Sie sind auf Seite 1von 16

Einführung in das deutsche Recht für ausländische Studierende

Philipps-Universität Marburg

Juristische Fakultät

Thema:

Gerichtsbarkeit, Gerichtshöfe und Richter in


Deutschland
bei

Prof. Petra Zrenner

Sommersemester 2010

vorgelegt von:

Noemi Lupașcu

Marburg, 29. Juni 2010


Inhaltverzeichnis
I. In Deutschland
1. Gerichtsbarkeit
2. Gerichtssprache
3. Grenzen der deutschen Gerichtsbarkeit
4. Richter
5. Wie wird man Richter?
6. Gerichte
7. Instanzen
a. Im Zivilrecht
b. Im Strafrecht
8. Der Bundesgerichthof (BGH)

II. In Rumänien
1. Richter
2. Wie wird man Richter?
3. Gerichte und Instanzen

III. Kurzer Vergleich zwischen Deutschland und Rumänien


1. Ähnlichkeiten
2. Unterschiede

IV. Literaturverzeichnis
Gerichtsbarkeit, Gerichtshöfe und Richter in
Deutschland
Bevor ich beginne über meine Thema zu sprechen, möchte ich seine Auswahl begründen. Schon
als kleines Kind habe ich mich für Wahrheit und Ehrlichkeit interessiert und die Idee eines
Richters faszinierte mich. In meine Augen war ein Richter eine unglaublich wichtige Person, die
entscheiden darf, wie er will, wer Recht hat oder nicht. Ich weiß jetzt, dass dieses nicht sehr
falsch wahr, aber auch nicht ganz korrekt: Urteile beruhen auf dem Gesetz. Mein späteres Ziel
im Leben ist Richter zu werden und durch diese Arbeit wollte ich herausfinden wie die deutsche
Gerichtsbarkeit funktioniert, welche Rechte , Pflichten und Zuständigkeiten Richter haben und
über ihren Werdegang.

Wie in den meisten modernen Staaten der Welt, gilt in Deutschland auch das Prinzip der
Aufteilung der Gewalt im Staat. Dieses Prinzip wurde zum ersten Mal von Platon in seine
Arbeit ,,Politica‘‘ formuliert. Die Gründe dieser Aufteilung sind: Machtbegrenzung und
Sicherung der Freiheit und Gleichheit. Man kann also drei verschiedene Gewalten
unterscheiden: die Legislative (Gesetzgebung), die Exekutive (Vollziehung) und die Judikative
(Rechtssprechung).

Die Judikative hat heutzutage bestimmte Kompetenzen um das Gleichgewicht zwischen der
Legislative und der Exekutive zu halten. Es werden dadurch verschiedene Rechte und Freiheiten
abgesichert, es werden Überschreitungen der satzungsmäßigen Befugnisse verhindert,
Unrechte werden wieder gutgemacht und die Herrschaft des Gesetzes wird gesichert. Obwohl
die meisten Länder eigene Gesetze haben, gilt in den meisten die selben Prizipien:
Legalitätsprinzip, Unparteilichkeit des Richters, Garantie des gesetzlichen Richters,
Rechtsmittelausübung, Unabsetzbar- und Unversetzbarkeit des Richters u.a.

I. In Deutschland

1. Gerichtsbarkeit
Die Judikative in Deutschland wird durch staatliche Gerichte ausgeübt. Das Gericht ist eine
staatliche Behörde, die aus Richtern, Beamten und Angestellten, aus Gebäude, Inventar,
Arbeitsmaterial und Akten gebildet ist. Die Richter sind unabhängig und sind nur dem Gesetz
unterworfen.
2. Gerichtssprache
Die Gerichtssprache ist Deutsch. Wenn es nötig ist, dann kann auch ein Dolmetscher zur
Verfügung gestellt werden, um die wichtigsten Teile der Verhandlung zu übertragen. Das ist
auch der Fall, wenn es um taube oder stumme Personen geht. Der Dolmetscher kann zugleich
Zeuge und Sachverständiger sein und ist durch einen Voreid zur treuen und gewissenhaften
Übertragung verpflichtet.

