Sie sind auf Seite 1von 80

österreichisches kuratorium für

alpine sicherheit

Errichtung, Wartung und Sanierung von


Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Errichtung, Wartung und
Sanierung von Klettersteigen
und drahtseilgesicherten Wegen

Herausgeber

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit


Deutscher Alpenverein
Oesterreichischer Alpenverein
Naturfreunde Österreich

Mit freundlicher Unterstützung durch

Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend


Bundesministerium für Bildung, Unterricht und Kunst
Tiroler Landesregierung, Abteilung Sport
Wir danken für die Unterstützung

Impressum

Eigentümer und Verleger


Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit,
A-6020 Innsbruck, Olympiastraße 10
Telefon 0043 (0)512 / 36 54 51
office@alpinesicherheit.at
www.alpinesicherheit.at

Projektkoordination
Ingo Kroath - Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit

Durchgeführte Versuchsreihen und Messungen


Chris Semmel
Florian Hellberg - DAV-Sicherheitsforschung

Initiative und Projektbegleitung


Christoph Höbenreich - Amt der Tiroler Landesregierung, Abteilung Sport
Michael Larcher - Oesterreichischer Alpenverein
Ernst Riha

Textbeiträge
Chris Semmel
Florian Hellberg
Ernst Riha
Eugen E. Hüsler
Dominik Kocholl

Baufachliche Beratung
Harald Mark
Reinhard Ranner
Martin Berner
Franz Karger
Robert Span
Alexander Riml
Ewald Holzknecht
Walter Wille

Fotos und Grafiken


C. Semmel, F. Hellberg, E. Riha, C. Höbenreich, M. Berner, A. Riml, R. Ranner, R. Span, S. Gatt
Weitere Quellen: Mehr Sicherheit im Bergsport Teil 10; Pit Schubert; Bayrisches Staatsministerium und
DAV-Sicherheitskreis

Herstellung
Satz, Ausarbeitung und Druck: SternDruck, Fügen
Lektorat: Birgit Kluibenschädl

© copyright
2009 - Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit und Deutscher Alpenverein.
Alle Rechte vorbehalten.
Einleitung

Klettersteiggehen boomt. Das zeigen zum einen die Zahl an neu entstehenden Steigen – jährlich
entstehen im Alpenraum geschätzt 30 bis 40 neue Klettersteige und drahtseilgesicherte Wege –,
zum anderen die Unfallstatistik. Im Zeitraum zwischen 2000 und 2007 hat sich die Zahl der Klet-
tersteigunfälle verdoppelt (DAV-Bergunfallstatistik). Ähnliches zeigen die Daten der Unfallstatistik
des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit: Im Jahr 2008 verunfallten knapp 2,5 Mal so
viele Personen auf Klettersteigen wie 2006.

Bislang fehlte eine moderne, auf empirischen Messdaten beruhende Analyse bestehender Kletter-
steigbautechniken ebenso wie eine umfassende Empfehlung und Anleitung für den Bau sicherer
und qualitätsvoller Klettersteige. Um diese Lücke zu füllen, hat das Österreichische Kuratorium
für Alpine Sicherheit, Plattform der alpinen Szene Österreichs, auf Anregung des Amtes der Tiro-
ler Landesregierung, Abteilung Sport und des Österreichischen Alpenvereins, die Sicherheitsfor-
schung des DAV beauftragt, technische Tests zu den wichtigsten sicherheitstechnischen Parame-
tern durchzuführen und die Ergebnisse zu baulichen Empfehlungen zusammenzufassen. In einer
Arbeitsgruppe, bestehend aus Bergführern, Klettersteigbauern und Herstellern von Klettersteigma-
terial, wurden die baulichen Empfehlungen abschließend gemeinsam diskutiert und ausgearbeitet.

Das vorliegende Werk gibt Auftraggebern, Erbauern und Betreibern von Klettersteigen das nötige
Know-how, um Klettersteiggehern maximale Sicherheit und Komfort auf Klettersteigen und draht-
seilgesicherten Wegen bieten zu können. Durch diese Empfehlungen werden Klettersteige (noch)
sicherer und attraktiver. Wir erwarten uns eine deutliche Qualitätssteigerung bei Planung, Bau und
Wartung.

Gleich ob Neubau oder Sanierung, für die Erbauer und Erhalter von Klettersteigen ist beides eine
Herausforderung. Neue Materialien und Techniken, die unterschiedlichen Ansprüche der Auftrag-
geber und Zielgruppen und das rechtliche Rahmenwerk machen daraus eine komplexe Unterneh-
mung. Diese Empfehlung soll eine Route durch die Wand des aktuellen Wissenstandes rund um
den Klettersteigbau sein. Die Sicherheit für die Klettersteiggeher steht dabei im Vordergrund.

Die Alpenvereine stehen dem alpenweiten Trend zur Neuerschließung von Klettersteigen grund-
sätzlich kritisch gegenüber. Die Erschließung der Alpen mit dem Bau von Hütten, Wegen und Klet-
tersteigen wird weitgehend als abgeschlossen betrachtet. Gleichzeitig muss es aber Ziel sein, die
Entwicklung der Klettersteige so mitzugestalten, dass negative Auswirkungen auf Natur und Land-
schaft vermieden werden und die bergsportlichen und sicherheitstechnischen Standards der Alpen-
vereine in die Planung und Umsetzung neuer Klettersteigprojekte einfließen.

In diesem Sinne sind an neue Klettersteige außerhalb raumordnerisch festgelegter Erschließungs-


gebiete sehr hohe Anforderungen an Bedarf, Naturverträglichkeit, Sicherheit und alpinsportliche
Konzeption zu stellen.

Die gegebenen Empfehlungen beschreiben die optimale bauliche Umsetzung aus der Sicht des
DAV, OeAV, Naturfreunde Österreich und des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit.
Bestehende Steige, die in einzelnen Punkten von den gegebenen Empfehlungen abweichen, kön-
nen trotzdem sicher und qualitativ hochwertig sein.

Es ist nicht das Ziel der Empfehlung, bestehende Steige zu kritisieren. Vielmehr soll dieses Werk für
Erbauer und Bauherren in Zukunft eine Referenz, Ratgeber und Hilfestellung sein.

HR Dr. Karl Gabl Prof. Dr. Heinz Röhle


Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit Deutscher Alpenverein

Dr. Christian Wadsack Dr. Karl Frais


Oesterreichischer Alpenverein Naturfreunde Österreich

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich 5
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Inhaltsverzeichnis

Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
1 Planung eines Klettersteiges. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
1.1 Grundlegende Überlegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
1.1.1 Begriffsdefinition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
1.1.2 Hochseilgärten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
1.1.3 Vorgehen beim Bau eines Klettersteiges. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
1.2 Bergsportliche Aspekte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
1.3 Juristische Aspekte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
1.4 Naturschutzfachliche Aspekte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
1.5 Wirtschaftliche Aspekte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
2 Bautechnische Empfehlungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
2.1 Routenführung von Klettersteigen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
2.1.1 Blitzschlagproblematik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
2.2 Lasten am Klettersteig (Definitionen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
2.2.1 Ungünstige Verteilung der Kräfte am Klettersteig. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
2.2.2 Belastungen beim Begehen eines Klettersteiges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
2.2.3 Definition der Lasten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
2.3 Bauweisen und Verankerungssysteme. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
2.4 Verankerungssysteme für Drahtseile. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
2.4.1 Ankerformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
2.4.2 Geeignete Werkstoffe für Anker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
2.4.3 Definition der Anker und Ankerdimensionierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
2.4.4 Einbindetechnik und -tiefe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
2.4.5 Ankerabstände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
2.5 Drahtseile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
2.5.1 Geeignete Seiltypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
2.5.2 Seildimensionierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
2.5.3 Seilbefestigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
2.5.4 Nichttragende Teile in der Sicherungskette. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
2.6 Fortbewegungshilfen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
2.6.1 Grundlegende Empfehlungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
2.6.2 Tritt- und Griffbügel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
2.7 Wartung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
2.7.1 Wartungsinhalte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
2.7.2 Wartungsintervalle. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
2.8 Bauliche Umsetzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
2.9 Herausgeber und Kontakt in Sachen Klettersteig. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
3 Begleitende Maßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
3.1 Sicherheitskonzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
3.2 Markierung und Beschilderung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
3.3 Schwierigkeitsbewertung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
3.3.1 Die Schall-Schwierigkeitsskala. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
3.3.2 Die Hüsler-Schwierigkeitsskala. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
4 Abschließende Bemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
4.1 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68

Obwohl in der vorliegenden Broschüre auf die geschlechtsspezifisch korrekte Anrede zugunsten einer bes-
seren Lesbarkeit verzichtet wurde, wollen wir nicht nur die Leser, sondern auch alle Leserinnen ansprechen.

6 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Planung eines Klettersteiges

1
Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
7
Das Anlegen von Klettersteigen eröffnet einem sehr großen Personenkreis die extremere Berg-
welt. Häufig verfügen diese Personen über wenig alpinistische Ausbildung und Erfahrung. So
haben die heute neu erschlossenen Klettersteige eher einen „Fun-Charakter“, als dass sie Aben-
teuer-Bergfahrten sind. Diesem Umstand ist bei der Neuanlage, aber auch bei der Sanierung
bestehender Anlagen Rechnung zu tragen.

Die zentrale Frage bei der Planung eines Klettersteiges lautet daher:
Ist eine Neuroute sinnvoll?

Langjährige Erfahrungen haben gezeigt, dass solche Anlagen sehr unterschiedlich aufgenommen
werden. Während manche Via Ferrata jeden Sommer mehrere tausend Begehungen verzeichnet,
fristen andere ein Mauerblümchendasein: falsch geplant. Neue Klettersteige stehen zunehmend
in Konkurrenz mit bestehenden Anlagen. Da genügt es nicht mehr, ein paar Drahtseile am Fels
zu verankern. Neue Steige müssen das bestehende Angebot sinnvoll ergänzen, sie müssen eine
echte Attraktion darstellen. Das ist beispielsweise der Fall, wenn zu einem ortsnahen Sportklet-
tersteig eine alpine Anlage errichtet wird, die ein besonders schönes Landschaftserlebnis bietet.
Umfasst das Klettersteigangebot eines Tales, einer Region mehrere Anlagen, wirkt sich das auf
die Übernachtungsfrequenz positiv aus, die Wertschöpfung im Umfeld steigt.

Der Klettersteig-Boom darf nicht den Blick auf einen besonders wichtigen Aspekt verstellen: den
Naturschutz. Die Bergwelt der Alpen ist mit einem breiten Infrastrukturnetz durchzogen, so dass
ihre Erschließung als weitgehend abgeschlossen betrachtet werden kann. Für den Neubau von
Klettersteiganlagen hat dies zur Konsequenz, dass jeder Eingriff in diesen empfindlichen Natur-
raum wohlüberlegt stattfinden sollte. Die nachhaltige Entwicklung der Region steht im Vorder-
grund. Dies stellt allgemein sehr hohe Anforderungen an den Bedarf, die Naturverträglichkeit, die
Sicherheit und die alpinsportliche Konzeption.

Für DAV, OeAV und Naturfreunde ist ein Klettersteig-Neubau oder die Beteiligung an einer sol-
chen Maßnahme nur in eingehend begründeten Ausnahme-Einzelfällen, bei Einhaltung und Er-
füllung aller im Folgenden genannten Anforderungen und Kriterien sowie nach Prüfung und Ent-
scheidung durch den Verbandsrat denkbar. Gleichzeitig wird allen Planern, Antragstellern und
Ausführenden, Entscheidungsträgern und am Genehmigungsverfahren Beteiligten angeraten, ih-
rer Beurteilung von Klettersteig-Neuanlagen die nachfolgenden Empfehlungen der Alpenvereine
(OeAV, DAV) zu Grunde zu legen.

1.1 Grundlegende Überlegungen


Beim Bau eines Klettersteiges fließen die unterschiedlichsten Aspekte und Interessen ein: vor-
handene Infrastruktur, Geländeform, Naturrahmen, Nutzer (z.B. Familien), jahreszeitliche Begeh-
barkeit (ganzjährig, Wintersperre), finanzielle Möglichkeiten. Aus diesen Faktoren ergibt sich das
Profil eines Klettersteig-Projektes. Dabei kann es sich um einen klassisch alpinen Klettersteig
handeln, um einen Sportklettersteig, eine „Fun-Route“ oder einen gesicherten Steig. Der Siche-
rungsaufwand richtet sich nach den morphologischen Gegebenheiten und der angepeilten Ziel-
gruppe (Familien, Einsteiger, erfahrene Klettersteiggeher): aufwändigere Sicherungen ergeben
moderatere Schwierigkeiten. Darüber hinaus gilt das Prinzip:
Mit größerer Zivilisationsferne rücksichtsvollerer Einsatz von Technik.

Mit dem Bau und der Sanierung von Klettersteigen sollen Personen beauftragt werden, die die
Berge und das Klettern, die Schönheit und Gefahren sowie die spezielle Bautechnik kennen. Die-
ses Wissen ist speziell bei Bergführern mit der entsprechenden Erfahrung zu finden. Es ist eine
besondere Herausforderung, die richtige Route für den Klettersteig festzulegen, welche die Gege-
benheiten am Fels und im Gelände nutzt und dabei die Sicherheit der Begeher berücksichtigt.

8 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
1.1.1 Begriffsdefinition
Planung eines Klettersteiges
1
Ein Drahtseil macht noch keinen Klettersteig. Die lange Tradition und der derzeitige Klettersteig-
trend haben, unabhängig von der Schwierigkeitsbewertung einzelner Steige, eine große Vielfalt
unterschiedlicher Formen seilgesicherter Anstiege zur Folge. Die folgende Klassifizierung soll
hier einen Überblick über die verwendeten Begriffe geben. Die Einordnung einzelner Steige in
eine der Kategorien kann im Einzelfall schwierig oder sogar unmöglich sein, da die Übergänge
fließend und auch Mischformen möglich sind.

Drahtseilgesicherte Wege: Darunter versteht man in der Regel Bergwege im An- und Abstieg
oder durch Schluchten, die an gefährlichen Stellen mit Stahlseilen, Tritthilfen, Ketten oder Fixsei-
len Hilfen für den Bergsteiger bieten. Bei drahtseilgesicherten Wegen handelt es sich nicht um
echte Klettersteige, sondern um Wege bzw. alpine Routen, die an den schwierigsten Stellen gesi-
chert sind. In diese Kategorie sind viele Höhenwege und Hüttenübergänge, aber auch Gratüber-
schreitungen (teils mit „echten“ Kletterpassagen) einzuordnen (Beispiele: Jubiläumsgrat/Wetter-
stein, Steinerne Rinne/Kaisergebirge, Augsburger Höhenweg/Lechtaler Alpen, Alta via Bepi Zac/
Marmolada, Sentiero Costanzi/Brenta).

In Kletterrouten hingegen gibt es in der Regel keine Fixseile. Die Kletterer sichern sich an vor-
handenen oder selbst angebrachten Zwischensicherungen und Standplätzen.

Klettersteige sind mit Stahlseilen und evtl. Griff- und Tritthilfen statisch abgesicherte Routen, auf
denen zur Selbstsicherung ein Klettersteigset als spezielle Ausrüstung verwendet wird. Kletter-
steige können folgende (hier idealtypisch beschriebene) Ausformungen haben:

1. Klassische alpine Klettersteige

Der klassische alpine Klettersteig verläuft in alpinem Gelände, durch Wände oder über Grate,
hat in der Regel einen längeren Zustieg und führt meist auf einen Gipfel. Er nutzt die Struktur
des Geländes, ist also logisch im Verlauf und verzichtet weitgehend auf artistische Elemente wie
Seilbrücken. Schwierige Passagen sind in der Regel durch Leitern, Tritt- und Griffeisen entschärft
(Beispiele: Dolomiten-Klassiker wie Pößnecker, Lipella oder Costantini; Hochthron-Klettersteig/
Berchtesgaden, Innsbrucker Klettersteig/Karwendel, Mittenwalder Höhenweg/Karwendel, Ri-
nesch-Klettersteig/Totes Gebirge, Imster Klettersteig/Lechtaler Alpen).

2. Sportklettersteig

Sportklettersteige haben meist einen kurzen Zustieg und sind in Relation zum Gelände sparsam
(oft nur mit einem Drahtseil) gesichert. Ausdauerkraft (Arme) ist mehr gefragt als Bergerfahrung
oder Kondition. Der Umkehrpunkt kann in der Wand oder an einem beliebigen Ausstiegspunkt
sein: hier ist der „Weg“ das Ziel (Beispiele: Kaiser-Max-Steig/Karwendel, Via Kapf-Kessi/Bregen-
zerwald, Reinhard-Schiestl-Klettersteig/Ötztal, Via Pisetta/Gardaseeberge).

3. Fun-Klettersteig

Fun-Klettersteige haben ihren Ursprung in den französischen Alpen, wo seit 1992 über hundert
dieser Klettersteige errichtet wurden. Sie sind meist in Tal- oder Seilbahnnähe angelegt, haben
einen möglichst spektakulären Verlauf in einer Steilwand, wenig bis keinen Felskontakt, dafür
jede Menge Eisen und allerlei artistische Elemente wie Seilbrücken, Stahlnetze und Seilrutschen.
Bergerfahrung ist nicht notwendig, im Vordergrund steht maximaler Spaß-Faktor. Seit ein paar
Jahren trifft man diese Art von Parcours auch vermehrt in den Ostalpen an (Beispiele: diverse
Schluchtklettersteige wie Postalmklamm/Salzkammergut, Hias/Dachstein, Gorges de la Durance/
Briançonnais, Orrido di Foresto/Valle di Susa).

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich 9
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
1.1.2 Hochseilgärten

Die Abgrenzung zwischen Klettersteigen und Hochseilgärten ist fließend. Klettersteige gibt es
bereits seit mehr als 100 Jahren, lange bevor man Hochseilgärten gebaut hat. Historisch sind
Klettersteige aus versicherten Alpinen Steigen erwachsen. Vor allem im Verlauf des Ersten
Weltkriegs entstanden viele seilversicherte Steige, die teilweise heute noch als Klettersteige
erhalten werden. Im Zuge der bergsportlichen Entwicklung ist das Klettersteiggehen heute
als eigenständige Bergsportdisziplin zu verstehen. Jährlich entstehen neue Klettersteige mit
ganz unterschiedlichen Charakteren. Während es bereits seit 1988 eine Norm für Klettersteig-
bremsen und Klettersteigkarabiner gibt, existiert für den Bau von Klettersteigen bis dato keine
Norm.

Für Hochseilgärten existiert hingegen seit dem Jahr 2008 eine europäische Norm (EN 15567).
Hochseilgärten sind moderne, funorientierte seiltechnische Kletter- und Sicherungsaufbauten,
für die immer ein Betreiber existiert, ähnlich einer Kletterhalle. Sie haben im Gegensatz zu Klet-
tersteigen nicht den Charakter eines Weges, sondern eher den Charakter eines Parcours.

Werden in einen Funklettersteig komplexe seiltechnische Elemente wie z.B. ein „Flying Fox“
oder Seilschwingen integriert, ist die Grenze zum Hochseilgarten fließend, da solche Elemente
in der Regel betrieben und betreut werden müssen. Neben der Betriebssicherheit solcher Ele-
mente sollten hier auch die bautechnischen Anforderungen berücksichtigt werden.

Aus bersportlicher Sicht sollte bereits bei der Planung geklärt werden, ob solche komplexen
seiltechnischen Elemente in einem Klettersteig organisatorisch und sicherheitstechnisch trag-
bar sind. Im Zweifel sollte hier die Norm für Hochseilgärten als Grundlage herangezogen wer-
den.
Einfache Seilbrücken und Seilkonstruktionen zur Überwindung von Schluchten können
hingegen als klassische Wege betrachtet werden. Die unter Punkt 2.2 ff genannten Überlegun-
gen und Grenzwerte sind hier maßgeblich.

1.1.3 Vorgehen beim Bau eines Klettersteiges

Planung

Am Anfang steht die Idee: Eine Gemeinde, ein Tourismusverband, Seilbahnbetreiber, ein alpi-
ner Verein wollen einen Klettersteig. Auf den Grundsatzentscheid folgt die Suche nach einem
geeigneten Felsgelände (kein Schutz- und/oder Klettergebiet, festes Gestein). Gleich anschlie-
ßend sollte die Kommunikation mit den Betroffenen und Interessengruppen eröffnet werden.
Sucht man das Gespräch möglichst früh, ist es leichter, Konflikte zu lösen und Widerstände
ab­zubauen.

