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In dem Rechtsstreit
Prozessbevollmächtigter:
Rechtsanwalt Dr. Jens Nielsen, Bogenstraße 21, 22850 Norderstedt,
gegen
Prozessbevollmächtigter:
Rechtsanwalt Dr. Matthias Haas, c/o SALANS LLP Rechtsanwälte,
Platz der Einheit 2, 60327 Frankfurt am Main,
hat der 17. Zivilsenat des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main durch die
Richterin am Oberlandesgericht Lange, die Richterin am Oberlandesgericht
Hausmann und Richter am Landgericht Neidel aufgrund der mündlichen
Verhandlung vom 05. Mai 2010 für Recht erkannt:
Auf die Berufung der Klägerin wird das am 29. September 2009 verkündete
Urteil der 9. Kammer für Handelssachen des Landgerichts Frankfurt am
Main teilweise abgeändert.
Die Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin 300.000,-- EUR nebst Zinsen in
Höhe von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz seit dem
13.06.2009 zu zahlen. Im Übrigen wird die Berufung zurückgewiesen.
Gründe:
Mit der Berufung wendet sich die Klägerin gegen die Abweisung ihrer Klage, mit
der sie die Beklagte auf Zahlung eines Teilbetrags von 300.000,00 Euro aus einer
stillen Bestätigung über einen Betrag von 640.537,58 Euro in Anspruch nimmt.
Die Beklagte gab gegenüber der Rechtsvorgängerin der Klägerin, der P-D
refractories Lito GmbH, am 15.01.2007 eine Stille Bestätigung über den Betrag
von 640.537,58 Euro, gültig bis 10. April 2007 ab.
Sie verpflichtete sich darin, die Verfügungen der Rechtsvorgängerin der Klägerin
unter dem angegebenen Akkreditiv, benutzbar bei der Bank Sepah, Filiale
Frankfurt, zu den im Akkreditiv vorgesehen Fälligkeiten bis zum angegebenen
Höchstbetrag unter bestimmt bezeichneten Bedingungen zu sichern.
„Es gilt als vereinbart, dass Sie bei Inanspruchnahme der Stillen Bestätigung die
Forderung aus dem Akkreditiv in voller Höhe an uns abtreten werden, damit wir im
Falle unserer Zahlung gegebenenfalls unsere Rechte und Ansprüche aus dieser
Verpflichtung geltend machen können."
Wegen der Einzelheiten wird auf die Stille Bestätigung vom 15. Januar 2007
Bezug genommen (Anlage K 3 = BI. 18 u. 19 d. A.).
Die Klägerin hat die Auffassung vertreten, die Beklagte sei zur Zahlung
verpflichtet, da die Dokumente von der Bank Sepah zu Unrecht nicht
aufgenommen worden seien und daher als aufgenommen zu gelten hätten.
Die Begründung für die Nichtaufnahme sei fehlerhaft, weil diese nicht wegen
fehlender Zahlungsmittel als Folge der Iranresolutionen abgelehnt werden durften.
Sowohl die Bank Sepah Iran wie die Beklagte müssten den Tatbestand der
Dokumentenaufnahme durch Unterlassen einer frist- und formgerechten Rüge
gemäß Art. 14 ERA 500 gegen sich gelten lassen. Die Beklagte sei zu keinem
Zeitpunkt an einer fristwahrenden Vorlage gehindert gewesen. Diese Auslegung
werde auch von der Anlage B 6 nicht gedeckt.
Es sei formalistisch, wenn die Beklagte als Zahlungsvoraussetzung aus der Stillen
Bestätigung nunmehr eine ausdrückliche Aufnahmeerklärung verlange.
Die Beklagte habe es auch im Sinne des Transparentsgebotes klarstellen müssen,
wenn es ihr auf eine ausdrückliche Anerkennung der ordnungsgemäß
präsentierten Dokumente ankam. Das vorformulierte Angebot der Beklagten bei
diesem Standardprodukt, das sie im Rahmen der Geschäftsverbindung ihren im
Auslandsgeschäft tätigen Kunden ständig anbiete, habe AGB Charakter.
