Entdecken Sie eBooks
Kategorien
Entdecken Sie Hörbücher
Kategorien
Entdecken Sie Zeitschriften
Kategorien
Entdecken Sie Dokumente
Kategorien
Thermische
Turbomaschinen
Erster Band
Thermodynamisch-strömungstechnische
Berechnung
4. Auflage
i Springer
Professor Dr.-Ing. Walter Traupel
ehem. o. Professor an der Eidgenossischen Technischen Hochschule ZUrich
Vorstand des Instituts fiir Thermische Turbomaschinen
Dieses Buch stellt das Lebenswerk des Ingenieurs und Hochschullehrers Prof. Dr. sc. techno
Dr. h. c. Walter Traupel (1914 - 1998) dar. Es ist vom Springer-Verlag als erstes Glied der neuen
Reihe "Klassiker der Technik" bestimmt worden. Ihm sollen weitere Werke von zeitlosem
didaktischem und wissenschaftlichem Wert folgen. Über die hohe Ehre, die damit Walter Traupel
erwiesen wird, freuen sich die Unterzeichneten - ehemalige Schüler und Doktoranden von Traupel an
der ETH in Zürich - sehr.
Walter Traupel war in den ersten 16 Jahren seines Berufslebens in der Industrie tätig und
wirkte an der Entwicklung der ersten Gasturbine der Fa. Gebrüder Sulzer in Winterthur (Schweiz)
massgeblich mit. 1954 erhielt er den Ruf an die ETH nach Zürich. Dort wirkte er als Ordinarius fur
Thermische Turbomaschinen bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1983. Als Vorsteher der Abteilung
für Maschinenbau und später als Rektor der ETH nahm er als weitsichtiger Zeitgenosse an den
Auseinandersetzungen mit den Strömungen des damaligen Zeitgeistes regen Anteil.
Bereits zu Beginn seiner Industrietätigkeit wandte er sich der grundlegenden Theorie der
Strömungsmaschinen zu, weil er die damals übliche, sehr unterschiedliche Behandlung von Turbinen
und Verdichtern als höchst unbefriedigend empfand. Seine Dissertation "Neue allgemeine Theorie
der mehrstufigen axialen Turbomaschine", 1942 veröffentlicht, behandelte erstmals diese Maschinen
auf formal einheitliche, dimensionslose, allgemein gültige Art.
Als Vierzigjähriger an die ETH berufen, nahm er sich das Verfassen eines umfassenden
Lehrbuches über thermische Turbomaschinen vor. Schon 1958 erschien Band I (Thermodynamisch-
strömungstechnische Berechnung), dem 1962 Band 11 (Regelverhalten, Festigkeit und dynamische
Probleme) folgte. Acht Jahre später (1966 bzw. 1968) wurden beide Bände in einer zweiten Auflage
veröffentlicht, mit überarbeitetem, dem technischen Fortschritt angepasstem Inhalt. Die rasante
Entwicklung des Elektronenrechners und der Einzug immer detaillierterer numerischer
Rechenverfahren in die technische Wissenschaft prägten die nächste, tiefgreifende Überarbeitung.
Die 3. Auflage erschien 1977 bzw. 1982, also kurz vor seiner Emeritierung. Sie wird als "Klassiker"
in unveränderter Neuauflage vorgelegt.
Was erklärt das Interesse des heutigen Lesers an diesem über 20 Jahre alten Werk in einem
Gebiet, wo doch der technologische Fortschritt weltweit intensiv vorangetrieben wird?
Traupe1s berufliches Credo lässt sich im Vorwort zur ersten Auflage nachlesen: "Der
Ingenieur sollte [... ] stets bestrebt sein, die Zusammenhänge aus den grundlegenden Naturgesetzen zu
verstehen, also in jedem einzelnen Fall ein Beispiel eines Allgemeinen zu erkennen." - Diesem
Vorsatz ist Traupel durch alle drei Auflagen treu geblieben.
Dieses Lehrbuch verknüpft praktische Fragestellungen mit einem streng wissenschaftlichen
Vorgehen; es schafft eine klare Verbindung zwischen physikalischer Anschauung und
mathematischer Formulierung; es macht die Theorien durch ihre konsequent dimensions lose
Darstellung in weiten Grenzen auch quantitativ übertragbar; es besticht durch die hohe Kunst,
theoretische Modelle auf das jeweils Wesentliche zu vereinfachen, überschaubare Lösungen zu
gewinnen und deren Bedeutung und Vertrauenswürdigkeit klarzumachen. Traupel appelliert dabei
auch an die Intuition, vermittelt ein Gefuhl fur die Grössenordnungen und regt dadurch zum kreativen
Denken an. Mit der gleichwertigen Behandlung der thermodynamisch-strömungstechnischen und der
mechanisch-konstruktiven Fragen öffnet er den Blick fur Zusammenhänge, die im Zuge der
zunehmenden Spezilisierung oft übersehen werden.
Einzigartig ist die didaktische Fähigkeit Walter Traupels, den Leser gleichsam in einen
Dialog einzubeziehen. Die Fragen, die sich beim mitdenkenden Leser laufend einstellen, werden im
Text sofort beantwortet, zugleich werden Hinweise auf mögliche Fehlschlüsse und gedankliche
VIII Vorwort zur Neuauflage
Sackgassen angefügt. So ist das Buch ein didaktisches Meisterwerk, das am Beispiel der thermischen
Turbomaschinen die kreative ingenieurwissenschaftliche Denkweise schlechthin demonstriert.
Es war für Traupel übrigens ein wichtiges Anliegen, das Ästhetische auch im beruflichen
Streben zur Geltung kommen zu lassen. Die innere Schönheit einer Theorie oder eines mächtigen
technischen Werkes gab ihm höchste Genugtuung. So sagte er in einer Rede im Jahr 1980 über "Weg
und Sinn der Technik": "Nie hätte ich mich der Mühe unterzogen, ein Buch zu schreiben, in dem ich
versuchte, die Theorie der thermischen Turbomaschinen (... ) in einem einzigen logisch einheitlichen
Zusammenhang darzustellen, wenn man aus dieser Theorie nicht eine Art Kunstwerk machen
könnte". Und in seiner Abschiedsvorlesung präzisierte er: "Souveräne Freiheit in strengster Bindung,
das ist das Grossartige, das uns in der Wissenschaft begegnet; es macht ihre Schönheit aus."
Natürlich hat die Forschung der letzten 25 Jahre in einigen Gebieten wesentliche Fortschritte
ermöglicht, die bei Traupel erst ansatzweise behandelt werden. Solche Gebiete sind zum Beispiel
- die Beherrschung von Überschallströmungen, insbesondere im Verdichterbau,
- die Schwingungsdynamik, speziell die Aeroelastizität,
- die Schaufelkühlung von Gasturbinen, oder
- generell die neuen numerischen Methoden der Strömungslehre und der Mechanik, die - nicht
zuletzt dank der Entwicklung leistungfähiger Computer - auch dreidimensionale und
zeitabhängige Phänomene in Raumgebieten höchst komplizierter Gestalt, zum Beispiel in der
mehrstufigen Beschaufelung eines Verdichters oder einer Turbine, einer detaillierten Berechnung
zugänglich machen.
Grundsätzlich ausgeklammert wurden in Traupels Werk die Fragen der Fertigung, der
Materialtechnik (wie z. B. die Korrosion), der Lärmentstehung, ebenso wie der gesamte
Fragenkomplex der Verbrennung.
Über spezielle Probleme hat er separate Bücher verfasst. So erschienen 1962 ein Buch "Die
Theorie der Strömung durch Radialmaschinen", in dem er frühere, inkohärente Theorien zu einem
Ganzen zusammenfügte, und 1970 ein zweites, die "Grundlagen der Thermodynamik", in dessen
Nachwort er auch weltanschauliche und erkenntnitheoretische Aspekte anspricht.
Das vorliegende Buch lässt auch die Faszination der ganzen Lehrtätigkeit von Traupel
aufleben. Die Vorlesungen Professor Traupels waren für uns Studenten immer neu ein Erlebnis. Von
den Grundlagen der Thermodynamik und der Strömungsmechanik über die Regelungstechnik zur
Schwingungs- und Festigkeitslehre spannte sich der Bogen. Oft erfassten wir erst hier richtig - am
Beispiel der Turbomaschinen - was in den propädeutischen Fächern nur ungenügend verstanden
wurde. Hier wurden, wie nirgends vorher, die Zusammenhänge auf die grundlegenden Naturgesetze
zurückgeführt, hier wurde in begrifflich strenger Weise erklärt, ohne das technische Werk aus den
Augen zu verlieren. Traupel erläuterte seinen Stoff in vollkommener sprachlicher Formulierung,
begleitet von einer meisterhaften graphischen Darstellung an der Wandtafel, auf eine Art, wie wir es
bisher nicht gehört oder gesehen hatten. Dies war aber nicht alles. Bei ihm spürten wir etwas von dem
grossen Ernst, mit dem er seine Lehrverpflichtung wahrnahm, etwas auch von der ungeheuren
Konzentration, die eine Voraussetzung für erfolgreiches wissenschaftliches Arbeiten ist, und wir
erlebten, "dass wir einen herrlichen Beruf' gewählt hatten, - wie er es selber einmal ausgedrückt hat.
Vom Temperament her Wissenschafter, formal streng und deduktiv, wies er uns immer
wieder auf die Bedeutung des Konstruierens hin. Er erkannte früh die Gefahr einer durch die
Möglichkeiten des Computers geförderten Verwissenschaftlichung der Ingenieurausbildung und -
tätigkeit, die Gefahr, welche - nach seinen eigenen Worten - darin besteht, "die Bedeutung der
formschaffenden Einbildungskraft, der grossartigen schöpferischen Synthese, die uns bei einer
wohlgelungenen Konstruktion so anspricht, völlig zu übersehen".
Die geistige Ausstrahlung der Persönlichkeit Traupels, weit über das Wissenschaftliche
hinaus, hat seine Studenten in hohem Masse beinflusst. Wie es in der Widmung des Buches zum
Ausdruck kommt, sind Ehrfurcht und Schöpfung Schlüsselworte, zentrale Anliegen Traupels, was
nicht etwa heisst, dass er sie bei jeder Gelegenheit im Munde geführt hätte - ganz im Gegenteil. Er
weiss, dass der Ingenieur als Techniker, aber auch als Manager, hier besonders gefährdet ist. Das
unverantwortliche Eingreifen in die Natur, die nicht mehr als Schöpfung, als das unergründliche
Wunder verstanden wird, ihre zerstörerische Ausbeutung stellen die eine Seite dieser Gefährdung dar.
Ehrfurcht soll uns aber auch davor bewahren, zur Sinnentleerung der menschlichen Arbeit oder zur
Manipulation des Individuums beizutragen. Wo diese Ehrfurcht fehlt, wird die Welt eng, bedrückend
Vorwort zur Neuauflage IX
und gnadenlos. "Von uns ist gefordert, vor dieser unverständlichen Schöpfung Ehrfurcht zu haben als
Nichtwissende" , hat er in einer Rede anlässlich des 125-jährigen Jubiläums der ETH gesagt.
Ehrfurcht hat das Geheimnis zur Voraussetzung; sie ist insbesondere unvereinbar mit einer
Auffassung, die glaubt, die ganze Wirklichkeit mit dem Verstand, mit naturwissenschaftlichen
Methoden erfassen zu können. "Die Wirklichkeit ist abgrundtief. Nur ganz an der Oberfläche
erkennen wir; das Tiefere können wir kaum erahnen", schreibt er in der Schlussbetrachtung seines
Thermodynamikbuches.
Und in seiner Rektoratsrede "Hochschule und Spezialistentum" (1962) hat er die
Zusammenhänge zwischen Vertiefung und Beschränkung erläutert und dazu aufgerufen - trotz der
durch den Beruf geforderten Spezialisierung - Offenheit und Weite des Geistes anzustreben. Als
Pflicht des Hochschullehrers bezeichnete er, "durch die Weise und den Geist unseres Lehrens" in den
jungen Menschen das Streben nach menschlicher Ganzheit zu fördern, denn "sie allein können
verhindern, dass all unser kompliziertes Wissen und Können in die Sinnlosigkeit absinkt".
Wir können zurückblickend in Dankbarbeit feststellen, dass er diese seine hohen Ansprüche
an den Hochschullehrer in exemplarischer Weise erfüllt hat.
Bei der Bearbeitung der dritten Auflage dieses Buches erwies es sich als notwendig,
den weitaus größten Teil vollständig neu abzufassen. Das liegt nicht nur an der Entwick-
lung der Turbomaschinentechnik selbst, sondern vor allem auch daran, daß die außer-
ordentliche Steigerung der Leistungsfähigkeit der elektronischen Rechenanlagen ganz neu-
artige Rechenverfahren möglich gemacht hat. Exaktere Theorien, die in der Regel auf
sehr umfangreiche Differenzenrechnungen hinauslaufen, treten daher in vielen Fällen an
die Stelle älterer Näherungsverfahren.
Allerdings bedeutet dies nicht, daß einfache Methoden keine Bedeutung mehr hätten.
Oft genügen sie und sind dann schon ihrer besseren Übersichtlichkeit und physikalischen
Anschaulichkeit wegen den komplizierteren Rechenverfahren vorzuziehen. Erst indem er
zweckmäßig vereinfachende Überlegungen durchführt, eignet sich der Ingenieur das so
wichtige Gefühl für die Größenordnungen und die Kunst des Schätzens an. Deshalb wurde
darauf Wert gelegt, auch einfache Verfahren anzugeben und ihren Anwendungsbereich
sichtbar zu machen.
Nicht nur mußten neue theoretische Erkenntnisse und experimentelle Ergebnisse
berücksichtigt werden, sondern die technische Entwicklung machte auch wesentliche
Erweiterungen notwendig. So erwies sich z. B. die Schaffung einer rationellen Theorie der
gekühlten Gasturbine als unumgänglich, und diese mußte ihren Platz im ersten Band fin-
den, während in den früheren Auflagen dieser Problemkreis im zweiten Band besprochen
wurde. Umgekehrt schien es richtiger, das frühere Kapitel über das Verhalten unter ge-
änderten Betriebsbedingungen in den zweiten Band zu verlegen. Es ergibt sich daraus
eine Straffung, da die Regelung der Maschinen, die dort erörtert wird, aufs engste damit
verbunden ist. Im ersten Band sind lediglich in Kapitel 8 empirische Unterlagen über das
Verhalten des einzelnen Schaufelkranzes bzw. der Stufe unter geänderten Betriebsbedin-
gungen angegeben, und die Stufencharakteristiken sind in Kapitel 9 so weit behandelt,
wie sie bei der Auslegung von Turbomaschinen benötigt werden.
Wie bei den früheren Auflagen wurde vom Grundsatz ausgegangen, die Theorie in
strenger Weise aus den physikalischen Grundgesetzen zu entwickeln. In diesem Zusammen-
hang erwies es sich als wünschbar, das Kapitel über die thermodynamischen Grundlagen
etwas zu erweitern, während dasjenige über die strömungstheoretischen Grundlagen
wesentlich gestrafft werden konnte.
Da Potenzen mit gebrochenen Exponenten mit den jetzt allgemein verwendeten elek-
tronischen Handrechengeräten leicht bestimmt werden können, konnte auf die Kurven-
tafeln verzichtet werden, die in früheren Auflagen im Anhang beigefügt waren. Auch dürfte
im Hinblick auf die veränderte Rechenpraxis die Beigabe einer Entropietafel für Luft und
Verbrennungsgase nicht mehr einer dringenden Notwendigkeit entsprechen. Bei der Neu-
fassung des Werkes sind auch einige formale Änderungen vorgenommen worden. So wurde
gemäß der jetzt weithin angenommenen Norm die Enthalpie mit h, die Leistung mit P
bezeichnet. Zustandsgrößen, die Totalzuständen entsprechen, werden einheitlich durch
einen hochgestellten Index 0 gekennzeichnet und Stufenkennzahlen wie die Druckzahl
werden jetzt mit u 2 gebildet, statt wie früher mit u 2/2.
XII Vorwort zur dritt.en Aaflage
Um trotz des außerordentlichen Ansteigens der Druckkosten den Preis des Buches in
vertretbaren Grenzen zu halten, haben die folgenden Firmen in verschiedener Weise der
Herausgabe ihre Unterstützung gewährt:
- Brown, Boveri u. eie. AG, Baden
- DEMAG AG, Verdichtertechnik, Duisburg
- Gebr. Sulzer AG, Winterthur
- Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Nürnberg
- Motoren- und Turbinen-Union, München
- Siemens AG, Turbinenwerk, Wesel
- STAL-LAVAL Turbin AB, Finspong
Ihnen allen möchte ich an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank aussprechen. Dank
schulde ich ferner meinen Sekretärinnen Margrit Acker-Zgraggen, Olaudia Baumeler-
Zurgilgen und Rita Lorini-Giuffredi für die sorgfältige Reinschrift des Manuskriptes und
meinen Mitarbeitern, den Herren P. Bönzli, J. B'Utikofer, J. Oizmar, H. R. Denzler,
R. Girsberger, K. Heiniger und P. Spengler für das Lesen der Korrekturen. Schließlich möchte
ich dem Springer-Verlag, der mit dem Autor stets auf der Basis des Vertrauens verkehrte,
für die ausgezeichnete Ausführung des Buches danken.
Nachdem die erste Druckquote der dritten Auflage vergriffen ist und eine vierte Auflage
in den nächsten Jahren nicht herausgebracht werden kann, das Gesamtwerk aufgrund
seines Standardcharakters für das Fachgebiet Turbomaschinen aber lieferbar bleiben soll,
wurde ein Nachdruck erforderlich. In ihm sind auf mehl' als 12% aller Seiten die bisher
bekanntgewordenen Druckfehler korrigiert.
Küsnacht, im Februar 1988 W. TRAUPEL
Inhaltsverzeichnis
Formelzeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. XIII
1. Thermodynamische Grundlagen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
1.1 Die thermodynamischen Hauptsätze ........................................ 1
1.2 Zur Thermodynamik der Wärmekraftmaschinen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
1.3 Grundsätzliches über Prozeßuntersuchungen ................................. 7
1.4 Energieumsatz in stetig durchströmten Systemen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
1.5 Ideales Gas .............................................................. 12
1.6 Idealer Dampf ........................................................... 15
1.7 Polytroper Wirkungsgrad, Polytropenexponent .... . . .... . . ... .. . . ... . ... .. . .. 21
1.8 Isentroper Wirkungsgrad, Rückgewinn, Erhitzungsverlust ..................... 25
1. 9 Innere Wirkungsgrade und Gesamtwirkungsgrade von Turbinen ................ 33
1.10 Innere Wirkungsgrade und Gesamtwirkungsgrade von Verdichtern. . . . . . . . . . . . .. 42
1.11 Energie bilanz offener Prozesse ............................................. 47
Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 49
3. Strömungstheoretische Grundlagen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 03
3.1 Grundgleichungen ........................................................ H3
3.2 Integralbeziehungen und Folgerungen aus den Grundgleichungen ............... 94
3.3 Wirbelsätze, Zirkulation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 06
3.4 Stromfunktion ........................................................... 07
3.5 Potentialströmung ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 99
3.6 Strömung bei hoher Geschwindigkeit ........................................ 102
3.7 Verdichtungsstoß, Verdichtungs- und Verdünnungswellen ...................... 105
3.8 Die Lavaldüse ........................................................... 108
3.0 Ähnlichkeitstheorie und Modellgesetze ....................................... 112
3.10 Grundlagen der Grenzschichttheorie .. , ................................ , ..... 116
3.11 Grenzschichten an der ebenen Platte ........................................ 1 Hl
3.12 Grenzschichtberechnung bei beliebiger Druckverteilung ........................ 121
3.13 Ergänzendes zur Grenzschichttheorie ........................................ 124
3.14 Strömung in Kanälen ..................................................... 126
3.15 Reibungsverluste in Kanälen ............................................... 134
XIV Inhaltsverzeichnis
Wichtiger Hinweis
Die Definition der Druckzahlen 'P und Leistungszahlen 1 wurde gegenüber den früheren Auflagen dieses
Buches geändert.
Die Werte dieser Kennzahlen sind also nach neuer Definition halb so groß wie nach der alten_
1 Thermodynamische Grundlagen
Wir stellen einen kurzen Abriß der thermodynamischen Hauptsätze voran, weil ins-
besondere die Art, wie der zweite Hauptsatz in die Theorie der Turbomaschinen und der
Arbeitsprozesse eingeht, etwas verborgen und daher nicht sehr leicht zu überblicken ist.
Allen Gesetzen der Thermodynamik ist eine Grundtatsache voranzustellen, die als
"nullter" Hauptsatz bezeichnet worden ist, eine Benennung, die erst verhältnismäßig spät
im Rahmen der Axiomatisierung dieses Wissensgebietes eingeführt wurde, nachdem die
Bezeichnung "erster Hauptsatz" schon für das Energieprinzip eingeführt worden war. Er
lautet:
"Nullter" Hauptsatz: Sind zwei Systeme mit einem dritten im thermischen Gleichgewicht, so
sind sie miteinander im thermischen Gleichgewicht.
Es ist dieser experimentelle Befund, der die Einführung des Temperaturbegriffes erst
möglich macht. Die Messung der Temperatur eines Körpers mit einem Flüssigkeitsthermo-
meter bedeutet ja, daß man dieses mit dem Körper ins thermische Gleichgewicht bringt
und das spezifische Volumen der Thermometerflüssigkeit beobachtet. Führt nun das gleiche
Experiment, an einem zweiten Körper ausgeführt, auf das gleiche spezifische Volumen der
Thermometerflüssigkeit, so lehrt die Erfahrung, daß bei gegenseitiger Berührung der bei-
den Körper keine Zustandsänderungen in ihnen entstehen, daß sie folglich im thermischen
Gleichgewicht sind. Dies ist der Aussageinhalt des "nullten" Hauptsatzes, der es erlaubt,
nach an sich willkürlicher Konvention eine "empirische Temperatur" 0 einzuführen, die
ausgehend vom spezifischen Volumen Vp der Thermometerflüssigkeit durch
(j - avp +b l.1(1)
definiert ist mit a und b als durch Übereinkunft festgelegten Koeffizienten.
Jedes Gas nimmt bei genügend kleiner Dichte die Eigenschaften eines vollkommenen
oder idealen Gases an, d.h. es gehorcht dann dem Gesetz von Boyle-Mariotte, das besagt,
daß das Produkt pv aus Druck und spezifischem Volumen eine monotone Funktion von 0
allein ist, wie übrigens die Festlegung von 0 auch getroffen sein mag. Es ist also
pv =f(O), 1.1(2)
so daß man auchf(O) selbst zur Temperaturangabe benützen kann. Kommt man überein,
eine Temperatur T einzuführen, die f(O) proportional ist und die Eigenschaft hat, daß die
Differenz der T zwischen dem Eispunkt und dem Siedepunkt des reinen RaO bei 760 mm Hg
100 Einheiten (Grade) beträgt, so ist
pv= RT. 1.1(3)
Hier ist R eine Konstante, die sich aus der eben genannten Vorschrift ergibt, s.obald man
sich einmal auf ein bestimmtes Gas festgelegt hat. Man erhält nun zwar für jedes Gas, das
man auch auswählen mag, im allgemeinen ein anderes R, doch lehrt die Erfahrung, daß
die Temperaturmaßstäbe T, die man auf diese Weise gewinnt, alle miteinander identisch
werden. Diese Erfahrungstatsache, die nichts anderes besagt als die Gleichheit der Wärme-
ausdehnungseigenschaften aller idealen Gase, ist das Gesetz von Gay-Lussac. Eine wei-
tere, als Gesetz von Avogadro bekannte Erfahrungstatsache besagt, daß die sog. Gas-
konstanten R aller Gase sich aus einer universellen Gaskonstanten R = 8315 J Ikmol K
berechnen lassen gemäß
R
R= M' 1.1(4)
wo M das Molekulargewicht des Gases ist. - Die Dimensionsangabe K verweist auf die
oben eingeführte Temperaturskala, die als Kelvinskala (Grad Kelvin) bekannt ist.
Die so eingeführte Temperatur T hat zwar an sich zunächst den Charakter einer will-
kürlich eingeführten empirischen Temperatur, erweist sich aber als identisch mit der durch
den zweiten Hauptsatz festgelegten thermodynamischen Temperatur (wobei natürlich die
Vorschrift einer Temperaturdifferenz von 100 0 zwischen Eispunkt und Siedepunkt des
HzÜ so unwesentlich ist wie die Einführung des Meters als Längenmaß).
Um eine axiomatisch befriedigende Formulierung des ersten Hauptsatzes gewinnen zu
können, betrachten wir ein System, dessen Grenzen so gelegt seien, daß durch sie hindurch
keine Übertragung von Materie stattfinde und nehmen auch an, daß an den Systemgrenzen
keine Ausgleichvorgänge stattfinden, die auf das thermische Gleichgewicht zwischen
System und Umgebung hintendieren. Ein System, an dessen Grenzen diese Ausgleich-
vorgänge unterbunden sind, heißt adiabatisch abgeschlossen. - Unter dieser Voraussetzung
lehrt die Erfahrung das folgende:
Erster Hauptsatz: Für jedes System existiert eine Funktion U, deren Wert nur von seinem
Zustand abhängt und welche die Eigenschaft hat, daß für jeden unter adiabatischem Abschluß
erfolgenden tJbergang des Systems von einem Zustand 1 in einen Zustand 2 gilt
Uz - U 1 , A 1z , 1.1(5)
wo A1Z ' die während dieses Überganges von außen am System geleistete Arbeit ist.
Dieser Satz ist die strenge Formulierung des Energieprinzipes, da er nichts anderes
ausspricht als die Unmöglichkeit des Perpetuum mobile. Ein solches wäre ja ein adiaba-
tisch abgeschlossenes System, das zyklischen Zustandsänderungen unterworfen wird und
mit jedem Zyklus resultierend Arbeit nach außen abgäbe, was aber durch den Satz aus-
geschlossen ist. Man nennt U die innere Energie des Systems,
Ist ein System nicht adiabatisch abgeschlossen, so gilt die Gleichheit 1.1(5) im allge-
meinen nicht mehr. Es ist vielmehr
1.1(G)
Die damit eingeführte Größe Q nennt man die dem System aus seiner Umgebung zugeführte
Wärmemenge. Man kann diese Definition auch in Worte fassen:
Die einem System zugeführte Wärmemenge ist die Differenz zwischen der Zunahme seiner
inneren Energie und der an ihm geleisteten Arbeit.
Damit ist Wärme definiert als eine Form der Energieübertmgung (wie Arbeit). Das ist
vom axiomatischen Standpunkt aus unabdingbar. Sobald von in einem Körper enthaltener
Wärme gesprochen wird oder etwa von Wärme, die durch Reibung in einem Körper ent-
steht, wird die logisch klare, einheitliche Struktur der Thermodynamik zerstört.
Soll die hier gegebene Formulierung des ersten Hauptsatzes in voller Allgemeinheit
gültig sein, EO muß man den Ausdruck "Zustand" so auffassen, daß für ihn u.a. auch der
Bewegungszustand des Systems kennzeichnend ist, wobei dann seine Bewegungsenergie
mit in U eingeht. Das ist aber nicht die Art, wie der Zustandsbegriffin der Thermodynamik
normalerweise aufgefaßt wird, denn man versteht darunter im allgemeinen nur den thermo-
dynamischen Zustand. Geht man von dieser Auffassung aus und definiert auch die innere
Energie U als eine nur vom thermodynamischen Zustand abhängige Größe, so muß man
die kinetische Energie E k , die das System etwa gemäß seinem jeweiligen Bewegungszu-
stand hat, gesondert einsetzen, d.h. GI. 1.1(5) lautet dann
(U 2 + Ed - (U 1 + E kl ) = A 12 1.1(7)
1.1 Die thermodynamischen Hauptsätze 3
Wir führen nun eine ideelle Wärmemenge dQ' ein durch die Setzung
dS __ dQ + dQ' 1.1(11)
- T '
so daß sicher
dQ' ~ o. 1.1(12)
dQ' hat eine einfache anschauliche Bedeutung: Ersetzt man einen wirklichen irreversiblen
Prozeß durch einen gedachten, der auf reversible Weise vom gleichen Anfangszustand zum
gleichen Endzustand führt, so muß bei diesem ideellen Ersatzprozeß außer der dem wirk-
lichen Prozeß zugeführten Wärme dQ noch eine zusätzliche Wärmemenge dQ' zugeführt
werden. Daß dQ + dQ' die dem reversiblen Ersatzprozeß insgesamt zuzuführende Wärme
ist, folgt aus GI. 1.1(11), denn dort steht das Gleichheitszeichen.
Diese Zusammenhänge betrachten wir an einem Beispiel, das für die Turbomaschinen-
theorie grundlegend ist. Wir betrachten ein mit der Masse m eines Fluids erfülltes Raum-
element, das eine Änderung seines Volumens V und seiner Gestalt erfährt und unter einem
4 1 Thermodynamische Grundlagen
Druck p steht, vgl. Abb. 1.1.1. Für einen unendlich kleinen Teilschritt des Prozesse!;!, bei
dem aus der Umgebung die Wärmemenge dQ zugeführt wird, ist dann nach dem ersten
Hauptsatz
dU = p fdddf + dA,! +
dQ. 1.1(13)
f
Abb.1.1.1
Massenelement eines Fluids.
Hier ist das erste Glied rechts die vom Druck an der Oberfläche des Raumelementes gelei-
stete Arbeit, dA'I die gegen die Zähigkeitskräfte zu leistende Arbeit (vor allem bei Defor-
mation des Elementes I), dQ die zugeführte Wärme. Der Integralausdruck ist nichts ande-
res als die Abnahme des Volumens, weshalb die Gleichung auch
dU = -p dV + dA'I + dQ 1.1(14)
geschrieben werden kann.
Der Prozeß ist irreversibel, da Arbeit gegen Zähigkeitskräfte geleistet wird. Man kann
ihn gedanklich durch einen reversiblen ersetzen, indem man sich die Zustandsänderung
unendlich langsam durchgeführt denkt, wobei die Zähigkeitskräfte verschwinden. Soll
aber dieser reversible Ersatzprozeß die gleiche Zustandsänderung herbeiführen wie der
wirkliche, so muß dU für beide den gleichen Wert haben, da U Zustandsgröße ist. Da die
Arbeit gegen die Zähigkeitskräfte wegfällt, muß also beim Ersatzprozeß zusätzlich eine
Wärmemenge dQ' zugeführt werden, deren Betrag gleich dem dA'] des wirklichen Prozesses
ist, d. h. es ist
dU = -p dV + dQ' + dQ
oder
dQ + dQ' = dU + p dV. 1.1(15)
Mit GI. 1.1(11) ist folglich auch
dS _dU + pdV 1.1(16)
- T .
Dies ist die für unser besonderes Problem formulierte "Hauptgleichung der Thermodyna-
mik", auch Gleichung von Gibbs genannt. Mit ihrer Hilfe können Entropieänderungen
berechnet werden, ohne daß man gedanklich auf reversible Ersatzprozesse zurückgreift,
denn diese Überlegung ist bei der Herleitung der Gleichung ein für allemal gemacht. Da S,
U und V extensive Größen sind, kann man aus ihnen spezifische Größen gewinnen, indem
man durch die Masse dividiert. Setzt man also s = Slm, u = Ulm, v = Vlm, so schreibt
sich GI. 1.1(16)
ds = du + pdv, 1.1(17)
T
in welcher Form die Gleichung häufiger gebraucht wird.
Man trifft häufig die Aussage, daß GI. 1.1(16) den ersten und zweiten Hauptsatz zu-
sammenfasse, was aber nicht streng richtig ist, da ja eine Gleichung niemals zwei Gesetze
aussprechen kann. Genauer läßt sich die Situation wie folgt beschreiben. Da S nach dem
zweiten Hauptsatz Zustandsgröße ist, hat dS sicher den Charakter eines vollständigen
Differentials, denn nur dann wird das Integral von dS zwischen zwei gegebenen Zustands-
punkten unabhängig vom Integrationsweg. Bei der Herleitung der G1. 1.1(16) wird nun
aber nur der erste Hauptsatz herangezogen und die Setzung 1.1(11), die den Charakter
einer Definition hat. Erst indem man zu der durch GI. 1.1(11) gegebenen Aussage noch die
1.2 Zur Thermodynamik der Wärmekraftmaschinen 5
zweite beifügt, dS sei vollständiges Differential, hat man auch den zweiten Hauptsatz
ausgesprochen.
Der dritte Hauptsatz, der aussagt, daß die Entropie jedes aus lauter gleichartigen Mole-
külen bestehenden Körpers im absoluten Nullpunkt verschwindet, hat für den Turbo-
maschinenbau keine direkte Bedeutung.
dS = };dQi + dQi, 1. 2( 1)
i Ti
wo die dQi und dQ; die dem jeweiligen Massenelement mi zugeordneten Werte sind. -
Die Massenteile mi werden im allgemeinen infinitesimal sein müssen, wobei die Summe in
ein Integral übergeht, doch erleichtert die hier gewählte Darstellung die Verfolgung des
Gedankenganges. - Man beachte, daß die dQi in GI. 1.2(1) im allgemeinen nicht identisch
sind mit den dQi in GI. 1.1(9), denn jene stellen nur die von außerhalb der alle m i gemein-
sam einschließenden Systemgrenze zugeführten Wärmemengen dar. Die dQi in GI. 1.2(1)
haben die gleiche Bedeutung wie dQ in GI. 1.1(10), d.h. man betrachtet das einzelne Massen-
element mi als Subsystem, und dQi ist die Wärmemenge, die über seine Systemgrenzen tritt.
Diese kann aber auch von anderen Massenelementen innerhalb der gemeinsamen System-
grenze herrühren. Wir können daher allgemein setzen
dQi = dQf - dQt' + dQf, 1.2(2)
wobei die einzelnen Summanden die folgende Bedeutung haben:
dQ( = aus äußerer Wärmequelle zugeführte Wärmemenge,
dQt' = an die Umgebung abgegebene Wärmemenge (abs. Betrag),
dQt = innerhalb der Anlage vOn anderen Massenteilen her auf mi übertragene ~Wärme
menge (positiv, wenn mi die Wärme empfängt).
Dann ist für den betrachteten Teilschritt des Prozesses
Nun führen wir den zweiten Hauptsatz ein durch die Aussage, daß das Integral der Entro-
pieänderung des Systems für einen vollen Arbeitszyklus verschwinden muß, also
d8 = O. f 1.2(4)
Dies folgt für einen Kreisprozeß zwingend, wenn 8 nur vom Zustand abhängt, wie der
zweite Hauptsatz behauptet. Mit GI. 1.2(3) läßt sich dies auch schreiben:
Dabei ist die Tatsache verwendet, daß Wärme nur von solchen Prozeßphasen aus an die
Umgebung übertragen werden kann, wo Ti ~ T 2 , was der zweite Hauptsatz impliziert,
wie zu Anfang dieses Abschnittes ausgeführt.
Über 118* läßt sich wie folgt eine Aussage gewinnen. Jedem positiven dQt an einem
Massenelement mi entspricht irgendwo im Prozeß ein negatives dQ,! gleichen Betrages an
einem Massenelement mj' Da nun aber auch für diese Wärmeübertragung sicher T j ;;:0; Ti'
ist auch
dQt = IdQ'1 (~_~) >
T·• + dQ,!
T· J
'T· T· = 'J
0
,
1.2(8)
Nun ist nach dem ersten Hauptsatz die pro Periode geleistete Arbeit
A = Q~ - Q-", 1.2(12)
da ja U am Ende des Arbeitsspiels sicher den gleichen Wert hat wie am Anfang. Der ther-
mische Wirkungsgrad, d. h. das Verhältnis AIQ~, ist folglich
A Q~ - Q-" Q-"
17th -- Q~ = ~- = 1 - Q~ . 1.2(13)
1.3 Grundsätzliches über Prozeßuntersuchungen 7
'YJth
= 1 - T2
ß
[~+ L1S*
Tl
+ L1S']
QIf
l 1.2(14)
IX ~ 1, ß ~ 1, L1S* ~ 0, L1S' ~ o. J
Damit ergibt sich auch unmittelbar
1 T2 1.2(15)
'iJth ~ - Tl'
Der hier rechts stehende Ausdruck ist der Wirkungsgrad des Carnotschen Kreisprozesses.
Diesen kann also eine Wärmekraftmaschine theoretisch niemals überschreiten, praktisch
auch nie erreichen, da Nichtumkehrbarkeiten niemals ganz zu unterdrU-cken sind.
GI. 1.2(14) gibt eine völlig allgemeine Anweisung dafür, was bei der Prozeßführung einer
Wärmekraftmaschine anzustreben ist. Die höchste Prozeßtemperatur Tl soll möglichst
hoch liegen, und es sollte die ganze Wärmezufuhr bei möglichst hoher Temperatur erfolgen,
am besten alles bei Tl (dann ist IX = 1). Alle Wärmeübertragung an die Umgebung sollte
bei Temperaturen vorgenommen werden, die möglichst wenig über der Umgebungstem-
peratur T 2 liegen (im Idealfall bei T 2 selbst, dann ist ß = 1). Innere Wärmeübertragungen
sollen, wenn überhaupt, so mit kleinstmöglichen Temperatursprüngen vorgenommen wer-
den (Idealfall L1S* = 0). Energiedissipation durch Reibung irgendwelcher Art ist möglichst
klein zu halten (Idealfall L1S' = 0).
Durch die Gleichungen
1.2(16)
lassen sich Mitteltemperaturen Tl und T2 der Wärmezufuhr und des Wärmeentzuges defi-
nieren. Sie betragen
QIf Tl
1.2(17)
Tl = ~ J;dQf IX
i Ti
- QJf T
1.2(18)
T 2 = J;dQi' = /
~ i Ti
und kennzeichnen die Hochwertigkeit der thermodynamischen Prozeßführung.
definiert als
H==Z+PV 1 1.3(3)
h = m = u + pv. J
Kennt man die Zustandsgleichungen 1.3(1) und (2), so ist offensichtlich auch h in Funktion
von P und T bekannt, d. h. man kennt dann auch
h =f*(p, T). 1.3(1')
Umgekehrt ist auch der Zusammenhang GI. 1.3(1) bekannt, wenn die GIn. 1.3(1') und (2)
vorliegen. Demnach ist GI. 1.3(1') der GI. 1.3(1) äquivalent und wird daher ebenfalls oft
als kalorische Zustandsgleichung bezeichnet.
Von den Zweiphasensystemeninteressiert uns der Naßdampf. Sein makrothermodyna-
misches Verhalten ist - von Feinheiten abgesehen - beschrieben, wenn man nicht nur
die thermischen und kalorischen Zustandsgleichungen der beiden Phasen (Flüssigkeit,
Dampf) kennt, sondern außerdem weiß, wie der Siededruck Ps und die Verdampfungs-
enthalpie
r - k"(T) - h'(T) 1.3(4)
von der Temperatur abhängen. - Wir kennzeichnen allgemein die Zustandsgrößen der
flüssigen Phase mit dem Zeichen', diejenigen der Dampfphase mit dem Zeichen ".
Aus der Definitionsgleichung 1.3(3) folgt
dh = du + P dv + v dp,
du + P dv = dh - v dp,
womit die Hauptgleichung 1.1(17) übergeht in
d dh - vdp
s= T . 1. 3( 5)
Für ein Einphasensystem, dessen Zustand durch p und T gegeben ist, schreibt sich dies
auch
( -8h) dT + (8h)
- dp - v dp - )
(Bh (8h)
- - v
ds = 8T p 8p I T
T
= 8T P dT
T
+ 8p T
T
d
p. 1.3(6)
Da aber nach dem zweiten Hauptsatz ds vollständiges Differential ist, läßt sich schreiben
In den GIn. 1.3(6) und (7) müssen je die Faktoren vor den Differentialen dT und dp ein-
ander gleich sein, und da nach den Regeln der Differentialrechnung
8 (8S) =
8p 8T
8(8S)
8T 8p , 1.3(8)
ist folglich auch
1.3(9)
Dies ist eine Form der Gleichung von Clausiu8. Der Ausdruck links hängt nur ab von der
kalorischen Zustandsgleichung in ihrer Form 1.3(1'), der Ausdruck rechts nur von der ther-
mischen Zustandsgleichung 1.3(2). Demnach sind thermische und kalorische Zustandsglei-
1.3 Grundsätzliches über Prozeßuntersuchungen 9
chung gemäß dem zweiten Hauptsatz nicht unabhängig voneinander, sondern stets so
aufeinander abgestimmt, wie es GI. 1.3(9) verlangt.
Naßdampf ist eine Suspension verdampfungsbereiter Flüssigkeit in gesättigtem Dampf.
Ist x der relative Anteil gesättigten Dampfes, 1 - x der Anteil Flüssigkeit und benennt
man die auf die Flüssigkeit bezogenen Größen mit Zeichen', die auf den Dampf bezogenen
mit Zeichen", dann ist offenbar
v = v'(T) (1 - x) +
v"(T) x, 1.3(10)
h = h'(T) + r(T) x, 1.3(11)
folglich auch
dh' dr]
dh = [dT + x dT dT r dx.+ 1.3(12)
(dk'
dT + x dT
dr)
-
('(1
v - x
) + v"x )ddTp r
ds = T dT +T dx. 1.3(13)
Wenn man beachtet, daß jetzt T und x die unabhängigen Variablen sind, mithin
wird man durch Identifikation der Faktoren von dT und dx und durch die überlegungs-
schritte, die den im Falle des Einphasensystems durchgeführten genau analog sind (vgl.
auch [3]), auf
r = (v" - v') T dp 1.3(15)
dT
geführt. Dies ist die Gleichung von Olausius-Olapeyron, die gemäß dem zweiten Hauptsatz
die Verdampfungsenthalpie und die Steigung dpjdT der Siededruckkurve miteinander
verknüpft.
Die Tatsache, daß die GIn. 1.3(9) und (15) durch aUe Messungen ausnahmslos bestätigt
werden, ist die wichtigste experimentelle Stütze des zweiten Hauptsatzes. Außerdem zeigt
sich an dieser Stelle klar, aufweIche Weise dieses fundamentale Naturgesetz in die üblichen
Prozeßrechnungen eingeht. Offensichtlich gegen dieses Gesetz verstoßende Annahmen,
wie negative Energiedissipation durch Reibung oder Wärmeübergang von tiefer auf hohe
Temperatur vermeidet man selbstverständlich. Zur Durchführung der Prozeßrechnung
verwendet man die kalorische und die thermische Zustandsgleichung und wo es sich um
einen Dampfprozeß handelt auch Unterlagen über die Siededruckkurve und die Ver-
dampfungsenthalpie (all diese Information wird ja herangezogen zur Berechnung des
Entropiediagramms, dessen man sich allfällig bedient). Nun erfüllen aber die Zustandsglei-
chungen die Gleichung von Olausius 1.3(9), die übrigen benutzen Daten diejenige von Olau-
sius-Olapeyron. Damit sind die Unterlagen, auf denen die Rechnung beruht, von vorn-
herein so aufeinander abgestimmt, wie es der zweite Hauptsatz verlangt und man wird
deshalb mit Sicherheit nur Ergebnisse erhalten, die ihn erfüllen [im Falle der Wärmekraft-
anlage insbes. GI. 1.2(14)].
Ein Massenteil eines Fluids werde einem Raum vom Druck PI entnommen, vom Zu-
stand PI' VI auf den Zustand Ps' Vi verdichtet und hierauf in einen Raum vom Druck Pa
eingeschoben, wobei ihm gleichzeitig noch die Wärmemenge QIt' zugeführt werde. Die
Energiebilanz dieses Vorganges lautet
1.3(16)
Die Arbeit Alt' ist hier zerlegt in drei Anteile. Es ist PI VI die Arbeit, die bei der Entnahme
aus dem Raume vom Druck PI am Fluid geleistet wird, Ps Va die Arbeit, die das Fluid beim
Einschieben in den Raum vom Druck pz gegen diesen leisten muß und daher mit negativem
10 1 Thermodynamische Grundlagen
Vorzeichen eingesetzt. Ä'" ist die Arbeit, die mit technischen Mitteln von außen geleistet
werden muß, daher als technische Arbeit bezeichnet. Mit der Definition der Enthalpie 1.3(3)
erhält man die folgende Gleichung, der wir sogleich noch die analoge für den Expansions·
vorgang beifügen:
1.3(17)
Die gewonnene technische Arbeit A'" ist also diejenige, die man erhält, wenn man ein Fluid
einem Raume hohen Druckes entnimmt, expandiert und in einen Raum tiefen Druckes ab-
schiebt. Es geht daraus die fundamentale Bedeutung der Enthalpie hervor.
Es läßt sich weiter zeigen, daß die maximale technische Arbeit, die nach dem zweiten
Hauptsatz aus einem System mit der Enthalpie H und der Entropie S gewonnen werden
kann. wenn es reversibel mit einer Umgebung von der Temperatur T oins thermodynamische
Gleichgewicht gebracht wird, gegeben ist durch
Amax = (H - ToS) - (Ho - ToS o). 1.3(18)
Hier sind Ho und So die Werte der Zustandsgrößen am Ende des Vorganges. Das führt
dazu, eine thermodynamische Funktion E und ihren spezifischen Wert e = E/m einzu-
führen durch die Definition
E =H - ToS, e = h - Tos. 1.3(19)
Sie ist von Rant [5] als Exergie bezeichnet worden, und liefert unmittelbar
Ä max = E - E o. 1.3(20)
Exergieänderungen sind daher identisch mit der Änderung der technischen Arbeitsfähig-
keit eines Systems.
dÄ
da
Fluids den auf der geodätischen Höhe zIliegenden Eintrittsquerschnitt 1, während gleich-
zeitig ein gleich großes Massenelement durch den auf der geodätischen Höhe Z2 liegenden
Austrittsquerschnitt 2 hindurchtrete_ überdies werde an dem betrachteten System etwa
durch eine Antriebsmaschine während dt die Arbeit dA geleistet und es werde die Wärme-
menge dQ zugeführt. Die Masse des im System enthaltenen Fluids ändert sich dabei nicht
und wir treffen auch noch zusätzlich die einschränkende Voraussetzung, daß sich der
gesamte Energieinhalt des zwischen den Kontrollflächen 1 und 2 eingeschlossenen Systems
nicht verändere. Dem durch PI und VI gekennzeichneten Zustand des Fluids im Quer-
1.4 Energieumsatz in stetig durchströmten Systemen 11
schnitt 1 entspreche eine spezifische innere Energie U I und ebenso dem Zustand P2' v2 im
Querschnitt 2 der Wert u 2 • Schließlich sei die Eintrittsgeschwindigkeit Cl' die Austritts-
geschwindigkeit c2 • Damit läßt sich die Energiebilanz des Vorganges folgendermaßen an-
schreiben:
und beachtet die Definition der Enthalpie h = U + pv, so kann man die Gleichung in
folgende Form überführen:
_+ q = (h2 + 2c§) - (h1 + 2ci) + g(Z2
a - Zl)' 1.4( 4)
Bei den Problemen des thermischen Turbomaschinenbaues ist das von der Schwerkraft
herrührende Glied stets vernachlässigbar, was man leicht erkennt, wenn man beachtet,
daß z. B. einer Strömungsgeschwindigkeit von nur 50 m/sec eine Bewegungsenergie ent-
spricht, die einer Höhendifferenz von 127 m äquivalent ist. Beim gas- oder dampfförmigen
Medium bedeutet die Vernachlässigung des Schweregliedes lediglich eine belanglos gering-
fügige Abweichung der wirklichen Drucke von den Rechnungswerten. Wo etwa in einem
Dampfprozeß die flüssige Phase auftritt, ist der Übergang von schwerelos gerechneten
Drucken auf wirkliche die Sache einer elementaren Rechnung. Wir dürfen also für unsere
Belange in GI. 1.4(4) das Schwereglied weglassen.
Zweckmäßig ist es, den Begriff der Totalenthalpie hO einzuführen, die definiert ist durch
c2
hO_h +2' 1.4(5)
Dann schreibt sich unter Vernachlässigung des Schweregliedes die Energiegleichung 1.4(4)
ä + q = h~ - h~. 1.4(6)
12 1 Thermodynamische Grundlagen
v - T (8T
8V)p = 0,
also wegen GI. 1.5(1)
~T _ T(:)= 0,
was identisch erfüllt ist. Hier ist stillschweigend vorausgesetzt worden, daß die vom idealen
Gase abgeleitete Temperatur mit der thermodynamischen Temperatur zusammenfalle, die
ja in der Gleichung von Olausius auftritt. Daß wir unter dieser Voraussetzung auf eine
Identität gekommen sind, beweist, daß sie richtig war.
Die übliche Darstellungsform der GI. 1.5(4) lautet
T
h =f cp(T) dT, 1.5(5)
T.
wobei die bei konstantem Druck gemessene spezifische Wärmekapazität cp _ dhjdT eine
aus Experimenten bekannte, nur schwach temperaturabhängige Funktion ist. T o ist die
Temperatur, für welche willkürlich die Enthalpie Null gesetzt ist. - Aus der Hauptglei-
chung in ihrer Form 1.3(5) folgt durch Einsetzen von GI. 1.5(1) und (5)
8 = f cp(T)
T. T
dT - R In (:L),
Po
1.5(6)
wobei für den Zustand Po' T o die Entropie Null gesetzt ist.
Betrachten wir eine unendlich kleine isentrope Zustandsänderung, so wird einer relativen
Druckänderung dpjp eine bestimmte relative Volumenänderung dvjv entsprechen. Zwi-
schen beiden besteht eine Beziehung der Art
dp+xdv=O, 1.5(7)
p v
wodurch der Isentropenexponent x definiert ist. Im Sonderfall des idealen Gases - und nur
in diesem - nimmt er den Wert
1.5(8)
an, wie sich herleiten läßt, wenn man GI. 1.5(6) als Differentialbeziehung schreibt und die
für ideale Gase gültige Beziehung
cp - Cv = R 1.5(9)
beachtet. Diese Gleichung ihrerseits folgt aus der Setzung du = cv(T) dT und den GIn.
1.5(1), (3) und (5). Die Gln. 1.5(8) und (9) führen auch auf
x
cp = x-
--l R . 1.5(10)
Beachtet man dies, so schreibt sich GI. 1.5(5) auch in differentieller Form
x
dh = cp dT = --1 R dT, 1.5(11)
x-
was wegen GI. 1.5(1) auch in
x
dh = x _ 1 d(pv) 1.5(12)
übergeht.
14 1 Thermodynamische Grundlagen
Meist läßt sich mit genügender Näherung über größere Temperaturbereiche cp = const
setzen. Dann werden GI. 1.5(5} und (6) in der Form
h = cp(T - T o}, 1.5(13}
1.5(14)
darstellbar. Weiter ist dann die Integration von GI. 1.5(7) möglich und liefert
pv" = K, bzw. pv" = PIV~, 1.5(15)
mit dem Ausgangszustand PI' VI' Läuft eine isentrope Zustandsänderng von diesem zu
einem Endzuetand Pa' Ta, Va, so gilt nach GI. 1.5(1} und (15)
P2
PI
= (!i.)",
Tl
V2 v2
Tz =
Tl
(!i.)"-I,
PI
Tz = (Pa)":l . 1.5(16)
Für den Turbomaschinenbau hat die isentrope Enthalpieänderung Llh8 eine grundlegende
Bedeutung. Man kann sie aus der Hauptgleichung in der Form 1.3(5} gewinnen, indem man
dort ds = 0 setzt, womit
dh - v dp = 0 .'. dh = v dp,
somit für eine isentrope Verdichtung von PI auf P2
Hier hat man v(p} gemäß dem Isentropengesetz GI. 1.5(15} einzusetzen
Llh s = VI
p,
-P )1 /"dp,
J (PI
p,
woraus
1.5(18)
Will man für die isentrope Entspannung ebenfalls ein positives 4h8 erhalten, so hat man
an Stelle von GI. 1.5(17) zu setzen
p,
Llh s =
p,
J V dp 1.5(17')
und erhält entsprechend
1.5(18')
Man beachte, daß zur Herleitung der GIn. 1.5(18) und (18') die Gesetze des idealen Gases
nicht verwendet werden mußten. Sofern ein Stoff nur so geartet ist, daß es gelingt, seine
isentrope Zustandsänderung bereichweise genügend genau durch ein Potenzgesetz der
Form GI. 1.5(15) darzUlStellen, gelten für solche Zustandsbereiche a.uch die Gin. 1.5(18)
untl (18'), da sie ja unmittelbar aus der thermodynamischen Hauptgleichung hervorgehen.
- In dem Potenzgesetz hat" im allgemeinen Falle nicht mehr den Wert cplcv. - Die her-
geleiteten Ausdrücke für Llhs gelten also nicht nur für das ideale Gas, sondern sehr viel
allgemeiner.
Wenn beim idealen Gase im betrachteten Zustandsbereich hinreichend gellau cp =
const und damit auch" = const gesetzt werden kann, geht GI. 1.5(12) über in
u- "
h = - - 1 (pv - POVo) , 1.5(19)
was der GI. 1.5(13) äquivalent ist, wie aus der Gasgleichung und GI. 1.5(10) zu erkennen
ist. Da der Nullpunkt der Enthalpie an sich willkürlich gewählt werden kann, ist es zulässig,
eine Normierung der Enthalpie durch die Se1zung T o = 0 einzuführen, d.h. in der Dar-
stellung GI. 1.5(19} Povo = O. Die in dieser besonderen Weise normierte Enthalpie werde
l.G Idealer Dampf 15
Der Vergleich mit den GIn. 1.5(18) und (18') liefert dann auch
Ll hs = 1
cpT [1 - (~:r-:I] für Entspannung. 1.5(22)
Zur Abkürzung sollen Druckverhältnisse mit II abgekürzt werden, und zwar sei
II ;= P2 für Verdichtung,
PI
1.5(23)
II _ PI für Entspannung,
P2
so daß stets II > 1. Alsdann definieren wir folgende Funktionen:
,,-1
Pk(II, x) II----;( - 1 für Verdichtung, 1.5(24)
,,-1
Pe(IJ, x) = 1 - IJ-----;( für Entspannung. 1.5(25 )
Dann lassen sich die allgemeingültigen GIn. 1.5(18) und (18') in der Form
1.5(26)
Die Definition des Exponenten der Isentrope kann allgemein in der Form
x = - ; (~~)s 1.6(3)
geschrieben werden. Sobald die GIn. 1.6(1) und (2) vorliegen, kann x für jeden Zustand
berechnet werden, vgI. darüber [1], [2], [3]. Er hat beim Realgas nicht den Wert cpjcv'
ist aber in der Regel über weite Zustands be reiche in so engen Grenzen variabel, daß kein
großer Fehler entsteht, wenn man bereichweise mit einem konstanten Mittelwert rechnet.
Für die Isentrope kann dann GI. 1.5(15) gesetzt werden, womit die isentrope Enthalpie-
differenz durch die GIn. 1.5(18), (18') berechenbar wird. Der dort vor der eckigen Klammer
als Faktor erscheinende Ausdruck konnte im Sonderfalle des idealen Gases mit der Enth-
alpie identifiziert werden. Dabei war lediglich eine besondere Normierung des Enthal-
pienullpunktes erforderlich, weshalb die so festgelegte Enthalpie als Normalenthalpie be-
zeichnet wurde. Beim Realgas hingegen ist diese Identifikation im allgemeinen nicht mehr
möglich.
Wir behaupten nun, es existiere eine besondere Struktur des Gesetzes z(p, T), derart,
daß die Enthalpie des betreffenden Realgases wiedergegeben werden kann durch die Glei-
chung
x
h =---pv
x-1
+ ho 1.6( 4)
mit beliebigen ho, das den Nullpunkt festlegt. Dann ist es offenbar möglich, ho = 0 zu
setzen und so wiederum wie beim idealen Gas die Normalenthalpie durch
.
J =x x
_ 1 pv 1. 6( 5)
macht, so erhält man bei beliebig gearteter Funktion z(p, v) einen anderen Endpunkt B*.
Soll jedoch dy ein vollständiges Differential sein, so müssen B" und B* zusammenfallen.
1.6 Idealer Dampf 17
Dann kann offenbar z(p, v) keine völlig beliebige Funktion mehr sein. Die Bedingung des
Zusammenfallens von BU und B* ist - außer im trivialen Fall z = const, der zum idealen
Gas zurückführt - dann und nur dann erfüllt, wenn z nur von s abhängt, d.h. also
z = f(8). Dies ist eine besondere Art der Abhängigkeit von p und v (oder p und T), da ja 8
selbst auch von p und v abhängt. Dann findet man nämlich zu jedem dy, das man auf dem
Wege ACB findet, ein ihm gleiches auf dem Wege ADB, denn jedes dy ist gegeben durch
d8jZ(S) , und s durchläuft auf jedem Weg den gleichen Wertebereich. Da man aber zu jedem
dy auf dem einen Weg ein ihm gleiches auf dem anderen findet, wird schließlich die Summe
der dy vom Wege unabhängig, und man kommt tatsächlich zum gleichen Punkt BU.
Unsere Behauptung ist damit bewiesen. Wenn z in solcher Weise von p und Tabhängt,
daß
Z =f(8), 1.6(9)
dann kann h durch GI. 1.6(4) wiedergegeben werden, womit insbesondere die Einführung
der Normalenthalpie gemäß GI. 1.6(5) möglich wird. Wir nennen einen Stoff, der diese
Bedingung erfüllt, einen idealen Dampf. - Dieser Ausdruck wird in der Literatur nicht
1,00
Ober
0.90
t 0.80
'" WO
aGO
überall im gleichen Sinne gebraucht. Hier hat er die gleiche Bedeutung wie bei Dzung [7],
wohingegen bei Leib [8] der Ausdruck eine andere Bedeutung hat.
