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Teil 1:
Was ist Sportpsychologie?
-Inhalte, Anwendungsfelder und Geschichte
Ist Sportpsychologie…
… Guru Tätigkeit oder
…Ausschöpfen der letzten Reserven Psychodoping? Oder
… Optimierung der Leistungsvorraussetzungen?
Definitionsansätze:
„Sportpsychologie ist die angewandte Wissenschaft, die sich mit dem Verhalten und
Erleben (sowie deren Ursachen und Folgen) von Menschen beschäftigt, welche dem
Sport aktiv oder passiv verbunden sind.“
(aus: Janssen, J.P. 1995, Grundlagen der Sportpsychologie (S.12). Wiesbaden:
Limpert)
„Sport and exercise psychology ist he scientific study of people and their behaviors in
sport and exercise activities and the practical application of that knowledge.“
(Weinberg und Gould 2003, S.4)
Grundfragen - Ebene 1
Grundfragen – Ebene 2
Grundfragen - Ebene 3
Welche Ansichten entwickeln wir über uns (Selbstreflexion),
Sachverhalte und andere?
-Selbstkonzept
-Körperkonzept
-Einstellungen
…
Zwei Richtungen
1. Wie beeinflussen psychische Faktoren die sportliche
Leistung?
– Wie beeinflusst Angst die Treffsicherheit eines Basketballers
beim Freiwurf?
– Wirkt sich ein geringes Selbstbewusstsein auf die Fähigkeit
eines Kindes aus, Schwimmen zu lernen?
– Wie beeinflusst das Trainerverhalten den Zusammenhalt eines
Teams?
Anwendungsfelder
• Leistungssport/Spitzensport
• Gesundheitssport (Prävention/Rehabilitation)
• Freizeit- und Erholungssport
• Rehabilitativer und (psycho)therapeutischer Sport
• Sportmanagement
• Schulsport
Leistungssport
• Warum kann eine 17jährige Sportlerin, die mehrmals täglich
trainiert und im Training konstant ihre Leistungen bringt, diese
im Wettkampf nicht umsetzen?
_ Also welche psychischen Fähigkeiten und Kompetenzen
werden im Wettkampf benötigt?
Gesundheitssport
• Warum schafft ein schwer übergewichtiger Mann, dem schon
mehrmals vom Arzt ans Herz gelegt wurde sich körperlich zu
betätigen, nicht, bei einer Walkinggruppe dabeizubleiben?
_ Welche Kompetenzen muss diese Person erwerben, um
sportlich aktiv werden zu können und wie kann das unterstützt
werden?
Freizeitsport
• Was bewegt Menschen dazu, in ihrer Freizeit Sport zu betreiben?
Warum bevorzugen dabei die einen diese Sportart, die anderen
jene?
• Warum gehen immer mehr Personen scheinbar extreme Risiken
bei sportlicher Betätigung ein?
• Verstehen wir etwa, warum sich Jugendliche gegen Schule und
Unterricht auflehnen? Warum sie in der FZ Sport betreiben, im
Sportunterricht aber gelangweilt sind?
Psycho(therapeutischer) Sport
• Welche Funktion haben sportliche Aktivitäten in der Therapie
und Rehabilitation psychisch beeinträchtigter und
psychosomatisch erkrankter Menschen?
_ Welcher Zusammenhang besteht zwischen körperlicher
Aktivierung und psychischen Funktionen?
Sportmanagement
• Wie könnte man bei einem Streit im Fußballverband zwischen
Trainer und Funktionären psychologisch intervenieren?
_ Wie funktionieren Sportsysteme und wie kann man diese
verändern?
Schulsport
• Welche Bedeutung hat die psychische und soziale Entwicklung
für die Erstellung von Lehrplänen und die Gestaltung des
Sportunterrichts?
Und heute...
