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- nichtamtliche Fassung -

Vergabe- und Vertragsordnung für Leistungen (VOL) 2009


Teil A: Allgemeine Bestimmungen für die Vergabe von Leistungen (VOL/A)
Abschnitt 1: Bestimmungen für die Vergabe von Leistungen

Stand: 28.06.2016, ausgefertigt am 20.11.2009, gültig ab 11.06.2010,


veröffentlicht im Bundesanzeiger Nummer 196a vom 29.12.2009

§1 §2

Anwendungsbereich Grundsätze

Die folgenden Regeln gelten für die Vergabe (1) Aufträge werden in der Regel im Wettbe-
von öffentlichen Aufträgen über Leistungen werb und im Wege transparenter Vergabever-
(Lieferungen und Dienstleistungen). Sie gelten fahren an fachkundige, leistungsfähige und zu-
nicht verlässige (geeignete) Unternehmen zu ange-
messenen Preisen vergeben. Dabei darf kein
- für Bauleistungen, die unter die Verga- Unternehmen diskriminiert werden.
be- und Vertragsordnung für Bauleis-
tungen - VOB - fallen und (2) Leistungen sind in der Menge aufgeteilt
- für Leistungen, die im Rahmen einer (Teillose) und getrennt nach Art oder Fachge-
freiberuflichen Tätigkeit1 erbracht oder biet (Fachlose) zu vergeben. Bei der Vergabe
im Wettbewerb mit freiberuflich Täti- kann auf eine Aufteilung oder Trennung ver-
gen angeboten werden. Die Bestim- zichtet werden, wenn wirtschaftliche oder
mungen der Haushaltsordnungen blei- technische Gründen dies erfordern.
ben unberührt.
(3) Die Durchführung von Vergabeverfahren le-
diglich zur Markterkundung und zum Zwecke
von Ertragsberechnungen ist unzulässig.

