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Ostergeschichten für Kinder

Das Leben ist voller Geschichten. Jeder Lebensmoment vermag


eine Geschichte in sich zu verbergen oder laut herauszurufen
oder leise in sich hinein zu weinen oder bunt zu zeichnen, zu
singen, zu träumen…

Viel Spaß beim Vorlesen


Der Hase Pips und der Regenbogen

Zum ersten Mal durfte Pips, das Hasenkind, Ostereier bemalen.


„Hurra!“, rief Pips und sprang voller Freude auf. „Jetzt bin ich ein richtiger
Osterha
se.“
Da passierte es: Seine Farbtöpfe kippten um, und die Farben malten einen
dicken, regenbogenbunten Streifen auf die Wiese. So ein Pech! Pips schämte
sich.
„Ferkel!“, johlten seine älteren Geschwister. „Du bist eben doch noch viel zu
klein zum Eierbemalen.“
Die Osterhasenmama aber schimpfte: „Was musst du auch immer so
herumzappeln! Am Ende reicht uns die Farbe nicht für alle Eier.“
Pips erschrak. Würden seinetwegen nun viele Eier weiß bleiben? Oh je! Da
würden die Kinder aber traurig sein. Was tun?
„Ich werde neue Farbe holen“, versprach Pips. Er nahm zwei Farbtöpfe und
machte sich auf den Weg über die Wiese. „Irgendwo“, murmelte er, „werde ich
bestimmt Farbe finden.“
Pips sah sich auf der Weise um. Bunt ging es überall zu: Bienen steckten ihre
Köpfe in die roten, weißen, gelben und blauen Blütenköpfe, wie bunte
Farbklekse flatterten Käfer und Schmetterlinge von einer Blüte zur anderen,
und in den Sträuchern sangen Vögel ihr kunterbuntes Wiesenkonzert. Pips
aber konnte sich darüber nicht freuen. Alles war hier so bunt, nur
Ostereierfarbe gab es nirgends. Er suchte weiter und fragte jeden, den er traf:
„Habt ihr zufällig etwas Ostereierfarbe übrig?“
Keines der Wiesentiere aber konnte ihm helfen.
Da setzte sich Pips ins Gras und weinte dicke Tränen. Ganz mutlos war er
geworden.
„Sei nicht traurig, Hasenkind“, hörte er auf einmal eine Stimme silberhell
singen: „Bunte Farben kannst du haben, ich geb dir ein paar von mir. Eines
aber musst du machen: Versprich mir, du musst wieder lachen!“
Wer sang da? Pips blickte zum Himmel und sah einen bunten Regenbogen,
der genau über ihm stand.
“Hihi”, lachte Pips laut los. “Seit wann kann ein Regenbogen singen?”
Er lachte und lachte und… Aber was war das?
Der Regenbogen fing ja an zu weinen! Plop, plop, plop, tropfte eine Träne
nach der anderen silberblau und goldgelb in Pips‘ Farbtöpfe
Ohhh! Pips staunte. Solch schöne Farben hatte er noch nie gesehen. Wie sie
funkelten und glänzten! Und der Regenbogen weinte in einem fort weiter, bis
die Farbtöpfe regenbogenbunt vollgeweint waren.
„D-d-danke“, stammelte Pips. „D-d-danke schön.“
„Ich danke dir“, säuselte die Regenbogenstimme. „Ich habe mich so sehr über
deinen Regenbogenostereierfarbenstreifen auf der Wiese gefreut. Doch nun
lauf los! Bald ist Ostern, und du hast noch eine Menge zu tun.“
„Stimmt“, rief Pips aufgeregt. „Tschüs und danke. Ja, und frohe Ostern,
Regenbogen“, rief er zum Himmel hinauf.
Dann hoppelte er so schnell er konnte mit seinen Töpfen voller toller
Regenbogenostereierfarben nach Hause.
Die alte Eiche, die Göttin Ostara und
das Osterfest

