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Ein Akkadischer Liebeszauber Aus Attuša PDF
Ein Akkadischer Liebeszauber Aus Attuša PDF
Die in Hattuäa gefundene, bislang unbearbeitetete Tafel KBo. 36, 27 bielel akkaili-
sche Texte magisch-medizinischen Inhalts, darunter ein Potenzritual, das eine sonst un-
bekannte Beschwörung an Nanaja einschließt. Nanaja wird innerhalb dieser Beschwö-
rung, die in der Tradition der aus Babylonien bekannten Divine Love l.yrics steht, auch
als Kilili bezeichnet. Ein Exkurs widmet sich dem Überlieferungsbild akkadischer Texte
aus Hattusa insgesamt.
* Folgender Beitrag bietet die überarbeitete und erweiterte Fassung eines 2002 auf
dem V. Internationalen Kongreß der Hethitologie in Corum vorgestellten Vortrags. Ich
danke W. R. Mayer und G. Wilhelm, mit denen ich den hier bearbeiteten Text disku-
tieren konnte, für ihre Hinweise. Letzterem bin ich darüber hinaus für Kollationen im
Anadolu Medeniyetleri Müzesi, Ankara, zu Dank verpflichtet. Für die Möglichkeit,
Bo-Photos im Vorderasiatischen Museum zu Berlin einzusehen, danke ich B. Salje und
J. Marzahn. Schließlich sei J. Klinger für seine weiterführenden, kritischen Hinweise
zum Exkurs am Ende dieses Beitrags gedankt.
1Cf. den ersten Vorbericht über die Tafelfunde der Jahre 1958 und 1959, innerhalb des-
sen H. Otten bereits auf „akkadische Beschwörungen" hinweist ( M D O G 93 [1962]
75-77).
2S. die Beiträge in AoF 25 (1998) 193-214 und in G. Wilhelm (Hg.), Akten des IV. In-
ternationalen Kongresses für Hethitologie. StBoT 45 (Wiesbaden 2001) 12-26, mit
Verweis auf ihre noch unveröffentlichte Dissertation (Firenze 1996-97).
3 JNES 60 (2000) 289. Biggs nimmt hier Bezug auf die Ritualsammlung KBo. 36, 29 / / ,
die Verf. in einem ersten Bearbeitungsversuch vorgelegt hat (Akkadische Rituale aus 2. KBo. 36, 27: Umschrift, Übersetzung, Kommentar 7
Hattusa. Die Sammeltafel KBo. X X X V I 29 und verwandte Fragmente. THeth. 23 Vs. 4j V Y [xx] xx[
[Heidelberg 1998]). Neben den Anmerkungen bei Biggs, art. cit., muß auf die weiter-
fuhrenden Beiträge von J. A. Scurlock, JAOS120 (2000) 672-674, und insbesondere § 2' 2' [ x (x) ] x x x x K l r GA" 1 [
W. Farber, ZA 91 (2001) 253-263 (zuvor idem, BiOr. 57 [2000] 630-633) hingewiesen
werden. Eine überarbeitete Übersetzung des „Totengeist-Rituals", die vor allem Far- §3' 3' [ ]EME- UR.GI KI
Ü R 7 G A N [
bers Korrekturen dankbar übernimmt, legt Verf. in Phoenix 49 (2003) vor. Die Lesung
ik-ka-lu in KBo. 36, 29 Vs. ii 23, die Farber der älteren Kopie Köchers (KUB 37, 64 a §4' 4' [NUMUN] "EME-UR.GIY NUMUN " la'-ap-t[i]
r
Vs. 7 ) und einer Kollation Biggs' folgend den Vorzug gegenüber den in KBo. 36 ko- 5' [NUMUN] "sa-mi-di N U M U N üa-nu-zi-ni
pierten Spuren gibt, hat sich nach abermaliger Kollation G. Wilhelms endgültig bestä- 6' [KI G ] E S T I N U sum-ma K A $
tigt. Es sei hier darauf hingewiesen, daß die THeth. 23, 5 Anm. 19, gegebene Auf-
listung der Fragmente des Typs ana piserti kispi insofern zu korrigieren ist, daß alle §5' 7' r ü ^.GIR.LAGAB rT\vC ka-bu-ul-ta
B-Fragmente nur indirekt joinen. Die gesamte Textgruppe, zu der inzwischen weitere
8' "NUMUN" 1 "SULLIM KI GESTIN U sum-ma KAS
Fragmente zu stellen sind, wird im Rahmen des von T. Abusch und Verf. vorbereiteten
Corpus der Beschwörungen und Rituale gegen Hexerei bearbeitet werden. In § 6' 9' K U N GIR.TAH K U N a-du-um-mi
THeth. 23, 62ff. zu BBR 49 fehlt ein Hinweis auf den wichtigen Join K 6336 + K 5641
= BBR 49 (s. F. A. M. Wiggermann, Mesopotamian Protective Spirits. C M 1 [Gro-
ningen 1992] 141), der das Fragment den Ersatzkönigsriten zuweist. Beachte weiterhin,
daß KUB 37, 72 Vs. (THeth. 23, 136f.) Duplikat zu G . Beckman/B. Foster, Assyrian 1 Zur Überlieferungsgeschichte der in Ha.tuSa gefundenen akkadischen liierarischen
Scholarly Texts in the Yale Babylonian Collection, in: Gs. A. Sachs (Philadelphia lexle s. den Exkurs am Ende dieses Beitrags.
1988) 20 Nr. 19 Vs., ist. " Zu MAN am Ende von Tcxtabschnillen s. II. Hunger, HAK, 51
• VS 11, 14 (VAT 153); ein Photo der Tafel (Vs.) gibt L . Hellbing, Alasia Problems. Stu- ' W " ! ? ?.^ " " i U " n h "
m l l'hoUNirchiv k< tionien; ich
V H l > h < ) , < > S U S l l c m M l , i n M r
dies in Mediterranean Archaeology 57 (Göteborg 1979) 100. danke C, Wilhelm. Akademie der Wissenschaften und der l.ileralur. Miiinz. für die
Ireundliehe Erlimbnis, die Pholiw zu benutzen.
62 I )anicl Schwcmci Hin akkndisc liri I irlu-s/aiilK-i .ms llnlliisii (, (
10' K U N N I M . L Ä L S A G . D U kül-bi-bi S A 5
18 ' i M ' K 11M i ' A - K i ~'-ti-ia H\'-(a-a- kr
R r
1996) 186; mit N i . 615 Rs. 13 ( A . Goetze, JCS6 [1952] 143f., cf.
