Sie sind auf Seite 1von 5

86_2013_3_326_329_Buchbesprechungen 25.05.

13 15:22 Seite 326

Bücher wart einzugehen, sich die Chance der Entde-


ckung der eigenen Botschaft aus der Perspek-
tive der Gegenwart zu eröffnen, sich also die
Buchbesprechungen
Chance der dogmatischen Entdeckung zu erar-
beiten.“ (222). Die Kirche kann dieses Innovati-
onspotential gerade in der gegenwärtigen Kri-
Rainer Bucher se nutzen, die von Rissen und (Zusammen-)
Theologie im Risiko der Gegenwart Brüchen gezeichnet ist, aber den Aufbruch
Studien zur kenotischen Existenz braucht, um ihrem Auftrag als Kirche nachzu-
der Pastoraltheologie zwischen Universität, kommen. „Der Kirche stehen einschneidende
Kirche und Gesellschaft Transformationen bevor, die noch lange nicht
(Praktische Theologie heute; 105) begriffen, geschweige denn bewältigt sind.“
Stuttgart: Kohlhammer 2010. 272 S. (189).
ISBN 978-3-17-021029-5, kart., € 34,80 Die Auseinandersetzungen B.s bewegen sich
auf einer wissenschaftstheoretischen Ebene, um
Seit Ulrich Becks „Risikogesellschaft“ und mit die Pastoraltheologie im Zwischen von Univer-
der Katastrophe von Tschernobyl 1986 ist »Ri- sität, Kirche und Gesellschaft zu verorten. Der
siko« ein Schlüsselbegriff gesellschaftlicher und formale Charakter hat seine Stärken, lässt aber
wissenschaftlicher Diskurse. Wann lohnt es sich, stellenweise vermissen, was denn zu entdecken
ein Risiko einzugehen, wann und warum sind ist, wenn Theologie das Risiko der Gegenwart
Risiken besser zu vermeiden? Im Duktus dieser eingeht. Mehr konkrete Beispiele für bereits ge-
Fragestellung richtet B. den Blick auf eine Theo- lungene Entdeckungen wären hilfreich. Das
logie, die sich den Risiken der Gegenwart stellt. Modeworte »Design« der Pastoraltheologie er-
Er geht davon aus, dass die Pastoraltheologie scheint, jedenfalls ohne nähere Erläuterung,
den Herausforderungen der Gegenwart aus- eher verzichtbar. Wegweisend ist an B.s „Theo-
weichen kann, indem sie sich allein auf inner- logie im Risiko der Gegenwart“ der Ausgangs-
theologische oder innerkirchliche Diskurse zu- punkt einer kenotischen Wende, die das II. Va-
rückzieht. Aber das II. Vatikanische Konzil er- tikanische Konzil vollzogen hat. »Kenosis« ist
öffnet und erfordert eine andere Ausrichtung. derzeit ein Schlüsselbegriff christologischer und
Es hat mit seiner Pastoralkonstitution eine „ke- ekklesiologischer Diskurse. So behauptet der
notische Wende der katholischen Ekklesiologie“ italienische Philosoph Gianni Vattimo pointiert:
(205–212) vollzogen, die auch für die Pastoral- „Nur ein kenotischer Gott kann uns retten“, und
theologie maßgeblich ist. verbindet hiermit eine radikale Diesseitigkeit des
Christliche Existenz ist gemäß dem Philipper- Glaubens (in: J. Valentin [Hrsg.], Wie kommt
Hymnus immer eine kenotische Existenz, d.h. Gott in die Welt? Frankfurt 2009, 23–34). Ans-
sie entäußert und erniedrigt sich aus freien Stü- gar Kreutzer betreibt „eine handlungstheoreti-
cken, sie stellt sich in den Dienst der heutigen sche Erschließung der Kenosis-Christologie“
Menschen und handelt solidarisch mit ihrer (Ders., Kenopraxis. Freiburg 2011), und die Sys-
Freude und Hoffnung, Trauer und Angst. Pas- tematische Theologin Sarah Coakley setzt bei
toral wird so „ein riskantes und gefährdetes der Kenosis an, um ihre Spiritualität der Hin-
Tun“ (205), weil sie „hinaus gezwungen wird ins gabe zu entwickeln (Dies., Macht und Unter-
freie Feld der gewagten Selbsthingabe“ (222). werfung. Gütersloh 2007).
Sie setzt sich den Fragen, Herausforderungen Indem B. sich für eine „kenotische Existenz
und Positionierungen der Gesellschaft aus, gibt der Pastoraltheologie“ ausspricht, stellt er sich
die Erhabenheit ihrer Perspektiven und Prakti- vor die Herausforderung einer „kenotischen Spi-
ken auf und riskiert eine Selbstrelativierung, in- ritualität“, die sich den Risiken der Gegenwart
dem sie das Wagnis der Gegenwart eingeht. stellt und damit das Wagnis der Verwundbar-
Sein Plädoyer für eine kenotische Konstitu- keit eingeht. Was B. zur Pastoraltheologie sagt,
tion der Pastoraltheologie buchstabiert B. für gilt auch für eine kenotisch orientierte Spiritua-
die Diskursorte Universität, Kirche und Gesell- lität: Sie „ist in diesen Zeiten daher immer auch
schaft, in deren „Zwischen“ er diese Wissen- Liebe zu den kleinen Orten, ist liebende Auf-
schaft ansiedelt. Er betont das Entdeckungs- merksamkeit auf die tastenden Versuche, ein
und Innovationspotential einer kenotischen kreatives Verhältnis des Glaubens zur Welt auf-
Auseinandersetzung: „Dabei bedeutet das zubauen. Sie hat daher nicht Masterpläne zu
Wagnis der Selbstauslieferung an die Gegen- entwickeln, sondern vorsichtig, neugierig,