Da Klettersteige relativ teuer sind, empfiehlt sich die Suche nach privaten Sponsoren. Dadurch
wird das Projekt breiter abgestützt, was die Chancen einer Realisierung erhöht. In alpinen Re-
gionen besteht auch die Möglichkeit auf Fördergelder zurückzugreifen (z.B. der EU).

Bei jeder Neuprojektierung von Wegen und Steigen ist Konfliktpotential gegeben. Die oben an-
geregten Vorgespräche lassen Bedenken und Einwendungen rechtzeitig erkennen. Gelingt es
nicht, bereits im Planungsprozess Lösungen dafür zu finden, ist ein weiteres Vorgehen kritisch.
Lange währende Streitigkeiten um die Klettersteiganlage – auch mit finanziellen Konsequenzen
– sind vorprogrammiert.

10 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Planung eines Klettersteiges

Die offene Kommunikation im Vorfeld der Errichtung des Klettersteiges ist eine der wichtigsten
1
Voraussetzungen für den Bau und die Akzeptanz des Steiges.

Abstimmung mit Interessengruppen


• Grundeigentümer
- abklären, wer Grundeigentümer im Verlauf des Steiges und seiner Zu- und Abstiege ist
- Erlaubnis zum Bau einholen

• alpine Vereine
- Durch welches Arbeitsgebiet eines alpinen Vereins führt der Steig?
- Die Information über das Projekt sollte nach Möglichkeit auch an die angrenzenden alpi-
nen Vereine gegeben werden.

• lokale Bergführer- und Kletterverbände


- Da Klettersteige häufig im Umkreis von Wänden projektiert werden, durch die Kletterrou-
ten führen, sollte auch mit den lokalen Kletterern Kontakt gesucht werden.
- Die Beeinträchtigung von bestehenden Kletterrouten durch den Steig ist in jedem Fall zu
vermeiden, es sei denn, es kann mit den im Gebiet aktiven Kletterern oder den Erstbe-
gehern eine Übereinkunft erzielt werden.

• Bergrettung
- Die Planung eines Klettersteiges soll mit der Bergrettung/Bergwacht abgestimmt werden.

• Gemeinde / Naturschutz / Tourismusverbände


- In jedem Fall sind die Gemeinde, auf deren Gebiet das Projekt angesiedelt ist, und die
zuständige Behörde (zum Beispiel die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt oder
die Naturschutzbehörde in der Bezirkshauptmannschaft) möglichst frühzeitig in die Pla-
nungen einzubeziehen. Dabei geht es besonders um die naturschutzrechtliche Beurtei-
lung und die Parkplatz- und Zustiegsproblematik.
- Gegebenenfalls ist auch die zuständige Landesregierung bzw. die Bezirkshauptmann-
schaft in die Planung einzubeziehen.

• Forst / Jagd / Almwirtschaft


- Sollte der Steig oder sein Zustieg durch Forst- und Almgebiet verlaufen, sind in jedem
Fall auch die Belange des Forstes und der Almbauern zu berücksichtigen.
- Gleiches gilt für die Anliegen der Jagd.

• andere Nutzer z.B. Seilbahnen, Liftbetreiber

1.2 Bergsportliche Aspekte


Bergsportliche Gesichtspunkte bei der Anlage eines Klettersteiges haben wesentlichen Einfluss
auf die Zielgruppe, die Begehungshäufigkeit und die Sicherheit. Konflikte mit anderen Nutzer-
gruppen, insbesondere mit Sport- und Freikletterern gilt es zu vermeiden.

Zielgruppe

Es gilt festzulegen, welche Zielgruppe durch einen Klettersteig angesprochen werden soll. Dar-
aus ergeben sich unterschiedliche Anforderungen bezüglich Höhe und Homogenität der Schwie-
rigkeit, Art der Installationen, Verlauf oder Länge bzw. Attraktivität des Zieles:

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich 11
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
• leicht, aufwändig gesichert: Einsteiger, Familien
• leicht, eher kurz, kleine Abstände zwischen
Kinder
den künstlichen Tritten bzw. Griffen:
• alpin, sparsam gesichert: Bergsteiger
• talnah, sehr sportlich: gut trainierte Klettersteiggeher

Alpine Gefahren

Alpine Gefahren wie insbesondere Schneedruck, Nässe oder Steinschlag durch vorhergehende
Klettersteiggeher sind zu berücksichtigen und durch geschickte Routenwahl zu vermeiden. Glei-
ches gilt für spezifische Gefahren des Zu- und Abstieges.

Beeinflussung bestehender Kletterrouten

Die Neuanlage eines Klettersteiges darf nicht dazu führen, dass bestehende Kletterrouten zer-
stört oder beeinträchtigt werden. Im Zweifelsfall ist im Zuge der Abstimmung mit den Interessen-
gruppen (siehe 1.1.2) ein Konsens herzustellen und die Bedeutung einer bestehenden Kletter-
route mit der zukünftigen Bedeutung des Klettersteiges abzuwägen.

1.3 Juristische Aspekte


Die Rechtslage erfährt laufend Veränderung. Neue Entscheidungen, Erlässe und Erkenntnisse
beeinflussen die Spruchpraxis. Die nachstehende überblicksartige Darstellung entspricht dem
Stand vom Sommer 2009, ist grundsätzlich gehalten und kann eine Rechtsberatung im Einzelfall
keinesfalls ersetzen.

Eigentumsfragen

Die Errichtung eines Klettersteiges bedarf in aller Regel der schriftlichen Zustimmung des Grund-
eigentümers.

Für Deutschland gilt: Klettersteige sind an sich bauliche Anlagen, die dem Bauordnungsrecht
unterstehen. Das Bauordnungsrecht ist Landesrecht, das in den einzelnen Bundesländern un-
terschiedlich ist. Es empfiehlt sich daher, die Frage der Baugenehmigung vorab mit der jeweils
zuständigen Bauaufsichtsbehörde (meist Landratsamt) zu klären. Sicherheitshalber sollte auch
das Wasserwirtschaftsamt beteiligt werden.

Naturschutzrecht und Genehmigungen

Die naturschutzrechtlichen Vorgaben im jeweiligen Gebiet müssen berücksichtigt werden. Dabei


sind regionale, nationale und internationale Bestimmungen zu beachten.

In Österreich ist, je nach Bundesland, eine „naturschutzrechtliche Bewilligung“ erforderlich. Als


Behörden sind die Bezirkshauptmannschaften bzw. die Magistratsabteilungen (Umweltreferate)
zuständig.

In Tirol ist das Tiroler Naturschutzgesetz 2005 mit den entsprechenden Landesgesetzblättern zu
beachten. Klettersteige unterliegen ausdrücklich der Bewilligungspflicht und werden somit anders
behandelt als alpine Kletterrouten (§ 6 lit e TNSchG).

12 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Planung eines Klettersteiges

In Naturschutzgebieten und in der Nähe von Gewässern sind besondere Auflagen zu beachten.
1
In den einzelnen Bundesländern sind dazu eine Reihe von Erlässen und Verordnungen maßge-
bend. Im Internet sind die Gesetze und Vorschriften im EDV-System „RIS“ (dem Rechtsinforma-
tionssystem der Republik Österreich) abrufbar: http://www.ris.bka.gv.at

In Deutschland sind die jeweiligen Kreisverwaltungsbehörden (Landratsämter) erste Ansprech-


partner. Diese können Auskünfte über die konkrete Situation im jeweiligen Gebiet und die rechtli-
chen Vorgaben geben. Je nach Schutzgebietsstatus und -verordnung so wie der Art des geplan-
ten Klettersteiges können eine naturschutzrechtliche Befreiung und/oder eine öffentlich-rechtliche
Genehmigung notwendig sein.

Haftungsrecht

Der Erschließer/Träger übernimmt durch die Anlage eines Klettersteiges Absicherungspflichten


und muss die ordnungsgemäße Errichtung und regelmäßige Instandhaltung sicherstellen. Zivil-
rechtlich gehaftet wird für ein Verhalten, das ursächlich für das unerwünschte Ergebnis (Scha-
den), sowie rechtswidrig und schuldhaft (persönlich vorwerfbar) ist. Die Haftpflichtversicherung,
wie sie für Sektionen der Alpenvereine und auch für die Naturfreunde Österreichs besteht,
schließt auch Klettersteige mit ein, wodurch etwaige haftungsrechtliche Ansprüche abgedeckt
sind.

Mindestens einmal jährlich (in der Regel bei Saisonbeginn nach der Frost- und Tauperiode) und
bei Hinweisen auf Schäden sind protokollierte Begehungen (Kontrollen) durch fachkundige Per-
sonen durchzuführen. Wenn sicherungstechnische Mängel festgestellt werden, ist der Kletter-
steig sofort durch den Halter zu sperren. Eine Tafel sollte dabei die Mängel und resultierende
Gefahren nachvollziehbar darstellen und der Mangel bzw das Sicherheitsdefizit dennoch sobald
als möglich behoben werden.

Sowohl in Österreich als auch in Deutschland richtet sich die Häufigkeit der Kontrolle nach der Art
des Klettersteiges und des verwendeten Materials. So wird bei einem von einem alpinen Verein
unterhaltenen, nicht beworbenen Bergweg mit einzelnen Sicherungen eine jährliche Kontrolle
ausreichen. Bei modernen, namentlich intensiv beworbenen Klettersteigen mit hoher Begeher-
frequenz reicht eine solche Kontrolle nicht aus. Generelle Zeitintervalle, die für alle Klettersteige
gleichermaßen gelten, lassen sich nicht nennen, da die Verhältnisse bei jedem Steig verschieden
sind. Je öfter es vorkommt, dass Sicherungen auf Grund der örtlichen Verhältnisse beschädigt
werden, desto häufiger muss die Kontrolle sein. Kann eine an sich gebotene Kontrolle nicht
durchgeführt werden oder können gemeldete oder festgestellte Schäden nicht sofort repariert
werden, muss durch Schilder deutlich darauf hingewiesen und der Klettersteig unverzüglich ge-
sperrt werden.

Eigenverantwortlichkeit

Auch wenn von der Planung bis zur Eröffnung alle Anstrengungen unternommen wurden, um den
Klettersteig durch Beschilderung, Markierung und Baumaßnahmen sicher zu machen, bleibt ein
Risiko für den Klettersteiggeher bestehen. Dieser hat sich nicht nur auf die objektiven Gefahren
(z. B. Steinschlag, Wettersturz, Blitzschlag) einzurichten, sondern er hat auch selbst dafür einzu-
stehen, dass er den Schwierigkeiten des Klettersteiges gewachsen ist. Gleichwohl stellen sich im
Falle eines Unfalles straf- und zivilrechtliche Fragen der Haftung und ihre Konsequenzen. Daran
ändert ein Schild „Benützung auf eigene Gefahr“ gar nichts, da es rechtlich völlig wirkungslos ist.
Sofern kein Fremdverschulden vorliegt hat der Klettersteiggeher alle (Schadens-)Folgen eigen-
verantwortlich selbst zu tragen.

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich 13
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Wegehalterhaftung und Klettersteige (Österreich)

Bei einem Klettersteig handelt es sich laut herrschender Meinung um einen Weg im Sinne der
Wegehalterhaftung. Damit kann die Wegehalterhaftung des § 1319a ABGB zur Anwendung ge-
langen, die das Haftungsprivileg aufweist, nur bei bei grober Fahrlässigkeit und Vorsatz für Schä-
den haften zu müssen. Gehaftet wird für den mangelhaften Zustand des Wegs. Ob er mangelhaft
ist, richtet sich danach, was nach der Art des Weges, besonders nach seiner Widmung, für seine
Anlage und Betreuung angemessen und zumutbar ist.

Unter grober Fahrlässigkeit wird auffallende Sorglosigkeit verstanden. Die gebotene Sorgfalt wird
dabei nach den Umständen des Einzelfalles in ungewöhnlichem Maß verletzt und somit ist ein
Schadenseintritt nicht nur möglich, sondern geradezu wahrscheinlich. Es ist im Einzelfall zu be-
urteilen, ob grobe Fahrlässigkeit vorliegt. Das lässt sich nicht allgemein beantworten. Jedenfalls
müssen die Sicherungsmaßnahmen stets zumutbar sein – bei Unzumutbarkeit ist für ihr Fehlen
nicht zu haften.

Selbstverständlich schließt die Wegehalterhaftung den Grundsatz der Eigenverantwortung nicht


aus: Ein Klettersteiggeher kann niemanden verantwortlich machen, wenn er ausrutscht, nicht
mehr weiterkommt (Blockierung), aus Unachtsamkeit oder in Folge von Entkräftung stürzt oder
einen Sicherungsfehler begeht. Im Anwendungsbereich des § 1319a ABGB bleibt für allgemeine
Verkehrssicherungspflichten kein Raum.

Der Geschädigte kann sich auch nicht auf den mangelhaften Zustand des Klettersteiges berufen,
wenn der Schaden bei einer unerlaubten oder widmungswidrigen Benützung entstanden ist und
diese Unerlaubtheit dem Benützer erkennbar war. Zur Sperrung eines Klettersteiges empfehlen
sich deutliche Hinweis- bzw Verbotsschilder. Wenn also jemand einen Klettersteig unerlaubt oder
widmungswidrig benützt (z.B. weil der Klettersteig gesperrt ist), kann dieser bei einer Verletzung
keine Schadenersatzansprüche stellen – er handelt auf eigene Gefahr. Eine Wegwidmung „Nur
für Geübte“ wurde vom OGH als zu unklar eingestuft. Wie soll jemand auf die Schnelle beurteilen,
ob er geübt ist? Eine denkbare Möglichkeit wäre: „Zutritt verboten, außer Sie verfügen über ein
Klettersteigset, einen Klettergurt und einen Helm und haben bereits Klettersteige mit mehreren
Stellen der Schwierigkeit „C“ durchstiegen“. Damit wird der Benutzerkreis, für den der Klettersteig
gewidmet ist, klar abgegrenzt. Das Aufstellen von Warnschildern oder Sperren befreit hingegen
nicht von der Haftung, da eine Sperre nur solange pflichterfüllend wirkt, als eine Ausbesserung/
Absicherung untunlich ist.

Würde für die Benützung eines Klettersteiges ein Entgelt verlangt werden, so liegt keine altruis-
tische Interessenneutralität, sondern eine Interessenverfolgung des Halters vor. Benutzungsver-
träge mit Klettersteiggehern schließen die deliktische Wegehalterhaftung aus. Wer „Maut“ oder
Ähnliches verlangt, findet sich in der schärferen Vertragshaftung wieder – ihre unangenehmen
Begleiterscheinungen sind: Beweislastumkehr, Haftung bereits für leichte Fahrlässigkeit und die
Erfüllungsgehilfenhaftung. Besondere Kommerzialisierung von Klettersteigen mit vordergründi-
gem Umwegrentabilitätsziel bringt Klettersteige in den Bereich der Interessenverfolgung und da-
mit der vertraglichen Haftung. Ein besonderes Haftungsrisiko entsteht, wenn Anpreisungen der
Sicherheit eines Klettersteigs gerechtfertiges Kundenvertrauen weckt. Abgrenzungsprobleme zur
Bauwerkshaftung (§ 1319 ABGB) sind auch für Klettersteige nicht auszuschließen.

Verkehrssicherungspflicht und Klettersteige (Deutschland)

In Deutschland gibt es keine besonderen Vorschriften für die Wegehalterhaftung, sondern es


gelten die allgemeinen Regeln über die Verkehrssicherungspflicht, die von der Rechtsprechung

14 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Planung eines Klettersteiges

entwickelt wurden. Danach hat jeder, der im Verkehr eine Gefahrenquelle schafft oder andauern
1
lässt, alle nach Lage der Dinge erforderlichen und zumutbaren Maßnahmen zu ergreifen, damit
andere nicht zu Schaden kommen.

Bei Klettersteigen wird das Gelände Personen zugänglich gemacht, die es ohne die Sicherungen
und die Steighilfen nie betreten hätten, und damit eine Gefahrenquelle eröffnet. Folglich ist der
Klettersteig so zu errichten und zu unterhalten, dass er den legitimen Erwartungen des Verkehrs
entspricht. Dabei kommt es darauf an, was ein vernünftiger Klettersteiggeher an Sicherheit erwar-
ten darf. Er muss dabei vor allem vor Gefahren geschützt werden, die für einen Benutzer, der mit
der notwendigen Ausrüstung und der gebotenen Vorsicht den Steig begeht, trotz der Anwendung
der erforderlichen Sorgfalt nicht oder nicht rechtzeitig erkennbar sind und auf die er sich daher
nicht oder nicht rechtzeitig einstellen kann (Fallen).

Anders als in Österreich hat der Verantwortliche (Erbauer oder Halter) in Deutschland nicht nur
für grobe Fahrlässigkeit, sondern auch für die leichte (einfache, normale) Fahrlässigkeit einzuste-
hen. Fahrlässig handelt, wer die im Verkehr erforderliche Sorgfalt außer Acht lässt (§ 276 Abs. 2
BGB). Ob dies geschehen ist, ist nach den allgemeinen Sorgfaltsanforderungen zu bestimmen,
die an einen einsichtigen und besonnenen Menschen, namentlich aus dem betreffenden Ver-
kehrskreis (Klettersteigeinrichter, Klettersteighalter) zu stellen sind. Wesentliche Hinweise für die
erforderliche Sorgfalt ergeben sich dabei aus den DIN- und EN-Normen.

Halter

Halter ist derjenige, der die Kosten für die Errichtung oder Erhaltung des Klettersteiges trägt
und die Verfügungsmacht hat, also berechtigt ist, die entsprechenden Maßnahmen zu setzen.
(Grund-)Eigentümer und Halter müssen nicht identisch sein. Wenn also ein Weg bzw. ein Kletter-
steig über fremden Grund führt und der Grundeigentümer dies duldet, haftet dennoch derjenige,
der den Weg angelegt hat. Es kommt öfter vor, dass Grundeigentümer eines Klettersteiges z.B.
eine Agrargemeinschaft oder die Bundes- oder Staatsforste sind. Gebaut wurde der Klettersteig
im Auftrag eines Vereins oder Verbandes. Im Schadensfall haftet nur der Halter, also in diesem
Beispiel der Verein/Verband für den mangelhaften Zustand des Klettersteiges.

Wenn sich mehrere Personen um die Wartung kümmern, ist jeder einzelne davon als Halter
anzusehen, mit den entsprechenden rechtlichen Konsequenzen für jede einzelne Person. Ande-
rerseits muss der Halter darauf achten, dass sich nicht fremde ‚Halter‘ in die Wartung einmischen
und unbrauchbare/gefährliche Veränderungen vornehmen. Der korrekte Halter würde sich in eine
Mitverantwortlichkeit begeben.

Mitwirkende/Personen des Wegehalters (Verkehrssicherungspflichtige)

Arbeitnehmer und ehrenamtliche Mitarbeiter, welche auf konkrete Anweisungen handeln, haften
in Österreich nur bei Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit. Darin besteht das Haftungsprivileg der
Wegehalterhaftung – ein österreichisches Spezifikum. Den Klettersteigerrichter bzw Halter trifft
allerdings der objektivierte Sorgfalts- und Verschuldensmaßstab des § 1299 ABGB. Ungeachtet
der konkret subjektiven Fähigkeiten hat eine Person, die sich die Tätigkeit zutraut, die typischen
Fähigkeiten eines Klettersteigerrichters zu vertreten.

Nach deutschem Recht haftet der Arbeitnehmer oder ehrenamtliche Mitarbeiter eines alpinen
Vereins auch für einfache Fahrlässigkeit. Grundsätzlich hat der ehrenamtliche Mitarbeiter bei
einfacher Fahrlässigkeit aber einen Anspruch gegen die Sektion, dass diese ihn ganz oder
teilweise von der Haftung freistellt. Entsprechendes gilt für den Arbeitnehmer gegenüber dem

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich 15
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Dienstherren. Wird die Wartung an ein Unternehmen mit eigenem Organisations- und Verant-
wortungsbereich übertragen, so haftet der eigentliche Halter nur bei sorgloser Auswahl des
Unternehmers. Das Unternehmen selbst haftet im Rahmen der allgemeinen Schadensersatz-
regelungen.

Stand der Regeln der Technik

Juristen unterscheiden meist zwischen den allgemein anerkannten Regeln der Technik, dem hö-
heren Stand der Technik und den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Der „Stand der
Technik“ wird von einem begrenzten Personenkreis mit hohem einschlägigem Fachwissen vertre-
ten, in der Praxis jedoch noch nicht allgemein verwendet. Die „allgemein anerkannten Regeln der
Technik“ haben wie Verkehrsnormen bereits weite Anerkennung in Theorie und Praxis gefunden
– jeweils eine große Mehrzahl sind davon überzeugt, dass die Regel richtig ist. Die Regeln müs-
sen allgemein gebräuchlich sein und sich in der Praxis bereits durchgesetzt und bewährt haben.
Deshalb entsprechen die „allgemein anerkannten Regeln der Technik“ nicht zwangsläufig den
von Normungsorganisationen herausgegebenen technischen Regeln.

