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Hiltruper Monatshefte

Januar, Februar, März 2020, Heft 1


hiltruper-missionare.de H 20212 F
P. Diomer Lopez Comeca
Mit Jugendlichen den Glauben
entdecken.................................... S. 3

Interview
mit unserem Provinzial............. S. 6

P. Josef Danne
100 Jahre Gemeinde
St. Margaretha-Vussem............. S.10

Verstorben:
Br. Hermann Ostgathe................ S.12

Pater Hans Pittruff


Kolpingfamilie finanzierte
Bauprojekte in Neuguinea....... S. 13
Liebe Leserin, lieber Leser,
Herz-Jesu-Missionare
in Indien.................................... S. 14 Zu Beginn des neuen Jahres schauen
wir hoffnungsvoll in die Zukunft! Dazu
Sr. Ulrike Trabold ermutigen uns Berichte und Zeugnisse
Zusammen leben – in diesem Heft: Junge Peruaner entde-
zusammen wachsen................ S. 16 cken ihren Glauben und engagieren sich
gemeinsam in ihrer Gemeinde. Junge
Prof. Dr. Ludwig Stockinger
Mitbrüder in Indien machen sich auf
„Menschenfischer“ - eine
einen langen Weg zum Priester- und
denkwürdige Station auf dem
Ordensleben, ein italienischer Jugendli-
Ostbayerischen Jakobsweg...... S. 19
cher beeindruckt viele Menschen durch
seinen Umgang mit Krankheit und
NEWS........................................ S. 24
Sterben. Unser Pater Provinzial zeigt
Walter Habdank wie sich unsere alternde Gemeinschaft
Simeon und das Jesuskind...... S. 25 auf die neuen Gegebenheiten einstellt.

Christoph Paul Hartmann Pater Hans Pittruff


Auf der Suche nach der
„Autobahn in den Himmel“...... S. 26

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P. DIOMER LOPEZ COMECA

Mit Jugendlichen den Glauben


entdecken

Bei den regelmäßigen Treffen freuen wir uns über die Gemeinschaft
und singen gemeinsam

Ich bin Pater Diómer López Comeca MSC Das erste, was ich tat, war, mich mit
(39), verantwortlich für die Ausbildung einigen Lehrern unserer Pfarrschule
der zukünftigen Herz Jesu Missionare in in Verbindung zu setzen, die mir von
Perú, und ich freue mich, Ihnen etwas Gemeindemitgliedern empfohlen wurden,
über das kirchliche Leben in meinem um mit den Jugendlichen in Kontakt zu
Land erzählen zu können. kommen.
Im Jahr 2010 habe ich mein Studium der Unser kleines Projekt bestand am Anfang
Philosophie und Theologie abgeschlossen aus praktischen Übungen, wie die Anlei-
und begann eine pastorale Arbeit in der tung zum persönlichen Gebet, die Teil-
Pfarrei Santiago Apostel in Acarí, Prälatur nahme am sonntäglichen Gottesdienst,
Caravelí, zusammen mit drei Mitbrüdern, das Rosenkranzgebet, Besuche bei Alten
die bereits in diesem großen Pfarrgebiet und Kranken, denen wir mit Lebens-
tätig waren. Der diensthabende Pfarrer, mitteln helfen konnten. Ausserdem
P. Darío Ircash (jetzt Regionaloberer unternahmen wir gemeinsame Ausflüge
in Peru), bat mich die Arbeit mit den und organisierten Geburtstagsfeiern und
Jugendlichen zu übernehmen. sportliche Veranstaltungen.

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Nach zwei Wochen gans wie „Nein zur
luden wir Jugendli- Abtreibung und JA
che zwischen 14 und zum Leben“ zu lesen
16 Jahren ein. Viele waren. Natürlich
von ihnen kamen, gab es auch Zeit um
ohne zu wissen, zu schwimmen und
wozu sie eingeladen Fußball zu spielen.
worden waren, aber es muss ihnen wohl Später haben wir an Wochenendtreffen
gefallen haben, denn zu den nächsten für Jugendliche aus verschiedenen Pfar-
Treffen brachten sie ihre Freunde und reien der Prälatur Caravelí teilgenommen.
Bekannten mit. Mein Wunsch war es schon immer,
Nach einem Monat waren es etwa 40 junge Menschen mit ihren Träumen zu
Jugendliche, die an den wöchentlichen motivieren und sie für Engagement und
Treffen teilnahmen, die von den drei Verantwortung in Kirche und Gesellschaft
Lehrern und mir vorbereitet und gestaltet vorzubereiten, weil ich sie für fähig
wurden und in denen wir über Themen halte, Verantwortung zu übernehmen.
sprachen wie Einführung in das persön- Als Herz Jesu Missionar habe ich über
liche Gebet, Umgang mit Emotionen, das Ordensleben gesprochen und über
Teamarbeit, Sexualität, etc. den Ruf zum Priestertum; viele haben
Mir kam der Gedanke, ähnliche Gruppen aufmerksam zugehört, doch gab es
in weiteren Orten unseres Seelsorgege- keine konkreten Antworten auf diese
bietes zu gründen (Lomas, Bella Union, Lebensweise.
Yauca) und es klappte! Trotzdem fühle ich . mich glücklich und
Wir begannen das erste Jugendtreffen zufrieden und stehe mit vielen von ihnen
im Fischerdorf Lomas im Ferienheim auch weiterhin in Verbindung. Ich weiß,
„Cristo Amigo“, in dem in den Som- dass sie auf dem richtigen Weg sind und
mermonaten Januar und Februar ein Verantwortung tragen für ihre Familie
Erholungsprogramm für Kinder aus und die Gesellschaft.
den ärmsten Gegenden der Prälatur Einige von ihnen sind bereits Eltern,
Caravelí durchgeführt wird und das haben einen guten Arbeitsplatz, und
gute Bedingungen für die Aufnahme ich freue mich, dass die Erfahrungen
und Unterbringung einer großen Anzahl in diesen Jugendtreffen eine echte Hilfe
von Teilnehmern bietet. waren. Sie geben weiterhin Zeugnis von
Das Jugendtreffen wurde von den Ein- ihrem Glauben und sind gute Gemein-
wohnern von Lomas unterstützt. Der demitglieder.
Bürgermeister und die Polizei sorgten für
die Sicherheit bei den Umzügen durch Seelsorger in Trujillo
die Strassen des Dorfes, bei denen von Später wurde ich dann nach Trujillo ver-
den Jugendlichen Spruchbänder getragen setzt, in die Pfarrei San Pablo, definitiv
wurden, auf denen biblische Zitate, Auf- eine andere Realität, mit jungen Leuten
rufe zur Sauberkeit des Strandes und Slo- mit größerem Zugang zu den Medien,

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Universitäten, Instituten, etc. Es gab zu bilden; eine Gruppe, in der sich die
aber weniger junge Leute. Freiwilligen in der Zeit nach dem Ferien-
In dieser neuen Situation begannen wir programm alle 14 Tage treffen würden
mit ersten Gesprächen zum gegenseitigen und so den Zusammenhalt festigen
Kennenlernen und versuchten, eine feste könnten; und so war es auch. Heute
Gruppe von Jugendlichen im Alter von zählen wir 22 verlässliche Dauerteilneh-
14 bis 16 Jahren zu bilden. Die Reaktion mer, die ich gerne begleite und berate.
war sehr schwach. Es sind Studenten, junge Erwachsene,
Aber dann hatte ich die Gelegenheit, die die am Ende ihrer Ausbildung stehen,
Leitung des REBINI-Programms (Biblische junge Frauen und Männer im Alter von
Wochen für Kinder) zu übernehmen, 18 bis 30 Jahren..
das in den Monaten Januar und Februar Wir Herz Jesu Missionare in Peru haben
im Ferienheim „Katilandia“ stattfindet. uns darauf geeinigt, der Arbeit mit Jugend-
Dort hatten zahlreiche junge Leute lichen und Kindern und der Weiterbildung
verschiedenen Alters eine Art Freiwil- von Laien den Vorrang zu geben bei der
ligenarbeit geleistet, aber sie waren nur Benutzung der Erholungsheime (die im
diese zwei Monate dabei und sind dann Januar und Februar von den Kindern in
verschwunden. den „Kinderbibelwochen“ genutzt wer-
Ich überlegte, was zu tun sei, um eine den). In Antwort auf das Motto unserer
stabilere Gruppe von Freiwilligen für das Kongregation „Geliebt sei überall das
REBINI-Programm und für die Gemeinde Heiligste Herz Jesu“ sind wir entschlos-
sen, unser Charisma, unsere Mission
und unsere Spiritualität in allen Werken
und Pfarreien, die wir in unserem Land
haben, weiter zu vertiefen.
Wir glauben, dass die Mitglieder der
Pfarrei, je mehr sie an unseren Werken
teilnehmen, auch in Zukunft in der
Lage sein werden, uns in der Seelsorge
zu helfen.
Ich bin überzeugt, dass wir auch in
Zukunft auf mehr junge Menschen und
Laien unterschiedlichen Alters zählen
können, die begeistert und engagiert
sind, um weiterhin eine lebendige und
aktive Kirche aufzubauen.

