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Luxemburg 1 2 Handbuch der linken Parteien Europas

mer gewählt worden. Die wichtigsten Gewerkschaften entstanden Anfang des 20.
LUXEMBURG Jahrhunderts und erlangten im 1. Weltkrieg nennenswerten Einfluss.
Für das späte Entstehen der sozialistischen Bewegung gab es mehrere Gründe. Das
576.200 Einw. Hauptstadt: Luxemburg BIP/Einw.: 69.800 US-$ HDI: 0,96 Land war bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts vor allem agrarisch geprägt.
Im Jahr 1867 errang Luxemburg seine vollständige Unabhängigkeit. 1830 war der Etwa ein Viertel seiner Bevölkerung wanderte damals aus - vorwiegend in die USA.
Versuch gescheitert, sich zusammen mit Belgien von den Niederlanden zu trennen. Im letzten Drittel des Jahrhunderts setzte im südwestlichen Kanton Esch, wo Eisenerz
Der Deutsche Bund, dem Luxemburg angehörte, hatte sich dem widersetzt. Zankapfel abgebaut wurde, ein rasantes Wachstum der Eisen- und Stahlindustrie ein. Um 1900
war die Festung Luxemburg, das "Gibraltar des Nordens", die von preußischen Trup- entfielen auf das Land 1,5 Prozent der Weltproduktion an Stahl und 3 Prozent der an
pen gehalten wurde. Die Lostrennung Belgiens wurde zwar von den europäischen Gusseisen. Die Bevölkerungszahl im Kanton Esch verdreifachte sich zwischen 1865
Großmächten akzeptiert, aber Luxemburg wurde geteilt und der östliche Teil (mit der und 1900.
Festung) in den heutigen Grenzen in eine Scheinunabhängigkeit entlassen. Es war Der Aufbau von sozialistischen und Arbeiterorganisationen wurde auch durch die mul-
zwar ab 1939 keine Provinz der Niederlande mehr, gehörte aber weiter dem niederlän- tinationale Zusammensetzung der Beschäftigten in der Industrie und dem Bergbau be-
dischen König Wilhelm I. und musste Mitglied des Deutschen Bundes bleiben. Bis hindert. 1902 war nur gut die Hälfte der 13.000 Arbeiter in der Eisen- und
1890 waren die niederländischen Könige aus dem Hause Oranien-Nassau gleichzeitig Stahlindustrie des Kantons Esch luxemburgischer Nationalität. Es gab über dreitau-
luxemburgische Großherzoge. Mangels männlichen Nachwuchses Wilhelm I. ging die send Italiener und über zweitausend Deutsche. Aufgrund von Verständigungsschwie-
Thronfolge dann auf das Haus Nassau-Weilburg über. rigkeiten und nationaler Vorurteile war der Aufbau einheitlicher Organisationen
Die Chance zur Unabhängigkeit ergab sich durch den Zerfall des Deutschen Bundes in schwierig. Diese waren auch instabil, weil viele ausländische Arbeiter - gewollt oder
Folge des preußisch-österreichischen Krieges von 1866. Der Streit zwischen Preußen ungewollt - nur für einen begrenzten Zeitraum im Land blieben. Sie wurden in Krisen-
und Frankreich um die Festung, der sich in einem neuen Krieg zu entladen drohte, zeiten als erste entlassen und sie konnten, wenn sie sich gewerkschaftlich oder poli-
wurde 1867 in London durch eine Konferenz der europäischen Mächte beigelegt. Lu- tisch betätigten, des Landes verwiesen werden. Diese Maßnahme betraf vor allem die
xemburg wurde zu einem neutralen Staat erklärt und die Schleifung der Festung ver- radikalsten unter ihnen.
einbart. Die Folge war auch, dass die einzelnen Nationalitäten sich getrennt organisierten. An-
Die Unabhängigkeit war aber stets gefährdet. Im Weltkrieg I. liebäugelten die drei fang des 20. Jahrhunderts entstanden Gewerkschaften als Teil der deutschen Verbän-
Nachbarländer mir einer Annexion, die 22 Jahre später dem faschistischen Deutsch- de. Die Italienische Sozialistische Partei verfügte über 176 Mitglieder in Luxemburg.
land für vier Jahre gelingen sollte. Eine Einmischung der Nachbarländer war stets auf Diese Besonderheit prägt bis heute die luxemburgische Gesellschaft. Anfang 2016
der Tagesordnung, wenn Interessen ihrer Investoren auf dem Spiel standen. Die Neu- machten vorwiegend aus der EU stammende Ausländer 47 Prozent der Bevölkerung
tralität wurde nach dem Weltkrieg II. durch Beitritt zur NATO aufgegeben. und 72,5 Prozent der Beschäftigten aus. 45,0 Prozent der Beschäftigten waren Grenz-
Seit 1867 ist Luxemburg eine konstitutionelle Monarchie und parlamentarische De- gänger aus den Nachbarländern Frankreich, Belgien und Deutschland.
mokratie. Die Volkssouveränität wurde aber erst 1919 ebenso wie das allgemeine Die ansässigen EU-Bürger verfügen heute über das Kommunalwahlrecht (aber ohne
Wahlrecht in der Verfassung verankert. Wahlpflicht). Ein allgemeines Wahlrecht für Ausländer wurde 2015 in einem Verfas-
Die heute sechzig Mitglieder umfassende Abgeordnetenkammer wird alle fünf Jahre in sungsreferendum abgelehnt.
vier Wahlkreisen nach dem Verhältniswahlrecht gewählt. Die Sitze, die die einzelnen Ein weiteres Hemmnis für die Entstehung einer linken Partei war das bis 1919 gelten-
Listen gewinnen, gehen an die Kandidaten mit den meisten Stimmen. Für alle Bürger, de Mehrheitswahlrecht, das Einzelpersönlichkeiten in den Vordergrund rückte. Außer-
die jünger als 76 Jahre sind, besteht Wahlpflicht. dem galt bis 1919 ein Zensuswahlrecht, nach dem zuletzt 8,2 Prozent der männlichen
Bevölkerung wählen durften. Die ersten sozialistischen Kandidaten und Parteiführer
Geschichte der Sozialistischen Linken kamen aus der Mittelschicht. Sie waren von einem starken Antiklerikalismus geprägt,
Luxemburg war eines der letzten europäischen Länder, in denen eine sozialistische der sich gegen den übermächtigen Einfluss der katholischen Kirche richtete.