GuL 86/3 (2013) 326–329


86_2013_3_326_329_Buchbesprechungen 25.05.13 15:22 Seite 327

Buchbesprechungen 327

ebenso angstfrei wie demütig gelingende, In 20 Skizzen entwirft S. nicht ein systema-
exemplarische Realisation christlicher Existenz tisch-analytisches Porträt, sondern Blitzlichter,
aufzuspüren.“ (188). aus denen das Werk von Oosterhuis zu strahlen
Hildegund Keul beginnt. Man muss sie nicht nacheinander le-
sen, jedes Einzelstück genügt sich selbst. Der
erste Text fällt aus dem Rahmen, es ist ein hier
erstmals auf Deutsch vorliegender kleiner Text
Alex Stock von Oosterhuis über sich selbst aus dem Jahre
Andacht. Zur poetischen Theologie 2009. Die übrigen Texte versuchen, „Ooster-
von Huub Oosterhuis huis’ Poesie in Beziehung zu setzen zur univer-
St. Ottilien: EOS 2011. 213 S. salen Überlieferung des christlichen Dichtens
ISBN 978-3-8306-7503-7, kart., € 19,80 und Denkens und zur allgemeinen Praxis der
kirchlichen Liturgie“ (11). Dazu werden 18 aus-
Alex Stock (*1937) ist einer der großen Brü- gesuchte Gedichte von Oosterhuis abgedruckt
ckenbauer zwischen Theologie und Kunst. und in ihren biblischen, theologiegeschichtli-
Seine inzwischen 8-bändige „Poetische Dog- chen, liturgischen Rahmen gestellt. Nicht um
matik“ ist ein einzigartiger Versuch, eine Dog- enge Textdeutung geht es S., sondern um as-
matik unter Berücksichtigung der Künste zu soziative Theologie, in deren Mitte die Texte des
entwerfen, genialisch, aphoristisch, kreativ. Li- Holländers stehen. Man stößt auf Gebete, Hym-
terarische Texte haben in diesem Gesamtwerk nen, Meditationen, Psalmlieder, Kanontexte, Li-
einen wichtigen Platz. Als langjähriger Leiter der taneien, Begräbnisliturgien; die Texte richten
Bildtheologischen Arbeitsstelle an der Universi- sich an Menschen, an Jesus, an Maria, an Gott,
tät Köln gilt dort sein Interesse jedoch eher der an den Heiligen Geist. Immer wieder taucht
bildenden Kunst. 1991 hatte S. einen eigen- man ein in kleine Schmuckstücke poetischer
ständigen Beitrag zum Forschungsfeld von und theologisch weiter Spiritualität.
Theologie und Literatur vorgelegt, unter dem Im Gefolge der ignatianischen Ausführun-
Titel „Warten, ein wenig“ erschien eine Studie gen über die „Anwendung der fünf Sinne“
über den Dichter Johannes Bobrowski. Fast un- macht S. in seinem abschließenden Essay deut-
beachtet blieb eine weitere Publikation zum lich, worauf für ihn der „Habitus der Ooster-