Übersetzung: P. Dieter Afhüppe msc

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Interview mit unserem Provinzial
P. Dr. Martin Kleer MSC über die gegenwärtige
Situation der Norddeutschen Ordensprovinz

Wie viele Mitbrüder Aus welchen Gründen kam es dazu?


gehören zur Norddeut- Die stetig geringer werdende Zahl der
schen Provinz? Mitbrüder unserer Provinz und die
Zurzeit haben wir in Überalterung waren die Gründe, unsere
Deutschland 37 deut- Provinzstatuten neu zu gestalten.
sche Mitbrüder. In der Bei meinem Amtsantritt als Provinzial
Nähe von Hiltrup leben im September 2012 gehörten zu unserer
und arbeiten (im Bistum Provinz noch 71 deutsche Mitbrüder (ohne
Münster) noch zwei die Bischöfe). Davon sind seither 26 Mit-
indische Mitbrüder, die brüder verstorben, sodass unsere Provinz
aber nicht zu unserer nur noch 45 deutsche Mitbrüder zählt. Da
Provinz zählen. wir seit Jahrzehnten keinen Nachwuchs
In Papua Neuguinea leben von unserer mehr haben, ist unsere Altersstruktur
Provinz nur noch zwei Patres und ein mittlerweile dramatisch. Wir sind nur
Bischof, Erzbischof Karl Hesse. noch drei deutsche Mitbrüder zwischen
In Peru sind noch sechs deutsche Patres 57 und 61 Jahren. Alle anderen sind 72
und zwei deutsche Bischöfe, Bischof Jahre und – z.T. erheblich – älter. Was
Bernhard Kühnel und Bischof Norbert das in etwa fünf Jahren bedeutet, kann
Strotmann. sich jeder leicht vorstellen.
Außerdem gehören zu unserer Nord- Entscheidend sind für uns in diesem
deutschen Provinz zwölf peruanische Kontext die deutschen Mitbrüder, da
Mitbrüder (Patres, Brüder und Studenten) in keiner Weise zu erwarten ist, dass
sowie zwei peruanische Bischöfe. peruanische Mitbrüder nach Deutsch-
Die Bischöfe sind rein rechtlich nicht mehr land kommen und uns helfen könnten.
Mitglieder unserer Ordensgemeinschaft. Insbesondere könnten sie nicht unsere
In geistlicher Hinsicht fühlen sie sich Strukturen aufrechterhalten.
natürlich als Herz-Jesu-Missionare und Unsere personelle Situation machte es
sie gelten uns nach wie vor als Mitbrüder. unumgänglich, über eine Änderung der
Strukturen bzw. Statuen unserer Pro-
Welche bedeutenden Entwicklungen vinz nachzudenken und sie schließlich
gibt es in der Norddeutschen Provinz? voranzutreiben.
Die bedeutendste Entwicklung in der
letzten Zeit war die Schaffung neuer
Statuten für unsere Provinz.

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Die europäischen Provinziäle berichten über die Situation ihrer Provinz auf der Gene-
ralkonferenz in Busan / Südkorea

Wie kann man sich diesen Prozess vor- Wie lange hat das insgesamt gedauert?
stellen? Wie ändert man die Statuten? Seit den ersten Überlegungen waren
Das war ein langwieriger Prozess. Am das etwa zwei Jahre. Aber die Verab-
Anfang standen die Wahrnehmung und schiedung der neuen Statuten auf dem
das Eingeständnis, dass es in den alten Provinzkapitel war noch nicht das Ende.
Bahnen nicht mehr weitergehen kann, im Zur ihrer Gültigkeit bedarf es noch der
Bild gesprochen: dass uns der Anzug, den Anerkennung durch unsere General-
wir tragen, längst viel zu groß geworden leitung. Wir hatten die Generalleitung
ist. Mit einer anderen Provinz zu fusionie- gebeten, unsere neuen Statuten „ad
ren war für uns ebenso wenig eine Option experimentum“ anzuerkennen. Auf der
wie die Möglichkeit, eine „Kommunität“ Generalkonferenz im Herbst letzten
direkt unter dem Generalat zu sein. So Jahres hatte ich die Situation unserer
kam mir irgendwann die Idee, eine Art Provinz und die daraus resultierenden
„forma minor“, eine „kleinere Form“ zu neuen Statuten vorgestellt. Die Gene-
schaffen, eine „provincia minor“, eine ralkonferenz hatte der Generalleitung
(nicht ganz korrekt übersetzt) „kleine grünes Licht gegeben, unsere neuen
Provinz“. Ich bat P. Völler, unseren lang- Statuten anzuerkennen. Die formale
jährigen Provinzial und sehr kundig im Anerkennung durch die Generalleitung
Kirchenrecht, einen ersten Entwurf für steht allerdings noch aus, was aber nicht
neue Statuten zu erstellen. Diesen Ent- inhaltlichen Vorbehalten, sondern ter-
wurf und die Alternativen, die im Lauf minlichen Schwierigkeiten geschuldet
der Beratungen vorgeschlagen wurden, ist, da der General und seine Räte viel
hatten wir in einem längeren Prozess im unterwegs und nur selten gemeinsam zu
Provinzialrat, im Provinzkapitel 2018 Ratssitzungen im Generalat in Rom sind.
und in unseren Hausgemeinschaften Nur nebenbei: Die anderen europäi-
eingehend erörtert. Schließlich hatten wir schen Provinzen stehen vor denselben
auf dem Provinzkapitel im Januar 2019 Problemen. Die Niederländische Provinz
unsere neuen Statuten verabschiedet. geht zurzeit einen ähnlichen Weg wie

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wir. Der niederländische Provinzial und drei sind. Alle weiteren Entscheidungen,
ich haben uns gelegentlich über unser die früher vom Provinzkapitel getroffen
Vorgehen ausgetauscht. Unsere beiden wurden, liegen nun beim Provinzial und
Provinzen sind hier so etwas wie die seinem Rat.
Vorreiter.
Außerdem wird sich für die Region
Welche markanten Punkte sind neu in Peru etwas ändern. Für eine „provincia
den neuen Provinzstatuten? minor“ ist es nicht angemessen, noch
Besonders ist hier zu nennen, dass es nach ein Region zu haben. Darum trennt sich
den neuen Statuten kein Provinzkapitel die Norddeutsche Provinz rechtlich von
mehr gibt. Die Vorbereitung und Durch- der Region Peru. Die Generalkonferenz
führung eines Provinzkapitels bedeutet votierte dafür, die Region Peru direkt dem
immer einen erheblichen Aufwand. Mit Generalat zu unterstellen, bis vielleicht
all den Regularien, die dazugehören, in Zukunft eine Anden-Provinz (mit
könnten wir in unserer Personalsituation Peru, Venezuela, Kolumbien, Ecuador)
das schon bald nicht mehr bewältigen. gegründet wird.
An Stelle eines Provinzkapitels findet eine Ich möchte betonen, dass Peru künftig

Die Oberen beschäftigten sich unter anderem intensiv mit der Ausbildung der
Ordenskandidaten

Provinzversammlung statt. Sie wählt nur rein rechtlich nicht mehr Teil der
künftig den Provinzial und bestätigt die Norddeutschen Provinz sein wird. Zum
vom Provinzial vorgeschlagenen Provin- einen können die deutschen Mitbrüder
zialräte, die nicht mehr wie bisher vier in Peru weiterhin zur Norddeutschen
oder fünf, sondern nur noch zwei oder Provinz gehören. Zum anderen haben wir

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in unseren neuen Statuten ausdrücklich
festgehalten, dass wir die peruanischen
Mitbrüder im Rahmen des uns Möglichen
auch nach der Trennung weiter finanziell
unterstützen.

