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Hanna Arendt – Biografie einer Philosophin

Kindheit
Am 14. 10. 1906 wird in Lindau bei Hannover die Tochter des Ingenieurs Paul
Arendt und der Bildhauerin Martha Cohn geboren. Sie bekommt den Namen
Hanna.
Die wohlhabende Familie des Vaters hatte ihre Wurzeln in dem jüdisch
geprägten Königsberg, wohin die kleine Familie 1910 umsiedelt.
Hannahs Kindheit ist geprägt von einer für Juden schweren politischen Zeit.
Ihre Eltern, die Sozialdemokraten sind, vor allem die Mutter, sind politisch sehr
aktiv und beteiligen sich an Aktivitäten sozialdemokratischer Gruppen.
Hannah ist ein sehr kluges Kind. Sie kann schon mit 5 Jahren lesen und
schreiben.
1913 stirbt ihr Vater Paul. Die Mutter flieht vor den herannahenden russischen
Truppen mit Hannah nach Berlin, wo sie ein sogenanntes Lyzeum, eine Schule
für Mädchen, besucht.
1923 wird sie mit 17 Jahre von der Schule verwiesen. Hannah hatte, nachdem
sie von einem Lehrer wegen ihres Judentums beleidigt worden ist, die Schüler
zum Boykott des Unterrichts aufgerufen.
Dieses Verhalten erregte viel Aufsehen und wurde mit Schulverweis bestraft.
Sie bereitet sich autodidaktisch, d.h. ohne Lehrer, auf ihre Abitur vor und legt
dieses ein Jahr vor ihren Altersgenossen 1924 mit Auszeichnung ab.

Jugend und Studium


Im Herbst 1924 kommt Hannah mit einer Gruppe gleichgesinnter Freunde in
Marburg an der Lahn an. Sie hat gehört, dass man bei einem jungen
Philosophen namens Martin Heidegger das Denken lernen könnte.
Heidegger gilt zu jener Zeit unter den Philosophen als Rebell. Er will zusammen
mit seinem Freund Karl Jaspers die Philosophie und die Universität von Grund
auf erneuern.
Die junge Hannah verliebt sich in Heidegger. Heidegger ist aber verheiratet und
in seinem Innersten eher altmodisch. Sie trennt sich von ihm, als er sie wegen
seiner Arbeiten vernachlässigt.
Aber auch die politischen Verhältnisse trennen die zwei. Heidegger verbindet
mit dem aufstrebenden Nationalsozialismus große Hoffnungen. Hannah als
Jüdin muss 1933 aus Deutschland fliehen.
Hannah studiert von 1924 bis 1928 auch in Freiburg und in Heidelberg, wo sie
1928 bei Karl Jaspers,(dem sie ihre Leben lang eng verbunden bleibt), an ihrer
Doktorarbeit schreibt.
1929 lernt Hannah in Berlin einen jungen Philosophen namens Günther
Anders kennen. Sie heiratet ihn, obwohl sie ihn nicht liebt und zieht mit ihm
gemeinsam nach Berlin. ( 1937 wird die Ehe wieder geschieden.)
Sie beginnt mit Forschungen zur deutschen Romantik. Ihre Ergebnisse werden
aber im judenfeindlichen Deutschland nicht veröffentlicht.

Exil
1933 - nach einer kurzen Inhaftierung durch die Geheime Staatspolizei, der
Gestapo, flieht sie nach Paris. Dort arbeitet sie als Sozialarbeiterin in
verschiedenen jüdischen Organisationen.
Bei einem Treffen mit Freunden lernt Hannah Heinrich Blücher kennen.
Vor seiner Flucht aus Deutschland hat er als Journalist gearbeitet und mit den
Kommunisten sympathisiert. Er hatte sich autodidaktisch mit Philosophie
befasst und verfügte über viele politische Erfahrungen.
Für Hannah ist er ein wichtiger Gesprächspartner. Sie schreibt an Karl Jasper,
dass sie durch die Gespräche mit ihm „...politische denken und historisch
sehen...“ gelernt hätte.
Mit seiner Unterstützung beginnt Hannah Arendt, sich mit der marxistischen
Gesellschafts- und Revolutionstheorie und der Imperialismusstudie Rosa
Luxemburgs zu beschäftigen - eine wichtige Grundlage ihrer Totalitarismus-
Analyse. Hannah Arendt widmet ihr 1955 erscheinendes Buch: "Element und
Ursprünge totaler Herrschaft" Heinrich Blücher und nannte es "Unser Buch".
1940 heiraten die beiden. Die Ehe bleibt kinderlos.
1941, nach einem mehrwöchigen Aufenthalt in einem Auffanglager, emigriert
das Ehepaar mit Hannahs Mutter in die USA, wo sie politische Artikel für die
deutsch-jüdische Wochenzeitschrift „ Aufbau“ schreibt.
Hannahs Staatenlosigkeit dauert 15 Jahre.
In der USA macht sie sich bald einen Namen als Philosophin und politische
Schriftstellerin in der amerikanischen Öffentlichkeit.

