Botanische Grundkenntnisse
Inhalt: Dr. Erika Rokita
Mag. Ronald Kirnbauer
Mag. Bernhard Gutmann
Version: 03.16
Layout: akademie mea vita gmbh
Verlag: akademie mea vita gmbh
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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1 BIOLOGIE – EINE KURZE EINFÜHRUNG ....................................................................... 1
1.1 WAS BEDEUTET LEBEN, "LEBENDIG SEIN"? > KENNZEICHEN DES LEBENS ......................... 1
1.2 ZELLLEHRE (CYTOLOGIE) ................................................................................................... 1
1.2.1 Aufbau einer Pflanzenzelle .............................................................................................................. 2
1.3 BOTANIK ........................................................................................................................ 3
1.3.1 Entwicklung der Pflanzen ................................................................................................................ 3
1.3.1.1 Vergleich: Einkeimblättrige und Zweikeimblättrige Pflanzen ................................................ 6
4 PHOTOSYNTHESE .................................................................................................... 15
4.1 ÜBUNGSFRAGEN ........................................................................................................... 16
5 ÖKOLOGIE ............................................................................................................... 17
5.1 WAS IST EIN ÖKOSYSTEM? .............................................................................................. 17
5.1.1 Erläuterung einiger wichtiger Begriffe .......................................................................................... 17
5.2 SUKZESSION ................................................................................................................. 18
6 BESPRECHUNG EINIGER ÖKOSYSTEME ..................................................................... 19
6.1 WIESE ......................................................................................................................... 19
6.2 HECKE ......................................................................................................................... 20
6.3 WALD ......................................................................................................................... 21
6.3.1Aufgabe des Waldes ...................................................................................................................... 22
6.3.2Waldtypen ..................................................................................................................................... 22
6.3.3Aufbau des Waldes ........................................................................................................................ 23
6.4 MOOR......................................................................................................................... 23
6.4.1 Kennzeichen................................................................................................................................... 23
6.4.2 Grobe Einteilung in Hoch-, Zwischen- und Niedermoor................................................................. 23
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Pflanzenzelle .................................................................................................................. 2
Abb. 2: "Urlandpflanze" Rhynia ................................................................................................. 3
Abb. 3: Stammbaum der Pflanzen ............................................................................................. 4
Abb. 4: Unterschied zwischen Einkeimblättrigen und Zweikeimblättrigen Pflanzen ................ 6
Abb. 5: Beschriftung eines Herbariumblattes .......................................................................... 12
Abb. 6: Bedeutung des Waldes ................................................................................................ 22
Abb. 7: Sporenpflanzen (inkl. Pilze).......................................................................................... 25
Abb. 8: Überblick über sporenbildende Pflanzen .................................................................... 25
Abb. 9: Lebermoose ................................................................................................................. 26
Abb. 10: Laubmoose................................................................................................................. 26
Abb. 11: Bärlapppflanzen ......................................................................................................... 27
Abb. 12: Schachtelhalme .......................................................................................................... 27
Abb. 13: Farne .......................................................................................................................... 28
Abb. 14: Aufbau der Wurzel ..................................................................................................... 31
Abb. 15: Wurzelquerschnitt ..................................................................................................... 32
Abb. 16: Allorhizes Wurzelsystem (Löwenzahn) ...................................................................... 32
Abb. 17: Homorhizes Wurzelsystem (Poree) ........................................................................... 32
Abb. 18: Querschnitt einer Sprossachse .................................................................................. 34
Abb. 19: Sekundäres Dickenwachstum .................................................................................... 35
Abb. 20: Aufbau eines Laubblattes .......................................................................................... 37
Abb. 21: Aufbau eines Fiederblattes ........................................................................................ 38
Abb. 22: Gestalt der Blattspreite.............................................................................................. 39
Abb. 23: Blattstellungen ........................................................................................................... 39
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Inhaltsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Zusammenfassung der Inhaltsstoffgruppen (Teil 1) ............................................... 76
Tabelle 2: Zusammenfassung der Inhaltsstoffgruppen (Teil 2) ............................................... 77
Das Wort „Biologie“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Die Lehre vom Leben“
(„bios“ = LEBEN und „logos“ = LEHRE)
1.1 Was bedeutet LEBEN, "LEBENDIG sein"? > KENNZEICHEN des LEBENS
Lebende Formen unterscheiden sich von toter Substanz durch eine Gruppe von Eigenschaften,
die alle vorhanden sein müssen!
Das sind:
Bewegung
Wachstum
Stoff- und Energiewechsel: Ernährung, Atmung, Ausscheidung – sie stellen die not-
wendige Energie für alle Lebensvorgänge bereit!
Fortpflanzung/Vermehrung
Reizbarkeit/Irritabilität: die Fähigkeit auf äußere Einflüsse zu reagieren. Auch Pflanzen
sind dazu in der Lage!
Ernährung: autotroph – selbsternährend (Pflanzen)
heterotroph – fremdernährend (Tiere, Mensch, Pilze)
Mächtige Zellwand
Abb. 1: Pflanzenzelle
Quelle: Taschenatlas der Biochemie 1997; Bildbearbeitung: Mag. Ronald Kirnbauer
Zellwand: Die mächtige Zellwand umgibt die gesamte Pflanzenzelle! Diese besteht haupt-
sächlich aus Zellulose. Die Zellwand verleiht einer pflanzlichen Zelle ihre Form und bietet zu-
dem eine mechanische Schutzfunktion.
Plasmamembran: Diese wird auch als Zellmembran bezeichnet und dient zur Regulation des
Stoffaustausches, d.h. den Ein- und Austransport von Stoffen (=Stoffbarriere). Die Plasma-
membran grenzt das Zellplasma (=Cytoplasma) der Zelle ab! Das Cytoplasma ist nicht in der
Abbildung beschriftet, aber als Grundsubstanz, in der viele wichtige Stoffwechselprozesse ab-
laufen, für die Zelle lebensnotwendig!
Zellkern: Fungiert als Steuerzentrale der Zelle! Im Zellkern befindet sich die Erbinformation.
Mitochondrien: Werden in der Literatur auch als Kraftwerke der Zelle bezeichnet. Sie sind die
Orte der Atmung! Dabei bilden diese beim Abbau des bei der Photosynthese gewonnen Zu-
ckers den Treibstoff (Energie-Quelle) der Zelle: ATP (=Adenosin-tri-phosphat).
Chloroplasten: Ihre Größe liegt bei etwa bei 0,3 bis 0,4 µm (Mykrometer!). Chloroplasten
sind grün gefärbt und erzeugen mit Hilfe von Licht aus Wasser und Kohlendioxid die Glucose
(Trauben-Zucker). Man bezeichnet diesen Prozess als Photosynthese (siehe Kap. 4, Seite 14).
Der erzeugte Zucker wird entweder in den Mitochondrien zu ATP umgesetzt oder in Form von
Stärke oder Inulin in speziellen Speicherorganen der Pflanze als Reservestoff (z.B. in der
Sprossknolle der Kartoffel) gespeichert.
Endo-plasmatische Retikulum: Dient neben anderen Funktionen als Ort der Proteinsynthese
(=Herstellung von Eiweiß-Molekülen)!
Golgi-Apparat: Erfüllt viele Aufgaben in der pflanzlichen Zelle, unter anderem bei der Bildung
von Zellwandbestandteilen (z.B. Pektine) und im Proteinstoffwechsel.
Vakuole: Die mit einer Flüssigkeit gefüllte Vakuole ist für die Zelle formgebend und kann einen
Großteil der pflanzlichen Zelle einnehmen! Sie dient der Speicherung von Proteinen und auch
von sekundären Pflanzeninhaltsstoffen!
1.3 Botanik
Das Teilgebiet der Biologie, das sich mit der Erforschung von PFLANZEN beschäftigt, ist die
BOTANIK.
Pflanzliches Leben ist eindeutig im Wasser entstanden und aus einem Flagellaten (Geißeltier-
chen) vor ca. 1,3 Mrd. Jahren hervorgegangen. Die ersten Lebewesen, die Photosynthese be-
trieben, waren die Cyanobakterien (früher: Blaualgen). Durch ihre Tätigkeit entstand die sau-
erstoffreiche Atmosphäre, eine Grundvoraussetzung für die Entwicklung des Lebens auf Land.
Im Paläozoikum (ab 540 Mio. J.) entstanden die ersten Grün- und Braunalgen sowie Pilze.
Nach neuesten molekularbiologischen Untersuchungen werden die Algen nun nicht mehr zum
Reich der Pflanzen gezählt. Die nächsten Verwandten der Pflanzen sind eine hochentwickelte
Gruppe von Grünalgen, die Armleuchteralgen, die vermutlich gemeinsame Vorfahren mit den
ersten Landpflanzen haben. Aus dem Ordovizium (480 bis 440 Mio. J.) sind erste fossile Sporen
von lebermoosähnlichen Pflanzen bekannt. Auch die Mykorrhiza (Symbiose zwischen Pilz und
Pflanze) spielte bei der Landbesiedelung eine große Rolle.
Im Silur (440 Mio. J.) entstanden der Urfarn (Rhynia), dann die ersten Bärlapppflanzen, die
Schachtelhalme und die Farne (im Devon).
Die „Urlandpflanze“ RHYNIA lebte im Mitteldevon, war ca. 0,5 m hoch und völlig blattlos. Sie
bestand aus einem gabelig verzweigten Pflanzenkörper, der sich aus einem Rhizom erhob.
Rhynia verfügte schon über Spaltöffnungen, eigene Plastiden und entwickelte bereits ein Leit-
bündelsystem. Aus ihren einfachen Enden (Telome) sollten später die Blätter hervorgehen.
Pflanzen sind wie die Grünalgen photoautotrophe Organismen (selbsternährend durch Pho-
tosynthese), ihre Zellwand besteht in erster Linie aus Zellulose, das hauptsächliche Speicher-
kohlenhydrat ist Stärke.
Bei den Moosen findet man weder Leitbündel, noch echte Laubblätter und Wurzeln. Der
Pflanzenkörper der Gefäßpflanzen weist hingegen die Grundgliederung in Wurzel,
Sprossachse und Blatt auf und wird von einem System echter Leitbündel durchzogen. Sporen-
pflanzen (Moose, Bärlapppflanzen, Farnpflanzen) sind in ihrer Fortpflanzung noch immer an
das Wasser gebunden.
Ab dem Ende des Karbons (320 bis 300 Mio. J.) lassen sich die ersten Samenpflanzen nach-
weisen. In dieser Gruppe tritt eine neue Verbreitungseinheit, der Samen, in Erscheinung, der
die bereits fertig angelegte Tochterpflanze (Embryo) in Ruhestellung enthält. Die Startmög-
lichkeiten für die Jungpflanzen sind also gegenüber den Sporenpflanzen verbessert, ein wei-
terer Vorteil ist die Unabhängigkeit von Wasser bei der Befruchtung.
Die Samenpflanzen werden in vier Klassen unterteilt: die Palmfarne, die Ginkgopflanzen, die
Koniferen und die Bedecktsamer. Die ersten drei werden auch als Nacktsamer zusammenge-
fasst und begannen ab dem Perm (300 bis 250 Mio. Jahre) über die Bärlapp- und Farnpflanzen
zu dominieren.
Die Samenanlagen liegen bei den Nacktsamern frei (nicht von Fruchtblättern umhüllt), die
Pollen werden direkt auf ihre Empfängnisstelle übertragen (meist Windbestäubung). In dieser
Gruppe finden wir ausschließlich vieljährige Holzpflanzen mit sekundärem Dickenwachstum,
fast immer mit eingeschlechtlichen Blüten. Während die Palmfarne nur in den Tropen vor-
kommen, bilden die weltweit verbreiteten Koniferen (Nadelhölzer) die größte heute noch le-
bende Gruppe unter den Gymnospermen, der Verbreitungsschwerpunkt liegt auf der Nord-
halbkugel. Die Ginkgopflanzen umfassen mehrere fossile Gruppen, aber mit Ginkgo biloba nur
eine einzige rezente Art.
Die Blütenpflanzen (Bedecktsamer, früher: Angiospermen) treten ab der Kreide (140 bis 170
Mio. J.) auf und sind heute mit 226.000 Arten die weitaus größte Pflanzengruppe. Die Samen-
anlagen sind hier in einem Fruchtblatt eingeschlossen (-> Fruchtknoten), daher der Name Be-
decktsamer. Es kommen krautige und verholzte Wuchsformen vor, wobei letztere als ur-
sprünglich angesehen werden. Weiters gibt es bei den Bedecktsamern verschiedene Arten der
Blütenausbildung, der Bestäubung (Insekten- und Windbestäubung) und verschiedenen Mög-
lichkeiten der Samen- und Fruchtverbreitung. Die Bedecktsamer haben für uns Menschen als
Nutz- und Nahrungslieferanten die größte Bedeutung. Parallel zu den Blütenpflanzen entwi-
ckelten sich die bestäubenden Insekten (Koevolution).
Die Blütenpflanzen gliedern sich in zwei Gruppen, die sich wie folgt unterscheiden: siehe
nächste Seite!
* 1 Keimblatt * 2 Keimblätter
Um alle Pflanzen auf der Welt und auch die in unserer Gegend bestimmen zu können, braucht
man ein einheitliches Klassifikationsschema, um das man sich in den letzten Jahrhunderten
bemüht hat.
Die Systematik (altgriech. „geordnet“) - ein Teilgebiet der Biologie - beschäftigt sich mit der
Bestimmung und Einteilung der Pflanzen nach einem bestimmten Ordnungssystem (Klassifi-
kationsschema), wobei nach gleichen oder ähnlichen anatomischen Merkmalen Ausschau ge-
halten wird. Auch die Benennung der Pflanzen (Nomenklatur) gehört dazu. Die Taxonomie
stellt ebenso ein Teilgebiet der Systematik dar, das die verwandtschaftlichen Beziehungen von
Lebewesen in einem hierarchischen System erfasst. Beide werden aber häufig synonym ver-
wendet.
Bereits Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) ordnete die ihm bekannten Pflanzen in einer Stufenleiter
an („Scala Naturae“). Er ging nach dem Grad ihrer Entwicklung (von primitiv zu hoch entwi-
ckelt) vor. Auch die Wuchsform der Pflanzen war für ihn ein wichtiges Ordnungskriterium!
Der Schwede Carl v. Linné (1707 – 1778) war der Begründer der modernen Taxonomie! Er
legte mit seinem Werk „Systema Naturae“ die nomenklatorische Basis für ein internationales
System, das heute noch großteils seine Gültigkeit hat! Linné teilte darin die Blütenpflanzen
nach ihrem charakteristischen Blütenaufbau, vor allem aber nach der Anzahl der Staubblätter
in 24 Klassen ein. Jene Pflanzen, die weder Staubgefäße noch Stempel besitzen, bezeichnete
er als Sporenpflanzen. Er führte die bis heute gültige Benennung der Pflanzen in Gattungs-
und Artnamen ein. Sie wird als binäre Nomenklatur bezeichnet.
Die Grundeinheit der Systematik ist die ART (species); diese ist durch bestimmte Merkmale
gekennzeichnet. Definition: Eine biologische Art ist eine Gruppe natürlicher Populationen, die
eine Fortpflanzungsgemeinschaft bilden.
Die ARTEN werden also weiter in übergeordnete Einheiten zusammengefasst > d.h. eine GAT-
TUNG umfasst Arten mit gewissen gemeinsamen Merkmalen; benachbarte Gattungen bilden
eine FAMILIE, diese wiederum werden in ORDNUNGEN zusammengefasst; Ordnungen in
KLASSEN, Klassen in ABTEILUNGEN oder STÄMMEN und alle pflanzlichen Lebensformen ge-
hören zum PFLANZENREICH.
D.h. z.B. den einzelnen Familien (Familie der Rosengewächse, Familie der Lippenblütler, Fami-
lie der Schmetterlingsblütler oder Familie der Doldenblütler etc.) liegen gemeinsame Bau-
pläne zugrunde.
Unter einer Sorte versteht man eine Kulturform einer Wildpflanze, die ausschließlich durch
Zutun des Menschen durch (Züchtung, Auslese) entstanden ist.
Im Laufe der Zeit haben sich daraus viele unterschiedliche Systeme entwickelt. Eines der ers-
ten modernen Systeme stammte von De Candolle (1819). Bei uns im deutschsprachigen Be-
reich ist die Pflanzensystematik nach Engler und nach Wettstein erwähnenswert. In den Stan-
dardwerken der Botanik wie dem Strasburger oder dem Schmeil-Fitschen wurde die Syste-
matik der Bedecktsamer von A. J. Cronquist übernommen. Heute ist die moderne Systematik
der Pflanzen bereits auf molekulargenetischer Basis gestützt; sie wird im System der Angio-
sperm Phylogeny Group dargestellt (siehe auch Eduard Strasburger (Begr.), http://de.wikipe-
dia.org/wiki/Andreas_Bresinsky, Christian Körner, Joachim W. Kadereit, Gunther Neuhaus,
Uwe Sonnewald: Lehrbuch der Botanik. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2008,
ISBN 978-3-8274-1455-7).
2.4 Literatur
Bestimmungsbücher - Exkursionsführer:
AICHELE D., GOLTE-BECHTLE M., SPOHN M., SPOHN R.: Was blüht denn da? Sicher
nach Farben bestimmen; Kosmos Verlag; ISBN: 978-3440113790
BLAMEY M., GREY-WILSON C.: Die Kosmos Enzyklopädie der Blütenpflanzen; Kos-
mos Verlag; ISBN: 978-3440110201
DIETL W., JORQUERA, M.: Wiesen und Alpenpflanzen; ISBN: 3-902397-45-4
DREYER: Kosmos Naturführer: Wildkräuter, Beeren und Pilze; ISBN: 3-440-10148-
7F
FISCHER M., ADLER W., OSWALD K.: Exkursionsflora von Österreich, Liechtenstein
und Südtirol; Verlag Oberösterr. Landesmuseum Linz, ISBN: 978-3854741404
FISCHER W. K.: Welche Heilpflanze ist das? ISBN: 978-3-440-10078-3
FLEISCHHAUER G., GUTHMANN J., SPIEGELBERGER R.: Enzyklopädie Essbare Wild-
pflanzen; 2000 Pflanzen Mitteleuropas, Bestimmung, Sammeltipps, Inhaltsstoffe,
Heilwirkung etc. AT Verlag; ISBN: 978-3038007524
HECKER, U.: Bäume und Sträucher; BLV-Verlag; ISBN: 978-3-8354-0021-4
JÄGER, E.J. (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland; Gefäßpflanzen: Grundband;
Spektrum Akademischer Verlag; ISBN: 978-3-8274-1606-3
LÜDER R.: Grundkurs Pflanzenbestimmung: Eine Praxisanleitung für Anfänger und
Fortgeschrittene; Quelle & Meyer Verlag; ISBN: 978-3494015491
MAURER, W., Flora der Steiermark: Bd I. Farnpflanzen (Pteridophyten) und freik-
ronblättrige Blütenpflanzen (Apetale und Dialypetale) - Eching. IHW-Verlag (1996);
ISBN: 3-930167-17-4
MAURER, W.: Flora der Steiermark: Bd II. Verwachsenkronblättrige Blütenpflanzen
(Sympetale) - Eching. IHW-Verlag; ISBN 3-930167-33-6
SCHERMAIER - TAFERNER - WEISL: bio@school; Veritas-Verlag; mehrere Bände
SCHAUER Th., CASPARI Cl., CASPARI, St.: Die Pflanzen Mitteleuropas; BLV Verlag;
ISBN: 978-3835407060
STEINBACHS-Naturführer: Bäume und Sträucher: ISBN: 978-3-8001-5934-5
WELK E., MÜLLER F., Ritz C., WESCHE K., JÄGER E.: Rothmaler - Exkursionsflora von
Deutschland; Gefäßpflanzen Atlasband, Spektrum Akademischer Verlag; 12. Auf-
lage; ISBN: 978-3-8274-2050-3
WELTBILD-Verlag: Was blüht denn da? ISBN: 978-3-8289-3072-8
BRESINSKY A., KÖRNER Ch., KADEREIT J. W., NEUHAUS G.: Strasburger - Lehrbuch
der Botanik; Spektrum Akademischer Verlag; ISBN: 978-3827414557
DUMAINE, Jean-Marie: Kochen mit Wildpflanzen; ISBN: 978-3-03800-380-9
FISCHER, Margot: Wilde Genüsse – Eine Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen;
ISBN: 978-3-85476-217-1
GRAUPE/KOLLER: Delikatessen aus Unkräutern; ISBN: 978-3-7015-0527-2
HIRSCH S., GRÜNBERGER F.: Die Kräuter in meinem Garten; ISBN: 3-902134-79-8
2.5 Übungsfragen
Was versteht man unter binärer Nomenklatur?
Wer war Carl von Linné? Welchen wissenschaftlichen Beitrag hat er geleistet?
Warum ist die Benennung der einzelnen Pflanzenarten in lateinischer Sprache so be-
deutend?
Art: Bellis perennis L. – wie heißt im Stammbaum die nächste höher gelegene Katego-
rie?
In der Umgangssprache kann es bei der Benennung der Pflanzen zu Nachteilen kom-
men. Erkläre die Gründe und gib auch Beispiele dazu an!
Durch welche beiden Namen wird eine Art in der wissenschaftlichen Fachsprache be-
schrieben? Gib mindestens 3 Beispiele an!
3 Herbarium
3.1 Begriffserklärung
Ein Herbarium oder Herbar (v. lat.: herba = Kraut) ist eine Sammlung getrockneter und ge-
presster Pflanzen oder Pflanzenteile, die auf einem Herbarbogen aufgeklebt werden.