3. Grenzen der deutschen Gerichtsbarkeit


Wie in andere Länder der Welt, gilt die deutsche Gerichtsbarkeit nur auf deutschem
Territorium, egal ob es sich um deutsche Bürger oder Ausländische handelt. Es gibt aber
bestimmte Individuuen die der deutschen Gerichtsbarkeit nicht unterworfen sind:

 Mitglieder diplomatischer Missionen samt Gefolge (§18 Gerichtsverfassungsgesetz);


 Mitglieder konsularischer Vertretungen samt Gefolge (§19 GVG);
 stationierte Natotruppen;
 die Vereinten Organisationen und ihre Sonderorganisationen;
 die Europäische Union samt Organen, Einrichtungen und Bediensteten;
 Sonderbotschafter, Ausländische Staaten und Staatoberhäupter, wenn sie hoheitlich
handeln.

Falls man eine Beiladung bekommt, müssen Diplomaten und ihr Gefolge ihr zustimmen und sie
müssen nicht einmal als Zeugen erscheinen oder aussagen, wenn sie das nicht möchten.
Konsule und ihr Gefolge müssen im Gegensatz dazu der Beiladungen folgen, können aber als
Zeugen unter bestimmte Umstände nicht erscheinen.

Kirchen haben in Deutschland ihre eigene Gerichtsbarkeit gemäß Art. 140 GG. Sie ist staatsfrei
und dem Staat zu Neutralität verpflichtet, aber sie kann auch dem staatlichen Recht
untergeordnet sein, aber nur wenn sie es selbst zulässt.

Abgeordnete des Bundestages sind gegen strafrechtliche Verfolgung, ohne dessen


Genehmigung, immun. Außerdem dürfen sie, dank der Indemnität, nicht verfolgt werden
wegen ihre Abstimmungen oder Äußerungen.
4. Richter
Die Richter im Zivilrecht sind immer Berufsrichter und Volljuristen. Die Richter im Strafrecht
können entweder Berufsrichter oder ehrenamtliche Richter sein. Sie müssen unabhängig,
neutral und distanziert sein.

Die Unabhängigkeit des Richters kann sachlich oder persönlich sein. Die sachliche
Unabhängigkeit besagt, dass der Richter nur auf das Gesetz hört (§ 97 I GG), nicht auf
Vorgesetzte. Die persönliche Unabhängigkeit des Richters bedeutet, dass er unabsetzbar und
unversetzbar ist ( § 97 II GG). Der Richter ist auch nicht an feste Arbeitszeiten gebunden und
wird vom Haftungsprivileg geschützt, indem er keine Schaden bezahlen muss, falls sein Urteil
falsch ist. Der Richter darf nicht von der öffentlichen Meinung, von Medien, politischen Parteien
oder andere Interessengruppen beeinflusst werden.

Der Richter muss neutral zwischen den Parteien sein, darf nicht in einem Prozess teilnehmen
wenn persönliche Beziehungen zu einer der Parteien existieren und falls er misstraut wird, kann
er von den Parteien abgelehnt werden.

Es ist bestritten ob ein Richter blind sein darf, weil es sehr wichtig ist optische Eindrücke zu
sammeln und nicht nur bei der Einnahme eines Augenscheins, sondern auch das Verhalten der
Parteien, der Zeugen und der Angeklagten muss in Acht genommen werden.

Ehrenamtlicher Richter werden noch als Schöffen oder Laienrichter bezeichnet und sind auch
gesetzliche, unabhängige Richter. Sie haben in einer Hauptverhandlung die selben Rechte wie
der Berufsrichter, können über die Schuld eines Angeklagten entscheiden, dürfen aber keinen
Urteil fällen. Laienrichter haben keine Aktenkenntnis vor der Haupverhandlung und bilden sich
ein Bild des Falles während des Verfahrens. Die Laien sind normale Personen, die von einem
Ausschuss aus einer Vorschlagliste der Gemeinden auserwählt werden. Sie werden für 5 Jahre
ausgewählt und müssen ein Voreid leisten. Es ist nicht bewiesen, ob die Laienrichtern eine gute
Wirkung auf den Verfahren haben, aber ihre Teilnahme schadet nicht. Man unterscheidet
zwischen Hauptschöffen, Hilfsschöffen (treten an der Stelle wegfallender Hauptschöffen) und
Ergänzungsschöffen (müssen eintreten wenn ein anderer Schöffen im Falle einer Verhinderung
nicht mehr anwesend sein kann).

