Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
AuKG ZF
AuKG ZF
Für Richard
„Dem Menschen ist es doch nicht gegeben abzuwenden was ihm
Parthenon 447 – 438 v. Chr.
bestimmt ist“, so schreibt Herodot und so nimmt die Welt ihren
Lauf ohne Rücksicht, immer nach Vorne und immer mit dem Ziel
Unvergessliches zu schaffen. Herodot (490 ‐ 425 v Chr.) war der
älteste griechische Geschichtsschreiber. Er schreibt von dem
Beginn der griechischen Antike und dem Untergang der
mykenischen Welt. Alles begann mit der Einwanderung des
dorischen Volksstammes, den Dorern. Es waren ernste, strenge
Menschen, die um ca. 1000 v. Chr. ihren Weg suchten. Ihnen
gegenüber standen die Ionier, die mit einer zarten Leichtigkeit
auffielen. Diese persönlichen Eigenschaften werden in der Kunst und Architektur ihren Ausdruck
finden.
Das beste Beispiel dorischer Baukunst finden wir im Parthenon in Athen auf der Akropolis (447‐438 v
Ab dem 8. Jahrhundert vor Christus begann die kultische Verehrung von Götterbildern und die ersten
Tempelbauten aus Holz und luftgetrockneten Ziegeln wurde errichtet.
Früher Tempeltypus (archaisch)
Architektonisch wurde auf das sogenannte mykenische Megaron
zurückgegriffen. Ein Richtungsbau
mit Giebeldach, Vorhalle und
Eingang an der Schmalseite.
In der Weiterentwicklung entstand dann der sogenannte
„Ringhallentempel“. Die Cella bekommt einen umlaufenden
Säulenkranz, eine doppelseitige Giebelfront und flach
geneigtem Dach.
Es verschmilzt das geschlossene, aber richtungsbetonte Megaron mit der allseitig umlaufenden
Ringhalle.
Der antike Typus des Grundrisses war somit festgelegt, in der folgenden Zeit gab es jedoch noch
Veränderung der Einzelformen. Der Apollon Tempel in Korinth (ca. 550 v. Chr.) war dann einer der
ersten Tempel aus Stein, mit dreischiffiger Cella und Säulenkranz.
In dem Jahrhundert des Baus des Apollon Tempel geriet der Tempel dann in erhebliche
Formveränderungen. Die Bauform wurde in Hinblick auf Säulenabstand, Ausgewogenheit der
Proportionen und Einzelformen immer weiter systematisiert. Dies kann an den prominenten
griechischen Tempeln, wie dem Zeus‐Tempel in Olympia und natürlich dem Parthenon in Athen,
beobachtet werden. Der Tempel ist ein nichtchristlicher Kultbau und dient auch anderen Funktionen
als die christliche Kirche. Der Tempel war Aufbewahrungsort des Kultbildes und nicht Schauplatz von
Kulthandlungen. Ein Opferaltar befand sich außerhalb des Tempels.
An dieser Stelle müssen wir wieder das Parthenon (447 – 438 v. Chr.) auf der Akropolis in Athen
ansprechen. Im dorischen Stil erbaut misst es 30,86 Meter mal 69,51 Meter und umfasst zwei Cellae
(innere Kammern). Die östliche Kammer beherbergt die Athena Parthenons, eine große Statue der
Göttin Athena. Dieser Bau ist Muster der Anfänge des „Tempels“, jedoch gilt er nicht als „erster
Tempel“.
Ein früheres Paradebeispiel ist der Hera‐Tempel in Samos. Er war bis zu seiner völligen Zerstörung
540 v. Chr. der größte Tempelbau der Antike mit einer Länger von 108 Metern und 24 Metern Höhe.
Herodot lobte den Prachtbau als den bedeutendsten Tempel seiner Zeit.
In der archaischen Phase (725‐500 v. Chr.) erfährt die griechische Kunst ihre erste Blütezeit. In der
Architektur entwickelt sich der Bautypus „Tempel“. Zunächst wird er in Holz‐ dann in Steinbauweise
Hera – Tempel 540 v. Chr.
gefertigt. Der Artemistempel auf Korfu (580 v. Chr.) und der
Hera‐Tempel (540 v. Chr.) in Paestum mit
seinen dorischen Säulen sind hier ausdrücklich
zu nennen. Der Eingang ist nach Osten gerichtet
Griechischer Kauri
und der griechische Tempel hat stets eine
offene Säulenreihe rund um den Tempel. Die
Malerei findet ihre Bildfläche noch auf Vasen.
Darstellungen von Pflanzen und mythologischen
Figuren lösen die naive, primitive Ornamentik ab. Wie in der Malerei kommt es in der
Plastik auch sukzessiv zu einer Annäherung an das Naturvorbild. Um 650 v. Chr. wird
der Beginn der monumentalen Plastik angesetzt. Die „Kauren“ entstehen. Das sind
Jünglinge, junge Knaben, die meist nackt, streng frontal, mit vorgesetztem linken Fuß,
herabhängenden Armen und Fehlen jeglicher individueller Merkmale dargestellt
werden. Sie schmückt oft ein „archaisches Lächeln“.
Die archaische Phase wird von der Klassik (500‐336) abgelöst und bildet
Sokrates 469 – 399 v. Chr.
politischen, kulturellen und künstlerischen Höhepunkt der griechischen Antike.
Nach den 40 Jahre lang andauernden Perserkriegen kommt es zum Aufstieg
Athens zum politischen und kulturellen Zentrum Griechenlands unter Perikles
(443 v. Chr.). In der Zeit der Ruhe und des Friedens beginnt die Dichtung, die
Geschichtsschreibung und die Philosophie aufzublühen. Sokrates, Platon, sein
Schüler und dessen Schüler Aristoteles waren hier wegweisend. Aristoteles
wurde Erzieher Alexander des Großen, auf den wir gleich noch zu sprechen
kommen. Nachdem der Tempel eigentlich der erste richtige Bautypus war, so
entstehen nun Neue. Das Gymnasien, die Palästra oder Theater.
In der Plastik wendet man sich der Typisierung und dem streng geometrischen Aufbau ab und schafft
eine Hinwendung zur Individualisierung, zum Naturalismus und zur gesteigerten Körperlichkeit. Diese
Entwicklung ist in dem Diskuswerfer (um 450 v. Chr.) des Polyklet zu sehen. In dieser Zeit entsteht
auch die Porträt‐Plastik und somit die Wiedergabe von individuellen
Zügen und Ausdrücken.
Die Perserkriege, die sich am Anfang der Klassik befinden, hatten
Diskuswerfer, Polyklet 450 v. Chr.
das Ziel das makedonische Reich nach Osten zu stärken. Der „Sieg
von Marathon“ (490 v. Chr.) hatte Athen vorerst vor der
Wiedererrichtung der Tyrannis bewahrt. Der Konflikt selbst, der
heute als „erster Perserkrieg“ bezeichnet wird, hatte noch recht
kleine Ausmaße gehabt. Sparta, die zweite griechische Vormacht,
war noch überhaupt nicht beteiligt gewesen. Die Perser dürften der
Niederlage keine große Bedeutung beigemessen haben. Ihre
Herrschaft über große Teile der griechischen Welt war immer noch
ungefährdet. Auf Dauer konnte der griechische Widerstand aber
nicht geduldet werden. Es war an der Zeit, weiter ausgreifende
Aktionen gegen das griechische Mutterland in Angriff zu nehmen.
Die Schlacht bei Marathon resultierte aus dem Versuch des
persischen Großkönigs, Dareios 1, mit einem Expeditionskorps in Athen zu intervenieren und einen
Herrschaftswechsel zu bewirken. Das Perserreich trat damals erstmals militärisch im griechischen
Mutterland auf, wo es seinen Einfluss ausweiten wollte. Mit dem Tod Philipp 2 (336 v.Chr.), dem
Vater Alexander des Großen, gilt die Klassik für beendet.
Der Expansionsdrang der Dorer, die nichts der mykenischen Kultur übernehmen wollten, führte zur
hellenischen Kultur und dem Hellenismus (336 – 0 v. Chr.). Dieser Aspekt des „Übernehmens durch
Zerstörung“ ist interessant im Vergleich zu dem römischen Vorgehen. Die Römer übernehmen die
Kultur und nehmen sie in das römische Reich auf.
„Das Herrschen und das Beherrscht werden überhaupt, gehört nicht
Alexander der Große 356 – 323 v. Chr.
nur unter die notwendigen, sondern auch unter die nützlichen Dinge.