Der Terminus „Dokumentenaufnahme", komme außerhalb des Akkreditivgeschäfts
bzw. der ERA nicht vor.
Das Produkt der Stillen Bestätigung werde durch die Beklagte auch insbesondere
damit beworben, dass diese die sich aus einem Moratorium bzw. einem
Zahlungsverbot ergebenden Folgen trage.
Die Klägerin hat insoweit auf die Anlage K 13 (BI. 115 d. A.) Bezug genommen.
Dieses Risiko habe sich die Beklagte auch gesondert vergüten lassen, und zwar
vorliegend mit 9.608,07 Euro.
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Dieses besondere Risiko im Falle eines Exportgeschäfts mit dem Iran sei den
Vertragsparteien vorliegend auch bewusst gewesen.
Daneben hat die Klägerin ihren Anspruch auch noch auf die Verletzung von
Beratungspflichten der Beklagten gestützt, weil die Beklagte zum Einen (unstreitig)
nicht die Bank Sepah, Teheran, auf eine Bindungswirkung der rechtzeitigen
Dokumentenvorlage in Frankfurt hingewiesen habe und bei der weiteren
Abwicklung dann im Rahmen ausführlicher Besprechungen die gemeinsame
Entscheidung gefallen sei, die Dokumente gegen ein Schuldanerkenntnis
freizugeben.
Zug um Zug gegen Abtretung von 2 Teilbeträgen von je 300.000,00 Euro aus den
ihr zustehenden Ansprüchen gegen die Bank Sepah, Teheran, aus dem von
dieser eröffneten Dokumentenakkreditiv aus dem Schuldanerkenntnis über
640.537,58 Euro durch Unterzeichnung eines von der Beklagten vorzulegenden
Zessionsformulars zu verurteilen, sind dann Ansprüche aus dem Akkreditiv sowie
dem zugrunde liegenden Rechtsgeschäft an die Beklagte abgetreten worden.
die Beklagte zur Zahlung von 300.000,00 Euro nebst Zinsen in Höhe von 5
Prozentpunkten über dem Basiszinssatz seit 13.02.2009 zu verurteilen.
Sie hat die Auffassung vertreten, die Voraussetzungen für eine Zahlung aus der
Stillen Bestätigung läge nicht vor, da eine Aufnahme der Akkreditivdokumente bei
der Bank Sepah nicht erfolgt sei. Voraussetzung für eine Zahlungspflicht der
Beklagten sei außer der Akkreditivkonformität und rechtzeitiger Vorlegung der
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Dokumente insbesondere die Aufnahme durch die avisierende Bank, die die
Aufnahme verweigert habe.
Insoweit hat die Beklagte auf den Wortlaut der Stillen Bestätigung verwiesen,
wonach mit Bedacht nicht auf die Aufnahmefähigkeit abgestellt worden sei. Sie hat
die Auffassung vertreten, aufgrund der Unoresolutionen und der Anordnung des
Bundesministeriums vom 26.03.2007 und weil sich die Bundesbank zu einer
Auskunft nicht in der Lage sah, habe die Beklagte nicht davon ausgehen können,
die Dokumenteneinreichung sei legal. Sie hat ferner behauptet, die vereinbarte
Stille Bestätigung sei ihrem Inhalt nach nicht identisch mit früher erteilten Stillen
Bestätigungen.
Das Landgericht hat mit am 29.09.2009 verkündeten Urteil die Klage abgewiesen.
Zur Begründung hat das Landgericht ausgeführt, dass die Beklagte mit der Stillen
Bestätigung gegenüber der Klägerin ein Schuldversprechen im Sinne des § 780
BGB abgegeben habe. Die Zahlungsvoraussetzungen aus der Stillen Bestätigung
seien aber nicht erfüllt gewesen. Die Zahlungspflicht der Beklagten sei davon
abhängig gewesen, dass die Akkreditivdokumente bei der Avisbank eingegangen
seien und aufgenommen wurden. An einer Aufnahme habe es wegen der
Ablehnung der Aufnahme durch die Avisbank aber gefehlt.