Partei entstand. 1903 wurde die Sozialdemokratische Partei (SDP) gegründet. Aller- Die SDP war vergleichbar mit den Parteien der Nachbarländer. Marxistisch in der
dings waren bereits 1896 sozialdemokratische Kandidaten in die Abgeordnetenkam- Theorie und reformistisch in der Praxis, schwankte sie zwischen einer Politik, die auf

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parlamentarische Bündnisse mit den ebenfalls antiklerikalen Liberalen setzte, und ei- Parlamentswahlen: Ergebnisse der Linken 1918-1968
ner, die sich stärker an den Interessen der Arbeiterklasse orientierte.
Partei 1919 19221 1925 19282 19313 1934/374
1905 entstand die Sozialdemokratische Arbeiterpartei aus einer Abspaltung der SDP, Proz. Sitze Proz. Sitze Proz. Sitze Proz. Sitze Proz. Sitze Proz. Sitze
der sie Parlamentarismus und die Vernachlässigung des Aufbaus von Gewerkschaften
SPL/APL 15,65 8 10,82 7 16,33 8 41,61 10 28,65 14 26,91 17
vorwarf. Die SDAP engagierte sich vor allem in diesem Bereich, blieb aber bei Wah-
Unabh.5 2,98 1 5,27 2 6,00 2 5,43 3
len erfolglos. 1912 wurden beide Parteien wiedervereint, aber der erste Weltkrieg, an
dem Luxemburg zwar nicht beteiligt war, aber Durchmarschgebiet der deutschen Ar- KPL6 1,02 0,92 2,58 2,42 1
meen war, führte zum Zerfall der Partei. Im Oktober 1917 wurde sie als Sozialistische Gesamt 48 48 47 52 54 55
Partei Luxemburgs (SPL) wieder gegründet.
Partei 1945 1948/517 1954 1959 1964 1968
Der Krieg und die revolutionären Entwicklungen in Deutschland und Russland hatten
Proz. Sitze Proz. Sitze Proz. Sitze Proz. Sitze Proz. Sitze Proz. Sitze
auch in Luxemburg ein enormes Erstarken der Arbeiterbewegung zur Folge. Bereits
APL/LSAP 23,37 11 35,46 19 32,84 17 33,05 17 35,89 21 31,00 18
1916 war der Berg- und Hüttenarbeiterverband (BHAV) gegründet worden und rief im
Mai 1917 zum Generalstreik, der nach einer Woche von den deutschen Besatzern nie- Unabh. 1,57 1
dergeschlagen wurde. 1918 vereinigte sich der BHAV mit dem ebenfalls 1916 ge- KPL 11,07 5 8,80 4 7,26 3 7,21 3 10,42 5 13,11 6
gründeten Luxemburger Metallarbeiter-Verband (LMAV) zum Luxemburger Berg- Gesamt 51 52 52 52 56 56
und Metallindustriearbeiter-Verband (BMIAV). Mit dem Ende des 1. Weltkrieges kam Da das Land in vier Wahlbezirke unterteilt ist, in denen die Wähler, je nach Anzahl der zu wählenden Abgeordneten,
es zu einem politischen Vakuum, das die Linke und die Gewerkschaftsbewegung zu zwischen 7 und 23 Stimmen abgeben können, würde eine Addition der Stimmenzahlen zu einer Verzerrung des Wahler-
nutzen wusste. Ein kurzlebiger Arbeiter- und Bauernrat entstand am 10. November gebnisses führen. Deshalb wurden fiktive Stimmenzahlen errechnet in dem im jeweiligen Wahlbezirk der Stimmenanteil
einer Partei auf die Zahl der gültigen Wahlzettel angewendet wurde.
1918. In den Fabriken wurden Betriebsräte gewählt und der Achtstundentag einge-
Bei einzelnen Wahlterminen handelt es sich um Teilwahlen. Die Sitzzahlen geben jeweils die Sitzzahl für das ganze
führt, was später gesetzlich verankert wurde. Land und nicht das Ergebnis der Teilwahl an.
Gleichzeit entstand eine republikanische Bewegung, die im Januar 1919 durch franzö- 1) Teilwahlen im Zentrum und im Norden
sische Truppen niedergeschlagen wurde. Sie wurde befeuert durch die deutschfreund- 2) Teilwahlen im Zentrum, Süden und Osten
liche Haltung der Großherzogin Marie-Adelheid und durch ihre Weigerung, 3) Teilwahlen im Zentrum, Norden und Süden
Beschlüsse des Parlamentes umzusetzen. Mit französischer Unterstützung konnte er- 4) Zusammengefasstes Ergebnis der Teilwahlen von 1934 (Süden und Osten) und 1937 (Norden und Zentrum)
reicht werden, dass die Großherzogin abdankte und durch ihre Schwester Charlotte 5) Linksliberale Listen im Wahlbezirk Osten, wo mit Ausnahme von 1945 von der Sozialdemokratie unterstützt wurden.
6) Die KPL kandidierte 1922 nur im Zentrum, 1925 nur im Süden, 1931 nur im Süden und Zentrum, 1934/37 nur im Sü-
abgelöst wurde. den und 1959 nur im Süden und Zentrum.
