Anmoderation:
Zuerst vermasselte die Thomas-Cook-Pleite Tausenden
Urlaubern ihre lang ersehnte Traumreise. Jetzt könnte sie auch
Millionen Steuerzahlern die Laune verderben. Denn Cook-
Kunden, die auf ihren Kosten sitzen bleiben, weil der insolvente
Reiseveranstalter unterversichert ist, werden nun vom Staat
entschädigt. Damit bezahlt die Bundesregierung mit Steuergeld
gewissermaßen ihre eigene Pleite. Denn sie versäumte es
jahrzehntelang, die Haftungsgrenze für Reisekonzerne
anzupassen. Dabei waren die Folgen abzusehen. Andreas
Halbach berichtet.
Text:
Ende September 2019. Zigtausend Urlauber aus Deutschland
sind dem Herbst entflohen. Doch ihr Ferienvergnügen endet
plötzlich mit einer bösen Überraschung: Thomas Cook, ihr
Reiseveranstalter, ist pleite.
Hoteliers wollen die Gäste nicht gehen lassen, obwohl die ihre
Rechnungen bereits im Voraus an Thomas Cook gezahlt hatten.
600.000 Urlauber sitzen fest, müssen mit staatlicher Hilfe nach
Hause geflogen werden, darunter 140.000 Deutsche.
Ralf Merz konnte seinen Urlaub gar nicht erst antreten. Mit seiner
Frau wollte er die Feiertage auf Teneriffa verbringen - angezahlt
hatte er auch schon:
Reise futsch, Geld weg - so wie Merz ergeht einer halben Million
Deutschen. Doch mitten im Advent tritt die Ministerin für Justiz
und Verbraucherschutz vor die Fernsehkameras - mit froher
Botschaft:
Die Kosten der geplatzten Reisen plus Zinsen und Mehrkosten für
die Neubuchungen wohl mehr als 2.000 Euro.
Vier Milliarden Euro Umsatz machte Thomas Cook vor der Pleite.
Hierzulande machen sieben weitere Reisekonzerne jährlich
Milliardenumsätze. Sie alle seien im Falle einer Pleite
unterversichert, warnen Experten.