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WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT DER REFORMZEIT,

DAS POLITISCHE PROGRAMM VON SZÉCHENYI

Reformzeit: die Epoche vom ersten Reformlandtag (1825) bis zur


Märzrevolution 1848
Ziel: Verwirklichung der bürgerlichen Umgestaltung
die Aufhebung der feudalen Verhältnisse
Die Lage in Ungarn:
1. Wirtschaft
 mit Europa verglichen rückgeblieben, eine der unentwickeltsten Regionen
vom Habsburgerreich
 größtes Problem: Kapitalmangel
 fehlende Infrastruktur (Straßen, Brücken, Banksystem)
 Landwirtschaft
- Ungarn ist ein Agrarland
- Meiereiwirtschaft (majorsági gazdálkodás): die Grundherren
bewirtschaften ihre Ländereien
- Dreifelderwirtschaft (Frühjahrskorn, Herbstskorn, Brache)
- Arbeitskraft: Leibeigene (más szóval: Fronbauer) mit Fronarbeit
- Getreideanbau ist am wichtigsten
- die meisten Grundherren investieren ihren Gewinn nicht in ihre
Ländereien
- auf einigen Gütern verbreitet sich die modernere Technik:
Fruchtfolge, eiserner Pflug, Saatmaschine
 Gewerbe
- unentwickelt ( Konkurrenz des böhmischen und des österreichischen
Gewerbes)
- innere Zölle im Reich sind hoch (=Schutz des böhmischen und des
österreichischen Gewerbes
- Zunftgewerbe!
- Ungarn war infolge der österreichischen Zollpolitik der Absatzmarkt der
österreichischen Erbländer
 Handel
- Agrarexport (Getreide, Vieh, Rohstoffe)

2. Gesellschaft
Adel
 Aristokratie (= Hochadel, Magnaten)
- 300-400 Familien

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- herzogliche (Esterházy), gräfliche (Széchenyi, Batthyány) Baronen-
Familien (Wesselényi)
- großes Vermögen, Schloss = Statussymbol
- starke Bindung zu Wien und zum Hof
- Bekleidung von bedeutenden staatlichen Ämtern
- Sprache: vor allem Deutsch und Französisch (= Sprache der gebildeten
hohen Gesellschaft)
 Gemeinadel (mittlerer Adel)
- 20.000-30.000 Familien
- brauchten Geld, um ihre Güter modernisieren zu können (bekommen aber
keinen Kredit wegen des Gesetzes der Avitizität
- In Ungarn ist das Bürgertum schwach und klein an der Zahl, deshalb stellt
sich diese Schicht an die Spitze der Bewegung um die bürgerliche
Umgestaltung!
- sie wollen auch wirtschaftliche Reformen
 Kleinadel (bocskoros. hét szilvafás nemesek)
- ihre Zahl ist ca. 700.000
- ihre Lebensweise, ihre Bildung unterscheiden sich nicht von denen der
Bauern
- sie beharren sich auf ihre Privilegien (Steuerfreiheit!)
- sie verarmen sich  sie sind zu bestechen

Bürgertum
- Großbürgertum, mittleres Bürgertum und Kleinbürgertum
- kapitelarm
- klein an der Zahl  nicht sie stellen sich an die Spitz der bürgerlichen
Umgestaltung

Intelligenz
- Zahl: ca. 30.0000 -40.000
- staatliche Ämter
- immer mehr Advokaten, Ärzte, Lehrer
-
- gute Ausbildung, Studium = für die niedrigeren Schichten :
Karrierenmöglichkeit, Aufstieg
- Honoratioren (honoráciorok): Intelligenz nichtadliger Herkunft

Bauerntum
- stark differenziert
- die reichen Bauern (módos gazdák) = oberste Schicht, sie können sich in die
Warenproduktion einschalten
- Leibeigene mit ganzer Hfe (egész telkes jobbágyok)
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- Leibeigene mit Bruchhufe (töredéktelkes jobbágyok
- Kleinhäusler (zsellérek) (haben keine Parzelle, arbeiten als Tagelöhner)
- große Lasten: Fronarbeit ist am schlimmsten