Diese revolutionäre Situation blieb nicht ohne Einfluss auf die SPL, die sich zuneh- 7) Zusammengefasstes Ergebnis der Teilwahlen von 1948 (Süden und Osten) und 1951 (Norden und Zentrum)
mend radikalisierte. Innerhalb der Partei entstand eine kommunistische Fraktion, die
für den Beitritt zur Komintern warb. Hemmnis für eine mehrheitliche Zustimmung zu Umgang wich. In der SPL setzte sich die syndikalistische Mehrheit durch und sie wur-
diesem Schritt waren einige der 21 Aufnahmebedingungen. Die Forderung, reformisti- de 1924 in Arbeiterpartei Luxemburgs (APL) umbenannt. Das Verhältnis zu den Ge-
sche Führungsmitglieder auszuschließen, stieß auf viele Vorbehalte. Auf besondere werkschaften sollte bis in die 1970er Jahre ein Streitpunkt bleiben, als die
Ablehnung stieß die Forderung nach einer führenden Rolle der Partei gegenüber den sozialdemokratischen Gewerkschaften eine klarere Trennung von der LSAP beschlos-
Gewerkschaften. Die Partei habe sich vielmehr der Gewerkschaft unterzuordnen, be- sen.
tonte die syndikalistische Mehrheit. Auf dem Parteitag der SPL am 2. Januar 1921 Die Ausgangsbedingungen für die KPL waren ungünstig. Der Generalstreik der Hüt-
wurde ein sofortiger Beitritt abgelehnt. Noch am gleichen Tag trat die kommunistische ten- und Bergarbeiter gegen Massenentlassungen im März 1921 endete in einer völli-
Minderheit aus und gründete die Kommunistische Partei Luxemburgs. Die SPL
gen Niederlage. Die meisten Errungenschaften der letzten Jahre wurden rückgängig
schloss sich der von der österreichischen Sozialdemokratie gegründeten Internationa-
gemacht, die Betriebsratsmitglieder und Gewerkschaftsaktivisten entlassen. Die Mit-
len Arbeitsgemeinschaft Sozialistischer Parteien (die sog. 2 1/2 Internationale) an.
gliederzahlen des BMIAV brachen zusammen und erreichten fünf Jahre später erst die
Seitdem herrschte eine tiefe Feindschaft zwischen den beiden Parteien, die nur kurz Hälfte des Standes von 1921. Die KPL hatte besonders unter den Repressalien zu lei-
nach dem 2. Weltkrieg und nach Abflauen des Kalten Krieges einem pragmatischeren den. Etwa 150 Mitglieder wurden bestraft oder entlassen. Da sie auf schwarzen Listen
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standen, machten sie sich mit Genossenschaften oder als Kleinunternehmer selbstän-
dig oder wanderten aus. Fünfzig ausländische Mitglieder wurden des Landes verwie-
sen. Auch durch Ausschlüsse ging der Einfluss der KPL im BMIAV rasch zurück. Die
KPL trug zu ihrer Isolierung selbst bei, indem sie nach dem Streik mit Aufrufen zur
Vorbereitung einer bewaffneten Revolution eine linksradikale Richtung einschlug.
Dem folgte dann nach Vorgaben der Komintern ein Zickzackkurs von der Einheits-
frontpolitik, über die Sozialfaschismusthese bis zur Volksfrontpolitik in den dreißiger
Jahren.
Konnte die Partei bei den Parlamentsteilwahlen 1922 im Zentrum noch 1,8 Prozent der
Stimmen erringen und 1925 im industriellen Süden 3,1 Prozent, trat sie 1928 gar nicht
mehr an. Die drei Kommunalmandate, die sie 1924 in Differdingen und Esch errang
verlor sie 1928. Der Niedergang der Partei bedingte, dass die KPL 1923 an die Orga-
nisation der Französischen Kommunistischen Partei angeschlossen wurde. Zwischen
1924 und 1928 waren praktisch keine Aktivitäten der Partei mehr festzustellen obwohl
die Partei durch den Zustrom italienischer, polnischer oder ungarischer Asylanten
noch existierte. Aber unter den 200 Mitgliedern von 1928 waren nur noch zehn Lu-
xemburger und von den Italienern wurden im selben Jahr sechzig ausgewiesen.
Die Komintern beauftragte die Kommunistische Partei Italiens, die Neugründung der
Partei in die Hand zu nehmen und der Gewinnung luxemburgischer Mitglieder Priori-
tät einzuräumen. Nach und nach gelang der Wiederaufbau. 1929 entstand die Revolu-
tionäre Gewerkschaftsopposition (RGO) nachdem erneut führende Kommunisten aus
dem BMIAV ausgeschlossen worden waren. 1931 wurden bei den Abgeordnetenwah-
len im Süden 5,5 Prozent erzielt und 1934 7,3 Prozent. Das damals erstmals errungene
Abgeordnetenmandat wurde der Partei aberkannt. Unter dem Eindruck der Volks-
frontpolitik der PCF änderte die KPL bereits 1934 ihren Kurs. Die RGO wurde aufge-
löst und der APL eine Zusammenarbeit angeboten, die von dieser beharrlich abgelehnt
wurde. Das ändert sich auch nicht, als die Regierung ein Gesetz vorbereitete, das dem
Verbot der KPL dienen, und per Volksabstimmung verabschiedet werden sollte. Die
APL, die sich ebenfalls gegen das Gesetz engagierte, lehnte eine gemeinsame Kam-
pagne mit der KPL ab, auch wenn Einzelmitglieder zusammen mit Kommunisten in
der Liga zur Verteidigung der Demokratie aktiv waren. Mit 50,7 Prozent der Stimmen
wurde im Juni 1937 das „Maulkorbgesetz“ abgelehnt.
1939 war die Partei auf über 400 Mitglieder, vorwiegend luxemburgischer Nationalität
angewachsen, darunter auch eine Reihe ehemaliger Mitglieder der APL.
Der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt war erneut Anlass, die Repression gegen
die KPL zu verstärken. Nach dem deutschen Einmarsch im Mai 1940 wurden die Par-
teien aufgelöst. Die KPL war die einzige, die während der Besatzung Widerstand or-
ganisierte und einen hohen Preis bezahlte. Mehr als ein Drittel ihrer Mitglieder war
verhaftet worden, zwei Dutzend wurden ermordet, darunter der Vorsitzende Zénon
Bernard.