Ein Richter des Amtsgerichts kann in mehrere Amstgerichte tätig sein, oder sogar in einem
Landgericht.
5. Wie wird man Richter?
Um Richter zu werden muss man vier Jahre lang Rechtswissenschaften studieren und während
der vorlesungsfreier Zeit muss man für drei Monate eine praktische Ausbildung machen. Am
Ende des Studiums wird das erste Staatsexamen abgelegt und nach dem anschließenden
Vorbereitungsdienst muss man das zweite Staatsexamen ablegen und im nachhinein ist man
Assessor. Nur ungefähr 15% schaffen es eine überdurchschnittliche Note bei dem zweiten
Staatexamen von über 9 Punkten (d.h. ..vollbefriedigend‘‘) zu haben, die eine Voraussetzung
für die Einstellung eines Richters ist. Am Anfang ist man Richter auf Probe und wenn
mindestens drei und höchstens fünf Jahre vergangen sind, ohne entlassen zu werden, dann
wird man als Richter auf Lebenszeit ernannt.

Alle deutschen Universitätsprofessoren sind zum Richteramt befähigt und die Richter des
Bundesgerichtshofes werden nur für höchstens 12 Jahren ernannt.

6. Gerichte
Im deutschen Recht gibt es ordentliche und besondere Gerichte (§ 95, 96 GG):

 Ordentliche Gerichte sind : Amtsgericht, Landgericht, Oberlandesgericht und


Bundesgerichtshof;
 Besondere Gerichte sind:
- Arbeitsgerichte: das Arbeitsgericht, das Landesarbeitsgericht und das
Bundesarbeitsgericht in Erfurt;
- Verwaltungsgerichte: das Verwaltungsgericht, das Oberverwaltungsgericht
(Verwaltungsgerichthof) und das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig;
- Sozialgerichte: das Sozialgericht, das Landessozialgericht und das
Bundessozialgericht in Kassel;
- Finanzgerichte: das Finanzgericht und der Bundesfinanzhof in München;
- Patengericht: in München;

Das Amtsgericht befindet sich an der untersten Stelle der Rechtsprechung. Verfahren haben
einen geringen Streitwert (Zivilrecht) oder eine geringe Schwere (Strafrecht). Der
Bundesgerichtshof ist das oberste Gericht der deutschen Gerichtsbarkeit.
Der Gemeinsame Senat sorgt für die Einheit des deutschen Rechtes. Es ist aus den fünf obersten
Gerichtshöfe des Bundes gebildet und besteht aus den Präsidenten der obersten Gerichtshöfe,
den Vorsitzenden Richtern der beteiligten Senate und je einen weiteren Richter der beteiligten
Senate. Der Sitz des Gemeinsamen Rates ist in Karlsruhe.

Das Bundesverfassungsgericht ist das oberste Verfassungsorgan Deutschlands, hat den Sitz in
Karlsruhe und ist zuständig für abstrakte Normenkontrolle, konkrete Normenkontrolle auf
Vorlage eines Fachgerichts und Verfassungsbeschwerden gegen Grundrechtsverletzungen.

7. Instanzen
Wie in allen anderen judikativen Systeme, gibt es verschiedene Instanzen, in denen ein
Verfahren beginnen und stattfinden kann. Weil man Entscheidungen eines Gerichtes meistens
durch einen höheren Instanz überprüfen kann, sprechen wir von einem Instanzenzug oder
Rechtsmittelzug. Um in der nächsten Instanz anzukommen, darf man 3 Rechtsmittel benutzen:
Berufung, Revision und Beschwerde.

Die Berufung findet gegen erstinstanzliche Endurteile statt und werden in Landgerichten und
Oberlandesgerichten entschieden. Sie muss innerhalb eines Monats, nach dem engültigen
erstinstanzlichen Urteil abgelegt werden und ist zulässig wenn der Streitwert mehr als 600€
beträgt. Die Berufung darf nur mit der Begründung einer zweifelhaften Richtigkeit oder
Vollständigkeit oder einer falschen Anwendung der Rechtsprechung eingereicht werden.