Ist die gesamte personelle Situation der


Provinz nicht frustrierend, besonders für
dich als einen der wenigen „Jüngeren“?
Immer weniger Mitbrüder und fast nur
noch Alte?
Manchmal finde ich das natürlich frus-
trierend. Aber es geht nicht nur uns so.
Das ist weitgehend die Situation in der
gesamten deutschen (europäischen und John Kardinal Ribat
nordamerikanischen) Kirche, in den
Geboren 9. Februar 1957 in Volavolo
Orden wie in den Bistümern. (Neuguinea)
Für mich und für die meisten Mitbrüder
in unserer Provinz ist das kein Grund zur Herz-Jesu-Missionar
Resignation. Statt uns selbst in unserer 01.12.1985 Priesterweihe
Situation zu bedauern, nehmen wir die
1985–1996 Novizenmeister in Fidschi
Realität in den Blick und stellen uns
und Manila
ihr. Das heißt: Wir stellen die Weichen
für die Zukunft und haben sie bereits 2000 Weihbischof von Bereina
weitgehend z.B. mit den neuen Statuten 2002 Bischof von Bereina
gestellt; und wir tun das an Diensten,
2007 Koadjutorerzbischof
was wir noch tun können. von Port Moresby
Zur Realität gehört nämlich auch, dass
etliche Mitbrüder trotz ihres Alters und 2008 Erzbischof von Port Moresby
ihrer gesundheitlichen Beeinträchtigun- 2011–2014 leitete er die Bischofskonferenz
gen noch recht aktiv sind. Sie leisten von Papua-Neuguinea
– immer unter dem ausdrücklichen 2014 Präsident des Rates
Vorbehalt: solange sie können – noch der ozeanischen Bischofs-
wichtige und wertvolle Dienste in der konferenzen
Seelsorge, selbst in der Jugendarbeit und 19.11.2016 Kardinal
innerhalb unserer Gemeinschaft. Dafür Er ist der erste Kardinal
bin ich sehr dankbar! aus Papua-Neuguinea.
2017 Mitglied des vatikanischen
Vielen Dank für deine Zeit. Dikasteriums für die ganz-
heitliche Entwicklung
Die Fragen stellte Pater Hans Pittruff. des Menschen

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PATER JOSEF DANNE

100 Jahre Gemeinde


St. Margaretha-Vussem

Nach 59 Jahren mal wieder in Vussem sagte er: Die Kirche St. Margareta sei die
Die Kirchengemeinde St.Margareta einzige Kirche im Bistum Aachen, die
in Vussem-Breitenbenden feierte am während des Krieges geplant, gebaut
3.Oktober ihr 100 jähriges Bestehen. P. und eingeweiht wurde .Über die Entste-
Provinzial Dr. Martin Kleer hatte dazu hungsgeschichte der Pfarrei in Vussem
eine Einladung erhalten; da er aber ver- hatte Regionalhistoriker Albert Velser
hindert war, durfte ich ihn vertreten. geschrieben und eine Woche vor dem
Fest zu dem Thema einen Bildervortrag
In einer übervollen Kirche zelebrierte im Pfarrheim gehalten. Außerdem hat er
der Aachener Weihbischof Dr. Johan- eine Dorf- Chronik -Vussem 1890-2015-
nes Bündgens zusammen mit Pfarrer verfasst und herausgegeben. Ich bekam
Erik Pühringer den Festgottesdienst. ein Exemplar überreicht.
Untermalt wurde der Gottesdienst von Nicht nur Herr Mehren, sondern viele
einem gemischten Chor aus Mechernich, Vussemer sprachen über das 35jährige,
verstärkt von Sängern aus Floisdorf und seelsorgliche Wirken des letzten MSC
Nöthen. Organisiert hatte das Pfarrfest Pfarrers P. Stanislaus Sobieszcyk.
Helmut Mehren, der mich herzlich begrüßt
und begleitet hat. Im Laufe des Gesprächs

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Im Jahr 1926 übernahmen die Herz-Jesu- Der frühere Seiteneingang ist nun Haupt-
Missionare eine ehemalige Villa und eingang. Ein Bewohner führte mich in
richteten ein Noviziat ein. Wegen Nach- die holzvertäfelte Empfangshalle. Sie
wuchsmangel musste es 1968 geschlossen war so wie ich sie vor 59 Jahren vorfand.
werden. Insgesamt haben 364 Novizen Mein Blick fiel auf das große Herz-Jesu-
dort gelebt. Für die Kirchengemeinde Fensterbild, das eindrucksvoll im Son-
Vussem-Breitenbenden ging mit dem nenlicht leuchtete. Weiter sah ich den
Weggang der Ordensleute eine Ära zu eindrucksvollen Treppenaufgang, der
Ende. Sehr aktiv hatte man seitens des zur damaligen Kapelle führte und zu
Klosters in der Gemeinde gewirkt, sei den Zimmern der Patres. Ich durfte das
es bei der Gestaltung der Gottesdienste sogenannte Bischofszimmer betreten
oder im musikalisch-kulturellen Bereich. und sah auch die Sitzecke von Br. Blank.
Der Weggang war ein großer Verlust für Alles so wie damals.
unsere Gemeinde, äußerte sich Herr Die über lebensgroße Herz-Jesu-Skulptur
Mehren: „Die angehenden Missionare – draußen vor dem Wald – mit der aus-
haben unser Dorfbild geprägt wie kein gestreckten rechten Hand, vor der unser
anderer und sind damit ein entscheidender Novizenmeister, P. Emil Ostaschinski
Faktor. Darum freue ich mich, dass Sie mehrere Male eine Herz-Jesu Predigt
als Vertreter des Ordens gekommen sind. gehalten hat, verschwindet leider im
Ich glaube nicht, dass es die Gemeinde Gestrüpp. Die aus zerschlagenen Kacheln
ohne die Patres heute so geben würde.“ zu einem Mosaik gelegte Mariendarstel-
lung „Unserer Lieben Frau vom Heiligs-
Am Nachmittag habe ich unser ehemaliges ten Herzen Jesu“, an der Außenwand
Kloster aufgesucht, in dem sich jetzt ein der ehemaligen Villa, ist von einem
Alten- und Pflegeheim für 60 Personen Rosenstrauch umgeben. Der Brunnen
befindet. Der Außenbereich hat sich seitlich vor dem Haus sprudelt nach
verändert. Ein Anbau für die Bewohner wie vor. Ich war sehr überrascht, dass
ist dazu gekommen. Der landwirtschaft- das Hauptgebäude- die Villa -im alten
liche Bereich ist stark erweitert worden. Zustand erhalten geblieben ist.
Der Gemüse- und Blumengarten und die Nach dem Kaffeetrinken im Pfarrsaal
Voliere sind nicht mehr da, dafür aber habe ich mich von Herrn Mehren verab-
ein Gänsehof. schiedet und die Heimfahrt angetreten.

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Bruder Hermann Ostgathe MSC
6.11.1935 – 6.10.2019

Wir trauern um unseren Mitbruder


Hermann Ostgathe. Nach 54 Jahren
Missionstätigkeit in Neuguinea war er im
Januar nach Deutschland zurückgekehrt.
Nun starb er nach kurzer Krankheit am
6. Oktober im Herz-Jesu-Krankenhaus
in Hiltrup.
Geboren in Marl am 6. November 1935
machte er nach der Schulzeit eine Lehre
als Former in der Eisengießerei. Nach
dem Noviziat legte er am 1. Mai 1961 die
Gelübde ab. 1965 fuhr Bruder Hermann
in die Mission im Erzbistum Rabaul.
Dort arbeitete er von 1966 bis 1994 im
Sägewerk Ulamona als Mechaniker. Mit
einem Team von Mitarbeitern baute er in verschiedenen Dörfern Schulen und
kleine Kirchen. Für den Neubau der Kathedrale von Vunapope schuf er ein kunst-
voll gestaltetes schmiedeeisernes Tor. Sein letztes Projekt war der Bau der Kirche
für das Noviziat in Vunapau. Er ist der letzte deutsche Bruder, der im Erzbistum
Rabaul gearbeitet hat.
Wir danken unserem Mitbruder für sein Zeugnis als Ordensmann und seinen
fachmännischen Einsatz in vielen Bereichen. Beides wussten die einheimischen
Mitarbeiter zu schätzen.
Wir feierten die Eucharistie am 12. Oktober um 11 Uhr im Missionshaus Hiltrup,
Am Klosterwald 40. Anschließend erfolgte die Beisetzung auf dem Klosterfriedhof.