Ebenso unleugbar ist es, dass zwischen solchen Dingen schon von ihrer
Entstehung an sich ein solcher Unterschied findet, wodurch die einen
zur Regierung und die anderen zur Abhängigkeit bestimmt werden.“
Staatstheorie war eine der Disziplinen des Aristoteles, dem Erzieher
Alexander des Großen. Der griechische Philosoph war ein universeller
Denker, ein Theoretiker, der seinen Fokus auf viele Themen legt, der
geistige und weltliche Phänomene beobachtete. Die Politik der Zeit des
Hellenismus war geprägt von der Herrschaft Alexander des Großen
(336 – 323 v Chr.). Er schuf ein hellenistisches Großreich durch den Sieg
bei Issos („333 bei Issos Keilerei). Makedonien fiel der gesamte
Westteil Persiens zu. Diese Begebenheit wurde mit dem Mosaik „die Alexanderschlacht“
festgehalten.
Im Jahre 86 v. Chr. wird Athen von den Römern erobert und die kulturelle und politische Bedeutung
wird an Rom abgegeben.
Politik wurde erstmals unter den Griechen geführt und erforscht. Bergriffe wie Oligarchie, Tyrannei
und Demokratie, all das sind griechische Begriffe.
Jedoch nicht nur politisch, auch kulturgeschichtlich war der Hellenismus prägend. Gegensätzlich zu
Aristoteles, der das geozentrische Weltbild befürwortete, schlug Aristarch von Samos erstmalig das
heliozentrische Weltbild vor. Euklid und Archimedes gelangen unglaubliche Schritte in der
Pergamonaltar 180 – 160 v. Chr.
Mathematik und Physik (Berechnung der Quadratwurzel).
In der hellenistischen
Stadt Pergamon (das
heutige Bergama in der
Türkei) finden wir auf
der Akropolis, was der
ursprüngliche Name für
Burgberg war und nicht
zu verwechseln mit der
Akropolis in Athen, Beispiele hellenistischer Architektur. Hier steht der berühmte „Pergamonaltar“
(180 – 160 v. Chr.). Der Altar war 35,64 Meter breit und 33,40 Meter tief. Die von Westen auf den
Altar führende Freitreppe hatte eine Breite von fast 20 Metern. Architektonische Rückgriffe findet
man zu der griechischen Akropolis. Die dargestellten Zeus und Athena zeigen Bezug zu Athena und
Poseidon am Parthenon. Dies gilt nicht als Zufall, da sich Pergamon damals als das neue Athen sah.
Auf der griechischen Insel Samothrake wurde die 190 v. Chr. geschaffene
Nike von Samothrake 190 v. Chr.
Statue der Nike von Samothrake gefunden. Sie ist eines der gelungensten
Zeugnisse hellenistischer Bildhauerei. Beobachten lässt sich wie in der
Bildhauerei langsam die Dynamik, die Mimik und Gestik, die Bewegung,
Gefühle und komplexe Körperhaltungen an Bedeutung gelangen. Starrheit
und Geometrie werden von Bewegung und Perspektive abgelöst. Heute
sieht man die auf dem Bug eines Schiffes stehende Siegesstatue im Louvre
in Paris.
Laut Legende wurde Rom 753 v.Chr. durch Romulus gegründet („753
Schlüpft Rom aus dem Ei“) und blieb bis zur industriellen Revolution die
größte Stadt Europas mit einer Millionen Einwohner. Romulus war also
dieser erste sagenhafte König Roms, der die römische Antike beginnen ließ und in dem damals der
Volksstamm der Etrusker lebte.
510 vor Christus („Schändung der Lukretia“) passierte dann die Erhebung des römischen Adels und
die Vertreibung der etruskischen Könige. Die „res publica romana“ war gegründet, die römische
Republik. Von nun an lag die Staatsführung beim Senat, an dessen Spitze zwei gewählte Beamte
standen, die Konsuln. Diese Staatsform bestand bis zur Kaiserzeit fast 500 Jahre und in dieser Zeit
erlangte Rom die Vorherrschaft über Latium, dann über Italien und seit dem 3. Jahrhundert v Chr.
über den gesamten Mittelmeerraum. Im 1. Jahrhundert v. Chr. gelang die Eroberung Karthagos durch
den römischen Staatsmann und Feldherrn Scipio, gegen Hannibal, Gallien und der östlich ans Meer
anschließenden Gebiete, unter anderem der Stadt Athen (81. V.Chr.).
Das römische Recht wurde erstmals auf 12 Tafeln fixiert (451 v.Chr.) und bildet bis heute die
Grundlage der westlichen Gesetzbücher.
146 – 31 v. Chr. herrschte in Rom Bürgerkrieg. Der Aufstieg Roms und die Eroberung großer Gebiete
brachte so viel Reichtum in die Stadt, sodass es zum Streit zwischen den Patrizier Familien kam und
schließlich zum Niedergang der Republik führte. Ein weiterer Punkt war die Sklaverei, die um 100 v.
Chr. an ihrem Höhepunkt stand. Jeder dritte Bürger Roms war ein Sklave, was zu starker Rebellion
führte. Durch Junus und seiner 70 000 Mann starken Sklavenarmee kam es dann auch zu dem ersten
Sklavenaufstand (100 v.Chr.)
In dieser Zeit des inneren Konflikts kam es zur Machtübernahme durch
Caesar (100 ‐ 44 v. Chr.), der im Konsulatsjahr des Cicero (63 v. Chr.)
Gaius Julius Caesar 100 – 44 v‐. Chr.
zum pontifex maximus und 48 v. Chr. zum Diktator ernannt wurde. Die
Gewaltenteilung war damit ausgehebelt und der Boden für die
Kaiserzeit geebnet. Caesars Geringschätzung des Senats und sein
selbstherrliches Walten führten zu einer Verschwörung, der er 44 vor
Chr. zum Opfer fiel und von Brutus und Cassius ermordet wurde.
Octavian, der Adoptivsohn Julius Caesars, begründete nach dessen Tod
die Kaiserzeit, den „princeps civitatis“, der Alleinherrscher über das
Volk. 27 v. Chr. bekam er den Ehrentitel „Augustus“, den Namen unter
dem wir ihn alle kennen. Das Imperium Romanum erlebte unter
Augustus und seinen Nachfolgern, Nero Vespasian, Trajan und Hadrian,
weitere Ausdehnung und Festigung. Drei Jahrhunderte andauernde
politische und kulturelle Blüte des römischen Reiches.
31 vor Christus begann also die Pax Romana, die über zwei
Jahrhunderte andauerte und durch Marc Aurel ihr Ende fand, als dieser in den Krieg zog um wieder
Geld in die Kassen zu spülen. Durch diesen Akt geriet Rom in die Defensive, die Soldaten brachten die
Pest mit ins Reich und von Norden stellten die Barbaren die zweite Bedrohung.
Um den Erfolg der Römer besser verstehen zu können, muss man ihr
Vorgehen in der Politik und Kultur betrachten und natürlich ihre
damals sehr modernen Erneuerungen. Die Römer führten erstmals
Augustus 63 – 14 n. Chr.
eine einheitliche Währung ein. Schon angesprochen haben wir die
Art der Machtausdehung der Römer. Es wurde in jedem eroberten
Land eine römische Stadt erbaut und man versuchte die dort lebende
Bevölkerung in das eigene Reich zu integrieren. So wurden zum
Beispiel London, Paris und Wien auf römischen Grundmauern
errichtet, das Stadtbild rasterförmig.
Ein Machtmittel der Römer war das Amphitheater, in Rom das
Kolosseum. Hier kämpft der Gladiator gegen Mensch und Tier. Es
wurden exotische Tiere aus aller Welt herangeschafft, um so den
Menschen zu zeigen, der Römer beherrsche Natur und Volk.
Wer wird schon die nutzlosen Pyramiden mit den unentbehrlichen
Gebäuden wie diesen vergleichen?“, so sprach ein unbekannter
Römer und meinte damit die Aquädukte, die durch ein kaum spürbares Gefälle fließendes sauberes
Wasser aus den Bergen brachten. Eine der herausragenden Errungenschaften der Römer.
Nach den Bürgerkriegen, in der Kaiserzeit, erlebte das Reich also eine neue Blütezeit. Die Einleitung
des Niedergangs des römischen Reichs begann schlussendlich erst 330 nach Chr. mit der Gründung
einer zweiten Reichshauptstadt in Konstantinopel durch Kaiser Konstantin. Dies wird nun
schrittweise erklärt. Eine zweite
„Welthauptstadt“ war nun dazu predestiniert
sich mit Rom zu messen und die logische
Kosequenz folgte nur 45 Jahre später mit der
formalen Trennung des Reiches in west‐ und
oströmisches Reich. (395 n Chr.)