Beweislast

Die Beweislast im Schadensfall trägt nach österreichischem Recht (§ 1296 ABGB) grundsätzlich
der Geschädigte, insbesondere bei der deliktischen Wegehalterhaftung. Ausnahme: Bei der Haf-
tung aus einem Vertragsverhältnis kommt es – was das Verschulden betrifft – zu einer Beweislast­
umkehr. Es ist weit schwerer beweisen zu müssen, dass einen keine Schuld trifft.

Dies gilt grundsätzlich auch nach deutschem Recht. Kann der Geschädigte allerdings den Nach-
weis erbringen, dass der Verkehrssicherungspflichtige gegen eine Verkehrsnorm, etwa eine DIN-
oder EN-Norm, verstoßen hat, so hat er den Beweis des ersten Anscheins dafür erbracht, dass
die objektive Sorgfaltspflicht verletzt wurde und dass der Schaden hierdurch verursacht wurde.
Es ist dann Sache des Schädigers, dies zu widerlegen. Auch das österreichische Zivilverfahrens-
recht kennt den Anscheinsbeweis.

Strafrechtliche Haftung

Die für Klettersteige idR relevanten strafrechtlichen Normen in Österreich sind Fahrlässige Tö-
tung (§ 80 StGB), Fahrlässige Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen (§ 81 StGB),
Fahrlässige Körperverletzung (§ 88 StGB), Gefährdung der körperlichen Sicherheit (§ 89 StGB)
und Fahrlässige Gemeingefährdung (§ 177 StGB).

Für die Strafbarkeit ist Voraussetzung, dass je nach Delikt entweder eine Gefährdung der körper-
lichen Sicherheit, eine Beeinträchtigung der Gesundheit eines Menschen oder der Tod eingetre-
ten sind. Wenn dem Betroffenen vom Staatsanwalt eine Sorgfaltswidrigkeit vorgeworfen wird und
das Gericht zur Überzeugung gelangt, dass eine Handlung oder Unterlassung des Betroffenen
zum Delikt geführt hat, wird der Betroffene strafrechtlich verurteilt.

Der Grundsatz „im Zweifel für den Betroffenen“ gilt sowohl im deutschen wie auch im österrei-
chischen Strafrecht. Kann etwa der Staatsanwalt kein Verschulden nachweisen, geht der Be-
schuldigte frei. Das Strafrecht richtet sich primär an natürliche Personen. In Österreich erweitert
seit 2006 das Verbandsverantwortlichkeitsgesetz die Strafbarkeit auf juristische Personen. So
können etwa Vereine, Körperschaften oder Gesellschaften für Organisationsverschulden straf-
rechtlich belangt werden.

16 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Gefährdungstatbestände wie die §§  89 und 177 öStGB kennt das deutsche Strafrecht nicht.
Dasselbe gilt für den Tatbestand der fahrlässigen Tötung unter besonders gefährlichen Verhält-
nissen (§ 81 öStGB). Im deutschen Recht gelten die allgemeinen Vorschriften der § 222 dStGB
(Fahrlässige Tötung) und § 229 dStGB (Fahrlässige Körperverletzung). Sowohl in Deutschland
als auch in Österreich kann auch ein Unterlassen zur Strafbarkeit führen, aber nur, wenn eine
Rechtspflicht zum Handeln bestand (z. B. bei Garantenstellung).

Ein (Übernahme-)Verschulden kann in beiden Staaten darin liegen, dass Aufgaben übernommen
worden sind, denen man nicht gewachsen war. Eine Abdeckung von strafrechtlichen Risiken
durch Versicherungen ist nicht möglich. Sie sind nicht versicherbar.

1.4 Naturschutzfachliche Aspekte


Die Errichtung eines Klettersteiges sollte keine tiefgreifenden Eingriffe in die Natur und Umwelt
mit sich bringen. Die Anforderungen des Artenschutzes sind zu berücksichtigen. Die Gefährdung
einzelner Arten oder Lebensräume sollte ausgeschlossen werden.

Raumordnung

Sofern Schutzgebiete nach regionalen, nationalen oder internationalen Standards berührt wer-
den, sind die entsprechenden Verordnungen und etwaige Genehmigungsprozesse (z.B. natur-
schutzrechtliche Bewilligung) für die Errichtung von Klettersteigen zu berücksichtigen. Der ge-
plante Klettersteig muss mit dem jeweiligen Schutzzweck in Einklang gebracht werden können.
Bei allen raumordnerischen Fragestellungen ist nicht nur die Anlage an sich in die Überlegun-
gen einzubeziehen, sondern auch Zu- und Abstiege sowie die Parkplatzsituation, zu erwartende
Folgekonzepte und indirekte Auswirkungen der Erschließungsmaßnahme. Die mögliche Erreich-
barkeit des Klettersteiges mit Hilfe öffentlicher Verkehrsmittel und bestehender Infrastruktur von
Berg- und Wanderwegen ist in die Überlegung einzubeziehen.

Erschließungsgrad

Bei der Neuanlage eines Klettersteiges sind auch der allgemeine und der touristische Erschlie-
ßungsgrad in einem Gebiet entscheidend. Noch unerschlossene Gebiete sollen respektiert und
in ihrem Charakter erhalten werden. In einer Region sollen nach touristischen und ökologischen
Gesichtspunkten ausreichend Ruhezonen verbleiben. Die Nähe zu vorhandener Infrastruktur und
die Klettersteigdichte in einem Gebiet sind zu berücksichtigen.

Der Bau von Klettersteigen sollte in regionale Entwicklungskonzepte integriert sein bzw. diese
berücksichtigen. Auch eine Abstimmung zwischen den Regionen ist anzustreben.

Steinbrüche

Gerade in Mittelgebirgsregionen kann die Einrichtung von Klettersteigen in Steinbrüchen eine


lohnende Alternative zur Einrichtung an natürlichen Felsen darstellen.

Besucherlenkung

Der Bau von Klettersteigen kann gezielt dazu eingesetzt werden, Besucherlenkung zu betreiben
und unerschlossene Bereiche zugunsten solcher Bereiche zu beruhigen, die bereits touristische
Infrastruktur aufweisen.

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich 17
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
1.5 Wirtschaftliche Aspekte
Je nach Art und Umfang des Projektes können durch die Anlage eines Klettersteiges sowohl auf
finanzieller als auch auf organisatorischer Ebene erhebliche Anforderungen entstehen. Bereits im
Vorfeld muss sichergestellt werden, dass diese bewältigt werden können.

Betreiberkonzept

Ein Betreiberkonzept mit einer detaillierten Projektplanung muss folgende Punkte abdecken:

• Finanzplan
• Betreuung in der Bauphase
• Pflege und Wartung
• Vertragliche Verpflichtung (und finanzielle Rückstellungen) bezüglich eines evtl. Rückbaues

18 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Bautechnische Empfehlungen

2
Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
19
Steht das Konzept für den Bau eines neuen Klettersteiges erst einmal oder eine bestehende
Anlage erfordert Instandhaltungsmaßnahmen, geht es an die bauliche Ausführung. An Kletter-
steigen gibt es wie an allen Anlagen zur bergsteigerischen Erschließung Gefahrenstellen.

Die DAV-Sicherheitsforschung führte umfangreiche Untersuchungen durch:

• zur auftretenden Belastung


• zu den unterschiedlichen Systemen
• damit verbunden zu den verschiedenen Ankern und deren Einbindetechnik und
• zur Bruchfestigkeit der Sicherungsmittel

Weiters wurden bestehende Normen, wie die Norm für Falldämpfer (EN 958), die Norm für Draht-
seile (EN 12385-4), für Bohrhaken (EN 959), für Karabiner (EN 12275) sowie für Drahtseilklem-
men und deren Verwendung (EN 134M-5), berücksichtigt.

Ziel der Untersuchungen war es, in diesem Kapitel eine Handlungsanweisung für das Errichten
von – sicheren – Klettersteigen zu geben. Hierzu wurden die grundsätzlichen sicherheitstechni-
schen Anforderungen an

• Anker
• Drahtseile
• Fortbewegungshilfen
• sonstige bautechnische Installationen

erarbeitet, also die wesentlichen Bestandteile eines jeden Klettersteiges.

2.1 Routenführung von Klettersteigen


Bei der Neuanlage oder Sanierung von Klettersteigen sind einige grundsätzliche Überlegungen
zur Führung der Route anzustellen. Insbesondere sind die unter 1.1.2 genannten Aspekte zur
Anlage von Klettersteigen zu berücksichtigen.

Durch eine geschickte Routenwahl sollte den allgemeinen alpinen Gefahren Steinschlag - insbe-
sondere durch vorausgehende Klettersteiggeher - und Gewitter (Exponiertheit der Klettersteigan-
lage) vorgebeugt werden.

Für die Planung des Routenverlaufs gilt es folgende Punkte zu beachten:

• Wichtig ist, dass ein Klettersteig nicht nur sicher, sondern auch attraktiv für den Begeher
ist (die Bestimmung der Zielgruppe ist entscheidend). Landschaftliche Schönheit und/oder
besondere sportliche/bewegungstechnische Reize sind dafür maßgebend.
• Der Routenverlauf sollte so gewählt werden, dass eine möglichst homogene Schwierig-
keitsverteilung entsteht.
• Vor markanten Schlüsselstellen, die deutlich über der durchschnittlichen Schwierigkeit ei-
nes Steiges liegen, empfiehlt sich nach Möglichkeit der Bau eines Zwischen- bzw. Notaus-
stiegs. Grundsätzlich sind Zwischenausstiege von Vorteil (auch für Rettungseinsätze).
• Quer oder diagonal verlaufende Drahtseile sind wesentlich anfälliger gegen Schneelasten
als senkrecht verlaufende.
• Querungen möglichst auf Felsbändern anlegen und die Drahtseile unter Überhängen, Dä-
chern oder Felsvorsprüngen führen, wo sie so weit als möglich vor Witterungseinflüssen

20 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Bautechnische Empfehlungen

(Schneelasten, Vereisen durch Niederschläge etc.) geschützt sind.


2
• Schneelasten treten in flachen Passagen stärker auf als in steilen.
• Rinnen und Couloirs meiden: Steinschlag führt zu Beschädigungen der Klettersteiganlage
(Riss des Drahtseils, Ankerausbrüche etc.) und gefährdet die Klettersteigbegeher; Schnee-
lasten haben verheerende Auswirkungen.
• Die Drahtseile sollten den Fels nicht berühren (dies gilt insbesondere für gespannte Syste-
me): einerseits besteht die Gefahr der Drahtseilbeschädigung durch die Reibung am Fels
und andererseits müssen die Klettersteiggeher ihr Sicherungssystem aus- bzw. umhängen.
• Varianten bzw. Alternativstrecken (leicht/schwierig) erhöhen die Attraktivität von Sportklet-
tersteigen bzw. Fun-Parcours. Dadurch wird ein breiteres Publikum angesprochen.

2.1.1 Blitzschlagproblematik

Unterbrechungen in der Drahtseilführung bewirken entgegen der weit verbreiteten Meinung kaum
Schutz gegen Blitzschlag bzw. das Weiterleiten von Spannungen durch Blitzentladungen. Erst ab
einem Abstand von mehr als 5 Metern können Unterbrechungsstellen wirken. Daher gibt es keine
wirksamen bautechnischen Maßnahmen gegen die Blitzschlaggefahr an Klettersteigen. Es bleibt,
an die Verantwortung des Begehers zu appellieren:

• Bei Blitzschlaggefahr keine Klettersteige begehen!


• Bei Blitzschlaggefahr kein Eisen anfassen – es sei denn man stünde auf Eisen! Anders
ausgedrückt: Wenn Du auf Fels stehst, berühre kein Eisen; wenn Du auf Eisen stehst,
berühre keinen Fels!
• Bei Blitzschlaggefahr am Klettersteig die Selbstsicherung nicht aufgeben! Die dabei unter
anderem durch Induktion auftretenden Kräfte können betroffene Personen vorübergehend
paralysieren und in Absturzgefahr bringen.

2.2 Lasten am Klettersteig (Definitionen)


Für die Auslegung der Anker, Drahtseile und Seilverbindungen für den Klettersteigbau ist es sinn-
voll, die auftretenden Belastungen abzuschätzen.

Grundsätzlich ist zwischen der Verkehrslast und der Maximallast zu unterscheiden.

Als Verkehrslast wird die Last bezeichnet, die beim „normalen“ Begehen auftritt, also durch Fest-
halten und Fortbewegen am Drahtseil im Auf- und Abstieg sowie beim Ruhen in den Fixpunkten.
Dieser Last muss der Klettersteig dauerhaft ohne Schädigung standhalten. Befestigungsanker
dürfen sich hierbei nicht plastisch (dauerhaft) verformen oder lockern.

Im Sturzfall, was beim Klettersteiggehen selten vorkommt, kann aber kurzzeitig eine bedeutend
höhere Last wirken, die als Maximallast bezeichnet wird. Bei der Maximallast kann eine plasti-
sche Verformung toleriert werden, ein Werkstoffversagen bzw. ein Ausbruch der Anker darf je-
doch nicht auftreten.

Neben der Verkehrs- und Maximallast ist noch mit Schneelast oder Steinschlag (besonders im
Winter oder Frühjahr) zu rechnen, was im Bereich von mehreren Tonnen liegen kann. Diese Pro-
blematik ist vor allem in der Planung zu berücksichtigen (einfaches Auswechseln von betroffenen
Stellen und geschickte Routenführung), da es nicht sinnvoll bzw. unrealistisch ist, den gesamten
Klettersteig für derartige Lasten auszulegen.

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich 21
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
2.2.1 Ungünstige Verteilung der Kräfte am Klettersteig

Beim Einwirken einer Last über ein Drahtseil, wie es am Klettersteig der Fall ist (Abbildung 1), ist
die Erhöhung der Kräfte durch die Verteilung der Last über ein Kräfteparallelogramm zu berück-
sichtigen. Diese Erhöhung der auf die Verankerungspunkte wirkenden Kräfte tritt insbesondere
bei Querungen auf.

Die Größenordnung dieser Erhöhung wurde durch Rechnung abgeschätzt und in einem Ver-
suchsaufbau überprüft.

Abbildung 1: Kräfteverteilung der Last auf die Ankerpunkte

2.2.1.1 Abschätzung durch Rechnung

Die Belastung auf die Ankerpunkte hängt vom Abstand der Fixpunkte sowie dem Durchhang
des Drahtseils, also der Vorspannung, ab und kann nach untenstehender Formel 1 berechnet
werden.

Formel 1:

Der zweite Term aus Formel 1 wird als Erhöhungsfaktor bezeichnet.

So ergibt sich beispielsweise für ein Querungsstück mit 4 m Länge, bei dem das Seil bei Belas-
tung 20 cm durchhängt, ein rechnerischer Krafterhöhungsfaktor von 5; bei 30 cm Durchhang ein
Faktor von 3,4 (Berechnung nach Formel 1).
In Tabelle 1 sind die rechnerischen Erhöhungsfaktoren an einem Seil von 4 m Länge für einen
Bereich des Durchhangs von 5 cm bis 40 cm angegeben.

Durchhang [m] 0,05 0,1 0,15 0,2 0,25 0,3 0,35 0,4

Erhöhungsfaktor 20,0 10,0 6,7 5,0 4,0 3,4 2,9 2,5


Tabelle 1: Erhöhungsfaktor abhängig vom Durchhang für 4 m Drahtseil (rechnerisch)

22 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Praxisbeispiel
Bautechnische Empfehlungen
2
Bei einem Ankerabstand von 3,0 m ergibt sich für eine Person mit einem Gewicht von 80 kg und
einem angenommenen Durchhang von 20 cm ein Erhöhungsfaktor von 1,46, also 112 kg auf die
Anker bzw. wirken bei 10 cm 160 kg auf die Anker.

Das heißt, wenig vorgespannte Seile und folglich höherer Durchhang reduzieren die Be-
lastung der Ankerpunkte.

Die Rechnung wurde in einem Versuchsaufbau überprüft, da ein Litzen-Drahtseil eine gewisse
Dehnung zeigt und die Rechnung nur eine theoretische Abschätzung zulässt.

2.2.1.2 Versuch

Definition der Bauweisen

• Ungespannt: maximal per Hand oder mit Körpergewicht gespanntes Drahtseil (0-1 kN)
• Vorgespannt: ein Drahtseil, das mit Hubzug angespannt wurde (> 1 kN)

Aufbau

Anker 0 Anker 1

Hubzug Kraftmesseinheit 1

Kraftmesseinheit 2
Abbildung 2:
Fixpunkt Versuchsaufbau Ankerlast
schematisch

Die Distanz zwischen den Ankern betrug 3,32 m. Es wurde mit dem Hubzug eine variable Last
aufgebracht und mit der Dynafor-Kraftmesswaage die Kraft am Ankerpunkt gemessen (Abbildung
2). Mit einem Spannschloss wurde die Vorspannung des Drahtseils eingestellt. Die Messungen
wurden mit zwei verschiedenen Werten für die Vorspannung durchgeführt.

Messung • eine Zugkraft-Ankerbelastung ungespannt (0,3 kN)


• eine Zugkraft-Ankerbelastung mit großer Vorspannung (6,6 kN)

Ergebnisse

Die durchgeführten Messungen ergaben die in Abbildung 3 dargestellten Werte.


Der gemessene Durchhang unter Last betrug für das ungespannte System 10 bis 30 cm und für
das stark vorgespannte System 5 bis 15 cm.

Aus dem Vergleich von Rechnung und Versuch kann für ungespannte Seile ein Erhöhungsfaktor
von 3,5 als realistisch betrachtet werden. Dagegen ist an vorgespannten Systemen wegen des
ungünstigen Krafteinleitungswinkels mit einem Erhöhungsfaktor von mindestens 6 zu rechnen.

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich 23
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Ankerbelastung ungespannt Ankerbelastung vorgespannt
Ankerlast [kN]

Ankerlast [kN]
Hubzuglast [kN] Hubzuglast [kN]

Abbildung 3: Ergebnisse zur Last an den Ankerpunkten

Wesentliches Ergebnis der Messungen


Die Seilspannung ist ein wichtiger Faktor für die Last an den Ankern und erhöht die auftretenden
Kräfte an den Ankern maßgeblich. Ein (stark) vorgespanntes Seil erhöht die Last an den Ankern
wesentlich.

2.2.2 Belastungen beim Begehen eines Klettersteiges


Neben der ungünstigen Kräfteverteilung wurden Versuche zur Abschätzung der Belastung, die
beim Begehen eines Klettersteiges auftreten, z.B. Hangeln am Seil und Ruhen in den Fixpunkten,
durchgeführt.

Hierzu hangelten wir an Quergangsseilen, setzten uns in eine Ruheschlinge und zogen uns an
Seilen hoch. Die Belastungen durch den Klettersteigbegeher schwankten hierbei zwischen dem
0,5- bis 1,5-Fachen des Körpergewichts. Ausgehend von einer 80 kg schweren Person beläuft
sich die Seilbelastung im Bereich zwischen 0,40 und 1,2 kN.

Vereinfacht kann im Mittel eine Belastung von 1 kN (100 kg) beim Begehen eines Klettersteiges
angenommen werden.

2.2.3 Definition der Lasten


Verkehrslast

Die Last, die durch einen Klettersteiggeher entsteht, wurde durch oben genannte Versuche abge-
schätzt und kann mit 1,0 kN angenommen werden.

Durch den ermittelten Erhöhungsfaktor von 3,5 für ungespannte Systeme sind damit Lasten bis
zu 3,5 kN an den Ankerpunkten zu erwarten.

An Klettersteigaufbauten mit vorgespannten Drahtseilen ist die Vorspannung und der stärkere
Erhöhungsfaktor mit zu berücksichtigen. Es wird (in Anlehnung an die Messungen für gespannte
Drahtseile sowie die Maximallast) eine Last von 6,0 kN zu Grunde gelegt.

Dieser Last muss der Klettersteigaufbau dauerhaft ohne Schädigung widerstehen. Das heißt,
Kräfte dieser Größenordnung dürfen an den Ankerpunkten keine Verformungen bewirken, die
zu Materialermüdung führen würden. Demnach wird für Klettersteigaufbauten mit ungespannten
Drahtseilen die Verkehrslast auf 3,5 kN und für vorgespannte Systeme eine erhöhte Verkehrslast
von 6,0 kN festgelegt.

