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Verkündet laut Protokoll am

17 U 261/09 05. Mai 2010


3/9 0 31/09 Landgericht Frankfurt am Main Schäfer, Justizangestellte
als Urkundsbeamtin der
Geschäftsstelle

OBERLANDESGERICHT FRANKFURT AM MAIN


IM NAMEN DES VOLKES
URTEIL

In dem Rechtsstreit

P-D refractories GmbH, vertreten durch die Geschäftsführer Hans-Bernhard


Führ, Heinz-Jürgen Preiss-Daimler, Hans-Dieter Wolf, Siedlung 13 - 22,
02699 Puschwitz,

Klägerin und Berufungsklägerin,

Prozessbevollmächtigter:
Rechtsanwalt Dr. Jens Nielsen, Bogenstraße 21, 22850 Norderstedt,

gegen

Commerzbank AG, vertreten durch den Vorstand Martin Blessing, Frank


Annuscheit, Markus Beumer, Wolfgang Hartmann, Achim Kassow, Michael
Reuther, Stefan Schmittmann und Eric Strutz, Kaiserstraße 16, 60311 Frankfurt
am Main,

Beklagte und Berufungsbeklagte,

ZP 11 — Urschrift und Ausfertigung eines Urteils (EU_UU_00.dot)


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Prozessbevollmächtigter:
Rechtsanwalt Dr. Matthias Haas, c/o SALANS LLP Rechtsanwälte,
Platz der Einheit 2, 60327 Frankfurt am Main,

hat der 17. Zivilsenat des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main durch die
Richterin am Oberlandesgericht Lange, die Richterin am Oberlandesgericht
Hausmann und Richter am Landgericht Neidel aufgrund der mündlichen
Verhandlung vom 05. Mai 2010 für Recht erkannt:

Auf die Berufung der Klägerin wird das am 29. September 2009 verkündete
Urteil der 9. Kammer für Handelssachen des Landgerichts Frankfurt am
Main teilweise abgeändert.

Die Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin 300.000,-- EUR nebst Zinsen in
Höhe von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz seit dem
13.06.2009 zu zahlen. Im Übrigen wird die Berufung zurückgewiesen.

Die Kosten des Rechtsstreits hat die Beklagte zu tragen.

Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.

Der Beklagten wird nachgelassen, eine Zwangsvollstreckung der Klägerin


durch Sicherheitsleistung in Höhe von 110% des aus dem Urteil zu
vollstreckenden Betrages abzuwenden, wenn die Klägerin nicht zuvor
Sicherheit in Höhe von 110% des jeweils zu vollstreckenden Betrages
leistet.

Die Revision wird nicht zugelassen.


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Gründe:

Mit der Berufung wendet sich die Klägerin gegen die Abweisung ihrer Klage, mit
der sie die Beklagte auf Zahlung eines Teilbetrags von 300.000,00 Euro aus einer
stillen Bestätigung über einen Betrag von 640.537,58 Euro in Anspruch nimmt.

Die Bank Sepah, Filiale Teheran, eröffnete am 10.07.2006 ein Akkreditiv


zugunsten der Rechtsvorgängerin der Klägerin. Auftraggeber war die Bloroc Glass
Co. Das Akkreditiv belief sich auf einen Kreditbetrag von 640.537,58 Euro, war bis
10.04.2007 gültig und bei der Frankfurter Filiale der Iranischen Eröffnungsbank
fällig gestellt.

Das Akkreditiv unterlag den einheitlichen Richtlinien und Gebräuchen für


Dokumenten-Akkreditive der Internationalen Handelskammer in der Fassung von
1993 (ERA 500 der ICC).

Die Beklagte gab gegenüber der Rechtsvorgängerin der Klägerin, der P-D
refractories Lito GmbH, am 15.01.2007 eine Stille Bestätigung über den Betrag
von 640.537,58 Euro, gültig bis 10. April 2007 ab.
Sie verpflichtete sich darin, die Verfügungen der Rechtsvorgängerin der Klägerin
unter dem angegebenen Akkreditiv, benutzbar bei der Bank Sepah, Filiale
Frankfurt, zu den im Akkreditiv vorgesehen Fälligkeiten bis zum angegebenen
Höchstbetrag unter bestimmt bezeichneten Bedingungen zu sichern.

Dazu heißt es in der Stillen Bestätigung unter anderem:

„Akkreditivgemäße Dokumente müssen fristgerecht unter Angabe unserer


Referenznummer so rechtzeitig bei uns eingereicht werden, dass wir sie unter
Wahrung der Vorlagefrist bis zum Akkreditiv-Verfall bei der avisierenden Bank
präsentieren können. Wir sind nur dann zur Zahlung verpflichtet, wenn die
Dokumente bei der 1. avisierenden Bank eingegangen sind und aufgenommen
wurden und die 1. avisierende Bank nicht innerhalb von 8 Bankarbeitstagen nach
4

Dokumentenaufnahme bzw. nach Fälligkeit bei Nachsicht unter dem Akkreditiv


Zahlung geleistet hat."