Amor mundi – Liebe zur Welt / Jahre des Verstehens

1949 - nach Beendigung des zweiten Weltkrieges kehrt Hannah als Direktorin
einer jüdischen Organisation erstmals nach Deutschland zurück, um jüdisches
Kulturgut zu retten.
Sie nimmt wieder Kontakt zu Martin Heidegger auf. Verstehen möchte sie, was
ihren Lehrer und Geliebten bewegte, sich mit dem Nationalsozialismus
einzulassen.
Heidegger ist aber unfähig, seine Irrtümer öffentlich politisch zu durchdenken.
Viele seiner Schüler sind tief enttäuscht und brechen den Kontakt ab.
Hannah hält den Kontakt und lässt die Bindung nie ganz abreißen. Für sie ist
die als Liebe verstandene Treue ein wesentlicher Teil des Lebens und des
Menschseins. Sie sieht den Sinn des Lebens zwischen Geburt und Tod in einer
Hinwendung zur Welt, in der amor mundi – der Liebe zur Welt, die sich in der
Sorge um diese Welt und im gemeinsamen Handeln in ihr ausdrückt.
Heidegger dagegen plädiert für ein Zurückziehen aus der Welt. Aus ihren
politischen Differenzen entwickelt sich einer der fruchtbarsten philosophischen
Auseinandersetzungen des 20. Jh. zwischen einem “ Denken der politischen
Welt ( Arendt) und einem philosophischen Diskurs der Gelassenheit ( Heidegger
)“.
1951 erhält sie die amerikanische Staatsbürgerschaft und hält
Gastvorlesungen in Princeton und Harvard.
1955 veröffentlicht sie ihr Hauptwerk „ Element und Ursprünge totaler
Herrschaft“, in dem sie sich unter anderem mit den totalitären Systemen des
Faschismus und Stalinismus auseinandersetzt.
1959 erhält sie den Lessing-Preis in der Stadt Hamburg.
1961 nimmt sie am Eichmann – Prozess in Israel als Berichterstatterin teil.
Sie verfolgt drei Monate den Prozess und löst mit ihrem Artikel: „ Eichmann in
Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen.“ eine heftige Diskussion
aus.
Als Eichmann-Prozess wird das Gerichtsverfahren gegen Adolf Eichmann, einem
ehemalige SS-Obersturmbannführer, der wegen millionenfachen Mordes
angeklagt war, bezeichnet. Das Urteil lautete auf „ Tod durch den Strang“.
Dieser Prozess fand große internationale Aufmerksamkeit und wird bis heute
gegensätzlich diskutiert.
Hannah bezeichnet in ihrer Publikation Eichmann nicht als den dämonischen
Sadist, sondern als einen „ Hanswurst“,als „Schreibtisch-Täter“ und einen
Ausbund des Mittelmaßes. Sie spricht mit grimmiger Ironie von der „Banalität
des Bösen“.
Sie hatte sich selber der Redaktion in Manhattan als Korrespondentin
vorgeschlagen, da sie sich von der Teilnahme an dem Nazi-Prozess den Beginn
einer heilenden Klärung ihrer Vergangenheit erhoffte. Nun, in die USA
zurückgekehrt, sah sie sich Anfeindung auch aus den jüdischen Reihen
ausgesetzt. Die Vorwürfe, die Hannah gemacht werden, sind hart und zahlreich.
Herzlos sei sie, hämisch würde sie schreiben und Kritik an den damaligen
jüdischen Räten üben, die mit den Nazis, ihren zukünftigen Mördern,
zusammengearbeitet hätten. Verbogen hat sie sich jedoch nicht, trotz
Anfeindung und Ausgrenzung, unter denen sie sehr gelitten hat.

Von 1963 – 67 nimmt sie eine Professur an der University of Chicago an. 1970
veröffentlicht sie die Studie: „ Macht und Gewalt“. Sie verliert ihren Mann
Heinrich und kann sich nach seinem Tod nur schwer wieder ins Leben
zurückfinden. 1973 wird sie Vorstandsmitglied im amerikanischen PEN-
Zentrum.

1975 am 4. Dezember stirbt Hannah Arendt in New York unter den Augen
ihrer Freunde an einem Herzinfarkt.

Quellen:

Wikipedia

Hannah Arendt “ Ich will verstehen“ ( Rezension zur Lesung von Margarethe
von Trotta )

Prof. Dr. Antonia Grunenberg „ Hannah Arendt und Martin Heidegger...“

RP-Online.de/kultur/ Hannah Arendt.

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