24 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Bautechnische Empfehlungen

Verkehrslast für ungespannte Drahtseile = 3,5 kN


2
Verkehrslast für vorgespannte Drahtseile = 6,0 kN

Maximallast

An senkrechten bzw. steil aufsteigenden Passagen ist bei einem Sturz und bei Verwendung eines
normkonformen Klettersteigsets eine maximale Belastung von 6 kN anzunehmen, da dies dem
maximalen Fangstoßwert einer Klettersteigbremse entspricht (Norm EN 958, UIAA 128). Es muss
also mit einer maximalen Last in senkrechten Passagen von 6 kN gerechnet werden.

Bei einer Belastung im Bereich der Maximallast darf ein Anker sich im plastischen Bereich verfor-
men, ein Werkstoffversagen bzw. ein Ausbruch der Anker darf jedoch nicht auftreten.

Bei der Belastung an Quergängen tritt zwar eine starke Erhöhung durch die ungünstige Verteilung
der Kräfte auf (vgl. 2.2.1), hier ist aber nicht mit Stürzen zu rechnen, bei denen der Falldämpfer
seinen maximalen Wert erreicht.

Maximallast = 6 kN (Zwischenanker und Endanker)

Bruchfestigkeit

Die Bruchfestigkeit ist die geforderte Mindestfestigkeit bevor ein Anker bricht oder ausreißt. Das
Material darf sich hierbei Verformen. Um eine ausreichende Sicherheitsreserve zu garantieren
liegt die Bruchfestigkeit deutlich über der Maximallast. Entsprechend der Bohrhakennorm (EN
959) liegt sie axial bei 15 kN und radial bei 25 kN.

2.3 Bauweisen und Verankerungssysteme


Grundsätzlich werden zwei Seilführungen unterschie-
den: eine, bei der das Drahtseil mehr oder weniger
straff geführt wird (auch als „Tiroler Bauweise“ bekannt)
und eine, bei der das Drahtseil eine lockere Schlaufe
am Anker bildet (allgemein als französische Bauweise
bezeichnet).

Diese zwei Seilführungen lassen sich weiter in vier


Bauweisen von Klettersteigen unterscheiden:

• Die französische Bauweise mit einer Seilschlaufe zur


Fixierung des Drahtseils im Anker (Abbildung 4).
• Klemmanker-Bauweise, bei der ein ungespanntes
Drahtseil ohne Durchhang an jedem Anker fixiert ist
(Abbildung 5, Seite 26). Das Seil wird per Hand oder
maximal mit Körpergewicht gestrafft.
• Ösenanker-Bauweise, bei der ein vorgespanntes
Drahtseil die Ösen frei durchläuft
(Abbildung 6, Seite 26).
• Doppelseil-Bauweise, bei der ein Seil zur Sicherung Abbildung 4:
dient (meist französische Bauweise) und ein zweites franz. Bauweise mit
zur Fortbewegung (meist straffe Seil­führung). Seilschlaufen

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich 25
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Abbildung 5: Abbildung 6:
Klemmanker-Bauweise mit Ösenanker-Bauweise mit
ungespanntem Drahtseil vorgespanntem Seil

Empfehlung
Die Sicherungsseile an einem Klettersteig sollten nicht vorgespannt sein, da sich ansonsten die
Kräfte auf die Anker bei Belastung vervielfachen und die Klettersteigkarabiner im Sturzfall un-
günstiger belastet werden.
Weiters sollte an jedem Anker eine Fixierung mittels Seilklemmen mit dem straffen, aber unge-
spannten Drahtseil bestehen (Klemmanker-Bauweise mit ungespanntem Drahtseil).

Der bautechnische (Bohrloch-Durchmesser, -Tiefe, -Anzahl) wie der finanzielle Aufwand der ver-
schiedenen Systeme sind in etwa vergleichbar. Als Fortbewegungshilfe sind ein ungespanntes
(straffes) wie ein vorgespanntes System gleichermaßen geeignet. Wichtiger ist der Seildurch-
messer. Optimal zum Klettern sind Seile mit einem Durchmesser von 14 bis 20 mm. Das franzö-
sische System mit Seilschlaufen ist als Kletterhilfe ungeeignet, bietet aber den höchsten Schutz
gegenüber einer Biegebelastung für den Klettersteigkarabiner.

Empfehlung
Den optimalen Kompromiss zwischen tolerierbarer Biegebelastung und geeigneter Kletterhilfe
stellt die straffe, aber ungespannte Seilführung an Bügelklemmankern (Klemmankerbauweise)
dar.

26 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
2.4 Verankerungssysteme für Drahtseile
Bautechnische Empfehlungen
2
Zur Befestigung der Drahtseile am Felsen werden Verankerungen benötigt, diese werden im
Folgenden als Anker bezeichnet. Anker sind mit dem Drahtseil der zentrale Bauteil eines Kletter-
steiges.

2.4.1 Ankerformen

• Ösenanker
In Ösenankern wird das Drahtseil frei hindurchgeführt und ist nicht befestigt, es kann sich
also frei bewegen. Bei der französischen Bauweise wird das Seil an jeder Öse mit Seil-
klemme und Kausche fixiert.

Bewehrungen wie Rippen sind in der Öse zu entfernen. Die Öse muss glatt und gratfrei
sein, um Beschädigungen des Seils zu verringern.

• Klemmanker
Im Unterschied zum Ösenanker wird das Drahtseil im Klemmanker (Fahnenanker oder
Bügelklemmanker) direkt mittels einer Seilklemme befestigt. Die Herstellung der Fah-
nenanker unterscheidet sich von den Klemmankern dadurch, dass die Aufnahme für die
Seilklemme hier angesetzt (angeschweißt) wird, während sie bei den Bügelklemmankern
flachgeschmiedet ist. Bei Bügelklemmankern muss trotz der Bohrungen für die Bügelklem-
men noch genügend Material verbleiben, damit die Festigkeit nicht beeinträchtigt wird.

Als Endanker werden hierbei Ösenanker oder Verbundhaken verwendet. Alternativ können
die Seilenden auch ausreichend tief im Fels eingeklebt werden (vgl. auch 2.4.3.1). Aus
dem verwendeten Seildurchmesser ergeben sich die Abmessungen der Bohrungen für die
Seilklemmen der Klemmanker.

1 2 3 4 5

Abbildung 7:
1 und 2: Bügelklemmanker mit Seilklemme; 3: Fahnenanker; 4 und 5: Ösenanker

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich 27
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Empfehlung
Die Verwendung von durch Fachbetriebe industriell gefertigten Ankern ist dringend zu empfehlen.
Selbst ausgeführte Schweißnähte (z.B. Fahnenanker) stellen eine unnötige Gefahrenquelle dar.

Zum Einfluss der Ankerform und der Bauweise auf die Karabinerbruchfestigkeiten wurden durch
die DAV-Sicherheitsforschung quasi-statische Zugversuche an einem Klettersteigaufbau durch-
geführt. Untersucht wurden die Ankerformen Ösenanker und Bügelklemmanker (flachgeschmie-
deter Klemmanker), gerade und gekröpft, sowohl in einem ungespannten als auch einem vorge-
spannten System sowie in einem System französischer Bauweise mit Seilschlaufe.

Bei den Versuchen zur Karabinerfestigkeit in Abhängigkeit vom Ankersystem wurde auf Fahnen-
anker verzichtet. Bei dieser Ankerform werden der Herstellungsaufwand sowie die Problematik
eines möglichen Festigkeitsverlusts durch Versprödung bei unsachgemäßem Schweißen negativ
bewertet. Es kann allerdings von der gleichen Karabinerfestigkeit wie bei ungespannter Seilfüh-
rung an Bügelklemmankern ausgegangen werden.

2.4.1.1 Versuche zu Ankersystemen

In Vorversuchen wurde die ungünstigste Belastungsrichtung für die Klettersteigkarabiner bei Sturz-
belastung in den Anker ermittelt, um eine Aussage über den ungünstigsten Fall treffen zu können.

Untersucht wurde die Ankerform Bügelklemmanker mit einem 14 mm starken, nur leicht vorge-
spannten und einem 12 mm starken, vorgespannten Stahlseil.

Karabinerfestigkeit bei verschiedenen Ankerformen und Seilsystemen


Die Versuchsreihe berücksichtigt den Unterschied zwischen Ösen- und Bügelklemmanker, ge-
rade und gekröpft, sowie die Bauweisen französisch mit Seilschlaufe und klassisch ungespannt
sowie mit vorgespanntem Stahlseil (siehe Abbildungen 8 bis 10). Es wurde mit einem 14 mm und
einem 12 mm starken Drahtseil getestet.

Abbildung 9: Karabiner an Abbildung 10: Karabiner an


Abbildung 8: Karabiner an Bügelklemmanker-Bauweise Ösenanker-Bauweise mit
franz. Bauweise mit ungespanntem Seil vorgespanntem Seil

28 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Bautechnische Empfehlungen

Im Ergebnis liegt der Mittelwert der Karabinerfestigkeiten beim ungespannten Drahtseil bei 19,0
2
kN, beim vorgespannten Drahtseil bei 14,6 kN, wobei am vorgespannten Seil bedenkliche Aus-
reißwerte im Bereich von 6 kN auftraten.

Das französische System mit Seilschlaufe zeigt im Mittelwert eine Karabinerfestigkeit von 26,7 kN.

Die Ergebnisse zeigen, dass ein unge-


spanntes System bei Belastung nachgibt
und der Karabiner wesentlich weniger auf
Biegung belastet wird. Beim vorgespann-
ten System weisen die Festigkeitswerte
eine extrem starke Streuung mit teilweise
bedenklich niedrigen Festigkeiten auf.

Diskussion der Messergebnisse

• Die Festigkeitsreduzierung der Karabi-


ner bei Biegebelastung an den Ankern
ist nicht ganz so heikel wie angenom-
men, nur beim vorgespannten System
traten bedenkliche Festigkeiten bei ei-
nem Karabinermodell auf.

• Da das Drahtseil bei allen untersuch-


ten Ankern ausweicht, zeigt sich zwi-
schen den einzelnen Ankerformen (Bügelklemmanker, Ösenanker, gekröpft, ungekröpft) kein
signifikanter Unterschied bezüglich der Karabinerfestigkeiten.

• Als deutlich vorteilhaft in Bezug auf die Karabinerfestigkeit ist ein ungespanntes Drahtseil
zu betrachten (französisches und ungespanntes Bügelklemmanker-System), vorgespannte
Drahtseile können die Bruchfestigkeit einzelner Karabinerformen drastisch reduzieren.

• Der Festigkeitsunterschied der Karabiner beim französischen System gegenüber dem unge-
spannten Bügelklemmankersystem ist auf Grund der allgemein sehr guten Bruchwerte und
der geringen Streuung als nicht praxisrelevant zu bewerten.

Empfehlung
Empfehlenswert sind an Bügelklemmankern ungespannte bzw. nur leicht gespannte (straffe)
Drahtseilaufbauten sowie an Ösenakern die französische Bauweise.
Vorgespannte Drahtseile werden nicht empfohlen.

2.4.2 Geeignete Werkstoffe für Anker

Als Werkstoffe für Drahtseilverankerungen eignen sich Bewehrungsstähle nach EN DIN 10080
(Norm für gerippte Baustähle, Rippen sind vorteilhaft zum Einkleben) der Güteklasse 500S oder
höher (hohe Festigkeit und Schweißbarkeit). Eine Verzinkung bietet einen oberflächlichen Korro-
sionsschutz.

Bei den empfohlenen Ankerdurchmessern von über 20 mm ist wegen der Dimensionierung der
Anker die Festigkeitsschädigung durch Korrosion nicht relevant.

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich 29
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
2.4.3 Definition der Anker und Ankerdimensionierung

1. Endanker
Dies sind alle Anker bzw. alle Verankerungen an den Enden des Drahtseiles. Da das Versagen
eines Endankers fatale Folgen hätte und Endanker des öfteren als Standfixpunkt verwendet wer-
den, wird hier die Bohrhakennorm zu Grunde gelegt (25 kN radial und 15 kN axiale Auszugsfes-
tigkeit bzw. Bruchfestigkeit).

2. Zwischenanker
Dies sind alle Anker zwischen zwei Endankern in kraftaufnehmenden Passagen.
Benennung Charakter Auslegung
redundantes System (Bügelklemmanker) 3,5 kN Verkehrslast
Zwischenanker
nicht-redundantes System (Ösenanker) 6 kN Verkehrslast
nach Bohrhakennorm 25 kN radiale Festigkeit 6 kN Verkehrslast, 25 bzw.
Endanker
15 kN axiale Festigkeit 15 kN Bruchfestigkeit
Tabelle 2: Definition der Ankerlasten

Erläuterung
Bei Verwendung von Bügelklemmankern bzw. dem französischen System wird das Drahtseil
an jedem Ankerpunkt fixiert. Im Sturzfall wird bei einer möglichen Verformung des Ankers die
Belastung direkt auf den nächsten, darüber liegenden Anker übertragen. Das System ist quasi
mehrfach redundant gegenüber einem Ankerversagen. Daher ist bei Verwendung dieses Systems
die Auslegung auf die Verkehrslast von 3,5 kN ohne weiteren Sicherheitsbeiwert ausreichend.

Bei der Verwendung von Ösenankern, bei denen das Drahtseil ohne Fixierung durch die Anker
durchgeführt wird, muss ein Anker alleine zuverlässig eine mögliche Sturzbelastung aufnehmen
können. Zudem ist der Belastungswinkel bei gespannten Systemen deutlich ungünstiger (siehe
2.2.1). Hinzu kommt die notwendige Vorspannung des Drahtseils, um ein Schleifen in den Ösen
und eine dadurch verursachte Materialschädigung zu vermeiden. Einer Belastung von 6 kN sollte
hier ohne Verformung widerstanden werden, um eine Materialermüdung auszuschließen.
Die Vorspannung sollte bei Ösenankersystemen auf maximal 4 kN begrenzt werden!

2.4.3.1 Endanker
Endanker besitzen im Gegensatz zu Zwischenankern keine Redundanz. Um dem gerecht zu
werden, wird für Endanker ein höherer Sicherheitsbeiwert zu Grunde gelegt. Sie sollten daher
so wie Zwischenanker an gespannten Systemen dimensioniert werden (6 kN), um Materialermü-
dung mit einer noch größeren Sicherheitsreserve ausschließen zu können sowie Verformungen
durch eine Sturzbelastung unwahrscheinlich zu machen. Aus diesen Überlegungen heraus soll-
ten Endanker möglichst keinen Ausstand (Hebelarm) besitzen (Abbildung 11). Weiters wird für
die Dimensionierung von Endankern die Bohrhakenrichtlinie mit einer Auszugsfestigkeit über
15 kN axial und radial 25 kN gefordert.

Empfehlung
Empfehlenswert sind Endankersysteme ohne Ausstand und eine Befestigung mittels Seilklem-
men und Kauschen (s. S. 31, Abbildung 11, a und c).
Endanker mit Ausstand sind auf Grund des Hebelarms ungünstig. Das direkte Einkleben des
Drahtseils (Abbildung 11, b) ist zwar einfach, aber wartungsfeindlich, da ein Auswechseln des
Seils bei Beschädigung sehr aufwändig wird. Die Festigkeiten der Verklebungen sind schwer
kalkulierbar bzw. überprüfbar.

30 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Möglichkeiten für Endverankerungen
Bautechnische Empfehlungen
2
a) b) c)

Abbildung 11: Endverankerungen ohne Ausstand a) und c); direktes Einbinden des Drahtseils
b) ist bei ausreichender Setztiefe und der Verwendung von Verbundmörtel zwar von der Festig-
keit her ausreichend, das Seil ist jedoch nicht auswechselbar

Abbildung 12: Endanker bei der französischen Bauweise

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich 31
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
2.4.3.2 Ankerdimensionierung

Versuche zu Ankerausstandslänge – Ankerdurchmesser

Für die Dimensionierung der Anker ist das Verhältnis von Ausstandslänge und Anker-
durchmesser von wesentlicher Bedeutung.

Abbildung 13:
Der Kraftangriffspunkt liegt an der
Verbindung zwischen Drahtseil und
Anker.

In den Versuchen und für die Berechnung wurden ein Anker aus feuerverzinktem Baustahl StE550
(EN DIN 10326 / EN DIN 10143) mit einer Zugfestigkeit von Rm = 620 N/mm² ­und einer Streck-
grenze von Re = 550 N/mm² (= σbF) verwendet.

Die maximale Biegespannung ergibt sich an der äußersten Faser; hierfür gilt:

Formel 2:

mit und für kreisförmigen Querschnitt ,

für σb wird σbF = Re (σb ist aber in der Regel kleiner als Re) eingesetzt
und durch Umformung erhält man als maximale Ausstandslänge:

Formel 3:

Die in Formel 3 berechnete Ausstandslänge ist auf die Streckgrenze Re bezogen, gibt also, mit
einer gewissen Sicherheitsreserve, den Bereich an, in dem sich der Anker ausschließlich elas-
tisch verformt.

In einem Versuchsaufbau wurde für verschiedene Anker die (elastische und plastische) Verfor-
mung abhängig von der Last gemessen. Auf Seite 33 sind in Abbildung 14 Fotos des Versuchs
gezeigt, bei einer Belastung von 3 kN und 6 kN.

Die Messungen wurden an einem Anker von Ø = 16 mm bei einer Ausstandslänge von
l = 220 mm durchgeführt.

32 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Last Verbiegung
Bautechnische Empfehlungen
2
[kg] [mm]
156 6
202 8
230 19
250 50
280 75
305 85
320 105

Tabelle 3:
Biegeverformung am Anker
(elastischer und plastischer Anteil)
(Ø = 16 mm, l = 220 mm)

Abbildung 14: Biegung bei 3 kN und bei 6 kN

Wie in Tabelle 3 aufgelistet, ergibt sich bei einer Last von 2,5 kN bereits eine Gesamtverformung
von 50 mm. Dabei liegt der Anteil plastischer Verformung bei 37 mm.

Empfohlene Ausstandslängen von Ankern

Der Seilverlauf in Klettersteigen sollte grundsätzlich so gestaltet sein, dass das Drahtseil einer-
seits nicht zu nah am Fels verläuft, um Handverletzungen und Behinderungen des Gleitens des
Karabiners vorzubeugen (keinesfalls Felsberührung, optimal ca. 10 cm Felsabstand). Anderer-
seits sollte aus Gründen des auftretenden Biegemoments und möglicher Schneelasten das Seil
nicht zu weit vom Fels entfernt sein.

Schneelasten und Steinschlag stellen eine erhebliche Gefahr für die Verankerungen von Draht-
seilen dar. Um dem vorzubeugen sollte

• das Drahtseil so nah am Fels wie möglich sein und so weit entfernt wie nötig sein (Anker
also auch so kurz wie möglich und so lang wie nötig) und
• ein langer Anker mit einer Abstützung nach unten („zusätzliches Bein’’) versehen werden.

Die Bestimmung der benötigten Ausstandslänge und damit der Ankerlänge gestaltet sich meist
schwierig. Eine einfache Methode ist das Anbringen eines im entsprechenden Abstand gespann-
ten Hilfsseils zur Kontrolle. Auf die Ausstandslänge von Ankern und die Einbindetiefe wird im
Folgenden näher eingegangen.

Legt man oben bereits beschriebenen Baustahl (STE 550) zu Grunde, ergeben sich nach
Formel 3 die in nachfolgender Tabelle 4 aufgeführten Werte von maximalen Ausstandslängen
der Anker in Abhängigkeit vom Ankerdurchmesser. Angegeben sind die Werte für die zwei
verschiedenen Belastungsfälle Geländeranker und Zwischenanker an ungespannten Systemen
bzw. für Endanker und Zwischenanker an vorgespannten Systemen.

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich 33
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Durchmesser
16 18 20 22 24 26 28 30 32
[mm]
ungespannte Systeme (Zwischenanker) für 3,5 kN Verkehrslast
Ausstand [mm] 63 90 123 164 213 271 339 417 506
vorgespannte Systeme bzw. Endanker
Ausstand [mm] 37 52 72 96 124 158 198 243 295
Tabelle 4: maximale Ausstandslänge der verschiedenen Ankertypen.

16 und 18 mm Anker sind auf Grund der zu geringen Ausstandslängen nicht empfehlenswert.

Abbildung 15: Ausstandslänge abhängig vom Durchmesser

Beispielsweise darf ein Anker mit einem Durchmesser von 20 mm nach Tabelle 4 und Abbildung
15 in einem ungespannten System als Zwischenanker (ausgelegt auf 3,5 kN) einen maximalen
Ausstand von lmax = 123 mm aufweisen, in einem gespannten System (ausgelegt auf 6 kN) jedoch
nur lmax = 72 mm. Für diesen Bereich ist bei Belastung mit den angegebenen Kräften von 3,5 kN
bzw. 6 kN eine Verformung ausschließlich im elastischen Bereich (Federn) garantiert.