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Wie in anderen europäischen Staaten, führten die Rolle der Kommunisten im Wider- Von dieser Linksentwicklung konnte die LSAP nicht profitieren, weil sie sich 1964 bis
stand und das durch den Sieg über Nazideutschland errungene Prestige der Sowjetuni- 1968 in einer Koalition mit der CSV und anschießend in einem Spaltungsprozess be-
on zu einem sprunghaften Anstieg des kommunistischen Einflusses. Ende 1945 zählte fand. Sie war zerstritten zwischen einem rechten Flügel, der die Partei zu Mitte hin
die KPL 4.200 Mitglieder und sie gewann bei den Kammerwahlen im selben Jahr 11,1 öffnen wollte und strikt jede Zusammenarbeit mit der KPL ablehnte, und einem linken
Prozent der Stimmen und 5 von 51 Deputierten. Bis 1947 war sie in einer Regierung Flügel, der am Bündnis mit den Gewerkschaften festhalten und auf kommunaler Ebe-
der nationalen Einheit vertreten. In den Kommunen kam es erstmals zu Koalitionen ne eine Zusammenarbeit mit der KPL nicht ausschließen wollte. 1968 hatte die LSAP
nicht nur mit der APL sondern in Esch unter kommunistischer Führung sogar mit der nach dem CSSR-Einmarsch die beiden letzten kommunalen Koalitionen mit der KPL
konservativen Christlich-Sozialen Volkspartei (CSV). 1945 war der Freie Luxembur- aufgelöst. Notwendige Neuwahlen gewann die KPL auf Kosten der LSAP.
ger Arbeiterverband (FLA) von der KPL gegründet worden, nachdem der als Nachfol-
Die Widersprüche in der LSAP führten schließlich 1970 zur Abspaltung der Sozial-
ger des BMIAV entstandene Luxemburger Arbeiterverband (LAV) KPL-Kandidaten
demokratischen Partei (SDP), die mit der CSV kooperierte und sich 1984 auflöste. Mit
und ausländische Arbeiter nicht zur Wahl seines Escher Ortsvorstandes zuließ.
einem geschwächten rechten Flügel konnte die LSAP wieder auf Kosten der KPL Bo-
Der Kalte Krieg sollte den Einfluss der KPL schnell zugunsten der 1946 in Luxembur- den gut machen und überließ den Ortsverbänden die Entscheidung, ob sie mit ihr zu-
ger Sozialistische Arbeiterpartei (LSAP) umbenannten APL verringern. Der FLA, der sammenarbeiten wollen oder nicht.
1945 noch die meisten Stimmen bei den Betriebsratswahlen in der Stahlindustrie er-
Die KPL verlor in den 1970er Jahren rasch an Einfluss und erzielte von 1979 bis 1989
zielte, verlor – auch weil er nicht als Tarifpartner anerkannt wurde - rasch an Mitglie-
nur noch 4 bis 5 Prozent der Wählerstimmen. Eine Ursache dafür war der Niedergang
dern und wurde 1965 aufgelöst. Die meisten Mitglieder traten in den LAV ein. Die
der Stahlindustrie und die Schließung der Eisenbergwerke. Von 1974 bis 1989 sank
KPL-Mitgliederzahlen fielen auf etwa 300 Anfang der 1960er Jahre. Die Wahlergeb-
die Zahl der Arbeiter in diesen Branchen, die die Hochburgen der KPL waren, von
nisse, die bis auf 7,3 Prozent gesunken waren, fingen gleichzeitig an sich zu verbes-
23.000 auf 8.000. Erschwerend kam hinzu, dass die Sozialstruktur der luxemburgi-
sern. 1968 gewann die KPL bei den Abgeordnetenkammerwahlen 13,1 Prozent der
schen Beschäftigten sich von denen der ausländischen zunehmend unterschied. Der
Stimmen und 6 Mandate obwohl sie kurz vorher, als eine der wenigen westeuropäi-
Anteil der ausländischen Arbeiter stieg stetig. 2013 waren nur noch 9 Prozent der lu-
schen kommunistischen Parteien, ausdrücklich den Einmarsch der Warschauer-Pakt-
xemburgischen Beschäftigten Arbeiter. In den Niedriglohnbereichen, im Handel, der
Staaten in die Tschechoslowakei unterstützt hatte.
Gastronomie und im Dienstleistungsbereich arbeiteten vor allem Pendler und Migran-
Dass die KPL dennoch das beste Ergebnis ihrer Geschichte erzielte, spiegelte die Ent-
wicklung in anderen westeuropäischen Staaten wieder, wo es auch wieder zu einem
Erstarken kommunistischer Parteien kam. Die ersten wirtschaftlichen Krisensymptome Parlamentswahlen: Ergebnisse der Linken 1974-2013
der Nachkriegszeit, der rapide Anstieg der Studierendenzahlen und das Entstehen neu-
Partei 1974 1979 1984 1989 1994 1999 2004 2009 2013
er Mittelschichten bildeten den Nährboden für einen weltweiten Aufschwung sozialer
und politischer Kämpfe, die einen ersten Höhepunkt im Mai 1968 erreichten. Luxem- Proz. Sitz Proz. Sitz Proz. Sitz Proz. Sitz Proz. Sitz Proz. Sitz Proz. Sitz Proz. Sitz Proz. Sitz
burg, wo es keine Universität gab, bekam die Auswirkungen über die Studierendenor- LSAP 26,99 17 22,52 14 31,75 21 26,21 18 25,41 17 22,36 13 23,50 14 21,69 13 19,32 13
ganisation ASSOSS zu spüren, der meist in den Nachbarländern studierende SDP 10,08 5 6,37 5
Luxemburger aus dem gesamten linken Spektrum angehörten. Diese radikalisierte sich KPL 8,77 5 4,86 2 4,37 2 4,40 1 1,68 0,92 1,49 1,45
zusehends und brach Ende 1969 auseinander, nachdem die linksradikale Strömung die DL/NL 0,68 3,32 1 1,88 3,31 1 4,50 2
Mehrheit errungen hatte und die ASSOSS in die Revolutionäre Sozialistische Linke LCR/RSP 0,44 0,19 0,17 0,21
(GSR) umwandelte. Von dieser spaltete sich 1970 die trotzkistische Revolutionär- PSI 2,02 1 2,43
Kommunistische Liga (LCR) ab, die später als Revolutionär-Sozialistische Partei ei- GRAL 0,07
nen Wähleranteil von einem halben Prozent erzielen konnte und schließlich in der ALWI 0,68
Linken (DL) aufging. Aus der GSR entstand 1972 der maoistische Kommunistische Piraten 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 2,96
Bund Luxemburgs (KBL), der mit dem Kommunistischen Bund Westdeutschlands
Grüne 4,20 2 4,76 2 9,92 5 9,08 5 11,57 7 11,69 7 10,30 6
(KBW) verbündet war und gute Beziehungen zur KP Chinas pflegte. Er löste sich
GLEI 3,74 2
nach diversen Abspaltungen 1980 auf. Ein linker Aufbruch machte sich auch in der
Gewerkschaftsjugend (LAJ) und der Sozialistischen Jugend (JSL) bemerkbar. Gesamt 59 59 64 60 60 60 60 60 60
Die KPL kandidierte 2004 nur im Süden und Zentrum des, die NL 1994 im Süden, die LCR 1974-1984 im Süden und
Zentrum, die RSP 1989 im Süden, die PSI 1979 im Zentrum und die GRAL im Osten.