Weiter heißt es:

„Es gilt als vereinbart, dass Sie bei Inanspruchnahme der Stillen Bestätigung die
Forderung aus dem Akkreditiv in voller Höhe an uns abtreten werden, damit wir im
Falle unserer Zahlung gegebenenfalls unsere Rechte und Ansprüche aus dieser
Verpflichtung geltend machen können."

Wegen der Einzelheiten wird auf die Stille Bestätigung vom 15. Januar 2007
Bezug genommen (Anlage K 3 = BI. 18 u. 19 d. A.).

Am 30.03.2007 legte die Klägerin der Beklagten die Akkreditivdokumente zur


Weiterleitung an die Bank Sepah, Filiale Frankfurt, vor.
Die Beklagte beanstandete die Akkreditivdokumente als fehlerhaft und leitete
diese nicht weiter.
Daraufhin legte die Klägerin am 05.04.2007 erneut die Akkreditivdokumente zur
Weiterleitung an die Bank Sepah, Filiale Frankfurt, bei der Beklagten vor.
Diese verweigerte die Weiterleitung nunmehr unter Verweis auf die Resolution der
Vereinten Nationen 1747/2007 vom 24.03.2007 und gab die Dokumente an die
Klägerin zurück.
Unter dem 28. März 2007 verschickte die Deutsche Bundesbank ein
Rundschreiben an alle Kreditinstitute betreffend die Finanzsanktionen gegenüber
dem Iran und teilte mit, dass das Bundesministerium für Wirtschaft und
Technologie am 26. März 2007 eine weitere Anordnung zur Beschränkung des
Kapital- und Zahlungsverkehrs mit bestimmten Personen und Organisationen zur
Umsetzung der Resolution 1747/2007 (Anlage B 2 im Anlagensonderband) in
Verbindung mit der Resolution 1737 (2006) des Sicherheitsrats der Vereinten
Nationen (Anlage B 1 im vorgenannten Sonderband) getroffen und den Kreis der
von den Finanzsanktionen gegenüber dem Iran betroffenen Unternehmen,
Einrichtungen und natürlichen Personen erweitert hat. Danach waren Verfügungen
über Gelder und wirtschaftliche Ressourcen unter anderem der Bank Sepah (und
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Bank Sepah International) bei gebietsansässigen Kreditinstituten und anderen


Gebietsansässigen untersagt.
Am 04.04.2007 fragte die Beklagte bei der Deutschen Bundesbank an, ob die
Anordnung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie vom
26.03.2007 die Vorlegung von Dokumenten bei Niederlassungen der Bank Sepah
im Iran und Deutschland verbiete.
Die Bundesbank konnte diese Anfrage nicht sofort beantworten.
Auch Akkreditive fielen unter den Begriff der „Gelder, und zwar aufgrund des
Verweises am Ende der Anordnung aus Art. 1 Nr. 1 der Verordnung (EG) Nr.
881/2002" (Anlage B 4 im Anlagensonderband).

Die Klägerin reichte daraufhin die Dokumente am 10.04.2007 unmittelbar selbst


bei der Bank Sepah, Filiale Frankfurt, ein.
Auf weitere Anfragen der Beklagten per E-Mail vom 10.04. und 13.04.2007 teilte
die Deutsche Bundesbank per E-Mail vom 13.04.2007 mit, Akkreditivdokumente
dürften nicht gebietsfremden Teilen der Bank Sepah und der Bank Sepah Iran,
Teheran, übermittelt werden, die Vorlage solcher Dokumente bei der Bank Sepah
Frankfurt sei dagegen derzeit nicht untersagt (BI. 196 u. 197 d. A.).
Die Bank Sepah, Filiale Frankfurt, lehnte mit Schreiben vom 19.04.2007 die
Zahlung ab.

In dem Schreiben heißt es:

„Aufgrund einer Auflage seitens der Bundesbehörde (Bundesanstalt für


Finanzdienstleistungsaufsicht) stehen uns Gelder unseres Hauses Teheran nicht
zur Verfügung. Die Auslandsbank wurde von uns entsprechend informiert. Die
Aufnahme ihrer eingereichten Dokumente ist daher mangels der Möglichkeit zur
Zahlung nicht gegeben."

Die Bank Sepah Wegen derDokumente


sandte die Einzelheitenam
des Schreibens
20.04.2007 wird Bezug
unbezahlt genommen
an die (BI. 20 d. A.).
Kl?gerin zur?ck.
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Auf die Aufforderung der Rechtsvorgängerin der Klägerin, nunmehr Zahlung


gemäß der Stillen Bestätigung zu leisten, verweigerte dies die Beklagte im
Hinblick auf eine fehlende Dokumentenaufnahme und verwies auf die Verordnung
(EG) Nr. 423/2007 vom 19.04.2007 (Anlage B 5 im Anlagensonderband). Als
Inhalt dieser Verordnung zitierte sie, dass der Bank Sepah vom Exporteur zur
Ausnutzung von Akkreditiven - und damit zur Zahlung - notwendige Dokumente
nicht vorgelegt werden dürfen.

