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Weltraumrecht
Stephan Hobe: Also das Weltraumrecht regelt, dass man jeden Satelliten, der als
sogenanntes Weltraumobjekt gilt, registrieren lassen muss, und zwar in einem
nationalen Register. Was aber darin stehen muss, ist weitgehend offengelassen.
Darüber haben sich damals die Staaten nicht richtig einigen können. Diese Information
muss zudem dem Generalsekretär der Vereinten Nationen – das ist die Stelle in Wien
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1/20/2020 Weltraumrecht - "Satellitenschwärme sind keine geringe Gefahr"
– weitergeleitet werden, sodass also verfolgt werden kann, was dort sich im Weltraum
befindet, aber diese Informationen sind so allgemeingehalten, dass daraus nicht
wirklich alles nachvollziehbar ist. Darüber hinaus muss ein Privatunternehmen
bestimmte Anforderungen erfüllen, aber das hängt sehr von dem startenden Staat ab,
wie streng er diese Anforderungen setzen will.
Blumenthal: Und wie weit und wie breit ist die Spanne eigentlich zwischen den
Weltraumnationen und den gesetzgebenden Regularien, die von den Ländern
ausgegeben werden? Da ist scheinbar dann alles möglich.
Hobe: Da ist in der Tat alles möglich. Wir haben ja so die Vorstellung, dass das
Völkerrecht, also das zwischenstaatliche Recht, das von Anfang an den Weltraum und
die menschlichen Aktivitäten im Weltraum und auf Himmelskörpern bestimmt hat, dass
dieses Recht Standards vorgibt. Das ist zwar auch im Grundsatz richtig, aber dieses
Recht als Völkerrecht muss immer ein Kompromiss sein zwischen allen Staaten.
Insofern ist dieser Kompromiss in der Regel relativ lasch ausgefallen. Die
Anforderungen sind nicht besonders stark. So sagt etwa Artikel 6 des
Weltraumvertrages nur für jeden privat Startenden, dass der entsprechende Staat ihn
autorisieren muss, ihm eine Genehmigung erteilen muss, setzt aber nicht sozusagen
die Bedingungen fest, unter denen diese Genehmigung erteilt werden kann. Das kann
also in der Tat sehr stark variieren. So wie mittlerweile die Weltraumfahrt jetzt
sozusagen stärker kommerzialisiert wird, ist natürlich zu befürchten, dass
Sicherheitsstandards auf der Strecke bleiben und man sozusagen den schnellen
kommerziellen Erfolg will und entsprechend Genehmigungen privaten Unternehmen
erteilt, auch dann, wenn vielleicht letzte Sicherheitsbedenken nicht ausgeräumt sind.
Blumenthal: Wir haben von Ihnen schon gehört, wie gering die Vorgaben für die
privaten Raumfahrtunternehmen sind. Gibt es Vorgaben, was beispielsweise die
Bahndaten, das Design der Satelliten, die Steuerung bis hin zum Ausfall oder sogar
zur Entsorgung der Satelliten regelt?
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Hobe: Schön wäre es. Das ist in der Tat unsere große Forderung, die Forderung der
Wissenschaft, die Forderung nicht nur der Rechtswissenschaft, sondern auch der
Physiker, dass wir endlich dazu kommen, bei einer zunehmend stärkeren Bevölkerung
des Weltraums etwa durch kommerzielle Satelliten, durch weiteren möglicherweise
später einmal Weltraumtransport von Personen und Fracht durch den Weltraum, dass
wir für diese Fälle zu tatsächlichen Regeln kommen, dass wir zu stärkerer
Registrierung kommen, dass genaue Bahndaten etwa vorgegeben werden und dass
auch genauer gesagt wird, zu welchem Zeitpunkt eine Ladung in den Weltraum geht
und wieder aus dem Weltraum rauskommt, dass die Bahn relativ genau bekannt ist,
um Kollisionen zu vermeiden. Dies wäre alles dringend erforderlich und wird uns in der
Zukunft sicherlich beschäftigen müssen.