(4) Bei der Vergabe sind die Vorschriften über


die Preise bei öffentlichen Aufträgen zu beach-
ten.2

1 vgl. § 18 Abs. 1 Nr. 1 EStG: §3


(1) Einkünfte aus selbständiger Arbeit sind: 1. Einkünfte
aus freiberuflicher Tätigkeit. Zu der freiberuflichen Tä- Arten der Vergabe
tigkeit gehören die selbständig ausgeübte wissenschaft-
liche, künstlerische, schriftstellerische, unterrichtende
oder erzieherische Tätigkeit, die selbständige Berufstä-
(1) Öffentliche Ausschreibungen sind Verfah-
tigkeit der Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte, Rechtsanwälte,
ren, in denen eine unbeschränkte Anzahl von
Notare, Patentanwälte, Vermessungsingenieure, Ingeni-
eure, Architekten, Handelschemiker, Wirtschaftsprüfer, Unternehmen öffentlich zur Abgabe von Ange-
Steuerberater, beratenden Volks- und Betriebswirte, boten aufgefordert wird. Bei Beschränkten
vereidigten Buchprüfer (vereidigten Bücherrevisoren), Ausschreibungen wird in der Regel öffentlich
Steuerbevollmächtigten, Heilpraktiker, Dentisten, Kran- zur Teilnahme (Teilnahmewettbewerb), aus
kengymnasten, Journalisten, Bildberichterstatter, Dol- dem Bewerberkreis sodann eine beschränkte
metscher, Übersetzer, Lotsen und ähnlicher Berufe. Ein Anzahl von Unternehmen zur Angebotsabgabe
Angehöriger eines freien Berufs im Sinne der Sätze 1 und aufgefordert. Freihändige Vergaben sind Ver-
2 ist auch dann freiberuflich tätig, wenn er sich der Mit-
fahren, bei denen sich die Auftraggeber mit
hilfe fachlich vorgebildeter Arbeitskräfte bedient; Vo-
raussetzung ist, dass er auf Grund eigener Fachkenntnis-
se leitend und eigenverantwortlich tätig wird. Eine Ver- 2
Verordnung PR Nr. 30/53 über die Preise bei öffentli-
tretung im Fall vorübergehender Verhinderung steht der chen Aufträgen vom 21. November 1953 (BAnz. Nr. 244
Annahme einer leitenden und eigenverantwortlichen vom 18. Dezember 1953), zuletzt geändert durch Ver-
Tätigkeit nicht entgegen; ... ordnung PR Nr. 1/86 vom 15. April 1986 (BGBl. I S. 435
und BAnz. S. 5046) und Verordnung PR Nr. 1/89 vom 13.
Juni 1989 (BGBl. I S. 1094 und BAnz. S. 3042)
oder auch ohne Teilnahmewettbewerb grund- c) es sich um die Lieferung von Waren
sätzlich an mehrere ausgewählte Unternehmen oder die Erbringung von Dienstleistun-
wenden, um mit einem oder mehreren über die gen zur Erfüllung wissenschaftlich-
Auftragsbedingungen zu verhandeln. technischer Fachaufgaben auf dem
Gebiet von Forschung, Entwicklung
und Untersuchung handelt, die nicht
Bei Beschränkten Ausschreibungen und Frei- der Aufrechterhaltung des allgemeinen
händigen Vergaben sollen mehrere - grund- Dienstbetriebs und der Infrastruktur
sätzlich mindestens drei - Bewerber zur Ange- einer Dienststelle des Auftraggebers
botsabgabe aufgefordert werden. dienen,
d) bei geringfügigen Nachbestellungen im
Anschluss an einen bestehenden Ver-
(2) Die Vergabe von Aufträgen erfolgt in Öf- trag kein höherer Preis als für die ur-
fentlicher Ausschreibung. In begründeten Aus- sprüngliche Leistung erwartet wird,
nahmefällen ist eine Beschränkte Ausschrei- und die Nachbestellungen insgesamt
bung oder eine Freihändige Vergabe zulässig. 20 vom Hundert des Wertes der ur-
sprünglichen Leistung nicht über-
schreiten,
(3) Eine Beschränkte Ausschreibung mit Teil- e) Ersatzteile oder Zubehörstücke zu Ma-
nahmewettbewerb ist zulässig, wenn schinen und Geräten vom Lieferanten
der ursprünglichen Leistung beschafft
werden sollen und diese Stücke in
a) die Leistung nach ihrer Eigenart nur brauchbarer Ausführung von anderen
von einem beschränkten Kreis von Un- Unternehmen nicht oder nicht unter
ternehmen in geeigneter Weise ausge- wirtschaftlichen Bedingungen bezogen
führt wenn kann, besonders wenn au- werden können,
ßergewöhnliche Eignung (§ 2 Absatz 1 f) es aus Gründen der Geheimhaltung er-
Satz 1) erforderlich ist, forderlich ist,
b) eine Öffentliche Ausschreibung aus g) die Leistung aufgrund von Umständen,
anderen Gründen (z.B. Dringlichkeit, die die Auftraggeber nicht voraussehen
Geheimhaltung) unzweckmäßig ist. konnten, besonders dringlich ist und
die Gründe für die besondere Dring-
lichkeit nicht dem Verhalten der Auf-
(4) Eine Beschränkte Ausschreibung ohne Teil-
traggeber zuzuschreiben sind,
nahmewettbewerb ist zulässig, wenn
h) die Leistung nach Art und Umfang vor
der Vergabe nicht so eindeutig und er-
schöpfend beschrieben werden kann,
a) eine Öffentliche Ausschreibung kein
dass hinreichend vergleichbare Ange-
wirtschaftliches Ergebnis gehabt hat,
bote erwartet werden können,
b) die Öffentliche Ausschreibung für den
i) sie durch Ausführungsbestimmungen
Auftraggeber oder die Bewerber einen
von einem Bundesminister - gegebe-
Aufwand verursachen würde, der zu
nenfalls Landesminister - bis zu einem
dem erreichten Vorteil oder dem Wert
bestimmten Höchstwert zugelassen ist.
der Leistung im Missverhältnis stehen
j) Aufträge ausschließlich an Werkstätten
würde.
für behinderte Menschen vergeben
werden sollen,
(5) Eine Freihändige Vergabe ist zulässig, wenn k) Aufträge ausschließlich an Justizvoll-
zugsanstalten vergeben werden sollen,
l) für die Leistung aus besonderen Grün-
a) nach Aufhebung einer Öffentlichen den nur ein Unternehmen in Betracht
oder Beschränkten Ausschreibung eine kommt.
Wiederholung kein wirtschaftliches Er-
gebnis verspricht,
b) im Anschluss an Entwicklungsleistun- (6) Leistungen bis zu einem voraussichtlichen
gen Aufträge in angemessenem Um- Auftragswert von 500,- Euro (ohne Umsatz-
fang und für angemessene Zeit an Un- steuer) können unter Berücksichtigung der
ternehmen, die an der Entwicklung be- Haushaltsgrundsätze der Wirtschaftlichkeit
teiligt waren, vergeben werden müs- und Sparsamkeit ohne ein Vergabeverfahren
sen, beschafft werden (Direktkauf).
§4 me zugelassen. Die Unternehmen können je-
derzeit ihre vorläufigen Angebote nachbessern,
Rahmenvereinbarungen sofern die Angebote mit den Vergabeunterla-
gen vereinbar bleiben.