Die Klägerin hat die Auffassung vertreten, die Beklagte sei zur Zahlung
verpflichtet, da die Dokumente von der Bank Sepah zu Unrecht nicht
aufgenommen worden seien und daher als aufgenommen zu gelten hätten.
Die Begründung für die Nichtaufnahme sei fehlerhaft, weil diese nicht wegen
fehlender Zahlungsmittel als Folge der Iranresolutionen abgelehnt werden durften.
Sowohl die Bank Sepah Iran wie die Beklagte müssten den Tatbestand der
Dokumentenaufnahme durch Unterlassen einer frist- und formgerechten Rüge
gemäß Art. 14 ERA 500 gegen sich gelten lassen. Die Beklagte sei zu keinem
Zeitpunkt an einer fristwahrenden Vorlage gehindert gewesen. Diese Auslegung
werde auch von der Anlage B 6 nicht gedeckt.
Es sei formalistisch, wenn die Beklagte als Zahlungsvoraussetzung aus der Stillen
Bestätigung nunmehr eine ausdrückliche Aufnahmeerklärung verlange.
Die Beklagte habe es auch im Sinne des Transparentsgebotes klarstellen müssen,
wenn es ihr auf eine ausdrückliche Anerkennung der ordnungsgemäß
präsentierten Dokumente ankam. Das vorformulierte Angebot der Beklagten bei
diesem Standardprodukt, das sie im Rahmen der Geschäftsverbindung ihren im
Auslandsgeschäft tätigen Kunden ständig anbiete, habe AGB Charakter.
Der Terminus „Dokumentenaufnahme", komme außerhalb des Akkreditivgeschäfts
bzw. der ERA nicht vor.
Das Produkt der Stillen Bestätigung werde durch die Beklagte auch insbesondere
damit beworben, dass diese die sich aus einem Moratorium bzw. einem
Zahlungsverbot ergebenden Folgen trage.
Die Klägerin hat insoweit auf die Anlage K 13 (BI. 115 d. A.) Bezug genommen.
Dieses Risiko habe sich die Beklagte auch gesondert vergüten lassen, und zwar
vorliegend mit 9.608,07 Euro.
7

Dieses besondere Risiko im Falle eines Exportgeschäfts mit dem Iran sei den
Vertragsparteien vorliegend auch bewusst gewesen.
Daneben hat die Klägerin ihren Anspruch auch noch auf die Verletzung von
Beratungspflichten der Beklagten gestützt, weil die Beklagte zum Einen (unstreitig)
nicht die Bank Sepah, Teheran, auf eine Bindungswirkung der rechtzeitigen
Dokumentenvorlage in Frankfurt hingewiesen habe und bei der weiteren
Abwicklung dann im Rahmen ausführlicher Besprechungen die gemeinsame
Entscheidung gefallen sei, die Dokumente gegen ein Schuldanerkenntnis
freizugeben.

Nachdem die Klägerin zunächst unbedingte Verurteilung der Beklagten


ankündigte und sodann den Antrag gestellt hat, die Beklagte zur Zahlung von
300.000,00 Euro nebst 5 c /0 Zinsen über dem Basiszinssatz seit Klageerhebung
1

Zug um Zug gegen Abtretung von 2 Teilbeträgen von je 300.000,00 Euro aus den
ihr zustehenden Ansprüchen gegen die Bank Sepah, Teheran, aus dem von
dieser eröffneten Dokumentenakkreditiv aus dem Schuldanerkenntnis über
640.537,58 Euro durch Unterzeichnung eines von der Beklagten vorzulegenden
Zessionsformulars zu verurteilen, sind dann Ansprüche aus dem Akkreditiv sowie
dem zugrunde liegenden Rechtsgeschäft an die Beklagte abgetreten worden.

Die Klägerin hat deshalb beantragt,

die Beklagte zur Zahlung von 300.000,00 Euro nebst Zinsen in Höhe von 5
Prozentpunkten über dem Basiszinssatz seit 13.02.2009 zu verurteilen.

Die Beklagte hat beantragt,

die Klage abzuweisen.

Sie hat die Auffassung vertreten, die Voraussetzungen für eine Zahlung aus der
Stillen Bestätigung läge nicht vor, da eine Aufnahme der Akkreditivdokumente bei
der Bank Sepah nicht erfolgt sei. Voraussetzung für eine Zahlungspflicht der
Beklagten sei außer der Akkreditivkonformität und rechtzeitiger Vorlegung der
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Dokumente insbesondere die Aufnahme durch die avisierende Bank, die die
Aufnahme verweigert habe.
Insoweit hat die Beklagte auf den Wortlaut der Stillen Bestätigung verwiesen,
wonach mit Bedacht nicht auf die Aufnahmefähigkeit abgestellt worden sei. Sie hat
die Auffassung vertreten, aufgrund der Unoresolutionen und der Anordnung des
Bundesministeriums vom 26.03.2007 und weil sich die Bundesbank zu einer
Auskunft nicht in der Lage sah, habe die Beklagte nicht davon ausgehen können,
die Dokumenteneinreichung sei legal. Sie hat ferner behauptet, die vereinbarte
Stille Bestätigung sei ihrem Inhalt nach nicht identisch mit früher erteilten Stillen
Bestätigungen.