Für private Zwecke ist es die beste Möglichkeit, die heimische Flora gut kennenzulernen! Nur
die Beschäftigung mit der Pflanze bringt Erkenntnis, Verständnis und Achtung vor der Vielfalt
der Natur!
Mittlerweile haben einige Herbarien Teile ihrer Sammlung digitalisiert, um sie über das Inter-
net einem breiten Publikum zugängig zu machen (Herbar Digital).
SAMMELN > TROCKNEN > SPANNEN > BESCHRIFTEN > ORDNEN > AUFBEWAHREN
Um ein Herbarium anzulegen, müssen zuallererst gut entwickelte Pflanzen oder Pflanzenteile
(bei sehr großen Stauden) vorsichtig gesammelt werden. Die gesammelte Pflanze soll vollstän-
dig und von guter Qualität sein, d.h. nicht beschädigt, faulig oder von Tieren angefressen. Es
sollten immer die charakteristischen Pflanzenteile (Blüten bzw. Früchte, Blatt, Spross, Wurzel)
in gutem Zustand vorhanden sein. Die Pflanze soll gesäubert und bis zum Pressen möglichst
frisch (feucht) gehalten werden. Bei welken Pflanzen sind die wichtigen Merkmale wie Blatt-
form und Blütenaufbau oft nicht mehr gut erkennbar! Um die Pflanzen zu pressen, benötigt
man eine Pflanzenpresse oder einfacher einen dicken Karton als Unterlage und saugfähiges
Papier (Wellpappe, Küchenrolle, Zeitungsbögen). Man legt die zu pressenden Pflanzen vor-
sichtig zwischen mehrere Bögen Sauglagen oder Zeitungspapier. Ein Zettel mit Namen der
Pflanze, Fundort und Datum sollte beigelegt werden, damit es später zu keinen Verwechslun-
gen kommt! Unbekannte Pflanzen sind noch mit einem Bestimmungsbuch zu Hause zu be-
stimmen! Zuletzt wird der Stapel mit schweren Gegenständen (z.B. Büchern) beschwert. Dicke
unterirdische Organe sollten mit einem Messer halbiert werden, damit ein rascheres Trocknen
möglich ist! Die Zwischenlagen sollten bei sehr feuchten Pflanzen jeden Tag gewechselt wer-
den (Gefahr der Schimmelbildung!), sonst alle zwei bis drei Tage.
Danach wird nur jenes Pflanzenmaterial weiterverarbeitet, dass das Press- und Trocknungs-
verfahren ohne Schäden (mechanisch, Pilzbefall, Vergilben) überstanden hat. Die charakteris-
tischen Pflanzenmerkmale der jeweiligen Art müssen klar ersichtlich sein. Nach der Trocknung
werden die Pflanzen an den Sprossen mit gummierten Papierstreifen oder Tixobändern auf
Herbarbögen festgeklebt. Samen und kleine Früchte sollten in einem Säckchen verschlossen
und auf den Herbarbogen zur jeweiligen Pflanze geklebt werden.
Nun erfolgt eine genaue Beschriftung. Folgende Angaben sind auf einem Herbariumsblatt er-
forderlich:
Deutscher Name
Lateinische Bezeichnung
(= Gattungsname + Artepitheton + Autor)
Familie
Standort: Buchenmischwald
Sammeldatum Name
Abb. 5: Beschriftung eines Herbariumblattes
Die Herbarbögen werden dann alphabetisch nach Familien geordnet. Ein Inhaltsverzeichnis
sollte zur besseren Orientierung beigelegt werden.
Auch die richtige Aufbewahrung ist wichtig. Vorsicht sei geboten vor den Larven des Muse-
umskäfers und Buchdruckers! Daher die Bögen in Schachteln oder Mappen ablegen und even-
tuell noch Mittel zur Insektenabwehr dazulegen (z.B. kleines Lavendelkissen)
Das Verbreitungsgebiet ist das AREAL: es kann zusammenhängend oder aufgespalten (dis-
junkt) sein.
Wenn wir eine Pflanze finden, definieren wir ihren FUNDORT (= geographischer Begriff) z.B.
am Pöstlingberg bei Linz und ihren STANDORT (= ökologischer Begriff) z.B. Laubwald.
Es ist aber auch wichtig zu erwähnen, dass die reine Wissenschaft und das „verkopfte“ Analy-
sieren das wahre Wesen der Pflanze nicht freigibt! "Wie wirkt sie sonst noch auf mich?" Nä-
here dich der Pflanze mit Achtsamkeit, beobachte und nimm sie einfach nur einmal wahr!
Pflanzen sind mehr als nur „Pflanzen“ im herkömmlichen Sinn! Suche auch nach volkstümli-
chen Überlieferungen, Mythen, Sagen usw.
Große Herbarien finden sich an den bedeutenden botanischen Instituten, botanischen Gärten,
Museen, wie z.B. in London (Royal Botanic Gardens Kew Herbarium), Paris (Musée National
d'Histoire Naturelle) oder in New York (New York Botanical Garden) mit jeweils ca. 7 Mio.
Belegen. Auch das Wiener Naturhistorische Museum kann sich mit seinen ca. 5 Mio. Belegen
sehen lassen (Quelle: Wikipedia).
Das älteste erhaltene Herbarium stammt aus Pisa (1532 von CIBO). Im Laufe der Renaissance
entstanden die ersten Universitäten und damit die ersten Botanischen Gärten. Auch in Leiden,
Montpellier und Heidelberg wurden die landesweite Flora aber auch viele fremdländische
Pflanzen kultiviert! Die botanische Forschung stand damals weitgehend im Dienste der Medi-
zin (Brunfels, Leonhard Fuchs!)
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts weiteten sich die Pflanzenkenntnisse dramatisch aus. GESNER
(1516-1568) war der Erste, der auch Blüten- und Fruchtteile abbildete und für die Bestimmung
benutzte.
Im 17. Jhdt. setzte die Spezialisierung auf bestimmte Fachgebiete ein; d.h. man ging immer
mehr von der Gesamtwissenschaft ab. So entwickelte auch Carl v. Linné zu dieser Zeit die
Pflanzensystematik. Dazu waren natürlich ganz besonders die Herbarstudien wichtig!
Bald aber konnte man durch die Erfindung des Mikroskops die anatomischen Strukturen der
Pflanze schon genauer studieren. Die Wissenschaft ging in immer kleinere Bereiche vor, um
sich schließlich bis in unsere Zeit immer mehr im Detail zu verlieren und das „große Ganze“
aus den Augen zu verlieren!
Private Herbarien sollten außer dem genauen Kennenlernen der heimischen Flora noch an-
dere Ziele anstreben:
Dein eigenes Herbar sollte mindestens 40 gepresste Pflanzen beinhalten! Es können auch ei-
gene Notizen, Rezepte, die Verwendung in der Küche, Heilwirkung, volkstümliche Überliefe-
rungen, Gedichte, Sprüche oder Zeichnungen hinzugefügt werden!
4 Photosynthese
Ohne Pflanzen kein Leben! Sie sind unsere Produzenten, weil sie ihre NÄHRSTOFFE über die
Photosynthese selbst erzeugen und dabei noch SAUERSTOFF abgeben! D.h. Pflanzen sind au-
totrophe Lebewesen! Sie sind in der Lage mit Hilfe der Sonnenenergie aus anorganischen Roh-
stoffen (Wasser und Kohlendioxid) organische Stoffe (Kohlenhydrate) zu bilden. Dieser Vor-
gang wird auch "ASSIMILATION" bezeichnet.
Die Photosynthese oder Assimilation ist einer der wichtigsten biochemischen Prozesse auf
der Erde. Ohne Photosynthese gäbe es kein höheres Leben – zumindest nicht in dieser Form!
Wichtigste Ort der Photosynthese ist das grüne Blatt/Nadeln: konkret läuft der Prozess in den
Chloroplasten ab: das sind linsenförmige ZELLORGANELLEN (ca. 2 – 8 µm lang) mit eigener
DNA; im inneren Lamellensystem ist das Chlorophyll (der grüne Pflanzenfarbstoff - das Blatt-
grün - griech. „chloros“: grün, „phyllos“: das Blatt) enthalten. Über das Chlorophyll nimmt die
Pflanze das Sonnenlicht auf und wandelt es in chemische Energie um, die für die Synthese von
Kohlenhydraten (aus Kohlendioxid und Wasser) benötigt wird. D.h. die Photosynthese ist ein
energieaufwendiger Prozess – die Energie stammt vom Sonnenlicht (der Prozess kann nur bei
Lichteinwirkung stattfinden!). Der Sauerstoff, den wir zum Atmen benötigen, wird von der
Pflanze als Abfallprodukt ausgeschieden. Die Chloroplasten sind mit einer chemischen Fabrik
vergleichbar!
LICHTENERGIE
Kohlendioxid + Wasser Traubenzucker + Sauerstoff + Wasser
(aus Luft) (aus Boden) CHLOROPHYLL (Stärke)
In Wirklichkeit ist das ein komplizierter biochemischer Prozess, der in 2 Stufen abläuft:
Der Vorgang der Photosynthese ist aber von bestimmten Außenfaktoren abhängig:
Licht
Kohlendioxid (CO2)
Außentemperaturen
Wasser (H2O)
Der Minimumfaktor ist entscheidend!
Fakten:
Pro mm2 Blattoberfläche gibt es ca. 0,5 Mill. Chloroplasten
1 ausgewachsene Buche besitzt ca. 800.000 Blätter > 1600 m2 Fläche > pro Stunde wird
1 kg Stärke produziert
Produktion an Kohlenhydraten durch Photosynthese pro Jahr: 160 Mrd. t
300 Mrd. t Kohlendioxid werden pro Jahr weltweit gebunden
200 Mrd. t Sauerstoff freigesetzt
4.1 Übungsfragen
Erkläre den Vorgang der Photosynthese!
Welche beiden Produkte entstehen bei der Photosynthese?
In welchen pflanzlichen Organen läuft die Photosynthese ab?
Welche Zellorganellen sind Vorraussetzung, dass die Photosynthese überhaupt
stattfinden kann?
Zu welcher Tageszeit betreibt eine Pflanze Photosynthese?
5 Ökologie
Die Ökologie ist die Lehre vom Haushalt der Natur! Es ist ein Teilgebiet der Biologie, das sich
mit den Wechselbeziehungen der Organismen untereinander und mit „ihrer“ Umwelt befasst.
Sie erforscht die Umweltfaktoren, die auf die Organismen einwirken und geht auf die Lebens-
bedürfnisse bestimmter Arten ein. Auch die Dynamik der Stoffkreisläufe in den großen Le-
bensräumen (z.B. Meer, Süßwasser, Planeten) wird in der Ökologie dargestellt.
5.2 Sukzession
Ökosysteme sind nicht unveränderlich oder starr! Sie zeigen oft innerhalb kürzester Zeiträume
deutliche Veränderungen hinsichtlich ihrer Lebensgemeinschaften!
D.h. verschiedene Lebensgemeinschaften lösen im gleichen Areal in einer bestimmten Zeit-
folge einander ab! Dieser Vorgang strebt aber immer ein ökologisches Gleichgewicht an, in
dem sich Ab- und Aufbau die Waage halten (Nettoproduktion ist NULL). Den stabilen Endzu-
stand, der entsteht, nennt man KLIMAXSTADIUM! z.B. Regenwald, Korallenriff oder der Laub-
mischwald in Mitteleuropa.
Als Beispiele: Die Besiedlung eines Kahlschlages, eines brachliegenden Ackerlandes, einer auf-
gelassene Schottergrube erfolgt zuerst durch krautige Pflanzen - dann Gestrüpp – dann Busch-
werk – dann Wald: Der Wald ist in Mitteleuropa die Gesellschaft, die im ökologischen Gleich-
gewicht steht!
Die ersten Pflanzen werden Pionierpflanzen genannt (z.B. Hirtentäschel, Gänsefuß, Königs-
kerze, Nachtkerze an Schuttplätzen und Wegrändern) ... nach einigen Jahren folgen: Huflat-
tich, Erdbeere, Schafgarbe, Brennnessel, Beifuß, dann Sträucher: Himbeere, Brombeere, Ho-
lunder, verschiedene Weidenarten, Bäume mit Birke als Pionierbaum und schließlich WALD -
mit der Flora wechselt oft auch die Fauna!
6.1 Wiese
Eine Wiese ist meist eine dem Wald abgerungene offen Fläche, die der Produktion von Vieh-
futter oder direkt zur Viehbeweidung dient.
Bis auf wenige natürliche Wiesenbiotope (z.B. Savannen, Steppen, Tundra, alpine Rasen ober-
halb der Waldgrenze; Salzwiesen in Küsten- und Binnenland, Feuchtwiesen in der Nähe eines
Teiches; Trocken- und Halbtrockenrasen an felsigen Berghängen etc.) ist die Wiese ist ein Pro-
dukt des Menschen! Es handelt sich hier meist um potentielle Waldgebiete, die der Mensch
gerodet hat. D.h. die Wiese ist eine mehr oder weniger gehölzfreie Grasflur, die der Mensch
seit ca. 4500 Jahren (mit Beginn der Sesshaftwerdung > Beginn der Jungsteinzeit!) für sich
nutzt.
Gäbe es keine Bewirtschaftung, gäbe es keine Wiese! Es würde wieder die Sukzession bis hin
zum Wald beginnen: Erdbeer-, Himbeerschlag, Wacholder, Birke, Kiefer (Wald).
Durch regelmäßige Mahd bzw. Beweidung wird aber das Aufkommen des Waldes verhindert!
Nach jeder Mahd sieht die Wiese vom Bewuchs her anders aus! D.h. der Wachstumsrhythmus
der Pflanzen wird durch das Mähen bestimmt! (Alte Bauernregel: nach Georgi/23. April soll
man nicht mehr in die Wiese hinein). Es dominieren je nach Jahreszeit unterschiedliche Pflan-
zenarten:
WEIDEN: Z.B. von Rindern, Schafen beweidet > weide- und trittfeste Pflanzenarten
Wir unterscheiden zwischen verschiedenen Wiesentypen:
Intensivwiesen sind z.B. Futterwiesen > das sind Wirtschaftswiesen, die gedüngt wer-
den müssen! 85% gehen bei der Ernte verloren! Durch Düngung ändert sich die Arten-
zusammensetzung!
Streuwiesen: Nur einmal gemäht, meist schon richtig strohig > zur Ein-
streu - oft Feuchtwiesen (mit Binsenarten, Pfeifengras, Kratzdistel)
Brachwiesen: Ruderale Wiesen - werden nie gemäht; d.h. die Wiese düngt sich selber!
Oft aus Naturschutzmaßnahmen entstanden! Sie stellen Übergänge zwischen Wiesen
und Hochstaudenfluren dar!
6.2 Hecke
Eine Hecke ist ein naturnaher Lebensraum; das ist ein Restbiotop inmitten der Kulturland-
schaft und hat einen großen ökologischen Wert. Hecken existieren wahrscheinlich seit der
Jungsteinzeit!
Gliederung in verschiedene Stockwerke > hohe Artenvielfalt auf engem Raum! Für den Natur-
schutz bedeutend > heute wieder Förderungsprogramme!
o Brombeeren
o Eberesche/Vogelbeere
o Erdbeeren
o Faulbaum
o Gemeine Hasel
o Grauerle
o Hartriegel
o Hainbuche
o Heckenrose
o Himbeeren
o Kornelkirsche
o Mehlbeere
o Sanddorn
o Schlehe
o Schneeball
o Schwarzer Holunder
o Traubenholunder
o Traubenkirsche
o Vogelbeere
o Vogelkirsche
o Weißdorn
o Wildapfel/Wildbirne
o etc.
6.3 Wald
Der Wald (Laubmischwald) ist in Mitteleuropa die Gesellschaft, die im ökologischen Gleichge-
wicht steht! Er stellt somit das Klimaxstadium in der ökologischen Entwicklung dar. Das ist der
stabile Endzustand, in dem sich Ab- und Aufbau die Waage halten (Nettoproduktion = NULL).
In Österreich ist mehr oder weniger die Hälfte der Landesfläche mit Wald bedeckt. Ein kleiner
Anteil davon ist noch Urwald (z.B. am Lunzer See): dieser Wald wird sich selbst überlassen
(ohne Eingriffe durch den Menschen!).
Der Wald hat unendlich viele wichtige Aufgaben in der Natur zu erfüllen!
6.3.2 Waldtypen
Aufgrund der Lichtverhältnisse von oben nach unten (100% bis ca. 5%) ist der Wald in Stock-
werke aufgebaut:
Je nach Schicht treffen wir eine unterschiedliche Fauna und Flora an!
6.4 Moor
6.4.1 Kennzeichen
HOCHMOOR:
z.B. in Europa, Asien (Sibirien), Nordamerika (Alaska);
Kennzeichen: wird ausschließlich vom Niederschlagswasser genährt;
Es herrschen extreme Bedingungen vor: niedriger pH-Wert > sauer (3 – 4,8), hohe
Temperaturschwankungen, arm an Stickstoff und nährstoffarm (oligotroph), man-
gelnde Durchlüftung!
> wenig Pflanzenarten: hochspezialisiert und einzigartig; vor allem Torf-
moos/Sphagnum, Zwergsträucher (Preiselbeere, Rauschbeere, Besenheide, Moos-
beere, Rosmarienheide etc.), Moorkiefer, Wollgras, Seggen und fleischfressende
Pflanzen wie z.B. Sonnentau
ZWISCHENMOOR:
z.B. in Jungmoränenlandschaften der Alpen, in Dünengebieten etc.;
Kennzeichen: das ist ein Übergangsmoor; mäßig nährstoffreich (mesotroph);
wird von Grund- und Niederschlagswasser genährt.
Typische Flora: Kleinseggenriede, Fieberklee, Torfmoos im sauren Bereich, Sumpf-
veilchen, Sumpf-Blutauge, Wollgräser
NIEDERMOOR:
vor allem in Mitteleuropa gibt es viele Niedermoore!
Kennzeichen: grundwassergenährt (Quelle); pH-Wert spielt keine große Rolle (von
sauer bis neutral bis leicht basisch), nährstoffreich (eutroph): viele Arten > Groß-
seggenriede, Erlenbrüche, Röhricht, Großseggen, Torf- und Braunmoose, Sumpf-
und Riesenschachtelhalm, Fieberklee etc.
Eine andere Einteilung erfolgt je nach ökologischen Schwerpunkten - vor allem aber nach der
Hydrologie und Genese (Entwicklungsgeschichte) - z.B. in:
Quellmoor
Kesselmoor
Hangmoor
Überflutungsmoor
Regenmoor
Verlandungsmoor
etc.
7.1.1 Moose
Moose gehören zu den ältesten Landpflanzen. Im Vergleich zu den Gefäßpflanzen sind sie eher
konkurrenzschwach und weichen folglich auf Standorte aus, die von Höheren Pflanzen wenig
besiedelt werden. Sie gedeihen besonders gut an schattigen Plätzen mit hoher Luftfeuchtig-
keit (z.B. in der Nähe von fließenden oder stehenden Gewässern) und besiedeln Gestein,
Baumrinden und den Waldboden. Viele Vertreter haben sich auch an trockene Standorte an-
gepasst und vertragen dort längere Austrocknungszeiten besser als Höhere Pflanzen.
Die Moose haben im Gegensatz zu den Farn- und Samenpflanzen weder Leitbündel noch echte
Laubblätter und Wurzeln. Der Vegetationskörper kann lappig ausgebildet sein, oder gliedert
sich in Stämmchen und Blättchen. Als Haftorgane dienen ein- bis wenigzellige wurzelartige
Strukturen (Rhizoide). Aus dem grünen Pflänzchen wächst nach der Befruchtung der weibli-
chen Eizelle eine oft gestielte Sporenkapsel, die nach der Reife die Sporen entlässt.
7.1.1.1 Lebermoose
Vegetationskörper flächig, oft gabelig verzweigt (s.u. Foto links) oder gegliedert in Stämmchen
und Blättchen, die meist zwei- bis dreizeilig angeordnet sind (s.u. Foto rechts). Die Zellen der
meisten Lebermoose enthalten spezielle Ölkörper.
7.1.1.2 Laubmoose
Vegetationskörper immer mit Stämmchen und Blättchen, diese meist schraubig angeordnet.
Die Moospflanzen bilden oft flächige Rasen oder gewölbte Moospölster aus.
7.1.1.3 Hornmoose
Kleine Gruppe mit wenigen Arten in Europa! Die meisten Hornmoose mit gut 100 Arten gibt
es in tropischen Gebieten. Der Vegetationskörper ist blattlos, rundlich bis scheibenförmig oder
gelappt und hornartig versteift.
7.2 Bärlapppflanzen
Die Bärlapppflanzen bildeten in den sumpfigen Steinkohlewäldern des Karbons baumartige
Wuchsformen aus, die weite Gebiete der Nordhalbkugel dominierten. Heute gibt es nur mehr
wenige krautige Vertreter. In Österreich kommen 5 Gattungen mit etwa 12 Arten vor.
7.3 Farnpflanzen
Bei den Farnpflanzen findet man bereits Leitbündel, echte Laubblätter und Wurzeln. Dazu ge-
hören alle Gefäßsporenpflanzen außer den Bärlapppflanzen:
7.3.1 Schachtelhalme
Die ausdauernden Schachtelhalme gelten als „lebende Fossilien“ (s. Entwicklung der Pflan-
zen). Heute sind sie nur mehr durch eine Gattung vertreten, in Österreich kommen 9 Arten
vor.