Der letzte weströmische Kaiser wurde schon 476 n Chr. von einem Gotenkönig abgesetzt. Das
oströmisch‐byzantinische Reich bestand hingegen bis 1453 und endete mit der Eroberung
Konstantinopels durch die Türken.
Parallel zum Niedergang der politischen Macht Roms begann der Aufstieg der Stadt als geistliche
Macht zum Zentrum des Christentums.
Das römische Reich sind heute mehr als 40 Staaten, mehr als 5 Millionen Quadratkilometer, es wurde
ein Straßennetz von über 90 000 km, der doppelte Erdumfang, geschaffen. Das Reich erstreckte sich
vom Atlantik zum Euphrat und von der Sahara bis Schottland.
Die römische Kunst basiert, neben etruskischen Einflüssen, auf der Kunst der Griechen, aufgrund von
Konfrontation mit der griechischen Hochkultur durch griechische Kolonien in Süditalien und auf
Sizilien seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. Der Paestum Tempel südlich von Neapel wurde in diesem
Jahrhundert gebaut und war auch Ort griechischer Kolonie.
Außerdem kamen viele griechische Kunstwerke im Zuge der Eroberungen nach Rom, worauf
zahlreiche Kopien angefertigt wurden. Die Römer erkannten auch den geistig hohen Stand der
Griechen und holten Gelehrte, Künstler und Schriftsteller nach Rom.
Die römische Malerei, vor allem Wandmalerei war keine eigene Kunstgattung, sondern stand im
Dienst der Architektur. Der pompejische Stil ist hier maßgebend und kann in vier Entwicklungsstufen
unterteilt werden. Insgesamt liegt der Zeitraum von 200 v. Chr. bis 79 n. Chr. Anfänge zeigen sich in
der Casa di Sallustio (80 v. Chr.) in Pompeji und der Casa die
Grifi (100 v Chr.) in Rom und zeichnen sich durch kräftige
Farbigkeit, zum Teil Marmor imitierend aus.
Casa de Grifi
Die zweite Phase zeigte ein durchdachtes Dekorationssystem
durch Horizontal‐ und Vertikalsystem.
Diesem tiefenräumlichem Illusionssystem wird sich in der
dritten Phase wieder abgewendet. Horizontale und vertikale
Gliederung der Wand bleibt bestehen.
In der vierten Phase sind barocke Lösungen vorausweisend.
Der Raumillusionismus tendiert zur Irrealität. Auch hier finden
wir Muster in Pompeji mit der Casa della Vestali um 70 n Chr. und der Casa Vettii um 70‐79 n. Chr.
Zusammengefasst können wir sagen, es gab eine Entwicklung von strenger tektonischer Gliederung
zu einem teilweise phantastischem aufbrechen der Wand.
In der Bildhauerei waren bis ins zweite Jahrhundert v. Chr. Porträts
als vollfigurige Statuen vorherrschend. Später kam die römische
Portraitbüste des Hadrian
Portraitbüste als eigene Gattung auf. Ein schönes Beispiel zeigt die
Portraitbüste des Hadrian (117 – 138 n. Chr.). Das Aufstreben der
Portraitbüste kann durch die Einflussnahme des Staates auf Inhalt
und Form der Kunst in der Kaiserzeit mit Beginn unter Augustus
erklärt werden. Als politische Propaganda Mittel spielten
idealisierte Herrscherbildnisse eine bedeutende Rolle. Die bartlose,
idealisierte Portraitbüste des Augustus (50 – 60 n. Chr.) diente ihm
zur Vergegenwärtigung im gesamten Reich. Der Kaiser Hadrian
wurde mit Bart in Tradition der griechischen Philosophen gezeigt.
In der Architektur geht mit dem Aufstreben Roms ein Aufstreben der Profanarchitektur einher. In der
griechischen Architektur war noch die Religion im Mittelpunkt, nun wird sie zum Mittel politischer
Propaganda. Die Verwandlung Roms, das in republikanischer Zeit noch ein ungegliedertes Stadtbild
aus planlos errichteten Lehmziegelbauten aufwies, begann nun unter
Kaiser Augustus (27 v. Chr. – 14 n. Chr.) Es entstanden groß angelegte
Villa Adriana 118 n. Chr.
Straßenzüge, Brücken, Aquädukte, Abwasserkanäle und riesige
Wohnblocks. Bedeutend sind vor allem die öffentlichen Bauten, wie
Triumphbogen, Triumphsäulen, Basiliken, Thermen, Theaterbauten und
Kaiservillen. Dies sind, ausgenommen des Theaters, neue, von den
Römern entwickelte Bautypen. Der Bogen ist innerhalb der römischen
Architektur Leitmotiv, als Ersatz für den aus dem Holzbau entwickelten
waagrechten Sturz der Griechen. Komplexe Grundrisse stehen im Fokus
der Architekten. (Villa Adriana in Tivoli 118 n. Chr.,östlich von Rom)
Die Römer erfanden die Vorstufe des heutigen Zementes oder
betonartigen Gemisches und warfen die bisherigen Möglichkeiten in der
Architektur über den Haufen, um etwas völlig Neues zu schaffen. Das sogenannte „Opus
cementitium“ war eine Mischung aus Kies, Sand, Kalkstein und Vulkanasche, den sogenannten
Puzzolanen. Dieser Verbindung verdanken wir, dass noch so viele römische Gebäude erhalten sind
und neue Formen wie das Gewölbe für monumentale Räume anstatt einfacher Flachdecken gebaut
werden konnten. Im Folgenden schauen wir uns die einzelnen Bauformen an.
Die Basilika war ursprünglich keine Kirche, aus ihr entstand nur die frühchristliche Bauform mit
großem, lang gezogenem Mittelschiff und niedrigen Seitenschiffen. Es ist ein im 2. Jahrhundert
Aspendos Basilika GR
entwickelter kommunaler Mehrzweckbau
mit repräsentativem Charakter. Sämtlliche
Funktionen, wie Markthalle, Bankgebäude,
Börse, Gerichtssaal und allgemeiner
Treffpunkt, hatte die Basilika inne. Die
Basilika in Pompeji um 80 v. Chr. ist ein
frühes Beispiel solcher Architektur, die
Basilika Aspendos im 2 Jahrhundert nach Christus ein eher Spätes.
Der Bautypus ist ein Longitudinalbau, der drei bis fünfschiffig vorkommt. Oft wird das Mittelschiff mit
einer halbkreisförmigen Tribuna abgeschlossen, der Frühform der Apsis.
Neuansätze der römischen Architektur manifestierten sich vor allem bei den nach dem Stadtbrand
(63 n Chr.) entstandenen Bauten. Zum Beispiel das Kolosseum in Rom, eigentlicher Name ist
flavischen Amphitheater (70 – 80 n. Chr.). Hier sehen wir ein Fassadensystem, dass für viele
Jahrhunderte nicht nur gültig geblieben ist, sondern zahlreich übernommen wurde. Drei
Arkadengeschosse mit vorgeblendetem Gliederungsgerüst aus Halbsäulen und Gebälk. Es entsteht
Colosseum 70 – 80 n. Chr.
eine formale Verbindung aus Arkaden und
Kolonnaden, der tragenden Baukonstruktion
und dekorativen Rahmenkonstruktion.
Weitere Gebäude dieses Stil findet man im
Tabularim (78 v. Chr.) und dem Palazzo Farnese
in Rom. Die Architektur des Amphitheaters ist
zeitlos. So sehen wir bis heute Gebäude dieser
Art. Persönlich herausragend will ich den Palast
der italienischen Kultur in Rom (1938 – 1949) nennen. Von Ernesto B. La Padula als „Colosseo
Quadrato“ gebaut.
Der Triumphbogen diente ebenfalls zur Beeinflussung des Volkes. Er beinhaltete keine weitere
Funktion als Propagandamittel. Der Triumphbogen und auch die Triumphsäule waren Träger von
Inschriften, Bildreliefs und bekrönender Großplastik. Anlass hierzu waren militärische Triumphe,
Stadtgründungen, Regierungsjubiläen oder Tod. Inhaltlich oder funktionell gesehen ist der
Triumphbogen für uns heute weniger von Bedeutung. Architektonisch jedoch prägte dieses
Bogenmonument die gesamte Architekturgeschichte.
Am Konstantins‐Bogen (313 – 315 n Chr. auf dem Bild des Kolosseums abgebildet) sehen wir eine
Erneuerung architektonischer Komposition. Wir sehen einen dreitorigen Triumphbogen, bei dem
anstelle der Reihung gleichförmiger Bögen erstmals die Rhythmisierung zum Mittel wurde.
Der Titus‐Bogen in Rom (81 n Chr.) ist Beispiel für einen eintorigen
Bogen und erinnert an den Sieg Vespasians und seinem Sohn Titus über
die Juden im Jahre 71 n. Chr.