Sie hat die Auffassung vertreten, die Beschreibung der Hauptleistungspflichten


unterliege keiner Inhaltskontrolle von AGBs. Sie hat auf den eindeutigen Wortlaut
der Stillen Bestätigung verwiesen, der die Zahlungspflicht der Beklagten von einer
Aufnahme der Dokumente abhängig mache.

Beratungspflichten gegenüber der Klägerin seien nicht verletzt worden.


Hintergrund der Freigabe der Dokumente gegenüber der Bank Sepah, Teheran
(Anlage K 12 = BI. 75 d. A.) sei es gewesen, dass die Klägerin es ihrer iranischen
Vertragspartnerin ermöglichen wollte, mit Hilfe der Dokumente über die in einem
Zolllager befindlichen Waren zu verfügen und eine anderenfalls drohende
Einziehung über Zoll zu verhindern. Die Erklärung sei auf Wunsch der Klägerin an
die Bank Sepah übermittelt worden, weil nur die Beklagte über einen Swift-Zugang
verfügt habe.

Das Landgericht hat mit am 29.09.2009 verkündeten Urteil die Klage abgewiesen.
Zur Begründung hat das Landgericht ausgeführt, dass die Beklagte mit der Stillen
Bestätigung gegenüber der Klägerin ein Schuldversprechen im Sinne des § 780
BGB abgegeben habe. Die Zahlungsvoraussetzungen aus der Stillen Bestätigung
seien aber nicht erfüllt gewesen. Die Zahlungspflicht der Beklagten sei davon
abhängig gewesen, dass die Akkreditivdokumente bei der Avisbank eingegangen
seien und aufgenommen wurden. An einer Aufnahme habe es wegen der
Ablehnung der Aufnahme durch die Avisbank aber gefehlt.

Ob die Ablehnung zu Recht erfolgt sei, könne dahinstehen, da eine zu Unrecht


erfolgte Verweigerung der Annahme nicht gegenüber der Beklagten wirke. Die
Dokumente würden auch nicht als aufgenommen gelten. Die Überschreitung der
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Bearbeitungsfrist nach Art. 13 b) ERA 500 führe gern. Art. 14 e) ERA 500 nur bei
der Eröffnungs- oder Bestätigungsbank zu einer Fiktion der Aufnahme. Eine reine
Zahlstelle sei von der Sanktion des Art. 14 e) ERA 500 ausgenommen, da sie im
Rahmen des Dokumentenakkreditivs kein Obligo treffe, sondern sie die
Dokumente für sich unverbindlich annehme.

Eine solche reine Zahlstelle sei die Bank Sepah, Filiale Frankfurt, aber gewesen.
Schließlich bestünde kein Anspruch der Klägerin auf Schadensersatz, da die
Klägerin nicht hinreichend substantiiert Umstände dargetan habe, aus denen sich
das Vorliegen eines über das Schuldversprechen hinausgehenden
Beratungsvertrages ergebe.

Wegen des Sach- und Streitstandes erster Instanz wird auf den Tatbestand des
angefochtenen Urteils und wegen der Einzelheiten der Begründung auf die
Entscheidungsgründe Bezug genommen, auf tatsächliche Feststellungen in den
Entscheidungsgründen allerdings nur, soweit nicht der Antrag der Klägerin auf
Tatbestandsberichtigung vom 07. Oktober 2009 (BI. 152 ff d. A.) entgegensteht.

Gegen die Bewertung durch das Landgericht wendet sich die Klägerin mit der
Berufung, mit der unter Bezugnahme auf den Tatbestandsberichtigungsantrag
zum Teil unzutreffende, zum Teil sinnentstellende und verkürzte Wiedergabe des
Sachverhalts sowie eine fehlerhafte Auslegung der Stillen Bestätigung gerügt wird.
Unter Wiederholung und Vertiefung ihres erstinstanzlichen Vortrags hält sie daran
fest, dass die Stille Bestätigung keinen Individualvertrag darstelle, sondern ein in
der Geschäftsverbindung zwischen den Parteien wiederholt angebotenes und
praktiziertes Standardprodukt .Bei Verwendung dieses Formularvertrages hätte
die Beklagte darauf hinweisen müssen, dass nach ihrer Bewertung die
Dokumentenaufnahme im Sinne der ERA und die Dokumentenaufnahme im Sinne
der Stillen Bestätigung nicht identisch seien. Da es an einer wirksamen
Dokumentenrüge im Sinne der ERA fehle, liege eine fiktive Dokumentenaufnahme
vor. Eine wirksame Rüge im Sinne der ERA sei vorliegend gerade nicht erfolgt.
Wenn die Beklagte eine ausdrückliche Dokumentenaufnahme für erforderlich
halte, um ihre Zahlungspflicht zu begründen, hätte dies unmissverständlich und
durch äußere Hervorhebung in der Bestätigungsaussage zum Ausdruck gebracht
werden müssen. Sinn und Zweck der Stillen Bestätigung sei unter anderem auch,
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der Klägerin das politische Iranrisiko im Falle von Embargomaßnahmen


abzunehmen. Vorliegend habe die Bonität der Eröffnungsbank überhaupt keine
Rolle gespielt. Die Provision sei auch im Hinblick auf dieses „Länderrisiko Iran"
drastisch erhöht worden.