§5' 7' dadänu-Dom, .... kabultu,
A I Iw. 1273 a s. v. C 4]). Unser Beleg konnte i n C A D s I I I noch nicht be-
8' Bockshornklee-Samen: m i t Wein oder Bier.
i (ti'kNii'liligt werden.
§ 6' 9' M i t dem Schwanz eines Skorpions, dem Hinterleib einer 7 : Die /weite Zeilenhälfte bleibt ohne sichere Deutung, T I R läßt sich
Wespe, kinim als fehlerhafte Logogramm-Schreibung für kamunu „ K ü m m e l "
10' dem Hinterleib einer Biene, dem K o p f einer roten Ameise, erklären, wofür man G A M U N ( D I N . T I R ) erwartete (nur a A k k " T I R ) ; cf.
i i
11' (und) ... eines Zuchtwidders berühret] du [ihn]. hier \ < H . V I : ' " ( J A M U N . G E ^ . A u c h eine Lesung N I N N I hat wenig für
5 !
12' I n eine weiße Schnur knot[est] du sieben K n o t e n ; Nlrli. I'benso ungewöhnlich w ä r e eine zusätzliche Qualifikation der vor-
13' du u m g ü r t e s t [(damit)] seine Hüfte. HiiNKchrndon Pllan/.enbezeichnung als „ d e s Waldes", zumal man dann
11M erwartete. Sollte man besser SE.Xlesen? Die Schreibung ka-bu-ul-ta
§ T 14' M i t M y r t e n ö l salbst du wiederholt seine Hüfte.
konnte mim mit dem Pflanzennamen kabullu (kamullu) verbinden, wahr-
§ 8' 15' Beschwörungsformel. Hiermit begatte ich dich, Nanaja, Hcliciiiliclicr ist aber die Annahme einer Nebenform zu kabaltu, einem
16' hiermit begatte ich dich, Nanaja! Wie bei einem Widder Nebenprodukt der Malzherstellung (dazu M . Stol, A r t . Malz, R I A 7
17' ist der Freudenschrei, wie bei einer Schwangeren das Ge- |IVH7 90| 328 h).
brüll. U 1 0 ' : aditniniu ist eine bisher nicht belegte Nebenform zu adam-
18' itilimu „Wespe"; freilich kann ein Fehler nicht ausgeschlossen werden.
19/ dein Bett! / . I i kulhlhii für kulbabu „ A m e i s e " s. schon G . Wilhelm, N A B U 1991/8.
20' I c h liebe (dich,) K i l i l i , ich beschlafe (dich,) K i l i l i ! I'lli ilhhatit könnte man statt „ H i n t e r l e i b " auch eine Ü b e r s e t z u n g
21'-23' ... A b r a k a d a b r a ... „Nlnehel" in lirwiigung ziehen, doch erwartete man i n diesem Fall eher
tlqlu.
§ 9' 24' Je ein Sekel saminu-Pflanze, ... , Gilbwurz, I I : D i r Lesung von L U vor pu-ha-li wurde am Photo und durch
25' Lupine, ... zer[stößt] du i n eins; Nh«rinnll||P Koll. der Tafel durch G . Wilhelm bestätigt. A m Zeilenanfang
26' und [du legst es in Wasser; unter den Sterjnen läßt du es ilenkl I I I I I I I zunächst an eine Verbalform der 2. Sg. Die Analyse von ta-zi 8
ü b e r Nacht stehen. hpipllpl jedoch Schwierigkeiten. Eine Lesung ta-si k ö n n t e man zu nasü
Vs. 27'-Rs. 56': Zu fragmentarisch ßr eine durchgängige Übersetzung. „(»In I I U U N ) einreißen, (Torpfosten) a u s r e i ß e n " oder esü „aufschlitzen,
" MMII lipiuhlc den vorgezogenen unteren Waagerechten des TA, der sonst eingezogen
IIMrliileiten wird; an der Identifikation des Zeichens kann aber wohl kein Zweifel be-
»IPIH'II
66 Daniel Schwemer Hin akkadischer Liebeszauber aus Hattusa 67
einschneiden" stellen; beide Verben fügen sich jedoch nicht gut in den liv. ta-nu-qa- am~"-ma m ö c h t e ich als Abschreibfehler für tanüqätum-ma
r
Kontext . Eine Deutung als '"tanassah „ d u reißt aus" ergäbe einen anspre-
9 (\'\ I.) deuten; Verbalformen der 2. Sg. m . (tanüqam-ma oder tanuq-
chenden Sinn, aber ein phonetisches Komplement am Wortanfang mutet qain-ma) passen nicht gut in den Kontext.
in einem Text vorliegender Gattung doch allzu u n g e w ö h n l i c h an . Eher 10 18 I«) : Die beiden Zeilen bilden wiederum ein Paar. Eine sichere
wird man also hinter T A Z I die Bezeichnung eines Körperteils des Zucht- I >eu(uiig vermag ich nicht zu geben. Unzweifelhaft ist allein majjälki
widders oder einer von i h m gewonnenen Substanz vermuten. Potenzri- „dein Hell". Aufgrund des Parallelismus m ö c h t e man in m"-ta-a-ki
tuale verwenden öfter das Haar von seinen Lenden (särat rapastipuhäli) .