Titus Bogen 81 n. Chr.
Das andere triumphale Architekturmotiv finden wir in der, schon
angesprochenen, Triumphsäule. Vergleichen Sie die Trajans Säule (113
n Chr.) auf dem Trajansforum in Rom mit der Karlskirche und ihren
beiden Triumphsäulen in Wien von Fischer von Erlach (1716‐1737).
Diese römisch‐katholische Kirche, die gleichzeitig einen bedeutenden
barocken Kirchenbau darstellt, wurde anlässlich zur Überwindung der
Pestepidemie gebaut. Die Säulen sind durch goldene Adler gekrönt,
welche die zwei Tugenden des Kaisers symbolisieren – Fortitudo
(Tapferkeit) und Constantia (Beständigkeit). Dem Tod wurden zwei
Triumphsäulen entgegengestellt.
In der Schaufront der Karlskirche verbinden sich die unterschiedlichsten Symbole der Geschichte zu
einer Einheit – die römischen Kaiser Trajan und Augustus, den salomonischen Tempel, die
Peterskirche in Rom, die Hagia Sophia, Karl den Großen und das Reich Karls V. – durch die gekonnt
eingesetzte Symbolik sollte der Anspruch des Hauses Habsburg auf die europäische Vorherrschaft
dargestellt werden.
Die Kuppel wurde jetzt schon öfter angesprochen und auch diese Entwicklung wollen wir verstehen.
Wir haben gesagt, der Bau der Kuppel war aufgrund der Erfindung des „opus cementium“ möglich.
Im Pantheon (118 – 125 n. Chr.) unter Kaiser Hadrian errichtet
sehen wir das erste Beispiel und dieses Gebäude zählt aufgrund
Pantheon 118 – 125 n. Chr.
seiner baukünstlerischen Lösungen zu den erstrangigen
Monumenten der Weltarchitektur. Es ist der Prototyp einiger
Kuppelbauten. Dem Kuppelbau steht eine Tempelfront
gegenüber mit acht korinthischen Säulen, als Eingangshalle.
Dem tempelartigen Vorbau der Kirche steht ein kreisrunder, von
einer Kuppel dominierter, Innenraum gegenüber, wie er in
griechischen, römischen Tempelarchitektur kein Vorbild hat.
Der zylindrische Innenraum wird nach oben von einer
halbkreisförmigen Kuppel mit runder Scheitelöffnung, dem
Opaion, abgeschlossen. Das Opaion soll die Sonne im gewölbten
Himmelskörper darstellen. Es symbolisiert den höchsten Gott, der mit der Sonne gleichgesetzt wird.
609 nach Chr. wurde das Gebäude der Kirche gestiftet. Diese ließ heidnischen Unrat entfernen und
sie zur Kirche weihen. Ab der Renaissance hatte sie die Funktion als Grabkirche inne. Es beinhaltet
das Grab Raffaels.
Nun gehen wir weiter um die frühchristliche und byzantinische Kunst und Architektur zu
betrachten. Diese Epoche kann man nach der Trennung des römischen Reiches (395 n Chr.)
ansetzten. Langsame Verbreitung der monotheistischen Religion begann ab 50 n Chr. in Palästina,
Syrien und Kleinasien. Von dort weiter nach Griechenland und Rom. Die erste Christenverfolgung
Kaiser Konstantin 306 ‐ 337
unter Nero war bereits 64 nach Chr. Diese sollten erst unter Kaiser
Konstantin enden und mit ihm soll der frühchristliche Kirchenbaus
beginnen mit Sankt Paul vor den Mauern (324 n. Chr.) beginnen. Kaiser
Konstantin (306 – 337) gewährte Religionsfreiheit mit dem Toleranzedikt
von Mailand (313) und nach weiteren 60 Jahren wurde das Christentum zur
Staatsreligion.
Basilika Sankt Paul vor den Mauern 324
Der Kirchenbau, das Haus Gottes, soll nun in seiner Entwicklung gezeigt
werden.
Wir haben vorher schon die Basilika betrachtet. Der Bautypus
wurde übernommen. Er wurde weiterentwickelt vom antiken
Profanbau zum christlichen Sakralbau und sollte als Modell bis ins
20. Jahrhundert bestehen bleiben. Sankt Paul vor den Mauern
(324) und Sankt Maria Maggiore in Rom zeigen einmal ein fünf‐
schiffiges und ein drei‐schiffiges Gebäude mit Apsis und
vorgesetztem Tempelbau.
Auch Alt‐St. Peter (324 – 349), von Kaiser Konstantin in Auftrag
gegeben, stellt eine fünf‐schiffige Basilika dar. Der erste, sich zum Christentum bekennende Kaiser,
ließ eine fünf‐schiffige, flachgedeckte Basilika mit
durchlaufendem Querhaus und halbrunder Apsis
Alt St. Peter 324 ‐ 349
errichten. In Alt‐St. Peter wurden römische Bauformen
in christlichen Kontext gebracht. Ein Triumphbogen
trennt beispielshalber die Apsis vom Langhaus. 1506
entstand der Neubau, die Peterskirche.
Mit der Zeit entstanden neben dem Longitudinalbau
der Basilika Typen des Zentralbaus, der Rundbau und
der Oktogonalbau.
Der Rundbau der Kirche S. Constanza in Rom entstand um 340 n. Chr. Er stellt den Grabbau der
Tochter Kaiser Konstantins. Der Innenraum hat einen Durchmesser von 40 m und hat ebenfalls einen
tempelartigen Vorbau. S. Giovanni in Rom zeigt heute einen oktogonalen Bau.
Ein weiterer Typ des Zentralbaus ist das griechische Kreuz und ist zum Beispiel Grundrissplan des
„Mausoleum der Galla Placidia“ um 440 in Ravenna. Hier ist das griechische Kreuz freistehend. Die
Variante gibt es auch in ein Quadrat eingeschrieben.
Die Grabskirche und Auferstehungsbasilika Christi (326) in Jerusalem, die
ebenfalls von Kaiser Konstantin gestiftet wurde, ist eine Kombination aus
basilikalem Longitudinal‐ und Zentralbau.
S. Constanza um 340
Die Innenräume frühchristlicher Kirchen waren gestaltet mit
Marmorfußböden, Wandbildern beziehungsweise Mosaiken, und Gold‐
und Silberarbeiten. Die Wanddekorationen sollten der
„Entmaterialisierung“ der Wand dienen. Die Architektur wird somit zum
Träger von Bildprogrammen, die christliche Heilslehre propagieren.
Diese Bildsprache, die sich durch Darstellungen von Bibelszenen auf den
Wänden ausdrückt, begann mit Anerkennung des Christentums. Die
christliche Urkirche im ersten und zweiten Jahrhundert lehnte jegliche
bildliche Darstellung ab.
Die byzantinische Kunst begann mit der Gründung Konstantinopels (330) durch Kaiser Konstantin,
wie schon angesprochen erfolgte die Trennung des römischen Reiches 395 und Konstantinopel
wurde darauf Residenz des Kaisers.
Auch im byzantinischen Reich finden wir Beispiele für Bautypen
wie die Basilika oder den Zentralbau.
Den Grundrisstyp des griechischen Kreuzes sehen wir auch in der
Apostelkirche GR
Apostelkirche in Konstantinopel. Hier sehen wir das griechische
Kreuz aus den fünf Quadraten entstehen, die mit fünf gleich
hohen Kuppeln abgeschlossen wurden. Diese Kirche diente als
Begräbnisstätte der byzantinischen Kaiser und ist nach der Hagia
Sophia die bedeutendste Kirche im
oströmischen Reich.
Venedig wurde nach dem
Untergang Westroms (476) in das byzantinische Reich eingegliedert und
hat mit der Kirche S. Marco (um 1060) ein überkuppelten Zentralbau.
Seit der Zeit des Justinian war in der byzantinischen Architektur, im
Gegensatz zum weströmischen basilikalem Longitudinalbau, der
überkuppelte Zentralbau vorherrschend.
Der Bekannteste unter ihnen, die Hagia Sophia (360), unter Kaiser
Konstantin geweiht und zunächst Basilika. Diese brannte 532 ab und
unter Justinian entstand der Neubau (532‐537). Nach der Eroberung der
Türken (1453) wurde die Kirche zur Moschee umgeformt.