Unter Wiederholung und Vertiefung ihres erstinstanzlichen Vortrags macht die


Klägerin ferner im Hinblick auf eine ständige Beratung durch die Beklagte im
Auslandsgeschäft und der Steuerung der Abwicklung auch im Streitfall einen
Schadensersatzanspruch im Hinblick auf eine Fehlberatung geltend. Ihre Ursache
fände diese in der nicht nachvollziehbaren Beurteilung der Iran-Sanktionen durch
die Beklagte, die ein Vorlageverbot behauptete, das in den vorgelegten
Unterlagen, vor allen Dingen den Anlagen B 5 und B 6 keine Stütze fände.

Da die Klägerin unwidersprochen bei der Direktvorlage unterstützt wurde -


unstreitig ließ die Beklagte die der Sepah Bank vorzulegenden Dokumente nach
Frankfurt verbringen, wo sie von der Klägerin selbst vorgelegt wurden -, habe sie
davon ausgehen dürfen, sie werde auch bei der weiteren Abwicklung beraten.

Die gemeinsame, unter Federführung der Beklagten getroffene Entscheidung, die


Dokumente gegen ein Schuldanerkenntnis freizugeben, sei eine Fehlentscheidung
gewesen. Diese habe zur Entlastung der Akkreditivbank vom Obligo geführt. Ihr
fehlerhaftes Ablehnungsschreiben (Anlage K 9) habe die Sepah Bank, Teheran,
an die Beklagte gesandt. Alternativ werde die Klage deshalb auf die fehlerhafte
Dokumentenfreigabe und die damit verbundene Entlastung der Akkreditivbank
gestützt.

Die Klägerin beantragt,

das angefochtene Urteil des Landgerichts Frankfurt am Main vom


29.09.2009 abzuändern und die Beklagte zur Zahlung von 300.000,00 Euro
nebst Zinsen in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem Basiszinssatz seit
13.02.2009 zu verurteilen.
Die Beklagte beantragt,

die Berufung zurückzuweisen.

Unter Wiederholung und Vertiefung ihres bisherigen Vorbringens verteidigt die


Beklagte das angefochtene Urteil und meint unter Verweis auf den eindeutigen
Wortlaut der Stillen Bestätigung, die Zahlungsverpflichtung der Beklagten sei
davon abhängig gemacht, dass die Dokumente aufgenommen wurden. Auf
Akkreditivkonformität stelle die Stille Bestätigung gerade nicht ab. Sie habe
ausschließlich das Zahlungsrisiko der Akkreditiv eröffnenden Bank Sepah bei
zweifelsfrei bestehendem Akkreditivanspruch abdecken sollen.

Übernommen worden sei das Bonitätsrisiko nur insoweit, als die


Dokumentenaufnahme jeglichen Streit mit der Sepah Bank bei Rückgriff über die
Konformität ausgeschlossen habe.

Die Klägerin verkenne den Anwendungsbereich des § 305 c II BGB und behaupte
ins Blaue hinein, die Kosten seien unangemessen.
Die Klägerin berufe sich zu Unrecht auf den in der Stillen Bestätigung
verwendeten Begriff „Dokumentenaufnahme", der in Art. 16 ERA 600 nicht
verwendet werde.

Die Beklagte habe im Hinblick auf die Unoresolution und die EG-Verordnung von
einer Strafbarkeit unzulässiger Dokumentenvorlegung ausgehen müssen und
deshalb bei der Deutschen Bundesbank angefragt, die keine Auskunft habe geben
können.
Die Stille Bestätigung habe konkret nicht bezweckt, der Klägerin das politische
Iranrisiko abzunehmen, sondern ausschließlich für den Fall der Akzeptanz der
vorgelegten Dokumente, der Klägerin das Zahlungsrisiko der Bank Sepah
abzunehmen.

Ein Beratungsvertrag sei nicht geschlossen - einen allgemeinen Bankvertrag gäbe


es anerkanntermaßen nicht. Die Klägerin selbst sei kenntnisreich und erfahren im
Auslandsgeschäft, insbesondere bei der Exportfinanzierung durch
Dokumentenakkreditive gewesen und die Beklagte habe hier lediglich als
Poststelle fungiert.
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Im Übrigen wird wegen des Sach- und Streitstands auf den vorgetragenen Inhalt
der von den Parteien eingereichten Schriftsätze nebst Anlagen Bezug genommen.

Die zulässige, weil form- und fristgerecht eingelegte und begründete Berufung, ist
bis auf einen geringen Teil der Zinsforderung begründet.

Allerdings ist der erstinstanzlich von den Parteien höchst ausführlich eröffnete
Nebenkriegschauplatz im Hinblick auf die Unoresolution und deren Umsetzung
durch die Annordnung des Bundesministeriums für Wirtschaft vom 26.03.2007 für
die Beurteilung, ob die Beklagte aus der Stillen Bestätigung vom 15.01.2006 auf
Zahlung an die Klägerin haftet, vollständig unerheblich.