Die Revision findet gegen Berufungsurteile der Landgerichte oder der Oberlandesgerichte statt,
wenn der Streitwert mehr als 20.000€ beträgt. Die Revisionsfrist liegt innerhalb eines Monats
nach dem vollständigen Urteil des Berufungsgerichts. Sie sind möglich auch im Verwaltungs-,
Finanz-, Arbeits- und Sozialgerichtsbarkeit. Die Sprungrevision ist eine Revision gegen
erstinstanzliches, berufungsfähiges Urteil unter Übergehung der Berufungsinstanz, mit dem Ziel
der Klärung von Rechtsfragen.

Die Beschwerde hat ein Notfrist von 2 Wochen und kann nur in die zunächst höhere Instanz
gehen. Sie wird zugegeben, falls ein betreffendes Gesuch eines Verfahrens zurückgewiesen
wird, wenn man in einem mündlichen Verfahren nicht entschieden werden kann.
Beschwerdeberechtigt sind diejenigen, die sich in ihre eigene Rechte verletzt fühlen.

Zuständigkeiten:

- sachliche: wird bestimmt ob das Amtsgericht oder das Landgericht in erster Instanz
entscheiden soll;
- örtliche: wird bestimmt welches Amtsgericht oder Landgericht berufen ist;
- funktionelle: wird festgelegt welches Rechtspflegeorgan einen Fall übernimmt;
- internationale: wird festgelegt ob eine deutsches oder ein ausländisches Gericht
zuständig für eine Streitigkeit, die sich auf das Ausland bezieht;

a. Im Zivilrecht

Erste Instanz: - Amstgericht

- Landgericht

Berufungs- und Beschwerdeinstanz: - Landgericht

- Oberlandesgericht

Revisionsinstanz: - Bundesgerichtshof

Im Bezug auf die sachliche Zuständigkeit werden die Klagen folgendermaßen aufgeteilt:

 Amtsgericht:
- Wohnungsmietsachen - § 23 Nr 2 GVG
- Reisestreitigkeiten unabhängig
- Wohnungseigentumssachen vom
- Wildschäden Streitwert
- bestimmte Leibgedings- und Altenteilsansprüche
- alle übrigen Streitigkeiten bis zu einem Streitwert von 5000€ - § 23
NR 1 GVG
 Landgericht:
- Ansprüche aus Beamtengesetzen gegen den Fiskus - § 71 II GVG,
- Amsthaftungsansprüche unabhängig
- Schadensersatzansprüche vom Streitwert
- alle übrigen Streitigkeiten mit einem Streitwert über 5000€, die nicht
dem Amtsgericht zugeteilt sind
- nach gesetzlicher Zuweisung außerhalb des GVG gemäß anderen
Gesetze
Der Streitwert muss schon in der Klageschrift
angegeben werden und dieses Wert ist die
Geldsumme welche vom Kläger gefördert wird. Sie
kann beziffert, umgerechnet oder geschätzt sein.

Falls ein Kläger mehrere Ansprüche hat, werden die


Einzelwerte summiert und falls der 5000€ Streitwert
überschreitet wird, dann verliert das Amtsgericht
seine Zuständigkeit. Wenn ein Anspruch
zurückgenommen wird und der Streitwert kleiner als
5000€ wird, dann bleibt das Landgericht weiter
zuständig.

Wenn es um die örtliche Zuständigkeit geht, wird


bestimmt welches Amts- oder Landgericht zuständig ist
je nach der Lage des Streitgegenstandes oder des
Wohnungsortes des Beklagten. Wenn ein Fall dem
falschen Gericht zugestimmt wird, dann muss der Kläger
die Kosten übernehmen.

Die funktionelle Zuständigkeit kann nicht vereinbart


werden. Zivilprozesse finden vor der Zivilkammer, vor
der Kammer für Handelssachen oder vor dem
Einzelrichter statt. Es können nur Einzelrichter oder
Richterkollegien vorhanden sein. Ein Zivilkammer besteht
aus einem vorsitzenden Berufsrichter und zwei
beisitzenden Berufsrichtern.