Bearbeitungsfrist nach Art. 13 b) ERA 500 führe gern. Art. 14 e) ERA 500 nur bei
der Eröffnungs- oder Bestätigungsbank zu einer Fiktion der Aufnahme. Eine reine
Zahlstelle sei von der Sanktion des Art. 14 e) ERA 500 ausgenommen, da sie im
Rahmen des Dokumentenakkreditivs kein Obligo treffe, sondern sie die
Dokumente für sich unverbindlich annehme.
Eine solche reine Zahlstelle sei die Bank Sepah, Filiale Frankfurt, aber gewesen.
Schließlich bestünde kein Anspruch der Klägerin auf Schadensersatz, da die
Klägerin nicht hinreichend substantiiert Umstände dargetan habe, aus denen sich
das Vorliegen eines über das Schuldversprechen hinausgehenden
Beratungsvertrages ergebe.
Wegen des Sach- und Streitstandes erster Instanz wird auf den Tatbestand des
angefochtenen Urteils und wegen der Einzelheiten der Begründung auf die
Entscheidungsgründe Bezug genommen, auf tatsächliche Feststellungen in den
Entscheidungsgründen allerdings nur, soweit nicht der Antrag der Klägerin auf
Tatbestandsberichtigung vom 07. Oktober 2009 (BI. 152 ff d. A.) entgegensteht.
Gegen die Bewertung durch das Landgericht wendet sich die Klägerin mit der
Berufung, mit der unter Bezugnahme auf den Tatbestandsberichtigungsantrag
zum Teil unzutreffende, zum Teil sinnentstellende und verkürzte Wiedergabe des
Sachverhalts sowie eine fehlerhafte Auslegung der Stillen Bestätigung gerügt wird.
Unter Wiederholung und Vertiefung ihres erstinstanzlichen Vortrags hält sie daran
fest, dass die Stille Bestätigung keinen Individualvertrag darstelle, sondern ein in
der Geschäftsverbindung zwischen den Parteien wiederholt angebotenes und
praktiziertes Standardprodukt .Bei Verwendung dieses Formularvertrages hätte
die Beklagte darauf hinweisen müssen, dass nach ihrer Bewertung die
Dokumentenaufnahme im Sinne der ERA und die Dokumentenaufnahme im Sinne
der Stillen Bestätigung nicht identisch seien. Da es an einer wirksamen
Dokumentenrüge im Sinne der ERA fehle, liege eine fiktive Dokumentenaufnahme
vor. Eine wirksame Rüge im Sinne der ERA sei vorliegend gerade nicht erfolgt.
Wenn die Beklagte eine ausdrückliche Dokumentenaufnahme für erforderlich
halte, um ihre Zahlungspflicht zu begründen, hätte dies unmissverständlich und
durch äußere Hervorhebung in der Bestätigungsaussage zum Ausdruck gebracht
werden müssen. Sinn und Zweck der Stillen Bestätigung sei unter anderem auch,
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Die Klägerin verkenne den Anwendungsbereich des § 305 c II BGB und behaupte
ins Blaue hinein, die Kosten seien unangemessen.
Die Klägerin berufe sich zu Unrecht auf den in der Stillen Bestätigung
verwendeten Begriff „Dokumentenaufnahme", der in Art. 16 ERA 600 nicht
verwendet werde.
Die Beklagte habe im Hinblick auf die Unoresolution und die EG-Verordnung von
einer Strafbarkeit unzulässiger Dokumentenvorlegung ausgehen müssen und
deshalb bei der Deutschen Bundesbank angefragt, die keine Auskunft habe geben
können.
Die Stille Bestätigung habe konkret nicht bezweckt, der Klägerin das politische
Iranrisiko abzunehmen, sondern ausschließlich für den Fall der Akzeptanz der
vorgelegten Dokumente, der Klägerin das Zahlungsrisiko der Bank Sepah
abzunehmen.