Dass die Beklagte infolge Einnahme des fehlerhaften Rechtsstandpunktes, die


Unoresolution in Verbindung mit der Anordnung des Bundesministeriums für
Wirtschaft vom 26.03.2007 zur Umsetzung der Resolution 1447/2007, 1737/2007
verbiete bereits die Vorlegung der Akkreditivdokumente, die Dokumente nicht
weiterleitete, könnte allenfalls Schadensersatzansprüche der Beklagten
begründen.

Da hier allerdings die Dokumente der Bank Sepah Frankfurt, die von der
Teheraner Eröffnungsbank als Zahlstelle eingesetzt war, wenn auch im Wege der
Direktvorlage von der Klägerin fristgerecht vorgelegt wurden, sind eventuelle
Pflichtverletzungen der Beklagten in diesem Zusammenhang nicht kausal für die
Entstehung eines Schadens der Klägerin geworden.

Festzuhalten bleibt allerdings, dass die Beklagte diese Rechtsfrage fehlerhaft


bewertet hat.
Die Resolution des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen 1747 (2007) in
Verbindung mit der Resolution 1737 (2006) erließ unter anderem
Sanktionsmaßnahmen gegen die Bank Sepah und die Bank Sepah International.
Diese Sanktionen wurden mit der Anordnung des Bundesministeriums für
Wirtschaft und Technologie vom 26. März 2007 dergestalt umgesetzt, dass es
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nach den Ziffern 1 und 2 der Anordnung untersagt war, Verfügungen über Gelder
und wirtschaftliche Ressourcen von gebietsfremden Teilen der Bank Sepah
vorzunehmen. Auch Akkreditive fielen unter den Begriff „Gelder". Das ergibt sich
aus der Definition des Begriffes „Gelder" aufgrund des Verweises am Ende der
vorbezeichneten Anordnung auf Art. 1 Nr. 1 der Verordnung (EG) Nr. 881/2002.
Danach durften Akkreditivdokumente nicht der Bank Sepah, Filiale Teheran, und
der Bank Sepah Iran, Teheran, übermittelt werden. Die Vorlage der
Akkreditivdokumente bei der Bank Sepah Frankfurt war danach aber gerade nicht
untersagt.
Die E-Mail der Deutschen Bundesbank, Service-Centrum Finanzsanktionen, vom
16.04.2007 an die Beklagte gibt diese Rechtslage zutreffend wieder.
Unrichtig ist auch der Rechtsstandpunkt der Beklagten, mit Verordnung (EG) Nr.
423/2007 vom 19.04.2007 (Anlage B 5) in Verbindung mit der Verordnung (EG)
Nr. 441/2007 vom 20.04.2007 (Anlage B 6) sei die Vorlage der
Akkreditivdokumente bei der Bank Sepah - Iran, Niederlassung Frankfurt am Main,
explizit untersagt worden.
Die Beklagte bleibt jede Begründung schuldig, aus welchem Artikel der
vorgenannten Verordnungen sie dieses Verbot ableitet. Der Verweis auf die
Anlagen B 5 und B 6 ist lediglich in dieser pauschalen Form erfolgt.
Der Senat hat die vorgenannten Verordnungen im Einzelnen zur Kenntnis
genommen und kann ihnen lediglich ein Auszahlungsverbot entnehmen.
Sämtliche Gelder und wirtschaftlichen Ressourcen der im Anhang aufgeführten
Personen, Organisationen und Einrichtungen, zu denen die Bank Sepah Iran
gehörte, sind eingefroren worden.

Der Klägerin steht gegen die Beklagte ein Anspruch auf Zahlung des geltend
gemachten Teilbetrags von 300.000,00 Euro aus der stillen Bestätigung vom 15.
Januar 2006 zu.
Das Landgericht hat zutreffend ausgeführt, dass die Beklagte mit der Stillen
Bestätigung gegenüber der Klägerin das abstrakte Schuldversprechen im Sinne
des § 780 BGB abgegeben hat, bei Eingang und Aufnahme der
Akkreditivdokumente bei der Avisbank Zahlung in Höhe von 640.537,58 Euro zu
leisten. Ein entsprechender Bestätigungsauftrag der Akkreditivbank war nicht
erforderlich.
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Die Beklagte hat ein von dem Akkreditiv losgelöstes Zahlungsversprechen


abgegeben, da die Akkreditivbank die Beklagte nicht zur Bestätigung beauftragt
oder ermächtigt hatte.

Entgegen der Bewertung des Landgerichts legen die Voraussetzungen für die
Zahlungen aus der Stillen Bestätigung vor.
Von einer Aufnahme der Akkreditivdokumente bei der ersten avisierten Bank, der
Bank Sepah, Filiale Frankfurt, im Sinne der Stillen Bestätigung ist auszugehen.

Zwar hat die erste avisierende Bank, die Bank Sepah, die von der Klägerin bei ihr
eingereichten Akkreditivdokumente nicht aufgenommen. Sie hat sie stattdessen
an die Klägerin zurückgesandt.

In diesem Zusammenhang ist der Streit der Parteien vollständig unerheblich, ob


die Streitverkündete die Dokumente unter Hinweis auf die Uno-Resolution
1747/2007 und die EG-Verordnung 423/07 nicht hätte verweigern dürfen. Der
Senat teilt aus anderen Gründen als das Landgericht die Bewertung, dass es im
Ergebnis letztlich auf die Frage einer Pflichtverletzung der Bank Sepah, Filiale
Frankfurt, für die Beurteilung einer Haftung der Beklagten aus dem abstrakten
Schuldversprechen nicht ankommt.