Es ist ein warmer Frühlingstag, und Pia und Pit machen mit Opa einen
Spaziergang. Auf der Bank unter der alten Eiche am Rand der Heidewiese
machen sie Rast.
„Schön, nicht?”, sagt Opa. „Dies hier ist ein uralter, heiliger Ort.“
Uralt? Pia und Pit staunen.
„Wie alt?”, fragt Pit.
„Mindestens 2000 Jahre und mehr“, schätzt Opa. „Es heißt, die Germanen
haben auf dieser Wiese bei der alten Eiche ihre Feste gefeiert.“
„Die Germanen?“
„Bei diesem Eichenbaum hier?“
Pia und Pit starren Opa ungläubig an.
Opa nickt. „Na ja“, sagt er dann, „so alt ist diese Eiche nicht. Aber sie ist
bestimmt eine Urenkelin der Germanen-Eiche. Unter ihr haben die Germanen
zu ihren Göttern gebetet. Bäume nämlich waren ihre die Heiligtümer. Sie
glaubten, die Götter wohnten in ihnen.“
„Dann haben sie bestimmt mächtig gut auf sie  aufgepasst“, meint Pia. „Heute
passt keiner mehr auf die Bäume auf.“
„Oh ja! Das haben sie. Und Götterfeste haben sie gefeiert. Zu allen
Jahreszeiten.“
„Zu Ostern auch?”, fragt Pit eifrig.
„Dummkopf“, ruft Pia. „Ostern hat es bei den Germanen doch noch nicht
gegeben!“
„Aber ein Frühlingsfest haben sie gefeiert“, sagt Opa. „Es war das Fest der
Licht- und Frühlingsgöttin Ostara.“
„Ostara? Das klingt wie Ostern!“
„Manche sagen, der Name Ostern sei abgeleitet von Göttin ‚Ostara'“, erklärt
Opa.
„Uih“, freut sich Pit. „das klingt spannend. Wie haben die Germanen denn
damals das Frühlingsfest gefeiert? Auch mit Ostara-Eiern und Ostara-Hasen
und so?“
Opa muss lachen. „Also, davon habe ich nichts gehört. Nein, ich denke, die
Menschen haben unter der Eiche zu ihren Göttern, besonders aber zu Göttin
Ostara, gebetet und gedankt, dass der lange Winter endlich zu Ende geht und
dass Ostara den Frühling und das Licht zurückgebracht hat. Und weil sich die
Menschen darüber so freuten, haben sie gefeiert mit Essen, Trinken, Gesang,
Tanz und Spiel auf der Wiese neben der Eiche.“
„Oh“, sagt Pia ehrfürchtig: „Und deshalb heißt diese Wiese heute
‚Heidewiese‘? Weil die Heiden-Germanen damals auf ihr gefeiert haben?“
„Vielleicht.“
Pit seufzt. „Zu gerne hätte ich so ein Frühlingsfest mal mitgefeiert!“
„Ja, schade, nicht?“, sagt Opa und lächelt. ”Aber unser Osterfest wird auch
schön werden. Und sehr feierlich. Ganz bestimmt!”
Ostern nach Plan B