u ebenfalls ein Substantiv sehen. Bi ist epigraphisch unsicher, sind auf
Hier m ö c h t e man an eine fettige oder flüssige Substanz denken, wird der dein Photo doch zwei schräge Keile zu erkennen, die den beiden waage-
Patient doch offenbar m i t dem Gemisch der Ingredienzien eingerieben i echten vorausgehen (s. Photo); w o m ö g l i c h hat der Schreiber aber ein-
(lapätu, oben angesichts der Unsicherheiten vorsichtiger wörtlich mit fach falsch angesetzt. Als Deutungsmöglichkeiten bieten sich etwa bitäki
„ b e r ü h r e n " ü b e r s e t z t ) . Aber auch eine plausible lexikalische Deutung
12 „deine zwei H ä u s e r " (Nom.), petäki „dein Öffnen" (Akk.), petäki
als Nomen entgeht mir. („ sind für dich geöffnet"), petäki „einen Offenen" oder pltäki „deine
15'-16': Wenn ich recht sehe, bieten diese Zeilen den ersten Kontext- zwei Öffnungen" an. Ausgeschlossen werden k ö n n e n in dieser Epoche
beleg für garähu „begatten, kopulieren", das bislang nur aus L T B A I I 1 die formal möglichen Interpretationen als 2. Sg. f. des Stativs und als
Rs. x i 13 bekannt war (ga-ra-hu= M I N , = na-[a-ku]). A H w . 282a und Dual des Adjektivs - . Eine Emendation (etwa zu qätäki oder saptäki)
1 1
C D A 90 b stellen garähu zu garäsu „ d a r a u f zugehen", euphemistisch bliebe angesichts dessen, d a ß die vorausgehenden Worte gleichfalls keine
auch i m sexuellen Sinn verwendet. aAkk zeigt garäsu i m P r ä t . u -Voka- Hieltetr Analyse erlauben, willkürlich. F ü r PA-Kl-ti-ia scheint eine Deu-
lismus (cf. zuletzt J. G. Westenholz, Legends o f the Kings o f Akkade. tung Imkkmja „meiner Klagefrau" am plausibelsten, auch wenn die U n -
M C 7 [Winona Lake 1997] 227 m i t A n m . 7); zur Bedeutung „begatten, elndeiiligkeit der keilschriftlichen Schreibung andere Interpretationen
kopulieren" s. bes. R. D . Biggs, TCS 2, 9, sowie E. Reiner, R A 69 (1975) zuließe (etwa paqittija „ m e i n e r Betreuerin", unwahrscheinlich päqidlja
95 f. Eine K l ä r u n g des Verhältnisses zwischen garähu und garäsu er- „meinet* Hei reuers", ebenso unwahrscheinlich ein Lautwert säk [cf.
laubt die Beleglage derzeit nicht; w o m ö g l i c h liegt ein L a u t ü b e r g a n g vor W } \ n vorliegender Position) . I n jedem Fall erwartet man für das
14
Widder w i r d in den iaz/g a-Bes ch wörunge n öfter m i t Bezug auf die position (ina) kinn ist nach den W ö r t e r b ü c h e r n erst n/spB, n A , j B nach-
m ä n n l i ch e Potenz erw äh n t (dort allerdings stets puhälu, siehe Biggs, wplxltiu (vorher knnu, kima) . Die Dissimilation und Nasalierung
]S
TCS 2, 82, cf. hier Vs. I T ) . Statt arltu „ S c h w a n g e r e " erwartete man i m Hllniiiilimei Konsonanten begegnet i m allgemeinen selten, tritt allerdings
vorliegenden Kontext eher älittu „ G e b ä r e n d e " ; es kann aber kein Zweifel In „iiiitilakkadischen" Texten bereits i m 2. Jt. gelegentlich auf (siehe mit
daran bestehen, d a ß hier die Schmerzensschreie der G e b ä r e n d e n mit
lautem Liebesgestöhn verglichen werden, aläla ist indeklinabler Nomina-
" I»nln»i wohl muh kein verkürzter Ausdruck für *birkaki petälu „dein offener Schölt"
ii II
9 Aufgrund des Zusammenhangs können auch ezü I „Stuhlgang haben", ezü II „eilig " l'Ul IIHN S|tit'li'ii mit dem Gegensatz von sexueller Lust und trauerndem Trennungs-
sein", nezü „ausscheiden" und nesü „fern sein" ausgeschlossen werden. »cllini'i/ ein (irundmotiv der Dumuzi-Inana-Literatur - cf. etwa VAT17107
10 Vorangestellte Komplemente begegnen bereits mA gelegentlich innerhalb von Perso- ( W I M muhen, MIO 12 11966-67) 52-56).
nennamen (s. etwa C . Saporetti, Onomastica Medio-Assira II. StP 6/II [Roma 1970] " ('AI) K MI II buchl einen mA Beleg für kiimu; nach der Kopie ist allerdings auch dort
107 s. v. balätu, 114 s. v. damäqu). «»«will kl um zu lesen (II. (i. (iülerbock, The Cuneiform Tablels, in: C. II. Kraeling
11 Belege bietet C A D R 152 b. (II».). Si.iindingN nl lell l'akhariyiih. OIP 79 |('hieago I95«| pl. 82, Umschrift K9a).
12 Oder sollte man etwa zu '°zi (i).UDU pu-ha-li emendieren? /•in I PNIIIIK cf. etwa Allw. 1536a s.v. ziihulliim.
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den einschlägigen Belegen W. R. Mayer, Or. 56 [1987] 252f., bes. 253 isl jedenfalls ausgeschlossen. Eine Lesung [k\ä-ra-na „Wein" ergibt
A n m . 17, danach G A G § 32 a-c). F ü r geschriebenes -m- auch bei
3 wenig Sinn, und auch der Zeichengebrauch i m übrigen Text spricht ge-
der Dissimilation von Velaren cf. verschiedene Formen von nagägu gen die Annahme eines Lautwerts kä. Eine Lesung "u -ra-na k ä m e ]
(AHw. 709 b, C A D N I 105b f.). Alternative Analysen wie em-qu „weise" nu-lil ohne Emendation aus. Cf. insgesamt Rs. 55': [ T E S . B ] I ta-sä-[ak]
(bzw. Formen von emequ I „weise sein", *emequ I I „pflegen" [??] ), im- 16
' I \ I H I I K Ü S ' " i+ndn M[U]L S U B „ . . . zerkleinerst du. In Öl legst du es
7
gum „ . . . " (cf. A H w . 376 a: imgütum Epitheton der Nanaja i n VS 10, 215 vor den Sternen hin". A u c h dort gehen Ingredienzien voraus: im-
Vs. 25, W. v o n Soden, A f O 36-37 [1989-90] 118; nicht ü b e r z e u - liur Inn. hnhur-asrä, sämtu kasänitu (fehlerhaft m i t statt < determi- ü na
gend M.-J. Seux, Hymnes et prieres aux dieux de Babylonie et d'Assyrie. mei I) zihü, DU-Ü-.v, ...
L A P O 8 [Paris 1976] 44 A n m . 21), im-gu^ „ . . . jubelte" (für iggu [nagü]) 2d : Der Hrgänzungsvorschlag folgt dem Sinn und dem verfügbaren
oder im-kum „ . . . häufte auf" (für ikkum [nakämu]) fügen sich nicht i n Kiium. Stall ina mexväre auch inasamnimöglich. Statt an tanaddikönnte
den Kontext. E i n Substantiv imqu(m) - etwa pirs zu emequ I / * I I - , zu man auch an tarassan oder tuballal denken.
dem hier der St. cstr. PL vorläge, ist bisher nicht bezeugt. Gegen die A n - IT: A m Ende ta-ra- käsl r 28'-30': Trotz umfänglicherer Zeichen-
nahme einer verderbten Überlieferung spricht die gleichförmige Wieder- lesle unklar. 3 1 - 4 9 ' : N u r unergiebige Reste erhalten. 5 0 - 5 1 ' : A m
holung; trotzdem m ö c h t e man ein Mißverständnis des Schreibers nicht / d i e n e n d e | . . . t\a-pa-ah vielleicht fehlerhaft für ta-pa-ah-hi? Dann
ausschließen. »lavoi 'hui SA S A I . L A x G A R - a n KÄ-sü~'-[nu] o.a.? A m Ende tasakkan.
