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Inhalt:
1. Literarische Gattungen
Epik, Drama, Lyrik
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1. Literarische Gattungen: Epik, Dramatik, Lyrik
Kennzeichen:
Erzähler:
Fiktive Erzählfigur (nicht zu verwechseln mit dem Autor)
Erzählfigur von Autor geschaffen, soll Vermittler zwischen Autor und Geschehen sein
Standpunkt und Wertungen
Entweder aus großer Distanz, eingeschränktem Blickwinkel, oder aus großer Nähe
Erzählformen/ Erzählverhalten:
Ich- Erzähler – erzählt als Figur der Handlung, was er denkt/fühlt (auktorial oder personal)
Er/Sie- Erzähler – handelnde und erzählende Figur nicht identisch (auktorial, personal oder
neutral)
Allwissender (auktorialer) Erzähler, der Standort außerhalb des Geschehens
einnimmt und in Erzählvorgang eingreift; Mittel: Erzählereinmischungen;
Kommentare, Einblicke in das Innere einer Figur, in Vergangenheit und Zukunft
Personaler Erzähler: Geschehen aus der Sicht einer der Figuren der Handlung
dargestellt; innere Wahrnehmung wird erweitert; Mittel: Innere Monologe;
Personenreden als direkte Figurenreden
Neutraler Erzähler: neutrale Wiedergabe des Geschehens ohne Bindung an eine
Person
Erzählerstandpunkt:
Gemeint ist die wertende Einstellung des Erzählers zu seinen Figuren (Zustimmung, Ablehnung,
Kritik, Mitgefühl)
Figurenkonstellation:
Beziehung der Figuren untereinander
Zeit
Zeitdeckung: erzählte Zeit (Zeitraum über den erzählt wird) und Erzählzeit (Lesezeit eines
Textes sind fast identisch
Zeitdehnung: Erzählzeit ist länger als erzählte Zeit
Zeitraffung: Erzählzeit ist kürzer als Erzählte Zeit
Zeitstruktur/ Bauform
Handlung wird in chronologischer Abfolge erzählt
Reihenfolge der Handlung wird umgestellt
Handlung wird unterbrochen; evtl. mehrere Handlungsstränge nebeneinander
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1.2 Dramatische Texte
Figuren
Vom Autor geschaffene Personen: diese sind im Drama auf sprachliche und spielerische
Ausgestaltung durch einen Schauspieler mithilfe von Kostümierung, Mimik, Gestik angelegt
Figurenkonstellation
Beziehung zwischen einzelnen Figuren
Dialog
Bewirkt im Drama den Handlungsfortschritt; die Personen werden charakterisiert, Personen
handeln sprachlich
Gesprächssituationen
Beziehungen zwischen den Redenden (aktiv/passiv, gelungene/ misslungene
Kommunikation)
Beweggründe der Redenden
Redestil und sprachliche Eigenart (Dialekt, Alltagssprache, gehobener Sprachstil)
Einstellung der Gesprächspartner
Monolog
Selbstgespräch, in dem die Figur persönliche Einstellungen/ Gefühle und Beziehungen zu
anderen Personen preisgibt
Handlung
Dramenhandlung wird in größere Abschnitte (Akt/Aufzug) oder kleinere (Auftritt, Szene, Bild)
gegliedert. Der klassische Aufbau eines Dramas im Sinne einer idealtypischen Verlaufsform geht
zurück auf die antike Poetik des Aristoteles, die das Verhältnis von Dichtung und Wirklichkeit
thematisierte.
Das klassische Drama Drama der geschlossenen Form; Einhaltung der Handlung, der Zeit
und des Ortes, sowie das Prinzip der durchgängigen Kausalität
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Das Drama der offenen Form:
Das moderne, offene Drama folgt nicht mehr diesem Aufbau, es gliedert sich in einzelne Bilder.
Oft hat es einen Prolog (Vorspiel) und einen Epilog (Nachspiel). Die wichtigste Variante
entwickelte seit Ende der 1920er Jahre Bertolt Brecht mit seinem epischen Theater Darbietung
des Geschehens, wie sie der Erzähler in der epischen Gattung verwendet. Dem Publikum sollte
die Illusion genommen werden, dass es – unbemerkt von den Schauspielern auf der Bühne ein
unmittelbares Geschehen auf der Bühne miterleben.