Ostern war in unserer Familie das größte Fest im Jahr. Alle kamen zu uns zu
Besuch
„Ich bin ein Osterkind!“, sagte Papa.
„Ich auch!“, brummte Tante Paula.
„Wer, wenn nicht ich?“, meldete sich Opa zu Wort.
„Nein, in diesem Jahr habe ich an Ostern Geburtstag“, rief Nina. „Und am
Ostermontag bin ich zur Welt gekommen. Ätsch.“
Da hatte sie recht. In diesem Jahr war Nina an der Reihe, doch irgendwie war
das dann doch auch egal. Irgendjemand in unserer Familie feierte immer zu
Ostern ein Geburtstagskind und so war das Osterfest für uns immer gleich
auch ein Geburtstagsfest und das feierte man zusammen mit der ganzen
Familie. Und mit Freunden. Und mit viel ‚action‘. Toll war das und manchmal
auch ganz schön stressig.
Auch in diesem Jahr würde das nicht anders sein. Schon seit einer Woche
waren Mama, Oma und Tante Paula am Planen und Überlegen und Einkaufen
und Vorbereiten. Damit das mit dem Fest auch wirklich gut klappte und es in
den Tagen zuvor nicht ganz so verrückt und hektisch zuging, wie sie immer
wieder sagten.
Auch Papa und Opa stressten ganz schön herum. Den Garten wollten sie
vorbereiten und für das Fest schick machen. Dieses Mal nämlich fand Ostern
im April statt und da, meinte Papa, würde es bestimmt nicht kalt und nass sein
oder gar schneien. Da wollten wir draußen im Garten feiern, weil das einfacher
und netter war.
Wir erwarteten dreiunddreißig Gäste. Das waren mächtig viele und alle wollten
etwas zu essen haben und zu trinken, ja, und einen Platz zum Sitzen
brauchten sie auch.
„Wir haben alles im Griff“, sagte Papa und Opa nickte. „Der Garten ist groß
und das Wetter wird sonnig und warm sein.“
„Und wenn es regnet?“, fragte Mama.
„Oder schneit wie im letzten Jahr?“, erkundigte sich Tante Paula und Oma
murmelte:
„Mir schwant nichts Gutes. In meinem Knie zuckt es und wenn es da zuckt,
wird Regen und Kälte das schöne Wetter ablösen. Das war schon immer so,
auch wenn die Wetterpropheten da etwas ganz anderes verkünden.“
Und insgeheim bereitete sie sich mit Mama und Tante Paula auf den Plan B
vor und der hieß: „Dreiunddreißig Gäste feiern Ostern und Geburtstag in allen
Zimmern im Haus und sind hungrig und durstig.“
In jedem Jahr hatte es bei uns einen Plan B gegeben und das war auch gut
so. Denn ratet! Ja, auch in diesem Jahr wurde er wieder zu unserem Festplan.
Wie immer nämlich war alles wieder ganz anders, als Papa und Opa es
geplant hatten. Es schneite seit Karfreitag, obwohl wir schon mitten im April
waren. Wir hatten dann auch ein paar Gäste mehr, unter anderem Carola, die
neue Freundin von Onkel Daniel, die auch an Ostern Geburtstag hatte, am
Ostersamstag nämlich. Auch ein Schneemann kam zu Besuch. Der stand im
Garten dort, wo Papa das Lagerfeuer mit dem Grill aufbauen wollte, und
grinste zu uns herüber.
Wir grinsten auch und feierten. Und ja, Ostern war auch in diesem Jahr ein
tolles Fest. Und ganz schön chaotisch.
Eieieiei-Osterei

Eieieieiei …
Viele viele Eier lagen an diesem Morgen überall in Gärten, Parks, Wäldern,
auf Wiesen, Wegrändern, Fensterbrettern und Mauern. Sie waren kunterbunt
in leuchtend roten, gelben, grünen, blauen, pinken Farben. Und sie waren
fröhlich kariert, gestreift, geblümt, geringelt und getupft und so glänzten und
schimmerten und leuchteten und strahlten sie im Morgengrauen mit dem Licht
der aufgehenden Sonne um die Wette.
Eieieieiei …
Toll sahen sie aus und alle, die sie sahen, freuten sich über die kleinen
seltsamen Dinger, die jemand hier verstreut (oder verloren?) hatte. Die Vögel,
die so früh am Morgen unterwegs waren, staunten ebenso wie die kleinen
Mäuse, die Kaninchen, die Eichhörnchen, die Schnecken, Käfer, Bienen,
Schmetterlinge, die Katzen und die Hunde, Kühe, Schafe, Schweine, Pferde.
Selbst die Hasen, die es ja am besten wissen sollten, wunderten sich und
fragten:
„Nanu? Was liegt hier bloß und macht diesen Morgen bunter und fröhlicher
und aufregender als jeden anderen Morgen?“
Die Hühner kicherten. „Na, wenn ihr es nicht wisst, wer denn dann?“, fragten
sie mit lautem Gegacker, und ein Rätselraten hub an. Laut hallte es von
überall her durch den beginnenden Tag.
Für einen Moment stiller wurde es erst, als die Kinder erwachten und mit
fröhlichen Jubelrufen in die Gärten, Parks und Wälder und über die Wiesen
rannten. Sie schienen sich sehr zu freuen.
„Eieieieiei …“, riefen sie. Und nochmal „Eieieieiei!“ Und dann sammelten sie
all die feinen Ostereiüberraschungen in Körbe, Tüten, Schalen und Taschen.
Sie hatten viel Spaß daran und alle, die ihnen dabei zusahen, hatten ihn auch.
„Eieieieiei!“, riefen die weißen Wölkchen am Himmel und formten rasch viele
kleine Wolkeneier an den blauen Frühlingshimmel. Wer genau hinhörte,
konnte ihr fröhliches Kichern hören.
Eieieieiei! Was für ein Tag!
„Eieieieiei! Hey, vergesst uns nicht wieder dieses Mal!“, riefen die sieben
blassen roten, gelben, blauen, grünen, pink-, gold- und silberfarbenen Eier in
dem verwitterten Nest in den dichten Zweigen des Tannenbaums. Sie riefen
es schon seit dem letzten Jahr, doch auch dieses Mal schien keiner sie zu
hören und ihr Nest zu entdecken. Schon wieder nicht.
So etwas aber auch! Eieieieiei …
Im Hühnerhof zur Osterzeit

