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„Alles wegen Eva...?


Paradies – Alltag und zurück 16. SEPTEMBER 2012
ARBEITSHILFE FRAUENSONNTAG
2 | FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück
ARBEITSHILFE
FRAUENSONNTAG
16. SEPTEMBER 2012
INHALT

„Alles wegen Eva...?“


Paradies – Alltag und zurück

EDITORIAL���������������������������������������������������������������� Seite 4
Bibeltexte mit Graphik���������������������������������������������������� Seite 5

TEIL I EINFÜHRUNG

Exegetische Anmerkung zum Bibeltext��������������������������������� Seite 6


Lilith, die erste Frau������������������������������������������������������ Seite 8

TEIL II ANREGUNGEN für die Arbeit in Frauengruppen

Verlockende Früchte����������������������������������������������������� Seite 10


Da gingen ihnen die Augen auf����������������������������������������� Seite 16
Eva – Mutter alles Lebendigen������������������������������������������ Seite 19
Sehnsucht nach dem Paradies������������������������������������������ Seite 24
Weitere Gestaltungsideen����������������������������������������������� Seite 28

TEIL III BEISPIELE UND MATERIAL

3.1 Texte und Gedichte aus der Literatur����������������������������� Seite 30


3.2 Vorschlag für einen Gottesdienstablauf��������������������������� Seite 34
3.3 Liturgische Bausteine������������������������������������������������ Seite 40
a. Texte
b. Gebete
c. Verkündigungselemente
d. Segen
3.4 Liedvorschläge und eingescannte Lieder������������������������� Seite 46
3.5 Literaturhinweise����������������������������������������������������� Seite 50
3.6 Impressum������������������������������������������������������������� Seite 51

FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück | 3


EDITORIAL

Liebe Leserinnen, liebe Leser!


Zum diesjährigen Frauensonntag dreht sich alles um Eva.
Eva – Mutter aller Lebenden; Eva – die Verführerin und Sünderin;
Eva – die Neugierige, Wissensdurstige, Erkenntnissuchende…

V ielfältig sind die Vorstellungen, Bilder und Pro-


jektionen, die sich um Eva ranken und in der
Tradition mit viel Phantasie und meist ohne
Bezug zum biblischen Text weitergesponnen wurden.
Die Vielfalt der Facetten, die Verschiedenheit der
liches Dankeschön an dieser Stelle auch allen, die
uns durch ihre freundlichen Rückmeldungen auf die
jährliche Arbeitshilfe bestärken und ermutigen und
uns daran teilhaben lassen, wie sie jeweils vor Ort
„ihren“ Gottesdienst zum Frauensonntag gestalten.
Themen, das Geheimnis von Paradies und Lebens- Das freut uns - und auch weiterhin - sehr und ist ein
kraft, die sich mit der biblischen Gestalt der Eva ver- großer Schatz!
binden, machen neugierig und Lust auf gemeinsame
Erkundungen und vielleicht überraschende Entde- Nun wünschen wir Ihnen für die diesjährige Vor-
ckungen. Die Arbeitshilfe, die Sie in Händen halten, bereitung viel Freude und Genuss, Neugier und Er-
bietet Ihnen dazu verschiedene Zugangswege. Die kenntnis, gutes Gelingen und Gottes Segen!
exegetischen Ausführungen am Anfang erläutern den
geschichtlichen, kulturellen und theologischen Kon- Herzliche Grüße –
text und werfen einen Blick auf die christliche Aus- auch im Namen des Vorbereitungsteams
legungstradition.

Teil II lädt ein, auf kreative Weise der Gestalt der


Eva zu begegnen, einen Blick in den Paradiesgarten Ihre
zu werfen, einzelne Aspekte der Schöpfungserzäh-
lung zu vertiefen und sich mit der Schöpfungskraft
und Lebensfreude Evas zu verbinden…
Annegret Brauch
Teil III hält wie gewohnt eine Vielzahl von Materia-
lien bereit: Texte, Lieder, liturgische Anregungen zur
Gestaltung des Gottesdienstes, aber auch Darstellun-
gen aus der Kunstgeschichte und Literaturhinweise
zur eigenen Weiterarbeit. PS: E
rstmals erscheint die Arbeitshilfe durchgängig
in Farbdruck - und spiegelt so ein bisschen die
Es gab und gibt mit Eva viel zu entdecken – das Freude im Paradies. Wir hoffen, Sie freuen sich
wurde bei der diesjährigen Frauensonntagswerkstatt ebenso wie wir – und sind bereit, den damit ver-
im März vielfältig erfahrbar – und das werden Sie bundenen Preisaufschlag zu bezahlen.
merken, sobald Sie sich auf Eva, die Mutter aller Le-
benden, einlassen. PPS: In diesem Jahr findet zum 2. Mal am Vortag des
Die Erstellung der Arbeitshilfe hat uns wie immer Frauensonntag in Freiburg ein Frauenkirchentag
viel Freude gemacht. Ein herzliches Dankeschön al- statt. Auch dort dreht sich alles um Eva. Die
len, die durch ihre Beiträge und Gedanken, ihre Freu- Einladungskarte finden Sie beigelegt. Herzliche
de und ihr Mittun daran mitgewirkt haben. Ein herz- Einladung!

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BIBELTEXT

Genesis 2 und 3

2 1
So wurden Himmel und Erde und alles, was in ihnen kämpft,
zum Abschluss gebracht. 2Gott aber brachte das eigene Werk am
siebten Tag zum Abschluss, indem sie am siebten Tag von all ihrem
3 1
Die Schlange hatte weniger an, aber mehr drauf als alle anderen
Tiere des Feldes, die Adonaj, also Gott, gemacht hatte. Sie sagte zu
der Frau: »Also wirklich – hat *Gott etwa gesagt: ›Ihr dürft von allen
Werk ruhte, das sie getan hatte. 3Und *Gott segnete den siebten Tag Bäumen des Gartens nichts essen‹«? 2Da sagte die Frau zur Schlan-
und machte ihn *heilig. Denn an ihm ruht sie von all ihrem Werk, das ge: »Von den Früchten der Bäume im Garten können wir essen. 3Nur
Gott geschaffen hat, um zu wirken. 4Das Folgende ist die Geschichte von der Frucht des Baumes in der Mitte des Gartens hat Gott gesagt:
der Kinder von Himmel und Erde, seit diese erschaffen wurden: Am ›Esst nicht von ihr und rührt sie nicht an, damit ihr nicht sterbt.‹« 4Die
Tage, als Adonaj, das ist der Name Gottes, Erde und Himmel mach- Schlange sagte zu der Frau: »Ganz bestimmt werdet ihr nicht sterben.
te, – 5noch gab es die Sträucher des Feldes nicht auf der Erde und 5
Vielmehr weiß *Gott genau, dass an dem Tag, an dem ihr davon esst,
das Grün der Felder war noch nicht aufgesprossen, denn Adonaj, eure Augen geöffnet und ihr so wie Gott sein werdet, wissend um gut
also Gott, hatte es noch nicht regnen lassen auf die Erde, und es und böse.« 6Da sah die Frau, dass es gut wäre, von dem Baum zu essen,
gab auch noch keine Menschen, um den Acker zu bearbeiten, 6nur dass er eine Lust war für die Augen, begehrenswert war der Baum,
ein Quell stieg aus der Erde auf und tränkte die ganze Fläche des weil er klug und erfolgreich machte. Sie nahm von seiner Frucht und
Ackers, – 7da bildete Adonaj, also Gott, Adam, das Menschenwesen, aß. Und sie gab auch ihrem Mann neben ihr. Und er aß. 7Da wurden
aus Erde vom Acker und blies in seine Nase Lebensatem. Da wurde beiden die Augen geöffnet und sie erkannten, dass sie nichts anhat-
der Mensch *atmendes Leben. 8Nun legte Adonaj, also Gott, einen ten. Sie hefteten Feigenblätter aneinander und machten sich Schurze.
Garten in Eden an, das ist im Osten, und setzte das gerade geform- 8
Dann hörten sie ein Geräusch. Adonaj, Gott, ging im Garten umher
te Menschenwesen dort hinein. 9Aus dem Acker ließ Adonaj, Gott, in der täglichen *Brise. Adam, der Mensch als Mann, und seine Frau
sodann alle Bäume aufsprießen, reizvoll zum Ansehen und gut zum versteckten sich vor dem Antlitz Adonajs, also Gottes, in der Mitte der
Essen, samt dem Baum des Lebens in der Mitte des Gartens und dem Bäume des Gartens. 9Da rief Adonaj, also Gott, den männlichen Men-
Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. 10Ein Strom geht aus von schen herbei und sagte zu ihm: »Wo warst du?« 10Der sagte: »Ein Ge-
Eden, um den Garten zu bewässern. Und von da an teilt er sich in räusch von dir habe ich im Garten gehört und mich *gefürchtet, denn
vier Hauptarme. 11Der Name des einen ist Pischon; das ist der, der ich habe nichts an und da hab ich mich versteckt«. 11Darauf: »Wer hat
das ganze Land Hawila umfließt, wo es das Gold gibt. 12Gut ist das dir denn gesagt, dass du nichts anhast? Hast du etwa von dem Baum
Gold dieses Landes, zudem gibt es da Bdellion-Harz und Schoham- gegessen, von dem ich dir geboten habe, nicht zu essen?« 12Da sagte
Steine. 13Der Name des zweiten Flusses ist Gihon, der fließt um das der Mann-Mensch: »Die Frau, die du mir selbst an die Seite gegeben
ganze Land Äthiopien herum. 14Der Name des dritten Flusses ist Ti- hast, die hat mir von dem Baum gegeben. Und da habe ich gegessen.«
gris, der fließt östlich von Assur. Und der vierte Fluss, das ist der 13
Da sagte Adonaj, also Gott, zur Frau: »Was hast du da getan?« Und
Eufrat. 15Adonaj, also Gott, nahm das Menschenwesen und brachte die Frau sagte: »Die Schlange hat mich reingelegt, so dass ich gegessen
es in den Garten Eden, ihn zu bearbeiten und zu beaufsichtigen. habe.« 14Da sprach Adonaj, also Gott, zur Schlange: »Weil du das ge-
16
Dann sprach Adonaj, Gott, ein Gebot für das Menschenwesen aus: tan hast, bist du verflucht – als Einziges von allem Vieh und von allen
»Von allen Bäumen des Gartens kannst du ruhig essen. 17Nur vom Tieren des Feldes. Auf deinem Bauch sollst du kriechen und Erde essen
Baum der Erkenntnis von Gut und Böse – von dem darfst du nicht alle Tage deines Lebens. 15Feindschaft stifte ich zwischen dir und der
essen. An dem Tag, an dem du von ihm isst, bist du zum Tode verur- Frau, zwischen deinem Nachwuchs und ihrem Nachwuchs. Der wird
teilt.« 18Dann sagte aAdonaja, also Gott: »Es ist nicht gut, dass der deinen Kopf angreifen, du wirst seine Ferse angreifen.« 16Und zur Frau:
Mensch allein ist. Ich will für ihn eine Hilfe machen, so etwas wie »Ich sorge dafür, dass deine Lasten groß und deine Schwangerschaften
ein Gegenüber.« 19Da bildete Adonaj, also Gott, aus Ackererde alle häufig sind. Nur unter Mühen wirst du Kinder bekommen. Auf deinen
Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und brachte sie zum Mann richtet sich dein Verlangen. Doch der wird dich beherrschen.«
Menschen, um zu beobachten, wie er sie nennen würde. Ganz so wie 17
Und zum Mann als Menschen: »Weil du auf die Stimme deiner Frau
der Mensch – das *atmende Leben – sie nennen würde, so sollte ihr gehört und von dem Baum gegessen hast, von dem ich dir geboten hat-
Name sein. 20Da gab der Mensch allem Vieh, den Vögeln des Himmels te: ›Du sollst nicht von ihm essen‹, deswegen: Verflucht ist der Acker-
und allen Tieren des Feldes Namen. Aber für das Menschenwesen boden um deinetwillen. Dein Leben lang sollst du dich nur mit Mühe
fand sich keine Hilfe, die so etwas wie ein Gegenüber wäre. 21Da ließ von ihm ernähren. 18Dornen und Disteln lässt er für dich aufsprießen,
Adonaj, also Gott, einen Tiefschlaf auf das Menschenwesen fallen, so musst du das Kraut des Feldes essen. 19Im Schweiß deines Angesichts
dass es einschlief, nahm eine von seinen Seiten und verschloss die sollst du Brot essen, bis du zum Acker *zurückkehrst, von dem du ge-
Stelle mit Fleisch. 22Dann formte Adonaj, also Gott, die Seite, die nommen bist. Ja, Erde bist du, und zur Erde kehrst du zurück.« 20Da
sie dem Menschenwesen entnommen hatte, zu einer Frau um und gab der Mann-Mensch seiner Frau einen Namen: Chawwa, Eva, denn
brachte sie zu Adam, dem Rest des Menschenwesens. 23Da sagte der sie wurde zur Mutter aller, die leben. 21Und Adonaj, also Gott, machte
Mensch als Mann: »Dieses Mal ist es Knochen von meinen Knochen, selbst für den Menschen als Mann und für seine Frau Gewänder für
und *Fleisch von meinem Fleisch! Die soll Ischscha, Frau, genannt die Haut und bekleidete sie. 22Und Adonaj, also Gott, sprach: »Schau,
werden, denn vom Isch, vom Mann, wurde die genommen!« 24Des- der Mensch ist im Blick auf die Erkenntnis von Gut und Böse wie einer
halb wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und von uns geworden. Dass er nur nicht auch noch seine Hand ausstreckt,
sich mit seiner Frau verbinden. Sie werden ein *Fleisch sein. 25Und vom Baum des Lebens nimmt, isst und so *ewig lebt.« 23Da schickte
obwohl die beiden nichts anhatten, der Mensch als Mann und seine Adonaj, also Gott, sie fort aus dem Garten Eden, damit sie auf dem
Frau, schämten sie sich nicht. Acker arbeiteten, von dem sie genommen wurden. 24So vertrieb sie die
Menschen und ließ östlich des Gartens Eden die Kerubim lagern, dazu
die Flamme des zuckenden Schwertes, um den Weg zum Baum des
Lebens zu bewachen.

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TEIL I: EINFÜHRUNG

Exegetische Anmerkungen zum Bibeltext


Die Welt der sog. Paradiesgeschichte ist eine Art mühefreies
Schlaraffenland. Doch die Perspektive des alttestamentlichen
Textes ist die jener, die nur träumen können von so einem Land.

W enn die täglichen Anstrengungen und Ent-


behrungen überhand nehmen, liegt die
Frage nach dem Warum und Wozu nahe.
Gen. 2-4 geben Auskunft, warum die Welt so ist, wie
sie ist (bzw. damals war.).
die Häutungen gilt das Tier als ein sich ständig ver-
jüngendes Wesen. Auf bildlichen Darstellung ist die
Schlange oft einer Frau oder einem Baum zugeord-
net. In der altgriechischen Mythologie gibt es eine
erstaunliche Parallele: Im Garten der Hesperiden
Anders als der Schöpfungsbericht in Gen. 1-2,4a (Musen) steht ein lebensspendender Apfelbaum, der
mündet die Erzählung vom ersten Menschen in die von der Schlange Ladon bewacht wird. Ebenso findet
Schilderung menschlicher Bedingungen im Alten Ori- man im bronzezeitlichen Bereich Syrien-Palästina das
ent: Frauen, die unter Schmerzen Kinder gebären, Bildmotiv von der Schlange am Lebensbaum.
die mühsame Arbeit auf dem kargen Feld von Män- Eine direkte Verbindung der Schlange mit sexueller
ner und (!) Frauen, die Probleme zwischen den Ge- bzw. phallischer Kraft findet sich lediglich im kanaa-
schlechtern, die Angst vor Schlangen, … näischen Baalskult; allerdings kann die Schlange dort
Gerade in den sog. „Strafsprüchen“ spiegelt auch für die Muttergöttin stehen.
sich diese Wirklichkeit. Die urteilenden Worte Got- Der im 20. Jahrhundert sehr bekannte Alttesta-
tes im Garten in den Versen 14-19 treffen lediglich mentler Claus Westermann hat die Schlange als ei-
die Schlange (V. 14-15) und den Ackerboden (V. 17) nen nach außen gelagerten Versuchungsprozess im
als Fluch. Der Mensch verliert die Beheimatung im Menschen selbst gedeutet – ein Ansatz, der die Frage
Garten und muss fortan selbst für sich aufkommen quasi auf der jungschen Ebene deutet.
und das in jeder Hinsicht unter Schmerzen. Insofern Angesichts der oben skizzierten altgriechischen Er-
gilt der Spruch für den Mann (V. 17c-18) auch für die zählung verwundert es wenig, dass die Frucht, die
Frau, denn Bodenbebauung war zunächst einmal ein Eva und Adam essen werden, so selbstverständlich
Thema, das die ganze Familie anging. mit einem Apfel gleich gesetzt wird. Denn im Hebrä-
Zum Verhältnis zwischen Mann und Frau wird festge- ischen steht dort einfach nur „Frucht“. Mag damit ur-
stellt, dass sich die Frau nach dem Mann sehnen wird/ sprünglich evtl. auch gar kein Apfel gemeint gewesen
auf ihn ihr Verlangen richten wird (im Hohenlied 7,11 sein (auch Übersetzungen wie Granatapfel, Orange,
wird dasselbe Verb auf einen Mann angewandt, der Feige,… wären nicht falsch), für den Apfel spricht
sich nach der Frau sehnt), und der Mann über sie herr- vieles. ZB dass in den alten Kulturen die Göttinnen
schen wird. Dies ist kein Fluch – also keine unumkehr- der Fruchtbarkeit und der Liebe mit einem Apfel dar-
bare Gegebenheit sondern Ausdruck jener menschli- gestellt wurden. Oder dass bei den Asen (Germanen)
chen Bedingungen, die nicht gottgewollt sind. ein goldener Apfel ewige Jugend versprach.