Es bleibt natürlich noch die Frage übrig, ob Stoffe mit dieser Eigenart in der Natur
verwirklicht sind. Die meisten Stoffe zeigen in der Tat ein völlig anderes Verhalten. Inter-
essanterweise ist es aber gerade der Wasserdampf, der mit recht guter Näherung diese
Bedingung erfüllt; er dürfte von allen Stoffen dem idealen Dampf am nächsten kommen.
In Abb. 1.6.2, die z(p, T) des Wasserdampfes darstellt, sind gestrichelt die Kurven s =
const eingetragen. Würden sie genau waagrecht verlaufen, so wäre GI. 1.6(9) streng erfüllt.
Das ist zwar nicht der Fall, doch laufen sie immerhin derart flach, daß man sie ohne wei-
teres über Temperaturbereiche von der Größenordnung 100 oe und teilweise auch mehr
durch waagrechte Geraden ersetzen darf. Man hat sich dann das ganze z-Diagramm ent-
sprechend verzerrt zu denken und macht dabei offensichtlich einen sehr geringen Fehler.
Abb. 1.6.3 zeigt den Exponenten der Isenthalpe und Abb. 1.6.4 denjenigen der Isen-
trope des überhitzten Wasserdampfes, beides nach Endres undSomm [2]. Etwas abweichende
Werte gibt Bach [12], doch sind die Unterschiede ohne wesentliche praktische Auswirkung.
Der Exponent der Isenthalpe ist definiert durch
1.6(10)
1.16
1)1,
1,12
1.10
t 7,08
~ W6 -- \
\\
'"-----
W4
\JOO ~OO 500 bor
W2 \
~
wo p. 0 bor
10 I
I
J 50 250>-'
\, '-..
x-1'
I I 100 200/
700 200 JOD 400 500 600 700'e 800
t-
Abb.1.6.3 Exponent m der Isenthalpe des Wasserdampfes, nach Endres und Bomm [2].
Ist er konstant gleich 1, so ist offenbar bei konstanter Enthalpie pv1 = const, d.h. einem
Festwert von pv entspricht ein Festwert von h, womit das Verhalten des idealen Dampfes
gegeben ist. Man erkennt, daß dies im Falle des Wasserdampfes in weitem Zustandsbereich
mit guter Näherung zutrifft. - Andere überhitzte Dämpfe können nur in beschränkten
Zustandsbereichen oder gar nicht als ideale Dämpfe betrachtet werden, am ehesten noch
NH 3 ·
1.6 Idealer Dampf 19
Das Rechnen mit idealem Dampf ist ebenso einfach wie dasjenige mit idealem Gas.
Man hat nur p und j als unabhängige Zustandsvariablen zu verwenden statt p und T.
An die Stelle der Gasgleichung tritt dann die Beziehung
x -1.
pv = - x-J, 1.6(11)
1.3J5
1,33 Ilr,... I \
'"
/,30
t 1,29 \ I
11
I,
10/ ( ~~ 'f'... '\
l(
~I 20( I,O(
r-::: ~ ~ ~ ~O '",,-
1,28
~ I 6r8o. '/ 200 r--
1,27 I ~
--§~
1,26
X=1 ..J....I. J!J ~1,0;60 ~
I 0.5;2;
1,25 0 10;20
100 20.0. 300. 1,0.0. 50.0 60.0 'e 70.0.
t_
Abb, 1,G,± Exponent" der Isentrope des überhitzten Wasserdampfes, nach Endres und Somm [2].
die unmittelbar aus G1. 1.6(5) hervorgeht und den gleichen mathematischen Aufbau hat
wie die Gasgleichung, wenn j die Rolle von T übernimmt, Das Gesetz pv = const gilt jetzt
für die Isenthalpe statt für die Isotherme, In Analogie zu ds = (dq + dq')/T = dqrev/T
definieren wir eine Funktion y* durch
d *- x dqrev
Y = X--=-r T' 1.6(12)
y* =
x
~ 1 In (L)
Jo
- In (L)
Po
. 1.6(15)
Dies ist das mathematische Analogon zu GI. 1.5(14). Da mit ds = 0 stets auch dy* = 0,
ist die Isentrope nach GI. 1.6(14) gegeben durch
x dj dp _ 0 1 6(16
x-1)-])- , ' )
woraus
· x-lI 1 k
1l1J---np=l1',
x
,,-1
jp-" = k 1.6(17)
20 1 Thermodynamische Grundlagen
oder schließlich, wenn man vermöge dieser Gleichung zwei Zustände 1 und 2 auf der glei-
chen Isentrope miteinander in Beziehung bringt
~:
•
= ~:
()" 1
-; . 1.6(18)
Die Gleichung
P2 =
PI v2
(.!1.)". 1.6(19)
r-
bleibt nach der Definition des Isentropenexponenten erhalten. Damit folgt auch
~: = (~~ I
. 1.6(20)
Für viele thermodynamische Untersuchungen, besonders aber für diejenigen der Gasdyna-
mik ist es bedeutsam, wie für das betreffende Arbeitsmedium Druck, Enthalpie und Dichte
miteinander zusammenhängen. Gerade dieser Zusammenhang ist aber beim idealen Dampf
gleich wie beim idealen Gas. Daher gilt für beide die gleiche Gasdynamik. Ein Unterschied
- der für die Struktur der gasdynamischen Zusammenhänge unwesentlich ist - besteht
nur insofern, als beim Gas mit der Enthalpie allein stets die Temperatur gegeben ist, was
beim Dampf nicht zutrifft. Man kann daher folgende zusammenfassende Feststellung
machen:
Jede gasdynamische Untersuchung, die unter Voraussetzung eines idealen Gases durch-
geführt wurde, gilt ohne weiteres auch für den idealen Dampf, sofern man die Gleichungen
in folgender Weise umschreibt:
'" -1 R
T ist zu ersetzen durch -",- j '
die zusätzlich aufzuwendende dissipierte Arbeit. Weiter werde dem Prozeß noch pro Mas-
seneinheit eine Wärmemenge dq von außen zugeführt. Wir setzen
dq = C'lv dp 1. 7(2)
und definieren dadurch den Koeffjzienten Cq • Die Wärmemenge dqrev, die dem gleichlau-
fenden reversiblen Ersatzprozeß zugeführt werden müßte, ist dann
1.7(3)
denn dq' hat ja den Betrag der dissipierten Energie. Um die Untersuchung möglichst all-
gemein durchzuführen, setzen wir den idealen Dampf voraus, der das ideale Gas mit
einschließt. Dann ist nach GI. 1.6(14)
dp =_x_d? _ dy*. 1. 7( 4)
p x-I J
Wir führen nun eine Größe n ein, die implizite definiert jst durch
dp n dj
1.7(5)
p=n -1 T'
Das so definierte n wird sich als identisch erweisen mit dem durch GI. 1. 7(1) eingeführten
Polytropenexponenten. - Die Gleichsetzung der Ausdrücke nach GI. 1.7(4) und (5) führt
unmittelbar auf
n x j dy*
n -1 =x -1 ----a;r' 1.7(6)
Mit der Definition von dy*, GI. 1.6(12), wird dies auch
_n_
n-l
= _x_
x-I
[1 _dqdj'
rev ] 1. 7(7)
Da aber
dqrev = Tds = dj - vdp, dj = dqrev + vdp, 1.7(8)
ist mit GI. 1. 7(3) auch
1. 7(9)
Ersetzt man schließlich in GI. 1. 7(7) dqrev aus GI. 1. 7(3) und dj aus GI. 1. 7(9), so ist man auf
1. 7(10)
22 1 Thermodynamische Grundlagen
ergibt.
Es bleibt noch zu verifizieren, daß dieses n tatsächlich der Exponent der Polytrope ist.
Wir greifen auf GI. 1.7(5) zurück und beachten, daß
d! = d(pv) =pdv + vdp = dv dP. +
J pv pv v p
Dann erhalten wir durch Einsetzen dieses Ausdruckes in GI. 1. 7(5)
dp =_n_[dV + dp ],
p n-1 v p
woraus
1. 7(12)
Das führt auf GI. 1.7(1) dann und nur dann, wenn n konstant ist, was zutrifft, wenn ",
np und Cq konstant sind. Daraus erkennt man, unter welchen Bedingungen überhaupt eine
bei variabler Entropie verlaufende Zustandsänderung durch das Gesetz 1. 7(1) wiedergege-
ben werden kann. Nicht nur der Isentropenexponent " muß hinreichend genau konstant
sein, sondern für die einzelnen infinitesimalen Teilschritte müssen auch Energiedissipation
und Wärmeübertragung in einem festen Verhältnis zu v dp stehen. In technischen Anwen-
dungen ist die Bedingung eines festen Verhältnisses der Energiedissipation zu v dp (also
konstantes 1]p) oft mit hinreichender Näherung erfüllt, die Bedingung der Proportionalität
von dq und v dp höchstens über kleine Zustands bereiche, abgesehen vom adiabatischen
Grenzfall dq = 0, der in den weitaus meisten Turbomaschinen vorliegt.
Bei dieser Herleitung wurde von der Vorstellung der Druckerhöhung ausgegangen,
doch gilt sie selbstverständlich allgemein. Allerdings wäre im Falle einer Expansion die
vorausgesetzte Definition des polytropen Wirkungsgrades nicht mehr sinnvoll, denn be-
hielte man sie bei, so wäre bei Expansion 1]p > 1. Gegebenermaßen setzt man für die tat~
sächliche Expansionsarbeit 1]p v dp, so daß (1 - 1]p) v dp die Energiedissipation ist (dabei
ist 'f/p < 1). Auf diese Weise erhält man anstelle der Gin. 1.7(10) und (11)
n n_ 1 = 1]P
"
X-::-l bei Verdichtung, 1.7(15)
Für ein unendlich kleines Teilstück der Expansion läßt sich setzen:
dv = (~~)
öp 8
clp (~V)
ds l'
cls; + 1. 7(18)
(:;)8 = - ~ ;. 1. 7(19)
Weiter ist
1. 7(20)
mit x als Dampfgehalt. Setzt man v/ und v" für die spezifischen Volumina der Flüssigkeit
und der Dampfphase, so ist für einen festen Druck
v = v"x + v/(1 - x), 1.7(21)
mithin
(8V)
8x p
= v" _ v/ . 1. 7(22)
(8V)
os p
= (v" -
r
v') T . 1.7(26)
Nun können die Ausdrücke nach GI. 1.7(19) und (26) in GI. 1.7(18) eingeführt werden:
dv = - ~ ~dp (v" - v') T ds. + 1.7(27)
P K r
Hier kann T ds noch aus GI. 1. 7(17) entnommen werden, womit GI. 1. 7(27) übergeht in
1 V
l
r
K
v" - v/
clv = - - - + - - - (1 - 1) ) v clp,
P
]
r' l'
woraus auch
dp 1 clv _ 0
1.7(28)
p + -1 p(v" - v') (1
--L - - - - - 1)
) v - .
K' r p
Da nun aber das Poly tropen gesetz GI. 1.7(1) differentiell auch in der Form GI. 1.7(12)
geschrieben werden kann, erkennt man durch Vergleich mit GI. 1. 7(28), daß der Faktor vor
dvjv mit dem Polytropenexponenten identisch ist, d.h. man findet
1. 7(29)
n = 1 + Kp(V" - v') (1 _ ).
r 1)1'
Der Isentropenexponent K des feuchten Wasserdampfes ist in Abb. 1. 7.1 dargestellt, vgl.
darüber [3]. Weiter zeigt Abb. 1.7.2 die Größe p(v" - v/)jr, die eine Funktion von p allein
ist. Man erkennt daraus, daß diese maßgebenden Größen über beträchtliche Zustandsbe-
reiche ohne wesentlichen Fehler konstant gesetzt werden können.
24 1 Thermodynamische Grundlagen
Wir waren davon ausgegangen, daß die spezifische Arbeit, die an einem Teilchen zu lei-
sten ist bei seinem Übertritt in einen Raum, in dem der Druck vom ursprünglichen Wcrt
um dlJ verschieden ist, im reversiblen Grenzfttll v dp beträgt. Die Definition des polytropen
x-w
;:::::
r-- ~
ß
1,0 - c---
r-- r- r--
l-
r--.. ....... ~
c--- i'
._---
~
----. -- - ---- -- - - - --r-- ~-- -~
I
DA - r---- r---
\
\
1 /
-
!
:
0,2
r t±
I I--' x=o
I---'"
o
0,07 0,02 0,05 0,7 0,2 0,5 2 5 70 20 bar 700
p-
Abb. 1. 7.1 Exponent" der Isentrope des Xaßdampfes.
0,11,
V
0,70
LV
~ I. . 0,08 ........ 1--'
--
-2 t,.....--: V
R l-- i
0,06
f-
0,01, i
0,07 0,02 0,05 Q1 0,2 0,5 2 5 70 20 bar 700
p-
Abb. 1. 7.2 Größe p(v" - v')/r für Wasserdampf.
Wirkungsgrades ergab sich anschließend aus der Aussage, daß bei Energiedissipation durch
Reibung die wirkliche Arbeit v dpl'fJp bei Verdichtung und 'fJpv dp bei Entspannung wird.
Dabei war stillschweigend angenommen worden, daß die Vorgänge in einem Koordinaten-
system betrachtet werden, gegenüber dem das Teilchen ruht. Kommen noch Bewegungs-
energien ins Spiel, indem man zu anderen Koordinatensystemen übergeht, so ist die Aus-
sage entsprechend zu verallgemeinern, d. h. es ist zu setzen
dä= vdp
'fJp
+ d(~)
2
bei Verdichtung, 1.7(30)
Die Festlegung ist hier so getroffen, daß dä auch für den Entspannungsvorgang positiv
gerechnet wird. Dann entspricht einer Abnahme der Bewegungsenergie eine Vergrößerung
der nach außen verfügbaren Arbeit. Daß die elementare Energiedissipation zu v dp ins
Verhältnis gesetzt wird, womit 'fJp nur im Zusammenhang mit diesem Glied auftritt in den
Gin. 1.7(30) und (31), ist eine Sache der Konvention. Sie ist so getroffen, daß die voraus-
gehenden Aussagen über den Zusammenhang zwischen 'fJp und n unabhängig vom Bewe-
gungszustand des Fluids Gültigkeit haben.
1.8 Isentroper Wirkungsgrad, Rückgewinn, Erhitzungsverlust 25
Aus Gl. 1.7(30) und (31) folgt für eine endliche Druckänderung von PI auf P2
- J
a-
-
p, d
V})
-
1}
- + ---
C2 - Cl
2
2 2
hei Verdie1ltung, 1. 7(32)
p. p
ci - c~
_
a= J 'f}p
P.
p,
V dp + --2- bei Entspannung. 1. 7(33)
Wenn 'f}p hinreichend genau konstant ist und somit für v(p) das Polytropengesetz GI. 1. 7(1)
verwendet wird, läßt sich die Integration geschlossen ausführen, und man erhält
_ 1
a= 'f}p n _ 1 PI VI
n [(P2)n-l] c~ - ci
PI n -1 + --2- =
= 'f}P n n
_lPlvllJfiJI,n)
ci - c~
+-2- bei Entspannung. 1.7(35)
Bei adiabatischer Zustandsänderung ist in allen diesen Gleichungen das erste Glied rechts
die statische Enthalpieänderung, denn nach der thermodynamischen Hauptgleichung ist
T ds = dh - v dp .'. dh = v dp + T ds. 1. 7(36)
Wenn man hier T ds durch den polytropen Wirkungsgrad ausdrückt, wird
hl - h2 =
p,
J 'f}pv dp
P.
bei Entspannung, 1. 7(40)
wie behauptet. Die Ergebnisse sind damit in Übereinstimmung mit denen des Abschnittes
1.4.
Beim idealen Dampf lassen sich die Gln. 1.7(34) und (35) unter Beachtung der GIn.
1. 7(15) und (16) auch in der Form
c~ - ci
a
_.
= Jl lJfk(II, n) + --2- bei Verdichtung, 1.7(41)
_.
a = J1lJfe(II, n)
ci - c~
+ --2- bei Entspannung 1. 7(42)
schreiben. Das könnte man aber z.B. beim Naßdampfnicht schreiben. - Alle Gleichungen
dieses Abschnittes sind so angesetzt, daß bei Verdichtung die von außen zu leistende Ar-
beit, bei Entspannung die nach außen abgegebene Arbeit positiv gerechnet werden.
zustand zum gleichen Enddruck wiedergibt. \Vir betrachten nun einen reversibel durch-
geführten infinitesimalen Kreü;prozeß ABCDA zwischen den Drucken p und p - Idp I.
Da die umfahrene Fläche im Ts-Diagramm die Arbeit des Kreisprozesse;; darstellt, ist
offenbar
Fläche ABCDA = v 'Iclp[ - vsldPI. 1. 8( 1 )
T
P1
a'
Hier ist v das spezifische Volumen auf der gegebenen Entspannungslinie, also im Punkt A
und V8 dasjenige auf der Isentrope, also im Punkt D. Wenn wir setzen
e = Fläche 122/ , 1.8(2)
so ist also
Pl Pt
e=
pz
f v clp -
pz
f 1'8 dP . 1.8(3)
Abkürzend setzen wir
p,
V=
p,
f v dp. 1.8(4)
Das entsprechende Integral, mit der isentropen Zustandsänderung gebildet, ist gemäß
GI. 1.5(17') nichts anderes als die isentrope Enthalpiedifferenz, also
p,
V8 = Llh = f 8 VB dp. 1. 8( 5)
p.
Außer im Falle der Isentrope sind die y nicht Enthalpiedifferenzen. - Mit diesen Abkür-
zungen erhalten wir
e=v-Llh •. 1.8(6)
Nach GI. 1.7(40) läßt sich nun für jeden adiabatischen Entspannungsvorgang setzen
Pt Pt
Llh - h 1 - h2 =
Pa
J 1)pV dp = 1)pm J
P2
V dp = 1)pmY' 1.8(7)
womit ein mittlerer polytroper Wirkungsgrad 1)pm definiert ist. Er ist also
Llh
1)pm = y 1.8(8)
und kann erst berechnet werden, wenn die Zustandslinie 1- 2 vollständig vorliegt. Diese
kann bei einer mehrstufigen Turbine etwa den in Abb. 1.8.2 als ausgezogene Linie dar-
gestellten Charakter haben und ist im allgemeinen weit davon entfernt, eine Polytrope zu
sein. - Als isentropen Wirkungsgrad definieren wir das Verhältnis
Llh
1). = Llh ' 1.8(9)
s
1.8 Isentroper Wirkungsgrad, Rückgewinn, Erhitzungsverlust 27
das unmittelhar als Streckenverhältnis im hs-Diagramm erscheint, vgL Abb. 1.8.2, und
durch Anfangs- und Endzustand allein gegeben ist. Aus den GIn. 1.8(8) und (9) folgt unter
Beachtung von GI. 1.8(6)
1/8 = I/pm L1~8 = 1]pm (1 + L1~J = (1 +!00) 1]pm' 1.8(10)
wobei
1.8(11)
wiederum erst berechenbar ist, wenn die Zustandslinie 1-2 bekannt ist.
Man kann nun aber stets die Zustandspunkte 1 und 2 durch eine ideelle Polytrope
verbunden denken, deren Exponent n bei gegebenen Zustandspunkten festliegt. Diesem n
entspricht nach den Ausführungen in Abschnitt 1. 7 ein polytroper Wirkungsgrad, der mit
ijp bezeichnet sei. Das spezifische Volumen längs dieser in Abb. 1.8.2 gestrichelt eingetra-
genen gedachten Polytrope sei vp- Wir setzen dann
p,
Y-
p,
J vpdp, 1.8(12)
1.8(13)
und es gilt
L1h = ijpY. 1.8(14)
Der GI. 1.8(10) entspricht jetzt _
1]8 = ijp L1~ = (1
8
+100) ijp 1.8(15)
mit
1.8(16)
llO ist im Gegensatz zu!00 a,us den Endpunkten der Zustandsänderung allein zu bestimmen.
Wir betrachten nun die Entspannung in einer mehrstufigen Turbine, die in Abb. 1.8.3
im Ts-Diagramm veranschaulicht sei. Dabei treffen wir zunächst die besondere Annahme,
daß jeweils der Endzustand einer Stufe und damit der Anfangszustand der nächsten auf der
(gestrichelt angegebenen) ideellen Polytrope liegen. Die zwischen dieser letzteren und den
Isentropen a, b, C, ••• , der einzelnen Stufen erscheinenden Dreiecksflächen seien ev e2 , ••• ,
ei' ... genannt, während die Fläche 122' mit der gestrichelten Polytrope als Berandung nichts
anderes ist als das oben eingeführte e. Nun ergibt sich aus der geometrischen Situation, daß
28 1 Thermodynamische Grundlagen
es sich dabei näherungsweise um ähnliche Dreiecke handelt. Ist z die Stufenzahl, somit auch
das Ähnlichkeitsverhältnis, so gilt für die Flächen ei 1'::1 e!z2, somit
z
~_ _ -e
~ e'i ~ ze'i ~ -. 1.8(17)
i=l Z
Die Summe der isentropen Enthalpiedifferenzen der Stufen L1h~t hängt mit dem gesamten
(der Isentrope 1- 2' entsprechenden) L1 h8 in folgender Weise zusammen:
Die in eckiger Klammer geschriebene Größe ist in der Tat nichts anderes als die in Abb.1.8.3
schraffierte Fläche. Diese ihrerseits ist der Unterschied zwischen den Integralen von v dp,
einmal längs der sägezahnförmigen Berandung und einmal längs der Isentrope 1- 2' ge-
bildet, womit GI. 1.8(18) bestätigt ist. Mit GI. 1.8(17) erhält man
Die Definition GI. 1..8(9) läßt sich auch auf die einzelne Stufe anwenden, also
L1h St
'I'lSt -
·,8 = L1h St ' 1.8(22)
8
Wenn wir annehmen, daß diese isentropen Stufenwirkungsgrade für alle Stufen ungefähr
gleich seien und beachten, daß die Summe der effektiven Enthalpiedifferenzen der Stufen
1.8 Isentroper Wirkungsgrad, Rückgewinn, Erhitzungsverlust 29
GI. 1.8(18) und alle Relationen, die sich auf sie stützen, sind Näherungen infolge der ein-
schränkenden und vereinfachenden Annahmen. Die Endzustände der einzelnen Stufen
liegen nicht notwendig auf der ideellen (gestrichelten) Polytrope, weshalb die in Abb. 1.8.3
schraffierte Fläche nicht genau durch den AUßdruck in eckiger Klammer in GI. 1.8(18)
wiedergegeben wird. Auch die Annahme geometrisch ähnlicher Dreiecke ist nicht streng
richtig. Anderseits ist aber schon f 00 klein gegen 1, und die daran anzubringende Korrek-
tur - in der Näherungsgleichung 1.8(21) durch 1/z gegeben - ist ihrerseits auch wieder
geringfügig, sobald die Stufenzahl einigermaßen groß wird. Daher ist diese Näherungs-
betrachtung in der Regel genügend. Wo dies nicht der Fall ist, kann keine allgemeine Theo-
rie gegeben werden, sondern es müssen die jeweils gegebenen besonderen Verhältnisse nach-
gerechnet werden.
Aus den GIn. 1.8(10), (15) und (24) geht hervor, daß der isentrope Wirkungsgrad 1J.
stets höher liegt als der mittlere polytrope Wirkungsgrad 1JPIn' der ideelle polytrope Wir-
kungsgrad ~P oder der (mittlere) isentrope Stufenwirkungsgrad '7~t. Die Faktoren (1 f 00), +
(1 + 100) und (1 + f) werden Rückgewinnfaktoren genannt. Vergleicht man die mit Gl.l. 7(38)
gegebene Beziehung
dh
1Jp = v dp 1.8(25)
mit der Definitionsgleichung 1.8(9) des isentropen Wirkungsgrades und beachtet, daß
v dp nichts anderes ist als die isentrope Enthalpiedifferenz der unendlich kleinen Druck-
änderung, so erkennt man, daß l1p und fl. genau analog definiert sind, nur kennzeichnet
1Jp die unendlich kleine, 1J8 die endliche Entspannung. Daß die beiden einander nicht gleich,
sondern durch den Rückgewinnfaktor miteinander verknüpft sind, hat folgenden Grund:
Die Energiedissipation durch Reibung bewirkt im Laufe der Entspannung eine größere
Volumenzunahme, als sie ohne Reibung auftreten würde, was sich darin zu erkennen gibt,
daß y > Llh8 • Die im Bereich höheren Druckes auftretende Dissipation vergrößert auf diese
Weise die im Bereich tieferen Druckes geleistete Arbeit, womit ein gewisser Rückgewinn
der Verluste zustande kommt. Das gleiche gilt vom \Virkungsgrad der einzelnen Stufe und
der mehrstufigen Einheit.
Die Größe],)O kann in allgemeiner Weise ausgehend von GI. 1.8(13) und (16) noch ge-
nauer angegeben werden, womit vermöge GI. 1.8(21) auch f berechenbar ist. Es ist
Pt (P1)1/n .
1 j- - 1
-
Y-
11
LJf~8
- J - dp
L - !:.!P.:--...:;.p....:....,..,--_ 1.8(26)
+ +
-
1.8(27)
30 1 Thermodynamische Grundlagen
Gleichgültig, ob idealer Dampf vorliegt oder nicht, läßt sich das Ergebnis der Berechnung
von n aus x stets wiedergeben in der Form
n-1 x-1 x n-1
- - = e--.·. e = - - - - . 1.8(28)
n x x-1 n
Das damit definierte e wird nach GI. 1. 7(16) im Falle des idealen Dampfes identisch mit 'YJp
(wobei hier natürlich 1]p einzusetzen ist). GI. 1.8(27) kann also in die Form
\ x-I
1 P2."
=~ -
(
1 + f 00 Pt)" 1 1.8(29)
e 1 _ (::)"
Expansion Komp"ession
0,1a
V 0,12
8 ~ 0,'1-j 0.'15/
0,10 / 0,10 V V
V / / aB V
"~ ~
r---
"'I / L /
V
,/
0,08 0.08
/
/ V ~'/) / J /
/ / V / o,BY v-
1 0,06
I :/
0,06
8
1....
/ / / eJ) VI....8 / V
o,o~
/ / ,/ /" 0,09 '/ / /'" 0,9 V
""
- - '"
--
,,/
~~/' .".
.,/
aoa ~ V/ /"
0,03
r--- A~V't:... ~- ~ äf5 v
!J. ~ V ..- _I-- Q95
~~~..-_~-- ~ ~ I--
o 0,1 o,a 0,3 &::1 o,~ 0,5 0,6 o 0,2 0,9 =0,6 0.8 1,0
vr.+(~/P1)" - "-';,-(Pa/P1) ,. -1~
Abb. 1.8.4 Größe I;" zur Berechnung des Rückgewinn- und Erhitzungsverlustfaktors für Expansion und Kom-
pression. e wird beim idealen Dampf und Gas identisch mit 1jp.
Die verlustbehaftete adiabatische Verdichtung läßt sich in genau analoger Weise behan-
deln. Der Vorgang ist in Abb. 1.8.5 im Ts-Diagramm veranschaulicht. Wir definieren
p,
y=fvdp, 1.8(31)
p,
y= f
p,
vpdp, 1.8(32)
p,
=f
p,
L1hB VB dp. 1.8(33)
p,
,1h = h2 - h1 =
PI
J -- = -
p,
v dp
'YJp
y
'YJpm
.'. t}pm
Y
= Lf['
t
1.8(37)
T 2
Abb.1.8.5 Verdichtungsvorgang in
mehrstufigem Verdichter, im T8-Dia- PI 1
gramm dargestellt.
5
_ 'YJp - e
'YJs - 1 +J co' 1co = ,1h; 1.8( 42)
P
dp_ j' (Pl)t!n
t (Pi)1!"
- y
1 +1 =_=!:!.Pl-;::--_ __ 1.8(44)
00 ,111.8 dp ,
p'; P
32 1 Thermodynamische Grundlagen
woraus f 00 berechenbar ist, sobald n gemäß Abschnitt 1.7 aus x und ijp bestimmt wurde.
Mit der Setzung
n-l 1 x-I x-I n
-1-~-=-;--~'" S = - x - n - l' 1.8(45)
die beim idealen Dampf auf s = ijp führt, wird unter der Voraussetzung, daß weder n
noch x den Wert 1 haben
1.8( 46)
wo lJ'k die durch GI. 1.5(24) definierte Funktion ist. [co ist auch für die Verdichtung in
Abb. 1.S.4 in Funktion von lJ'k dargestellt.
Die Größen (1 + f 00)' (1 + 1(0) und (1 + f) heißen hier Erhitzunlj8verlu8tfaktoren, denn
die Tatsache, daß die im Bereich niedrigen Druckes auftretende Energiedissipation zu einer
zusätzlichen Erhitzung des Mediums führt, die sich in einer Volumenvergrößerung äußert,
bedeutet hier eine Vergrößerung des Arbeitsaufwandes, d.h. der resultierende Gesamtver-
lust ist größer als die lokale Energiedissipation.
Aus diesen Ausführungen über den Verlustrückgewinn bei der Turbine und der Ver·
lustvergrößerung beim Verdichter ergibt sich die folgende Frage: Wie verhält sich bei
Entspannung oder Verdichtung der gesamte Verlust, der aus einer lokalen Energiedissi-
pation im Laufe der Zustandsänderung hervorgeht zu dieser primären Energiedissipation ?
- Wir betrachten das Problem zuerst am Beispiel der Entspannung (Turbine). Der Vor-
gang sei in Abb. 1.S.Ga) im T8-Diagramm dargestellt. Die Expansion verläuft vom Zu-
stand PI> Tl zum Zustand P2' T 2; die entsprechenden Werte der spezifischen Enthalpie sind
Tz,(1,2
T2 -M,hr öh
o 5 o 5
b
Abb. 1.8.6 Ts.Diagramm zur Darstellung des resultierenden Arbeitsverlustes, der sich aus einer lokalen
Energiedissipation ergibt.
a) Entspannung, b) Verdichtung.
h1 und h 2 • Bei der Teilentspannung von P auf P - Idp I werde die Energiemenge T d8
dissipiert. Träte dieser Verlust nicht ein, so verliefe die weitere Entspannung gemäß der
gestrichelten Linie auf die Temperatur Tz - oT, und der entsprechende Enthalpiewert
wäre h2 - oh. Dieses oh ist aber gerade der gesuchte resultierende Verlust, und es ist nach
der Hauptgleichung der Thermodynamik
oh = Tz ds. 1.8(47)
1.9 Innere Wirkungsgrade und Gesamtwirkungsgrade von Turbinen 33
Vergleicht man dies mit der bei P und der zugehörigen Temperatur T dissipierten Energie,
so erkennt man, daß der resultierende Arbeitsverlust um den Faktor T 2fT kleiner ist.
Analog liegen die Verhältnisse beim Verdichter. Abb. 1.8.6b stellt den Prozeß einer
Verdichtung von PI> Tl auf Pa' Ta dar. Es tritt bei der Druckerhöhung von P auf P dp+
bei der Temperatur Teine Energiedissipation Tds auf. Würde sie unterbleiben, so ginge
die Zustandsänderung gemäß der gestrichelten Linie weiter und erreichte eine Endtempera-
tur T 2 - bT, und der entsprechende Enthalpiewert wäre h 2 - bh. Die Enthalpiedifferenz
bh, die gerade der gesuchte Unterschied der aufzuwendenden Arbeiten ist, ist wiederum
durch GI. 1.8(47) gegeben, und wir kommen zum entsprechenden Ergebnis: Eine bei T
auftretende Energiedissipation bedingt einen resultierenden Mehraufwand an Arbeit, der
das TafT-fache der primär dissipierten Energie ist.
Diese Überlegungen zeigen, daß Verluste am Anfang einer Expansion sich oft nur sehr
wenig auswirken, während solche am Anfang einer Verdichtung besonders schwer ins
Gewicht fallen. Wie aus dieser abschließenden Betrachtung hervorgeht, können diese
Effekte sehr groß sein, was überraschen mag, da doch die vorangegangenen Unter-
suchungen zeigten, daß die einzelnen Wirkungsgrade durch Faktoren ineinander über-
gehen, die von 1 nicht sehr stark verschieden sind. Man muß aber beachten, daß eine Ver-
änderung eines Wirkungsgrades von z. B. 0,85 um den Betrag 0,05 eine sehr bedeutende
Verschiebung des Verlustes darstellt und daß die Rückgewinn- bzw. Erhitzungsverlust-
faktoren Integralwerte darstellen, während wir hier Faktoren betrachtet haben, die stets
von einem Extremwert am Maschineneintritt auf den Wert 1 am Austritt variieren.
Er ist bei Entspannung definiert als die - in diesem verallgemeinerten Sinne aufgefaßte
- abgegebene Arbeit, dividiert durch die Größe v Idp I bzw. ihr Integral y. Der polytrope
Wirkungsgrad ist letzten Endes nichts anderes als eine Größe, die bei thermodynamischen
Untersuchungen zweckmäßig zur Charakterisierung der Energiedissipation durch Rei-
bung benutzt wird. - Das gleiohe gilt auch vom isentropen Wirkungsgrad.
Wir betrachten nun eine Turbinenschaufelung, Abb. 1.9.1, in der eine Entspannung von
Pe< auf PU) vorgenommen wird. Ein- und Austrittsgeschwindigkeit seien Ce< und CU). Abb. 1. 9. 2
stellt den Vorgang im Entropiediagramm dar. Dabei entspricht Linie a der wirklichen
c,.
",0 --
Jho ~ .dho
_ _ _--.,,-_--;;-
1. 9(2)
'I. = Aho ""'
LJ" .dh, + 2
Ce< -
2 '
Cw
2
(18) _ .dho
'7, = .dh(18) 1.9(3)
B
'Y}. ist der in Abschnitt 1.8 eingeführte isentrope Wirkungsgrad. 'Y}~ ist gleich definiert, be-
nutzt aber die Totalzustände an Stelle der statischen; es ist .dho die effektive Totalenthal-
piedifferenz, .dh~ die isentrope Totalenthalpiedifferenz bei Entspannung vom totalen An-
fa,ngsdruck p~ auf den totalen Enddruck p~. Bei 'Y}~18) schließlich steht wiederum .dho im
Zähler, im Nenner hingegen steht die isentrope Enthalpiedifferenz, die einer Entspannung
vom Totaldruck p~ auf den statischen Druck Pw entspricht; dies ist durch die Bezeichnung
(ts) angedeutet. 'Y}~ und 'YJ~18) sind Arbeitswirkungsgrade, denn sie vergleichen die wirkliche
spezifische Arbeit .dho mit der spezifischen Arbeit einer Idealmaschine. Der Unterschied
zwischen beiden Definitionen besteht eben darin, daß auf verschiedene Idealmaschinen
Bezug genommen wird. Die Definition 'YJ~ ist sinnvoll, wenn die Geschwindigkeitsenergie
am Austritt aus der Schaufelung nicht dissipiert wird, also nicht als Verlust zu werten ist
(oder wenn diese Dissipation zwar auftritt, aber anderswo in Rechnung gesetzt wird). Das
ist der Fall, wenn unmittelbar hinter der betrachteten Schaufelung eine weitere folgt oder
wenn etwa die Treibdüse eines Strahltriebwerkes an die Schaufelung anschließt oder wenn
ein teilweiser Rückgewinn in einem Diffusor möglich ist. - 'Y}~ts) ist dann eine sinnvolle
Bildung,wenn die Bewegungsenergie am Austritt sicher dissipiert wird. Dann ist die Ideal-
maschine offenbar eine solche, die auf den gegebenen statischen Enddruck expandiert,
aber mit verschwindend kleiner Bewegungsenergie am Austritt arbeitet. Eine solche
Maschine würde die spezifische Arbeit .dh~8t) leisten, was im Nenner steht.
Die drei weiteren Definitionen verwenden die folgenden Eigenarbeiten :
Po< p~
y- J vdp, yO __ J v~dpo.
1. 9( 4)
Pw P'iu
Hier sind v, vp und v~ die spezifischen Volumen, die man längs der wirklichen Zustands-
linie a, der ideellen statischen Polytrope c und der ideellen Totalzustandspolytrope e an-
trifft. Damit definieren wir
.dh
'Y}pm y' 1.9(5)
_ .dh
'Y}p = --=-,
y
1.9(6)
-0 .dhO .dhO
'Y}p - -=0 1.9(7)
Y + Ce<
R:! 2 .2 •
Y - Cw
2
'YJp,n und ijp sind identisch mit den in Abschnitt 1.8 eingeführten mittleren polytropen Wir-
kungsgraden. rj~ ist gleich definiert wie ~P' doch unter Verwendung der Totalzustände;
somit ist ij~ ein Arbeitswirkungsgrad, denn im Zähler steht die effektive spezifische Arbeit.
Zwischen rj~ und 'YJ~ besteht genau der gleiche Zusammenhang wie zwischen ijp und 'YJB' d. h
es ist
'Y}~ = (1 + 100) rj~; 1.9(8)
wobei]00 jetzt natürlich aus dem Totaldruckverhältnis p~/p~ zu bestimmen ist.
36 1 Thermodynamische Grundlagen
Im einzelnen ist über den sinnvollen Gebrauch dieser verschieden definierten Wirkungs-
grade folgendes zu sagen: 'fJ8 ist ein thermodynamisches Kennzeichen der Zustandsände-
rung, wogegen 'fJ~ und 'fJ~ts) als Arbeitswirkungsgrade die Hochwertigkeit der Maschinen
unmittelbar charakterisieren, und zwar in sinnvollster Weise, denn die Zustandsänderung
in der adiabatisch und reibungsfrei arbeitenden Maschine ist isentrop, und darauf wird
Bezug genommen. Außerdem haben diese drei Wirkungsgrade den Vorteil, ausschließlich
mit Größen gebildet zu sein, die als Strecken im Entropiediagramm abgelesen werden
können. Man kann also mit dem Entropiediagramm arbeiten, was nicht möglich ist bei
Verwendung von 'fJpm' ijp und ij~. Diese haben indessen den Vorteil, daß ihr Wert nicht
vom Druckverhältnis abhängt, was bei den isentropen Wirkungsgraden der Fall ist. Be-
trachtet man etwa zwei Maschinen gleichen Schaufelungstypes, von denen eine mit gro-
ßem, die andere mit kleinem Druckverhältnis Pa/Pro arbeitet, so haben beide gleiches ijp,
wogegen die Maschine mit größerem Druckverhältnis ein höheres 'fJ. erreicht als die andere
infolge des Rückgewinnfaktors. Die polytropen Wirkungsgrade sind deshalb bessere Cha-
rakteristika der strömungstechnischen Qualität der Schaufelungen. Verändert man bei
systematischen Prozeßrechnungen die Druckverhältnisse, so ist es richtig, mit Festwerten
der polytropen Wirkungsgrade in solche Untersuchungen einzugehen, wogegen die Werte
isentroper Wirkungsgrade korrekterweise mit dem Druckverhältnis mitzuvariieren sind.
Speziell ist ~ ein sehr zweckmäßiges Hilfsmittel für Prozeßrechnungen, da man sich bei
diesen ja stets für den Arbeitsumsatz interessieren wird.
Man muß bei der Verwendung von ij~ für Prozeßrechnungen allerdings stets noch die
Bedingungen am Maschineneintritt und Austritt besonders beachten, was an Hand von
Abb. 1.9.3 aufgezeigt sei. Dort sind die Zustandsänderungen in einem Einlaufgehäuse und
h o
PE
P~
~~L-----------.-,h~
Abb.1.9.3 Entspannungsvorgang in
Turbine, einschließlich der Vorgänge im
Eintritts- und Austrittsstutzen (Diffusor)
im h8-Diagramm dargestellt.
astatische Zustandslinie ; c statische Er-
Pw satzpolytrope ; e ideelle Polytrope der
Totalzustände.
s
in einem als Diffusor gestalteten Austrittsstutzen mit eingetragen. Im Einlauf fällt der
Totaldruck von P~ auf P~' Im Austrittsdiffusor erhöht sich der statische Druck von Pro
auf PA' der aber selbstverständlich immer noch unter dem Totaldruck P~ bleibt. Es sei
angenummen, daß die Bewegungsenergie der Stutzenaustrittsgeschwindigkeit CA nicht
1.9 Innere Wirkungsgrade und Gesamtwirkungsgrade von Turbinen 37
weiter verwertbar sei, also dissipiert werde, und dieser Verlust soll der Turbine zur Last
gelegt werden. Dann ist der für die Prozeßrechnung maßgebende Endpunkt der Punkt A *
nach vollzogener Dissipation.
Für einen Einlaufstutzen gegebenen Typus können wir den Verlust an Totaldruck durch
t5po = pO _ pO - J" ~ rl c2 _ c2
J" _"_ 1.9(9)
- E " - <, 2 IX - <, 2v~
darstellen. Daß wir hier die Dichte e~ einführen, ist Konvention; es ist damit implizite
der Verlustbeiwert Cdefiniert. Ebenso setzen wir für den Austritt
° =_ PO)0 -
t5pw
_ [JA 2 _ c~
PA - (1 - A)2"cw - (1 - ,1.) 2VA. 1.9(10)
Hier ist Ader Umsetzungsgrad des Diffusors, der in dieser Formel wiederum so definiert
ist, daß sie mit eA den korrekten Wert t5p~ liefert. Wir können setzen
v: ~ (p~)l/n ,
VE PA
was in der Tat nur näherungsweise zutrifft, wenn für n der gleiche Wert eingesetzt wird
wie für die übrige Expansion; die Näherung ist in diesem Zusammenhang absolut hinrei-
chend. Damit läßt sich setzen
1.9(11)
1.9(12)
Nun ist
n - 1 __ o~ - 1
n - 'fJp ~ beim idealen Gas oder Dampf, 1.9(13')
und weiter
1.9(14)
Damit wird
Llh o = ;;0 _n_ pov o [1_ (pp~~)n-nl] 1.9(15)
·/P n - 1 ""
til 2 wird vom Druck im Leitungssystem 3 aus beeinflußt - angedeutet durch die Impuls-
leitung 8 - derart, daß dieser Druck stets wenig über dem atmosphärischen liegt. Es ist
angenommen, daß der Druck im Austrittsstutzen unter der Atmosphäre liege. Durch diese
Sperrmittelregelung wird bei geringstem Sperrmittelverbrauch das Eindringen von Luft
in die Maschine vermieden. Die Leck menge , die durch die Hochdruckstopfbüchse ab-
strömt, wird zum Teil vom Ringkanal 6 aus an der Stelle 7 zwischen zwei Stufen in die
Schaufelung zurückgeführt. Nur der Rest strömt weiter zum Ringkanal 4, um von dort
teilweise nach außen, teilweise durch das Leitungssystem 3 zum Kanal 5 geführt zu wer-
den. Das Drosselventil 2 sorgt dafür, daß dort unter allen Umständen ein über der Atmo-
sphäre liegender Druck aufrechterhalten wird und die Menge, die zur Sperrung gebraucht
wird, sicher zur Verfügung steht. Bei einer solchen Anordnung werden die Stopfbüchsen-
verluste geringer als wenn man z. B. einfach die durch die HD-Stopfbüchse strömende
Menge nach außen entweichen ließe. - In der Eintrittsleitung sei noch ein Regelorgan an-
geordnet, das in Abb. 1.9.4 als Klappe dargestellt ist.
Abb.1.9.5 stellt die Zustandsänderungen im Entropiediagramm dar. Vom Totalzustand
h~, p~, der unmittelbar vor der Schaufelung herrscht und den Totaldruckabfall durch
Drosselorgan und Einlauf schon berücksichtigt, führt eine erste Teilentspannung zum To-
talzustand p~, h~. Dieser Entspannungsvorgang kann gekennzeichnet werden durch
seinen isentropen Wirkungsgrad 'Y/~"w oder den polytropen Wirkungsgrad ~""" also
°
1]."w
Llh~w
= Llho."w ' 1.9(16)
h pf
PE
PA
..J....L,:W7'----;7L.....>----:--h~
Hierbei ist h?; gegeben aus h~', dem Druckverhältnis des zweiten Entspannungsabschnittes
und seinem isentropen oder polytropen Wirkungsgrad
0' _ .dh~~
'YJSIXW - .dho' , 1.9(21)
SIXW
wobei die im Zähler und Nenner erscheinenden Enthalpiedifferenzen in Abb. 1.9.5 dar-
gestellt sind. Er ist ein innerer Wirkungsgrad, wie alle bisher behandelten Wirkungsgrade,
denn er umfaßt nicht die Verluste durch Lagerreibung und Hilfsantriebe, aber auch nicht
die nach außen abströmenden Leckmengen. Diese letzteren werden im Rahmen von Pro-
zeßuntersuchungen richtigerweise nicht in Maschinenwirkungsgrade einbezogen, sondern
gesondert in Rechnung gesetzt. Der für die thermodynamische Prozeßführung maßgebende
innere isentrope Wirkungsgrad ist also durch GI. 1.9(22) gegeben, der entsprechende effek-
tive, die mechanischen Verluste mitumfassende Wirkungsgrad ist
'YJe = 'YJm'YJ~ts), 1.9(23)
wo 'YJm den mechanischen Wirkungsgrad bezeichnet.
Will man hingegen außerhalb einer Prozeßuntersuchung ein alle Verluste mitumfassen-
des Qualitätskriterium für die Maschine angeben, so ist als effektiver Wirkungsgrad die
40 1 Thermodynamisehe Grundlagen
Größe
1/. = 17m (1 _J;::la ) '11~IS) 1.9(24)
E1=1=ll.
ma.1 mal maJ A
Abb. 1.9.6 Schema einer Dampfturbine mit Anzapfungen.
An sich kann man ebensogut für die einzelnen EntspannungsabschniUe den jeweiligen
ti2
polytropen Wirkungsgrad geben oder bei einer ersten Prozeßrechnung einen konstanten
Mittelwert für die gesamte Entspannung, nur läßt sich dann das Entropiediagramm nicht
mehr benutzen. Hingegen ist es so möglich, einen sinnvoll definierten Arbeitswirkungsgrad
der ganzen Maschine zu gewinnen. Es seien mo, mI' ... , mi' ... die Massenströme der ein-
zelnen Entspannungsabschnitte, m; die entsprechenden Massenströme, wenn keine inneren
Leckverluste durch Labyrinthdichtungen, Ausgleichkolben usw. auftreten, :;;? die y-Inte-
grale der Entspannungsabschnitte, ti~i die zugehörigen polytropen Wirkungsgrade und
1.9 Innere Wirkungsgrade und Gesamtwirkungsgrade von Turbinen 41
LJh? die Totalenthalpiedifferenzen. Dann ist bei k +
1 Entspannungsabschnitten (k An-
zapfungen) der polytrope Arbeitswirkungsgrad der ganzen Maschine
k k
-0
1: ini;jh~
_ i__=...:.:0,;:-_ _
~ . -0:::0
..:.. miYi'Y}pi
i=O
'Y}pges = - k 1.9(25)
1: iniTJ?
i=O
~~---------.-h~
Im Beispiel Abb. 1.9.6 ist dargestellt, daß eine durch den Ausgleichkolben strömende Leck-
menge unter Umgehung der Maschine direkt in den Austrittsstutzen gelangt, ein Verlust,
der in ~~ges eingeschlossen ist. Hingegen kann man Austrittsverluste in einen polytropen
Wirkungsgrad nicht gut einführen, sondern muß sie getrennt als Verluste an Totaldruck
in Rechnung setzen (oder entsprechende Teilabschnitte mit ~~ = 0 einführen).
Ein so definierter Wirkungsgrad kann, im Gegensatz zu allen vorher aufgeführten auch
angegeben werden für Maschinen mit Zwischenüberhitzung, bei denen man sonst nur die
einzelnen Teilmaschinen oder -maschinengruppen (vor und nach Zwischenüberhitzung)
durch ihre individuellen Wirkungsgrade kennzeichnen kann. Der durch GI. 1.9(25) gege-
bene polytrope Gesamtwirkungsgrad ist stets ein gutes Cha.rakteristikum der strömungs-
technischen Hochwertigkeit der Maschine.
Vom rein thermodynamischen Standpunkt aus kann eine exergetische Definition eines
Wirkungsgrades einer Maschine mit Anzapfungen und Zwischenüberhitzung Interesse
besitzen. Die spezifische Exergie eines Totalzustandes ist
1.9(26)
wobei willkürlich die Kondensationstemperatur Tc als Umgebungstemperatur gesetzt ist,
was in der Regel eine zweckmäßige Festlegung darstellt. Es seien in" die sämtlichen in die
Maschinengruppe eintretenden Massenströme (vom Dampferzeuger bzw. den Zwischen-
überhitzern her), m. die sämtlichen austretenden Massenströme (zu den Zwischenüber-
hitzern, zu den Anzapvorwärmern, zum Kondensator). Die spezifischen Totalexergien der
eintretenden Massenströme seien e~, diejenigen der austretenden Massenströme e~. Dann
42 1 Thermodynamische Grundlagen
definiert werden. Hier steht im Zähler die gesamte (innere) Maschinenleistung, im Nenner
die Differenz zwischen den ein- und austretenden Exergieströmen. Wenn man die Null-
punktswahl von Enthalpie und Entropie so trifft, daß beide Größen Null werden im Zu-
stand des verdampfungsbereiten Wassers bei Tc> also
h'(T c) = 0, s'(T c ) = 0, 1.9(28)
ist, wie Abb. 1.9.8, lehrt,
1.9(29)
wo
1.9(30)
die isentrope Enthalpiedifferenz ist, die man erhielte bei einer Expansion vom Zustand
pJ, hJ auf den Kondensationsdruck Pe' Damit wird
1.9(31)
somit also schließlich
1. 9(32)
o
Abb. 1.9.8 Ts.Diagramm zur Herleitung der Formel für den exergetischen Wirkungsgrad einer
Anzapfdampfturbine.
1.10(2)
1.10(3)
1.10 Innere Wirkungsgrade und Gesamtwirkungsgrade von Verdichtern 43
Die Definition GI. 1.10(1) ist identisch mit GI. 1.8(39). Die Definition nach GI. 1.10(2) ist
der erstgenannten völlig analog, nur stützt sie sich auf die Totalzustände statt auf statische
Zustände. Der so definierte Wirkungsgrad ist also ein isentroper ArbeitswirkunrJsgrad, und
zwar vergleicht er den wirklichen Arbeitsaufwand mit dem einer adiabatisch arbeitenden
Idealmaschine, die auf den gleichen Totaldruck verdichtet wie die wirkliche, was sinnvoll
ist, wenn man die Bewegungsenergie am Austritt nicht als Verlust in Rechnung setzen will
(sei es, daß sie nicht dissipiert wird oder daß ihre Dissipation nicht dem Verdichter zur
Last gelegt werden soll). - Die Definition 1.10(3) schließlich vergleicht den wirklichen
Arbeitsaufwand mit dem einer adiabatischen Idealmaschine, die auf den gleichen statischen
Druck verdichtet wie die wirkliche. Es wird angenommen, daß die Bewegungsenergie am
Austritt dissipiert wird, und dieser Verlust wird in den Wirkungsgrad eingeschlossen. Die drei
Definitionen gestatten die Verwendung des Entropiediagrammes, da sie nur Größen ent-
halten, die dort als Strecken darstellbar sind.
Die drei Definitionen polytroper Wirkungsgrade lauten:
- y 1.10(4)
f}pm = Llh '
1.10(5)
1.10(6)
mit
Pro Pr;"
y J v dp, !l- J VO dpO, 1.10(7)
Pa P~
wo v, vp ' VO die spezifischen Volumen längs der wirklichen statischen Zustandslinie, der sta-
tischen Ersatzpolytrope und derjenigen Polytrope sind, die den Totalzustand am Eintritt
mit dem Totalzustand am Austritt verbindet. Die GIn. 1.10(4) und (5) sind identisch mit
den früheren Definitionsgleichungen 1.8(37) und (38). GI. 1.10(6) ist analog GI. 1.10(9)
nur daß mit den Totalzuständen gearbeitet wird; 172 ist daher der polytrope Arbeitswir-
kungsgrad, der bei sysliematischen Prozeßrechnungen mit Vorteil herangezogen wird.
44 1 Thermodynamische Grundlagen
Stutzenverluste in diesen Wirkungsgrad einzuschließen, ist nicht sinnvoll. Man setzt, sie
richtigerweise als Totaldruckabfälle ()p~ und fJp~ in Rechnung, vg1. Abb. 1.10.2. Für diese
kann man analog zu den Ausführungen des Abschnittes 1.9 setzen
1.10(8)
1.10(9)
womit der Verlustbeiwert Cund der Umsetzungsgrad A definiert sind; die Definition von Ä.
ist sinnvoll, wenn c~/2 dissipiert wird. Gegenteiligenfalls wäre GI. 1.10(9) entsprechend ab-
zuwandeln. Mit
VA ~ (p~)l/n 1.10(10)
v~ PA
wird
o
p" = l JE
0
- C-20
c; 1.10(11)
VE
PA)l/n c!
p~ = PA + (1 - Ä.) ( 0" -20 '
PE VE
1.10(12)
Weiter ist bei idealem Gas oder Dampf
n-1 1 u-1
-n-= ij~ -u- 1.10(13)
o
vO = v O PE 1.10(14)
" Ep~
und damit
1.10(15)
womit der spezifische Arbeitsaufwand gegeben ist. Bei dieser Weise der Berechnung des
Arbeitsaufwandes wird der Vorteil erreicht, daß man bei festem ij~ das Druckverhältnis
variieren kann, während sonst ein vom Druckverhältnis abhängiger isentroper Wirkungs-
grad einzusetzen wäre. Hingegen sind y, y und yO nicht im Entropiediagramm als Strecken
1.10 Innere Wirkungsgrade und Gesamtwirkungsgrade von Verdichtern 45
darstellbar, so daß dieses nicht verwendet werden kann, wenn man mit polytropen Wir-
kungsgraden rechnet. Der Zusammenhang zwischen diesen und den isentropen Wirkungs-
graden ist gegeben durch
-0
0_ 'Y}p
+ f oo(II) ,
'Y}p
1 + f ",,(IIO) •
11 -
1.10(16)
'/s - 1 fJs -
Mit dieser Schreibweise ist angedeutet, daß das Druckverhältnis, das f 00 bestimmt, einmal
mit den statischen Drucken, das zweite mal mit den Totaldrucken zu bilden ist.
Um an einem Beispiel zu erkennen, wie Leckverluste in den Wirkungsgrad eines Ver-
dichters eingeschlossen werden können, betrachten wir Abb. 1.10.3. Der dort dargestellte
Axialverdichter saugt ein Gas mit dem Totalzustand p~, h~ an; der Massenstrom ist m.
h
s
Abb. 1.10.3 Schema eines Verdichters mit Leckströmung durch einen Schubausgleichkolben und Darstellung
der Zustandsänderung im h8.Diagramm,
Im Einlaufstutzen erfolgt eine Expansion auf den statischen Druck p"" wobei die Geschwin-
digkeit c'" erreicht wird, entsprechend einem Totaldruck p~, vgl. das zugehörige Entropie-
diagramm. Der gleiche Totaldruck herrscht auch noch im Punkt IX', doch ist dort die Total-
enthalpie von h~ auf h~' gestiegen. Ist mal die durch die eintrittsseitige Wellendichtung
abströmende und in l die vom Schubausgleichkolben zurückströmende Menge, so wird
(m - mal + mz) h~' = (in - mal) h~ + mzh~,
hOl = (m - mal) h~ + mzh~ hO + mz h O
1.10(17)
+ ml
-=v
Von hier aus erfolgt die weitere Zustandsänderung wie im Diagramm dargestellt. Im Punkt
w zweigt die Menge mz +m a2 als gesamte, den Ausgleichkolben durchströmende Leck-
m
menge ab. Die Menge a2 verläßt den Verdichter durch die austrittsseitige Wellendich-
tung.
Nimmt man an, daß die im Austrittsquerschnitt A noch vorhandene Geschwindig-
keitsenergie dissipiert werde, so ist A * der maßgebende Endpunkt, und der gesamte innere
isentrope Wirkungsgrad des Verdichters ist
Llh(ls)
(18) _ s
fJs - Llh O ' 1.10(18)
46 1 Thermodynamische Grundlagen
1.10(19}
mit 'YJm als mechanischen Wirkungsgrad eine sinnvolle Definition eines effektiven Wir-
kungsgrades.
In vielen industriellen Anwendungen werden Verdichter mit Zwischenkühlung ver-
wendet, da durch diese Maßnahme der Arbeitsaufwand der Verdichtung vermindert wer-
den kann. Abb. 1.10.4 stellt einen solchen Verdichter schematisch dar und Abb. 1.10.5
s-
Abb.1.10.4 Schema eines Verdichters mit Abb.1.10.5 h8.Diagramm eines Verdichters mit
Zwischenkühlungen. Zwischenkühlungen.
1.10(20)"
Dabei ist Vt das spezifische Volumen längs der Isotherme. Der im Nenner stehende Aus-
druck ist in der Tat die wirkliche Leistungsaufnahme des Arbeitsmittels, der im Zähler
stehende die Leistungsaufnahme der reversiblen Isotherme. Im Falle des idealen Gases
kann dieses Integral noch ausgewertet werden, somit
1.10(21)
T o ist die Temperatur der isothermen Verdichtung, also praktisch die Umgebungstempera-
tur ; PE und PA sind die Drucke am Ein-und Austritt. - Will man noch die mechanischen
1.11 Energiebilanz offener Prozesse 47
Verluste einschließen, so ist mit
'1te = 17m'lti 1.10(22)
der effektive isotherme Wirkungsgrad gegeben.
Nun ist aber hB(poo' T oo ) aus gleichen Gründen wie oben der im Zustand Poo' T oo gemessene
Heizwert hp • Deshalb geht aus GI. 1.11(7}
ist also bei weitem genügend genau, schon in Anbetracht der Genauigkeitsgrenzen einer
Heizwert bestimmung.