Mit Hilfe von Formel 3 kann für jeden Stahl die maximale Ausstandslänge zu einem gegebenen
Ankerdurchmesser bzw. umgekehrt der Mindestdurchmesser für eine geforderte Ausstandslänge
berechnet werden (Formel 4).

Formel 4:

Empfehlung
Um eine praktikable Ausstandslänge von max. 20 cm bei der Führung des Drahtseils am Fels
zu erhalten, benötigt man einen Durchmesser von 24 mm für ungespannte Klemmankersysteme
und 28 mm für vorgespannte Systeme. Eine Dimensionierung von weniger als 20 mm ist nicht
empfehlenswert (s. Tabelle 4 und Abbildung 15).
Die Anfälligkeit gegen Verformungen durch Steinschlag oder Schneelast wird durch größere
Durchmesser deutlich minimiert.

34 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
2.4.4 Einbindetechnik und -tiefe
Bautechnische Empfehlungen
2
Es existieren zwei prinzipiell verschiedene Einbindetechniken von Verankerungen im Fels:
• reibschlüssig eingeschlagen („Pressfassung’’) oder
• mit Verbundmörtel eingebunden (Klebetechnik)

Unter der Pressfassung wird die reibschlüssige Befestigung der Anker in der gleichen Bohrloch-
dimensionierung des Ankerdurchmessers verstanden.
Für mit Verbundmörtel eingeklebte Anker sind die Verwendung eines für den Schwerlastbe-
reich zugelassenen Mörtels sowie die entsprechende Setzanleitung mit einem Randspalt von
2 bis 3 mm zu berücksichtigen.

Versuche zur Ankereinbindetechnik

Zur Einbindetechnik für Anker wurden Untersuchungen durch die DAV-Sicherheitsforschung


durchgeführt:
• Pressfassung: 32 mm dicke Anker wurden in Bohrlöcher mit 32 mm Durchmesser
eingetrieben
• Verbundanker: 16 mm dicke Anker wurden in ein Bohrloch von 20 mm bzw.
20 mm dicke Anker in ein Bohrloch von 25 mm mit Verbundmörtel
eingebunden

Versuchsaufbau
Die Auszugsfestigkeit wurde quasi-statisch in axialer Richtung mit einer Hydraulikpresse be-
stimmt (siehe Abbildung 16.

Abbildung 16:
axialer Auszug eines
Ankers mit Pressfassung

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich 35
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Ergebnisse

Auszugsfestigkeit Pressfassung: Ø = 32 mm:


Einschlagtiefe = 200 mm
• Messung 1: 32 kN
• Messung 2: 32 kN

Auszugsfestigkeit Verbundmörtel:
• Messung 1: Abbruch bei 40 kN (Ø = 16 mm; Einbindetiefe = 200 mm)
• Messung 2: Karabinerbruch bei 32 kN (Ø = 20 mm; Einbindetiefe = 200 mm)

Bei der Pressfassung ist es für die Festigkeit nicht entscheidend, ob der Anker zusätzlich mit
Zement eingeschwemmt wird. Das Einschwemmen hat lediglich die Wirkung das Bohrloch abzu-
dichten. Für das Einbinden im Fels sind beide Techniken geeignet. Ungeeignet hingegen erschei-
nen mit Bau- oder Schnellbindezement eingebundene Anker, da die schwellende Belastung auf
Dauer den Zement rissig werden lässt und die Anker sich dann lockern.

Empfehlungen für die Einbindetiefe und -technik


Die Einbindetiefe richtet sich neben der Austandslänge auch nach der Felsqualität. Einen An-
haltspunkt gibt Tabelle 5:
Als Verbundmittel empfehlen sich grundsätzlich alle bauaufsichtlich für den Schwerlastbereich
zugelassenen Zweikomponentenkleber auf Epoxid- oder Polyesterbasis. Zement zeigt keine aus-
reichenden Auszugsfestigkeiten.

gute Felsqualität schlechte Felsqualität

Hebelarm des Ankers: mit Ausstand ohne Ausstand mit Ausstand ohne Ausstand

weiches Gestein
20-30 cm 15-20 cm 30-50 cm 20-40 cm
(z.B. Sandstein)

mittelhartes bis hartes


15-25 cm 10-20 cm 25-40 cm 20-30 cm
Gestein (Kalk und Urgestein)

Tabelle 5: Einbindetiefen

Empfehlungen für den Bohrlochdurchmesser


• Pressfassung: nur für Anker mit radialer Kraftrichtung. Für die reibschlüssige Befestigung
werden die Anker in Bohrlöcher des Ankerdurchmessers eingeschlagen. Um
eine ausreichende Festigkeit zu erreichen und wegen der Korrosionsbestän-
digkeit sollte der Mindestdurchmesser bei 30 mm liegen. Der Bohrlochdurch-
messer muss exakt auf den Ankerquerschnitt abgestimmt sein (Nenndurch-
messer Anker = Bohrlochdurchmesser).
• Verbundanker: für mit Verbundmörtel eingeklebte Anker ist die entsprechende Setzanleitung
mit einem Randspalt von 2 bis 3 mm zu berücksichtigen.

36 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
2.4.5 Ankerabstände
Bautechnische Empfehlungen
2
Der Abstand zwischen zwei Ankerpunkten sollte in ansteigenden Passagen kleiner als drei Meter
sein (gemessen wird der vertikale Höhenunterschied, siehe dazu Abbildung 17).

An Endverankerungen von Felsbändern, Absätzen bzw. vom Boden weg ist es angeraten, die Ab-
stände so zu wählen, dass beim Sturz keine Gefahr des Aufpralls auf den Boden besteht (wie in
Abbildung 17 dargestellt). Entweder sollten die Abstände hier also geringer sein oder man bringt
den ersten Zwischenanker - bei wenig schwierigem Gelände – in einer Höhe von mindestens 3,5
Metern an.

Abbildung 17: Die Sturzstrecken am Klettersteig. Der maximale Ankerabstand sollte 3 m nicht
überschreiten. Die maximale Fallhöhe sollte 5 m nicht überschreiten. Der erste Zwischenanker
sollte in einer Höhe von 3,5-4 m stecken.

In Geländerseilpassagen sollte der Abstand zwischen zwei Ankern fünf Meter nicht überschrei-
ten. Für Seilgeländer über Schluchten, Seilbrücken oder Flying-Fox-Aufbauten sollte der Abstand
zwischen den Ankerpunkten nicht größer als das 10-Fache des maximalen Durchhangs (bei einer
Belastung mit 80 kg) in der Mitte zwischen den Ankerpunkten sein. Sonst erreichen die wirkenden
Kräfte auf die Ankerpunkte kritische Werte. Bsp.: eine Seilbrücke über 20 Meter sollte bei Belas-
tung in Seilmitte mit 80 kg einen Durchhang von 2 Metern aufweisen.

Zu beachten ist, dass bei längeren Distanzen als 100 Meter (z.B. bei Seilbrücken) aufwändigere
statische Berechnungen durchgeführt werden müssen.

Empfehlung
Der maximale senkrechte Ankerabstand sollte nicht mehr als 3 Meter betragen. An Geländerseil-
passagen sollten maximale Abstände zwischen den Ankern von 5 Metern eingehalten werden.
Für Seilbrücken, Seilgeländer über Schluchten etc. sollte der Seildurchhang bei Belastung mit
80 kg in Seilmitte 10 % der Länge des Seilelements betragen.

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich 37
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
2.5 Drahtseile
2.5.1 Geeignete Seiltypen

Im Handel befindet sich eine Vielzahl von Drahtseilen, doch nicht jeder Seiltyp eignet sich für den
Bau von Klettersteigen. Unterschieden werden die Seiltypen Spiralseil und Litzenseil, wobei sich
nur die Litzenseile für den Bau von Klettersteigen eignen.

Spiralseile nach DIN 3052, DIN 3053 sind sehr steif und wenig griffig. Außerdem ist es konstruk-
tiv bedingt schwierig, gebrochene Drähte zu entfernen (-> 2.7.1.1). Beim Spiralseil bleiben außen
liegende Drähte über die komplette Länge am Umfang, so kann an einem „aufgespleißten’’ Seil
der Draht, im Gegensatz zum Litzenseil, nicht einfach abgebrochen werden.

Litzenseile nach EN 12385-4 (bzw. DIN 3060: 6x19 = 6 Litzen, je 19 Drähte und DIN 3055: 6x7 =
6 Litzen, je 7 Drähte) sind relativ flexibel und griffig, was sie für den Bau von Klettersteigen emp-
fiehlt. Sie sind nur unwesentlich teurer als oben genannte Spiralseile. In ihrem Aufbau führen die
einzelnen Drähte jeder Litze von außen nach innen und wieder nach außen, wodurch jeder Draht
sozusagen im Inneren eingespannt ist (siehe zum Aufbau von Drahtseilen auch Abbildung 18).
Dadurch können einzelne, am Umfang gerissene Drähte einfach im Inneren gebrochen und die
„aufgespleißte’’ Stelle entfernt werden, ohne den Einsatz von Klebeband (-> 2.7.1.2).

Spiralseile Litzenseil
DIN 3052 DIN 3053 DIN 3055
nicht empfehlenswert empfehlenswert Abbildung 18: Seiltypen nach DIN

Litzenseile gibt es mit „Seelen’’ aus unterschiedlichen Materialien zu kaufen. Empfohlen werden
hier nur solche aus Kunstfaser, um eine möglichst geringe Saugfähigkeit für Wasser und damit
schnelles Trocknen des Seils zu gewährleisten.

Stahlseile sind mit unterschiedlich dimensionierten Drahtdurchmessern auf dem Markt, das heißt
in grob- und feindrahtiger Ausführung. Die grobdrahtigen Stahlseile sind sehr steif und ungriffig,
damit eignen sie sich wenig für den Bau von Klettersteigen. Dagegen besteht bei den feindrahti-
gen Seilen das Problem des geringen Widerstands gegen Korrosion und mechanische Beschä-
digung. Die oben genannten Litzenseile nach DIN 3060 und DIN 3055 (EN 12385-4) stellen hier
den geeigneten Kompromiss zwischen grob- und feindrahtig dar.

Wesentlich für den Einsatz von Drahtseilen an Klettersteigen ist der Korrosionsschutz. Empfohlen
sei hier eine verzinkte Ausführung des Drahtseils. Die Verwendung von rostfreien Stählen kann we-
gen des hohen Preises und möglicherweise notwendigen Austauschs als nicht sinnvoll bezeichnet
werden, höchstens in Passagen, in denen Schneelasten und Steinschlag ausgeschlossen werden
können. Drahtseile mit Kunststoffummantelung sind nicht empfehlenswert, für sie gilt Ähnli-
ches wie für den Einsatz von Klebeband (-> 2.5.3.5): Unter der Ummantelung hält sich die Feuch-
tigkeit und begünstigt somit die Korrosion. Kunststoffe - meist findet PVC Verwendung - neigen sehr
stark zu mechanischen Beschädigungen und Versprödung, wodurch neue Gefahrenstellen entste-
hen. Meist werden diese „verletzten“ Stellen dann in guter Absicht mit Klebeband repariert und das
Korrosionsproblem besteht erneut. Außerdem sind ummantelte Drahtseile sehr teuer.

38 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
2.5.2 Seildimensionierung
Bautechnische Empfehlungen
2
Beim Bau von Klettersteigen sollten möglichst einheitliche Seildurchmesser verwendet werden, ­allein
schon aus logistischen Gründen, denn nach dem Seildurchmesser richtet sich die Geometrie der
Anker sowie die des gesamten weiteren Equipments (Kauschen, Schäkel, Spannschlösser etc.).

Für die Dimensionierung der Durchmesser wird unterschieden in Passagen von Geländerseilen
(Quergangspassagen zum Einhalten ohne Funktion einer Klettersteigsicherung) und kraftauf-
nehmende Abschnitte (Steilpassagen und Klettersteige). Die erforderlichen Mindestdurchmesser
sind in Tabelle 6 angegeben.

Art der Passage empfohlener Mindest-Ø Norm


Geländerseil 10 mm EN 12385-4 - (6x7)
kraftaufnehmende Abschnitte 14 mm EN 12385-4 - (6x19)
Tabelle 6: empfohlene Mindestseildurchmesser in verschiedenen Klettersteigstellen

Der maximale Seildurchmesser sollte 20 mm nicht überschreiten, da sonst die Biegebelastung für
die Karabiner problematisch wird.

Empfehlung
Die Dicke des Drahtseils an Kletterpassagen sollte mindestens 14 mm betragen. Neben der Fes-
tigkeit spielt auch die „Griffigkeit“ eine entscheidende Rolle, um sich am Drahtseil festhalten zu
können. Größere Durchmesser sind hierfür günstiger.
An Geländerseilpassagen ist ein Mindestdurchmesser von 10 mm empfohlen.

2.5.3 Seilbefestigung

Generell sind Systeme zu bevorzugen, bei denen das Drahtseil an jedem Anker fixiert wird. Das
Drahtseil kann entweder mit Seilschlaufen (französisch) oder ungespannt (per Hand gestrafft mit
Bügelklemmankern) befestigt werden.

Bei Verwendung von Ösenankern, also mit freiem Seildurchlauf, sollte das Seil allerdings so ge-
spannt sein, dass durch eine Belastung mit 80 kg keine Seilbewegung in den Ösen (Schleifen)
auftritt (Abbildung 19).

Abbildung 19: eingeschliffene Ösenanker

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich 39
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Bei Ösenankersystemen sollte die Vorspannung auf 4 kN begrenzt bleiben. Besonders bei vorge-
spannten Drahtseilen ist eine Felsberührung des Drahtseils zu vermeiden: Einerseits werden die
Seile durch die Reibung am Fels leichter beschädigt, andererseits entstehen durch den Felskon-
takt Schwierigkeiten für den Kletterer beim Führen des Sicherungskarabiners. Der höhere Aufwand
durch das Umhängen der Sicherung verleitet häufig dazu, auf die Sicherung ganz zu verzichten.

Generell werden Seilsysteme bevorzugt, bei denen jeder Anker fixiert ist.

2.5.3.1 Drahtseilklemmen

Für den Bau von Klettersteigen sollten nur geprüfte Seilklemmen nach EN 13411-5 (DIN1142) für
den entsprechenden Drahtseildurchmesser verwendet werden.

Für die Befestigung am Endanker sind drei Seilklemmen erforderlich. Hierbei müssen die Klemm-
bügel am unbelasteten Strang liegen, die Muttern auf der Seite des belasteten Seilstücks. Es müs-
sen speziell auf den Drahtseildurchmesser zugelassene Seilklemmen verwendet werden und das
Anzugsdrehmoment (Tabelle 7) muss beachtet werden. In der Norm werden ab 8-mm-Drahtseilen
vier Klemmen gefordert, aber die Überdimensionierung ist dermaßen hoch, dass drei Klemmen
von der Festigkeit ausreichend sind. Dies hat sich auch durch Erfahrungswerte in der Praxis be-
stätigt. Die erste Drahtseilklemme wird direkt hinter der Kausche angebracht, um ein Herausrut-
schen der Kausche aus dem Seilauge zu verhindern. Frei herausragende Kauschen bergen ein
Verletzungsrisiko und könnten als Fixpunkt missbraucht werden (zwei tödliche Unfälle bekannt).

Der Abstand der Drahtseilklemmen sollte zwischen 1,5 und 3 x Drahtseilklemmenbreite liegen.
Richtwert: 1 x Drahtseilklemmenlänge (Abbildung 20).

Richtwert:
Abstand zwischen den Seilklemmen
= Länge der Drahtseilklemme

Abbildung 20: Drahtseilklemmen für die Befestigung der Drahtseile im Endanker.


Die Klemmbügel befinden sich am unbelasteten Seilende.

Bei zu weit herausstehenden Gewinden empfiehlt sich der Einsatz von Hutmuttern bzw. einer
Kontermutter, um die Verletzungsgefahr zu reduzieren.

Bei der Montage der Seilklemmen ist das maximale Anzugsdrehmoment zu beachten:

Drahtseildurchmesser Drehmoment
10 mm 9 Nm
12 mm 20 Nm
14 mm 33 Nm
16 mm 49 Nm
Tabelle 7: Anzugsdrehmoment für Seilklemmen

40 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
2.5.3.2 Kauschen
Bautechnische Empfehlungen
2
Zur Befestigung des Drahtseils mittels einer Schlaufe in der Endverankerung sollten Kauschen,
wie es in Abbildung 20 dargestellt ist, verwendet werden. Hier ist unbedingt auf normgerech-
te Kauschen zu achten. Die Kausche soll eine (Knick-)Beschädigung des Seils im Ankerpunkt
vermeiden, einerseits durch mechanischen Schutz, andererseits durch einen konstanten Biege­
radius.

Für die Montage sind offene, nichtverschweißte Kauschen zu verwenden, da sie sonst nicht durch
die Öse gefädelt werden können.

Bei der Verwendung von Kauschen besteht die Gefahr des Herausrutschens aus dem Seilauge
(vgl. Abbildung 25, Seite 25). Zum einen entsteht dadurch ein Verletzungsrisiko, zum anderen
könnte die herausgerutschte Kausche als „Fixpunkt“ missbraucht werden (zwei tödliche Unfäl-
le bekannt). Deshalb sollte die erste Seilklemme möglichst nah an die Kausche heran gesetzt
­werden.

2.5.3.3 Schäkel und Verbindungsglieder

An verschiedenen Stellen, z.B. bei der Verwendung von Spannschlössern mit Ösenhaken, kom-
men Verbindungsglieder zum Einsatz. Grundsätzlich ist der Einsatz von Verbindungsgliedern zu
vermeiden, da damit die Sicherungslänge verkürzt wird. Es sollten nur normgerechte feuerver-
zinkte Schäkel nach EN DIN 82101, Form A oder Schraubschäkel nach EN 362 eingesetzt wer-
den, welche die Anforderungen der Bergsportkarabinernorm EN 12275 (Mindestbruchfestigkeit
längs 25 kN) erfüllen.

Schäkel sind immer gegen Aufdrehen zu sichern: entweder mit einem Hammer und Körner das
Gewinde verstemmen oder einen Sicherungsdraht durch das Bohrloch im Gewindebolzen fädeln
und verspannen bzw. mit Schraubenkleber fixieren. Zur Verbindung verwendete Rundstahlketten
sollten nach DIN 766 geprüft sein und mindestens 15 kN Bruchlast aufweisen.

Spannschlösser

Für die Bauweise von Klettersteigen mit Ösenankern ist das Spannen der Drahtseile notwen-
dig. Hier kommen Spannschlösser zur Verwendung, welche in zwei grundsätzlich verschiedenen
Bauarten auf dem Markt sind (Rohrspannschloss und offenes Spannschloss).

Die Spannschlösser müssen entsprechend dimensioniert werden. Hier sind Herstellerangaben


eines qualifizierten Lieferanten einzuholen.

Rohrspannschlösser nach EN DIN 1478 (Abbildung 21, Seite 42 oben) sind nur in korrosions-
beständiger Ausführung (Edelstahl, sehr teuer) empfehlenswert, da sich im Rohr Feuchtigkeit
ansammeln kann und zu verstärkter Korrosion führt, die von außen nicht erkennbar ist.

Offene Spannschlösser nach EN DIN 1480 (Abbildung 21, Seite 42 unten) gibt es mit verschie-
denen Befestigungsmöglichkeiten zu kaufen:

• Gabelbefestigung
• Ösenbefestigung
• Hakenbefestigung (nicht zulässig!)

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich 41
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Abbildung 21:
Spannschlösser für Drahtseile
(oben Rohrspannschloss mit Ösen-
befestigung, unten offenes Spann-
schloss mit Ösen- und Hakenbefesti-
gung – letztere ist nicht zulässig!)

Gabelbefestigungen sind am empfehlenswertesten. Hakenbefestigungen sind allgemein für den


Einsatz im Klettersteigbau zu unsicher.

Ösenbefestigungen haben den Nachteil der Verkürzung der Sicherungsstrecke wegen des zu-
sätzlichen Aufwandes mit Schäkeln. Die gesamte Drahtseilbefestigung sollte so kurz wie möglich
sein, um den Sicherungskarabiner (Selbstsicherung des Klettersteiggehers) so wenig wie mög-
lich zu behindern. Berücksichtigt man die notwendige Länge für die drei Drahtseilklemmen und
rechnet die Länge des Spannschlosses hinzu, ergibt sich schon mindestens ein halber Meter,
den der Klettersteiggeher überbrücken muss. Hängt man nun noch beide Seilenden in einen
Ankerpunkt, addieren sich zwei dieser Aufbauten zu einem Meter. Dies lässt sich nur mit zwei
Endankern vermeiden, welche versetzt angebracht werden, oder indem das Drahtseil mit Kau-
sche direkt in der Spannschlossöse befestigt wird.

