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28.11.

2016

Magisches Auge
Zufälle gibts: In meinem kleinen Buch
»Der Saarländer, das All und das Nichts«
aus dem Jahr 2001 habe ich das magi-
sche Auge und den Röhrenempfänger
beschrieben.
»Tour-Erinnerungen aus der Kindheit:
Der alte Philips-Röhrenempfänger mit
fremden Namen auf der beleuchteten
Senderleiste - Hilversum, Beromünster,
Limoges und wie sie alle hießen - und
dem magischen grünen Auge, das ge-
gen fünf am Nachmittag aufleuchtete
und sich je nach Sendereinstellung mehr
oder weniger öffnete oder schloss, und
natürlich war schon dies für uns Kinder
Grund genug, am großen Rad, dem
Senderknopf, zu drehen, auf dass es
pfiff und fiepte im Äther – bis Vater ein-
schritt und mit sicherem Griff die Euro-
pawelle wieder auf Kurs brachte – und
das magische Auge sich in voller Schön-
heit öffnete.«
2016 beschreibt Matthias Brandt den
Röhrenempfänger und das magische
Auge in seinem Buch »Raumpatrouille«:
»Auf einmal knackste es, und die
Schreibtischlampe und das Radio gingen
wieder an, ein altes Röhrenmodell, das
immer eine Weile brauchte, um warm
zu werden. Ich mochte an ihm beson-
ders das magische Auge, das leuchtend
grün die Signalstärke anzeigte, und die
rätselhaften Sendernamen auf der Skala:
Hilversum, Beromünster.«
Wahrscheinlich hat Brandt mein
Büchlein nie gesehen.
Es muss die frappierende Ähnlichkeit
der Empfindungen und Wahrnehmun-
gen gewesen sein. Auch im Hause Willy
Brandt.
Das Buch gefällt mir. Trotz oder we-
gen der Übereinstimmungen. Was da
alles vorkommt: Cordhose, Percy Stuart,
James Last, »Mamy Blue« von Ricky
Shayne in der ZDF-Hitparade, die Erfin-
dung des Kassettenrekorders... – hach.
Man könnte sentimental werden.

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