20': Z u erwartendes arämki bzw. anäkki ist w o h l wegen des u n s c h ö - 52' W : S. zu V s . 25'. 56': Unklar.
nen Aufeinandertreffens von /ki/'m Aus- u n d folgendem Anlaut verkürzt
worden.
S. Kiluiil und Beschwörung an Nanaja i n Vs. 9 - 2 3 '
2 L - 2 3 ' : Die Wortformationen wirken sumerisch, verschließen sich
aber einem weiteren Verständnis. Bei us denkt man i m vorliegenden I )le Heschwörung in Vs. 1 5 - 2 3 ' wendet sich an Nanaja als Göttin der
Kontext am ehesten an n i t a h oder g i s (te dann zu te = tehü zu »inllNehen I .iebe". Allerdings enthält der Text nicht den gewohnten h y m -
stellen?). W ä h r e n d d a . g a . a n . n i und d a . z i . d a . a n . n i vielleicht als nUeliMi Lobpreis auf die G ö t t i n . Vielmehr richtet der Sprecher das
18
Nomina m i t Possessivpronomen zu verstehen sind ( d a g bzw. d a - Wnil von gleich zu gleich unmittelbar an die Göttin. D i e Sprechsituation
z i d ? ) , scheinen g ä . a n . g a u n d m a h . h infinite Verbalformen zu reprä- l«l dnl»ei die des Geschlechtsaktes zwischen Sprecher und Göttin. Die
sentieren ( g ä - g ä bzw. m a h + a?). AiimlniekNwei.se ist, soweit wir sie verstehen, völlig u n v e r b l ü m t ; wo poe-
24': Das Zeichen G I N besitzt die Gestalt eines „ z u " (cf. die west- lim'lte Hilder verwendet werden, vermittelt die Wortwahl den Eindruck
lichen m B Schreibtraditionen i n Alalah, Emar, Ekalte etc. sowie den he- •Ill0l uewiNNeii l Inbeholfenheit . 19
thitischen Duktus [ H Z L 209], dazu grundlegend J. Friedrich, W Z K M 49 VetReichen m ö c h t e man vorliegende B e s c h w ö r u n g am ehesten mit
[1942] 172-179); Spuren des mittleren Waagerechten sind auf dem Photo •lll»ili numerischen ha/hale-Lied an Nanaja (bzw. Inana), das aus einem
noch zu erkennen. D i e Lesung des zweiten Pflanzennamens gelingt •lullNi'lieu Dialog zwischen Nanaja und ihrem göttlichen Liebhaber be-
mir nicht; das i n der Kopie angedeutete AR k ö n n t e nach dem Photo even- Dei lext wurde von B. Alster in den Kontext sexueller Praktiken
tuell auch E L , kaum aber A H sein. F ü r eine E r g ä n z u n g [ a-ta]-ar-tu ist
ü
suggerieren vor -ra-na ein Zeichen v o m T y p GA. G i , z i oder ähnliches M N l'tti HlnwtMN auf unseren Text fehlt in diesen und älteren Beiträgen zur Göttin.
II Zu den Niiimjii-Ilyniiicii s. die Zusammenstellung bei Stol, RIA 9 (1998) 150 b.
|)#l i i M H Jmdciinil wird sonst nur Menschen zugeordnet; statt anlu „Schwangere"
» I W M I I O I C niiin im vorliegenden Kontext viel eher alittit „Gebärende".
16 M. Stol, AbB 9, 49 Anm. a) möchte ummuqu (< *emequ II) zur Wurzel 'mq „tief sein" III A W NIÖIKMK. ICS29 (1977) 16 27; cf. Y. Sefati, l.ove Songs in Sumerian l.ileralure
stellen ( > „erniedrigen"), während emiqum, emiqtum von emequ I abgeleitet seien. (Unnml (Inn I99H) 1H1.
70 Daniel Schwemer Ein akkadischer Liebeszauber aus Hattusa 71
an Inana-Heiligtümern gestellt, mehr noch: Der Text überliefere „the Sprecher und Angesprochene bleiben dabei jedoch stets die betroffenen
words spoken by a man to a prostitute and her answer", die den gött- Menschen, also der (zurückgewiesene) Liebhaber und die mit dem Lie-
lichen Personen i n den M u n d gelegt w ü r d e n . Ein akkadisches Zwie-
21 heszauber zu belegende Frau (und umgekehrt) . Allein eine sumerische,
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g e sp r ä ch zwischen Nanaja und ihrem göttlichen Liebhaber M u a t i bieten teils zweisprachige Beschwör ung überträgt die menschlichen Verhält-
die von W. G. Lambert edierten Divine Love Lyrics (VAT17347) aus spät- nisse unmittelbar auf Inana und Dumuzi; dort allerdings fehlt das Ele-
altbabylonischer Z e i t , deren Hintergrund w o h l die Riten der Heiligen
22 ment der direkten Rede . Gleichwohl spricht der Beschwörungstext
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Liebesgesprächs innerhalb eines magisch-medizinischen Textes ist, wenn jjenide von drei mit Stachel bewehrten Tieren der Schwanz bzw. Hinter-
ich recht sehe, anderweitig nicht belegt. A u c h fällt die Zuordnung des leih vei wendet wird, dürfte sich nicht dem Zufall verdanken, zumal an
Textes zu einer bestimmten Gattung schwer, zumal eine Rubrik am Ende »\i Stelle der Skorpion, auf akkadisch der zuqaqipu, also der „Aufrich-
der B e s c h w ö r u n g fehlt. Wenn die P o t e n z b e s c h w ö r u n g e n des saziga-Typs tet •", Niehl. Spielen die ersten drei Drogen also zweifellos auf Phallus und
einen der am Ritual Beteiligten ansprechen, so ist dies der Mann, der IViiPluiliiin an, bleibt der „Kopf einer roten Ameise" d e m g e g e n ü b e r
ja unter den P o ten zs tö ru n g en leidet . Die Anrede der Frau von Seiten
26 h l u l l Aber bei der Ameise sitzen die aggressiven Werkzeuge eben am
des Mannes begegnet nur i n der Gruppe v o n Beschwörungsritualen, die Knpl und nicht am Hinterleib . Wahrscheinlich werden diese Bestand-
31
R. D . Biggs unter dem Stichwort „ L i e b e s z a u b e r " zusammengestellt hat . 27 lellp Hill einem vom Widder gewonnenen Produkt gemischt - leider
bleibt (IHN W O I I vor „ W i d d e r " dunkel - und dann auf die Haut des Pa-
l!»Hl«>n milgeliiigen. Dabei wird nicht spezifiziert, ob nur ein bestimmter
21Alster, Marriage and Love in Sumerian Love Songs, in: M. E . Cohen e. a. (Hg.), The
Tablet and the Scroll. Near Eastern Studies in Honor of William W. Hallo (Bethesda | | W I I V Utl| 10/11 ) 1 Inkl.II bleiben VS 17, 21 und YOS11, 82, die G. Cunningham,
1993) 15-27, hier 15. tl Mlvoi Mi' Itoin I vif. SU' s. in. 17 (Roma 1997) 144. 148 als „possibly love-related"
Lambert, MIO 12 (1966) 41 ff.; eine deutsche Übersetzung gibt K. Hecker, TUAT 2/5
2 2 MMMII1/!I'I|
(Gütersloh 1989) 741-743. V\» V K (I und A. Westenholz, Or. 46 [1977] 198-219; B. Foster, Before the
Zu Nanaja als Gemahlin des Muati und - später - des Nabu s. F. Pomponio, Nabu.