(1) Rahmenvereinbarungen sind Aufträge, die


ein oder mehrere Auftraggeber an ein oder (2) Beim dynamischen elektronischen Verfah-
mehrere Unternehmen vergeben können, um ren ist Folgendes einzuhalten:
die Bedingungen für Einzelaufträge, die wäh-
rend eines bestimmten Zeitraumes vergeben
werden sollen, festzulegen, insbesondere über a) In der Bekanntmachung wird angege-
den in Aussicht genommenen Preis. Das in ben, dass es sich um ein dynamisches
Aussicht genommene Auftragsvolumen ist so elektronisches Verfahren handelt.
genau wie möglich zu ermitteln und bekannt zu b) In den Vergabeunterlagen sind insbe-
geben, braucht aber nicht abschließend festge- sondere der Gegenstand der beabsich-
legt zu werden. Die Auftraggeber dürfen für tigten Beschaffungen sowie alle erfor-
dieselbe Leistung nicht mehrere Rahmenver- derlichen Informationen zum dynami-
einbarungen abschließen. Die Laufzeit darf vier schen elektronischen Verfahren, zur
Jahre nicht überschreiten, es sei denn der Auf- verwendeten elektronischen Ausrüs-
tragsgegenstand oder andere besondere Um- tung des Auftraggebers, zu den Daten-
stände rechtfertigen eine Ausnahme. formaten und zu den technischen Vor-
kehrungen und Merkmalen der elekt-
ronischen Verbindung zu präzisieren.
(2) Die Erteilung von Einzelaufträgen ist nur zu- c) Es ist auf elektronischem Wege ab dem
lässig zwischen den Auftraggebern, die ihren Zeitpunkt der Veröffentlichung der Be-
voraussichtlichen Bedarf für das Vergabever- kanntmachung und bis zur Beendigung
fahren gemeldet haben und den Unternehmen, des dynamischen elektronischen Ver-
mit denen Rahmenvereinbarungen abgeschlos- fahrens ein freier, unmittelbarer und
sen wurden. uneingeschränkter Zugang zu den
Vergabeunterlagen und den zusätzli-
chen Dokumenten zu gewähren und in
der Bekanntmachung die Internet-
§5
Adresse anzugeben, unter der diese
Dokumente abgerufen werden können.
Dynamische elektronische Verfahren
d) Die Auftraggeber ermöglichen wäh-
rend der gesamten Laufzeit des dyna-
(1) Die Auftraggeber können für die Vergabe mischen elektronischen Verfahrens je-
von Aufträgen ein dynamisches elektronisches dem Unternehmen, ein vorläufiges An-
Verfahren einrichten. Ein dynamisch elektroni- gebot zu unterbreiten, um zur Teil-
sches Verfahren ist ein zeitlich befristetes aus- nahme am dynamischen elektroni-
schließlich elektronisches offenes Vergabever- schen Verfahren zugelassen zu werden.
fahren zur Beschaffung marktüblicher Leistun- Sie prüfen dieses Angebot innerhalb
gen, bei denen die allgemein auf dem Markt einer angemessenen Frist. Die Auftrag-
verfügbaren Spezifikationen den Anforderun- geber unterrichten das Unternehmen
gen des Auftraggebers genügen. Die Auftrag- unverzüglich darüber, ob das Unter-
geber verwenden bei der Einrichtung des dy- nehmen zur Teilnahme am dynami-
namischen elektronischen Verfahrens und bei schen elektronischen Verfahren zuge-
der Vergabe der Aufträge ausschließlich elekt- lassen ist oder sein vorläufiges Angebot
ronische Mittel gemäß § 11 Absatz 2 und 3 und abgelehnt wurde.
§ 13 Absatz 1 und 2. Sie haben dieses Verfahren e) Die Auftraggeber fordern alle zugelas-
als offenes Vergabeverfahren unter Einhaltung senen Unternehmen auf, endgültige
der Vorschriften der Öffentlichen Ausschrei- Angebote für die zu vergebenden Auf-
bung in allen Phasen von der Einrichtung bis träge einzureichen. Für die Einreichung
zur Vergabe des zu vergebenden Auftrags der Angebote legen sie eine angemes-
durchzuführen. Alle Unternehmen, die die Eig- sene Frist fest. Sie vergeben den Auf-
nungskriterien erfüllen und ein erstes vorläufi- trag an das Unternehmen, das nach
ges Angebot im Einklang mit den Vergabeun- den in der Bekanntmachung für die
terlagen und den etwaigen zusätzlichen Doku- Einrichtung des dynamischen elektro-
menten vorgelegt haben, werden zur Teilnah- nischen Verfahrens aufgestellten Zu-
schlagskriterien das wirtschaftlichste verfahren oder ein vergleichbares ge-
Angebot vorgelegt hat. Die Zuschlags- setzliches Verfahren eröffnet oder die
kriterien können in der Aufforderung Eröffnung beantragt oder dieser Antrag
zur Abgabe eines endgültigen Ange- mangels Masse abgelehnt worden ist,
bots präzisiert werden. b) die sich in Liquidation befinden,
f) Die Laufzeit eines dynamischen elekt- c) die nachweislich eine schwere Verfeh-
ronischen Verfahrens darf grundsätz- lung begangen haben, die ihre Zuver-
lich vier Jahre nicht überschreiten. Eine lässigkeit als Bewerber in Frage stellt,
Überschreitung der Laufzeit ist nur in d) die ihre Verpflichtung zur Zahlung von
besonders zu begründenden Fällen zu- Steuern und Abgaben sowie der Bei-
lässig. träge zur gesetzlichen Sozialversiche-
rung nicht ordnungsgemäß erfüllt ha-
ben,
(3) Eine Entscheidung der Auftraggeber, auf ein e) die im Vergabeverfahren unzutreffende
eingeleitetes dynamisches elektronisches Ver- Erklärungen in Bezug auf ihre Eignung
fahren zu verzichten, ist den zugelassenen Un- abgegeben haben.
ternehmen unverzüglich mitzuteilen.