Themenfeld: 1994 erschien „Hierher, Atem. Zur huisschen Poetik“ abzielt: auf eine „auf histo-
poetischen Theologie von Huub Oosterhuis“. risch-kritische Distanz erpichte Exegese über-
Spuren dieser Studie finden sich nun im bislang springende persönliche Beteiligung an den
neuesten Buch des Kölner Theologen. Er baut überlieferten Texten“. In dieser unmittelbar ak-
die Beiträge des 1994 erschienenen Aufsatz- tualisierenden Textgestaltung sieht S. eine Tra-
bandes wesentlich aus und stellt sie als ge- ditionslinie zu „zwei anderen großen aus jesui-
schlossenen Entwurf vor. tischer Tradition kommenden Dichtern“ (209),
Der Niederländer Huub Oosterhuis (*1933) zu Spee und Hopkins. So wird Oosterhuis, „un-
war Jesuit und katholischer Pfarrer, bevor er sich ser Zeitgenosse“, zu einem „großen christlichen
1970 mit der Amsterdamer „Studentenekklesia“ Dichter“, der „auf der sprachlichen Höhe der
– der er als Seelsorger verbunden blieb – von Zeit immer auch Neues aus Altem geschaffen“
der römisch-katholischen Amtskirche löste und hat (211).
heiratete. Er gilt als einer der wichtigsten Ver- S. hat ein wichtiges Buch geschrieben, das
treter des frühen neuen geistlichen Liedes, zahl- uns das Werk von Huub Oosterhuis nahe bringt
reiche seiner Texte wurden ins Deutsche über- – und noch viel mehr: das uns die tiefe Geistig-
setzt und wanderten als viel gesungene Lieder keit des Christentums gleich doppelt vor Augen
in das katholische „Gotteslob“, auch in das stellt: aus dem Werk des holländischen Dichters
„Evangelische Gesangbuch“ ein, etwa „Herr un- und den einfühlsamen, weit gespannten Deu-
ser Herr, wie bist du zugegen“, „Ich steh vor dir tungen, Erklärungen, Assoziationen, Exkursen
mit leeren Händen Herr“, „Wer leben will wie und Anmerkungen des Kölner Theologen.
Gott auf dieser Erde“ oder „Solang es Men- Wie wichtig das Buch ist, zeigen besorgnis-
schen gibt auf dieser Erde“. Insgesamt hat er erregende Tendenzen: In einigen holländischen
über 500 derartige Lieder geschrieben. S.s Buch Diözesen werden Lieder des Dichterpfarrers
ist die erste umfassende – von tiefer Sympathie Oosterhuis als „ungeeignet für den liturgischen
geprägte – deutschsprachige Auseinanderset- Gebrauch“ gebrandmarkt, da sich der Verfasser
zung mit diesem Werk ja aus der Amtskirche herausbegeben habe.
86_2013_3_326_329_Buchbesprechungen 25.05.13 15:22 Seite 328