„Los! Los! Hopp! Hopp! Beeilt euch! Es ist höchste Zeit!“


Laut hallten die Befehle über den Hühnerhof. Hahn Helmut hockte neben Olaf
Osterhase auf dem Brunnenrand und blickte zu den Hennen hinüber.
„Da geht noch ‚was!“, sagte Olaf und in seiner Stimme klang ein unzufriedenes
Nörgeln. „Deine Leute sind zu langsam. Ich brauche mehr Eier, viel mehr Eier
sogar.“
„Wir tun unser Bestes. Siehst du doch!“, brummte Helmut.
„Das genügt mir nicht! Hörst du? Es … genügt … mir … nicht.“
Olaf war wirklich ziemlich schlecht gelaunt und Helmut war es nun auch.
„Was hast du nur in diesem Jahr?“, schimpfte er los. „Mehr als Eier legen …
legen … legen können meine Leute auch nicht. Und bisher warst du mit uns
auch immer sehr zufrieden.“
Er schickte ein genervtes Kikeriki über den Hof und die Hühner blickten
erschreckt auf. Was war los? Der Helmut krähte doch sonst nicht um diese
Zeit. Sollte das etwa ein Alarm sein oder was? Aufgeregt eilten die
Chefhühner Harriet, Hannelore, Hildegard und Helma herbei.
„Gibt es ein Problem?“, rief Helma den beiden Herren zu.
„Wollt ihr uns wieder Stress machen?“, beschwerte sich Hildegard mit
kampflustig aufgestelltem Kamm.
„Haben wir Fuchsalarm?“, erkundigte sich Hannelore und Harriet fragte mit
näselnder Stimme:
„Oder ist da jemand nicht mit unserer Arbeit einverstanden? Eure Mienen
sehen gerade gar nicht zufrieden aus.“
„Fragt Olaf, den Hasen!“, knurrte Hahn Helmut. Man hörte ihm an, dass er
wirklich sauer war. „Er wird es euch erklären. Vielleicht versteht ihr ihn besser
als ich es gerade tue.“
„Jaja“, schimpfte Hildegard gleich los. „Der Olaf mal wieder. Er hat immer
etwas zum Meckern.“
„Wo liegt der Fehler, Osterhase?“, fragte Hannelore. „Schmecken unsere Eier
etwa nicht? Oder sind wir dir zu langsam? Sprich!“
Mit drohender Miene baute sie sich vor dem Hasen auf.
Erschrocken trat Olaf einen Schritt zurück und beinahe wäre er vom
Brunnenrand gekippt. Zum Glück beinahe nur. Huhn Hannelore konnte aber
manchmal wirklich sehr erschreckend sein. Olaf hatte großen Respekt vor ihr.
Und ein bisschen Angst auch.
„Nun! Sag schon! Ewig haben wir keine Zeit!“, knurrte Hannelore da auch
schon. „Was läuft falsch?“
Hahn Helmut konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Ein Osterhase, der sich
vor seinen Hühnerdamen zu fürchten schien, gab aber auch ein besonders
lustiges Bild ab.
„Sie genügen ihm nicht“, warf er lässig ein. „Eure Eier. Sie sind ihm zu wenig.“
„WAS?“
„Habe ich das richtig gehört? Dieser Hase hat wohl einen Maikäfer
gefrühstückt!“
„Hühnerschinder!“
„Dem werde ich Flötentöne beibringen!“
Nun hatten sich alle vier Hühnerdamen so nah vor dem armen Olaf aufgebaut,
dass der doch glatt darüber nachdachte, ob es nicht klüger wäre, im Brunnen
abzutauchen.
„D-d-die Menschen sind’s, die mich antreiben“, stammelte er. „F-für ein Spiel
zum O-osterfest b-b-brauchen sie dreimal mehr so viele Eier wie im letzten
Jahr. Olympiade nenne sie es. Osterolympiade. D-d-die spinnen, die M-
menschen. I-i-ich sag’s euch. D-die spinnen! D-dafür ka-kann ich doch nichts.
I-i-ch …“
Er kam nicht weiter. Zu laut war das Gelächter der Hühnerdamen. Viel zu laut.
Und irgendwie hatten Olaf, der Osterhase, und Helmut, der Hahn, plötzlich
auch eine unbändige Lust, zu lachen, lachen, lachen. Dazu gab es ja auch
allen Grund.
Macht Osterwasser wirklich schön?