(6) Hat ein Bieter oder Bewerber vor Einleitung


des Vergabeverfahrens den Auftraggeber bera-
§6
ten oder sonst unterstützt, so hat der Auftrag-
geber sicherzustellen, dass der Wettbewerb
Teilnehmer am Wettbewerb
durch die Teilnahme des Bieters oder Bewer-
bers nicht verfälscht wird.
(1) Bewerber- und Bietergemeinschaften sind
wie Einzelbewerber und -bieter zu behandeln.
(7) Justizvollzugsanstalten sind zum Wettbe-
Für den Fall der Auftragserteilung können die
werb mit gewerblichen Unternehmen nicht zu-
Auftraggeber verlangen, dass eine Bieterge-
zulassen.
meinschaft eine bestimmte Rechtsform an-
nimmt, sofern dies für die ordnungsgemäße
Durchführung des Auftrages notwendig ist.
§7

Leistungsbeschreibung
(2) Von den Bewerbern und Bietern dürfen
Entgelte für die Durchführung der Vergabever-
fahren nicht erhoben werden.
(1) Die Leistung ist eindeutig und erschöpfend
zu beschreiben, so dass alle Bewerber die Be-
(3) Von den Unternehmen dürfen zum Nach- schreibung im gleichen Sinne verstehen müs-
weis ihrer Fachkunde, Leistungsfähigkeit und sen und dass miteinander vergleichbare Ange-
Zuverlässigkeit (Eignung) nur Unterlagen und bote zu erwarten sind (Leistungsbeschreibung).
Angaben gefordert werden, die durch den Ge-
genstand des Auftrags gerechtfertigt sind.
(2) Die Leistung oder Teile derselben sollen
Grundsätzlich sind Eigenerklärungen zu verlan-
durch verkehrsübliche Bezeichnungen nach
gen. Die Forderung von anderen Nachweisen
Art, Beschaffenheit und Umfang hinreichend
als Eigenerklärungen haben die Auftraggeber in
genau beschrieben werden. Andernfalls können
der Dokumentation zu begründen.
sie

(4) Die Auftraggeber können Eignungsnachwei-


a) durch eine Darstellung ihres Zweckes,
se, die durch Präqualifizierungsverfahren er-
ihrer Funktion sowie der an sie gestell-
worben werden, zulassen.
ten sonstigen Anforderungen,
b) in ihren wesentlichen Merkmalen und
(5) Von der Teilnahme am Wettbewerb können konstruktiven Einzelheiten oder
Bewerber ausgeschlossen werden, c) durch Verbindung der Beschreibungs-
arten,

a) über deren Vermögen das Insolvenz-


beschrieben werden.
tenersatzes ist in der Bekanntmachung anzu-
geben.
(3) Bestimmte Erzeugnisse oder Verfahren so-
wie bestimmte Ursprungsorte und Bezugsquel-
len dürfen nur dann ausdrücklich vorgeschrie- (3) Sofern die Auftraggeber Nachweise verlan-
ben werden, wenn dies durch die Art der zu gen, haben sie diese in einer abschließenden
vergebenden Leistung gerechtfertigt ist. Liste zusammenzustellen.