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ten. Nur im Öffentlichen Dienst sowie in den Gesundheits- und Sozialberufen wurden von der Neuen Linken und der KPL unterstützt wurde. Dadurch gelang es im selben
noch überdurchschnittlich Luxemburger beschäftigt. Jahr mit 3,3 Prozent ein Mandat im Parlament zu gewinnen.
Der KPL gelang es - ebenso wie den anderen Parteien - nur unzureichend, Ausländer 2003 verließ die KPL das Bündnis, weil sie sich bei den Listenaufstellungen benach-
zu organisieren. Viele bleiben mit ihrem Heimatland verbunden und kehrten dorthin teiligt fühlte, büsste dabei aber eine Reihe ihrer Mitglieder ein. Bei einer getrennten
zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde zwischen der KPL und der Italienischen Kandidatur im gleichen Jahr, bei der die DL deutlich vor der KPL lag, ging das Parla-
KP (PCI) vereinbart, dass sich neue italienische Migranten in der PCI organisieren sol- mentsmandat wieder verloren. Erst 2009 konnte die DL mit 3,3 Prozent ein Mandat
len. Dies erklärt, dass 1975 die luxemburgische Föderation der Italienischen KP 783 gewinnen und ein zweites 2013. Die KPL erzielte bei beiden Wahlen 1,5 Prozent,
Mitglieder zählte, doppelt so viele wie die KPL. ebensoviel wie den EU-Wahlen 2014 als die DL sich auf 5,8 Prozent verbesserte.
Der KPL gelang es bis Mitte der 1980er Jahre ihre Mitgliederzahl zu erhöhen, indem Bei den Kommunalwahlen 2005 konnten trotz aller Bemühungen der DL keine ge-
sie vor allem neue Schichten ansprach. Sie stieg bis 1984 auf etwa 750 an. Waren meinsamen Listen aufgestellt werden. Die KPL, die kein Mandat gewann, zeigte sich
1976 noch 72 Prozent der berufstätigen Parteitagsdelegierten Arbeiter waren es 1988 befriedigt, das durch die getrennte Kandidatur auch alle Mandate der DL bis auf eins
nur noch 43 Prozent. Der Frauenanteil stieg von 22 auf 36 Prozent. Die Abonnenten- in Esch verloren gingen. 2010 schafften es beide Parteien in Gemeinderäte einzuzie-
zahl der parteieigenen Zeitung vom Letzebuerger Vollek erhöhte sich bis Anfang der hen, die KPL mit drei und die Linken mit neun Mandaten.
neunziger Jahre.
Der DL ist es gelungen, neue Wählerschichten zu erschließen. Während die KPL ihre
Dass es der KPL nicht stärker gelang, in die neuen sozialen Schichten vorzudringen, Mandate nur in den alten Standorten von Eisenindustrie und -bergbau gewinnt, erzielte
hatte auch mit wachsender Konkurrenz zu tun. Vor allem im Zentrum des Landes die auf über 600 Mitglieder angewachsene DL in der Hauptstadt einen Stimmenanteil,
konnte sich die Unabhängige Sozialistische Partei (PSI), eine Linksabspaltung der der an die besten Ergebnisse der KPL in der Vergangenheit ranreichte.
LSAP, bei den Wahlen 1979 und 1984 zwischen LSAP und KPL platzieren. Zum glei-
chen Zeitpunkt entstanden die Grünen. Die anfangs dominierende linke Strömung ent-
stand aus Überresten der maoistischen Bewegung, ehemaligen Jungsozialisten und
undogmatischen Linken. Die Linken werden. Der Kongress der DL hatte den KPL-
Déi Lénk (DL)/ La Gauche Vorschlag abgelehnt, die DL in ein Parteien-
Der Zusammenbruch des osteuropäischen Staatssozialismus erschütterte die KPL be- bündnis umzuwandeln.
Adresse: 63, bvd de la Pétrusse, L-2320 Lu-
sonders stark, weil sie die Politik der Sowjetunion stets kritiklos unterstützt hatte. Sie xemburg. Das Ergebnis war, dass beide Parteien bei den
pflegte enge Beziehungen zur KPdSU und zur SED. Die KPL war eine regelmäßige B.P. 817, L-2018 Luxemburg. Parlamentswahlen 2004 leer ausgingen und
Nutznießerin des Solidaritätsfonds, den die osteuropäischen Regierungsparteien für Tel.: +352-26202072, Fax: +352-26202073. die DL 2005 nur ein kommunales Mandat ret-
kommunistische und Arbeiterparteien 1949 eingerichtet hatten. Bereits für 1951 wur- E-Mail: info@dei-lenk.lu. ten konnte.
den der KPL 20.000 Dollar bewilligt, für 1970 waren es 90.000 und für 1981 sogar Internet: www.dei-lenk.lu. Die Auseinandersetzungen um die EU-Verfas-
200.000 Dollar. Außerdem genoss sie gesonderte Unterstützung durch die SED, etwa Geschichte: Der Gründungskongress der Par- sung (Referendum 2005), um die Liberalisie-
tei Die Linken fand am 31. Januar 1999 statt. rung des Arbeitsmarktes und um die
beim Bau einer Druckerei in den 1970er Jahren.