Die einzelnen Motive des Textes datieren in alte Kein Wunder, dass auf manchen christlichen Bil-
Zeit, auch wenn die Verschriftlichung und die Verbin- dern des Jüngsten Gerichts die Erlösten Äpfel in den
dung mit den weiteren biblischen Erzählungen sicher Händen halten. Und dass das Jesuskind auf Marias
zu redaktionellen Überarbeitungen geführt hat. Die Schoß einen Weltapfel in der Hand hält:
Schlange beispielsweise steht in weiten Teilen des Al- Für das junge Christentum wurde die Paradiesge-
ten Orients als Symbol für Weisheit und Leben. Durch schichte zum sog. Protevangelium, also zum „Vor-

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Evangelium“. Den Fall des ersten Menschen, den Wie konnte es dennoch passieren, dass im Chris-
Verlust der ursprünglichen Ebenbildlichkeit, den sah tentum diese Erzählung zum Dreh- und Angelpunkt
man nun im Sieg Christi aufgehoben. Die Schuld Evas aller frauenfeindlichen Theologie und Kultur wurde?
in der Unschuld Marias entkräftet. Schon innerhalb des Neuen Testaments erkennen
Diese christliche Karriere der Paradiesgeschichte wir eine Deutungshoheit der Paradiesgeschichte zu-
ist einigermaßen erstaunlich. Taucht doch der Be- ungunsten der Frauen: „Adam wurde zuerst erschaf-
griff ‚Sünde’ in der Erzählung gar nicht auf. Eben- fen, danach Eva. Und Adam wurde nicht verführt, die
so geht es in der Erzählung in keiner Weise um die Frau aber erlag der Verführung und ist so in die Ge-
sexuelle Verführbarkeit Evas, geschweige denn da- botsübertretung geraten“ (1. Tim 2, 13-14).
rum, einem Geschlecht einen bestimmten Charak- Schon vorher hatten jedoch die griechisch gebildeten
terzug zu zuweisen. Juden das Ihrige beigetragen, um die Sünde in der Tat
Insgesamt ist von Sünde hier tatsächlich nirgends Evas zu verorten. Philo von Alexandrien beispielsweise
die Rede. Es ist eher so, dass das Böse/die Sünde ein- formulierte im Stil seiner Zeit im hellenistisch gepräg-
fach vorausgesetzt wird. Die Menschen haben ein Tabu ten Alexandrien: „Die Schlange ist Symbol der Lust (…)
gebrochen und werden jetzt mit den Konsequenzen Die Lust wagt aber nicht, ihre listigen Verführungskünste
konfrontiert. Dass die Paradiesgeschichte dennoch dem Manne gegenüber anzuwenden, sondern sie verführt
dazu verleitet einen ‚Sünden’fall dort hinein zu den- die Frau und durch sie den Mann. (…), der Geist in uns ist
ken, mag an der Parallelstelle in Gen. 4,6 liegen. Dort das männliche Prinzip, die Sinnlichkeit das weibliche“.
werden dieselben Worte Verlangen haben und herr- Diese Auslegung hatte in der weiteren jüdischen Ausle-
schen in Bezug auf Kain und die Sünde erzählt. Kain gungsgeschichte weniger Einfluss als in der christlichen:
soll über die Sünde, die sein Verlangen auf ihn richtet, Es war Augustinus, der im 5. Jahrhundert schließlich eine
beherrschen. Von dort ist es dann nur noch ein kleiner richtige Lehre von der ‚Erbsünde’ entwickelte; dazu ver-
Sprung zur Identifikation Evas mit der sündigen Ver- glich er Röm. 5 mit Gen. 3 und verknüpfte die paulinische
suchung für den Mann. Doch der Textzusammenhang Beschreibung von Sünde als eine Herrschaftsmacht, die
wie er ist, gibt eine solche Deutung nicht her. den Menschen unterwirft, mit der Übertretung des Ess-
Verbots in der Schöpfungsgeschichte.
Erst am Ende der Paradiesgeschichte erhält die So entstand die unheilvolle Verbindung von Sexualität
Frau ihren Namen: Eva (V. 20) bezeugt im Gegenteil und Sünde, von Weiblichkeit und Sündhaftigkeit, von
die enorme Wertschätzung der Frau. Das hebräische Zeugung und Erbsünde (vgl. Kirchenvater Hieronymus
Chawwa hat die Bedeutung „Mutter aller Lebenden“. Anfang des 5. Jh n.C.: „…, dass Jungfräulichkeit natür-
Als solche, mit diesem Titel, wird sie anschließend lich ist, wohingegen der Ehestand sich auf Schuld grün-
aus dem Paradies vertrieben. Doch den Namen, den det…“). Und natürlich auch eine Ideologie, die mit Ma-
nimmt sie mit! ria ein unerreichbares Frauenbild aufbaut, das geprägt
ist von Demut, Gehorsam und Dienst am Nächsten.
Auslegungsgeschichte: Heute ist sich die Theologie weitgehend darüber
einig, dass das christliche Verständnis von Eva als Ein-
Bleibt man mit dem Verständnis der Paradieserzäh- fallstor der Sünde nicht mit dem exegetischen Befund
lung im altorientalischen Kontext, gibt sie Aufschluss übereinstimmt. Die Feministische Theologie hatte
darüber, welche Themen die Menschen zu dieser Zeit einen besonderen Anteil daran, die überkommenen
bewegten und welche Sorgfalt sie darauf verwandt religiösen Bilder zu hinterfragen bzw. zu entsorgen.
haben, ihre Lebensbedingungen in ein Verhältnis zu Doch: auch wenn theologische Studien sich längst
ihrer Gottesbeziehung zu setzen. Neben allen tiefen von den alten Bildern verabschiedet haben – in den
Symbolen für ewiges Leben und Weisheit, die hier Köpfen (und Herzen?) der Menschen leben die alten
auftauchen, ist eine Hauptaussage der Erzählung, Bilder weiter. Dabei verbergen sich in dieser Erzählung
dass die Frau Eva ist, also ‚Chawwa’, also Mutter aller viele andere, positivere Deutungsmöglichkeiten. Diese
Lebenden. Eine Erklärung dafür, wie das Böse in die Arbeitshilfe will bei der Entdeckungsreise helfen!
Welt kommt, liefert der Text dagegen nicht.
Ute Niethammer

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TEIL I: LILITH, DIE ERSTE FRAU

Lilith, die erste Frau


Die biblischen Schöpfungsgeschichten schweigen über
Lilith. Dennoch scheint das Wissen um diese als bedrohlich
empfundene Gestalt ab und zu noch in den Texten auf.

S so z. B. bei dem vom Propheten Jesaja an-


gekündigten Strafgericht Jahwes über Edom
(Jes. 34, 9-15):
„Wildkatzen treffen Hyänen,
Dämonenböcke rufen Bocksdämonen.
Ist dies nun ein richtiger
oder ein falscher Mythos?
Die antiken hebräischen Überlieferungen wie Tal-
mud und Zohar akzeptieren Lilith in ihrer Bedeutung
Ja, dort verweilt die Dämonin Lilith für die Schöpfungsgeschichte. Nur die Bibel hat die-
und kommt dort zur Ruhe…“ se unbequeme Figur unterschlagen. Das Christentum
In ähnlich bedrohlicher Weise erscheint sie bei Hiob hat seine Mythologie hermetisch geschützt vor die-
18, 15,21(Jerusalemer Bibel): sem ersten Frauentypus, der die Verweigerung und
„Jetzt lässt im Zelt sich Lilith nieder, Auflehnung symbolisiert.
und über seine Wohnstatt streut man
Schwefel. Fürwahr, so geht`s der Wohnung Lilith war die erste Frau Adams und wie er aus der
eines Frevlers, der Stätte dessen, Erde entstanden. Trotzdem versuchte Adam, sie zu
der auf Gott nicht achtet.“ unterwerfen. Interessanterweise betont die Überlie-
ferung, dass sich ihr Konflikt am sexuellen Umgang
Interessant ist, dass Lilith seit der Reformationszeit miteinander entzündete. Lilith wehrte sich gegen das
aus den christlichen Bibelausgaben verschwindet. So Funktionieren für den Mann. Sie artikulierte eine ei-
finden wir z. B. auch in der Lutherbibel das Wort gene Sinnlichkeit und erfreute sich ihrer erotischen
Lilith durch Kobold ersetzt. Identität.

Lilith – Adams erste Frau nach Texten Es ist nur zu verständlich, dass sich Gott auf
die Seite des überforderten Gatten stellte. Adam
der hebräischen Mythologie: beschwerte sich bei Gott über diese ungehorsa-
Als Gott den ersten Menschen erschaffen hatte, sag- me und flüchtige Frau, so dass dieser drei Engel
te er: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei“ und ausschickte, sie zu suchen und zur versöhnlichen
schuf ihm eine Frau – gleich ihm – aus Erde und nannte Rückkehr zu bewegen. Die Engel fanden Lilith an
sie Lilith. Bald begannen sie miteinander zu streiten: den Ufern des Roten Meeres, wo sie, so steht es ge-
Sie sagte zu ihm „Ich will nicht unter dir liegen.“ Und schrieben, ihre neu entdeckte weibliche Selbstän-
er sagte: „Ich will nicht unter dir liegen, sondern auf digkeit genoss und überhaupt nicht an Rückkehr
dir, weil du verdienst, die Unterlegene zu sein und ich, dachte. Um sie zu bekehren, versuchten die Engel
der Überlegene zu sein.“ Sie sagte zu ihm: „Wir sind es mit Drohungen und einer Erpressung, die hin-
beide gleich, weil wir beide aus Erde gemacht sind.“ terhältiger Weise auf ihre Muttergefühle gerichtet
Und sie wollten nicht aufeinander hören. Als Lilith das war: Sie, die als Ur-Mutter konzipierte, sollte sich
gewahr wurde, rief sie den spezifischen Namen Gottes fügen, sonst würden künftig jeden Tag hundert ih-
aus und erhob sich in die Lüfte der Welt. Adam rief sei- rer Kinder (oder Nachkommen) getötet werden. Der
nen Schöpfer an und sprach: „Gott der Welt, die Frau, oberste Schöpfer rechnete jedoch nicht auf den
die du mir gabst, ist mir weggelaufen.“ Widerstand dieser bösartigen Frau. Die nämlich ließ

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gleich von Anfang klarstellen sollte. Denn so konnte
Eva nicht von sich behaupten, dass sie ihrer Her-
kunft nach gleichwertig sei. Ihre Weiblichkeit war
ein abgespaltener Teil des Mannes. Ihre Existenz
entsprang nur einem Stückchen Knochen. Sie ist
Lady Lilith ganz das reduzierte Bild einer kraftlosen Frau, de-
finiert in der Abhängigkeit. Dafür hat sie allerlei zu
Dante Gabriel Rossetti (1828-1882) büßen, trägt die Verantwortung für Äpfelklau und
Der englische Maler Rossetti malte viele Frauen- Erbsünde und ist ihrer Abstammung nach nicht ein-
mal in der Lage, sich dagegen zu widersetzen.
portraits, denen er in Erinnerung an seine gelieb-
te Frau, die er nach nur zwei Ehejahren verloren
Lilith aber hatte die freie Wahl. Sie entschied sich
hatte, eine sinnlich-mystische Note verlieh. Das für ihre Sinnlichkeit und Freiheit. Unverschämt und
„Lady Lilith“ betitelte Bild der Dame mit dem darum auch stigmatisiert als böse Dämonin. Solch
herrlichen Haar ist eine Neudeutung der vorbib- einen Herkunftsmythos kann jede auslegen, wie sie
lischen Lilith. Für Rosseti ist Lilith kein böser Dä- will (oder wie sie ist?).
mon, sondern die Urfrau, in der sich irdische und
Aber das Bild und die Rollen von Frauen werden
himmlische Liebe vereint hat.
wenig von ihnen selbst definiert, sind vielfach ge-
Aus „Grosse Frauen der Bibel in Bild und Kultur prägt von Überlieferungen und traditionellen Kate-
gorien. Unsere abendländisch-christliche zurecht-
gebogene Kultur sieht nur die Rolle der
Ur-Mutter Eva vor.
sich nicht zwingen und versprach stattdessen, die
Kinder gleich selbst zu töten: „Ihr erniedrigt mich, Lilith steht für tau-
dass ich nicht gedeihen soll, sondern den Säuglin- send andere Möglich-
gen etwas antun…“ So wurde Lilith, die sich nicht keiten, ihre Lust als
beugen wollte, in die Rolle einer unheilbringenden Frau auszudrücken, und vie-
Dämonin gezwungen. les davon wird heute noch
verachtet. Sie ist weder der
Die göttliche bzw. frisch geschöpfte Männerwelt Prototyp „Gute Mutter“, noch
stand nun jedoch wieder vor dem Problem, dass es ist sie unschuldig und ohne eigene
sich im Garten Eden ohne Frau nur schwerlich frucht- Sinne, wie die „Jungfrau“, noch hat
bar sein und mehren ließe. sie sich in das Martyrium einer „Hei-
ligen“ gefügt.
So versuchte es Gott auf ein Neues und erschuf
Eva aus der Rippe Adams, was die Verhältnisse Aus Frauensonntag 1996

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TEIL II: ANREGUNGEN FÜR DIE ARBEIT IN FRAUEN

Verlockende Früchte

Einführung: als Mann und Frau unbeschwert


in diesem Garten, den sie pflegen
Mitte = Paradiesgarten gemeinsam gestalten und schützen sollten.
- Schlange auf der anderen Seite der
● Material: braune, grüne, und blaue Tücher, Baum- Baumscheibe platzieren = Mit den Men-
scheibe, Apfel, Zweig eines Apfelbaumes, Schlan- schen lebten auch die Tiere im Garten Eden, sie wa-
ge, zwei Figuren (neutrale Gelenkpuppen) ren unterschiedlich und vielfältig, und die Schlange
galt als das klügste Tier unter ihnen.
● Es gibt mehrere Möglichkeiten:
1. zwei Frauen legen die Mitte und eine weitere In der Bibel ist es so beschrieben.......
sagt den Text (Einführung oder Lesung des Bibeltextes)
2. das Legen und Sprechen wird jeweils von der
gleichen Frau übernommen, dann können bis zu
sechs Frauen mitmachen
3. zwei oder drei Frauen wechseln sich ab, auch Biblischer Bezug (Gen. 3, 1-7)-
hier sind Varianten zwischen Legen und Spre-
chen möglich
Exegetischer Hintergrund

● Gestalten: Genesis 3, 1-6


Aber die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Felde,
- braune Tücher zu einem Kreis legen = Gott ist der 1
die Gott der HERR gemacht hatte, und sprach zu der Frau:
Schöpfer, die Schöpferin unserer Erde. Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von allen
Bäumen im Garten? 2Da sprach die Frau zu der Schlange: Wir
- grünes Tuch darin ausbreiten = Am Anfang der essen von den Früchten der Bäume im Garten; 3aber von den
Zeit gehörte im Osten der Erde ein Garten dazu, Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Es-
set nicht davon, rühret sie auch nicht an, dass ihr nicht ster-
grün und fruchtbar war dieser Garten, genannt bet! 4Da sprach die Schlange zur Frau: Ihr werdet keineswegs
Eden, ein Paradies. des Todes sterben, 5 sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr
davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet
- Blaues Tuch wie einen Fluss durch den Garten le- sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist. 6Und die
Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er
gen = In Eden entspringt ein Strom. Er bringt das eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug
lebensnotwendige Wasser. machte. Und sie nahm von der Frucht und aß und gab ihrem
Mann, der bei ihr war, auch davon und er aß.
- Baumscheibe, Zweig und Apfel kommen jetzt in (Luther 1984)
die Mitte = In der Mitte des Gartens wuchsen zwei
besondere Bäume: Der Baum des Lebens, dessen
Früchte Unsterblichkeit schenken, und der Baum der
Erkenntnis, dessen Früchte das Wissen verleihen.
- Menschen in die Nähe des Baumes (Baumschei-
be) stellen = Gott brachte den Menschen Adam in
den Garten Eden und sie erschuf in ihrer Schöp-
ferkraft einen zweiten Menschen, Eva. Sie lebten

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GRUPPEN · Verlockende Früchte

Verlaufsvorschlag für ten von der Schreiberin in ihrem Zusammenhang


erklärt werden. Beispiel: Wieso war die Schlange
die Arbeit mit Gruppen der MEINUNG, Eva unterstützen zu müssen? Wer ist
hier eigentlich TÄTERIN: Schlange, Eva, Gott (der/
Gesamtzeit: 1 1/2 bis 2 Stunden, die Elemente kön- die solche Verbote ausspricht aber solch köstliche
nen auch einzeln genutzt werden, es gibt entspre- Früchte wachsen lässt)?
chende Zeitangaben Es darf fantasiert, gefragt und geantwortet werden.

● A.) W ortspiel zu „MITTE“, Zeit: 15 Minuten Tipp: Die Bedeutungen können in eine Verkündi-
Material: Plakat, Stifte gung einfließen.
● B.) Meditation zum „BAUM“ , Zeit: 15 Minuten Eine Meditation in deren Mittelpunkt der Baum der
● C.) Impulse zum Baum/Apfelbaum und Erkenntnis steht, und die ja auch etwas mit der ei-
„VERLOCKENDE FRÜCHTE“, Zeit: 45 Minuten genen Mitte der Teilnehmerinnen zu tun hat, kann
Material: buntes rundes (Apfel)Papier, Stifte sich jetzt anschließen.
● D.) Schlangenlist: Eva und die Schlange,
Zeit: 15–30 Minuten je nach Diskussionsfreudig-
keit, Material: Bilder, die die Schlange als Frau
zeigen. ● B.) Meditation zum Baum der Erkenntnis

- Suche dir einen Platz in diesem Raum an dem du


dich wohlfühlst und soviel Platz hast, dass du die
● A.) Die MITTE Arme ausbreiten kannst.
- Wenn du magst, zieh deine Schuhe aus. Suche dir
In der Mitte, im Zentrum des Gartens steht der Baum einen guten Stand. Richte dich Wirbel für Wirbel
der Erkenntnis. Warum in der Mitte? In der Mitte auf und halte deinen Kopf so, als sei der Schei-
konnte aus jeder Richtung zusammenströmen was als telpunkt mit dem Himmel durch einen Faden ver-
Nährboden für diesen Baum und seine Früchte dien- bunden.
te. Was in dieser Mitte geschah war keine Rander- - Du kannst deine Augen schließen. Möchtest
scheinung. In der Mitte wurde etwas „auf den Punkt du deine Augen offen lassen, suche dir einen
gebracht“, geschah etwas von zentraler Bedeutung. Ort, den du in Ruhe anschauen kannst, der
Mit einem Wortspiel lade ich Sie ein, herauszufinden, dich nicht von deinen Gedanken ablenkt und
was „Mitte“ in dieser Bibelerzählung bedeuten könn- zu dem dein Blick immer wieder zur Konzent-
te. Schreiben Sie das Wort auf ein Plakat und suchen ration wandern kann.
Sie zu jedem Buchstaben Bedeutungen, die Ihnen - Reise mit deinen inneren Augen, deinen Gedan-
passend erscheinen, sie sollten mit dem jeweiligen ken durch die Weite des Himmels und die Weite
Buchstaben beginnen. der Zeit tief zurück in die Vergangenheit, in den
Garten, der sich Eden nennt.
Zum Beispiel: - Sieh dir die Fülle der Pflanzen an, die Farben-
M - Meinung, magisch, Mut pracht der Blumen, das satte Grün, die Garten-
I - Irrsinn, ideal, interessant, irgendwie (wie ein Krimi) früchte, die Bäume und Sträucher und das klare
T - Treffpunkt, traumhaft, (nicht zu) toppen Wasser. - Stille
T - Tat, Täterin, Täuschung? - In der Mitte des Gartens steht ein großer Baum.
E - einzigartig, Energie, enorm, Eva Das Rauschen seiner Blätter ist für dich wie eine
Einladung dich bei diesem Baum nieder zu lassen,
Dieses Wortspiel können Sie alleine machen oder dich an ihn zu lehnen, ihn zu spüren, fast als wür-
in der Gruppe. Sie werden staunen wie viele Ge- dest du eins mit ihm. - Stille
danken sich zum Geschehen in der Mitte des Gar- - Du spürst seine Wurzeln, die sich tief in der
tens entwickeln werden. Die einzelnen Worte soll- Erde verankern, die an Wasser heranreichen,

FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück | 11


TEIL II: ANREGUNGEN FÜR DIE ARBEIT IN FRAUEN

welches den Durst des Baumes stillt. Wurzeln, dich, laufe ein wenig herum und nimm die Gegen-
die an Nährstoffe der Erde heranreichen die wart wahr, so wie sie jetzt ist.
den Baum stark machen. Spüre den Wurzeln (Austausch ist möglich)
nach. - Stille
- Bewege deinen Körper als ob ein leichter Wind Impulse zur Symbolik des Baumes
weht, die Wurzeln geben dir Halt. Dein Körper - Auch in unserer Kultur wird der Baum genutzt, um
wird eins mit dem Stamm. Durch feine Adern etwas symbolisch zu deuten.
fließt Lebenskraft gespeist durch die Wurzeln. Du - Sprichwörter lassen es uns erkennen: Man sieht
spürst die Rinde, die Außenhaut, manchmal glatt, den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.
manchmal rau. Durch sie nimmst du die Wärme - Einen alten Baum versetzt man nicht.
der Sonne wahr oder die Kälte der Nacht. Durch - Noch heute befindet sich manchmal eine DORF-
sie dringt die Feuchtigkeit des Regens oder sie LINDE im Zentrum eines Ortes. Wir kennen ei-
knistert in der Trockenheit. Sie ist gegerbt vom nen MAIBAUM, aufgestellt vor dem Haus der
Wechsel der Zeiten. - Stille Liebsten oder mitten auf dem Marktplatz zur
- Hebe deine Arme wie zu einer Baumkrone. Sie Maifeier. Ist der Dachstuhl eines neuen Hauses
sind wie die Äste, die sich dem Himmel entge- errichtet, wird das Richtfest gefeiert und den
genstrecken und sich zur Seite ausbreiten. Winkle Dachstuhl schmückt der RICHTBAUM. Wir feiern
deine Arme so an, dass es für dich möglich ist, die Geburt Jesu unter dem WEIHNACHTSBAUM
einige Zeit deine Arme entspannt wie Äste zu und manche Eltern pflanzen einen Baum, wenn
halten. Werden sie zu schwer, lass sie sinken und ein Kind geboren wird. In den Mythen gibt es
folge deinen inneren Augen. den WELTENBAUM und in vielen Religionen be-
- Die Äste zeigen uns den Lebensabschnitt des kommt der Baum als etwas „HEILIGES“ eine be-
Baumes. Zart entwickelt sich frisches Grün an sondere Rolle.
grauen, braunen Ästen, duftige Blüten zeigen - Dr. Susanne Müller Trufaut, (Faculté libre de
sich, das Leben beginnt sich zu entwickeln. Die théologie protestante de Paris) sagt zur Sym-
anfängliche Zartheit wird zur Kraft, ihr Aus- bolik des Baumes: „Der Baum ist generell ein
druck ist das satte Grün und volle, leuchtende Lebens- und Fruchtbarkeitssymbol. Er kann mit
Früchte. immergrünen oder mit absterbenden und wie-
- Alles Grün verwandelt sich in gold - rote Farbe, der sprossenden Blättern dargestellt werden,
wird braun und fällt zur Erde. Die Früchte wol- die den Zyklus „Sterben – Regeneration“ aus-
len geerntet werden, sind reif, sind Nahrung. Der drücken. Da er tief im Boden verwurzelt ist,
Baum zieht sich in sich zurück, ruht und bereitet sein Stamm sich in der Menschenwelt befin-
sich auf ein neues Erwachen vor. - Stille det und seine Äste in den Himmel ragen, ist
- Öffne deine Hände zu Schalen, in den Händen er auch ein kosmisches Symbol der Verbindung
liegt jetzt eine dieser Früchte des Baumes aus zwischen Unterwelt, Erde und Himmel (Götter-
der Mitte des Gartens. Es sind besondere Früch- welt), d.h. ein Weltenbaum, der den Kosmos
te, die das Geheimnis um Gut und Böse bergen, hält und deswegen ein Synonym der axis mundi
verlockende Früchte? Verlockende Erkenntnis? („Weltachse“) bietet. In den altorientalischen
- Stille Religionen wird der lebenspendende Baum mit
- Lege die Früchte (in Gedanken) vorsichtig ab oder numinosen Mächten, vor allem Göttinnen, ver-
beiße hinein, so wie es Eva getan hat. - Stille bunden.“
- Löse dich von dem Baum. Schaue dich noch ein- - In der Bibel, unserem Text, erscheint der Baum als
mal um in deinem Garten Eden und begebe dich Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. Die Bibel
auf die Rückreise. Durch die Weite des Himmels spricht auch vom Baum des Lebens, es bleibt un-
und durch die Weite der Zeit kommst du zurück in klar ob es sich um einen oder zwei Bäume handelt.
unser Hier und Jetzt. Stille - In der christlichen Kultur entsteht eine symbo-
- Öffne deine Augen, streife mit deinen Händen den lische Beziehung zwischen dem Baum im Para-
Staub der Reise von deinem Körper ab, schüttle dies und dem Kreuz, es entsteht ein „Lebens-

12 | FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück


GRUPPEN · Verlockende Früchte

● C.) VERLOCKENDE FRÜCHTE

Einführung:
Wir kennen den Apfelbaum auch aus dem Mär-
chen Frau Holle. Er will geschüttelt werden und
die Äpfel müssen geerntet werden. Wird die Ar-
beit getan, winkt der Lohn in Gold, wird die
Arbeit verweigert kommt das Pech. Äp-
fel und Gold werden oft miteinander
verbunden. Paris überreicht Aphro-
dite den golden Apfel, damit erwählt
er sie zur „Schönsten“ unter drei grie-
chischen Göttinnen, um die schöne Hele-
na zu bekommen, eine Aktion, die zum Krieg um
Troja führt. Der Kaiser hielt einen Reichsapfel in
der Hand und Schneewittchen wurde mit einem
Apfel vergiftet. Diese kleine Auswahl zeigt uns,
der Apfel ist mit Sicherheit die Frucht, mit der
viel ausgedrückt wird.
Ob Apfel oder Frucht – es sind VERLOCKENDE
Itialienisches Fresko, Baum und Kreuz, FRÜCHTE am Baum, die mehr haben, als nur einen
Christus am Baum der Erkenntnis guten Geschmack, was könnten sie bedeuten?
Klar ist, dass es um Erkenntnis des Guten und Bö-
sen geht, um Klugheit, darum, das Leben selbst in
baum“, indem Kreuz und Baum verschmelzen. die Hand zu nehmen.
Deutlich zeigt dies das italienische Fresko „Je-
sus am Baum der Erkenntnis“. (siehe obenste- In der Bibel steht:
»Nein, nein«, sagte die Schlange, »ihr werdet bestimmt
hendes Bild). Eva, Adam und die Schlange sind 4
nicht sterben! 5Aber Gott weiß: Sobald ihr davon esst, wer-
da, die Früchte fehlen. den euch die Augen aufgehen; ihr werdet wie Gott sein und
wissen, was gut und was schlecht ist. Dann werdet ihr euer
Leben selbst in die Hand nehmen können.«
- Zum Apfelbaum: (Gute Nachricht Bibel)

Im Bibeltext kommt der Apfelbaum nicht vor. Hier


ist nur von der „Frucht“ des Baumes die Rede. Ohne das Böse/Schlechte gäbe es das Gute nicht.
Der hebräische Begriff für Apfelbaum ist aber Wenn beides am Baum als Frucht heranreift, dann
sechsmal in der Bedeutung. hat Gott beides angelegt. Dann hat Gott beides rei-
Apfel/Apfelbaum zu finden, oft im Hohen Lied fen lassen. Beides wächst ohne unser Zutun, ob wir
(Hhld 2,3; Hhld 2,5; Hhld 7,9; Hhld 8,5; Spr 25,11). es wollen oder nicht. Vor Eva hängen die verbote-
Nach Joel 1,12 werden die Apfelbäume wie die nen, verlockendsten Früchte, was reizt, verlockt,
anderen Kulturbäume einer Heuschreckenplage was macht den Apfel so unwiderstehlich?
zum Opfer fallen; und auch Hhld 2,3 stellt den
Apfelbaum als Kulturpflanze dem unwirtlichen, Diskutieren wir über mögliche Äpfel,
undurchdringlichen Wald entgegen. (nach Ute die am Baum hängen:
Neumann-Gorsolke) Es sind runde Karten vorbereitet, die beschriftet
sind/werden und einen Apfel mit zwei Seiten, der
guten und bösen Seite symbolisieren:
Erkennen – Blindheit, Gut – Böse, Wissen – Unwis-
sen, Aktivität – Verharren, Beweglichkeit – Starr-
heit, Mühe – Trägheit, Klugheit – Dummheit, Einsicht

FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück | 13


TEIL II: ANREGUNGEN FÜR DIE ARBEIT IN FRAUEN

– Verblendung, Liebe – Hass, Anstrengung – Faulheit ● D.) Schlangenlist gleich Frauenlist?


Veränderung – Verharren, Zuneigung - Abneigung,
Zank – Versöhnung, Aufrichtigkeit – Lüge, Reichtum Sie war das klügste, listigste Tier, das Tier, das am
– Verblendung, Vertrauen – Eifersucht ….... meisten drauf hatte. So steht es je nach Übersetzung
in der Bibel.
Was macht diese Äpfel so verlockend, dass Eva
nicht widerstehen konnte? Verführerin und Heilerin
- Hunger nach Wissen/Erkenntnis? Die symbolische Vielfalt der Schlange möchte
- Verbotenes ist immer eine „Sünde“ wert? ich auf Weniges begrenzen. Durch die Bibeler-
- Ein ewiges Paradies ist unerträglich? zählung bekam sie in der Wirkungsgeschichte
- Der Wunsch nach „Sinn“? der Auslegung die Rolle der listigen Verführe-
- Endlich das Leben selbst in die Hand nehmen? rin. Das machte die Schlange zum Symbol der
- Sie will verantwortliches Handeln? Falschheit und des Bösen schlechthin. Nachdem
- Sie wurde selbst verführt? es dem tückischen Wesen gelang, Eva zu über-
reden, von der verbotenen Frucht zu essen, ver-
Erkennen wir uns in Evas Wünschen wieder? fluchte Gott Adam, Eva und die Schlange. Fortan
Denn auch wir wissen um solche Äpfel. Impulse: sollte die Schlange auf dem Bauch kriechen und
- Wir kennen den „Liebesapfel“, positiv geht es um Staub fressen.
Liebe, Zuneigung, Sexualität, aber wie steht es Ein Symbol der Heilung wurde die Schlange im
mit der Liebe wenn sie zu Hass wird, wenn sie Christentum dennoch, durch eine biblische Bege-
Missbrauch decken soll, Gewalt angewandt wird? benheit im Alten Testament. Als das Volk unter ei-
- Wir pflücken einen „faulen Apfel“, erleben Un- ner Schlangenplage litt, richtete Moses auf Geheiß
ehrlichkeit und Lüge, gut dass es die anders Seite Gottes das eherne Bild einer Schlange auf und ret-
gibt, die der Aufrichtigkeit! tete damit das Volk vor dem Tod. Eine symbolische
- Wir kennen den „Zankapfel“, er symbolisiert Streit, Heilungshandlung.
Uneinigkeit, die andere Seite wäre die Versöhnung, Im alten Griechenland galt die Schlange als Be-
- Wir hätten gerne „goldene Äpfel“ als Lohn, Beloh- schützerin der Unterwelt, sie symbolisierte die re-
nung, Reichtum, Preis, die andere Seite kann für ligiöse Verbindung mit der Erdtiefe. Ihre Häutung
Verblendung stehen, schnell sind wir ihr erlegen. stand für Wiedergeburt, ewige Jugend und Un-
- Wir fürchten den „giftigen Apfel“, seine Merkmale sterblichkeit. Schlangen wurden aber auch wahr-
sind Neid, Eifersucht, die gute Seite wünschen wir sagende Fähigkeiten zugesprochen.
uns: Vertrauen und Achtung. Es heißt, eine Schlange habe Asklepios, den grie-
- Wir möchten einen Apfel als Sinnbild für frucht- chischen Gott der Heilkunst, auf die Wirksamkeit
bares Handeln, zerstörerisches Handeln wäre der unterschiedlichen Heilpflanzen aufmerksam
die böse Seite. gemacht. Ein Stab umwunden von einer Schlange
- Ist ein Apfel Symbol der Weisheit, wissen wir, es ist bis heute das Symbol der Ärzte und Ärztinnen.
gibt auch die Dummheit mit der wir rechnen müs-
sen. Und die Schlange? Methodische Impulse:
- Bilder betrachten, welche die Schlange als Frau
zeigen, warum als Frau?
- Schlangenlist gleich Frauenlist – Spiegel der Aus-
legungsgeschichte?
- Häutungen, aus Altem platzen, befreit werden!?
- Freundinnen, geht es zu zweit besser?
- Was wusste die Schlange vielleicht, die mehr
drauf hatte als die anderen Tiere?
- Das Wissen der Anderen, war Eva so klug es zu
nutzen?

14 | FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück


GRUPPEN · Verlockende Früchte

Die Aufnahme dieser vorbereitenden Arbeit in die


Verkündigung kann folgender Linie folgen :
Die Verführerin ist weiblich, ob Eva, ob Schlange.
Sie sind sich auf den Bildern meist zugewandt,
sie führen einen Dialog in der Bibelerzählung.
Wie könnte ein Gespräch heute zwischen den
beiden lauten? Zu welchen Äpfeln würde sich Eva
heute hingezogen fühlen, welchen Rat würde ihr
die Schlange geben? Gibt es auch heute „VERLO-
CKENDE FRÜCHTE“?

Petra Neumann-Janssen

Aus Eva und die Zukunft, Opus III,3: Die Schlange


Max Klinger (1857 in Leipzig - 1920 in Großjena)

- Brauchen auch wir die Klugheit der Schlange?


Die Szene am Apfelbaum ist von vielen Künstlern
gemalt worden, meist ist die Schlange so darge-
stellt, wie sie in der Natur vorkommt. Werden ihr
menschliche Züge verliehen, dann wird sie als
Frau dargestellt. (eine kleine Bildauswahl finden
sie in dem Buch „Große Frauen der Bibel oder sie
erbitten eine größere Bildauswahl bei den Evan-
gelischen Frauen in Baden)

FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück | 15


TEIL II: ANREGUNGEN FÜR DIE ARBEIT IN FRAUEN

Da gingen Ihnen die Augen auf


„Da wurden beiden die Augen geöffnet…“
Wahrnehmen – Sehen – Erkennen

Biblischer Bezug (Gen. 3, 1-7)- Verlaufsvorschlag für


Exegetischer Hintergrund die Arbeit mit Gruppen

Exegetischer Hintergrund: Zeit: ca. 140 min


Vers 7 spricht die unmittelbare Wirkung nach dem Biss
in den Apfel aus: „Da wurden beiden die Augen geöff- ● Material:
net und sie erkannten, dass sie nichts an hatten.“
Gemessen an dem Versprechen der Schlange (ihr Für die Mitte zum Ankommen:
werdet wie Gott, wissend um gut und böse, vgl V. - Stuhlkreis
5) irritiert das tatsächliche Ergebnis erst einmal. - Tuch auf dem farbige Bilder mit opti-
Unter „Sein wie Gott“ versteht die Schlange die schen Illusionen und Täuschungen liegen
Erkenntnis, um Gut und Böse zu unterscheiden/er- - Ein symbolischer Apfel in der Mitte
kennen. - Schälchen mit Apfelbonbons oder –ringen

„Außerdem hat das hebräische Wort, das hier für Für die einzelnen Schritte:
‚sie erkannten’ verwendet wird, eine zweite Bedeu- - Metaplankärtchen (ca. dreifache Menge der TN-Zahl)
tungsebene: es wird auch für den Koitus verwen- - Dicke Faserstifte
det. Später in Kapitel 4, V.1 heißt es entsprechend: - Din A 4 Blätter, auf denen der An-
„Da erkannte Adam Eva; sie wurde schwanger…“. fang einer Erzählung vorgegeben ist
Vielleicht impliziert echte Erkenntnis ja sich als - Din A 4 Blätter blanko
Mensch und in seiner Geschlechtlichkeit zu erken- - Normale Schreibstifte
nen, zu lieben. Jedenfalls besteht gerade darin, im
liebevollen Erkennen, die Liebe Gottes, wie sie bei-
de Testamente bezeugen (vgl. auch 1. Joh. 4).
● 1. Schritt: Wahrnehmungsübung (10’)
Der Text spielt außerdem mit einem Wortstamm, der
sowohl klug als auch nackt bedeutet und in seiner Dop- Je zwei Frauen stellen sich Rücken an Rücken
peldeutigkeit auf die Schlange in 3,1 angewandt wird. und beschreiben nacheinander der anderen, was
Insofern schwingt bei der wiederholten Verwendung jene an Kleidung/Schmuck etc. trägt. Anschlie-
dieser Vokabel in Bezug auf die beiden Menschen, die ßend wird im Plenum reflektiert: wie nehmen
sich als nackt erkennen auch die Klugheit mit. wir wahr? Welche Unterschiede gibt es in unserer
Wahrnehmung?
Was wir im Deutschen mit ‚Scham’ benennen – es
spielt auf jeden Fall eine Rolle hier im Text und ist
einer von mehreren Faktoren, der ‚Erkenntnis’ im
ganzheitlichen Sinn beeinflusst.

16 | FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück


GRUPPEN · Da gingen Ihnen die Augen auf

● 2. Schritt: Annäherung über Optik (20’) ●5


 . Schritt: Einzelarbeit, stiller
Austausch, Murmelgruppen (10’ + 15’)
Die Frauen wählen ein Illusionsbild aus der Mitte
aus und betrachten es zunächst alleine. Dann bil- Metaplankarten und Stifte werden an die Frauen
den sich Murmelgruppen von ca. 3-4 Frauen und tau- erteilt. Auf die Karten schreibt jede Frau je einen
schen sich über die Bilder und die ‚Tricks’ aus. Im Begriff, der für sie mit dem Begriff Erkenntnis zusam-
Plenum werden die Bilder einzeln vorgestellt und menhängt. Leitfrage: wenn ich etwas ‚erkannt’ habe,
Sehgewohnheiten diskutiert. was bewirkt das dann in mir? Was muss daraus folgen?
Darauf folgt eine Phase des Durch-den-Raum-gehens
bei der Karten getauscht werden sollen. Anschlie-
● 3. Schritt: Exegetische Anmerkungen (10’) ßend suchen sich die Frauen 2-3 Gesprächspartnerin-
nen, deren Karten sie interessieren. In diesen Mur-
Die Gruppenleiterin referiert die für die Gruppen- melgruppen tauschen sich die Frauen aus, was sie mit
arbeit wesentlichen exegetischen Ergebnisse (s. o. den einzelnen Begriffen verbindet, bzw. was sie an
Exegetischer Hintergrund). Dabei werden jeweils denen der anderen interessiert. Dabei soll auch Zeit
zum Vortrag passend Din A 4 Plakate mit folgenden für biographische Erzählungen sein. Im Anschluss an
Impulszitaten um die Mitte gelegt: diese Gesprächsrunde ist eine Pause passend.