• Weitere Etablierung sportpsychologischer Forschung und Praxis
weltweit
• Sportpsychologische Internetforen, z.B. www.bisp-sportpsychologie.de
• European Masters Degree in Exercise and Sport Psychology
• Curriculum „Fortbildung in Sportpsychologie“
• Österreichisches Bundesnetzwerk Sportpsychologie (gegr. 2006)
• Organisation angewandt arbeitender SportpsychologInnen und
MentaltrainerInnen
• Spezialisierung auf den Leistungssport
• Sektion Sportpsychologie innerhalb der Österreichischen
Sportwissenschaftlichen Gesellschaft (ÖSG)
• Organisation der wissenschaftlich arbeitenden Psychologen
• Schwerpunkte: universitäre Lehre und Nachwuchsförderung; Forschung
Sportpsychologie im Internet
www.asp-sportpsychologie.org
www.bisp-sportpsychologie.de
www.sportpsychologie.at
www.oesg.info
Literatur-Datenbanken (über die Universitätsbibliothek Wien):
• SpoLit
• SportDiscus
• PsynDex plus
• PsycInfo
TEIL 2
Psychologische Aspekte
des Schulsports
Dr. Sabine Würth
Ausgangspunkt
Ausgangspunkt
Begründungsstruktur
des
Schulsports
Aus: Nitsch & Singer
(2001)
SportlehrerInnen – ein Screening
Hauptbelastungsfaktoren
• Lärm
• Zunahme an Erziehungsarbeit
• Verschlechterte Raum- und Materialbedingungen
• Gesteigerte Erwartungen von außen
• Altersabbau
• Eltern ergreifen vermehrt Position für ihre Kinder
• Fast alle nach ca. 15 Jahren: Sinn- und Motivationskrise
– Deutlichere Trennung Privat – Beruf
– Reduktion auf Kernaufgaben
Zusammenfassung
• LehrerInnen haben Schwierigkeiten
– Selbstbezogene,
– Schülerbezogene und
– Sportbezogene sowie
– Institutionelle Anforderungen zu verbinden
• LehrerInnen verlagern Orientierung
– von SchülerInnen
– auf eine Institutions- und Sportorientierung
Widersprüchliche
Forderungen
Aus: Nitsch & Singer (2001)
Teil 3
Allgemeinpsychologische Grundlagen
Motivation I
Dr. Sabine Würth
• Biologisch-physiologisch (Homöostase)
• Ethologisch-instinkttheoretisch („Dampfkessel“)
• Tiefenpsychologisch-triebtheoretisch (Trieb)
• Behavioristisch-lerntheoretisch (need – drive)
• Persönlichkeitstheorie (Bedürfnishierarchie)
Kognitiv-handlungstheoretischer Ansatz
• Der Mensch
– plant,
– entscheidet,
– ist auf die Zukunft gerichtet,
– setzt sich Ziele, die er erreichen will
• Er handelt
– routinemäßig (z.B. gehen)
– „auffällig“ (z.B. Foulspiel)
• Interindividuelle Unterschiede
• Intraindividuelle Unterschiede
• Stabilität über die Zeit
„Motive sind situationsüberdauernde, zeitlich überdauernde und
persönlichkeits-spezifische Wertungsdispositionen“
Auffälliges Handeln und Motive
Gabler (2000), S. 205
Motivation bedeutet...
• Zielausrichtung: auf Situationen, von denen man sich angezogen
fühlt
• Intensität: wie viel Anstrengung wird in die Aktivität investiert
• Aktivierung: Wie viel Anstrengung wird investiert, dass Verhalten in
Gang kommt
• das Ergebnis aus situativen Anreizen und Personmerkmalen
(Motiven)
⇒ Interaktion!
• Leistung ⇒ Leistungsmotiv
• Anschluss ⇒ Anschlussmotiv
• Macht ⇒ ...
• Aggression ⇒ ...
• Angst ⇒ ...