Unter den heimischen Schachtelhalm-Arten bilden der Acker-Schachtelhalm (Equisetum ar-
vense) und der Riesen-Schachtelhalm (Equisetum telmateia) bleiche astlose Frühjahrssprosse
mit zapfenförmigen Sporophyllständen aus (s.u. Foto links), die nach der Reife absterben und
von den grünen ästigen Sommersprossen (s.u. Foto Mitte) abgelöst werden. Es gibt also eine
fruchtbare Frühjahrsform und eine sterile Sommerform.
Bei den anderen Arten beginnen die Frühjahrssprosse nach der Sporenreife zu ergrünen und
wachsen weiter oder Sporophyllstände kommen (wenn vorhanden) nur auf grünen Sprossen
vor (z.B. Sumpf-Schachtelhalm, Equisetum palustre, s.u. Foto rechts). Es kommen auch astlose
Formen vor (z.B. Winter-Schachtelhalm, Equisetum hyemale).
Die Farne sind typische Schattenbewohner und wachsen auf feuchten Böden im Unterwuchs
der Wälder, in Schluchten, Felsspalten und Mauerritzen.
Die meist gefiederten Blätter der Farne entspringen aus einem unterirdischen Erdspross mit
echten Wurzeln und werden auch als „Wedel“ bezeichnet. In der jugendlichen Wachstums-
phase entspringen sie charakteristisch eingerollt aus dem Boden. Bis auf wenige Ausnahmen
befinden sich die Sporenbehälter (Sporangien) bei Echten Farnen auf der Blattunterseite.
Meist gruppieren sich zahlreiche Sporangien zusammen zu einem Sorus, der häufig vor der
Reife von einem „Schleier“ bedeckt ist. Die Sori (s.u. Foto Mitte) auf der Blattunterseite sind
wichtige Bestimmungsmerkmale.
7.4 Pilze
Pilze sind keine Pflanzen! Sie bilden ein eigenes Reich von Lebewesen! Sie entwickelten sich
unabhängig von den Pflanzen als eine hoch spezialisierte Gruppe, die kein Chlorophyll besitzt.
Pilze spielen als Destruenten bzw. Saprophyten im biologischen Kreislauf der Natur eine sehr
wichtige Rolle. Sie sind in der Lage totes pflanzliches und tierisches Material abzubauen und
in Humus umzuwandeln; viele von ihnen leben in Symbiose mit dem Feinwurzelsystem der
Bäume, Sträucher oder auch Orchideen > MYKORRHIZA (d.h. sie liefern dem Baum Wasser
und Nährsalze; dafür erhalten sie vom Baum die Kohlenhydrate). Andere Pilze leben auch als
Parasiten (auch am/im Menschen: z.B. Fußpilz). Manche Pilze haben eine medizinische Bedeu-
tung: z.B. Antibiotika (Penicillin) und andere Medikamente.
• Gemeinsamer Vorfahre von Tieren und Pilzen war ein geißeltragender Einzeller
• Älteste Fossilfunde gehen auf ca. 1 Mrd. Jahre zurück
• Im Ordivizium erste Mykorrhizapilze
• 100.000 Arten bekannt (1000.000 werden vermutet)
• Heterotrophe Lebewesen
• Kein Chlorophyll, keine Plastiden > keine Photosynthese
• Aufbau:
Aus Lager (= eigentlicher Pilz) und Fruchtkörper.
o Das Lager ist ausschließlich aus Zellfäden (Hyphen) aufgebaut > Hyphengeflecht
(= Myzel).
o Der Fruchtkörper ist der Sporenträger.
o Chitin als Zellwandmaterial (z.B. bei Basidiomyceten)
Oder einzellige Formen: Z.B. Hefepilze (Sprossung): Wichtige wirtschaftliche Be-
deutung: z.B. Wein-, Bier- und Backhefe
• Komplizierte Systematik
Schimmelpilze sind Reduzenten/Destruenten: Sie sind wichtige Zersetzer in der Natur (Laub,
totes Material) und sie wachsen auf auch auf verdorbenen Lebensmitteln und produzieren
Gifte (Aflatoxine); manche von ihnen dienen zur Herstellung von Antibiotika (Penicillin) und
Käse!
Generationswechsel: Das, was wir umgangssprachlich als Pilz bezeichnen, ist nur der oberirdi-
sche Sporenträger oder der Fruchtkörper, der meist aus Stiel und Hut besteht. An der Unter-
seite des Hutes entwickeln sich die Sporen (auf Lamellen > Blätterpilz oder in Röhren > Röh-
renpilz). Sporen (die verschieden "gepolt" sind: + und -!) fallen zu Boden, keimen und bilden
Fäden (Hyphen) aus; treffen sich zwei verschiedene Hyphen > so entsteht ein neues Pilzge-
flecht (Myzel) und es können sich neue Sporenträger (Fruchtkörper) entwickeln!
Die Verbreitung der Sporen kann auf verschiedene Weise erfolgen: Wind, Tiere (Fliegen) oder
mechanisch (Druck ausüben, fallender Regentropfen etc.)
7.5 Flechten
Bei Flechten handelt es sich um eine Lebensgemeinschaft (Symbiose) zwischen einem Pilz
und einer Alge. Der Pilz (Mykobiont) bildet den Vegetationskörper (Lager od. Thallus), in des-
sen Inneren die ein- bis wenigzelligen Algen (Photobionten) eingebettet sind. Die Algenzellen
stehen dabei in physischem Kontakt mit den Pilzhyphen.
In den meisten Fällen ist der Photobiont eine Grünalge, auch Cyanobakterien kommen vor.
Die Alge versorgt den Pilz mit den Kohlenhydraten aus der Photosynthese und wird vom My-
kobionten wiederum mit Wasser und Nährsalzen versorgt. Flechten sind also keine Parasiten!
Der Phytobiont wird zudem vor schädlicher UV-Strahlung geschützt.
Als Mykobiont fungieren in erster Linie Schlauchpilze (Ascomyceten), nur in ganz wenigen Fäl-
len kommen bei Flechten auch Ständerpilze (Basidiomyceten) vor. Die flechtentypischen
Wuchsformen des Pilzes bilden sich nur in Partnerschaft mit der Alge. Dies gilt ebenso für die
vom Pilz gebildeten charakteristischen Flechtenstoffe.
Krustenflechten: auf der Oberfläche von Gestein, Rinde oder Erde. Der Thallus ist auf seiner
ganzen Fläche fest mit dem Untergrund verbunden.
Laubflechten: gelappter, flächiger Thallus, der mit dem Untergrund über Hyphen-Stränge ver-
bunden ist.
Strauchflechten: strauchförmig verzweigter Thallus, der mit schmaler Basis dem Untergrund
aufsitzt, hängende Formen werden als Bartflechten (K) bezeichnet.
Gallertflechten: quellen bei Befeuchtung gallertartig auf, mit Cyanobakterien als Photobion-
ten.
Der Pflanzenkörper der Gefäßpflanzen gliedert sich in die drei Grundorgane Wurzel,
Sprossachse und Blatt. Alle anderen Organe sind von diesen Grundorganen abgeleitet. Die
Blüte ist ein Kurzspross mit modifizierten Blättern (Staub- und Fruchtblätter, Kron- und Kelch-
blätter), aus dem nach der Befruchtung die Frucht entsteht.
8.1.2 Aufgaben
Querschnitt:
Rhizodermis (Abschlussgewebe):
ohne Kutikula und Spaltöffnungen, stirbt
bald ab und wird durch verkorkende Zel-
len (Exodermis) ersetzt.
8.1.4 Wurzelsysteme
Allorhizie:
Hauptwurzel mit untergeordneten Seitenwurzeln. Eine lange, spindelige Hauptwurzel wird
auch als Pfahlwurzel bezeichnet. Eine Rübe ist eine zu Speicherzwecken verdickte Hauptwur-
zel, an deren Bildung auch die untersten Teile der Sprossachse beteiligt sein können (z.B. Ka-
rotte, Rettich).
Homorhizie:
alle Wurzeln sind sprossbürtig, gleichrangig und ähnlich gestaltet. Wurzelknollen sind zu Spei-
cherzwecken verdickte sprossbürtige Wurzeln (z.B. Dahlie).
AlAbb. 16: Allorhizes Wurzelsystem (Löwenzahn) Abb. 17: Homorhizes Wurzelsystem (Poree)
8.1.6 Wassertransport
Die Wurzeln einer Pflanze sind durch das Leitbündelsystem mit der Sprossachse und den Blät-
tern verbunden. Die Aufnahme des Wassers und der darin gelösten Mineralstoffe aus dem
Boden erfolgt (in erster Linie) über die Wurzelhaare durch Diffusion in die Kapillarräume der
Zellwände und durch Osmose in die Zellen. Für die ausgewachsene Pflanzenzelle ist die Os-
mose der dominierende Mechanismus für die Regulation des Wasserhaushaltes. Man versteht
darunter Diffusion eines Lösungsmittles (Wasser) durch eine semipermeable (halbdurchläs-
sige) oder selektiv permeable (für Wasser gut, für darin gelöste Substanzen schwer oder gar
nicht passierbare) Membran aufgrund des Konzentrationsunterschieds.
Für den Weitertransport (im Xylem) bis zu den Blättern ist neben dem auf diese Weise aufge-
bauten Wurzeldruck hauptsächlich der Transpirationssog verantwortlich. Unter Transpiration
versteht man Verdunstung von Wasser über die Blätter, die hauptsächlich über die Spaltöff-
nungen stattfindet. Die Saugwirkung entsteht durch den Wasserverlust bei der Transpiration.
Wasserdampf wird an die „wasserärmere“ Atmosphäre abgegeben, sodass durch den Was-
serverlust in Verbindung mit den Kapillarkräften ein Sog entsteht, der das Wasser aus den
Wurzeln über die Leitbahnen nach oben zieht. Die Pflanze ist zwischen das hohe Wasserpo-
tential des Bodens und das niedrige der Luft „eingespannt“.
8.2.1 Merkmale
8.2.2 Aufgaben
Die Epidermis mit den Spaltöffnungen (Stomata) bildet das Abschlussgewebe und ist von ei-
ner wachsartigen Schicht (Cuticula) überzogen.
Die Rinde besteht aus Grundgewebe (für die Photosynthese) und Stützelementen. Das Mark-
gewebe fungiert als Speichergewebe oder ist abgestorben bzw. aufgelöst (Markhöhle).
Die Leitbündel bestehen prinzipiell aus dem Holzteil (Xylem) für die Wasserleitung und dem
Siebteil (Phloem) für die Leitung der Assimilate (Zucker). Die Wasserleitungselemente sind
größtenteils tote Zellen und Zellverbände, die Elemente des Siebteils sind lebend. Im Gegen-
satz zu den Einkeimblättrigen befindet sich bei den Nacktsamern und den Zweikeimblättrigen
zwischen Xylem und Phloem eine teilungsfähige Schicht, das Kambium.
Die Sprossachsen der Gehölze müssen, um ihren massigen Pflanzenkörper tragen zu können,
auch horizontal wachsen. Hier erfolgt ein sog. sekundäres Dickenwachstum, bei dem sich das
Kambium zu einem Ring vereinigt und fortan Holz nach innen und Bast nach außen produziert.
Die Epidermis wird durch ein sekundäres Abschlussgewebe (Kork) ersetzt, die äußeren Schich-
ten aus totem Gewebe bezeichnet man als Borke.
8.2.3 Sprosssysteme
Rhizom (Wurzelstock): Ein Rhizom ist keine Wurzel. Es ist ein unterirdischer oder an der Erd-
oberfläche wachsender, ausdauernder, meist Wurzel tragender Speicherspross oder Spross-
system. Von der Wurzel durch das Vorhandensein von (oft unauffälligen, schuppenförmigen)
Blättern oder wenigstens Blattnarben unterschieden. Entweder waagrecht und langgliedrig
oder schräg bzw. senkrecht und kurzgliedrig wachsend. Da Rhizome unterirdisch verlaufen
und mit ihren feinen Wurzeln große, „stockartige Systeme“ bilden, spricht man in der Literatur
auch von einem „Wurzelstock“.
Zwiebel: Knospenähnlicher Spross mit stark verkürzter Achse (Zwiebelscheibe) und saftrei-
chen, zu dicken Speicherorganen umgewandelten Blättern (Zwiebelschuppen). Meist unterir-
disch (als Speicher- und Überdauerungsorgan) oder oberirdisch als Brutzwiebel (vegetative
Vermehrung) ausgebildet.
Rosette: Gestauchter Spross oder Sprossabschnitt mit dicht aufeinander folgenden Blättern.
Grundständige Rosetten werden als Grundrosetten bezeichnet (z.B. Wegerich, Löwenzahn).
Schaft: Laubblattloser Stängel, der mit einer Blüte (oder einem Blütenstand) endet. Entweder
völlig blattlos oder nur mit Hochblättern besetzt.
Sprossranken: Aus Sprossachsen entstandene Organe, die auf Beziehungsreize reagieren und
das Substrat umschlingen (z.B. Weinrebe).
Windenpflanzen: Die Hauptachse windet sich schraubenförmig um eine Stütze (z.B. Garten-
bohne, Zaun-Winde, Hopfen).
8.3 Blatt
Das Blatt ist ein seitliches Anhangsorgan der Sprossachse. Es ist ein flächiges, dorsiventral
gebautes Organ mit begrenztem Wachstum. Das Blatt kann sich nicht mehr weiter verzweigen
und ist für das Gedeihen der Pflanze lebenswichtig (Photosynthese)
8.3.1 Merkmale
8.3.2 Aufgaben
Photosynthese
Gasaustausch (bei Photosynthese und Atmung)
Transpiration (Verdunstung von Wasser)
Guttation (Abgabe von flüssigem Wasser in Tropfenform)
Die äußerste Schicht bildet die einschichtige (obere und untere) Epidermis. Ihre Außenseite
ist von einer wachsartigen Schicht (Cuticula) überzogen, die als Verdunstungsschutz dient.
Chloroplasten kommen in dieser Schicht nur in den Schließzellen der Spaltöffnungen vor, die
meist auf der Unterseite der Blätter liegen.
Unterhalb der oberen Epidermis findet man das Palisadengewebe, dessen Zellen den Großteil
der Chloroplasten enthalten. Diese Gewebsschicht ist hauptsächlich für die Photosynthese
verantwortlich, während das darunter liegende Schwammgewebe in erster Linie für die Trans-
piration zuständig ist und mit den Spaltöffnungen auf der Blattunterseite in Verbindung steht.
Bei einem einfachen Blatt besteht die Spreite aus einer zusammenhängenden Fläche. Diese
kann ungeteilt oder geteilt sein.
Ungeteilte Blätter haben entweder eine ganzrandige Spreite (s.o. Skizze Gliederung), oder
der Spreitenrand ist gesägt, gekerbt, gezähnt etc.
Bei geteilten Blättern weist die Spreite mehr oder weniger tief reichende Einschnitte auf,
die aber zumindest entlang der Mittelrippe oder am Grund immer zusammenhängen (z.B.
Eichen, Hahnenfuß-Arten).
Die Spreite besteht aus mehreren, völlig voneinander getrennten Spreitenteilen. Diese wer-
den als Fiedern oder Blättchen bezeichnet. Die Mittelrippe wird als Blattspindel (Rhachis) be-
zeichnet und bildet die Fortsetzung des Blattstiels.
8.3.7 Nervatur
Die ersten beiden Formen kommen in der Regel bei Zweikeimblättrigen vor, parallelnervige
Blätter bei Einkeimblättrigen (es gibt Ausnahmen, z.B. Spitzwegerich bei den Zweikeimblättri-
gen).
8.3.9 Blattstellungen
wechselständig (=schraubig): an den Knoten entspringt immer nur ein einziges Blatt. Das
nächsthöhere ist um einen gewissen Winkelbetrag verdreht. Bei zweizeiliger Anordnung sind
die Blätter um 180° verschoben, was an der Sprossachse zu zwei einander gegenüberliegen-
den Blattreihen führt.
gegenständig: an jedem Knoten entspringen zwei einander gegenüberstehende Blätter. Ste-
hen diese Blätter rechtwinkelig zueinander, so bezeichnet man dies als kreuzgegenständig.
quirlständig: an jedem Knoten entspringen drei oder mehr Blätter.
8.3.10 Blattansatz
Keimblatt: das bzw. die ersten Blätter des Keimlings (von den folgenden abweichend gestal-
tet)
Niederblatt: meist kleines, einfach gestaltetes Blatt unterhalb der Laubblätter, oft am Stän-
gelgrund oder an Rhizomen
Hüllblatt: meist mehrere Hochblätter, die einen Blütenstand (seltener eine Einzelblüte) um-
geben.
Xeromorphe Blätter: besonders bei Pflanzen trockener Standorte, meist klein, ledrig-derb und
saftarm (z.B. Hartlaubgewächse wie Lorbeer, Ölbaum), mit eingesenkten Spaltöffnungen und
verdickter Cuticula. Die Blätter können behaart sein, manche Xerophyten können ihre Blätter
auch einrollen.
Hygromorphe Blätter: bei Pflanzen feuchter Standorte, meist zart und unbehaart, oft mit er-
habenen Spaltöffnungen.
Licht- und Schattenblätter: Viele Blätter von Laubbäumen lassen in Abhängigkeit von der
Lichtintensität einen Unterschied im anatomischen Bau erkennen.
Nadelblatt: auf Ober- und Unterseite meist gleich gebaut, dicke Cuticula und in die Epidermis
eingesenkte Spaltöffnungen (Anpassung an Trockenheit), Zentralzylinder mit 2 Leitbündeln,
meist Harzkanäle in Längsrichtung.
Dornen: wie Teile der Sprossachse können auch Blätter (z.B. Berberitze), Nebenblätter (z.B.
Robinie) oder austretende Blattnerven (z.B. Disteln) zu verholzten Dornen umgewandelt sein.
Dornen sind stets von Leitbündeln durchzogen. Bei den meisten Kakteen ist eine Stammsuk-
kulenz ausgebildet, die Blätter sind zu verholzten Dornen umgewandelt, die Sprossachse über-
nimmt die Blattfunktion.
Stacheln sind im Gegensatz dazu keine umgewandelten Organe, sie werden aus der Epidermis
(und darunterliegenden Schichten gebildet). Haare bestehen nur aus epidermalen Zellen.
Blattsukkulenz: Blätter neben der Grundfunktion auch mit Speicherfunktion (z.B. Mauerpfef-
fer, Hauswurz). Auch die Sprossachse kann sukkulent sein (z.B. Kakteen)
8.4 Blüte
Die Blüte ist kein Grundorgan, sondern ein Kurzspross mit begrenztem Wachstum, dessen
Blätter direkt (Staub- und Fruchtblätter) oder indirekt (Blütenhülle) der geschlechtlichen Fort-
pflanzung dienen.
8.4.1.1.2 Andrözeum ♂
Die Staubblätter bilden den Pollen mit den männlichen Geschlechtszellen. Ein Staubblatt be-
steht in der Regel aus einem stielartigen Staubfaden (Filament) und dem Staubbeutel (An-
there), der wiederum in zwei Staubbeutelhälften (Theken) unterteilt ist. Die Gesamtheit aller
Staubbeutel einer Blüte wird als Andrözeum bezeichnet.
8.4.1.1.3 Gynözeum ♀
Bei den Bedecktsamern bildet sich der Stempel aus einem oder zwei bis mehreren (miteinan-
der verwachsenen) Fruchtblättern (Karpelle) und gliedert sich in Fruchtknoten, Griffel und
Narbe. Der Fruchtknoten enthält die in ihm eingeschlossene(n) Samenanlagen(n) mit den
weiblichen Eizellen. Die Gesamtheit der Fruchtblätter einer Blüte nennt man Gynözeum.
Gleichartige Blütenorgane können frei (d.h. bis zum Grund getrennt) oder miteinander ver-
wachsen sein. Auch verschiedenartige Organe können Verwachsungen bilden (z.B. Staubblät-
ter mit der Krone).
Die Blütenachse ist die direkte Fortsetzung des Blütenstiels. Sie kann scheibenförmig, schüs-
sel- bis krugförmig oder ausgewölbt ausgebildet sein.
Goldstern (links)
Immenblatt (rechts)
8.4.1.4 Blütenstände
Ein Blütenstand ist ein Sprosssystem, dessen Verzweigungen mit Blüten abschließen und das
spätestens nach der Fruchtbildung abstirbt.
8.4.2 Bestäubung
Unter Bestäubung versteht man jenen Vorgang, beim dem der männliche Pollen auf die weib-
liche Narbe gelangt. Dies erfolgt entweder durch Tiere (in unseren Breiten hauptsächlich
durch Insekten) oder durch den Wind. Bei der Fremdbestäubung (Allogamie) stammt der Pol-
len von einem anderen Individuum der gleichen Art, der hauptsächliche Zweck dabei ist die
Durchmischung des Erbgutes und der Erhalt der genetischen Variabilität.
Die Pflanzen haben diesbezüglich wunderschöne und teilweise auch raffinierte Schauapparate
entwickelt, um ihre Bestäubung zu gewährleisten: Tiere werden durch unterschiedliche Blü-
tenformen (oder ganzen Blütenständen: Dolden, Korbblütler etc.), Farben (mit Saftmalen,
„Augen“, etc.), Stoffe (Nektar), Düfte (ätherische Öle, Sexuallockstoffe) angelockt. Die Biene
sucht Nektar und die Pollenkörner bleiben am Körper hängen > fliegt zur nächsten Blüte und
überträgt dabei Pollenkörner auf die Narbe! Die Blüten täuschen manchmal sowohl in Form
wie auch im Duft ein artgleiches Weibchen vor (z.B. bei Orchideen, Wilde Möhre). Auch ver-
schiedene Klapp-, Rutsch- und Fangmechanismen (Salbei, Wilde Malve, Aronstab) kommen
zum Einsatz, um die Bestäubung zu gewährleisten.