Im Amtsgericht sind nur Einzelrichter zuständig, wobei im


Landgericht sowohl Zivilkammern als auch Einzelrichter
zu treffen sind. Eine Zivilkammer besteht aus drei
Berufsrichter: ein Vorsitzender und zwei Beisitzende. Der Vorsitzende des Richterkollegiums hat
gesetzliche Aufgaben, wie zum Beispiel: bestimmt den Haupttermin, erhebt Beweise, leitet die
mündliche Verhandlung, verkündet die Entscheidung. Die beauftragten (beisitzende) Richter
beschäftigen sich nur mit prozessualen Aufgaben: bereitet Termine, erhebt einzelne Beweise
und verhandelt über einen Vergleich.

Der Berichtsrstatter des Richterkollegiums bearbeitet Klagen, liest Akten, erfasst den
Sachverhalt, entwirft das Urteil. Der ersuchte Richter erhebt einzelne Beweise oder unternimmt
Güteversuche.
Die Zivilsenate der Oberlandesgerichte entscheiden über:

- Berufungen gegen Urteile der Landgerichte;


- Berufungen gegen Urteile der Amtsgerichte in Familiensachen;
- Berufungen und Beschwerden gegen Entscheidungen der Amtsgerichte in Fällen in
denen auch Ausländische beteiligt sind.

Die Zivilsenate sind auch aus drei Richter gebildet: ein Vorsitzender und zwei beisitzende
Richter.

b. Im Strafrecht

Erste Instanz: - Amtsgericht

- Landgericht

- Oberlandesgericht

Berufungsinstanz: - Kleine Kammer des Landgerichtes

Revisionsgericht: - Oberlandesgericht

- Bundesgerichtshof

Entsprechend der sachlichen Zuständigkeit teilt man die Klagen in folgender Weise auf:

 Strafrichter:
- Verbrechen und Vergehen mit eine maximale Freiheitsstrafe von 2 Jahren;
- im Strafbefehlsverfahren (maximale Freiheitsstrafe: 1 Jahr auf Bewährung, wenn
Verteidiger vorhanden);
- Bußgeldverfahren;
- Privatklageverfahren;
 Schöffengericht:
- wenn nicht mehr als 4 Jahre Freiheitsstrafe zu erwarten sind;
- Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus oder
Sicherungsverwahrung;
 Landgericht:
- Verbrechen und schwere Vergehen mit einer Freihheitsstrafe von über 4 Jahren;
- Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus;
- Mord, Totschlag und andere Taten mit Todesfolge;
- Opfer von Sexualstraftaten;
 Oberlandesgericht:
- schwere Staatsschutzdelikte;
- gemeingefährliche Delikte, die sich gegen
den Bestand, die Sicherheit oder die
Verfassung der Bundesrepublik richten;
- bestimmte Mordtaten.

Die örtliche Zuständigkeit der Strafgerichte wird in der


Strafprozessordnung geregelt. Man unterscheidet hier
zwischen Gerichtsstand des Tatortes, des Wohnsitzes
und Aufenthaltsortes und des Ergreifungsortes. Wenn
mehrere Gerichte örtlich zuständich sind, dann
entscheidet die Staatsanwaltschaft, wo sie Anklage
erhebt.

Im Amtsgericht sind entweder Strafrichter oder ein


Schöffengericht tätig. Das Schöffengericht ist aus einem
Berufsrichter und zwei Laien (Schöffen) als
ehrenamtlichen Richter gebildet.

Das Landgericht besteht aus einer kleinen Strafkammer,


einer großen Strafkammer, einem Schwurgericht
(Schöffengericht), der Wirtschaftskammer, der
Staatsschutzkammer und der Jugendschutzkammer.
Berufungen gegen die Urteile des Richter des
Amtsgerichtss werden von der kleinen Strafkammer
gelöst, während die Beschwerden gegen Beschlüsse des
Richters des Amtsgerichts von der großen Strafkammer,
ohne Laien gelöst werden.

Die kleine Strafkammer ist die Berufungs- und


Beschwerdeinstanz des Strafrichters und des Schöffengerichts und besteht aus einem
Berufsrichter und zwei Schöffen.