Treffen
mir Bruder Ostgathe:
vl. Herr Schäpers,
Br. Ostgathe und
Br. Uratirip

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P. HANS PITTRUFF

Kolpingfamilie finanzierte Bauprojekte

An der Beerdigung von Bruder Hermann mit den einheimischen Arbeitern und
Ostgathe nahmen Kolpingbrüder seiner den Menschen in den umliegenden Dör-
Heimatgemeinde St. Georg in Marl teil. fern. So erfuhr er, welche Bauten nötig
Seit 1955 war Hermann Mitglied und waren. Mit den Jahren entstanden auf

Altkleidersammlung für die Projekte in Neuguinea

blieb als Missionar im engen Kontakt diese Weise ein Gesundheitszentrum,


mit den Kolpingbrüdern. Herr Schäpers kleine Dorfkirchen in Tuke, Pakia und
erzählte mir von den vielen Aktionen Mile, Schulen und Erste-Hilfe- Kran-
und Projekten. Darauf bat ich ihn mir kenstationen. Nach der Fertigstellung
Material zu schicken, um unseren Lesern werden die einheimischen Mitarbeiter
und Förderern von der großartigen Hilfe eingeübt in die Eigenverantwortung und
zu berichten. inzwischen müssen sie alles selbst ver-
Zwei Mal im Jahr organisierten die sorgen, weil keine deutschen Missionare
Kolpingbrüder Altkleider- und Altpa- mehr da sind.
piersammlungen. Sie verkauften selbst Im Heimaturlaub berichtete Bruder
gebastelte Artikel auf dem Weihnachts- Hermann mit Fotos und Filmen über
markt, Grillwürstchen und Pommes die Projekte. Einmal nahm er auch den
frites auf den Sommer- und Pfarrfesten MSC-Bruder James Uratirip mit in Urlaub.
usw. Von 1975 bis 2018 kamen auf diese Wir danken dem verstorbenen Bruder
Weise 381 789 Euro zusammen! für seinen großen Einsatz und den Kol-
Als Leiter des Sägewerkes in Ulamona pingbrüdern für ihre unermüdliche Hilfe.
arbeitete Bruder Ostgathe eng zusammen

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Herz-Jesu-Missionare in Indien
Der Regionalsuperior der indischen Union Pater Thatheus Darwin Francis besuchte
im August die beiden indischen Mitbrüder P. Charlie Mitta und P. Paul Raj. Sie
arbeiten seit Monaten in der Seelsorge in den Gemeinden Ascheberg und Dülmen
(Bistum Münster). Nach seiner Rückkehr nach Indien hat uns Pater Superior aus-
führliche Informationen über den Bildungsweg der indischen Mitbrüder geschickt.
Daraus ein kurzer Überblick.

Ordensberuf geprüft. Da manche junge


Männer aus ländlichen Gebieten kom-
men, müssen sie Englisch lernen. Diese
Sprachkenntnisse werden immer weiter
verbessert für die spätere Predigttätigkeit.
Das Studium der Philosophie ist nach dem
Kirchenrecht für alle Priesterkandidaten
weltweit vorgeschrieben. Es verlangt
logisches Denken und intellektuelle
Begabung. Am Ende stehen Prüfungen
in den verschiedenen Disziplinen.
Das Noviziat ist im Gegensatz dazu
eine Zeit der geistlichen Einkehr. Es ist
geprägt von Stille, Gebet und Exerzitien.
Im persönlicher Begleitung und Beratung
Ein weiter Weg zum hohen Ziel wird sich der Novize über seine Berufung
Nach 12 Schuljahren kann sich ein junger klar. Am Ende legt er die drei Gelübde
Mann, der Ordenspriester werden will, Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam ab.
bewerben. Er durchläuft die Stationen Prä- Jede Phase der Ausbildung findet in einem
Noviziat, drei Jahre Philosophie-Studium, anderen Hause statt.
ein Jahr Noviziat, ein Pastoraljahr, drei Im Pastoraljahr können die jungen Män-
Jahre Theologie. Er lebt in der Gemein- ner ihre sozialen Fähigkeiten prüfen: Sie
schaft mit anderen Priesterkandidaten, leben einige Monate in einer NGO mit
sie feiern täglich die Messe und beten HIV-Kranken und einige Monate mit Stra-
die Tageszeiten, werden ausgebildet in ßenkindern. Dann geben sie Unterricht
Gesang und Musik. Sie kochen selbst in der MSC-Schule in Dindigul(Tamil
und kaufen ein, fegen und reinigen die Nadu) . Andere Erfahrungen sammeln
Räume, arbeiten im Garten und waschen sie im Umgang mit geistig Behinderten.
ihre Wäsche selbst. Danach studieren sie Theologie in Ban-
Im Pränoviziat werden sie auf ihre galore. Sie wohnen im Chevalier Bha-
menschliche Reife und Eignung für den van und besuchen die Vorlesungen im

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Dharmaram Vidhya Khetram (DVK). Aktuelle Zahlen
Die theologischen Fächer sind u.a. Bib- > In Mysore gibt es 21 Bewerber mit
lische Theologie, Kirchenrecht, Liturgie, drei geistlichen Begleitern
Sakramentenlehre, Kirchengeschichte, > In Kerala leben sechs Kandidaten
Moraltheologie, Dogmatik. im Pränoviziat
Nach dieser Zeit werden sie zu Diako- > In Warangal studieren 10 junge
nen geweiht und sechs Monate später Männer Philosophie (3 Jahre)
zu Priestern. > In Bangalore studieren die Mit-
brüder mit Gelübden Theologie
> 18 Mitglieder der indischen Union
sind im Ausland tätig.

Jules Chevalier – Gründer der Herz-Jesu-Missionare

Seit Jahren läuft der Seligsprechungsprozess für Pater Jules Chevalier.


In einer liturgischen Feier mit dem Bischof von Bourges und dem Generaloberen
Pater MacDonald wurden die Akten für den Seligsprechungsprozeß von Issou-
dun nach Rom geschickt. Die Herz-Jesu-Missionare haben heute mehr als 1600
Mitglieder und wirken als Priester und Ordensbrüder in 50 Ländern. Im Gegensatz
zu Europa schließen sich viele junge Männer in Afrika und Asien der Gemeinschaft
an. So hat die größte Provinz Indonesien über 300 Mitglieder!
Die frühere Mission in Ozeanien ist eine eigenständige Ordensprovinz Papua
Neuguinea mit 140 Mitgliedern.

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SCHWESTER ULRIKE TRABOLD MSC

Zusammen leben –
zusammen wachsen
Erfahrungen in einer
kleinen Gemeinde

Diese Worte stehen auf dem Plakat der Die Eltern der Kinder freuen sich über
Interkulturellen Woche 2019, das ein den Kontakt zu uns in St. Franziskus
Herz aus vielen kleinen bunten Steinen und lassen mich teilnehmen an ihren
zeigt – ein schönes Bild für meine vielen Freuden und Sorgen.
kleinen Begegnungen mit Menschen Ich freue mich jedes Mal, wenn ich
im Stadtteil, mit Fremden und Einhei- erfahre, dass die Kinder, die bei uns in
mischen, besonders auch mit Kindern, der Hausaufgabenhilfe waren, in den
die zu freundschaftlichen Beziehungen weiterführenden Schulen selbständig
gewachsen sind. mitarbeiten können. Stolz zeigen sie mir
Täglich kommen die Kinder zum Ler- ihre Zeugnisse von der Gesamtschule.
nen und Spielen in unser Jugendheim.
Sie alle haben Probleme mit der deut- Die Mitarbeiterinnen im Jugendheim –
schen Sprache. Fehlende oder schwache Ehrenamtliche und Honorarkräfte (die
Deutschkenntnisse erschweren den Kosten werden dank Spenden getragen) –
Kindern den Erfolg in der Schule. Wie kommen aus anderen Stadtteilen zu uns,
hilfreich ist es dann, wenn Mitarbeite- weil sie hier in St. Franziskus einen Ort
rinnen in Kleingruppen mit den Kindern gefunden haben, wo sie ihre Fähigkeiten
Deutsch sprechen und sie beim Lesen- mit Herz einbringen können - ganz in
und Schreibenlernen unterstützen. Die christlichem Geist. Sie spüren, dass sie
kleinen Erfolge motivieren sie zu weiteren hier gebraucht werden und dass sie einen
Anstrengungen. sinnvollen Einsatz leisten. Sie arbeiten
Die Kinder kommen sehr gern ins Jugend- gern mit den Kindern und prägen die
heim, weil sie nach den Hausaufgaben gute Atmosphäre im Jugendheim.
auch noch miteinander spielen, malen
oder basteln können. Auch dabei wird
hauptsächlich Deutsch gesprochen. Die
Sprache ist das wichtigste Kommuni-
kationsmittel und der Schlüssel zur
Integration.