Pflanze und Insekten haben eine Coevolution zum gegenseitigen Nutzen (Symbiose) durchge-
macht! Auch für die Insekten und andere bestäubenden Tiere hat dies Vorteile: Nektar, Pollen
(= eiweißreich), Unterschlupf etc.
Pflanzen mit unscheinbaren, meist kleinen Blüten ohne Schauapparat praktizieren meist
Windbestäubung: es werden enorme Mengen schwebefähiger Pollenkörner produziert, die
durch den Wind verbreitet werden, z.B. Gräser, einige Laubbäume (z.B. Rotbuche, Eiche,
Ulme) und Sträucher unter den Bedecktsamern, sowie die Gymnospermen (Nadelbäume). Pol-
len kann Allergien beim Menschen auslösen.
Bei einigen Wasserpflanzen übernimmt das Wasser den Transport des Pollens (oft spezielle
langgestreckte Pollenkörner).
Dabei wird die Narbe mit dem blüteneigenen Pollen derselben Blüte bestäubt. Vor allem bei
zwittrigen Blüten kann es relativ leicht zu einer Selbstbestäubung (Autogamie) kommen. Um
dies (und die damit möglichen Inzuchterscheinungen) zu verhindern, haben Pflanzen verschie-
dene Strategien entwickelt:
Selbstbestäubung kann bei Fehlen von Selbststerilität auch dann eintreten, wenn keine
Fremdbestäubung erfolgt ist, oder es kommen beide Arten der Bestäubung vor. Auch gibt es
bestimmte Verwandtschaftsgruppen, die sich im Laufe der Evolution aufgrund bestimmter Le-
bensbedingungen (z.B. Mangel an Bestäubern im Lebensraum) ganz auf die Selbstbestäubung
umgestellt haben. Werden Blüten von Nachbarsblüten desselben Individuums bestäubt, so
spricht man von einer Selbstbestäubung im weiteren Sinne.
8.4.3 Befruchtung
Unter Befruchtung versteht man das Verschmelzen der männlichen und weiblichen Keimzel-
len. Sobald der Pollen auf die weibliche Narbe gelangt, wachsen Pollenschläuche durch den
Griffel hinunter zur Eizelle, die sich in der Samenanlage im Fruchtknoten befindet. Die Zell-
kerne des Pollenkorns gelangen so zur Eizelle und bilden nach der Befruchtung den Keimling
(Embryo).
Aus der befruchteten Eizelle entsteht der KEIMLING (Embryo > Pflanze)
Aus der Samenanlage entsteht der SAME (= Pflanzenteil, der den Keimling und die
Nährstoffe für den Keimling enthält)
Aus dem Fruchtknoten entsteht die FRUCHT (zur Verbreitung des Samens). Es kön-
nen aber auch noch andere Blütenteile an der Bildung der Frucht beteiligt sein: zB.
o Apfel (Rosengewächse): Blütenboden
o Waldrebe (Hahnenfußgewächse): Griffel
o Löwenzahn: Pappus
o Lampionblume: Kelchblätter
8.5 Frucht
Die Frucht ist die Blüte im Zustand der Samenreife. Sie stellt die Gesamtheit aller aus einer
Blüte hervorgegangenen Organe dar, die den oder die Samen bis zur Reife umschließen.
Früchte entstehen aus dem Fruchtknoten oder dem ganzen Gynözeum (ein oder mehrere
Stempel). Es können auch andere Blütenteile (z.B. die Blütenachse) daran beteiligt sein, man
spricht in diesem Fall dann mitunter von einer „Scheinfrucht“.
Der oder die Samen befinden sich im Inneren der Frucht an bestimmten Ansatzstellen (den
Plazenten) und sind von einer Fruchtwand (Perikarp) umgeben, die aus der Fruchtknotenwand
hervorgeht. Die Fruchtwand kann trockenhäutig bis verholzt oder fleischig ausgeprägt sein.
Bei den Steinfrüchten sind fleischige und verholzte Schichten differenziert.
Die Samen sind die Ausbreitungseinheiten der Samenpflanzen und entwickeln sich aus den
befruchteten Eizellen in den Samenanlagen, die bei den Bedecktsamern von den Frucht--blät-
tern eingeschlossen sind. Der Same besteht in der Regel aus einer Samenschale (Testa), dem
Embryo (Keimling) und (meist) dem Nährgewebe.
Der Embryo im Samen stellt die Tochterpflanze im Ruhestadium dar. Es zeigen sich bereits die
3 Grundorgane:
Die Pflanzenwelt hat sich hier unglaublich viel einfallen lassen; es gibt die raffiniertesten Ver-
breitungsmöglichkeiten:
Zoochorie > Tierverbreitung (z.B. Vögel): Früchte dick und fleischig, herrlich schme-
ckend; die ganze Frucht wird gefressen und die unverdaulichen Samen werden mit
dem Kot ausgeschieden. Oder Klettfrüchte: D.h. die Frucht besitzt Haken, mit denen
sie sich im Fell der Tiere festheftet.
Selbstverbreitung durch Turgormechanismen: D.h. die Samen werden unter Druck
„abgeschossen“ oder weggeschleudert (Springkraut, Spritzgurke).
8.5.2 Fruchtformen
Sobald die Samen verbreitet wurden, müssen sie den richtigen Boden finden (genügend Was-
ser, Wärme), um zu keimen! D.h. von den vielen Samen, die gebildet wurden (z.B. 1 Löwen-
zahnpflanze erzeugt pro Jahr ca. 3000 Samen), entstehen letztlich nur ein paar wenige Pflan-
zen. Im Boden treibt der Same eine Keimwurzel aus, mit der er sofort Wasser aufnimmt und
schließlich zu quellen beginnt. Die Samenschale platzt auf und der Keimling beginnt zu wach-
sen; dabei verbraucht er allmählich die im Nährgewebe mitgelieferte Nahrung. Der Keimstän-
gel treibt mehr und mehr aus und mit den ersten beiden Blättern (bei Zweikeimblättrigen
Pflanzen; nur eines bei einkeimblättrigen Pflanzen) beginnt er im Sonnenlicht sofort mit der
Photosynthese – nun ist er unabhängig und kann zu einer großen Pflanze heranwachsen!
Vor allem Wildkrautsamen sind lange keimfähig und überdauern oft Jahre tief im Boden, bis
sie die richtigen Keimbedingungen vorfinden!
Grundsätzlich richtet diese Einteilung ihr Hauptaugenmerk darauf, ob eine Pflanze nur ein ein-
ziges Mal in ihrem Leben blüht, oder ob sie das mehrfach kann. Danach unterscheidet man
zwei Hauptgruppen:
Einjährige: Die ganze Entwicklung der Pflanze von der Keimung bis zur Samenreife läuft in
einem Jahr (oder weniger) ab.
Zweijährige: Der vollständige Entwicklungszyklus dauert zwei Jahre, d.h. die Pflanze blüht
nur einmal im zweiten Jahr und stirbt dann ab.
8.6 Übungsfragen
Welche Aufgaben hat die Wurzel?
Skizziere einen Längsschnitt durch die Wurzel und beschrifte die einzelnen Teile!
Nenne mindestens 3 Wurzelmetamorphosen und jeweils Beispiel!
Welche Aufgaben erfüllt ein Spross?
Nenne mindestens 3 Sprossmetamorphosen und zähle jeweils einige Beispiele auf!
Nenne mindestens 5 verschiedene Blattformen und gib auch Beispiele dazu an!
Welche Aufgaben erfüllt ein Blatt?
Skizziere den Aufbau eines Laubblattes und beschrifte die einzelnen Teile!
Was ist der Unterschied zwischen einem einfachen und einem zusammengesetzten
Blatt?
Wie ist ein Fiederblatt aufgebaut? Zeichne und beschrifte die einzelnen Teile!
Welche Blattstellungen kennst du? Gib jeweils mind. 2 Beispiele an!
Was ist der Unterschied zwischen paarig und unpaarig gefiedert?
Wie kann die Nervatur eines Laubblattes gestaltet sein?
Nenne mindestens 5 Blattmetamorphosen inklusive Beispiel!
Beschreibe den Aufbau einer zwittrigen Bedecktsamerblüte! Fertige eine Skizze an und
beschrifte die einzelnen Teile!
Welche Teile gehören zum Gynözeum?
Welche Teile gehören zum Andrözeum?
Was ist zu den Stellungen des Fruchtknotens zu sagen? Fertige bei der Erklärung auch
eine Skizze an und beschrifte die einzelnen Teile!
Nenne 3 Blütensymmetrien und gibt jeweils mind. 2 Beispiele an!
Welche einfachen Blütenstände gibt es? Nenne jeweils mindestens 2 Beispiele!
Was versteht man unter einer „Ähre“?
Welche Pflanzen-Arten besitzen eine Rispe?
Welche zusammengesetzten Blütenstände kennst du? Nenne jeweils mind. 1 Beispiel!
Wie kann eine Blüte Selbstbestäubung verhindern?
Was ist der Unterschied zwischen Insektenblütigkeit und Windblütigkeit?
Wie kann eine Blütenhülle aufgebaut sein?
Welche Fruchtformen gibt es? Gib jeweils auch einige Beispiele an!
Was ist der Unterschied zwischen Schote und Schötchen? Nenne jeweils 1 Beispiel!
Was versteht man unter einer „Klausenfrucht“? Für welche Pflanzenfamilie sind Klau-
senfrüchte typisch?
9 Kräuterkunde
Unter "Kräuter" versteht man landläufig ganz allgemein Pflanzen, die in einer bestimmten
Weise einen Nutzwert für den Menschen darstellen (als Gewürz- oder Küchenkräuter oder als
Heilkräuter). Es werden auch holzige Pflanzen hinzugezählt.
• Botanische Erklärung:
Kräuter sind alle grünen Pflanzen mit nicht holzigem Stamm.
• Hauswirtschaftliche Erklärung:
Kräuter sind GEWÜRZPFLANZEN, die in der Küche Verwendung finden.
• Medizinische Erklärung:
Kräuter als Arzneipflanzen; d.h. für Heilzwecke. Ihre Inhaltsstoffe haben unterschied-
liche Wirkungen auf den Menschen > entzündungshemmend, wundheilend, abschwel-
lend, schlaffördernd, …
• Wildpflanzen
• Pioniere
• Futterpflanzen
• Kulturbegleiter
• Bodenverbesserer
• „Beschützer“ der Gemüsepflanzen
• Zeigerpflanzen
• Delikatessen am Wegesrand und vor der Haustür!
• Medizin für den Boden und den Menschen!
„ … Bedauerlich, dass der Mensch so unhöflich ist, derartig wertvolle Kräuter als Unkräuter
zu bezeichnen, deren höchst bemerkenswerte Eigenschaften wir jetzt allmählich entdecken.“
(Andre Voisin)
Wurzelstöcke
Oberirdische Ausläufer (Erdbeere)
Unterirdische Ausläufer – Rhizome: (Giersch)
Unmengen an Samen, die lange keimfähig bleiben
Stacheln, Dornen, Brennhaare, Milchsäfte etc.
Eine Kulturpflanze: Diese ist/wird vom Menschen durch Züchtung (d. h. durch Auslese, Kreu-
zung und sonstiger genetischer Manipulation) aus wild wachsenden Arten geschaffen und als
Nutz- und Zierpflanze angebaut (z.B. Einkorn als älteste in Kultur genommene Getreideart, vor
12.000 J. > Beginn der Landwirtschaft).
Viele Kulturpflanzen sind aus fremden Ländern eingeführt worden!
Lebensmitteldefinition
• Obst: meist von mehrjährigen Pflanzen
• Gemüse: meist von einjährigen Pflanzen
Botanische Definition:
• Obst geht aus einer befruchteten Blüte hervor
• Gemüse entsteht aus anderen Pflanzenteilen > Zucchini, Tomaten, Kürbisse wären
demnach Obst (sind aber einjährige Pflanzen!)
Charakteristisch ist auch der hohe Gehalt an Vitaminen, Mineralsalzen und auch sekundären
Pflanzenstoffen - in Kräutern meist noch höher!
9.5 Übungsfragen
Was versteht man unter „Heilkräutern“? Erkläre und nenne mind. 5 Beispiele!
Was versteht man unter „Wildgemüse“? Erkläre und nenne mind. 5 Beispiele!
Was versteht man unter „Küchenkräutern“? Erkläre und nenne mind. 5 Beispiele!
Was ist der Unterschied zwischen Wildfrüchten und Kulturfrüchten? Erkläre und nenne
mindestens 5 Beispiele?
Was ist der Unterschied zwischen Wild- und Kulturpflanzen?
Was versteht man eigentlich unter Zeigerpflanzen?
Nenne mindestens 3 Säurezeiger?
Nenne mindestens 4 Stickstoffzeiger?
Nenne 3 Kalkzeiger!
Nenne 3 Lehmzeiger!
10 Pflanzliche Inhaltsstoffe
10.1 Heildrogen
Der Begriff „Droge“ ist eng mit der Bedeutung (Nutzung) der Heilpflanzen verbunden und lei-
tet sich aus der Niederländischen Sprache „droog“ (=trocken) ab. Getrocknete Pflanzen und
Pflanzenteile werden als Drogen bezeichnet. Auch Tiere, Mikroorganismen und Pilze werden
ebenfalls als Drogen bezeichnet, wenn sie für Heilzwecke verwendet werden. Verwendet man
Teile von Pflanzen, spricht man von Heildrogen. In der Literatur wird anstatt „Heildrogen“ oft-
mals auch der Begriff „Arzneidrogen“ genannt. Die dazugehörigen Pflanzen nennt man daher
auch Heilpflanzen oder Drogenpflanzen.
Grundsätzlich können mit der Einnahme von bestimmten pflanzlichen Drogen gesundheitsför-
dernde Wirkungen erzielt und in einzelnen Fällen Rauschzustände (bei weitem nicht alle!) her-
beigeführt werden. Leider ist der Begriff „Droge“ in unserer westlichen Kultur aufgrund des
illegalen Handels mit „Rauschgiften“ (z.B. Haschisch) und somit in Verbindung mit dem Thema
Drogensucht zum Teil sehr negativ behaftet. Da die Inhaltsstoffe einiger pflanzlicher Drogen
die menschliche Psyche sehr stark negativ (z.B. Krampfanfälle, Koma) oder positiv (z.B. Ent-
spannung) beeinflussen können, spricht man auch von psychotropen Substanzen bzw. psycho-
aktiven Substanzen. Diese Begriffe dienen besonders in der Medizin als Ersatz für den negativ
behafteten Begriff „Droge“.
„Tote“, getrocknete Pflanzen bzw. Pflanzenteile sind durch Trocknung länger haltbar und da-
mit sehr wertvoll für die Herstellung von „Arzneizubereitungen“! Es gibt aber auch pflanzliche
Drogen ohne zelluläre Ausgangsbasis. Dabei handelt es sich um Ausscheidungen (=Exsudate)
aus dem Pflanzensaft. Dazu zählen beispielsweise Myrrhe, Weihrauch und Arabischer Gummi
oder das Harz der Kiefer. Aus allen Drogen können mit Hilfe von Lösungsmitteln Extrakte her-
gestellt werden. Die einfachste und grundlegendste Form ist der Teeauszug. Der Teeauszug
kann ein Heißwasseraufguss sein. Eine andere Art des Teeauszuges ist der durch längeres Ko-
chen gewonnene „Dekokt“, über Kaltauszüge können wertvolle Mazerate hergestellt werden.
Es gibt auch pflanzliche Drogen, die nicht aufgrund einer medizinischen Wirkung zugesetzt
werden. Diese dienen als Hilfsstoffe eher der Verbesserung des Geschmacks (z.B. Holunder-
Blüten) und Aussehens (Farbstoffe) oder als Trägersubstanz (Füllmittel) für Heildrogen, wie es
bei vielen Teemischungen der Fall ist. Wenn es um das Aussehen geht, spricht man
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Pflanzliche Inhaltsstoffe
Diese werden innerhalb der Pflanze über spezielle Biosynthesewege gebildet. Eiweiße entste-
hen aus Aminosäuren und Fette aus Fettsäuren, welche mit Glycerin verestert sind. Die Koh-
lenhydrate werden in Einfachzucker (=Monosaccharide), Zweifachzucker (=Disaccharide) und
Vielfachzucker (=Polysaccharide) eingeteilt. Glukose, Fruktose und Galaktose stellen als Mo-
nosacharide für den Stoffwechsel die wichtigsten Zucker dar. Ein wichtiger Zweifachzucker ist
die Laktose. Laktose besteht aus einem Molekül Glukose und einem Molekül Galaktose. Viel-
fachzucker übernehmen im Stoffwechsel einerseits eine Strukturfunktion (z.B. Aufbau der
Zellwand), andererseits dienen sie der Reservestoffspeicherung.
10.3.1 Stärke
Stärke (=Vielfachzucker) ist bei den meisten pflanzlichen Familien der wichtigste Reservestoff.
Sie besteht aus zahlreichen, miteinander verknüpften Glukoseeinheiten (Amylose und Amy-
lopektin) und stammt aus der Photosynthese. Die Stärkespeicherung erfolgt in speziellen Spei-
cherorganen (z.B. Wurzelrübe, Knollen der Kartoffel, Getreidekörner). Stärke spielt eine zent-
rale Rolle in der menschlichen Ernährung!
10.3.2 Inulin
Als Vielfachzucker besteht Inulin aus miteinander verbundenen Fruktose-Molekülen (nicht aus
Glukose wie die Stärke!). Inulin dient besonders bei den Korbblütengewächsen als pflanzlicher
Reservestoff. Es kommt im Alant, im Löwenzahn u.a. Vertretern dieser Familie vor. Auch im
Pastinak (Doldenblütler) kommt Inulin vor. In der Lebensmittelindustrie dient Inulin als Aus-
gangsstoff zur Herstellung von Fruktose. Bei Diabetikern kann Inulin als Stärkeersatz dienen!
10.3.3 Chlorophyll
Beim Chlorophyll höherer Pflanzen handelt es sich um einen natürlichen grünen Farbstoff. Die
chemische Struktur des Chlorophyll-Moleküls ist mit dem roten Blutfarbstoff Hämoglobin ver-
gleichbar!
Chlorophyll ist verantwortlich für die Grünfärbung der Pflanzen. Es wird zu den primären
Pflanzeninhaltsstoffen gezählt, da es für die Pflanzen (Photosynthese) lebensnotwendig ist.
Wirkungsgebiete
Chlorophyll ist besonders in frischen grünen Blättern enthalten. Die unterstützende Wirkung
bei der Bildung neuer Blutkörperchen ist aufgrund der Ähnlichkeit zum Hämoglobin nachvoll-
ziehbar.
10.4.1 Glykoside
10.4.1.1 Senfölglykoside
Diese werden aus Aminosäuren gebildet und besitzen einen Stickstoff-Anteil und einen
Schwefel-Anteil, welche mit Glukose zu einem „Senfölglykosid“ verknüpft sind.
Vorkommen
Senföl-Glykoside findet man vorwiegend in Samen, Wurzeln und auch Blättern verschiedener
Kreuzblütler. Dazu gehören vor allem Meerrettich, verschiedene Rettiche, Senfe, verschie-
dene Kressen, viele Kohlarten. Senfölglykoside kommen auch in der Familie der Kapernge-
wächse (Kapern!), ein bisschen auch in den Kapuzinerkressengewächsen und den Wolfsmilch-
gewächsen vor.
Wirkungsgebiete
Das Enzym Myrosinase besitzt die Fähigkeit Senfölglykoside zu spalten. Innerhalb der Pflanze
werden Senfölglykoside und Myrosinase in räumlich voneinander getrennten Zellenkomparti-
menten gelagert. Sobald die Pflanze verletzt wird, kommen Senfölglykoside und Myrosinase
zusammen. Das Enzym spaltet nun das Senfölglykosid zu Senföl und Traubenzucker.
Als Senföl bezeichnet man den flüchtigen Anteil der stechend riecht und einen scharfen wür-
zigen Geschmack hat. Verwirrenderweise wird auch das fette Öl des Senfsamens als Senföl
bezeichnet.
Senfölglykoside (Senföle!) haben für den Menschen bei oraler Einnahme eine antibakteri-
elle, antivirale und auch pilz-abtötende Wirkung! Bei der Aufnahme beruht ihre Wirkung auf
einer teils sehr heftigen Reaktion der Schleimhäute. Dabei gelangen sie über den Blutkreislauf
vor allem in die Lunge und in die Harnblase und entfalten dort ihre Wirkung. Daher werden
Senfölglykoside innerlich bei Atemwegs- und Harnwegsinfekten eingesetzt. Neueste For-
schungen haben ergeben, dass Meerrettich möglicherweise bei Krebs- und Tumorerkrankun-
gen eingesetzt werden kann, da durch die enthaltenen Senföle das Wachstum der Krebszellen
minimiert werden könnte! Bei der äußeren Anwendung der Senfölglykoside muss man sehr
vorsichtig sein, weil sie haut- bzw. schleimhautreizend sind!
10.4.1.2 Phasine
Phasine gehören zur Stoffgruppe der Lektine. Als giftige Glykoside bestehen sie aus einem
Eiweißanteil (Protein), welches an einen Zucker gebunden ist.
Vorkommen und Wirkungsgebiete
Phasine kommen besonders in rohen Hülsenfrüchten (Fabaceaen) vor, beispielsweise in Gar-
tenbohnen! Das bedeutet, dass Gartenbohnen im rohen Zustand für uns Menschen giftig sind!
Durch Kochen wird die chemische Struktur der Phasine in eine ungiftige Form umgewandelt
und die Bohnen sind für den menschlichen Verzehr ungefährlich!