Die große Strafkammer entscheidet in erster Insatanz und ist aus drei Berufsrichtern und zwei
Schöffen gebildet. Es können auch nur zwei Berufsrichtern zuständig sein, die einzige Ausnahme
ist das Schwurgericht. Diese entscheidet über Kapitaldelikte. Die Wirtschaftskammer ist
zuständig für Betrug, Untreue, Wucher und Korruption.
Im Oberlandesgericht entscheidet ein Senat, gebildet entweder aus drei oder aus fünf
Berufsrichtern. Die Strafsenate entscheiden über:

- Sprungrevision gegen Urteile des Amtsgerichts;


- Revision gegen Berufungsurteile des Landesgerichts;
- Revision gegen erstinstanzliche Urteile der Strafkammern des Landgerichts;
- Beschwerden gegen Beschlüsse des Landgerichts.

8. Der Bundesgerichtshof (BGH)


Der Bundesgerichtshof ist oberster Gerichtshof in Deutschland und seine Zuständigkeit
beschränkt sich auf die ordentliche Gerichtbarkeit, während sich die gleichrangigen
Bundesverwaltungsgericht, Bundesfinanzhof, Bundesarbeitsgericht und Bundessozialgericht mit
Verwaltungs-, Finanz-, Arbeits- und Sozialgerichtsbarkeit beschäftigen. Entscheidungen werden
in Zivil- und Strafsenat getroffen. Es gibt zwölf Zivilsenate und fünf Strafsenate, wobei die zwölf
Zivilsenate und vier Strafsenate den Sitz in Karlsruhe haben und der fünfte Strafsenat in Leipzig
liegt.

Der BGH ist das Revisionsgericht im Zivil- und Strafsachen. Berufungsurteile können auf zwei
Weisen angefochtet werden:

- durch eine Verfahrensrüge: es wird festgestellt, dass eine Verfahrensnorm verletzt


wurde;
- durch eine Sachrüge: man beweist, dass der don der Berufungsinstanz festgestellte
Sachverhalt nicht richtig war.

Die zwei Arten von Rügen können kombiniert werden.

Im BGH gibt es 123 Richter: der Präsident, der Vizepräsident, 16 Vorsitzende Richter der Senate
und 105 beisitzende Richter der Senate. Wer Richter am BGH wird, entscheidet der
Bundesminister der Justiz und ein Richterwahlausschuss. Die Voraussetzungen die verlangt
werden ist, dass der Bewerber Deutsch und 35 jahre alt ist, die Befähigung zum Richteramt
besitzt und ein Anhänger der Demokratie ist.

Die Zuständigkeit und die Besetzung der einzelnen Senate wird vom Präsidium der BGH
festgelegt für eine Dauer von einem Jahr. Im Zivilsenaten richtet man sich nach Sachgebieten,
während sich man im Strafsenat nach Oberlandesbezirken richtet. Die Senate sind immer aus
fünf Mitgliedern gebildet: eine Vorsitzender und vier Beisitzende.
Im Zivilsachen findet die Revision gegen die Urteile der Berufungsinstanz aus der
Oberlandesgerichten statt und nur wenn eine Partei des Verfahrens das will. Ziel der Revision
ist die einheitliche Anwendung des Rechts und man muss auch auf die Interesse des Einzelnen
achten.

Die Einlegung der Revision unterfällt den Anwalt und sie muss unbedingt begründet werden.
Die Revisionsbegründungen können sehr unterschiedlich sowohl wegen der Streitsache, als
auch wegen der Formulierungkompetenzen des Anwaltes. Eine solche Begründung ist meistens
zehn Seiten lang, aber sie kann auch länger sein. Soweit die Revision vom Berufungsgericht
zugelassen wird und die Revisionbegründung abgegeben wurde, kann der Vorsitzender des
Zivilsenats ein Termin der Revisionverhandlung festlegen. Bei Streitwertrevision, findet ein
Annahmeverfahren statt, bei dem festgelegt wird ob die Revision angenommen oder abgelehnt
wird. Falls eine Revision nicht angenommen wird, ist meistens keine Begründung vorhanden. Im
Revisionverhandlung vor dem Senat halten die Anwälte ihre Plädoyers und am Ende der
Verhandlung folgt die geheime Beratung der Richter. Um eine Entscheidung zu treffen reicht
auch eine Mehrheit von drei aus fünf Richter. Das Urteil kann gleich nach der Beratung bekannt
gemacht werden oder es wird ein anderer Termin dafür vereinbart.