Die von den Parteien geschlossene Stille Bestätigung, nach deren Inhalt die
Zahlungspflicht der Beklagten davon abhängt, dass die Akkreditivdokumente bei
der Avisbank eingegangen sind und aufgenommen worden sind, ist nämlich dahin
auszulegen, dass einer (ausdrücklichen) Aufnahme der Akkreditivdokumente
durch die erste avisierende Bank die Fiktion einer solchen Dokumentenaufnahme
im Sinne der ERA der ICC gleichsteht.

Die Stille Bestätigung ist wie jeder Vertrag einer Auslegung nach Treu und
Glauben unter Berücksichtigung der Verkehrssitte sowie Sinn und Zweck der
Vereinbarung zugänglich, §§ 133, 157 BGB.
Einer solchen Auslegung steht insbesondere nicht der Grundsatz der
Garantiestrenge im Verkehr mit Akkreditivdokumenten entgegen (vgl. BGH WM
1994, S. 1063, 1064).
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Abzustellen ist also im Gegensatz zur Bewertung der Beklagten nicht nur auf den
Wortlaut der Stillen Bestätigung, der eine Aufnahme der Dokumente voraussetzt.

Nach Sinn und Zweck der zwischen den Parteien geschlossenen Vereinbarung
soll eine Forderung der Klägerin aus einem Dokumentenakkreditiv gesichert
werden, das den ERA der ICC unterlag. Das war den Parteien bei
Vertragsabschluss unstreitig bewusst.

Eine solche Sicherung ist für die Klägerin wirtschaftlich jedoch nur dann sinnvoll,
wenn zwischen ihrem Zahlungsanspruch aus dem Akkreditiv und dem
Zahlungsanspruch aus der Stillen Bestätigung eine Übereinstimmung besteht, sie
also Zahlung aufgrund der Stillen Bestätigung von der Beklagten dann verlangen
kann, wenn der Anspruch gegen die erste avisierende Bank entstanden ist.

Die Stille Bestätigung soll nämlich gerade das Risiko absichern, dass trotz Vorlage
ordnungsgemäßer Akkreditivdokumente eine Zahlung der ersten avisierenden
Bank nicht erfolgt.
Diesem Verständnis der Stillen Bestätigung steht nicht der Wortlaut der Stillen
Bestätigung entgegen, wonach sich die Beklagte zur Zahlung nur verpflichtet hat,
wenn neben dem fristgerechten Eingang der Dokumente bei der avisierenden
Bank diese Dokumente von der avisierenden Bank auch aufgenommen wurden.
Der Begriff der Aufnahme der Dokumente findet sich nämlich in der ERA 500
(einheitliche Richtlinien und Gebräuche für Dokumentenakkreditive). Art. 14 ERA
regelt die Verpflichtung zur Dokumentenaufnahme.

Geprüft wird danach lediglich die Vollzähligkeit der Dokumente, ihre äußerliche
Ordnungsgemäßheit und die Übereinstimmung untereinander. Die Prüfung ist also
auf die formelle Übereinstimmung mit den Akkreditivbedingungen beschränkt.
Weder die erste avisierende Bank noch die Beklagte haben hier eine fehlende
Akkreditivkonformität gerügt.

Im Gegenteil hat die Sepah Bank, Filiale Frankfurt, die Dokumente mit einer
Begründung zurückgegeben, wie sie in der ERA 500 nicht vorgesehen ist.
Da keine Rüge der Dokumente im Sinne des Art. 14 d ERA 500 der ICC erfolgte,
wonach die Dokumente als solche zurückgewiesen werden mussten, wobei alle
Unstimmigkeiten genannt werden mussten, aufgrund deren die Bank die
Dokumente zurückweist, ergibt sich als Rechtsfolge, Art. 14 e ERA 500 der ICC,
dass die Dokumente als aufgenommen zu gelten haben.
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Der Hinweis der ersten avisierenden Bank, im Hinblick auf die Auflagen der
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht bestehe keine Möglichkeit der
Zahlung, enthält gerade keine Mitteilung von Unstimmigkeiten im Sinne des Art.
14 d ERA 500 der ICC, auf deren Grundlage die Dokumente zurückgewiesen
werden konnten. Festzuhalten bleibt, dass sich derartige Mängel allein auf die
äußere Aufmachung der Akkreditivdokumente und nicht auf außerhalb der
Dokumente liegende Umstände beziehen dürfen, Art. 14 b ERA 500 der ICC.