Bei der – empfohlenen – Gabelbefestigung ist es wie bei Schäkeln unerlässlich, die Gewindebol-
zen gegen Aufdrehen zu sichern, entweder mit Draht oder durch Verstemmen des Gewindes.

Allgemein müssen Spannschlösser immer gegen selbsttätiges Öffnen gesichert werden. Am


besten geschieht dies mittels einer Drahtfixierung durch eine Bohrung im Gewindeende eines
Befestigungsteils. Diese Bohrung im Gewindeende kann auch selbst ausgeführt sein. Weiters ist
auch eine Umwicklung des Mittelstückes mit Draht eine Möglichkeit der Fixierung.

Spannen von Drahtseilen

Bei Systemen, die eine starke Vorspannung nötig machen, reicht der Spannweg von Spannschlös-
sern oft nicht aus und es ist ein Hubzug/Greifzug notwendig. Die Spannkraft wird mittels einer
Seilspannklemme, die bei Belastung am geraden Seil klemmt, vom Hubzug auf das Drahtseil über-
tragen. Wie bereits oben erwähnt sollte die Vorspannung unbedingt auf 4 kN begrenzt bleiben.

Abbildung 22:
Prinzipskizze zum Auf-
bringen der Seilspannung

42 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Vorgehensweise:
Bautechnische Empfehlungen
2
Der Greifzug wird am Anker befestigt und die Seilspannklemme am Drahtseil. Dann wird die vor-
gesehene Spannung mit dem Hubzug aufgebracht und das lose Seilende mit Kausche am Spann-
schloss fixiert. Im Anschluss wird der Greifzug entlastet und das Spannschloss zugeschraubt, bis
die vorgesehene Drahtseilspannung erreicht ist.

2.5.3.4 Endkappen

Die Enden von Drahtseilen sind mit einer Endkappe zu versehen, welche mit einer Spezialzange
aufgepresst und so gegen Aufspleißen bzw. Aufdrehen gesichert wird. Die Umwicklung mit Kle-
beband gilt als nicht fachmännisch, da es bald wieder aufreißt und „ausfranst’’.

FALSCH RICHTIG Abbildung 23:


Endkappe für Drahtseilenden Endkappen für
(Spezialzange erforderlich) Drahtseilenden

2.5.3.5 Klebeband an Drahtseilen

Da Drahtseile in Klettersteigen selten aus korrosions-


beständigem Stahl (teurer Edelstahl) bestehen, ist die
Korrosionsgefahr zu beachten. Allgemein kann davon
ausgegangen werden, dass Korrosion, wenn sie er-
kannt wird, eine wesentlich geringere Gefahr darstellt,
als wenn sie verborgen bleibt. Deshalb ist es beson-
ders riskant, Drahtseile mit Klebeband zu umwi-
ckeln.

Meist werden – in guter Absicht – „aufgespleißte“


Stellen notdürftig repariert, indem mit Klebeband die
am Umfang gebrochenen Drähte, welche eine Ver-
letzungsgefahr darstellen, fixiert und abgedeckt wer-
den. Beschädigte Drahtseile können, wie in Abschnitt
2.7.1.2 beschrieben, gut ohne den Einsatz von Klebe-
band ausgebessert werden. Klebebandumwicklungen
sind allenfalls an – unbelasteten – Seilenden als Not-
lösung statt Endkappen erlaubt.

Abbildung 24:
Klebebandumwicklung von Drahtseilen fördert die
Korrosion

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich 43
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Durch Niederschläge, Nebel, Kondenswasser werden die Drahtseile nass und die Feuchtigkeit
dringt in die Zwischenräume der Drähte ein. Abhängig von der Witterung trocknen die Seile wie-
der, nicht jedoch an umwickelten Stellen.

Die Feuchtigkeit der Umgebung sammelt sich unter dem Klebeband. In den Freiräumen zwischen
den Drähten und dem Klebeband bildet sich durch die Kapillarwirkung, welche das Wasser zu-
rückhält, ein feuchtes Mikroklima – unter dem Klebeband trocknet das Drahtseil nicht.

Diese Bedingungen begünstigen sehr stark die Korrosion, so dass unter der Klebebandabde-
ckung der tatsächliche Drahtseildurchmesser unerkannt massiv schrumpft und keine Sicherheit
mehr gewährleistet ist.

Die Belastung eines über lange Zeit mit Klebeband umwickelten Drahtseiles kann zum
Riss des Seiles führen.

2.5.4 Nichttragende Teile in der Sicherungskette

In den letzten Jahren ist es zu drei schweren Unfällen gekommen, deren Ursache nichttragende
Komponenten am Klettersteig waren. Extrem gefährlich sind beispielsweise nicht ausreichend
eingebundene Drahtseilenden, zum Spannen verwendete Drahtseilstücke oder nicht fixierte Kau-
schen (vgl. Abbildung 25). Vom Kletterer können diese Gefahrenstellen meist nicht erkannt wer-
den. Kauschen dürfen grundsätzlich nicht ohne Drahtseil angebracht werden. Das gleiche gilt
für überstehende Seilenden ohne Abschluss. Seilenden müssen immer fachgerecht und tragend
verankert werden.

Abbildung 25: nichttragende Komponenten am Klettersteig; im linken Bild ist ein Drahtseilstück
mit nur einer Seilklemme in ungünstiger Belastungsrichtung fixiert, die Konstruktion hält einem
Sturz nicht stand. Im mittleren Bild ist eine zur Seilschonung beim Abseilen gedachte Kausche
lose in einem Ring. Rechts ein nicht fachgerecht und tragend verankertes Drahtseil.

Empfehlung
In der Sicherungskette dürfen keine nichttragenden Teile verbaut werden. Alle Elemente, die für
eine Selbst- oder Partnersicherung benutzt werden können, müssen der Bohrhakennorm ent-
sprechen (15 bzw. 25 kN Bruchfestigkeit).

44 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
2.6 Fortbewegungshilfen
Bautechnische Empfehlungen
2
Fortbewegungshilfen sind Griff- und Trittbügel sowie Leitern, welche das Überwinden steilerer
Passagen vereinfachen sollen. Da in diesen Passagen schwächere Teilnehmer oder Kinder oft
zusätzlich mit einem Seil gesichert werden, ist es notwendig, auch für diese „Fixpunkte“ eine
Mindestfestigkeit vorzugeben.

2.6.1 Grundlegende Empfehlungen

Die Fortbewegungshilfen sollten zum einen so dimensioniert sein, dass sie sich unter der Last
beim normalen Begehen nicht plastisch verformen. Zum anderen sind alle Fortbewegungshilfen,
die als Sicherungspunkte benutzt werden könnten, so zu gestalten, dass sie eine Bruchfestigkeit
von 25 kN radial und 15 kN axial erfüllen (Bohrhakennorm).

Fortbewegungshilfen sollten grundsätzlich einfädelsicher (Kinderfuß) gestaltet sein und dürfen


keine scharfen Kanten aufweisen. [„Alle Kanten … mit denen die Hände des Benutzers und/oder
… Teile (der Klettersteigbremse) in Berührung kommen können, müssen gratfrei sein’’, aus EN
12275, Punkt 4.1.1 für Karabiner]. Zudem sollten alle Fortbewegungshilfen gerundete Formen
besitzen, um das Verletzungsrisiko zu minimieren (keine Stifte und Trittplatten).

2.6.2 Tritt- und Griffbügel

Tritthilfen sollten nur in Form von Trittbügeln (Abbildung 26, Seite 46) gestaltet werden. Stifte oder
Platten sind auf Grund der Verletzungsgefahr nicht geeignet.

Der maximale Ausstand sollte 15 cm nicht überschreiten. Damit sich die Griff- und Trittbügel
beim normalen Begehen (Last von etwa 1,5 kN) nicht plastisch verformen, sollten sie bei 15 cm
Ausstand minimal mit einem Querschnitt von 14 mm dimensioniert werden (Berechnung nach
Punkt 2.4.3.2). Die Einbindetiefe sollte wie in der Bohrhakenrichtlinie mind. 70 mm bei sehr guter
Felsqualität, bei schlechterer entsprechend tiefer sein.

Wie für die Anker eignen sich Bewehrungsstähle nach DIN EN 10080 (Norm für gerippte Baustäh-
le, Rippen sind vorteilhaft zum Einkleben) der Güteklasse 500S (hohe Festigkeit und Schweiß-
barkeit) als Material für Trittbügel. Ebenso bietet sich hier ein Korrosionsschutz (verzinkte Ausfüh-
rung) an. Der möglichst geringe Ausstand verringert auch die Auswirkung von Schneelasten und
erhöht damit die Lebensdauer der Trittbügel.

Um eine Drehbelastung zu vermeiden, sollten zwei Schenkel im Fels eingebunden sein. Die Mon-
tage sollte möglichst spannungsfrei erfolgen.

Achtung
Trittbügel können als Fixpunkte verwendet werden und müssen daher ausreichende Festig-
keiten aufweisen. Die Bruchfestigkeit sollte die Anforderungen der Bohrhakennorm erfüllen. In
Versuchen wurde bestätigt, dass die Bruchfestigkeit über den Anforderungen der Bohrhaken-
norm liegt, wenn die oben aufgelisteten Eckpunkte von 14 mm Querschnitt, Bewehrungsstahl
der Güteklasse 500S und mindestens 70 mm Einbindetiefe (abhängig von der Felsqualität) mit
schwerlasttauglicher Verbundmörteltechnik beachtet werden. Bei alternativen Konstruktionen
sollte eine Überprüfung der Festigkeit vorgenommen werden (Kraftansatzpunkt am maximalen
Ausstand).

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich 45
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Abbildung 26: Trittbügel aus Bewehrungsstahl (feuerverzinkt) besitzt keine
Grate und Kanten. Der zweite „Fuß“ vermeidet ein Verdrehen.

Abbildung 27: U-Bügel. Einfach und effektiv. Achtung, sie müssen auch als Fixpunkt halten!

Empfehlung
Tritt- und Griffhilfen müssen wie Fixpunkte betrachtet werden, da an ihnen mitunter gesichert
wird. Daher müssen diese Punkte mit Zweikomponenten-Verbundmörtel eingebunden wer-
den. Die Festigkeit sollte der Bohrhakennorm entsprechen. Als geeignete Form erweisen sich
U-Bügel. Stifte oder Trittbleche sind auf Grund der Verletzungsgefahr (Kanten) nicht empfeh-
lenswert.

46 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
2.7 Wartung
Bautechnische Empfehlungen
2
Eine Wartung und ggf. Instandhaltungsmaßnahmen von Klettersteigen sollten in jedem Frühjahr
vor Beginn der Bergsaison durchgeführt werden, um Unfälle durch defekte Klettersteigpassagen
zu vermeiden. Die Überprüfung ist von Fachleuten, möglichst mehreren Personen vorzunehmen.
Am besten fertigt man bei der Überprüfung von den beschädigten Stellen Fotos an, um mittels
dieser Dokumentation die Sanierung zu Hause planen zu können.

Die größten Schäden an Klettersteigen entstehen durch Schneelasten und Steinschlag. Die häu-
figsten sind aufgespleißte Drahtseile. Deshalb soll im Folgenden auf diese Punkte näher einge-
gangen werden.

2.7.1 Wartungsinhalte

• Anker: Überprüfung auf Beschädigung (plastische Verformung oder gar Bruch durch Stein-
schlag oder Schneelasten)
• Drahtseile: Überprüfung auf Beschädigung (Aufspleißen oder gar Riss durch Steinschlag
oder Schneelasten)
• Tritthilfen: Überprüfung auf Beschädigung (plastische Verformung oder gar Bruch durch
Steinschlag oder Schneelasten)
• Felsräumung

Stellt man dieselben Schäden jedes Jahr an der gleichen Klettersteigpassage fest, sollte man
überlegen, den Routenverlauf zu ändern. Oftmals genügt es, die Drahtseile einige Meter zu ver-
setzen, damit sie im Winter geringeren Einflüssen durch Schneelasten und Steinschlag ausge-
setzt sind.

2.7.1.1 Wartungsbuch

Das Wartungsbuch dient zur Dokumentation der Wartungsinhalte und -intervalle. Im Buch be-
schreibt der Klettersteigerbauer diese Inhalte und Intervalle. Zudem werden im Buch Sanierun-
gen dokumentiert. Das Buch wird dem Betreiber übergeben und liegt bei ihm auf.

2.7.1.2 Sanieren von Drahtseilen

Abbildung 28: defektes Drahtseil

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich 47
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Seilenden sind wie in Abschnitt 2.5.3.4 angegeben, mit Endkappen gegen Aufdrehen/Aufsplei-
ßen zu sichern.

Stellt man gebrochene Drähte am Stahlseil fest, so gilt es als erstes den Festigkeitsverlust des
Seiles abzuschätzen. Dies gestaltet sich meist jedoch als sehr schwierig. Auf Grund der Über-
dimensionierung der Drahtseile kann jedoch beim Bruch einzelner Drähte davon ausgegangen
werden, dass eine Weiterverwendung aus sicherheitstechnischen Überlegungen heraus möglich
ist. Behoben werden sollte nur die Verletzungsgefahr für den Begeher. Diese gestaltet sich bei
Litzenseilen deutlich einfacher als bei – nicht empfohlenen – Spiralseilen:

• Litzenseile
Wie in Abschnitt 2.5.1 beschrieben können gebrochene Drähte an Litzenseilen recht ein-
fach ausgebrochen werden.
Hierzu kürzt man den gebrochenen Draht auf eine Länge von 1 bis 2 cm und biegt ihn mit
einer Zange in Längsrichtung des Drahtseiles hin und her, bis er an seiner Einspannstelle
in der Litze einfach ausbricht, ohne dass Überstand bleibt. Dies ist bis zu einem Draht-
durchmesser von ca. 2 mm problemlos möglich.

• Spiralseile
Das Ausbessern von gebrochenen Drähten an Spiralseilen gestaltet sich wesentlich
schwieriger als an Litzenseilen, auch deshalb ist vom Einsatz von Spiralseilen generell
abzuraten.
Es gibt zwei Methoden gebrochene Drähte an Spiralseilen auszubessern: entweder man
wickelt den Draht so um das Drahtseil, dass keine Verletzungsgefahr mehr besteht, was
sich besonders bei dicken Drähten schwierig gestaltet und nicht dauerhaft ist, oder man
löst den Draht bis zur nächsten Befestigung aus dem Seil heraus und schneidet ihn dort
ab.

2.7.2 Wartungsintervalle

Da der Erschließer bzw. Halter mit dem Bau eines Klettersteiges die Verkehrssicherheitspflicht
übernimmt, muss er die Instandhaltung garantieren.

Bei Routen, die in hochalpinem Gelände verlaufen, kann eine Wintersperre sinnvoll sein. Darauf
sollte deutlich hingewiesen werden (ausreichende Beschilderung).

• Die gesamte Route ist vor Saisonbeginn auf (Winter-)Schäden zu prüfen. Die Häufigkeit
weiterer Kontrollen richtet sich nach der Art des Klettersteiges. Bei modernen, namentlich
beworbenen Klettersteigen reicht eine einmalige Kontrolle nicht aus. Allgemein gültige
Kontrollintervalle lassen sich nicht nennen, da die Verhältnisse bei jedem Steig verschie-
den sind. Je öfter es vorkommt, dass Sicherungen auf Grund der örtlichen Verhältnisse
beschädigt werden, desto häufiger muss die Kontrolle sein (siehe auch 1.3 Juristische
Aspekte).
• Hinweisen auf Schäden an den Sicherungseinrichtungen ist sofort nachzugehen.

Diese protokollierten und dokumentierten Begehungen sind von fachkundigen Personen


durchzuführen (Bergführer, Beauftragte der Erbauerfirma).

Durchgehend nummerierte Markierungsplättchen, die den Klettersteig in Abschnitte teilen (siehe


Bergekonzept unter 3.1), erleichtern die Lokalisierung von Schäden.

48 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Bautechnische Empfehlungen
2
Abbildung 29:
Markierungsplättchen mit Abschnittsnummer

2.8 Bauliche Umsetzung


Für den Bau und die Sanierung von Klettersteigen ist es sinnvoll, für den gesamten Steig möglichst
dieselben Anker zu verwenden. Lediglich die Endanker können variieren. So hat man schnell den
„passenden’’ Anker zur Hand und kann bei Reparaturen leicht reagieren.

• Ösenanker
Um die Verwendung einer Kausche bei Endankern zu ermöglichen, ist bei der Dimensio-
nierung der Öse darauf zu achten, dass zum Seildurchmesser 3-5 mm dazukommen. Ist
die Öse des Ankers zu groß dimensioniert, kann das Drahtseil durch Scheuerbewegungen
die Öse ein- und evtl. durchschleifen (Abbildung 19, Seite 39). Bei Endankern sind aus
praktischen Gründen die Ösen größer zu gestalten, um das Durchführen von zwei Seilen
und Kauschen zu ermöglichen. Seilklemmen, die an Ösenankern als Zwischenanker an-
gebracht sind, sind Schwachstellen, da hier das Drahtseil schon bei der Befestigung be-
schädigt wird und ein Einschleifen immer noch möglich ist. Die Öse muss glatt und gratfrei
sein, um Beschädigungen des Seils zu mindern.

Abbildung 30: Ösenanker aus Bewehrungsstahl mit gespannter Seilführung (die Innenseite der
Ösen sind glatt und gratfrei)

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich 49
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
• Endanker:
An Seilpassagen, die wegen der Schneelast oft ausgetauscht werden müssen, macht es Sinn,
kurze Drahtseilstücke zu verwenden. Ein Endanker kann dann von beiden Seiten genutzt
werden.

Abbildung 31:
beidseitig genutzter
Endanker

Abbildung 32:
An sich gute End-
verankerung, ABER
Drahtseilklemmen sind
auf der falschen Seite
montiert.

• Drahtseile
Drahtseile werden im Bund geliefert. Sie
dürfen nur so vom Bund genommen werden
wie man einen Teppich ausrollt. Anderenfalls
wird das Seil beschädigt und es entstehen
Krangeln.

Abbildung 33: Drahtseilschaden, entstanden


durch falsches Abrollen

50 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Positivbeispiele
Bautechnische Empfehlungen
2

Abbildung 34: massiver, flachgeschmie- Abbildung 35: guter Ankerausstand, straffe Seilfüh-
deter Bügelklemmanker mit Pressfassung rung ohne Vorspannung, gute Linienführung, Ausnüt-
für radiale Belastung zung von natürlichen Tritten und Griffen.

Negativbeispiele

Abbildung 36: Verwendung von Ringmuttern ohne radialer Festikeitszulassung; für den Anker-
durchmesser deutlich zu großer Ausstand, wodurch die Gefahr von Ermüdungsbrüchen besteht;
unsachgemäße Verwendung von Drahtseilklemmen

Abbildung 37: siehe Bildkommentar Abbildung 36. Länge und Dicke des Ankers sind sowie das
Befestigungssystem sind unzureichend

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich 51
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
b)

Abbildung 38: Seilklemmen vor und hinter Zwi-


schenankern, um ein Einschleifen zu mindern,
gelten als Flickwerk und werden nicht empfohlen.

a) c)

Abbildung 39: a), b), c) - Diese Anker sind von der Festigkeit her indiskutabel!

Abbildung 40: direkt durch Bohrhaken gefädeltes Drahtseil: Gefahr der Seilbeschädigung, zu
­wenig Abstand zum Fels

52 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Bautechnische Empfehlungen
2

Abbildung 41: Seil läuft am Fels, unklarer Abbildung 42: Seil zu dünn; nicht genügend
Sicherungsstrang, Seilführung direkt in nicht Seilklemmen; keine Kausche Bohrhakenla-
normkonformen Bohrhaken, der das Seil sche; normkonforme Expressanker sind zuläs-
beschädigt sig, optimal wäre ein Verbundanker

Abbildung 43: Flickwerk in der Sicherungs- Abbildung 44: Ösenankerbauweise mit zu ge-
kette ist gefährlich ringer Seilspannung, Seil beschädigt Ösenanker

Abbildung 45: abstehende Drahtseilenden stel- Abbildung 46: unzulässige Variante, um


len eine Verletzungsgefahr für den Begeher dar. Drahtseile zu verlängern

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich 53
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Abbildung 47: zwei mehr als abenteuerliche Endverankerungen

Abbildung 48: ungünstige Seilführung. Schneelast und Steinschlag bedrohen die Seilsicherung.
Eventuell kann an dieser Stelle gar auf eine Versicherung verzichtet werden.