Wenn man sich vorstellt, der Verbrennungsmaschine werde ein \Värmeaustauscher
nachgeschaltet, der das Abgas auf T o abkühlt, - wodurch am Prozeß der Maschine nichts
verändert wird - dann ist die in den GIn. 1.11(12} oder (13) im Zähler erscheinende Größe
nichts anderes als die gesamte an die Umgebung abgegebene Wärmemenge Q~. Wie bereits
bemerkt wurde, ist man bei der thermodynamischen Behandlung chemischer Reaktionen
in der Wahl der Enthalpienullpunkte Bicht völlig frei, denn der Nullpunkt eine8 Reaktions-
teilnehmers - in unserem Falle des Brennstoffes - ist durch die übrigen Nullpunkte gege-
ben. Setzt man trotzdem die Enthalpiewerte aller Reaktionsteilnehmer, also auch des
Brennstoffes, in einem bestimmten Zustand - etwa Poo' T oo - gleich Null, so fälscht man
1.11 Energiebilanz offener Prozesse 49
die Energiebilanz, was man dadurch berichtigen kann, daß man eine ideelle zugeführte
Wärmemenge Q~ einführt. Bei der Konvention, auf der GI. 1.11(11) und (13) basieren,
muß diese offenbar
1.11(14)
betragen, wenn die Energiebilanz korrekt werden soll. Es wird dann auch
Q/f
17th = 1 - Q~ , 1.11(15)
in formaler Übereinstimmung mit der Gleichung, die bei einem Kreisprozeß gilt.
Die hier durchgeführte Überlegung ist für das tiefere Verständnis sehr wesentlich.
Wärme kann im Rahmen eines axiomatisch einwandfreien Aufbaues der Thermodynamik,
wie er erstmals durch Caratheodory [10] durchgeführt wurde, nur als eine Form der Ener-
gieübertragung in die Theorie eingeführt werden. Die Verbrennung des Brennstoffes in der
Brennkammer einer Gasturbine ist daher ein adiabatischer Prozeß, denn es findet keine
Wärmeübertragung statt, sondern lediglich eine mit Temperaturerhöhung verbundene
chemische Reaktion. Die häufige Sprechweise der technischen Thermodynamik, hier werde
Wärme zugeführt, trifft den tatsächlichen Vorgang streng genommen nicht und läßt sich
nur in dem Sinne aufrechterhalten, daß man von einer ideellen Wärmezufuhr spricht,
wie oben dargelegt. Der ideelle Charakter dieser Wärmezufuhr findet auch darin seinen Aus-
druck, daß Q~ von den getroffenen Konventionen abhängt.
Einen "absoluten thermischen Wirkungsgrad", der von Konventionen unabhängig
wäre, könnte man angeben, indem man A dividieren würde durch die "reversible Arbeit"
der chemischen Reaktion, d. h. also durch die Arbeit, die man bei reversibler Führung (also
nach dem Prinzip des galvanischen Elementes) der Reaktion aus ihr gewinnen könnte. Selbst
diese Arbeit hängt aber von der Umgebungstemperatur ab, ist für technische Brennstoffe
vom Heizwert nur wenig verschieden und nicht leicht genau zu ermitteln. Deshalb verzich-
tet man auf diese Komplikation.
Der zweite Hauptsatz, der im Falle des Kreisprozesses den thermischen Wirkungsgrad
eindeutig festlegt und begrenzt - vgI. GI. 1.2(14) und (15) - leistet dies im Falle d~s
offenen Durchlaufprozesses nicht in der Weise, daß die gleichen Relationen Gültigkeit
hätten. Jene haben ja gerade zur Voraussetzung, daß sich der Arbeitsprozeß schließt, was
nicht der Fall ist, sobald eine bleibende chemische Veränderung des Arbeitsmittels vor-
genommen wird. Wenn jene Relationen trotzdem auch bei Verbrennungsmaschinen (Moto-
ren, Gasturbinen) mit hoher Genauigkei.t gültig bleiben, so hat dies folgende Gründe. Da
sowohl die Luft als auch die Verbrennungsgase zum größten Teil aus Stickstoff bestehen,
haben die beiden Gase sehr ähnliche thermodynamische Eigenschaften. Ersetzt man also
gedanklich den wirklichen Prozeß durch einen entsprechenden Luftprozeß, dem man von
außen 'Wärme zuführen würde an Stelle einer inneren Verbrennung, so begeht man nur
einen sehr geringen Fehler. Dieser Luftprozeß wäre aber wieder ein regelrechter Kreispro-
zeß, weshalb die aus dem zweiten Hauptsatz folgenden GIn. 1.2(14) und (15) auf ihn streng
anwendbar sind. Damit gelten sie aber auch näherungsweise für die Verbrennungsma-
schine. - Über den ganzen Fragenkomplex dieses Abschnittes vgI. auch die Ausführungen
in [3].
Literatur zu Kap. 1
1. Eicl/'elberg, G.: Die thermischen Eigenschaften des Wasserdampfes im technisch wichtigen Gebiet. Forsch.-
Arb. lng.·Wes. Berlin 1920, H. 220.
2. Endres, W.; Somm, E.: Thermodynamische Differentialquotienten für Wasserdampf. BWK 15 (1963) 439-
442.
3. Traupel, W.: Die Grundlagen der Thermodynamik. Karlsruhe: Braun 1970.
4. Baehr, H. D.: Thermodynamik, 2. Auf!. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 1966.
5. Rant, Z.: Exergie, ein neues Wort für "Technische Arbeitsfähigkeit". Forsch. lng.-Wes. 22 (1956) 36-37.
50 1 Thermodynamische Grundlagen
6. Schmidt, E.: Properties of Water and Steam in SI-Units. Berlin, Heidelberg, New Y ork: Springer; München:
Oldenbourg 1969.
7. Dzung, L. S.: Thermostatische Zustandsänderungen des trockenen und nassen Dampfes. ZAMP 6 (1955) 207.
8. Leib, E. F.: Thermodynamic Properties of Vapor. Trans. ASME 63 (1944) 157 -176.
9. Dzung, L. S.: lVIittelungsverfahren in der Theorie der Schaufelgitter. BBC-Mitt. 54 (1967) 37-44.
10. Caratheodory, C.: Untersuchungen über die Grundlagen der Thermodynamik. Math. Ann. 67 (1900) 355.
11. Traupel, W.: Zur Dynamik realer Gase. Forsch. Ing.-Wes. 18 (1952) 3-9.
12. Bach, J.: Der Isentropenexponent von Wasser und Wasserdampf. BWK 21 (1969) 422-423.
2 Theorie der Arbeitsprozesse
o s
a b c
Abb. 2.1.1 Ts.Diagramme von Dampfprozessen.
a) Sattdampfprozeß und einfacher Heißdampfprozeß; b) Heißdampfprozeß mit Zwischenüberhitzung ;
c) ÜberkritischerProzeß mit doppelter Zwischenüberhitzung.
Der Steigerung der Höchsttemperatur sind mit Rücksicht auf die Werkstoffeigenschaf-
ten Grenzen gesetzt, weshalb es naheliegend ist, nach einer ersten Teilexpansion bei tiefe-
rem Druck nochmals zu überhitzen, d.h. man ist auf die Zwischenüberhitzung geführt, vgl.
Abb. 2.1.1 b). Diese kann gegebenenfalls selbst zweimal vorgenommen werden. So wird
eine nahezu beliebige Erhöhung des Druckes möglich, und in der Tat ist selbst ein Druck
von über 300 bar schon angewandt worden, wobei das Wasser über den kritischen Punkt
hinweg ohne eigentliche Verdampfung stetig vom Zustand der Flüssigkeit in den des über-
hitzten Dampfes übergeführt wird, vgl. Abb. 2.1.1c).
Die Steigerung des Druckes und die überhitzung beseitigen indessen noch einen Fehler
des ursprünglichen Dampfprozesses nicht, nämlich daß das Wasser durch äußere Wärme-
zufuhr von der Kondensationstemperatur bis auf die Siedetemperatur gebracht werden
muß, daß also dem Kreisprozeß bei tiefer Temperatur Wärme von außen zugeführt wird.
Man vermeidet dies durch die Regenerativvorwärmung. Hierbei werden kleine Teilmengen
des Dampfes aus der Turbine entnommen, bevor sie auf den Kondensatordruck entspannt
sind und in Speisewasservorwärmern kondensiert. Durch Übertragung der Kondensa-
tionswärme auf das Speisewasser wird dieses vor Einführung in den Dampferzeuger er-
wärmt. Eine hinreichende Abkühlung der Verbrennungsgase im Dampferzeuger ist trotz
dieser erhöhten Speisewassertemperatur möglich, da man die kalte Verbrennungsluft vor-
wärmen und damit die Rauchgastemperatur absenken kann.
a b
Abb.2.1.2 Vereinfachte Arbeitsschemata von Dampfprozessen.
a) Einfache Überhitzung; b) Zweimalige Überhitzung.
Abb. 2.1.2 zeigt das Arbeitsschema der heutigen Normalform der Dampfkraftanlage,
a ohne Zwischenüberhitzung, b mit Zwischenüberhitzung. In beiden Fällen ist Regenerativ-
vorwärmung durch mehrfache Anzapfung vorgesehen. Diese Vorwärmeranlage kann in
ihren Einzelheiten verschieden geschaltet und ausgebildet sein, was in Abb. 2.1.3 -7 ge-
nauer dargestellt ist. Es bezeichnet dort T 8 (p) die dem Dampfdruck p zugeordnete Siede-
temperatur, T w1 die Eintrittstemperatur des Speisewassers, T w2 seine Austrittstempera-
tur, hw die Enthalpie des Wassers, hWl ihren Wert am Eintritt. Da nun nach den Aus-
führungen unter 1.2 jede Wärmeübertragung thermodynamisch um so günstiger ist, je
kleiner die Temperatursprünge, mit denen sie erfolgt, ergibt sich folgende Gegenüberstel-
lung der verschiedenen Varianten.
Mischvorwärmer, Abb. 2.1.3: Zu erwärmendes Speisewasser wird in den Dampfraum
eingespritzt und erwärmt sich auf die Siedetemperatur des Dampfdruckes, d.h. es ist
T W2 = T 8 (p), was thermodynamisch günstig ist. Einfacher Aufbau, da keine Wärmeüber-
o
Abb.2.1.3 Arbeitsschema und Temperaturdiagramm für Mischvorwärmer.
2.1 Der Dampfprozeß 53
tragungsfläche benötigt wird, jedoch braucht jeder Vorwärmer eine eigene, für die volle
Kondensatmenge auszulegende Pumpe samt Regelung. Versagen der Pumpe oder ihrer
Regelung macht Anlage betriebsunfähig, weshalb man innerhalb einer Vorwärmeranlage
meist nur einen Mischvorwärmer verwendet, der zugleich als Entgaser benutzt wird.
Oberflächenvorwärmer mit Vorwärmerpumpe, Abb. 2.1.4: Thermodynamisch etwas weni-
ger günstig, weil T w2 < T.(p), aber Pumpe nur für die aus der Turbine abgezapfte Teil-
menge auszulegen, also kleiner. Versagen der Pumpe oder ihrer Regelung erfordert Schlie-
ßen der Absperrzone a und b, womit Anlage ohne Schwierigkeiten weiterbetrieben werden
kann.
a T
o
Abb.2.1.4 Arbeitsschema und Temperaturdiagramm für Oberflächenvorwärmer mit Vorwärmerpumpe.
o
Abb. 2.1.5 Arbeitsschema und Temperaturdiagramm für pumpenlosen Oberflächenvorwärmer.
I
Truz< Ts (P)
I
I
I I
I I
][ :---I------l
o
Abb. 2.1.6 Arbeitsschema und Temperaturdiagramm für Oberflächenvorwärmer mit Kondensatkühler.
54 2 Theorie der Arbeitsprozesse
T,vz> l$(p)
1$(p)I----='"=:;--:.:;-;::;.-=:;--:.:;-"
I
1
I
I
1
1
1
1 1
t - - - - - [ - - . . . , .11"-'J[--'.
1 1
o
Abb.2.1.7 Arbeitsschema und Temperaturdiagramm für Oberflächenvorwärmer mit Heißdampfkühler.
Abb. 2.1.8 Schema einer Dampfkraftanlage mit Zwischenüberhitzung und regenerativer Speisewasservorwär-
mung mit siebenfacher Anzapfung.
2.1 Der Dampfprozeß 55
die aus Oberflächenvorwärmern mit Nachkühlern besteht, einem Mischvorwärmer 8, der
gleichzeitig der Wasserpuffer und Entgaser der Anlage ist und zwei Oberflächenvorwär-
mern 9 mit Heißdampfkühlern. Man beachte die besondere Schaltung dieser letzteren.
Der höchsten Anzapfstufe der Turbine 5 entspricht die höchste Anzapfdampftemperatur,
weshalb dieser Dampfstrom zuerst einem der ganzen Vorwärmeranlage nachgeschalteten
Heißdampfkühler zugeleitet wird, um dann erst in den Heißdampfkühler des Vorwärmers
zu gelangen, welcher der betreffenden Anzapfdruckstufe zugeordnet ist.
Abb. 2.1.9 zeigt die Schaltung einer Dampfkraftanlage, wie sie für Nuklearkraftwerke
mit Leichtwasserreaktoren in Frage kommt. Die Leichtwasserreaktoren erlauben nicht
die Erzeugung von Heißdampf auf höchstem Druckniveau. Deshalb sah sich die Dampf-
technik vor das Problem gestellt, erneut Sattdampfanlagen zu bauen, nachdem die Über-
hitzung seit Jahrzehnten selbstverständlich geworden war. Im Schema ist 1 das nukleare
Dampferzeugersystem, wobei es in diesem Zusammenhang gleichgültig ist, ob die Dampf-
Abb. 2.1.9 Schema einer Sattdampfanlage mit Zwischenüberhitzung für ein Nuklearkraftwerk mit Leicht-
wasserreaktor.
3 -4 die Entspannung in der HD-Turbine. Wie die gestrichelten Linien andeuten, wird der
Naßdampf vom Dampfgehalt x4 in Sattdampf und Wasser getrennt, wobei das Wasser in
die Vorwärmeranlage geleitet, der Dampf von 5 - 6 überhitzt und hierauf VOll 6 -7 expan-
diert wird. Die Dampfgehalte X 4 und x7 entsprechen zulässigen Feuchtigkeitsgehalten, was
nicht der Fall wäre, wenn man ohne den Kunstgriff der Wasserabscheidung und über-
hitzung direkt von 3 aus auf den Kondensationsdruck entspannen würde. Die bei den
schraffierten Flächen repräsentieren die dem Prozeß zugeführte Wärme.
Abb.2.1.10
TB-Diagramm einer Sattdampfanlage mit
Zwischenüberhitzung für Nuklearkraftwerk.
s
Bei der Auslegung eines Dampfprozesses ergibt sich die Frage, wie hoch die Speise-
wassertemperatur zu legen sei, wie viele Vorwärmerstufen und welche Vorwärmertypen
gewählt werden sollen. Dabei handelt es sich um ein äußerst komplexes Optimierungs-
problem, wobei aber zudem betriebliche und konstruktive Gesichtspunkte hineinspielen.
Darüber besteht eine größere Zahl von Veröffentlichungen, vgl. etwa [1] -[8]. Der theo-
retisch ideale Grenzfall ist die unendlich vielstufige Regenerativvorwärmung mit verschwin-
dend kleinem Temperatursprung bis auf die volle Siedetemperatur. Ist B o der Brennstoff-
verbrauch einer Anlage ohne jede Regenerativvorwärmung, LlBmax die Verminderung des
Verbrauches durch unendlich feinstufige Vorwärmung, so gibt Abb. 2.1.11 die größte rela-
tive Verbrauchsverminderung LlBmaxlBo (auch Verminderung des Wärmeverbmuches) in
Funktion der Prozeßdaten. Die wirkliche Verbrauchsverbesserung LlB, die mit endlicher
Vorwärmstufenzahl erreicht wird, kann näherungsweise nach der Untersuchung von Salis-
0.20
ohne ZÜ ./ Sattdampf
f-' .........
-~ ~
I\' ~. ~
I,OO·C
r----- -
::::
1
-t---
500
/~\ "- y V ~ 600 500,
cl'; 0.75
-= ~ r-
r--
'- '/
X......-
~ ---:. V """"'"
/
~~ ~~
~
./ mit ZÜ
I-- I--
i/ lh ~ 600·C
1.4V
0.70 r
o 50 100 750 bar 200
Pmox -
Abb.2.1.11 Größtmögliche relative Verminderung L1B max lBo durch unendlich vielstufige Regenerativvorwär-
mung, gerechnet für Kondensationsdruck 0,04 bar.
2.1 Der Dampfprozeß 57
bnry [2] aus Abb. 2.1.12 berechnet werden. Dort ist hv die Enthalpie des Wassers am Ende
der Vorwärmung, hs die Enthalpie des Wassers bei Siedetemperatur und he die Enthalpie
des Kondensates. Naheliegenderweise liegen die optimale Vorwärmung und der tatsäch-
liche Gewinn um so höher, je größer die Zahl der Vorwärmer. Abb. 2.1.12 gibt aber nur
eine Näherung, wie schon daraus hervorgeht, daß eine gen aue Angabe alle Einzelheiten der
Schaltung berücksichtigen müßte, die aber in dem Diagramm gar nicht in Erscheinung
treten. Insbesondere liegt das Optimum stets etwas weiter links, als es die Kurven angeben,
wie z. B. aus den Angaben in [8] zu entnehmen ist.
v ---
1,0
00
10
~~
V ..,.6
0,8 it--=:--'"
~ ..-
~ ;...--- ""
-.... ...........
-'
.........,
/ ~
/ ~
V K
~ ,/ "'" -... "-
i V .......
~
0,2
r N.\
/ \.
o
/
0,2 0,6 0,4 1,0
\
hu-he __
hs-h c
Abb. 2.1.12 Verhältnis der tatsächlichen zur größtmöglichen Verminderung des Brennstoffverbrauches
LJ BILJ B max für Pmax = 120 bar, T max = 550 0 e, Pcond = 0,04 bar. Mit guter Näherung auf andere Prozeßdaten
übertragbar. Kurvenparameter = Anzahl Vorwärmstufen ; hv = Enthalpie des vorgewärmten Speisewassers,
he = Enthalpie des Kondensates, hs = Enthalpie des Wassers bei Siedetemperatur des Prozesses.
Nach Salisbury [2].
Liegt die Zahl der Vorwärmstufen und die Endtemperatur der Vorwärmung fest, so
ist noch die Aufteilung der Temperaturerhöhung auf die einzelnen Vorwärmerstufen zu be-
stimmen. Der Diskussion dieses Problems sei die folgende grundsätzliche Überlegung vor-
ausgeschickt, Wird die Wärmemenge dQ von der Tempemtur Tl auf die Temperatur T 2
übertragen, so entsteht dadurch eine resultierende Entropiezunahme
dQ _ dQ . dS = 2.1(1)
T2 Tl
Mit Te als Kondensationstemperatur ist der dadurch bedingte Arbeitsverlust Tc dS. Wenn
man noch den Temperatursprung LlT einführt, so ergibt sich
denn dann werden in der Tat die Temperatursprünge bei höheren Temperaturen größer.
Diese einfache Regel wird übrigens durch die Untersuchungen von Gietzelt [7] sehr genau
bestätigt. - Hierbei sind ausdrücklich pumpenlose Vorwärmer vorausgesetzt worden,
die auf der Speisewasserseite alle vom gleichen Massenstrom durchströmt sind. Handelt es
sich hingegen um Apparate mit Vorwärmerpumpen (auch Mischvorwärmer), so wird der
Massenstrom von Vorwärmer zu Vorwärmer größer, so daß die im Gebiet höherer Tempera-
tur arbeitenden Apparate mit entsprechend höherem Gewicht in die Rechnung eingehen.
Das gleicht den oben genannten Einfluß annähernd aus, so daß man etwa mit
2.1(4)
optimale Verhältnisse erreicht. - Die Temperaturerhöhungen pro Vorwärmer, auf die man
so geführt wird, bewegen sich meist zwischen 25 und 40 °0. Die wohl genaueste und all-
gemeinste Analyse dieses Optimierungsproblems findet sich bei Weir [6].
Ein weiteres Optimierungsproblem ergibt sich aus der Frage, bei welchem Druck eine
Zwischenüberhitzung zweckmäßig vorgenommen wird. Gegeben sind dabei Höchstdruck,
Höchsttemperatur, Speisewassertemperatur und Kondensationstemperatur T o. Die Zu-
fuhr einer Wärmemenge dq zum Arbeitsmedium bei einer Temperatur T erhöht dessen Exer-
gie um den Betrag
wo nc(T) der T zugeordnete Oarnotwirkungsgrad ist. Abb. 2.1.13 stellt für eine Dampfkraft-
anlage mit einfacher Zwischenüberhitzung 'YJc(T) in Funktion von q dar. Punkt 1 entspricht
der Speisewassertemperatur, Punkt 2 dem Ende der Primärüberhitzung. Der von 1 bis 2
verlaufende gebrochene Linienzug repräsentiert Wassererwärmung, Verdampfung und
überhitzung, die Linie von 3 bis 4 die Zwischenüberhitzung. Die Zustandsänderung von 1
bis 2 erfordert die Wärmezufuhr q12' während für die Zwischenüberhitzung die Wärme q34
benötigt wird.
1J.(T}
c
'Ilhma, - 1fc
--------"---- --J ---
1-----rr,ß---~
Abb. 2.1.13 1Jc·Diagramm des Dampfprozesses mit
Zwischenüberhitzung bei optimaler Auslegung.
o~--------------~--~~v
Offenbar wird der Prozeßwirkungsgrad ein Maximum, wenn das Verhältnis der gesamten
Exergieerhöhung zur zugeführten Wärme maximal wird, d. h. man hat den Höchstwert
des durch
2 4
I(l - ToIT) dq + I (1 - ToIT) dq
- 1 3 2.1(6)
'YJe = q12 + qS4
7Je = 1 -~
T
2.1(7)
To = 1 _ 1 + To[j d8 + j d8]
1 3 = T o(8 2 - 81 + 8, - 8 3)
P h2 - h1 + h4 - hs h2 - h1 + h4 - hs
P= (h 2 - h1 ) + (h4 - hs)
(8 2 - 81) + (84 - 8 s)
Da nun Punkt 3 so gelegt werden soll, daß 'fJe(Ts ) = 7Je' gilt auch T s = T, also
Ts = (h 2 - h1 ) + (h, - ha) • 2.1(8)
(82 - 8 1) + (84 - 8 a)
Die Vorschrift zur Wahl des Zwischenüberhitzungsdruckes ist damit implizite gegeben:
Man hat den Druck so zu legen, daß die Endtemperatur der Entspannung in der HD-Tur-
bine den durch GI. 2.1(8) gegebenen Wert annimmt.
Bei dieser Herleitung wurde vorausgesetzt, daß nur eine Zwischenüberhitzung vor-
genommen werde und der Massenstrom im Zwischenüberhitzer gleich dem durch den Dampf
erzeuger gelieferten Primärmassenstrom sei. Die Untersuchung läßt sich aber leicht veall-
gemeinem. Es seien etwa zwei Zwischenüberhitzungen vorgesehen, wobei die zweite von
einem Zustand 5 auf einen Zustand 6 führen möge, und es seien mo der Primärmassenstrom,
mS4 der Massenstrom im ersten Zwischenüberhitzer, 66 derjenige im zweiten Zwischen- m
überhitzer. Wenn man alsdann setzt
m a4
. m 66
.
l'a4 = -·-,1'56 = -.-, 2.1(9)
mo mo
findet man als Optimalbedingung
Ta = T 6 = (h 2 - h1 ) + 1'34(h4 - ha) + 1'66(hs - hs) . 2.1(10)
(8 2 - 81) + 1'34(84 - 8 a) + 1'56(86 - 86 )
Abb. 2.2.1 Schaltung eiuer Vorwärmeranlage und Darstellur,g der Zustandsänderung im Entropiediagramm.
Die folgenden Prozeßdaten werden zu Beginn der Rechnung gewählt oder geschätzt:
Höchstdruck, Höchsttemperatur, Druck und Temperatur nach Zwischenüberhitzung,
Kondensationsdruck, die Wirkungsgrade der beiden Entspannungsabschnitte, somit in
erster Näherung die Entspannungslinien im hs-Diagramm, Speisewassertemperatur und
Temperaturabstufung der Vorwärmeranlage, kleinste Temperatursprünge in Vorwärmer-
anlage, sämtliche Druckabfälle, Austrittsverlust der ND-Turbine (äquivalenter Druck-
abfall, siehe unter 1.9), Pumpenwirkungsgrade. Aus den Temperaturen nach den verschie-
denen Vorwärmerstufen, den Temperatursprüngen und den Druckabfällen in den Verbin-
dungsleitungen zwischen Turbine und Vorwärmer ergeben sich die Anzapfdrucke, die um
die Druckabfälle höher liegen als der jeweiligen Kondensationstemperatur des Anzapf-
2.2 Die Berechnung des Dampfprozesses 61
T
--Tl
T.(pf-dp)
h( h~ h
Abb.2.2.2 Temperaturdiagramm für einen Vorwärmer mit Heißdampfkühler und Nachkühler.
62 2 Theorie der Arbeitsprozesse
2.2(13)
Wirtschaftlicher ist es, die Speisepumpe, welche die größte Leistungsaufnahme aller Hilfs-
maschinen hat, durch eine Dampfturbine anzutreiben (über die Möglichkeiten der Schal-
tung und Ausbildung solcher Turbinen vgl. [10]). Nimmt man dann an, diese Turbine habe
den gleichen Wirkungsgrad wie der entsprechende Entspannungsabschnitt der Haupt-
turbine, so ist diese Lösung äquivalent einer Anordnung, bei der die Speisepumpe mecha-
nisch von der Hauptturbine angetrieben würde. Der spezifische Arbeitsaufwand der ver-
bleibenden elektrisch angetriebenen Hilfsmaschinen ist dann
äiH = (1 - P,2 - P,4 - p'r, - P,6 - P,7) L1hOl + P,6 L1h6 + P,7 L1h7 + äm 2.2(14)
und die resultierende elektrische Arbeit wird
a- e = 'fJm'fJa (- "h)
aiT _. LJ. 45 aiH.
-- 2.2(15)
'fJu
Unabhängig von diesen Einzelheiten ist die je Masseneinheit Frischdampf dem Prozeß zu-
geführte Wärmemenge
q = h~ - hw7 + (1 - P,2) (hg - hg). 2.2(16)
Als thermischer Wirkungsgrad der Anlage wird oft die Größe
2.2(17)
angegeben, sehr häufig auch der "Wärmeverbrauch" W = 1/'fJthe; für äe ist je nach Fall
der Wert nach GI. 2.2(13) oder (15) einzusetzen. Bedeutsamer ist indessen der thermische
Wirkungsgrad, der die elektrische Arbeit mit der im Heizwert hu des Brennstoffes verfüg-
baren Energie in Beziehung setzt, den Kesselwirkungsgrad 'fJK also mit einschließt. Ist
mB die pro Zeiteinheit verbrannte Brennstoffmenge, so ist 'fJK implizite definiert durch
2.2(18)
2.2 Die Berechnung des Dampfprozesses 63
2.2(19)
und wird
'rJthg = 'rJK'rJthe, 2.2(20)
wo 1Jthe durch GI. 2.2(17) gegeben ist. - Bei vorgegebener elektrischer Leistung Pe ergibt
sich schließlich der Frischdampfmassenstrom aus
2.2(21)
Ist also etwa 17th. = 0,4 und 1fJ = 0,1, d. h. also volle 10% der Leistung der Dampfanlage,
werden für das Umwälzgebläse benötigt, so bleibt immer noch 1Jthy = 0,375.
Über die verschiedenen Annahmen, die einer Prozeßrechnung zugrunde liegen, mögen
folgende Anhaltspunkte gegeben werden. Die isentropen Wirkungsgrade der einzelnen
Entspannungsabschnitte liegen im HD-Teil meist zwischen 0,8 und 0,88, im MD-Teil zwi-
schen 0,85 und 0,9, während am ND-Ende oder auch sonst in Naß dampf verarbeitenden
Teilen der Schaufelungswirkungsgrad durch die Feuchtigkeit wesentlich vermindert wird.
Die Faustregel, den mit dem betreffenden Schaufelungstyp sonst erreichbaren Wirkungsgrad
x
(der 0,9 und selbst mehr betragen kann) mit dem Mittelwert des Dampfgehaltes des Ent-
spannungsabschnittes zu multiplizieren, überschätzt allerdings diesen Verlust etwas. Die
Austrittsgeschwindigkeiten der ND-Turbinen haben die Größenordnung 200 -300 rn/sec.
Der dadurch bedingte Totaldruckabfall entspricht einer Enthalpiedifferenz von 20 - 45 kJ /
kg. Der Druckabfall von der Dampfzuleitung bis Eintritt erstes Leitrad (also in Ventilen)
hat die Größenordnung 5% des absoluten Druckes, derjenige der Zwischenüberhitzung die
Größenordnung 10%. Vom Anzapfstutzen bis Vorwärmer ist mit einem Druckabfall von
etwa 5% zu rechnen, wozu noch eine Differenz p? - Pi von 1-5% zu addieren ist (vgl.
Abb. 2.2.1); die höheren Werte treten bei tiefer Temperatur und hoher Strömungsge-
schwindigkeit auf, also am ND-Ende. - Kleinste Temperatursprünge in den Vorwärmern
bewegen sich meist zwischen 2,5 und 5 °0, in Nachkühlern zwischen 2,5 und 8 °0, während
die Restüberhitzung in Heißdampfkühlern 20-30°0 beträgt. - Generatorwirkungsgrade
liegen bei 0,98 -0,987 (hohe Werte bei großen Einheiten), Pumpenwirkungsgrade in der
Größenordnung 0,8, während über die mechanischen Wirkungsgrade Abb. 2.2.4 Aufschluß
tJ
=
'9
~~
.-
'8
~,.
7
Abb. 2.2.4 Größenordnung des mechanischen
Wirkungsgrades bei Dampfturbinen mit
'5 MW 20 n = 30UO UImin. Im Gebiet kleiner Leistungen
10.
N- günstigere Werte für hohe Drehzahlen.
gibt. - Selbstverständlich liegen alle diese Größen mit dem Fortschreiten eines gegebenen
Projektes genauer fest, und die Rechnung kann in ihren Einzelheiten verfeinert werden,
während umgekehrt für eine erste Prozeßrechnung Vereinfachungen angezeigt sind (z. B.
wird zwischen Totalzustand und statischem Zustand nicht unterschieden). - Die klassi-
sche Durchführungsweise dieser Rechnungen bedient sich des Entropiediagrammes und
der Wasserdampftafeln - heute bevorzugt [11] - doch ist auch die Verwendung des Elek-
tronenrechners möglich, wobei die Eigenschaften des Wassers und seines Dampfes durch
geeignete Interpolationsformeln in die Rechnung eingehen.
Abb. 2.2.5-8 orientieren über die mit dem Dampfprozeß etwa erreichbaren Wirkungs-
grade, vgl. auch [1], [12 bis 19]. Vereinzelt wurden Anlagen gebaut, deren Höchsttempera-
turen über 600° liegen. Das bedingt aber die Verwendung hochlegierter austenitischer
Wet'kstoffe, womit nicht nur die WerkstofIkosten sprunghaft ansteigen, sondern auch
konstruktive und betriebliche Komplikationen entstehen. Daher hat sich diese Entwick-
lung nicht durchgesetzt. Die oberste Temperatur, bis zu der man ohne diese Werkstoffe aus-
kommt, liegt etwa bei 570°0, doch sind dann nur noch sehr mäßige Spannungen beherrsch-
bar, weshalb man es in der Regel vorzieht, noch tiefer zu bleiben und eher die Komplika-
tion der doppelten Zwischenüberhitzung in Kauf nimmt.
Das akut gewordene Problem der Umweltbelastung durch die Abwärme dürfte in Zu-
kunft dem thermischen Wirkungsgrad ein erhöhtes Gewicht geben. Das würde an sich einen
möglichst tiefen Kondensationsdruck verlangen, der aber gegeben ist durch Menge und
Temperatur des verfügbaren Kühlwassers. Günstigste Verhältnisse entsehen also, wenn
2.2 Die Berechnung des Dampfprozesses 65
0.1,5
I - t- f-- ohne Zü, /OOMW - f--- mit Zü, 500 MW
I I
Tma,'~~ l--
j,:::: 0.1,,,
./
V v55~ ~ P 0.42 f
V ~ , / 'V Koo
~V V 0.1,0 J'"
V 0.38
Tma ,· 550'C
--
350
'C
300 I--
~
~ ----
1250
zoo /
/ 'OhnelÜ
L--'.
100 zoo bor 300
Pma , -
Abb.2.2.6 Speisewassertemperatur T v in Funktion des Höchstdruckes.
0.02
natürliche Gewässer herangezogen werden können, aber gerade dies ist in vielen Fällen
mit Rücksicht auf biologische Auswirkungen nicht mehr zulässig. Ein Kühlwasserkreis-
lauf mit Rückkühlung in einem "feuchten" Kühlturm schafft aber bereits etwas ungünsti-
1,02
- -
I I
1,00
ohne ZÜ /'1
Pmox=30 bor ....- ~~~
/1/
.kt::::=/ ,..........
t 0,98 Vßo V ~
./ / i"mif ZÜ I
V / 150
IOqy/ ~~ I
V / 200 !I '/'- Pmox =300 bor I
I
100/ 250 I
V I
I I
0.92 i i
I I
0,90 i i
20 50 100 200 500 1000 MW 2000
p-
Abb.2.2.8 Einfluß der LeistungsgröBe auf den thermischen Wirkungsgrad der Dampfkraftanlage bei
n = 3000 U/min. Index 0 verweist auf die in Abb. 2.2.5 zugrunde gelegte Leistungsgröße.
gere Verhältnisse. Ist in gemäßigtem Klima bei Frischwasserkühlung etwa 0,04 bar ein ty-
pischer Kodensationsdruck, so liegt er bei Kühlturmbetrieb etwa bei 0,07 bar. Geht man
zum Hellersehen Trockenkühlturm über, bei dem man mit Einspritzkondensation arbeitet
und das Wasser in Rohrbündeln durch Wärmeübertragung an die Luft rückkühlt, so wird
man im allgemeinen zu noch ungünstigeren Werten kommen. - Die erreichbare Konden-
sationstemperatur ist in allen Fällen gegeben durch die Kühlwassereintrittstemperatur,
die Kühlwasseraufwärmung (6-10°, bisweilen auch wesentlich mehr, je nach Kühlwasser-
menge ) und die Differenz zwischen Kondensationstemperatur und Kühlwasseraustritts-
temperatur ("Grädigkeit", etwa 2,5 -3,5 °C), die beim Einspritzkondensator verschwindet.
- Da aus den genannten Gründen die Kondensationstemperaturen der Groß anlagen in
Zukunft eher ungünstig liegen werden, wird man möglicherweise doch wieder der Prozeß-
verbesserung auf der Hochtemperaturseite erhöhte Beachtung schenken müssen.
Ist die tatsächlich verfügbare Luftmenge das A-fache der stöchiometrischen (A = Luftver-
hältnis, früher auch Luftüberschußzahl genannt), so ist die gesamte entstehende Gasmenge
A
mG = 7J + 1. 2.3(2)
Dieser Zusammenhang kann als Diagramm dargestellt werden (siehe Abb. 2.3.1). Weiter
sei hu der untere Heizwert des Brennstoffes (pro kg). Für Öle ist 42000 kJ Ikg ein typischer
Wert. Im Sinne der Gepflogenheit der technischen Thermodynamik betrachten wir die che-
mische Umsetzung des Brennstoffes als einer äußeren Zufuhr einer Wärmemenge Q äqui-
valent. Ihr Betrag pro kg Luft ist offenbar
2.3(7)
68 2 Theorie der Arbeitsprozesse
Dasselbe Diagramm Abb. 2.3.1, welches mB/mL in Funktion von x darstellt, gibt somit zu-
gleich auch die pro Mengeneinheit Luft "zugeführte" Wärmemenge q. - Daß hier der
untere Heizwert verwendet wird, ist bis zu einem gewissen Grade willkürlich, vgI. die Aus-
führungen unter 1.11.
Für die Berechnung der Gaskonstanten ist es notwendig, das Molekulargewicht zu ken-
nen. Es sei M L das Molekulargewicht der Luft, MG dasjenige des stöchiometrischen Ver-
brennungsgases. Dann gilt für beliebiges Gemisch
l/M = x/MG + (1 - x)/ML . 2.3(8)
Damit folgt auch sogleich die Gaskonstante
R (X
R= M= M G+ M L
1-x) R. 2.3(9)
Hier ist R = 8,31' 103 Jjkmol oe = 848 kp m/kmol oe die universelle Gaskonstante.
Zur Aufstellung des hs-Diagramms gehen wir aus von GI. 1.5(6), die lautet
s= ! cp(T) dT _ R
T
T.
In (~) = j'dh - R In
Po 0 T Po
(L). 2.3(10)
Das Diagramm möge zuerst für Luft angelegt werden. Für diese ist cp(T) und somit auch
h(T) bekannt. Wählt man P = Po (z.B. Po = 1 bar), so verschwindet das zweite Glied in
GI. 2.3(10) und die Gleichung gibt den Zusammenhang zwischen hund s für den betreffen-
den Druck. Für irgendeinen anderen festgehaltenen Wert von P wird das zweite Glied eine
Konstante, so daß man denselben Zusammenhang erhält wie für P = Po' nur daß alle s um
diesen konstanten Betrag verschoben sind.
So entsteht in bekannter Weise die Schar der Drucklinien des hs-Diagramms, die waag-
recht gegeneinander verschobene, kongruente Kurven sind, siehe auch Abb. 2.3.2. Liegt
Lls- x--
Abb.2.3.2 Aufbau des hs-Diagrammes für Luft und Verbrennungsgase.
nun ein Verbrennungsgas vor, so hat cp(T} einen etwas anderen Verlauf. Dementsprechend
würde GI. 2.3(10) eine etwas andere Gestalt für die Linie P = Po liefern. Anstatt dessen
kann man aber auch, wie in Abb. 2.3.2 angegeben, s von der bereits für Luft berechneten
p-Linie aus nach links abtragen, siehe die Eintragung s(h, x), wo der Wert x das betreffende
Verbrennungsgas kennzeichnet_ Dies führt man für eine genügend große Zahl von h-
Werten aus und erhält so eine Kurve K x • die nun als krummlinige Koordinatenachse auf-
gefaßt wird. In diesem verzerrten Koordinatensystem stellt die gegebene Kurve Po die
korrekte Drucklinie des betrachteten Gasgemisches dar. Dasselbe kann natürlich für ver-
schiedene Verbrennungsgasgemische durchgeführt werden, woraus ein Kurvenbündel
2.3 Hilfsmittel zur Berechnung des Gasturbinenprozesses 69
mit x als Parameter entsteht, dessen Kurven die Ordinatenrichtungen für verschiedene x
(aJ80 verschiedene Gaszusammensetzungen) liefern. Dieser Stodolasche Grundgedanke ist
al80 ohne weiteres auf das hs-Diagramm übertragbar.
Allerdings ist damit erst die eine DruckHnie Po korrekt auf den Fall des Verbrennungs-
gases übertragen. Die anderen gehen aus ihr gemäß GI. 2.3(10) durch waagrechte Verschie-
bung um den Betrag Rln(pjpo) hervor. Nach GI. 2.3(9) ist aber R von der Zusammenset-
zung des Gases abhängig, so daß auch die Kurvenabstände für jede Gaszusammensetzung
geändert werden müßten. Nur wenn zufällig MG = M L wird R von x unabhängig und die
ganze Schar der p-Linien kann für alle Gaszusammensetzungen verwendet werden.
Diese Schwierigkeit kann umgangen werden, wenn man das Diagramm nicht für 1 kg,
sondern für 1 kmol Arbeitsmittel anlegt. In diesem Fall tritt an Stelle von GI. 2.3(10)
S
T
= J
T.
Cp (T) dT - R In
Po
(J!...-), 2.3(11)
wo Sund Cp die auf 1 kmol bezogenen Größen sind. Hier ist nun R die universelle Gas-
konstante, womit auch die Abstände der p-I.inien von der Gaszusammensetzung unab-
hängig werden. Leider ergibt sich dabei der Nachteil, daß in die Energiebeziehungen das
Molekulargewicht eingeht, denn es ist dann z. B. der Ausdruck h + c2 j2 zu ersetzen durch
H + Mc 2 j2. Nun ist aber gerade im Falle des Verbrennungsgases aus Öl der Unterschied
zwischen dem Molekulargewicht des stöchiometrischen Gases und dem der Luft außer-
ordentlich gering. Je nach Art des Öles ist das Molekulargewicht des Verbrennungsgases
sogar größer oder kleiner als das der Luft. Daher kann mit genügender Genauigkeit MG =
M L gesetzt werden. Die dadurch entstehende Ungenauigkeit ist schon deshalb belanglos,
weil ein und dieselbe Anlage mit verschiedenen Ölen betrieben werden wird, wobei die
Abweichung bald nach der einen, bald nach der anderen Seite gehen kann. Wir setzen also
für alle Gaszusammensetzungen R = 287,2 Jjkg °K, was für trockene Luft, wie auch für
das stöchiometrische Verbrennungsgas gilt, das aus einem Öl von der Zusammensetzung
84,4% C, 13,8% H, 0,5% S, 1,3% 0 entsteht. Damit wird es möglich, ein einziges auf die
Einheit der Masse bezogenes hs-Diagramm für alle Gaszusammensetzungen zu verwenden,
womit rechnerisch das einfachste Verfahren gegeben ist. Das ist aber nach dem eben Ge-
sagten nur möglich, weil praktisch MG = M L , eine Bedingung, die z.B. nicht erfüllt ist,
wenn der Brennstoff Gichtgas ist. In diesem Falle müßte das Diagramm für 1 kmol an-
gelegt werden!, was zu den erwähnten Komplikationen führt. Für Erdgas kann praktisch
das gleiche Diagramm benutzt werden wie für Öle.
Für den praktischen Gebrauch muß noch der Zusammenhang zwischen hund T im
Diagramm zur Darstellung gebracht werden. Zu diesem Zwecke beachten wir folgendes:
Es sei cpG die spezifische Wärme des stöchiometrischen Verbrennungsgases, cpL diejenige
der Luft. Für ein beliebiges Gemisch ist dann
cp = xCpG + (1 - x) cpL, 2.3(12)
somit auch, wenn hG und hL die Enthalpie des Gases und der Luft bedeuten
T
h = J [xcpG + (1 - x) CpL] dT = xhG(T) + (1 - x) hL(T). 2.3(13)
T.
Hier erscheint der Vorteil der Verwendung des Gasgehaltes x an Stelle des Luftverhält-
nisses A. Er variiert nur zwischen 0 und 1 und erlaubt die Darstellung der Enthalpie als
lineare Kombination von hL und hG• Damit kann das eigentliche hs-Schaubild noch durch
eine Geradenschar ergänzt werden, die den Zusammenhang zwischen h, T und x wieder-
gibt, in Abb. 2.3.2 rechts angegeben.
Die Handhabung eines solchen Diagrammes kann wie folgt beschrieben werden: Bei
der Verdichtung wird praktisch stets Luft vorliegen, so daß sich weitere Erklärungen er-
1 Dasselbe wird erreicht durch die Bezugnahme auf das "Normalkubikmeter". Diese unglückliche, alt-
modische Einheit sollte aber aus der technischen Wissenschaft verschwinden.
70 2 Theorie der Arbeitsprozesse
übrigen; die Temperaturen für jeden beliebigen Zustandspunkt können direkt rechts auf
der Achse x = 0 abgelesen werden. Die Behandlung der adiabaten Entspannung eines
Gases von der Zusammensetzung x, ausgehend vom Zustand PI' Tl und endend heim
Druck Pa ist in Abb. 2.3.3 veranschaulicht. Man sucht im Hilfsdiagramm rechts auf der
h
:r
\
\ ~
\ Tl
hr
\
\
\
\
\ 12
\
\
\ r'
\
I
\
\
I
\
I
1
I
I
I
I
t
L1s 0 :r
Abb.2.3.3 Adiabate Entspannung eines Gasgemisches mit Verbrennungsgasgehalt x.
Geraden x die Temperatur Tl> hat damit hl und auch den Anfangspunkt 1 auf der Druck-
linie PI' Von hier ausgehend zieht man die Isentrope bis auf die Linie Pa' Die Isentrope ist
eine Parallekurve zur krummlinigen mit x bezeichneten Ordinatenachse; sie kann jedoch
über beträchtliche Intervalle durch eine entsprechend geneigte Gerade ersetzt werden, da
ihre Krümmung außerordentlich gering ist. So wird der Zustandspunkt 2' erhalten, wo-
mit die isentrope Enthalpiedifferenz Jhs und im Hilfsdiagramm rechts die isentrope End-
temperatur T; gefunden sind. Erfolgt die Entspannung mit dem isentropen Wirkungsgrad
1]" so ist die effektive Enthalpiedifferenz Jh = 1], Jhs ' womit der Endpunkt 2 und im
Hilfsdiagramm die Endtemperatur Ta gefunden sind.
Bei der Berechnung des Gasturbinenprozesses tritt ferner folgende Problemstellung
auf: Wieviel Wärme muß durch Verbrennung entwickelt werden, um ausgehend von einer
Lufttemperatur Tl auf eine Gastemperatur T 2 zu gelangen?
Diese Frage ist deshalb nieh trivial, weil ha nicht sogleich bekannt ist, denn es hängt
außer von T 2 noch von dem noch unbekannten xa ab. - Die Energiebilanz des Vorganges
lautet
[1 + ß(x 2 )] h(T2 , x 2 ) - h(T I , 0) = q(x2 ) , 2.3(14)
wobei h(TI , 0) die Enthalpie der Luft ist, für die ja x = O. Diese Gleichung ersetzen wir
nacheinander durch zwei Näherungen, die sicher auf verschiedenen Seiten des wirklichen
Zusammenhanges liegen. Zunächst setzen wir vereinfachend die Brennstoffmenge vernach-
lässigbar klein und betrachten das entstehende Verbrennungsgas als Luft. Ist q' die in
diesem Falle zur Erwärmung von Tl auf T 2 nötige Wärme, so lautet die Bilanzgleichung
h(T2 , 0) - h(T I , 0) = q'. 2.3(15)
Als entgegengesetzte Annahme setzen wir voraus, es müsse die stöchiometrische Brenn-
stoffmenge b verbrannt werden, so daß Verbrennungsgas mit x = 1 entsteht. Die unter
dieser Annahme notwendige Wärmeentwicklung sei q" und es gilt
(1 + b) h(T2 , 1) - h(T I , 0) = q". 2.3(16)
Da jedes beliebige h(T, x) aus der "Temperaturleiter" rechts im hs-Diagramm sofort ab-
gelesen werden kann, sind q' und q" sofort angebbar. Nun trägt man diese Werte ins Hilfs-
2.4 Berechnung des Gasturbinenprozesses 71
diagramm für q(x) so ein, wie in Abb. 2.3.4 dargestellt, und verbindet die so entstehenden
Punkte A und B gradlinig. Der Schnittpunkt S mit der Kurve q(x) liefert mit sehr großer
Genauigkeit den korrekten Wert xz. Man vergegenwärtigt sich leicht, daß diese Konstruk-
tion völlig exakt wäre, wenn ß mit x linear zusammenhinge, was annähernd zutrifft. Mit
dem Schnittpunkt S ist auch ß(x2 ) gegeben und an sich auch das gesuchte q(xz). Für genauere
Rechnungen ist es aber ratsamer, nur ß(xz) aus dem Hilfsdiagramm zu bestimmen und
q(xz) aus GI. 2.3(14), wobei die numerische Genauigkeit eine außerordentlich große wird,
denn kleine Fehler in der Bestimmung von X z und ß(xz) wirken sich nur ganz schwach aus.
XJ x=o
h I Ta
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
weiter werde die Wellenleistung P vorgeschrieben. - Von allen Komplikationen, die durch
die Luftkühlung der Turbine entstehen, soll zunächst abgesehen werden. 'Vir nehmen also
vereinfachend an, am Eintritt in die Turbine sei die ganze verfügbare Luftmenge unter das
Verbrennungsgas gemischt und T~ sei die so entstehende kalorimetrische Mitteltempemtur.
Saugt die Anlage durch ein Leitungssystem an, so wird der Totaldruck P~ am Eintritt
in den Verdichter infolge der Strömungs widerstände etwas unter dem Druck Po liegen;
weiter ist h~ = ho, weil noch keine Arbeit zugeführt oder entzogen wurde. Von dem so
bestimmten Zustandspunkt 1 führt die Isentrope zum Punkt 2' auf der p~-Linie und liefert
so die isentrope Totalenthalpieänderung L1h~v des Verdichters. Die wirkliche Totalenthal-
pieänderung
2.4(1)
kann daraus mit einem vorerst geschätzten isentropen Wirkungsgrad 'fJ~ des Verdichters
ermittet werden, womit im ha-Diagramm der Endpunkt 2 der Verdichtung auffindbar ist.
Aus der jetzt bekannten Temperatur Tg und der gegebenen Temperatur T~ kann nach dem
im vorhergehenden Abschnitt dargelegten Verfahren der Gasgehalt X 3 bestimmt werden.
pg liegt um einen bestimmten Totaldruckabfall unter pg. Es folgt die Entspannung auf den
Totaldruck p2, der stets über dem Umgebungsdruck Po liegt. Die Isentrope wird eingezeich-
net wie im vorhergehenden Abschnitt erklärt, womit Punkt 4' und L1h~T aufgefunden wer-
den. Mit
2.4(2)
folgt mit einem geschätzten isentropen Turbinenwirkungsgrad 'fJ~ die effektive Total-
enthalpiedifferenz L1h~ der Turbine und damit der Austrittszustand 4. - Welche Verluste
in die Druckabfälle (pg - pg) und (p2 - Po) einzuschließen sind, hängt davon ab, wie diese
Totaldrucke und damit die Wirkungsgrade 'fJ~ und 'fJ~ definiert sind. Werden die Total-
drucke unmittelbar vor und nach den Schaufelungen gemessen, entspricht also 'fJ~ der
Definition GI. 1.9(2), 'fJ~ der GI. 1.10(2), so enthalten die Druckabfälle außer den Verlusten
in Leitungen und Brennkammern auch die entsprechenden Verluste in den Stutzen und
Diffusoren der Maschinen. Man kann aber die Stutzen- und Diffusorverluste auch in die
isentropen Maschinenwirkungsgrade einschließen, wobei dann die Druckabfälle nur die
Verluste in Leitungen und Brennkammern umfassen.
Es sei nun 0 das Verhältnis der nach außen abströmenden Sperrluftmengen, die den
verschiedenen Labyrinthdichtungen zugeführt werden zur gesamten verdichteten Luft-
menge. Auf 1 kg verdichtete Luft steht dann für die Verbrennung nur (1 - 0) kg zur Ver-
fügung. Deshalb wird die innere Arbeit des Prozesses pro kg Luft
ai = (1 + ß(x 3 )) (1 - 0) t1h~ - L1h~. 2.4(3)
Für die Arbeit an der Welle sind noch die mechanischen Verluste zu berücksichtigen. Man
führt sie am zweckmäßigsten so ein, daß man sie zur Arbeit der eigentlichen Turbine (nicht
zur resultierenden Nutzarbeit) in Beziehung setzt. Man multipliziert also die Turbinen-
arbeit mit einem mechanischen Wirkungsgrad 'fJm' der alle Lagerverluste (also auch die des
Verdichters) und gegebenenfalls noch die Hilfsantriebsverluste umfaßt. So erhält man
ae = 'fJm(l + ß(x 3 )) (1 - 15) L1h~ - L1h~. 2.4(4)
Bei der zuzuführenden Wärmemenge ist ebenfalls zu berücksichtigen, daß einerseits die
durch die Stopfbüchsen abströmende Sperrluft nicht erhitzt werden muß, während ander-
seits eine gewisse Abstrahlung an die Umgebung unvermeidlich ist. Auch ist die Verbren-
nung oft nicht vollkommen, was man so berücksichtigen kann, daß man rechnet, als ob sie
vollkommen wäre, dafür aber einen zusätzlichen ideellen Abstrahlungsverlust einsetzt.
Der Abstrahlungsverlust wird am korrektesten so berücksichtigt, daß man q für eine End-
temperatur bestimmt, die ganz wenig über dem wirklichen T~ liegt, denn dann erhält man
auch das genaue :rJ Einfacher und bei weitem genügend genau ist es aber, den Abstmh-
2.4 Berechnung des Gasturbinenprozesses 73
lungsverlust durch Einführung eines Korrekturfaktors (1 +
.x) zu berücksichtigen, der
also gegebenenfalls auch den Verlust durch unvollkommene Verbrennung enthält, also zu
setzen
q = (1 +
(X) (1 - b) [[1 +
ß(xs)] h(Tg, xa) - h(T~, 0)]. 2.4(5 )
Damit werden schließlich der innere und der totale thermische Wirkungsgrad
~ ~
1Jthi=q' 2.4(6) 'rJth=q' 2.4(7)
Aus der geforderten Leistung P folgt weiter die durchzusetzende Luftmenge mgemäß
P
m = -=-, 2.4(8)
ae
In irgendeinem Zustandpunkt i des Prozesses ist das durchzusetzende Volumen pro Zeit-
einheit
_ miRTi
V·i - ---· 2.4(9)
Pi
wobei mi m
von um die allfälligen entnommenen Leckmengen und zugeführten Brennstoff-
mengen verschieden ist.
Für eine erste Durchrechnung wird man Maschinenwirkungsgrade, Druckabfälle usw.
schätzen. Ist die Anlage durchentworfen, so liegen darüber genauere Unterlagen vor, mit
denen die Rechnung wiederholt werden kann. Erst bei dieser genaueren Rechnung sind
die hier eingeführten Feinheiten zu berücksichtigen, während für die erste Durchrechnung
Vereinfachungen angezeigt sind, wie z.B. in Gl. 2.4(3) (1 +
ß)(1 - 0) = 1.
Ursprünglich hat der Gasturbinenbau in weitem Umfang davon Gebrauch gemacht,
durch kompliziertere Prozeßführungen höhere Wirkungsgrade oder höhere Leistungsaus-
beute zu erhalten. Diese Entwicklung hat sich fast vollständig zurückgebildet, und die
weitaus meisten Gasturbinen arbeiten heute nach dem einfachsten Verfahren, ohne jede
weitere Komplikation. Höchstens dem Wärmerückgewinn aus den Abgasen durch einen
Wärmeübertrager, den Rekuperator, kommt noch eine gewisse Bedeutung zu, vor allem
bei Kleingasturbinen für Fahrzeugantrieb. Abb. 2.4.2 stellt die entsprechende Schaltung
dar,
denn die Bewegungsenergien sind stets vernachlässigbar klein). Die wirkliche Wärmezufuhr
ist h; - h~. Damit definiert sich ein l{ekuperatorwirkungsgrad
h2 - h~ T~ - T~
llr = h(l\, 0) _ h~ R:::i 1\ - T~· 2.4(10)
Er ist kennzeichnend für die Wirksamkeit des Apparates und läßt sich ohne unwirtschaft-
lich große Apparateabmessungen nicht über ein gewisses Maß steigern. Bei der Auslegung
eines Prozesses mit Rekuperator wählt man daher zweckmäßig zum Voraus einen gewissen
Wert 'Y/r. Dann berechnet man vorbereitend den Prozeß als reinen Luftprozeß. Die Rech-
nung verläuft dann zunächst als ob kein Rekuperator da wäre, wobei lediglich die Druck-
verluste im Apparat sogleich mitberücksichtigt werden; vereinfachend ist durchweg x = 0
gesetzt. Ist so die Turbinenaustrittstemperatur, die zugleich das Tl des Rekuperators ist,
ermittelt, so folgt aus GI. 2.4(10)
2.4(11)
Dieses T; ist aber die Eintrittstemperatur der Luft in die Brennkammer, so daß jetzt die
genaue Durchrechnung des Prozesses erfolgen kann. Ist sie beendigt, so kann mit GI. 2.4(10)
'Y/r nochmals nachgerechnet werden. Der Wert wird mit dem angenommenen nicht genau
übereinstimmen, sondern stets etwas tiefer liegen als dieser, ein Fehler, der insofern auf der
sichertln Seite liegt, als der Apparat sicher nicht größer wird als vorausgesetzt. Will man
den vorausgesetzten Wert genau erreichen, so hat man die Rechnung gegebenenfalls noch-
mals mit berichtigter Annahme von T; zu wiederholen.
Bei der rein rechnerischen Untersuchung eines Gasturbinenprozesses genügt es meist,
durchweg ideales Gas anzunehmen und bereichsweise mit konstanten spezifischen Wärme-
kapazitäten zu arbeiten. Nachfolgend sei die Schaltung mit Rekuperator nach Abb. 2.4.2
vorausgesetzt. Die Gleichungen gelten dann auch für die meistgebrauchte einfachste Schal-
tung, sobald man für den Rekuperatorwirkungsgrad 'Y/r = 0 setzt.
Die Totalenthalpieerhöhung im Verdichter läßt sich unter Benutzung des isentropen
Verdichterwirkungsgrades 'Y/v mit GI. 1.5(21) berechnen, wenn man diese für die Total-
zustandsgrößen anschreibt. Ebenso kann man sie auch mit Hilfe eines mittleren polytropen
Wirkungsgrades 'Y/pv aus GI. 1.10(15) gewinnen, wenn man beachtet, daß
n-1 1 x-I
2.4(12)
n 'Y/pv
Damit wird
iJh~ = cP;~~ [(~~r~l _1] = cpvT~ [(~~);JP~ (n~l) - 1]. 2.4(13)
Ebenso gilt für die Totalenthalpiedifferenz in der Turbine mit den GIn. 1.5(22), 1.9(15) und
n-1 x-I
-n-='Y)PT-x- 2.4(14)
die Gleichung
wo 'Y)T der isentrope, 'Y)pT der mittlere polytrope Turbinenwirkungsgrad ist, beide mit To-
talzuständen gebildet. Die cpv und CpT sind Mittelwerte für die Verdichtung und die Ent-
spannung, und die in den beiden Gleichungen auftretenden x sind nach GI. 1.5(10) auf
diese verschiedenen cp - Werte abzustimmen, obwohl das in der Schreibweise nicht besonders
angedeutet ist.
