Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Jean-Luc Barras
Klasse Bern A/08
Berner Fachhochschule
Fachbereich Wirtschaft und Verwaltung
Literaturverzeichnis 18
2
Kapitel 1
Der Wirtschatsethisch
relevante Fall
4
Vorstellung des Falles 5
United States taxpayers evade the reporting and payment of their in-
come tax.»1
Für die Finanzplatz Schweiz, und daher für die ganze Wirtschaft des
Landes, hat die UBS so eine wichtige Rolle übernommen, dass die wirt-
schaftliche Fähigkeit und Stabilität der Schweiz in gleicher Masse und die
wirtschaftlichen Fähigkeit und Stabilität der UBS zusammen hängen.
In diesem Sinne ist die UBS der Schweiz – und anderen Staaten, wo
sie hoch profitabel Geschäft generiert – gegenüber verpflichtet, Werten zu
übernehmen. Insbesondere sollte die UBS die rechtliche Grundlagen respek-
tieren und alles beitragen, sodass ein Staat in der Lage sei, seine öffentliche
Güter und Leistungen zu finanzieren.
In den letzten Jahren hat sich die UBS den Staaten und der Öffentlichkeit
gegenüber arrogant verhalten. Man hat Zeichen, die beweisen, dass die UBS
sich dem Markt gegenüber verantwortlich gezeigt hat, aber zu den Kosten
von staatlichen und öffentlich orientierten Werten. Einerseits Steuerhinter-
ziehung fördern und unterstützen, und andererseits eine finanzielle Staats-
hilfe annehmen, ist ein widersprüchlich und inkohärent.
Dieser Sektor befindet sich aber im starken Umbruch. Lange haben die poli-
tische Stabilität der Schweiz, die Stabilität des CHF und das Bankkundenge-
heimnis ein natürliches Wettbewerbsvorteil für Schweizer Banken geschaffen.
Mit der Erscheinung «neuer» Finanzplätze und Änderungen der politi-
schen und wirtschaftlichen Spielregeln betreffend der Finanzflüssen, befinden
sich die Schweizer Banken unter hohen Druck.
Sogar wenn wir die Überexponierung der UBS innerhalb der Subprime -
Krise, und die resultierende indirekte finanzielle Unterstützung des Schweiz,
mit dem Fall der Beihilfe an Steuerhinterziehung in den USA entkoppeln,
bleibt noch die Tatsache, dass die UBS finanzielle und gesetzliche Risiken
genommen hat, in beiden Situationen verloren hat, und die Konsequenzen
(noch) nicht zu tragen hat.
Kapitel 2
Die wirtschaftsethische
Theorie
kurz zusammengefasst.
Im unserem Fall haben wir ganz klar das Geschäftsverhältnis einer Un-
ternehmung, das nur in der Markt ihre Begründung gesucht hat, und das
– wie vorher beschrieben – ungeachtet von Grundwerten einer modernen
Gesellschaft (Respekt der gesetzlichen Regeln, Übernahme der Verantwor-
tung bei einer falschen Schätzung der Risiken in gefährlichen wirtschaftlichen
Konditionen).
Im Zentrum der integrativen Wirtschaftsethik steht die politisch-ökono-
mische Reflexion, und die Analyse der Konsequenzen einer Handlungsart auf
das Leben der Bürger als aktive und mündige Mitglieder einer Gesellschaft.
12
Analyse des Falles 13
In der aktuellen liberalen Gesellschaft ist sehr oft die Marktlogik (i.e.
eine externe Logik) zitiert, um diese Entscheidungen zu erklären. Die in-
tegrative Wirtschaftsethik basiert sich auf das Prinzip der Integration der
politisch-ökonomischen Aspekten in ihrem ethisch-politischen Kontext. In
diesem Sinne bietet die integrative Wirtschaftsethik eine Alternative einer-
seits an eine (an die Wirtschaft) angewandte Ethik (managerial point of
view), und andererseits an eine (ethisch) normative Ökonomik (economic
point of view). Sie bietet in diesem Sinne ein moral point of view.