16
selbstgebackenen Kuchen zum Verkauf
an. Der Erlös ist für die Erhaltung unseres
Eine Mitarbeiterin betreut die Pfarrheimes bestimmt.
Hausaufgaben. Küsterdienst und die Aufgaben eines
Hausmeisters übernehmen Ehrenamt-
liche, unser Pfarrheim wird sowohl von
den Gruppen der Gemeinde als auch von
den Kitas und den Mutter-Kind-Gruppen
benutzt. Diese Veränderungen erfordern
von allen Gemeindemitgliedern die
Bereitschaft, sich auf die neuen Gegeben-
heiten einzulassen und zu einer guten
Zusammenarbeit beizutragen.

Wortgottesdienste, Impulse in der Fas-


tenzeit, Vorbereitung der Ökumenischen
Bibelwoche werden gemeinsam vom
Der Stadtteil Ostacker (ein Teil von Bruck- Liturgiekreis vorbereitet.
hausen) hat eine überwiegend türkisch- Bei all diesen Aufgaben spüren wir auch
stämmige Bevölkerung, Deutsche und unser Alter und, dass wir immer weni-
Menschen anderer Nationalitäten sind
in der Minderheit; das Zusammenleben
gelingt ohne große Probleme.

Auf unserem Kirchgelände ist morgens


viel los: zu zwei Kindertagessstätten
(Städt. Kita und „Lebenshilfe“) bringen
Eltern ihre Kinder. Jetzt können sich
Mütter einmal in Ruhe mit anderen
unterhalten, bevor der nächste Termin
ansteht.
Unsere Kirchengemeinde St. Franziskus
ist der kleinste Gemeindeteil der Pfar-
rei - überaltert, aber lebendig, d.h. wir
stellen uns den Herausforderungen, die
sich aus der Entwicklung des Stadtteils
ergeben haben. Viele Deutsche sind in
andere Stadtteile Duisburgs abgewandert.
Wir freuen uns, dass wir noch jeden
Sonntag eine Hl. Messe feiern können. Sr. Ulrike
Einmal im Monat bieten die Frauen

17
ger werden, aber die Freude darüber, und mitzuarbeiten, die offener, freier
dass wir die Möglichkeiten haben, das und vielfältiger geworden ist als früher!
Gemeindeleben selbständig zu gestalten, Ich bin dankbar, dass ich mich in St.
ist größer und schenkt uns in all dem Franziskus mit meinen Möglichkeiten
Mut und die Kraft. und Fähigkeiten einbringen kann und
ausprobieren darf, was möglich ist.
Seit Jahrzehnten pflegen wir gute Bezie- Dadurch habe ich schon viel gelernt
hungen zur evangelischen Gemeinde und tue es bis heute. Im Austausch mit
und zur Moscheegemeinde in unserer fremden Menschen mache ich neue
Nachbarschaft. Gegenseitige Besuche Erfahrungen, ich lerne sie kennen und
an Festtagen und freundschaftlicher schätzen.
Umgang miteinander sind selbstver- Das ist ein großes Geschenk für mich.
ständlich geworden. Wir wollen zum
Wohl der Menschen in unserem Stadtteil Manchmal - wenn ich morgens mit dem
zusammenarbeiten – und das ist uns, Fahrrad auf dem Kirchplatz ankomme,
so meine Erfahrung, ein gutes Stück höre ich aus dem Garten des türkischen
miteinander gelungen. Nachbarn einen Hahn krähen – wie auf
einem Dorf! Alles ist so friedlich - so
Ich freue mich, in einer Kirche zu leben voller Hoffnung auf den neuen Tag! -

Wir gratulieren
18. März
Pater Hans-Josef Limburg

85 Jahre

18
LUDWIG STOCKINGER

„Menschenfischer“ – eine
denkwürdige Station auf dem
Ostbayerischen Jakobsweg
Wenn einer erzählt, er sei auf dem man als „spirituell“ bezeichnen kann.
Jakobsweg gewesen, so denkt man wohl Schon allein der Fußmarsch über eine
zuerst an die Strecke von den Pyre- Tagesetappe, die an die Grenze der
näen bis nach Santiago de Compostela. Kräfte führen kann und soll – je nach
Zu dieser letzten Etappe führen aber Alter und Kondition zwischen zwanzig
viele Wege, die alle – mit der weißen und fünfunddreißig Kilometern –, in
Muschel auf blauem Grund markiert der freien Natur, am besten im Wechsel
– Pilger heute wie seit Jahrhunderten von Schweigen und Sprechen, entbin-
aus ganz Europa dorthin leiten. Der det lange verschüttete Gedanken und
alte Verlauf dieser Wege ist nicht mehr Erinnerungen, die sich zu einer neuen
in allen Fällen bekannt, und als man Sicht des eigenen Lebens entwickeln
im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts können, im Idealfall zu einem Gefühl
den Erlebniswert des Pilgerns auf dem der Einheit mit einem sinnvollen Ganzen
Jakobsweg wieder neu entdeckte, wurden der Welt, für das es weder hinreichende
diese alten Routen wieder rekonstruiert Erfahrungsdaten noch wirklich rationale
oder auch neu erfunden, so dass man Begründungen gibt.
jetzt in vielen Gegenden Abschnitte des Die Möglichkeit eines solchen – nicht
Jakobswegs gehen kann und durch die alltäglichen – Erlebnisses scheint etwas
Muschel, gelegentlich auch durch die allgemein Menschliches zu sein, denn
Angabe der Entfernung nach Santiago de jede Religion der Welt hat dafür Verfahren
Compostela, an das große Ziel erinnert der mystischen Meditation und Bildvor-
wird. Diese neuen Wege sind so angelegt, stellungen hervorgebracht. Wenn dann
dass sie eindrucksvolle Naturerlebnisse ein christlich aufgewachsener Pilger auf
bereiten, aber auch an Monumenten der einem der Jakobswege an Denkmälern
Erinnerung an religiöse Traditionen der der Erinnerung an diese Gefühle und
Generationen vor uns vorbeiführen. Beide deren Bilder vorbeikommt, die in der
Elemente sollen zusammenwirken, um christlichen Tradition hervorgebracht
den Pilgern die mit dem Jakobsweg ver- worden sind, so können diese zum Anstoß
bundenen Erfahrungen zu ermöglichen. werden, das unbestimmte „spirituelle“
Eine Wanderung auf einem dieser Jakobs- Gefühl mit den konkreten Gehalten der
wege – das bestätigen alle, die das einmal eigenen religiösen Herkunft in Bezie-
gemacht haben – löst Gefühle aus, die hung zu setzen und dabei den großen

19
Zusammenhang seines Glaubens mit
der religiösen Sehnsucht aller Menschen
verstehen zu lernen.
Von einer solchen Station, an der ich vor
einigen Jahren mit meinen Pilgerfreunden
Christine und Günter auf dem „Ostbay-
erischen Jakobsweg“ von Eschlkam an
der bayerisch-tschechischen Grenze
bis Regensburg Halt gemacht habe, will
ich nun erzählen. Auf dieser Teilstrecke
eines längeren Weges, der von Görlitz
über Prag bis zum Bodensee und von
dort in die Schweiz führt und die zu den
landschaftlich schönsten, aber auch in
ihren Anforderungen anspruchsvollsten
gehört, kommen die Pilger, die am Vortag
schon die anstrengende Tour über den
Hohen Bogen geschafft haben, nach allen Himmelsrichtungen ein grandioser
einer Station in Bad Kötzting an den Fuß Rundblick auf die Höhenzüge des nörd-
einer mäßig ansteigenden Anhöhe, auf lichen Bayerischen Waldes. Die Kirche,
dessen letzter, etwas steilerer Strecke die seit 1049 zu den Besitztümern des
man von den vierzehn Kreuzwegstati- Klosters Niederalteich gehörte, ist ein
onen begleitet wird. Oben auf der Höhe architektonisch schlichter Bau des
grüßt schon von weitem der weiße, mit süddeutschen Barocks, der zwischen
einer flott geschwungenen Zwiebelhaube 1750 und 1765 errichtet worden ist. Der
gekrönte Turm der Wallfahrtskirche Hochaltar im Stil der Erbauungszeit birgt
„Mariä Himmelfahrt“ in Weißenregen. das Ziel der Wallfahrt, eine aus dem 14.
Jahrhundert stammende Marienfigur.
Wer nach einigen Atempausen dort Die damit verbundene Legende zeigt die
angekommen ist, dem bietet sich nach typischen Elemente der katholischen
Marienverehrung in der Zeit der Refor-
mation und Gegenreformation. Die Figur
sei, so erzählt die Legende, aus Nabburg
aus einem kalvinischen Bildersturm
gerettet und im Stamm einer Eiche
aufgestellt worden, wo sie im Jahr 1584
einen Brand überstand und seither als
wundertätig verehrt wird.
Das kunsthistorisch, aber auch religions-
geschichtlich interessantere Objekt, vor
dem auch die Jakobsweg-Pilger längere Zeit

