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Der Bundesrat
Das Portal der Schweizer Regierung
Gegen Machtballung
Die Schweizer Verfassungsväter waren «pragmatisch denkende und kompromissfreundliche
Regierungsmitglieder einzelner Stände», wie es im Historischen Lexikon der Schweiz heisst.
Zauderer waren sie nicht: Da es die politische Grosswetterlage im Frühling 1848 gestattete,
machten sie sich entschlossen ans Werk und entwarfen in wenigen Wochen die Verfassung
des Bundesstaates. Eine Machtballung in wenigen Händen wollten sie verhindern. Erst recht
nicht in Frage kam eine Konzentration der exekutiven Befugnisse bei nur einer Person.
Entsprechend haben sie das Bundespräsidium ausgestaltet.
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23.3.2020 Bundespräsidenten und Geschichte
Zwei Rekordhalter
Erster Bundespräsident wurde 1848 und 1849 der Zürcher Liberale Jonas Furrer. Im
weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts wurden meist besonders einflussreiche Bundesräte
ins Präsidialamt gewählt. Die Rekordhalter Karl Schenk (BE) und Emil Welti (AG) brachten es
auf jeweils sechs Präsidialjahre. Beide gehörten allerdings auch während sehr langer Zeit
der Landesregierung an: Welti 24 Jahre, Schenk sogar 31 Jahre – damit ist er bis heute der
Bundesrat mit der längsten Amtsdauer.
Ging es bei der Wahl des Bundespräsidenten immer mit rechten Dingen zu?
In den Anfangsjahren des Bundesstaates spielte sich die Wahl des Bundespräsidenten
oftmals unter geradezu chaotischen Umständen ab. Im Sommer 1858 etwa galt der
Aargauer Friedrich Frey-Herosé als gewählt – bis eine Klage einging, eine Kommission die
Umstände der Wahl untersuchte und schliesslich der Berner Jakob Stämpfli zum
Bundespräsident für das Jahr 1859 erklärt wurde. Die Kommission hielt in ihrem Bericht
fest, dass Wahlzettel umstandslos im Papierkorb entsorgt worden waren. Verantwortlich
machte die Kommission gemäss Bundesblatt die „Eilfertigkeit einzelner Stimmenzähler“,
von einer betrügerischen Absicht wurde nicht ausgegangen. Frey-Herosé, der als Gegner
Stämpflis im Bundesrat galt, wurde dann 1860 Bundespräsident.
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Unter welchen Umständen erfolgte die Trennung von Bundespräsidium und Aussendepartement?
Der Zürcher Wilhelm Hertenstein stand dem Militärdepartement vor, als seine Wahl zum
Bundespräsident des Jahres 1888 anstand. Damals war es üblich, dass der
Bundespräsident immer zugleich das Politische Departement, Vorläufer des Eidg.
Departements für auswärtige Angelegenheiten, leitete. Der gelernte Förster Hertenstein
hielt sein Französisch – die führende Diplomatensprache jener Zeit – jedoch für
mangelhaft und so wurde entschieden, die Koppelung Bundespräsidium-
Aussenministerium zu beenden: Hertenstein durfte auch nach seiner Wahl zum
Bundespräsidenten im Militärdepartement verbleiben. Sein Amtsjahr verlief dennoch
unglücklich. Er erkrankte im November 1888 schwer und starb nach einer Operation. Als
bislang einziger Bundespräsident konnte Hertenstein sein Amtsjahr nicht beenden.
Wie etablierte sich das Anciennitätsprinzip bei der Wahl des Bundespräsidiums?
1891 wurde mit dem katholisch-konservativen Luzerner Josef Zemp erstmals ein Politiker
in den Bundesrat gewählt, der nicht der liberal-radikalen Fraktion angehörte. Nach
diesem Zugeständnis, mit dem die im jungen Bundesstaat dominierenden Freisinnigen
eine Regierungskrise abwendeten, sollte der Neuling eingehend begutachtet werden,
bevor ihm das Bundespräsidium zugetraut wurde. Das Anciennitätsprinzip etablierte sich
in der Folge als ungeschriebenes Gesetz.
Wann wurde das Anciennitätsprinzip bei der Wahl des Bundespräsidenten letztmals verletzt?
1918. Der Genfer Gustave Ador wurde damals wenige Monate nach seiner Wahl in den
Bundesrat zum Bundespräsidentengewählt. Die Gründe hierfür sind in der Aussenpolitik
zu finden. Schon dass der über 70-jährige Ador als Mitglied der kleinen Liberalen Partei
überhaupt Bundesrat wurde, konnte als Signal an Frankreich und England verstanden
werden, nachdem die Schweizer Regierung und insbesondere Aussenminister Arthur
Hoffmann im Ersten Weltkrieg deutschfreundlich agiert hatten. Die Wahl Adors - seit
Jahrzehnten als Freund Frankreichs bekannt - erwies sich nach dem Krieg und der
Niederlage des deutschen Kaiserreiches als segensreich. Unter anderem ist es Adors
Wirken zu verdanken, dass Genf Hauptsitz der UNO-Vorläuferorganisation Völkerbund
wurde. Ende 1919 trat Ador bereits wieder aus dem Bundesrat zurück und wurde erneut
IKRK-Präsident.
Wer erzielte bei der Wahl zum Bundespräsidenten das beste Resultat der Geschichte?
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Letzte Änderung 21.09.2017
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