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Gog und Magog

Gog (hebräisch, Etymologie ungeklärt) ist beim von der islamischen Tradition teilweise mit Alexander
Propheten Ezechiel (Kapitel 38 und 39) der Fürst von dem Großen gleichgesetzt wird,[1] gegen Gog und Magog
Mesech und Thubal und wohnt im Lande Magog. In kämpfte und sie schließlich besiegte, indem er eine Mau-
der Offenbarung des Johannes, im Neuen Testament er aus Eisen mit Kupfer übergoss. Sie konnten nicht aus-
der Bibel, werden mit Gog und Magog zwei Völker brechen, da sie diese Mauer nicht zerstören konnten. Vor
bezeichnet, die am jüngsten Tage vom Satan befreit dem jüngsten Tag werden sie die Mauer jedoch durch-
werden. Gemeinsam mit ihm ziehen sie in den Kampf, brechen und von allen Hügeln auf die Erde strömen.
werden jedoch am Ende von Christus besiegt (Offb 20,8 Die islamische Tradition beschreibt, wie die Gog und
). Magog nach ihrem Hervortreten alles, was sie an Essba-
Das apokalyptische Motiv von Gog und Magog hat ab der rem und Trinkbarem finden, essen und trinken, so dass
Spätantike und dem frühen Mittelalter weite Verbreitung nichts mehr übrigbleibt. Nachdem sie Jerusalem erreicht
in Europa und im Mittleren Osten gefunden und wurde haben, wiegen sie sich in dem Glauben, alles Leben auf
mit verschiedenen Traditionen und Legenden verwoben der Erde zerstört zu haben. Sodann schießen sie Pfei-
(u.a. im Alexanderroman und dem Koran). le in den Himmel, und als diese mit Blut befleckt wie-
der herabfallen, glauben sie, dass sie auch die Bewohner
des Himmels ausgelöscht haben. Auf Fürsprache Jesu'
schickt Gott daraufhin Würmer herunter, die durch Na-
sen und Ohren in die Gog und Magog eindringen, sie von
innen auffressen und an ihren Nacken wieder herauskom-
men. Auf diese Weise sterben die Gog und Magog.[2]

2 Mittelalterliche Mythen

Der Georgier Step‘annos Orbelean beschreibt in seiner


Historia, dass Dhū l-Qarnain die wilden Stämme des Nor-
dens eingeschlossen hatte. Am Ende der Zeiten werden
sie jedoch von Gog und Magog befreit, und sie verwüs-
ten die ganze Welt, und der „Sohn der Zerstörung“ wird
sich erheben, gefolgt von der Wiederkunft Christi und der
Vernichtung der Ungläubigen.
Geoffrey von Monmouth erzählt in der Historia Re-
gum Britanniae (Geschichte der Könige Britanniens) (1,
17, um 1136) wie die Insel Britannien von trojanischen
Flüchtlingen unter Brutus besiedelt wurde. Corineus,
einer seiner Gefolgsleute, wurde der Herrscher von
Cornwall, wo es besonders viele Riesen gab. Der scheuß-
Dhū l-Qarnain baut eine Mauer gegen Gog und Magog (Persische lichste davon, Gogmagog, war dreieinhalb Meter groß
Miniaturmalerei 16. Jh.) und so stark, dass er ganze Eichenbäume ausreißen konn-
te. Als Gogmagog und zwanzig andere Riesen Brutus
während eines Gottesdienstes angriffen, ließ er sie töten
bis auf Gogmagog, der zu seiner Unterhaltung mit Co-
1 Gog und Magog im Islam rineus ringen sollte. Gogmagog brach Corineus drei Rip-
pen, aber dann schleppte ihn dieser an die Küste und warf
Gog und Magog sind im Islam unter dem Namen Yaʾd- ihn von den Klippen ins Meer, wo er zerschellte.
schūdsch und Maʾdschūdsch (arabisch ‫يأجوج ومأجوج‬, Im Mittelalter führten auch die Skandinavier ihre Ab-
DMG wa-Maʾǧūǧ Yaʾǧūǧ) bekannt. Im Koran wird in stammung auf Magog zurück, der schließlich im Norden
Sure 18 Verse 83-98 erzählt, wie der Zweigehörnte, der wohnte. Da er Vorderasien sehr früh verlassen hatte, war