Der erste Bischof von Rom war Petrus und er starb 67 n. Chr. Aus seiner Nachfolge entstand der
Papst. Als Oberhaupt des Bischofskollegiums war er „irdischer Stellvertreter Jesu Christi und Hirte
der Universalkirche“. Die damalige Bezeichnung war „Papa“ und der erste Papst hieß Siricius (385‐
399). Später bekam der Papst die Aufgabe die römisch‐deutschen Könige zu ernennen und die auch
die Kaiserkrönung durch den Papst in Rom in der Peterskirche erfolgte, als Allianz zwischen Kirche
und Staat. Das Gottesgnadentum, symbolisierte das Eingesetzt werden des Kaisers durch Gott
persönlich. Der Kaiser sollte als Schutzherr der Christenheit dienen. Ab 1562 wurde der Krönungsort
nach Frankfurt am Main verlegt. Aachen war auch zeitweise Ort der Kaiserkrönung.
Das Christentum wurde Staatsreligion (um 370), darauf folgten der Untergang des weströmischen
Reiches und gleichzeitig der Beginn der Völkerwanderungen. Diese waren 568 beendet, als sich die
Langobarden in Italien niederließen und nördlich der Alpen das Frankenreich gegründet wurde. Folge
dieser Völkerwanderungen war der Niedergran von Kunst und Kultur im 6 und 7. Jahrhundert.
Der kulturelle Wendepunkt kam durch Karl den Großen, der 800 vom Papst zum Kaiser gekrönt
wurde und somit erster weströmischer Kaiser der Nachantike wurde.
Karl der Große 747 ‐ 814
Man kann Karl den Großen als Nachfolge des weströmischen Reiches
betrachten und als Einleitung des frühen Mittelalters.
In diesen Jahren während der karolingischen Dynastie (800‐1000) im
Frankreich, das das heutige Deutschland, die Niederlande, Belgien,
Frankreich und die Schweiz beinhaltete, sowie nach der Eroberung
des Langobarden Reichs durch Karl den Großen im Jahr 774, Italien,
Österreich und Spanien.
Kaiser Karl der Große, den die Frage beschäftigte, „was ist die
Substanz des Nichts?“, wurde zum Förderer von Kunst, Kultur und
Wissenschaft im Sinne des Rückbezugs auf die Kultur des antiken Rom (renovatio romanorum
imperii). In dieser Zeit wurden römische Schriften übersetzt und Abschriften angefertigt, wie zum
Beispiel von Vitruv, de architectura (um 800).
Ein Gestaltungselement der karolingischen Architektur war das karolingische Oktogon, ein
Aachener Pfalz (Residenz Karl der Große)
regelmäßiges Achteck. Dieses sehen wir im karolingischen Teil des Aachener Doms, der
Michaelskapelle und diese wiederum war Teil der
Kaiserpfalz (789), der Residenz Karls des Großen. Sie
ist der einzig erhaltene Großbau der Karolingerzeit.
Nach dem Tod Karl des Großen zerbrach das
Frankenreich langsam in West‐ und Ostfranken
(heutiges Frankreich und Deutschland). Im
Westfranken folgten die Ottonen und darauf Ludwig
der 16., der Sonnenkönig, der sich als Nachfolger
Karls des Großen sah. Unter diesem bestand in
Westfranken eine konstitutionelle Monarchie bis sie
von der Republik nach der französischen Revolution
1789 abgelöst wurde. Das Heilige römische Reich deutscher Nationen und die Wiederaufnahme des
weströmischen Kaiserkults gingen also von Karl dem Großen bis 1806, beendet schließlich durch
Napoleon. Zuvor hatte sich Napoleon 1804 als Nachfolger Karls des Großen zum Kaiser der Franzosen
krönen lassen. (Ingres, Napoleon auf dem Kaiserthron, 1806)
Im Jahre 1805 verbündete sich Bayern mit Frankreich und Napoleon drang auf dem Lande bis Wien
vor, das sich der englisch, russischen Allianz angeschlossen hatte, und besetzte das Schloss
Schönbrunn. Am Ende des Jahres 1805 siegte Napoleon gegen Kaiser Franz 2 von Österreich und die
Habsburger mussten erhebliche Gebietsverluste einstecken. Durch den Rheinbund baute sich
Napoleon deutsche Satellitenstaaten gegen Österreich auf und schließlich musste Kaiser Franz 2 sich
beugen und erklärte das Heilige römische Reich deutscher Nation für erloschen.
Wie schon erwähnt gab es einen großen Aufschwung in Kultur, Kunst und Wissenschaft in der
Karolingerzeit. Und deshalb springen wir nochmal zurück zu Karl dem Großen und schauen auf die
Sakralarchitekur der Karolinger. Zwischen 768 und etwa 850
wurden 27 Kathedralen und 417 Klöster gebaut. Eine umfassende
Bautätigkeit kam auf, in der Rückgriffe auf die römische Antike die
Bauten prägen und die altchristliche Basilika weiterentwickelt Torhalle von Lorsch 774
wurde.
Einen solchen antiken Rückbezug finden wir in der Torhalle von
Lorsch (774). Es ist ein freistehender Torbau, achsial auf die
Klosteranlage zuführend und war vermutlich ein Triumphtor Karls
des Großen.
In Fulda finden wir eine Stiftskirche der ehemaligen Benediktiner‐
Abtei (um 790) bei der wir einen Rückgriff auf den Longitudinalbau
der frühchristlichen Basilika finden.
Stiftskirche Fulda um 790
Ihr Grundriss zeigt eine dreischiffige
Architrav‐Basilika (Architrav: horizontaler Balken, der auf den Säulen
aufliegt) mit Querhaus. Das Vorbild dieser Kirche finden wir in Rom
im Alt‐St. Peter. Neu ist lediglich die Doppelchörigkeit durch West‐
und Ostapsis.
Allerdings finden wir noch weiter Neuerungen in der Karolinger
Architektur und schauen uns dies am Beispiel der
Centula Saint‐Requier (790 ‐ 799) an. Hier sehen
wir zwei Querhäusern, die jeweils mit dem
Centual Saint‐Requier 790 ‐ 799
Langhaus die Vierungen bilden, über denen die
mehrgeschossigen Vierungstürme stehen und je
zwei kleinere Treppentürme auf Ost‐ und
Westseite. Auf der Ostseite entsteht zwischen
Querhaus und Apsis der sogenannte Chorraum.
Ein ganz neuer Bautypus wurde durch das
Mönchstum und den daraus entstehenden
Klosteranlagen entwickelt. Ausgangspunkt hierbei
sind die Evangelien, die Lehre des heiligen Paulus
vom Zölibat. Sie nennen Fasten, Gebet und Armut
Grundlage eines asketischen Lebens. Erste Mönche gab es in Ägypten und ab 350 breitete sich das
Mönchstum langsam aus.
Der heilige Benedikt von Nursia (480‐547) gründete den Benediktiner Orden und verfasste die
Benediktinerregel (regula sancti benedikti). 529 entstand dann das Benediktiner Mutterkloster in
Benediktiner Mutterkloster Montecassino 787
Montecassino zwischen Rom und Neapel. Unter Karl dem Großen erlangte der Benediktiner Orden
große Bedeutung im gesamten Reich. 787 besuchte er persönlich das Mutterkloster und ließ
daraufhin Abschriften der Benediktinerregel anfertigen
und in den Klöstern seines Reiches verteilen.
Benediktinerklöster wurden somit zu einem
entscheidenden Wirtschafts‐ und Machtfaktor.
Der idealplan eines Kloster besteht aus Klosteranlage mit
Kirche, Klaustrum (um Kreuzgang gelegene Wohn‐ und
Lebensbereiche der Mönche mit Dormitorium,
Refektorium etc.), Versorgungsbauten, Wirtschaftshof
und Gästetrakt.
Die Zeit bleibt nicht stehen und auch wir bewegen uns weiter in die Romanik und die darauffolgende
Gotik. Die Romanik ist der auf die karolingische Kunst folgende Stil des Mittelalters und liegt etwa
zwischen 950 und 1200. Er ist der erste monumentale Baustil nach der Antike. Der Name Romanik ist
natürlich von „römisch“ abgeleitet, sie benutzt auch römische Formensprache, wie Pfeiler, Säule,
Rundbogen und später Gewölbe, ist jedoch irreführend, da die Romanik ihre Impulse hauptsächlich
von Frankreich und Deutschland bekommt und nach der Zeit Karls des Großen sogar der
Benediktiner Klosterkirche Maria Laach ab 1093
programmatische Rückbezug der Antike abgebrochen wurde. Dies steigerte sich bis zur
Hochromanik.
In der Romanik wurde der architektonische Entwurf
systematisiert und der Baukörper wurde durch
Raumeinheiten (Jochen) durchgestaltet. Dies sind prägende
Merkmale der Architektur des Abendlandes und zu sehen in
der Benediktiner Klosterkirche Maria Laach (ab 1093)
zwischen Wien und Linz.
Der wichtigste Bautypus der Romanik war die Kirche.