Für das Totaldruckverhältnis des Prozesses sei die Bezeichnung
o
n = P2
- P~
2.4(16)
2.4 Berechnung des Gasturbinenprozesses 75
2.4(19)
einführen, ist
Llh~ = cpvT~Qv, Llh~ = cpTT~Qp. 2.4(20)
Zweckmäßig werden noch die folgenden Verhältniswerte eingeführt:
II _
TO4
U=T' 2.4(21)
cpv
°
Yv--, 2.4(22)
cpo
Yp CpT. 2.4(23)
cpo
Die Größen mit Index 0 beziehen sich auf den Ruhezustand der Luft vor Maschine. Man
beachte, daß TO = T o• Weiter setzen wir für die in GI. 2.4(5) auftretende Enthalpiediffe-
renz (die Numerierung der Zutandspunkte wird der Abb. 2.4.2 angepaßt)
(1 + ß) h(T~, X4) - h(T~, 0) = y(l + ß) cpo(T~ - T~), 2.4(24)
womit der Koeffizient y definiert ist. Nun ist noch zu beachten, daß nach GI. 2.4(11)
Tg = T~ +
1'}r(Tg - T~). 2.4(25)
Unter Verwendung aller dieser Definitionen gehen die GIn. 2.4(3) und (4) in die Form
äi = cpoT o[(1 + ß) (1 - <5) Y'l'OQT - YvQvJ, 2.4(26)
ä. = cpoT o[1'}m(l + ß) (1 - <5) yTOQT - YvQv] 2.4(27)
über. Die der GI. 2.4(5) entsprechende Beziehung, die für den Fall mit Rekuperator er-
weitert ist, geht über in
q = (1 +
IX) (1 - <5) y(l + ß) cpo[T~ - Tg - 1'}r(Tg - TR)].
Beachtet man hier noch, daß
T~ = T o(l + Qv),
Tg = T~(l - QT) = OTo(l - QT)'
so läßt sich die Gleichung überführen in
q = cpoT o(l + IX) (1 + ß) (1 - <5) Y{O[l - 1'},.(1 - QT)] - (1 - 1'}r) (1 + Qv)}' 2.4(28 )
Aus GI. 2.4(27) und (28) folgt schließlich
_ 1'}m(l+ ß) (1 - <5) YT(}QT - I'vQv 2.4(29)
1'}th - (1 + IX) (1 + ß) (1 - 15) y{O[l - 1'}r(l - Qp)] - (1 - 1'}r) (1 + Qv)}'
Die entsprechende Formel für l7thi ergibt sich durch Weglassen von 17m'
GI. 2.4(29) enthält nur dimensions lose Größen und zeigt insbesondere, daß die Turbi-
°
nen-Eintrittstemperatur nur durch das Temperaturverhältnis den thermischen Wirkungs-
grad beeinflußt. Die absolute Höhe der Temperaturen wirkt sich nur ganz schwach auf die
Y-Werte aus, ist also von sehr kleinem Einfluß. Bei systematischen Prozeßrechnungen ist
es vorteilhaft, Qv und Qp nach GI. 2.4(18) und (19) durch die polytropen Wirkungsgrade
l7pv, l7pT auszudrücken und die sämtlichen Stutzenverluste nach den Ausführungen unter
76 2 Theorie der Arbeitsprozesse
1.9 und 1.10 als Druckabfälle zu behandeln, also in e einzuschließen. Setzt man dann f]pv'
f]pT und e konstant und variiert Il, so wird der Vergleich realistisch, weil der je nach
Druckverhältnis verschieden große Einfluß der Stutzenverluste und des Rückgewinns
bzw. Erhitzungsverlustes von selbst korrekt in die Rechnung eingeht. Abb. 2.4.4 stellt das
Ergebnis solcher systematischer Prozeßrechnungen dar. Angaben über systematische Pro-
zeßuntersuchungen finden sich im Schrifttum z. B. bei [34] und [35].
I I I I
-
1)pr=0.8 - 1)pr=0.85 t-
~=5.0
,I, .... r j-
r- .f!(.5.0
i,..- -J- r- ~ r·A~ r-- :S~
/ /4,5 .......
1"--,
- ...........
I
r--- {O
I I' . .... ~p P
....... ....1"- pe: ~- ~
/
5.01::= ~ V
4,0 -... I..--r' '2 ~..... V I
~
1// {5 (1023 'Ci
rt I/:: ,... l-iF ~ 1=>::::
- -- -
'j,
~ t- t-- {5 (1023 'C)
/ /, --t-
v p:: ~
200 /, ~ 1- {O (879 'Ci
Ft-->::::,.. ,....
-
'/
I<- t-- {O (879 'C) v.
- 1// ,......
...... I- 3,5 (735 'C) +-+-t---i>--tI""'---+r...-"1
11 ~ f::::..
r- 3.5 (735 'C) t- "=:b .i
t"'- .......,. I
~
~'C( r--- -1"
100
4 8 12 16 20 24 B 12 16 20 24 8 12 16 20 24
Il- Il- Il-
Abb. 2.4.4 Innerer thermischer Wirkungsgrad 1)thi und spezifische Arbeitsausbeute von Gasturbinenpro. a;
zessen. Ausgezogene Kurven ohne Rekuperator, gestrichelte mit Rekuperator bei 1}, = 0,75. Werte Ci; gelten bei
Umgebungstemperatur 288°K = 15°0. Für diese Umgebungstemperatur sind in Klammern die Höchsttem·
peraturen angegeben. Voraussetzungen 1)pT wie angegeben, 'Y)pv = 0,9, e = 0,11 ohne Rekuperator, e = 0,135
mit Rekuperator, <X = 0,01, .5 = 0.
Neben der mit innerer Verbrennung arbeitenden sog. offenen Gasturbine gibt es auch
die auf einen Vorschlag von J. Ackeret und O. Keller zurückgehende geschlossene Gastur-
bine, bei der das Gas - praktisch Luft oder Helium - durch äußere Wärmeübertragung
auf Höchsttemperatur erhitzt und nach Entspannung in der Turbine und Rückkühlung
dem Verdichter wieder zugeführt wird. Daß dabei die einfache Brennkammer durch den
ungleich aufwendigeren Gaserhitzer ersetzt ist, wobei die Wärmeübertragung durch Rohr-
wände hindurch die Höchsttemperatur im Gaskreislauf begrenzt und überdies ein zusätz-
licher Schornsteinverlust in Kauf zu nehmen ist, war von Anfang an der Nachteil des Ver-
fahrens. Dieser entfällt jedoch, sobald an die Stelle des konventionellen Gaserhitzers der
gasgekühlte Hochtemperaturreaktor tritt, der in den Gasturbinenkreislauf integriert wird,
2.4 Berechnung des Gasturbinenprozesses 77
also eigentlich die Stelle der Brennkammer einnimmt. Daher sieht man die Zukunft der
geschlossenen Gasturbine vor allem im Zusammenhang mit der Kernkraftwerkstechnik,
vgl. etwa [27]. Abb. 2.4.5 zeigt das entsprechende Anlageschema, das sich von der einfach-
1111111
sten Schaltung nicht nur durch die Beifügung des Rekuperators, sondern auch der Zwi-
schenkühlung bei der Verdichtung unterscheidet. Abb. 2.4.6 orientiert über die erreich-
baren thermischen Wirkungsgrade, wenn Helium als Arbeitsmedium vorausgesetzt wird. Das
Berechnungsverfahren ist demjenigen der offenen Gasturbine analog. Für den thermischen
0.1,1,
. I V
0.42
----
i V
0.1,0. /'
/' ./"
/'
1)r=0,9D/V V
0.38
/ 0.85 V /'
0.36 / A" V
.,.
ol" / V 0.80. V
/ ,/
V
0.31,
/ /'
/ V:
0.32
/
V V /'j~ ___ I
0.30.
L I
0.28
Wirkungsgrad ist das Druckverhältnis des Prozesses maßgebend, während die absolute
Höhe der Drucke keine Rolle spielt. Typische Werte sind etwa 25 bar für den tiefsten,
75 bar für den höchsten Prozeßdruck.
Bei den gegenwärtig wirtschaftlich optimalen Gasaustrittstemperaturen der Reaktoren
(Größenordnung 700°0) liegt der thermische Wirkungsgrad der Gasturbine wesentlich
unter den mit Dampfanlagen erreichbaren Werten, vgl. Abb. 2.2.5. Das Kühlwasser kann in
den Kühlern allerdings höher erwärmt werden als in konventionellen Kondensations-
anlagen, was die Möglichkeit gibt, die Abwärme durch Trockenkühltürme mit verhältnis-
mäßig kleinem Aufwand an die Luft abzugeben oder sie gegebenenfalls zu Heizzwecken
auszunutzen. Das gleiche läßt sich aber auch mit der Dampfanlage erreichen, wenn man
zur gestuften Kondensation übergeht. Die verschiedenen Austrittsenden der Dampfturbo-
gruppe arbeiten dann auf verschiedene Kondensationsdrucke, wobei das Kühlwasser
nacheinander die Kondensatoren immer höherer Druckstufen durchströmt. Will man die
gleiche Kühlwassererwärmung erreichen wie bei der Gasturbine, so verliert man durch
gestufte Kondensation etwa 6 Punkte am thermischen Wirkungsgrad, d. h. man hat z. B
0,34 bei Dampfdaten, die sonst auf 0,4 führen würden. Das bedeutet aber, daß rein ther-
modynamisch Dampfturbine und Gasturbine bei gleicher Kühlwassererwärmung etwa
gleichwertig sind. - Die Gasturbine kann nur dann überhaupt einen Vorteil bieten, wenn
sie billiger ist, es sei denn, es gelinge, den Reaktor in wirtschaftlicher Weise mit Gasaus-
trittstemperaturen von mindestens etwa 900 °0 zu betreiben.
:7r 2 = ( j
Ji& 2.5(1)
Pl
das gesamte Totaldruckverhältnis der Expansion,
pO
:7r = - 2.5(2)
- 7)~
das laufende Totaldruckverhältnis. Für das Gesetz der Kühlluftbeimischung treffen wir die
Annahme
2.5(3)
2.5 Der Gasturbinenprozeß mit gekühlter Turbine 79
die der gemachten Voraussetzung entspricht, denn zu Beginn ist n = 1, also t-t = t-tl' am
Ende n = n2' also t-t = O. Der in n lineare Ansatz ist nicht nur einfach, sondern auch sinn-
voll, denn da der Druckumsatz in den ersten Schaufelreihen weit größer ist als in den letz-
ten, bedeutet dies, daß in den ersten Schaufelreihen viel, in den letzten wenig Kühlluft ins
Gas übergeleitet wird, wie dies auch der Fall ist.
Der Übertritt der Kühlluft in den Hauptstrom ist praktisch stets mit einer mehr oder
weniger starken Störung der Strömung in der Schaufelung verbunden, also mit zusätzlichen
Verlusten, die in einer ungekühlten Maschine nicht auftreten würden. Ist 'fjp der polytrope
Wirkungsgrad einer Teilentspannung, den die Schaufelung bei der gegebenen Geometrie
ohne die Effekte der Kühllufteinführung hätte, so hat man also zur Berücksichtigung dieser
Verluste mit einem reduzierten polytropen Wirkungsgrad 'fjpr zu rechnen. Für diesen werde
der Ansatz
= dt-t_ = f-l l_
1}p - K __
'fjpr 1}p - Kn d n 2.5(4)
," 1 - n2
gemacht, wo K eine Konstante ist, die für eine gegebene Anordnung empirisch gegeben ist.
Da hier der Faktor von n konstant ist, bedeutet dies, daß am Anfang der Expansion der
Abzug vom Grundwert des Wirkungsgrades groß ist, am Ende der Expansion klein, wie es
den wirklichen Verhältnissen grosso modo entspricht.
Nun werde ein unendlich kleiner Teilabschnitt des Gesamtvorganges betrachtet. Im
Infinitesimalen dürfen wir den Prozeß als eine Aufeinanderfolge von zwei Teilvorgängen
auffassen, nämlich erstens die Beimischung der Kühlluftmenge -dt-t, zweitens die Ände-
rung des Totaldruckes um -dpo. Es sei TO die Totaltemperatur des Gases zu Beginn des
Teilabschnittes, TZ die Totaltemperatur der Kühlluft, und es mögen vereinfachend cp und
R für Luft und Verbrennungsgas gleich vorausgesetzt werden. Ist dann dlTo die Gastem-
peraturänderung durch Luftbeimischung, so lautet die Mischgleichung
woraus
Wenn man nun GI. 2.5(9) durch T~ und durch dn dividiert, schreibt sie sich in der Form
d8 = 1] r X - 1 ~ + _l_d# (8 - 8k ). 2.5(11)
dn P x n 1 - # dn
Hier kann noch # durch den Ausdruck GI. 2.5(3) und 1]pr nach GI. 2.5(4) ersetzt werden.
Dann folgt
dO
dn = A(n) () + B(n) 2.5(12)
mit
A(n) = x -1 [1]p _ K#1 ] + #1 , 2.5(13)
X n 1 - n2 1 - n2 - #1(n - n2)
B(n) = _ #1()k 2.5(14)
1 - n 2 - #1(n - n 2)
Damit ist eine lineare Differentialgleichung erster Ordnung für die Funktion ()(n) gewon-
nen. Sie bestimmt diese Funktion eindeutig, sobald noch die Anfangsbedingung () = 1 in
n = 1 herzugezogen wird. Die allgemeine Läsungsformel für Differentialgleichungen dieser
Art lautet, angewandt auf den vorliegenden Fall
() = e
JA(")d,, [
C + J B(n)e - JA(")d"
dn .
]
2.5(15)
Wenn wir hier die genannte Anfangsbedingung einführen und speziell ()2 = ()(n2) berech-
nen, erhalten wir
()2 =e
- JzA(X)dX[
:Tl
1 -
+J
1 : x A(y)dv
JB(x) e dx .
1 2.5(16)
".
Die Bezeichnungen x und y für laufende n-Werte sind hier eingeführt, um die Durchfüh-
rung der Integrationen klar in Erscheinung treten zu lassen.
Die spezifische Arbeit der Turbine ist
a= cp {[(l - #1) T~ + #ITg] - Tg}. 2.5(17)
Der in eckiger Klammer geschriebene Ausdruck ist aber nichts anderes als die Mischtem-
peratur 'N, die entstünde, wenn man Luft und Verbrennungsgas vor der Turbine mischte.
Der ganze Vorgang ist also energetisch gleichwertig einer polytropen Entspannung eines
Gemisches von der Temperatur T~ auf Tg, für die gilt
2.5(18)
oder mit
2.5(19)
auch
O2 n-l
~-~.~-~=
(1 - #1) + #1()k n2 n ,
einen ideellen polytropen Wirkungsgrad 'fJpi' Er ist jener polytrope Wirkungsgrad, den man
für die Gesamtentspannung einzusetzen hat, um ausgehend von der ideellen Mischtem-
peratur iJir auf die wirkliche Endtemperatur T~ zu gelangen und so den korrekten Arbeits-
umsatz zu erhalten. Gemäß GI. 2.5(20) und (21) hat er den Wert
x log O2 - log (1 - ft1 + ft10k) 2.5(22)
'fJpi = x - 1 log Jl2 '
läßt sich also sogleich berechnen, sobald man aus GI. 2.5(16) 02 bestimmt hat.
Die Ermittlung von 'fJpi auf diesem Wege ist für eine große Anzahl von Fällen durch-
geführt worden. Dabei erwies sich die Differenz zwischen dem Grundwert rJp des Schaufe-
lungswirkungsgrades und 'fJpi als proportional ft1> weshalb sich setzen läßt
'fJpi = 'fJp - E ft1' 2.5(23)
Hierbei muß E offenbar abhängen von allen dimensions losen Parametern des Problems
mit Ausnahme von ft1> also von K, Jl2' 0k' 'fJp und x.
Dabei ist die Abhängigkeit von x im praktischen Bereich belanglos, und auch diejenige
von 'fJp erwies sich als vernachlässigbar klein. Wird die Kühlluft unmittelbar vom Verdich-
teraustritt abgezweigt, so ist 0k gegeben durch die dort anzutreffende Totaltemperatur
und T~, d. h. 0k hängt ab vom Prozeßdruckverhältnis, somit aber auch von Jl2 und von dem
°
unter 2.4 mit bezeichneten Prozeßtemperaturverhältnis. Um die Kühlung wirksamer zu
gestalten, kann aber auch die Kühlluft vor Eintritt in die Turbine noch zusätzlich gekühlt
werden. Diese Kühlung kann gekennzeichnet werden durch eine Größe a, die angibt, wel-
cher Anteil der ursprünglichen Temperaturerhöhung der Verdichtung nach dieser Rück-
kühlung noch übrigbleibt. Es bedeutet also a = 1, daß gar nicht gekühlt wird, während bei
a = 0,3 eine Kühlung vorgenommen wird, nach der noch das 0,3fache der ursprünglichen
Temperaturerhöhung übrigbleibt.
Wir bezeichnen nun, um von der jeweiligen Numerierung der Zustands punkte des Pro-
zesses unabhängig zu sein, das Totaldruckverhältnis der Turbine mit JlT (statt Jla)' Dann
ist 0k abhängig von JlT' vom Prozeßtemperaturverhältnis () und von a. E ist damit abhän-
gig von den gleichen Parametern und von K. Abb. 2.5.1 stellt diesen Zusammenhang dar.
Genau gilt das Diagramm für 'fJp = 0,89, doch ist E von 'fJp so wenig abhängig, daß die Un-
terschiede im praktisch wichtigen Bereich zeichnerisch kaum unterscheidbar sind.
Zur Verwendung dieses Diagrammes ist es im Einzelfalle nötig, K zu kennen. Diese
Größe kann man sich folgendermaßen beschaffen. Die Verminderung LI'fJ des Stufenwir-
kungsgrades durch die Kühlung ist gemäß dem Ansatz 2.5(4)
2.5(24)
wo LlJl die relative Totaldruckabsenkung in der Stufe ist und LIft die innerhalb der St,ufe
dem Hauptstrom beigemischte Kühlluftmenge kennzeichnet. Nach K aufgelöst, ergibt
sich also
2.5(25)
Diese Größe wird im allgemeinen von Stufe zu Stufe etwas variieren, doch erhält man einen
für die Rechnung verwendbaren Mittelwert, wenn man setzt
K ~ LI'fJ 1:.. L LlJl, 2.5(26)
LIft Z Jl
wobei Z die Stufenzahl ist und die Summation über alle Stufen erstreckt wird. Die Summe
können wir aber hinreichend genau ersetzen durch
J Jl = In (~) .
1
L LI Jl ~ dJl 2.5(27)
Jl JlT
"T
B2 2 Theorie der Arbeitsprozesse
Schließlich läßt sich noch eine Aussage machen über L11)JLlp,. Verursacht die Einführung von
Kühlluft in die betrachtete Stufe eine Störung der Strömung, die S% Verminderung des
Stufenwirkungsgrades auf 1% Kühlluftzufuhr bewirkt, so ist dieses S zunächst gerade der
a=7 a =7 a=l a =1
{} = 1,,0 {) = 1,,5 {} = 5,0 {) = 5,5
1879'C) 17D23'C) !7767'C) 11317 'C)
7,D
f-K=j V
I
r--- r---
0,8 I - - ;-
I I.~
:/
r 0,6
J /
..... /
DA
/ o.y
V
V
0,2
/
r-
K=2
V
/ wV
~
y
-7
Vi
V
L?- V
./
Wert von L11)JLlp,. Allerdings kann an dieser Stelle gerade noch eine Vervollkommnung
der Theorie eingeführt werden. Der Theorie liegt die Vorstellung zugrunde, jedes Kühlluft-
teilchen nehme von dem Punkt an teil an der Arbeitsleistung, wo es in den Gasstrom über-
tritt. In Wirklichkeit leistet aber die Kühlluft in der Stufe, in der sie dem Gasstrom bei-
gemischt wird, noch keine Arbeit, sondern erst in der nächsten. Diesen Fehler kann man
so ausgleichen, daß man zwar bei der vereinfachenden Vorstellung der Theorie bleibt, den
Arbeitsausfall aber berücksichtigt, indem man pro 1% Kühlluftzufuhr in der Stufe ihren
Wirkungsgrad um weitere 0,5% vermindert. Insgesamt hat man also zu setzen
L11)
Llp, = S + 0,5. 2.5(28)
2.5 Der Gasturbinenprozeß mit gekühlter Turbine 83
So erhält man schließlich
K = 2,303 log (~) (8 + 0,5). 2.5(2\J)
Z 'J7:T
Der Wert von 8 hängt von der baulichen Anordnung ab, ist aus der Erfahrung zu erschlie-
ßen und hat die Größenordnung 0,5-1.
Nach GI. 2.5(29) könnte man annehmen, die Kühlung sei um so verlustärmer, je höher
die StufenzahL Es ist aber zu beachten, daß unter gegebenen Bedingungen um so mehr
Kühlluft benötigt wird, je mehr Stufen die Schaufelung aufweist. In GI. 2.5(23) wird also K
mit wachsendem z kleiner, fl-l aber etwa proportional z größer, welcher Effekt überwiegt.
Bei der Entwicklung dieser Theorie ist von der Voraussetzung gleicher spezifischer
Wärmekapazitäten für Luft und Verbrennungsgas ausgegangen worden. Wenn man sie aber
nur benutzt, um aus GI. 2.5(23) 'YJpi zu berechnen, mitE aus Abb. 2.5.1 undK aus GI. 2.5(27),
so ist dies belanglos, denn der Unterschied zwischen 'YJp und 'YJpi hängt von dieser Feinheit
praktisch nicht ab. - So ergibt sich schließlich das folgende einfache Verfahren zur Berech-
nung des Gasturbinenprozesses mit gekühlter Turbine. Man berechnet die Mischtempera-
tur, die sich am Eintritt in die Turbine einstellen würde, wenn man die ganze Kühlluft dem
Gasstrom sogleich beimischte. Alsdann bestimmt man nach den Unterlagen dieses Abschnit-
tes 'YJpi' Mit diesem mittleren polytropen Wirkungsgrad der Entspannung läßt sich der Pro-
DA
,/
~ 50(1167°(.)..=
;:;::-;-r
./
/' V ..... 1 I
Q3 ~ '" ....-
V/ .// '
- 1,,5 (1D23°C) - I--
hrL' v ~ = 1,,01879°C)
f!j /'
!J. '/
j'--...
r--... ,
Q2 II!J
1,00
kJ/kg
~= d5 0111" Cl)
~ r-
1/
/
-r-
300
5,0f1167°C)
t / / r-
fll
1/ /
/
--
~
Abb.2.5.2 Innerer thermischer Wirkungs- t:
..-~ 4,5 (I023°C)
grad I1thi und innere spezifische Arbeitsaus- 200 11
1<:'1
.....
beute äi einer Gasturbine mit gekühlter Tur-
bine (iii bei Umgebungstemperatur 288°K).
/ r- r--... ......
V
-
Voraussetzungen: I1pv = 0,9, I1pT = 0,89,
1,,0(879°C)
e = 0,11, a = 0,3, K = 1,0, 1-11 = 0,1, '" = 0,01, ..... -I--
f5 = 0. In Klammern angegebene Temperatu- ...... ...........
ren sind Höchsttemperaturen bei Umgebungs- V ........
temperatur 288°K = 15°C. f"""-. r--....
IOD
I, 8 12 16 20 21,
Il-
84 2 Theorie der Arbeitsprozesse
zeß berechnen, wie unter 2.4 angegeben. Will man das Entropiediagramm benutzen, so ist
mit 'YJsi = 'YJpi(l + /cf') der ideelle isentrope Gesamtwirkungsgrad gegeben.
Abb. 2.5.2 gibt Ergebnisse von Prozeßrechnungen wieder, die nach dieser Theorie
durchgeführt wurden. Es zeigt sich, daß der Kühlluftverbrauch den thermischen Wirkungs-
grad sehr empfindlich beeinflußt. Die rasche Steigerung der Prozeßtemperatur mit gleich-
zeitiger stärkerer Ausgestaltung der Kühlung war ja auch mehr durch das Streben nach
hoher Leistung bedingt, während der Wirkungsgrad erst in zweiter Linie kam.
900
'e 1\ 4,0
800 \
\.
700 \ i'.
\. ~
600 \ r--... r-....
~~(lJ("C)-:
'\. "- .........
500 I\. I'....
~~v';2
......... ~
"- f'..
'"
i'- ...Jl..Sf1021
400 ..............
14~p..;
300
200
'<....
- r-
2.0
100
4 8 12 16 20 24
Il-
Abb. 2.5.3 Totaltemperatur T~ ain Ende der Expansion bei Gasturbinenprozeß nach Abb. 2.5.2. Linker Maß·
stab gilt für Tu = 288°K; auf diese Umgebungstemperatur beziehen sich auch die in Klammer angegebenen
Höchsttemperaturen. Voraussetzungen wie bei Abb. 2.5.2.
Neben der Luftkühlung ist im Gasturbinenbau von Anfang an auch der Gedanke der
Fremdkühlung verfolgt worden. Bei dieser werden die Teile der Turbine durch ein fremdes
Medium - meist Wasser oder Wasserdampf - gekühlt, wobei dieses Kühlmittel in einem
besonderen Kreislauf umströmt, also dem Gasstrom nicht beigemischt wird. Diese Weise
der Kühlung ist über das Stadium der Vorversuche nicht hinausgekommen und begegnet
gegenwärtig keinem besonderen Interesse. Die theoretischen Grundlagen mögen aber kurz
umrissen werden, weil Sonderentwicklungen doch auf diesen Typus der Kühlung führen
könnten.
Die mit einer Änderung dpo des Totaldruckes verbundene Arbeitsabgabe ist
dpo
dä = - 'YJpvo dpo = - 'YJpRTo - 0 . 2.5(30)
P
Beim gleichen Elementarvorgang wird nun nach außen - d. h. an das Kühlmittel - eine
Wärmemenge dq übertragen, für die der Ansatz
dpO
dq = -C(TO - T,) RTo- 2.5(31)
pO
gemacht werde. Hier ist T, die mittlere Oberflächentemperatur der Schaufelung an der
betrachteten Stelle (für diese Untersuchung hinreichend genau eine Konstante). C kenn-
2.6 Kombinierte Prozesse 85
zeichnet die Intensität des Wärmeüberganges. Da nun
dä + dq = cp dTo , 2.5(32)
ist auch
p~) (1 )
In ( pO = In --;; = po
r"
T'I.
,,- 1 TO [1Jp +dTO
C(TO - Tt )] ,
woraus
2.5(33)
Der Ausdruck rechts ist eine berechenbare Funktion von TO, womit diese Gleichung den
Zusammenhang zwischen n und TO vermittelt. Insbesondere liefert sie die Totaltemperatur
T~ am Ende der Entspannung, die dem Totaldruckverhältnis na entspricht. Mit
a- --
dn
1Jp R J1 To - , 2.5(34)
". n
was aus GI. 2.5(30) hervorgeht und
2.5(35)
ist damit die je Masseneinheit Gas geleistete Arbeit und die als Kühlmittel übertragene
Wärme bekannt, d.h. man hat alle Unterlagen für die Berechnung eines thermodynami-
schen Gesamtprozesses. C hat die Größenordnung (5 -:- 10) . 10-4 K-1.
Da bei den ganzen Überlegungen dieses Abschnittes auf die Vorgänge in der einzelnen
Turbinenstufe nicht eingetreten wird, sind solche Werte wie 1Jp oder C stets als über eine
ganze Stufe gemittelte Werte aufzufassen.
Von kombinierten Prozessen möge dann gesprochen werden, wenn zwei oder mehrere
Arbeitsmedien arbeitleistenden Teilprozessen unterworfen werden, die zu einem Gesamt-
prozeß zusammengefügt sind. Solche sind im Verlaufe der Entwicklung der Wärmekraft-
maschinen in überaus großer Zahl vorgeschlagen worden. Die nachfolgende Übersicht ist
daher sehr unvollständig, kennzeichnet aber immerhin die wichtigsten Typen, die heute von
der Fachwelt in Erwägung gezogen werden. Vor allem sind zwei Gruppen zu unterscheiden,
nämlich Zwei8tojjdampjanlagen, bei denen zwei mit verschiedenen Medien arbeitende
Dampfprozesse kombiniert werden und Dampj-Ga8turbinenproze88e, die in einer Kombina-
tion des Gasturbinenprozesses mit dem Dampfprozeß bestehen. Man strebt mit solchen
Kombinationen entweder die Verminderung der Anlagekosten bei gegebener Leistung oder
die Erhöhung des thermischen Wirkungsgrades oder gar im Idealfall beides zugleich an.
86 2 Theorie der Arbeitsprozesse
Abb. 2.6.1 stellt die grundsätzliche Schaltung einer Zweistoffdampfanlage dar. Es sind
zwei vollständige Dampfkreisläufe vorhanden. Der Dampferzeuger der Oberstufe kmm
stets fossil oder nuklear beheizt sein; ihr Kondensator ist zugleich der Dt.mpferzeuger der
Unterstufe, die ihrerseits ihre Abwärme über einen Kondensator an die Umgebung abgibt.
Im allgemeinen besitzen beide Kreisläufe Regenerativvorwärmung des kondensierten
Mediums vor Wiedereinspeisung in den Dampferzeuger. Die entsprechenden Vorwärmer-
systerne sind hier vereinfacht durch je ein Rechteck symbolisiert, wie in allen nachfolgen-
den Abbildungen bis auf Abb. 2.6.6. Ob und wie in bei den Kreisläufen eine Überhitzung
erfolgt, ist im Schema, Abb. 2.6.1 offengelassen, denn dies hängt vom Typus der Anlage
und den verwendeten Arbeitsmedien a,b. Zum Beispiel km1l1 der Überhitzer der Unterstufe
mit der Vorwärmeranlage der Oberstufe derart kombiniert sein, daß die Überhitzungs-
wärme durch a,ngezapfte Teilmengen der Oberstufe geliefert wird.
Der Vorschlag von Emmet [36], für die Oberstufe Quecksilber, für die Unterstufe Wasser
zu verwenden, hatte das Ziel einer Steigerung des thermischen Wirkungsgrades, was ther-
modynamisch richtig ist, da Quecksilber bei Temperaturen von 500°0 und mehr ver-
dampf werden kann. Trotz erfolgreicher Realisationen hat sich dieser Vorschlag nicht
durchgesetzt, weil der reine vVasserdampfprozeß derart verbessert werden konnte, daß der
Vorsprung der Quecksilberdampfanlage zu klein wurde und übrigens die Weltvorräte an
Quecksilber eine Einführung in großem Maßstab nicht zugelassen hätten.
Ein anderer Gedanke, auf den insbesondere Heller [28] hingewiesen hat, besteht darin,
in der Oberstufe Wasser zu verwenden, in der Unterstufe Ammoniak (NH 3 ) oder Freon 12
(0012F2)' Der Vorteil solcher Anlagen würde vor allem darin bestehen, daß die bei der rei-
nen Wasserdampfanlage unvermeidlichen riesigen Volumenströme am kalten Ende der
Turbine vermieden werden. Man könnte a,lso die extrem großen Abmessungen der heutigen
ND-Dampfturbinen umgehen, was eine Verbilligung bedeutet. Da die Temperaturbedin-
gungen der Wärmezufuhr zum Prozeß und des vVärmeentzuges gleich sind wie beim kon-
ventionellen "\Vasserdampfprozeß, für die Wärmeübertragung von der Oberstufe zur Unter-
stufe aber ein Temperatursprung benötigt wird, ist der Prozeß thermodynamisch sogar
grundsätzlich unterlegen. Allerdings besteht Aussicht, in der Unterstufe einen höheren
Turbinenwirkungsgrad zu erreichen als er in den ND-Naßdampfturbinen erreicht wird.
Günstigenfalls liegt man also etwa gleich wie die konventionelle Dampfanlage, es sei denn,
man könne in Ländern mit tiefen Umgebungstemperaturendie Abwärme direkt an die Luft
übertragen und so die Kondensationstemperatur unter 0°0 absenken, was bei Wasser-
dampfunmöglich ist. Der preisliche Vorteil wird dadurch geschmälert, daß für die Wärme-
übertragung von der Oberstufe zur Unterstufe sehr viel Oberfläche benötigt wird.
Abb. 2.6.2 zeigt eine Kombination von Gasturbine und Dampfanlage. Der Gasturbinen-
prozeß ist dabei völlig normal. Das Abgas wird aber in einem Abwärmekessel weiter abge-
kühlt; der dort erzeugte Dampf leistet in einer Dampfturbine zusätzliche Arbeit. Der Schwe-
felgehalt des Brennstoffes begrenzt mit Rücksicht auf Korrosionsprobleme die Temperatur
mit der das Abgas den Kessel verläßt nach unten auf Werte zwischen 120°0 und 200°0,
weshalb stets nur ein Teil der Abwärme auf den Dampfprozeß übertragbar ist. Dieser
ist in seinen Prozeßdaten begrenzt durch den verhältnismäßig tiefen Temperaturbereich,
bei dem ihm die Wärme dargeboten wird, d. h. er ist ein Niederdruckprozeß. Da man im
übrigen verhältnismäßig kaltes Speisewasser zur Verfügung haben muß zur Abkühlung des
2.6 Kombinierte Prozesse 87
Abgases (in der konventionellen Dampfanlage erfolgt diese letzte Abkühlung im Luftvor-
wärmer), muß man entweder die Vorwärmtemperatur des Speisewassers tief halten oder
man darf nur einen Teilstrom des Wassers vorwärmen. Die letztgenannte Variante ist
in Abb. 2.6.2 dargestellt; der ohne Vorwärmung arbeitende Teilstrom ist dabei gestrichelt
eingetragen.
Dieser kombinierte Prozeß erweist sich als sehr zweckmäßig und wird mit Erfolg aus-
geführt, vgl. etwa [30]. Je nach Höchsttemperatur des Gasturbinenprozesses und Abgastem-
peratur liegen die thermischen Wirkungsgrade solcher Prozesse etwa zwischen 0,3 und 0,4.
Wo nicht aus irgendwelchen Gründen das Beifügen eines Dampfprozesses ausgeschlossen
werden muß, ist dieser Weg wirtschaftlicher als der Versuch, den Gasturbinenprozeß selbst
durch Komplikationen zu verbessern, der die Anfänge der Gasturbinenentwicklung kenn-
zeichnete.
Da die Verdampfung bei konstanter Temperatur erfolgt, hat der Prozeß den Nachteil,
daß die Wärmeübertragung stets zum Teil mit sehr großem Temperatursprung vorgenom-
men werden muß. Dies läßt sich vermeiden, indem man den Abwärmeprozeß mit einem
anderen Arbeitsmittel - zweckmäßig Freon 12 - betreibt und überkritisch führt, vgl.
Schlachter [29], Angelino [37]. Zugleich gewinnt man damit den Vorteil, daß die Dampf-
turbine außergewöhnlich kleine Abmessungen erhält. Nachteilig ist die größere Pumpen-
leistung und die wesentlich größere Wärmeübertragungsfläche des Freonkondensators.
Ein anderes Verfahren, das thermodynamisch das gleiche Ziel anstrebt, besteht darin,
den Abwärme-Dampfprozeß als Zweidruckprozeß zu führen, wie in Abb. 2.6.3 dargestellt.
Dabei wird das Wasser im Dampferzeuger in zwei Ströme aufgeteilt, in denen es mit ver-
schieden hohen Drucken verdampft wird. Das abzukühlende Gas durchstreicht dabei zu-
erst das HD-Dampferzeugerbündel. Die so erreichbare Verminderung des mittleren Tem-
88 2 Theorie der Arbeitsprozesse
eine zusätzliche Verbrennung statt, im Extremfall bis zur fast restlosen Ausnutzung des
Sauerstoffgehaltes. Die damit entstehende hohe Gastemperatur erlaubt die \Värmeüber-
tragung an einen konventionellen Hochdruckdampfprozeß, gegebenenfalls selbst mit Zwi-
schenüberhitzung. Dieser gibt dann den weitaus größten Teil der Anlageleistung ab, wäh-
rend die Gasturbine nur beigefügt ist, um eine gewisse zusätzliche Verbesserung des ther-
mischen Wirkungsgrades über den der Dampfanlage hinaus zu ermöglichen_ Diese beträgt
etwa 2 -7% des Grundwertes, den die Dampfkraftanlage von sich aus erreicht, vgl. die
zusammenfassende Darstellung bei Gasparovic [34]. Ist die Dampfanlage selbst schon sehr
hochgezüchtet, so kann diese Verbesserung nicht mehr sehr groß sein, wie sich nach den
grundsätzlichen Ausführungen unter 1.2 leicht verstehen läßt. Es ist zu beachten, daß
bei einem Dampfprozeß, der mit einem Gasturbinenprozeß kombiniert wird, die Regenera-
tivvorwärmung des Speisewassers nicht so vollständig sein kann wie sonst üblich.
Die Schaltung nach Abb. 2.6.5 zeichnet sich dadurch aus, daß die Brennkammer der
Gasturbine ein aufgeladener Dampferzeuger ist. Es wird also mit verhältnismäßig kleinem
Luftüberschuß verbrannt und die Gastemperatur durch Wärmeabgabe an den Dampfpro-
2.6 Kombinierte Prozesse 89
zeß auf die gewünschte Eintrittstemperatur der Turbine herabgesetzt. Der Abgasstrom
kann noch zur nicht regenerativ erfolgenden Vorwärmung des Speisewassers herangezo-
gen werden. Im Beispiel ist wieder angenommen, daß ein Teilstrom des Speisewassers
(gestrichelte Eintragung) die l~egenerativvorwärmeanlage umgehe, damit die Abgase ge-
nügend abgekühlt werden können. Das Ziel dieser Anordnung besteht darin, Abmessungen
und Preis des Dampferzeugers zu vermindern, da man infolge der Aufladung mit einem
Bruchteil der Wärmeübertragungsfläche auskommt. - über die thermodynamische
Auslegung solcher Anlagen, wie durch Abb. 2.6.4 und 5 dargestellt, vgl. auch
Ecabert [31].
Abb. 2.6.6 stellt das Schema einer Kraftanlage dar, bei welcher der Brennstoff vergast
und die Gasgeneratoranlage in den Prozeß der Gasturbine einbezogen wird. Der für die
Vergasung benötigte Teilstrom der verdichteten Luft gelangt also in den Gasgenerator,
wo auch der Brennstoff - bevorzugt Kohle - und aus der Dampfturbine angezapfter
\Vasserdampf zugesetzt wird. Das erzeugte Gas gelangt in den Gasreiniger, der in einfach-
ster Form als Wascher ausgebildet ist und hierauf in die Brennkammer, um dort mit der
restlichen, direkt vom Verdichter kommenden Luft verbrannt zu werden. Das entstehende
Verbrennungsgas wird durch Wärmeabgabe an den Dampfprozeß so weit abgekühlt, daß
es der Gasturbine zugeführt werden kann. Das Abgas verläßt die Anlage nach Wärmeab-
gabe an das Speisewasser. Der für den Vergasungsprozeß benötigte Wasserdampf wird
einer Zwischenstufe der Turbine entnommen. Selbstverständlich muß die entsprechende
Menge aufbereiteten Wassers ständig nachgespiesen werden. über eine Anlage dieser Art,
die in gewissen Einzelheiten vom Schema Abb. 2.6.6 etwas abweicht, berichten Bund,
Henney u. Krieb [32].
Solche Anlagen lassen eine recht große Freiheit in der Brennstoffwahl und bieten die
Möglichkeit, verhältnismäßig sauberes Verbrennungsgas zu erhalten, weil viele Fremdstoffe
im Gasgenerator und im Gasreiniger ausgeschieden werden können. Außerdem ist ihr
Preis günstig, da die Gasgeneratoranlage und der Dampferzeuger aufgeladen sind. Ihr
thermischer Wirkungsgrad hat die gleiche Größenordnung wie bei konventionellen Dampf-
kraftanlagen. In dem in [32] beschriebenen Beispiel ist er 0,369. Ihrer Wirtschaftlichkeit
und ihrer günstigen Abgaseigenschaften wegen dürften Kombinationen dieser Art eine er-
höhte Bedeutung gewinnen. Vgl. darüber auch Steiner [38].
90 2 Theorie der Arbeitsprozesse
_______ ~- __ - _ _ _ -1
kondensiert wird. Die ganze Abwärme dieser Oberstufe wird an einen konventionellen
Hochdruck-Wasserdampfprozeß übertragen, der etwa mit 275 bar Höchstdruck, 570 0 e
Höchsttemperatur und doppelter Zwischenüberhitzung arbeitet. Von der üblichen Schal-
tung unterscheidet er sich nur dadurch, daß die Speisewasservorwärmung auf 290 oe nur
zum Teil durch Anzapfung geschieht, während ein Teilstrom durch die Abgase der Gas-
turbine vorgewärmt wird. Diese arbeitet mit einem Druckverhältnis von mindestens etwa
9 und einer Höchsttemperatur von 930 -1100 oe. Die zu erwartenden thermischen Wir-
kungsgrade sind etwa die folgenden:
Verdampfungsternp. Kalium oe 850 900 950 1000
Thermischer Wirkungsgrad 0,527 0,540 0,552 0,560
Es leuchtet ohne weiteres ein, daß ein solcher Prozeß eine wirklich drastische thermo-
dynamische Verbesserung über den gegenwärtigen Stand hinaus ermöglicht. Man beachte
insbesondere, in welch hohem Maße die thermische Belastung der Umwelt auf diesem
Wege vermindert werden kann. Verglichen mit einem sehr günstigen heutigen Kraftwerk,
das auf einen thermischen Wirkungsgrad von 42% kommt, würde ein Kraftwerk mit 56%
thermischem Wirkungsgrad nur noch das 0,57fache an Abwärme an die Umwelt abgeben. -
Die Nachteile des Vorschlages sind natürlich ebenso offensichtlich. Man muß bei Tempera-
turen von 850 -1 000 oe Wärme durch Wandungen hindurch übertragen, die außerdem
noch der Korrosion standzuhalten haben. Auch die Kalium-Dampfturbine muß ohne Küh-
lung diesen Temperaturen standhalten. Alles das führt auf sehr teure und schwierige Kon-
struktionen. Trotzdem wird erwartet, daß die Anlagekosten pro k W nicht höher sein wer-
den als beim konventionellen Dampfkraftwerk.
Die Wahl von Typ und Schaltung einer Wärmekraftanlage ist offtmsichtlich stark ab-
hängig vom verfügbaren Brennstoff. Die Rücksicht auf die Luftreinhaltung wird in Zukunft
dazu führen, dort wo nicht apriori sauberer Brennstoff zur Verfügung steht, durch geeig-
Literatur zu Kap. 2 91
nete Brennstoffaufbereitung, z. B. Vergasung, dafür zu sorgen, daß saubere Verbrennungs-
gase entstehen. Das kommt der Anwendung der Gasturbine und ihrer Kombination mit der
Dampfkraftanlage entgegen, da der Gasturbinenprozeß vorteilhaft mit hoher Maximal-
temperatur betrieben wird, dann aber auf ein sauberes Verbrennungsgas angewiesen ist.
Wie weit die Nuklearkraftanlagen der Entwicklung zu extrem hohen Temperaturen werden
folgen können, ist heute wohl noch nicht zu übersehen.
Literatur zu Kap. 2
1. Knizia, K .. Die Thermodynamik des Dampfprozesses. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 1966.
2. Salisbury, J. K.: Steam Turbines and their Cycles. New York, London 1950.
3. Schäff, K.: Die vollkommene und stufenförmige Spsisewasservorwärmung, Arch. f. Wärmewirtsch. u.
Dampfkesselw. 19,:[0, Nr. 5 u. 8.
4. Knizia, K.: Ergebnisse zur Thermodynamik des Dampfkraftprozesses mit einfacher Zwischenüberhitzung
und Regenerativ-Vorwärmung, Elektrizitätswirtseh. 61 (1962) Nr. 15 u. 16 (VWEW Sonderdruck).
5. Knizia, K.: Ergebnisse zur Thermodynamik des Dampfkraftprozesses mit zweifacher Zwischenüberhitzung
und Regenerativ-Vorwärmung, Elektrizitätswirtsch. 63 (1964) Nr. 5, S. 155.
6. Weir, C. D.: An Analytical Study of the Regenerative Multiple-Reheat Steam Turbine Cycle. Mechanical
Engineering Science, Monograph Nr. 5. Inst. of Me~hanical Engineers, London 1967.
7. Gietzelt, M.: Beitrag zur Optimierung der regenerativen Speisewasservorwärmung in Schiffsdampfantriebs-
Anlagen mittels einer exergetischcn Betrachtung. Diss. TH Hannover 1968.
8. Sherry, A. (Hrsg.): Modern Power Station Practioe. Vol. 3,2. Aufl. Oxford, New York, Toronto, Sydney,
Braunschweig: Pergamon 1971.
9. Chambadal, P.: Contribution a I'etude de cycles thermiques. Cha!. Ind. 40 (1959) 369.
10. Mühlhäuser, H.: Moderne Speisepumpenturbinen. BBC·Mitt. 58 (1971) 436~451.
11. Schmidt, E.: Properties of Water and Steam in SI-Units. Berlin, Heidelberg, New York: Springer; München:
Oldenbourg 1969.
12. Felix, W. R.; Hummel, P.: Kondensationsturbinen großer Leistung. BBC-Mitt. 40 (1953) 433.
13. Hegetschweiler, H.; Bart/ett, R. L.: Predicting Performance of Large Steam Turbine·Generator Units for.
Central Stations. ASME-paper Nr. 56-SA·52, 1956.
14. Jaumotte, A. L.: Les oycles thermiques et leur rendement. Rev. d'Electricitt\ 4 (1963) Nr. 2.
15. Illies, K.: Beitrag zur Frage Dampf- oder Motorantrieb für Handelsschiffe. Jahrb. Schiffbautech. Ges. 57
(1963) 449~468.
16. ele Jong, E.: Wirtschaftliche Schiffsdampfturbine, spezifischer Brennstoffverhrauch unter 180 gjPSh.
Betriebs-Ökonom 1 (1966) 9~ 11.
17. Ojala, A.: The Effect of Exhaust Pressure on the Economy of Condensing Turbines at Low Cooling Water
Temperature. Acta Polytech. Scand., Mech. Eng. Ser. Nr. 40, 1968.
18. Waage, J. U. et al.: 2300 MW-Kernkraftwerk mit gasgekühlten Hochtemperaturreaktoren. BWK 24 (1972)
363~368.
19. Schröder, K.: Wege zum verlustärmsten Wärmekraftwerk. BWK 16 (1964) 430~437.
20. Stodola, A.: Dampf- und Gasturbinen. 6. Aufl. Berlin: Springer 1924.
21. Eichelberg, G.: Investigations on Internal Combustion Engine Problems. Engineering 1939, S. 463.
22. Pflaum, W.: Mollier-Diagramme für Verbrennungsgase. Berlin: VDI-Verlag 1960.
23. Lutz, 0.; Wolf, F.: IS·Tafel für Luft und Verbrennungsgase. 2. Aufl. Berlin, Göttingen, Heidelberg: Springer
1960.
24. Amorosi, A.: Gas Turbine Gas Charts. Research Memorandum 6~44, Navy Dept., Washington.
25. Kruschik, J.: Luft- und Gastafeln zur Berechnung von Gasturbinen und Verdichtern. Wien: Springer 1953.
26. Sawyer, J. W. (Hrsg.): Sawyer's Gas Turbine Engineering Handbook, Stamford 1972.
27. Bammert, K.; Twardziok, W.: Kernkraftwerke mit Heliumturbinen für große Leistungen. Atomenergie 12
(1967) 305~326.
28. Heller, L.: New Power Station System for Unit Capacities in the 1000 MW Order. Acta Tech. Hung. 50
(1965) 93~124.
29. Schlachter, W.: Untersuchung über Gasturbinen mit Abwärmeverwertung durch einen überkritischen Kalt-
dampfprozeß. Mitt. Inst. thermo Turbomasch. ETH Nr. 17, Zürich 1971.
30. Zünd, L.: Das kombinierte Gas-Dampfturbinenkraftwerk der Electricitt\ Neuchäteloise SA. Tech. Rundseh.
Sulzer 49 (1967), Nr. 4.
31. Ecabert, R.: Methode zur Berechnung des Wirkungsunterschiedes zwischen zwei ähnlichen Dampfkraft-
anlagen; Anwendung auf die Untersuchung kombinierter Gas-Dampfanlagen. Diss. ETH Zürich 1967.
32. Bund, K.; Henney, K. A.; Krieb, K. H.: Kombiniertes GasjDampf-Turbinenkraftwerk mit Steinkohlen-
Druckvergasungsanlage im Kraftwerk Kellermann in Lünen. BWK 23 (1971) 258 ~ 262.
92 2 Theorie der Arbeitsprozesse
33. Fraas, A. P.: A Potassium·Steam Binary Vapor Cycle for Better Fuel Economy and Reduced Thermal
Pollution. Trans. ASME, J. Eng. Power 95 (19113), Ser. A, Nr. 1, S. 53-63.
34. Gasparovic, N. (Hrsg.): Gasturbinen, Probleme und Anwendungen. Düsseldorf: VDI-Verlag 1967.
35. Kru8chik, J.: Die Gasturbine. 2. Aufl. Wien: Springer 1960.
36. Emmet, W. L. R.: The Emmet Mercury Vapor Process. Trans. ASME 46 (1925) 253-285.
37. Angelino, G.; Maroni, V.: Perspective for Waste Heat Recovery by Means of Organic Fluid CycJes. Trans.
ASME, J. Eng. Power 95 (1973), Sero A, Nr. 2, S. 75-83.
38. Steiner, A.: Hilfsmittel, Ansätze und Beispiele zur Berechnung von Gas- und kombinierten Gas/Dampf-
turbinenanlagen mit integrierten Gaserzeugern. Diss. ETH, Zürich 197G.
3 Strömungstheoretische Grundlagen
3.1 Grundgleichungen
Die Grundgleichungen, die das Verhalten eines strömenden Fluids beschreiben, for-
mulieren die Gesetze, die den Vorgang bestimmen. In einem cartesischen Koordinaten-
system Xl> X 2, xa' Abb. 3.1.1, lautet die Kontinuitätsgleichung allgemein
oe + 1: O(eCi) = 0, i = 1, 2, 3. 3.1(1)
ot i OXi
Xz
Das Bewegungsgesetz ist für die drei Koordinatenrichtungen zu formulieren und hat für
jede Richtung i die Form
oC; + 1: Cj OCi = F; - ..!. op +..!. 1: OTij, j = 1 ... 3. 3.1(2)
ot j OXj e OXi e; OXj
Hier ist F i die i-Komponente einer allfälligen Feldkraft (auf die Masseneinheit bezogen).
Weiter ist Tij im betrachteten Punkt des Strömungsfeldes die in die Richtung i weisende Schub-
spannung auf ein Flächenelement, dessen Flächennormale in die Richtungj weist. Die Schub-
spannungen kennzeichnen die Reibung.
Dem ist die Hauptgleichung der Thermodynamik
dp
Tds=dh-- 3.1(3)
e
beizufügen. Zusammen mit der Definition der Entropie spricht sie den ersten Hauptsatz
aus, und mit der zusätzlichen Aussage, daß ds vollständiges Differential ist, hat man auch
den zweiten Hauptsatz eingeführt. Die thermische und die kalorische Zustandsgleichung
e = e(p, T), 3.1(4)
h = h(p, T) 3.1(5)
beschreiben das thermodynamische Verhalten des Fluids und ihre gegenseitige Abstim-
mung (Gleichung von Clausius) impliziert wiederum den zweiten Hauptsatz.
Das damit gegebene System von Grundgleichungen ist insofern noch nicht vollstän-
dig, als noch eine Information benötigt wird über die Verteilung der Schubspannungen im
Strömungsraum und über die Entropieänderung, die das einzelne Fluidteilchen erfährt.
Letztere ist selbst wiederum Funktion der Schubspannungsverteilung, da diese mit dem
wo 1) die Zähigkeit ist und Gij = 1 für i = j, bzw. Gij = 0 für i =l= j. Im turbulenten Bereich
sind alle in den Gleichungen stehenden Strömungsgrößen aufzufassen als statistische Mittel-
werte, denen sich noch Fluktuationen überlagern, die durch einen Akzent gekennzeichnet
seien, z.B. c~. Im vollturbulenten Bereich ist dann die Schubspannung "Cij gegeben durch
oe dt
[ e Bt + e oa
oe da] = P da _
a
~ 8p da
e oa
+ P a. da =
1 Bp BP] + -1 Bp
= da, - [ - -da
e Ba
+ -e1 -dt
Bt e
-;::-dt
öt
+ das. 3.2(2)
Hier ist da, die spezifische Arbeit der Feldkräfte, das = Fa. da die spezifische Arbeit der
Resultierenden der Schubspannungen, die sog. Schlepparbeit. Die beiden in eckiger Klam-
mer geschriebenen Ausdrücke sind offensichtlich die Differentiale d(d'f2) und dpfe, so daß
die Gleichung auch in der Form
C2 ) dp 1 op
d ( - =daf---t---dt+da 3.2(3)
2 e e ot 8
dp = dh _ dq - dad' 3.2(5)
e
3.2 Integralbeziehungen und Folgerungen aus den Grundgleichungen 95
womit GI. 3.2(3) in die Form
d (h
C2)
+ "2 = e18p8t dt + da, + da. + daa + dq 3.2(6)
übergeht.
Damit ist eine sehr allgemeine differentielle Energierelation gewonnen, die im stationä-
ren Falle auch sogleich in Integralform gebracht werden kann. Zeichnet man in diesem Falle
längs einer raumfesten Bahnkurve, Stromlinie genannt, einen Punkt durch Index 0 aus,
so liefert die Integration von 3.2(6) längs dieser Kurve vom Punkt 0 bis zu einem beliebigen
Laufpunkt
c2 c~
h + 2" = ho + 2" + a, + q + a. + aa, 3.2(7)
"I
I
-
I
I
I
I
Abb. 3.2.1 Kanalartiger Strömungs· , , ,, 'k
raum, Kontrollflächen. , I ,
~-}.
In der Regel ist es nun hinreichend genau, die Summe aB + aa für den einzelnen Strom-
faden Null zu setzen, also GI. 3.2(7) zu ersetzen durch
c2 c~
h + "2 = ho + 2' + a, + q, 3.2(8)
wobei mindestens im Integral kein wesentlicher Fehler entstehen kann. Es gibt aber auch
Fälle, wo dies für eine genauere Analyse der Strömung nicht mehr genügt. Man wird dann
zweckmäßig an Stelle einzelner Ausdrücke a, und aa ein summarisches Glied einführen, du.s
den Quertransport der Energie zwischen den einzelnen Stromfäden beschreibt, denn dieser
ist es ja, der bei der Form 3.2(8) vernachlässigt wird.
Mit 3.2(8) wird nicht etwa die Reibung vernachlässigt, denn diese geht in den Zusam-
menhang zwischen hund p ein. Im allgemeinsten Falle ist hier das durch 3.1(4) und (5)
gegebene Zustandsverhalten des Fluids einzuführen. Darf idealer Dampf vorausgesetzt wer-
96 3 Strämungstheorctische Grundlagcn
den, was ideales Gas als Sonderfall einschließt, so ist h zweckmäßig durch die Normal-
enthalpie j zu ersetzen, und es gelten die Relationen
tJo = Po
(.J!...)n~l, e =
_x_ 1: ,
x-I J
3.2(9)
wobei der Wert des Polytropenexponenten n die Reibung berücksichtigt. - Beim idealen
Gas ist j = cpT.
Im Falle der reibungsfreien, adiabatischen, mithin isentropen Strömung, fällt in 3.1(2)
der Schubspannungsterm weg, womit das Gleichungssystem in Vektorschreibweise die
Form
8c ~ ~ ~ 1 ~
-8 + (c, grad) c = F - - grad P = F - grad h 3.2(10)
t e
annimmt. Dies wiederum geht vermöge einer vektoranalytischen Identität über in
8c - [c X rot c]
Tl ~ - grad (~)
= .P h 2" . + 3.2(11)
Wenn weiter die Voraussetzung eines wirbelfreien Strömungsfeldes, der sog. Potentialströ-
c
mung gemacht wird, fällt das Vektorprodukt mit rot weg. Bei stationärer Strömung bleibt
dann übrig
grad (h + 2C2) =.P.
~
3.2(12)
Damit die Voraussetzung der Wirbelfreiheit überhaupt erfüllt sein kann, muß das Kraft-
feld j gemäß
F = -grad rI> 3.2(13)
von einem Potential rI> ableitbar sein. Das Einsetzen dieses Ausdruckes in 3.2(12) führt
nach Integration auf
3.2(14)
da ja rI>0 - rI> = aj die spezifische Arbeit der Feldkräfte ist. Bemerkenswerterweise gilt
nun diese Gleichung im ganzen Feld, während die unter allgemeinen Voraussetzungen her-
geleiteten GIn. 3.2(7) und (8) nur jeweils längs einer Stromlinie angewendet werden dürfen.
01. 3.2(9) kann übernommen werden, wobei n = x. - Im Sonderfall inkompressiblen
Verhaltens geht 3.2(14) über in
eP + 2 ePo + 2 +
c2
=
c~
aj' 3.2(15)
womit die Bernoullische Druckgleichung gewonnen ist.