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2 4 GOG UND MAGOG IN DER KUNST

seine Sprache der des Paradieses (Ursprache) noch sehr identifizierbaren umliegenden Regionen weisen die Regi-
ähnlich. Nach der Gesta Hungarorum [3] war Magog Fürst on klar nach Zentralasien.
von Skythien und der Stammvater der Ungarn. Der Sprachforscher Mahmud al-Kaschghari stellt in sei-
Nach dem mittelirischen Lebor Gabála Érenn (§10) war nem Werk Kompendium der Sprachen der Türken Kar-
Magog, der Sohn Iafeths, der Stammvater der Völker, die te der Alten Welt in Scheibenform aus dem Jahr 1072,
vor den Gaedil nach Irland kamen, nämlich Partholon, die sich heute im Pera-Museum in Istanbul befindet, die
dem Sohn des griechischen Königs Sera, Nemed und die Wüste Taklamakan und den Altai in die Mitte. Die Dar-
Abkömmlinge der Nemed, Gaileoin, Fir Domnann, Fir stellung ist so gewählt, dass der Osten oben liegt, wie
Bolg und die Túatha Dé Danann. auf allen christlichen Karten der Zeit. Im Süden sind
Hindustan, und Kaschmir neben dem Gebiet von Gog and
Magog notiert.
3 Kartografische Darstellung Auf der Tabula Rogeriana aus dem Jahr 1154, die Al-
Idrisi in seiner Zeit am Hof von Roger II. (Sizilien) zu-
gerechnet wird, einer rechteckigen Weltkarte, in der der
Süden oben liegt, findet sich das Land Magog im äußers-
ten Nordosten. Eine Beurteilung der tatsächlichen Voll-
ständigkeit der Darstellung in diesem Bereich ist nur
schwer möglich. Eine Gleichsetzung mit dem Reich der
Gök-Türken bzw. dem Reich der Mongolen unweit der
chinesischen Mauer durch den Kartografen deutet sich
an.
Auf der Weltkarte des Pietro Visconte von 1326 liegen
Gog und Magog im äußersten Osten der Welt, jenseits
von Cathay und China[4] . Auf der Karte des Andrea Bi-
anco von 1436 bewohnen sie eine Halbinsel im äußersten
Osten der Welt, gegenüber dem irdischen Paradies[5] In
späteren Karten rücken sie in den Nordosten Asiens, un-
gefähr in die Gegend der Kamtschatka.
Auf der Karte Geographia sacra von Abraham Ortelius
(Theatrum orbis terrarum, Antwerpen 1601) ist Magog
eine Stadt im nördlichen Mesopotamien, an dem Fluss
Arbonai, der als Nebenfluss des Euphrat dargestellt ist
und in der ungefähren Gegend des Orontes liegt, freilich
mit umgekehrter Fließrichtung, unweit des Paradieses[6] .
Angelsächsische Weltkarte aus der Cotton-Sammlung, Vorlage
ca. 1000, kopiert ca. 1836, coloriert
4 Gog und Magog in der Kunst
Einer Legende nach sind die Riesen Gog and Magog
Wächter Londons; sie stehen als Skulpturen über dem
Ausgang des Rathauses. In seiner Erzählung Gone Astray
berichtet Charles Dickens, wie er diese Riesen als kleiner
Junge wahrnahm. (Die Original-Skulpturen, die Dickens
beschreibt, wurden allerdings im Zweiten Weltkrieg zer-
stört.)
In Die letzten Tage der Menschheit gibt es in Akt V, Szene
Tabula Rogeriana, 1154
7 einen Dialog zwischen zwei Männern deutscher Her-
Mit der eher grob-schematischen angelsächsischen Welt- kunft namens Gog und Magog, die der Autor Karl Kraus
karte aus der Cotton-Sammlung von ca. 1000 (als neu- als „zwei riesenhafte Fettkugeln“ bezeichnet. Sie werden
zeitliche Kopie erhalten) wird das Reich von Gog und als sehr nationalistisch beschrieben.
Magog relativ nahe an den Polarkreis und das Arktische Martin Buber publizierte 1941 in der Zeitung Davar eine
Meer gesetzt. Es findet sich nördlich von Aserbaidschan, historische Novelle Gog und Magog, die 1945 unter dem
in der Nähe des Kaspischen Meeres, aber wiederum deut- englischen Titel For the Sake of Heaven erschien und in
lich nordöstlich eines am Ostmeer dargestellten Löwen in welcher der chassidische Rabbiner Jaakow Jizchak von
einer Region, die man heute China zuweisen würde. Die Przysucha als Protagonist erscheint.
3