328 Buchbesprechungen

Auch aus dem für 2013 angekündigten neuen gena, Thomas von Aquin, Bonaventura und Cu-
katholischen Gesangbuch für den deutschspra- sanus beeinflusst, sondern auch Autoren der
chigen Raum sollen die bisherigen Oosterhuis- Renaissance wie Giovanni Pico della Mirandola
Lieder ausgemerzt werden, so ist bislang nur und Marsilio Ficino, Vertreter des deutschen
gerüchteweise zu hören. Das wäre fatal und Idealismus wie Friedrich Wilhelm Schelling und
würde allen Kritikern Recht geben, die die ka- die Kunst und Theologie des 20. Jh. Doch wo-
tholische (Amts-)Kirche auf dem Weg zu einem durch konnte Dionysius überhaupt für fast ein-
radikalen Rückzug in ein engstirnig-sektiereri- einhalb Jahrtausende zu einer der herausragen-
sches Ghetto sehen. den Autoritäten des christlichen Denkens wer-
Seit wann entscheidet eine „rechte Lebens- den? Entscheidend war, dass Dionysius bis zum
führung“ nach kirchlicher Richtschnur über die 9. Jh. drei Personen in sich zu vereinen schien:
Liturgiefähigkeit von Texten? Wie viele Traditi- Er galt als ein vom Apostel Paulus auf dem
onstexte müssten dann ausgemerzt werden? Areopag zum Christentum bekehrter Grieche,
Entscheidend zur Aufnahme müssen theologi- von dem die Apostelgeschichte berichtet und
sche und ästhetische Qualität sein. Diesbezüg- als erster Bischof von Athen, der vier Traktate
lich braucht sich Oosterhuis nicht zu sorgen. und zehn Briefe hinterließ; das Mittelalter ver-
Spirituell sind die Texte Oosterhuis‘ ein un- band ihn darüber hinaus noch mit der Abtei
erschöpflicher Schatz von Theopoesie auf Saint-Denis-en-France, die im Jahr 626 unweit
höchstem Niveau. Sich hier eigenhändig zu be- von Paris an einer Stelle gegründet wurde, an
schneiden wäre psychopathische Selbstver- der seit 475 eine Kirche nachweisbar ist, die
stümmelung. Diese Texte sind auch in evange- über dem Grab des Bischofs und Märtyrers Dio-
lischen Gemeinden weit verbreitet. Eine katho- nysius von Paris errichtet wurde. Erst die sorg-
lische Ausmerzung wäre eine ökumenische fältige Analyse der Autoren, auf die sich Diony-
Ohrfeige sondergleichen. sius in seinen eigenen Schriften bezieht und zu
Gerade für viele katholische ChristInnen ge- denen vor allem der Neuplatoniker Proklos ge-
hören die Lieder von Oosterhuis zu den Her- hört, zeigte schließlich, dass er im 5. Jh. n. Chr.
zenstexten des Gesangbuches. Diese Lieder sind gelebt haben muss. Wer aber war Dionysius
zeitlos gültig, zeitlos stimmig, geben spirituelle wirklich? Und warum bediente er sich eines
Heimat. Eine Ausgemeindung dieser Lieder Pseudonyms? Durch eine detaillierte Analyse
wäre ein fatales Signal für alle die Menschen, der Schriften von Dionysius, der Zeitumstände
die mit diesen Liedern seit Jahrzehnten ihre Ka- und der theologischen Probleme, vor die sich
tholizität gestalten. Und ein sofortiges Signal, das frühe Christentum gestellt sah, nähert sich
erneut neben den offiziellen Liederbüchern ei- S. der Biographie des Dionysius an. Doch trotz
gene, selbst hergestellte Liedsammlungen zu allen Recherchen bleibt diese letztlich, so das
produzieren und zu benützen. Das sollte ei- Ergebnis, im Dunkeln. Dennoch erlaubt die
gentlich gerade vermieden werden … Kenntnis der historischen Umstände und der
S.s Buch kommt also zur rechen Zeit. Mit Streitigkeiten zwischen christlichen Schulen so-
ihm lohnt es sich, für eine bleibende katholische wie zwischen Christen und Neuplatonikern, die
Beheimatung der Oosterhuisschen Texte zu S. mit großer Sachkenntnis präsentiert, Rück-
streiten. schlüsse auf das Motiv, das Dionysius dazu be-
Georg Langenhorst wogen haben könnte, unter einem anderen Na-
men zu schreiben: Vermutlich wollte er die neu-
platonische Denkweise in die christliche inte-
Beate R. Suchla grieren und zugleich eine Interpretation der In-
Dionysius Areopagita karnation vorlegen, die eine Versöhnung zwi-
Leben – Werk – Wirkung schen den verfeindeten christlichen Gruppie-
Freiburg: Herder. 319 S. rungen ermöglichte. Dass sein Werk aufgrund
ISBN 978-3-451-29949-0, geb., € 35,00 dieser Gratwanderung nicht als häretisch verur-
teilt wurde, verdankt er vor allem Johannes von
Nur wenige Autoren der abendländischen Geis- Skythopolis, der im 6. Jh. argumentierte, dass
tesgeschichte haben eine derart weit reichende „Dionysius Areopagita das Denken nicht-christ-
Wirkung gehabt wie Dionysius Areopagita. licher Philosophen entweder in christliches Den-
Seine Schriften, die zwischen 476 und 528 ent- ken übertragen oder – sofern es häretisch ge-
standen sind, haben nicht nur maßgebliche mit- wesen sei – verworfen habe“ (49). Dionysius
telalterliche Denker wie Johannes Scotus Eriu- selbst vermeidet es freilich, Partei zu ergreifen,
86_2013_3_326_329_Buchbesprechungen 25.05.13 15:22 Seite 329