Es handelte sich am Anfang um eine Wahlpar- Finanzkrise verbesserten das Klima für die
Ende 1990 zählte die KPL nur noch 420 Mitglieder. Relativ einmütig wurde im selben tei, die von der KPL und der Neuen Linken DL, die bei den Parlamentswahlen 2009 einen
Jahr eine Demokratisierung der Partei beschlossen. Aber über eine programmatische (Nei Lénk, NL) geschaffen wurde. Die ge- Sitz im Südbezirk errang. Dies führte zu ei-
Erneuerung zerstritt sich die Partei heillos. Bei den Kommunalwahlen 1993 halbierten trennten Kandidaturen bei den Parlaments- nem Aufschwung der Linken, der sich nicht
wahlen 1994 hatten gezeigt, dass nur gemein- nur in einem starken Zuwachs an Mitgliedern
sich die Stimmenzahlen. Nachdem sich der dogmatische Flügel der Partei mehr und
sam Mandate errungen werden könnten. 1999 ausdrückte sondern 2011 auch zu einem
mehr durchsetzte; trat eine Minderheit aus und gründete zusammen mit den Resten der Durchbruch bei den Kommunalwahlen führte.
glückte der Einzug mit einem Abgeordneten
RSP und ehemaligen Jungsozialisten die Neue Linke (NL). Bei den Parlamentswahlen 2013 gelang es auch im Zentrumsberzirk ein
in die Abgeordnetenkammer. Im April 2003
im selben Jahr traten beide Parteien getrennt an. Sie erreichten weniger als die Hälfte gab die KPL den Rückzug aus der DL be- Parlamentsmandat zu erringen.
der Stimmen von 1989. Die KPL, die fast doppelt so viele Stimmen erhielt wie die kannt, weil sie nicht damit einverstanden war, Politische Ausrichtung: Da in der Linken
NL, konnte das verbliebene Mandat von 1989 nicht halten. Dies begünstigte eine Wie- dass die DL mehr und mehr Aufgaben der verschiedene Strömungen zusammenarbeiten
derannäherung, die 1999 zu gemeinsamen Kommunallisten und zur Gründung der Gründerparteien übernahm und sie befürchtete wirkt sie nicht auf Grundlage einer einheitli-
Linken (Déi Lénk, DL) führte. Hierbei handelte es sich um ein Personenbündnis, das bei der Kandidatenaufstellung benachteiligt zu chen Ideologie sondern beschränkt ihre Pro-

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grammatik auf allgemeine Prinzipien und tig nahmen sie an Treffen der Europäischen Dienstleistungsbereichs, der vor allem Grenz- Kommunistische Jugend Luxemburgs (Jeu-
konkrete Reformvorhaben. DL beschreibt sich Antikapitalistischen Linken teil. gänger beschäftigt, und der Zusammenbruch nesse Communiste Luxembourgeoise; JCL) ist
als "soziale, demokratische, antikapitalistische des sozialistischen Lager stürzten die Partei in eine Unterorganisation der Partei.
Bewegung, die sich für eine gerechte Gesell- Kommunistische Partei eine Dauerkrise. Medien: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek
schaft einsetzt". Ihre Ziele: "eine Umvertei- Luxemburgs Politische Ausrichtung: Die KPL ist eine (Tageszeitung).
lung des Reichtums und ein gerechter Zugang marxistisch-leninistische Partei, die sich stets Internationale Kooperation: Die KPL
zu Ressourcen; der Kampf gegen Diskriminie- Kommunistesch Partei Lëtzebuerg/Parti Com- an der Politik der KPdSU orientierte. Obwohl nimmt an den jährlichen internationalen Tref-
rung in allen Formen; der Ausbau der sozialen muniste Luxembourgeois (KPL/PCL) die KPL bereits in den fünfziger Jahren die fen der kommunistischen Parteien teil, steht
Sicherheit und damit die Ausrottung der Ar- Adresse: 2, rue Zénon Bernard, L-4030 Esch- Diktatur des Proletariats aus dem Programm der politischen Linie der griechischen KKE
mut; eine ökologisch nachhaltige Gesellschaft; sur-Alzette. strich und sie kommunalpolitisch einer eher nahe und unterhält besonders enge Beziehun-
Demokratie in allen Bereichen und auf allen B.P. 403, L-4005 Esch-sur-Alzette. pragmatische Linie verfolgte, grenzte sie sich gen zu den benachbarten Parteien DKP
Ebenen sowie Transparenz in der politischen Tel.: +352- 44606621, Fax: +352-44606666. vehement vom Eurokommunismus ab. Mit (Deutschland), NCPN (Niederlande) und PTB
Entscheidungsfindung." E-Mail: kpl@zlv.lu. dem Zusammenbruch des Realsozialismus (Belgien). Sie war früher Mitglied der Komin-
Leitung: Carole Thoma (Sprecherin 2016), Internet: www.kp-l.org. kam es zu einer kurzfristigen Öffnung der Par- tern und orientierte sich nach deren Auflösung
Gary Diderich (Sprecher 2016), Marc Baum Geschichte: Die KPL entstand am 2. Januar tei, der aber nach Austritten von Kritikern der an der Politik der KPdSU.
(Abgeordneter), David Wagner (Abgeordne- 1921 als die Mehrheit der Parteitagsdelegier- alten Linie schrittweise eine Rückkehr zu Bündnispartner: Die KPL lehnt seit dem
ter), Serge Urbany (ehem. Abgeordneter), Ju- ten der SPL einen sofortigen Beitritt zur Kom- dogmatischen Positionen folgte. Rückzug aus der DL Bündnisse mit anderen
tin Turpel (ehem. Abgeordneter), André intern abgelehnte. Die Repression des Staates Leitung: Ali Ruckert (Peräsident), Gilbert Parteien ab.
Hofmann (ehem. Abgeordneter), Guy Foetz, vor allem gegen die ausländischen Mitglieder Simonelli (stellv. Präsident), Marceline Wa-
Frank Jost, Murray Smith. und eine sektiererische Politik bewirkten, dass ringo (Kassiererin), Christoph Bartz, Zénon Andere linke Parteien
Organisationsstruktur: Obwohl die DL bei die Mitgliedschaft bis Mitte 1934 auf 88 Per- Bernard, Uli Brockmeyer, Steve Richer. und Gruppen
ihrer Gründung mehrere Parteien zusammen- sonen fiel. Der Kampf gegen den Faschismus Historische Führungspersonen: Zénon Ber-
führte, war sie von Anfang an eine Mitglie- und der Schwenk zur Volksfrontpolitik führ- nard, Jean Bukovac, Joseph Grandgenet, Jean Die Kommunistische Organisation Luxemburgs
derpartei, deren Mitglieder aber auch anderen ten zu einen schnellen Anstieg der Mitglieder- Kill, Jean-Pierre Lippert, Charles Marx, Nico- (KOL) ist eine maoistische Gruppe, die am 3. Janu-
Parteien angehören konnten. Die Leitung und zahlen. 1934 wurde der erste Abgeordnete las Moes, Eduard Reiland, Jéhann Steichen, ar 1987 gegründet wurde. Sie gehört zur maoisti-
schen Internationalen Konferenz Marxistisch-
die Abgeordneten waren nur den Mitgliedern gewählt (dem die Parlamentsmehrheit das Dominique Urbany, René Urbany, Arthur
Leninistischer Parteien und Organisationen
und nicht den beteiligten Parteien rechen- Mandat entzog) und Sitze in den Kommunal- Useldinger (ICMLPO).