Abbildung 49: Ringmuttern haben keine radi- Abbildung 50: Über den Fels laufende Draht-
ale Festigkeitszulassung. seile sind bald beschädigt.

54 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Bautechnische Empfehlungen
2

Abbildung 51: offenes Spannschloss in der Abbildung 52: Tritthilfen mit großer
Sicherungskette Verletzungs­gefahr

Abbildung 54: Jede Kette ist so stark wie ihr


schwächstes Glied; diese Sicherungsmethode durch
Kette statt Drahtseil ist auch bei gesicherten Steigen
nicht optimal (aber noch akzeptabel), sollte aber
Abbildung 53: In so einem Unter- keinesfalls bei Klettersteigen eingesetzt werden.
grund und mit Zement eingebunden Der Schraubbolzen des Schäkels sollte jedenfalls
kann kein Anker halten. fixiert werden.

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich 55
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
2.9 Herausgeber und Kontakt in Sachen Klettersteig
 

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit


Olympiastraße 10
A-6020 Innsbruck
Tel. 0043 (0)512 / 36 54 51
office@alpinesicherheit.at
www.alpinesicherheit.at
 
 

Deutscher Alpenverein
Von-Kahr-Straße 2-4
80997 München

Informationen Klettersteigbau
gabriela.scheierl@alpenverein.de
0049 (0)89 / 14003 - 48

Resort Hütten und Wege


robert.kolbitsch@alpenverein.de
0049 (0)89 / 14003 - 593

DAV-Sicherheitsforschung
sicherheit@alpenverein.de
0049 (0)89 / 14003 - 61 oder 60
 

Oesterreichischer Alpenverein
Referat Bergsport
Olympiastraße 37
A-6020 Innsbruck
Tel. 0043 (0)512 / 59 547 - 23
Fax 0043 (0)512 / 57 55 28
bergsport@alpenverein.at
 

Naturfreunde Österreich
Team Alpin
Viktoriagasse 6
1150 Wien
0043 (0)1 / 892 35 34 28
team.alpin@naturfreunde.at
www.naturfreunde.at

56 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Begleitende Maßnahmen

3
Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
57
3.1 Sicherheitskonzept

Es macht Sinn, schon bei der Planung und Umsetzung ein Sicherheitskonzept für den Kletter-
steig zu erstellen. Am besten werden die Bergemöglichkeiten zusammen mit der örtlichen Ret-
tungsorganisation (Ortsstelle und Landesleitung der Bergrettung) abgesprochen, geplant und
umgesetzt. Ein richtungsweisendes Beispiel dafür findet sich am Stuibenfall Klettersteig/Ötztal/
Tirol, wo neben der exakten Auszeichnung (über Nummerierung von Abschnitten) entsprechende
Bergeeinrichtungen miteingeplant und realisiert worden sind. Folgendes hat sich bewährt:

• Am Klettersteig werden Abschnitte ausgezeichnet. In bestimmten Abständen werden Num-


mern bei Felsankern befestigt oder einzelne Abschnitte benannt. Verunfallte und/oder de-
ren Helfer in der Wand können damit die Position im Klettersteig genau beschreiben, wenn
sie den Unfall melden. Das Rettungsteam kann damit den Einsatz ‚punktgenau‘ planen.
• Die für den jeweiligen Abschnitt beste Bergemöglichkeit sollte gemeinsam mit der örtlichen
Rettungsorganisation geplant, benannt und in einem Topo festgehalten werden. Beim Bau
des Klettersteiges werden die für den jeweiligen Abschnitt vorgesehenen Bergemethoden
vorbereitet, indem die notwendigen Befestigungspunkte für Bergeeinrichtungen fix mon-
tiert werden. Bei einem notwendigen Einsatz können die Kräfte damit effizient und schnell
reagieren.
• Die zuständige Rettungsorganisation (Ortsstelle und Landesleitung) verfügt über ein Topo
mit Verweis auf die verschiedenen Abschnitte und die dafür vorgesehenen Bergemetho-
den.
• Ein Wandbuch kann wie ein Gipfelbuch Auskunft über den letzten Verbleib von Kletter-
steiggehern geben und hat damit nicht nur dokumentarischen Wert.

Abbildung 55:
Beispiel für die Bezeich-
nung eines Abschnittes
am Klettersteig

3.2 Markierung und Beschilderung

Oft vernachlässigt, aber wichtig: einwandfreie Markierung von Zu- und Abstieg, Infotafel am Aus-
gangspunkt mit entsprechenden Warn- und Ausrüstungshinweisen. Eine sachgerechte Markie-
rung und Beschilderung hilft, Unfälle zu vermeiden. Auch für die Frage der Haftung ist die Beschil-
derung bedeutsam. Daher sollte der Klettersteighalter aus den Schildern erkennbar sein.

Sehen wir die Klettersteiggeher als Kunden der Klettersteig-Einrichtungen an! Für diesen Kunden
ist jede Information vor Ort nützlich und hilfreich. Ein umfassendes Angebot in Form einer oder
mehrerer Informationstafeln (oder Ähnlichem) in übersichtlicher, verständlicher Form gehört zum
Service. Mehrsprachigkeit und/oder die Verwendung von Piktogrammen machen die Information
übersichtlich und für alle Klettersteiggeher nutzbar.

58 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Begleitende Maßnahmen

Klettersteigbenutzer haben häufig kaum alpine Erfahrung und Kenntnis des Geländes. Hinweise
3
auf die besonderen Voraussetzungen für die Benutzung von Klettersteigen, auf zu erwartende
Schwierigkeiten und zur Orientierung im gesamten Verlauf der Route sind unerlässlich.

Ein Mangel bei der Auszeichnung kann die Klettersteiggeher in die Irre leiten oder zu Umwegen
zwingen. Zeitdruck, Erschöpfung, Hektik und verlorene Orientierung im unwegsamen Gelände
sind mögliche fatale Folgen.

Die richtige Wahl der Standorte für Wegweiser ist wichtig. Einerseits soll die Orientierung gewähr-
leistet sein, andererseits ein Schilderwald vermieden werden.

Die Anforderungen an die Markierung und Beschilderung sind je nach den örtlichen Gegebenhei-
ten unterschiedlich. Ein Klettersteig im alpinen Gelände erfordert mehr Aufwand als ein Sportklet-
tersteig, der von der Straße aus erreichbar ist.

Sofern regional Richtlinien für die Beschilderung von Bergwegen vorhanden sind, sollen diese
berücksichtigt werden.

Literatur

• Deutscher Alpenverein; Bergwegeklassifizierung, Handbuch mit regionalen Beispielwegen


• Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, 2003 Wanderwegekonzept Nieder­
österreich, St. Pölten.
• Amt der Salzburger Landesregierung, 2005 Salzburger Wander- und Bergwegekonzept,
Salzburg.
• Amt der Steiermärkischen Landesregierung, 2003 Wanderwegekonzept Steiermark, Graz.
• Amt der Tiroler Landesregierung, 2000 Wander- und Bergwegekonzept des Landes Tirol,
Innsbruck. 2000 Tiroler Bergwege-Gütesiegel, Innsbruck. 2008 Wander- und Bergwege-
konzept des Landes Tirol - Tiroler Bergwege-Gütesiegel, Innsbruck.
• Amt der Vorarlberger Landesregierung: 1996 Wanderwege-Konzept Vorarlberg (Schriften-
reihe Raumplanung), Bregenz, 2005 Wanderwege Service. Handbuch für die Anlage und
Betreuung von Wanderwegen.
• Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft, Richtlinien für die Markierung der Wander-
wege, Haftung für Unfälle auf Wanderwegen.
• Oberösterreich Tourismus 2000 Wander- und Bergwegekonzept Oberösterreich, Linz
• Deutsches Institut für Normung, 2005 Wegweiser für Wanderwege (DIN 33466), Berlin.

Auszeichnung

Markierung der Zu- und Abstiege

• Im Idealfall können vorhandene Wege und Steige für den Zu- und/oder Abstieg genutzt
werden. Diese sind bereits beschildert, markiert und gewartet und in Kartenwerke einge-
bunden. In dieser Situation sind lediglich Wegweiser zum/vom Klettersteig an Abzweigun-
gen usw. erforderlich.
• Sind neu trassierte Steige zum Einstieg oder vom Ausstieg und bei Zwischenabstiegen
vorgesehen, so sind Wegweiser und Markierungen in zweckdienlicher Anzahl und Ausfüh-
rung anzubringen.
• Zwischen- und Notabstiege erfordern die gleiche Aufmerksamkeit bei der Auszeichnung.
Ein Ausleiten aus dem Klettersteig in wegloses Gelände ist unverantwortlich und überfor-

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich 59
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
dert die Klettersteiggeher. Falls notwen-
dig, sind zusätzliche Sicherungen wie
Geländerseile anzubringen.
• Schilder, Farbmarkierungen und/oder
Steinmänner sind in vernünftigen Abstän-
den zu kombinieren. Bei Gehstrecken zwi-
schen einzelnen Klettersteigsegmenten
ist dies ebenfalls zu beachten. Der Klet-
tersteiggeher muss sich auch bei schlech-
teren Witterungsverhältnissen (Nebel,
Schneefall) sicher orientieren können.
Wegspuren alleine sind zu wenig!
• In schwierigem Gelände oder an exponier-
ten Stellen bewähren sich Geländerseile,
die auch zur Führung der Klettersteigge-
her dienen. Herkömmliche Berg- oder
Statikseile – wie sie sich an manchen
Klettersteigen zur Überbrückung fin-
den – sind dafür ungeeignet.

Abbildung 56:
Beispiel Bezeichnung von Abschnitten

Namensgebung
Sobald ein (drahtseilgesicherter) Steig Klettersteigcharakter hat (regelmäßig anspruchsvollere
Passagen, etwa ab Schwierigkeitsbewertung A/B nach Schall), sollte bei der Namensgebung das
Wort „Klettersteig“ aufgenommen werden (missverständlich z. B. ist „Schmugglersteig“, der die
Schierigkeit C bzw D aufweist).

Beschilderung
Neben den Wegweisern wird je nach Bedarf eine Kombination von Informationstafeln und Hin-
weisschildern vorgeschlagen:

Informationstafel

Sie bietet einen allgemeinen Überblick über die gesamte Einrichtung und enthält im Wesentlichen
Informationen zu:
• Bezeichnungen – Name des Steiges
• Schwierigkeitsbewertung – Einstufung nach der fünfteiligen Skala von A bis E
• Topo – schematische Darstellung des Klettersteiges mit Schwierigkeitsbewertung und
Höhenangaben
• Gehzeiten – falls erforderlich im Detail für die einzelnen Abschnitte
• Ausrüstung - Hinweise auf die notwendige Klettersteig-Ausrüstung (Helm, Klettersteigset)
• Notrufnummer – 112, 140 bzw. regionale Notrufzentralen
• Gefahren – Warnung vor Steinschlag, Gewitter, Wasserschwall etc.
• Stützpunkte - Schutzhütten, Biwak
• Meldestelle – zum Melden von Mängeln am Klettersteig
• Wegehalter bzw. Bauherr des Klettersteiges
• Zustand – Möglichkeit Hinweise anzubringen, wie z.B. KLETTERSTEIG GESPERRT
• Legende - Zeichenerklärung

60 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Begleitende Maßnahmen
3

Abbildung 57:
Beispiele für Informationstafeln

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich 61
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
ÖTK KLETTERSTEIG
PIRKNERKLAMM
KLETTERSTEIGSET anlegen!
HELM aufsetzen!

SCHWIERIGKEIT: C
Nur für Geübte!

Begehen nur mit


SICHERHEITSAUSRÜSTUNG!

ALPINER NOTRUF 140


Eindrucksvoller und nicht allzu schwerer
Schlucht-Klettersteig durch die Pirknerklamm.

Der Klettersteig wurde sehr geschickt über


diverse Blöcke im Bach gelegt. Zahlreiche
Postmanswalk-Brücken (ein gespanntes
Halteseil und ein lockeres Gehseil) stellen eine
zusätzliche Herausforderung dar. Highlight ist
die Steilpassage bei der ersten Wehranlage, wo
man direkt neben den tosenden Fluten
hinaufklettert. Da die Gischt dort bei Sonne
fast immer einen Regenbogen erzeugt, wurde
diese Passage Regenbogenfall genannt.

Gesamt eine sehr gute Anlage, die wegen


der mittleren Schwierigkeiten auch für
Nicht-Experten interessant ist.

Auftraggeber:
ÖTK SEKTION OBERDRAUBURG, www.hochstadel.at
Ausführung:
ALPINCENTER - HARRY KOLLMITZER
www.klettersteigbau.com
+43 (0)664 4608 966

Topo @ www.alpinverlag.at
Der ÖTK haftet für keinen bestimmten Zustand der Steiganlage.
Begehung nur auf eigene Gefahr und nur mit Helm, voller Klettersteigausrüstung und entsprechender Seilsicherung.

BEGEHEN AUF EIGENE GEFAHR! • AT ONE´S OWN RISK!

Topo
Auf Toposkizzen wird der gesamte Steig mit allen Teilschwierigkeiten und Steigabschnitten an-
schaulich dargestellt, wobei auch auf Gefahren (z.B. Steinschlag) hingewiesen wird. Die Topos
werden meist von Klettersteigführer-Herausgebern angefertigt – oft sogar kostenlos. In der Regel
ist dafür eine Begehung erforderlich, bei der die Skizze angefertigt wird. Auch die endgültige
Schwierigkeitsbewertung kann bei dieser Begehung meist recht gut bestimmt werden.

www.alpinverlag.at; info@alpinverlag.at

62 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Hinweisschild
Begleitende Maßnahmen
3
Ein Hinweisschild dient als Warntafel oder Information für die besonderen Voraussetzungen, wel-
che der betreffende Klettersteig erfordert, wie z.B.:

• Hinweise auf die notwendige Klettersteig-Ausrüstung wie (Helm, Klettersteigset, eventuell


Seilrolle)
• Hinweis auf Wegführung oder Örtlichkeiten
• Notrufmöglichkeit
• Gefahrenhinweise wie Steinschlag, Gewitter, Wasserschwall

Abbildung 58: Beispiele für Hinweisschilder

Abbildung 59: Wegweiser sind wichtige Orientierungshilfen

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich 63
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Abbildung 60: Hier sind Wegspuren beim
Abstieg wegen des felsigen Geländes schwer
auszumachen. Bei dichtem Nebel sind die
Steinmänner zu weit auseinander. Selbst erfah- Abbildung 61: Beispiel für vorbildliche
rene Alpinisten versteigen sich hier. Markierung des Zu- und Abstieges.

Häufig wollen Wegehalter einen Weg durch das Aufstellen von Schildern, wie z.B. „Nur für Geüb-
te“, nur für einen bestimmten Benützerkreis öffnen. Diese allgemein gehaltenen Schilder können
die Wegehalter von ihrer Schadenersatzverpflichtung in der Regel nicht befreien. Solche Schilder
haben wenig Aussagekraft, da man damit dem Benützer die Beurteilung überlässt, ob er geübt ist
oder nicht und sich aus solchen Schildern nicht ergibt, welcher Grad der Übung vorliegen muss.
Dr. Andreas Ermacora, Rechtsanwalt und Vizepräsident des ÖAV empfiehlt Schilder, aus denen
sich klar die Verbote ergeben, wie z.B. „Weg nicht kontrolliert, Begehung auf eigene Gefahr“ oder
„Weg gesperrt“ oder „alpine Erfahrung, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit erforderlich“.

Standorte der Schilder

• Die Informationstafel wird am Beginn der Tour (Parkplatz) und/oder beim Einstieg
platziert.
• Die Hinweisschilder müssen bei allen Zustiegsmöglichkeiten vorhanden sein, insbeson-
dere beim Einstieg, beim Ausstieg und allen für den Klettersteig markierten Zwischen- und
Notabstiegen. Die Hinweisschilder am Top usw. sind notwendig, um zu verhindern, dass
falsch ausgerüstete und unerfahrene Bergsteiger einen Klettersteig möglicherweise als
Abstiegsroute für einen am Normalweg bestiegenen Gipfel nutzen oder Wanderer in einen
talnahen Klettersteig von oben einsteigen, weil die Seilsicherung dazu verleitet.
• Für Zustandstafeln wie KLETTERSTEIG GESPERRT gilt dasselbe wie für die Hinweis-
schilder. Zusätzlich soll der Vermerk am Ausgangspunkt der Tour angezeigt werden.

Material

Die Schilder und Wegweiser sollen eine lange Lebensdauer haben und Nachbesserungen sollen
leicht möglich sein. Wetterbeständige Materialien sind notwendig, Aluminiumguss mit vertiefter
Beschriftung und Siebdruckverfahren mit Einbrennlackierung bewähren sich.

64 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
3.3 Schwierigkeitsbewertung
Begleitende Maßnahmen
3
3.3.1 Schall-Schwierigkeitsskala
A: Leicht Einfache, gesicherte Steige in nicht sehr steilem Gelände mit Geländern, Klammern
und angelehnten oder kurzen senkrechten Leitern. Einzelne ausgesetzte Stellen sind leicht zu
begehen. Wäre auch ohne Sicherungen meist leicht zu begehen.
B: Mäßig schwierig – Schon steiler, mit einzelnen kleintrittigen, ausgesetzten Passagen. Klam-
mern, Trittstifte, Ketten und auch längere senkrechte Leitern, stellenweise durchaus schon
kraftraubend.
C: Schwierig – Steiler bis sehr steiler Fels mit langen ausgesetzten Passagen auf kleinen Trit-
ten. Eisenklammern und Trittstifte können weit auseinander liegen, manchmal auch nur mit
Drahtseil. Senkrechte bis überhängende Leitern, Seil- oder Hängebrücken. Kraft raubend und
eindrucksvoll, längere Routen in diesem Grad sind schon große Unternehmungen.
D: Sehr schwierig – Senkrechter bis überhängender Fels mit weit auseinander liegenden Klam-
mern und Trittstiften, häufig auch nur mit Drahtseil. Gute Steigtechnik auf kleinen Tritten und
Reibungsplatten, starke Psyche, Kraftausdauer und guter Trainingszustand nötig, Kletterer-
fahrung hilfreich.
E: Extrem schwierig – Häufig überhängendes Gelände mit wenig oder keinen Steighilfen, meist
nur Seilsicherung. Extreme Anforderungen an Kraft, Bewegungstechnik und Psyche. Nur für
besonders erfahrene Klettersteig-Experten. Evtl. zusätzliche Expresschlinge zur Fixierung
empfehlenswert.

3.3.2 Hüsler-Schwierigkeitsskala
Hüsler bietet neben den sechs Stufen (K 1 bis K 6) sein Klettersteigkreuz, dessen vier Arme vier
Anforderungskomponenten symbolisieren: (Arm)Kraft, Psyche, Ausdauer, Bergerfahrung. Damit
lassen sich die ganz unterschiedlichen Schwierigkeiten eines klassischen Klettersteiges in alpi-
nem Gelände und eines Fun-Parcours darstellen.
K 1 leicht – Natürlich handelt es sich hier nicht um einen simplen Wanderweg, der Steig ist
aber in der Regel trassiert, die Sicherungen sind in Relation zum Gelände sehr komfortabel.
Durchwegs große natürliche Tritte; wo sie fehlen, sind Leitern, Eisenbügel, Stege usw. mon-
tiert. Nur kürzere exponierte (und dann bestens gesicherte) Passagen.
K 2 mittel – Man bewegt sich abschnittsweise bereits im Steilfels; die Routen sind aber recht auf-
wändig gesichert. Senkrechte Passagen mit Eisenbügeln oder Leitern, Drahtseilsicherungen
auch in wenig schwierigem Gelände.
K 3 ziemlich schwierig – Insgesamt bereits steileres Felsgelände, längere Steilpassagen oder
luftige Querungen, in Relation dazu aber eher üppige Sicherungen.
K 4 schwierig – Das Gelände wird steiler, schwieriger; oft finden sich nur mehr kleine Tritte und
Griffe, die Sicherungen sind sparsamer gesetzt. Auch an exponierten Stellen hilft bloß ein
Drahtseil; künstliche Haltepunkte (Haken, Krampen) nur bei den anspruchsvollsten Passagen.
K 5 sehr schwierig – Klettersteige in extremem Felsgelände! Senkrechte bis leicht überhängende
Passagen, kleingriffig, oft bloß mit einem Drahtseil versehen. Nur für erfahrene Klettersteigge-
her, gute körperliche Verfassung (Kraft, Ausdauer) und eine stabile Psyche Voraussetzung.
K 6 extrem schwierig – Sportklettersteige mit längeren senkrechten und überhängenden Pas-
sagen, extrem Kraft raubend. Maximale Exposition, nur wenig Erholungsstrecken. Etwas für
Unerschrockene mit starkem Bizeps.