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innehalten werden, ist aber die weithin Kommt, folgt mir nach! Ich will euch
bekannte „Schiffs- oder Fischerkanzel“. zu Menschenfischern machen. Sogleich
Diese Kanzel, die 1758 von dem Kötz- verließen sie ihre Netze und folgten
tinger Bildhauer Johannes Paulus Hager ihm nach.“ (Mt 4,8-20).
verfertigt worden ist – in ihrer Verbin-
dung von verspielter Detailfreude und
theologischer Tiefe ein typisches Beispiel
für die Leistungen, zu denen ländliche
Meister des bayerischen Rokoko im 18.
Jahrhundert fähig waren – hat einen
Kanzelkorb in der Form eines Schiffes.
An der Brüstung werfen zwei Männer

Aus diesem Bibelbezug ist unschwer


zu erkennen, wen die beiden Figuren
darstellen sollen: Petrus und Andreas.
Man kann auch an eine zweite Bibel-
stelle denken, die im Lukas-Evangelium
erzählt wird. Die Jünger haben die ganze
Nacht gefischt und nichts gefangen. Jesus
fordert sie auf, die Netze noch einmal
auszuwerfen. Petrus erklärt sich bereit,
diesem Auftrag zu folgen, woraufhin
Jesus zu ihm sagt: „Fürchte dich nicht!
Von nun an wirst du Menschen fischen“
(Lk 5,10).
Daraus lässt sich ableiten, dass damit
die Aufgabe dessen bildlich dargestellt
werden soll, der auf dieser Kanzel steht
ein echtes Netz aus, in dem sich eine und den Gläubigen in der Nachfolge der
Menge Fische tummelt. Dargestellt wird Apostel die Botschaft Jesu verkündet.
damit eine Geschichte, die im Matthäus- Auch er soll sich als „Menschenfischer“
Evangelium erzählt wird: „Als nun Jesus verstehen. Zu dieser Aussage passen
am Galiläischen Meer entlangging, sah er auch die anderen Details.
zwei Brüder, Simon, der Petrus genannt Unten am Aufgang zur Kanzel zeigt ein
wird, und Andreas, seinen Bruder; die Engel die Tafeln mit den Zehn Geboten,
warfen ihre Netze ins Meer; denn sie um den Prediger, aber auch die Gläubi-
waren Fischer. Und er sprach zu ihnen: gen, an die hohen Anforderungen an ein

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gottgefälliges Leben zu erinnern. Der
Treppenaufgang selbst ist als ein mit
Baumwurzeln überzogenes Felsgestein
gestaltet, wie um zeigen zu wollen, wie
steinig und reich an Stolperfallen der
Weg zum Heil sein kann. Der Jakobsweg-
Pilger kennt solche Wege nur zu genau!
Aber es gibt auch Zeichen der Ermuti-
gung, denn auf halber Höhe steht eine
männliche Figur mit einem Anker, dem
Zeichen für die Hoffnung, und an der
Rückwand der Kanzel wird Jesus als Man kann ihn als den Propheten Jonas
„Guter Hirte“ dargestellt. Der Prediger identifizieren, der von einem Walfisch
soll also nicht nur von der Strenge der verschluckt und nach drei Tagen wieder
Gebote des Alten Testaments sprechen, aus dessen Bauch befreit worden ist.
sondern auch vom gnädigen und barm- Aber wie fügt sich diese Geschichte in
herzigen Gott des Neuen Testaments, der den Sinnzusammenhang der Kanzel?
sich auf die Suche nach den verlorenen
Schafen macht. Ein Mensch der Moderne, der die Aussage
Oben auf dem Schalldeckel steht eine dieser Kanzel bedenkt, wird ohnehin
Nachbildung des Wallfahrtsbildes, gemäß etwas ins Nachdenken geraten, denn
der Legende in einem Eichenstamm passt ein Netz, in dem Fische gefangen
verwahrt, der gleichzeitig den von Gott- werden, noch zu seiner Vorstellung von
vater gehaltenen Schiffsmast darstellt, Glauben und Religion, für die auch bei
über dessen oberster Spitze die Taube Katholiken seit der Erklärung des Zweiten
des Heiligen Geistes schwebt, durch Vatikanums über die Menschenrechte
dessen weiten Blick das Schiff sicher und die daraus abgeleitete Forderung
gelenkt wird. nach Religionsfreiheit – „Dignitatis
Auf diese Weise erinnert die Kanzel humanae“ – verbindlich ist:
auch an das alte Bild von der Kirche Niemand darf zum Glauben gezwungen
als Schiff, das durch den Geist geleitet werden.
durch die Stürme der Geschichte sicher Ist mit dem Bild des Fischens mit einem
ans Ziel kommt. Das alles fügt sich zu Netz nicht doch die Assoziation von
einem sinnvollen Bedeutungskomplex Zwang verbunden? Wird man nicht
zusammen. an heute überwundene Praktiken von
Nur ein Detail gibt Rätsel auf: Am unteren Missionierung im Kontext kolonialer
Ende des Kanzelkorbs wird ein Mann Eroberungen erinnert, die man im 18.
aus dem Rachen eines großen Fisches Jahrhundert noch nicht als problema-
ausgespuckt. tisch angesehen hat? Und sollte man

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die Fische nicht besser im Wasser als Papst Benedikt greift bei dieser Deutung
ihrem Lebenselement lassen anstatt sie – das besagt sein Hinweis auf die „Väter“ –
an der Luft zu töten und zu verspeisen? auf eine alte kirchliche Tradition zurück,
Papst Benedikt, dessen Anliegen es die womöglich auch dem Bildhauer der
immer war, auch unbequeme Aussagen Kanzel bzw. dem Seelsorger aus dem
der christlichen Tradition durch Neu- Kloster Niederalteich, der ihm sicher-
deutung den Menschen der Gegenwart lich beratend zur Seite stand, bekannt
verständlich zu machen, hat in der Pre- war. Damit ließe sich auch die Figur des
digt zu seiner Amtseinführung auf dem Jonas mit dem Walfisch einfügen. Jonas,
Petersplatz in Rom bei der Auslegung so könnte man die Figur deuten, ist ein
der Insignien seines Amtes auch den Mensch, kein Fisch, und er muss aus dem
päpstlichen „Fischer-Ring“ interpretiert, für ihn tödlichen Wasser ans Licht und
und er ist dabei auf die zuletzt genannte an die Luft gebracht werden, und er ist
Schwierigkeit eingegangen. Er sagt dort: gleichzeitig ein altes christliches Bild für
den Zusammenhang von irdischem Tod
„Auch heute ist es der Kirche und den und Hoffnung auf eine Auferstehung.
Nachfolgern der Apostel aufgetragen, Freilich: Jonas wird nicht mit einem
ins hohe Meer der Geschichte hinaus- Netz gefangen: ein Element des Bildes,
zufahren und die Netze auszuwerfen, auf das der Papst in seiner Rede über das
um Menschen für das Evangelium […] Menschenfischen nicht eingeht.
zu gewinnen. Die Väter haben auch Die Kanzel gibt also einigen Anlass zum
diesem Vorgang eine ganz eigene Aus- Nachdenken.
legung geschenkt. Sie sagen: Für den
Fisch, der für das Wasser geschaffen Man kann, wenn das Gasthaus neben
ist, ist es tödlich, aus dem Meer geholt der Kirche geöffnet ist, was bei unserem
zu werden. Er wird seinem Lebensele- Besuch nicht der Fall war, dort eine Rast
ment entrissen, um dem Menschen zur machen, mit den Pilger-Gefährten darüber
Nahrung zu dienen. Aber beim Auftrag diskutieren und dann auf dem weiteren
der Menschenfischer ist es umgekehrt. Weg noch eine Weile schweigend über
Wir Menschen leben entfremdet, in den das Verhältnis von Glauben und Freiheit
salzigen Wassern des Leidens und des meditieren.
Todes, in einem Meer des Dunkels ohne
Licht. Das Netz des Evangeliums zieht
uns aus den Wassern des Todes heraus
und bringt uns in das helle Licht Gottes,
zum wirklichen Leben.“