In Italien finden wir die Kirche S. Miniato al Monte (1100 –
1200) in Florenz, hier wurde der Typus der frühchristlichen
Basilika übernommen. Sie ist dreischiffig mit einer Apsis.
In Deutschland entwickelte sich eine modulare Grundrisssystematik, zu erkennen in St. Michael
(1010 – 1033) in Hildesheim. Das Quadrat der ausgeschiedenen Vierung wurde zum Flächenmodul
St. Michael, Hildesheim 1010 ‐ 1033
und diente das Durchgestalten des gesamten Baukörpers.
Diese Maßeinheit wurde auf den Außenbau übertragen
und die Vierungstürme betonten diese Maßeinheit
zusätzlich. Diese Systematik nennt man auch „quadratische
Systematik“ oder „gebundenes System“.
Auch die Gliederung der Seitenschiffe erfolgte durch das
Vierungsmodul. (Siehe Dom, Worms 1160)
Ein tolles Beispiel romanischer Baukunst ist der Speyer
Dom (1.Bauphase 1024 – 1056 2.Bauphase ab 1082). Es ist
einer Pfeilerbasilika mit Querhaus und Apsis, bei der wir
erstmals eine durchgehende Vertikalgliederung der Wand sehen. Eine neue Auffassung von Wand
entsteht durch eine plastisch gestaltete Mauer Masse durch Pfeiler‐ Bogensystem und einer
Gliederung durch vorgesetzte Reliefschichten. Auch in der Gestaltung der des Außenbaus sind
Quadratische Systematik, Dom Worms 1160
Erneuerungen zu finden. Wir haben horizontale und vertikale
Gliederungselemente, wie Pilaster, Rundbogenfriese und Gesimse. Durch
Zwerggalerien, die begehbar und nicht begehbar sein können, wird die
Wand aufgebrochen und bei der begehbaren Variante entsteht ein
zweischaliger Eindruck der Mauer. Die Zwerggalerie ist ein Zierelement
der Romanik. Im schiefen Turm von
Pisa (1062) haben wir ein Beispiel für
gestapelte Zwerggalerien. Hier
haben wir schon eine
fortgeschrittene, weiterentwickelte
Form dieses Zierelementes.
Speyer Dom ab 1024
Um die folgende Gotik besser
verstehen zu können, müssen wir uns verschiedene
Gewölbeformen näher anschauen. Die Tonne ist die technisch
einfachste Form des Gewölbes. Ihr Nachteil ist die Belastung der
gesamten Länge der Seitenwände.
Wenn man zwei Tonnengewölbe mit gleicher Scheitelhöhe
durchkreuzt entsteht das Kreuzgrat oder Kreuztonnengewölbe.
Das erste monumentale Kreuzgratgewölbe ist im Speyer Dom
(1080).
Die dritte Form des Gewölbes ist das Kreuzrippengewölbe und
wieder eine Weiterführung des Vorherigen. Die zusätzlichen
Rippen dienen als tragendes Gerüst. Dies ist die innovativste Gewölbeform und wird Leitmotiv der
Gotik.
Mit der Romanik verlieren wir also die regelmäßigen Säulenreihen, die ungegliederte Hochschiffwand
und den offenen Dachstuhl und gewinnen die Gliederung des Kirchenraums mittels „quadratischem
Schematismus“, vertikale Wandgliederung durch Stützenwechsel (Stützenwechsel durch Pfeiler und
Säulen) und Entwicklung zur zweischaligen Wand.
Der auf die Romanik folgende Stil ist die Gotik und entstand ab 1140 in Nordfrankreich. Die gotische
Sakralarchitektur ist tragwerkstechinsch eine Skelett‐Architektur und basiert auf Kreuzrippengewölbe
und Spitzbogen. Es entwickelt sich ein total neues, selbständiges Architektursystem.
Durch die Spitzbögen entwickelten sich die quadratischen zu rechteckigen Joche. Der Kirchenbau
erfuhr eine enorme Höhenentwicklung und eine drastische Reduktion der Wand zum Skelettsystem,
das sich durch Strebepfeiler und Strebebögen stützt.
Die bedeutendste gotische Kathedrale Frankreichs befindet sich
in Reims (ab 1211) in der Nähe von Paris. Ebenfalls nahe Paris
Kathedrale von Reims ab 1211
findet sich die Benediktiner Klosterkirche St. Denise. Sie wurde
schon im 7 Jahrhundert errichtet, ihre Fassade erfuhr eine
Erneuerung ab 1137. Mit der Zeit wurde St. Denise eine
mysteriös bunte Mischung aus romanischer und gotischer
Baukunst. Ihr architektonisches Konzept mit Kapellenkranz und
Erdgeschossarkaden und ihrem dreigeschossigen Aufriss, wurde
zum Muster für gotische Kathedralen der Umgebung. An diesem
Bauwerk lässt sich auch beobachten wir der Mensch dem Licht
immer mehr Bedeutung
St. Denise Fassadenerneuerung 1137 , Bau im 7. Jh
beigemessen hat. Die theologische
Vorstellung des Kirchengebäudes
als himmlisches Jerusalem trug wahrscheinlich maßgebend zu dieser
gesteigerten Bedeutung bei.
Ein Wiener Exemplar der Gotik finden wir zum Beispiel im Stephansdom
und eines der Neugotik in der Votivkirche (1856‐1879) von Heinrich von
Ferstel.
Nördlich der Alpen dauerte die Gotik bis ins 16. Oder sogar ins 17.
Jahrhundert an.
In Florenz aber begann ein kultureller und künstlerischer Neuansatz ab
1420, verbreitete sich bald in ganz Italien und strahlte von hier aus nach
Norden. Die Renaissance ist geboren.
Wir können auch das Jahr 1429 als Beginn der Renaissance betrachten,
das Jahr in dem der Bau der Alten Sakristei von Filippo Brunelleschi in
Florenz begann, auch genannt die Basilika di San Lorenzo.
Der Name „Renaissance“ lässt sich
durch die Idee der rinascita erklären. Der Wiedergeburt der Antike im
Sinne einer Neuinterpretation aus dem Verständnis des 15. Und 16.
Jahrhundert in der Architektur.
Basilika di San Lorenzo 1429
Man wendet sich wieder ab von dem Spitzbogen, dem
Kreuzrippengewölbe, dem Strebe‐ und Maßwerk sowie dem
Vertikalismus. Antike Säulenordnungen, Arkaden, anthropomorphe,
also vom menschlichen Körper ausgehende, Proportionen und
klassische Ornamente rückten in den Fokus der Architekten und
Bauherren.
Auch in anderen Kunstgattungen geht die rinascita einher mit dem
neuen Bewusstsein des Renaissancemenschen. So auch in der
Bildhauerei. Michelangelo schuf den David (1501‐1504), ein
freistehendes, eigenständiges, idealisiertes Individuum. Er hat eine
Monumentale Höhe von 5,17 m und wiegt 6 Tonnen. Sein Material,
Carrara Marmor.
Durch den Tod des schon angesprochenen Kaisers Friedrich 2. Entstand ein Machvakuum in Italien
um 1250 und 1449, als der Neapelfeldzug des französischen Königs um die Vorherrschaft in Italien
begann.
In dieser Zeit entwickelten sich Städte wie Florenz, Rom, Neapel, Venedig, Genua und Mailand zu
Stadtstaaten mit einer nicht mehr klerikalen, sondern bürgerlich geprägten Kultur.
Der Palazzo Verochio (ab 1300) war Mittelpunkt der Macht, diente damals als Parlament und heute
als Rathaus.
Ein Meisterwerk der Renaissance Architektur finden wir
im Findelhaus (ab 1419) von Brunelleschi. Gleich sieht
Findelhaus 1419
man, dass nun auch Geld für profane Architektur da
war. Es wurde von reichen Seidenwebern für
verstoßene Kinder gestiftet. Mit diesem Bau schuf
Brunelleschi einen radikalen Bruch mit den Traditionen
der Gotik. Der Bau strebt in die Breite und nicht in die
Höhe. Wir sehen eine rhythmische Abfolge von
Rundbögen und keine unruhige Abfolge von Spitzbögen.
Er nutzte mit korinthischen Säulen mit Kanneluren den Antiken Formenkanon. Dieses Gebäude und
die Basilika di San Lorenzo läuten eine neu Epoche ein.
Es herrschte auch eine akademische rinascita. Man orientierte sich am
Ideal der Antike. Individualität, Bildung, Ratio, und Kunst bekamen neu
Studien Leonardo da Vinicis
Anstöße. Die Universität, Akademie und Bibliothek bekam neue
Bedeutung. Durch ein selbstbewusstes Bürgertum wurde der Klerus
verdrängt und an seine Stelle rückte gesteigertes Interesse an der
irdischen, gegenwärtigen Welt.