Peter Ulrich definiert die integrative Wirtschaftsethik im Gegensatz zur
aktuellen Dominanz der Leitgedanken der freien Marktwirtschaft im Sinne,
dass ein vernünftiges Wirtschaftens nicht durch seine Rentabilität (i.e. seine
Übereinstimmung mit der theoretischen Definition eines Marktes) bewertet
werden soll, sondern durch seine Lebensdienlichkeit,3 und prangert ganz klar
die Wirtschaftliche untergeordnete Rolle der Politik an:
«Die Unterscheidung zwischen Wirtschaft und Gesellschaft ist irgend-
wie verschwommen. Und wir haben eigentlich 20 Jahre lang jetzt eine
gewisse Verkehrung der Verhältnisse erlebt. Wir haben eine flächen-
deckende Ökonomisierung von fast allem erlebt. Ökonomisierung al-
ler Lebensbereiche, Ökonomisierung der Welt, Globalisierung genannt,
und eben auch eine Ökonomisierung der Politik. Das heisst, die Po-
litik wurde mehr und mehr zum Verwalter der Sachzwänge, die das
eigensinnige marktwirtschaftliche System der Politik vorgibt.»4
Die Integrative Wirtschaftsethik ist eine Art politische Ethik, die um die
Etablierung eines zwangloser politisch-ökonomischer Dialog unter mündigen
Bürger geht, und ist als eine Art normativer Unterbau für eine andere, sozial-
ökonomische Rationalität positioniert. Unter mündiger Bürger versteht Pe-
ter Ulrich ein Wirtschaftsakteur, der Wirtschaftsziele fördert, die er als Mit-
glied einer Gesellschaft gutheissen kann.5
Mit diesem Dialog, der auf den verschiedenen Mikro-, Meso- und Makro-
ebenen stattfinden kann und darf, soll einen internen diskutierten Konsens
gefunden werden, um Legitimationskonflikte zu lösen.
Auf der Mesoebene (Unternehmen), soll man einen sog. Stakeholder-
Dialog institutionalisieren.6
der Geschäftsintegrität (1. Stufe) und die Stufe des Unternehmens innerhalb
seiner Wettbewerbskonditionen (2. Stufe). Dann wird die Verantwortung der
Schweiz und ihrer Bevölkerung etwas kritisch angeschaut.
Nach diesem Prinzip hätte UBS auf das off-shore Geschäft in «Private Ban-
king» in den USA verzichten sollen, dass es klar war, dass das Geschäfts-
modell sich ausserhalb der ordnungspolitischen Rahmenbedingungen befand.
Man kann aber ein wenig weiter gehen und die Unternehmungsstrategie
nach diesem Prinzip analysieren. Jede Unternehmung hat eine frei gewählte
unternehmerische Wertschöpfungsaufgabe (i.e. die Mission, die nach Defi-
nition in Unternehmungsstrategie, den Existenzgrund der Unternehmung –
ihre raison d’être – deklariert). Die aktuelle Strategie der UBS8 ist eine
Strategie der freien Marktwirtschaft mit Positionierungsprinzipien (Market
Leadership), und enthält sehr wenige Elemente, wo die Unternehmung Ziele
im Sinne von sozialökonomisch sinnvollen Wirtschaftens deklariert.9
Mit einer integrativen Unternehmungsstrategie hätte UBS in 2007 das Ri-
sikomanagement ihrer Aktiven auf dem US-Immobilienmarkt anders verwal-
tet und durch Stakeholder-Gespräche die Gefahr der Überschuldung priva-
ter US-Hauseigentümer früh genug identifizieren können. Die reine Gewinn-
orientierte Strategie hat progressiv nur zu einer Überexponierung der Bank
geführt, die 2008 in Existenzgefahr sich befunden hat.
7
[Ulrich 2008], § 10.2.4, Schema S. 465
8
UBS Website: Strategische Prioritäten. http://www.ubs.com/1/g/investors/
strategy/strategic_priorities.html [letzter Zugang: 16. Juli 2009]
9
Einige solche Elemente sind aber in den Werten des Unternehmens zu finden.
Analyse des Falles 15
[Ulrich 2007] Statement von Peter Ulrich als Teilnehmer des 2. Deutschspra-
chiges Grundeinkommenskongress (Basel, 5. bis 7. Oktober 2007). http:
//www.youtube.com/watch?v=_5nPV7GKfIc [letzter Zugang: 16. Ju-
li 2009]
[Ulrich 2009] Ulrich, P. und de Weck, R. (2009): Moralspritze für die Wirt-
schaft – Der Wirtschaftsethiker Peter Ulrich im Gespräch mit Roger de
18
Literaturverzeichnis 19