(4) Bezeichnungen für bestimmte Erzeugnisse (4) Die Auftraggeber können Nebenangebote
oder Verfahren (z. B. Markennamen) dürfen zulassen. Fehlt eine entsprechende Angabe in
ausnahmsweise, jedoch nur mit dem Zusatz der Bekanntmachung oder den Vergabeunter-
„oder gleichwertiger Art“, verwendet werden, lagen, sind keine Nebenangebote zugelassen.
wenn eine hinreichend genaue Beschreibung
durch verkehrsübliche Bezeichnungen nicht
möglich ist. Der Zusatz „oder gleichwertiger
§9
Art“ kann entfallen, wenn ein sachlicher Grund
die Produktvorgabe rechtfertigt. Ein solcher
Vertragsbedingungen
Grund liegt dann vor, wenn die Auftraggeber
Erzeugnisse oder Verfahren mit unterschiedli-
chen Merkmalen zu bereits bei ihnen vorhan- (1) Die Allgemeinen Vertragsbedingungen
denen Erzeugnissen oder Verfahren beschaffen (VOL/B) sind grundsätzlich zum Vertragsge-
müssten und dies mit unverhältnismäßig ho- genstand zu machen. Zusätzliche Allgemeine
hem finanziellen Aufwand oder unverhältnis- Vertragsbedingungen dürfen der VOL/B nicht
mäßigen Schwierigkeiten bei Integration, Ge- widersprechen. Für die Erfordernisse einer
brauch, Betrieb oder Wartung verbunden wäre. Gruppe gleichgelagerter Einzelfälle können Er-
Die Gründe sind zu dokumentieren. gänzende Vertragsbedingungen Abweichungen
von der VOL/B vorsehen.
§8

Vergabeunterlagen (2) Vertragsstrafen sollen nur für die Über-


schreitung von Ausführungsfristen vereinbart
werden, wenn die Überschreitung erhebliche
(1) Die Vergabeunterlagen umfassen alle Anga- Nachteile verursachen kann. Die Strafe ist in
ben, die erforderlich sind, um eine Entschei- angemessenen Grenzen zu halten.
dung zur Teilnahme am Vergabeverfahren oder
zur Angebotsabgabe zu ermöglichen. Sie be-
stehen in der Regel aus (3) Andere Verjährungsfristen als nach § 14
VOL/B sind nur vorzusehen, wenn dies nach
der Eigenart der Leistung erforderlich ist.
a) dem Anschreiben (Aufforderung zur
Angebotsabgabe oder Begleitschreiben
für die Abgabe der angeforderten Un- (4) Auf Sicherheitsleistungen soll ganz oder
terlagen), teilweise verzichtet werden, es sei denn, sie er-
b) der Beschreibung der Einzelheiten der scheinen ausnahmsweise für die sach- und
Durchführung des Verfahrens (Bewer- fristgemäße Durchführung der verlangten Leis-
bungsbedingungen), einschließlich der tung notwendig. Die Sicherheit für die Erfül-
Angabe der Zuschlagskriterien, sofern lung sämtlicher Verpflichtungen aus dem Ver-
nicht in der Bekanntmachung bereits trag soll 5 vom Hundert der Auftragssumme
genannt und , nicht überschreiten.
c) den Vertragsunterlagen, die aus Leis-
tungsbeschreibung und Vertragsbedin-
gungen bestehen.

(2) Bei Öffentlicher Ausschreibung darf bei di-


rekter oder postalischer Übermittlung für die
Vervielfältigung der Vergabeunterlagen Kos-
tenersatz gefordert werden. Die Höhe des Kos-
§ 10 § 12

Fristen Bekanntmachung, Versand von Vergabeun-


terlagen

(1) Für die Bearbeitung und Abgabe der Teil-


nahmeanträge und der Angebote sowie für die (1) Öffentliche Ausschreibungen, Beschränkte
Geltung der Angebote sind ausreichende Fris- Ausschreibungen mit Teilnahmewettbewerb
ten (Teilnahme-, Angebots- und Bindefristen) und Freihändige Vergaben mit Teilnahmewett-
vorzusehen. bewerb sind in Tageszeitungen, amtlichen Ver-
öffentlichungsblättern, Fachzeitschriften oder
Internetportalen bekannt zu machen. Be-
(2) Bis zum Ablauf der Angebotsfrist können kanntmachungen in Internetportalen müssen
Angebote in allen für deren Einreichung vorge- zentral über die Suchfunktion des Internetpor-
sehenen Formen zurückgezogen werden. tals www.bund.de ermittelt werden können.