2 3 M H I M I llli-llu-Nilii l')93| 561'.); YOS 11, 87 Rs. 18ff. (Foster, op. cit. 139f.); VS 17, 23
StSem. 51 (Roma 1978) 40-44; E . Matsushima, Orient 16 (1980) 143f. (cf. auch idem, () Nu I |MIII<IIIIIIIN in Z.3I'.); Wilcke, ZA 75 (1985) 198ff. (z.T. dialogisch, z. T. Mono-
ASJ 9 [1987] 131 ff.), Stol, RIA 9 (1998) 148. itltf» n n w u l i l di<i I lim wie auch des Mannes); KAR 69 Vs. 20ff., Rs. 10ff. (s. Biggs,
t M. Held, JCS 15 (1961) 6ff. i 15. 24. iv 6 (cf. Hecker, TUAT 2/5, 743ff.), YOS 11, 24
2 WH), M IH)
Vs. 27 (cf. ibid., 747 ff.). " T l <l, 10, i l dir Hinici klingen B. Alsters, ibid. S. 11; der Text ähnelt insgesamt BL 4
M Cf. aB C. Wilcke, Z A 75 (1985) 200ff.: 45. 84. 94. 98, weiterhin Biggs, TCS2 Nr. 12: / / ( i A l'iilki'imlmi, ZA 56 |1965| 113-129).
22. 25: 12. { ' f »tww In ili'ii leiten aus Hattusa qaqqad erebi pese „der Kopf einer hellen Hcu-
111
26Cf. Biggs, TCS2, 2 a: „An important point is that only men are said to have SÄ.ZI.GA. •i'llltM'ki'" ( K l III 17, .15 Rs. iv 6 / / KUB 37, 43 Rs. iv 4); weitere Belege in den Lexika
The incantations are ostensibly recited by a woman, often addressing a man in the se- «MWH » v film „Heuschrecke", kulhahu „Ameise", zubbu „Fliege", zuqaqipu „Skor-
cond person." pion", Uli snsu „Motte" und clliilu „Spinne" s. K 2888+ Rs. 1 (CT 40, 13) / / K
27Art. Liebeszauber, RIA 7 (1987-90) 17 a-18 a. Dort S. 17 a zu streichen ist die aA Be- «Hill « T •10. 14) I K 967(1 (R. Caplice, Or. 40 |1971| I b . II) Vs. 23' / / unpubl. K
schwörung kt a/k 611, die nunmehr von K. R. Veenhof, W Z K M 86 (1996) 425-433, 1»MM, /ulfl/l liciiiheilct bei S. M. I'rccdnian, If'a City is Set on a lleight. OI'BI 17
ediert wurde; statt VS 17, 24 lies VS 17, 23. Zwischenzeitlich sind einige neue Texte hin- IIMIIIIKU-IIIIIIII IWH) 1S2I.
zugekommen: C T 58, 10; Wilcke, ZA 75 (1985) 188ff. (J. A. Scurlock, AfO 36/37 " Dutt niiiii um an eine Anspielung auf die Eichel des erigierten l'enis denken?
72 Daniel Schwemer Ein akkadischer Liebeszauber aus Hattusa 73
Teil des K ö rp ers m i t den Substanzen b e r ü h r t bzw. eingerieben wird. cm: Nanaja gehört seit alters zum Kreis der Istar (von U r u k ) und wird
A u c h die Verwendung des Zuchtwidders i n diesem Zusammenhang ist dann auch mit I§tar gleichgesetzt . A u f der anderen Seite w i r d auch Kilili
35
nicht zufällig, begegnet der puhälu doch vielfach i n den P o t e n z b e s c h w ö - eng mit IStar verbunden , i n einem Beschwörungsritual w i r d Istar als
36
rungen als Inbegriff der Manneskraft (s.o. zu Vs. 16'-17'). Schließlich Kilili angerufen . D a ß gerade innerhalb des sexuellen Kontextes Nanaja
37
werden i n ein weißes Band sieben Knoten geknüpft, das Band dann u m mil dem lieinamen K i l i l i belegt wird, kann gleichfalls nicht ü b e r r a s c h e n :
die Hüfte des Patienten gebunden, u m diese wiederholten Salbungen zu Abiisu.su Kilili ist eine mitunter gefährliche D ä m o n i n , die durch das
unterziehen. Knoten knüpft man i n S c h n ü r e zur Herstellung von A m u - I enslei in das Haus, n ä h e r h i n wohl i n das Schlafgemach, eindringt . 38
lettstein-Ketten; diese werden u m die Hüfte i n der Regel Frauen zur Ver-
h ü t u n g einer Fehlgeburt angelegt . Das einfache K n ü p f e n von Knoten
32
zudeuten, d a ß die B e s c h w ö r u n g eher mit dem Vorgang des Salbens als vt>n I99H| ISN f.); nach KAV 73 Vs. 18' entspricht ihr auch dort *ki-l[i-Ii]. Zu Kilili
ml W (i I ainbert, Art. Kilili, RIA 5 (1976-80) 591a; R. Frankena, Täkultu (Lei-
mit dem des Knotens verbunden ist. I n jedem Fall werden auch hier die
den 1 ' i M ) «J/.