Die Kontinuitätsgleichung wird bei stationärer Strömung oft zweckmäßig für den
einzelnen Stromfaden oder gar für einen Kanal als Ganzes formuliert. Mit ofo als Quer-
schnitt im Punkt 0 und of als Querschnitt im Laufpunkt lautet sie dann
ec of = eoco ofo. 3.2(16)
Was aus den Ausführungen dieses Abschnittes insbesondere erhellt ist, daß mit der Energie-
gleichung wie sie durch die Formen 3.2(6), (7), (8), (14), (15) gegeben ist, zusammen mit der
Hauptgleichung der Thermodynamik stets auch das Bewegungsgesetz in Richtung der
Geschwindigkeit erfüllt ist. - Über die Ausführungen der Abschnitte 3.1 und 2 vgl. ins-
besondere [1] bis [5].
lokalen Wirbelvektors weiter, so erhält man eine Wirbellinie, analog einer Stromlinie, und
in der Gesamtheit dieser Wirbellinien lassen sich Wirbelfäden bilden, die den Stromfäden
vergleichbar sind.
Unter der Zirkulation längs einer geschlossenen Kurve C (Abb. 3.3.1) versteht man die
Größe
=
r ~ C, da = ~ 2J Ci dXi·
c c i
3.3(1)
Nach dem Stokesschen Integralsatz ist sie zugleich das Integral der Normalkomponente
(rot c)n des Wirbelvektors, erstreckt über jede Fläche f, die C zur Berandung hat, also
r = J(rot c)n df. 3.3(2)
f
Herrscht im ganzen Gebiet Potentialströmung, so verschwindet folglich r.
Davon ausgehend lassen sich die folgenden sog. Wirbelsätze aussagen.
1. Wirbellinien können inmitten eines Feldes weder anfangen noch enden; sie schließen im
Feld oder an dessen Grenzen in sich zurück.
2. Wird die Bewegung eines zähigkeitsfreien Mediums aus der Ruhe heraus lediglich durch
Druckkräfte und/oder ein konservatives Kraftfeld erzeugt, so entsteht eine Potentialströ-
mung (rot C = 0).
3. Ist die Strömung eines zähen Mediums eine Potentialströmung, so wird ihr wirbelJieier
Charakter durch die Zähigkeitskräfte im Inneren nicht gestört; eine Störung kann nur von
den Begrenzungswänden oder von nicht konservativen Feldkräften herkommen.
4. In der isentropen Strömung eines zähigkeitsfreien Mediums ist die Zirkulation längs
e·iner mitbewegten geschlossenen Kurve (sog. "flüssige Linie") zeitlich unveränderlich,
wenn keine anderen als konservative Kraftfelder einwirken.
5. In der isentropen Strömung eines zähigkeitsfreien Mediums besteht ein Wirbelfaden immer
aus den gleichen Fluidteilen, sofern andere als konservative Kraftfelder nicht einwirken.
6. In einer stationären, adiabaten Strömung gilt
[eXrote] = -Tgrads, 3.3(3)
sofern keine anderen als konservative Kraftfelder einwirken.
Die Sätze 1, 2, 3, 5 bezeichnet man als Helmholtzsche Wirbelsätze, Satz 4 ist der Thomson-
sehe Satz, Satz 6 der Croccosche Wirbelsatz. Satz 1 ist ein rein mathematischer Sachverhalt,
der für jedes Vektorfeld gilt und aus dem keine physikalischen Konsequenzen abgeleitet
werden können. Alle anderen Sätze fußen auf dem Bewegungsgesetz, der Croccosche Satz
zudem auf der thermodynamischen Hauptgleichung. Über die Ausführungen dieses Ab-
schnittes vgl. insbes. [3], [15], [31].
3.4 Stromfunktion
In einem Koordinatensystem x, y möge eine stationäre, ebene Strömung mit den Ge-
schwindigkeitskomponenten u, v (Abb. 3.4.1) verfolgt werden. Die raumfesten Bahnkurven
der Fluidteilchen sind hierbei die sog. Stromlinien. Der zwischen zwei Stromlinien a und b
98 3 Strämungstheoretische Grundlagen
pro Breiteneinheit (senkrecht zur Bildebene) durchtretende Massenstrom ist für jeden
Querschnitt des durch a und b begrenzten Stromfadens gleich groß. Wenn auf einer y-
parallelen Kontrollfläche k ein Festpunkt A und ein Laufpunkt P gewählt wird, ist der
zwischen A und P durchtretende Massenstrom V' gegeben durch
p
'IjJ = Jeu dy. 3.4(1)
A
!J
Jl'cconst
"1'=0
Im Schnittpunkt irgendeiner Stromlinie (z.B. der Linie a) mit k findet man so einen be-
stimmten Wert 'IjJ. Wiederholt man dasselbe für eine zweite Kontrollfläche k' und legt dort
den Festpunkt A' auf die gleiche Stromlinie wie A, so findet man im Schnittpunkt zwischen
a und k' das gleiche 'IjJ wie im Schnittpunkt zwischen a und k. Somit ist der Stromlinie a ein
fester 'IjJ-Wert zugeordnet, und das gleiche gilt demnach für jede Stromlinie. Man nennt
'IjJ die Stromfunktion Sie hat längs jeder Stromlinie einen festen Wert und ist in einer gege-
benen Strömung nur bis auf eine additive Konstante bestimmt, denn man kann irgendeine
Stromlinie 'IjJ = 0 wählen.
Längs einer Stromlinie ist nun
oI z
I
I
I
I
I
Abb. 3.4.2 Rotationssymmetrisches I
Stromlinienbild zur Definition der J
3.5 Potentialströmung
Nach Definition liegt eine Potentialströmung dann vor, wenn der Wirbelvektor rot c
im Inneren des Strömungsfeldes überall verschwindet. Irgendein Vektorfeld, das diese
Struktur aufweist, hat zugleich die Eigenschaft, als Gradient einer skalaren Funktion q;
des Ortes darstellbar zu sein. Das Geschwindigkeitsfeld einer Potentialströmung kann also
durch
c = grad q; 3.5(1)
wiedergegeben werden. Unter Beschränkung auf stationäre Strömung hat damit die Kon-
tinuitätsgleichung die Form
div (ec) = div (e grad q;) = O. 3.5(2)
Hier hat man sich die Dichte als Funktion des Quadrates der Geschwindigkeit, also der
Größe (grad q;)2 ausgedrückt zu denken, womit GI. 3.5(2) eine partielle Differentialglei-
chung für die Funktion q; allein darstellt. Ihr Aufbau ist indessen derart verwickelt, daß
sie fast stets entsprechend den besonderen Gegebenheiten des jeweiligen Problems verein-
facht werden muß. Weitaus die größte Bedeutung hat die Theorie der Potentialströmung
im Grenzfall der Inkompressibilität, wo (.! als konstanter Faktor aus der Differentialglei-
chung weggelassen werden kann. Da die Operation div (grad) nichts anderes ist als die
durch das Symbol \j2 angedeutete Laplacesche Ableitung, geht die Differentialgleichung
über in
3.5(3)
d.h. sie hat die Gestalt der Laplaceschen Differentialgleichung. Ihr linearer Oharakter er-
laubt die Superposition von Lösungen, was das mathematische Problem wesentlich erleich-
tert.
Besonders günstige Voraussetzungen zur Anwendung der Theorie der Potentialströ-
mung bietet die ebene Strömung, wobei die Laplacesche Differentialgleichung in cartesischen
100 3 Strömungstheoretische Grundlagen
Koordinaten lautet
02rp 02rp
ox2 + oy2 = 0, 3.5(4)
während das Geschwindigkeitsfeld mit seinen Koordinaten u, v nach GI. 3.5(1) durch
u = orp, v = orp 3.5(5)
ox oy
gegeben ist.
Nun läßt sich aus dem Potential rp und der Stromfunktion 1p durch die Definition
X == rp + i1p 3.5(6)
eine komplexe Funktion der komplexen Veränderlichen z = x + iy konstruieren. Für sie
gilt
d.h. die Ableitung des komplexen Potentials liefert unmittelbar den zum Geschwindigkeits-
vektor konjugiert komplexen Vektor c = u - iv. Abb. 3.5.1 zeigt das rp - 1p-Liniennetz,
das nach der Theorie der analytischen Funktionen ein Orthogonaltrajektoriennetz ist,
Abb. 3.5.2 den Geschwindigkeitsvektorc und den dazu konjugierten Vektor c.
tU
z t~~::}
.~.........
"
I
I
.......... C I-iu
........ I
..... , I
"...J
o x 3:-
Abb.3.5.1 Komplexe Zahlenebene. Kurven Abb. 3.5.2 Als komplexer
konstanten Realteiles Ip und konstanten Ima- Vektor dargestellte
ginärteiles 1p einer beliebigen analytischen Geschwindigkeit c und kon·
Funktion X(z) bilden ein Orthogonaltrajekto- jugiert komplexe Geschwin-
riennetz. digkeitc.
Die Berechnung eines Strömungsfeldes läuft also in einem Falle darauf hinaus, durch
Lösung der Laplaceschen Differentialgleichung mit den jeweiligen Grenzbedingungen rp zu
bestimmen. Insbesondere muß dabei die Ableitung von rp nach der Normalen an festen
Begrenzungswänden verschwinden. Ein anderer, nur bei ebener Strömung gangbarer Weg
besteht darin, eine analytische Funktion X zu bestimmen (deren Real- und Imaginärteil
nach den Sätzen der Funktionentheorie die Laplacesche Differentialgleichung erfüllen),
derart daß die mit dxldz gegebene Strömungsrichtung an den Begrenzungswänden mit
der dort vorgeschriebenen Richtung übereinstimmt. - Bei diesen Methoden mag man die
direkte Einführung der physikalischen Gesetze vermissen. Dazu ist indessen folgendes zu
beachten.
3.5 Potential strömung 101
Daß eine Potentialströmung unter gewissen Bedingungen grundsätzlich möglich und
damit eine sinnvolle Näherung einer wirklichen Strömung ist, geht aus den Wirbelsätzen
hervor. Darf aber einmal der wirbelfreie Charakter angenommen werden, so ist mit der
Laplaceschen Gleichung bereits die Kontinuitätsgleichung erfüllt. Bestimmt man dann
noch die Druckverteilung aus der Geschwindigkeitsverteilung nach der Bernoullischen
Gleichung, dann ist nach den Ausführungen unter 3.2 auch das Bewegungsgesetz im ganzen
Raum erfüllt. Somit ist allen Gesetzen Genüge getan, welche die Bewegung einer reibungs-
freien, inkompressiblen Flüssigkeit bestimmen.
Trotzdem hat die klassische Hydrodynamik, die auf dieser Grundlage beruht, erst be-
friedigende Resultate geliefert, als auch die Grundtatsachen der durch Prandtl entdeckten
Grenzschichttheorie mit herangezogen wurden. Nach dieser beschränken sich die Reibungs-
effekte bei einem glatt umströmten Körper im wesentlichen auf eine wandnahe Zone. An
einem hinten stumpf endigenden Körper findet eine Ablösung der Strömung statt, vgl.
Abb. 3.5.3a), womit die Potentialtheorie höchstens noch teilweise anwendbar ist; man kann
etwa das Ablösungsgebiet als einen Raum stagnierenden Fluids betrachten, das durch eine
Trennfläche begrenzt ist. Aber auch bei einem scharf endigenden tragflügelartigen Körper
nach Abb. 3.5.3 b) bedarf die Potentialtheorie einer Ergänzung, wenn sie wirklichkeitsnahe
Resultate ergeben soll. Sie würde von sich aus das in Abb. 3.5.3b) dargestellte Strömungs-
bild liefern, bei dem die Hinterkante umströmt würde und die Geschwindigkeit örtlich sogar
unendlich würde. Bei einer noch so kleinen Zähigkeit des Fluids entstünde dort eine un-
endlich hohe Schubspannung, was physikalisch unmöglich ist. Deshalb muß in der wirk-
lichen Strömung der Staupunkt mit der scharfen Hinterkante zusammenfallen, Abb. 3.5.3c)
und er bleibt dort, wenn man die Zähigkeit gegen Null streben läßt und die den Körper
umgebende Grenzschicht zu einer unendlich dünnen Wirbelschicht (Diskontinuitäts-
fläche) degeneriert. Betrachtet man so die reibungsfreie Strömung als Grenzfall der rei-
bungsbehafteten, so erhält man die Kuttasche Abflußbedingung, die aussagt, daß der hintere
Staupunkt an der scharfen Austrittskante liegt.
\ W dd /
"........... _-~-_ ..... /
/
C
a b c
Abb. 3.5.3 Typische Stromlinienbilder.
a) Strömung mit Ablösung völlig verändert gegenüber Potentialströmung am gleichen Körper; b) Zirkulations·
freie Potentialströmung am tragflügelartigen Körper. Unendlich rasches Umströmen der Hinterkante gibt
selbst bei noch so kleiner Zähigkeit unendliche Schubspannungen, weshalb dieser Strömungstyp nicht auftritt;
c) Potentialströmung, die Kuttasche Abflußbedingung an Hinterkante erfüllt. Korrekter Grenzfall der rei-
bungsbehafteten Strömung bei gegen Null strebender Zähigkeit, gibt im allgemeinen von Null verschiedene
Zirkulation und dementsprechend Auftrieb.
po,To
--------<;>------_._.
I
I I
I I
I
--d---i I
I
I
~~
Dampfes, ausgehend vom Zustand Po' T o
bis auf verschwindend kleinen Druck,
Verlauf des Querschnittes.
(j
und bestimmt man Enthalpie und Dichte nach einem Polytropengesetz mit Exponent n
(womit man Reibung einschließt), so findet man für die Massenstromdichte den durch fol-
gende Gleichungen gegebenen Wert:
ec = V-
~po
Vi
--
x-I o V
3.6(2)
- V(P)~
1f1= _ )n+l
_ n _(P n
3.6(3)
Po Po
Die Funktion 1f1 ist in Abb. 3.6.2 dargestellt. Ihr Maximum liegt beim Druckverhältnis
p+
Po =
(
n n-l
+2 1 )...!!:..... 3.6(4)
3.G Strömung bei hoher Geschwindigkeit 103
wobei die Geschwindigkeit den Wert
c+ = V n -1 x
2 ---1 ---1 PoV o
n+ x-
3.6(5)
annimmt. Diese Relationen setzen strenggenommen den idealen Dampf voraus, was das
ideale Gas mitumfaßt. Im isentropen Falle wird n = x, wobei die Gleichungen völlig all-
gemein gelten. Die dem maximalen (!C entsprechenden kritischen Werte des Druckverhält-
nisses und der Geschwindigkeit sind dann
p* ( 2 )_X
Po = ~ x-I 3.6(6)
wobei das Zeichen * auf den kritischen Strömungszustand in isentroper Strömung ver-
weist.
-
....- ..........
- -
/ i'-. n~1.85
/ n~UI '\
V ........ 1,J5 \.
V V .......... il"
/ /" V ~ -!I
..........
\
~ ,/ V
r-... ~
.........
J W, '/
''""
"-1,25 i'-. \.\ 1\
1// ~ ~~ \
V '\ :\\
V "\ ~\I\
r-...~'
\1\
I\'
o1
0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 17,1f 0,3 0,2 0,1 o
--P!Pa
Abb. 3.6.2 Durchflußfunktion 'P, abhängig vom Druckverhältnis p!Po (genaue Zahlentafel dazu siehe z. B
K~enan-Kaye [13], S. 138, V' dort mit
1 1/ n-l
r n VI-rn
bezeichnet, wo r = p!Po)'
durch
3.G(9)
cmax = V~
u 1 pOvo. 3.6(10)
c* = 1/ 2u povo, 3.6(11)
Vu +1
gilt auch
c* = cmax V: ~ ~ . 3.6(12)
Auch c* ist ein Festwert im isoenergetischen Feld. In Punkten, wo die lokale Geschwindig-
keit den Wert c* erreicht, hat pv einen solchen Wert, daß dort (und nur dort!) a = c* wird.
Man nennt c* auch die Lavalge8chwindigkeit. Ihrer besonderen Bedeutung wegen seien die
Ausdrücke für a, c* und Cmax auch für den Sonderfall des idealen Ga8e8 angegeben:
a = Vu RT , c* = l/~RTO
Vu + 1 ' C max -
- 1/V 2u 1 RTO.
U _
3.6(1.")
J
M>1
Abb.3.6.3 Ausbreitung einer klei·
nen Störung in einer überschall.
strömung. Vom Störungspunkt P
gehen die Machlinien mit dem
Machsehen Winkel iX ab und be·
grenzen das durch die Störung be.
einflußte Gebiet.
3.7 Verdichtungsstoß, Verdichtungs- und Verdünnungswellen 105
Dies gilt für kleine Störungen. Man kann die Ausbreitung von Störungen mit Überschall-
geschwindigkeit erzwingen (z. B. stumpfer Körper, der mit Überschallgeschwindigkeit durch
ein Fluid bewegt wird). Dann nimmt die Störung den Charakter eines Verdichtun(Jsstoßes
an und wird damit eine "große" Störung.
p,q,j
A A ..
P,q,J
- c
digkeit liegenden Geschwindigkeit c an (Abb. 3.7.1) und dringt so in die schraffiert angege-
bene Störungszone ein. Da der Vorgang in der Störungszone isoenergetisch ist, kann man
über die Strömungsbedingungen nach dieser Zone, gekennzeichnet durch das Zeichen .,
sogleich die folgenden Aussagen machen:
Kontinuität: ec = §c, 3.7(1)
Impuls: ecz - §c z = p - p, 3.7(2)
. cZ ~ CZ
Energie: J + 2" = J + 2"' 3.7(3)
P
Zustand: .
J = ~
~
_ 1
p
e'
~
J = ~ -
~
1 -r. 3.7(4)
Hier ist sogleich der ideale Dampf vorausgesetzt. Es liegt ein Gleichungssystem für die vier
e, c
Unbekannten p, j~ vor. Unter Verwendung der durch GI. 3.6(13) und (14) gegebenen
Definitionen schreibt sich die nichttriviale Lösung
~ = ~ =1 - ~! 1 (1 - ~2)' 3.7(5)
P=1+~(M2-1). 3.7(6)
P ~+1
bereich bleibt nur die triviale Lösung des Gleichungssystems 3.7(1)-(4) übrig, bei der die
sämtlichen Größen nach der Störungszone gleich den vor ihr sind. - Es ist weiter leicht zu
verifizieren, daß mit der Definition der Lavalgeschwindigkeit c* auch gilt
3.7(8)
Die Vorgänge innerhalb der Störungszone können mit klassischer Thermodynamik nicht
erfaßt werden, denn sie ist derart schmal und die Zustandsänderung daher so schnell, daß
die molekularstatistischen Bedingungen nicht mehr diejenigen sind, die der makroskopi-
schen phänomenologischen Thermodynamik zugrunde liegen. Vom makroskopischen
Standpunkt aus ist die Zonenbreite verschwindend klein und der Vorgang unstetig. Man
nennt ihn bekanntlich Verdichtungsstoß. Er ist stets mit Entropievergrößerung, folglich
mit Verlusten verbunden und beim hier betrachteten geraden Verdichtungsstoß herrscht
hinter diesem stets Unterschallgeschwindigkeit.
Von hier aus kann man in sehr einfacher Weise die Theorie des schiefen Verdichtungs-
stoßes gewinnen, indem man den gleichen Vorgang in einem Koordinatensystem betrachtet,
das sich in der Richtung der Stoßebene, also in Abb. 3.7.1 senkrecht von oben nach unten
gleichförmig bewegt. Dann entsteht die Situation nach Abb. 3.7.2, wo die bisherigen Ge-
p,q,j p,q,]
LJ Ll,
cn cn Abb. 3.7.2 Schiefer Verdichtungsstoß.
c c
schwindigkeiten c und als Cn und n bezeichnet sind und die Translationsgeschwindigkeit
mit ct • Damit erhält man in einfachster Weise die Zu- und Abströmgeschwindigkeiten c
c
und im neuen Koordinatensystem, in welchem nun zwischen der Zuströmrichtung und der
Stoßfront der Winkel y besteht. Da es sich um eine einfache Koordinatentransformation
handelt, lassen sich die Beziehungen sogleich angeben:
~ = 1 -
(!"
+2 1 [1 - MI! ~
sm Y
2] = MI! sm~ 2Y [1 + " +- 1
"
1 (MI! sinl! y - 1) ] , 3.7(9)
3.7(12)
Offensichtlich ist der schiefe Stoß mit einer Ablenkung der Strömung verbunden. Für den
Ablenkungswinkel (J findet man
cot (J =
[
tan y M2
~M2
~2 1- 1 .
1 3.7(13)
- sm y
Man beachte, daß die Geschwindigkeit hinter dem schiefen Stoß sehr wohl über der Schall-
geschwindigkeit liegen kann, im Gegensatz zum geraden Stoß.
3.7 Verdichtungsstoß, Verdichtungs- und Verdünnungswellen 107
Jeder Stoß vorgang ist mit Entropieproduktion verbunden, folglich verlustbehaftet, und
zwar um so stärker, je größer M. Trägt man den Verlust über M auf, so beginnt die Kurve
in M = 1 mit horizontaler Tangente. Schwache Stöße sind also noch sehr verlustarm, und
geht man zum Grenzfall eines infinitesimalen Stoßes über, so wird dieser reversibel. Deshalb
ist im Bereich des Infinitesimalen - und nur dort - auch der umgekehrte Vorgang mög-
lich, den man Verdünnungswelle nennt. Abb. 3.7.3 stellt eine Überschallströmung an einer
flachen konvexen Ecke dar. Bei der Darstellung a) wird der Vorgang quasi als ein schwacher
Verdünnungsstoß aufgefaßt. Das ist streng genommen unmöglich; der wirkliche Vorgang
entspricht vielmehr der Darstellung b), wo ein Verdünnungsfächer angegeben ist, der aus
einer Folge von infinitesimalen Verdünnungswellen entsteht. Die Vereinfachung nach
Abb. 3. 7.3a) ist aber eine sehr gute Näherung, solange der Winkel klein bleibt. Werte VOll e
1- 2° sichern eine hohe Genauigkeit. Die Behandlung des Vorganges geschieht dann derart,
daß man Isentropengesetz, Energiegleichung und Kontinuitätsgleichung wie folgt formu-
liert:
:: ~= (::)~, 3.7(14)
c~ - ci = __u_ PI
2 1 el
(P2 ),,:1,] ,
PI
u -
[1 _ 3.7(15)
C2 = 1 _ ~ LI P 1 + e , 3.7(19)
VMI -
;0;:,;
Cl uM 1 PI 1
M (1 + u -
~JJ'LI
1""2) uIJ (1 + -2 1M21)
u IJ
u
= 1 + --:-:-:J-~=:::;-:-:~;;;=====:=- 1 + ---;==~-
+ 0VMI -
_2 ;0;:,;
MI 2(1 1) VMi - 1 2 VMi - 1
3.7(20)
Die GIn. 3.7(18) -(20) bestimmen den Zustand nach der von der Ecke ausgehenden Mach-
linie vollständig. Sie können auch für den Fall einer konkaven Ecke - also negatives e -
benutzt werden, solange der Betrag von e sehr klein bleibt. Die Gleichungen geben dann
eine brauchbare Näherung für den schwachen schiefen Verdichtungsstoß, Abb. 3.7.4a), der
genauer durch die GIn. 3.7(9)-(13) beschrieben wird.
e
Wenn der Ablenkwinkel an einer konvexen Ecke größer wird als etwa 2°, ist die Ab-
lenkung in mehrere Teilschritte zu unterteilen und jeder entsprechend den Gin. 3.7(18) -
(20) zu behandeln. So kann auch die Überschallströmung über eine konvex gekrümmte
108 3 Strömungstheoretische Grundlagen
'Wand berechnet werden, indem man sie als eine Folge flacher konvexer Ecken betrachtet
und für jede die angegebenen Gleichungen anwendet. Dies ü,t die Theorie der Prandtl-
lYJeyer-ExJ!ansion, bei der eine Zuordnung zwischen Richtung und Geschwindigkeit be-
steht. - Auch eine stetige Verdichtung, wie sie in Abb. 3.7.4b) dargestellt ist, läßt sich
so verfolgen, allerdings nur so weit, als sich die Machlinien nicht gegenseitig schneiden,
denn dort summieren sich die Störungen wieder zum unstetigen Stoß auf.
a b
Abb.3.7.4 Abbiegen einer Überschallströmung an konkaver Wand.
a) Ecke erzeugt schiefen Stoß; b) Rundung erzeugt stetige Verdichtung, weiter außen aber Stoß.
Abb.3.8.1 Lavaldüse.
im isentropen Falle gleich der Schallgeschwindigkeit wird, ein Maximum annimmt, womit
der Querschnitt dort am kleinsten wird. Wenn Index 0 den Zuströmzustand kennzeichnet
und Index 1 den Austrittszustand, lassen sich die für die Dimensionierung maßgebenden
Gleichungen wie folgt schreiben:
p+ -
-
r 2j(n +2 1) ln~l ' 3.8(1)
Po 1 _ _c....:o:...-.,,-;::-
2[jo + c5j2]
P )1.. 3.8(2),(3)
e = eo ( Po n,
1 De Laval wandte diese Düse 1893 bei seiner Turbine an. Ernst Körting hat sie 1878 bereits für Dampf.
strahlapparate benutzt.
3.8 Die Lavaldüse 109
j - m
- ec'
j+ _ ~
- e+ c+'
f I -- m
eici .
3.8(6)
In der Reihenfolge (1), (4), (5), (6) liefern diese Gleichungen für einen vorgeschriebenen
m
Massenstrom und einen Enddruck PI die maßgebenden Durchflußquerschnittej+ undfl.
Zustände und Querschnitte in anderen Punkten werden durch die restlichen Gleichungen
bestimmt. Insbesondere liefert GI. 3.8(2) auch Cl' wenn dort P = el eingesetzt wird.
In der praktischen Anwendung ist stets auch die Frage wichtig, welcher Strömungszu-
stand sich in der Lavaldüse einstellt, wenn das Druckverhältnis PI/PO von demjenigen ab-
weicht, für das die Düse ausgelegt wurde. Um dies zu verfolgen, stelle man sich zunächst
vor, das Fluid sei in einen Behälter im Zustand Po' eo in Ruhe (also Co = 0) und werde durch
die Lavaldüse in einen zweiten Behälter übergeleitet, in welchem ein beliebiger Druck PI
aufrechterhalten werde, vgl. Abb. 3.8.2. Beginnend mit PI = Po möge PI allmählich ab-
gesenkt werden. Dabei herrscht zunächst bei kleinem Druckunterschied in der Düse eine
reine Unterschallströmung mit Geschwindigkeitsmaximum im engsten Querschnitt; der
divergente Teil arbeitet dabei als Diffusor, vgI. die Druckkurven in Abb. 3.8.2. Bei weiterer
~
~
PoJo ~~Pt
co=~~
Abb.3.8.2
~~}tJ. o m
Druckverlauf in der Lavaldüse bei verschiedenen Werten des Gegendruckes Pi.
3.8(8)
110 3 Strömungstheoretische Grundlagen
schreiben läßt. Hierin ist nur PI unbekannt, kann also bestimmt werden, womit man den
Gegendruck gefunden hat, welcher der angenommenen Stoß stelle entspricht. Der Wurzel-
ausdruck in dieser Gleichung ist zugleich Cl' Führt man dies für mehrere Lagen des Stoßes
durch, so erhält man die vollständige Zuordnung zwischen PI' Cl und der Stoßlage. Äußer-
stenfalls kann der Stoß in!I selbst liegen, wobei dann p = PI'
Bei noch weiterer Absenkung von PI geht der Stoß über in ein System von schiefen
Stößen, vgl. Abb. 3.8.3a), wobei sich der Vorgang in der Düse selbst nicht mehr von dem
im Auslegungspunkt unterscheidet. Der Strahlgrenze wird der Druck PI aufgeprägt, wäh-
rend im Strahl selbst Felder konstanten Druckes entstehen, wie dargestellt. Dieser Vorgang
wird allerdings in Wirklichkeit durch Mischeffekte am Strahlband rasch verwischt. -
Wird schließlich PI auf den Auslegungswert abgesenkt, so tritt der Strahl störungsfrei
in den Raum über.
Endlich läßt sich PI selbst unter den Auslegungswert bringen, wobei wieder periodische
Störungen im Strahl entstehen, die jetzt aber mit von der Mündung ausgehenden Verdün-
nungswellen beginnen und auch im weiteren Verlauf keine Verdichtungsstöße aufweisen
(Abb. 3.8.3b). Ein Sonderfall des zuletzt betrachteten Strömungszustandes liegt vor bei
einer konvergenten Mündung, wenn dort der Gegendruck tiefer abgesenkt wird, als dem
Schalldruckverhältnis entspricht. Im Mündungsquerschnitt herrscht dann Schallgeschwin-
digkeit und es schließt sich ein Strahl von welliger Struktur an, wie in Abb. 3.8.4 darge-
stellt. Während beim Strahl nach Abb. 3.8.3b) das Fluid schon mit Überschallgeschwin-
digkeit ankommt, ist dies bei der konvergenten Mündung nicht der Fall.
Abb. 3.8.5 faßt Ergebnisse der Berechnung der Strömung durch Lavaldüsen zusammen,
und zwar für den Isentropenexponenten 1,3 (typisch für Heißdampf). Dabei ist Reibungs-
freiheit vorausgesetzt, so daß Verluste nur durch den Verdichtungsstoß entstehen; die
Düse arbeite mit dem maximalen beim gegebenen Eintrittszustand möglichen Massen-
strom. Dann herrscht im engsten Querschnitt die Lavalgeschwindigkeit c*, weshalb dieser
Querschnitt 1* genannt sei. Ist der Austrittsdruck PI vorgeschrieben, so geht man mit dem
damit gegebenen PI/P* oben links in das Diagramm ein und schreitet wie gestrichelt an-
gegeben horizontal weiter, bis man die Kurve !1/1* trifft, die der Geometrie der Düse ent-
spricht. Indem man von hier aus senkrecht nach unten geht, findet man auf der Abszisse
3.8 Die Lavaldüse 111
die StelleJIf*, wo der Stoß liegt und weiter im unteren Teil des Diagrammes die Werte p,
p, M, M vor und nach dem Stoß. Schließlich liefert der obere, gestrichelte Teil des Dia-
grammes den isentropen Wirkungsgrad des ganzen Vorganges, mit dem die Austrittsge-
schwindigkeit vermöge
3.8(9)
zusammenhängt, wenn .dh. die aus Eintrittszustand und Gegendruck gegebene isentrope
Enthalpiedifferenz der Druckabsenkung ist.
2 ,......... * 1,0
9 ,~ .... r.,lf =1,2
0,9
, \" I' ....
\
0,8
--
,8 \"
\~, ~'n.
7
6'r=::::t---.. ',r- i. . . . . . . _ 1~ 0,7
-
3 1,8
v I 1-- V ,
2
1/ I
I
V, I--
h r--
~7
1 1,6'
0
i V p/p* ~ t--
t--
1.5
11 1,
\\ /v i
I PO~P1 1,
I I ~ I
7I
'" P*~ ~
1,
I
1.
N.- , * c * . f1
-
0,5 1,
Für ein festesm liefert diese Gleichung einen Zusammenhang zwischen h und v, der im
Entropiediagramm als Kurve erscheint, die sog. Fannokurve des Querschnittes I, vgl.
Abb. 3.8.6. Sie ist demnach definiert als der geometrische Ort aller Zustandspunkte im
Entropiediagramm, die bei gegebenem Ausgangsruhezustand Po' Vound gegebenem Massen-
strom in einem Querschnitt 1 möglich sind. Nur der in Abb. 3.8.6 ausgezogen angegebene
Teil der Kurve entspricht physikalisch möglichen Zuständen, denn es ist zu fordern
s - So > O. Schreibt man sich etwa PI am Austritt einer Lavaldüse vor, so liefert der
Schnitt der Drucklinie Pt mit der Fannokurve des Querschnittes 11 sogleich die Enthalpie
h1 und somit auch die zugehörige Geschwindigkeit Cl. Die Zustände vor und nach einem
geraden Verdichtungsstoß liegen stets auf den beiden Ästen einundderselben Fannokurve.
Xi == Xli, 8
8xi
~~
I 8X i ·
3.9(1)
rLX 22
1
P ..L 3.9(4)
eo c2
2"0
gebildet werden, wobei eo gegebenermaßen die Dichte im gleichen Raum- und gegebenen-
falls Zeitpunkt ist, in dem auch Co auftritt.
über den thermodynamischen Charakter des Fluids muß eine einschränkende Annahme
getroffen werden, wenn hinreichend einfache Modellgesetze erhalten werden sollen. Es
werde der ideale Dampf vorausgesetzt, womit sich eine Enthalpievariable J gemäß
J = .L --
peo - Peo
- jo - poe - P oe
3.9(5)
3.9(6)
auszudrücken.
Wenn man nun die Kontinuitätsgleichung 3.1(1) mit Hilfe der so eingeführten Variablen
schreibt, lautet sie
In gleicher Weise ist das System der Bewegungsgleichungen 3.1(2) umzuformen. Besondere
Beachtung verlangt dabei das Glied
..!. L: 8T;j
e j 8xj'
in dem rij im allgemeinsten Falle aus einer Summe von Ausdrücken nach GI. 3.1(6) und (7)
entsteht. Nach der Theorie der Turbulenz ergibt sich, ·daß der Ausdruck GI. 3.1(7) propor-
tional der lokalen (gemittelten) Geschwindigkeit, dem lokalen Geschwindigkeitsgradienten,
einer für die Turbulenzstrliktur charakteristischen Länge 1m ("Mischweg") und dem Tur-
bulenzgrad Tu ist. Dieser ist definiert durch
VC'
Tu=--,
2
3.9(8)
c
wo C'l! der quadratische Mittelwert der Schwankungen ist. So ergibt sich für den turbulenten
Anteil des Schubspannungsgliedes ein Ausdruck der Form
-1 J; -8
8r"
., = clm Tu Wj(Cl> C2' cs), 3.9(10)
e j Xj
nach den Xj enthält. Der laminare Anteil hat nach GI. 3.1(6) die Form
1 07:-- 'fJ
- J; ~ = -- WI(CV Cl' Ca)' 3.9(11)
(! j uXj (!
wobei Wl wiederum ein Differentialoperator zweiter Ordnung ist. Das gesamte Reibungs-
glied nimmt also die Gestalt
1
- J; ~ = -
(! j
O-C"
uXj
'fJ
(!
WI(Ch C2, cs) + clm Tu Wt(Cl. C2. ca) 3.9(12)
an. Nun seien Ql und Qt Differentialoperatoren von gleichem Aufbau wie Wl und Wt, nur
daß sie aus Ableitungen nach den Xi gebildet sind und deren genaue Definition durch
folgende Setzungen gegeben sei:
Ql
1ä = e 'fJo'fJ Wl,
(!o Qt 1m Tu
1ä = 1Tu o Wt· 3.9(13 )
0 ((!O C5P)
+ J; Oj OOi] =
2
Co [OOi Fi _ PoJ 2 +
1 07: j oXj (!oPl oXi
c~ Tuo 0
co'fJo n
-I- (!o12 ~~l('" Oi"') + -l-OQt(... i ... ). 3.9(15)
F - Co
3.9(17)
r = VF;;i'
M2- c~ _ 2 3.9(18)
0= l{Po/(!o - l{Po .
Re ist die Reyno1dszahl, Fr die mit der Feldkraft F o im Referenzpunkt gebildete Froude-
zahl, Mo die charakteristische Machzahl. Damit geht die Bewegungsgleichung über in
OOi
"'8T +
00, = Fr1 (F,)
f Oj oX Fo -
1
l{M~
J
P oX,
oP +
j 2
(
+ Ql('" Re0i ... ) + T Uo on~~I'" 0 )
i .. · · 3.9(19)
Schließlioh ist noch die thermodynamische Hauptgleichung beizufügen, die für die adiabat
vorausgesetzte Strömung in der Form
dp
- = d'::J -
dad 13.9(20)
(!
geschrieben werden kann mit dad als spezifischer Dissipationsarueit. Mit den eingeführten
dimensionslosen Größen geht sie in die Form
dP l{ dJ l{MÖ dad
3.9(21)
P=x-1J- J c Ö
über. Die Dissipationsarbeit ist gegeben durch die gleichen Schubspannungen 7:ij. die in
der Bewegungsgleichung das Reibungsglied bilden. Man erhält Ausdrücke, die in gleicher
3.9 Ähnlichkeitstheorie und Modellgesetze 115
Weise dimensionslos gemacht werden können wie dort und ist durch die analoge überlegung
auf folgende Form geführt
Hier ist du* = da/l das dimensionslose Wegstück und die ~I und IXt sind Ausdrücke, die
aus den Ci und ihren Ableitungen nach dimensionslosen Koordinaten gebildet sind. Es
wird also schließlich
-P - ---
dP _ x
--
dJ - --
x - 1 J
xMä [--
J Re
~I + T Uo ~t ] da.
* 3.9(22)
Die Gln. 3.9(7), (19), (22) beschreiben den Strömungsvorgang. Für gegebene geometrische
und gegebenenfalls auch zeitabhängige Bedingungen und eine gegebene Kraftfeldstruktur
hängt die Lösung des Gleichungssystems ab von den Werten der in ihm enthaltenen Para-
meter, also von den Größen x, llr, Mo, Re, Tu o' Diese müssen also in Modell und Ausfüh-
rung gleich sein, wenn Übertragbarkeit gewährleistet sein soll. - Allfällige zeitliche Varia-
tionen müssen in Modell und Ausführung im dimensionslosen Zeitmaß .. gleich verlaufen.
- Die Gleichheit der x ist meist apriori hinreichend erfüllt. Da das Schwerefeld die Strö-
mung in thermischen Turbomaschinen nicht fühlbar beeinflußt, hat die Bedingung gleicher
Froudezahlen nur für die Relativströmung durch Laufräder Bedeutung, die dem starken
Zentrifugalfeld unterworfen sind. Wenn ein Radius ro als Bezugslänge gewählt wird, ist
die Feldkraft pro Masseneinheit Fo = u~/ro, mithin die Froudezahl
Gleichheit der Fr in Modell und Ausführung bedeutet also gleiche co/uo' d. h. man ist auf
die selbstverständliche Bedingung zurückgeführt, daß gleichartige Betriebszustände mit-
einander verglichen werden müssen.
Solange die Dichteänderungen klein bleiben, ist der Einfluß von Mo vernachlässigbar,
wird aber bei starkem Kompressibilitätseinfluß dominierend, vollends im transsonischen
und supersonischen Gebiet. - Da die Reibungsglieder der Gleichungen nur zum Teil von
der Reynoldszahl abhängen und diese zudem im Nenner steht, wird verständlich, daß ihr
Einfluß mit zunehmendem Wert immer mehr zurückgeht; in dem Bereich, in dem Turbo-
maschinen arbeiten, verschwindet er oft vollständig. Daher muß Gleichheit der Re-Werte
für Modell und Ausführung oft nicht gefordert werden, sondern es genügt, wenn nur die
Reynoldszahl im Modellversuch hi1ll'eichend groß ist. - Gleichheit der Turbulenzgrade ist
eine Bedingung, die sehr wesentlich sein kann, was lange Zeit wenig beachtet wurde. Das
hängt damit zusammen, daß die Strömungslehre in einer entscheidenden Phase ihrer Ent-
wicklung vor allem als flugtechnische Aerodynamik entwickelt worden ist. In diesem
besonderen Anwendungsfall ist die Vorturbulenz praktisch Null, und die Turbulenz ent-
steht erst in der Grenzschicht am Flugzeugkörper. Ihre Entstehung ist dann maßgebend
durch die Reynoldszahl beeinflußt, so daß man wieder auf diese Kenngröße zurückgeführt
ist.
Allgemein zeigt diese Untersuchung, daß die Einhaltung aller Modellgesetze gleichzeitig
fast immer unmöglich ist, wogegen es aber in der Regel auch völlig genügt, sie nur teilweise
zu erfüllen. Immerhin sind hier auch die Grenzen der Möglichkeiten des Modellversuchs-
wesens zu sehen. So kommt es z.B. nicht nur auf den Wert des Turbulenzgrades an, son-
dern auch auf die Struktur der Turbulenz, die in die mit Dt und ~t bezeichneten Ausdrücke
eingeht. Gerade die Bedingung gleicher Turbulenzstruktur ist aber im Modellversuch oft
nicht erfüllbar.
116 3 Strämungstheoretische Grundlagen
Wenn wir uns der Einfachheit halber auf stationäre ebene Strömungen inkompressibler
Medien beschränken, die Wegkoordinate längs der Wand mit x, die Normale dazu mit y
und die entsprechenden Geschwindigkeitskompollenten mit u und v bezeichnen, schreibt
sich die Bewegungsgleichung 3.1(2) in x-Richtung
1l
8u
8x
8u
+ v 8y = - e1 8p
8x + e1 81'
8y . 3.10(1)
Hier ist l' die Schubspannung in einem wandparallelen Flächenelement, die unter den ver·
einfachenden Voraussetzungen einzig Bedeutung hat. Naheliegenderweise hat innerhalb der
Grenzschicht gerade dieses Reibungsglied entscheidende Bedeutung, weshalb es wesentlich
ist, welcher Ansatz für l' gemacht wird. Allgemein läßt sich setzen
8u
l' = (1] + e) 8y' 3.10(2)
wo 1] die Zähigkeit ist und e die turbulente Austauschgröße, eine der Zähigkeit analoge Größe,
welche die turbulente Impulsübertragung beschreibt. Im Gegensatz zu 1] ist e nicht ein
Stoffwert, sondern hängt von den Bedingungen im Strömungsfeld ab. An einem angeström-
ten Körper entwickelt sich in der Regel die Grenzschicht zuerst ein Stück weit rein lami-
nar; dort ist also e = O. Dann folgt der Übergang zur Turbulenz, vgl. Abb. 3.10.2. Hierbei
überwiegt in ganz unmittelbarer Wandnähe noch 17, während mit zunehmendem Abstand e
immer größer wird und schließlich völlig dominiert.
Z=KY[l-exp(-y~;e)] 3.10(4)
mit A = 28, K = 0,435. Dies gilt bis y = A. !5/K, wo !5 die Grenzschichtdicke ist und
A. ~ 0,09. Für größere y bleibt Z konstant. Mit solchen Ansätzen geht die Bewegungsglei-
chung über in
u ou + v ou = _.2. op .!l.. 82u + ~ (zsi ou IOU) 3.10(5)
OX oy e OX + e oy2 oy oy oy ,
wozu die Kontinuitätsgleichung
3.10(6)
beizufügen ist. Diese bei den Gleichungen bestimmen u und v in der Grenzschicht. Man
beachte, daß
3.10(7)
wobei 1die Schubspannung "t" nach 3.10(4) selbst enthält, so daß eine Iteration in die Rech-
nung eingeht.
Für die Diskussion grenzschichttheoretischer Zusammenhänge erweist sich die fol-
gende dimensionslose Darstellung als zweckmäßig. Es ist
u
u+=-= 3.10(8)
V"t"ole
ein dimensionsloses Geschwindigkeitsverhältnis. Der Wurzelausdruck, in dem "t"o die
Waodschubspannung bedeutet, hat die Dimension einer Geschwindigkeit. Mit der weiteren
Definition
3.10(9)
ist ein dimensionsloser Wandabstand gegeben (die Größe hat den Aufbau einer Reynolds-
zahl). Solche Setzungen für die turbulente Schubspannung, wie oben angegeben, implizie-
ren dann, daß der Funktionalzusammenhang
u+ = !(y+) 3.10(10)
bis zu einem gewissen Grade universellen Charakter hat ("universelles Wandgesetz"), was
die EIfahrung über weite Gebiete einigermaßen bestätigt, nicht aber wirklich streng und
allgemein.
Die Berechnung von Grenzschichtströmungen mit Hilfe der partiellen Differentialglei-
chungen 3.10(5) und (6) war ohne sehr leistungsfähige Rechengeräte von wenigen Sonder-
fällen abgesehen unmöglich, woraus sich die Notwendigkeit summarischer Rechenverfah-
ren ergab, die auch heute noch ihre Bedeutung beibehalten haben. An der Stelle x längs
der Körperoberfläche sei U die Geschwindigkeit in der durch Reibung nicht gestörten
Strömung und das von y abhängige u die Geschwindigkeit in der Grenzschicht, Abb. 3.10.3.
Als Grenzschichtdicke !5 bezeichnet man in der Regel den y-Wert, in dem sich u dem asymp-
totischen Wert U auf 99% genähert hat. Daneben definiert man drei weitere charakteri-
118 3 Strömungstheoretische Grundlagen
! 11( U2
co
Ö3 U3 = - 1[2) dy. 3.1 0(13)
o
y
p,{aplaxldx
u \
(j -------- -
u{y)
Das in GI. 3.10(11) rechts stehende Integral ist offensichtlich die Verminderung des Volu-
menstromes durch die Gegenwart der Grenzschicht. Das durch die Gleichung definierte
01 ist demnach die Dicke einer gedachten Zone, innerhalb der die Geschwindigkeit Null
wäre und welche die gleiche Verdrängungs wirkung hätte wie die wirkliche Grenzschicht;
man nennt 01 daher Verdrängungsdicke. - Der Integralausdruck 3.10(12), mit e multi-
pliziert, ist der durch die Grenzschicht bedingte Defekt an Impulsstrom, die damit defi-
nierte Größe 02 also die Dicke einer gedachten Schicht, in der die Geschwindigkeit Null wäre
und die gleichen Impulsdefekte ergäbe; sie wird Impulsmangeldicke genannt. - In gleicher
Weise kennzeichuet die durch 3.10(13) definierte Größe 03 den durch die Grenzschicht
gegebenen Defekt an Energiestrom und wird demgemäß als Energiemangeldicke bezeichnet.
Nun möge ein Kontrollgebiet herausgegriffen werden, das die Länge dx hat und in
Richtung y so weit reicht, daß die Schubspannungen an seiner Grenzfläche AB verschwin-
den. Für dieses Kontrollgebiet wird das Bewegungsgesetz global formuliert, also ohne auf
die Einzelheiten der Strömung innerhalb des Gebietes einzutreten. Es lautet dann
U - U ] 8p
edxd (02 U 2 ) dx = '0 dx + [jh
0 - U - dy 8x dx. 3.10(14)
'---.--' '-,,-' ------.----.,;:----'
a b c
Dabei ist a die Zunahme des Impulsdefektes gegenüber der reibungsfreien Strömung.
Glied b ist die bremsende Reibungskraft. Glied c ist der Anteil der Resultierenden der
Druckkräfte, der eine Veränderung des Impulsdefektes in der Grenzschicht bewirkt. Nach
der Bernoullischen Gleichung ist ja
p U2
g-+'T=C, 3.10(15)
Der Ausdruck U dUjdx kennzeichnet die Änderung des Impulsstromes der Hauptströ-
mung. Was aber interessiert ist der Unterschied zwischen der Impulsstromänderung in der
Hauptströmung und in der Grenzschicht, denn dies gibt die Änderung des Impulsstrom-
defektes. Dieser ist gegeben durch die Abweichung zwischen U und u, so daß (U - u)jU
3.11 Grenzschichten an der ebenen Platte 119
den maßgebenden lokalen Anteil der Druckkraft kennzeichnet. Wenn man 8p/8x durch
den Ausdruck nach GI. 3.10(15) ersetzt, geht GI. 3.10(14) über in
d dU h
e -d (b 2 U2) = '0 - e -d (U - u) dy.
x xo
J 3.10(16)
Dieser Integralausdruck hat den gleichen Wert wie derjenige, der 15 1 definiert, womit sich
ergibt
.:!....Ib U2) + 15 U dU = '0. 3.10(17)
dx l2 1 dx e
Hier führen wir noch die Definitionen des Reibungskoeffizienten c;
3.10(18)
ein. Ru ist offensichtlich ein Charakteristikum für die Gestalt der Geschwindigkeitsvertei-
lung in der Grenzschicht. Damit läßt sich die Gleichung in die folgende Form bringen:
db 2
dx
+ (2. + R 12 ) 15U2 dU = cf.
dx 2
3.10(20)
15 1 = 1,73
l/n
VU ' b~ = 0,664
l/VX
VU ' 3.11(2)
vg1. Schlichting [21]. Dabei ist v = 'I'J/e die kinematische Zähigkeit. Der integrale Mittel-
wert von c;, über beide Seiten einer Platte von der Längserstreckung 1 gebildet, also der
eigentliche Widerstandskoeffizient der Platte wird
Cf - W _ 1,328 _ 1,328 , 3.11(3)
bl .!L U2
2
VUl
-;-
VRe
wo W die Widerstandskraft und b die Plattenbreite ist.
Der Übergang zur turbulenten Grenzschicht hängt stark von der Vorturbulenz ab, kann
etwa bis Rex = 3 . 105 herabrücken und durch künstliche Störungen selbst noch früher
herbeigeführt werden. Unter Voraussetzung des Prandtlschen Mischwegansatzes und durch
Vergleich mit Meßergebnissen kann bei glatter Wand für die Abhängigkeit der Geschwin-
120 3 Strämungstheoretische Grundlagen
digkeit u+ von der Koordinate y+ GI. 3.10(8) und (9), gefunden werden
u+=y+ wennO<y+<
3.11( 4)
11,71}
71+= 2,5Iny+ + 5,56 wellll y+ > 11,71.
Bei rauher Wand ist auf die Untersuchungen von Nikuradsc [24] zurückzugreifen. Es sei
ks die mittlere Höhe der Rauhigkeitserhebungen ("Sandrauhigkeit", da die Rauhigkeit
durch Aufbringen von Sandkörnern künstlich erzeugt wurde). Mit dem dimensionslosen
Rauhigkeitsparameter
gefunden. Dies gilt für y+ ~ b*, für kleinere y+ läßt sich keine sinnvolle Geschwindigkeits-
angabe machen, da man innerhalb der Rauhigkeitserhebungen ist.
Mit der Definitionsgleichung von b2 und der Grenzschichtgleichung 3.10(20) ergibt sich
wegen dU Idx = 0
cf = db 2 =.!!....[jU(U - .3!:ldy] = . v .!!.... j+U+(U+2- u+)dy+.
2 dx dx 0 U2 VToig dxo U+
Hier sind U+ und h+ wieder sinngemäß die mit VToll! dimensionslos gemachten Größen.
c;
Aus dieser Relation läßt sich das lokale erschließen und hieraus wiederum durch Inte-
gration über x der mittlere Widerstandsbeiwert Cf' den man zweckmäßig wieder auf beide
Plattenseiten zusammen bezieht. Für die glatte Platte läßt er sich durch die Interpolations-
formel
0,455
('f = (log Re )2,58'
3.11(7)
für die rauhe durch
Cf = ( 1,89 1,62 log k
l
+ 3.11(8)
)-2,5
s
wiedergegeben. Bei der rauhen Platte wird also Cf von der Reynoldszahl unabhängig. Das
trifft zu, wenn <5* ~ 70, während für <5* ~ 2,85 hydraulisch glattes Verhalten vorliegt;
dazwischen besteht ein Übergangsgebiet. Die Umrechnung wirklicher Rauhigkeitserhe-
bungen auf äquivalente Sandrauhigkeit fußt im Einzelfall auf experimentellen Unter-
lagen.
10
9 Me.rS'ungen
B • Wie.rel.rberger
7~ e Gebef's
8 "" ~ c Ff'oude
Kempf
a o~~ o
o Schoenhef'f'
5
t~ ~ ~.
'" . ~~,
. '-
'\.
1~ ~ Ja
1i!i~
5
'"
lIt" ~~
z ~
-....
i
J
3 '';:;b
If .
f:1ltt
--'-
I
1,5
T
-
. ....:;
:-:-~
~ I i I
1
105 1,5 Z 2,5 J 11 5 Ö 8 10. 1,5 2 2,5J 'I 5 Ö 8 10 7 1,5 23,5 J 1f 50' B 108 1,5 Z 3,6 J 1f 5 Ö 8 10 9 t5 2 3,5 J 4' 5
U. ·l
Re=-V-~
Abb. 3.11.1 Widerstandsbeiwert Cf der glatten ebenen Platte, Vergleich zwischen Theorie und Messung
1 nach GI. 3.11(3), 3 nach GI. 3.11(7).
3.12 Grenzschichtberechnung bei beliebiger Druckverteilung 121
Abb. 3.11.1 zeigt gemessene Werte des Widerstandsbeiwertes der glatten ebenen Platte
und den Vergleich mit theoretischen Werten, insbes. Kurve 1 nach GI. 3.11(3) (laminar),
Kurve 3 nach GI. 3.11(7) (voll turbulent), während Kurve 3a dem Fall entspricht, wo die
Grenzschicht teilweise laminar, teilweise turbulent strömt.
Die typische Aufeinanderfolge von drei verschiedenartigen Widerstandsgesetzen, näm-
lich laminar, turbulent-glatt, turbulent-rauh, die für die Platte gefunden wird, ist auch
beim Rohr bekannt, wo die Widerstandszahl 1fJ in der Rohrreibungsformel
ALe
LJP = 1fJ--c
2
3.11(9)
D 2
ein analoges Verhalten zeigt wie der Widerstandsbeiwert der Platte. Für die Einzelheiten
der hier nur skizzierten Zusammenhänge sei auf das einschlägige Schrifttum verwiesen,
insbes. Schlichting [21].
angeben. Bereits Pohlhausen [27] hat nun versucht, eine solche Schar von Profilen durch
einen Polynomansatz wiederzugeben und Launder [28] hat dieses Verfahren noch ver-
feinert. Diese Schar muß folgende Bedingungen erfüllen:
y = 0: u =a2 u _
0,
oy2 -
'V ~ dp - _ U dU
e dx - dx '
3.12(2)
OU 02U
Y = b: 1t = U, oy = 0, oy2 = O. 3.12(3)
Die zweite der GIn. 3.12(2) folgt aus der Bewegungsgleichung. - Dazu ist noch der fol-
gende empirische Befund beizufügen. Dasjenige Geschwindigkeitsprofil, das der beginnen-
den Grenzschichtablösung entspricht, hat in y = 0 den Gradienten 8u/8y = O. Das tritt
1,0
V /' /' /"
,."
V / /
t Ii
0.8 r-- /'
-- ~ / / J
~ V
I 'F>/
~
1/ 1/ '/
I j
0.2 rt/ /
'I /
./
Abb. 3.12.1 Geschwindigkeitsprofile
nach Launder. o 0.2 0.' 0.6 0.0 1,0
y/6-
122 3 Strömungstheoretische Grundlagen
nach experimentellem Befund ein, wenn der Parameter A den Wert -6 hat. Die Profil-
scha,r von Launder erfüllt alle diese Bedingungen und ist in Abb. 3.12.1 dargestellt. Da
diese Kurven festliegen, kann man für jede auch ~1/~2' ~2/~ und folglich auch H 1a berech-
nen. Der Neigung in y = 0 entspricht die dort auftretende Schubspannung 't'o. Als charak-
teristische Angabe dafür findet man die Größe
1(UV~2).
Diese und H 12 können also in Funktion von A, mithin aber auch in Funktion der Größe
r = ~~ dU 3.12(4)
- v dx
dargestellt werden, da ja die Zuordnung von ~2/~ undA bekannt ist. Abb.3.12.2 stellt diese
Funktionalzusammenhänge dar.
I I ~
0.7
11 11 .1
1c(12)(U61//I) v- 0.6
I-'"
~
I-'"
I' l'fl1
1'-- I-'"
Pr--
v I-r-,
r-I-t-
V 0.1
I'
1~ o
-0.1 o 0.1 0.2 0.3
I ! I ! ! J !
r-
! I ! I ! I I I
-6 -4 -2 0 2 4 6 8 10 20 30 40 50 60 80
A-
Abb.3.12.2 Grenzschichtgrößen nach Launder.
Damit ist nun aber folgendes Berechnungsverfahren für eine laminare Grenzschicht mög-
lich. Nach der Grenzschichtgleichung 3.10(20) ist
d~2 _ Cf _
dx - 2
(2 + H 12) ~2U dU
dx'
3.12(5)
Kennt man in einem Punkt x die Größen ~2' U, dU/dx, so liefern die Kurven Abb. 3.12.2
c; und H 1a, folglich GI. 3.12(5} d~aldx. Damit folgt aus
3.12(8}
3.12 Grenzschichtberechnung bei beliebiger Druckverteilung 123
Durch das Differenzenverfahren ist also eine laminare Grenzschicht von x = 0 an berechen-
bar und dies kann fortgesetzt werden bis zur Stelle x rr ' wo der übergang in die turbulente
Grenzschicht erfolgt; über die Lage von X u vgl. die Ausführungen unter 3.13.
Zur Berechnung der turbulenten Grenzschicht bestehen Impulsintegralmethoden in
großer Zahl, ohne daß sich irgendeine als den anderen klar überlegen erwiesen hätte, vg1.
[42]. Unter ihnen gibt es wiederum "einparametrige" Verfahren, die annehmen, daß die
sämtlichen in turbulenten Grenzschichten möglichen Geschwindigkeitsprofile in geeignet
normierter Darstellung eine einparametrige Schar bilden (was durch die Experimente
mindestens näherungsweise gestützt wird, wenn auch nicht in voller Allgemeinheit). Unter-
stellt man dies, so ist eines der möglichen Vorgehen das folgende.