Motivation im Sport
Das Leistungsmotiv
Leistungsmotiv - Definition
Risikowahl-Modell: Grundannahmen
• Zwei grundlegende Tendenzen:
– Motiv, Erfolg zu erzielen (Hoffnung auf Erfolg)
– Motiv, Misserfolg zu vermeiden (Furcht vor Misserfolg)
• Es gibt "erfolgzuversichtliche" und "misserfolgsängstliche"
Personen
Risikowahl-Modell: Grundannahmen
Risikowahl-Modell: Erfolgszuversichtliche
Risikowahl-Modell: Misserfolgsängstliche
• Meiden Leistungssituationen
• Wählen leichte oder zu schwere Aufgaben
• Sehen eher die Gefahr des Scheiterns
• Vermeiden Risiken
• Befürchten eher die Beschämung des Misserfolgs
• Haben eine negative Affektbilanz
• Leisten schlechter unter Druck
Attributionsmodell - Grundannahmen
• Menschen schreiben Ereignissen Ursachen zu (=
Kausalattribution)
– Warum habe ich gewonnen?
– Warum habe ich verloren?
• Die Ursachenzuschreibung erfolgt in vier Kategorien (nach
Weiner, 1976)
Zielorientierungen
• Menschen streben unterschiedliche Leistungsziele an:
– Leistungsgüteziele ( = Aufgaben-orientierung, mastery goals,
task goals)
– Wettbewerbsziele (ego goals, performance goals, competitive
goals)
• Beide Zielorientierungen sind prinzipiell unabhängig
voneinander!
Leistungsgüteziele
Wettbewerbsziele
Nächste Woche:
Was geschah am Rubikon?
TEIL 4
Allgemeinpsychologische Grundlagen
Motivation II
Dr. Sabine Würth
Themen
• Modelle zur Sportteilnahme
• Motivation und Volition
Motivation - prädezisional
Volition - präaktional
Volition - aktional
Motivation - postaktional
• Bewertung des Handlungsergebnisses
• Handlungsziel erreicht?
– Ja = Intentionsdesaktivierung
– Nein = Kausalattribuierung (Warum?)
• Entscheidung: Intention weiterverfolgen oder revidieren?
• Bei Misserfolgen
– oft Perseveration
– Beeinträchtigung nachfolgender Handlungen (degenerierte Intention)
Stadienmodelle im Sport
• Transtheoretisches Modell nach Prochaska und DiClemente
(1992)
Allgemeinpsychologische Grundlagen
Lernen I
Dr. Sabine Würth
Definition - Alltagssprachlich
Klassisches Konditionieren
Grundidee (Pawlow 1849-1936)
Reiz (UCS) ⇒ Reaktion (UCR)
Fleisch ⇒ Speichelfluss
Reiz („neutral“) ⇒ keine Reaktion
Ton ⇒ kein Speichel
Gekoppelte Darbietung von „neutral“ und UCS:
CS (vorher „neutral“) ⇒ CR
Ton ⇒ Speichelfluss
Instrumentelles Konditionieren
• Welchen Effekt hat die Konsequenz eines Verhaltens auf
genau dieses Verhalten?
• Law of effect (nach Thorndike):
Ein Verhalten, das eine angenehme Konsequenz hat, wird
wiederholt (und umgekehrt)
• Bsp: Katze im Käfig
Operantes Konditionieren
Weiterentwicklung (Skinner)
Begriff des „operanten“ Konditionierens:
• Von Bedeutung sind allein unmittelbar beobachtbare Reize,
Reaktionen und die Auswirkungen von Verstärkern
• Kontingenz = Beziehung zwischen Verhalten und
Konsequenz (wie wahrscheinlich tritt dieselbe Konsequenz
bei einem Verhalten auf)
• Differenzierte Betrachtung von Konsequenzen
Kognitive Lerntheorien
• Abwendung von mechanischen S-R-Verbindungen
• wichtig sind kognitive Komponenten, z.B.