23
Bischof Norbert Strotmann
ist Generalsekretär der peruanischen
Bischofskonferenz. Diese ist Mitglied der
lateinamerikanischen CELAM-Konferenz.
Um diese große Vereinigung in ihren
Arbeitsweisen zu verbessern,wurde eine
Reformkommission gegründet. Bischof
Strotmann wurde in diese Kommission
berufen und zugleich zum Leiter des
Pastoralinstituts gewählt.

Die diözesane Phase des Seligsprechungs-


prozesses für Bischof Friedrich Kaiser München
wurde am 26. Juli 2019 in Lima beendet. Pater Konrad Huber erhielt von Kardinal
Danach wurden die Dokumente zur wei- Vinko Pulic(Sarajewo)) eine Dankesurkunde.
teren Prüfung nach Rom geschickt. Unter seiner Leitung hat die Birkenecker
Bosnienhilfle in 25 Jahren 240 Lastzüge
Indonesien mit Hilfsgütern organisiert.
Pater Johny Luntungan
ist der Provinzial unserer Caraveli – Peru
größten Provinz weltweit. Bischof Reinhold Nann teilt in seinem-
Sie erstreckt sich über Weihnachtsbrief einige Informationen
die Inseln Java,Molukken, mit: Ein Schönstatt-Mitarbeiter hat ihn auf
Sulawesi, Papua und den Seelsorgsreisen begleitet und mit der
Sudsumatra. Über 300 pastoralen Schriftrolle gearbeitet. Mit 50
Mitglieder zählt sie, dar- Laienmissionaren der Schönstattbewegung
unter 80 Seminaristen. wurde im Januar 2019 eine Pfarrmission
In diesem Jahr wurden in Caraveli durchgeführt.
10 Diakone zu Priestern Seit September arbeiten vier „Missionarin-
geweiht und zwei Brüder haben die Gelübde nen und Katechetinnen des heiligen Josef“
abgelegt. Indonesische Mitbrüder wirken aus Mexiko in Atico. Das ist die vierte
auch in Japan, Australien, USA, Ecuador, Schwesterngemeinschaft im Bistum.In
Kuba, Brasilien, Vietnam und Frankreich. der höchsten Gemeinde auf 4.400 Meter
Drei indonesische MSC arbeiten im Gene- spendete der Bischof 14 jungen Menschen
ralat in Rom. die Firmung.

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Meditation zum Fest Darstellung des Herrn am 2. Februar
Simeon und das Jesuskind
Pater Pius Kirchgessner

Zwei Gesichter und drei


Hände sind zu sehen. Dieses Kind, das
Simeons Hände sind groß. Die Finger Licht der Welt, ist zu
überlang, von Gicht gezeichnet. ihm gekommen.
Sie halten das Kind. Und er ist mit seinem
Sorgsam, behutsam schließen sie Leben bei diesem
sich um den kleinen Leib. Kind angekommen.
Jeder Finger fasst mit zu. So kann er das
Die Linke drückt das Köpfchen Abendgebet
sanft an die Wange. seines Lebens sprechen.
Er selber neigt seinen Kopf zum Kind hin. „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie

Holzschnitt von Walter Habdank


du gesagt hast in Frieden scheiden...“
Voller Gegensätzlichkeit sind
die beiden Gesichter: Das Kindergesicht strahlt hell und offen.
Simeons Gesicht ist dunkel, verwelkt, Aber es ist ernster als das
von vielen Furchen gezeichnet. Gesicht des Greises.
Die Erfahrungen eines langen Lebens Der Blick geht in die Ferne, dem
haben Spuren hinterlassen Betrachter des Bildes entgegen.
und Falten eingemeißelt. Die Lippen sind entschieden geschlos-
sen, des Redens noch unkundig.
Simeon ist alt geworden im Warten auf Jesus.
Aber das Gesicht ist offen, ohne Verbitterung. Als Zwölfjähriger wird dieser Knabe
Es drückt Güte und Liebe aus. mit den Schriftgelehrten diskutieren.
Eine Freude liegt auf dem Gesicht. Noch später wird von Jesus gesagt, dass
Ein Strahlen von innen her ver- er spricht wie einer der Vollmacht hat.
klärt die Last der Jahre. Voll göttlicher Macht verkündet
Um den Mund ist ein Lächeln er eine ganz neue Lehre.
und verrät Glück.
Das Kind schenkt dem Greisen
Alles freut sich: von seinem eigenen Leuchten
die Augen, der Mund, die und zeichnet es in das alt gewor-
Nase und die Hände. dene Gesicht des Mannes:
Freude geschauter Hoffnung und
Frieden erlöster Sehnsucht. Seliger Austausch zwischen
Gott und Mensch,
Das Kind selbst fühlt sich in den Händen und zwischen dem Schöpfer und
auf den Armen des Mannes geborgen. seinem Geschöpf.
Ohne Scheu berührt es mit der linken Hand
den Mund bzw. Kinn und Bart des Mannes. Das Kind sieht mich an, es sieht dich an.

Beide bilden eine innige Einheit. Es ist als wollte es sagen:


Zwischen beiden besteht Ich kenne dich. Kennst du auch mich.
eine zarte Vertrautheit. Ich liebe dich. Hast du mich auch lieb?
25
CHRISTOPH PAUL HARTMANN

Auf der Suche nach der


„Autobahn in den Himmel“

Als Carlo Acutis 2006 im Alter von 15 ganz besonderen Platz ein: Er nannte sie
Jahren starb, sollen Hunderte Menschen seine "Autobahn in den Himmel". Sein
zu seiner Beerdigung gekommen sein, „Lebensplan“ sei es, „Jesus immer ganz
die selbst seine Mutter noch nie zuvor nah zu sein“.
gesehen hatte. Denn es war kein ganz Dieses Interesse verband er mit einem
alltäglicher Jugendlicher, dessen Leben besonderen Talent: Programmieren.
die Leukämie ein frühes Ende setzte: Acutis soll schon als Kind Fertigkeiten
Acutis war Computer-Nerd, sozial enga- am Computer besessen haben, für
giert und sehr fromm. die andere erst einige Semester Infor-
Geboren wurde Carlo Acutis 1991 in matik studieren müssen. Er schrieb
London, wo seine italienischen Eltern Algorithmen, gestaltete Webseiten und
zu dieser Zeit aus beruflichen Gründen Layouts für Internet-Zeitungen. Sein
wohnten. Noch im Kindesalter zog die Herzensanliegen war aber ein anderes,
Familie zurück nach Italien, wo Carlo viel größeres Projekt. Mit elf Jahren
aufwuchs. Dort fiel schon früh seine tiefe begann er mit einem Online-Verzeichnis
Religiosität auf: Als er sieben Jahre alt eucharistischer Wunder, deren Orte er
war ging er extra in ein Kloster, um die mit seiner Familie auch alle besuchen
Erstkommunion früher empfangen zu wollte – wegen der Krankheit hat er aber
können als üblich. Die Messe besuchte nicht alle gesehen. Zweieinhalb Jahre
er jeden Tag, betete den Rosenkranz arbeitete er an der Datenbank. Er war 14,
und ging regelmäßig zur Beichte. Die als sie fertig war. Mittlerweile hat sich
Eucharistie nahm in seinem Leben einen daraus eine Ausstellung entwickelt, die