Verfremdungseffekt
Prinzip der Historisierung: Handlung, an der gegenwärtige und vertraute gesellschaftliche
Verhältnisse gezeigt werden sollen, wird in andere historische und/oder geografische
Räume verlegt
Dialektisches Prinzip: Das Publikum stößt immer wieder auf Widersprüche:
a) Im Aufbau der Handlung, indem Szenen mit gegensätzlichen Aussagen einander folgen;
b) Im Verhalten der Figuren, deren Sagen und Handeln nicht übereinstimmen oder die als
gespaltene Persönlichkeit dargestellt werden
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Prinzip der Demonstration und Desillusionierung
a) Darsteller identifizieren sich nicht mit ihren Rollen, sondern treten aus diesen Rollen
heraus, indem sie sich plötzlich an das Publikum wenden. Sie treten vor um einen Text,
z.B. ein Lied vorzutragen, der die Handlung kommentiert, oder sie legen erst auf der Bühne
ihre Kostüme an. Sie sind nicht die darzustellende Figur, gehen also nicht völlig in ihr auf,
sondern zeigen sie nur
b) Bühnenbild bietet keinen vermeintlichen realen Schauplatz, sondern durch Tafeln,
Projektionen und andere Mittel der Bühnentechnik werden zusätzliche Informationen zur
Handlung, sowie Kommentare abgegeben
Dramatische Gattungen
Tragödie: dramatisch- dichterische Gestaltung der Tragik. Tragödie ist Hauptgattung des
Dramas; ihr Ursprung liegt in der Antike: der tragische Held muss sich oft zwischen zwei
Wertesystemen entscheiden, thematisiert den beschränkten menschlichen Willen
Komödie: Bühnenstück mit komischem Inhalt; Grundthema: Verspottung menschlicher
Unzulänglichkeit mit den Mitteln des Humors und der Satire. Die Anfänge gehen ebenfalls
auf die Antike zurück; lange Zeit besteht die Ständeklausel, dass nur bürgerliche Figuren
der Lächerlichkeit preisgegeben werden dürfen, beschäftigt sich hauptsächlich mit
gesellschaftlichen Themen, die Raum zur persönlichen Auseinandersetzung bieten
Tragikomödie: Verschmelzen von tragischem und Komischem. Für Dürrenmatt spiegelt
die Tragikomödie die moderne Welterfahrung wider
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1.3 Lyrische Texte
Kennzeichen:
Zeichnet sich vor allem durch Konzentration und Intensität aus
Symbole und sprachliche Bilder (Metapher, Vergleich, Personifikation) Gedicht bedarf in
ganz besonderer Weise der Deutung
Vers
Alle Gedichte haben Verse oder Verszeilen. Besonderheiten:
Zeilenstil: Satz- und Versende stimmen überein (Pause am Satzende)
Enjambement (Zeilensprung): der Satz überspringt das Zeilenende (keine Pause am
Zeilenende)
Strophe
Metrische Einheit von gleich oder ungleich langen Versen; traditionell gebaute Gedichtform mit
Strophen sind z.B.
Das Sonett
Das Lied
Sprachliche Bilder
Sie zeigen besonders die Mehrdeutigkeit poetischer Sprache; auch: Stilistisch- rhetorische
Wirkungsmittel
Vergleich: ein Gesicht wie aus Erz gegossen
Metapher: bildhafte Übertragung
Personifikation: Begriffe, Dinge oder Tiere werden als menschliche Wesen dargestellt, z.B.
die Natur schläft etc.
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Rhythmus und Metrum
Knittelvers: 4-hebiger Jambus mit Endreim (Versmaß wird nicht immer streng eingehalten)
Blankvers: 5-hebiger Jambus ohne Endreim (seit Lessing klassischer deutscher Bühnenvers)
Alexandriner: 6-hebiger Jambus mit Zäsur in der Mitte (häufig im Barock verwendet)
Hexameter: 6-hebiger Daktylus mit Zäsur (vgl. Distichon; antiker Vers, seit der Klassik
wiederverwendet)
Pentameter: 5-hebiger Daktylus mit Zäsur (vgl. Distichon, antiker Vers, seit der Klassik
wiederverwendet)
Distichon: Verspaar, das aus Hexameter und Pentameter besteht (in der Klassik vor allem von
Goethe und Schiller verwendet)
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Gedichtsanalyse:
Fazit: Eine Gedichtanalyse ist also das Zerlegen eines Gedichts in Einzelteile (Strophen, Verse
oder auch Silben). Dabei schreiben wir diesen Elementen eine Funktion zu, die wir aufgrund
unserer Beobachtungen zeigen (Reimschema, Stilmittel, Versmaß). Im Anschluss deuten wir
unsere Erkenntnisse der Analyse und bilden aus ihnen eine Gedichtinterpretation.
Aufbau
Verse und Strophen
Reimschema (Paarreim, Kreuzreim usw.)
Versmaß (Metrum) bestimmen. Gibt es überhaupt ein Versmaß?
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Wie sind die Endsilben im Gedicht? (→ Kadenz)
Sprache
Auffälligkeiten in der Sprache (viele Adjektive, nur Substantive, Vokale etc.)
Wie spricht das lyrische Ich (fröhlich, traurig?)
Welche Stilmittel und Reimformen kommen zum Einsatz?
Satzbau (Hypotaxen, Parataxen?)