Im Übrigen wird wegen des Sach- und Streitstands auf den vorgetragenen Inhalt
der von den Parteien eingereichten Schriftsätze nebst Anlagen Bezug genommen.
Die zulässige, weil form- und fristgerecht eingelegte und begründete Berufung, ist
bis auf einen geringen Teil der Zinsforderung begründet.
Allerdings ist der erstinstanzlich von den Parteien höchst ausführlich eröffnete
Nebenkriegschauplatz im Hinblick auf die Unoresolution und deren Umsetzung
durch die Annordnung des Bundesministeriums für Wirtschaft vom 26.03.2007 für
die Beurteilung, ob die Beklagte aus der Stillen Bestätigung vom 15.01.2006 auf
Zahlung an die Klägerin haftet, vollständig unerheblich.
Da hier allerdings die Dokumente der Bank Sepah Frankfurt, die von der
Teheraner Eröffnungsbank als Zahlstelle eingesetzt war, wenn auch im Wege der
Direktvorlage von der Klägerin fristgerecht vorgelegt wurden, sind eventuelle
Pflichtverletzungen der Beklagten in diesem Zusammenhang nicht kausal für die
Entstehung eines Schadens der Klägerin geworden.
nach den Ziffern 1 und 2 der Anordnung untersagt war, Verfügungen über Gelder
und wirtschaftliche Ressourcen von gebietsfremden Teilen der Bank Sepah
vorzunehmen. Auch Akkreditive fielen unter den Begriff „Gelder". Das ergibt sich
aus der Definition des Begriffes „Gelder" aufgrund des Verweises am Ende der
vorbezeichneten Anordnung auf Art. 1 Nr. 1 der Verordnung (EG) Nr. 881/2002.
Danach durften Akkreditivdokumente nicht der Bank Sepah, Filiale Teheran, und
der Bank Sepah Iran, Teheran, übermittelt werden. Die Vorlage der
Akkreditivdokumente bei der Bank Sepah Frankfurt war danach aber gerade nicht
untersagt.
Die E-Mail der Deutschen Bundesbank, Service-Centrum Finanzsanktionen, vom
16.04.2007 an die Beklagte gibt diese Rechtslage zutreffend wieder.
Unrichtig ist auch der Rechtsstandpunkt der Beklagten, mit Verordnung (EG) Nr.
423/2007 vom 19.04.2007 (Anlage B 5) in Verbindung mit der Verordnung (EG)
Nr. 441/2007 vom 20.04.2007 (Anlage B 6) sei die Vorlage der
Akkreditivdokumente bei der Bank Sepah - Iran, Niederlassung Frankfurt am Main,
explizit untersagt worden.
Die Beklagte bleibt jede Begründung schuldig, aus welchem Artikel der
vorgenannten Verordnungen sie dieses Verbot ableitet. Der Verweis auf die
Anlagen B 5 und B 6 ist lediglich in dieser pauschalen Form erfolgt.
Der Senat hat die vorgenannten Verordnungen im Einzelnen zur Kenntnis
genommen und kann ihnen lediglich ein Auszahlungsverbot entnehmen.
Sämtliche Gelder und wirtschaftlichen Ressourcen der im Anhang aufgeführten
Personen, Organisationen und Einrichtungen, zu denen die Bank Sepah Iran
gehörte, sind eingefroren worden.
Der Klägerin steht gegen die Beklagte ein Anspruch auf Zahlung des geltend
gemachten Teilbetrags von 300.000,00 Euro aus der stillen Bestätigung vom 15.
Januar 2006 zu.
Das Landgericht hat zutreffend ausgeführt, dass die Beklagte mit der Stillen
Bestätigung gegenüber der Klägerin das abstrakte Schuldversprechen im Sinne
des § 780 BGB abgegeben hat, bei Eingang und Aufnahme der
Akkreditivdokumente bei der Avisbank Zahlung in Höhe von 640.537,58 Euro zu
leisten. Ein entsprechender Bestätigungsauftrag der Akkreditivbank war nicht
erforderlich.