Etwas Komisches stand am Ostersamstag in der Zeitung:


„OSTERWASSER MACHT SCHÖN!“, las Paul vor.
„So ein Quatsch“, fand Patrick, doch Paul ließ sich nicht beirren.
„Das ist ein alter Aberglaube, steht da. Früher sind die Mädchen früh am
Ostermorgen heimlich auf eine Wiese gegangen und haben ihr Gesicht mit
Tau benetzt. Manche haben sich sogar nackt ins nasse Gras gelegt.“
„Nackend?“, kicherte Patrick. „So ´was Blödes!“
Dann aber starrten beide nachdenklich ihre Schwester Pam an, die wie so oft
vor dem Spiegel hockte und in ihrem Gesicht herum malte.
„Das mit dem Osterwasser, sag, wäre das nicht etwas für dich?”, schlug Paul
ihr vorsichtig vor.
„Ja“, sagte Patrick. „Das macht schön. Hier, es steht sogar in der Zeitung.“
Pam horchte auf. „Wie denn?”, fragte sie interessiert.
„Ganz einfach“, sagte Patrick. „Du musst früh am Ostermorgen auf eine Wiese
gehen und dich nackend ins Gras legen.“
„So ein Quatsch“, meinte Pam hochnäsig. „So etwas habe ich nicht nötig!“
Und sie sagte dieses ‚ich‘ etwas lauter.
„Nei-ei-ein“, grinste Paul. „DU doch nicht! Aber ein kleines Bisschen mehr
Schönheit könnte ja nicht schaden, oder?“
Phh! Pam strich sich übers Haar und stolzierte zum Spiegel zurück.
„Die hat angebissen”, meinte Paul.
Auch Patrick war sich sicher. „Morgen früh wälzt die sich bestimmt im nassen
Gras, wetten?“
Und beide kicherten voller Vorfreude. Das wollten sie sich nicht entgehen
lassen.
Am Ostermorgen klingelte der Wecker die Brüder um 5 Uhr aus dem Schlaf.
Müde legten sie sich am offenen Fenster auf die Lauer. Es war eiskalt so früh
am Morgen.
„A-also, bei dieser Kälte würde ich mich nicht im nassen Gras wälzen“, sagte
Paul mit klappernden Zähnen.
„D-du w-willst ja auch nicht schöner werden“, gab Patrick ebenso zitternd
zurück.
Dann stierten sie Zähne klappernd in den Garten und kämpften gegen Kälte
und Müdigkeit an. Pam aber kam und kam nicht, und irgendwann schliefen sie
wieder ein. Sie schliefen, bis ihre Mutter im Zimmer stand und „Warum schlaft
ihr denn am offenen Fenster?”, rief.
Ja, warum? Paul und Patrick waren sauer. Diese Blamage!
„Blödmann“, schimpfte Patrick.
„Penner!”, brummte Paul unausgeschlafen.
Er hatte Kopfweh, und im Hals kratzte es. Patrick ging es nicht besser, und so
erschienen die beiden ‚Wachtposten‘ sehr missmutig zum Frühstück.
Papa lachte. „Ihr habt heute aber dicke Augen und rote Nasen!“
Pam kicherte. „Hihi. Hihi-ha-ha-haaaatschiiiii!“
„Deine Augen sind auch dick, und eine rote Nase hast du auch“, sagte Papa
zu Pam. „Seid ihr etwa alle krank? Ausgerechnet heute an Ostern?“
„Nur ´n bisschen Schnupfen. Ha-ha-hatschiii!”, schniefte Pam.
Paul starrte Pam an. Gestern war sie doch noch gesund gewesen! Ob die sich
bei dieser Saukälte heute Morgen doch ins Gras gelegt hatte?
„Du hast auch schon mal besser ausgesehen“, sagte er zu Pam. „Vielleicht ist
die Sache mit dem Osterwasser ja doch nur ein Aberglaube…!“
„Stimmt“, grinste Patrick. „Auch Zeitungen können sich ja mal irren.“
„Meint ihr mich?“ Pam tat, als wisse sie nicht, wovon die beiden sprachen,
doch ihr Gesicht wurde rot und immer röter.
Jeder Tag ein Fest

„Es gibt immer etwas zu feiern“, sagte der alte Mann.