• Wahrnehmungen
• Erwartungen
• Präferenzen
Kognitive Lerntheorien
Mehrere Theorien und Ansätze
• Lernen durch Einsicht:
• Wolfgang Köhler
• Sozial-kognitive Theorie: Lernen am Modell
• Albert Bandura
Lernen am Modell
• Lernen am Modell Albert Bandura
• Beobachtungslernen, Imitationslernen, stellvertretendes Lernen
Sozial – kognitiver Ansatz:
Die Wahrnehmung eines Modells „beeinflusst“ einen Beobachter
Drei Effekte:
• Der Beobachter erwirbt neue Verhaltens-weisen (neue
Reaktionen bzw. Neukombination bekannter Reaktionen)
• Bereits erlernte Verhaltensweisen werden verstärkt oder
gehemmt (je nachdem, welche Konsequenzen das Modell
erfährt)
• Bereits gelerntes Verhalten wird ausgelöst
TEIL 6
1
Allgemeinpsychologische Grundlagen
Lernen II
Dr. Sabine Würth
open-loop Modelle
• Bewegungsprogramme
– angeborene oder erlernte efferente Programme
– Kombinationen einer Abfolge von Muskelaktionen zu
komplexeren motorischen Einheiten sind möglich
– jede Bewegungsausführung hat ein eigenes Programm (1:1
Speicherung dieses Programms)
• Rückmeldungen
– erst nach Abschluss der gesamten Bewegung relevant
– haben Bedeutung für zukünftige Bewegungen
• Regelkreis
– Bewegung wird geplant – Efferenzen werden zur
Bewegungsausführung programmiert
– ständige Rückmeldungen steuern die Bewegung
– Ist-Soll-Vergleiche ermöglichen das Aufdecken von Fehlern
• Wahrnehmungsspur (perceptual trace)
– erstellt ständig die Sollwerte
– knowledge of result: liefert Wissen über das erreichte Resultat
• Gedächtnisspur
– initiiert Bewegung
– bestimmt die Anfangsgeste etc.
Wiedergabe-Schema (Recall-Schema)
• Ausgangsbedingungen
- Lage des Körpers im Raum
- situative Umgebungsbedingungen der Bewegung (z.B.
Gegnerposition, Ballgewicht)
• Bewegungsergebnis
- Information über Resultat der durchgeführten Bewegung (z.B.
Weite, Richtung des Balles, Korrekturhinweise des Trainers)
• Parameter
- Festgelegt werden variable Programmbestandteile (z.B. Absolute
Kraft, Richtung, Geschwindigkeit)
Wiedererkenn-Schema (Recognition-Schema)
• Ausgangsbedingungen
• Bewegungsergebnis
• Sensorische Konsequenzen
- werden während der Bewegung erzeugt
- alle durch Bewegung ausgelösten (re)afferenten Informationen
Explizites Lernen
• Deklaratives System
• Strukturierendes Lernen:
– der Lernende entwirft aktiv
seinen Bewegungsplan
– Dieser ist auch bewusst
repräsentiert
Implizites Lernen
• Non-deklaratives System
• Rezeptives Lernen:
– die Dinge eher auf sich
zukommen lassen, nicht
analytisch und sprachlich
Gesetze dazu formulieren,
– sondern eher einen
ganzheitlichen Eindruck
gewinnen wollen.
Explizites Lernen:
Kognitives System
Intentionen formulieren
Aufgabenstellungen verstehen
Handlungsausführungen
reflektieren
Implizites Lernen
Motorisches System
Von bewussten und reflexiven
Prozessen weitgehend
unbeeinflusst
_entzieht sich bewusster
Kontrolle
TEIL 7
1
Allgemeinpsychologische Grundlagen
Belastung und Beanspruchung
Dr. Sabine Würth
Stress-Antwort
• Physiologische und psychologische Reaktionen auf Anforderung
– Physiologische Aktivierung
– Zustandsangst
– Veränderungen kognitiver und motivationaler Komponenten
• Abhängig von Bewertung!
Verhaltenskonsequenzen
• Wie wird Aufgabe gelöst?
• Mit welchen Strategien?
– Herausforderung annehmen
– Fliehen
– ...