3. Die wichtigsten Fragen der Reformzeit:


 Gesetz der Avitizität: ist ein Hindernis der Entwicklung, muss
abgeschafft werden!
  Leibeigenenfrage: (=Leibeigenenbefreiung)
a) freiwillige Erbablöse (r Leibeigene erlöst sich (seine Parzelle) mit
seinem eigenen Geld
b) obligatorische Erbablöse mit staatlicher Entschädigung  (r Staat
entschädigt die Grundherren, nicht die Bauern)
 Amtssprache:
Statt Latein Ungarisch als Amtsprache
 Förderung der Wirtschaft und der Infrastruktur

Der Auftritt von Széchenyi und sein Reformprogramm 


 (1791 Wien – 1860 Döbling)
 Aristokratenfamilie (Széchényi Ferenc, Festetics Julianna)
 Kossuth nach: der größte Ungar
 lernt in England die Errungenschaften der Industriellen Revolution
kennen
 bereist Europa, sieht Ungarns Rückständigkeit  Ziel: Modernisierung
 1825 bietet er das einjährige Einkommen seiner Güter für die Gründung
der Ungarischen Gelehrtengesellschaft (MTA) an.
 1828 möchte er einen kleineren Kredit aufnehmen, seine Bitte wird
abgelehnt (Avitizität: das Adelsgut ist nicht zu verfremden, zu
verschenken, zu verkaufen kann bei Kreditaufnahme nicht als Deckung
(fedezet) dienen

 1830 Hitel (Er schreibt sein Buch seiner eigenen Klasse, der Aristokratie,
das Buch wird aber im Kreis des Gemeinadels populär, ist erste Fassung
seines Reformprogramms)
 sein Ziel ist die kapitalistische Umgestaltung der Landwirtschaft nach
englischem Vorbild, dazu braucht man Kredit  die Avitizität muss
abgeschafft werden
 die Güter müssen frei verkauft –gekauft werden
 auch die Adligen müssen Steuer bezahlen
 statt Fronarbeit Lohnarbeit, dazu ist die Leibeigenenbefreiung nötig
 1832 Világ (= világosság)

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 1833 Stádium – die Zusammenfassung seines Reformprogramms in 12
Punkten
1.Kredit
2.Aufhebung der Avitizität
3. Aufhebung der Fiskalität (fiskalitás, a háramlás joga: nach dem
Aussterben der Adelsfamilie fällt das Adelsgut auf den Herrscher zurück)
4. auch die Nichtadligen haben Bodeneigentumsrecht (= nemtelenek
birtok-szerzési joga
5. Gleichheit vor dem Gesetz
6. gesetzlicher Rechtsbeistand (törvényes pártvéd)
7. Aufhebung der Steuerfreiheit der Adligen
8. Förderung der Infrastruktur
9. Aufhebung der Monopole und der Zünfte
10. Ungarisch als Amtssprache
11. Ungarn darf nur vom Statthalterrat regiert werden
12. Öffentlichkeit (nyilvánosság)

Seine praktische Tätigkeit (gyakorlati alkotásai:


- Kettenbrücke (Adam Clark)
- Theißregulierung (er iniziert die Flussregulierung, vollständig später
verwirklicht)
- Dampfschifffahrt auf dem Plattensee
- Schiffbarmachung vom Vaskapu
- Schifffabrik von Óbuda
- dampfbetriebene Walzenmühlen in Pest (hengermalom)
- Pester Ungarisches Theater
- Casino
- Ungarische Handelsbank in Pest
- Pferderennen
- Seidenrapenzucht (selyemhernyó-tenyésztés meghonosítása)