Albrecht Dürers Rasenstück (1503) oder Leonardos anatomische Studien
des menschlichen Körpers (1510) oder Michelangelos Akt‐Studien zeigen
den Willen der Erforschung der Natur.
Dem Wissensdurst der damaligen Künstler, Gelehrten und Architekten
haben wir einige Errungenschaften in dieser Zeit zu verdanken. So zum
Beispiel die Entdeckung der Perspektive und die Perfektionierung durch andere Künstler.
Brunelleschi malte 1425 das erste zentralperspektivische Bild als Ergebnis eines Experiments am
Florentiner Baptisterium. Nun konnte man die Welt illusionistisch Wiedergeben und Architektur
dreidimensional darstellen. So tat es Massachio im Trinitätsfresko.
Das erste zentralperspektivische Gemälde, das auf den Betrachter
bezogen ist.
Dies hatte weitreichende Folgen für Malerei und Architektur.
Palazzo Davanzati 14. Jh.
Seit dem frühen Mittelalter gab es für die Florentiner
Finanzaristokratie zwei vorherrschende Wohnbautypen. Den
Saalgeschosshaus und die sogenannten Geschlechtertürme. Im
frühen Mittelalter versuchten sich die Patrizierfamilien sich in der
Höhe ihrer Geschlechtertürme zu übertreffen, obwohl ein luxuriöses
Leben in diesen nicht möglich war. Damals hatte zum Beispiel San
Gimignano 72 Geschlechtertürme mit bis zu 54 m Höhe. Heute
stehen dort nur noch 15. Ursprünglich dienten sie zur Verteidigung
der eigentlichen Wohnanlage. Doch es galt, je höher der Turm, umso
höher das Ansehen. Seit dem 13. Jahrhundert wurde der
Saalgeschossbau von dem Palazzo abgelöst. Die neuen Stadtpaläste beherbergten Wohn‐ und
Geschäftshaus in architektonischer Trennung beider Bereiche.
Wunderschön ist der Palazzo Davanzati (14.Jahrhundert), der ein bürgerliches Gebäude zeigt und den
Übergang von dem Turmhaus im Mittelalter zum Renaissancegebäude markiert.
Auch dieser Bautypus sollte sich in den folgenden Jahren weiterentwickelt. So sieht man am Palazzo
Medici (1444) von Michelozzo geplant und noch von Cosimo de Medici in Florenz in Auftrag gegeben,
wie man neue künstlerische Ziele erreichen wollte. Eine wuchtige Monumentalität, klare,
harmonische Ordnung und eine strenge Symmetrie waren Merkmale dieser Neudefinition.
Leon Batista Alberti führte diesen Bautypus auf die Spitze. Mit
dem Palazzo Rucellai (1455) schuf er ein Gebäude, das
richtungsweisend für folgende Palastbauten bis ins 19. Und
frühe 20. Jahrhundert waren. Neu war sein Umgang mit der
Fassade, die vertikale Gliederung in Kombination mit Rustika.
Palazzo Rucellai 1455
Viele Beispiele für die Übernahme dieses Stils finden wir auf
der Wiener Ringstraße oder auch im Palais Leuchtenberg
(1817), dem ersten Gebäude der Ludwigstraße in München.
Es wurde im zweiten Weltkrieg zerstört und in
Stahlbetonbauweise wieder aufgebaut. Nur die Außenhülle
ist originalgetreu geblieben. Dieses Gebäude wurde von Leo
von Klenze geplant.
Auch in der Sakralarchitektur der Frührenaissance sehen wir
neue Lösungen und Formen. Ein revolutionäres Gebäude
schuf wieder Leon Battista Alberti ab 1470 mit der Kirche in
Mantua, der Sant Andrea. Mantua liegt 50 km südlich vom
Gardasee. Hier sehen wir einen neuen Grundrisstyp, das lateinische Kreuz. Das Langhaus besteht aus
einem tonnengewölbten Saal, die ihre enormen Kräfte auf die massiven Außenwände lenkte und in
ihr Platz für Funktionsräume schuf und gleichzeitig das Langhaus
gliederten. Hier sehen wir auch ein Rückbezug auf die Konstantins
Basilika mit ihrem Langhaus. Auch sehen wir erstmals Formen der
antiken Tempelfront an christlichen Kirchen.
Besonders ist auch, dass sich diese Kirche zum gängigen Typus der
barocken Architektur weiterentwickeln wird. Die neue Fassade Sant Andrea, Mantua, Alberti 1470
übernimmt den Rhythmus der Langhauswand. Das typologische Konzept
liegt in der Tempelfront, die von einem eintorigen Triumphbogen
durchdrungen ist. Dies alles wird prägend sein für den weiteren
Kirchenbau.
Um 1500 kommen wir in die Hochrenaissance vor allem durch Werke
Leonardo da Vincis (1452 – 1519), Michelangelos (1475 – 1564) und
Raffael (1483 – 1520). Der Künstlerstatus erfuhr einen Wandel.
Abgesehen davon, dass die Künstler bereits zu ihren Lebzeiten ein hohes
Ansehen genossen, schrieb Alberti die künstlerische Tätigkeit eher den
Geisteswissenschaften zu. Es war ziel eine Lösung zu finden und somit
war es eine Geistesarbeit.
Der kulturgeschichtliche und politische Werdegang in der
Hochrenaissance war geprägt von der religiösen Erneuerungsbewegung
ausgelöst durch Martin Luthers Thesenanschlag (1517). Es folgt eine
Spaltung der abendländischen Kirche, die neue Haltung nennt sich Protestantismus.
In der Kunstgeschichte nimmt der Sakralbau höchsten Rang ein. Vorherrschend ist nun der
Zentralbau.
Wir haben schon die Basilika de San Lorenzo (die alte Sakristei) Filippo Brunelleschis angeschaut. Sie
stammt zwar aus dem Jahre 1422 – 28, ist also gut 80 Jahre vor der Hochrenaissance, zeigt aber
erstmals das Programm der neuen Architektur. Der Grundriss basiert auf Kreis und Quadrat, der
Aufriss auf Kubus mit Halbkreiskuppel.
Brunelleschi war wie wir sehen der Zeit voraus und das beweist auch die kleine schöne Pazzi Kapelle
(ab1429). Auch hier sehen wir die Tempelfront mit
durchdrungenem Triumphbogen, eine gleichmäßige
Pazzi Kapelle ab 1429
Arkadenfolge mit korinthischen Säulen. Der Grundriss zeigt
mit dem griechischen Kreuz wieder einen Zentralbau.
Leon Battista Alberti veröffentlichte 1985 seine zehn Bücher
„De re aedificatoria“ und stellt damit die erste
Architekturtheorie der Neuzeit und beschreibt das Programm
der idealen Renaissancekirche. Die Idealform ist der Kreis, aus
dem sich weiter Formen wie Quadrat, Sechseck, Achteck
ableiten.
Leonardo Da Vinci führt die Überlegungen mit Quadrat und Kreis durch seinen vitruvianischen Mann
weiter. Die menschliche Figur wird mit Grundformen, dem Kreis und Quadrat, in Übereinstimmung
Tempieto Sant Pietro um 1500 Bramante
gebracht. Der Mensch und seine Proportionen rücken in den Mittelpunkt der Welt.
Auch in Rom war der Sakralbau bedeutend und hier finden wir den
Gründungsbau der Hochrenaissance, die Tempietto Sant Pietro in
Montorio von Donato Bramante (um 1500). Sie ist von dem her ein
Musterbeispiel der Hochrenaissance, da die Gesamtform aus dem Kreis
entwickelt wurde. Zeitgenossen erachteten Bramantes Tempietto als
Ideal einer neuen, auf die Antike sich beziehenden Architektur.
Ein weiteres Projekt Bramantes sollte der Neubau Alt‐St. Peters werden.
1506 wurde die alte konstantinische Petersbasilika abgerissen. Der
Grundrissentwurf Bramantes wurde aufgrund seines Todes (1514) nicht
realisiert und Michelangelo wurde leitender Architekt. Er bewahrte
Bramantes Idee. Er straffte den Grundriss und konzentrierte sich so auf
den Hauptraum.
Neben der Reform von Palast‐ und Sakralbauten in der Renaissance bekam auch eine dritte
Bauaufgabe eine neue Blüte. Der Villenbau wurde eingeleitet durch Andrea Palladio (1508 – 1580).