Im Strafsachen ist die Revision zuständig für die Urteile in der ersten Instanz der Strafkammern
der Landgerichte und der Oberlandesgerichte.

Die Urteile der BGH müssen knapp, kurz und präzise sein. Nur die entscheidende
Rechtsprechung wird zitiert, ansonsten nichts. Manchmal ist ein Urteil auch mit einem Leitsatz
versehen.

II. In Rumänien
Das rumänische Rechtssytem gehört zu der großen Familie des Romano-Germanischen
Rechtssytem. D.h. rumänisches Recht ist kein eigenes Recht, sondern ein sogenannter
importiertes Recht. Als Inspiration gelten das französische und das deutsche Recht.

In Rumänien ist die Gerichtsbarkeit viel einfacher strukturiert als in Deutschland und die
Gerichtssprach ist Rumänisch.

Die ordentliche Gerichtsbarkeit ist gebildet aus: Amtsgericht, Gericht, Apelgericht und Hohe
Kassations- und Justizgericht.

Das oberste Verfassungsorgan ist das Rumänische Verfassungsgericht und es hat die selben
Zuständigkeiten wie das Bundesverfassungsgericht in Deutschland.
1. Richter
Richter in Rumänien sind immer Volljuristen, werden fürs Leben ernannt, dürfen nicht versetzt
werden und sind auch unabhängig, neutral und distanziert. Ehrenamtliche Richter existieren
nicht.

In Rumänien gibt es nicht verschiedene Arten von Richtern, d.h. sie können als Zivil-, als
Handels- oder als Strafrichter tätig sein. Unterschiede gibt es nur in ihrem Dienstgrad und es
gibt also: Richter zuständig für das Amtsgericht, Richter zuständig für das Gericht, Richter
zuständig für das für das Apelgericht und Richter zuständig für das Hohe Kassations- und
Justizgericht.

Um Richter im Gericht zu werden, muss man acht Jahre als Richter tätig sein. Für das
Apelgericht sind zwölf Jahre Diensttätigkeit nötig und für die Hohe Kassations- und Justizgericht
15 Jahre.

2. Wie wird man Richter?


Die einzigen faktischen Bedingungen sind: rumänische Staatsbürgerschaft und kein Straf- oder
Steuerregister besitzen. Zuerst muss man sein Rechtswissenschaftenstudium beenden (4 Jahre
lang), danach muss man eine Prüfung ( 5 Teile: Logik, Zivilrecht, Strafrecht, Zivilverfahrensrecht
und Strafverfahrensrecht) bestehen um im Höheren Institut der Magistratur zwei Jahre lang
eine Spezialisierung machen zu können. Am Ende dieser zwei Jahren muss man eine zweite
Prüfung bestehen und abhängig vom Ergebnis werden die Stellungen in verschiedene
Amtsgerichte vergeben. Jeder Richter wird vom Präsidenten ernannt. Schon mit 24 Jahre kann
man Richter sein.

3. Gerichte und Instanzen


Zuerst einmal ein paar Informationen zur administrativ-territorialen Teilung Rumäniens.
Rumänien ist in 41 Kreise aufgeteilt und jedes Kreis hat eine Kreishauptstadt. Jede Stadt hat ein
Bürgermeister und jeder Kreis hat einen Präfekt.

Amtsgerichte befinden sich auch an unterster Stelle der Rechtssprechung und sie sind in
mehrere Städte eines Kreises verbreitet.

Gerichte kann man nur in Kreishauptstädten finden und können Urteile sowohl als erste Instanz
als auch als Berufungsinstanz der Amstgerichte fällen.