1832-1836 zweiter Reformlandtag - Auftritt von Kossuth


 Hauptthema: freiwillige Erbablöse ( wird nicht angenommen),
Kölcsey, Kossuth, Deák Ferenc, Wesselényi Miklós, Lovassy László: die
Reformgedanken verbreiten sich schnell
 Kossuth: Berichte aus dem Landtag (Országgyűlési tudósítások), Berichte
aus den Munizipien (Törvényhatósági Tudósítások)
 Der Hof lässt mehrere Politiker verhaften (Kossuth, Wesselényi, Lovassy)
 der Adel schließt sich zusammen  neue Taktik des Hofes: der Hof
beauftragt Dessewffy Aurél, eine konservative Partei zu gründen, damit

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die Reformer nicht einheitlich bleiben . Die Partei heißt: „mäßig
Fortschrittliche“ ( „fontolva haladók”)

Reformlandtag 1839-40
 Themen: freiwillige Erbablöse
- Fabriken werden gegründet werden
- Wechselgesetz (váltótörvény)
- Amnestie den politischen Gefangenen
 Seit Januar1841 ist Kossuth der Redakteur vom Pesti Hírlap (Pester
Nachrichtenblatt)

Kossuths politisches Program:


 bürgerlich-nationale Umgestaltung, in der die führende Rolle der
Gemeinadel hat
 Der Gemeinadel kann ohne Unterstützung des ganzen Volkes die
bürgerliche Umgestaltung nicht verwirklichen  die Schlüsselfrage ist
 die: nationale Interessengemeinschaft (nemzeti érdekegyesítés)
 Man soll den Bauern freien Bodenbesitz sichern, die freiwillige Erbablöse
reicht nicht  obligatorische Erbablöse mit staatlicher Unterstützung
 allgemeine Steuerpflicht: zur Schaffung der materiellen Grundlage des
modernen Ungarns ist das unerlässlich (elengedhetetlen)
 Volksvertretung (népképviselet)= Alle Schichten sollen im Parlament
Vertretung haben (  Volksvertretungswahlen, Abgeordneten sitzen im
Parlament)
 Schaffung eines unabhängigen Nationalstaates innerhalb des
Habsburgerreiches
 Pressefreiheit
 Förderung der ungarischen Industrie („Ohne Industrie ist die Nation
ein einarmiger Riese”) 1844 Gründung des Schutzvereins (Védegylet)
= Die Mitglieder kaufen 6 Jahre langin Ungarn hergestellten ungarische
Fertigwaren, wenn es welche gibt.

Reformlandtag 1843-44
 Ungarisch wird die Amtssprache statt Latein
 Schutzverein

Es kommt zu einer Diskussion zwischen Széchenyi und Kossuth, seit den


40er Jahren ist Kossuth populär.
 zur Debatte kommt es in den 40er Jahren

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 Kossuth : Pest Hírlap (in den Leitartikeln: Reformprogramm), Széchenyi
reagiert darauf in seiner Streitschrift Kelet Népe
 Széchenyi erkennt die Arbeit und das Talent von Kossuth, hält aber seine
schnellen Reformen für gefährlich
 Széchenyi nach werden die Methoden von Kossuth zu einer Revolution
führen
 lässt seine Antwort unter dem Titel „Felelet“ im Pesti Hírlap erscheinen
 die Debatte zieht sich bis 1848 hin.
 Széchenyi isoliert sich.
 Er tritt1845 in staatlichen Dienst, wurde der Leiter der Verkehrsabteilung
des Statthalterrates.

Széchenyi   Kossuth
 von oben kommende Reformen  gute Initiativen können auch
von unten (vom Volk)
kommen)
 mit der Führung der  mit der Führung des
Aristokratie Gemeinadels
 verhältnismäßige politische und
wirtschaftliche Unabhängigkit
im Reich ist notwendig
 langsam, stufenweise  schnell, wenn es sein muss
 im Einverst,andnis mit dem auch gegen den Hof
Hof

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