Ludwieg und Tillmann [32] geben für c; die auf experimentellem Material basierende
Interpolationsformel
c'
; = 0,123· 10- 0,678H" ~,
(U ° )-0,286
3.12(9)
vg1. auch[21]. Doenhoffund Tetervin [33] haben auf Grund umfangreichen Versuchsmate-
rials eine Gleichung für H 12 angegeben, die von Garner [34] in die Form
gebracht worden ist. Setzt man den Ansatz 3.12(9) in die Grenzsohichtgleichung 3.10(20)
ein, so lautet sie
d0 2 = 0,123' 10-o,678Hu (U ( 2)-°,286 _ (2 +H ) 02 dU. 3.12(11)
~ v HU~
Aus den bekannten Bedingungen an einer Stelle x kann man also dHH/dx und d0 2/dx aus
GI. 3.12(10) und (11) berechnen und hat damit
So kann ausgehend von der Stelle x u , wo der übergang zum turbulenten Zustand erfolgt,
im Differenzenverfahren um Intervalle Llx weitergeschritten werden bis zum Ende des
Körpers. In X u selbst verlangt das Bewegungsgesetz, daß 02 keinen Sprung macht. Hin-
gegen gestaltet sich das Grenzschichtprofil um, was sich in einer Veränderung von H 12
äußert. Demgemäß ist
°2turbulent(XU) = 021aminar(XU) 1 3.12(13)
H12tnrbulent(XU) = Hl21aminar(XU) - LlH 12 , J
wobei der Sprung LlH12 nach Truckenbrodt [31] aus Abb. 3.12.3 zu entnehmen ist. Somit
sind in X u die Ausgangswerte für die Differenzenrechnung bekannt. Die Rechnung lie-
fert z. B. im Falle des Schaufelprofils einer Turbomaschine 02 an der Austrittskante und
dies ist, was für die Bestimmung des sog. Profilverlustes benötigt wird.
1,4
I
,.- ~f-
...... -1
:/ I
V
Abb.3.12.3 Sprung des Formparameters /'
beim Umschlag zum turbulenten Strö- 1,0
mungszustand. W2 2 '6 WJ 2 4 6 W' 2 '6 WS
Ulizlv-
124 3 Strömungstheoretische Grundlagen
Verfahren, die sich auf die partiellen Differentialgleichungen der Grenzschicht stützen,
sind ebenfalls bekannt. Dasjenige von Patankar und Spalding [53] fußt auf folgendem
Gedanken. Die Stromfunktion 1Jl und ihr vVert 1Jla am Außenrand der Grenzschicht sind
gegeben durch
y 0
1Jl =
o
f eu dy, 1Jla =
0
f eu dy. 3.12(14)
Davon ausgehend wird eine verallgemeinerte Stromfunktion CI) = 1Jl/1Jla definiert. Sie er-
laubt es, die Grenzschichtgleichungen 3.10(5) und (6) zu der Form
ou + wmE on = ~ ~ op + ~ [eu('Yj + c) on] 3.12(15)
OX 1Jla OW eu OX ow 1Jl~ OW
zusammenzufassen. Diese partielle Differentialgleichung wird mit den jeweiligen Grenz-
bedingungen durch Übergang zur Differenzenrechnung numerisch gelöst. Der pro Längen-
einheit des Weges aus der Außenströmung in die Grenzschichtzone eintretende Massen-
m
strom E ("entrainment rate") wird beim Lösungsverfahren laufend mitbestimmt. Für
die Austauschgröße c kann der Ansatz nach GI. 3.10(3) und (4) eingeführt werden, aber
ebenso gut auch jeder andere. Es ist selbst möglich, c durch besondere, aus der Turbulenz-
theorie gewonnene Differentialgleichungen zu beschreiben. - Die Theorie kommt also mit
einem Minimum an einschränkenden Voraussetzungen aus und ist äußerst anpassungsfähig.
Der Rechenaufwand ist demgegenüber ungleich größer als bei Impulsintegralmethoden.
--,---
,
I
-- - - - - --
I
TUl;:v'
103
-
0,01~q"
~ B
~6 .t/ .1, ~r
J~OJ~
~
0,01,00
102
T",,!,'- Abb. 3.13.1 Kritischer Wert von U 02!V
nach Hodge [35]. Kurven für verschiedene
-0,10 -0,05 o 0,05 0, 10 Turblllenzgrade Tu.
r-
3.13 Ergänzendes zur Grenzschichttheorie 125
punkt zu wählen, womit man die Verluste eher überschätzt. - Ganz allgemein beobachtet
man, daß der übergang laminar-turbulent sich bei Schaufelprofilen oft (in der Maschine
wahrscheinlich immer!) über eine größere Zone erstreckt, also nicht den Charakter eines
scharfen Umschlages hat. Theorien des Typus [53] sind dieser Situation eher angemessen
als die Impulsintegralmethoden.
Die Grenzschichttheorie war von je her bestrebt, Ablösungskriterien anzugeben, vor
allem um die Mittel zur Vermeidung der Ablösung in die Hand zu bekommen. Bei der la-
minaren Grenzschicht wurde bereits das Ablösekriterium A = -6 angegeben. Bei turbu-
lenten Grenzschichten wird H 12 als maßgebendes Kriterium betrachtet, doch schwanken
die Angaben über den kritischen Wert zwischen 1,8 und 2,4. Grundsätzlich muß. bei der
Berechnung von Grenzschichten in kanalartigen Gebilden die Rückwirkung der Verdrän-
gungswirkung der Grenzschicht auf den U-Verlaufberücksichtigt werden. Aber auch damit
ist eine genaue Voraussage der Ablösung nicht möglich. Kline [46] und seine Mitarbeiter
haben aufgezeigt, daß in Kanälen die Ablösung oft nicht scharf bei einem bestimmten
Strömungszustand einsetzt, sondern allmählich. Da vor allem Diffusoren in solchen über-
gangszuständen am günstigsten arbeiten, ist ihre grenzschichttheoretische Berechnung bis
heute nicht erfolgreich.
Die empirischen Angaben, die in die Berechnung turbulenter Grenzschichten eingehen,
seien sie von der durch GI. 3.10(3) und (4) oder von der durch GI. 3.12(9) und (10) gegebenen
Art, gelten für hydraulisch glatte Wände. Zuverlässige allgemeine Methoden zur Berück-
sichtigung der Rauhigkeit scheinen bis heute zu fehlen. Nach Feindt [40] verschiebt die
Rauhigkeit den Umschlagspunkt nach vom (asymptotisch etwa bis U tJdv = 400, was bei
k sltJ8 = 1 erreicht), doch dürfte er bei Schaufelgittern der hohen Vorturbulenz wegen ohne-
hin noch weiter vorn liegen.
Der Einfluß der Machzahl auf die Grenzschichtentwicklung ist - abgesehen von der
Rückwirkung auf die Geschwindigkeitsverteilung U(x) - bis Machzahlen von etwa 2
gering, vollends im subsonischen Gebiet, vgl. Abb. 3.13.2.
1,0
f
~ Dhawan
Co/es (ebene Strömung) _
......
~
~ ~''''''
xi'--x~~-
0.2
r- Tiorie r
- - Theorie Wilson, ahne Wärme/eitung
-1'- UniS!, mit Wärj/eitunr
l
o 2 6 8 10
M",-
Abb.3.13.2 Verhältnis des Reibungsbeiwertes bei kompressibler und inkompressibler Strömung. M 00 = Mach-
zahl der Anströmung.
das Kriterium für das Erscheinen solcher Wirbel, eine Bedingung, die bei Turbinenschau-
feln erfüllt sein kann.
"- "-
"-,~--~~v=~~~~
x
Abb.3.13.3 Görtler-Wirbel an einer konkaven Wand.
Trotz der großen Zahl der bekannten Verfahren zur Grenzschichtberechnung, vgl. [21],
[31], [41], [42], [53], verfügen wir über keine, deren Treffsicherheit in allen Fällen befriedigte,
vgl. auch die Diskussion von Kline [39]. - Bei dem hier gegebenen Überblick ist stets ebene
Strömung vorausgesetzt worden. Sinngemäß lassen sich die Verfahren auf den Fall der
Rotationssymmetrie anwenden, während eigentliche dreidimensionale Grenzschichten eine
wesentliche Verallgemeinerung der Theorie verlangen, vgl. etwa [37]. Sie sind für den Tur-
bomaschinenbau wesentlich (Seitenwandgrenzschichten, Einfluß der Fliehkraft auf Lauf-
schaufelgrenzschichten), haben aber noch nicht einen Stand erreicht, der sichere Voraus-
sagen erlaubt.
Cz C
y
Nun betrachten wir die Strömung durch einen Kanal, Abb. 3.14.1, und stellen uns das
Problem, die maßgebenden Mittelwerte in einem ebenen Querschnitt f zu bestimmen.
Wie im Bild dargestellt, errichten wir auf diesem Querschnitt ein Koordinatensystem x, y, z
mit z als Normalenrichtung. Die entsprechenden Geschwindigkeitskomponenten sind
c"" cy' cZ ' Es sei angenommen, daß sich einer zeitunabhängigen Grundströmung regellose
(turbulente) und gegebenenfalls auch periodische Störungen überlagern. Weiter seien L
eine dem Zustand bzw. der Bewegung des Fluids zugeordnete extensive Größe und 1 die
zugehörige spezifische Größe. In einem Zeitintervall to trete durchf die Masse m(to) und der
Betrag L(to) der Größe L. Dann ist der Mittelwert von 1 für das Zeit intervall to
L(t ) 1
0) = -('- J [J J(jc,! clf] dt =
t.
l(t o) = 1n
-( t 'In to)o
o
t.
o
J[J J(jczl df]dt
t. 3.14(14)
o
J [JJecz dfl dt
Hier ist das Doppelintegral über die ganze Fläche f zu erstrecken. Unter dem stationären
Mittelwert I verstehen wir den Wert
I - tlim
--700
\l(to) \ .
o
3.14(15)
Stets lassen sich endliche Zeitintervalle to finden, für die mit jedem wünschbaren Masse von
Genauigkeit
= l(to) r 3.14(16)
wird. Diese Gleichung ist erfüllt, wenn to groß ist gegenüber dem Zeit intervall , das eine
einzelne Schwankung im Mittel einnimmt und wenn es zudem (bei Überlagerung mehrerer
periodischer Vorgänge) gleich der kleinsten vollständigen Periode oder einem ganzzahligen
Vielfachen derselben ist. Ist to auch sehr lang gegenüber der kleinsten vollständigen
Periode, so kann die Bedingung des ganzzahligen Vielfachen entfallen. Wenn man to so
wählt, daß GI. 3.14(16) erfüllt ist, so liefert GI. 3.14(14) unmittelbar I. Für die Dreifach-
integrale benutzen wir nachfolgend die vereinfachte Schreibweise
t.
o
J [J JeCz l df] dt - JeCz l df dt . 3.14(17)
mt
können wir in GI. 3.14(18) m(t o) durch o ersetzen. Anschließend wenden wir diese Glei-
chung auf die verschiedenen interessierenden Mittelwerte an. Bei den Geschwindigkeits-
mittelwerten kennzeichnet Index k das Kontinuitätsmittel, Index b das Impulsmittel
(Bewegungsgröße ), Index e das EnergiemitteL Es ist alsdann
v = -2-
mto
J(!CzV df dt = -2-
mt o
J z df dt, C 3.14(20)
- 1
h = -.
mt
-J (!cib df dt,
o
3.14(21)
CbZ = J:-
mto
f (!CzCz df dt , 3.14(23)
cby = J:-
mto
f (!CZC y df dt , 3.14(24)
Cbz = J:-
mto
f (!C; df dt , 3.14(25)
Ce -
::2 - -.1-t f (!Cz(c",2 + C2y + Cz2 ) d"'J dt -- 1 f
-;-t dJ
(!CzC 2" dt. 3.14(26)
mo mo
Man beachte, daß cz ' cy' Cz als spezifische Impulse, C;/2 als spezifische Bewegungsenergie
aufgefaßt werden können. Von der kontinuitätsgemittelten Geschwindigkeit kann nur die
z-Komponente sinnvoll definiert werden, nämlich
_ mv
Ckz =T' 3.14(27)
p- 1 f p dfdt,
= tof 3.14(31)
die nicht aus GI. 3.14(18) hervorgeht. Jene Gleichung ist hier nicht verwendbar, da p keine
extensive, sondern vielmehr eine intensive Zustandsgröße ist. Die durch GI. 3.14(31) gege-
bene Mittelung ist dadurch begründet, daß pf den korrekten zeitlichen Mittelwert der Nor-
malkraft auf f liefert und daß im Sonderfall des konstanten p der Mittelwert mit diesem
konstanten Wert identisch wird.
Beachtenswert ist nun, daß man diese Mittelungsgleichungen nicht alle gleichzeitig ver-
wenden kann, wenn man noch verlangt, daß die Mittelwerte thermodynamischer Zustands-
größen die thermische und die kalorische Zustandsgleichung erfüllen müssen. Vor allem
kommen die folgenden drei Mittelungsverfahren in Frage:
a) Aus GI. 3.14(31) bestimmt man p, aus GI. 3.14(21) h. Weiter ist
v= IPl(P, h), '8 = o'2(P, h). 3.14(32)
b) Aus GI. 3.14(21) bestimmt man h, aus GI. 3.14(22) s. Weiter ist
v = IP4(h, '8), p = nih, '8). 3.14(33)
c) Aus GI. 3.14(20) bestimmt man V, aus GI. 3.14(21) h. Weiter ist
'8 = ulk, v), P = nl(h, v). 3.14(34)
Beim Verfahren a) sind die GIn. 3.14(20) und (22) verletzt, beim Verfahren b) sind es die
GIn. 3.14(20) und (31) und beim Verfahren c) die Gln. 3.14(22) und (31). Alle übrigen Glei-
chungen lassen sich in allen Fällen streng erfüllen.
Was es praktisch bedeutet, daß einzelne Gleichungen nicht erfüllt sind, erkennt man am
leichtesten aus einem idealisierten Beispiel. Es sei angenommen, ein Querschnitt, in dem
konstanter Druck herrscht, werde durch zwei gleich große Anteile eines Massenstromes
durchsetzt, die verschiedene Temperaturen und damit verschiedene Enthalpien h1 und hz
haben mögen. Abb. 3.14.2 stellt dar, was die drei Mittelungsverfahren in diesem Falle lie·
fern. - Verfahren a) führt auf den Zustandspunkt A, denn es gibt die korrekten Mittel-
130 3 Strömungstheoretische Grundlagen
werte hund p. Hingegen entsprechen dem Punkt A andere Werte von und 8, als sie aus v
einer direkten Mittelung erhalten werden. - Verfahren b) gibt den Zustandspunkt B,
also korrektes hund 8, hingegen einen vom tatsächlichen Wert abweichenden Druck und
ebenfalls ein gefälschtes mittleres spezifisches Volumen. - Verfahren c) schließlich liefert
v,
den Zustandspunkt 0, d.h. korrektes h und hingegen geHUschte Mittelwerte p und 8.
------------------------~--~
----------~~~--~------h
~~-----/~--+--------------h,
P / /
I
V,-"
s
Abb.3.14.2 Entropiediagramm zur Gegenüberstellung verschiedener Mittelungsverfahren.
Besonders instruktiv ist der Unterschied der s-Mittelwerte zwischen Punkt A und B.
Die Mischung der beiden verschiedenen Ströme ist ein irreversibler Prozeß, also mit Entro-
pievergrößerung verbunden, und dies ist der Unterschied der Entropiewerte im A und B.
Man könnte sich den Mischvorgang reversibel durchgeführt denken, indem man aus der
ursprünglich vorhandenen Temperaturdifferenz Arbeit gewänne und diese zur Verdich-
tung des Fluids benutzte. So entsteht der höhere Druck in B. Die Rechnung nach Verfah-
ren a) nimmt also die Energiedissipation durch Mischung, die in Wirklichkeit erst nach dem
Querschnittffolgt, vorweg und vergrößert dementsprechend den Entropiestrom inf.
Schon in dem hier besprochenen idealen Grenzfall werden die Unterschiede der Ergeb-
nisse der drei Mittelungsverfahren sehr gering, und das gilt noch in weit höherem Maße in
den praktisch vorkommenden Fällen. Die Differenzen liegen dann in der Regel weit unter
den günstigsten Meßtoleranzen. Vom praktischen Standpunkt aus liefern also alle drei
Verfahren dasselbe. Verfahren a) dürfte tür die Handhabung das zweckmäßigste sein.
t,\
\
\ -.o:{;\
\
Kll
~
\
\
\
\
Bei der Berechnung der Strömung durch einen Kanal, Abb. 3.14.3, lassen sich nun in
quasi-eindimensionaler Behandlungsweise folgende Relationen zwischen den maßgebenden
Größen im Querschnitt!1 und denjenigen im Querschnitt!2 herstellen: Die Kontinuitäts-
gleichung lautet
(1 - Bk2) cbzd2 (1 - Ba) cbzdl
3.14(35)
V2 VI
Weiter sei Af die während des Zeitintervalles t o durch Feldkräfte am Fluid innerhalb des
Raumes zwischen!1 und!2 geleistete Arbeit, AT die während to an der Oberfläche des glei-
chen Raumgebietes durch Schubspannungen geleistete Arbeit und Q die während t o dem
Raumgebiet zugeführte Wärme. Wenn wir dann setzen
- _ Af - - Q
af = into ' q=-.-, 3.14(36)
mto
so schreibt sich die Energiegleichung
-
hz + '2(1
1
+ Ee2 ) 2 -2Cb2 = -h + '2(1
1
1+E 2 -2
el ) Cbl + - + -a + q.-
aj T 3.14(37)
to 0
J
Rf - - Rfdt, Rp
to 0
J R dt, R
-- p T - -
to 0
J R.dt 3.14(39)
3.14(40)
allgemein 3.14(42)
h2* + Cb22 + 2.
-2 -2
isoenergetisch -
-1
h* ChI
132 3 Strömungstheoretische Grundlagen
während die Impulsgleichung unverändert bleibt. Man beachte, daß der allerdings meist
verschwindend kleine Unterschied zwischen v und v* in Ck eingeschlossen werden kann.
Abb. 3.14.4 veranschaulicht die Abweichung zwischen der wirklichen und der ideellen
Zustandsänderung, mit der man bei dieser Betrachtungsweise rechnet. Die Energiebilanz
wird korrekt, doch werden statische Enthalpie und Geschwindigkeitsenergie um entgegen-
gesetzt gleiche Beträge gefälscht. - Diese vereinfachte Berechnungsart ist in sehr vielen
Fällen zweckmäßig.
-hz*
ß7"----nz
JJz
s
Abb. 3.14.4 Wirkliche und ideelle mittlere Zustandsänderung in einem Kanal bei isoenergetischer Strömung,
dargestellt im Entropiediagramm.
Eine weitere Vereinfachung entsteht durch Weglassen des Faktors 1 - Ck' doch ist
diese Beschreibung der Strömung bereits weniger befriedigend. Man muß dann die durch
allgemein 3.14(47}
-'2 -'2
isoenergetisch h2+ C~ = hi. + C~ ,
3.14(48}
Ferner ist
3.14(49}
Cy = -!-
mto
Jflczcy dJ dt , 3.14(50}
niii
cz = T' 3.14(51}
c2 = c; + ~ + C~, 3.14(52}
-2
h = hO -~. 3.14(53}
2
Um auch den Impulssatz zu erfüllen und die wahren Kräfte zu erhalten, wird ein ideeller
Druckmittelwert p eingeführt durch die Setzung
Jp + mcz = Jift +~
to
f (f!C z) Cz dJ dt,
wo p der Mittelwert nach GI. 3.14(31} ist. Damit ist
- - -
p - p +Jt1o f flcz2 drF dt - T'
'J
m;cz 3.14(54}
Mit
3.14(55}
liegen dann alle benötigten Relationen vor. Die Mittelung erfordert hier ein Iterations-
verfahren, denn wendet man die GIn. 3.14(48}-(55} (z.B. bei der Auswertung von Ver-
suchsergebnissen) der Reihe nach an, so muß man in GI. 3.14(51) einen geschätzten Wert v
einführen und erhält schließlich aus GI. 3.14(55} einen genaueren usw. Numerische
Schwierigkeiten entstehen bei dieser Iteration in der Nähe der Schallgeschwindigkeit, was
bei Mittelungen mit festem (physikalisch reellem) p vermieden wird.
134 3 Strömungstheoretische Grundlagen
allgemein i
1/2
-2
+2
C2 t
= 111 +2-2 + aj + a.- +-q,
Cl - 3.14(56)
3.14(57)
3.14(58)
Die Impulsgleichung ist erfüllt ohne Einführung eines ideellen Wertes der Wandreibung,
dafür aber mit dem ideellen Druck p.
Die Einführung dieses ideellen Druckes ist der Kunstgriff, durch den unter Wahrung
theoretischer Strenge formale Einfachheit (keine Formfaktoren) erzielt wird. Dies ist
aber auch gerade die Schwäche des Verfahrens. Man beachte, daß GI. 3.14(54) auch in der
Form
p
- = P- + T
m [-Chz - Cz-] = P- + T
mehz [1 - (1 - ek
v]
) V 3.14(59)
geschrieben werden kann. Hier entspricht ek genau der Definition nach GI. 3.14(29). Sobald
also der Zusammenhang zwischen dem physikalisch reellen Druckmittelwert p und dem
ideellen Mittelwert p hergestellt werden soll, ist man auf eine Operation geführt, die nichts
anderes als die Bestimmung eines Formfaktors ist und darüber hinaus noch die interative
v
Berechnung von verlangt. Das Verfahren verletzt die physikalisch reellen Mittelungs-
gleichungen 3.14(20), (21), (22) und (31), und zwar oft um Beträge, die - im Gegensatz
zu den hier mit a), b) und c) angegebenen Mittelungsverfahren - bedeutsam sein können.
Unbedingt abzuraten ist von diesem Mittelungsverfahren bei der Behandlung von
Diffusorströmungen, weil dort, wie in Abb. 3.14.5 veranschaulicht, im Austrittsquerschnitt
stets eine ungleichmäßige Geschwindigkeitsverteilung auftritt, die die Differenz zwischen
Ghz und Cz groß macht. Also wird p wesentlich größer als p, d. h. die Rechnung täuscht einen
zu hohen Druckrückgewinn vor. Die Fälschung der thermodynamischen Zustandsände-
rung, die durch solche Mittelungen bedingt ist, wirkt sich hier sehr störend aus.
~~~~~~~~ +7:0
Über den Verlauf von l' längs y läßt sich folgende allgemeine Aussage machen. An der
oberen Begrenzungswand ist die Schubspannung, die den Betrag 11'01 hat, sicher negativ,
denn die an der Oberseite der Teilchen angreifende Reibungskraft ist der Bewegung ent-
gegen gerichtet. An der unteren Wand hat die Schubspannung den gleichen Betrag, ist
aber positiv, denn hier ist sie ja die Reibungskraft, die vom Medium auf die Wand ausgeübt
wird. Die Symmetrie der Anordnung hat weiter zur Folge, daß die Kurve T(Y) einen zentral-
symmetrischen Verlauf nimmt, wie in Abb. 3.15.1 dargestellt. Es ergibt sich aus dieser
Überlegung sogleich, daß der FallT = const ausgeschlossen werden kann, da die Kurve ja
auf alle Fälle einen stetigen Verlauf nehmen muß.
Nach dieser Vorbereitung setzen wir nun für ein beliebiges Teilchen die Bewegungsglei-
chung 3.1(2) an, und zwar sogleich für die Richtung der Bewegung. Für den feldfreien
Raum lautet sie
8.c 1 op 1 Oi
c - = ---+-- 3.15(1)
oa 9 oa !! oy'
woraus
3.15(2)
Unter den vorausgesetzten Bedingungen ist in der Tat l' das einzige der in GI. 3.1(2) auf-
tretenden T iJ , das eine von Null verschiedene Ableitung hat. Nun betrachten wir die drei
folgenden Fälle:
a) Beschleunigte Strömung, oc/oa > 0, op/oa < 0.
b) Ausgebildete Kanalströmung (konstanter Kanalquerschnitt), oc/oa = 0, op/oa < we-
gen Reibung.
°
c) Dijjusorströmung, oc/oa < 0, op/oa > 0.
In allen drei Fällen ist also cp/ca =l= 0. Damit läßt sich aber sagen, daß man mit Sicher-
heit längs der Begrenzungswände stets Zonen findet, innerhalb derer die Bedingung
!!c l ee
ca \ < \op 1
ou I 3.15( 3)
erfüllt ist, denn der Ausdruck rechts ist von Null verschieden, während derjenige links
beliebig klein wird, wenn man sich nur der Wand hinreichend stark nähert; er verschwindet
ja an der Wand selbst. Greifen wir längs der unteren Begrenzungswand diejenige Zone her-
aus, innerhalb welcher die Relation 3.15(3) gilt, so können wir sogleich die in der nachfol-
genden Tabelle zusammengestellten Aussagen über die Vorzeichen der einzelnen Größen
machen:
oe op 01:
ee-
00' 00' Gy
Das Vorzeichen Br/By ergibt sich unmittelbar aus den Relationen 3.15(2) und (3). Beacht-
lich ist insbesondere, daß bei der Diffusorströmung der Betrag der Schubspannung in
unmittelbarer Wandnähe mit zunehmendem Wandabstand größer wird.
Weiter beachten wir folgendes. Für die ausgebildete Kanalströmung reduziert sich
GI. 3.15(2) auf Br/By = Bp/Ba, und da die rechte Seite von y unabhängig ist, gilt dies auch
für die linke, so daß Br/By = const. Bei der beschleunigten Strömung gilt Br/8y = 8p/Ba
nur an den Wänden (wegen c = 0), während überall sonst IBr/By I < IBp/Ba I, da ja in
GI. 3.15(2) das Geschwindigkeitsglied mit umgekehrtem Vorzeichen dazukommt. So er-
gibt sich schließlich zwingend, daß der Verlauf von r über y in den drei betrachteten Fällen
jeweils den Charakter hat, der durch die Kurven Abb. 3.15.2a), b), c) dargestellt ist.
y y y
+ +
+'(0 +'(0
a b c
Abb. 3.15.2 Schubspannungsverteilung in einem Kanal:
a) beschleunigte Strömung; b) konstante Geschwindigkeit; c) verzögerte Strömung.
Daraus läßt sich weiter eine allgemeine Aussage über Reibung und Energiedissipation
in Kanalströmungen gewinnen. Wir suchen die Dissipationsarbeit für das Raumgebiet
zwischen fund f', Abb. 3.15.3, zu bestimmen. Sie ist das Integral der Gestaltänderungs-
f'
Abb. 3.15.3 Zur Bestim·
-kfz df mung der Energiedissipation
in einem Kanal.
arbeiten der einzelnen Teilchen dieses Gebietes. Gemäß dem, was unter 3.2 über Kanal-
strömungen ausgesagt wurde, ist das Integral der Gestaltänderungsarbeiten entgegen-
gesetzt gleich dem Integral der Schlepparbeiten der Schubspannungen. Der Symmetrie
wegen können wir uns bei dieser Betrachtung z.B. auf die untere Hälfte unseres Raum-
gebietes beschränken. Das Integral der Schleppleistungen pro Masseneinheit ist für dieses
Raumgebiet
wo dF die Grundfläche des quasiprismatischen Raumes ist. - Dieser Ausdruck folgt un-
mittelbar aus den Ausführungen unter 3.2. Damit wird die Energiedissipationsleistung
pro Masseneinheit für unseren Halbraum
. dF Br
f
0
dD = - - c 8- dy. 3.15( 4)
e h y
3.15 Reibungsverluste in Kanälen 137
Zur weiteren Auswertung dieses Ausdrucks machen wir für unsere drei Fälle a), b), c) die
folgenden Ansätze für .(y), vg1. Abb. 3.15.4:
y y
o
foJyJ
a
y
0---
h
-l 7:0
b
Y Y
Abb.3.15.4 Darstellung des Ver-
laufes von r und der daraus gebil- D
deten Funktionen fa und fe.
a) beschleunigte Strömung;
b) konstante Geschwindigkeit;
c) verzögerte Strömung. h
7' to
c
- l'a(Y),
2y OT _ 27:0
a) T= - -,;: TO - fa(Y), 8y - - T
2y 8. 2'0
b) 7:= - -,;:TO'
8y -T ,
2y OT 2To l'e (y.
)
c) T= --,;: '0 + fe(Y), 8y -T+
\Venn wir nun setzen
h2 J°c dy = Ck'
h
3.15(5)
2
so wird der Integralausdruck in GI. 3.15(4) für unsere drei Fälle:
a) - lh
C 88
T dy
y
= Ck'O + / cf~(y) dy =
h
CkTO + I a,
b)
o
c) J cf~(y) dy =
h
CkTO - I c •
Die damit eingeführten Integralausdrücke I a und I e lassen sich noch weiter analysieren.
Wäre c = const, so würden beide verschwinden, denn es wäre dann (vg1. Abb. 3.15.4)
I = c {f'(Y) dy = c (1(0) - f ( - ~ )] = O.
-2'
138 3 Strömungstheoretische Grundlagen
In Wirklichkeit ist aber in beiden Fällen c im Bereich des positiven!, (Wandnähe) kleiner
als im Bereich des negativen!, (Kanalmitte). Deshalb überwiegen bei der Integration die
negativen Anteile, und es folgt
1a < 0, 1e < O.
Daraus ergibt sich, wenn wir noch die Wandschubspannung 7:0 vermöge
7:0 = cf2' ck
e -2 3.15(6)
a) - ?C EJ'8yI: dY =
Jh Cf
e -3Ck
2' -
11a'1
-2"
b) -
f
Jh C
87: d
8y Y = Cf
e -3
2' ck>
-2"
c) -
(0
J _ C -8
87: dY e -3Ck + I-
= Cf -2 1
C
1
•
h Y
-2"
Nun können wir die gesamte Dissipationsleistung formal wiedergeben durch einen Dissi-
pationskoeffizienten Cd gemäß der Setzung
e dD = Cd ~ c~ dF. 3.15(7)
Führt man dies in Gl. 3.15(4) ein und ersetzt den Integralausdruck durch die Ausdrücke,
die wir dafür erhalten haben, so folgt
21 1al
a) Cd = Cf - ecZ '
b) Cd = Cf' 3.15(8)
c)
oder schließlich
Cd < Cffür beschleunigte Strömung,
Cd = für ausgebildete Kanalströmung ,
Cf
Cd > Cf für Diffusorströmung .
Dieses Ergebnis ist für das Verständnis der Reibungsverluste in durchströmten Kanälen
von grundlegender Bedeutung. Es bleibt übrigens unverändert, wenn Cf und Cd mit einem
anderen Geschwindigkeitsmittelwert gebildet werden. Wenn man im Rahmen einer ein-
dimensionalen Theorie die Reibungsverluste durch Reibungskoeffizienten einführt, so
meint man damit in Wirklichkeit Dissipationskoeffizienten. Das durch GI. 3.15(7) ein-
geführte cll ist in der Tat nichts anderes als der Reibungskoeffizient, der bei der eindimen-
sionalen Berechnung eingesetzt werden muß, wenn der korrekte Wert des Energieverlustes
erhalten werden soll. Er ist - und das ist das wesentliche Ergebnis - nicht identisch mit
dem Koeffizienten Cf' der die korrekte Reibungskraft liefert. Vielmehr ist Cd für die be-
schleunigte Strömung kleiner, für die ausgebildete Kanalströmung (z.B. Rohrströmung)
gleich, für die Diffusorströmung aber größer als der effektive Oberflächenreibungskoeffi-
zient Cf' Der Unterschied kann besonders im letzteren Falle sehr groß werden. Die korrekte
Zustandsänderung erhält man nach den Ausführungen unter 3.14, wenn man in die Energie-
gleichung den Geschwindigkeitswert
-Ce = -1--+
1 Be -Ck ~ (1 + +Be
) - = (1
Bk Ck + )-
B Ck 3.15(9)
- Bk
einführt.
3.1G Strömung durch Diffusoren 139
Damit klärt sich das scheinbare Paradoxon, daß bei der beschleunigten Strömung die
Grenzschichten dünn, die Wandschubspannungen also groß 1 und trotzdem die Reibungs-
verluste klein, bei der verzögerten Strömung die Grenzschichten dick, die Wandschub-
spannungen klein und trotzdem die Reibungsverlm;te groß sind.
Die Überlegungen wurden hier durchgeführt am Beispiel der ebenen Strömung durch
einen Kanal mit gerader Achse, weil hier die Verhältnisse am einfachsten zu überblicken
sind. Das grundlegende Ergebnis ist aber unabhängig von diesen besonderen Annahmen.
1 Häufig behält hierbei allerdings die Grenzschicht sogar den laminaren Charakter bei, so daß die Schub·
spannung klein bleibt, womit eine besonders verlustarme Strömung vorliegt.
140 3 Strömungstheoretische Grundlagen
-
50"
I !
-
W
/
1J~oo
+- ~ ~ :---".
" xvr r:::; 12a '
8" r---- o • .- ~ .
~
~~
//[' _
- .L 1 ~ i"'-i'-
-
1
5"
10 ~
K
~~~--~-~----------~-
I
_ _ 1____________- - - - -
/'
,/IfJ"/
~.~
ß~"./
~ "'\ ~"?O
"" ~
'\ "-..,
r
I 3"
~d~:~--~--~-
I
'\
'\ ~
I 2 "2 I ~
3 5.6 8 70 72 79 7e 18 ZO JO 90 SO
I
L/h 7 bzw. Llr, -
~i.-------L--------~
Abb. 3.16.2 Grenzwinkel für die einzelnen Strömungszustände
Abb. 3.16.1 Vier Strömungszu-
stände im Diffusor. in Diffusoren.
rx' Winkel, bei dem Übergang von anliegender Strömung (Fall a)
zur teilabgelösten Strömung (Fall b) erfolgt; rx" Winkel, bei dem
Übergang von teilabgelöster Strömung (Fall b) zur vollabgelösten
Strömung (Fall c) erfolgt.
WO h 1 und h2 die Höhen der Ein- und Austrittsquerschnitte und L die Länge des Diffusors
sind. Wir verwenden dieselbe Gleichung als Definitionsgleichung für den Winkel IX beim
ebenen Diffusor mit gekrümmter Achse. - Weiter gibt Abb. 3.16.2 Angaben über den
Winkel, bei dem der Übergang zur voll abgelösten Strömung erfolgt.
Die Kurven der Abb. 3.16.2 gelten primär für ebene Diffusoren. Die Überprüfung des
vorliegenden Versuchsmaterials zeigt aber, daß sie in gewissem Maße auch auf andere
Querschnittsgeometrien übertragbar sind, mindestens für mäßige Ablenkungswinkel (etwa
bis {} = 30°). Es erweist sich als eine brauchbare Regel, zwei geradachsige Diffusoren als
äquivalent zu betrachten, wenn sie gleichen Erweiterungswinkel IX und gleiches Quer-
schnittsverhältnis f2/f1 (Austrittsquerschnitt/Eintrittsquerschnitt) aufweisen. Für den ebe-
nen Diffusor ist
f2 L .
1
+
-f = 1 2 -} sm IX . LI
:3.16(2)
Für einen Kegeldiffusor, dessen Ein- und Austrittsquerschnitte die Radien r 1 und r 2 auf-
weisen, ist das Querschnittsverhältnis
f2 = 1
fl
+
2(~)sinlX (~)\2Sin2IX.
r1 r1
+ 3.16(3)
Bei günstig ausgebildeten Diffusoren ist das Glied zweiter Ordnung verhältnismäßig klein.
Es geht dann aus dem Vergleich der Formeln 3.16(2) und (3) hervor, daß beim Kegeldiffu-
3.17 Abschätzung von Verlusten durch Dissipationskoeffizienten 141
sor lediglich Lh an die Stelle von Ljh] tritt. Demgemäß können die Kurven Abb. 3.16.2
auch für den geradachsigen Kegeldiffusor angewandt werden, wenn man als Abszisse den
Wert Ljr l wählt. Die Übertragung auf Kegeldiffusoren mit gekrümmter Achse ist unsiche-
rer und gelingt nur etwa bis () = 30°.
Selbst bei makroskopisch anliegender Strömung beobachtet man mikroskopisch kleine
Ablösungsgebiete, die ständig entstehen und wieder weggewischt werden, ein Vorgang, der
als starke Turbulenz erscheint, vgL z. B. die Meßergebnisse von Sprenger [50J, Abb. 3.16.3.
Es sind für Verdrängungsdicken 01 am Diffusoreintritt von 0,61 bzw. 2,33% des Radius
Geschwindigkeiten angegeben und Turbulenzgrade c' jc (mittlere Geschwindigkeitsschwan-
kung/örtliche Geschwindigkeit) am Diffusoraustritt. Derart hohen Turbulenzgraden ent-
r
1 - - - - - - - - - L-I~,3 7 ---------~
Damit ist z.B. der Reibungskoeffizient der Strömung in einem glatten Rohr zu ver-
gleichen, der bei gleicher Reynoldszahl Cf = 0,0034 beträgt.
Mit den Ablösungserscheinungen dürfte es zusammenhängen, daß bei Diffusorströmun-
gen grenzschichttheoretische Voraussagen nicht erfolgreich sind, denn bei solchen Vor-
gängen macht sich stets auch der Einfluß der gegenüberliegenden Wand bemerkbar, der
in der Grenzschichttheorie fehlt.
somit die Dissipationsarbeit pro Masseneinheit, d. h. die Enthalpieerhöhung rihd durch die
Verluste
3.17(2)
Für den ganzen Verlust pro Masseneinheit in der Strömung von 0 bis sa erhalten wir, wenn
wir einen Mittelwert für Cd einsetzen
U
Llh d
Cd B,
=2[
c2 ,ds. 3.17(3)
Llh d Llhd
Cl = cV2' Ca = c~/2' 3.17(4)
rpl = [ 8,(c;:-
u
cr ,d8, rp2 = [
8,(C;c r
u
,d8. 3.17(6)
Diese rp sind also gegeben durch die Kanalgeometrie und den Verlauf der Geschwindigkeit
längs des Kanals. Dieser Verlauf ist seinerseits durch Kanalgeometrie, Kontinuitätsglei-
chung und Zustandsänderung festgelegt. Im Grenzfall der Inkompressibilität wird z. B.
für den kegligen Diffusor mit Eintrittsdurchmesser d, Austrittsdurchmesser D und halbem
Kegelwinkel IX
3.17(7)
Beim Rohr mit Länge 1und Durchmesser d ist rpl = rpa = 41/d, denn es ist hier Cd = Cf =
"P/4, wo "p der Rohrreibungskoeffizient üblicher Definition ist. - Bei der hier gegebenen
formalen Darstellung läuft die ganze Verlustberechnung darauf hinaus, den Dissipations-
koeffizienten zu kennen. Dieser läßt sich aber oft leichter auf Grund ähnlich gelagerter
Fälle abschätzen, als wenn man Verlustzahlen Cunmittelbar schätzen wollte.
Literatur zu Kap. 3
1. Truckenbrodt, E.: Strömungsmechanik. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 1968.
2. Lamb, H.: Hydrodynamics. 6. Auf!. Cambtidge: Univ. Press 1932.
3. Milne-Thom80'n, L. M.: Theoretical Hydrodynamies. 5. Aufl. London: Macmillan 1968.
4. Tietjens, 0.: Strömungslehre. Berlin, Göttingen, Heidelberg: Springer 1960.
5. Goldstein, S. (Hrsg.): Modern Developments in Fluid Dynamics, 2 Bde. 4. Auf!., Oxford: Univ. Press 1952.
Literatur zu Kap. 3 143
6. Howarth, L. (Hrsg.): Modern Developments in Fluid Dynamics, High Speed Flow ..2 Bde. 3. Auf!., Oxford:
Clarendon Press 1964.
7. Sauer, R.: Einführung in die theoretische Gasdynamik, 3. Auf!. Berlin, Göttingen, Heidelberg: Springer
1960.
8. Oswatitsch, K.: Gasdynamik. Wien: Spriuger 1952.
9. Sears, W. R. (Hrsg.): General Theory of High Speed Aerodynamics, Bd. 6. Princeton: Univ. Press 1964.
10. Zierep, J.: Vorlesungen über theoretische Gasdynamik. Karlsruhe: Braun 1962.
11. Zierep, J.: Theorie der schallnahen und·der Hyperschallströmung. Karlsruhe: Braun 1966.
12. Stodola, A.: Dampf- und Gasturbinen. 6. Aufl. Berlin: Springer 1924.
13. Keenan, J. H.; Kaye, J.: Gas Tables. New York: Wiley 1948.
14. Jordan, D. P.; Mintz, M. D.: Air Tables. New York: McGraw-Hill1965.
15. Lohr, E.: Vektor- und Dyadenrechnung für Physiker u. Techniker. 2. Aufl. Berlin: de Gruyter 1950.
16. Rothe, R.; Ollendorff, F.; Pohlha,usen, K.: Funktionentheorie und ihre Anwendung in der Technik. Berlin:
Springer 1931.
17. Riemann/Weber: Die partiellen Differentialgleichungen dcr mathematischen Physik. 6. Auf!. Bd. 1. Braun-
schweig 1925.
18. Prandtl, L.; Busemann, A.: Näherungsverfahren zur zeichnerischen Ermittlung von ebenen Strömungen mit
Überschallgeschwindigkeit. Stodola-Festschrift, Zürich 1929.
19. Kovasznay, J. S. G.: Turbulence Measurements. In: Ladenburg, R. W.; Lewis, B.; Pease, R. N.; Taylor,
H. S. (Hrsg.): Physical Measurements in Gas Dynamics and Combustion. Princeton: Univ. Press 1954.
20. Prandtl, L.: Über Flüssigkeitsbewegung mit sehr kleiner Reibung. Verh. III. Int. Math. Kongreß, Heidel-
berg 1904. Wieder abgedruckt in: Vier Abh. zur Hydrodynamik u. Aerodynamik, Göttingen 1927.
21. Schlichting, 11.: Grenzschichttheorie. 5. Aufl. Karlsruhe: Braun 1965.
22. Prandtl, L.; Schlichting, 11.: Das Widerstandsgesetz rauher Platten. Werft, Reed u. Hafen Bd. 1 (1934).
23. Nikuradse, J.: Untersuchungen über Strömungen des Wassers in konvergenten und divergenten Kanälen.
VDI-Forschungsheft 289 (1929).
24. Nikuradse, J.: Strömungsgesetze in rauhen Rohren. Forsch. Ing.-Wes. 1933, H. 361.
25. Nikuradse, J.: Turbulente Reibungsschichten an der Platte. München, Berlin: OIdenbourg 1942.
26. v. Karman, Th.: Über laminare und turbulente Reibung. ZAMM 1 (1921) 233.
27. Pohlhausen, K.: Zur näherungsweisen Integration der Differentialgleichung der laminaren Reibungsschicht.
ZAMM 1 (1921) 252-268.
28. Launder, B. E.: An Improved Pohlhausen-Type Method of Calculating the Twodimensional Laminar
Boundary Layer in aPressure Gradient. Trans. ASME, Series C, J. Heat Transf. 86 (1964) 360-364.
29. Buri, A.: Eine Berechnungsgrundlage für die turbulente Grenzschicht bei beschleunigter und verzögerter
Strömung. Diss. ETH Zürich 1931.
30. Gruschwitz, E.: Die turbulente Reibungsschicht in ebener Strömung mit Druckabfall und Druckanstieg.
Ing.-Arch. 2 (1931) 321.
31. Truckenbrodt, E.: Ein Quadraturverfahren zur Berechnung der laminaren und turbulenten Reibungsschicht
bei ebener und rotationssymmetrischer Strömung. lng.-Arch. 20 (1952) 211.
3') Ludwieg, H.; Tillmann, W.: Untersuchungen über die Wandschubspannungen in turbulenten Reibungs-
schichten. Ing.-Arch. 17 (1949) 288- 299.
33. v. Doenho//, 11. E.; Tetervin, N.: Determination of General Relations for the Behaviour of Turbulent
Boundary Layers. NACA-Rep. 772 (1943).
3±. Garner, H. C.: The Development of Turbulent Boundary Layers. ARC RM 2133 (1944).
35. 11odge, R. I.: A Turbine Nozzle Cascade for Cooling Studies. Aeron. Res. Counc. C. P. 493 (1960).
36. Dzung, L. S. (Hrsg.): Flow Research on Blading. Amsterdam, London, New York: Elsevier 1970.
37. 11orlock, J. H,: Boundary Layer Problems in Axial Turbomachines. In [36].
38. Schlichting, 11.; Das, A.: On the Influence of Turbulence Level on the Aerodynamic Lasses ofAxial Turbo-
machines. In [36].
39. Kline, S. J.: Turbulent Boundary Layer Prediction and Structure-The State of the Art. In [36].
40. Feindt, E. G.: Untersuchungen über die Abhängigkeit des Umschlages laminar-turbulent von der Ober-
flächenrauhigkeit und der Druckverteilung. Diss. TH Braunschweig 1956. Jahrb. Schiffbautech. Ges. 50
(1956) 180-203.
41. Walz, A.: Strömungs- und Temperaturgrenzschichten. Karlsruhe: Braun 1966.
42. Kline, S. J.; Coles, D. E. et al. (Hrsg.): Computation of Turbulent Boundary Layers. AFOSR-IFP-Stanford
Conference, Bd. I u. H. Stanford: Univ. Press 1968.
43. Crocco, L.: Eine neue Stromfunktion für die Erforschung der Bewegung der Gase mit Rotation. ZAMM 17
(1937) 17.
44. Vaszonyi, A.: On rotational Gas Flow. Quart. Appl. Math. HI/l (1945) 29.
45. Betz, A.: Konforme Abbildung. 2. Aufl. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 1964.
46. Kline, S. J.: On the Nature of Stall. Trans. ASME, Series D. J. Bas. Eng. 81 (1959) 305.
47. Kline, S. J.; Abbot, D. H.; Pox, R.: Optimum Design of Streight Walled Diffusors. Trans. ASME, Series D.
J. Bas. Eng. 81 (1959) 321.
48. Fox, R. W.; Kline, S. J.: .Flow Regimes in Curved Subsonic Diffusors. Trans. ASME, Series D. J. Bas. Eng.
84 (1962) 303.
144 Litera.tur zu Kap. 3
49. Traupel, W.: Die Theorie der Strömung durch Radialmaschinen. Karlsruhe: Braun 1962.
50. Sprenger, H.: Experimentelle Untersuchungen an geraden und gekrümmten Diffusoren. Diss. ETH Zürich'
Zürich: Leemann 1959.
51. Dzung, L. S.: Konsistente Mittelwerte in der Theorie der Turbomaschinen für kompressible Medien. BBC-
Mitt. 58 (1971), Nr. 10.
52. Poh/hauBen, E.: Der Wärmeaustausch zwischen festen Körpern und Flüssigkeiten bei kleiner Reibung und
kleiner Wärmeleitung. ZAMM 1 (1921) 115.
53. Patankar, S. V.; Spalding, D. B.: Heat a.nd Mass Transfer in Boundary Layers. London, Intertext Books
1970.
4: Arbeitsverfahren thermischer Turbomaschinen
4.1 Turbinen
p
po
Volumenzunahme oft zweckmäßig ist. Bei den nachfolgenden Darlegungen betrachten wir
stets die Verhältnisse (Drucke, Geschwindigkeiten usw.) im "Mittelkreis", d.h. etwa in
halber Schaufelhöhe als repräsentativ für den Leitradeintritt, Laufradeintritt und Lauf-
radaustritt. Die Tatsache, daß alle maßgebenden Größen innerhalb jeder achsnormalen
Ebene Funktionen des Radius sind, dürfen wir zunächst als eine Feinheit betrachten, die
für das elementare Verständnis unwesentlich ist. Wie in Abb. 4.1.1 dargestellt ist, wird
im allgemeinen ein Teil der Entspannung - nämlich vom Anfangsdruck Po auf den Druck
PI - im Leitapparat vorgenommen, die restliche Entspannung von PI auf den Enddruck pz
im Laufrad. Durch die Druckabsenkung im Leitapparat wird das Arbeitsmittel, das mit
der Geschwindigkeit Co zuströmt, auf die Geschwindigkeit Cl gebracht, deren Richtung durch
die Gestalt des Leitapparates bestimmt wird. Dieses Cl ist zugleich die absolute Eintritts-
geschwindigkeit ins Laufrad. Die relative Eintrittsgeschwindigkeit W I (relativ zur beweg-
ten Schaufelung) findet sich aus dem Parallelogramm der Geschwindigkeiten CC I = UI tUt>+
U I die Umfangsgeschwindigkeit des Rades am Eintritt), wobei man sich bekanntlich auf
das Dreieck beschränken kann. Das so entstehende Geschwindigkeitsdreieck, Abb. 4.1.1,
ist das Eintrittsdreieck.
Die weitere Druckabsenkung von PI auf pz im Laufrad bewirkt im allgemeinen eine
Erhöhung der Relativgeschwindigkeit vom Eintrittswert wl auf den Austrittswert wz' wobei
die Richtung von W z wiederum durch die Gestalt der Laufschaufelung bestimmt ist. Die
vektorielle Addition der Umfangsgeschwindigkeit U z liefert die absolute Austrittsgeschwin-
digkeit Cz (vgl. das Austrittsdreieck Abb. 4.1.1).
Wir rechnen allgemein die Umfangskomponenten Cu der Geschwindigkeiten positiv,
wenn sie in Richtung der Radbewegung weisen. Beim Durchtritt durch das Laufrad nimmt
nun Cu ab von C"l auf cu2; das letztere ist im gezeigten Beispiel sogar negativ, was praktisch
mehrheitlich der Fall ist. Der Abnahme von Cu entspricht eine Abnahme des Impulsmo-
mentes (Dralles) des Arbeitsmittels und damit nach dem Drallsatz ein Drehmoment auf
die Schaufelung, womit die Leistungsabgabe an das Laufrad gegeben ist. Diese Leistungs-
abgabe kommt auch darin zum Ausdruck, daß nach der Entspannung von Po auf pz nur
die Strömungsgeschwindigkeit cz' je Masseneinheit also die Bewegungsenergie c~/2 übrig-
bleibt, während ohne Arbeitsabgabe nach außen nach einer Entspannung auf pz eine Be-
wegungsenergie vorhanden sein müßte, die selbst größer als ci/2 wäre. Nach dieser Über-
legung ist es offenbar wünschbar, die Verhältnisse so zu wählen, daß Cz möglichst klein
wird. Das gilt vorab für die einstufige Maschine, bei der c~/2 entweder völlig verloren oder
in einem nachgeschalteten Diffusor nur unvollkommen rückgewinnbar ist. Die genauere
Analyse zeigt zudem, daß unter sonst gleichen Bedingungen die Verluste selbst in mehrstu-
figen Schaufelungen um so geringer werden, je kleiner c~/2 beim Übergang von einer Stufe
zur nächstfolgenden ist. Man hat aber dieser Tatsache lange ein zu großes Gewicht bei-
gemessen und von gewissen durchaus günstigen Auslegungsmöglichkeiten keinen Gebrauch
gemacht.
po
PE
J v dp, J v dp, J v dp
Po PI Po
y' - y" - y - 4.1(4)
p, P2 P2
setzt man
r = ---.JL_ - y"
P - y' + y" - y
4.1(5)
Sie hat den Vorteil, daß man es nur mit exakten Gleichungen zu tun hat und den Nachteil,
daß die y im Entropiediagramm nicht darstellbar sind. Die Werte der r werden nach beiden
Definitionen fast gleich oder in vielen Fällen genau gleich.
Der ältere Dampfturbinenbau kannte praktisch nur zwei Auslegungsarten der Stufe,
nämlich r = 0 und r = 0,5. Der Fall r = 0 wird als Aktionsturbine bezeichnet. Es ist hier
offenbar P2 = PI> also gleicher Druck vor und nach dem Laufrad, weshalb man solche
Turbinen auch Gleichdruckturbinen nennt. - Der Fall r = 0,5 ist die auf Parsons zurück-
gehende klassische Reaktionsturbine oder Überdruckturbine ("Überdruck" weil Pl > P2)' Der
moderne Turbinenbau betrachtet den Reaktionsgrad als einen Auslegungspa.rameter der
Stufe, der je nach den besonderen Verhältnissen gewählt werden kann, also keineswegs an
die Werte 0 oder 0,5 gebunden ist, sondern sehr wohl auch Zwischenwerte und selbst
Werte über 0,5 annehmen kann. Wir machen also in der Theorie keinen grundsätzlichen
Unterschied mehr zwischen Gleichdruck- und Überdruckturbinen.
Abb. 4.1.3 zeigt eine Folge von Schaufelungstypen verschiedener Reaktionsgrade mit
den zugehörigen Geschwindigkeitsdreiecken und hs-Diagrammen. Es ist rein axialer Durch-
tritt, also U l = Uz. = u vorausgesetzt. Gemäß der oben erwähnten Überlegung ist die Aus-
legung in allen Fällen so getroffen, daß c2 klein wird, also nahezu axial gerichtet ist. Gibt
man sich ~l, so wird unter dieser Bedingung der Unterschied zwischen den Umfangskom-
ponenten von Cl und C2 - und somit die Arbeitsabgabe - um so kleiner, je größer r.
In der Tat ist z. B. bei r = 0 im reibungsfreien Fa.lle W 2 = W l ' und mit Reibung wird sogar
W 2 etwas kleiner als w l • Da. aber, wenn (,2 klein sein soll, w 2 auf alle Fälle die Größenordnung
von u haben muß, liegt mit r = 0 auch w l in der Größenordnung u, somit also - wie das
Eintrittsdreieck zeigt - Cl in der Größenordnung 2u. Anderseits ist r = 0,5 (also ,1h; = ,1h;')
148 4 Arbeitsverfahren thermischer 'I'urbomaschinen
r~
u
-
r~
u u
S--.
~ I~~
1'= 0,5
~~
u U. - ~"-
..c:! :
s--
P2
1~1:tP2
~
1'=0,7
~~
"
ro1 ..c:!
-
I
C2
u u s-
Abb.4.1.3 Turbinenschaufelungen verschiedener Reaktionsgrade.
rad übertraten. Da bei dieser Turbine der Dampf mit Überschallgeschwinidgkeit aus den
Düsen austrat, waren sie in konvergent-divergenter Form zu gestalten; von diesem An-
wendungsfall her hat diese Düsenform den Namen Lavaldüse. - Teilbeaufschlagung ist
nur bei sehr kleinem Reaktionsgrad anwendbar, weil bei großer Überdruckwirkung im
I
I } \
-t-._._._. . ._._._.~
. J
\ .
Abb. 4.1.4 Beaufschlagungssegment bei .I
........._+_./.
.
\, 1
Teilbeaufschlagung. . /
Baulich lassen sich unter den Axialturbinen zwei Typen unterscheiden. Bei der Kam-
merturbine, Abb. 4.1.6, sind die Laufräder einzeln als Scheiben 1 ausgebildet, zwischen
denen Zwischenböden 2 angeordnet sind, welche über die Leitschaufeln 3 mit einem im
Gehäuse 5 gelagerten Ring 4 verbunden sind 1. An ihrem Innenrand dichten die Zwischen-
böden mit Labyrinthdichtungen gegen die Welle. Diese sind bei thermischen Turbomaschi-
nen das übliche Dichtungselement zwischen festen und rotierenden Teilen. Insbesondere
werden sie auch als äußere Wellendichtungen verwendet. Sie gewähren zwar keine voll-
kommene Abdichtung, doch kommen bei den hohen Umfangsgeschwindigkeiten und Tem-
peraturen meist nur solche berührungsfreie Dichtungen in Frage. - Dieser Bauart steht
gegenüber die Trommelturbine (Abb. 4.1. 7), bei der auf einem trommelartigen Rotorkörper
mehrere Laufschaufelkränze 1 (manchmal bis 40 und mehr!) sitzen, zwischen denen je ein
1 Aus Montagegründen sind die Zwischenböden 2 und die Ringteile 4 stets in der Horizontalebene geteilt.
150 4 Arbeitsverfahren thermischer Turbomaschinen
Leitschaufelkranz 2 angeordnet ist. Die Schaufeln können entweder nach Abb. 4.1. 7 frei
enden, wobei zwischen Schaufelende und Gehäuse bzw. Rotor ein enger Spalt besteht. Sie
können aber auch gemäß Abb. 4.1.8 mit Deckbändern versehen sein, die Labyrinthdich-
tungen bilden.
Rotor
Abb. 4.1. 7 Aufbau einer Trommelturbine. Abb. 4.1.8 Schaufelung einer Trommel-
turbine mit Deckbänder und
Labyrinthen.
Bei Kammerturbinen sind die Spaltverluste der Leiträder kleiner als bei Trommeltur-
binen, da die Spaltquerschnitte nach innen verlegt und daher wesentlich geringer sind.
Dieser Vorteil wird durch die bei Kammerturbinen auftretende Dampf- und Gasreibung
an den Seitenflächen der Radscheiben im allgemeinen nicht ausgeglichen. Hingegen ist
der bauliche Aufwand für eine einzelne Kammerstufe größer als für eine Stufe einer
Trommelturbine. Insbesondere nimmt die Kammerstufe mehr axia.len Raum ein. Mit 50%
Reaktion, r = 0,5, arbeitende Dampfturbinenschaufelungen brauchen aber oft derart viele
Stufen, daß die Kammerbauart auf viel zu große Baulänge führen müßte. Da.her sind sie
stets als Trommelturbinen ausgeführt. Turbinen mit wenig Reaktion, die des größeren
Stufengefälles wegen mit weniger Stufen auskommen, können hingegen als Kammertur-
binen ausgebildet werden. Die damit erreichte Verminderung der Leitradspaltverluste
gleicht zum Teil die größeren Strömungsverluste aus, die bei kleiner' Reaktion infolge der
schärferen Umlenkungen auftreten.