Blumenthal: Und wer ist eigentlich das Gremium, vor dem solche Fragen geregelt
werden müssen? SpaceX hat ja beispielsweise von der Federal Communications
Commission in den USA die Genehmigung für den Start bekommen. Also wie sieht
das dann international aus? Wer kann da den Hut aufhaben?
Hobe: International sind es nach wie vor die Vereinten Nationen, die seit Beginn der
Weltraumfahrt in den späten 1950er-Jahren, nach Sputnik 1, die Initiative ergriffen
haben und einen speziellen Ausschuss gegründet haben, einen Ausschuss, der der
Generalversammlung der Vereinten Nationen zuarbeitet, der Weltraumausschuss der
Vereinten Nationen, der entsprechend mit zwei Unterausschüssen einen
wissenschaftlich-technischen und einem Rechtsunterausschuss die Probleme versucht
anzugehen. Nun ist das große Problem, was wir haben, dass wir seit etwa 40 Jahren
aus diesem Ausschuss kein verbindliches Rechtsinstrument mehr hervorgehen sehen
haben, sondern Staaten zunehmend sich unterhalb der Schwelle der Verbindlichkeit
nur auf sogenannte rechtsunverbindliche Resolutionen der Generalsversammlung der
Vereinten Nationen bekennen können und sich darauf einigen wollen, aber davon
absehen, nach den fünf wichtigen internationalen Verträgen, die es gibt, mit dem
Weltraumvertrag von 1967 an der Spitze danach jetzt kein verbindliches Recht mehr
zu schaffen.
Blumenthal: Die Astronomen kritisieren, dass irgendwann mehr Satelliten als Sterne
am Nachthimmel zu sehen seinen könnten. Was können die Wissenschaftler gegen
die Flut dieser Starling und OneWeb-Satelliten eigentlich unternehmen?
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Hobe: Derzeit vergleichsweise wenig. Das klingt bitter, aber es ist wohl auch hier wie
es sich auch auf der Erde verhält. Es muss erst etwas passieren, bevor etwas passiert,
etwas vernünftiges Regulatorisches passiert. Auch diese Satellitenschwärme, von
denen Sie am Anfang sprachen, sind keine geringe Gefahr. Die sind alle
vergleichsweise schnell gebaute, leicht gebaute Satelliten in großer Zahl mit hoher
Kollisionswahrscheinlichkeit. Das wird zwar abgestritten, aber liegt auf der Hand, dass
es so sein muss. Es ist eigentlich absehbar, dass die Verschmutzung der wesentlichen
wichtigen Erdumlaufbahnen das Risiko einer solchen Verschmutzung sich nicht
verringert. Im Gegenteil. Da braucht es meines Erachtens entsprechender
ergänzender Verhaltensmaßregeln zum bestehenden Weltraumrecht, um etwa durch
eine vernünftige Registrierung dieser Schwarmkonstellationen hier das Problem
einigermaßen bewältigen zu können.
Blumenthal: SpaceX und OneWeb schaffen mit den Satelliten Fakten. Glauben Sie,
dass das regulatorische Umfeld das wieder aufholen kann diesen Vorsprung?
Hobe: Es ist zu befürchten, dass wir schon ein bisschen spät dran sind. In der Tat
sehen wir mit großem Entsetzen, dass tatsächlich Fakten geschaffen werden. Wir
sehen das auch in anderen Bereichen, wenn es etwa um die Gewinnung Ressourcen
auf Himmelskörpern geht, da sind die Vereinigten Staaten auch ganz fix dabei, eigene,
auch regulatorische Fakten nationaler Art zu schaffen, aber es ist noch nicht zu spät.
Wenn die Gefahr erkannt ist, müsste bei einigermaßen gutem Willen, den allerdings
vorausgesetzt, es möglich sein, hier jedenfalls zu, wenn nicht hartem Recht, sondern
jedenfalls Verhaltensmaßregeln in Form entsprechender Guidelines zu kommen.
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