Buchbesprechungen 329

seine Gegner zu benennen oder gar zu polemi- S. mit guten Gründen, ermögliche dieses Den-
sieren. Stattdessen entfaltet er eine eigenstän- ken eine Ethik, die ausgesprochen modern
dige Synthese neuplatonischen und christlichen wirke: „Friedfertigkeit und Toleranz, Hinwen-
Denkens, das „die individuelle Erlösungsphilo- dung zu Gott sowie Hinwendung zur Mit- und
sophie des nicht-christlichen (Neu-)Platonismus Umwelt“ (119). Es ist die göttliche Liebe selbst,
in eine christliche Erlösungsreligion (neu-)plato- die sich frei verströmt und darin die Schöpfung
nischer Färbung“ (35) verwandelt. Da er auf erzeugt, so dass die Liebe ihrerseits die Kraft ist,
diese Weise in die Fußstapfen des Apostels Pau- die die Rückwendung zu Gott ermöglicht. Nur
lus tritt, der die Griechen bekehren wollte, darf derjenige, der in seinem Verhalten von ihr ge-
er sich, so S., als dessen geistigen Schüler be- prägt ist, könne daher sein Denken für die Got-
zeichnen. Sein Name ist daher kein Pseudonym, teserkenntnis öffnen. Gott selbst sei freilich in
das seine wahre Identität verbergen soll, son- Begriffen unerkennbar, so dass er weder durch
dern ein Programm. Rasch verbreitete sich das positive noch negative Attribute ausgesagt wer-
Werk von Dionysius sowohl im griechischen Os- den könne. Die Negative Theologie des Diony-
ten wie im lateinischen Westen und hier vor al- sius verbindet daher das alttestamentliche Bil-
lem an zwei Orten: der Abtei von Saint-Denis derverbot mit der mystischen Theologie der
zu Paris und dem Kloster Sankt Emmeram zu Neuplatoniker Plotin und Proklos, für die das
Regensburg. Die erste autorisierte lateinische Eine nicht durch Objektivierung, sondern nur
Übersetzung fertigte Johannes Scotus Eriugena durch Partizipation im Prozess der Einung zu-
an. Diese wurde ergänzt durch die Übersetzun- gänglich war; gerade durch die Überzeugung,
gen von Anastasius Bibliothecarius, der im Auf- dass „Gott größer ist als er gedacht werden
trag von Papst Nikolaus I. die Übersetzung von kann“, eignet sich die Theologie des Dionysius
Johannes Scotus Eriugena prüfte. Damit war noch heute als Hintergrund für ein interreligiö-
das Werk von Dionysius nun auch für die Leser ses Gespräch. Vor allem für Papst Benedikt XVI.
zugänglich, die der griechischen Sprache nicht war er einer der „großen Vermittler im moder-
mächtig waren. nen Dialog zwischen dem Christentum und den
Im dritten Kapitel des Buches stellt S. die mystischen Theologien Asiens“ (170). Doch die
Kerngedanken der philosophischen Theologie Wirkung des dionysischen Denkens erstreckt
des Dionysius dar, zu denen die Beantwortung sich nicht nur auf die Theologie des 20. und 21.
der Frage gehört, „wie die absolute Transzen- Jh., sondern auch auf Kunst und Literatur, wie
denz Gottes auf der einen Seite und seine S. im letzten Teil ihres Buches zeigt. Abgerun-
Selbstmitteilung auf der anderen Seite zusam- det wird die umfassende Darstellung von Le-
men zu denken sind“ (87). Im Vergleich zu der ben, Werk und Wirkung des Dionysius Areopa-
äußerst detailreichen Darstellung der Wir- gita durch einen umfangreichen Anhang, in
kungsgeschichte der Schriften von der Antike dem sich neben Quellentexten und Briefen eine
bis zur Gegenwart beschränkt sich die Wieder- Auflistung bedeutender Handschriften und die
gabe ihres Inhaltes, von Ontologie, Gnoseolo- Rahmendaten maßgeblicher Leser und Kom-
gie, Dialektik und Ethik auf ein einziges Kapitel mentatoren sowie Abbildungen und Landkar-
von etwa 40 Seiten. Auf den ersten Blick könnte ten befinden. Für jeden an Dionysius Areopa-
die Vorstellung, dass der Kosmos aus einer hie- gita und seiner Zeit interessierten Leser ist S.s
rarchischen Abfolge von Seinsstufen besteht, Studie daher eine Fundgrube, die ihm vielfältige
die Gott aus sich entlässt, so dass jede von ih- Anregungen zu weiteren eigenständigen For-
nen, wenngleich in unterschiedlichen Graden, schungen liefert.
an seinem Sein partizipiert, auf den modernen Regine Kather
Leser befremdlich wirken. Dennoch, so betont
86_2013_3_330_Autoren 25.05.13 15:20 Seite 330