Heilmittel, also die weiße Knotenschnur u n d das reinigende Öl, unmit-
" ( f W I'IIIIIIM, llrschwörungsrituale an Istar und Dumuzi (Wiesbaden 1977) 57: 21 f.,
telbar am betroffenen Körperteil angewendet, u m dem „ l e n d e n l a h m e n " Illlil ili'ii KiuniiH'iilai z u r Stelle ibid. 79.
Patienten zu helfen. Hu « i i i i i i ' i i N i IHM Niiine''ab-ba-Sü-sü bedeutet „Die durch das Fenster hinab (in das
l l m m ) «jlrtM" ( / u Sii-sü = neqelpü). Mehrfach wird auf das Eindringen der Kilili
W ä h r e n d also der Wortlaut der B e s c h w ö r u n g an einen auf die Frau
i l i l l t ' l i IIH« 1'i'iiNliT Hc/ug genommen. Die akkadischen Belege sind in C A D S III 357a
gerichteten Liebeszauber denken läßt, zeigt das zugehörige Ritual un-
• v IIIIIII, ('AHM II 271 a s. v. musirtu zusammengestellt; cf. auch das Epitheton (sar-
zweifelhaft, d a ß das therapeutische Anliegen allein dem m ä n n l i c h e n Pa- IMH) tu (//>(»« in AHR 1 I, 57: 32 und SurpulU 78 (dasselbe Motiv mit Istar in G. Meier,
tienten gilt. Diese Spannung bleibt bestehen, auch wenn man den Ge- Afll M | IV'I I -l-I | I46f.: 112, problematisch die Deutung von E ap-ti im Etana-Mythos,
samttext als ein Beschwörungsritual zur Potenzsteigerung klassifizieren • M l l i i u l , D U N ftiiiia-Epos. G A A L 1 [Göttingen 2000] 226f. mit Anm. 614). Die
t l l l i m i l i i i IIIMI Helene bietet PSD A / I I 143 a. Das Motiv wird gerne als orientalisches
m ö c h t e , das den typischen saziga-Texten freilich fern steht.
Vuilillil Uli die Aphrodite Parakyptusa und das ikonographische Motiv der ,Frau im
hMlilei' In Aimpnich genommen (zuerst H. Zimmern, O L Z 31 [1928] 1-3; cf. zuletzt -
«HlMilliill« mil K i ' w i N N c i n Vorbehalt - E. Frahm, AfO 46-47 [1999-2000] 178 mit Bezug
4. Nanaja und K i l i l i «Iii Iii IniotiHcii, l'ietutes and Pictorial Language, in: M. Mindlin e. a. [Hg.], Figura-
llv» I Nii|iiiu|ji< III the Ancient Near East [London 1987] 1-11; von archäologischer
I n Vs. 20' w i r d die zuvor als Nanaja angesprochene Göttin als K i l i l i
Nullt« «'I limlicmindcie R. D. Barnett, A Catalogue of the Nimrud Ivories [London
bezeichnet. Diese Gleichsetzung v o n Nanaja und K i l i l i begegnet bislang •NMI H M I , he« I S O ; und jüngst H.-G. Buchholz, Kyprische Bildkunst zwischen
allein i m vorliegenden Text , fügt sich aber gut i n das schon Bekannte
34 | HMI I l l l i l Vit) v ( I I I . , in: Ch. Uehlinger (Hg.), Images and Media. OBO 175 [Fribourg/
W M U H H M I J»MKI| .'60 262; zur Aphrodite-Gestalt W. Fauth, Aphrodite Parakyptusa
|WI»«liml«>ii I W i / l dort bes. 417f. zu den sumerischen und akkadischen Belegen). Mir
3 2 Siehe M. Stol, Birth in Babylonia and the Bible. C M 14 (Groningen 2000) 49f. mit den •fliullll «Ii«* limliliousgcschichtliche Verbindung aus zwei Gründen problematisch:
einschlägigen Belegen. I litt« IkiinoijiiipliiNclie Motiv der ,Frau im Fenster' gehört nicht zum babylonisch-as-
3 3 K A R 56 Vs. H ' - R s . 11, hier Rs. 4ff.; zuletzt bearbeitet von J. A. Scurlock, Magical »yil«i>li«in llllilinveiilar, sondern wurde aus dem Westen importiert (cf. dazu Barnett,
Means of Dealing with Ghosts (Diss. Chicago 1988) 279-281. Im«, e i l . ; ( I llcriiniinn, The Nimrud Ivories, 2: A Survey of the Traditions, in:
3 4 Der spB Personenname Nanaja-kilili-usri (J. J. Stamm, Die akkadische Namengebung. M Itiumln «v H. | l lg.|, Von Uruk nach Tuttul. Ks. E. Strommenger. MVS 12 [München/
MVAG 44 [Leipzig 1939] 310) gehört nicht hierher, sondern ist mit Namen wie Bani- Wl»n Iv3<j;| / ( I ) . ?.. IM allen Texten werden Kilili und vergleichbare Gestalten als Da-
tu-agä-usri zu vergleichen. Ob der Göttername Kilili etymologisch mit kililu „Kranz, MliilliMi li/w. (löllimien beschrieben, die durch das fenster in das Haus eindringen
Diadem" verbunden werden darf, bleibt unsicher. utlei lilnplnmlmiicn, nirgends ist die Rede von einem freundlich lächelnden Blick aus
74 Daniel Schwemer Ein akkadischer Liebeszauber aus Haltusa 75
Ä h n l i c h wie die D ä m o n i n A r d a t - L i l i v e r k ö r p e r t sie einen unheilbringen- diese Annahme voraus, d a ß sich der Bedeutungsansatz „ E u l e " für sume-
den Aspekt der Istar-Gestalt . Sonst bleibt der Charakter der K i l i l i b l a ß .