schaftspflichtig. parlamenten von Esch, Rümelingen und Sas- Organisationsstruktur: Die KPL ist nach Die Gruppe Roter Fuchs - Marxisten-Leninisten
Der jährliche Kongress, an dem alle Mitglie- senheim gewonnen. Der Sieg beim Referen- den Prinzipien des demokratischen Zentralis- Luxemburgs (Roude Fiisschen - Marxisten-
der stimmberechtigt teilnehmen können, wählt dum über ein Gesetz zum Verbot der KPL mus aufgebaut. Delegiertenkongresse finden Leninisten zu Lëtzebuerg) entstand am 4. August
eine nationale Koordination, die wiederum ein vergrößerte ihren Spielraum weiter. in der Regel alle drei Jahre statt. Sie wählen 2004 nachdem drei Mitglieder aus der KPL ausge-
Koordinationsbüro wählt, das Sprecher be- Der Widerstand, den sie während der deut- ein 18-köpfiges Zentralkomitee, das wiederum schlossen worden waren (Jean-Marie Jacoby, Ali
nennen kann. schen Besatzung (1940-1944) leistete, sowie ein siebenköpfiges Exekutivkomitee wählt. San , Robert Medernach).
Die gewählten Vertreter in den nationalen und das Prestige der Sowjetunion erhöhten das Mitglieder:
kommunalen Parlamenten überlassen nach der Ansehen der KPL enorm. Sie gewann über
Hälfte der Legislaturperiode ihre Plätze den 4.000 Mitglieder und erzielte bei den Wahlen Jahr Mitgl. Jahr Mitgl. Mitte-Links-Parteien
Nachrückern. 1945 5 Mandate. Bis 1947, als der Kalte Krieg 1921 350 1965 300 Die Luxemburger Sozialistische Arbeiterpartei
Mitglieder: Die DL zählte 2000 etwa 250 begann, war sie Teil einer Regierung der Na- 1930 106 1976 400 (Lëtzebuerger Sozialistesch Aarbechterparteii; Parti
Mitglieder. 2008 waren es noch 150. Nach tionalen Einheit. Bis Anfang der 1960er Jahre 1936 325 1984 750 Ouvrier Socialiste Luxembourgeois; LSAP) ist die
dem Wahlerfolg 2009 kletterte die Zahl auf sank ihre Mitgliederzahl auf 300 bis 400 Mit- 1939 410 1990 420 sozialdemokratische Partei des Landes. Sie entstand
391 im Jahr 2010 und 588 im Jahr 2013. glieder. Dann kam es zu einer kurzfristigen 1945 4.200 1997 300 1903 als Sozialdemokratische Partei Luxemburgs
1950 1.150 2009 180 (SDP) und wurde 1917 als Sozialistische Partei Lu-
Unterorganisationen: Junge Linke (Jonk Blütezeit der Partei mit ihrem bislang besten
1956 600 2012 150 xemburgs (SPL) wieder gegründet. 1924 wurde sie
Lénk). Wahlergebnis 1968 und einem Anstieg der in Arbeiterpartei Luxemburgs (APL) umbenannt
Medien: Seit 1993 erscheint die elektronische Mitgliederzahlen bis in die Mitte der 1980er und erhielt 1946 ihren heutigen Namen.
Beeinflusste Organisationen: Luxemburgi-
Zeitung d'Goosch. Jahre. Der Partei gelang es außerhalb des Ar-
sche Frauenunion (Union des Femmes Lu-
Internationale Kooperation: Die Linken sind beitermilieus stärker Fuß zu fassen, aber der
xembourgeoises; UFL) und Luxemburger
Mitglied der Europäischen Linken. Gleichzei- Abbau der Stahlindustrie, die Ausweitung des
Rentner- und Invalidenverband (LRIV). Die
Luxemburg 13 14 Handbuch der linken Parteien Europas

Historische Parteien und Bündnisse person war Al Georgen. Sie löste sich vermutlich Merens und Georges Droessart. Die SDAP kritisier- den; (Association Générale des Etudiants
1976 auf. te den Parlamentarismus der SDP und die geringe Luxembourgeois; ASSOSS; gegr. 1912), in der
Die Alternative Liste - Wehrt Euch (Alternativ Beachtung der Gewerkschaften. Am, 24 März 1912 linksradikale Strömungen die Mehrheit erringen hat-
Lëscht - Wiert Iech; ALWI) war eine Wahlliste, die Die Kommunistische Organisation Luxemburgs/- wurden beide Parteien wiedervereint. ten. Die GSR wurde im März 1970 zu einer allge-
1979 antrat und vom KBL initiiert worden war. Sie Marxisten-Leninisten (KOL/ML) spaltete sich meinpolitischen Organisation, von der sich im
war ein Vorläufer der Grün-Alternativen Partei. 1975 vom KBL ab. Sie orientierte sich stärker an Der Sozialistische Arbeitskreis (Cercle de travail September die trotzkistische LCR abspaltete. Die
der chinesischen Politik und befürwortete ein Bünd- socialiste, Sozialisteschen Aarbechtskrees; SOAK) verbliebene maoistische Mehrheit gründete im Ja-
Die Organisation Für den Sozialismus (Fir de So- nis mir der politischen Rechten gegen die Sowjet- entstand Ende 1977 aus dem Zusammenschluss von nuar 1972 den KBL.
