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Politik will Gewalt gegen Frauen stoppen

Vor allem in Entwicklungsländern sind Frauen oft schutzlos ihren Peinigern ausgeliefert. Die
Bundesregierung legt deshalb ein Programm vor - was auch Frauen in Deutschland zu Gute
kommen soll.

Die Bundesregierung will weltweit Frauen besser vor Gewalt schützen. Mit einem Fünf-Punkte-
Plan sollen in Entwicklungs- und Schwellenländern, aber auch in Deutschland Mädchen und
Frauen vor Misshandlungen, Menschenhandel und Zwangsprostitution bewahrt werden. Es sei
nicht zu akzeptieren, dass es auch in Deutschland "versklavte Frauen" gebe, sagte
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU). Frauen und Mädchen verlören dadurch
Lebensperspektiven. Er kritisierte zudem, dass Vergewaltigungen als Kriegswaffe eingesetzt
würden. "Hinzu kommen tausende Frauen, die verkauft, versklavt oder versteigert wurden",
sagte Müller. Weltweit wird am Samstag, dem Internationalen Tag zur Beendigung von Gewalt
gegen Frauen, auf die Misstände hingewiesen.

Der Fünf-Punkte-Plan der Bundesregierung will Programme zum Schutz von Flüchtlingen um
den geschlechtsspezifischen Schutz von Frauen und Mädchen erweitern. Der Minister kündigte
zudem ein neues Projekt zur Prävention von Gewalt in Südafrika, Lesotho und Sambia an. In
Ägypten, wo sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum weit verbreitet ist, will die
Bundesregierung in 40 Jugendzentren Selbstverteidigungskurse für Mädchen und Frauen
finanzieren. Gleichzeitig sollen junge Männer dafür sensibilisiert werden, respektvoll mit Frauen
umzugehen.

Freier Platz im Frauenhaus - fast aussichtslos

Aus Sicht des Opferhilfevereins Weißer Ring ist Gewalt gegen Frauen auch in Deutschland ein
großes Problem. "Es ist leider traurige Realität, dass Frauen gerade auch zu Hause immer wieder
geschlagen, gedemütigt und sexuell bedrängt werden", erklärte Bundesgeschäftsführerin Bianca
Biwer. Der Weiße Ring geht von einer hohen Dunkelziffer aus, denn häusliche Gewalt passiere
hinter verschlossenen Türen. Täter schafften es häufig, ihre Opfer zu isolieren.

Kirchen und Sozialverbände fordern deshalb von der Politik mehr Anstrengungen. Das Deutsche
Institut für Menschenrechte bemängelte eine fehlende konkrete politische Strategie zum
Gewaltschutz. Die Diakonie Deutschland warnte, in Ballungsgebieten sei die Suche nach einem
freien Platz in einem Frauenhaus inzwischen fast aussichtslos. Aber auch auf dem Land habe
sich die Versorgung drastisch verschlechtert. Viele Häuser müssten Frauen abweisen. Steigende
Mieten und der Mangel an bezahlbarem Wohnraum verschärften das Problem weiter.

Die Hilfsorganisation Solidarität mit Frauen in Not (Solwodi) forderte Sprachkurse und sichere
Aufenthaltstitel für frühere Zwangsprostituierte, die als Zeuginnen vor Gericht gegen
Menschenhändler aussagen. Solwodi betreibt in Deutschland Beratungsstellen und neun
Schutzhäuser. Alleine im vergangenen Jahr hätten dort 2300 Frauen aus 104 Ländern Hilfe
gesucht, darunter etwa 600 Frauen aus Nigeria. Entwicklungsminister Müller stellte der
Organisation Unterstützung in Aussicht. Diese solle vor allem Migrantinnen zugute kommen, die
aus der Prostitution aussteigen und sich in ihren Heimatländern eine wirtschaftliche Existenz
aufbauen wollten.

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