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Sprachen, meist vor j, z.B. GOT. bidjan – AS. biddian – AE. biddan –
AHD. bitten ‘bitten’; GOT. sibja – AS. sibbia – AHD. sippa ‘Sippe’.
Die langen Konsonanten sind positionsbedingte Varianten der kur-
zen Konsonanten. In der Schrift wurden sie durch Verdoppelung des
Konsonanten bezeichnet.
Im Wortauslaut und vor Konsonanten wurden die langen Konso-
nanten gekürzt, z.B. AHD. fa₣ ‘Fass’ (vgl. Gen. Sg. AHD. fa₣₣es).
Rhotazismus
Im Konsonantensystem aller germanischen Sprachen außer dem Go-
tischen unterlag auch einem Wandel der Laut [z]. In diesen Sprachen voll-
zog sich der Rhotazismus: [z] > [r], z.B. GOT. dius (Gen. Sg. diuzis) – AS.
dior – AHD. tior ‘Tier’; GOT. batiza – AS. betera – AHD. be₣₣iro ‘besser’.
Entwicklung neuer Laute
In allen germanischen Sprachen entwickelten sich die neuen Laute
[b], [d], [η]. Diese Laute verdrängen völlig alte Laute [ė], [đ], [˱] in den
herminonischen Mundarten des Althochdeutschen und zum Teil im
Fränkischen (Istwäonischen). In den westgermanischen Sprachen wird
auch [đ] in allen Stellungen zu [d]. Dagegen bleiben [ė] und [˱] erhalten,
indem das bilabiale [ė] zum labiodentalen [v] wurde (GwE. (to) give –
GwD. geben, GwE. (to) live – GwD. leben).
Übergang des altgermanischen stimmlosen interdentalen Engelau-
tes İ zu d
Dieser Übergang vollzog sich im 8. Jh in den oberdeutschen Mund-
arten über die Zwischenstufe [ð]: [Ę] > [ð] > [d], z.B. GOT. Ďreis – AE. İrie –
AS. thria – AHD. thrī, dhrī, drī ‘drei’; GOT. Ďata – AE. İœt – AS. that –
AHD. tha₣, dha₣, da₣ ‘das’.
Die englische Sprache bewahrte das altgermanische [Ę]: GwE. three
‘drei’, earth ‘Erde’, (to) thank ‘danken’.