• Bewertung des Ergebnisses
Situative Stressoren
• Wichtigkeit des Ereignisses
– Je wichtiger, desto mehr Stresspotential
– Wieder wichtig: subjektive Bewertung!
• Unsicherheit
– Je unsicher der Ausgang, desto mehr Stresspotential
– Auch Unsicherheit außerhalb des Sportereignisses hat Einfluss (z.B.
privat)
Personimmanente Stressoren
• Trait anxiety (dispositionelle Angst)
• Self esteem (Selbstwert)
– Niedrig: meist auch wenig zuversichtlich
– Niedrig: erleben mehr Zustandsangst
• Social physique anxiety
– Angst, wenn man von anderen beobachtet wird (v.a. der eigene
Körper)
⇒ Selbstvertrauen stärken reduziert Stress!!
Coping
= Stressbewältigung
● z.B. Suche nach sozialer Unterstützung
● z.B. Resignation
● z.B. Suche nach Informationen
● z.B. Selbstmotivation
● z.B. Konzentrationstechniken
Emotionszentriertes Coping
• Verändert „das, was im Kopf ist“
• Ziel: Veränderung der
– Aufmerksamkeit, z.B. Vermeiden
– Bedeutung der Beziehung, z.B. Bagatellisieren
Adäquates Coping...
• Ist situationsangepasst
• Hängt ab von individuellen Kompetenzen
• Hängt ab von der Kontrollierbarkeit der Situation:
– Problemorientiert = subjektiv kontrollierbar
– Emotionszentriert = nicht kontrollierbar
Psychische Ermüdung
• Beeinträchtigung bestimmter Verhaltensbereiche durch lange,
anstrengende geistige Tätigkeit, z.B.
– Wahrnehmung
– Koordination
– Aufmerksamkeit/Konzentration
• Kurzfristig: Kann durch Erholung (Schlaf) vollständig beseitigt werden
Monotonie
• Gefühl der Unterforderung
• Entsteht, wenn Trainingsgestaltung immer gleich (monoton)
• Aktivierung ist erniedrigt
• Verbesserung durch Änderung der Trainingsinhalte
http://www.medfitsystems.com/html/ube174_upper_body_ergometer.html
Sättigung
• Entsteht durch erfolgreiches Handeln über längeren Zeitraum
• Aufgabe wird als nicht mehr herausfordernd erlebt – Sinnlosigkeit
• Aktivierung erniedrigt
• Verbesserung durch Änderung der Trainingsinhalte bzw. der
Zielsetzung!
Burnout - Charakteristika
• Emotionale Erschöpfung
• Depersonalisation
• Fehlen persönl. Verwirklichung
• Leistungseinbussen
• Sozialer und beruflicher Rückzug
• Oft schleichend
• V.a. in sozialen Berufen (Lehrer, Trainer)
TEIL 8
1
Entwicklungspsychologische Grundlagen
Entwicklung I
Dr. Sabine Würth
Definition - Begriffserklärung
Entwicklung...
• Ist Gegenstand zahlreicher psychologischer Modelle
• Kann nicht in eine einheitliche, allgemeingültige Definition
gefasst werden
• Kernaussage:
• Entwicklung = Veränderungen und
Stabilitäten im Lebenslauf
Definition - Begriffserklärung
• Entwicklung =
– ist ein Prozess intraindividueller, nachhaltiger Veränderung
über die Zeit,
– ist lebenslang (Entwicklung über die Lebensspanne),
– bedeutet nicht nur intraindividuelle, sondern auch
interindividuelle Variation und
– beinhaltet nicht nur Veränderung, sondern auch relative
Konstanz, also Stabilität.
Definition - Begriffserklärung
Psychologische Theorien
Wodurch kommen die Veränderungen zustande?