39 t iseh (''n i n - ) n i n n a, das wiederum mit akkadisch essebu und kilili (sonst
D a ß sie wie Nanaja und Istar m i t der S p h ä r e des Sexuellen assoziiert Hin Ii i\\ur kilili) geglichen w i r d , b e w ä h r t . 4 4
(wohl Hattusili I I I . an Tukulti-Ninurta I.) oder KBo. 1, 10+ (derselbe an II.HHI vor uns . Ein typisches Beispiel für Handschriften in einer
54
Kadasman-Enlil II.). Prüft man die Schreibweise Zeichen für Zeichen, iinidsyrischen Traditionen verpflichteten Schrift bietet die akkadische
entdeckt man gelegentlich einige wenige Zeichenformen, die v o m Ge- V i M M i i i n des Talmi-sarrumma-Vertrages, die auch von einem Fragment
samtbild der Handschrift abweichen und die man prima fade eher dem Im hellnlischen Duktus bezeugt w i r d ( K U B 48, 72). Beim Tuppi-Teääup-
„hethitischen" Duktus zuordnen w ü r d e . E i n gutes Beispiel dafür ist der Veiliug zeig! ein Vergleich des Textvertreters der akkadischen Version
zitierte Brief KBo. 1, 14 (Vs. 15: S A , 21: L A , Ph. koll.), der auch sprachlich ( K U H l, I I ) mit den Handschriften der hethitischen Fassung erhebliche
einige Assyriasmen zeigt . Ein solcher Befund, der natürlich auf eine
49 I I t t i i M N i linde im Schriftbild; man m ö c h t e aber nicht ausschließen, d a ß
breitere Basis gestellt werden m ü ß t e , deutet jedenfalls auf einen Kontakt K U H \. I I eine sehr späte Kopie von der Hand eines hethitischen
zwischen fremden Experten u n d einheimischen Schreibern h i n . I n die- 50 N e h i e l l i c i s dmslelll. I m Fall des Sattiwaza-Vertrages zeigen fast alle Ta-
ses Bild fügt sich die Tatsache, d a ß auch akkadische Briefe i m Duktus feln den hetluiisihcu Duktus; doch eines der Manuskripte der Suppilu-
der ,Hattusa-Schule' überliefert sind - w o h l Archivkopien hethitischer IldltlH VtHNlnn wurde in typisch mittanischer Schrift niedergeschrieben . 55
muwa-Vertrag); oft sind ü b e r h a u p t nur akkadische Versionen überliefert. U l l l d «IHM wiihiseheinlich durch das Kopieren einer fremden Vorlage
Viele der Manuskripte sind im jeweils zeitgenössischen Duktus der ,Hat- d l l i e h »Inen helliilisehen Schreiber entstanden ist. E. Neu ä u ß e r t e in
tusa-Schule' geschrieben ( z . B . Eheja, Pillija, Sunassura, A z i r u , Tette MiniMtt «ul die in 1 Jgarit gefundenen akkadischen diplomatischen Texte
u.a. ). Ein akkadisches Fragment des m h . Sunassura-Vertrages ( K U B 3,4)
52 H l M h l l U e h e i Piovenien/. die plausible Annahme, d a ß hinter diesen k o n -
zeigt jedoch Zeichenformen, die innerhalb des hethitischen Duktus erst M t | U t n l Im .noidsyrisehen' Duktus geschriebenen akkadischen Texten
in der Regierungszeit Tuthalijas IV. zu erwarten w ä r e n (cf. bes. K I ) . Ent- •Int hvlliltlNelie Kanzlei in Syrien stünde, die am ehesten i n Karkamis zu
weder handelt es sich u m eine sehr späte K o p i e , oder - und das ist
53
iwrtwt M>P'
m. E. wahrscheinlicher - w i r haben eine nicht n ä h e r datierbare, w o m ö g - Kill« Hhnliehe Vielfalt bieten auch die Fragmente der akkadischen l i -
lich aber zeitgenössische Niederschrift einer ,nordsyrischen' Schreiber- t t f t r l R e l i e n leite aus dem Bereich des Schreiber- und Schulmilieus. Ne-
N f t i l n i p i u I " - liileln also Tafeln, die augenscheinlich nach Hattusa ver-
" fcl Hl |»iliiili Uli Iii vnschwiegen, daß die Texte von Staatsverträgen durchaus nicht
4 9 Dazu schon A. Goetze, Kizzuwatna and the Problem of Hittite Geography. Y O S R 22 UMf Iii tl»ll H i i l H l l l I r l i ihrer Niederlegung entstandenen ,Kladden', sondern auch in spä-
(New Häven 1940) 32, mit Anm. 128. M H W KII|III>II i l l i f i l i f l c i i sind; nachgewiesen ist dies etwa für die Mss. des Hukkana-
5 0 Zur Präsenz fremder Schreiber in Hattusa s. Beckman, JCS35, 97-114. Gegen die toHM** I» ' > < »i i iib». I >ie I lajasa-Verträge Hattis, in: E. Neu/Ch. Rüster [Hg.], Do-
Annahme, speziell geschulte hethitische Schreiber seien zweier Duktusvarianten mäch- IIMHHHltlllli A»IIH< Miiions Antiquae. Fs. H. Otten [Wiesbaden 1988] 59-75).
tig gewesen, argumentiert Klinger, art. cit. (Anm. 45) 368 u.ö. Er weist v.a. darauf " ÄHir Ii ) , 'u d t ' i i v r i N c h i e d c n e n Versionen des Vertrages s. G . Beckman, Sonic
hin, daß eine solche Schreibkultur schon viel früher, als dies tatsächlich der Fall ist, IM»MIV»lliin« i m i h r Suppiluliuma-Sattiwaza Treaties, in: M. E. Cohen e. a (Hg.), The
zu sichtbaren Einflüssen des assyrischen auf den hethitischen Duktus hätte führen Ulli«) W i l l l l l f N r i n l l Near Lastern Studies in Honor of William W. Hallo (Bethesda
müssen. l i t t ) M V . i l m i c h Kliiiger, art. cit. (Anm. 45) 372ff„ im Rahmen einer Gesamtdis-
sl Etwa KBo. 8, 12, Hattusili III. an Ramses II., beachte in diesem Fragment die unein- k U l l l l l l l IHM O h r i l i r l r i ungsbilds der Staatsverträge.
heitliche Schreibung von SA in Vs. 5' vs. Rs. 8' etc.
? ?
N K t t i t I, 'I V« II " t , Ks. iii 57, Rs. iv 14 u.ö. Man beachte auch die schwankende
52 Zu den Texten s. im allgemeinen G. Beckman, Hittite Diplomatie Texts (Atlanta (Mlll>lliw>>liit> von S A mil zwei bzw. drei Waagerechten.