Bei Verzehr von rohen Gartenbohnen kann es zu Hautrötungen, Übelkeit und Erbrechen kom-
men.
Werden große Mengen an Phasinen aufgenommen, verklumpen die Roten Blutkörperchen. Es
kommt zu Blutungen in der Darmwand und im Extremfall auch zu tödlichen Vergiftungen!
10.4.1.3 Blausäureglykoside
Wie viele Glykoside, bestehen Blausäure-Glykoside aus einer glykosidischen Alkohol- Zucker-
Verbindung mit einer speziellen chemischen Gruppe, der „Nitril-Gruppe“. Die Nitril-Gruppe
wird auch als „Cyano-Gruppe“ bezeichnet. Diese leiten sich chemisch von der Blausäure ab.
Man spricht daher in der Literatur auch von den sogenannten cyanogenen Glykosiden. Es gibt
verschiedene cyanogene Glykoside. (Die chemische Formel der Blausäure lautet HCN). Der
Zuckeranteil ermöglicht die Speicherung der Blausäureglykoside in der Vakuole pflanzlicher
Zellen.
Wirkungsgebiete
Die in der Pflanze vorkommenden Blausäure-Glykoside (=cyanogene Glykoside) sind harmlos.
Wird die Pflanze jedoch verletzt, kommt es zur Spaltung der glykosidischen Bindung und damit
zur Bildung von Blausäure. Blausäure ist sehr giftig. Interessant ist, dass sehr viele Pflanzen-
Arten die Fähigkeit besitzen, Blausäure zu bilden. Den Pflanzen dienen Blausäureglykoside als
Fraß-Schutz.
Wird eine „cyanogene“ Pflanze vom Menschen verzehrt, kommt es durch die Magensäure zur
Spaltung der glykosidischen Bindung und zur Freisetzung der Blausäure. Blausäure gelangt
sehr schnell in das menschliche Kreislaufsystem, in die Zellen und hemmt dort die Sauerstoff-
aufnahme und daher die Atmung (Lähmung). Viele einheimische Pflanzen-Arten produzieren
nur wenige Blausäure-Glykoside. Die Wahrscheinlichkeit an einer Vergiftung zu sterben, ist für
den Menschen daher gering, aber keinesfalls zu unterschätzen! Der Mensch besitzt ein relativ
gutes Entgiftungssystem für Blausäure. Daher sind Blausäurevergiftungen eher selten, da die
zu einer Vergiftung erforderliche hohe Blausäurekonzentration (angeblich 50 – 60 Bitterman-
delkerne!) nicht erreicht wird. Es können aber Magen-, Darmstörungen auftreten. Sollte es
dennoch zu Vergiftungen kommen, besteht akuter Handlungsbedarf! Die Blausäure unterbin-
det den Sauerstoffaustausch über die roten Blutkörperchen in der Lunge. Es kommt zum Er-
sticken bei intakter Atmung! Typisch für Blausäurevergiftungen ist der Bittermandelgeruch in
der Atemluft der vergifteten Person. Den Blausäuregeruch kann nicht jeder Mensch wahrneh-
men, sehr wohl aber riechen die meisten Menschen den typischen Bittermandelgeruch. Die
Kerne kultivierter Mandelsorten enthalten zu rund 98 % keine Blausäure, nur etwa 1 oder 2 %
sind Bittermandeln und damit gefährlich. Bittermandeln werden wie die Süßmandel ebenfalls
verwendet und angebaut. Man stellt daraus ein Öl her (Bittermandelöl), welches für Gewürze,
Parfüms oder in der Likörindustrie Verwendung findet. Blausäure ist hitzeempfindlich und
leicht flüchtig. Ab einer Temperatur von 38 °C verdampft Blausäure. Daher kann man beispiels-
weise durch Backen oder Rösten der Marillenkerne den giftigen Anteil leicht entfernen und
nur das Bittermandelaroma bleibt übrig.
Vorkommen
Blausäureglykoside kommen vor allem in den Samen verschiedener Rosengewächse vor. Sie
schützen diese vor Tierfraß und Pilzbefall. Beispiele: Steinobstarten wie Marille, Schlehdorn,
Pflaume, Mandel, „Bittermandel“, Weichsel, Kirsche oder im Kernobst (=Apfelfrüchte) wie Ap-
fel und Birne. Bei der Akelei (Hahnenfußgewächse) kommen Blausäureglykoside besonders in
den Samen vor. Bei einigen Klee-Arten (Weiß- und Hornklee) können Blausäure-Glykoside in
der gesamten Pflanze vorkommen. Einige tropische Pflanzen haben hohe Blausäure-Glykosid-
Gehalte. Dazu zählen Maniok (man sollte beim Nahrungsverzehr vorsichtiger sein!) und Bam-
bus. Weiters enthalten Adlerfarn und Leinsamen Blausäure-Glykoside.
10.4.1.4 Saponine
„Saponine“ werden zu den Glykosiden gezählt. Die genaue Struktur der Saponine ist vielfach
noch unerforscht. Grundsätzlich kann man sagen, dass Saponine aus einer wasserlöslichen
Zuckerkette und einer fettlöslichen Komponente bestehen (z.B. Steroide) und meistens bitter
schmecken!
Vorkommen
Saponine werden innerhalb der Zellen meist in der Vakuole gespeichert. In „Saponin-Pflanzen“
werden Saponine oftmals in Wurzeln, Blättern, Samen und Blüten verstärkt angereichert. Be-
sonders Primelgewächse (Schlüsselblume, Echte Primel u.a.), Nelkengewächse (Echtes Seifen-
kraut: Wurzel!), Korbblütler (Ringelblume, Gänseblümchen, Huflattich) und nicht zuletzt auch
Hülsenfrüchte enthalten Saponine.
Innerlich angewendet, fördern Saponin-Präparate die Ausschwemmung von Wasser aus dem
Gewebe und wirken schleimlösend und auswurfsfördernd. Luftröhre und Bronchien werden
von Sekreten befreit. Daher werden Saponine bei Erkältungen eingesetzt. Auch bei Entzün-
dungen der Darmwand können Saponine eventuell eine positive Wirkung entfalten.
Der Pflanze dienen Saponine als Fraßschutz und als Abwehrstoff gegen Pilzbefall.
Es gibt auch giftige Saponin-Pflanzen! Dazu zählen Kornrade, Cyclamen (Knollen!) und auch
die Einbeere.
10.4.1.5 Cumarine
10.4.1.5.2 Furanocumarine
Furanocumarine (=Furocumarine) sind sehr reaktive Substanzen! Cumarin ist hier mit einem
sogenannten Furan-Ring (=5-Ring) verbunden.
Vorkommen
Furanocumarine kommen in zahlreichen Doldenblütlern, besonders in den Blättern vor (Rie-
senbärenklau, Wiesenbärenklau, Angelika, Bibernelle u.a.), sowie in vielen Zitrusfrüchten wie
Zitronen, Limetten, Grapefruits und der Weinraute (Rautengewächse) vor.
Wirkungsgebiete
Der Pflanze dienen Furanocumarine (wie Cumarine) als Schutz vor Insektenfraß, Bakterien,
Pilzbefall und sie können die Keimung hemmen.
Für den Menschen sind Furanocumarine gefährlich, da sie sehr schnell in den Körper gelangen!
Bei direktem Hautkontakt mit einer Pflanze, die größere Konzentrationen dieses Inhaltsstoffes
enthält, kann es unter Lichteinwirkung (Sonnenstrahlung) zu phototoxischen Reaktionen kom-
men. Das kann von leichten Rötungen, leichtem Stechen bis hin zu Blasenbildungen, welche
Verbrennungen 3. Grades entsprechen, kommen (Riesenbärenklau!) oder in vereinzelten Fäl-
len auch zu Fieberanfällen führen. Furanocumarine können auch auf die DNA (Erbsubstanz)
einwirken und diese schädigen. Furanocumarine bewirken die Freisetzung von Radikalen und
wirken krebsfördernd!
Was ist beim Umgang mit dem Riesenbärenklau (=Herkulesstaude) unbedingt zu beachten:
der direkte Hautkontakt mit den großen Blättern (besonders den Blattspitzen) sollte
vermieden werden!! Kinder sind besonders gefährdet!
Der Riesenbärenklau unterliegt nicht der Meldepflicht! Ein Vorkommen in der näheren
Umgebung sollte aber bei der Gemeinde gemeldet werden!
10.4.2 Bitterstoffe
Vorkommen
Bitterstoffe kommen bei vielen pflanzlichen Familien in nahezu allen Pflanzenteilen vor. Z.B.
Doldenblütler (Engelwurz), Korbblütengewächse (Löwenzahn, Benediktenkraut, Artischocke,
Beifuß, Wermut), Hanfgewächse (Hopfen), Enziangewächse (Gelber Enzian, Tausendgül-
denkraut), Olivenbaum (Ölbaumgewächse) und Isländisches Moos (Parmeliaceae).
Wirkungsgebiete
Werden Bitterstoffe mit der Nahrung aufgenommen, entfalten diese eine appetitanregende
Wirkung. Sie entfalten ihre Wirkung aber bereits ab der ersten Zungenberührung! Magen, Le-
ber, Galle und Bauspeicheldrüse werden stimuliert. Das gesamte Verdauungssystem beginnt
zu arbeiten. Magensäfte, Gallenflüssigkeit und Insulin werden freigesetzt und zur Aufnahme
von Nähstoffen bereitgestellt.
Bitterstoffe werden bei Appetitlosigkeit, nach Krankheiten, auch bei Migräne und bei wenig
Magensäure-Produktion verwendet. Besonders bei schweren, fetthaltigen Speisen wird eine
Verabreichung von Bitterstoffen (z.B. Gewöhnlicher Beifuß) zur Anregung der Verdauung
empfohlen!
Einige Bitterstoffe sind für den Menschen giftig! Neben Herzglykosiden beispielsweise die
Cucurbitacine. Diese findet man vorwiegend in Gurken und weiteren Vertretern der Kürbisge-
wächse (Cucurbitaceae) sowie auch bei einigen Vertretern der Kreuzblütengewächse (Brassi-
caceae). Cucurbitacine sind nur schwer bis kaum wasserlöslich und sehr hitzebeständig. Durch
Kochen können Cucurbitacine daher nicht unschädlich gemacht werden! Bei vielen „Wildfor-
men“ der Kürbisgewächse waren Cucurbitacine enthalten. Durch moderne Züchtung ver-
schwanden diese aus den Kultursorten. Neben Rückkreuzungen können diese durch Umwelt-
stress wie extrem heiße Sommer, Pilzbefall und andere Faktoren wieder in den Pflanzen an-
gereichert werden! Bei der Aufnahme in den Körper wirken Cucurbitacine zellabtötend!
Schwere Vergiftungen und einzelne Todesfälle kommen durchaus vor! Daher ist bei der Zube-
reitung von Vertretern der Kürbisgewächse auf den bitteren Geschmack zu achten (Ge-
schmacksprobe). Schmeckt der Kürbis extrem bitter, dann sollte man die Finger davon lassen!
10.4.2.2 Bitterwert
In der Pharmazie ist der Bitterwert eine Maßzahl, die das Ausmaß eines bitteren Geschmacks
beschreibt. Der Bitterwert ist der Kehrwert jener Verdünnung eines Stoffes, bei der gerade
noch ein bitterer Geschmack wahrnehmbar ist. Die bitterste natürliche Substanz der Welt ist
Amarogentin, welches aus der Wurzel von diversen Enzianarten (z.B. Gelber Enzian) gewon-
nen wird.
Selbst bei einer Verdünnung von 1: 58 000 000 ist Amarogentin noch wahrnehmbar!!! Im Wer-
mut kommt der Bitterstoff Absinthin vor. Dieser ist immerhin noch bei einer Verdünnung von
1: 13 000 000 wahrnehmbar!
10.4.3 Phenole
Chemisch betrachtet sind Phenole sehr reaktive Moleküle mit einer aromatischen Ringstruk-
tur. An diese Ringstruktur sind eine oder mehrere funktionelle Gruppen angehängt (Hydroxyl-
Gruppen = OH-Gruppe und andere Gruppen). Es gibt tausende phenolische Verbindungen mit
unterschiedlicher chemischer Struktur. In wässrigen Lösungen reagieren Phenole leicht sauer.
Wirkungsgebiete
Bedeutend sind Phenole als Träger von Geschmacksstoffen (z.B. Zimt, Vanillin). Besonders
Rotwein (auch im Weißwein, aber weniger hohe Gehalte!) besitzt hohe Phenol-Gehalte. Ne-
ben der roten Farbe, sind sie geschmacksgebend und schützen den Wein vor zu schneller Al-
terung, da sie die Fähigkeit besitzen Sauerstoff zu binden. Im menschlichen Körper wirken
Phenole als Radikalfänger und als Krebshemmer.
Beispiele für Inhaltsstoffe, die aus Phenolen hervorgehen sind: Eugenol, Salicylsäure und Gal-
lussäure. Die zwei großen Stoffgruppen der Phenolsäuren (=Gerbsäuren) und Flavonoide ge-
hören zu den phenolischen Verbindungen.
10.4.3.1 Gerbstoffe
Unter Gerbstoffe versteht man phenolische Verbindungen, die mit Eiweißen unlösliche Kom-
plexe bilden können.
Vorkommen
Gerbsäuren (=Phenolsäuren) kommen vor allem in Wurzeln, Blättern, Früchten, Samen sowie
in Rinden vor. Man findet Gerbstoffe besonders bei Vertretern der Rosengewächse (Erdbeer-
blätter, Himbeer- und Brombeerblätter, Weißdornblätter, Frauenmantel und im Gänsefinger-
kraut). Die Eiche, besonders ihre Rinde (Buchengewächse) enthält Gerbstoffe. In Walnussblät-
tern, Grün- und Schwarztee befinden sich viele Gerbstoffe. Lippenblütler wie Salbei und Thy-
mian, die Heidelbeere (Heidekrautgewächse) sind wertvolle Gerbstofflieferanten. Weiters
enthalten Weintraubenblätter (Weinrebengewächse) und Fichten (Kieferngewächse) Gerb-
stoffe.
Wirkungsgebiete
Der Pflanze bieten Gerbstoffe Schutz vor Fraßfeinden (Insekten, Tiere), indem sie die Eiweiß-
verdauung erschweren und vor Fäulnisbefall durch Pilze und Bakterien schützen.
Gerbstoffe schmecken herb bis bitter-zusammenziehend! Und wir Menschen können sie tat-
sächlich auch noch riechen (säuerlich stechender Geruch bei frisch gefällten Eichen)!
Beim Menschen entfalten Gerbstoffe äußerlich auf Wunden aufgetragen ihre zusammenzie-
hende (adstringierende) Wirkung, da sie mit Proteinen der Haut unlösliche Komplexe bilden.
Es bildet sich ein schützender Film über der Wunde und die Austrocknung wird gefördert. Da-
runter kann sich eine neue Haut bilden. Dadurch werden der Flüssigkeitsaustritt aus der
Wunde und die Infektionsgefahr mit Krankheitserregern verhindert. Gerbstoffe können Ei-
weiß fällen und damit Bakterien den Nährboden entziehen.
Äußerlich werden Gerbstoffe auch noch bei Entzündungen des Mund- und Rachenraumes,
Ekzemen und Zahnfleischentzündungen angewendet. Innerlich werden Gerbstoffe bei Entzün-
dungen der Magenschleimhaut und bei Durchfällen eingesetzt. Hier wirken sie ähnlich wie
äußerlich angewendet, entziehen Bakterien den Nährboden und umschließen die befallenen
Stellen mit einem schützenden Film. Bei Alkaloid-Vergiftungen und Schwermetallvergiftungen
können Gerbstoffe mit den giftigen Stoffen unlösliche Komplexe bilden, welche nicht über die
Darmschleimhaut in den Körper aufgenommen werden (Schwarztee verwenden!).
Werden Gerbstoffe überdosiert, kommt es zur Reizung der Schleimhäute und zur Auslösung
des Brechreizes.
Je nach Bedarf sollten Gerbstoff-Drogen kalt oder heiß zubereitet werden. Will man viele
Gerbstoffe im Tee haben, ist die ideale Zubereitung eine Abkochung. Will man wenige oder
gar keine Gerbstoffe in der Zubereitung haben, wird ein Kalt- Ansatz gemacht.
10.4.3.2 Flavonoide
Flavonoide sind eine sehr große, heterogene Stoffgruppe. Flavonoide sind chemische Verbin-
dungen aus 2 „aromatischen Ringen“, an diese können Zucker glykosidisch gebunden sein.
Somit könnte man auch die Flavonoide zu den Glykosiden zählen (siehe Kapitel 3.1). Aufgrund
ihrer Ringstruktur gehören sie aber eher zu den Phenolen! Sie sind wasser- und teilweise auch
fettlöslich und werden in der Vakuole einer pflanzlichen Zelle gespeichert.
Eigenschaften
Flavonoide sind nahezu universell in den Pflanzen vorhanden, d.h. in allen Pflanzenteilen, am
wenigsten aber in der Wurzel. Sie sind für die Färbung von Blüten, Früchten und Blättern ver-
antwortlich. Das Spektrum reicht von cremefarben bis gelb sowie von hellrosa, rot bis dunkel-
blau. Flavonoide sind geruchs- und geschmacklos und befinden sich in besonders hoher Kon-
zentration in den Randschichten pflanzlicher Gewebe (z.B. Schalen von Früchten). Daher ist
die in der Umgangssprache oftmals vorkommende Aussage: „wenn man einen Apfel schält, ist
er nicht mehr so gesund“, richtig! Geschälte Dosenfrüchte haben somit einen niedrigeren
Flavonoidgehalt, ebenso wie gepresstes Kernobst (z.B. Apfelsaft) oder andere gepresste flei-
schige Wildfrüchte. Je mehr Obst- und Gemüsepflanzen dem Tageslicht ausgesetzt sind, desto
höher ist auch der Flavonoidgehalt in ihren Früchten!
Wirkungsgebiete
Für Pflanzen haben Flavonoide eine wichtige Funktion bei der Anlockung von Insekten zur Blü-
tenbestäubung (BlütenfarbeSignalwirkung) und auch bei der Färbung von Früchten zur An-
lockung von Tieren und Vögeln zur Samenverbreitung. Flavonoide sind auch für die Verfär-
bung des Laubes im Herbst mitverantwortlich. Den Pflanzen selbst dienen Flavonoide außer-
dem als Schutz vor starker UV-Strahlung und Radikalen, als Schutz vor Schädlingsbefall und
spielen möglicherweise auch eine Rolle bei der Anlockung von Knöllchenbakterien (Symbiose)
und sie haben nach neueren Forschungen auch eine Bedeutung bei der Photosynthese.
In der menschlichen Ernährung wirken Flavonoide anti-oxidativ (als Radikal-Fänger) und damit
der Entstehung von Krebs entgegen. Auch ein positiver Einfluss auf Allergien (z.B. Histamin)
wird vermutet. Weiters wirken Flavonoide entzündungshemmend sowie gegen Arterioskle-
rose und Alterserscheinungen.
10.4.3.2.1 Phytoöstrogene
Phytoöstrogene haben chemisch betrachtet nichts mit den weiblichen Östrogenen zu tun. Hin-
sichtlich der Struktur besitzen beide eine gewisse Ähnlichkeit.
Hinter den Phytoöstrogenen verbirgt sich die Inhaltsstoff-Gruppe der Isoflavone und auch der
Lignane. Diese gehören im weitesten Sinn zu den Flavonoiden.
Der Pflanze dienen Phytoöstrogene der kontrollierten Abwehr von Fraßfeinden.
Wirkungsgebiete
Aufgenommen werden Isoflavone über die Nahrung und rufen eine „östrogen-ähnliche Wir-
kung hervor. Bei den Wirkungen der Phytoöstrogene auf die menschliche Gesundheit gibt es
positive und negative Auffassungen! Man geht davon aus, dass Phytoöstrogene gegen Osteo-
porose und vor Herz-Kreislauferkrankungen schützen! Aber es gibt auch negative Berichte
über eine kanzerogene Wirkung! Hier besteht sicherlich noch ein hoher Forschungsbedarf!
Vorkommen
Isoflavone kommen besonders in der Familie der Hülsenfrüchtler (Sojabohnen, Rotklee), in
Getreide (Poaceae) und auch in Leinsamen (Leingewächse) vor.
10.4.4 Schleimstoffe
Bei den Schleimstoffen handelt es sich um sehr große Moleküle, um eine Verknüpfung von
mehreren oder vielen Zuckermolekülen (Oligo- und Polysaccharide = Kohlenhydrate). Auf-
grund ihres Aufbaus könnte man Schleimstoffe auch zu den primären pflanzlichen Inhaltsstof-
fen zählen. Da sie aber nicht in jeder Pflanze vorkommen und für die Pflanze „sekundär“ Funk-
tionen erfüllen, werden sie zu den sekundären Pflanzeninhaltstoffen gezählt! Schleimstoffe
quellen gut in Wasser.
Dadurch kommt es zum Anschwellen und zur Vergrößerung des Darminhaltes. Ein Druck ent-
steht und löst die Darmperistaltik aus. Giftstoffe werden aufgesaugt und eine abführende Wir-
kung entfaltet sich.
Vorkommen
Schleimstoffe kommen besonders in den Blüten der Malve und im Eibisch (Malvaceae), in den
Samen des Leins (Leingewächse), bei den Wegerichen (z.B. Samenschale bei den Flohsamen),
in den Samen der Quitte (Rosaceae), im Huflattich (Tussilago farfara), im Portulak und im Bein-
well vor. Auch die Blüten der Königskerzen und Isländisches Moos enthalten viele Schleim-
stoffe!