Keine Bedeutung kommt allerdings einer etwaigen Überschreitung der


Bearbeitungszeit des Art. 13 b ERA 500 der ICC von 7 Bankarbeitstagen zu. Zum
Einen ist die Frist als solche eingehalten, denn zwischen der Einreichung der
Dokumente am 10.04.2007 und deren Ablehnung am 19.04.2007 - insgesamt
neun Kalendertage - lagen der Samstag, der 14.04.2007 und der Sonntag, der
15.04.2007. Diese beiden Tage sind nicht als Bankarbeitstage anzusehen.
Zum Anderen ist der Rechtsstandpunkt des Landgerichts zutreffend, dass die
Fristüberschreitung einer reinen Zahlstelle von der Rechtsfolge des Art. 14 e ERA
500 ausgenommen ist (vgl. über die vom Landgericht im angefochtenen Urteil auf
Seite 6 zitierten Belegstellen hinaus auch Baumbach/Hopt, HGB Bd. IX ERA 14
Rdnr. 1 auf S. 1893).
Soweit die Beklagte sich darauf beruft, Art. 16 ERA 600 verwende den Begriff der
Dokumentenaufnahme nicht, verkennt sie, dass das Akkreditiv, das durch die
Stille Bestätigung besichert wurde, den einheitlichen Richtlinien und Gebräuchen
für Dokumentenakkreditive der internationalen Handelskammer in der Fassung
von 1993, den ERA 500 der ICC, unterstellt war.
Der vorgenannten Auslegung der stillen Bestätigung steht auch nicht das
Interesse der Beklagten entgegen, nur das Zahlungsrisiko bei zweifelsfrei
bestehendem Akkreditivanspruch abzudecken. Nicht nur die ausdrückliche
Dokumentenaufnahme schließt jeglichen Streit mit der Akkreditiv eröffnenden
Bank bei Rückgriff über die Konformität der Dokumente aus, sondern wegen der
Wirkung des Art. 14 e ERA 500 der ICC auch die nichtordnungsgemäße Rüge der
Dokumente durch die erste avisierende Bank.

Entgegen der Bewertung des Landgerichts steht der auf diese Weise
eingetretenen Fiktion der Aufnahme der Dokumente, die die Beklagte nach
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diesem Verständnis der Stillen Bestätigung gegen sich gelten lassen muss, auch
nicht entgegen, dass die Bank Sepah, Filiale Frankfurt, als reine Zahlstelle der
eröffnenden Bank, also der Bank Sepah, Filiale Teheran, gehandelt hätte.

Ein solches Verständnis der Bestimmungen der ERA 500 verkennt nämlich, dass
es sich bei den verschiedenen Filialen der Bank Sepah nach dem
übereinstimmenden Vortrag der Parteien um ein und dieselbe juristische Person
handelt und damit die Wirkung des Art. 14 e ERA 500 der ICC ihr gegenüber
einheitlich eingetreten ist.

Es kommt deshalb für die Beurteilung nicht mehr darauf an, ob die Beklagte nach
ihrem Verständnis der Reichweite der Stillen Bestätigung die Klägerin
ausdrücklich darauf hinweisen musste, dass die aus einem Moratorium bzw.
einem Zahlungsverbot sich ergebenden Folgen nicht durch die Stille Bestätigung
abgesichert seien, da die Anordnung derartiger Zahlungsverbote bereits absehbar
war, als sich die Beklagte in der Stillen Bestätigung zur Sicherung des Akkreditivs
verpflichtete.

Auf etwaige Schadensersatzansprüche der Klägerin gegen die Beklagte im


Hinblick auf vermeintlich fehlerhafte Beratung bei der sich anschließenden
Abwicklung der zurückgegebenen Akkreditivdokumente kommt es im Hinblick auf
die Haftung der Beklagten aus der Stillen Bestätigung selbst nicht mehr an.

Prozesszinsen waren der Klägerin aus §§ 288 Abs. 1, 291 BGB zuzusprechen,
allerdings nicht bereits ab Rechtshängigkeit, da dem zunächst erhobenen
unbedingten Zahlungsanspruch das von der Beklagten geltend gemachte
Zurückbehaltungsrecht im Hinblick auf den Anspruch auf Abtretung der
Akkreditivforderung entgegenstand. Der Anspruch der Klägerin war in der
unbedingt erhobenen Form nicht durchsetzbar. Erst mit Rechtshängigkeit des
Klageantrags auf Verurteilung Zug um Zug gegen Abtretung mit Schriftsatz vom
04.05.2009 bestand ein Anspruch auf Prozesszinsen. Der Schriftsatz ist der
Beklagten nicht zugestellt worden, aber spätestens am 12.06.2009 zugegangen,
da sie mit dem Erwiderungsschriftsatz von diesem Tag Stellung nimmt.
f
n

1 1 i
. 05. 10
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Die Kosten des Rechtsstreits hat die Beklagte zu tragen, da sie in der Hauptsache
unterlegen ist und die geringfügige Zuvielforderung an Zinsen den Streitwert nicht
berührt (§ 4 ZPO).

Die Kostenentscheidung stützt sich deshalb auf § 91 ZPO.

Die Entscheidung zur vorläufigen Vollstreckbarkeit beruht auf § 708 Nr. 10 ZPO i.
V. m. § 711 ZPO.

Die Revision war nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen des § 543 Abs. 2
ZPO nicht vorliegen.
Maßgebend für die getroffene Entscheidung waren die konkreten Umstände des
vorliegenden Einzelfalles, die das Gericht auf der Grundlage anerkannter
Rechtsgrundsätze bewertet hat.

Lange Neide! Hausmann

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