21999); auf die Abfassungszeit des jeweiligen Vertrags gehen wohl folgende Mss. zu- " H N u n , llullillri und llelhitisch in Ugarit, in: M. Dietrich/O. Loretz (Hg.), Ugarit.
rück: KBo. 28, 108-109+ (Eheja, ah.), KUB 36, 108 (Pillija, mh.), KBo. 1, 5 (Sunas- Hill iiMlitftlllriiiiiH'N Kulturzentrum im Alten Orient. ALASP 7 (Münster 1995) 1251'.,
sura, mh.), alle publizierten Mss. der akkadischen Version des Aziru-Vertrags (cf. IJW / i n l i p t l t l l i H c l i e i i Kanzlei in Karkamis vgl. noch I. Singer, A New Hittite Letter
Beckman, op. cit. 187) sind im jüngeren hethitischen Duktus niedergelegt, dasselbe gilt h l t l l l I d t i M i , in: I Milnno e. a. (Hg.), Landscapes. C R R A I 44, II (Padova 2000) 65 IT.,
für den Tette-Vertrag (KBo. 1, 4+ und 16; KUB 3, 2 und 3). Illlil lil»m, i h r lienlies belween Karkamis and Haiti, in: G. Wilhelm (llg.), Akten des
53 So E . Neu/J. Klinger, Heth. 10 (1990) 154f. Anm. 23. IV l i i l o i i i H l l t i n n U M i Kongresses für Hethitologie. SlBoT 45 (Wiesbaden 2001) 635 IT.
78 Daniel Schwemer Ein akkadischer Liebeszauber aus Hattusa 79
bracht oder dort von fremden Schreibern geschrieben wurden - , stehen entstunden ist*•zeigt neben Zeichenformen, die auch der alte hethitische
Abschriften hethitischer Schreiber unterschiedlicher Qualität, teils m i t I mkliis kennt ' ,
1 1 viele Zeichenvarianten, die erst in der jüngsten Phase der
hethitischer Ü b e r s e t z u n g , teils ohne; soweit sie i m Duktus der ,Hattusa- l i e l l i l l l m lien (iioßreichszeit in Hattusa üblich wurden (cf. bes. K I , S A , L A
Schule' geschrieben sind, lassen sie sich leicht erkennen . Wo die hethi-
58 lundeis nbii i n Ks. ?.5'!|, n, A Z , I B , K U teils m i t erstem Senkrechten teils
1
tischen Schreiber anscheinend dem ,fremden' Duktus jedenfalls stellen- i i l i n e , l ' l i knll ) u n d kennzeichnend für nordsyrische Schreibtraditionen
weise folgten, fällt die Beurteilung der traditionsgeschichtlichen Stellung • J i n i ' " l'nltiiifiiii|ihiseh ähnlich ungewöhnlich und seinerseits singulär ist
des jeweiligen Fragments erheblich schwerer (cf. dazu etwa Verf., «IM* I I M I I I I I I N I h e Oiakcllafelchen K B o . 18, 151, das jüngst von O. Soysal,
T H e t h . 23, 12-14). Sieht man die beschrifteten Tonlebermodelle aus Hat- / A WO ( , ' ( 1 0 ( 1 ) Hs. I . ' . ' , bearbeitet und ausführlich kommentiert w u r d e . 66
tusa durch, so stellt man fest, d a ß allein die vier Lebern mit hethitischen A t l t y l l l l i i d |>iilui>gi;i|>hischcr und sprachlicher Analysen, vor allem aber
Apodosen den typischen Duktus der Hattusa-Schule aufweisen , w ä h - 59 Nlltyllinil des Inhalts datiert Soysal die Niederschrift althethitisch . Die 67
rend alle rein akkadischen Stücke entweder babylonische oder oberme- /»MliMiloinien d e s Talelchens sehen dem ah. (oder mh.) Duktus insge-
sopotamische Schriftformen zeigen. Hinweise auf die bilinguale Ausbil- •Minl |edm h w e n i g gleich, sondern k ö n n t e n auch hier nach Nordsyrien
dung der hethitischen Schreiber geben nicht nur die unter Schreibern Weinen ( N i g n i l i k a n l : S A in Vs. 11, L A i n Vs. 8, Rs. 5). Beachtet man zudem
beliebten akkadischen Personennamen (cf. etwa Adad-beli, Ill-tukulti •IM» iiii||ewikhnliche Syllabar (ba-i-is, ta-a-as), liegt die Vermutung nahe,
rüja korrespondieren sogar akkadisch ( K B o . 8, 17 Vs. 9' ff.); d a ß die bei- N v t t i e l h e i /iniiekgehl. Dagegen k ö n n t e man bei K B o . 1, 11 daran den-
den fremde Experten seien , scheint m i r angesichts von Passagen wie
61 kell, tlitll Nii h 1 IH*I ein hethitischer Schreiberschüler nicht nur i m A k k a -
M§t 72 Rs. 34-36 recht unwahrscheinlich. D a ß ein hethitischer Schrei- l l U e h e n , mindern auch in einem ,akkadischen' Duktus versuchte. Gegen
ber keine Akkadisch-Kenntnisse b e s a ß , mag nicht gerade die Aus-
6 2 tll* Annahme, auch diese Tafel sei das Werk eines ,Fremden', sprechen
nahme gewesen sein, scheint aber keineswegs den Regelfall darzustellen. JWIUMoiideie d i e von Beckman, JCS47 (1995) 27 A n m . 12, aufgeführten
Ob das Training in der fremden Sprache auch mit einer Schulung i n meh- H t l l t H I ' l N i i i e n im Akkadischen. Auffällig bleibt, d a ß beide Texte Ereig-
reren Duktusvarianten einherging, wissen w i r nicht. A l s Zeugnis einer nllkt* In Noidsyi l e n thematisieren; als bislang isolierte Einzelfälle bleiben
solchen ,bigraphen' Ausbildung k ö n n t e man die paläographisch singuläre llt |eiliu Ii v«m begrenzter Aussagekraft für die hethitische Schreibkultur
Tafel K B o . 1, 11 („Belagerung von Ursu") deuten. Die Niederschrift, Initfemiml
wohl die Ü b e r s e t z u n g eines hethitischen Originals, die i m Schulmilieu
|K«»iiekluinaehliag: Z u Abschnitt 5 s. nun auch J. Klinger, Z u r Paläo-
58 Z. B. das Beschwörungsritual KUB 4, 47 mit Üs., der medizinische Text KUB 37, 1
mit Glossen, das lexikalische Fragment KBo. 26, 53 mit typischer ü/LU-Konfusion
K Ujtllle itkkadisehsprachiger Texte aus Hattusa, in: G. Beckman u.a. (Hg.),
H i l l e Nludies in I lonor o f Harry A . Hoffner Junior (Winona Lake 2003)