Zubereitung von Schleimstoff-Drogen: diese werden stets kalt angesetzt und vor der Ein-
nahme höchstens kurz erhitzt! Bei zu starker Erhitzung würden die Zuckermoleküle zerfallen!
10.4.5 Alkaloide
Bei den Alkaloiden handelt es sich chemisch um eine sehr heterogene Stoffgruppe ringförmig
gebundener, stickstoffhaltiger Verbindungen. Alkaloide können bitter schmecken!
Wirkungsgebiete
Alkaloide haben eine sehr starke, intensive Wirkung. Es kann zu schweren Vergiftungen kom-
men! Werden giftige Alkaloide aufgenommen, passieren diese sehr schnell die Darmwand, die
meisten Alkaloide passieren dann auch die Blut-Hirn-Schranke. Alkaloide treten mit Neuro-
transmittern in Konkurrenz und besetzen an den Nerven-Enden, die für die Neurotransmitter
bestimmten Rezeptoren. Das kann bis zur Lähmung und Atemstillstand führen. Giftige Alkalo-
ide sind z.B.: Aconitin (Gefleckter Schierling), Atropin (Tollkirsche) und Pyrrolizidinalkaloide
(Beinwell).
In der Medizin finden Alkaloide durchaus Verwendung. Atropin wird in kleinen Dosen z.B. als
Gegengift bei Vergiftungen mit Insektiziden oder zur Steigerung der Herzfrequenz und auch in
der Augenheilkunde verwendet/eingesetzt. Nicht alle Alkaloide sind stark giftig, viele sind
auch in halluzinogenen Drogen (=Rauschmitteln) enthalten. Z. B. Kokain, Morphin und Nikotin.
Vorkommen
Sie können in allen Pflanzenteilen vorkommen! Beispielsweise bei Vertretern der Nachtschat-
tengewächse (z.B. Schwarzer Nachtschatten), Mohngewächse (z.B. Schlafmohn), Rauhblatt-
Gewächse (z.B. Natternkopf), Berberitzen-Gewächse (Gew. Berberitze), selten Doldenblütler
(z.B. Gefleckter Schierling), Rötegewächse und Schmetterlingsblütler.
Darunter versteht man allgemein leicht flüchtige Aroma- und Duftstoffe, welche in allen Pflan-
zenteilen vorkommen können. Ätherische Öle werden zur Stoffgruppe der Terpene gezählt.
Eigenschaften und Wirkungsgebiete
Ätherische Öle lösen sich nur schwer in Wasser und schwimmen daher oftmals auf dessen
Oberfläche. Gewonnen werden ätherische Öle durch Wasserdampf-Destillation. Auch durch
Extraktion oder Auspressen (z.B. Zitrusfrüchte) können ätherische Öle gewonnen werden. Ge-
nerell handelt es sich bei ätherischen Ölen um farblose Flüssigkeiten, wobei nicht wenige ei-
nen extrem starken Geruch verbreiten!
Im Vergleich dazu handelt es sich bei den fetten pflanzlichen Ölen (z.B. Speiseöle) um nicht
flüchtige Stoffe, bestehend aus 3 Fettsäuren, welche mit Glycerin verestert sind. Fette pflanz-
licher Öle hinterlassen auf einem weißen Stück Papier einen Fettfleck, die flüchtigen ätheri-
schen Öle nicht.
Ätherische Öle können die unterschiedlichsten Wirkungen erzeugen! Daher ist die Bandbreite
der möglichen Einsatzgebiete für den Menschen sehr weit gestreut. Sie können antimikrobiell,
beruhigend, wärmend, euphorisierend und reizend wirken! Eingesetzt werden ätherische Öle
vor allem bei Magenbeschwerden zur Anregung der Magensaftproduktion und bei Atemweg-
serkrankungen sowie generell in der Aromakunde.
Bei der Herstellung von ätherischen Ölen sollte man frische Kräuter verwenden, wobei die
Ernte nur an sonnigen Tagen erfolgen sollte. Denn an diesen Tagen ist die Konzentration an
ätherischen Ölen am höchsten. Merke: Kräuter möglichst gleich nach der Ernte zerkleinern
und so schnell wie möglich destillieren!!! Das ätherische Öl lichtgeschützt lagern!
Innerhalb der Pflanze erfüllen ätherische Öle wichtige Funktionen. In den Blättern dienen sie
vornehmlich der Verteidigung gegenüber Fraßfeinden sowie gegen Pilzbefall. Dagegen kön-
nen ätherische Öle in den Blüten als Lockstoffe für bestäubende Insekten fungieren.
Vorkommen
Ätherische Öle kommen in unterschiedlichen Pflanzenteilen bei vielen Pflanzenfamilien vor.
Besonders bedeutend sind Vertreter der Zitrusfrüchte, Doldenblütler, Lippenblütler, Kiefern-
gewächse und auch Korbblütler.
Organische Sulfide sind im Allgemeinen schwefelhaltige Verbindungen und zählen zu den na-
türlichen Aromastoffen unterschiedlicher Herkunft (primäre und sekundäre Inhaltsstoffe).
Wirkungsgebiete
Die Wirkungsweise der organischen Sulfide ist mit jener der Senfölglykoside vergleichbar. Sul-
fide gehören aber nicht zu den Glykosiden! Allicin ist ein sehr bekanntes Sulfid, welches in den
„Zehen“ des Knoblauchs vorkommt und bei Verletzung aus Alliin gebildet wird. Man bezeich-
net diese Gruppe von Sulfiden auch als „Alliine“! Dabei entsteht auch der unangenehme Knob-
lauchgeruch (Lauchöle). Frischer Knoblauch hat bei innerer Anwendung eine entzündungs-
hemmende Wirkung. Sulfide kommen besonders in den Blättern bei Vertretern der Amaryllis-
gewächse (besonders bei der Unterfamilie der Lauchgewächse) vor. Beispiele: Knoblauch, Bär-
lauch, Küchenzwiebel und weitere Laucharten.
Ein weiteres bekanntes Sulfid ist die natürliche Aminosäure Methionin. Diese Aminosäure
kann der menschliche Körper nicht selber herstellen. Daher muss der Methionin-Bedarf über
die Nahrungsaufnahme gedeckt werden. Ein hoher Methionin-Gehalt findet sich in Sojaboh-
nen, Sesamkörnern und Erbsen.
10.4.8 Carotinoide
Carotinoide sind natürliche pflanzliche Farbstoffe. Sie gehören zu den Terpenen. Sie bewirken
eine gelbliche bis rötliche Färbung bei Blättern, Blüten und Früchten (z.B. Bananen, Tomaten).
Sie sind fettlöslich. In grünen Pflanzenteilen werden die Carotinoide vom Chlorophyll überla-
gert und sind daher mit bloßem Auge nicht erkennbar.
Den Pflanzen bieten Carotinoide Schutz vor zu starker UV-Strahlung! Sie spielen auch eine
Rolle bei der Photosynthese und schützen die Pflanze vor Pilzinfektionen.
Wirkungsgebiete
Carotinoide sind für den menschlichen Stoffwechsel unerlässlich. Werden Carotinoide über
die Nahrung aufgenommen, können diese in Vitamin A (=Retinol) umgewandelt werden. Ein
bekanntes Beispiel dafür ist das β-Carotin der Karotte. Neben der Unterstützung der Sehkraft
helfen Carotinoide dem menschlichen Organismus bei der Bekämpfung von freien Radikalen.
Vorkommen
Carotinoide kommen in nahezu allen Pflanzen vor!
10.4.9 Phytosterine
Phytosterine gehören zur Stoffgruppe der Sterine. In Pflanzen kommen sie als Glykoside und
Ester und auch im unverseifbaren Ölen und Fetten vor.
Wirkungsgebiete
Phytosterine hemmen die Cholesterinaufnahme im menschlichen Darm. Der Mensch kann
aber den Großteil seines Cholesterins selbst synthetisieren. Daher ist es verwunderlich, dass
bei einer Aufnahme von Phytosterinen zumindest eine leichte Senkung des Cholesterinspie-
gels beobachtet werden kann. Phytosterine sind u.a. in funktionellen Lebensmitteln enthal-
ten. Es gibt aber auch negative Berichte wie z. B. einer verminderten Aufnahme von Vitaminen
etc.. Daher besteht hier noch ein hoher Forschungsbedarf!
Vorkommen
Phytosterine kommen vor allem in energiereichen, fetthaltigen Geweben vor. Besonders in
Weizenkeimlingen, Sonnenblumen, Sojabohnen und Sesam.
10.4.10 Protoanemonin
Protoanemonin ist das Lacton einer giftigen Säure! Ein Lacton ist eine heterocyklische mit ei-
ner intermolekularen Esterbindung. Lactone haben im Vergleich zu den Alkaloiden kein zent-
rales Stickstoffatom. Protoanemonin ist – nicht wie in einigen Literaturquellen angegeben -
kein Alkaloid!!!
Wirkungsgebiete
Innerhalb der Pflanze liegt Anemonin in ungiftiger Form vor. Erst bei Verletzung entsteht
durch Enzymspaltung das giftige Protoanemonin. Bei der Aufnahme in den Körper werden vor
allem die Schleimhäute gereizt. In höherer Dosis wirkt es schädigend auf Niere und Leber.
Wenn Protoanemonin in das Zentralnervensystem gelangt, kommt es zu Lähmungserschei-
nungen!
Die chemische Struktur des Protoanemonins ist instabil. In getrockneten bzw. dürren Pflanzen
verliert Protoanemonin seine giftige Wirkung und geht in das ungiftige Anemonin über! Daher
ist Protoanemonin nur in frischen Pflanzen gefährlich.
10.5.1 Hemmstoffe
Enzyme können durch Einwirkung bestimmter Substanzen aktiviert oder gehemmt werden.
Im ersten Fall spricht man von sogenannten Aktivatoren, im zweiten Fall von Hemmstoffen
(=Inhibitoren). Viele Arzneistoffe wirken als Inhibitoren auf die Enzymaktivität ein. Eines der
bekanntesten Arzneimittel, welches als Schmerzmittel durch Enzymhemmung wirkt, ist das
Aspirin. Es sind aber vor allem Protease-Inhibitoren (=Hemmer von eiweiß-abbauenden Enzy-
men von Viren), die in der Arzneimittel-Therapie Verwendung finden!
10.6 Phytohormone
Zu den Phytohormonen zählen sogenannte Botenstoffe, welche für Wachstum und Entwick-
lung (Primärstoffwechsel) erforderlich sind. Aber auch pflanzliche Sekundärstoffe können in
die „Rolle der Phytohormone“ schlüpfen, obwohl sie chemisch nichts mit den Phytohormonen
gemeinsam haben und eine hormonähnliche Wirkung hervorrufen!
Phytohormone werden immer ausgehend vom Entstehungsort in den Wirkungsort transpor-
tiert (z.B. Entstehungsort in der Wurzel, Wirkungsort im Laubblatt).
Phytohormone haben somit für die Pflanze eine essentielle Funktion (Entwicklung) als auch
für den Menschen in der alternativen Medizin (z.B. Gemmotherapie) eine bedeutende Rolle
inne!
Phytohormone werden innerhalb der Pflanzen nur in geringen Mengen gebildet. Am höchsten
ist der Gehalt in jungen Pflanzenorganen (z.B. Knospen, junge Triebspitzen, Wurzelspitzen).
Beispiele für Phytohormone, welche als Wachstumsregulatoren eine wichtige Funktion inner-
halb der Pflanze einnehmen: Auxine, Gibbereline, Cytochinine, Abscisinsäure und Ethylen.
10.7 Übungsfragen
Erkläre den Unterschied zwischen primären und sekundären pflanzlichen Inhaltstof-
fen!
Nenne 3 primäre und mindestens 5 sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe!
Warum produziert eine Pflanze Sekundärstoffe? Nenne mindestens 3 Gründe!
Was ist der Unterschied zwischen Inulin und Stärke?
Nenne 2 Pflanzen, denen Inulin als Reservestoff dient! In welchen Organen speichert
die Pflanze Inulin?
Welche Substanz ist bei „Glykosiden“ generell immer beteiligt?
Wie entstehen Senföle?
Welche Wirkungen entfalten Senfölglykoside bei innerer Einnahme?
Aus welchem Grund sollte man bei der äußeren Anwendung der Senföle vorsichtig
sein?
Nenne einige Wildkräuter, welche besonders viele Senfölglykoside enthalten, ein-
schließlich des verwendeten Pflanzenteils!
Bei welcher Pflanzenfamilie kommen Phasine besonders häufig vor? Nenne ein Bei-
spiel!
Was ist bei der Zubereitung von Pflanzenteilen zu beachten, die besonders hohe Pha-
sin-Gehalte aufweisen?
In welchen Pflanzenteilen kommen besonders viele Blausäureglykoside vor? Aus wel-
chem Grund speichert eine Pflanze gerade in diesen Pflanzenteilen so viele Blausäu-
reglykoside?
Bei einer Vergiftung mit Blausäure besteht akuter Handlungsbedarf! Welcher Geruch
in der Atemluft kann bei einer Blausäurevergiftung wahrgenommen werden?
Nenne 4 Pflanzen, welche besonders viele Blausäureglykoside enthalten?
Was sollte man bei der Zubereitung von Speisen beachten, die hohe Blausäure-Gehalte
aufweisen?
Nenne einige „Einsatzgebiete“ der Saponin-Pflanzen?
Welche Eigenschaft ermöglicht, dass Saponine als Waschmittel verwenden können?
Nenne 2 Pflanzen inklusive der verwendeten Pflanzenteile!
Was sollte bei der inneren Anwendung von Saponinen beachtet werden?
In welchen pflanzlichen Familien kommen Saponine vor?
Nenne 2 giftige Saponin-Pflanzen!
In welchen pflanzlichen Familien kommen Cumarine gehäuft vor?
Welche positiven Wirkungen können Cumarine bei der inneren Anwendung entfalten?
Warum sollte man Cumarine nicht überdosieren?
Nenne 5 Pflanzen, die Cumarin enthalten!
Furanocumarine können phototoxische Wirkungen hervorrufen! Was versteht man ei-
gentlich darunter?
In welchen Pflanzen kommen Furanocumarine gehäuft? Nenne mindestens 4 Bei-
spiele!
Was ist das Besondere an den Bitterstoffen?
Welche Wirkungen entfalten Bitterstoffe im menschlichen Körper?
Wann sind Bitterstoffe zu empfehlen?
Was ist der Bitterwert und wie heißt der bitterste Naturstoff?
Welche Pflanzen enthalten viele Bitterstoffe? Nenne mindestens 5 Beispiele!
10.8 Literaturverzeichnis
KOOLMAN, J., RÖHM, K-H. (1997): Taschenatlas der Biochemie. 2. Auflage, Georg-Thieme-Ver-
lag. Stuttgart/New York, 1997
LATSCHA, H.P., KAZMAIER, U., KLEIN, H., A. (2002): Chemie für Biologen. Springer Verlag. Ber-
lin Heidelberg, 2002
HIRSCH, S., GRÜNBERGER F. (2005): Die Kräuter in meinem Garten. Freya, 2005
FISCHER-RIZZI, S. (1984): Medizin der Erde. Heinrich Hugendubel Verlag, München 1984
ÜBERALL, A. (2008): Herb- und Bitterstoff-Code. Streng gehütete Geheimnisse der Tibetischen
Medizin. Oesch Verlag, 2008
Online Quellen:
http://www.spektrum.de/lexikon/biologie/
https://www.gesundheit.gv.at/Portal.Node/ghp/public
http://www.kraeuter-buch.de/
https://de.wikipedia.org/wiki/
http://www.pharmawiki.ch/wiki/
Die Kreuzblütler auf dem Kreuzzug gegen Krebs:
https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/fileadmin/MolOnkoChir/6Herr_PassChir.pdf
Saponine Nelkengewächse (besonders im Seifenkraut), Fraßschutz und Abwehr gegen Pilze Schäumen in Verbindung mit Wasser auf, daher
Primelgewächse (Primel), Korbblütler (Huflat- für Waschmittel geeignet;
tich, Gänseblümchen) innerlich wirken sie schleimlösend und aus-
wurfsfördernd aber auf die Dosis achten!
Vorsicht: es gibt giftige Saponin-Pflanzen!
Einfache Cumarine Waldmeister (Rubiaceae), Gew. Ruchgras in hoher Konzentration keimhem- Geruch: charakteristischer Heugeruch
(Poaceae), Steinklee (Fabaceae), Steinweichsel mend, in niedriger Konzentration innerlich angewendet: entzündungshemmend,
(Rosaceae) wird die Wurzelbildung gefördert entkrampfend, beruhigend. Bei zu hoher Dosie-
rung gesundheitsgefährdend!
Furanocumarine viele Doldenblütler (z.B. Riesenbärenklau), Fraßschutz, Pilzbefall giftig u. gefährlich!!! Bei Hautkontakt phototoxi-
Weinraute (Weinrautengewächse), Zitrus- sche Reaktionen, teils sogar mit Blasenbildung!
früchte Allergieauslösend, kanzerogene Wirkung
Tabelle 1: Zusammenfassung der Inhaltsstoffgruppen (Teil 1)
sek. Inhaltsstoff Vorkommen Funktion in der Pflanze Bedeutung für den Menschen
Bitterstoffe Korbblütler (z.B.: Löwenzahn, Wermut, Beifuß), Fraßschutz Geschmack: bitter!
Doldenblütler (Engelwurz), Hanfgewächse (Hop- regen die gesamte Verdauung an!
fen), Enziangewächse (z.B.: Gelber Enzian), Islän- bewirken ein schnelleres Sättigungsgefühl
disches Moos (Parmeliaceae)
Gerbstoffe Bei Vertretern der Rosengewächse, Buchenge- Fraßschutz, Schutz vor Pilzen Geschmack: herb-zusammenziehend
wächse, Heidekrautgewächse, Schwarztee, und Bakterien Gerbstoffe wirken zusammenziehend (adstrin-
Weinrebengewächse, Kieferngewächse, Lippen- gierend): äußerlich bei Wunden, innerlich bei
blütler….. Entzündungen der Magenschleimhaut und des
Darms
Flavonoide in allen Pflanzen! UV-Schutz, Anlockung von Be- Radikalfänger, entzündungshemmend, krebs-
stäubern, Anlockung von Tieren hemmend
zur Samenverbreitung, Färbung
der Pflanze
Organische Sulfide vor allem in den Lauchgewächsen (Bärlauch, Fraßschutz stechender Geruch, scharfer Geschmack
Knoblauch, Küchenzwiebel) Knoblauch wirkt entzündungshemmend etc.
Schleimstoffe Vertreter der Malvengewächse, Wegerichge- Samenausbreitung, Reser- wirken auswurfsfördernd und werden gegen
wächse vestoff, Wasserspeicher, Struk- Atemwegserkrankungen eingesetzt
(z.B. Flohsamen), Leingewächse (Leinsamen), turelement in der Zellwand stets kalt ansetzen!
Braunwurzgewächse (z.B. Königskerze), Rosen-
gewächse (Quitte)
Ätherische Öle Zitrusfrüchte, Doldenblütler, Lippenblütler, Kie- Verteidigung gegenüber Fress- wirken antimikrobiell, beruhigend, wärmend,
ferngewächse und Korbblütler u.a. feinden, Schutz gegen Pilzbefall, euphorisierend, reizend u.a.,
Lockstoffe für bestäubende In- Einsatz bei Magenleiden und Atemwegser-
sekten krankungen
Alkaloide in vielen pflanzlichen Familien! Besonders in Verteidigung gegenüber Fress- einige Alkaloide sind sehr giftig!!! werden
Nachtschattengewächsen, Berberitzenge- feinden schnell aufgenommen und können schnell zu
wächse, auch in Doldenblütler, Hülsenfrüchtler, Tod durch Atemlähmung führen! Alkaloide
Rötegewächse u.a. können auch als Rauschmittel dienen.
Carotinoide in allen höheren Pflanzen! Schutz vor zu starker UV-Strah- Vorstufe von Vitamin A, Schutz vor zu starker
lung und Pilzinfektionen Sonneneinstrahlung, Radikalfänger
Tabelle 2: Zusammenfassung der Inhaltsstoffgruppen (Teil 2)
Innerhalb der Beschreibung der Pflanzenfamilien sind die charakteristischen und für die Fami-
lie wirklich wichtigen Eigenschaften unterstrichen!
Jede Pflanzenfamilie enthält eine Auflistung (Auswahl) ausgewählter Vertreter und deren Ver-
wendungen: Heil-, essbare-, Zier- und Giftpflanzen.
Um die Beschreibung der einzelnen Vertreter übersichtlicher zu gestalten werden Abkürzun-
gen in Form von Buchstaben verwendet:
Von den angeführten Pflanzenfamilien werden die wichtigsten im Unterricht ausführlicher be-
sprochen!
In Summe soll die Beschreibung der pflanzlichen Familien auch eine unterstützende Arbeits-
grundlage für die Erstellung des Herbariums (siehe Kap. 3, Seite 8) sein. Nicht zuletzt aus die-
sem Grund sind auch kleinere Familien beschrieben, die für menschliche Nutzungen wichtig
sind!
Die Beschreibungen der pflanzlichen Familien können auch als Arbeitsgrundlage bei der Be-
stimmung der Pflanzen mit entsprechender Bestimmungsliteratur herangezogen werden!
Laubblätter: oft grundständig und schraubig angeordnet, meist langgezogen (linear, lanzett-
lich) und parallelnervig, gestielt oder ungestielt, meist glatte Blattoberfläche
Blütenfarbe: grünlich, weiß, cremefarben, gelb, rosa, rot, purpur, seltener braun oder bläulich
Blütenstand: oft langer, blattloser Blütenstandsschaft; die Blüten können einzeln oder bei vie-
len Blüten verzweigt z.B. in doldigen Blütenständen angeordnet sein.