Apelgerichte enthalten in ihrem Gerichtssprengel mehrere Gerichte und sind als erste Instanz,
als Berufungsinstanz gegen alle Urteile der erstinstanzlichen Gerichte und als Rekursinstanz
gegen die Berufungsurteile zuständig.
Die Hohe Kassations- und Justizgericht ist die oberste Instanz der rumänischen Rechtssprechung
und hat den Sitz in Bukarest. Sie ist zuständig als Rekursinstanz und sorgt für die authentische
Interpretation der Rechtsnormen und die einheitliche Rechtsanwendung der anderen
Instanzen.

In Amtsgerichten gibt es immer Einzelrichter und in den anderen Gerichten gibt es Senate
gebildet aus zwei Richtern in Gerichten, drei Richter in Apelgerichten und neun Richter für die
Hohe Kassations- und Justizgericht.

III. Kurzer Vergleich zwischen Deutschland und Rumänien


Obwohl das rumänische Recht zu der romano-germanischen Rechtssystem gehört und das
deutsche und das rumänische System ähnlich in bestimmten Sachen ist, finde ich persönlich,
dass die Gerichtsbarkeiten, richterliche Zuständigkeiten und richterliches Werdegang in
unseren Länder ziehmlich unterschiedlich sind. Ich werde sehr kurz nochmal die wichtigsten
Ähnlichkeiten und danach die Unterschiede aufzählen.

1. Ähnlichkeiten:
 Die Zuständigkeiten und Prinzipien der Judikativen;
 Die Grenzen der Gerichtsbarkeiten sind für beide Länder gleich;
 Richter müssen unabhängig, neutral und distanziert sein;
 Der Instanzenzug findet auf vier Niveaus statt;
 Oberste Gerichtshöfe und Verfassungsgerichte mit den ähnlichen Zuständigkeiten;
 Um Richter zu werden, muss man in beide Länder eine spezielle Vorbereitung machen.

2. Unterschiede:
 In Deutschland gibt es drei Rechtsmittel, während es in Rumänien nur zwei Rechtsmittel
gibt: Berufung und Revision;
 Kirchen in Rumänien haben zwar eine Form von eigenes Recht, sind aber dem
staatlichen Recht unterworfen;
 In Rumänien gibt es keine ehrenamtliche Richter, wobei im deutschen Strafrecht
Schöfen gibt;
 Anders wie Deutschland, sind Universitätsprofessoren in Rumänien nicht zum
Richteramt befähigt;
 Nach der Vorbereitung um Richter zu werden, arbeitet man in Deutschland für drei bis
fünf Jahre als Richter auf Probezeit, während man in Rumänien direkt als Richter auf
Lebenszeit ernannt wird.
IV. Literaturverzeichnis
Schellhammer, Kurt: Zivilprozess: Gesetz- Praxis-Fälle, 13. neu bearbeitete Auflage, Verlag
C.F.Müller, Konstanz 2010, S.643, 825-828, 672-718;

Kühne, Hans-Heiner: Strafprozessrech: Eine szstematische Darstellung des deutschen und


europäischen Strafverfahrensrecht, 7., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage, Verlag
C.F.Müller, Heidelberg 2007, S. 73-84;

Detterbeck, Steffen: Öffentliches Recht:Ein Basislehrbuch mit Übungsfällen für das Staatsrecht,
Verrwaltungrecht und Europarecht, 7.Auflage, Verlag Franz Vahlen, München 2009, S.97-100;

Model/Creifelds: Staatsbürger-Taschenbuch, 32. Auflage, Verlag C.H.Beck, München 2007,


S.210-214;

Wurm, Michael: Die richterliche Tätigkeit am Bundesgerichtshof, Juristische Arbeitsblätter


1996, Heft 5;

Volk, Klaus: Grundkurs StPO, 6.Auflage, Verlag C.H.Beck, München 2008, S.13-16;

Alpmann Brockhaus: Studienlexikon Recht, 3.Auflage, Verlag C.H.Beck, München 2010;

http://de.wikipedia.org/wiki/Gemeinsamer_Senat_der_obersten_Gerichtsh
%C3%B6fe_des_Bundes

http://de.wikipedia.org/wiki/Instanz_%28Recht%29

http://de.wikipedia.org/wiki/Ordentliche_Gerichtsbarkeit

Das könnte Ihnen auch gefallen