• „inneres Programm“, das sich von selbst entfaltet
• Gestaltung durch die Aktivität der Person allein
• Externe Reize kontrollieren das Verhalten
• Interaktion von Person und Umwelt
Veränderungen - Klassifizierung
Quantitativ oder qualitativ
• Quantitativ: z.B. Wortschatz bei Kindern
• Qualitativ: Ausprägung koordinativer Fähigkeiten
Kontinuität
• Kontinuierlich vs. Diskontinuierlich
• Kontinuität kann auch Stabilität bedeuten
Veränderungen - Klassifizierung
Abfolge verschiedener Verhaltensformen
• Z.B. Krabbeln, Aufsitzen, Stehen, Laufen
• regelhaft!
• = Sukzessive Konstruktion
Veränderungen innerhalb einer Variablen
• z.B. Veränderungen im Interessenbereich
• meist nicht regelhaft
Veränderungen - Klassifizierung
Intra – vs. Interindividuelle Unterschiede:
– Intraindividuell
• innerhalb einer Person
• Längsschnittstudien
– Interindividuell
• zwischen Personen
• Querschnittsstudien
Veränderungen - Klassifizierung
• Absolute Stabilität
– Stillstand bzgl. der Entwicklung eines Merkmales
– Für einzelne Individuen oder Durchschnitt einer Population
• Normative Stabilität
– Position der Individuen in der Verteilung eines Merkmales in der
Alterskohorte
– z.B. Weltranglistenposition
• altersbezogene Umwelteinflüsse
– Oft diskontinuierliche, sprunghafte Veränderungen
– z.B. Schuleintritt
• Sukzessive Konstruktion
– Stufenweiser Aufbau
– Vom Individuum selbst (mit)gesteuert
• Geschichtlich-kulturelle Einflüsse
– z.B. neues Bild vom älteren Menschen
• Erziehungseinflüsse
– z.B. elterliche Anregung zur Bewegung
• Entwicklungsaufgaben
– z.B. Gründung einer Familie
• Kritische Lebensereignisse
– z.B. sportliches Karriereende
• Akzidentielle Einflüsse
– Nicht kalkulierbar, zufällig
– z.B. Unfälle, Erkrankungen
TEIL 9
1
Entwicklungspsychologische Grundlagen
Motorische Entwicklung
Dr. Sabine Würth
• Beengte Wohnverhältnisse
• Fehlende Anregung durch Geschwister
• Schlechte Erreichbarkeit von Spielplätzen
• Restringierte Spielorte
• Fehlen eines eigenen Kinderzimmers
⇒ Negativer Einfluss auf Körpermotorik
• Elterlicher Erziehungsstil
• Berufstätigkeit der Mutter
• Besuch des Kindergartens
• Sportliche Aktivität der Eltern
⇒ kein Einfluss auf Körpermotorik
Zusammenfassend:
Einflüsse sind recht gering und können kompensiert werden!
Entwicklung im Jugendalter
• Jugendalter bedeutet (nach Oerter, 1987):
– Körperliche Entwicklung (biologisch)
– Bewältigung von Entwicklungsaufgaben (psychosozial)
– Zurechtfinden im Spannungsfeld verschiedener Umwelten
(soziokulturell)
– Identitätssuche
Körperliche Entwicklung
• Gestaltwandel
– Wachstumsschub (Größe, Gewicht)
– Hormonelle Umstellung
– Geschlechtsspezifische Differenzen
– Interindividuelle Differenzen
• Retardation (Verlangsamung)
• Akzeleration (Beschleunigung)
Alternstheorien
• Biologische Theorien
– Genetische Prädisposition jeder Spezies
– Zelltheorien
– Immunologische Theorien
• Sozialhistorische Ansätze
– Bedeutung der Geburtskohorte
– Soziale Rollen
• Psychologische Ansätze
– Veränderungen im Verhalten und Erleben
– (psychologische) Bedingungen des Alterns
– Bewältigung der (negativen) Veränderungen
– Maßnahmen zum „erfolgreichen Altern“
• Disengagement-Theorie
– Mensch verspürt Bedürfnis, sich zurückzuziehen
– Einschränkung sozialer Kontakte „normal“
• Aktivitätstheorie
– Mensch soll auch im Alter „aktiv“ bleiben
– Soziale Teilnahme wird angestrebt
• Kontinuitätshypothese
– Fortführung lang erworbener Handlungs- und Orientierungsmuster
– Betonung der intraindividuellen Stabilität
Arthur Rubinstein
(1887 – 1982)
Gesundheitssport im Alter
• Ziel: Verbesserung, Erhaltung oder Wiederherstellung
körperlicher Fitness und psychischer/physischer Gesundheit
• Oft „untrainierte“ Personen
• Spezifische Schwerpunkte
– Koronarsport
– Wirbelsäulengymnastik
– Sport nach Krebs
Breitensport im Alter
• Nicht nur gesundheitsorientierte Ziele
• größte Gruppe der Alterssportler
• Personen haben meist Sporterfahrung
• Breite Angebotspalette, z.B.