- C. F. Hebbel (1813-1863): „Scham bezeichnet im


Menschen die innere Grenze der Sünde. Wo er er- ● 6. Schritt: Kreative Verarbeitung (20’)
rötet, beginnt eben sein edleres Selbst.“
- Sprichwort: Wer die Scham vor den Menschen ver- Die Frauen entscheiden, ob sie alleine oder zu
liert, der wird auch die Furcht vor Gott verlieren. zweit folgende Aufgabe angehen:
- J-J Rousseau (1712-1778): „Wer errötet, fühlt sich Eva ist im Hier und Jetzt ankommen. Sie wird mit
schon schuldig. Die wahre Unschuld schämt sich den Dilemmata unserer Zeit konfrontiert und muss
nicht.“ ihre Erkenntnis nutzen, um sich zu entscheiden.
- A. Schopenhauer (1788-1860): „Aller Eigensinn be- Aufgabe: Schreibt die angefangenen Geschichten
ruht darauf, dass der Wille sich an die Stelle der (s.u.) weiter oder erfindet eine eigene. Hilfreich
Erkenntnis gedrängt hat.“ ist es, wenn eure Geschichte mit den Worten be-
- G.C. Lichtenberg (1742-1799): „Ich weiß aus un- ginnt „Eva ist im Hier und Heute angekommen.
leugbarer Erfahrung, dass Träume zu Selbster- Sie hat sich schon schnell an die Bedingungen der
kenntnis führen.“ modernen Welt gewöhnt.“ Dann schildert eine Ent-
- Augustinus (354-430): „Wo die Erkenntnis aufhört, scheidungssituation, in die eine Frau heute gera-
da beginnt der Glaube.“ ten kann. Fügt dann den Satz „Zum Glück hat Eva
- 1. Joh 4: „Gott ist Liebe (…) und wer in der Liebe damals vom Baum der Erkenntnis gegessen….“ ein
bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm/ihr.“ und erzählt, wie es weitergeht.

Fertige Erzählanfänge:
a) Eva ist im Hier und Heute angekommen. Sie hat
● 4. Schritt: Inhaltliches Gespräch (20’) sich schon schnell an die Bedingungen der modernen
Welt gewöhnt. Nur Adam kann sich nicht daran ge-
An den Zitatimpulsen entlang diskutieren die Teil- wöhnen, dass sie außer im Haushalt jetzt auch noch
nehmerinnen jene Motive, die sie mit eigenen Er- als Öffentlichkeitsreferentin eines Bibelverlags arbei-
fahrungen verbinden. Dabei kann zur Sprache kom- tet. Wenn er aus der Firma kommt, für die er Saatgut
men: das Verhältnis von Erkenntnis und Scham, die in den Nahen Osten exportiert, ist sie manchmal noch
Frage nach der Verantwortung durch Erkenntnis, nicht Zuhause. Schließlich lernt Eva im Verlag einen
das Freisetzen von Kräften durch Erkenntnis, die äußerst warmherzigen, klugen und attraktiven Mann
Frage nach Verlust usw. kennen. Sie fühlt sich zu ihm hingezogen und weiß,

FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück | 17


TEIL II: ANREGUNGEN FÜR DIE ARBEIT IN FRAUEN

dass sie eine Entscheidung treffen muss. Zum Glück Zukunft und die meines Kindes.
hat Eva damals vom Baum der Erkenntnis gegessen…. Ich werde mein Kind bekommen, ich werde keine
b) Eva ist im Hier und Heute angekommen. Sie hat Untersuchung durchführen lassen ... du wirst mich
sich schon schnell an die Bedingungen der moder- und mein ungeborenes Kind schützen und uns hel-
nen Welt gewöhnt. Als sie merkt, dass sie schwan- fen. Danke Gott.
ger ist, geht sie zur Frauenärztin. Diese eröffnet ihr, (Rosemarie Bachmann)
dass sie als über 35Jährige eine Risikoschwangere
ist und es sinnvoll ist, sämtliche Untersuchungen 2. Beispiel aus dem Workshop
zur Pränatalen Diagnostik in Anspruch zu nehmen. Eva weiß dadurch, dass nicht jede Erkenntnis prin-
Falls das Kind eine Behinderung aufweise, könne zipiell gut ist. Sollte sie erfahren, dass das Kind
sie es abtreiben lassen oder schon entsprechende behindert ist, kommt sie erneut in einen Gewis-
Hilfsangebote kennen lernen. Gut, dass Eva damals senskonflikt: soll sie das Kind abtreiben oder nicht?
vom Baum der Erkenntnis gegessen hat! … Da bräuchte sie noch eine Frucht vom Baum der
Erkenntnis, damit sie weiß, was gut ist oder nicht.
1. Beispiel aus dem Workshop: Sie weiß um den Wunsch der heutigen Menschen,
Also doch ... ich habe es geahnt ... „alles“ in der Hand zu haben, planen und bestim-
Meine Gefühle fahren mit mir Achterbahn, mir wird men zu können. Es gibt den ungeheuren Druck,
abwechselnd heiß und kalt ... dass alles perfekt sein muss im Leben. Bei denen
Fragen über Fragen stürmen auf mich ein ... das nicht der Fall ist, die sind selbst schuld.
Wem kann ich mich anvertrauen? Ist der Versuch, alles perfekt und heil zu haben, nicht
Ich bin doch erst 35 Jahre alt! Die Ärztin stuft mich der Wunsch nach dem Paradies auf Erden, in dem
als „Risikoschwangere“ ein! Warum das denn? Ich kein Leid ist? „Ihr werdet sein wie Gott“, also über
erinnere mich nicht mehr genau, was sie alles ge- Leben und Tod bestimmen können. Für Eva bleibt die
sagt hat. Aber das Wort „Abtreibung“, das häm- Frage, welches Wissen zu gelingendem Leben hilft.
mert durch meine Gedanken ... Darüber habe ich Sie beschließt, bestimmte Untersuchungen nicht ma-
mir für mich bisher noch keine Gedanken gemacht. chen zu lassen. Übrigens: „die“ Eva gibt es nicht!
Wem kann ich mich anvertrauen? (Aline Jung)
Soll ich mich wirklich zur Abtreibung entschlie-
ßen, wenn mir nach den Voruntersuchungen gesagt
wird, dass das Kind eine Behinderung hat?
Was heißt Behinderung? Was könnte das alles sein ... ● 7. Schritt: Präsentation
Ich glaube, sie sprach auch von Hilfsangeboten. Gibt
es die wirklich? Wem kann ich mich anvertrauen? Je nach Zeitbudget können einzelne Erzählungen
Ich freue mich doch so auf das Kind ... doch, ja ... vorgelesen oder an eine vorbereitete Pinnwand ge-
Da ist mehr Freude in mir ... glaube ich ... hängt werden.
Soll ich die Untersuchung doch machen lassen?
Ist solch eine Untersuchung problematisch? Das habe
ich gar nicht gefragt ... kann ich noch nachholen ...
Und was ist danach? Wem kann ich mich anvertrauen? ● 8. Schritt: Schlussrunde (10’)
Da war doch ... da ist doch ... GOTT!!!
Ja, er hat mir doch freie Entscheidung geschenkt! Der Korb mit den Apfelringen (-bonbons) wird her-
Das hast du doch, nicht wahr??? Du hast das nicht umgereicht. Jede Frau äußert sich kurz zu folgenden
vergessen – du hast auch mich nicht vergessen, sonst Fragen: Was nehme ich aus der Arbeit mit dem The-
hättest DU DICH nicht in mein Denken geschlichen ma mit? Welche Erkenntnis? Wo sind mir die Augen
... Danke Gott! Ja, dir kann ich vertrauen! Du bist aufgegangen? Ein Apfelring wird entnommen und der
trotz all meiner Fehler für mich da und führst mich. Korb an die nächste Teilnehmerin weiter gereicht.
Du wirst das Richtige für mich tun. Dir kann und
will ich vertrauen! In Deine Hände lege ich meine Ute Niethammer

18 | FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück


GRUPPEN · Eva - Mutter alles Lebendigen

Eva – Mutter
alles Lebendigen

Eva (1) Steckbrief


Fülle den Steckbrief so weit wie möglich aus. Benutze die Bibel zum Überprüfen und Ergänzen der Angaben.
Texte über Eva findest du ab 1 Mose 1,26 bis 1 Mose 3,24.

FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück | 19


TEIL II: ANREGUNGEN FÜR DIE ARBEIT IN FRAUEN

Eva – Mutter
alles Lebendigen

Einführung: die Sehnsucht nach dem Größeren, dem Göttlichen.


Man hat Dir die Ursünde in die Schuhe geschoben, das
„Liebe Eva, ist unübersehbar. Dabei haben wir heute eher den Ein-
du bist die erste Frau, die in der Bibel erwähnt wird, druck, als wären es vor allem die Geschlechtsgenossen
die Frau Adams und die Mutter von Kain, Abel und Set. Adams, die das Behüten weniger wichtig nahmen als
Außerdem bist du die Frau, die am stärksten mytholo- das Beherrschen, und als ob die Deinen besser auf den
gisch behaftet ist – kein Wunder – erzählt man doch von Kampf um die Macht verzichten können.“
Dir und Adam nicht um Eurer Person willen, sondern (Aus: „Die Frau in der Bibel“, Regina Törnig-Grohe)
um den Menschen an sich, sein Verhältnis zu Gott und
zu seiner Umwelt näher zu bestimmen. Schon Eure Na-
men lassen da keinen Zweifel: Adam, der Mensch, und
Eva, die Lebenschenkende. Damit hast Du kein schlech- Wir wollen uns in diesem Workshop in kreativer
tes Teil erwischt! Eva, die Urmutter, gerade weil Du Weise mit den unterschiedlichsten Bildern aus der
eine mythologische Person bist, habe ich Hemmungen, Kunst auseinander setzen.
mich näher mit Dir zu befassen, nach Deinen Gedanken
und Gefühlen zu fragen. Was dachtest Du zum Beispiel Bei der Suche nach Bildern und Motiven von „Eva“
beim Anblick der Schlange? Wie sehr hat Dich ihr Ver- fällt auf:
sprechen gereizt? Hattest Du ein Schuldbewusstsein Auf den meisten Abbildungen finden wir Eva nur in
oder lief alles ganz automatisch, unbewusst? Ob ich der Kombination mit Adam. Die künstlerischen Dar-
Dir überhaupt solche Fragen stellen kann? Du bist das stellungen des Mythos von Adam und Eva sind außer-
Urbild der Frau, so hat man Dich gedacht, so von Dir ordentlich zahlreich und über Jahrhunderte immer
erzählt und so hat man Dich die Jahrhunderte hindurch wieder neu variiert und verändert worden. In ent-
behandelt, gemalt und besprochen. Nach Dir zu fragen sprechenden Darstellungen der Schöpfungsszene, in
heißt, nach der Frau überhaupt zu fragen. der Gott Eva aus der Seite Adams erstehen lässt, er-
Natürlich hast du die Phantasie der Maler und Dichter scheint die starke Eva als Bindeglied zwischen Adam
beflügelt, gut weggekommen bist du dabei allerdings und Gott. Auf der anderen Seite ist die Zuweisung
nicht. Du wurdest zum Inbegriff der Überheblichkeit der Hauptschuld am Sündenfall an Eva ein ständiges
und der Verführung und immer ist die Schlange in Dei- Thema der Kunst. Der Sündenfall wird zum Ausgangs-
ner Nähe und auch der Apfel. Diesen Apfel – warum punkt der Herrschaft des Mannes über die Frau, Eva
nur wurde aus der berühmten Frucht ein Apfel? - die- zur Gegenfigur der jungfräulichen Maria und zum Ur-
sen Apfel hast nur Du in der Hand, nie Adam, der ihn sprung allen Elends der Menschheitsgeschichte. Aber
doch ganz begierig von Dir entgegennahm, der genau trotz der theologischen Legitimation dieser Nega-
wie Du sein wollte wie Gott und ab sofort wie Du von tivsicht Evas über Jahrhunderte eröffnet sich in der
Gott mit seinen Grenzen konfrontiert wurde. Kunst eine Vielfalt der Akzentuierungen und Motiven
Du musstest lernen, was Menschsein sein – von Gott zwischen den Polen Sünde/Strafe und der positiven
für die Erde verantwortlich, mit Bewusstsein ausgestat- Sicht der ersten Menschen. In der Frührenaissance
tet und allem, was dazugehört: Schmerzen, Liebe und bot die Darstellung von Adam und Eva den Künst-

20 | FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück


GRUPPEN · Eva - Mutter alles Lebendigen

nachdem sie von der verbotenen Frucht vom Baum


der Erkenntnis gegessen hatten, verlassen mussten.
Eva war die erste Frau, die ein Kind in sich trug.
Bei der Geburt Kains rief sie aus: „Mit der Hilfe des
Herrn habe ich einen Mann geboren.“ (Gen. 4,1)
Eva gebar drei Kinder, Kain, Abel und Set.
Das einseitige Bild der sündigen und den Mann ver-
führenden Eva (Sir 25,24) wurde in der Tradition oft
als Gegenbild zu Maria der Mutter Jesu gesehen.
Viel sagt die Bibel nicht über Eva. Gott schuf zwei
Sündenfall und Vertreibung aus dem Paradies,
Menschen, die gemeinsam Gottes Ebenbild sind. In
Sixtinische Kapelle, Michelangelo (1475- 1564)
ihrer geschlechtlichen Unterschiedlichkeit ergän-
zen sie sich. Anders als im griechischen Mythos,
lern eine erste Möglichkeit, Aktmalerei in einer Zeit sagt die Bibel, dass die Polarität, das Anders-Sein
zu betreiben, in der die Darstellung menschlicher und die Differenz von Anfang an da waren. Sie fei-
Nacktheit noch weitgehend verpönt war. ert die Zweiheit der Menschen, die Verschieden-
heit und nicht die androgyne Einheit.
Warum die Arbeit mit Bildern? Im zweiten Schöpfungsbericht (Gen. 2, 3) entsteht
Bilder können... Eva aus der Rippe des Adam. Hier spielt Gott den
- ...ungewohnte Blickwinkel öffnen Töpfer, er formt und haucht, statt nur durch sein
- ...das Begreifen und Behalten unterstützen Wort zu schaffen. Eva ist die Wissbegierige, die Er-
- ...einen Zugang zu ganz spezifi- kenntnis sucht und findet, denn sie will nicht in der
schen Problemen bieten Unschuld des Paradieses bleiben. So wird sie die
- ...da greifen, wo sprachliche Mittel durch ihr treibende Kraft der Veränderung.
hohes Abstraktionsvermögen einschränken Eva bleibt nicht stumm. Sie handelt, diskutiert mit
- ...eingefahrene Denkmuster aufbrechen der Schlange und lernt dabei, dass Menschen durch
- ...die Auseinandersetzung mit bibli- Wissen und Erkenntnis nicht sterben.
schen Themen neu in Gang bringen
- ...Glaubensaussagen in neue Kontexte stellen Der Sündenfall – Vertreibung aus dem Paradies
- ...Identifikationsprozesse anregen Die Bibel selbst redet nicht vom Sündenfall. Sie
gebraucht ein anderes Wort, nämlich „vertreiben“.
Dieses Wort erinnert an den Vorgang der Geburt,
wo der Säugling aus dem Mutterleib ausgetrieben
Biblischer Bezug - wird, um von nun an sein eignes Leben zu leben.
Wie im Paradies ist im Mutterleib für alles gesorgt.
Exegetischer Hintergrund Das Leben ist mühelos, die Atmung funktioniert
Mutter aller Lebenden – die Urmutter des alten und Nahrung ist vorhanden. Mit der Geburt fängt
Orients das Leben mit Arbeit, Mühe und Sexualität an.
„Mutter aller Lebenden“ wird sie genannt. „Eva“ So wie das Neugeborene in eine Neue Welt kommt,
wird auf das Wort „Leben“ zurückgeführt. Der Name so verlassen Adam und Eva das Paradies und entde-
ist vermutlich älter als die biblische Erzählung von cken und unterwerfen sich eine neue Welt. Sie ver-
der Erschaffung der Welt und war im alten Orient lieren die Intimität mit Gott, aber sie gewinnen die
der gebräuchliche Titel für die Urmutter. Die Syrer Freude des Lernens, entdecken sich selbst. Ohne
nannten sie „Inanna“; für die Babylonier war sie „Ti- Evas Neugier wären wir alle noch in unserer pa-
amat“ und die Ägypter verehrten sie als „Isis“. radiesischen Unschuld. Die Kehrseite ist, dass das
Nach der Schöpfungsgeschichte war Eva die erste neue Leben mühselig und schmerzlich ist. Es will
Frau und Adams Partnerin. Beide wurden sie von erarbeitet werden. Arbeit, Geburtsschmerzen und
Gott geschaffen und lebten im Garten Eden, den sie, Hierarchie prägen diese neue Welt.

FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück | 21


TEIL II: ANREGUNGEN FÜR DIE ARBEIT IN FRAUEN

Verlaufsvorschlag für ● 3. Schritt: Steckbrief: (Vorlage, S. 19)

die Arbeit mit Gruppen Was wissen die Frauen eigentlich genau über Eva?
Gerne können die Teilnehmerinnen eine Bibel ver-
Zeit: ca. 2 Std.: wenden mit den Textstellen Gen. 1, 26- Gen. 3, 24.
Es kann auch in kleinen Teams gearbeitet werden.
● Material:
Vorbereitete Mitte mit Bilder aus der Kunst über Name: Eva
Eva-Darstellungen (25- 30 Bilder – können von der Weitere Namen, Bezeichnungen, Spitzname:
Landesstelle ausgeliehen werden) Besondere Umstände ihrer „Geburt“:
Bibeltexte Genesis 2 und 3, Steckbrief – Eva, Stifte, Lebensgefährte:
Acryl-, Wasser-, Wachsfarben, Zeitungspapier als Un- Erster Wohnort:
terlage, Pinsel und Gefäße mit Wasser, Wolle, Stoffe, Aufgaben als Frau:
Bänder, weitere Deko- und Bastelmaterialien. Wendepunkt in ihrem Leben
Zweiter Wohnort:
Aufgaben als Frau:
Veränderungen in ihrem Leben:
● 1. Schritt Kinder:
Weiteres:
Impulse im Gehen:
Im langsamen Gehen nehmen wir den Raum wahr, Was fällt uns auf z. B. im Blick auf die Aufgaben
wir nehmen die anderen Frauen wahr, verschiedene der Frau damals und heute, im Blick auf den so
Gangarten wie z. B. schnell, langsam, auf Zehen- genannten „Wendepunkt“ und auf das innere Bild,
spitzen, wir nehmen unverschämt viel Raum ein… das wir uns von Eva gemacht haben. Was ist uns
beim Erstellen des „Steckbriefes“ aufgefallen?
Weitere Impulse im Gehen: An diesem Punkt können Punkte aus der Exegese
Wir stellen uns vor, wir sind Eva und spazieren ge- einfließen.
mütlich durch den Paradiesgarten…
Uns ist es ein bisschen langweilig…
Wir sind sehr neugierig, an allem Möglichen inter-
essiert… ● 4. Schritt: Einführung der Kunstbilder
Wir entdecken etwas Faszinierendes
und nehmen es (in der Vorstellung) in Es liegen viele Bilder aus der Kunst von Eva aus.
die Hand und zeigen es voll Begeiste- Wichtig ist, dass jedes Bild zweifach vorhanden ist.
rung den anderen… Die Frauen lassen sich Zeit beim Betrachten der
Wir nehmen, wenn möglich, diesen Ge- Bilder und wählen schließlich eines aus, das ihnen
genstand aus dem Raum mit in die nach- spontan gefällt oder das sie interessant finden.
folgende Vorstellungsrunde.
- jede Frau betrachtet ihr Bild in aller Ruhe für sich
- Impuls: ich schließe die Augen und hole mir die
Erinnerung an das Bild
● 2. Schritt: Vorstellungsrunde

…mit den neu entdeckten Gegenstän-


den aus der Anfangsübung. ● 5. Schritt: „Ich gehe mit meinem Bild um…“

- Welche Geste oder Bewegung wird auf meinem


Bild angedeutet? Die Frauen werden aufgefordert

22 | FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück


GRUPPEN · Eva - Mutter alles Lebendigen

diese Geste nachzumachen, so dass es für sie einen anderen Kontext stellen. Ich kann das Bild in
stimmig ist. einen Rahmen setzen, den ich selber gestalte.
- Jede hat nun die Möglichkeit ein Wort, einen Aus- Wir gehen ganz „frech“ mit den Kunstwerken um
ruf oder einen Satz zu ihrer Geste zu sprechen und gestalten es so, wie es uns besser gefällt. Wenn
ich mein Bild gerne so belassen möchte, habe ich
die Option ein neues zu malen und etwas mir Wich-
tiges besonders hervorzuheben.
● 6. Schritt: Es entstehen kleine Standbilder oder
Miniszenen…

Frauen kommen zu dritt oder zu viert zusammen ● 9. Schritt: Austausch in der großen Runde
und bilden aus ihren Gesten und
Bewegungen ein Standbild oder eine kleinen Se- Jede Teilnehmerin kann nun ihr verändertes, um-
quenz. Dies kann nonverbal sein oder mit gestaltetes Bild vorstellen.
Worten. Nun werden die entstandenen „Werke“ ei- Impulsfragen könnten sein: Wie ist es mir beim
nander vorgestellt. Verändern, beim Malen gegangen? Was war und ist
Fragen bei der anschließenden Reflexion könnten mir wichtig gewesen?
sein:
- Wie ist es mir in der Gruppe gegangen – mit mei-
ner Geste?
- Wie wirkt die Szene auf die anderen? Was sehen ● 10. Schritt: Spaziergang durch die
wir? Was fällt uns auf? Ausstellung „Die andere Eva“
- Was fällt uns spontan dazu ein?
- Wir finden eine Überschrift für die jeweiligen Die veränderten Werke werden im Raum ausge-
Szenen… legt, aufgehängt und können nun noch einmal von
allen betrachtet werden – wie in einem Museum.
Jedes der Bilder ist wertvoll!

● 7. Schritt: Austausch in Kleingruppen

Nun hat wieder jede Frau ihr Bild vor sich, es fin- ● 11. Abschlussrunde
den sich immer zwei bis drei Frauen zusammen.
Was gefällt mir an dem ausgewählten Bild der an- Jede Teilnehmerin hat die Möglichkeit zu sagen,
deren? Was fällt mir auf? Welche Farben? Wo und was ihr an diesem Nachmittag/Abend wichtig
was ist der Mittelpunkt? Was gefällt mir nicht so? geworden ist, was sie mit nimmt und lieber da
lassen möchte.

Petra Gaubitz
● 8. Schritt: Ich verändere…

Jede Frau sucht sich einen „Arbeitsplatz“ und rich-


tet sich ein. Unterlagen, Farben, Malwerkzeug…
Jetzt ist die Möglichkeit gegeben das Bild nach eige-
nen Vorstellungen zu verändern oder etwas zu be-
tonen, was mir wichtig ist. Ich kann darüber malen,
dazu malen, etwas abdecken. Es stehen auch ande-
re Materialien zur Verfügung, so dass ein Bild auch
dreidimensional werden könnte. Ich kann das Bild in

FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück | 23


TEIL II: ANREGUNGEN FÜR DIE ARBEIT IN FRAUEN

Sehnsucht nach dem Paradies


„Das Paradies zieht uns deshalb an, weil niemand es betreten kann.
Setzte jemand auch nur seinen Zeh hinein, würde es sogleich verloren sein.“
(unbekannt)

Einführung und Biblischer Bezug der Fall. … Die Übersetzung „Vorzeit“ erscheint
deshalb nicht nur möglich, sondern sie ist an die-
Erklärungen zu „Ort der Sehnsucht“ ser Stelle vorzuziehen.“ (aus: Katrin Keita, Auf der
Der „Garten Eden“ und das „Paradies“ sind schein- Suche nach Eden, in: Arbeitshilfe zum Weiterge-
bar allgegenwärtig. In der Werbung wird damit ben3/2009)
überall versucht Bedürfnis und Sehnsüchte zu we-
cken. Aber wo ist der Garten Eden/ das Paradies Die Flüsse im Paradies
zu suchen? Im Bibeltext begegnen uns mehrere geographische
Angaben zum Garten Eden: Ein Fluss entspringt in
Einige Denkanstöße: Eden, der teilt sich in vier Arme: Pischon, Gichon,
Tigris und Euphrat. Euphrat und Tigris sind im heu-
Ebstorfer Weltkarte tigen Irak zu finden. Doch die anderen beiden Flüs-
(Siehe www.ebstorfer-weltkarte.de) se werfen große Fragen auf. Eine Quelle namens
Auf der Ebstorfer Weltkarte, die aus dem Hoch- Gichon gibt es in Jerusalem (1.Könige 1,38), aber
mittelalter stammt, ist der Garten Eden einge- von einem Fluss kann keine Rede sein. Einige set-
zeichnet, und zwar im Osten, gleich neben Indien. zen den Gichon mit dem Nil gleich. Das mit dem
Auf der Karte liegt der Osten oben, unmittelbar Gichon verbundene Land Kusch könnte Äthiopien
benachbart dem Gesicht Jesu. Die ganze Welt er- sein, was jedoch nicht zu der Gichon-Quelle in
scheint als Leib Christi. An der Seite der als Kugel Jerusalem passt. Der Pischon ist unbekannt. Die
dargestellten Welt zeigen sich die Hände Christi, verschiedenen geographischen
unten schauen seine Füße hervor. Im Zentrum der Angaben lassen sich nicht zur
Weltkarte liegt Jerusalem. Das Paradies befindet Deckung bringen. Sie hal-
sich also nach der mittelalterlichen Auffassung im ten es in der Schwebe, wo
Osten. der Garten Eden zu veror-
ten ist.
Liegt das Paradies im Osten?
Bibeltext 1. Mose 2,8 nach: Nun legte Adonaj, also Das Paradies als Ort
Gott, einen Garten in Eden an, das ist im Osten, der Sehnsucht
und setzte das gerade geformte Menschenwesen Ein Versuch die Paradiesge-
dort hinein. schichte von ihrem Ende in Kapitel
Kartin Keita schreibt in einem Aufsatz dazu: „Im 3 her zu lesen: 23 Da schickte Adonaj,
hebräischen Text steht das Wort miqädäm. Es kann Gott, den Menschen aus dem Garten
zwei Bedeutungen haben: „im Osten“ oder „in der Eden, um den Erdboden zu bearbeiten,
Vorzeit“. Bezeichnet miqädäm eine Richtung, wird von dem er genommen ist. 24 Und er
es jedoch meist mit einer Ortsangabe … verbun- vertrieb den Menschen, und ließ
den. Oder es steht parallel zu einer anderen Him- östlich des Gartens Eden wohnen
melsrichtung wie z.B. Westen. Beides ist hier nicht die Cherubim und die Flamme

24 | FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück


GRUPPEN · Sehnsucht nach dem Paradies

des Wirbel-Schwertes, um den Weg zum Baum des Verlaufsvorschlag für


Lebens zu bewachen.
„Das Wort garasch bedeutet „vertreiben“. Es
die Arbeit mit Gruppen
kommt auch im Hoseabuch vor. Dort steht es in
einem ähnlichen Zusammenhang. Gott vertreibt ● Material:
Menschen, weil sie gegen sein Gebot gehandelt - Bilder von verschiedenen Gär-
haben. In Hosea 9,15 heißt es: Wegen ihrer bösen ten (Gartenzeitungen / Internet)
Taten vertreibe ich sie aus meinem Haus. Mit dem - Malstifte und Blätter (mind. DinA 3)
„Haus Gottes“ ist das Land gemeint, in dem Israel - Kopien Bibeltext
lebt. Der Prophet Hosea droht Menschen seines - Bild von der Ebstorfer Weltkarte
Volks das Exil an. Und das Exil liegt für Israel und -K  ärtchen und Schreibstifte
Juda immer im Osten! 722 v. Chr. wird die isra-
elitische Oberschicht nach Assyrien verschleppt,
597 und 587 v. Chr. werden Judäerinnen und Ju-
däer nach Babylonien weggeführt. Wenn ich die- ● 1. Schritt: Garten-Sehnsucht. -
sen Spuren nachgehe, dann lese ich den Text als Ankommen und Sich-Einfühlen in das Thema
Momentaufnahme aus der Zeit des babylonischen
Exils. Die Vertreibung aus dem Paradies könnte Postkarten/Bilder mit verschiedenen Gartenmo-
demnach die Vertreibung aus dem Land spiegeln. tiven liegen in der Mitte, TN werden eingeladen,
Dann wäre der Garten Eden nicht im Osten zu su- sich eine Gartenkarte auszusuchen, die gerade
chen. Dann stellte das Paradies ein idealisiertes jetzt passt. Jede zeigt anschließend ihre Karte und
Abbild des Landes dar, in dem Israel und Juda erläutert, warum sie diese gewählt hat. Auf diese
gelebt haben. Dann wäre es aus der Perspektive Weise können die Frauen ihre Gefühle visualisieren
der Menschen, die die Garten-Eden-Geschichte und einen ersten Bezug zum Thema herstellen.
aufgeschrieben haben, der Ort, wo sie oder ihre
Mütter und Väter einst lebten. Wo sie verwurzelt
waren. Wo die Verehrung ihres Gottes möglich
war. Wohin sie sich zurücksehnten: „An den Strö- ● 2. Schritt: Die ganze Fülle des Gartens.
men Babels - dort saßen wir und weinten, wenn Eine Phantasiereise
wir uns an Zion erinnerten. (Psalm 137,1) Wo sie
nicht sein konnten, weil ihnen ein babylonischer An diese ersten Erfahrungen knüpfen wir mit einer
Cherub den Weg versperrt.“ ( aus: Katrin Keita, Phantasiereise an. Dabei ist das vorrangige Ziel,
Auf der Suche nach Eden , in: Arbeitshilfe zum die TN zu öffnen und sie auf der Reise die ver-
Weitergeben3/2009) schiedenen Aspekte des Paradies-Gartens erleben
zu lassen.
Wo ist unser Garten Eden?
Es bleibt zu fragen: Wo ist unser Garten Eden? Wo Die ganze Fülle des Paradiesgartens –
ist unser ganz persönliches Paradies? Wo ist der Phantasiereise:
Ort, aus dem wir Kraft schöpfen können? Wo ist Ich möchte euch zu einer Reise einladen, die ihr al-
der Ort, nach dem wir uns sehnen? Der uns uner- lein mit eurer Phantasie unternehmen könnt, ohne
reichbar scheint, der aber nicht verloren ist, weil in einen Bus oder ein Auto steigen zu müssen.
wir ihn kennen, uns an ihn erinnern? Zu dem wir Setz dich bequem hin. Lege deine Arme ab und
uns immer wieder auf den Weg machen wollten, lass sie ganz locker werden. Schließ die Augen.
es aber nicht geschafft haben, weil so vieles an- Atme ruhig ein und wieder aus - ein, aus. Du wirst
dere dringender war? Vergessen Sie Ihr Paradies ganz ruhig. Du spürst Deine Arme. Sie werden
nicht. Halten Sie die Sehnsucht wach. Und wann schwer. Du spürst den Boden unter dir. Du spürst
immer es möglich ist, kehren Sie zurück zu Ihrem deine Beine. Auch sie werden ganz schwer und
Garten Eden. warm. Fühle deinen Bauch, alles wird angenehm

FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück | 25


TEIL II: ANREGUNGEN FÜR DIE ARBEIT IN FRAUEN

inne und wendest dich dann wieder vom Teich


ab. Du setzt dich jetzt in das hohe Gras ein paar
Meter vom Teich entfernt und schließt deine Au-
gen. Du konzentrierst dich auf die Geräusche um
dich herum und du bemerkst, dass alles um dich
leise summt. Du öffnest wieder deine Augen und
schaust dir das Gras und die Blumen genauer an
und entdeckst, dass überall kleine Lebewesen
warm und schwer. am Werke sind. Bunte Schmetterlinge, Bienen
Du atmest ruhig und und Hummeln. Du stehst wieder langsam auf und
gleichmäßig. Dein gan- gehst ein paar Meter in die Richtung eines ganz
zer Körper ist ruhig und ent- jungen Baumes, der wohl erst ein paar Jahre alt
spannt. Versuche nun, alle anderen Gedanken, ist und deswegen noch nicht sehr hoch gewach-
die du hast, loszulassen. Du bist gespannt, wohin sen ist. Du kannst aufgrund der geringen Höhe
dich die Reise bringen wird. Du brauchst nur noch mit deinen Fingern in seine Krone fassen und sei-
zu lauschen. Du sitzt ganz ruhig und entspannt ne Blüten und Blätter berühren.
auf dem Stuhl. All diese vielen Eindrücke haben dich langsam
Stell dir vor, du sitzt auf einer schönen alten müde gemacht. Du suchst dir wieder ein beque-
Bank, die mitten in einem großen, schönen Pa- mes Plätzchen irgendwo im Garten und schläfst
radiesgarten steht. Die Sonne scheint dir ange- langsam ein.
nehm ins Gesicht und wärmt dich. Du fühlst dich Wenn du wieder aufwachst, sitzt du wieder hier im
gut und erholt. Von deiner Bank aus kannst du Raum auf deinem Stuhl. Lass deine Augen geschlos-
alles sehen, was du möchtest. Du schaust dich sen und genieße die Ruhe um dich herum. Nichts
einmal in jede Richtung um und versuchst zu stört dich, du bist ganz ruhig und entspannt. Atme
messen, wie weit der Garten reicht. Groß ist er, tief durch, nimm dir soviel Zeit, wie du brauchst.
aber nicht unendlich. Er ist von einem hohen und Recke nun die Arme. Strecke dich, wenn du willst.
starken gusseisernen Zaun umgeben. Der Para- Öffne nun langsam deine Augen. Du gewöhnst dich
diesgarten erscheint dadurch wie eine eigene langsam an das Licht und findest dich wieder im
kleine Welt. Was hinter dem Zaun liegt, kannst Raum zurecht.
du nicht sehen. Aber das ist auch nicht schlimm, (aus: Gärten-himmlisch,
denn der Garten bietet dir eine Menge Eindrücke, Arbeitshilfe 2010/2011, Lippische Landeskirche)
an denen sich deine Augen erfreuen können. Da
ist zum Beispiel ein großes und schönes Blumen-
beet. Leicht streift der Wind durch die Pflanzen
und die Blumen wiegen sich sanft im Wind. Ihre ● 3. Schritt: Der Ort der Sehnsucht – oder
von der Sonne angestrahlten Blüten leuchten so Wo ist das Paradies zu finden?
stark, dass du den Eindruck gewinnst, dass der
ganze Garten von einem leuchtenden Schimmer Lesen des Textes 1. Mose 2,4-15 und 3,23-24 (Bibel
überzogen ist. Du fragst dich, was das für schö- in gerechter Sprache)
ne Pflanzen sind, wo sie herkommen und wer Die Frauen überlegen gemeinsam, wo der Garten
sie dort gepflanzt hat. Nachdem du dich ausrei- Eden gelegen haben könnte.
chend an ihrer Schönheit erfreut hast, wendest Eventuell Betrachtung der Ebstorfer Weltkarte.
du dich in eine andere Richtung und erblickst Input durch die Gruppenleitung: Die Verortung
einen großen Teich. Du verlässt deine Bank und des Gartens Eden ist nicht festzulegen. Der Gar-
gehst gemächlich zu dem Teich und schaust in ten Eden könnte mit dem Land Israel identifiziert
das klare Wasser. Durch die Sonne, die auf die werden.
Wasseroberfläche fällt, kannst du im Wasser dein
eigenes Bild erkennen. Du hältst einen Moment

26 | FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück


GRUPPEN · Sehnsucht nach dem Paradies

● 4. Schritt: Mein Paradiesgarten - Malaktion

Jede hat nun Zeit ihre Bilder vom Paradiesgarten


festzuhalten und sie uns allen mitzuteilen. Dies kön-
nen auch Orte in ihrer Biographie sein, die für sie
ein Stück Paradies gewesen sind. Dazu habe ich Stifte
und Papier bereitgestellt. Im Anschluss werden die
Bilder ausgelegt und in einer kleinen stummen Ver-
nissage betrachten wir unsere festgehaltenen Träume
vom Paradies. Jede TN wird gebeten zu jedem Bild
ein Wort (Eigenschaftswörter, Verben, Substantive)
aufzuschreiben und es zu dem Bild zu legen.
Aus diesen Wörtern gestaltet jede Frau zu ihrem
Bild einen Text/ Gebet (4 Zeiler)

Austauschrunde
Abschluss: Lied „Du Schöpfer des Lebens, Hallelu-
ja“ erst im Stehen und dann im Gehen singen, im-
mer wiederholen.

