Bei der Anwendung der µ-Nomogramme ist darauf zu achten, dass die
Rechenfestigkeit des Betons ohne den Dauerstandsbeiwert α in die Eingangswerte
und bei der Ermittlung der Bewehrung eingeht.
fck
fcd = ohne α !
γM
Das weitere Vorgehen ist ähnlich wie beim Interaktionsdiagramm. Es werden µEd und
νEd berechnet und anschließend wird der Wert für ωtot aus dem Nomogramm
abgelesen. Eine Anleitung für die Anwendung findet sich im Nomogramm (Bild
11-21).
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e1 e 0 + e a + e c
= (11.30)
h h
Zudem sind auch e1/h – Nomogramme von der Querschnittsform und dem Verhältnis
d1/h abhängig. Wie beim µ-Nomogramm muss auch hier der Wert l0/h berechnet
werden. Es ist ebenfalls darauf zu achten, dass der Wert fcd ohne den Dauerstands-
festigkeitsbeiwert α berechnet wird.
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NEd
A s,min = A s1 + A s2 = 0,15 ⋅ (11.31)
fyd
Um das Einbringen des Betons nicht zu behindern, ist der Bewehrungsgehalt auf fol-
genden Wert begrenzt:
Der Abstand der Längsbewehrung darf 300 mm nicht überschreiten. In Stützen mit
polygonalem Querschnitt muss mindestens in jeder Ecke ein Stab liegen. In Stützen
mit Kreisquerschnitt sind mindestens 6 Stäbe anzuordnen. Der Durchmesser der
Längsbewehrung muss mindestens 12 mm betragen.
Bei Übergreifungsstößen an Geschossdecken genügt es meist, die Eckstäbe
abgekröpft hochzuführen, um die Momente aufzunehmen. An den Umlenkstellen
müssen die nach außen wirkenden Umlenkkräfte der Stäbe durch Bügel
aufgenommen werden (Bild 11-23). Um die Verbindung von Bewehrungsstäben
großen Durchmessers zu gewährleisten, ist es hingegen vorzuziehen, die Stäbe zu
verschweißen oder sie mittels einer geeigneten Muffe zu koppeln. Bei
Fertigteilstützen ist es möglich, durch die Herstelllung von durchlaufenden Stützen
auf die Bewehrungsstöße zu verzichten. Allerdings muss der Beton an jeder Platte
ausgespart werden, um eine monolithische Verbindung zwischen beiden Bauteilen
herstellen zu können.
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Sind Gebäude durch Wandscheiben bzw. Kerne ausgesteift, so dass die Stützen
keine planmäßigen Einspannmomente übertragen müssen (Pendelstab), kann auf
die oft hinderliche Durchführung der Stützenbewehrung durch die Decke verzichtet
werden. Die Stützen werden dann über Zentrierstifte, Elastomere und bei stark
bewehrten Stützen bzw. Stützen mit hochfesten Betonen über angeschweißte
Stahlplatten auf die Decke gesetzt (Bild 11-24).
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Mit der Zeit entzieht sich der Beton durch das Kriechen der Belastung und die
Längskräfte werden teilweise auf den Stahl umgelagert. Dies kann zu einem
Stabilitätsproblem für den Bewehrungsstab führen. Daher ist immer eine
Bügelbewehrung zur Knicksicherung der Längsbewehrung anzuordnen.
Der maximale Bügelabstand in Längsrichtung beträgt:
⎧12 ⋅ dsl
⎪
max sbü = min ⎨min (b, h)
⎪300 mm
⎩
⎧6 mm bei dsl ≤ 20 mm
⎪
min dsbü = ⎨0,25 ⋅ dsl bei dsl ≥ 25 mm
⎪5 mm bei Betonstahl matten
⎩
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Für die Bewehrung von Stützen sind nur geschlossene Bügel zulässig. Mit Bügeln
können in jeder Ecke bis zu 5 Längsstäbe gegen Knicken gesichert werden. Der
größte Achsabstand max sE der äußersten Stäbe vom Eckstab soll 15 · dsbü nicht
überschreiten. Längsstäbe in einem größeren Abstand sind durch weitere Bügel
(Zwischenbügel) zu sichern (Bild 11-25). Im Bereich von Unterzügen und
Fundamenten sind Bügel durchgängig anzuordnen (Bild 11-26).