11.1.1.2 Inhaltsstoffe
giftige Alkaloide! z.B. Galantamin (Schneeglöckchen), Narzissin und Lycorin (Gelbe Narzisse)
Giftig und daher nicht für den menschlichen Verzehr geeignet! Viele Vertreter haben heute
als Zierpflanzen die größte Bedeutung!
Die Lauchgewächse (=Zwiebelgewächse) sind mit etwa 800 Arten vertreten und waren früher
eine eigenständige Pflanzenfamilie. Nach neueren molekularbiologischen Untersuchungen
wird die Familie als Unterfamilie den Amaryllisgewächsen zugeordnet! In älteren Bestim-
mungsbüchern findet man die Lauchgewächse zu den Liliengewächsen zugeordnet. Die Ver-
treter der Lauchgewächse besitzen den gleichen Grundbauplan wie die Vertreter der Amaryl-
lidoidaen. Es gibt nur ein paar Unterschiede: der Fruchtknoten ist oberständig und die Zusam-
mensetzung der Inhaltsstoffe ist anders!
Viele Vertreter beinhalten Sulfide, die bei einer Verletzung der Pflanze einen unangenehmen,
stechenden Geruch verbreiten (Lauchöle!). Daneben sind auch Saponine und Flavonoide ent-
halten. Im Gegensatz zu den Amaryllidoidaen sind viele Vertreter der Lauchgewächse essbar
mit einem hohen ernährungsphysiologischen Wert und auch für heilkundige Zwecke von Inte-
resse!
und Valeriansäuren vor. Aufgrund der Inhaltsstoffe ist bei einer Verwendung (besonders bei
den Baldrianen) Vorsicht geboten!
Gemeinsame Merkmale: meist ein- oder zweijährige Kräuter, Stauden und seltener Sträucher
(Sommerflieder)
Laubblätter: meist gegenständig und ungeteilt, bei den krautigen mit grundständiger Blattro-
sette, die Königskerzen besitzen neben einer grundständigen Rosette schraubige Laubblätter
Wurzeln: die Wurzeln der krautigen Pflanzen befinden sich in einem unterirdischen Rhizom-
System oder es werden Pfahlwurzeln ausgebildet
Blüten: vier- oder fünfzählige Blüten in Kelch- und Kronblätter gegliedert, oft (schwach) zygo-
morph, zwittrig, Staubblätter haben eine Schaufunktion, Fruchtknoten oberständig, insekten-
bestäubend
Blütenfarbe: bräunlich, oft gelb, beim Sommerflieder treten außer rot alle Farben auf
11.6.2 Inhaltsstoffe
Schleimstoffe kommen besonders in den Blüten der Königskerzen vor! Saponine, Flavonoide,
Phytosterole, ätherische Öle und Glykoside sind ebenfalls enthalten.
Junge Laubblätter und Blüten können in der Wildküche verwendet werden Aufgrund ihrer
schleimstoffhaltigen Blüten werden Königskerzen gegen Erkältungskrankheiten eingesetzt.
Generell sind Königskerzen und die Knotige Braunwurz als Heilpflanzen heute nur einem klei-
nen Teil der Öffentlichkeit bekannt. Königskerzen werden wie der Sommerflieder auch gerne
als Zierpflanzen verwendet.
Gemeinsame Merkmale: bei uns kommen mehrjährige krautige Vertreter vor, Rhizompflan-
zen
Wurzeln: oft ein weit verzweigtes Rhizom mit zahlreichen feinen Wurzeln
Blüten: radiärsymmetrisch, zweihäusig (v.a. Große Brennnessel)! klein und unscheinbar, wind-
bestäubend
Blütenstand: Blüten hängen in Rispen (Brennnessel) oder in dichten Knäueln entlang der
Hauptachse (Glaskraut)
11.7.2 Inhaltsstoffe
Mineralstoffe (Kalium, Magnesium, Eisen, Calcium, Silizium), Flavonoide, Vitamin A und Vita-
min C, hoher Eiweißgehalt, kurzkettige Fettsäuren, biogene Amine (Histamin, Acetylcholin)
Besonders die Große Brennnessel wird in vielen Bereichen eingesetzt. Das Spektrum reicht
vom kulinarischen Bereich über den Einsatz als Heilpflanze, der Nutzung als Färber- und Fa-
serpflanze bis zum Einsatz als ökologischer Dünger für Gemüsepflanzen.
Es gibt auch Vertreter, die zumindest in der Vergangenheit als Heilpflanzen dienten oder sogar
als Wildgemüse verwendet wurden. Aber oftmals sind giftige Alkaloide enthalten. Das ist auch
ein Grund, warum die Vertreter gegenwärtig in der Wildküche kaum noch verwendet werden!
Weiters enthält beispielsweise der Mauerpfeffer (Sedum acre) neben giftigen Alkaloiden
Gerbstoffe, Flavonoide, Mineralstoffe, Schleimstoffe u.a..
Gemeinsame Merkmale: meist mehrjährige krautige Pflanzen; Stängel, Wurzel und Früchte
sind von Ölgängen (Gefäßgänge) durchzogen; Stängel ist innen oft hohl
Laubblätter: schraubig, fast immer gefiederte Blätter: einfach gefiedert (Bibernelle, Pastinak),
zweifach gefiedert (Giersch), mehrfach gefiedert (Wiesenkerbel, Bärwurz, Karotte); eine ver-
größerte Blattscheide ist bei vielen Vertretern anzutreffen!
Blüten: meist 5-zählig; innerhalb des Blütenstandes sind die einzelnen Blüten radiärsymmet-
risch und am Rand des Blütenstandes zygomorph! Blüten zwittrig, Fruchtknoten unterständig,
insektenbestäubend
Blütenstand: meistens eine Doppeldolde, seltener Einfachdolde; oft von Hüllblättern umge-
ben
11.9.2 Inhaltsstoffe
Zahlreiche Vertreter sind als Gemüse- und Gewürzpflanzen von großer Bedeutung! Auch als
Heilpflanzen spielen Doldenblütler eine Rolle. Aber es gibt auch sehr giftige Vertreter, die
leicht mit ungiftigen Vertretern verwechselt werden können!
Bei Vertretern der Gattung Verbena handelt sich meist um krautige Pflanzen, wobei auch Halb-
sträucher vorkommen. Die Blätter sind kreuzgegenständig angeordnet, meistens eher schmal
und ungeteilt mit oftmals gezähnten Blatträndern. Auffällig ist, dass in Richtung zur Spitze des
Blütenstandes die Laubblätter fehlen! Die Blüten sind relativ klein, oft weiß bis rosa oder bläu-
lich gefärbt und in ährigen Blütenständen angeordnet. Meist 4-5 zählige Blüten, zwittrig und
zygomorph. Der Fruchtknoten ist oberständig, die Frucht ist eine Klausenfrucht (=Zerfall-
frucht), die zu 4 Nüsschen zerfällt. Die Inhaltsstoffe sind noch nicht sehr genau untersucht.
Bekannt ist, dass Glykoside enthalten sind. In der Voksmedizin ist vor allem das Echte Eisen-
kraut in Verwendung. Als Zierpflanzen werden einige Vertreter in Parks und Gärten kultiviert.
Wurzeln: obwohl viele Vertreter einjährig sind, kann die Wurzel bei einigen Amarant-Arten
tief in die Erde reichen (bis ca. 1 Meter); bei vielen Arten reicht die Wurzel weniger tief in die
Erde
Blütenstand: oft rispige, traubige oder ährige Blütenstände, viele kleine Blüten oft in dichten
Knäueln angeordnet
11.12.1.2 Inhaltsstoffe
Manche Vertreter werden als Gemüsepflanzen für die menschliche Ernährung angebaut. Die
Samen der Amarant-Arten können wie echtes Getreide verwendet werden. Man bezeichnet
diese daher als „Pseudogetreide“. Einige Arten dienen als Zierpflanzen.
Diese Familie kommt weltweit in den subtropischen bis gemäßigten Klimaten vor und umfasst
rund 1500 Arten.
Vorkommen: besonders gerne auf nährstoffreichen Störflächen (Ruderalpflanzen) und als Bei-
kräuter in ungespritzten Feldern und Gemüsebeeten; viele Vertreter zeigen eine hohe Salzto-
leranz (Halophyten); wachsen auch gerne in trockenen Gebieten mit wenig Niederschlag
(Pannonikum).
Laubblätter: meist schraubig, Richtung Bodenoberfläche können die Blätter auch gegenstän-
dig sein
Wurzeln: im ausgewachsenen Stadium können die Pflanzen tief in die Erde wurzeln, oftmals
aber im Vergleich zur Größe der Pflanze nur ein kleines Wurzelsystem (viele 1-Jährige Pflan-
zen) ausgeprägt.
11.12.2.2 Inhaltsstoffe
Viele Nahrungs- und Heilpflanzen, manche Vertreter sind auch Nutzpflanzen! Man sollte die-
sen wertvollen Beikräutern mehr Beachtung schenken und diese nicht einfach als lästiges Un-
kraut aus dem Gemüsebeet entsorgen! Viele Vertreter sind wertvoll für die Wildküche!
Die Vertreter dieser Familie sind stark giftig und auf keinen Fall für den menschlichen Verzehr
geeignet! Enthalten sind giftige Alkaloide (Weißer Germer) und giftige Saponine (Einbeere). In
der TCM verwendet!
Vorkommen: nahezu in allen Lebensräumen; wachsen bis ins Hochgebirge hinauf, besiedeln
sowohl trockene als auch feuchte Standorte
Laubblätter: meistens schraubig (gegenständig nur bei der Waldrebe); einfach und ungeteilt
(Sumpfdotterblume), zerteilt (Hahnenfuß) oder fiederblättrig (Waldrebe). Die Grundblätter
unterscheiden sich deutlich von den Stängelblättern.
Wurzeln: diese befinden sich an einem verzweigten Rhizom, manchmal über den Boden krie-
chend (Kriechender Hahnenfuß) oder zusätzliche Speicherorgane („Feigwarzen“ beim Schar-
bockskraut)
Blütenfarbe: meistens gelb, aber auch blaue und weiße Farben! Arten mit gelber Blütenfarbe
sind auffallend glänzend.
11.15.2 Inhaltsstoffe
In nahezu allen Vertretern ist das giftige Lacton Protoanemin enthalten! Alkaloide (Aconitin
im Eisenhut), Saponine (Schwarzkümmel), Blausäureglycoside (Akelei), Herzglycoside (Winter-
ling).
Viele giftige Vertreter, besonders giftig sind Eisenhut und Akelei! Nur wenige Vertreter sind
aufgrund des giftigen Protoanemonins für den menschlichen Verzehr geeignet! Eine Aus-
nahme ist das Scharbockskraut (hoher Vitamin C-Gehalt), welches vor der Blüte in geringen
Mengen verzehrt werden kann. Zu diesem Zeitpunkt ist der Gehalt an Protoanemonin noch
gering. Im getrockneten Zustand können einige Vertreter in der Homöopathie verwendet wer-
den. Die Samen von Schwarzkümmel können als Würzmittel für Speisen dienen.
In den Blättern sind oft kleine, durchscheinende schwarze Punkte (Öldrüsen: ätherische Öle)
erkennbar! Die Blüten sind gelb-gefärbt. Beim Zerreiben der Blütenblätter des Echten Johan-
niskrautes (Hypericum perforatum) und dessen Blütenknospen bleibt das rötlich gefärbte Hy-
pericin an den Fingern haften!
Die Blüten sind 5-zählig, radiär und in endständigen traubigen Blütenständen angeordnet. Der
Fruchtknoten ist oberständig. Die Frucht ist eine Kapsel, welche viele kleine Samen enthält.
Johanniskräuter sind leicht giftig und nicht für kulinarische Zwecke geeignet! Der Inhaltsstoff
Hypericin kann bei oraler Einnahme eine Überempfindlichkeit gegenüber Sonneneinstrahlung
und andere unerwünschte Wirkungen hervorrufen!
In der Heilkunde hat das Echte Johanniskraut viele Einsatzgebiete und damit die größte Be-
deutung. Es enthält vor allem Hypericin, ätherische Öle und Flavonoide.
Es handelt sich bei den einheimischen Vertretern um mehrjährige Zwergsträucher, welche als
Nahrungs-, Heil- und Zierpflanzen bedeutend sind und gerne auf sauren Böden wachsen.
Literatur wird für die Familie anstatt Hülsenfrüchtler auch der Begriff „Bohnengewächse“ ver-
wendet. In alten Bestimmungsbüchern findet man die Familie auch unter der Bezeichnung
Papillonaceae oder einfach als Schmetterlingsblütler (= alte Familiennamen!). Diese sind ge-
genwärtig der Unterfamilie der Faboideaen zuzuordnen! Die Hülsenfrüchtler werden in 3 Un-
terfamilien eingeteilt: Schmetterlingsblütler (Faboideae), Mimosengewächse (Mimosoideae)
und Johannisbrotgewächse (Caesalpinioideae). Die Johannisbrotgewächse (z.B. Johannisbrot-
baum) und Mimosengewächse sind besonders in tropischen Gebieten beheimatet. Ein be-
kannter Vertreter der Mimosengewächse ist die Echte Akazie (ist nicht die Robinie!). Die Un-
terfamilie der Schmetterlingsblütler hat mit über 13 500 Arten die weitaus größte Bedeutung!
Gemeinsame Merkmale: einjährige oder mehrjährige krautige Pflanzen, aber auch Sträucher
und Bäume
Wurzeln: oft ein verzweigtes Wurzelsystem, viele Arten besitzen Rhizome mit feinen Wurzeln;
viele Arten leben in Symbiose mit Knöllchenbakterien, welche Luftstickstoff fixieren.
Blüten: zygomorph oder bilateral symmetrisch; Blüte 5-zählig, Fruchtknoten oberständig, in-
sektenbestäubend
bei den Staubblättern sind entweder 10 zu einer Röhre verwachsen oder 9 Staubblät-
ter sind verwachsen und eines liegt frei
charakteristischer Blütenaufbau: die Krone besteht aus einem Schiffchen (2 miteinan-
der verwachsene Kronblätter), 2 Flügel und einer Fahne (aus einen vergrößertem Kron-
blatt)
Blütenfarbe: breites Farbspektrum von weiß über gelb bis hin zu rosa und rot, auch blaue
Farben
Blütenstand: Traube (z.B. Goldregen), Dolde (z.B. Hufeisenklee), Köpfchen (z.B. Wundklee)
Früchte: Hülsen
11.19.1.2 Inhaltsstoffe
Im Allgemeinen kommen diese bei uns als krautige Pflanzen bis kleine Halbsträucher vor. Die
Beblätterung ist gegenständig mit kleinen ungeteilten Blättern. Die Blätter sind kahl. Die Blü-
ten sind radiär und weiß oder blau gefärbt.
Alle einheimischen Vertreter sind giftig und nicht für den menschlichen Verzehr geeignet. Be-
sonders giftige Alkaloide und Glycoside sind enthalten! Dennoch wurden einige Vertreter frü-
her in der Volksmedizin verwendet!
Allgemein handelt es sich bei den Kardengewächsen um zwei- oder mehrjährige krautige
Pflanzen. Die Laubblätter sind an der grundständigen Blattrosette ungeteilt. Am Stängel kön-
nen diese bei den Witwenblumen gefiedert bis geteilt sein. Der Blütenstand ist ein Köpfchen,
umgeben von Hüllblättern! Die Blüten sind zygomorph, zwittrig, bei den Skabiosen 5-zählig
und bei den Witwenblumen 4-zählig; der Fruchtknoten ist unterständig; die Früchte sind
Schließfrüchte. Als Heilpflanze ist besonders die Wilde Karde hervorzuheben.
Die Inhaltsstoffe umfassen u.a. Glycoside, Terpene, Saponine, Organische Säuren, Kaffeesäu-
reverbindungen, Gerbstoffe und Bitterstoffe.
Grundsätzlich handelt es sich um ein- bis mehrjährige krautige Pflanzen, mit wechselständiger
Blattstellung. Am Grund ist oftmals eine Rosette ausgebildet! Die Laubblätter sind ungeteilt.
Die Blüten sind unscheinbar, oft rötlich gefärbt und 3-zählig; Der Blütenstand ist oft traubig,
rispig oder ährig aufgebaut! Die Früchte sind Nüsse.
Vertreter der Knöterichgewächse enthalten oft viel Vitamin C, Oxalsäure, Kaliumoxalat, Gerb-
stoffe. Einige Ampfer-Arten sind giftig und sollten daher nicht verzehrt werden!
Gemeinsame Merkmale: bei uns in Österreich meistens mehrjährige, seltener einjährige krau-
tige Pflanzen, viele Stauden. Vertreter der Unterfamilie der Cichorioideaen besitzen einen wei-
ßen Milchsaft (z.B. Wiesen-Löwenzahn).
Vorkommen: besiedeln nahezu alle Lebensräume, viele Arten wachsen auf Wiesen (z.B. Lö-
wenzahn, Margerite), auf Störflächen (Gewöhnliches Greiskraut), Ufervegetation (Goldrute)
und Trittrasen (Gänseblümchen)
Laubblätter: schraubig, seltener gegenständig; die Blätter können ganzrandig, gezähnt (Lö-
wenzahn), eingeschnitten oder seltener gefiedert sein (Rainfarn). Nebenblätter fehlen!
Blütenfarbe: weiß, häufig gelb, rosa, orange, teils auch rötlich bis lila, seltener blau
Früchte: Nussfrucht, wobei Frucht- und Samenwand miteinander verwachsen sind. Man be-
zeichnet diese Frucht als Achäne. Häufig sind auch die Kelchblätter zu Flugorganen (=Pappus)
umgewandelt (besonders bei Vertretern der Carduoideaen und Cichorioideaen!)
11.23.2 Inhaltsstoffe
Fette pflanzliche Öle und Inulin anstatt der Stärke als Speicherstoff, ätherische Öle und wert-
volle Bitterstoffe. Bei einigen Arten kommen giftige Pyrrolizidinalkaloide (z.B. Huflattich, Was-
serdost) und im Wermut das giftige Thujon vor!
Viele Vertreter eignen sich gut für kulinarische Zwecke! Manche dienen zur Herstellung von
fetten pflanzlichen Ölen (Sonnenblumenöl), andere auch als Futterpflanzen. Neben dem Ein-
satz für dekorative Zwecke gibt es hervorragende Heilpflanzen (z.B. Arnika, Scharfgarbe, Rin-
gelblumen, Wermut). Einige Vertreter sind giftig (Pyrrolizidinalkaloide!) wie z.B. die Greiskräu-
ter und Thujon (Rainfarn, Wermut)!
Die wichtigste Gattung ist mit über 500 Arten jene der Kreuzblumen (Polygala). Viele Vertreter
werden als Zierpflanzen genutzt.
In Österreich ist die Bittere Kreuzblume (Polygala amara) für heilkundige Zwecke von Bedeu-
tung! Es handelt sich hierbei um eine niederwüchsige, mehrjährige, krautige Pflanze. Die Laub-
blätter sind schmal ausgebildet. Meistens ist eine grundständige Rosette ausgebildet; am
Stängel sind die Laubblätter wechselständig; der Blütenstand ist eine Traube mit blauen oder
auch violetten Blüten. Die bittere Kreuzblume steigt bis weit ins Gebirge hinauf – auf über
2000 Meter! Sie wächst gerne im Blaugrasrasen und ist ein Kalkzeiger!
Die bittere Kreuzblume enthält Bitterstoffe, Gerbstoffe und Saponine sowie auch kleine Men-
gen an ätherischen Ölen. Diese werden bei Atemwegserkrankungen verwendet. Die Kreuz-
blume zählt auch zu den Frauenheilkräutern.
Vorkommen: als Beikräuter (z.B. Hirtentäschel, Wegrauke, Ackersenf) in Äckern und Gemüse-
beeten, gerne auf Störflächen (Straßenböschungen) und natürlich kultivierte Arten (z.B. Raps);
viele Arten sind wärmeliebend und halten längere Trockenheit aus.
Wurzeln: viele Umwandlungen (Metamorphosen) im Bereich der Wurzeln. Es gibt Knollen (Ra-
dieschen), Pfahlwurzeln (Meerrettich) und verzweigte Wurzelsysteme.
Blüten: 4-zählig, oft di-symmetrisch (in vielen Büchern wird auch radiär-symmetrisch angege-
ben, was eigentlich nicht zutreffend ist!), und oberständiger Fruchtknoten
Blütenstand: Trauben
11.25.2 Inhaltsstoffe
Die Familie der Kreuzblütler ist für uns Menschen eine sehr wichtige Familie mit vielen genieß-
baren Vertretern! Viele kultivierte und Wild-Gemüsearten wie Brokkoli, Rettich-Arten und Chi-
nakohl zählen ebenso dazu wie die Gewürzkräuter Senf, Meerrettich und Kresse-Arten! Wirt-
schaftlich interessant ist die Gewinnung von fetten pflanzlichen Ölen (z.B. Rapsöl). Einige Ver-
treter spielen als Heilkräuter eine Rolle (z.B. Hirtentäschel). Färberpflanzen (z.B. Färberwaid)
und Zierpflanzen (z.B. Nachtviole) runden die Einsatzgebiete ab.
11.26 Leingewächse
Vertreter der Leingewächse kommen vor allem in den gemäßigten Klimazonen vor. In der Li-
teratur gibt es aufgrund noch nicht eindeutig geklärter Verwandtschaftsverhältnisse über die
Artenzahl unterschiedliche Angaben. Man kann aber weltweit von etwa 300 Arten ausgehen.
Die Gattung Linum (=Lein) verfügt über die größten Artenzahlen!