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich 65
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Eine alpenweit gültige Schwierigkeitsskala existiert noch nicht. Bei Klettersteigen finden sich heu-
te (wie beim Freiklettern) eine Reihe von Bewertungsskalen mit (regional) unterschiedlichen An-
sätzen. Die Skalen überschneiden und gleichen sich.

Im deutschsprachigen Raum sind die Schall- (Österreich) und die Hüsler-Skala (Schweiz) am
weitesten verbreitet. Empfohlen wird eine einfache Kategorisierung nach den regional üblichen
Methoden (in Österreich z.B. jene nach Schall von A bis E).

Schall Skala (Österreich) Hüsler Skala Italien/Frankreich


A - leicht K 1 - leicht F/F - leicht facile/facile
Einfache, gesicherte Wege. Angelehnte (längere) Steig ist in der Regel trassiert, die Wenig ausgesetzt, leichter KS
oder senkrechte (kurze) Leitern, Geländer und Sicherungen sind komfortabel. mit längeren trassierten Weg-­
Eisenklammern. Einzelne Stellen können bereits Gute Tritte und Griffe. abschnitten.
ausgesetzt sein, sind aber einfach zu begehen. Ohne Sicherung möglich.
Allgemein für trittsichere und schwindelfreie Berg-
steiger ohne KS-Sicherung möglich.
Für Anfänger gut geeignet.
B - mäßig schwierig K 2 - mittel MD/PD - mittel media
Bereits steileres Felsgelände mit teilweise klein- Bereits steileres Felsgelände mit difficoltà / peu difficile
trittigen, ausgesetzten Passagen. Senkrechte, schon aufwändiger Sicherung. Längerer, schon ausgesetzer KS,
längere Leitern, Eisenklammern und Tritte. Selbstsicherung ist auch für eher aufwändig gesichert.
Kann schon anstrengend und kraftraubend sein. Geübte ratsam!
Auch routinierte Bergsteiger verwenden eine
Sicherung. K3 - ziemlich schwierig D/D - schwierig difficile/difficile
Kletterschwierigkeit: ca. II - III Route verläuft in steilem, auch aus- Anspruchsvoller KS, der schon
C - schwierig gesetzem Fels - gut abgesichert. erheblichen Krafteinsatz verlangt.
Steiles bis sehr steiles Felsgelände, größtenteils Klettergrad: ca. III
kleintrittige Passagen, die fast immer ausgesetzt
sind. Schon leicht überhängende Leitern möglich.
Eisenklammern und Tritte können auch etwas
weiter auseinander liegen.
Teilweise sehr kraftraubend. K 4 - schwierig MD/TD - sehr schwierig
Kletterschwierigkeit: ca. III - IV Steiles Gelände auch mit kleinen molto difficile /
D - sehr schwierig Überhängen. Sehr ausgesetzt mit très difficile
Senkrechtes, oft auch überhängendes Gelände. kleinen Griffen und Tritten, oft nur KS mit technisch schwierigen
Klammern und Stifte liegen oft weit auseinander. Seilsicherung. Stellen, die viel Kraft
Meist sehr ausgesetzt und oft nur mit Stahlseil verlangen.
gesichert. Große Armkraft, gute Steigtechnik und
ein guter Trainingszustand sind Voraussetzung.

Manchmal in Kombination mit leichter Kletterei K 5 - sehr schwierig ED/ED - extrem schwierig
(I - II) ohne Versicherung. Extremes Gelände, sehr estrema difficoltà /
E - extrem schwierig anstrengend mit wenigen extremement difficile
Meist überhängendes Felsgelände. Extreme künstlichen Haltepunkten. KS der technisch und akrobatisch
Anforderungen an Kraft, Steigtechnik, Ge- höchste Leistungen verlangt.
schicklichkeit, Mut und Moral. Nur für erfahrene Diese Stellen sollten als
Klettersteig-Profis. Optimaler Trainingszustand K 6 - extrem schwierig gefährlich gekennzeichnet sein
erforderlich. Rastschlinge zu empfehlen! Nur für “Extreme” mit starken - in der Regel gibt es Alterna-
Alle Anforderungen wie bei “D” in nochmals Oberarmen und guten Nerven. tivstrecken.
erhöhtem Ausmaß. Wenige Touren fallen darunter.

Zusätzlich gibt es ein fünfstufiges Anforderungs- Zusätzliche Infos liefert noch das Zusätzlich gibt es Infos, ob es
profil mit den Punkten: Kondition, Armkraft, Tech- Hüsler Klettersteig-Kreuz, sich um einen Übungsklettersteig,
nik, Mut und Psyche sowie Bergerfahrung. welches Ausdauer, Kraft, Sportklettersteig oder
Bergerfahrung und Ausgesetztheit um einen Sportklettersteig im
darstellt. Gebirge handelt.

Abbildung 62: Vergleich der verschiedenen in Europa gängigen Bewertungen von Kletterstei-
gen nach Schwierigkeitsgraden.

66 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Abschließende Bemerkungen

4
Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
67
Die vorliegenden Empfehlungen spiegeln bautechnisch den aktuellen Stand der Technik im Jahr
2009. Die Zeit wird zeigen, welche der hier getroffenen Empfehlungen sich zukünftig in den Tex-
ten der Normen (EN und UIAA) wiederfinden werden.

Es wird deutlich, dass sowohl die Planung als auch die bauliche Umsetzung eines Klettersteiges
kein einfaches Unterfangen darstellt. Ganz zu schweigen von den Wartungsmaßnahmen sowie
der juristischen Dimension der Verkehrssicherungspflicht.

Umso wichtiger ist es, bei Planung und Bau auf Fachleute zurückzugreifen. Immer wieder führen
Fehler von unerfahrenen Klettersteigbauern („Eigenbau“) zu schweren Unfällen. Zum einen sollte
mit professionellen Partnern sichergestellt sein, dass die bauliche Umsetzung Hand und Fuß hat,
zum anderen haftet für bautechnische Mängel dann die betreffende Firma.

Die Entwicklung ist laufend in Bewegung. So gibt es neben den vorgestellten Ankersystemen
eine Reihe anderer, funktionierender Formen und Befestigungssysteme. Eine Bauart, welche
auf die Anker im herkömmlichen Sinne ganz verzichtet, ist in Entwicklung und für ein Patent vor-
gesehen. Innovationen bei den Klettersteigsets und Klettersteigkarabinern wie die Steigklemme
(SKYTURN) werfen neue Fragen auf. In diesem Papier ist der Stand der Technik so umfassend
wie möglich als Momentaufnahme dargestellt. Die grundlegenden Erkenntnisse darin bleiben
auch für künftige Entwicklungen richtig.

Eine Adressliste zu Firmen und Herstellern von Klettersteigmaterial und Klettersteiganlagen ist bei-
gelegt und kann aktualisiert bei den Herausgebern (siehe Kontakt Seite 56) angefordert werden.

Für Rückfragen zu den bautechnischen Sicherheitsempfehlungen kann die DAV-Sicherheitsfor-


schung kontaktiert werden.

4.1 Zusammenfassung
In aller Kürze werden hier sämtliche bautechnischen Empfehlungen ohne die Angabe von techni-
schen Hintergründen zusammengefasst.

• Die Seilspannung ist ein wichtiger Faktor für die Last an den Ankern und erhöht die auftreten-
den Kräfte an den Ankern maßgeblich. Ein (stark) vorgespanntes Seil erhöht die Last an den
Ankern wesentlich. (siehe S. 24)

• Die Sicherungsseile an einem Klettersteig sollten nicht vorgespannt sein, da sich ansonsten
die Kräfte auf die Anker bei Belastung vervielfachen und die Klettersteigkarabiner im Sturzfall
ungünstiger belastet werden.
Weiters sollte an jedem Anker eine Fixierung mittels Seilklemmen mit dem straffen, aber unge-
spannten Drahtseil bestehen (Klemmanker-Bauweise mit ungespanntem Drahtseil). (siehe S. 26)

• Den optimalen Kompromiss zwischen tolerierbarer Biegebelastung und geeigneter Kletterhilfe


stellt die straffe, aber ungespannte Seilführung an Bügelklemmankern dar. (siehe S. 26)

• Die Verwendung von Ankern, die durch Fachbetriebe industriell gefertigt wurden, ist dringend
zu empfehlen; selbst ausgeführte Ankerkonstruktionen oder Schweißnähte (z.B. Fahnenanker)
stellen eine unnötige Gefahrenquelle dar. (siehe S. 28)

• Empfehlenswert sind an Bügelklemmankern ungespannte bzw. nur leicht gespannte (straffe)


Drahtseilaufbauten sowie an Ösenankern die französische Bauweise. Vorgespannte Drahtseile
werden nicht empfohlen. (siehe S. 29)

• Die Vorspannung sollte bei Ösenankersystemen auf maximal 4 kN begrenzt werden. (siehe S. 30)

68 Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
Abschließende Bemerkungen

• Empfehlenswert sind Endankersysteme ohne Ausstand und eine Befestigung mittels Seilklem-
4
men und Kauschen.
Endanker mit Ausstand sind auf Grund des Hebelarms ungünstig. Das direkte Einkleben des
Drahtseils ist zwar einfach, aber wartungsfeindlich, da ein Auswechseln des Seils bei Beschä-
digung sehr aufwändig wird. Die Festigkeiten der Verklebungen sind schwer kalkulierbar bzw.
überprüfbar und stellen bei Versagen eine tödliche Gefahrenquelle dar. (siehe S. 30)

• Um eine praktikable Ausstandslänge von max. 20 cm bei der Führung des Drahtseils am Fels
zu erhalten, benötigt man einen Durchmesser von 24 mm für ungespannte Klemmankersyste-
me und 28 mm für vorgespannte Systeme. Eine Dimensionierung von weniger als 20 mm ist
nicht empfehlenswert (s. Tabelle 4 und Abbildung 15, S. 34).
Die Anfälligkeit gegen Verformungen durch Steinschlag oder Schneelast wird durch größere
Durchmesser deutlich minimiert. (siehe S. 34)

• Die Einbindetiefe richtet sich neben der Ausstandslänge auch nach der Felsqualität. Einen
Anhaltspunkt gibt Tabelle 5 (siehe S. 36).
Als Verbundmittel empfehlen sich grundsätzlich alle bauaufsichtlich für den Schwerlastbereich
zugelassenen Zweikomponentenmörtel auf Epoxid- oder Polyesterbasis. Zement zeigt keine
ausreichenden Auszugsfestigkeiten. (siehe S. 36)

• Empfehlungen für den Bohrlochdurchmesser: Eine Pressfassung wird nur für Anker mit mög-
licher radialer Kraftrichtung empfohlen. Für die reibschlüssige Befestigung werden die Anker
in Bohrlöcher des Ankerdurchmessers eingeschlagen. Der Mindestdurchmesser sollte bei 30
mm liegen. Der Bohrlochdurchmesser muss exakt auf den Ankerquerschnitt abgestimmt sein
(Nenndurchmesser Anker = Bohrlochdurchmesser).
Verbundanker werden mit Verbundmörtel eingeklebt. Es ist die entsprechende Setzanleitung
mit einem Randspalt von 2 bis 3 mm zu berücksichtigen. (siehe S. 36)

• Der maximale senkrechte Ankerabstand sollte nicht mehr als 3 Meter betragen.
An Geländerseilpassagen sollten maximale Abstände zwischen den Ankern von 5 Metern ein-
gehalten werden.
Für Seilbrücken, Seilgeländer über Schluchten etc. sollte der Seildurchhang bei Belastung mit
80 kg in Seilmitte 10 % der Länge des Seilelements betragen. (siehe S. 37)

• Montage von Drahtseilklemmen: „Sattle nie ein totes Pferd“ = der Sattel (Klemmbacke) gehört
nie auf das tote Ende (= unbelastete Ende).

• Die Dicke des Drahtseils an Kletterpassagen sollte mindestens 14 mm betragen. Neben der
Festigkeit spielt auch die „Griffigkeit“ eine entscheidende Rolle, um sich am Drahtseil festhal-
ten zu können. Größere Durchmesser sind hierfür günstiger. An Geländerseilpassagen ist ein
Mindestdurchmesser von 10 mm empfohlen. (siehe S. 39)

• In der Sicherungskette dürfen keine nichttragenden Teile verbaut werden. Alle Elemente, die
für eine Selbst- oder Partnersicherung gebraucht werden können, müssen der Bohrhakennorm
entsprechen (15 bzw. 25 kN Bruchfestigkeit). (siehe S. 44)

• Tritt- und Griffhilfen müssen wie Fixpunkte betrachtet werden, da an ihnen mitunter gesichert
wird. Daher müssen diese Punkte mit Zweikomponenten-Verbundmörtel eingebunden wer-
den. Die Festigkeit sollte der Bohrhakennorm entsprechen. Als geeignete Form erweisen sich
U-Bügel. Stifte oder Trittbleche sind auf Grund der Verletzungsgefahr (Kanten) nicht empfeh-
lenswert. (siehe S. 46)

• Bei der baulichen Umsetzung wird eine Zusammenarbeit mit einer professionellen Firma emp-
fohlen. (siehe S. 68)

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit · Deutscher Alpenverein · Oesterreichischer Alpenverein · Naturfreunde Österreich 69
Errichtung, Wartung und Sanierung von Klettersteigen und drahtseilgesicherten Wegen
KlettersteigbaU
Durch unsere Erfahrung und Kompetenz im alpinen Bereich realisieren wir Ihren

Wir sind Profis in den Fachbereichen


Industriemontagen
Industrie und Höhenarbeit
Klettersteig und Kletterwandbau
Überprüfen und Sanieren von bestehenden Anlagen
Felsräumungen

Alexander Riml
Autorisierter Canyoning-, Raftboot-, Berg- und Schiführer
A-6441 Umhausen Tumpen 101/Top 2
Handy:+43 699 / 11 400 289 E-Mail: info@activsport-alpin.at Homepage: www.activsport-alpin.at

ATT-Industrie
high access work GmbH
Hotterbichlweg 2
6115 Kolsassberg
Tel. +43-5224-67890
Fax +43-5224-67782
Email: office@att-industrie.at
Internet: www.att-industrie.at

Über 15 Jahre Klettersteigbau machen den Unterschied. Gemeinsam mit dem Kunden
realisieren wir innovative Projektideen. Egal ob Neubauten, Sanierungen oder
Überprüfungen - unser Preis/Leistungsverhältnis verschafft Ihnen den entscheidenden
Vorsprung.

A LPIN E TE C H N O L O G I E T I R O L
v
FRANZ KARGER; UIAGM BERG-UND SCHIFÜHRER,CANYONING GUIDE
Führungen Guiding
ROCK and ICE
SKIING / SKITOURING
HELISKIING
CANYONING
Ausbildung Instructions
FELS und EISKLETTERN
LAWINENKUNDE/SCHIBERGSTEIGEN
SEIL- und SICHERUNGSTECHNIK
TELEMARKING
KLETTERSTEIGBAU
SEILUNTERSTÜTZTE HÖHEN- UND
INDUSTRIEARBEIT

Khevenhüllerstr. 1313
Khevenhüllerstraße A-9800 Spittal/Drau/Kärnten;
· A-9800 Spittal/Drau/Kärnten
Telefon +43(0)676
Tel.:++43(0)676 40 298
40 40 40 298 · mailto:
mailto: kargerfranz@aon.at
kargerfranz@aon.at

Was ist Industrieklettern:


Ich erledige für Sie Arbeiten in luftigen Höhen ohne komplizierte
Gerüst Konstruktionen oder Kräne.
Vorwiegend wird bei mir nur mit Seiltechnik gearbeitet, dadurch sparen Sie
Zeit und Kosten.

ICH MACHE FÜR SIE:


-Montagen von Glas-Stahlkonstruktionen
-Blitzschutz-und Mobilfunkanlagen
-Montage von Werbemittel
-Glas-und Fassadenreinigung
-Windkraftanlagen
������������������������
-Problem Fällungen
-Sturmschadenbeseitigung
-Klettersteigbau

DAS IST NUR EINIGES WAS ICH MACHE, WENN SIE IRGEND EIN PROBLEM HABEN,
MELDEN SIE SICH BEI MIR. Berg/Ski. und Canyoningführer
Ewald Holzknecht
Winklen 104, A-6444 Längenfeld
Tel: 0043/664 44 43 684
E-Mail: ewald@alpin-guide.at
www.alpin-guide.at
Inserat R.Ranner_01 25.05.2009 14:29 Uhr Seite 1

9640 Kötschach - Mauthen 309


T 0043 (0)664 26 101 32
E reinhard@ranner.cc
www.ranner.cc
BENZINBOHRMASCHINE
ab € 666,00 exkl. MwSt.

Injektionsmörtel 345ml
ab € 14,00 exkl. MwSt.

Set Bohrhakenlasche inkl.


Anker ab € 1,10 exkl. MwSt.

Klebeanker
ab € 1,90 exkl. MwSt.

Wir liefern komplette Materialsets für Klettersteig, Wegversicherung und Sportkletteranlagen

OB BERGSPORT ODER KLETTERSTEIG - IHRE ANFRAGE WIRD SICH LOHNEN


Weitere Informationen erhalten Sie unter: www.klettersteigbau-hzi.at

Montageösen für Klettersteige div. Ausführungen


Sonderanfertigungen lt. Kundenwunsch möglich

Stahltritte für Klettersteige


Sonderanfertigungen möglich

STAHLSEILE und Zubehör


(auf Wunsch mit Prüfzeugnissen)

Wir sind Hersteller sämtlicher


Befestigungskomponenten für den
Bau von Klettersteigen.

Jahrelange Erfahrung garantiert


kompetentes Fachwissen von der
Planung bis zur Fertigstellung Ihres
gewünschten Projekts

Fordern Sie unsere Referenzliste


…. und vieles mehr vom gesamten Alpenraum an
Wir bauen / sanieren Ihren Klettersteig, der
Sie und Ihre Kunden begeistert . . .

- höchste Sicherheitsstandards & benutzerfreundlich


- schnell & effizient
- preiswert & ökologisch beim Aufbau

G
Mag. Dr. Stefan Gatt
e-mail: office@gatt-ce.at
snail-mail: A-4040 LINZ / Forstnerstr. 5
fon / fax: (+43) 70-73 90 99
c h a l l e n g i n g
mobile: (+43) 664-210 50 95
e x p e r i e n c e s homepage: www.gatt-ce.at

Hochseilgärten, Baumhäuser & Klettersteige, die sich rechnen . . .


Sicherungselemente für
alpine Wege und Klettersteige
Das Komplett-System für jede Steiganlage
höchste Sicherheitsstandards einfache Montage

Sicherungselemente
W. Schiestl GmbH + Co. KG
Hofer Johann
Knappenweg 5, A-6166 Fulpmes
Tel.: 0664/43 64 914
Email: hofer@schiestl-fulpmes.at
Homepage: www.schiestl-fulpmes.at

Auf Wunsch auch qualifizierte Beratung, Planung und Montage


durch die Bergführer von Stubai Alpin. Jahrzehntelange Erfahrung
im Klettersteigbau geben uns das nötige know-how.
Klettersteigbau

Felsräumungen
Steinschlagschutz
PLANUNG &
AUSFÜHRUNG

Industrieklettern
Höhenarbeit klettersteige
Industriemontagen
hochseilgärten
Industriereinigung
spielplätze

Windanlagen baumhäuser

seiltechnik

QUO-VADIS

Laas 43 | 9640 Kötschach-Mauthen 8046 graz | falkenweg 8

T: +43 (0) 4715 24 805 +43-699 / 18192930


M: +43 (0)664 46 08 966
office@alpincenter.cc ofce@quo-vadis.cc

www.alpincenter.cc www.quo-vadis.cc
© medialounge
handzahm.
dank superlight y

erhältlich in 3 verschiedenen neues klettersteigset mit neu entwickeltem, gewebten bandfalldämpfer


ausführungen: und jetlock karabiner. durch die stretch y bänder sind die karabiner
immer in reichweite. der jetlock karabiner bietet – auch für kleine
hände – einfachste bedienung und extra hohe bruchlasten; speziell
mit jetlock (AS90A)
bei knick- und biegebeanspruchung. ohne rastschlaufe
mit jetlock light (AS90AL) um eine fehlanwendung auszuschließen.
mit jetlock stahl (AS90AS)
neu beim jetlock: fingerpolster

www.austrialpin.at

P090210 AA inserat klettersteigstandard.indd 1 25.05.2009 16:59:08 Uhr


© medialounge

:08 Uhr

Das könnte Ihnen auch gefallen