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ser verstanden als in Palästina selbst. schiffe für Gaza, nicht humanitäre Hil-
Die Organisatoren der Bewegung su- fe, sondern die Delegitimierung Israels
chen die Zusammenarbeit mit verschie- im Sinne zu haben.
denen Solidaritätsgruppen, kirchlichen Zur Bekämpfung dieser strategischen
Organisationen, akademischen Institu- Bedrohung sei die israelische Diploma-
tionen, Gewerkschaften, politischen tie schlecht gerüstet, meinen die Reut-
Parteien und Nichtregierungsorganisa- Experten und entwerfen Form und In-
tionen in aller Welt, um Druck auf halt einer Gegenkampagne, um die
Israel zu machen. Dazu gründeten sie öffentliche Meinung für Israel zu gewin-
im Jahr 2005 die Kampagne für Boy- nen. Am globalen Forum gegen den
kott, Desinvestition und Sanktionen Antisemitismus des israelischen Aussen-
(kurz BDS). Nachdem die Staaten das ministeriums von 2009 wurde ein ande-
Rechtsgutachten des Internationalen rer Entwurf zu einer BDS-Gegenkam-
Gerichtshofs, das den israelischen pagne erarbeitet. Laut der « Jerusalem
Mauerbau in Cisjordanien als völker- Post» stellt er bezeichnenderweise fest,
rechtswidrig erklärte, während eines es sei nicht nötig und möglicherweise un-
Jahres ignoriert hatten, sollte die BDS- möglich, in einer Debatte über israeli-
Kampagne nun die internationale öf- sche Siedlungen oder palästinensische
fentliche Meinung mobilisieren. Unabhängigkeit den Sieg davonzutra-
Zu ihren Mitteln gehören Aufrufe gen. Wichtig sei es, Israels Existenzrecht
zum Boykott israelischer Universitäten, zum Thema der Debatte zu machen und
das Lobbying für den Abzug von Inves- die antisemitischen Hintergründe der
titionen aus israelischen Unternehmen BDS-Kampagne aufzudecken.
oder Aufrufe an Musiker, nicht in Israel Mustafa Barghuti sieht ein langes Rin-
aufzutreten, ebenso wie die Hilfsschiffe, gen um die Rechte der Palästinenser vor-
welche die Blockade des Gazastreifens aus. « Unser Kampf richtet sich aber nicht
zu durchbrechen suchen. « Weil unsere gegen das jüdische Volk», versichert er.
Aktionen gewaltlos sind und die Ach- « Denn ein Apartheid-Staat wäre nicht
tung der Menschenrechte und des Völ- nur eine Katastrophe für uns, er wäre
kerrechts verlangen, sprechen sie nicht auch eine Katastrophe für die Juden.»
nur die Palästinenser an, sondern auch
die internationale Öffentlichkeit und
fortschrittliche Israeli», erklärt Omar
Barghuti, einer der Organisatoren der
Kampagne.
Barghuti verweist auf skandinavische
Pensionsfonds, die Aktien des israeli-
schen Rüstungsunternehmens Elbit aus
ihren Portefeuilles verbannt haben, und
auf italienische Supermärkte, die nicht
mehr bei einem israelischen Exporteur
von Siedlungsprodukten einkaufen. Er
zählt Stars aus dem Showbusiness auf,
die dieses Jahr Auftritte in Israel abge-
sagt haben, wie Santana, Elvis Costello
oder Meg Ryan. « Fünf Jahre nach ihrem
Start übersteigt der Erfolg der Kampa-
gne unsere kühnsten Träume», gesteht
Barghuti. Die Boykottkampagne gegen
die Apartheid in Südafrika habe 30
Jahre gebraucht, bis sie Wirkung gezeigt
habe. « Wir haben eine Art des Wider-
stands entwickelt, gegen die Israel noch
keine Waffe gefunden hat.»
« Delegitimierung» Israels
Dass die Kampagne Israel politisch
oder wirtschaftlich geschwächt hat,
kann bezweifelt werden. Sie hat in
Israel und in jüdischen Organisationen
weltweit aber eine spürbare Beunruhi-
gung ausgelöst. Ein Bericht des Reut-
Instituts, einer israelischen Denkfa-
brik, erkennt in der BDS-Kampagne
einen Teil eines globalen Propaganda-
feldzugs zur « Delegitimierung» Israels
mit dem Ziel, die Existenz des jüdi-
schen Staates zu untergraben. Höhe-
punkt dieser Kampagne sei der Gold-
stone-Bericht zum Gaza-Krieg, mein-
ten die Reut-Forscher im Februar, und
im Mai bezichtigte Vizeaussenminister
Ayalon die Organisatoren der Hilfs-