– Lauf-Treffs
– Fitnessgymnastik
Wettkampf-/Leistungssport im Alter
• v.a. im Ausdauersport, aber auch LA und Tennis
• Hohes sportartspez. Leistungsniveau
• Heterogene Gruppe
– Ehem. Leistungssportler – Späteinsteiger
– Tägl. Training – Wettkampf ohne Vorbereitung
In diesem Sinne...
Use it... ...or lose it!
(Swaab, 1991)
TEIL 10
Angstdimensionen im Sport
• Sportbezogenes Selbstbild
• Soziale und Gesundheitsansprüche
• Indirekte Wirkung über Selbstwert von
– Geschlecht
– Körpergröße und
– Gewicht
• Selbstwahrnehmung:
– Sportunterricht wirkt auf Schülerinnen und Schüler mit niedriger
körperbezogener Selbstwahrnehmung eher angstauslösend
Interventionsmethoden
Vorstellen - Anwenden
• Übungsphase:
– Vorbereitung auf stressauslösendes Ereignis
– Konfrontation mit und Handling des Stresses
– Auseinandersetzung mit dem Gefühl der Angst � Bewältigung
– Selbstverstärkung
– erst später in der Realität ausprobieren,
– zuallererst nur üben!!!
• Anwendungsphase
– nun soll ausprobiert und trainiert werden
Weitere Techniken
• Systematische Bekräftigung/Verstärkung
• Entspannungsverfahren:
– Übungen zur Entwicklung der Körperspannungs- und
Entspannungsfähigkeit (Systematisches Desensibilisieren)
– Problematik beachten!
• Aufbau von Kompetenzerwartung
– Erfassen des „inneren Angstindikators“;
– Motivierung, sprachliche Mittel instrumentell einzusetzen �
– Selbstinstruktionen
Ziel
Mögliche Ursachen?
Mangelnde Ausbildung?
• Feuß (1998)
– die unterrichtenden Personen verwenden im Allgemeinen
(verharmlosende) Umschreibungen
– häufig vor sich und anderen die Angst rationalisieren (z. B.:
inhaltliche Argumente gegen eine angstbesetzte Situation/Sportart).
TEIL 11
Gewalt
= extreme Form der AggressionUnter körperlicher Gewalt werden körperliche
Angriffe, Bedrohung, Erpressung, sexuelle Übergriffe und Vandalismus
verstanden (Tillmann et al., 1999)
Bullying
- Regelverstöße/Unterrichtsstörungen/ Disziplinlosigkeiten
- Gewalt `Schüler gegen Schüler´
- Gewalt gegen Lehrerinnen und Lehrer
Mansel (1995)
Sinkende Hemmschwellen
Bei körperlichen Auseinandersetzungen werden ähnlich wie bei verbalen Disputen
sinkende Hemmschwellen und ein vermehrter Einsatz von Waffen und
waffenähnlichen Gegenständen berichtet.
Zusammenfassend
•Die Zunahme betrifft vor allem die Gewalt gegen Mitschülerinnen und Mitschüler.
•Der Anteil dauerhaft gewalttätiger Schüler ist eher gering.