Autoren
Otto Betz Ignacio Ramos Riera SJ
geb. 1927 / verh. / Dr. theol. geb. 1978 / Lic. theol. / Lic. phil.
Prof. em. für Religionspädagogik Doktorand
Germanistik und Theologie Systematische Theologie,
Symbolverständnis Geistliches Leben
Anschrift Anschrift
Firmianstr. 1 Offenbacher Landstr. 224
D-94032 Passau D-60599 Frankfurt
tachisj@jesuits.net
Karsten Erdmann
geb. 1959 / Dipl.-Theol./ Andreas Schönfeld SJ
Dipl.-Kulturwiss. geb. 1961 / Dipl.-Theol. / MA phil.
Diakon, Militärseelsorger Pfarrseelsorge, Exerzitien,
Spiritualität, Musik, Philosophie Geistliche Begleitung
Anschrift Yogalehrer BDY
Leipziger Allee 51 Ignatianische Spiritualität,
D-17389 Anklam Deutsche Mystik
kjerdmannank@web.de Anschrift
Brauweilerstr. 18
Erich Garhammer D-50259 Pulheim-Sinthern
geb. 1951 / Dr. theol. schoenfeld01@gmail.com
Priester, Prof. für Pastoraltheologie
an der Univ. Würzburg Christian Schuler
Schriftleiter von „Lebendige Seelsorge“ geb. 1963 / Dipl.-Theol.
Poesie und Theologie Journalist
Anschrift Hörfunk
Lehrstuhl für Pastoraltheologie Theologie, Literatur, Musik
Neubaustr. 11 Anschrift
D-97070 Würzburg Schönstr. 67b
e.garhammer@uni-wuerzburg.de D-81543 München
schulerich@t-online.de
Bernhard Knorn SJ
geb. 1980 / Dipl.-Theol. Heinz-Georg Surmund
Wiss. Mitarbeiter am Institut geb. 1943 / Dr. theol.
für Dogmatik der Univ. Mainz Priester
Subregens Gemeindearbeit, Exerzitien
Systematische Theologie, Geistliche Lieder
Geistliches Leben Geschichte und Kultur
Anschrift der Niederlande
Offenbacher Landstr. 224 Anschrift
D-60599 Frankfurt Chopinstraat 23
b.knorn@jesuits.net NL-6815 DC Arnhem
hg.surmund@t-online-de
Matthias Mader
geb. 1963 / verh. / Dipl.-Theol.
Krankenhausseelsorger
Psychiatrieseelsorge
Geistliche Begleitung
Anschrift
St.-Marien-Krankenhaus
Selliner Str. 29
D-01109 Dresden
ms.mader@t-online.de

Das könnte Ihnen auch gefallen