Gog und Magog erscheinen auch in dem Roman Die toten • Jon Ruthven: The Prophecy That Is Shaping Histo-
Seelen von Nikolai Gogol. Sobakewitsch, ein Verkäufer ry. New Research on Ezekiel’s Vision of the End.
toter Seelen, vergleicht den Gouverneur und den Vize- Xulon, Fairfax VA 2003.
gouverneur mit Gog und Magog: „Geben Sie ihm nur ein
Messer und stellen Sie Ihn an der Poststraße auf, und er • Wolfgang Hohlbein: Magog.
wird Ihnen den Hals abschneiden, wegen einer einzigen
Kopeke den Hals abschneiden! Er und der Vizegouver-
neur, das sind Gog und Magog!“ [7] 6 Weblinks
In der Science-Fiction-Serie Andromeda existiert eine
zerstörerische Spezies namens Magog. • Chr. Rösel: Magog. In: Michaela Bauks, Klaus Koe-
nen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bi-
Auf dem Album Foxtrot der Gruppe Genesis, dem 6. Teil bellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff.
des Stückes Supper’s Ready, APOCALYPSE IN 9/8 (CO-
STARRING THE DELICIOUS TALENTS OF GABB- • Lexikonartikel zu „Gog und Magog“ auf bibelkom-
LE RATCHET), werden die „Wachen von Magog“ zi- mentare.de
tiert, nach Interpretation des Textes [8] eine Anspielung
auf die Offenbarung des Johannes. Auch Peter Hammill • Gog und Magog im Islam (swf-Format aus dem
nahm für sein 1974 erschienenes Album In Camera die Englischen übersetzt; 110 kB)
zusammenhängenden Stücke Gog und Magog auf; erste- • Yajuj wa Ma'juj (Gog and Magog) according to Is-
res war später auch im Live-Repertoire seiner Band Van lam
der Graaf Generator zu finden.

7 Einzelnachweise
5 Literatur
[1] W. Montgomery Watt in: Encyclopaedia of Islam. New
• Karl Kraus: Die letzten Tage der Menschheit. Suhr- Edition, s.v. al-Iskandar
kamp 2005.
[2] Vgl. van Donzel/Ott 232a.
• J. G. Aalders: Gog en Magog in Ezechiël. J.H. Kok,
Kampen 1951. [3] http://la.wikisource.org/wiki/Gesta_Hungarorum

• Muhammad Ali: The Antichrist and Gog and Magog. [4] Alessandro Scafi, Mapping Paradise, A history of Heaven
Ahmadiyya Anjuman Isha`at Islam Lahore Inc., Co- on earth (London, British Library 2006), 201
lumbus OH 1992. [5] Alessandro Scafi, Mapping Paradise, A history of Heaven
on earth (London, British Library 2006), 208
• Andrew Runni Anderson: Alexander’s Gate, Gog
and Magog, and the Inclosed Nations. The Medieval [6] Alessandro Scafi, Mapping Paradise, A history of Heaven
academy of America, Cambridge MA 1932. on earth (London, British Library 2006), Taf. 16