•Vor allem jüngere Schüler und Schülerinnen haben Angst vor älteren Tätern
(Schüler): darunter finden sich viele leistungsschwache Schüler, die mittels
aggressiver Taten Aufmerksamkeit und Anerkennung erreichen wollen.
•Opfer von Gewalt sind häufig sensible und ängstliche Kinder, die über wenig
Selbstvertrauen und Dominanz verfügen.
(Gabler, 1996)
Personale Ebene
•keine stabilen Freundschaften zu Gleichaltrigen,
•Dominanz egoistisch motivierter Handlungen,
•Mangel an Schuld-und Reuegefühlen,
•Fehlen positiven Sozialverhaltens (soziale Unterstützung, Kooperation,
angemessene Selbstbehauptung),
•verzerrte Wahrnehmung sozialer Interaktionen,
•mangelhafte Selbstkontrolle im Sinne der Fähigkeit, eigene aggressive Impulse zu
verzögern und zu überdenken,
•mangelnde Empathiefähigkeit.
(Petermann, 1997)
Klassen -Gruppeneben
•Miethling (1996) vermutet den Wunsch nach einem sowohl gemeinsamen als auch
individuellen Erleben der aggressiven Handlung als solches.
•Identifikation bei mangelnder Identität (mangelnder Selbstwert)
•Klassenklima und Gruppendynamik
–Z.B Ausreizen der Grenzen (risky shift), Bullying
SportlehrerInnen
•Ausübung von Macht
•Ungerechtigkeit
•Aggr. Kommunikation (Beleidigen, bloß stellen, …)
•Unreflektierte Aufgabenstellungen
•Sieg –Niederlagebetonung
Schule
•ungünstige externe und interne Schulstrukturen
•Pflichtunterricht
•problematische Lehrer-Schüler-Beziehungen
•Leistungs-und Konkurrenzdruck bei Qualifikationsungewissheit
•mangelnde Kohärenz des Lehrerkollegiums
•destruktive Konfliktlösungen
Schulsport
•großes Bedürfnis vieler Schülerinnen und Schüler nach Bewegung und Erleben in
den Sportunterricht Eigendynamik (Miethling, 1996).
•unterschiedliche Könnensstufen und Interessen von Schülerinnen und Schüler
•„singuläre Siegfixierung“ –dem Siegen-Wollen/Müssen um jeden Preis –, die im
Hochleistungssport demonstriert und in alle Lebenswelten übernommen wird.
gesellschaftliche Entstehungsbedingungen
•Differenzen und Spannungen zwischen Affektkontrolle und Erlebnisorientierung,
•Verfügbarkeit und Nicht-Verfügbarkeit materieller Ressourcen und Arbeitschancen,
•Gestaltungsfreiheit und Gestaltungszwang und
•aggressionsfördernde Selbstkonzepte, Selbstbehauptung und Selbstdurchsetzung.
Gewaltpotenziale enthalten.“
TEIL 12
Basisliteratur
Gerlach (2007)
•Selbstkonzept und Sport –was wir wissen sollten
Lernen:
Watson & Rayner (1920) und Sämmer (online)
•Experiment mit dem „kleinen Albert“
–Verlauf kurz skizzieren
–Theoretische Basis erläutern
•Das Experiment aus heutiger Sicht
–Kritische Einwände erläutern
–Darstellung des Experiments in späteren Veröffentlichungen kritisch betrachten
(z.B. Funktionen von Detail-Metamorphosen)
Miethling(2007)
•Kap. 3: Projekt SPOBIO
•Qualitative und quantitative Vorgehnsweise
•Fragestellung
•Resümee mir Zusammenfassung der Ergebnisse
Motorische Entwicklung
Willimczik& Conzelmann(1999)
•Annahmekern „motorische Entwicklung“
•Leitorientierungen benennen
•Annahmen erläutern
Fleig(2008)
•Wirkmechanismen: Bewegung, motorische und kognitive Entwicklung
•Aktueller Forschungsstand
Emotionen
Birrer(1999)
•Diskussion
Ohlert(1997)
•Gesamter Artikel
•Besonders Kapitel 4