Ist die Reaktion Null oder sehr klein, so erfahrt die einzelne Radscheibe einer Kammer-
turbine gar keinen oder einen sehr geringen Axialschub. Häufig wird dies noch dadurch
sichergestellt, daß die Radscheiben durchbohrt werden. Deshalb kann der gesamte Axial-
schub einer Kammerturbine meist ohne weiteres durch das Drucklager aufgenommen
werden. Anders liegen die Verhältnisse bei größerem Reaktionsgrad, insbesondere bei
Trommelturbinen. Dort ist zum Ausgleich des Axialschubes der Ausgleichkolben 3,
Abb. 4.1.7, vorgesehen, vor dessen vorderer Stirnfläche durch die Verbindungsleitung 4
der im Austrittsstutzen herrschende Druck hergestellt wird. Die eigentliche Trommel er-
fährt somit überhaupt keinen resultierenden Axialschub, während der durch die Reaktion
gegebene Schub der Laufschaufelung durch die Druckdifferenz an der Ringfläche Ir auf-
genommen wird. Der Ausgleichkolben trägt eine Labyrinthdichtung, womit gewisse Un-
dichtheitsverluste unvermeidlich sind. Er kann auch bei Reaktionsturbinen entfallen,
wenn zwei oder mehrere Rotoren derart angeordnet werden können, da.ß sich ihre Axial-
schübe großteils oder ganz wegheben.
Nach diesen Ausführungen wird verständlich, daß der Dampfturbinenbau hauptsäch-
lich zwei Grundtypen von Axialturbinen kennt:
Es sind dies die ohne oder mit kleiner Reaktion arbeitende Kammerturbine, die mit
einer kleineren Stufenzahl auskommt und keinen Ausgleichkolben braucht und die mit
50% Reaktion arbeitende, oft sehr vielstufige Trommelturbine, deren Schaufelung strö-
4.1 Turbinen 151
mungstechnisch etwas günstiger ist, wogegen aber größere Spaltverluste, oft auch ein
zusätzlicher Verlust durch den Ausgleichkolben auftreten 1. An sich ist es aber keineswegs
gesagt, daß eine Kammerturbine eine Gleichdruckturbine und eine Trommelturbine eine
Überdruckturbine sein müsse. So ist z. B. bei Gasturbinen auch mit 50% Reaktion die
Stufenzahl noch so klein, daß die Kammerbauart anwendbar wird. Außerdem sind heute
die beiden Bauarten nicht mehr scharf zu scheiden. Das Deckband am Leitrad der Anord-
nung nach Abb. 4.1.8 kann als rudimentärer Zwischenboden aufgefaßt werden. Zwischen
dem voll ausgebildeten Zwischenboden und dem Deckband ist jede Zwischenform möglich
und auch praktisch in Anwendung. Beachtet man zudem die Möglichkeit der stetigen Va-
riation des Reaktionsgrades, so erscheinen die beiden klassischen Grundformen nicht mehr
als wesentlich verschieden, sondern aIs besonders häufig verwendete Grenzfälle. Typische
Beispiele von Gleichdruck- und Überdruckturbinen zeigen Abb. 4.1.9 und 10.
Das Bestreben, in einer beschränkten Anzahl von Schaufelkränzen ein möglichst großes
Gefälle umzusetzen, führt zur Curtisturbine, deren Arbeitsweise aus Abb. 4.1.11 hervorgeht.
Das Gefälle des ersten Leitapparates wird so groß gewählt, daß Cl R:; (4 - 5)u. Im ersten
00
l.eifSChaufe/g.~
10
JJ
U ~~~ Laufradi
.>.>.>
20
Leifschaufe/g. 1I
30
1I._
Laufrad nahm man ursprünglich überhaupt keine Druckabsenkung vor; heute wird meist
mit einer ganz geringfügigen Reaktion gearbeitet. Damit ist w2 nicht stark verschieden von
dem aus Cl und u sich ergebenden W I , und die verbleibende Austrittsgeschwindigkeit C2
hat immer noch die Größenordnung 2u. Deshalb ordnet man hinter dem ersten Laufkranz
eine Umlenkungsschaufelung an, in der man höchstens eine sehr kleine Druckabsenkung
vornimmt und so mit einer von c2 wenig verschiedenen Geschwindigkeit ca in einen zweiten
Laufschaufelkranz gelangt. Auch dieser arbeitet ohne oder mit kleiner Reaktion und entläßt
das Arbeitsmittel mit einer kleinen Austrittsgeschwindigkeit c4 • Die im Vergleich zu u sehr
großen Strömungsgeschwindigkeiten ergeben den gewünschten großen Arbeitsumsatz, der
aber, der mehrfachen scharfen Umlenkungen wegen, durch einen mäßigen Wirkungsgrad
erkauft wird. Manchmal wird das verarbeitete Gefälle noch weiter gesteigert, was 3 Lauf-
kränze und zwei stationäre Umlenkungsschaufelungen nötig macht, wobei aber der \Vir-
kungsgrad noch schlechter wird.
1 Im üblichen unexakten Sprachgebrauch versteht man unter einer "Gleichdruckturbine" eine Kammer-
turbine kleinen Reaktionsgrades, unter einer "überdruckturbine" eine Trommelturbine mit 50% Reaktion.
4.1 Turbinen 153
Reine Curtisturbinen werden heute nur noch als Kleindampfturbinen verwendet oder
als Rückwärtsturbinen von Schiffsanlagen (Rückwärtsturbinen sollen möglichst kompakt
und einfach sein; ihr Wirkungsgrad ist unwesentlich). Hingegen wird die erste Stufe von
Dampfturbinen (Regelstufe) manchmal als Curtisstufe ausgebildet, gleichgültig, ob die
restliche Schaufelung in Kammer- oder Trommelbauart ausgebildet sei. Durch das große
Gefälle, das in einer solchen Regelstufe verarbeitet werden kann, verkleinert sich die Stu-
fenzahl der Maschine. Gleichzeitig vermindert man damit die Leckverluste der hochdruck-
seitigen Wellendichtung (weil p schon wesentlich abgesenkt) oder gegebenenfalls des Aus-
gleichkolbens. Der schlechte Wirkungsgrad der Curtisstufe verschlechtert das Gesamter-
gebnis rela,tiv wenig, da sie am Anfang der Entspannung liegt, wo der Rückgewinn groß
ist.
Turbinen mit radialer Durchflußrichtung werden im thermischen Turbomaschinenbau
nur in beschränktem Umfang verwendet. Bei mehrstufiger Anordnung (Abb. 4.1.12), bei
der die Durchtrittsrichtung zentrifugal oder zentripetal sein kann, wird der Reaktionsgrad
meist etwa 0,5 gewählt; so daß eine Schaufelung entsteht, deren Arbeitsweise derjenigen
Bauart wurde aber verlassen, nachdem auch bei der Axialturbine Konstruktionen gefunden
wurden, die sich für höchste Drucke eignen.
Eine beachtenswerte Sonderbauart ist die gegenläufige Radialturbine oder Ljungström-
turbine, die zwei in entgegengesetztem Drehsinn umlaufende Rotoren besitzt und somit
keine Leiträder aufweist (vgl. Abb. 4.1.13, aus der die Arbeitsweise hervorgeht). Wie die
Geschwindigkeitspläne zeigen, hat die relative Austrittsgeschwindigkeit W 2 für jeden Kranz
die Größenordnung 2u 2 . Bei gegebener Umfangsgeschwindigkeit setzt folglich ein Kranzpaar
einer Ljungströmturbine etwa 4mal so viel Gefälle um wie eine Überdruckturbine oder
2mal so viel wie eine Gleichdruckturbine, wobei sie aber im Gegensatz zur letzteren den
Vorteil mäßiger Umlenkungswinkel (günstige Strömung) beibehält. Zudem sind die beiden
gegenüber einander bewegten Teile völlig kreissymmetrisch (weisen insbesondere keinen
Trennflansch auf wie gewöhnliche Turbinengehäuse ) und sind gleichen mechanischen und
thermischen Dehnungen unterworfen, was die Einhaltung engster Spiele in betriebssiche-
rer Weise möglich macht. Ihr Nachteil ist die Notwendigkeit der Anordnung von zwei
Generatoren oder von umständlichen Getrieben, falls die Leistung auf einen Nutzleistungs-
empfänger übertragen werden soll. Auch eignen sie sich nicht für beliebig große Leistungen,
und die Anordnung von Anzapfstellen ist konstruktiv verwickelt. Im Zuge der Entwicklung
zu größeren Leistungseinheiten ist daher die Bedeutung dieser Bauart zurückgegangen.
Die nach Art einer Francisturbine arbeitende Zentripetalttlrbine (Abb. 4.1.14) ist im
thermischen Turbomaschinenbau lange nicht beachtet worden. Auf ihre Vorteile hat vor
allem Birmann [2] wiederholt hingewiesen. Sie arbeitet stets mit beträchtlicher Reaktion.
I
--+-----
4.2 Verdichter
Der heute in großem Umfang verwendete Axialverdichter wurde schon von Parsons
verwendet, ist aber erst in den dreißiger Jahren durch die bahnbrechenden Arbeiten von
BBC zur technischen Reife entwickelt worden. Meist wird er in Trommelbauart ausgeführt
(Abb. 4.2.1). Die Arbeitsweise der einzelnen Stufen ist aus Abb. 4.2.2 zu erkennen. Das
4.2 Verdichter 155
Fluid, das zuströmt mit der Absolutgeschwindigkeit Cl> der die Relativgeschwindigkeit ?VI
entspricht, wird im Laufrad umgelenkt auf w 2 • Durch geeignete Bemessung der Durchtritts-
querschnitte am Ein- und Austritt wird ungefähre Gleichheit der Axialkomponenten er-
reicht, so daß mit der Ablenkung in Richtung der Radbewegung zugleich eine Verzögerung
verbunden ist, also w 2 < ?VI' SO entsteht der Druckanstieg im Laufrad. Die Ablenkung und
damit der Druckanstieg ist begrenzt, da sonst Grenzschicht<1blösung am Schaufelprofil,
an der Rotoroberfläche oder an der Gehäusewand eintritt. Die absolute Austrittsgeschwin-
digkeit, die sich mit u 2 aus w2 ergibt, ist zugleich die Eintrittsgeschwindigkeit ins nachfol-
gende Leitrad, wo eine abermalige Umlenkung und Verzögerung mit entsprechendem
Druckanstieg vorgenommen wird. Meist werden die Verhältnisse so gewählt, daß die Leit-
p/ -------- 01
pz-- --- -- 02
u"rod ( (
$-
----01
~
r=o,5
-~"
/'/'
---02 ~P2
U U ----oJ 1~1
s-
r=~~ _~ ~--ol
% ---<:>2
((
Cl lVT
U U
----oJ
r=l,2
s-
Abb. 4.2.3 Axialverdichtersehaufelllngen verschiedenen Reaktionsgrades.
(vgl. Abb. 4.2.2). Abb. 4.2.3 zeigt verschiedene Ausbildungsarten der Stufe und die zu-
gehörigen Reaktionsgrade. Am einfachsten ist der Fall mit senkrechter Zuströmung
(!Xl = 90°), weil hier die Zuströmrichtung schon für das erste Laufrad einer mehrstufigen
Schaufelung ohne weiteres korrekt ist. In allen anderen Fällen muß die Zuströmrichtung !Xl
für das erste Laufrad durch ein besonderes Vorleitrad erzeugt werden. Für alle weiteren
Stufen ist sie ohne weiteres richtig, da sie ja durch das Leitrad der vorhergehenden Stufe
gegeben ist. Hingegen bleibt dann nach dem letzten Leitrad noch ein Drall übrig. Ist er
groß, so muß er zur Verminderung des Austrittsverlustes durch ein Nachleitrad vermindert
oder beseitigt werden.
Ein Sonderfall ist die Schaufelung mit r > 1, die nach Abb. 4.2.3 so ausgebildet werden
kann, daß ca axial gerichtet ist, also !X 2 = 90°. Hierzu ist einfach jedem Laufrad ein Leitrad
vorzu8chalten, in dem eine schwache Beschleunigung vorgenommen wird.
Bei gegebener Umfangsgeschwindigkeit ergeben die Bauarten mit höherem Reaktions-
grad eine höhere Druckumsetzung pro Stufe. Andererseits erlauben aber die Schaufelungen
mit kleinerer Reaktion, eben weil bei ihnen die Strömungsgeschwindigkeiten relativ zu den
Schaufeln kleiner sind, höhere Umfangsgeschwindigkeiten ohne strömungstechnische Nach-
teile. Die Bauarten unterscheiden sich ferner durch ihr Verhalten unter geänderten Be-
triebs bedingungen. Bei hoher Reaktion ergibt sich ein größerer stabiler Betriebsbereich.
4.2 Verdichter 157
Moderne Maschinen müssen häufig mit sehr großer axialer Durchtrittsgeschwindigkeit,
also großen Winkeln ßl und ß2 arbeiten. Dann werden die Unterschiede zwischen den ein-
zelnen Bauarten verhältnismäßig klein.
Axialverdichter mit gegenläufigen Laufrädern sind mehrfach vorgeschlagen worden,
konnten sich aber nicht einführen. Als Gebläse für kleine Drücke ist die gegenläufige Axial-
maschine sehr vorteilhaft.
Radialverdichter, die je nach Druckverhältnissen ein- oder mehrstufig gebaut werden,
wurden früher fast allgemein nach Abb. 4.2.4 ausgeführt, d. h. mit rückwärtsgerichteten
Laufschaufeln, die mit Rücksicht auf die Fliehkräfte beidseitig gehalten werden müssen.
Die Laufräder besitzen daher sog. Deckscheiben. Diese Bauart ist bei Industrieverdichtern
weithin gebräuchlich. Wo jedoch kompakte, leichte Bauweise vor allem wesentlich ist,
zieht man die später entwickelte Bauart mit halboffenem Rad vor, die in Abb. 4.2.5 dar-
--_.+._-
I
i
U,
gestellt ist. Sie besitzt in der Regel rein radialstehende Laufschaufelblätter, die in der Ein-
trittspartie so abgekrümmt sind, daß glatter Eintritt zustande kommt. Eine Deckscheibe
ist nicht nötig, da die Schaufeln so gestaltet werden können, daß man festigkeitstechnisch
ohne sie auskommt. Während geschlossene Räder Umfangsgeschwindigkeiten bis etwas
über 300 rn/sec erreichen können, geht man bei halboffenen Rädern unter Verwendung
von Sonderwerkstoffen (Titanlegierungen) vereinzelt bis etwa 600 rn/sec.
Das Radialverdichterlaufrad erteilt dem eintretenden Arbeitsmittel eine Drehbewegung.
Durch die Normalbeschleunigung, die die einzelnen Teilchen bei ihrer Bewegung längs ge-
krümmten Bahnkurven erfahren, baut sich ein Druckfeld auf, in dem der Druck nach außen
zunimmt. Das einzelne Teilchen gelangt damit schon dadurch auf erhöhten Druck, daß
es das Rad von innen nach außen durchschreitet, wodurch sich der Radialverdichter
grundsätzlich vom Axialverdichter unterscheidet, denn bei jenem entsteht die Druck-
erhöhung stets durch Verzögerung der Strömung. Eine Verzögerung wird auch innerhalb
des Radialverdichterlaufrades noch zusätzlich vorgenommen.
Die stets verhältnismäßig große absolute Austrittsgeschwindigkeit aus dem Laufrad
verlangt eine anschließende Verzögerung in einem Diffusor bis auf eine Endgeschwindig-
keit c3 • Dieser kann die Gestalt eines Leitrades haben (z.B. Abb. 4.2.5). Die Leitschaufeln
können aber auch weggelassen werden, so daß der Diffusor lediglich ein parallelwandiger
Ringraum ist, eine Form, die große Unempfindlichkeit gegen geänderte Betriebsbedin-
gungen gewährt, aber nur mäßige Wirkungsgrade ergibt. Es können aber auch einzelene
keglige Diffusoren am Umfang angeordnet werden, wie in Abb. 4.2.4 angedeutet. Auch
Sonderformen von Diffusoren finden gelegentlich Anwendung. Selbstverständlich sind
die in Abb. 4.2.4 und 4.2.5 gezeigten Kombinationen Laufrad-Diffusor nur Beispiele, und
es kann ebensogut z.B. ein Laufrad nach Abb. 4.2.5 mit einem Diffusor nach Abb. 4.2.4
zusammen arbeiten. Wird ein Radialverdichter mehrstufig ausgebildet, so muß dem Arbeits-
mittel bei der Überführung vom Diffusoraustritt zum Eintritt ins nächste Laufrad der Drall
entzogen werden.
Der Radialverdichter braucht wesentlich weniger Stufen als der axiale und ist be-
trieblich besonders robust. Allfällige Zwischenkühler lassen sich bei ihm konstruktiv meist
organischer einfügen als beim eingehäusigen Axialverdichter. Für eine gegebene Förder-
menge wird die Drehzahl des radialen Verdichters im allgemeinen kleiner als die des axialen,
was je nach Fall vorteilhaft oder nachteilig sein kann. Dasselbe gilt von seinen Regulier-
eigenschaften (flache Charakteristik). Der mehrstufige Radialverdichter wird stets viel
4.2 Verdichter 159
größer und schwerer als eine Axialmaschine für gleiche Daten. Deshalb gelangt der Axial-
verdichter vor allem für große Fördermengen vorteilhaft zur Anwendung. Die Verdichter
sehr großer Gasturbinen können daher pmktisch nur Axialverdichter sein. Im Wirkungs-
grad sind die Axialverdichter den Radialverdichtern deutlich überlegen. Immerhin gibt es
vereinzelt Radialverdichterbauarten, die den Axialverdichtern nicht viel nachstehen. In
gewissen Fällen führt sich eine Bauart ein, bei der die Durchtrittsrichtung am Laufrad-
austritt nicht rein radial ist, sondern noch eine wesentliche Axialkomponente aufweist.
Man bezeichnet sie auch als Diagonalverdichter.
Die Axialverdichter sind ursprünglich stets so ausgelegt worden, daß die Strömungs-
geschwindigkeiten relativ zu den Schaufeln überall unter der Schallgeschwindigkeit lagen,
weil bei der damals üblichen Formgebung der Schaufeln die Verluste sehr stark anstiegen,
wenn man sich der Machzahl 1 näherte. Weise, Encke und Betz erkannten aber bereits 1935,
daß es grundsätzlich möglich ist, Axialverdichter im Überschallgebiet zu betreiben, was den
Vorteil sehr großer Druckerzeugung in einer Stufe verspricht, also auf äußerst leichte,
kompakte Maschinen führt (vgl. die zusammenfassende Darstellung bei Hawthorne [6]).
Mit Überschallgeschwindigkeit angeströmte Schaufelkränze sind dabei so auszubilden, daß
in ihnen an bestimmter Stelle Verdichtungsstöße derart entstehen, daß die Stoß flächen
von Schaufel zu Schaufel verlaufen.
c, TU,
a
7J,
-- - - -- -- ----0
\\
=-~I
c
7J,
ru,
~----'u:-:---'------
---77- 2
- - - - - - - - - - -3
------------0
))
------------1
a ))
~--2
7J,
------------3
Abb. 4.2.7 Beispiele von Geschwindigkeitsplänen und Schaufelschnitten von Überschall-
Axialverdichtern.
160 4 Arbeitsverfahren thermischer Turbomaschinen
Literatur zu Kap. 4
1. Stodola, A.: Dampf. und Gasturbinen. 6. Auf!. Berlin: Springer 1924.
2. Birmann, R.: The Elastic·Fluid Centripetal Turbine for High Specific Outputs. Trans. ASME 76 (1954).
3. Dietzel, F.: Dampfturbinen. München: Hanser 1970.
4. P/leiderer/Petermann: Strömungsmaschinen. 3. Auf!. Berlin, Göttingen, Heidelberg: Springer 1964.
5. Eckert, B.; Schnell, E.: Axialkompressoren und Radialkompressoren, 2. AufI. Berlin, Göttingen, Heidelberg:
Springer 1964.
6. Hawtkorne, W. R.: Aerodynamics of Turbines and Compressors. Princeton 1964.
7. Horlock, J. H.: Axial Flow Turbines. London: Butterworth 1966.
8. Horlock, J. H.: Axial Flow Compressors. London: Butterworth 1958.
9. Fergu8on, T. B.: The Centrifugal Compressor Stage. London: Butterworth 1963.
5 Elementare Theorien der Stufe
Wenn wir auf einer Stromlinie einer stationären isoenergetischen Strömung zwei
Punkte 1 und 2 herausgreifen, so sind die Enthalpien hl und ha und die Geschwindigkeiten
Cl und Ca durch die Energiegleichung miteinander verbunden, die nach GI. 3.2(31) in der
Form
+ 2-
C2 - h + Cl
2 2
h 5.1(1)
'I. 1 2
geschrieben werden kann. Bei der Behandlung von Laufradströmungen wird es zweckmäßig
sein, die Strömung relativ zum Laufrad zu betrachten, d. h. man bezieht sich auf ein mit-
rotierendes Koordinatensystem. Da dieses aber kein Inertialsystem ist, muß man nach den
Sätzen der Mechanik ideelle Feldkräfte - Zentrifugalkraft und Corioliskraft - einführen,
weshalb die Strömung im allgemeinen nicht mehr isoenergetisch sein kann.
An Hand von Abb. 5.1.1 werde aufgezeigt, welche Form die Energiegleichung in einem
mit der Winkelgeschwindigkeit w rotierenden Koordinatensystem annimmt. Längs des
dargestellten Stromfadens herrsche in dem durch -;:1 gekennzeichneten Punkt die Relativ-
w
geschwi'ndigkeit wl ' in dem durch -;:2 gegebenen Punkt die Relativgeschwindigkeit 2 • Im
r
allgemeinen Punkt ist die Relativgeschwindigkeit w.
Die Strömung sei adiabatisch und
bezüglich des rotierenden Koordinatensystems stationär. Die auf die Masseneinheit bezo-
genen Feldkräfte sind identisch mit den Feldbeschleunigungen, d.h. mit der Zentrifugal-
beschleunigung bz = r wa und der Coriolisbeschleunigung be = 2[w X w]. Die spezifische
a. = w
2 Jr. r dr =. 2
2 r2 -
2
rl
w --- = ---,
2
U2 -
2
U1
5.1(2)
r, 2 2
wo allgemein U = rw. Die Arbeit der Corioliskraft längs da ist
1
!t 2
+ W22.2 -_ h
1
+ W22 + U?2 -2
1 U1
2
. 5.1(3)
Die Gln. 5.1(1) und (3) sind hergeleitet worden für einen einzelnen Stromfaden. Sie gelten
aber nach GI. 3.2(14) auch für Gesamtströmungen durch kanalartige Gebilde, wenn man
unter den in den Gleichungen auftretenden Größen geeignet gebildete Mittelwerte versteht.
In diesem Sinne werden die Gleichungen in den nachfolgenden Abschnitten verwendet. Eine
genauere Analyse dieser Fragen findet sich unter 5.4.
Betrachten wir einen Ringquerschnitt Q, Abb. 5.1.2, welcher der Ein- oder Austritts-
Hingquerschnitt einer Turbo·
maschine.
querschnitt eines Schaufelkranzes sein kann, so erhebt sich die Frage, welches der maß-
gebende Radius sei, für den die Umfangsgeschwindigkeit angegeben wird. Das ist bis zu
einem gewissen Grade eine Sache der Konvention. Sehr häufig wird der mittlere Radius
rm = (rN + rs )/2 gewählt (rN und rs Naben- und Spitzenradius). Als noch zweckmäßiger
erweist sich der Radius r des Kreises, der die Ringfläche in zwei gleiche Teile einteilt. Er ist
gegeben durch
Bei Axialmaschinen ist die radiale Schaufellänge eine sehr wichtige Konstruktionsgröße,
und zu ihrer Kennzeichnung sind die folgenden Verhältniszahlen im Ge brauch:
Schaufellängenverhältnis l/Dm = l/2r m )
Radienverhältnis Y rS/rN 5.1(5)
Nabenverhältnis v = rN/rS
5.2 Eindimensionale Theorie der Turbinenstufe 163
Hier ist 1die Schaufellänge (bzw. radiale Kanalhöhe), Dm = 2rmder mittlere Durchmesser.
Wie aus der geometrischen Situation leicht zu erkennen ist, gilt
__
r - rm
1/
V1 + (l)2 _ V' Y2 2
Dm - rN
+1 _ +2
- l--2-
rs
/1 v 5.1(6)
1+Y 1+v
rm = rN--2-= rs-2- · 5.1(7)
3 1,2
1"- /
"'-v V
0,8 -
-. ---
:"r-,. /
~ 'Y;
r-...
""""V
V /
i'-- -,/
V 1/ ........
0,2 ./
V Vr/T",
Abb.5.1.3 Nabenverhältnis v", Radien- V
V ./
--
verhältnis Y und Radienverhältnis 'firm
in Funktion des Schaufellängenverhält- V V V
o 7 L- J,O
nisses I/Dm. o 0,2 0,3 0,1, 0,5
ZlO",-
In Abb. 5.1.3 sind Y, 'V und r/rm in Funktion von I/Dm angegeben. Man erkennt, daß r
und r m nur für verhältnismäßig große Schaufellängenverhältnisse wesentlich voneinander
abweichen.
Gibt man sich r und kennt aus der Kontinuitätsgleichung den Ringquerschnitt . .Q, so
ist
+2= + Co2
2 2
h1 Cl ho 5.2(1)
Da der Vorgang reibungsbehaftet ist, wird eine gewisse Energie dissipiert. Der Betrag Llh~
der resultierenden Energiedissipation im Leitrad ist die Differenz zwischen der tatsäch-
lichen Enthalpie hl und dem Wert, den sie bei reibungsfreier, also isentroper Entspannung
auf PI annehmen würde. Es ist also (vgI. Abb. 5.2.2)
Llh~ läßt sich charakterisieren durch eine Verlustzahl C', die durch die Gleichung
implizite definiert ist. Die in der Klammer geschriebene Größe ist die dem Leitrad verfüg-
bare Totalenthalpie, d.h. es ist die Totalenthalpie, vom Zustand der verlustfreien Ent-
spannung auf Pl aus gerechnet. Die damit gegebene Definition von C' ist naheliegend, ein-
fach und stets sinnvoll; sie versagt in keinem Grenzfall und gibt stets ein anschauliches
Kriterium für die Verluste. - Setzt man den Ausdruck GI. 5.2(4) in 5.2(3) ein und definiert
mit
rj' = 1 - C' 5.2(5)
einen Leitradwirkung8grad, so entsteht die Gleichung
er2 = 'YJ
I (Llh', + C~)
2· 5.2(6)
5.2 Eindimensionale Theorie der Turbinenstufe 165
Z12 +2
2
102 = 1
fl1
+ 1O'{2 +
0 2
U2 -
2
2
u1 5.2(7)
IJAl"
/, 1 (U'2
="2 2 - 10 2
1
+ u2 1 - 71 2)
2 • 5.2(8)
Die Geschwindigkeiten sind hier auf einen Radius zu beziehen, der durch Konvention fest-
gelegt wird, z.B. der jeweilige Mittelkreisradius r m oder der unter 5.1 eingeführte Radius r.
Die Energiedissipation L1h~ im Laufrad (vgI. Abb. 5.2.2) ist
Llh"
d
= ( L1h"
8
+ 1021 - 2+ 2
111 U2 ) _
2
2
10 2
2 ' 5.2(9)
denn der Ausdruck in der Klammer ist wieder die vom Endpunkt der isentropen Entspan-
nung aus gerechnete Totalenthalpie am Laufradeintritt, hier noch vermehrt um die
Arbeit des Fliehkraftfeldes. In Analogie zu GI. 5.2(4) definieren wir die Verlustzahl e"
des Laufrades durch
Die L1h~ und L1h~' sind die Energiemengen, die in den Schaufelkränzen selbst dissipiert wer-
den. Sie umfassen noch nicht zusätzliche Verluste, die z.B. durch die Leckströmungen in
den Labyrinthdichtungen von Leit- und Laufrad entstehen. Arbeitsumsatz und Stufen-
wirkungsgrad, die nur unter Berücksichtigung von L1h~ und L1h~' berechnet werden, sind
also Werte, die nur die aerodynamische Qualität der Schaufelung kennzeichnen, was durch
den Index a angedeutet werden soll. So wird die statische Enthalpiedifferenz in der Stufe
unter Beachtung der GIn. 5.2(2) und (8)
aa
- = (h + C25) _ (h + C~)
0 2 = Ll h
a
+ ca -2 c~
2
5.2(14)
Der Querstri,ch über a besagt, daß es sich um eine "technische" Arbeit handelt, vgI. die
Ausführungen unter 1.3.
Unter Verwendung der trigonometrischen Beziehungen
10r = ci + ur - 2UICl COS 0<1
5.2(16)
1o~ = c~ + u~ - 2U2C2 COS 0<2'
vgI. Abb. 5.2.3, erhält man durch Einsetzen in GI. 5.2(15) auch
5.2(17)
166 5 Elementare Theorien der Stufe
Hier sind
5.2(18)
die Umfangskomponenten der Geschwindigkeiten vor und nach Laufrad (positiv gerech-
net, wenn sie in die Richtung der Raddrehung weisen), womit sich GI. 5.2(17) auch in der
Form
0.2(19)
schreiben läßt. Diese grundlegende Gleichung der Turbinentheorie ist als Eulersche M 0-
mentengleichung bekannt. Sie läßt sich auch auf andere Weise gewinnen. Mit 111, als Massen-
strom wird die der spezifischen Arbeit aa entsprechende Leistung 111,ila • Sie ist aber zugleich
das Produkt aus Drehmoment M und Winkelgeschwindigkeit w, also
.
mäa = - = -.
M w ... aa Mw- . 5.2(20)
m
Nun ist der ins Laufrad eintretende Drallstrom mr1cUl ' der austretende Drallstrom 111,rZCu2 ,
mithin nach dem Drallsatz das Drehmoment
~lf = m(rlcUl -- T2cu2)' 5.2(21)
Dies in GI. 5.2(20) eingesetzt liefert
Die Größe L1cu wird auch gelegentlich als "Leistungsstrecke" bezeichnet, vgl. die Darstel-
lung im Geschwindigkeitsplan, Abb. 5.2.4.
° _ Llh~ äa qa
Llho = Llho
r)sa =
s s
~
Llh
s
+ c2 _2 c2 '
_0_ _2
5.2(24)
fJ~~) -
L1h~
2 = -----:l'
aa
Llh
s
+2Co Llh
s
+2 Co
5.2(25)
Po
pz Pz
$- $-
(tsJ I
TJsa =a,c TJsa = die
Abb. 5.2.5 Veranschaulichung der Definition der Wirkungsgrade 11~' 11~t) und 11sa'
die den GIn. 1.9(1) -(3) entsprechen, vgl. auch die Darstellung in Abb. 5.2.5. Hier ist fJ.a
der isentrope aerodynamische Wirkungsgrad, der ein Charakteristikum der thermodyna-
mischen Zustandsänderung darstellt. fJ~a und fJ~~) sind aerodynamische Arbeitswirkungs-
grade, und zwar vergleicht fJ~a die Stufenarbeit mit der Arbeit einer verlustfreien Stufe, die
das Fluid vom Totalzustand hg, pg auf den Totaldruck pg isentrop expandieren würde,
vgl. Abb. 5.2.5. Der Ausdruck
Jh. + -C5 2
- c~
-
ist mit Llh~ nicht streng identisch, doch sind die Unterschiede verschwindend klein.-
r)~~) vergleicht die Arbeit mit derjenigen einer Idealstufe, bei der das Fluid mit unendlich
kleiner Geschwindigkeit C2 abströmen würde, so daß am Stufenaustritt Totalzustand und
statischer Zustand identisch würden. Das ist sinnvoll, wenn die Bewegungsenergie c~/2
der Stufe als Verlust zur Last gelegt werden soll (z.B. einstufige, diffusorlose Maschine,
Regelstufe von Dampfturbine).
Wie schon erwähnt, ist mit L1h~ und Llh'l noch nicht die gesamte Energiedissipation
in der Stufe erfaßt, weshalb auch die durch 5.2(23) -(25) definierten aerodynamischen
Wirkungsgrade den Charakter von Basiswerten haben, an denen noch weitere Abzüge zu
machen sind. Bei der Anordnung nach Abb. 5.2.1 entstehen z.B. Leit- und Laufradspalt-
verluste infolge der Leckströmungen durch die Labyrinthdichtungen an beiden Schaufel-
kränzen. Durch diese Leckströmungen entzieht sich ein Teil des Fluids der Arbeitsleistung
und außerdem wird die Hauptströmung in den RandzoneiJ. zusätzlich gestört. Weiter ent-
steht Energiedissipation durch Reibung der Seitenflächen der Laufradscheibe am Fluid.
Wenn die Stufe überdies mit Teilbeaufschlagung arbeitet, entsteht ein großer Verlust
dadurch, daß der Laufschaufelkranz im nichtbeaufschlagten Teil das Fluid in wirbelnde
Bewegung versetzt; dies wird als Ventilationsverlust bezeichnet. Jeder dieser Verluste
168 5 Elementare Theorien der Stufe
bedeutet eine Verminderung der spezifischen (auf die Masseneinheit der gesamten die
Stufe durchsetzenden Arbeitsmittels bezogenen) Arbeit, was sich in Enthalpieerhöhungen
äußert, die diesen Arbeitsverlusten gleich sind. So seien Llh;]i und Llh~~ die Enthalpie-
erhöhungen durch die Leit- und Laufradspaltverluste, während LlhR den Radreibungsver-
lust und Llh v den Ventilationsverlust darstellen mögen. Die gesamte Enthalpieerhöhung
durch diese Zusatzverluste ist also im allgemeinsten Falle
Llhz = Llh;p+ Llh~~ +
Llh R +
Llh v . 5.2(26)
Llh v fehlt bei Vollbeaufschlagung, und LlhR ist in den meisten Fällen verschwindend klein.
Abb. 5.2.6 zeigt die Zustandsänderung, wie sie sich unter Berücksichtigung der Zusatz-
verluste ergibt. Es ist
5.2(27)
h
Jtj
"
wobei es von der baulichen Gestaltung abhängt, wie sich Llhz in den beiden in Abb. 5.2.6
dargestellten Anteile Llh; und Llh;' aufteilt. Die resultierende effektive Enthalpiedifferenz
in der Stufe ist
Llh = Llh" - Llh z = Llh" - Llh;p - Llh;; - Llh R - Llh v , 5.2(28)
die resultierende spezifische Stufenarbeit
a = a" - Llhz = a" - Llh;p - Llh;; - Llh R Llh v .
- 5.2(29)
Damit lassen sich in Analogie zu GI. 5.2(23) -(25) die folgenden Stufenwirkungsgrade defi-
nieren
5.2(30)
5.2(31)
5.2(32)
0.2 Eindimensionale Theorie der Turbinenstufe 169
siehe Abb. 5.2.6. f). ist der isentrope Stufenwirkungsgrad, während f)~ und f)~t.) die beiden
verschieden definierten auf die Isentrope bezogenen Arbeitswirkungsgrade der Stufe sind.
Definiert man durch
5.2(33)
Diese Gleichung ist strenggenommen nur eine - allerdings gute - Näherung, denn bei
gegebe:rlen Geschwindigkeitsdreiecken ist L1h8 in GI. 5.2(23) und (30) nicht exakt gleich
groß, vg1. Abb. 5.2.5 und 6.
Bei einer Anordnung, bei der Leit- und Laufräder mit Labyrinthdichtungen versehen
sind, ergibt sich die Einführung dieser Zusatz verluste in natürlicher Weise, derin man könnte
sie nicht sinnvoll in die Radwirkungsgrade f)' und 'Tj" einschließen. Bei einer Trommeltur·
binenstufe mit frei endigenden Schaufeln, vg1. Abb. 5.2.7, ist es durchaus möglich, die
Radwirkungsgrade so zu definieren, daß sie die Spaltverluste - die hier durch die Spalt-
strömung am Schaufelende entstehen - bereits mitumfassen. Da Radreibungs- und Venti-
lationsverluste hier ohnehin nicht auftreten, werden dann die aerodynamischen Wirkungs-
grade identisch mit den Gesamtwirkungsgraden der Stufe, die durch die Gin. 5.2(30) -(32)
gegeben sind. Dieses Verfahren hat aber Nachteile. Im Rahmen einer Verlustanalyse ist es
zweckmäßig, den Spaltverlust, der bei dieser Bauart in der Regel der größte Einzelverlust
ist, auszusondern, und die aerodynamischen Wirkungsgrade zu definieren als Grenzwerte
der Gesamtwirkungsgrade der Stufe bei nach Null strebenden Schaufelspielen. Tut man
dies nicht, so rechnet man mit entsprechend verminderten Mittelwerten Cu l und CU 2' denkt
sich also die sehr starken lokalen Effekte der Schaufelspalte quasi über die ganze Schaufel-
höhe verteilt, womit die Geschwindigkeitsdreiecke weniger repräsentativ werden. Außer-
dem ist es dann schwierig, einheitliche Berechnungsgrundlagen zu schaffen und Vergleiche
mit anderen Schaufelungstypen anzustellen. Deshalb hat es Vorteile, die Spalteffekte
auch bei frei endigenden Schaufeln nicht in die Radwirkungsgrade einzuschließen, son-
dern gemäß GI. 5.2(34) getrennt in Rechnung zu setzen.
Die Kontinuitätsgleichung läßt sich für die drei Kontrollquerschnitte 0, 1, 2 wie folgt
formulieren. Es seien 111, der die Stufe durchsetzende Massenstrom, vo, Vi> Va die spezifischen
Volumina in den Zuständen 0,1,2 und Do, Dl> Da die Ringflächen der Kontrollquerschnitte,
ferner 80,81.8'1. die in Abb. 5.2.1 und 7 angegebenen Winkel. Schließlich sei (vg1. Abb. 4.1.4)
8 - 'Y 5.2(35)
b = 3600
170 !) Elementare Theorien der Stufe
das Beaufschlagung"werhältni:;, das bei Vollbeaufschlagung den Wert 1 hat. Dann gilt
muo = cuQ{)kof:o sin NO cos co' 5.2(36)
'1i~Vl = cb!.2lk l f: l sin IX l cos cl' 5.2(37)
mV 2 = Cb[J2k2W2 sin ß2 cos c2' 5.2(38)
Die Einführung der Faktoren ko' kl> k 2 ist stets sinnvoll bei Anordnungen mit Labyrinth-
dichtungen an Leit- und Laufrädern, z.B. Abb. 5.2.1. Da hierbei die durch die einzelnen
Schaufelkränze strömenden Massenströme um die Leckmengen kleiner sind als der Gesamt-
massenstrom, ist in der angegebenen Form der Kontinuitätsgleichung ein Faktor k > 1
einzuführen, denn links steht der Gesamtmassenstrom. Bei der Anordnung mit frei endi-
genden Schaufeln, Abb. 5.2.7, kann man den k-Faktor auch weglassen, muß dann aber eine
Abhängigkeit der Strömungswinkel von den Spaltweiten 0' und 0" einführen, da ja grö-
ßere o-Werte größeren Durchsatz, also größere Mittelwerte der Winkel zur Folge haben.
Will man mit spaltunabhängigen Winkeln rechnen, so muß man auf die angegebene Form
mit k-Faktoren zurückgehen. Dies führt auf einen einheitlicheren Aufbau der Turbomaschi-
nentheorie, zumal die Einführung von k-Faktoren beim Axialverdichter unabdingbar wird.
Die ganze Frage hängt eng mit dem Problem der Mittelwertsbildung zusammen, wie unter
5.4 genauer erörtert wird.
Das Vorgehen bei der Berechnung einer Turbinenstufe kann jetzt überblickt werden.
Stets sei angenommen, daß für die betreffende Schaufelungsart die Radwirkungsgrade 1]'
und 1]/1, die k-Faktoren und die durch GI. 5.2(33) definierten Verlustzahlen aus empirisch
gewonnen Unterlagen bekannt seien. Es kommen vor allem folgende Verfahren in Frage:
a) Vorgeschrieben: m, Po' ho, co' PI' Pz' Ul> u 2 ' exo, exl> ß2' n. (sekundliche Drehzahl).
Vorgehen: Aus hs-Tafel L1h~, aus GI. 5.2(6) Cl' aus GI. 5.2(2) L1h', aus hs-Tafel Punkt 1.
Mit den GIn. 5.2 (26), (27), (33) die L1h~ und L11(. Aus Punkt 1 undLlh~Punkt 1*, Abb.5.2.6.
Aus Cl' ex l , U I liefert Geschwindigkeitsdreieck W I. Dann aus hs-Tafel L1h;', aus GI. 5.2(12)
w2 ' aus GI. 5.2(8) L1h" (Anfangspunkt 1*), aus hs-TafelPunkt 2, mit L1h~' Punkt 2*. Weiter
liefern die Kontinuitätsgleichungen 5.2(36) -(38) die CbQO, CbQI' Cb Q 2' Je nach baulicher
Anordnung und Lage der Kontrollflächen sind für VI und Vz die Werte in den Punkten 1,
2 oder 1*, 2* einzusetzen. Den Beaufschlagungsgrad C wählt man nur in Sonderfällen
von 1 verschieden (Regelstufe, extrem kleiner Volumenstrom). Aus den Qi findet man
die Schaufellängen 1o, 1l> 12 , da ja die Durchmesser mit den Umfangsgeschwindigkeiten
gegeben sind, vgl. auch Abschnitt 5.1.
b) Vorgeschrieben: m, Po, ho, co' vollständige Geschwindigkeitsdreiecke, n•.
Vorgehen: Aus GI. 5.2(6) L1h;, aus hs-Tafel PI' aus GI. 5.2(2) L1h', aus hs-Tafeln Punkt 1,
L1h;, L1h~' bestimmen wie unter a), aus Punkt 1 und L1h~ Punkt 1*, aus GI. 5.2(12) L1h;',
aus hs-Tafel Pz' aus GI. 5.2(8) L1h", aus hs-Tafel Punkt 2, mit L1h;' Punkt 2*. Aus den
Kontinuitätsgleichungen 5.2(36) -(38) die 1o, 11 , 12 wie unter a).
c) Vorgeschrieben: m, Po' ho' ex o' Pl> Pa' alle Durchmesser und Schaufelhöhen, n., damit auch
~tl> u z' hier immer Cb = 1.
Vorgehen: Aus GI. 5.2(36) co' aus der hs-Tafel L1h., aus GI. 5.2(6) cl> aus GI. 5.2(2) L1h',
aus hs-Tafel Punkt 1, L1h;, L1h;' bestimmen wie unter a), aus Punkt 1 und L1h; Punkt 1*,
aus Gl. 5.2(37) ex I , wobei je nach Gegebenheiten für VI der Wert in Punkt 1 oder 1 * ein-
zusetzen ist; aus cl> U v ex l mit Geschwindigkeitsdreieck W v aus hs-Tafel L1h;', aus
GI. 5.2(12) W 2 , aus Gl. 5.2(8) L1h", aus hs-Tafel Punkt 2, aus GI. 5.2(38) ßz, wobei V z
entsprechend Punkt 2 oder 2*.
Da bei allen diesen Rechnungen die Radwirkungsgrade, Verlustzahlen und k-Faktoren,
wie übrigens auch die Winkel Ci' von der Geometrie der Stufe abhängen, muß man iterie-
ren. Die genaue Verteilung des L1hz auf L1h; und L1h;' ist dabei übrigens nicht sehr wichtig,
weil das Ergebnis davon kaum merklich abhängt. Sehr häufig ist L1h~ = L1h;p, L1h;' = L1h;~,
L1hR = L1h v = 0, besonders bei Trommelstufen. Bei frei endigenden Schaufeln sind in die
5.2 Eindimensionale Theorie der Turbinenstufe 171
Kontinuitätsgleichungen die spezifischen Volumina in den Punkten 1* und 2* einzusetzen,
denn die tatsächliche Zustandsänderung nimmt den Verlauf 01 *2*, während dIe Punkte 1
und 2 in diesem Falle nur ideellen Charakter haben.
Sind die Abmessungen der Stufe und die definitive Zustandsänderung gefunden, so
können die spezifische Stufenarbeit a und alle Stufenwirkungsgrade berechnet werden, die
interessieren mögen.
Bei der Beschreibung des Vorgehens ist angenommen worden, daß die Untersuchung
an Hand einer Entropietafel durchgeführt werde. Man wird aber meist rechnerisch vor-
gehen, was unter Verwendung der Theorie des idealen Dampfes (und damit auch Gases)
besonders einfach wird. Mit Pe als Entspannungsfunktion siehe Gl. 1.5(25) und mit j als
Normalenthalpie wird dann
Sie ist aber nicht universell verwendbar. So wird z. B. wenn U l = U a, W 1 = W a der polytrope
Laufradwirkungsgrad 'YJ~' = 0, unabhängig von der Größe der Verluste, und bei PI = Pa
wird gar 'YJ~' = - (Xl. Polytrope Radwirkungsgrade können also nur verwendet werden,
wenn man weit von diesen Sonderfällen entfernt ist, d. h. bei Schaufelungen mit genügend
172 5 Elementare Theorien der Stufe
hoher Reaktion: Das gleiche gilt übrigens auch für isentrope Radwirkungsgrade, die gemäß
GI. 1.9(1) definiert wären. Die Bezugnahme auf die Isentrope kommt in der dargelegten
Theorie dort vor, wo von den Drucken auf die Enthalpiedifferenz geschlossen wird oder
umgekehrt. Jeder Formalismus, der dies in allen Fällen ohne Bezugnahme auf die Lqentrope
leistet, wird komplizierter und läßt sich im Entropiediagramm nicht ebenso einfach dar-
stellen.
Hingegen ist es bei jeder Stufen bau art möglich und sinnvoll, anstatt der durch
5.2(23) - (25) und (30) - (32) definierten isentropen Stufenwirkungsgrade die entsprechenden
polytropen Wirkungsgrade einzuführen, also z.B.
Llh
1)p - - , 5.2(43)
y
0_ a
1)p = - - 2 - - - 2 '
5.2(44)
y+--2
C2 Co -
a_
= __
1)l'(t8) -- 2
y + -2 Co 5.2( 45)
mit
p,
y = J v dp.
p,
5.2(46)
Die Werte dieser Wirkungsgrade unterscheiden sich von denen der entsprechenden isen-
tropen Wirkungsgrade nur sehr wenig. Selbst bei dem hohen Stufendruckverhältnis
PO/P2 = 2 entspricht 1)p = 0,85 höchstens etwa 1)8 = 0,862; bei kleineren Druckverhält-
nissen sind die Unterschiede noch bedeutend kleiner. Im Sinne der Ausführungen des Ab-
schnittes 1.8 kann in GI. 5.2(46) das v der wirklichen Zustandslinie oder das einer die End-
punkte verbindenden Polytrope eingesetzt werden, was auf verschiedene 1)p führt, die
unter 1.8 mit 1)pm und 1)p bezeichnet wurden. Diese Feinheit müßte dort, wo sie von Belang
ist, angegeben werden.
+ -t +
u: 2 w2 u2 u2
h 2 + 22 = h 1 2; 1 5.3(1)
5.3(2)
Der Verdichtungsprozeß ist mit Energiedissipation verbunden, und zwar ist die dissipierte
Energie am Laufradende, wie das Entropiediagramm zeigt
Llh',( = Llh" - Llh;' . 5.3(3)
Wir definieren implizite eine Verlustzahl C~ durch die Setzung
A
LI d
h" ="21 (Wl2 + U22 - Ul
2) 7""
<"D, 5.3(4)
5.3 Eindimensionale Theorie der Verdichterstufe 173
d. h. ,~ setzt die dissipierte Energie ins Verhältnis zur gesamten dem Verdichtungsprozeß
im Laufrad verfügbaren Energie (Bewegungsenergie am Eintritt +
Arbeit des Fliehkraft-
feldes). Die Größe
5.3(5)
ist der Diffusorwirkungsgrad des Laufrades. Er wird mit dem unter 5.2 eingeführten Lauf-
radwirkungsgrad r( identisch wenn W 2 = W v U 2 = U 1 und nur in diesem Falle. - Wenn
man Gl. 5.3(3) nach Llh;' auflöst, Llh" und Llh~' durch die Ausdrücke nach Gl. 5.3(2) und (4)
ersetzt und GI. 5.3(5) beachtet, erhält man
Ah"
LJ 8 = '21 [1]D"( Wl2 + Uz2 - Ul2) - W22] . 5.3(6)
Mit Llh'= ha - hz wird die Energiegleichung des Leitapparates oder Diffusors (das dem
Laufrad nachfolgende Bauelement hat nicht notwendig die Form eines Schaufelkranzes,
sondern es kann sich um einen ungeschaufeltenRingdiffusor handeln)
LJ
1 [ 1] '2
Ah'8 _-"2 nC2 -
2]
Ca • 5.3(11)
Wir fassen die Llh~ und Llh~' wiederum auf als die in den Strömungskanälen selber dissi
pierten Energien, die solche Effekte wie Reibung von Radscheiben oder die Energiedissi-
pationen durch außerhalb der Strömungskanäle erfolgende Spaltströmungen nicht ein-
schließen. In diesem Sinne sprechen wir von den aerodynamischen Verlusten in den Strö-
mungskanälen selber und bezeichnen die so gebildeten Größen mit dem Index a. So wird die
(im allgemeinen ideelle) Enthalpiedifferenz Llha = h 3 - hll die nur diese aerodynamischen
Verluste berücksichtigt
aa -
- _ Llh
a
+ 2
Ca -
2
2
Cl
5.3(13)
oder mit GI. 5.3(12)
1
tZa = "2 (wi - u·~ + u~ - ui + c~ - ci)· 5.3(14)
11,
Wie bei der Turbinenstufe lassen sich auch hier wieder aerodynamische Stufenwirkungs-
grade definieren, welche die strömungstechnische Hochwertigkeit der Schaufelungen bzw.
der Strömungskanäle selbst kennzeichnen. Entsprechend den GIn. 1.10(1)-(3) erhalten
wir folgende drei Definitionen (vgl. auch Abb. 5.3.2):
iJh.
1]sa == iJha ' 5.3(18)
5.3(19)
ci ci
iJh s -"2 iJh B -"2 5.3(20)
1](/8) = ---- - ----
Ba - iJh~ - aa
'fJ8a ist der isentrope aerodynamische Wirkungsgrad, 1]~a der aerodynamische Arbeitswir-
kungsgrad der Stufe, während 1]~~) zutreffend als aerodynamischer Arbeitswirkungsgrad der
frei ausblasenden Verdichterstufe bezeichnet werden kann. Seine Angabe ist dann sinnvoll,
wenn eine Dissipation der Geschwindigkeitsenergie am Austritt zu erwarten ist und der
Stufe zur Last gelegt werden soll.
Außer der Energiedissipation in den durchströmten Schaufelungen oder Kanälen
treten - mindestens bei gewissen Anordnungen - noch zusätzliche Verluste auf. So wird
bei einem Radialverdichter nach Abb. 5.3.3 noch Energie dissipiert durch Rückströmungen
durch die Labyrinthdichtungen an der Deckscheibe und an der Welle. Die Enthalpie-
erhöhungen, die durch diese Energiedissipationen gegeben sind seien Llh;p (Dichtung an
Welle, gibt eine Rückströmung am Leitapparat) und iJh;~ (Dichtung an Deckscheibe, gibt
eine Rückströmung am Laufrad). Außer diesen "Spaltverlusten" treten noch Radreibungs-
verluste an den beiden Radscheiben auf, die auf eine Enthalpieerhöhung LlhR führen.
Durch
1"' = Llh;p 1"" =~ iJh~~ I" = Llh R 5.3(21)
~8P - iJh s ' ~.p - Llh s ' ~R - Llh s '
können die entsprechenden Verlustzahlen eingeführt werden. Die resultierende zusätzliche
Enthalpieerhöhung
5.3(22)
176 5 Elementare Theorien der Stufe
tritt beachtenswerterweise zum Teil vor dem Laufrad in Erscheinung (Anteil Llh;',
Abb. 5.3.4), da ja Rückströmung auftritt. Die restliche Erhöhung Llh; erfolgt nach dem
Laufrad, da dort die entsprechende Leckströmung in den Hauptstrom zurückgelangt.
Es ü;t
5. tl( 23)
Ah"
LJ
_
z - IJ
Ah" + Llh
Sp 2'
R 5.3(25)
wenn angenommen wird, daß sich die Radreibung gleichmäßig auf Leide Scheiben verteilt.
Damit ergeben sich die folgenden, alle Verluste umfassenden Stufenwirkungsgrade :
5.3(27)
2 2
Llh _ Cl I1h _ Cl
11(t8) = ___ _
8 2 8 2 5.3(28)
.,. - Llho ä
1]8 ist der isentrope Stufenwirkungsgrad, 1]~ der Arbeitswirkungsgrad der Stufe, 1]~(8) der
Arbeitswirkungsgrad der frei ausblasenden Stufe. Aus GI. 5.3(18), (21) und (26) folgt mit
Llh = Llh a + Llh;p + Llh~p + Llh R 5.3(29)
auch
1
__ R::! -
1}8
1
1)sa
+ ~8P
;-,
+ ~8P
;-"
+ ~1l'
;- 5.3(30)
5.3 Eindimensionale Theorie der Verdichterstufe 177
was mit großer, aber nicht absoluter Genauigkeit zutrifft, da Llh. in GI. (18) und (26) bei
gegebenen Geschwindigkeitsdreiecken nicht genau gleich sind, wie aus Abb. 5.3.2 und 3
zu entnehmen ist.
Bei Schaufelkränzen mit frei endigenden Schaufeln oder bei halboffenen Radialrädern
ist es durchaus möglich, die Spalt verluste sogleich in die 1)~ und 1)~ einzuschließen. Be-
sonders beim Axialverdichter ist es aber doch oft wünschbar, den Einfluß der Radialspalte
auf den Wirkungsgrad für sich zu kennen. Dann wird es sinnvoll, einen Basiswirkungsgrad
anzugeben, der Spalteffekt wie auch allfällige Radreibung nicht mitumfaßt, d.h. also den
Wirkungsgrad, den wir den aerodynamischen genannt haben, womit man aber wieder zum
angegebenen Formalismus zurückkommt.
Sind !J1 , !J z, !Ja die Ringquerschnitte der Kontrollflächen und el> ez, ea die Winkel nach
Abb. 5.3.1, so lautet die Kontinuitätsgleichung in den drei Kontrollflächen
mV l = !Jlklc l sin <Xl cos el' 5.3(31)
mV 2 = !Jzk2w Z sin ßz cos 82 , 5.3(32)
mV 3 = [J3k3C3 sin <X 3 cos C3' 5.3(33)
Für die spezifischen Volumina am Eintritt und Austritt des Laufrades sind je nach der
Lage der Kontrollquerschnitte und den Besonderheiten der Bauart die Werte in den Zu-
standspunkten 1 oder 1 * bzw. 2 oder 2* einzusetzen. Die Einführung der Faktoren k i ist
vor allem bei der Axialverdichterstufe dringend zu empfehlen. Sie berücksichtigen hier vor
allem die Verdrängungswirkung der Seitenwandgrenzschichten. Läßt man sie weg, so
fälscht man die Strömungswinkel, was sehr kritisch ist, weil bei diesen Schaufelungen Ar-
beitsumsatz und Druckerzeugung äußerst empfindlich von diesen Winkeln abhängen.
Hinsichtlich des Vorgehens bei der Berechnung ist hier die Lage insofern anders als bei
der Turbinenstufe, als es unzweckmäßig wäre, Drucke beliebig anzunehmen und Geschwin-
digkeitsdreiecke aufzufinden, denn hierbei liefe man Gefahr, auf Strömungsverzögerungen
und Ablenkungen geführt zu werden, die nicht gleichzeitig beherrscht werden können.
Deshalb geben wir hier nur das Verfahren an, bei dem die gesamten Geschwindigkeitsdrei-
ecke und Ca von vornherein gegeben werden. Ebenso ist natürlich der Zustand vor dem
Laufrad Pl> hl> der Massenstrom und die sekundliehe Drehzahl gegeben. Schließlich müssen
Unterlagen vorliegen, die die 1)~, 1)';; und die' in Funktion der Stufengeometrie zu bestim-
men gestatten. Das Vorgehen kann dann folgendermaßen beschrieben werden:
Ausgehend von Punkt 1 wird mit geschätztem Llh~' Punkt 1* (Abb. 5.3.4) gefunden,
aus GI. 5.3(6) Llh;', aus hs Diagramm Pz, aus GI. 5.3(2) Llh", somit Punkt 2, mit geschätztem
Llh; Punkt 2*, aus GI. 5.3(11) Llh~, aus hs-Diagramm P3' aus GI. 5.3(7) Llh', somit Punkt 3.
Aus den nunmehr bekannten Zustandspunkten folgen die spezifischen Volumina und damit
aus den Gin. 5.3(31) -(33) die Querschnitte !J1 -;- !Ja. Damit sind die Schaufelhöhen oder
Radbreiten berechenbar. Aus den jetzt in erster Näherung bekannten Maschinenpropor-
tionen folgen genauere Werte von 1)~, 1)';, ';p, ,;;, 'R'
kl> k z' ka, mit denen die Rechnung zu
wiederholen ist.
Ist die Stufe so proportioniert. so können alle weiteren Größen berechnet werden, die
interessieren mögen, insbesondere die Wirkungsgrade nach GI. 5.3(26) -(28). Bei diesem
Verfahren läßt sich der Enddruck P3 nicht vorschreiben, sondern er wird gefunden. Man
kann sich indessen den Enddruck vorschreiben und ohne Probieren zum Ziele gelangen
durch Benutzung der unter 5.5 eingeführten dimensionslosen Kenngrößen.