(2) Aus der Bekanntmachung müssen alle An-


§ 11
gaben für eine Entscheidung zur Teilnahme am
Vergabeverfahren oder zur Angebotsabgabe er-
Grundsätze der Informationsübermittlung
sichtlich sein. Sie enthält mindestens:

(1) Die Auftraggeber geben in der Bekanntma-


a) die Bezeichnung und die Anschrift der
chung oder den Vergabeunterlagen an, ob In-
zur Angebotsabgabe auffordernden
formationen auf dem Postweg, mittels Teleko-
Stelle, der den Zuschlag erteilenden
pie, direkt, elektronisch oder durch eine Kom-
Stelle sowie der Stelle, bei der die An-
bination dieser Kommunikationsmittel über-
gebote oder Teilnahmeanträge einzu-
mittelt werden.
reichen sind,
b) die Art der Vergabe,
(2) Das für die elektronische Übermittlung ge- c) die Form, in der Teilnahmeanträge
wählte Netz muss allgemein verfügbar sein und oder Angebote einzureichen sind,
darf den Zugang der Bewerber oder Bieter zu d) Art und Umfang der Leistung sowie
den Vergabeverfahren nicht beschränken. Die den Ort der Leistungserbringung,
dafür zu verwendenden Programme und ihre e) gegebenenfalls die Anzahl, Größe und
technischen Merkmale müssen Art der einzelnen Lose,
f) gegebenenfalls die Zulassung von Ne-
benangeboten,
- allgemein zugänglich, g) etwaige Bestimmungen über die Aus-
- kompatibel mit allgemein verbreiteten führungsfrist,
Erzeugnissen der Informations- und h) die Bezeichnung und die Anschrift der
Kommunikationstechnologie und Stelle, die die Vergabeunterlagen ab-
- nichtdiskriminierend gibt oder bei der sie eingesehen wer-
den können,
i) die Teilnahme- oder Angebots- und
sein. Bindefrist,
j) die Höhe etwa geforderter Sicherheits-
leistungen,
(3) Die Auftraggeber haben dafür Sorge zu tra- k) die wesentlichen Zahlungsbedingun-
gen, dass den interessierten Unternehmen die gen oder Angabe der Unterlagen, in
Informationen über die Anforderungen an die denen sie enthalten sind,
Geräte, die für die elektronische Übermittlung l) die mit dem Angebot oder dem Teil-
der Anträge auf Teilnahme und der Angebote nahmeantrag vorzulegenden Unterla-
erforderlich sind, einschließlich Verschlüsse- gen, die die Auftraggeber für die Beur-
lung zugänglich sind. teilung der Eignung des Bewerbers
oder Bieters verlangen,
m) sofern verlangt, die Höhe der Kosten
für Vervielfältigungen der Vergabeun-
terlagen bei Öffentlichen Ausschrei-
bungen, einem verschlossenen Umschlag einzureichen,
n) die Angabe der Zuschlagskriterien, so- als solche zu kennzeichnen und bis zum Ablauf
fern diese nicht in den Vergabeunterla- der Angebotsfrist unter Verschluss zu halten.
gen genannt werden. Bei elektronisch zu übermittelnden Angeboten
ist die Unversehrtheit durch entsprechende or-
ganisatorische und technische Lösungen nach
(3) Die Vergabeunterlagen sind zu übermitteln den Anforderungen des Auftraggebers und die
Vertraulichkeit durch Verschlüsselung sicher-
zustellen. Die Verschlüsselung muss bis zum
a) bei Öffentlicher Ausschreibung an alle Ablauf der Angebotsfrist aufrechterhalten blei-
anfordernden Unternehmen, ben.
b) bei Beschränkter Ausschreibung mit
Teilnahmewettbewerb und Freihändi-
ger Vergabe mit Teilnahmewettbewerb (3) Die Angebote müssen alle geforderten An-
an die Unternehmen, die einen Teil- gaben, Erklärungen und Preise enthalten.
nahmeantrag gestellt haben, geeignet
sind und ausgewählt wurden, oder
c) bei Beschränkter Ausschreibung und (4) Änderungen an den Vertragsunterlagen sind
Freihändiger Vergabe ohne Teilnah- unzulässig. Korrekturen des Bieters an seinen