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Entgegen der Bewertung des Landgerichts legen die Voraussetzungen für die
Zahlungen aus der Stillen Bestätigung vor.
Von einer Aufnahme der Akkreditivdokumente bei der ersten avisierten Bank, der
Bank Sepah, Filiale Frankfurt, im Sinne der Stillen Bestätigung ist auszugehen.
Zwar hat die erste avisierende Bank, die Bank Sepah, die von der Klägerin bei ihr
eingereichten Akkreditivdokumente nicht aufgenommen. Sie hat sie stattdessen
an die Klägerin zurückgesandt.
Die von den Parteien geschlossene Stille Bestätigung, nach deren Inhalt die
Zahlungspflicht der Beklagten davon abhängt, dass die Akkreditivdokumente bei
der Avisbank eingegangen sind und aufgenommen worden sind, ist nämlich dahin
auszulegen, dass einer (ausdrücklichen) Aufnahme der Akkreditivdokumente
durch die erste avisierende Bank die Fiktion einer solchen Dokumentenaufnahme
im Sinne der ERA der ICC gleichsteht.
Die Stille Bestätigung ist wie jeder Vertrag einer Auslegung nach Treu und
Glauben unter Berücksichtigung der Verkehrssitte sowie Sinn und Zweck der
Vereinbarung zugänglich, §§ 133, 157 BGB.
Einer solchen Auslegung steht insbesondere nicht der Grundsatz der
Garantiestrenge im Verkehr mit Akkreditivdokumenten entgegen (vgl. BGH WM
1994, S. 1063, 1064).
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Abzustellen ist also im Gegensatz zur Bewertung der Beklagten nicht nur auf den
Wortlaut der Stillen Bestätigung, der eine Aufnahme der Dokumente voraussetzt.
Nach Sinn und Zweck der zwischen den Parteien geschlossenen Vereinbarung
soll eine Forderung der Klägerin aus einem Dokumentenakkreditiv gesichert
werden, das den ERA der ICC unterlag. Das war den Parteien bei
Vertragsabschluss unstreitig bewusst.
Eine solche Sicherung ist für die Klägerin wirtschaftlich jedoch nur dann sinnvoll,
wenn zwischen ihrem Zahlungsanspruch aus dem Akkreditiv und dem
Zahlungsanspruch aus der Stillen Bestätigung eine Übereinstimmung besteht, sie
also Zahlung aufgrund der Stillen Bestätigung von der Beklagten dann verlangen
kann, wenn der Anspruch gegen die erste avisierende Bank entstanden ist.
Die Stille Bestätigung soll nämlich gerade das Risiko absichern, dass trotz Vorlage
ordnungsgemäßer Akkreditivdokumente eine Zahlung der ersten avisierenden
Bank nicht erfolgt.
Diesem Verständnis der Stillen Bestätigung steht nicht der Wortlaut der Stillen
Bestätigung entgegen, wonach sich die Beklagte zur Zahlung nur verpflichtet hat,
wenn neben dem fristgerechten Eingang der Dokumente bei der avisierenden
Bank diese Dokumente von der avisierenden Bank auch aufgenommen wurden.
Der Begriff der Aufnahme der Dokumente findet sich nämlich in der ERA 500
(einheitliche Richtlinien und Gebräuche für Dokumentenakkreditive). Art. 14 ERA
regelt die Verpflichtung zur Dokumentenaufnahme.
Geprüft wird danach lediglich die Vollzähligkeit der Dokumente, ihre äußerliche
Ordnungsgemäßheit und die Übereinstimmung untereinander. Die Prüfung ist also
auf die formelle Übereinstimmung mit den Akkreditivbedingungen beschränkt.
Weder die erste avisierende Bank noch die Beklagte haben hier eine fehlende
Akkreditivkonformität gerügt.
Im Gegenteil hat die Sepah Bank, Filiale Frankfurt, die Dokumente mit einer
Begründung zurückgegeben, wie sie in der ERA 500 nicht vorgesehen ist.