26
weltweit in Gemeinden gezeigt wird. Es Carlo ein fröhlicher, dem Leben zuge-
gibt sie ausgedruckt auf mittlerweile 146 wandter Junge: „Er spielte Playstation,
Schautafeln, aber auch in Buchform und liebte seine Katzen und seinen Hund,
im Internet. Sein Engagement und seine schaute Actionfilme, spielte mit seinen
Begeisterung für die eucharistischen Freunden Fußball und saß natürlich am
Wunder begründete Acutis Zeit seines Computer.“ Doch dieses Leben sollte kein
Lebens so: „Je häufiger wir die Eucharistie langes sein. Als Acutis erfuhr, dass er
empfangen, desto ähnlicher werden wir an Leukämie erkrankt war, widmete er
Jesus. So bekommen wir hier auf Erden seine Leiden dem Papst und der Kirche. Er
einen Vorgeschmack auf den Himmel.“ starb am 12. Oktober 2006 im Alter von
Er konnte nie verstehen, warum sich vor 15 Jahren. Doch seine Geschichte sollte
Rockkonzerten Schlangen von Menschen weitergehen: Die von ihm begründete
bilden, nicht aber vor Kirchen. Wunder-Ausstellung ist mittlerweile in
zahlreichen Sprachen verfügbar. Nach
Auch Wunder in Deutschland seinem Tod sind über 200 Internetseiten
Ein paar der Orte, die Acutis in der über ihn entstanden. Außerdem war
Wunder-Ausstellung erwähnt, befinden sein Leben Gegenstand von mehreren
sich auch in Deutschland. So ist etwa Biografien. Besonders präsent wurde
von einem eucharistischen Wunder seine Geschichte auf dem Weltjugendtag
im niederrheinischen Kranenburg die 2013 in Rio de Janeiro, denn in Brasilien
Rede: Dort soll im 13. Jahrhundert ein wird er sehr stark verehrt. Aber auch
Bauer seine Hostie, die er wegen einer in seiner Heimat hat er begeisterte
Krankheit nicht schlucken konnte, unter Anhänger: „Sein kurzes Leben, in dem er
einen Baum gespuckt haben. Als der immer wieder nach der Begegnung mit
später gefällt wurde, fiel aus der Ein- Jesus gestrebt hat, war ein Leuchtfeuer,
schlagskerbe ein Kreuz. Dieses Kreuz nicht nur für die, die ihn kennengelernt
steht noch heute im Mittelpunkt der haben, sondern auch für diejenigen, die
Kranenburger Kreuzwallfahrt. seine Geschichte noch hören werden“,
Neben seiner spirituellen Arbeit war sagt der ehemalige Abt des Klosters
Acutis auch in der Gemeinde aktiv: Er Monte Oliveto Maggiore in der Toskana,
betätigte sich als Katechet und kümmerte Michelangelo Tiribilli, „sie erfahren von
sich um Obdachlose, Flüchtlinge und einem Leben, das der Jugend nichts von
andere Bedürftige. Für ihn war das ein ihrem Reichtum nimmt, sondern sie
Teil des spirituellen Lebens: „Wir kom- noch wertvoller macht.“
men alle als Originale auf die Welt, aber Es ist also noch ein langer Weg, bis
viele von uns sterben als Kopien.“ Um ein Carlo Acutis vielleicht einmal selig- oder
„Original“ zu bleiben, müsse man sich heiliggesprochen wird. Sollte das aber
am Wort Gottes orientieren und sich passieren, wird schon über ein Patronat
immer wieder damit auseinandersetzen. spekuliert: Carlo Acutis könnte der Patron
Wie seine Mutter der italienischen Zei- des Internets werden.
tung „Corriere della sera“ erzählte, war Internetportal katholisch.de

27
zum Foto auf der Rückseite
Im Auftrag von Adveniat hat der kolumbianische Künstler
Freddy Sanchez das Kunstwerk „Amazonas“ erstellt. Es wurde
auf der Synode in Rom ausgestellt und kam anschließend nach
Deutschland. Jeder Pinselstrich ist Ausdruck der Wut über die
Zerstörung des Regenwaldes und zugleich eine Aufforderung,
sich zu engagieren. Er will aufmerksam machen auf das Leid
der dort lebenden Menschen und Tiere und alle auffordern, die
rücksichtslose Ausbeutung stoppen zu helfen. Die erhobenen
„Hände“ können einen Hilferuf oder Jubel ausdrücken.

Bogenschiessen fordert und fördert


innere Ruhe und Konzentration.
Die einzigartige Kombination von Entspannung und Anspannung hilft jungen
Menschen, ihr Selbstbewußtsein zu entwickeln. Unter fachkundiger Anleitung
lernen sie in der Johannesburg nicht nur die Technik, sondern auch die Steigerung
ihrer Konzentration.

28
V E R S T O R B E N E
Schwestern

Schwester M. Arnolde MSC – Ursula Faulhaber


Geboren 24. 09. 1933 in Reichenstein / Schlesien
Erste Profess 03.02.1954
Gestorben 18.10.2019 in Hiltrup.

Schwester M. Luitgard MSC – Luitgard Sendler


Geboren 14.10.1927 in Oppeln / Oberschlesien
Erste Profess 16.08.1950
Gestorben 28.10.2019 in Hiltrup

Schwester M. Adelgaris MSC – Johanna Drevers


Geboren 01.11.1931 in Rindern, Kr. Kleve
Erste Profess 16.08.1956
Gestorben 09.11.2019 in Hiltrup

Schwester M. Verena MSC – Maria Stratmann


Geboren 20.09.1935 in Ostenfelde
Erste Profess 16. 08. 1959
Gestorben 20.11.2019 in Hiltrup

Schwester M. Heinrika Vossmöller MSC


Geboren 09..01.1939 in Olfen
Erste Profess 16.08.1960
Gestorben 07.12.2019 in Mariental / Namibia

Schwester M. Gundula MSC – Maria Feldmann


Geboren 03.03.1925 in Altrheine, Kr. Steinfurt
Erste Profess 03.02 1955
Gestorben 13.12. 2019 in Hiltrup

29
V E R S T O R B E N E
Verstorbener Mitbruder

In Papua-Neuguinea starb der Herz-Jesu-Missionar und Altbischof Ambrose Kiapseni:


Geboren 1945, zum Priester geweiht 1977, zum Bischof geweiht 1991.
Er leitete das Bistum Kavieng auf der Insel New Ireland.

Förderer:

Josef Eickholt, Horstmar


Alfons Zumhasch, Ochtrup
Ursula und Josef Hendricks, Arnsberg-Niedereimer
Ernst Rottmann, Münster
Horst Glaremin, Arnsberg-Niedereimer

Denkmal
Unserer Lieben Frau
vom heiligsten
Herzen Jesu in der
Nähe von Lyon

30
IMPRESSUM 128. Jahrgang

Hiltruper Missionare GmbH


Bildnachweis
Am Klosterwald 40, 48165 Münster
Titelseite: Demonstration junger Telefon 02501 4494-34
Christen für das Leben Telefax 02501 4494-35
in Acarí / Peru
Foto: Diomer Lopez DKM Darlehnskasse Münster eG
BLZ 400 602 65, Kto.-Nr. 222 500
Rückseite: „Amazonas“ BIC GENODEM1DKM
Acrylarbeit von IBAN DE17 4006 0265 0000 2225 00
Freddy Sanchez
Foto: Tobias Käufer/
Unsere Zeitschrift „Hiltruper Monatshefte“
Adveniat
ist eine Gabe an die Freunde und Förderer
der Herz-Jesu-Missionare. Es wird kein
S. 3 Diomer Lopez Bezugspreis erhoben. Freiwillige Spenden
S. 6-9 MSC-Archiv können auf obige Konten überwiesen
S. 10 Gemeinde Vussem werden mit der Anschrift:
S. 12 MSC-Archiv
S. 13 Kolping St. Georg, Marl Missionsbüro der Hiltruper Missionare
S. 14 MSC-Archiv Am Klosterwald 40, 48165 Münster
S. 15 MSC-Archiv Jedem Heft liegt als Zahlungserleichterung
S. 17 Thomas Lücke ein Zahlschein (Überweisungsauftrag) bei.
Dies ist keinesfalls als Mahnung anzusehen.
S. 20-22 Christine Kaßner
S. 24 MSC-Archiv
Pater Hans Pittruff MSC
S. 28 Johannesburg GmbH
Am Klosterwald 40
S. 30 Karl Elsener 48165 Münster
Telefon 02501 449450
E-Mail: msc-pitt@muenster.de
www.hiltruper-missionare.de
(jedes Heft als PDF-Datei vorhanden)

Auflage: 2200 Exemplare

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