mewettbewerb an die Unternehmen, Eintragungen müssen zweifelsfrei sein.
die von den Auftraggebern ausgewählt
wurden.
(5) Der Bieter hat auf Verlangen im Angebot
anzugeben, ob für den Gegenstand des Ange-
(4) Die Namen der Unternehmen, die Vergabe- bots gewerbliche Schutzrechte bestehen oder
unterlagen erhalten oder eingesehen haben, von dem Bieter oder anderen beantragt sind.
sind vertraulich zu behandeln. Der Bieter hat stets anzugeben, wenn er er-
wägt, Angaben aus seinem Angebot für die
Anmeldung eines gewerblichen Schutzrechtes
zu verwerten.
§ 13
(6) Bietergemeinschaften haben in den Ange-
Form und Inhalt der Angebote
boten jeweils die Mitglieder sowie eines ihrer
Mitglieder als bevollmächtigten Vertreter für
den Abschluss und die Durchführung des Ver-
(1) Die Auftraggeber legen fest, in welcher
trages zu benennen. Fehlt eine dieser Angaben
Form die Angebote einzureichen sind. Auf dem
im Angebot, so ist sie vor der Zuschlagsertei-
Postweg oder direkt eingereichte Angebote
lung beizubringen.
müssen unterschrieben sein; elektronisch
übermittelte Angebote sind mit einer „fortge-
schrittenen elektronischen Signatur“ nach dem
Signaturgesetz3 und den Anforderungen der
Auftraggeber oder mit einer „qualifizierten § 14
elektronischen Signatur“ nach dem Signaturge-
setz zu versehen; in den Fällen des § 3 Absatz 5 Öffnung der Angebote
Buchstabe i) genügt die „elektronische Signa-
tur“ nach dem Signaturgesetz, bei Abgabe des
Angebotes mittels Telekopie die Unterschrift (1) Bei Ausschreibungen sind auf dem Postweg
auf der Telekopievorlage. und direkt übermittelte Angebote ungeöffnet
zu lassen, mit Eingangsvermerk zu versehen
und bis zum Zeitpunkt der Öffnung unter Ver-
(2) Die Auftraggeber haben bei Ausschreibun- schluss zu halten. Elektronische Angebote sind
gen die Unversehrtheit und Vertraulichkeit der auf geeignete Weise zu kennzeichnen und ver-
Angebote zu gewährleisten. Auf dem Postweg schlüsselt aufzubewahren. Mittels Telekopie
oder direkt zu übermittelnde Angebote sind in eingereichte Angebote sind ebenfalls entspre-
chend zu kennzeichnen und auf geeignete Wei-
3
se unter Verschluss zu halten.
Gesetz über Rahmenbedingungen für elektronische
Signaturen (Signaturgesetz - SigG)
(2) Die Öffnung der Angebote wird von min- a) Angebote, die nicht die geforderten
destens zwei Vertretern des Auftraggebers ge- oder nachgeforderten Erklärungen und
meinsam durchgeführt und dokumentiert. Bie- Nachweise enthalten,
ter sind nicht zugelassen. Dabei wird mindes- b) Angebote, die nicht unterschrieben
tens festgehalten: bzw. nicht elektronisch signiert sind,
c) Angebote, in denen Änderungen des
Bieters an seinen Eintragungen nicht
a) Name und Anschrift der Bieter, zweifelsfrei sind,
b) die Endbeträge ihrer Angebote und an- d) Angebote, bei denen Änderungen oder
dere den Preis betreffende Angaben, Ergänzungen an den Vertragsunterla-
c) ob und von wem Nebenangebote ein- gen vorgenommen worden sind,
gereicht worden sind. e) Angebote, die nicht form- oder fristge-
recht eingegangen sind, es sei denn,
der Bieter hat dies nicht zu vertreten,4
(3) Die Angebote und ihre Anlagen sowie die f) Angebote von Bietern, die in Bezug auf
Dokumentation über die Angebotsöffnung sind die Vergabe eine unzulässige, wettbe-
auch nach Abschluss des Vergabeverfahrens werbsbeschränkende Abrede getroffen
sorgfältig zu verwahren und vertraulich zu be- haben,
handeln. g) nicht zugelassene Nebenangebote.