Raffael - Stanza della Segnatura, Deckenfresko,


Texte, die während des Workshops entstanden sind: Detail, Szene: Adam und Eva (1508)
Eine Insel der Ruhe
Natur die Verbindung
zwischen Himmel und Erde
sprießendes Grün
nach einem Frühlingsregen
an einem Sonnentag Paradies
durchdringt Licht ist Ruhe
die Wassertropfen und meine Seele leben im Zentrum
- es könnte mein Paradies sein. von der Mitte ausgehend
Inge Ganter Harmonie
Reinhilde Schlabach-Blum
Bei jedem Sonnenaufgang erlebe ich ein Stück vom Pa-
radies. Der Feuerball schickt Deine Wärme Gott direkt Uschi Schmitthenner
zu mir. Danke, dass Du mich ganz und gar durchdringst.
Uschi Schmitthenner

Paradies
Meine Bitte an alle Menschen wäre,
die schöne Erde, ihre Weite im Überblick zu haben,
damit wir munter dort leben können
und die Zartheit der Natur geniessen.
Wenn wir die Vögel einmal nicht mehr hören können,
dann wird es sehr ruhig und unheimlich.
Soweit sollte oder darf es nie kommen.
Wir müssen unser Paradies auf Erden erhalten
Marietta De Laporte

FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück | 27


TEIL II: ANREGUNGEN FÜR DIE ARBEIT IN FRAUEN

Weitere Gestaltungsideen

ARBEIT MIT EINEM GEDICHT


Orange, Berlepsch, Eveapfel, Glockenapfel…) und
● „Und Gott machte eine Frau aus mir“ sitzen im Kreis durcheinander. Eine Frau hat keinen
(Siehe Liturgische Bausteine, S. 31) Platz und ruft zwei Apfelsorten auf, die müssen
Die nicaraguanische Schriftstellerin und Lyrikerin den Platz wechseln, somit hat die Frau in der
Giaconda Belli freut sich, eine Frau zu sein. Sie Mitte die Gelegenheit einen Platz zu bekommen.
erlebt und empfindet ihr Frausein als ein direktes -M
 ontagsmalerin mit Begriffen rund um den
Gottesgeschenk. In ihrem Gedicht, das zugleich Apfel. Eine Frau bekommt einen Zettel mit
auch ein Dankgebet ist, schaut sie sich selber einem Begriff und muss diesen malerisch dar-
genau an und reflektiert, was sie alles von Gott stellen, umschreiben oder pantomimisch dar-
bekommen hat, das sie zur Frau macht. In unse- stellen (Apfelernte, Apfelstrudel, Apfelmus,
rer Kirche wurde grade der weibliche Körper oft Most, Kernhaus, Wildapfel, Apfelblüte, Zank-
als sündig, als unrein oder als verführerisch im apfel, Eva, fauler Apfel, Apfelschampoo…)
negativen Sinne betrachtet. Das ermutigte Frauen
nicht gerade dazu, stolz auf ihren Körper zu sein ● Apfelbaumtanz – nach einer einfachen Tanzmusik
und Dankbarkeit für ihr Frausein zu empfinden.
Lesen Sie das Gedicht – zuerst jede Frau für sich,
danach laut vorlesen. GEDICHTE

Gesprächsimpuls: November
- Wie gefällt Ihnen dieses Gedicht? Hinter der Welt wird ein Baum stehen,
- Sind Sie stolz auf Ihr Frausein? eine Frucht in den Wipfeln, mit einer Schale aus Gold.
- Wie sieht es mit der Wertschätzung Ihres Körpers Lass uns hinübersehen, wenn sie im Herbst der Zeit
aus in Anbetracht unserer Gottesebenbildlichkeit? in Gottes Hände rollt!
Ingeborg Bachmann

APFEL – BAUM – FEST


APFELSEGEN
● Lose Elemente des Festes:
- Einige Frauen kümmern sich um Dekoration und Gesegnet seid ihr, Äpfel. Die Sonne wärmt eure Schale,
Essen… Rot – Grün – Gold kommen euren Farben zu uns.
- Essen & Trinken: Apfelkuchen, ev. getrocknete Der Regen tränkte die Wurzeln des Baumes,
Äpfel, Apfelsaft… in eurem köstlichen Saft labt er nun uns.
Euer Duft sammelt die Fülle der Jahreszeiten,
● Spiele zum Aufwärmen: damit auch wir die Fülle erahnen.
- Spiel mit Apfelsorten… Gesegnet seid ihr Äpfel.
Teilnehmerinnen werden in Apfelsorten eingeteilt Gottes Segen komme auch über uns.
(z. B. Boskoop, Jonagold, Granny Smith, Elstar, Cox Nach Gertraud Ladner, Frauenkirchenkalender 2006

28 | FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück


GRUPPEN · Weitere Gestaltungsideen

APFEL-LIED APFELQUIZ (kursiv = Lösung)

Der Apfel ist laut Statistik die beliebteste Obstsorte. Wie


viele Äpfel verzehrt der Durchschnittsdeutsche im Jahr?
- 17 Kilo
- 34 Kilo
- 5 Kilo

Das größte Obstanbaugebiet in


Deutschland befindet sich
- In der Bodenseeregion
- Im Vorgebirge bei Bonn
- Im Alten Land bei Hamburg

Die am meisten verzehrte Apfelsorte ist


- Elstar
2. Strophe - Boskoop
In jedem Stübchen wohnen - Jonagold
zwei Kernchen schwarz und fein,
die liegen drin und träumen Alte und leider auch vergessene Apfelsorten tragen
vom lieben Sonnenschein. besonders wohlklingende Namen. Welche Apfelsorte
gibt es jedoch nicht?
3. Strophe -R  heinische Schafsnase
Sie träumen auch noch weiter - Der Schöne von Nordhausen
gar einen schönen Traum, - Wilder Wolfgang
wie sie einst werden hängen
am lieben Weihnachtsbaum. Zu wie viel Prozent besteht der Apfel aus Wasser?
- 85 %
- 70 %
DER APFEL IM MÄRCHEN - 30 %

Schneewittchen, Frau Holle, ... Wie heißt es so schön? Ein Apfel am Morgen
- und der Arzt bleibt verborgen.
- vertreibt Kummer und Sorgen.
REDENSARTEN UM DEN APFEL - schon vergessen sind die Sorgen.

-B  eiß nicht gleich in jeden Ap- Ein Apfel steckt voller Vitamine und Nährstoffe und
fel, er könnte sauer sein ... ist somit ein gesunder Snack. Doch wo stecken die
- Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. meisten Vitamine & Co.?
- Der glänzendste Apfel beinhal- - In und unter der Schale
tet den größten Wurm. - Im Fruchtfleisch
- Ein Apfel am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen. - Im Kerngehäuse
- Ein Apfel pro Tag, mit dem Doktor kein Plag.
- In den sauren Apfel beißen ... Machen wir nun einen Exkurs in die Botanik:
- Verbotene Äpfel sind süß. Der Apfel zählt zum...
- Wenn der Apfel reif ist, fällt er ab. - Steinobst
- Wer in einen sauren Apfel gebissen hat, - Schalenobst
dem schmeckt der Süße desto besser. - Kernobst

FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück | 29


TEIL III: BEISPIELE UND MATERIAL · 1. Texte und

1. Texte und Gedichte aus der Literatur

Eva Eine neue Eva

Einfach steht sie an der Kathedrale Nennt ihr mich eine neue Eva?
großem Aufstieg, nah der Fensterrose, Ja als Mutter, die das Leben schenkt
mit dem Apfel in der Apfelpose, Ja als Mensch dieser Erde
schuldlos-schuldig ein für alle Male Ja als fragende Tochter
Der Frau im Garten
an dem Wachsenden, das sie gebar, Die fragend und handelnd
seit sie aus dem Kreis der Ewigkeiten Der Gottheit näher kam
liebend fortging, um sich durchzustreiten
durch die Erde, wie ein junges Jahr. Eine neue Eva
nennt ihr mich
Ach, sie hätte gern in jenem Land eine neue Eva?
noch ein wenig weilen mögen, achtend Nein, als Jungfrau und Mutter
auf der Tiere Eintracht und Verstand. über Frauen
Nein, als unberührbar Auserkorene
Doch da sie den Mann entschlossen fand,
ging sie mit ihm, nach dem Tode trachtend, Nein, als Frau, die uralte Zeichen der Weisheit tötet
und sie hatte Gott noch kaum gekannt. Ich bin eine wie Eva
Die Mutter aller Lebendigen
Rainer Maria Rilke Ich bin eine wie ihr
Heiligem liebend geeint

Christa Peikert-Flaspöhler
Da hört ich eine Weise süß sich regen
Durch diese lichte Luft, so dass ich grollte
In rechtem Zorn, dass Eva so verwegen,
Die, als Gehorsam Welt und Himmel zollte,
Als Weib allein, zum Leben erst erweckt,
Nicht einen einzigen Schleier tragen wollte!
Falls sie sich hätte fromm mit ihm bedeckt,
So hätt ich dieses herrliche Gesichte
Schon früher und viel länger noch geschmeckt.

Dante: Purgatorio
Zitat aus Hohn A. Phillips: Eva, von
der Göttin zur Dämonin

30 | FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück


Gedichte aus der Literatur

Mit der Kraft Gottes


- allmächtiger Centaur –
hast du mich aus der gekrümmten Rippe
meiner Welt geholt,
auf die Suche nach deinem ver-
heißenen Land gestoßen,
der ersten Station des Paradieses.

Alles ließ ich zurück,


ich hörte nicht auf Jammern, nicht auf Rat.
Im ganzen Universum meiner Blindheit
hast nur du gestrahlt,
gleißende Sonne in der Dunkelheit.

Und so,
wieder Eva,
aß ich den Apfel.
Wollte ein Haus bauen, und dass wir darin wohnten,
Kinder hätten, unser neues Reich zu erweitern.
Aber dann,
waren in dir bloß Jagden, Löwen,
der Wunsch des Alleinsein
Sündenfall, und mürrisches Aufwachen.
Hugo van der Goes (1440-1482)
Für mich gab es nur flüchtige Heimkehr,
deine Lust an meinem Körper,
plötzlichen Ausbruch von Zärtlichkeit.
Später
zerriss mir immer und immer wieder
Und Gott machte eine Frau aus mir dein Flüchten den Schlaf
mit langem Haar, Augen, Nase und Mund einer Frau und füllte das Honigglas,
mit runden Hügeln und Falten und weichen Mulden, das ich dir hartnäckig anbot,
höhlte mich innen aus mit Tränen.
und machte mich zu einer Menschenwerkstatt
verflocht fein meine Nerven Gioconda Belli „Wenn du mich lieben willst“,
und wog sorgsam meine Hormone aus, Peter Hammer Verlag
mischte mein Blut und goss es mir ein
damit es meinen Körper überall bewässere.
So entstanden die Gedanken, die Tränen, die Instinkte.
All das schuf Gott behutsam mit ihren Atemstößen
und ihrer bohrenden Liebe.
Die tausendundein Dinge
die mich täglich zur Frau machen,
derentwegen ich stolz jeden Morgen aufwache
und mein Geschlecht segne.

Gioconda Belli „Wenn du mich lieben willst“,


Peter Hammer Verlag

FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück | 31


TEIL III: BEISPIELE UND MATERIAL · 1. Texte und

Bleib stehen, wenn ich mit dir rede, Adam!

Redest du nicht mehr mit mir, Adam?


Ich möchte mit dir plaudern.
Gott hat uns beide gestraft, aber nun brauchst du
mich nicht auch noch mit Schweigen zu strafen! Wir
haben nicht gelernt miteinander zu reden. Wir hät-
ten die Sache mit dem Apfel durchdiskutieren sollen.
Ich ahnte doch nicht, dass du so leicht zu verführen
bist. „Iß, Adam!“, und schon beißt du zu. Ich langwei-
le mich. Langeweile macht neugierig. Man kann das
auch als „Suche nach Erkenntnis“ bezeichnen. Woll-
test du wirklich immer weiter an Blüten riechen, im
Quell baden, neben mir im Schatten der Bäume ru-
hen und dich anschließend vom Ausruhen ausruhen?
Bis in alle Ewigkeit? Es geht uns seit der Vertreibung
doch gar nicht schlecht. Ich muss jetzt spinnen, aber
ich spinne mein Garn gern. Dass ich mir die Finger
blutig spinnen soll, ist mir nicht aufgetragen worden.
Es plaudert sich gut beim Spinnen. Bleib stehen,
wenn ich mit dir rede, Adam! Soll ich mit dem Spinn-
rocken neben dem Pflug herlaufen? Musst du denn
von früh bis spät pflügen? Wir sollen säen und ern-
ten und uns vermehren. Wenn ich heute Abend mein
Fellkleid ausziehe, bin ich so nackt wie im Paradies,
und du auch! Wir werden uns lieben und vermehren,
falls du nicht zu müde bist. Ich werde Kinder unter
Schmerzen zur Welt bringen, aber wir werden dann
nicht mehr so allein sein. Dreh dich um, Adam! Man
kann sich doch umdrehen, wenn man die Hand am
Pflug hat! Du bist stur. Du bist ein Langweiler. Du bist
zwar der erste Mann, aber deshalb doch nicht der
beste. Es wird in Zukunft noch andere Männer außer
dir geben. Nicht immer dieses paradiesische Einerlei.
Mir kommt da ein Gedanke: Im Paradies zu leben wie
Adam und Eva, das war nicht schwer, aber jetzt! Un-
ter den veränderten Umständen! Gott hat uns aus
unserem, ich meine aus seinem Paradies vertrieben,
aber Er hat uns nicht verboten, uns hier auf der Erde
ein eigenes Paradies zu errichten. Vielleicht hat Er
das sogar gewollt, als Er uns erschaffen hat? Ein Mann
und eine Frau bauen sich ein Paradies auf Erden auf.
Sie machen das Schlechte besser, das Hässliche schö-
ner. Sie arbeiten und sie ruhen sich von der Arbeit
aus, sie lieben sich, sie vermehren sich. Oh, Adam!
Wir beide werden…Adam! Adam, wo bist du?

Christine Brückner aus „Die Stunde des Rebhuhns“

32 | FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück


Gedichte aus der Literatur

Freispruch für Eva (II)

Eva, Frau in der Frühe der Zeit,


so schön und so gut bist du, dass Adam dich an-
schaut und liebt, du freust dich unbefangen
an deiner und seiner Liebe, Geschenke von Gott,
und die Schlange, Heilkraft der Göttin
verkörpernd, wohnt neben eurem Lager.
Eva, Mutter aller Lebendigen,
ich sehe dich nicht mehr mit den Augen
verwundeter Männer, mit Augen, geblendet
von Machtsucht und Stolz.
Eva, ich deine Tochter und Schwester,
begabt mit Brüsten und Schoß, be-
schenkt mit Seele und Geist,
durchströmt von Sehnsucht und Liebe,
erfüllt von Staunen und Hoffen,
verschwistert mit allem, was lebt.
Eva, du hast nicht den Tod zu
den Menschen gebracht,
Mutter aller Lebendigen,
Grabower Flügelaltar, nicht die Schuld vererbst du an uns,
Meister Bertram von Minden (1379-83) du schenkst uns Kraft und Bereitschaft weiter,
ganz für das Leben zu sein.
Eva, ich spreche dich frei,
ich weise den Rufmord zurück,
der Ehre und Freiheit dir abschnitt
im Dienste männlicher Herrschlust
dich zum Freiwild erklärte
und zur stimmlosen Magd bis zum heutigen Tag.
Zur Ganzheit sind wir geboren als Töchter Gottes

Christa Peikert-Flaspöhler, 1992

FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück | 33


TEIL III: BEISPIELE UND MATERIAL · 2. Vorschlag

2. Vorschlag für einen Gottesdienstablauf

Musikvorspiel Liturgin im Wechsel nach Psalm 104, 24-35


nach Bibel in gerechter Sprache oder n. Luther (EG 756)

Wie viele sind deine Werke, du, die Eine!


Einzug der mitwirkenden Frauen Alles hast du in Weisheit gemacht.
Voll ist die Erde von deinen Geschöpfen.
Da ist das Meer, groß und weit nach allen
Seiten,
Begrüßung und Votum: da tummeln sich ohne Zahl kleine Lebewe-
1. Frau: Ich entzünde ein Licht im Namen Gottes. sen mit großen.
Gott hat die Welt erschaffen und den Alle warten auf dich,
Atem des Lebens in mich eingehaucht. dass du ihnen Nahrung gibst zu ihrer Zeit.
(1. Kerze wird angezündet)  Du gibst ihnen – sie sammeln ein.
2. Frau: Ich entzünde ein Licht im Namen des Du öffnest deine Hand – sie werden satt an
Sohnes, Gutem.
Jesus gibt mir Hoffnung: Du verbirgst dein Angesicht – sie erschrecken.
Ein Leben in Fülle, ein Leben miteinander Du nimmst die Geistkraft zurück – sie sterben,
ist möglich. werden wieder zu Staub.
(2. Kerze wird angezündet)  Du schickst deine Geistkraft – sie
3. Frau: Ich entzünde ein Licht im Namen der werden geschaffen,
Geistkraft, neu machst du das Angesicht des Erdbo-
diese Kraft ermutigt mich: dens.
Neues zu wagen, Wege des Lebens zu Die strahlende Macht der Einen für immer!
finden Die Eine freut sich an ihren Geschöpfen.
(3. Kerze wird angezündet Singen will ich der Einen mit meinem
Leben, für Gott musizieren mit
meinem Dasein!
Möge Gott gefallen, was ich ersinne –
Lied: Ich will mich freuen über die Eine!
Morgenlicht leuchtet ( EG 455) Verschwinden sollen Verbrechen
von der Erde,
Gewalttätige sollen nicht mehr sein.
Segne die Eine, du meine Seele. Hallelujah!

Gloria Patri (Ehr sei dem Vater…)

34 | FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück


für einen Gottesdienstablauf

Lied: Außerdem trägt sie einen Rucksack und


Da wohnt ein Sehnen tief in uns, 1 - 2 macht einen sehr belasteten Eindruck, sie
ist als Frau nicht richtig zu erkennen)

Eva Natter:
Lesung Genesis 2 und 3 Oh – ich bin überrascht! Ich dach-
kann auch gekürzt werden te, Sie reisen mit leichtem Gepäck.
(in verschiedenen Rollen, Erzähle- Darf ich Ihnen etwas abnehmen?
rin, Gott, Eva, Adam, die Schlange)
Eva, die Frau am Anfang:
Sehr gerne würde ich dieses oder jenes
ablegen. Doch so einfach ist das nicht.
Lied: Diese Dinge gehören einfach zu mir. Sie
Da wohnt ein Sehnen tief in uns, 3 - 4 wurden mir quasi im Laufe der Jahr-
hunderte auferlegt. Vor allen von Män-
nern, wenn ich das mal so sagen darf.

Anspiel – Verkündigungsteil: Eva Natter:


Mit: Eva Natter – der Interviewerin, Eva – der Sehr interessant! Sie scheinen ja eine
Frau am Anfang, Frauenstimme im Hinter- sagenumwobene Frau zu sein! Und dann
grund. Außerdem bekommen alle Besucherin- haben wir auch noch denselben Namen.
nen und Besucher kleine Zettel und Stifte. Was bedeutet er Ihnen denn?

Eva Natter Eva, die Frau am Anfang:


(modern gekleidet) stellt sich vor Liebe Frau Natter, hier stellt sich nicht
und begrüßt die Gemeinde… die Frage, was mir mein Name bedeutet.
Alles wegen Eva? Da fühle ich mich natürlich Vielmehr geht es darum, welche Bedeutungen
voll und ganz angesprochen! Wenn ich mich mir die Menschen im Laufe der Zeiten
Ihnen kurz vorstellen darf: Mein Name ist Eva gegeben haben. Da sind zuweilen
Natter – ich bin Journalistin für das Blatt „Frau haarsträubende Dinge heraus gekommen.
mit Herz und Biss“.
Sie dürfen sich alle auf ein ganz beson- Eva Natter:
deres Interview freuen – live natürlich! Dem will ich doch gleich mal selber
Schön, dass sie extra hier nach …. an- auf den Grund gehen!
gereist ist: (hebt die Stimme) Eva – die (Geht zu einzelnen Gottesdienstbesu-
Frau am Anfang! Herzlich Willkommen! cherinnen, die u. U. eingeweiht sind)
Was verbinden Sie denn mit dem Namen „Eva“?
Eva, die Frau am Anfang:
(kommt bekleidet mit Tüchern, auch Verschiedene Frauen geben Antworten wie:
das Gesicht ist halb verdeckt. Mutter alles Lebendigen, Göttin, Dämo-
Auf einem der Tücher sind mit Stoffmalfar- nin, Verführerin, Sünderin… die 1. Frau, die
ben verschiedene Begriffe geschrieben. Frau die auf die Schlange hörte, usw.
Die Worte könnten aber auch einzeln
mit Stecknadeln aufgesteckt sein… Eva Natter:
Begriffe: Verführerin, das weibliche Böse, Schade, ich kann jetzt nicht alle hier fra-
die Unverschämte, die vom Mann Abgelei- gen. Aber es wäre schön, wenn Sie für
tete, die Gefallene, die Verfluchte, die vom sich auf Ihren Zettel, das was Ihnen zu
Mann Abhängige, Gehilfin des Mannes… Eva einfällt, aufschreiben. Vielen Dank!

FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück | 35


TEIL III: BEISPIELE UND MATERIAL · 2. Vorschlag

Eva Natter: lichst ein altes Buch, hervor)


Überrascht Sie das, was Sie so- Origines! Den kennen Sie bestimmt!
eben gehört haben?
Eva Natter
Eva, die Frau am Anfang: zögert etwas…
Nein ganz bestimmt nicht! Es fehlt nur
noch, dass mich jemand „Ripple“ nennt… Eva, die Frau am Anfang:
Also Origenes, der lebte so um 250, war einer
Eva Natter: der bedeutendsten Theologen der katholischen
Na - Sie scheinen ja von all diesen Betite- Kirche. Er stellte als erster Geistlicher die Be-
lungen nicht sehr begeistert zu sein. hauptung auf, dass der Sündenfall von Adam und
mir im Paradies ein sexuelles Vergehen gewesen
Eva, die Frau am Anfang: wäre. Er prägte explizit den Begriff der Erbsün-
Keineswegs, Frau Natter! Das ist sozusagen de, wovon wir alle hier von Anfang an betroffen
meine zweite Haut! Sie brauchen nur mein sind. Seiner Meinung nach – nur wegen mir!
Kleid anzuschauen.
(deutet auf das äußerste Gewand/ Eva Natter:
Tuch mit den Projektionen) Ich würde sagen diesen Wälzer lassen Sie
mal einfach hier. An Ihrer Stelle würde ich
Eva Natter: den nicht mehr mit mir rumschleppen.
Oh – da haben wir es ja schwarz auf weiß! (Geht
um Eva herum und liest einiges laut vor) Eva, die Frau am Anfang:
Das sind… (legt das Buch etwas zögernd ab)
Wenn das nur der einzige wäre!
Eva, die Frau am Anfang: Hier (ein besonders großer Wälzer), Augus-
(wird unterbrochen) Projektionen! tinus! Den dürften ja wohl alle hier kennen
Uralte Vorstellungen und Bilder, – einer der bedeutendsten Kirchenväter.
die ich da mit herumschleppe.
(holt eine Bibel aus ihrem Rucksack hervor) Frauenstimme aus dem Hintergrund:
„Wenn die Frau dem Manne nicht zur
Frauenstimme aus dem Hintergrund: Hilfestellung, um Kinder hervorzubrin-
„Von einer Frau nahm die Sünde ihren An- gen, gemacht worden ist, zu welcher Hil-
fang, ihretwegen müssen wir alle sterben“. fe ist sie dann gemacht worden?“

Eva, die Frau am Anfang: Eva, die Frau am Anfang:


Sie haben`s gehört! Das steht in Jesus Sirach! Für Augustinus war die Frau an sich schon „Sünde
Und diese Meinung hat sich bis heute gehalten. pur“, um es etwas platt auszudrücken. Auch
Und es kommt noch schöner: wegen mir! Und alle nachfolgenden Kirchenväter,
zum Beispiel Thomas von Aquin (zieht wieder
Frauenstimme aus dem Hintergrund: einen Wälzer aus dem Rucksack…) haben sich
„Denn der Mann ist nicht vom Weibe, son- gewissermaßen weiter in diese Tradition gestellt.
dern das Weib ist vom Manne. Und der Mann Deshalb ist auch mein Rucksack so schwer! Hier
ist nicht geschaffen um des Weibes willen, drückt mich das Gewicht der kirchengeschicht-
sondern das Weib um des Mannes willen.“ lichen Tradition. Niederdrückend ist das.

Eva, die Frau am Anfang: Eva Natter:


Das schrieb der gute Paulus an die Korinther Legen Sie den Rucksack samt der gan-
(sie zieht den nächsten Wälzer, mög- zen Kirchengeschichte doch einfach ab.

36 | FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück


für einen Gottesdienstablauf

Hier hat bestimmt keine was dagegen! Ich habe mich zwischenzeitlich eingehend mit
Ihrem Vorleben befasst! Wie ich Sie beneide!
Eva, die Frau am Anfang: Sie haben das Paradies pur erlebt. Hier in
Dazu hat mich bis jetzt noch kein Mensch diesem wunderschönen Bildband habe ich
aufgefordert. Das will ich jetzt aber mal unzählige Bilder gefunden, die Sie mit Adam
wirklich tun! (legt den schweren Rucksack zeigen. Bilder voller Harmonie, eine Idyl-
ab, streckt sich etwas und bemerkt:) le wie im Bilderbuch. Mir ist kein einziger
Das tut ja unheimlich gut! Nun merke ich Meister untergekommen, der Sie nicht nackt
erst, was das für eine bleischwere Last war! gemalt hätte. Also vom ästhetischen Stand-
punkt her – sehr anmutig und stilvoll. (Sie
Eva Natter: lässt das Buch sinken) Doch dann kam der
Sehen Sie – das war doch eine gute Idee von mir! Wendepunkt. Sie waren es, die von der ver-
Aber was bedeutet der Name „Eva“ wirk- botenen Frucht gegessen hatten. Sie waren
lich? Ich heiße ja schließlich auch so! es, die sich mit der Schlange eingelassen hat.
Sie haben somit eine Grenze überschritten.
Eva, die Frau am Anfang: Das ist unglaublich! Dessen werden Sie leider
Adam nannte mich Chawwa. Die Freude auch noch heute angeklagt. Wie stehen Sie
von Gott ein gleichwertiges Gegenüber be- dazu? War der Preis, das schöne heimelige
kommen zu haben, hat ihn überwältigt. Paradies zu verlassen, am Ende nicht zu hoch?
Glauben Sie mir. Und Chawwa bedeutet
„Mutter alles Lebendigen“. Und diesen Na- Eva, die Frau am Anfang:
men habe ich vom Paradies hierher in den Das ist eine berechtigte Frage! Ich bereue erst
Alltag mitgenommen. Das ist mein Name! mal nichts! Ich musste ganz einfach wissen, was
es mit dem Baum der Erkenntnis auf sich hatte.
Eva Natter: Gut und Böse! Was ist das eigentlich? Ich hatte ei-
Fantastisch! Am liebsten möchte ich Ihnen nen äußerst interessanten Disput mit der Schlan-
das Gewand mit den Projektionen, die Sie ge. Ich weiß, dass die Schlange, ebenfalls keine
so klein gemacht haben, einfach ausziehen. gute Visitenkarte hat. Aber durch das Gespräch
Damit wir sehen, wer Sie wirklich sind! mit ihr sind mir richtig die Augen aufgegangen.
Und das war ein unbeschreibliches Erlebnis!
Eva, die Frau am Anfang:
(lässt sich das Gewand mit den Projektionen Eva Natter:
abnehmen, es bleibt auf dem Boden ausge- Die Augen aufgegangen! Das sagen wir
breitet liegen, sie geht etwas aufrechter als doch, wenn wir etwas kapieren, was
vorher, sie sieht sich die Projektionen noch uns im Leben weiterbringt, oder?
einmal an und tritt einen Schritt zurück)
Eva, die Frau am Anfang:
Liturgin Sie sagen es! So ging es mir! Ich habe erfahren,
leitet zu einem gemeinsamen Lied dass der Mensch nicht aus Erkenntnis stirbt.
über, es könnte aber auch eine musi- Was gut und böse ist, müssen wir selber heraus-
kalische Unterbrechung kommen… finden und die Konsequenzen tragen. Und ich
habe diese beiden Seiten auf einmal auch in mir
Lied: gesehen. Ich bin nicht nur die Gute und Reine,
Du Eva ... die Anmutige und Stilvolle wie auf vielen Bildern
der alten Meister (deutet auf den Kunstband)
Eva Natter sondern eine Frau mit Ecken, Kanten und Schat-
(kommt mit einem Kunstbildband und stellt ten. Auch Adam habe ich so sehen gelernt. Das
sich wieder neben Eva, der Frau am Anfang) war zwar sehr ernüchternd aber heilsam!

FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück | 37


TEIL III: BEISPIELE UND MATERIAL · 2. Vorschlag

Eva Natter: Menschen vergessen – ist im alten Orient das Sym-


Mit diesem – ich sag`s mal psychologisch – wich- bol für Weisheit und Leben. Sie ist eng mit dem
tigen Entwicklungsschritt konnten Sie beide Lebensbaum verbunden. Schon die alten Maler-
natürlich unmöglich im Paradies bleiben, oder? meister haben das erkannt. Es gibt viele Bilder, in
denen die Schlange in Verbindung mit dem Baum
Eva, die Frau am Anfang: des Lebens zu finden ist. Die Schlange häutet
Nein, das war unmöglich! Und natürlich war sich immer wieder. Sie gilt bis heute auch als ein
dieser Wechsel vom Paradies zum Alltag anfangs Symbol für die lebensnotwendige Veränderung.
sehr hart. Wir waren es ja gewohnt, dass für uns
rundum gesorgt wurde – ganz wie es im besten Eva Natter:
Fall mit einem Säugling geschieht. Nun aber Damit haben Sie ja nun das beschädigte Image
mussten wir selber schauen, wie wir zurecht- der Schlange wieder hergestellt. Herzlichen
kamen. Aber eigentlich hatten wir alles Nötige Dank – dass Sie hier nach … gekommen sind. Ich
um durchzukommen und sogar darüber hinaus. glaube, dass ich für viele hier spreche, wenn
ich sage, wir stehen voll und ganz hinter Ihnen!
Eva Natter:
Wie meinen Sie das? Eva, die Frau am Anfang:
Das freut mich! Ich werde nun auch ganz unver-
Eva, die Frau am Anfang: schämt alles, was ich so rumgeschleppt habe, hier
Nun – natürlich brauchten wir viel Kraft und lassen (nimmt nun auch das Tuch um Kopf und Ge-
Energie zum Überleben. Aber wir lernten auch sicht ab und legt es zu den anderen Sachen, zeigt
das Leben zu genießen. Das ist eine ständige sich den GottesdienstbesucherInnen) So bin ich:
Herausforderung – angesichts der vielen Arbeit! nicht mehr und nicht weniger – ich bin wie Ihr!

Eva Natter: Beide Evas treten ab…


Genießen! – höre ich da die Verführerin heraus?
Liturgin
Eva, die Frau am Anfang: leitet zum nächsten Lied über:
Kann schon sein! Ich denke Genießen ohne süch-
tig zu sein ist eine hohe Lebenskunst. Schließlich
haben wir alle unsere Sehnsüchte - (mit einem
Seufzen) nicht zuletzt nach dem Paradies…. Lied:
Wir strecken uns aus nach dir…
Eva Natter:
Da haben Sie recht! Nun noch eine allerletz-
te Frage: Mich interessiert ihre Beziehung
zu der Schlange. Sie deuteten vorher an, Gemeinsame Aktion:
dass die Schlange in der Kirchengeschich- Liturgin lädt zu einer gemeinsamen Aktion ein:
te auch nicht so gut weg kommt. Und Sie Wir haben es gehört: Eva, die Frau am Anfang,
müssen zugeben, dass sie letztendlich die die Mutter alles Lebendigen, wurde und wird
Schlüsselfigur zur Vertreibung aus dem Para- noch heute mit verzerrten Bildern belegt, über-
dies war. Sie wurde ja dann auch bestraft. deckt und verfremdet. Sie sind nun eingeladen,
Ihre Zettel mit den Attributen, die der wirklichen
Eva, die Frau am Anfang: Eva nicht gerecht werden, hier in diesen Apfel-
Ich sag`s mal frei weg: Ich fühle mich der Schlange korb hineinzuwerfen. Wer möchte, darf sich dann
irgendwie verbunden. Ich habe mich sehr gerne gerne im Gegenzug eine Hariboschlange nehmen…
mit ihr unterhalten. Ich nahm sie ernst, sie nahm (Apfelkörbe mit Hariboschlangen werden herum-
mich ernst. Die Schlange – und das haben die gegeben…)

38 | FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück


für einen Gottesdienstablauf

Fürbitten und Vaterunser Liturgin:


Gott, du bist das Leben und die Erkenntnis, wir Wir wenden uns nach Westen: Vom Westen emp-
bitten dich um offene Augen, um wahrzuneh- fangen wir Regen, reinigendes Wasser, Kraft für
men, was mit uns und um uns herum geschieht, alles Lebendige.
wir bitten dich um offene Ohren, um die Zwi-
schentöne unserer Wirklichkeit wahrzunehmen, Alle:
wir bitten dich um einen beweglichen Geist, um Gott, wir danken dir für diese Gaben.
zu verarbeiten, was wir sehen und hören, wir
bitten dich um die Kraft deiner Liebe, damit Liturgin:
unsere Erkenntnis in liebevolle Verantwortung Wir wenden uns nach Norden: Vom Norden emp-
mündet: für uns selbst, für diejenigen, die uns fangen wir Kälte, gewaltige Stürme, Schnee und
ganz nah sind, für diejenigen mit denen uns deine Eis, Stärke, Kraft und Ausdauer.
Welt vielfach verbindet, für deine ganze Schöp-
fung. Gemeinsam beten wir das Vaterunser… Alle:
Gott, wir danken dir für diese Gaben.

Liturgin:
Segenslied Wir wenden den Blick zum Himmel: Vom Him-
mel empfangen wir Dunkelheit und Licht, deinen
Atem, den Hauch deines Geistes und die Botschaft
deiner Engel.
Segen
Der folgende Segen wird von den Gottesdienst- Alle:
besucherinnen und Besuchern durch Wendungen Gott, wir danken dir für diese Gaben.
in die jeweilige Himmelsrichtung mit vollzogen.
Die Idee kommt von den nordamerikanischen Liturgin:
Indianern, die ihren Glauben ganzheitlich in Ver- Wir wenden unseren Blick zum Boden, zu unserer
bindung mit dem Kosmos verstehen. Die Liturgin Mutter Erde: Von der Erde kommen wir und zur
fordert die Gemeinde auf, aufzustehen und die Erde kehren wir zurück.
jeweilige Wendung einzunehmen. Gut wäre es,
wenn dazu alle in den Altarraum kommen. Es ist Alle:
aber auch in den Bankreihen möglich. Wichtig Gott, wir danken dir für diese Gaben.
ist, vorher die Himmelsrichtungen festzustellen.
Liturgin:
Liturgin: Wir wenden uns einander zu und reichen uns die
Wir wenden uns nach Osten: Vom Osten, von der Hand: Mögen wir gehen auf deinen Pfaden, dass
Richtung der aufgehenden Sonne, empfangen wir wir leben als Schwestern und Brüder auf dieser
Frieden, Licht, Weisheit und Wissen. Erde, dass wir uns an den Gaben der anderen
freuen, dass wir die Sorgen der anderen teilen und
Alle: zusammen mit dir das Angesicht der Erde erneu-
Gott, wir danken dir für diese Gaben. ern. Amen.

Liturgin:
Wir wenden uns nach Süden: Vom Süden empfangen
wir Wärme, Geleit, Anfang und Ende des Lebens. Musik zum Nachklang

Alle:
Gott, wir danken dir für diese Gaben.

FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück | 39


TEIL III: BEISPIELE UND MATERIAL · 3. Liturgische

3. Liturgische Bausteine

A. TEXTE:

Am Anfang war Gott


Am Anfang die Quelle
All dessen, was ist
Am Anfang war Gott voller Verlangen
Gott stöhnte
Gott lag in den Wehen
Gott gebar
Gott freute sich
Und Gott gefiel,
Was sie geschaffen hatte
Und Gott sagte: Adam gräbt mit dem Hackstock,
„Es war gut.“ während Eva Kain und Abel die Brust gibt.
Und Gott wusste, dass Aus der Schedelschen Weltchronik Nürnberg (1493)
Alles, was gut ist,
Geteilt werden will
Sie hielt die Erde
Liebevoll in ihren Armen Eva
Gott sehnte sich nach Beziehung Mutter alles Lebendigen
Zu anderen alle meinen sie
Gott verlangte danach, dich zu kennen
Die gute Erde mit anderen zu teilen alle wissen sie
Und so wurde aus dem Verlangen Gottes vom Apfel
Die Menschheit geboren und seinen Folgen
Wir wurden ins Leben aber
Gerufen, um an der Erde teilzuhaben die Frucht
Mit Gott und Menschen vom Baum der Erkenntnis
In Beziehung zu leben die du gepflückt hast
wer kennt sie
(nach einem Text von Carter Heyward) die dich veränderte
von der Gehilfin
zur Schwester dich wandelte
wer kennt dich so
Eva?

Christel Voß-Goldstein in
Biblische Frauen, Schwabenverlag

40 | FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück


Bausteine

B. GEBETE
Wie jubeln alle die bunten Vögel,
Votum der Gesang der Zwitschernden tönt überall.
Wir feiern diesen Gottesdienst Alle singen dir zu Ehren,
Im Namen Gottes, für uns Baum des Lebens, dem Erschaffer des Alls, dir, der Gott ist.
Im Namen Jesu, Du allein bist die Quelle des Gesanges, denn
dessen Weisheit uns immer wieder neue Wege zeigt, das Lied wurde im Himmel geboren.
im Namen der Geisteskraft, die uns Die Morgenröte kleidet sich in ihr Lichtgewand. Sie
wie ein Vogel bewegt und belebt. will Ehre erweisen dem Schöpfer der Menschen.
Der hohe Himmel legt die Decke seiner Wolken
Annette Majewiski in: von sich. Er beugt sich vor dem
der Gottesdienst Güthersloher Verlagshaus Schöpfer der Menschen.
Die Sonne, die Königin unter den Sternen, brei-
tet ihre Strahlen aus wie goldenes Haar.
Gott, du willst, dass wir das Gute tun, Die Blumen breiten ihre Farben aus und ih-
denn wir Menschen haben von der Frucht ren Duft. Es ist herrlich, sie zu sehen.
am Baum der Erkenntnis gegessen. So rühmt auch mein Herz dich, meinen Vater, bei
Wir können zwischen Gut und Böse unterscheiden. jeder Morgenröte aufs neue, du, mein Schöpfer!
Dennoch leben wir Menschen nicht in
paradiesischen Zuständen.
Wir ignorieren Bosheit, wenn sie Gott, du geistvolle Töpferin,
uns nicht direkt betrifft. du formst alles, was lebt.
Wenn sich das Gift der Bosheit ausbrei- Gott, Lebensquelle für alles, was lebt,
tet, lassen wir uns oft lähmen, blühe in meinem Leben.
anstatt im Vertrauen auf dich, Gott, Gutes zu tun. Gott, immer neu,
Wir verzagen leicht, wenn Mut du kennst mich und du schaust nach mir.
und Durchhaltevermögen gefragt sind, Gott, du Wachsame,
damit sich erkannte, unhaltbare Zustände ändern. hüte meine Türen.
Wir nutzen unsere Erkenntnis nicht. Gott, zeitenlos,
Manchmal würden wir uns am liebsten du teilst mit mir meine Zeit.
vor Dir, Gott, verstecken wie Eva und Adam, Gott, schenke mir ein sehnsuchtsvolles Herz,
weil wir erkennen, damit ich lebe.
wie oft wir selbst schuldig werden. Gott, Sonne des Lebens,
Gott, wir möchten das Böse mit Gutem überwinden. du wärmst, du gibst dein Licht,
Wir möchten uns verändern und wenn es kalt und dunkel ist.
im Vertrauen auf Dich Gott, du lockst mich, auszubre-
an einer besseren Welt bauen. chen aus dem Gewohnten.
Darum rufen wir zu Dir, verbun- Du tust es ja selbst unaufhörlich.
den mit Jesus Christus, Gott, kraftvolle Schöpferin,
der uns zum Guten ermutigte, lass mich von deiner Kraft trinken und essen.
Gott, erbarme dich!