zialismus; FDS) entstand nachdem zwei Drittel der union. Im Sommer 1978 kehrte sie zum KBL zu- Jungsozialisten (die im Februar 1978 aus der LSAP
Mitglieder im Mai 1980 den KBL verlassen hatten. rück. Sie gab 1975-76 die Marxistisch-leninisti- ausgfeschlossen wurden), dem GSA und dem CLS. Sozialistisches Verbindungszentrum (Centre de
Ihr Ziel war ein Selbstverwaltungssozialismus. Sie schen Blätter heraus. Führende Mitglieder waren Er publizierte die Zeitung d'Alternativ 1978 und liaison socialiste; CLS). Publizierte 1977 die Revue
gab 1981-1982 die Zeitzschrift Theorie a Praxis Charles Krier und Albert Ettinger. 1979. Ein Teil des SOAK unterstützte das Wahl- Socialiste.
heraus. Zur FDS gehörten u.a. Robert Medernach, bündnis Alternativ Lescht - Wiert Iech. Die meisten
Charles Krier, Mariette Krier, Thers Bodé, Lucien Die Neue Linke (Nei Lénk) wurde am 12. März waren 1983 an der Gründung der Grün-Alternativen Die Unabhängige Sozialistische Partei (Parti So-
Blau und Jean-Claude Reding. 1994 gegründet, nachdem sich ein Teil des Erneue- beteiligt. Als Redakteure der Alternativ wurden im cialiste Indépendant) wurde vom Abgeordneten Jean
rerflügels der KPL um André Hofmann und Serge Februar 1978 folgende Personen aufgeführt: Jean Gremling 1979 gebildet, nachdem es ihm gelungen
Die Grün-Alternative Allianz (GRAL) entstand Urbany am 12. Januar 1994 von der KPL getrennt Huss, R. Wagener, Jules Housse, M. Goedert, F. war, mit seiner Liste "Jean Gremling - Socialistes
nachdem sieben Mitglieder, die der Tendenz Anto- hatte. 100 Personen hatten die Gründungserklärung Mahnen, Viviane Huss-Kremer, Henry Breier, Jean Indépendants" sein Abgeordnetenmandat zu vertei-
nio Gramsci angehörten, 1988 von den Grün- unterschrieben. Der NL schlossen sich ebenfalls die Langers, Jean Claude Reding. digen. Gremling war im Dezember 1978 aus der
Alternativen ausgeschlossen wurden. Sie kandidierte verbliebenen Mitglieder der RSP an. Die Zeitschrift LSAP ausgeschlossen worden. Nachdem es der
1989 im Wahlbezirk Osten und zu den Europawah- Paroles wurde von Mitgliedern der NL herausgege- Die Sozialistische und Revolutionäre Linke (Gau- linkssozialistischen PSI 1984 nicht gelang ein Man-
len, bei der sie knapp ein Prozent der Stimmen er- ben. che Socialiste et Révolutionnaire; GSR) entstand im dat zu gewinnen stellte sie bis spätestens 1988 ihre
rang. Eine treibende Kraft war Gilbert Grosbusch. Dezember 1969 durch Umbenennung der Allgemei- Aktivitäten ein.
Die orthodox-kommunistische Radikale Linke- nen Vereinigung der Luxemburgischen Studieren-
Die Gruppierung für den Selbstverwaltungssozi- (Radikal Lénk/Gauche Radicale; GRAL) entstand
alismus (Groupement pour le Socialisme Auto- Anfang der 1990er als Abspaltung der Grün-
gestionnaire; GSA) entstand 1976 und gab bis 1978 Alternativen Allianz. Sie nahm an den internationa-
lénks-offensiv heraus. Führungsmitglied: Jean Huss. len Seminaren der belgischen PTB teil und schloss
sich der KPL an. Vertreter: Robert Medernach.
Der Kommunistische Bund Luxemburg (Kom-
munistesche Bond Lëtzeburg; KBL) entstand im Die Revolutionäre Sozialistische Partei (Revoluti-
Januar 1972 aus der GSR. Die KBL orientierte sich onär Sozialistesch Partei; RSP) entstand als Revolu-
an der Politik der KP Chinas und war verbündet mit tionäre Kommunistische Liga (Ligue Communiste
dem Kommunistischen Bund Westdeutschlands. Révolutionnnaire; LCR) im September 1970 und
1972 und 1975 kam es zur Abspaltung der KGL und wurde im Dezember 1984 umbenannt. Sie war
der KOL/ML, die stärker an der VR China ausge- trotzkistisch und gehörte der 4. Internationalen
richtet waren. Die KOL/ML kehrte 1978 in den (USFI) an. Vorläufer war eine Gruppe, die seit Ende
KBL zurück. Der KBL war 1979 maßgeblich am der 1960er Jahre bestand und innerhalb der
Zustandekommen einer Alternativen Liste – Wehrt ASSOSS und der GSR aktiv war, von der sie sich
Euch beteiligt. Im Mai verließen zwei Drittel der 1970 abspaltete. Sie gab ab 1970 die Zeitung Klas-
Mitglieder den KBL und gründeten die Organisation senkampf (ab 1985 bis 1992 Sozialistesch Aktioun)
Fir de Sozialismus. Der Rest des KBL unter dem heraus. Die RSP zählte 1985 27 Mitglieder und
Sekretär Charles Doerner stellte Ende des Jahres 1995 noch 15. Sie kandidierte seit 1974 erfolglos
ihre Aktivitäten ein. bei Wahlen, schloss sich 1994 der NL an und löste
Der KBL gab die 1971 gegründete Rote Fahne her- sich im Januar 1999 in der DL auf. Führende DL-
aus, die in Roude Fändel (1977-1980) umbenannt Mitglieder wie Justin Turpel, Antoine Jost und
wurde. Thérèse Gorza gehörten der RSP an.
Führende Mitglieder waren Charles Doerner, Jean Zur LCR zählten Robert Engel, André Kremer, Gas-
Heisbourg, Robert Medernach, Luicien Blau, Thers ton Kremer, Jean-Pierre "Jhemp" Lulling, Robert
Bodé. Mertzig, Marc Reckinger und Joseph Wirth
Die Kommunistische Gruppe Luxemburg (KGL) Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP)
entstand im September 1972 aus einer Abspaltung entstand Ende 1905 als Linksabspaltung der Sozial-
des KBL. Sie war stärker an China ausgerichtet und demokratischen Partei. Führende Personen waren
orientierte sich an der deutschen KPD. Führungs- Jean Schaack-Wirth, Jacques Thilmany, François

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