Meistens handelt es sich bei den Leinarten um ein-, zwei- oder mehrjährige krautige Pflanzen.
Die Laubblätter sind schmal zugespitzt und ganzrandig! Die Blüten stehen rispenartig und sind
weißlich, gelb, oft bläulich bis rötlich-violett gefärbt, radiär, 5-zählig sowie zwittrig. Der Frucht-
knoten ist oberständig; die Früchte sind Kapseln.
Besonders die Inhaltsstoffe des Gemeinen Leins (Linum usitatissimum) enthalten zahlreiche
Komponenten, die seit alters her vom Menschen geschätzt werden. Neben der Nutzung als
Faserpflanze sind besonders in den Samen ungesättigte Fettsäuren enthalten: Linolsäure, Li-
nolensäure und Ölsäure. Essentielle Aminosäuren (z.B. Methionin), aber auch giftige Blausäu-
reglykoside sind enthalten! Im Purgier-Lein sind Bitterstoffe enthalten.
Gemeinsame Merkmale: oft mehrjährige krautige Pflanzen, Stängel vierkantig und innen oft
hohl, seltener Halbsträucher (Thymiane)
Wurzeln: bei vielen Vertretern wie der Taubnessel-Arten befinden sich zahlreiche feine Wur-
zeln an einem mächtigen unterirdischen Sprosssystem (Rhizome). Einige Arten bilden an der
Bodenoberfläche verlaufende, oberirdische Ausläufer, an denen sich viele kleine Wurzeln be-
finden (z.B. Kriechender Günsel). Der Wiesen-Salbei besitzt neben einem Rhizom eine bis zu 1
Meter in den Boden ragende Pfahlwurzel.
Blüten: zygomorph, 5-zählige Blüten: 2 Kronblätter sind zur Oberlippe und 3 zur Unterlippe,
zwittrig, Fruchtknoten oberständig, insektenbestäubend
Blütenfarbe: weiß, rosa-rötlich, violette und auch gelbe Farben (z.B. Goldnessel)
11.27.2 Inhaltsstoffe
Zu den Lippenblütlern gehören viele Heilpflanzen (z.B. Kräutersalbei, Heilziest, Melissen). Ei-
nige Vertreter sind begehrte Wildgemüse-Arten (z.B. Gundermann, Quendel) oder Würzge-
müse (z.B. Thymian, Rosmarin, Basilikum). Auch als Zierpflanzen werden einige Vertreter
durchaus verwendet (z.B. Monarde, eventuell sogar das Immenblatt).
Allgemein handelt es sich um ein- bis mehrjährige krautige Pflanzen, seltener Bäume (z.B. Ei-
bisch). Die Laubblätter sind schraubig angeordnet, gestielt und meist ungeteilt: Nebenblätter
sind vorhanden! Die Blüten sind 5-zählig und meist radiärsymmetrisch, oft weiß und rosa ge-
färbt; Fruchtknoten: oberständig; oft Kapselfrüchte; viele Vertreter gelten als wertvolle
Schleimstoffpflanzen (besonders die Blüten)!
Allgemein handelt es sich bei den Vertretern um ein- bis mehrjährige Kräuter mit gegenstän-
digen Blättern (ungeteilt oder gefiedert). Die Blüten sind radiär, Fruchtknoten oberständig. Bei
uns sind 2 Arten bedeutend:
Die Erdrauchgewächse waren früher eine eigenständige Familie! Die etwa 400 Arten sind be-
vorzugt in der nördlichen Hemisphäre verbreitet!
Allgemein handelt es sich bei den Vertretern um ein-bis mehrjährige krautige Pflanzen. Milch-
saft ist im Gegensatz zu den „Papaveraceaen“ nicht vorhanden! Die Laubblätter sind schraubig
und oft gefiedert. Die Blüten sind rosa bis violett, selten weiß, zygomorph und das äußere
Kronblatt ist gespornt (Hohler Lerchensporn). Die Bewurzelung kann verzweigt sein, auch
Knollen werden ausgebildet! Aufgrund giftiger Alkaloide sind die Vertreter der Erdrauchge-
wächse nicht für den menschlichen Verzehr geeignet. Als Heilpflanzen und Zierpflanzen sind
einige Vertreter durchaus von Relevanz!
Alle Vertreter besitzen unpaarig gefiederte Laubblätter mit gegenständiger Anordnung! Die
Blüten sind weiß, zwittrig und radiärsymmetrisch. Blütenstand: Schirmrispe! Fruchtknoten un-
terständig. Die Früchte sind fleischige Steinfrüchte.
Im rohen Zustand gelten beim Schwarzen Holunder und beim Traubenholunder alle Pflanzen-
teile aufgrund cyanogener Glykoside als leicht giftig! Nach dem Abkochen stellen beide Ver-
treter eine wertvolle Ressource als Nahrungs- und Heilpflanze dar. Die Inhaltsstoffe sind u.a.
ätherische Öle, Flavonoide, Schleimstoffe, Vitamine und Organische Säuren. Der Zwerg-Ho-
lunder enthält giftige Bitterstoffe ist im Gegensatz zu den vorhin genannten Vertretern nicht
für den Verzehr geeignet!
Gemeinsame Merkmale: meistens ein- bis mehrjährige krautige Pflanzen, seltener Sträucher
(z.B. Gemeine Bocksdorn)
Vorkommen: viele krautige Vertreter sind wärmeliebend und wachsen gerne in Beikrautfluren
und auf Störflächen. Einige Vertreter sind wichtige wirtschaftliche Kulturpflanzen: Tomaten
(Solanum lyocopersicum), Kartoffel (Solanum tuberosum), Paprika (Capsicum annuum).
11.31.2 Inhaltsstoffe
giftige Alkaloide wie das Atropin der Tollkirsche oder Nikotin (Tabak), Phytosterine, Cumarine,
Flavonoide, Stärke (Kartoffel)
Kartoffel, Tomate und Paprika sind aus unserer Küche kaum mehr wegzudenken! Es gibt aber
auch giftige Vertreter, die auf keinen Fall verzehrt werden dürfen.
Gemeinsame Merkmale: meist einjährige bis mehrjährige krautige Pflanzen oder Stauden
Vorkommen: viele Vertreter siedeln gerne auf sonnigen Magerrasen (z.B. Karthäuser Nelke),
Schutthalden oder als Beikräuter in Feldern oder an Wegrändern (z.B. Weiße Lichtnelke), ei-
nige wachsen in Wiesen oder Wäldern und ganz wenige siedeln sich auch an feuchteren Stand-
orten (z.B. Echtes Seifenkraut) an.
11.33.2 Inhaltsstoffe
Saponine (Echtes Seifenkraut!), besonders in der Vogelmiere neben Saponinen auch: Vita-
mine, Flavonoide, Mineralstoffe, Zink, Oxalsäure, Cumarine
Einige Vertreter sind hervorragende Heilpflanzen. Die Wurzeln des Echten Seifenkrautes eig-
nen sich hervorragend als Waschmittel! Besonders die Vogelmiere (Stellaria media) eignet
sich sehr gut für kulinarische Zwecke. Viele Vertreter werden als Zierpflanzen verwendet.
holzige Sträucher mit spitzen Dornen, Laubblätter schmal, schraubig und silbrig glän-
zend, zweihäusige Pflanzen, Blüten radiärsymmetrisch und klein; Fruchtknoten ober-
ständig;
Der Sanddorn ist in Österreich die Vitamin C-reichste Frucht!
Es handelt sich um einjährige bis mehrjährige krautige Pflanzen. Viele bilden ein Rhizom aus.
Die Laubblätter sind schraubig oder gegenständig und ungeteilt. Viele Vertreter besitzen eine
grundständige Blattrosette (Primeln). Nebenblätter fehlen! Blüten oft fünf-zählig, radiärsym-
metrisch, Fruchtknoten oberständig und die Früchte sind Kapseln. Die Blütenstände sind un-
terschiedlich. Bei den Schlüsselblumen sitzen die Blüten in einer Dolde auf einem blattlosen
Stiel. Die Blüten sind oft gelb, aber auch weiß und rot. Einige Vertreter enthalten Saponine,
Gerbstoffe, Bitterstoffe und Flavonoide!
Laubblätter: schraubig, einfach und ungeteilt. Die Blätter sind „rauhaarig“ behaart (Familien-
name!)
Wurzeln: oft viele feine Wurzeln an unterirdischen Sprosssystemen (=Rhizome), einige Ver-
treter besitzen eine Pfahlwurzel (z.B. Natternkopf, Gewöhnlicher Beinwell)
11.38.2 Inhaltsstoffe
Einige Vertreter werden in der Volksmedizin als Heilpflanzen eingesetzt. Die meisten Vertreter
eignen sich nur wenig für den menschlichen Verzehr! Beim Einsatz für Heilzwecke sollte man
bei einigen Arten aufpassen. Der Gewöhnliche Beinwell enthält giftige Pyrrolizidinalkaloide!
Die Laubblätter können auch zur Verbesserung des Bodens eingesetzt werden.
Gemeinsame Merkmale: es gibt krautige Vertreter (z.B. Nelkenwurz) und viele holzige Bäume
(z.B. Apfelbaum) und Sträucher (z.B. Hundsrose). Einige Vertreter bilden Dornen (z.B. Schlehe)
oder Stacheln (z.B. Hundsrose) aus!
Vorkommen: sowohl holzige als auch krautige Vertreter besiedeln eine Vielzahl an unter-
schiedlichen Standorten. Holzige Pflanzen vertragen mit einzelnen Ausnahmen wie die
Zwetschge keine staunassen Böden. Krautige Pflanzen wachsen neben Trockenstandorten
auch entlang der Ufervegetation von Fließgewässern.
Laubblätter: immer schraubig; ungeteilte, gefingerte bis gefiederte Blätter sind möglich. Viele
Vertreter besitzen Nebenblätter (=Stipeln).
Wurzeln: Gehölze können massive „Wurzelstöcke“ bilden und tief in den Boden wurzeln, krau-
tige Pflanzen bilden oft unterirdische Rhizome mit vielen feinen Wurzeln oder oberirdische
Ausläufer (Wald-Erdbeere).
Blüten: radiärsymmetrisch, zwittrig, meist 5-zählig (Ausnahme: Blutwurz hat 4-zählige Blüten),
insektenbestäubend; viele Progressionen des Fruchtknotens: von oberständig bis unterstän-
dig ist alles möglich!
Blütenstand: viele verschiedene Blütenstände sind möglich: Trauben, Rispen, Ähren, Köpf-
chen, auch einfache Dolden wie beim Apfel sind möglich
Früchte: aufgrund der vielen Abwandlungen des Fruchtknotens entwickeln sich verschiedene
Fruchtformen: Balgfrüchte, Nüsse und Sammelnussfrüchte, Steinfrüchte und Sammelstein-
früchte sowie Apfelfrüchte
11.40.2 Inhaltsstoffe
Aufgrund essbarer fleischiger Früchte (Obst-Gehölze) große Bedeutung für die menschliche
Ernährung.
Fleischige Früchte bei Brombeeren (Rubus fructicosus), Himbeeren (Rubus idaeus), Äp-
feln (Malus domestica), Birnen (Pyrus domestica), Kirschen (Prunus avium), Marillen
(Prunus armeniaca), Pfirsiche (Prunus persica), Weichseln (Prunus cerasus), Quitten
(Cydonia oblonga), Vogelbeeren (Sorbus aucuparia), Weißdorn (Crataegus mono-
gyna), Schlehe (Prunus spinosa), Zwetschken (Prunus domestica), Erdbeeren (Fragaria
magna) uvm.
Viele Vertreter sind wichtige Heilpflanzen!
Die Kerne verschiedener Vertreter der Rosengewächse sollten aufgrund der Blausäureglyco-
side nicht gegessen werden (besondere Vorsicht bei Bittermandeln!).
und handförmig gefiedert! Blütenstand: aufrechte Rispe mit großen, 5-zähligen wei-
ßen Blüten, welche vor der Befruchtung einen gelben Fleck aufweisen, nach der Be-
fruchtung färbt sich der Fleck rosa!
Gemeinsame Merkmale: meist mehrjährige krautige Pflanzen, oft vierkantige Stängel mit
deutlich sichtbaren Knoten (Nodien).
Vorkommen: viele Arten gedeihen besonders gerne auf trockenen, lehmigen Böden mit ho-
hem Kalkgehalt. Trockenwiesen, Wegränder, Saumbereiche und Magerrasen werden gerne
besiedelt, seltener auch Moorwiesen.
Laubblätter: schmal und an jedem Knoten herum oft in Wirteln angeordnet! manchmal mit
feinen borstigen Haaren (Kletten-Labkraut)
Früchte: Spaltfrüchte, die in Teilfrüchte zerfallen; auch Klettfrüchte, die an den Schuhen an-
haften
11.42.2 Inhaltsstoffe
Viele Vertreter enthalten das Labferment! Kieselsäure, Gerbstoffe, Flavonoide, Glycoside und
Cumarine (Waldmeister!)
Bei einigen Labkräutern können besonders frische Blätter und Sprosse für die Wildküche ver-
wendet werden (z.B. Wiesenlabkraut, Klett-Labkraut). Aufgrund des Labfermentes wurden
Labkräuter früher für die Käseherstellung (z.B. Wiesenlabkraut) verwendet. Einige Vertreter
können als Färbepflanzen sowie als Heilpflanzen eingesetzt werden.
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Die wichtigsten heimischen Pflanzenfamilien
Ein Kennzeichen der Familie ist die Ausbildung von Sporen zur Ausbreitung der Pflanzen!
Die Vertreter bilden wirtelige beblätterte Sprosse aus, wobei Nodien (Knoten) und Interno-
dien (Bereich zwischen 2 Knoten) gut erkennbar ist! Die Blätter sind immer dünn und „wedel-
artig“ angeordnet. Alle Vertreter besitzen ein unterirdisches Rhizomsystem!
Der Ackerschachtelhalm ist eine wertvolle Heilpflanze und wird u.a. als Teedroge verwendet!
Die Inhaltsstoffe umfassen Glykoside, geringe Mengen an Alkaloiden, Flavonoide, Kieselsäure,
Kalium etc.. Der Ackerschachtelhalm kann mit dem giftigen Sumpfschachtelhalm verwechselt
werden. Dessen Giftwirkung beruht vor allem auf Alkaloiden.
Vertreter der Familie bevorzugen eine parasitäre Lebensweise, indem andere Pflanzen „ange-
zapft“ werden. Es gibt Halbparasiten (mit Chlorophyll) und Vollparasiten (kein oder fast kein
Chlorophyll wie z.B. die Schuppenwurz)
Allgemein handelt es sich um ein- oder mehrjährige krautige Pflanzen, welche besonders
gerne an Wegrändern und Störflächen wachsen. Am Grund sind die Laubblätter oft gegen-
ständig und am Stängel schraubig angeordnet. Oft sind die Laubblätter behaart und können
ungeteilt oder fein zerteilt sein, seltener gefiedert (Stinkender Storchschnabel, Reiherschna-
bel). Nebenblätter sind vorhanden! Die Blütenstände sind oft doldig aufgebaut oder reduziert
zu Einzelblüten und 5-zählig. Der Fruchtknoten ist oberständig und die Frucht ist zu einem
langen schnabelartigen Gebilde verlängert (namensgebend für die Familie), wobei es sich um
eine trockene Spaltfrucht handelt. Vertreter der Storchschnabelgewächse enthalten vor allem
Gerbstoffe. Daher eignen sich einige Vertreter durchaus als Heilpflanzen. Das Haupteinsatz-
gebiet liegt aber im Zierpflanzenbereich.
Allgemein handelt es sich meist um mehrjährige, seltener einjährige krautige Pflanzen. Die
Laubblätter sind oft grundständig, an den Stängeln wechselständig angeordnet und ungeteilt.
Laubblattähnliche Nebenblätter sind vorhanden! Die Blüten sind meist bläulich (selten weiß
oder gelb), zwittrig, zygomorph, 5-zählig, wobei das unterste Kronblatt zu einem Sporn ver-
längert ist. Der Fruchtknoten ist oberständig und die Samen reifen in Kapselfrüchten heran.
Betrifft hauptsächlich die Gattung „Plantago“= Wegeriche, weltweit etwa 275 Arten
Blüten: klein und unscheinbar, beim Mittleren Wegerich und auch beim Spitzwegerich über-
nehmen die Staubblätter eine Schaufunktion; windbestäubend, Fruchtknoten oberständig
Blütenfarbe: grünlich
Blütenstand: Ähre
11.50.1.2 Inhaltsstoffe
Die Wegeriche eignen sich gut für die Wildküche und dienen als wertvolle Heilpflanzen.
Mit insgesamt 450 Arten ist die Gattung Veronica weltweit sehr artenreich!
Blütenstand: Trauben
Früchte: Kapseln
11.50.2.2 Inhaltsstoffe
Ehrenpreis-Arten galten in früheren Zeiten als wichtige Heilpflanzen. In der Gegenwart sind
sie als Heilpflanzen nahezu in Vergessenheit geraten! Zumindest als Mischkräuter für Wildkü-
che-Zubereitungen sind Ehrenpreise bestens geeignet!
Allgemein handelt es sich bei den Wolfsmilchgewächsen um oft mehrjährige krautige Pflan-
zen, welche gerne an Wegrändern und Störflächen gedeihen. Die Laubblätter sind meist
schraubig angeordnet und bei vielen Arten relativ schmal. Nebenblätter sind vorhanden. Ur-
sprünglich waren alle Vertreter der Wolfsmilchgewächse windblütig. Im Laufe der Evolution
entwickelten sich viele Vertreter mit Ausnahme der Gattung Mercurialis wieder in Richtung
Insektenbestäubung! Die Blüten sind radiär, getrenntgeschlechtig, oft gelb-grünlich und in ris-
penartigen Blütenständen (Scheindolden) angeordnet.
Die Vertreter der Gattung Euphorbia besitzen einen weiß-farbigen giftigen Milchsaft. Man
sollte den Milchsaft nicht in Kontakt mit den Augen bringen, da es zu gefährlichen Bindehaut-
entzündungen kommen kann! Für den menschlichen Verzehr sind alle heimischen Vertreter
der Wolfsmilchgewächse nicht geeignet!
Viele Vertreter dienen als Zierpflanzen, einige werden auch für heilkundige Zwecke verwen-
det.
11.56 Übungsfragen
Nenne 10 Vertreter der Doldenblütler!
Nenne mindestens 8 Wildgemüse- und Küchenkräuter aus der Familie der Doldenblütler!
Beschreibe kurz, warum sich die meisten Vertreter der Hahnenfußgewächse nicht für kulina-
rische Zwecke eignen! Nenne aber 2 Vertreter inkl. der verwendeten Pflanzenteile!
Welche Unterschiede gibt es bei den Korbblütlern hinsichtlich der Blüten. Was ist alles mög-
lich? Erkläre die Unterschiede anhand von Zeichnungen und nenne Beispiele!
Was ist zu den Früchten der Kreuzblütler zu sagen? Erkläre anhand von Zeichnungen und
nenne Beispiele!
Nenne 10 Beispiele für Gemüse, Wildgemüse und Gewürzkräuter aus der Familie der Kreuz-
blütler!
Viele Vertreter der Lippenblütler werden als Heilpflanzen verwendet. Aufgrund welcher In-
haltsstoffe?
Wie heißen die typischen Früchte der Schmetterlingsblütler? Wie unterscheiden sich die
Früchte von jenen der Kreuzblütler?
Holzige Vertreter der Rosengewächse haben oft fleischige Früchte. Nenne mindestens 10 Bei-
spiele!
Nenne mindestens 5 Heilkräuter aus der Familie der Rosengewächse einschließlich der ver-
wendeten Pflanzenteile!
Beschreibe die Fruchtformen der Rosengewächse und gib jeweils ein paar Beispiele an!
Bei welchen Heilpflanzen-Arten wird die Wurzel für Heilzwecke verwendet! Nenne 10 Bei-
spiele!
11.57 Literaturquellen
AICHINGER, E. (2011): Essbare Wildpflanzen. Ein Geschenk der Natur für ein gesundes Leben.
Eigenverlag Dipl. Ing. Erwin Aichinger 9062 Moosburg, Krumpendorferstr. 34/1, 2011
FISCHER, M., ADLER, W., OSWALD, K. (2008): Exkursionsflora Österreich, Lichtenstein, Südti-
rol. Land Oberösterreich. OÖ Landesmuseen, Museumstraße 14, 4040 Linz
FISCHER, M., FALLY, J. (2006): Pflanzenführer Burgenland. Eigenverlag Mag. Dr. Josef Fally,
Deutschkreuz, 2006
HIRSCH, S., GRÜNBERGER F. (2005): Die Kräuter in meinem Garten. Freya, 2005
HOLZNER, W., ADLER, W., KROPF, M., WINTER, S. (2013): Ökologische Flora - Nieder- Öster-
reichs Pflanzenwelt entdecken und bestimmen: Band 1 - Bildatlas der Pflanzenfamilien. av-
Buch, 2013
HOLZNER, W., ADLER, W., WINTER, S. (2014): Ökologische Flora Niederösterreichs bunte
Pflanzenwelt entdecken und bestimmen: Band 3 - Krautige Gewächse: Band 3. avBuch, 2014
SPOHN, R., SPOHN, M., GOLTE-BECHTLE, M. (2015): Was blüht denn da? 59. aktualisierte und
erweiterte Auflage. Frankh-Kosmos Verlags-GmbH & Co.KG. Stuttgart, 2015
Internet:
http://www.spektrum.de/lexikon/biologie/
http://www.floraweb.de/
http://burgenlandflora.at/pflanzenart/
http://www.wikipedia.org/