• David Yo'elAri'el: Milhemet Gog u-Magog, mes- [7] (Nikolai Gogol: Die toten Seelen; Aufbau-Verlag Berlin
hihiyut ve-apokalipsah ba-Yahadut--be-`avar uve- und Weimar; 3. Auflage 1978; S. 116)
yamenu. Yedi`ot aharonot. Sifre hemed, Tel Aviv
[8] http://cyberreviews.skwc.com/gendis.pdf
2001.
• Daniel I. Block: Gog & Magog in Ezekiel’s Eschato-
logical Vision. in: Eschatology in Bible & Theology.
Evangelical Essays at the Dawn of a New Millenni-
um. InterVarsity Press, Downers Grove IL 1997.
• Sverre Bøe: Gog and Magog, Ezekiel 38-39 as Pre-
text for Revelation 19,17-21 and 20,7-10. Mohr Sie-
beck, Tübingen 2001.
• Marie Felicité Brosset: Histoire de la Siounie par Sté-
phanno s Orbélean. St. Petersburg 1864.
• E. van Donzel/Claudia Ott: Art. Yādjūdj wa-Mādjūdj
in: The Encyclopaedia of Islam. New Edition Bd. XI,
S. 231a-234a.
• Timothy John Mills: The Gog pericope and the Book
of Ezekiel. PhD dissertation. Drew University 1989.
4 8 TEXT- UND BILDQUELLEN, AUTOREN UND LIZENZEN

8 Text- und Bildquellen, Autoren und Lizenzen


8.1 Text
• Gog und Magog Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Gog_und_Magog?oldid=144994930 Autoren: RobertLechner, Aka, Mathias
Schindler, GNosis, Katharina, Rolz-reus, Andim, Zwobot, Wolfgang1018, Yak, HaSee, Arne List, Alexander.stohr, Benowar, Papiermond,
Mike Krüger, Sadduk, Marriex, Hardenacke, Ot, MAK, Stefan h, Uwe Gille, Kam Solusar, Dundak, MarkusHagenlocher, Netienne, Phil-
lemann, Hewa, ElRaki, Tuxman, Matthes, Olaf Studt, Bobbl, FlaBot, Hubertl, Itti, Abu-Dun, JuTa, Roxanna, KureCewlik81, Bar Nerb,
DarkScipio, RobotQuistnix, König Alfons der Viertelvorzwölfte, YurikBot, Löschfix, Klaeren, Revvar, Nightflyer, PortalBot, LKD, West-
thrakientürke, Túrelio, Man77, Ar-ras, Thijs!bot, GiordanoBruno, Sebbot, Jrunkel, Koenraad, Xqt, Don Magnifico, Briumi, Aspiriniks,
Gudrun Meyer, Diwas, Rosenkohl, DodekBot, Agathenon, Stauffen, Regi51, Idioma-bot, Amurtiger, JonValkenberg, YonaBot, DerHan-
delsreisende, Tiroinmundam, Amodorrado, Björn Bornhöft, Trienentier, Boobarkee, Siechfred, Johnny Controletti, Grillo.Y, Luckas-bot,
Obersachsebot, Xqbot, Katimpe, MorbZ-Bot, Stefan Höltgen, Serols, Reimmichl-212, EmausBot, .Mag, ZéroBot, Didym, NearEMPTiness,
Teakwondo, Richard Leoni Leon, MerlIwBot, KLBot2, PaFra, Jpemery, Hybridbus, Fossiy, Sasso Hüßelmann und Anonyme: 76

8.2 Bilder
• Datei:Cotton-map-transcript.png Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/08/Cotton-map-transcript.png Lizenz:
Public domain Autoren: Knight, Charles (comp.) “Old England: A Pictorial Museum”, London, Sangster (c1836) Ursprünglicher Schöpfer:
Unknown (medieval), redrawn ca. 1836
• Datei:Iranischer_Meister_001.jpg Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/96/Iranischer_Meister_001.jpg Lizenz:
Public domain Autoren: The Yorck Project: 10.000 Meisterwerke der Malerei. DVD-ROM, 2002. ISBN 3936122202.
Ursprünglicher Schöpfer: Iranischer Meister (unknown)
• Datei:TabulaRogeriana.jpg Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d3/TabulaRogeriana.jpg Lizenz: Public domain
Autoren: Konrad Miller’s collage of the Bodleian MS. Pococke 375 or possibly another based on the French National Library’s MS. Arabe
2221 Ursprünglicher Schöpfer: Al-Idrisi

8.3 Inhaltslizenz
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