Die Diffusorwirkungsgrade 1]~ und 1]';; sind Charakteristika der Strömung in den Schau-
felungen oder Kanälen, die in keinem Grenzfall versagen oder unanschauliche Größen-
ordnungen annehmen. In der angegebenen Definitionsweise nehmen sie auf isentrope
Enthalpiedifferenzen Bezug, da bei Bezugnahme auf polytrope Integralausdrücke y rech-
nerische Komplikationen entstehen würden. Formal einfacher ist es, für Leit- und Lauf-
rad unmittelbar polytrope Wirkungsgrade anzugeben, doch ist das Verfahren dann nicht
mehr universell anwendbar, denn bei Reaktionsgrad 1 wird der polytrope Leitradwirkungs-
178 5 Elementare Theorien der Stufe
grad unabhängig von der Größe der Verluste Null, und er wird deshalb auch in benach-
barten Fällen eine sehr unzweckmäßige Rechengröße. Die Verwendung polytroper Wir-
kungsgrade hat den Vorteil, daß die y im Gegensatz zu den Llh, streng additiv sind, d.h.
es ist
y = y' y". + 5.3(34)
Keine Schwierigkeiten entstehen beim Ersatz der durch die Gln. 5.3(26) -(28) definierten
Wirkungsgrade durch entsprechende auf die Polytrope bezogene Ausdrücke:
- y 5.3(35)
1]p = Llh'
y + --2-
c§ - ci
5.3(36)
1]~-----
a
ci
Y-2
1]~ts) = -_-
a
5.3(37)
mit
J vdp.
p.
y 5.3(38)
PI
Auch hier bestehen, wie bei der Turbinenstufe gemäß Abschnitt 1.8, die beiden Möglich-
keiten, v entsprechend der wirklichen Zustandslinie oder entsprechend einer ideellen Poly-
trope einzusetzen, welche die Endpunkte der Zustandsänderung verbindet, was auf die
unterschiedlichen Definitionen führt, die unter 1.8 mit 1]pm und 1]p bezeichnet wurden.
Wo der Unterschied bedeutsam würde, müßte angegeben werden, welche Definition man
verwendet.
Beim angegebenen Berechnungsverfahren kann unter Voraussetzung idealen Gases oder
Dampfes der Gebrauch der Entropietafel auf einfache Weise durch die Rechnung ersetzt
werden. Die dann zusätzlich benötigten Gleichungen lauten
Ah"
LI, = JI r k (P2)
·*ITf
PI' U , 5.3(39") Ah'"
LI = J2 r k (Pa
·*ITf
P2' U
), 5.3(39')
V = v(p,1i) , 5.4(3)
8 = s(p, h). 5.4(4)
5.4 Mittelwertsbildungen 179
Die Schreibweise der Integrale ist die unter 3.14 angegebene, d.h. es ist über die ganze
Kontrollfläche zu integrieren und außerdem über die Zeitspanne to, über die gemittelt
wird. Das cn ist hier die Normalkomponente der Geschwindigkeit zur Kontrollfläche Q,
die meist die volle Ringfläche ist, bei Teilbeaufschlagung die Sektorfläche; ma
ist der effek-
tiv durch Q tretende Massenstrom, enthält also nicht Leckströme, die den Kontrollquer-
schnitt umgehen. Die Gln. 5.4(3) und (4) sagen aus, daß v und '8 nach thermodynamischen
Zustandsgleichungen aus Ti, und '8 bestimmt wird. Mit V == mav ist dann
- 1
V ~ -t cn dQ dt
o
J 5.4(5)
keine exakte Gleichung, doch ist die Ungenauigkeit so klein, daß sie selbst im Rahmen der
günstigsten Meß- und Rechengenauigkeit belanglos ist.
Unter den in Abschnitt 3.14 eingeführten Geschwindigkeitsmittelwerten haben die aus
dem Bewegungsgesetz abgeleiteten eine ausgezeichnete Bedeutung. Gegebenermaßen wird
bei dem in der Turbomaschine vorliegenden Strömungstyp das Bewegungsgesetz in Um-
fangsrichtung in Form des Drallsatzes ausgesprochen. Mit Cu als örtlicher U mfangskompo-
nente der Geschwindigkeit ist
5.4(6)
der Mittelwert des Drallstromes, der den Kontrollquerschnitt durchsetzt. Der Mittelwert
des spezifischen Drallstromes sei mit rcu bezeichnet und ist offenbar
rcu = ~maD = t~
oma
J(}cncur dQ dt. 5.4(7)
Eine analoge Gleichung läßt sich auch für den spezifischen Drallstrom im rotierenden Koor-
dinatensystem angeben;
rwu = t~
oma
J(}cnwur dQ dt, 5.4(8)
-Wu-~=---'-
rw u 1 J(lcnrwu d~4n dt, 5.4(14)
r rtomn
schreibt sich GI. 5.4(11) in der Form
oder
Wu = Cu - ü. 5.4(15)
Damit ist ein sehr bedeutsames Ergebnis gewonnen: Wenn man nach der Vorschrift
GI. 5.4(12) einen mittleren Radius r bestimmt, aus ü = rm eine mittlere Umfangsgeschwin-
digkeit und aus den Gln. 5.4(13) und (14) die Mittelwerte Cu und W u ' so erfüllen die so defi-
nierten Mittelwerte die GI. 5.4(15), also die gleiche kinematische Relation, die für lokale
Geschwindigkeiten gilt. Es folgt daraus, daß eine Mittelung auf Grund des Bewegungs-
gesetzes (Drallsatz) auf Geschwindigkeiten führt, mit denen Geschwindigkeitsdreiecke ge-
bildet werden können. Bei energetisch gemittelten Geschwindigkeiten würde das nicht zu-
treffen, wie folgende überlegung zeigt. Es ist definitionsgemäß
-2
C _
eu -
1-
-. J(lCnC u d n dt,
2 ~4 5.4(16)
tomn
= ~
tomn
J(!Cn(c; - 2ucu + u) dQ dt = C;u - ~ f (lCnUC u dQ dt + ü~,
tomn
5.4(17)
die spezifische Arbeit. Auf diese bevorzugten Eigenschaften der Mittelwertbildung nach
dem Drallsatz hat zuerst Dzung [8] hingewiesen.
Führt man die Mittelung der Umfangskomponenten nach dem Drallsatz durch, so ist
es naheliegend, auch die anderen Geschwindigkeiten nach dem Bewegungsgesetz zu mit-
teln, denn so entsteht die theoretisch einwandfreiste Bedeutung der Geschwindigkeitsdrei-
ecke. Sie sind eigentlich Impulsdreiecke. Wir setzen also für die mittlere Normalkompo-
nente cn und die mittlere Querkomponente cq (in der Kontrollfläche selbst)
cn - -t
omn
~ J(lC~ dQ dt, 5.4(22)
5.4(23)
5.4 Mittelwertsbildungen 181
Mit den durch GI. 5.4(12), (13), (14), (22), (23) definierten Geschwindigkeitsmittelwerten
v
sind die h, und 8 nach GI. 5.4(2), (3), (4) nur dann streng kompatibel, wenn in der Energie-
gleichung Formfaktoren eingesetzt werden. Will man dies vermeiden, so muß man nach
den Ausführungen unter 3.14 die statische Enthalpie interpretieren als der dort eingeführte
Wert
-::2
h* = h+ [(1 + f e)2 - 1] c2 ' 5.4(24)
womit dann
v* = v(p, h*), 5.4(25)
8"* = s(p, h*). 5.4(26)
Man rechnet also mit den in Abb. 3.14.4 dargestellten ideellen Zuständen. Da nun aber
mDv* =F cnD, 5.4(27)
muß in die Kontinuitätsgleichung ein Formfaktor eingeführt werden, d. h. es ist zu setzen
mDv* = (1 - fk) cnD. 5.4(28)
Auch dies kann vermieden werden durch den Formalismus, der durch die GIn. 3.14(45)-
c
(49) gegeben ist, d.h. man setzt für n nicht den Ausdruck nach GI. 5.4(22), sondern das
Kontinuitätsmittel Ckn' Ist dann
C'2 - ~ + ~ ~n' + 5.4(29)
dann hat man als statische Enthalpie den Wert
-2 -'2
h: = h + (1 + f e)2 C2 - c2 5.4(30)
trächtlich sein. Der Arbeitsumsatz wird aber bei Verwendung der nach dem Bewegungs-
gesetz gemittelten Geschwindigkeiten vermöge der Eulerschen Momentengleichung stets
korrekt, doch kann der Unterschied zwischen C und Ce in Extremfallen bewirken, daß v*
(oder v') vom wahren Mittelwert v merklich abweicht.
W .Mb =0.25 ~
1
)1f) 1
0
f---.d-
b
1.00,.....---,---,---,----,.
O,%~~~~~~~T-~
f 0,90~-+----r~-+-~
I~I~
1'-' 1~0,85 ~-+--/-'-+--t---l
1~1~c:,
y-
*
W 1r.O-.-,1',2-n1.r -.-,1.6,-',.8ro2.,O_21"""1,2
1,12 ~+--+----JI----+--+~I----+---A
1.10 I---+--+--II----+--+--II--"'--*-,l
t 4~r-~~~--r-~-+.~~
~1.06~-l---l--+--+--~~~~~
Ii::
1,0* I---+----+--+--+,~~"+-~'---l
1,02 r---t---+---:~,*"c:::7'1"-------I=-""'---l
Abb.5.4.2 Diagramm zur Bestimmung
1.00 0
0.1 0.2 0.3 0.* r.
des Eulerradius
VD71/,-
5.4 Mittelwertsbildungen 183
charakterisiert. Abb. 5.4.2 zeigt unter dieser Voraussetzung berechnete Werte von "i/rm
in Funktion des Schaufellängenverhältnisses. Für den Parameterwert Null, also für
(!Cn = const, wird "i identisch mit dem durch GI. 5.1(4) gegebenen Radius des Kreises, der
die Ringfläche halbiert. Dieser Radius des flächenhalbierenden Kreises ist meist eine sehr
gute Näherung für den Eulerradius, denn beide weichen nur unter extremen Bedingungen
wesentlich voneinander ab.
Wenn man die Mittelung der Cn so durchführt, daß in der Kontinuitätsgleichung ein
Formfaktor auftritt, so geht dieser in die k-Faktoren ein, die in den Gin. 5.2(36) -(38) und
5.3(31) -(33) geschrieben wurden, doch sind die k-Faktol'en im allgemeinen mit dem Faktor
(1 - Bk) der GI. 5.4(28) nicht identisch. Die k-Fa.ktoren der Abschnitte 5.2 und 3 berücksich-
tigen vor allem die Leckströmungen, die bei Schaufelungen mit Labyrinthdichtungen (z.B.
Abb. 5.2.1) den Schaufelkranz umgehen. In den Gleichungen der Abschnitte 5.2 und 3 ist m
der die ganze Stufe durchsetzende Massenstrom, während in diesem Abschnitt absichtlich
mn geschrieben wurde, um anzudeuten, daß nur der den Querschnitt Q wirklich durch-
setzende Massenstrom betrachtet wird. Trotzdem kann es auch bei Anordnungen mit frei
endigenden Schaufeln zweckmäßig sein, k-Faktoren einzusetzen, obwohl hier m= mn.
Besonders trifft dies beim Axialverdichter zu.
Abb. 5.4.3 stelle ein Axialverdichterlaufrad dar, wobei im Kontrollquerschnitt Q1 die
gezeigte Verteilung der Normalgeschwindigkeit (bei e = const) herrsche. Die strichpunk-
tierte Linie On entspreche dem Mittelwert, wobei es übrigens meist sehr wenig ausmacht,
ob man das Kontinuitätsmittel oder das Impulsmittel nimmt. Würde man nun aber aus-
c
gehend von diesem n aus den - theoretisch oder experimentell ermittelten - Eigenschaf-
%~W2
-c-----------
drängungsdicken der Seitenwandgrenz-
schichten.
ten der in den verschiedenen Radien erscheinenden Laufradschnitte Ablenkung und Ar-
beitsumsatz berechnen, so würde über einen weiten mittleren Bereich eine beträchtliche
Fälschung des Ergebnisses entstehen. Dieser Fehler würde nicht ausgeglichen durch ent-
gegengesetzte Abweichungen in den Randzonen, denn dort ist die Strömung so stark ge-
stört, daß sie sich einer solchen Rechnung entzieht. Will man den Arbeitsumsatz richtig
vorausrechnen, so muß man von einer ideellen Geschwindigkeitsverteilung ausgehen, die
sich der wirklichen abgesehen von den Randzonen ungefähr anschmiegt, aber nicht bis
zu den Wandungen fortgesetzt wird, sondern in Abständen 61N und 618 abbricht, die den
Verdrängungsdicken der Seitenwandgrenzschichten entsprechen (vg1. gestrichelte Eintra-
gung). Da man in die Kontinuitätsgleichung den wirklichen Ringquerschnitt Q e-insetzen
wird, muß man die Grenzschichtverdrängungsdicken durch Einführung eines Versper-
rungsfaktors berücksichtigen, und dies ist der k-Faktor. Die Verdrängungsdicken hängen
übrigens auch von den Radialspaltweiten zwischen festen und beweglichen Teilen ab,
deren Einfluß so in die Kontinuitätsgleichung eingeht.
Die am Beispiel des Axialverdichters durchgeführten überlegungen gelten im Prinzip
auch für Turbinen der in Abb. 5.2.7 dargestellter Art, nur liegen dort die Größenordnungen
ganz anders. Die Verdrängungsdicken sind dort der beschleunigten Strömung wegen klein,
und die Radialspalte bewirken eine lokale Vergrößerung der Durchtrittsgeschwindigkeit,
weshalb resultierend keine Versperrung entsteht, sondern das Gegenteil, was durch einen
Faktor k > 1 berücksichtigt werden kann. Man kann darauf verzichten, indem man einen
184 5 Elementare Theorien der Stufe
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die elementare Theorie der Stufe, wie sie unter
5.2 und 3 entwickelt ist, exakte Relationen zwischen geeignet definieren integralen Mittel-
werten liefert. In der angegebenen Form ist sie so anpassungsfähig, daß man alle Effekte,
die auf Druckänderung, Arbeitsumsatz und Massenstrom einwirken, in integraler Form
einschließen kann. Damit wird diese sog. eindimensionale Theorie auch eine brauchbare
Basis zur Nachrechnung geänderter Betriebszustände.
Liegt irgendein durchströmter Kanal vor, in dem die Geschwindigkeit von Cl auf c2
beschleunigt wird, vgl. Abb. 5.5.1, so lautet die Definition des Strömungswirkungsgrades 'YJ,
die den Definitionen von rj' und 'YJ" entspricht
c~
2"
'YJ =Jh + 2'
Cl
5.5(1)
• 2
Der isentrope Wirkungsgrad der Zustandsänderung im Kanal ist (vgl. Abb. 5.5.2)
'YJ8
Jh
Jh ' = I
5.5(2)
186 6 Elementare Theorien der Stufe
und da
2 2
Ah _ C2 - Cl
LJ - 2 ' 5.5(3)
folgt, wie leicht nachzuprüfen
5.5(4)
1,0
~~
l.......: ~ ~ r'l'V
~~~ ~ V/ j
I~~~~~ ~ ~V/ V
V
0,8
~~~if.:: V :/ /
C~~....-;~ V
I
~ ~ ~-/:/jVV
7""""':: 1~ ./ / J
:::.:;
~ ~ V ..... ./ /P1~V V
V /
f"'"
~"........V )7 /
,,~~ /
6" V"
/ ./ V V"
5 " V
L'
........ / cjC',
./
V /v
'I
V V
0,8 0,9
Abb.6.6.3 lsentroper Wirkungsgrad in Funktion des durch GI. 6.6(1) definierten Strömungswirkungsgrades
(beschleunigte Strömung).
die mit ua = U 1 wieder in die Form 5.5(4) übergeht; 1]" ist dabei durch GI. 5.2(12) implizite
definiert.
5.5 Umrechnung von Strömungswirkungsgraden 187
Der unter 5.3 eingeführte Diffusorwirkungsgrad ist für einen beliebigen Diffusorkanal,
in dem die Geschwindigkeit von Cl auf C2 verzögert wird (vgl. Abh. 5.5.1)
+ C22
2
Llh
8
'YJn 5.5(7)
I
1.0
0.9
.~
0.8
A. ~ '/1/
h B0 r/ /
t 0.7 /. f'l: J / / 1
I 0.6 / ~ :/ 1/ 1/ 1/ I
)I~ 'J / J 11
~
0.5 A/. /
~;"-7V 17 17 /
17 Ij
'~~~I 1/ J J
0.4
'/~J~~;/ / / ~I
0.3 '/ /
<.)
/~. ~~ rr " I ~
Er vergleicht das L1h" das die wirkliche Druckerhöhung kennzeichnet, mit der Enthalpie-
erhöhung einer iSentropen Verzögerung auf Geschwindigkeit Null, die ja die höchstmög-
liche Druckerzeugung liefern würde. Der Zusammenhang zwischen An und 'fjn ist offen-
sichtlich gegeben durch
5.5(13)
188 5 Elementare Theorien der Stufe
Bei der Relativströmung durch ein nicht rein axial durchströmtes Laufrad lautet die Defi-
nition des Diffusorwirkungsgrades gemäß GI. 5.3(6)
" 2Jh;' + w~
'f} D - w2 + u2 _ u2 5.5(14)
1 2 1
und die zu GI. 5.5(10) analoge Transformationsgleichung läßt sich in der Form
..,;' = 1 _
2 + U2 - 2 2
~ll (1 _ ..,")
+ u~ _ 5.5(15)
Wl
·1 w~ _ w~ u~· ·IJ)
schreiben.
r =Jh' Jh"
+B Jh "B •
5.6(1)
definiert wird. Die isentropen Enthalpiedifferenzen werden aus den durch GI. 5.4(1) gege-
benen Druckmittelwerten bestimmt. An ihrer Stelle kann man auch die für den jeweiligen
Schaufelkranz gebildeten Größen
y fvdp 5.6(2)
verwenden, also setzen
rp y' +
y"
y" =
y"
y' 5.6(3)
was polytroper Reaktionsgrad genannt werden möge. Man beachte, daß der Integralwert y
der ganzen Stufe streng durch y = y' + y" gegeben ist, während die Relation Jh. ~
Jh; + Jh;' nur eine Näherung ist. Der Wert von rp unterscheidet sich von demjenigen des
Reaktionsgrades üblicher Definitionsweise nur sehr wenig.
Da nun an einer Turbomaschinenstufe vor allem drei Größen interessieren, nämlich der
Durchsatz, der Druckumsatz und der Arbeitsumsatz, sind für diese dimensionslose Kennzah-
len eingeführt worden. Die Durchsatzzahl oder Liejerzahl ist definiert durch
5.6(4)
oder des Totaldruckes betrachten, und beide können noch durch Llh. oder y gekennzeich-
net werden, was auf die folgenden vier Möglichkeiten führt:
Y 5.6(6)
ljJp - u2 '
o _ Llh~
1fJ8 = u2 '
5.6(7)
5.6(8)
Dabei können y und yO längs der wirklichen Zustandsänderung oder längs einer ideellen
mittleren Polytropen berechnet werden, was nur geringe Unterschiede ergibt und nötigen-
falls spezifiziert werden müßte.
Die Arbeit8kennzahl, auch Lei8tung8zahl genannt, kann gebildet werden mit der aero-
dynamischen Stufenarbeitaa , GI. 5.2(19) bzw. 5.3(16), oder mit der resultierenden spezifischen
Stufenarbeit Ci, die sämtliche weiteren Verluste (Spaltverluste, Radreibung, Ventilation)
umfaßt:
5.6(9)
5.6(10)
Von diesen beiden Definitionen ist die erste die bedeutsamere wegen ihres unmittelbaren
Zusammenhanges mit den Geschwindigkeitsdreiecken.
Sowohl bei den 1fJ als auch bei den A war es weithin gebräuchlich, im Nenner u 2 /2 zu
setzen, wie dies durch Keller [4] eingeführt worden ist (auch in den früheren Auflagen dieses
Buches wurde diese Definitionsweise benutzt). Dieses Vorgehen war nahegelegt worden
durch die in der flugtechnischen Aerodynamik übliche Bezugnahme auf Staudrucke. In der
Turbomaschinentheorie geht man aber in zunehmendem Maße auf die oben angegebene
Festlegung über, die sich als praktischer erweist. Die Umfangsgeschwindigkeit u wird
gegebenermaßen gleich festgelegt wie bei <p, d. h. bevorzugt mit einem ausgezeichneten
Radius des Laufradaustrittsquerschnittes (mittlerer Radius, Eulerradius, Nabenradius,
Spitzenradius) berechnet.
Wenn man <p mit V2 und fJ 2 bildet, folgt aus GI. 5.6(4) und der Kontinuitätsgleichung
auch
5.6(11)
5.6(15)
Die analoge Setzung, mit der Totalenthalpiedifferenz gebildet, führt auf Ä zurück.
Wie eingangs erwähnt, gibt es noch eine größere Zahl weiterer Kenngrößen dieser Art.
Der Turbinenbau verwendet z. B. oft die folgenden:
Schluckzahl: p, =
ebQ
VV2L1h8 mv
e~ V2L1h 8 '
5.6(17)
u
Laufzahl : 'JI -
.
V-
2L1h,
. 5.6(18)
Der im Nenner stehende Wurzelausdruck ist die ideelle Geschwindigkeit, die bei reibungs-
freier Expansion vom statischen Anfangszustand zum Enddruck entstände. Unter Be-
nutzung von GI. 5.6(5) wird
u 1
'JI.= 5.6(19)
V2"P8~t2 = V2"P8 .
Ebenso ist mit GI. 5.6(4) und (17)
ebQqJu
p,=-~==~ 5.6(20)
ebQ V2L1h s
die p, und 'JIlassen sich also auf qJ und "PB zurückführen und enthalten dieselbe Information
wie diese. Die Benutzung von p, und 'JI hat im Turbinenbau bei der Darstellung des Verhal-
5.6 Kennzahlen der Stufe 191
5.6(21 )
definiert werden kann. - Weitere Kennzahlen, die als Sclmelläufigkeit, spezifischer Durch-
messer usw. bezeichnet wurden, vgl. auch Cordier [6], Keller [4], Marcinowski [3], Peter-
mann [7], streben eher eine Klassifizierung der Turbomaschinen an und lassen sich bilden
aus den hier angegebenen, gegebenenfalls noch unter Beiziehung geometrischer Stufen-
parameter wie etwa des Radienverhältnisses Y.
Die nachfolgenden Zahlentafeln geben einige Richtwerte von Kennzahlen im Ausle-
gungspunkt der betreffenden Stufen wieder. Sie geben nur die ungefähre Größenordnung
und besagen nicht, daß nicht auch Werte außerhalb der angegebenen Bereiche vorkommen.
Die Angabe 1Jl kann stets 1Jls' 1Jlp' 1Jl~, 1Jl~ bedeuten, da die Werte dieser Druckzahlen nur
wenig voneinander abweichen. Bei den Turbinenstufen mit Ausnahme der Zentripetal-
turbine sind die Kennzahlen gebildet mit der Umfangsgeschwindigkeit im Eulerradius des
Austrittsquerschnittes aus dem Laufrad. Nur bei der Zentripetalstufe sind der Laufrad-
eintrittsquerschnitt und sein Radius die Bezugsgrößen. - Die Angaben über die Axial-
r 0,5 1
rp "P A "P A
Halboffenes Rad 0,50 0,25 0,7 0,9 90° 70° 1,6 1,4
0,65 0,50 0,8 80° 2,5 2,0
Geschlossenes Rad 0,65 0,20 0,5 0,6 90° 30° 1,6 1,5
0,90 0,35 0,65 0,8 55° 2,0 2,0
192 5 Elementare Theorien der Stufe
verdichterstufe beziehen auf den Austrittsquerschnitt des Laufrades und auf die dort im
Nabenkreis auftretende Umfangsgeschwindigkeit. Das ist damit begründet, daß an der
Nabe Verzögerung und Umlenkung am größten werden, so daß die dortigen Verhältnisse
den Druckumsatz begrenzen. - Die Kennzahlen der Radialverdichterstufen sind ebenfalls
auf Laufradaustritt bezogen.
Beim Axialverdichter sind die verschiedenen Schaufelungstypen, die sich durch ihren
Reaktionsgrad unterscheiden, nicht mehr so scharf geschieden wie ursprünglich. In Zahlen-
tafel 2 ist r der Reaktionsgrad an der Nabe, der je nach Gestaltung der Schaufelung etwa
zwischen 0,4 und 1,3 variieren kann. Wenn früher angenommen wurde, daß hoher Reak-
tionsgrad auch große Druckzahl ermögliche, so ist das nur bedingt richtig. Wie die An-
gaben zeigen, ist es vor allem die Entwicklung zu hohen Durchsatzzahlen, die auch eine
Steigerung der Druckzahlen brachte.
In gleicher Weise kann man in den Kontrollebenen 1 und 2 vorgehen, wo m(r) im allgemei-
nen einen anderen Verlauf nehmen wird und somit Funktionen P 1 (r) und P 2(r) entstehen,
die von Po(r) abweichen, aber wie dieses von Nabe bis Gehäusewand die Werte 0 bis 1
durchlaufen. Das gleiche kann wiederholt werden für jede beliebige achsnormale Kontroll-
fläche in der Stufe und liefert die Funktion PAr), wo z die axiale Koordinate innerhalb der
Stufe sei. Die Setzung
5.7(2)
wo Pein Festwert zwischen 0 und 1 ist, liefert alsdann eine feste Zuordnung der Radien
in den verschiedenen Kontrollflächen, d.h. in Abb. 5.7.1 eine Kurve. Jedem Wert P ent-
spricht eindeutig eine solche Kurve, die daher auch als P-Linie bezeichnet werden kann.
Wäre die Strömung durch die Stufe genau rotationssymmetrisch, so wäre dieses P
identisch mit der unter 3.4 eingeführten Stokesschen Stromfunktion, was auch durch die
Gleichheit der Bezeichnung angedeutet ist. Nun ist aber bei der hier gegebenen Definition
keine Rotationssymmetrie vorausgesetzt, da diese in der Turbomaschine der endlichen
5.7 Das Stufenelement, allgemeine Grundlagen 193
Schaufelzahlen und anderer Unregelmäßigkeiten wegen nicht genau verwirklicht ist. Die
durch Rotation einer 'l'-Linie um die Drehachse entstehende Fläche ist daher keine Strom-
fläche im eigentlichen Sinne dieses Wortes, denn die lokalen Geschwindigkeitsvektoren sind
nicht notwendig Tangenten an die Fläche, sondern besitzen auch Komponenten normal zu
dieser. Bildet man aber in irgendeinem Kreise, dessen Zentrum auf der Drehachse liegt, das
Integral der Massenstromdichte senkrecht zur 'l'-Fläche, so verschwindet es stets, d.h. es
tritt durch die 'l'-Fläche hindurch der gleiche Massenstrom nach außen wie nach innen.
Während also in jedem Punkt einer Stromfläche die Normalkomponente der Massenstrom-
dichte verschwindet, trifft dies bei der 'l'-Fläche nur im Integralmittellängs des Umfanges
zu. In diesem Sinne kann die 'l'-Fläche als verallgemeinerte Stromfläche, die 'l'-Funktion als
verallgemeinerte Stromfunktion bezeichnet werden.
Greifen wir nun zwei unendlich benachbarte dieser 'l'-Flächen heraus, Abb. 5.7.1, so
schließen diese ein Stufenelement ein. Bei einem solchen kann man in jeder Kontrollfläche
alle Größen längs des Umfanges mitteln, wobei in sinngemäß abgewandelter Form die
unter 5.4 besprochenen Mittelungsfragen wiedererscheinen. Die durch diese Mittelungen
entstehende ideelle Strömung ist rotationssymmetrisch und kann eindimensional behandelt
werden, wobei allerdings zunächst gewisse Komplikationen entstehen.
Wenn wir voraussetzen, daß die Leistungen der Schubspannungen in den Kontroll-
ebenen 0 und 1 vernachlässigbar klein seien, läßt sich die Energiegleichung für den zwi-
schen diesen Ebenen liegenden Ausschnitt des Stufenelementes in der Form
5.7(3)
schreiben. Hier ist e01 die auf die Masseneinheit durchtretenden Fluids bezogene Energie,
die resultierend durch die beiden begrenzenden 'l'-Flächen hindurch auf ein von 0 bis 1
weiterschreitendes Teilchen übertragen wird. Solche Energieübertragung kommt auf ver-
schiedene Weise zustande. Ein Anteil ist die Wärmeübertragung durch Temperaturdiffe-
renzen, die in der Regel gering ist. Weiter kommt die Arbeitsübertragung durch Schubspan-
nungen in den 'l'-Flächen in Frage und ebenso der Energie-Quertransport durch jene Quer-
bewegungen, durch die sich die wirkliche Bewegung von der ideellen rotationssymmetri-
schen unterscheidet. Schließlich ist noch ein Effekt zu beachten, der bislang unbeachtet
geblieben ist; er möge an Hand Abb. 5.7.2 verständlich gemacht werden.
Der dargestellte gekrümmte Kanal sei - von den turbulenten Schwankungen ab-
gesehen - stationär durchströmt und es sei 8 eine Stromlinie. In einem Punkt A sei cdas
zeitliche Mittel der Geschwindigkeiten. Damit ein mit c bewegtes Teilchen auf der Bahn-
kurve 8 bleibt, muß ihm eine Normalbeschleunigung erteilt werden, die durch den Druck-
gradienten (8pj8n) zustande kommt. So baut sich ein entsprechendes Druckfeld im Kanal
auf. Nun ist aber die Geschwindigkeit in A turbulenten Schwankungen unterworfen und
+
nimmt zeitweilig momentane Extremwerte e c' und e - c' an. Strömt ein Teilchen mit
e + c', so genügt der Druckgradient nicht, um es auf der Bahn zu halten, und es bewegt
sich von der Linie 8 weg zur konkaven Kanalwand hin. Strömt es hingegen mit e - c', so
ist der Druckgradient zu groß, und es wird gegen die konvexe Kanalseite hin abgedrängt.
So findet in einer turbulenten Strömung unter dem Einfluß eines Druckgradienten eine
Energieschichtung statt, bei der die energiereichen Teile ins Gebiet hohen Druckes, die
energiearmen ins Gebiet tiefen Druckes wandern. Dieser Effekt ist naheliegenderweise um
so stärker, je höher der Turbulenzgrad und je stärker der Druckgradient quer zur Strö-
mungsrichtung. Er ist normalerweise sehr gering in verlustarmen Betriebszuständen der
Axialmaschinen, hingegen dominierend bei Radialverdichtern. - Man kann diesen Mecha-
nismus der Energieübertragung auch wiedergeben durch Einführung ideellerSchubspannun-
gen, was aber insofern nicht Eehr anschaulich ist, als diese so geartet sein können, daß lang-
samer strömende Stromfaden Schleppwirkungen auf schneller strömende ausüben.
Mit t1h' = ho - h1 schreibt sich GI. 5.7(3)
5.7(4)
Wenn man durch die Setzung
- t1h' eOl t1h~ + 5.7(5)
die ideelle Enthalpiedifferenz t1h~ einführt, kann man GI. 5.7(4) rein formal auch in die
übliche Form
Cl
2
2
= L1h~ + 22 Co 5.7(6)
Auch n' hat ideellen Charakter, da in t1h~ ja die Energieübertragungsgröße steckt. Wir
setzen nun die folgenden Mittelwerte:
1 1
t1h; - f
o
t1h; dlJ', t1h~= J t1h~dlJ',
o
5.7(9)
_ 1 r _ 1 r
Cuo - f
o
=- Cuo dlJ',
ro
cu1 = f
o
=- cul dlJ',
r1
5.7(10)
= oJ dlJ',
1 1
eno - of CnOdlJ', Cn 1 Cnl 5.7(11)
~ =e~o + e~o,
::2 -2
er - e~l + ~1' 5.7(12)
A l , = C 1 - CO
LJfb - 2 . 5.7(13)
Diese Geschwindigkeitsmittelwerte entsprechen genau den unter 5.4 angegebenen auf dem
Bewegungsgesetz basierenden Mittelungen, wenn To und Tl die Eulerradien sind. Es lassen
sich also aus diesen Geschwindigkeiten Geschwindigkeitsdreiecke konstruieren, und der
Arbeitsumsatz wird korrekt.
5.7 Das Stufenelement, allgemeine Grundlagen 195
5.7(14)
einen globalen Radwirkungsgrad ij', so ergibt sich aus den Gln. 5.7(13) und (14) auch
5.7(15)
Für die weitere Herleitung sei nun für die durch Gi. 5.7(13) definierte Enthalpiediffe-
renz die Näherung
1
t1h' ~
o
J t1h' d'P 5.7(16)
gesetzt. Dies wäre eine genaue Gleichung wenn die energetisch gemittelten und die nach
dem Bewegungsgesetz gemittelten Geschwindigkeiten miteinander übereinstimmten. Der
tatsächlich auftretende Fehler ist vor allem deshalb sehr klein, weil bei der Differenzbil-
dung die am Ein- und Austritt entstehenden Differenzen sich großteils wegheben. Ver-
wendet man aber Gi. 5.7(16), so folgt aus den Gln. 5.7(5) und (9)
1
t1h~ = t1h ' + oJ e01 d'P. 5.7(17)
Das hier erscheinende Integral der inneren Energieübertragungen zwischen den einzelnen
Stufenelementen ist aber gleich der Energieübertragung durch Schubspannungen an den
Grenzflächen, d. h. es ist
wM '
J
o
1
eOl d'P = _._T.
m{J
5.7(18)
Hier ist bei der in Abb. 5.7.1 gezeigten Anordnung M; das Moment der Schubspannungen an
dem zwischen den Kontrollflächen 0 und 1 (in denen die Schubspannungen sehr klein sind)
liegenden Teil der Läuferoberfläche. Die so entstehende spezifische Arbeit ist aber üblicher-
weise außerordentlich klein, und der Fehler wird zudem später ausgeglichen, wenn man
solche zusätzliche Verlustarbeiten in den Reibungsverlust CR einführt, vgl. Gi. 5.2(34).
Daher gilt mit hoher Genauigkeit
5.7(19)
folglich
t1h~ =t1h ' . 5.7(20)
Wenn man nun Gi. 5.7(8) über IJI mittelt, folgt mit 5.7(20)
11
t1h' - L1h' = J ~ Cl dlJf
2 I
5.7(21)
8 0 rJ' 2
und folglich wegen Gi. 5.7(15)
1 -,
J
11
-=:, 'YJ = ~ ~l d'P.
I ( )2 5.7(22)
'YJ 0 'YJ ~
Der so berechnete Mittelwert ij' liefert also - im Rahmen der gegebenen sehr guten Nähe-
rung - den korrekten integralen Verlust. Die Gln. 5.7(6) und (7), stimmen formal genau
überein mit den GIn. 5.7(13) und (14) der elementaren Theorie der ganzen Stufe, und die
gleiche überlegung könnte auch für das Turbinenlaufrad wie für den Verdichter wieder-
holt werden. Deshalb kann man folgendes festhalten :
Wenn man das einzelne Stufenelement formal gleich behandelt wie eine ganze Stufe, also
~deelle Enthalpiedifferenzen und Radwirkungsgrade einführt (im gezeigten Beispiel t1h~
und 'YJ'), die mit den elementaren Relationen auf die wirklichen Geschwindigkeiten führen,
dann werden die über alle Stufenelemente erstreckten Mittelwerte dieser ideellen Größen iden-
tisch mit den physikali8ch reellen Größen.
196 5 Elementare Theorien der ::ltufe
Man erhält also ein korrektes Integralergebnis, was bedeutsam ist, da man ja die
Energieübertragungsgrößen e im allgemeinen nicht kennen wird und daher auch nicht weiß,
wie weit die Jh* von wirklichen Enthalpiedifferenzen abweichen. Die leichte Fälschung der
spezifischen Volumina, die man erhält, wenn man mit ideellen Enthalpiedifferenzen rech-
net, liegt völlig innerhalb der Genauigkeitstoleranz solcher Rechnungen und gleicht sich
im Mittel überdies aus.
Für das Verständnis des Mechanismus der Strömung durch eine Turbomaschine ist es
wesentlich. sich den Unterschied zwischen den ideellen Strömungswirkungsgraden in
einem Stufenelement und den wahren Strömungswirkungsgraden klarzumachen, die nur
die lokale Energiedissipation kennzeichnen würden. Besonders aufschlußreich ist dies im
Falle des Axialverdichters. Dort wird ein mittleres Stufenelement durch Schubspannungen
an seinen begrenzenden Stromflächen Arbeit abgeben an wandnahe Stufenelemente, die
ihrerseits auf diese Weise Energie erhalten. Das ist Vorbedingung für ein reguläres Arbei-
ten der Stufe, da ja die Energiedissipation in den wandnahen Stufenelementen größer ist
und die Teilchen den gegebenen Druckanstieg nur überwinden können, wenn ihnen auf
diese Weise zusätzlich Energie zugeführt wird. Das bedeutet, daß die spezifischen Energie-
übertragungsgrößen e im mittleren Bereich negativ, in Wandnähe positiv sind. Bildet man
also für die verschiedenen Stufenelemente die Diffusorwirkungsgrade r;~ und r;~ des Leit-
und Laufradelementes, so werden diese in der Mitte kleiner, als der dortigen Energiedissi-
pation entspricht, in den Randgebieten aber größer. Eine Theorie, welche die einzelnen
Stufenelemente formal so betrachtet, als ob sie unabhängig von einander wären, verteilt
also Verluste auf den ganzen Strömungsraum, die in Wirklichkeit in Wandnähe konzentriert
sind.
Im Prinzip können ideelle Strömungswirkungsgrade in Bereichen, wo e positiv und groß
wird, sogar über 1 ansteigen, was allerdings in Axialmaschinen kaum je der Fall sein wird.
Bei der Laufradströmung in Radialverdichtern führt hingegen der oben erläuterte Energie-
schichtungsmechanismus bei hohen Turbulenzgraden und Druckgradienten in gewissen
Stromfäden auf derart große e- Werte, daß diese Situation gegeben ist. Will man daher beim
Radialverdichter überhaupt über die elementare Theorie hinausgehen, so muß man den
durch die Größe e beschriebenen Energietransport einführen, was bislang bei allen Ver-
suchen zu einer Verfeinerung der Radialverdichtertheorie gefehlt hat.
C'
--- =
,I
JI- 1r' (C=-I)2 dT, 5.7(23)
1 -" 0 - <" Cl
5.7(24)
ersetzt werden darf. Nun sei C~ die sog. Projilverlustzahl, d. h. eine Größe, die genau so
gebildet ist wie C nur daß sie ausschließlich die Reibung an dem Schaufelprofil erfaßt,
das im betreffenden Schnitt erscheint. ,~ kennzeichnet also - für das Leitradelement -
denjenigen Verlust, der sich unmittelbar aus einer Grenzschichtberechnung ergibt oder den
man auch im Gitterversuch gut bestimmen kann. Die Verluste durch die oben erläuterte
irreversible Energieübertragung zwischen den Stufenelementen, wie auch diejenigen durch
Sekundärströmungen in der Nähe der Begrenzungswände sind also in C~ nicht eingeschlos-
sen. Setzt man nun
5.7(25)
5.8 Energieumsatz und Wirkungsgrad des Stufenelementes 197
so ist damit die Restverlustzahl C;est definiert, die offenbar gerade die Energiedissipation
durch diese durch C~ nicht erfaßten Effekte charakterisiert. Für das Laufrad lautet die ent-
sprechende Gleichung
5.7(26)
Die Einführung dieses Restverlustes ist sinnvoll, wenn die Schaufelblätter so schlank
sind, daß ein hinreichend breiter, von Endeffekten wenig gestörter Bereich der Strömung
existiert.
Nachfolgend wird die Theorie des Stufenelementes auf der hier angegebenen Grundlage
durchgeführt, d. h. die Enthalpiedifferenzen sind eigentlich ideelle Werte, was aber bei
den weiteren Ausführungen nicht mehr durch das Zeichen * angedeutet werden soll. Da die
Theorie dann formal identisch wird mit der elementaren Theorie der Stufe, beschreibt sie,
sinngemäß angewandt auf die in den Eulerradien erscheinenden Geschwindigkeitsdreiecke,
auch die Verhältnisse in der ganzen Stufe. In diesem Sinne kann auch ein mittleres Stufen-
element als hinreichend genau repräsentativ für die Stufe betrachtet werden.
oder
5.8(3)
wobei stets die lJI' mit Druckverhältnis des Leitapparates, die lJI" mit dem des Laufrades,
die 'l' mit dem der ganzen Stufe gebildet sind. Wenn wir setzen
)2
q = c:
(c
' w~
q - w~ + u~ u~' - 5.8(4)
läßt sich mit Hilfe der unter 5.2 und 5.3 angegebenen Relationen leicht zeigen, daß
'lJI' 1 - q
jl• -_ 1 _ 'YJ. 1
j2 - 1
". -
+ lJI'lk ~ 5.8(5)
Jo - 'YJ q Jt 'YJD - q
11 •
198 5 Elementare Theorien der Stufe
r = 0. 75 / / ~ /1 ~ r =0.50 / ~/ ~
'YJ'=0,85"I/j / /:"0.90 V~ Ti' =0.85"" '/ / r,0,90
O,O I --+-+-~~","I1>",-+/-+-71"-:;0'9..t"~-+-V--+~_.,
~I V "" O,_~
t L
/',~/
""+-1
~ ~/ ....... l;.....-
p v::: .... '~
r- /' /'
-
I
-
:.---::: k. I:=="~
~
([=0.2 ([=0.8
t 0,04 I J L V-
rI'o =0.85 f r/o=o,90 V
_V ~O r=0,5
-
V 1«-0.95
~0,02
V V I -).- r-::::I
0.95"", / V
t:::-- I--"'" I ~
o
I V /
,I J__ 'YJO~~ ..... 'r--'YJO =0.90 k::::: V
'YJo~ /' 0,9qy I-- ~ / ......- '('.0.95 r=0,6
-- -
..- 0.90- ..... ..- 0.95
--
~
~~ / / /
~p L. ::....-: I V
,~
~
o ...... I
t V 1
~'YJo=0,90
'YJo~
/ I r=0,75
-- ..... ..-
-
~
-
........ ~ ..-
~ - 0.95..:..-=
/ ..- r-"0,95
o 0.90 ~
1 ~ I---"" 1
o 0.1 0.2 0.3 0.4 0 0.1 0.2 0.3 0.4 0 0.1 0.2 0.3 0.4
Y{'~ '1';'- '1'(,'-
, '---'---'-_--',_-','---',_ I ! I 1 ,
1,0 1.25 1,5 2,0 2,5 3,0 1,0 1,25 1,5 2,0 2,5 3,0 1,0 1,25 1,5 2,0 2,5 3,0
pz/p, ('X=1,4) - pz/p, (,,=w - pz/p, ('X = JA} -
Abb.5.8.2 18 für Verdichterstufe. Bei r = 1 wird I, = O.
5.8 Energieumsatz und Wirkungsgrad des Stufenelementes 199
ljJl
c
+ [1 - ,'ljP
I} e 11_- '1/qq ]'P" - 'P
e c k
'P" + [1 + "P" ~1
r/iJ _ q
k
'P'k _ "Pk 5.8(6)
18 = 'Pe ' 1. = 'Pk
In Abb. 5.8.1 und 2 ist 1. in Funktion der maßgebenden Parameter aufgetragen. Zu diesen
gehört auch der Reaktionsgrad, der r = 'P" j'P. Man erkennt, daß 1 + 1. nur bei solchen
Stufen merklich von 1 verschieden ist, in denen sehr große Druckänderungen vorgenommen
werden. - Im folgenden werden Turbine und Verdichter gesondert behandelt.
a) Turbine
Abb. 5.8.3 zeigt den Geschwindigkeitsplan des Stufenelementes einer Turbine in der
durch die GIn. 5.8(1) festgelegten dimensionslosen Darstellung. Es gelten die folgenden tri-
gonometrischen Beziehungen (Cosinussatz) :
Wi = Ci +
Vi - 2C l Vl COS IXl> 5.8(7)
W~ = q 1 - 2C~ cos IXz, + 5.8(8)
C~ = W~ 1 - 2WZCOSß2' + 5.8(9)
C2 COS IX 2 = 1 - W 2 COS ß2. 5.8(10)
Berechnet man Llh; aus GI. 5.2(6), Llh~' aus GI. 5.2(12) und setzt ein in GI. 5.8(2), so findet
man
_ 1
Llh. - 2 (1 + 1.) [crr/ - Co
2 W~
+ r/, -
2
WI + UI2 - 2]
1(2 5.8(11)
Daraus folgt
5.8(18)
ersetzt werden darf. Damit lassen sich die drei durch die GIn. 5.2(23)-(25) definierten
Wirkungsgrade berechnen
;.
1)~~) = --O"""""g . 5.8(22)
"PB +2
Da die Werte dieser Wirkungsgrade oft sehr nahe bei 1 liegen, ist es für die numerische
Rechnung zweckmäßiger, 1 - 1) zu berechnen, was wie folgt geschehen kann. Die dissi-
pierte Energie ist
Ah s - Aha = '21 {[C~1)'
LJ LJ - 2
Co + U'~
r( - w2l + 2
'111 - '1122] ( 1 - f s) - [Cl2 - Co2 +W22 - w2l + 2
'111 -
2 }
'112]
was sich, weil I. klein ist, mit großer Genauigkeit wiedergeben läßt durch
5.8(23)
Der Ausdruck in runder Klammer ist identisch mit 2L1ha• Wenn man also beide Seiten
durch L1hs dividiert, wird der Faktor von I. gleich L1halL1h., was hinreihend genau gleich 1
gesetzt werden darf, da I. klein ist. Mithin folgt
1- 1).a
1 [1 - r( 2
~ 2L1h, -1)-'-Cl + -1)-'-'
1 - ri" 2]
-W2 - I. 5.8(24)
oder
- 1)' 2 1 - 1)" 2]
1- 1)sa ~ 21 [1--,-0 1 + --,-,- W2 -I.· 5.8(25)
"P. 1) 1)
In gleicher Weise findet man
5.8(26)
1 - r( O~ 1- 1)" W~ q
1 _ (18) <=v
---+---+-
1)' 2 1)" 2 2 _ I
1)sa "" O~ Js'
5.8(27)
"Ps +2
5.8 Energieumsatz und Wirkungsgrad des Stufenelementes 201
Die mit der Polytrope gebildeten Kennzahlen und Wirkungsgrade lassen sich in folgender
Weise gewinnen. Mit
Pl Po
f f f
Po
y' v dp, y" v dp, y = v dp 5.8(28)
p, P.
definieren die Gleichungen
"
l]py 1 (Cl2
= 2" - Co2) , 5.8(29)
5.8(30)
die polytropen Wirkungsgrade von Leit- und Laufrad. Dann ist, wie aus den Definitions-
gleichungen 5.6(6) und (8) folgt
tpp -
_~2 [Ci -,C5+ W~ - Wi +
" Ur - 1] , 5.8(31)
~p ~p
o_ ~
tpp - 2
[Ci -,C5+ W~ - Wi
"+ Ui - 1+ C2 _ C2]
0 2 5.8(32)
~p ~p
und damit
tph
Je + -21 (C2 2 -
2
Co) 5.8(33)
~pa =- = ------
tpp tpp
o _ Je
~pa - tpg'
5.8(34)
Je
+ (C5/2)
(t8) _
5.8(35)
~pa - "Pp ,
Auch hier ist es aus numerischen Gründen zweckmäßig, die Verlustgrößen 1 - 1') anzu-
geben. Mit den Abkürzungen
erhält man
1 -
-~-,- "Ph
~p' , + 1~
- ~p" tph "
1 - ~pa = p p 5.8(37)
tpl. + tp~
~~ ~~
5.8(38)
1
~tph
- ~p' , + ~tph
1 - 'YJP" "+ C2
2"
2
1 - ~~"j = , , , C2 5.8(39)
"Pli .t "Pli +--2
~~ ~~' 2
Der Vorteil dieses von der Polytrope ausgehenden Formalismus besteht darin, daß man
strenge Relationen erhält, ohne daß ein Rückgewinneffekt hineinspielt. Er ist hingegen
unbrauchbar, wenn "P~' = 0 oder y" = 0 (Gleichdruck), da dann unbestimmte Ausdrücke
202 il Elementare Theorien der Stufe
entstehen. Der genannten Vereinfachung steht die Erschwerung gegenüber, daß bei kleiner
Reaktion die Bestimmung oder Abschätzung von 'Y)'; umständlich wird.
'Weitere Charakteristika des Arbeitens eines Stufenelementes sind seine Reaktionsgrade
Es ist
w~ _ W2 + U -1 2
'Y)" 1 1 5.S( 40)
2(1 + 18) lp.
_ y" h;/ 5.8( 41)
f p =- =--11'
Y lpp'Y}p
_ ilh'; lp~
rk = ilh'a + ilh"a = lph
-. 5.8( 42)
Wir nennen r den isentropen Reaktionsgrad oder Reaktionsgrad schlechthin, rp den poly-
tropen Reaktionsgrad, rk den kinematischen Reaktionsgrad.
Ein besonders einfacher Fall ist der des Repetierstulenelementes, das rein axial durch-
strömt ist und bei dem c2 nach Größe und Richtung gleich Co ist (folgen solche in der mehr-
stufigen Maschine, so repetiert sich von Stufe zu Stufe der gleiche Vorgang). Es ist dann
o _
lp. i"'=1 lp. - 2(1
1 I.)
+ rr
[Oi - 2
02
+ 7w~ - W2]
l'
5 8 43
. ( )
5.8(44)
5.8(45)
5.8( 46)
An sich sind auch Repetierstufenelemente allgemeineren Typs denkbar, bei denen außer
Co = c2 zwar auch Gleichheit der entsprechenden Radien r o und r 2 besteht, wohingegen
r1 =\= r2 • Meist ist dann aber der Unterschied zwischen r1 und'2 so klein, daß die angegebe-
nen Formeln eine hinreichende Näherung darstellen.
b) Verdichter
Der allgemeine Geschwindigkeitsplan eines beliebigen Verdichterstufenelementes ist
in Abb. 5.8.4 dargestellt. Die geometrischen Relationen GI. 5.8(7) -(10) gelten unverän-
dert. Die weiteren Gleichungen ergeben sich in Analogie zu denen des Turbinenstufenele-
mentes, basierend auf Abschnitt 5.3. So ist die isentrope Enthalpiedifferenz
Ah•
LJ = 2(1 1 + I.) ["( 2
'Y)D W 1
+ 2
U2 -
2)
Ul -
2
W2
+ '2
'Y)DC2 -
2]
Ca
5. 8(47)
I I
I I I (/, Abb. 5.8.4 Dimensionsloser Geschwin-
I I+Cu ,--} digkeitsplan einer Verdichterstufe.
I I I
~CUZ----1}
5.8 Energiel1msatz und Wirkungsgrad des Stufenelementes 203
Enthalpiekennzahl und Arbeitskennzahl ergeben sich aus GI. 5.3(12) und (14) zu
A = C2 COS (X2 - UlC l COS (Xl = 1 - W 2 COS ß2 - UlC l COS (Xl' 5.8(50)
A = Cu2 - UlC ul , 5.8(51)
womit auch
5.8(52)
wo jl die statische Normalenthalpie vor Laufradeintritt iilt. Die mit Lihs gebildete Druck-
zahl wird damit
o_
"P8 - "P8
1[1 + "PS(UWl) C2
+"2 1 + "Ph(u~/jl) 3 -
C2]
l'
5.8(54)
was fast stets mit ausreichender Näherung wiedergegeben werden kann durch
°
"P. ~ "Ps + "21 (C23 - C21) • 5.8(55)
Damit ergeben sich für die nach GI. 5.3(18) -(20) definierten Wirkunsgrade die Formeln
5.8(56)
5.8(57)
5.8(58)
Die polytropen Radwirkungsgrade 'Y};' und t7; sind dann definiert durch
5.8(63)
IC~-C~
= 5.8(64)
1
Y 17p --2-'
Die durch die GIn. 5.3(18) - (20) definierten Wirkungsgrade werden damit
5.8(68)
G21 o G~
1f1p -"2 1f1p -2 5.8(69)
17~~) = - - -
A
Zur Angabe der Formeln für die Verlustgrößen 1 - 'Y} ist die Einführung der folgenden Ab-
kürzungen zweckmäßig:
1 (ta) _
- 'Y}pa -
(1 - 'Y}';) 1f1~' + (1A- 'Y}~) 1f1~ + (G§J2) • 5.8(73)
Der isentrope, polytrope und kinematische Reaktionsgrad, die mit r, rp ' r" bezeichnet seien,
sind gegeben durch
r = L1h 8_ _ _ "'ID
__ , " ( W2
ll
1 + 1 - U2)1 - W22
5.8(74)
- L1h;' + "1h; - 2(1 + 18) 1f18 '
,. _ L1h"
a _1f1h" 5.8(76)
k = iJh;: + L1h~ - --;;; .
5.9 Besondere Untersuchungen über das Stufenelement 205
",.0
T
f':::I "'.
T
= +
2(1 1 j.) (i'l"
'ID
W21 -
W22 + i'l' 0 2
'ID 2 -
02)
l' 5.8(77)
° ""
1)8a"" 1)sa - _ J:'
"Ps 5.8( 79)
LJ
_ 1 (ci
Ah's -_ (1 - r) LJAh 8 -"'2 'f}' - 2)
Co ,
woraus
1)sa -
_
'Y)
'(1
- r
) +'11 r - (1 - 'Y}') 05 + (1 - 1n [Wi -
2
Ur + 1] . 5.9(3)
"Ps
In dieser Gleichung erscheint 'Y}sa als gewogenes Mittel zwischen den 'Y}' und 'Y}", von dem
noch ein Zusatzglied abzuziehen ist. Dieses Zusatzglied kann aber bei genügend großem U1
selbst negativ sein, was günstig ist. Die Zentripetalturbine, bei der U1 > 1 (die Bezugs-
geschwindigkeit ist ja u 2 ), erweist sich hier als besonders günstiger Fall, was man folgender-
206 5 Elementare Theorien der Stufe
b
Abb. 5.9.1 Geschwindigkeitspläne für
drei Turbinenstufen mit gleichem Arbeits-
umsatz.
a) Zentripetalturbine; b) Axialturbine,
Umfangsgeschwindigkeit gleich groß wie
U 1 der Zentripetalturbine ; c) Axialturbine,
Umfangsgeschwindigkeit gleich groß wie
U2 der Zentripetalturbine.
Dieser Vergleich beleuchtet nur eine gewisse Tendenz. Die grundsätzliche Überlegen-
heit der zentripetal durchströmten Turbinenstufe kann nur dann praktisch in Erscheinung
treten, wenn die Radwirkungsgrade 1)' und 1)" gleich sind wie bei der Axialstufe. Gerade
dies trifft aber im allgemeinen nicht zu, sondern die Axialstufen haben in der Regel gün-
stigere Radwirkungsgrade, weshalb sie bei günstiger Proportionierung sogar den Zentri-
petalturbinen überlegen sind.
Ein theoretisch besonders übersichtlicher Fall entsteht dann, wenn bei einem Repetier-
stufenelement auch noch die normale Durchtrittsgeschwindigkeit konstant gehalten wird.
Wir nennen solch ein Stufenelement, in dem die einfachsten Bedingungen herrschen,
~-------~1---------4
~------~4~--+---~~~
cU21 T'k
I
Abb. 5.9.2 Dimensionsloser Geschwin-
digkeitsplan eines Normalstufen-
elementes.
5.9 Besondere Untersuchungen über das Stufenelement 207
nämlich c2 = co' "'2 = "'0' u2 = u l ' C"O = Cnl = Cn 2 = cn ' ein NormalstuJenelement. Es ist
häufig eine sehr gute Annäherung an die Wirklichkeit. Abb. 5.9.2 stellt den dimensionslo-
sen Geschwindigkeitsplan eines Normalstufenelementes dar. Es gelten hier vorab die
GIn. 5.8(43) -(46). Aus GI. 5.8(13), (36) und (42) folgt hier weiter
W~ - Wi
r" = q _ q + W~ _ W~· 5.9(4)
Da aber die Normalkomponenten aller hier erscheinenden Geschwindigkeiten einander
gleich sind, kann man auch überall die Umfangskomponenten allein einsetzen, also schrei-
ben
W~2 - W~l W~2 - W~l
rk = O~l - 0~2 + W~2 - W;l = (W ul + 1)2 - (W u2 + 1)2 + W~2 - W;l
(W u2 + W ul ) (W U2 - W ul )
2(WU1 - Wu2 )
wobei zu beachten ist, daß Wu2 negativ, weil der Radbewegung entgegengesetzt ist. Somit
folgt schließlich
Wul
rle= -----. Wu2 + 5.9(5)
2
Dies hat aber, wie im Geschwindigkeitsplan dargestellt, eine anschauliche Bedeutung, denn
rk ist die mit umgekehrtem Vorzeichen genommene Umfangskomponente einer Geschwin-
digkeit W00' die durch
5.9(6)
definiert ist. Die Bezeichnung von W00 wird aus der gittertheoretischen Bedeutung dieser
Geschwindigkeit klar, die unter 5.10 dargelegt wird.
Nach GI. 5.9(5) ist unter Beachtung des Geschwindigkeitsplanes
W ul = -WU2 - 2rk = 1 - 0;"2 - 2r",
0ul = 1 + Wul = 2(1 - TIe) - 0,,2,
r ir
wie sich aus der Geometrie der Geschwindigkeitsdreiecke ergibt, ist auch
5.9(11)
bringen läßt.
Abb. 5.9.3 zeigt unter der Annahme rj' = r( = 0,94 den aerodynamischen Wirkungs-
grad 'fJsa des Stufenelementes in Funktion von 'A:, On und Ä.. Hält man Ä. fest und variiert
'A:, so liegt das Optimum stets bei'A: = 0,5. Schreibt man sich jedochOu2 ' d.h. den Austritts-
drall vor, so tritt der optimale Wirkungsgrad je nach den sonstigen Bedingungen bei ande-
ren Reaktionsgraden auf, vgl. Abb. 5.9.4. Abb. 5.9.5 schließlich stellt noch die besonderen
Verhältnisse bei 'A: = , = 0,5 dar. Sehr deutlich ist stets der Einfluß von 011' Daß eine Zu-
nahme von On eine Verschlechterung des Wirkung