(Petra Neumann-Janssen) Eine: Lasst uns beten.


Am Anfang, bevor die Welt begann,
als alles ohne Gestalt war,
O Gott der Welt, dir singe ich. du warst da.
Alles blüht um mich her, und die Welt Brütend über dem Chaos,
ist gesegnet und voll Freude. die Strukturen, den Geschmack, den Anblick
Dir singe ich! Wie glänzt jetzt der Tau! und den Klang der Dinge planend,

FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück | 41


TEIL III: BEISPIELE UND MATERIAL · 3. Liturgische

die Gegensätze ausbalancierend, Gott, von jedem Atemzug


den Regenbogen webend, von jedem Hauch lebe ich:
du ließest den Zufall Wirklichkeit werden. Von der Luft, die ich aufsauge,
Alle: Dafür loben wir dich. mit dem Mund und mit der Nase,
Eine: Bevor wir da waren von der Luft, die meine Lungen aufbläht
Noch im Mutterleib – ohne Form und die wieder ausströmt.
du warst da. Und manchmal trägt sie einen Ton,
Nanntest uns dein Eigen, ein Wort, ein Lachen oder Seufzen.
plantest unsere Natur und Originalität, Und manchmal ist es nur
setztest unsere Fähigkeiten frei, ein stilles Einatmen und Ausatmen,
machtest uns einzigartig, ganz von allein, ganz automatisch
du ließest den Zufall Wirklichkeit werden. - selbst wenn ich schlafe.
Alle: Dafür loben wir dich. Von dem zarten Hauch,
Eine: Und natürlich jetzt, den ich im Nacken,
wo wir unsere Träume träumen auf der Backe oder auf der Hand spüre,
oder die Zukunft austüfteln, der mir eine Wunde kühlt
jetzt, wo unsere Ideale in Frage stehen, oder die kalten Finger wärmt.
das weniger Bedeutende interessant wird, Von dem Atem der Tiere,
bist du da. dem Wiegen und Rauschen der Bäu-
Du bringst unsere Leichtigkeit durcheinander, me und Pflanzen; dem Wind,
du widersprichst unseren Kompromissen, der den Samen davon trägt, die Vögel in
du erweiterst unsere eingeschränkte Vision der Luft trägt und das Meer durchwühlt;
durch die Ansicht, den Klang den Strömungen zwischen den Pla-
und den Geschmack neten und Milchstraßen,
eines besseren Lebens. dem Schwingen der Saiten, der Be-
Du hebst die verlorenen Fäden cken und Trommeln;
unserer Hingabe wieder auf. dem Luftstrom der Flöten, Trom-
Du ließest den Zufall Wirklichkeit werden. peten und Mundharmonikas.
Alle: Dafür loben wir dich. Es gibt so unendlich viel zu lauschen und zu fühlen.
Eine: Und so wird es immer sein: Und in all dem umgibst du mich, trägst mich,
Denn du hast nicht gesagt: kommst du mir ganz nahe, und ich
„Ich bin die Antwort“, kann leben. Ich danke dir.
sondern: „Ich bin der Weg“.
Du erwartest nicht, dass wir erfolgreich (Klaus Bastian in:
sind, sondern treu. der Gottesdienst Güthersloher Verlagshaus)
Du hast uns nicht das Paradies für morgen
versprochen,
sondern, dass du bei uns bist bis
zum Ende der Welt und den Zu-
fall Wirklichkeit werden lässt.
Alle: Dafür loben wir dich.

(Aus Arbeitshilfe „Bei mir bist du schön“


Ev. Frauen in Hessen und Nassau e.V.)

42 | FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück


Bausteine

C. VERKÜNDIGUNGSELEMENT
Fürbittengebet
Gott, Ursprung allen Lebens, Verkündigungsbeispiel zu dem Teil
wie bei Eva „Verlockende Früchte“ Genesis 3, 1-6,
so möge auch in uns der Mut wachsen die Beispiele können durch eigene gut ersetzt werden.
uns einzulassen auf dieses unser Leben.
Ein Leben mit all seinen Höhen und Tiefen, Schlange:
mit all seinen richtigen und fal- Viele Häutungen habe ich erlebt, die Zeit vergeht
schen Entscheidungen, und die Welt verändert sich immer noch. Häutun-
mit all seiner Unvollkommenheit, gen sind Veränderungen durch Wachsen. Der Baum
mit all seinen Widersprüchen, der Erkenntnis trägt auch immer wieder neue
mit all seinen Überraschungen. Früchte. Gut und Böse zu erkennen ist nach wie
Wie bei Eva vor eine große Herausforderung für die Menschen.
wollen wir aufbrechen und uns dem Leben stellen, Welche Früchte sind nicht nur verlockend sondern
kämpfen und geschehen lassen, auch genießbar?
geben und nehmen, Gott hat damals schon nichts umsonst reifen las-
ja und nein sagen, sen, noch ein Verbot ausgesprochen. Das Verbot zu
lachen und weinen. essen war eine kluger Schachzug Gottes, nichts ist
Gott, Ursprung allen Lebens, so süß und verlockend wie Verbotenes. Irgendwie
wir leben nicht im Paradies, sollten die Menschen selbst so reif werden, um da-
aber lass uns auch in dieser unserer Welt mit leben zu können, dass Erkenntnis und Wissen
den Reichtum des Lebens erfahren. unvorstellbare Auswirkungen haben werden. Das
Amen Verlassen des geschützten Raumes des Paradie-
(Aus Arbeitshilfe zum Mirjamsonn- ses war der Preis. Eva, ich war schon damals deine
tag 2011 Theologisches Zentrum) Freundin. Schau, Eva am Baum hängen neue Früch-
te, die Erkennen versprechen, komm näher, willst
Alternative zum Vaterunser Du es wissen?
Vater und Mutter bist du uns.
Nahe auch aus der Ferne deiner Verborgenheit. Eva Heute:
Dein Name ist uns heilig. Dort, den Apfel der Gerechtigkeit müsste ich
Verwandle die Welt in dein Reich. pflücken und weitergeben, denn in unserer Ge-
Gestalte sie nach deinem Willen – sellschaft droht eine Gefahr, die oft unterschätzt
auch unter uns. wird, die Schere zwischen Arm und Reich wird
Gib uns, was wir brauchen größer.
und zeige uns, dass es oft weniger ist, als wir dachten. Ich erlebe es in der Kirche, die Zahl der Teilneh-
Löse uns aus der Verstrickung in Wünsche menden an unserem Mittagstisch für Bedürftige
und Sehnsüchte, die uns unfrei machen. wird immer größer, die Tafel eröffnet immer neue
Lass uns für andere da sein, Läden. Wenn ich diesen Apfel weitergebe, erken-
wie du für uns da bist. nen die Frauen und Männer in Regierungsverant-
Lass uns anderen so nachsichtig und fürsorg- wortung, dass sie diese Probleme lösen müssen.
lich begegnen, wie du uns begegnest.
Mache uns frei, in Offenheit, Gegensei- Schlange:
tigkeit und Zugewandtheit zu leben. Das reicht doch nicht! Schau, dieser Apfel steht für
Denn du bist die Kommende: fruchtbares Handeln. Zerstörerisches Handeln wird
Bei dir ist die Kraft. erkannt und kann korrigiert werden.
Du bist heilig. Jetzt und alle Zeit. Die Menschen tun sich schwer, ihre Umwelt
Amen gegen den Hunger nach Energie oder der Gier nach
(Aus Arbeitshilfe zum Mirjamsonn- Geld und Macht zu schützen. Ihr braucht diesen
tag 2011 Theologisches Zentrum) Apfel!

FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück | 43


TEIL III: BEISPIELE UND MATERIAL · 3. Liturgische

D. SEGEN
Eva heute:
Dazu auch der Apfel dort: Klugheit und Einsicht und Segen der Kreativität
den für Beweglichkeit, ein verlockendes, genauso Lebenskraft und Lebenslust explodieren.
nötiges Angebot. Immer wieder sind wir Frauen Der Körper bebt.
damit konfrontiert, dass wir bei allen guten Fort- Ideen sprudeln hervor.
schritten und Bemühungen zu viele Steine in den Gesegnet seid ihr, Kräfte von innen.
Weg gelegt bekommen. Die Gesellschaft muss noch
viel beweglicher werden und Einsichten auch um- Musik und Sprache
setzen. wollen Gestalt werden.
Der Damm kann brechen.
Schlange: Gesegnet seid ihr, Kräfte des Werdens.
Aber sei vorsichtig, es gibt auch die faulen und gif-
tigen Äpfel. Dann machen sich Lüge, Unehrlichkeit Einsamkeit suchen,
oder Neid und Missgunst breit, die giftige Apfelsei- Zeiträumen standhalten,
te ist oft die schöne rote, pass auf, lass dich nicht der Wahrheit folgen.
blenden. Gesegnet seid ihr, Kräfte des Schaffens.

Eva heute: Gesegnet die Kühnheit,


Ich werde versuchen, mich nicht blenden zu las- die den Rahmen sprengt!
sen. Aber du weißt ja selbst, wie groß der Einfluss Gesegnet das Chaos, das Schönheit gebiert!
der Medien heute ist, positiv und negativ. Es gibt (Hanna Strack)
ganze Industriezweige, die davon leben, uns Evas
einzureden, wir seien zu dick, nicht schön genug Lebens-Segen
und dazu unsportlich. Um mich in diesem Dschun- Wir stampfen
gel zurechtzufinden, brauche ich gleich einen gan- Wir springen
zen Korb Äpfel. Wir lachen
Wir singen
Schlange: Wir segnen einander zur Liebe
Dann greif zu, hab Vertrauen zur Kraft Gottes. Sie
lässt unermüdlich Äpfel der Erkenntnis reifen. Wir werden
wir wachsen
Zugreifen und weitergeben musst du Eva, müsst Ihr Wir lieben
Evas. Wir sterben
wir segnen einander zur Liebe
Petra Neumann-Janssen
wir weinen
wir trauern
wir kämpfen
wir zweifeln
wir segnen einander zur Liebe

wir feiern
wir tanzen
wir teilen
wir loben
wir segnen einander in Weisheit!
(Hanna Strack)

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Bausteine

Segen Morgensegen
Lasst uns Gottes Segen erbitten:
Gott, deinen mütterlichen Segen er- Gott, segne uns diesen Tag
bitten wir, deine Zärtlichkeit Hände wie eine Schale halten
und Liebe umfange und erhalte uns. Gott, lass uns in deiner Liebe wurzeln
Deine Kraft stachle uns an. Die Aufmerksamkeit zu den Fußsoh-
Deine Weisheit sei unsere Ratgeberin. len lenken, einen festen Stand finden,
Heute, morgen, immer. mit dem Oberkörper sanft wiegen.
Darauf vertrauen wir, denn du hältst die Welt Gott, behüte die Zwischenräume,
in deinen Händen. Wir vertrauen auf dich mit Mit den Armen den Raum um
unseren Schwestern und Brüdern, mit un- mich herum markieren
seren Familien, mit unserer Gemeinde. die wir brauchen, um ganz wir selbst zu sein.
Du Schöpfer der Welt, wir bitten, den ich für mich brauche.
dass du uns mit deinem Segen begleitest. Amen. Gott, schenke uns Gelassenheit, auch da,
Die Nachbarin links und rechts spielerisch stupsen.
(Entwurf: Juliane Herrmann, Bad Buchau aus: wo wir aneinander geraten und nicht
Und alle Frauen tanzen mit, Schwabenverlag) einer Meinung waren.
Gott, segne unsere Sehnsucht
Die Arme noch oben ausstrecken und sich und
Bitte um Gottes Geist unser Miteinander einmal um sich selbst drehen.
Amen
Geist des lebendigen Gottes Alle fassen sich an den Händen.
Die Arme seitlich nach oben über den Kopf führen
Erfrische mich Tau am Morgen (Karin Böhmer, Ev. Frauen in Hes-
Die Finger dicht am Gesicht nach un- sen und Nassau e. V.)
ten gleiten lassen und dabei bewegen,
so als ob Tau das Gesicht benetzt
Öffne mich
Die Hände in Höhe der Körpermitte, mit den
Handflächen nach oben wie eine Schale halten
Fülle mich
Die Hände in Höhe der Körpermitte Geste machen,
so als ob ich aus einem Brunnen Wasser schöpfe
Schütze mich
Die Arme am Körper überkreu-
zen, wie eine Schutzgebärde
Bewege mich
Arme mit Schwung nach vorne bewe-
gen mit einem entsprechenden Schritt.

(Aus Arbeitshilfe „Bei mir bist du schön“


Ev. Frauen in Hessen und Nassau e.V.)

FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück | 45


TEIL III: BEISPIELE UND MATERIAL · 4. Liedvorschläge

4. Liedvorschläge und eingescannte Lieder

Auf Seele, Gott zu loben!


(Durch Hohes und Tiefes, 255)

Da wohnt ein Sehnen tief in uns


(Lieder zwischen Himmel und Erde)

Dich rühmt der Morgen


(Gottesklang 3)

Die Himmel erzählen die Ehre Gottes


Die ganze Welt hast du uns überlassen
(EG 360 )

Ich sing dir mein Lied


Du Schöpfer des Lebens Halleluja
aus Jörg Zink Feier der Schöpfung

Meine Hoffnung und meine Freude


(Taizelied)

Morgenlicht leuchtet
(EG 455)

Suchen und fragen, hoffen und sehn


(Mein Liederbuch 2, tvd, B 134)

Weißt du wo der Himmel ist


(Mein Liederbuch 1, tvd, B 79)

Wir strecken uns nach dir


(Singen von deiner Gerechtigkeit)

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und eingescannte Lieder

FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück | 47


TEIL III: BEISPIELE UND MATERIAL · 4. Liedvorschläge

48 | FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück


und eingescannte Lieder

FRAUENSONNTAG 2012 · „Alles wegen Eva...?“ Paradies – Alltag und zurück | 49


TEIL III: BEISPIELE UND MATERIAL

5. Literaturhinweise

Wenn du mich lieben willst, Belli Gioconda ● Peter-Hammer-Verlag 2000

Die Bibel in der Kunst, DVD, Gemälde, Zeichnungen, Grafiken ● Digitale Bibliothek, 2003

Die Sache mit dem Apfel… befreit und versöhnt leben!! Themenmappe ● Evangelische Frauen in Württemberg

Bei mir bist du schön ● Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e. V., 2006

Arbeitshilfe zur ökumenischen Dekade, Eva, Maria, Sophia ● Frauenarbeit der Evangelischen Landeskirche in Baden, 2004

Frauenbibelarbeit, Böse Frauen ● Verlag Katholisches Bibelwerk Stuttgart, BD 15, 2005

In Gottes Hand gehalten, Frauengebete, Kässmann Margot (HG) ● Verlag Herder GmbH, 2011

Grosse Frauen in der Bibel – In Bild und Text ● Herder 1993

Mit Eva predigen, Korenhof Mieke ● Presseverband der Evangelischen Kirche im Rheinland e. V.

Mirjamsonntag 2011, Verführe uns Eva zum Leben ● Arbeitstelle Gottesdienst der Evang. Kirche im Rheinland

Eva Von der Göttin zur Dämonin, Phillips John A ● Kreuz Verlag 1985

Die Frau am Anfang, Schüngel-Straumann ● Lit Verlag 1997

Der Sündenfall – ein Glücksfall? Alte Geschichten aus der Bibel neu erzählt, Shalev Mair ● Diogenes 1997

Gottes starke Töchter, Sölle Dorothee ● Schwabenverlag, 2003

Die Frau in der Bibel, Törning-Grohe Regina ● 1996

Lilith. Adams erste Frau, Zingsen Vera ● Klöpfer & Meyer, 1999

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6. Impressum

HERAUSGEBERIN: Evangelische Frauen in Baden


E-Mail: frauen@ekiba.de
Internet: www.evangelische-frauen-baden.de

REDAKTION: A. Brauch, P. Gaubitz, U. Niethammer, P. Neumann-Janssen, U. Schmitthenner

UNTER MITWIRKUNG VON: R. Bachmann, R. Brandauer, U. Buck, R. Bühler, Y. Dunke,


U. von der Foehr, I. Frank, B. Frey, I. Ganter, U. Glatz, J. Heger, J. Hopf,
A. Jung, R. Kieffer, R. Klein, J. Krüger, H. Lansche, M. de Laporte,
C. Letzelter-Walch, H. Löw, A. Lundbeck, B. Mast, M. Müller, D. Nietzer,
B. Olsen, B. Pfisterer, C. Prenzlow, R. Ritter, R. Schlabach-Blum,
E. Schmidt-Marthaus, R. Schmitt, R. Schober, M. Schützeberg,
G. Thomasius, M. Timmermann, B. Unger, B. Weber, A. Wenz-Klopp.

LAYOUT: Zentrum für Kommunikation, Daniela Brenk


(Rasterstruktur Titel: Anja Bremer-Walkling)

DRUCK: Woge Druck GmbH, Karlsbad

EINZELPREIS: 6€

Bestellen Sie Ihr Material zum Frauensonntag schriftlich, telefonisch, per Fax, per E-Mail oder im Internet

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FÜR EVA, DIE AM ANFANG WAR
Noch während ich
den Flug Deines Namens entschlüssele,
begreife ich,
dass ich mich entwirren muss
aus den Fäden Deines Mythos,
Stachel bei der Geburt,
Schwert, Schmerz,
in jeder Frau,
der den Schrei ihrer Flügel
zum Schweigen bringt.

Ich beginne
meine Stimme und mein Gedächtnis,
vom Wasser auseinander gerissen,
zurückzugewinnen.
Ich betaste mich.
Jetzt bin ich es,
die über den Sand geht,
nicht mehr sie,
die Erfundene,
die es nie gegeben hat
im Wort Gottes.

Ich sehe mir in die Augen:


Mal renne,
mal schleiche ich,
mal bin ich stark
mit Lachen und Angst,
mit Träumen und Kampf.

Und doch: Ich wachse mir entgegen


und bin mir täglich selber Segen.

Rebeca Montemayor, Mexico

Übersetzung: Christiane Rösener aus: Töchter der Sonne,


Unterwegs zu einer feministischen Befreiungstheologie in Lateinamerika

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