Da keine Rüge der Dokumente im Sinne des Art. 14 d ERA 500 der ICC erfolgte,
wonach die Dokumente als solche zurückgewiesen werden mussten, wobei alle
Unstimmigkeiten genannt werden mussten, aufgrund deren die Bank die
Dokumente zurückweist, ergibt sich als Rechtsfolge, Art. 14 e ERA 500 der ICC,
dass die Dokumente als aufgenommen zu gelten haben.
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Der Hinweis der ersten avisierenden Bank, im Hinblick auf die Auflagen der
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht bestehe keine Möglichkeit der
Zahlung, enthält gerade keine Mitteilung von Unstimmigkeiten im Sinne des Art.
14 d ERA 500 der ICC, auf deren Grundlage die Dokumente zurückgewiesen
werden konnten. Festzuhalten bleibt, dass sich derartige Mängel allein auf die
äußere Aufmachung der Akkreditivdokumente und nicht auf außerhalb der
Dokumente liegende Umstände beziehen dürfen, Art. 14 b ERA 500 der ICC.
Entgegen der Bewertung des Landgerichts steht der auf diese Weise
eingetretenen Fiktion der Aufnahme der Dokumente, die die Beklagte nach
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diesem Verständnis der Stillen Bestätigung gegen sich gelten lassen muss, auch
nicht entgegen, dass die Bank Sepah, Filiale Frankfurt, als reine Zahlstelle der
eröffnenden Bank, also der Bank Sepah, Filiale Teheran, gehandelt hätte.
Ein solches Verständnis der Bestimmungen der ERA 500 verkennt nämlich, dass
es sich bei den verschiedenen Filialen der Bank Sepah nach dem
übereinstimmenden Vortrag der Parteien um ein und dieselbe juristische Person
handelt und damit die Wirkung des Art. 14 e ERA 500 der ICC ihr gegenüber
einheitlich eingetreten ist.
Es kommt deshalb für die Beurteilung nicht mehr darauf an, ob die Beklagte nach
ihrem Verständnis der Reichweite der Stillen Bestätigung die Klägerin
ausdrücklich darauf hinweisen musste, dass die aus einem Moratorium bzw.
einem Zahlungsverbot sich ergebenden Folgen nicht durch die Stille Bestätigung
abgesichert seien, da die Anordnung derartiger Zahlungsverbote bereits absehbar
war, als sich die Beklagte in der Stillen Bestätigung zur Sicherung des Akkreditivs
verpflichtete.
Prozesszinsen waren der Klägerin aus §§ 288 Abs. 1, 291 BGB zuzusprechen,
allerdings nicht bereits ab Rechtshängigkeit, da dem zunächst erhobenen
unbedingten Zahlungsanspruch das von der Beklagten geltend gemachte
Zurückbehaltungsrecht im Hinblick auf den Anspruch auf Abtretung der
Akkreditivforderung entgegenstand. Der Anspruch der Klägerin war in der
unbedingt erhobenen Form nicht durchsetzbar. Erst mit Rechtshängigkeit des
Klageantrags auf Verurteilung Zug um Zug gegen Abtretung mit Schriftsatz vom
04.05.2009 bestand ein Anspruch auf Prozesszinsen. Der Schriftsatz ist der
Beklagten nicht zugestellt worden, aber spätestens am 12.06.2009 zugegangen,
da sie mit dem Erwiderungsschriftsatz von diesem Tag Stellung nimmt.
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. 05. 10
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Die Kosten des Rechtsstreits hat die Beklagte zu tragen, da sie in der Hauptsache
unterlegen ist und die geringfügige Zuvielforderung an Zinsen den Streitwert nicht
berührt (§ 4 ZPO).
Die Entscheidung zur vorläufigen Vollstreckbarkeit beruht auf § 708 Nr. 10 ZPO i.
V. m. § 711 ZPO.
Die Revision war nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen des § 543 Abs. 2
ZPO nicht vorliegen.
Maßgebend für die getroffene Entscheidung waren die konkreten Umstände des
vorliegenden Einzelfalles, die das Gericht auf der Grundlage anerkannter
Rechtsgrundsätze bewertet hat.
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