11.5.2 Schleuderbetonstützen
Stahlbetonstützen in Ortbeton- bzw. Fertigteilbauweise, die gemäß DIN 1045-1
nachzuweisen sind, dürfen einen max. Bewehrungsgrad von 9 % aufweisen. Um
höhere Tragfähigkeiten zu erreichen, sind hochfeste Betone erforderlich oder
Fertigteilstützen aus Schleuderbeton mit teilweise hochfestem Beton. Das Schleuder-
verfahren hat eine lange Tradition und wurde 1907 erstmals zur Herstellung von
Masten eingesetzt. Die Bauteile werden in einer liegenden, 2-teiligen, frei drehbaren
Stahlschalung gefertigt. Nach dem Einbringen der Bewehrung, die durch
Abstandshalter und durch Stahl-Kopf- und Fußplatten exakt positioniert werden kann,
und des Betons, wird die Schalung geschlossen und mit Hilfe von Elektromotoren in
Rotation versetzt. Die Geschwindigkeit beträgt in der Regel 300 bis 400 U/min.
Infolge der Zentrifugalkraft verdichtet sich der Beton bei vollgefüllter Schalung derart,
dass im Innern ein Hohlraum von etwa 1/3 des Querschnitts entsteht (Bild 11-27).
Dabei werden die schweren Zuschläge nach außen geschleudert, während Luft und
überschüssiges Wasser nach innen abgetrieben werden. Infolge dessen können
weitaus höhere Betongüten als bei herkömmlichen Verdichtungsverfahren erreicht
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TU Berlin – Fachgebiet Massivbau – Konstruktiver Ingenieurbau II Literatur
Literatur
[1] Avak, R.: Stahlbetonbau in Beispielen, Teil 1: Bemessung von
Stabtragwerken, Düsseldorf: Werner Verlag, 4. Auflage 2004,
[2] Avak, R.: Stahlbetonbau in Beispielen, Teil 2: Bemessung von
Flächentragwerken Konstruktionspläne für Stahlbetonbauteile, Düsseldorf:
Werner Verlag, 2. Auflage 2002
[3] Bergmeister, K.; Kaufmann, W.: Tragverhalten und Modellierung von Platten,
Betonkalender 2007, Teil II, Berlin: Ernst & Sohn Verlag 2007
[4] Beton Kalender 2002, Teil 1+Teil 2, Berlin: Ernst & Sohn Verlag 2002
[5] Deutscher Ausschuss für Stahlbeton: Heft 240, Hilfsmittel zur Berechnung
der Schnittgrößen und Formänderungen von Stahlbetontragwerken, Berlin:
Ernst & Sohn Verlag, 2. Auflage 1978
[6] Hegger, J.: Bemessung und Konstruktion von vorgespannten Decken im
Hochbau, Zeitschrift: Der Prüfingenieur, Bundesvereinigung der
Prüfingenieure für Bautechnik e. V. (BVPI), Oktober 2003
[7] Holschemacher, K.: Entwurfs- und Berechnungstafeln für Bauingenieure,
Berlin: Bauwerk, 1. Auflage 2004
[8] Hossdorf, H.: Das Erlebnis Ingenieur zu sein, Basel: Birkhäuser-Verlag 2003
[9] Kind-Barkauskas, F.; Kauhsen, B.; Polónyi, S.; Brandt, J.: Beton-Atlas,
Basel-Boston-Berlin: Birkhäuser-Verlag, 2.Auflage 2002
[10] Leonhardt, F.: Vorlesungen über Massivbau, Teil 1 Grundlagen zur
Bemessung im Stahlbetonbau, Berlin-Heidelberg: Springer-Verlag, 3. Auflage
1984
[11] Leonhardt, F.: Vorlesungen über Massivbau, Teil 2 Sonderfälle der
Bemessung im Stahlbetonbau, Berlin-Heidelberg: Springer-Verlag 1975
[12] Leonhardt, F.: Vorlesungen über Massivbau, Teil 3 Grundlagen zum
Bewehren im Stahlbetonbau, Berlin-Heidelberg: Springer-Verlag, 3. Auflage
1977
[13] Leonhardt, F.: Vorlesungen über Massivbau, Teil 4 Nachweis der
Gebrauchsfähigkeit, Berlin-Heidelberg: Springer-Verlag, 2. Auflage 1977
[14] Leonhardt, F.: Vorlesungen über Massivbau, Teil 5 Spannbeton, Berlin-
Heidelberg: Springer-Verlag 1980
[15] Schlaich, J.; Schäfer, K.: Konstruieren im Stahlbetonbau, Betonkalender
2001 Teil II, Berlin: Ernst & Sohn Verlag 2001
[16] Stiglat, K.; H. Wippel: Platten, Berlin-München-Düsseldorf: Ernst & Sohn-
Verlag, 2. Auflage 1973
219
TU Berlin – Fachgebiet Massivbau – Konstruktiver Ingenieurbau II Literatur
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