Im Mittelalter bevorzugte der Mensch die durch eine Mauer geschützte Stadt. Auch hier entdecken
wir einen Rückbezug auf die Antike. Die „Villa“ wird wieder als geeigneter Ort für die Findung von
Harmonie und Seelenfrieden erachtet. Es gibt sehr viele Beispiele für Palladio Villen. Eine seiner
frühesten ist die Villa Quagilia in Paese zwischen Venedig
Villa Rotonda 1566
und dem Gardasee, wo sich auch die Villa Rotonda (1566) in
Vicenza befindet.
Er entwickelte einen neuen Bautypus mit prägnantem
Vokabular, das sich vielfältig variieren ließ.
Zu diesem Vokabular gehörte die Sockelung, das
Heraufheben des Gebäudes, der Dreiecksgiebel auf
Säulenportikus oder einfach gesagt die Tempelfront, die
nebenbei erstmals auf Profanarchitektur übertragen wurde, und die durch die Sockelung
erforderliche Treppenrampe.
Das Auge, das auf den Wänden der Renaissance still geruht hat, empfängt in der kommenden Zeit
komplizierte Aufgaben, wird in Kraftbahnen gelenkt, muss Kurven Folgen, die mehrfach ihre
Richtungen wechseln.
Wir begeben uns in den Barock, der nicht mehr den klaren strengen
Ottobeuren Klosterkirche 1737 ‐ 1766
Regeln der Vitruv folgt, sondern den überraschenden Effekt, die frei
spielende Phantasie sucht. Die Ruhe der Renaissance wird durch
aufbrausende Bewegung ersetzt.
Begeben wir uns nach Ottobeuren bei Kempten, eine barocke
Klosterkirche Johann Michael Fischers (1737 – 1766).
Doch wie kam es dazu? In Rom in der zweiten Hälfte des 16.
Jahrhundert, erlangten die Päpste international bedeutsame politische
Einflüsse. Außerdem war Rom Zentrum der Gegenreformation mit
Gründung des Jesuitenordens (1538) und durch das Konzil von Trient
sollte eine Erneuerung der katholischen Kirche eingeleitet werden.
Veränderung und Erneuerung lässt sich durch die politischen Mächte am
besten durch die Architektur ausdrücken. Somit können wir in Rom die
barocke Veränderung schon früher wahrnehmen als in anderen Teilen Italiens.
Unter Papst Sixtus 5. erlebte Rom eine urbanistische Neuorganisation. Es wurden monumentale
Straßenzüge angelegt und Platzanlagen. Dies alles war Folge
eines erstarkten römischen Papsttums, das sich vor allem
Grundrissentwurf Michelangelo Petersdom
durch Repräsentanz, Propaganda und Machdemonstration
ausdrückte.
Die Anfänge der Barockarchitektur in Rom finden wir im
Projekt St. Peter oder in Il Gesu, der Mutterkirche des
Jesuitenordens (1568).
Zwei herausragende römische Architekten dieser Zeit waren
Gian Lorenzo Bernini (1589‐1680) und Francesco Borromini
(1599 – 1667).
Bernini schuf mit der Kirche Sant Andrea al Quirinale (1658)
ein barocker Querovalbau. Auch die Petersplatz Kolonnaden
(1656 ‐ 1666) zeigen ein monumentales Queroval von Bernini
entworfen.
Der Baukörper der Renaissance war der Vernunft zugänglich.
Der barocke Bau, vor allem der Spätbarocke Kirchenraum
wird irrational. Dies können wir in der Kirche San Carlo alle quattro fontane
(ab 1638) von Borromini erleben. Das Oval, die Ellipse und die Volute waren
Francesco Borromini
vorherrschende Formen des Barock.
Ein weiterer Meilenstein ist der barocke Schlossbau und seine Entwicklung
aus der Burg heraus. Das Schloss ist ein repräsentativer Wohn‐ und
Verwaltungsbau des Adels. Dazu gehören Fürsten, Kaiser und Könige. Man
kann sogar behaupten, der Schlossbau wäre die erstrangige Bauaufgabe im
Barockzeitalter und zeigt in ihrem architektonischen Ausdruck den
vorherrschenden Absolutismus.
Die Burg ging dem Schloss voran und war im Gegensatz dazu ein wehrhaft befestigter Wohnsitz im
Mittelalter. Die Burg war also Wohn‐ und Wehrbau in einem. Bei der Burg gab es kein kanonisches
Konzept. Man darf das auch nicht als abwertend betrachten, da die Burg trotzdem ihren
romantischen Scharm hat, der oft auch durch seine Lage
verstärkt wird. Zum Beispiel bei der Marksburg (um1400) ist
Marksburg um 1400
eher ein Konglomerat von Funktionsgebäuden als eine
architektonische Einheit zu erkennen.
Eine besser entwickelte Militärtechnik, sowie eine
Wandlung der Staatsform sorgten für eine Trennung von
Wohn‐ und Wehranlage.
Eines der bekanntest Schlossanlagen ist das Schloss
Versailles bei Paris, das unter Ludwig 14. Ab 1669 gebaut
wurde. Symmetrie, Zentralität und Axialität sind Merkmale
dieses Bautypus und in der Burg kaum zu finden.
Um Frankreichs Rolle als Führer der Entwicklung des Schlossbaus zu verstehen, muss man den
politischen Hintergrund verstehen.
feierte große außenpolitische Erfolge unter anderem mit der Eroberung Mailands. Seine
überkonfessionelle Bündnispolitik führte zu einer inneren Spaltung Frankreichs in eine katholische
Partei unter Franz 1, die Anschluss
an Spanien suchten und die
Hugenotten, die ein Bündnis mit
England anstrebten. Franz 1 gilt als
Begründer des französischen
Absolutismus, indem er die Macht
in Paris zentralisierte. Der Beginn
des Absolutismus (1598 – 1789) war
jedoch erst mit Heinrich 4.
Kirchenpolitisch schloss er im Jahre
1516 das Konkordat von Bologna mit dem Papst, wodurch die französische Krone fast unbegrenzte
Kontrolle über die eigene Kirche bekam und somit eine abhängige Staatskirche etabliert wurde. Bei
der Reformation bekämpfte er die Protestanten im eigenen Land. Seine Außenpolitik war an erster
Stelle, wie die seiner Vorgänger, gegen die Habsburger gerichtet.
Den Höhepunkt der französischen Vormachstellung haben wir unter der Regentschaft des
Sonnenkönigs Ludwig 14 (1643 – 1715, reg. Ab 1661). Unter diesem erfuhr Frankreich eine kulturelle
Blüte. Es folgten Akademiegründungen
und Frankreich wird vobildgebend für ganz
Europa. Die Hofhaltung Ludwig 14 wird
Schloss Schönbrunn 1721
Vorbild für die höfisch‐aristokratische
Gesellschaft.
Kurz haben wir schon das Schloss
Versailles (1668) angesprochen, das von
dem Architekten Pierre Patel entworfen
wurde und das Muster für zahlreiche
Schlossbauten in Europa wurde.
Die Selbstdarstellung Ludwig 14, der sagte
„der Staat bin ich“, als symbolische und
reale Verkörperung des Staates war im
engen Paris nicht möglich und so versetze er den königlichen Hauptwohnsitz, der zuvor im
Königspalast, dem Louvre war, nach Versailles.
Die Stilübernahme finden wir im Schloss Schönbrunn (1721) von Johann Fischer von Erlach oder auch
dem Belvedere von Lucas Hildebrandt in Wien.
Das Schloss Versailles, die Ostfassade des Louvre oder auch der Invalidendom in Paris werden zum
klassizistischen Barock gezählt. Es ist barocke Architektur, die sich eher schwer und streng
hervorhebt. Es ist nicht die heiter bewegte Form und hat Ausdrucksmittel, die eher auf die
Renaissance zurückgehen und den Klassizismus gut 100 Jahre vorwegnehmen.
Der Nachfolgende Stil geht auch von dem französischen Hof, ab 1720, aus.
Das Rokoko ist ein Inbegriff für verfeinerten Lebensstil opulenten Festen und
Rocaille über Fenster
Liebesabenteuern. In der Architektur zeichnet er sich durch einen opulenten
Dekorationsstil aus, der von dem Leitmotiv, der Rocaille, beherrscht wird.
Eine Rocaille ist das Fachwort für ein muschelförmiges Ornament, das vor
allem am Übergang zwischen Wand und Decke zu finden ist. Ein tolles
Beispiel ist das Jagd‐ und Gartenschloss, die Amalienburg (1734 – 1739), des
Nymphenburger Schlosses von Francois Cuvillies.
Rokoko‐Kritik seit Mitte des 18 Jahrhundert führte zu einer radikalen
künstlerischen Gegenbewegung, dem Klassizismus. Im Klassizismus beginnt
eine Neubewertung der Antike in Kunst und Architektur.