Zeitform (Präsens, Präteritum, Futur)
Gedichtinterpretation (→ Gedichtinterpretation)
Was bewirken die Ergebnisse unserer Analyse?
Woran lässt sich das festmachen?
Welche Stimmung und Gefühle werden durch die Sprache hervorgerufen?
In welchem Zusammenhang stehen Inhalt und Funktion
und was bedeuten sie?
Metrum:
Jambus
Den Jambus haben wir im Laufe des Artikel schon ausführlich untersucht. Er besteht
grundsätzlich aus einer unbetonten und betonten Silbe und wird dabei mit x‚x angegeben.
Schauen wir dafür einmal die erste Strophe des Gedichts „Am grauen Strand, am grauen
Meer“ von Theodor Storm.
Am grauen Strand, am grauen Meer
Und seitab liegt die Stadt; Gespenst → unbetontbetont → SenkungHebung → x‚x
Der Nebel drückt die Dächer schwer,
Und durch die Stille braust das Meer
Eintönig um die Stadt.
Trochäus
Der Trochäus ist prinzipiell die Umkehrung des Jambus. Der Trochäus beschreibt folglich,
dass eine betonte Silbe auf eine unbetonte trifft. Ein schönes Beispiel für den Trochäus ist
übrigens das Wort Jambus, da die Silbe jam betont wird, wobei bus unbetont bleibt. (‚xx).
Als Beispiel soll uns ein Vers aus Schillers berühmtem Gedicht An die Freude dienen.
Freude, schöner Götterfunken
Daktylus
Das Versmaß im Daktylus ist nun schon ein wenig schwerer, jedenfalls dann, wenn wir es
bestimmen und erkennen wollen. Der Daktylus wird aus einer betonten und zwei
unbetonten Silben gebildet. Das Schöne hierbei: Das Wort Dak ty lus ist dabei selbst ein
solcher, wenn wir genau hinhören. Darstellen könnten wir den Daktylus also
folgendermaßen: x‘xx
Weiterhin finden wir in unserer deutschen Sprache zahlreiche einzelne Wörter, die in sich
einen Daktylus tragen, wie beispielsweise Ach ter bahn, Au to fahrt oder auch Füll hal ter.
Aber natürlich begegnen uns auch in der Lyrik Beispiele, wo sich die Daktylen über mehrer
Wörter erstrecken. Ein schönes Beispiel finden wir in einem Vers aus „Zum Beginn“ von
Erich Mühsam.
Wollt ihr die Frei heit, so seid kei ne Knech te
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Anapäst
In Bezug auf das Versmaß ist der Anapäst die Umkehrung des Daktylus. Dabei wird der
Versfuß aus zwei unbetonten und einer betonten Silbe gebildet. Und auch
der A na päst beschreibt sich gewissermaßen selbst und kann so dargestellt werden: x x ‚x
Aber auch in unserem Sprachgebrauch finden wir zahlreiche Wörter, die einen
eigenständigen Anapäst bilden. So wie beispielsweise Harmo nie, Sin fo nie oder
auch E le fant und Di rek tion
männliche Kadenz (stumpfe Kadenz): Diese meint, dass ein Vers auf eine betonte Silbe
endet.
weibliche Kadenz: Diese Form meint, dass der Vers auf eine unbetonteSilbe endet.
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Literaturepochen
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Stilmittel Definiton Beispiel
Akkumulation Anhäufung von ähnlichen Begriffen "Wald, Blumen, Wiesen und Heiden"
"Da steh ich nun wie Hannibal vor deiner Tür" als Anspielung auf die
Allusion Anspielung auf etwas bestimmtes
lateinische Redewendung "Hannibal ante portas"
Chiasmus Überkreuzung von Satzgliedern "Die Kunst ist lang, und kurz ist unser Leben.“ - Goethe
Hendiadyoin zwei Begriffe, die das selbe meinen "Grund und Boden", "Hab und Gut", "Saus und Braus"
Oxymoron zwei sich widersprechende Begriffe "schwarze Milch" - Paul Celan, "offenes Geheimnis"
Onomatopoesie Lautmalerei "Peng", "Bumm", "Wuff Wuff", "Es knattert und wummst"
Aussagen mit unauflösbaren "Nicht einmal der Tod ist umsonst, denn der kostet das Leben", "Ich weiß das
Paradoxon
Widersprüchen ich nichts weiß"
Wiederholung eines Wortes oder Satzteils "Kann es sein, dass du heute nicht in der Schule warst? Kann es sein, dass du
Anapher
am Anfang eines Verses heute geschwänzt hast?"
Hyperbel Starke Übertreibung "Mir fallen vor Müdigkeit bald die Augen aus."
Mindestens zwei identische oder ähnliche "Wieso hast du deine Hausaufgaben vergessen? Die anderen können deine
Parallelismus
Satzgefüge Hausaufgaben nicht auch noch machen."
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