§ 15 (4) Außerdem können Angebote von Bietern


ausgeschlossen werden, die auch als Bewerber
Aufklärung des Angebotsinhalts, Verhand- von der Teilnahme am Wettbewerb hätten
lungsverbot ausgeschlossen werden können (§ 6 Absatz 5).

Bei Ausschreibungen dürfen die Auftraggeber (5) Bei der Auswahl der Angebote, die für den
von den Bietern nur Aufklärungen über das An- Zuschlag in Betracht kommen, sind nur Bieter
gebot oder deren Eignung verlangen. Verhand- zu berücksichtigen, die für die Erfüllung der
lungen sind unzulässig. vertraglichen Verpflichtungen die erforderliche
Eignung besitzen.

§ 16 (6) Erscheint ein Angebot im Verhältnis zu der


zu erbringenden Leistung ungewöhnlich nied-
Prüfung und Wertung der Angebote rig, verlangen die Auftraggeber vom Bieter
Aufklärung. Auf Angebote, deren Preise in of-
fenbarem Missverhältnis zur Leistung stehen,
(1) Die Angebote sind auf Vollständigkeit sowie darf der Zuschlag nicht erteilt werden.
auf rechnerische und fachliche Richtigkeit zu
prüfen.
(7) Bei der Wertung der Angebote berücksichti-
gen die Auftraggeber vollständig und aus-
(2) Erklärungen und Nachweise, die auf Anfor- schließlich die Kriterien, die in der Bekanntma-
derung der Auftraggeber bis zum Ablauf der chung oder den Vergabeunterlagen genannt
Angebotsfrist nicht vorgelegt wurden, können sind.
bis zum Ablauf einer zu bestimmenden Nach-
frist nachgefordert werden. Dies gilt nicht für
die Nachforderung von Preisangaben, es sei (8) Bei der Entscheidung über den Zuschlag be-
denn, es handelt sich um unwesentliche Ein- rücksichtigen die Auftraggeber verschiedene
zelpositionen, deren Einzelpreise den Gesamt- durch den Auftragsgegenstand gerechtfertigte
preis nicht verändern oder die Wertungsreihen- Kriterien, beispielsweise Qualität, Preis, techni-
folge und den Wettbewerb nicht beeinträchti- scher Wert, Ästhetik, Zweckmäßigkeit, Um-
gen. welteigenschaften, Betriebskosten, Lebenszyk-
luskosten, Rentabilität, Kundendienst und

(3) Ausgeschlossen werden: 4


Die Berichtigung im Bundesanzeiger Nummer 32 vom
26.02.2010, Seite 755, ist berücksichtigt.
technische Hilfe, Lieferzeitpunkt und Liefe- § 19
rungs- oder Ausführungsfrist.
Nicht berücksichtigte Bewerbungen und An-
gebote, Informationen
§ 17
(1) Die Auftraggeber teilen unverzüglich, spä-
Aufhebung von Vergabeverfahren
testens innerhalb von 15 Tagen nach Eingang
eines entsprechenden Antrags, den nicht be-
rücksichtigten Bietern die Gründe für die Ab-
(1) Die Vergabeverfahren können ganz oder bei
lehnung ihres Angebotes, die Merkmale und
Vergabe nach Losen auch teilweise aufgehoben
Vorteile des erfolgreichen Angebotes sowie
werden, wenn
den Namen des erfolgreichen Bieters und den
nicht berücksichtigten Bewerbern die Gründe
a) kein Angebot eingegangen ist, das den für ihre Nichtberücksichtigung mit.
Bewerbungsbedingungen entspricht,
b) sich die Grundlagen der Vergabever-
(2) Die Auftraggeber informieren nach Be-
fahren wesentlich geändert haben,
schränkten Ausschreibungen ohne Teilnahme-
c) sie kein wirtschaftliches Ergebnis ge-
wettbewerb und Freihändigen Vergaben ohne
habt haben,
Teilnahmewettbewerb für die Dauer von drei
d) andere schwerwiegende Gründe beste-
Monaten über jeden vergebenen Auftrag ab ei-
hen.
nem Auftragswert von 25.000 Euro ohne Um-
satzsteuer auf Internetportalen oder ihren In-
(2) Die Bewerber oder Bieter sind von der Auf- ternetseiten. Diese Information enthält min-
hebung der Vergabeverfahren unter Bekannt- destens folgende Angaben:
gabe der Gründe unverzüglich zu benachrichti-
gen.
- Name des Auftraggebers und dessen
Beschaffungsstelle sowie deren
Adressdaten,
§ 18 - Name des beauftragten Unterneh-
mens; soweit es sich um eine natürli-
Zuschlag che Person handelt, ist deren Einwilli-
gung einzuholen oder die Angabe zu
anonymisieren,
(1) Der Zuschlag ist auf das unter Berücksichti- - Vergabeart,
gung aller Umstände wirtschaftlichste Angebot - Art und Umfang der Leistung,
zu erteilen. Der niedrigste Angebotspreis allein - Zeitraum der Leistungserbringung.
ist nicht entscheidend

(3) Die Auftraggeber können die Informationen


(2) Die Annahme eines Angebotes (Zuschlag) zurückhalten, wenn die Weitergabe den Geset-
erfolgt in Schriftform, elektronischer Form zesvollzug vereiteln würde oder sonst nicht im
oder mittels Telekopie. öffentlichen Interesse läge oder die berechtig-
ten Geschäftsinteressen von Unternehmen
oder den fairen Wettbewerb beeinträchtigen
(3) Bei einer Zuschlagserteilung in elektroni- würde.
scher Form genügt eine „fortgeschrittene
elektronische Signatur”, in den Fällen des § 3 § 20
Absatz 5 Buchst. i eine „elektronische Signatur“
nach dem Signaturgesetz, bei Übermittlung Dokumentation
durch Telekopie die Unterschrift auf der Tele-
kopievorlage.
Das Vergabeverfahren ist von Anbeginn fort-
laufend zu dokumentieren, so dass die einzel-
nen Stufen des Verfahrens, die einzelnen Maß-
nahmen sowie die Begründung der einzelnen
Entscheidungen festgehalten werden.

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