Er saß auf der Bank im Park und sah den Spatzen zu, die miteinander auf
dem Parkweg um ein paar Brezelkrümel stritten.
„Immer?“, fragte das Kind.
Der Alte nickte. „Immer. Jeder Tag ist ein Fest.“
Das Kind legte den Kopf schief, überlegte. „Und was für ein Fest feierst du
heute?“
„Das ‚Wie-ist-es-doch-schön-den-Spatzen-beim-Streiten-zusehen-zu-können‘-
Fest“, antwortete der Mann und deutete zu der fröhlichen Spatzenbande.
„Sieht man das nicht?“
„Das ist kein richtiges Fest“, sagte das Kind. Es schmollte, denn es fühlte sich
nicht ernst genommen. „Die Erwachsenen reden immer nur Unsinn, weil sie
glauben, wir Kinder seien dumm und würden nichts verstehen.“
Der alte Mann schüttelte den Kopf. „Nein. Kinder sind nicht dumm. Sie sind
viel klüger als die Großen und zudem besitzen sie eines, was die meisten
Erwachsenen längst verloren oder vergessen haben.“
„Was ist das?“
„Fantasie. Kinder haben Fantasie und bunte Träume und wunderschöne
Ideen.“
„Stimmt.“ Das Kind nickte. „Ich habe ganz viele Ideen. Und du?“
„Ich bin ja kein Kind“, brummte der Alte, und die Fältchen in seinen
Augenwinkeln lächelten.
„Aber Ideen hast du auch“, ereiferte sich das Kind. „Das mit dem Spatzenfest
ist eine, oder?“
„Ja, das ist eine Idee. Oder ein Traum. Oder auch nur eine leise Freude.“
Eine leise Freude? Das Kind nickte. Es verstand, was der Alte meinte.
„Bestimmt hast du viele Ideen und Träume und Wünsche und Fantasien, dass
du dir für jeden Tag im Jahr ein anderes Fest ausdenken kannst“, überlegte es
laut.
„Das könnte man so sagen.“ Der alte Mann schmunzelte.
„Erzählst du mir sie?“
„Aber gerne.“ Nun musste der Alte doch kichern. „Wenn du die Zeit und die
Lust hast, jeden Tag hierher in den Park zu kommen. Für jeden Tag ein Fest.“
Das Kind lachte. „Für jeden Tag. Einverstanden, ich werde da sein.“
„Ich auch.“ Der Mann reichte dem Kind die Hand. „Abgemacht?“
„Abgemacht.“
Das Kind zögerte.
„Aber ich weiß nicht, ob ich wirklich immer kommen kann“, sagte es dann.
„Zum Geburtstag nämlich möchte ich zuhause bleiben und mit meinen Eltern
feiern. Auch zum Namenstag, zu Ostern, zu Weihnachten und immer, wenn es
ein Fest zu feiern gibt.“
Es stutzte, dann musste es lachen. Und wie es lachte.
Und der Alte, der lachte mit.
Ostereier für Tino?

Einmal wollte ein Kind Ostereier verstecken. Eine Überraschung für die Eltern
sollte es sein.  Es kaufte drei Tüten mit glitzernden roten, gelben und
lilafarbenen Schokoladeneiern und drei Schokohasen, einen für Mama, einen
für Papa und einen für Hund Tino.
„Dein Schokohase ist nur zum Ansehen. Essen darfst du ihn nicht“, sagte es
zu Tino, der den Schokoladenduft gut leiden mochte und aufgeregt
schnupperte. „Schokolade macht dick und für Hunde ist sie giftig.“
Hund Tino bellte ein paar laute, hohe Hundebeller. Er verstand diese
Mahnung ebenso wenig wie vieles andere, was die Menschen so sagten. Und
er lauerte weiter darauf, eines dieser bunten Glitzerdinger – oder am besten
gleich alle – naschen zu können.
Das tat er auch am Ostermorgen. Vom Fenster aus. Er durfte das Kind – und
die bunten duftenden Glitzerdinger – nämlich nicht in den Garten begleiten.
„Du bist ein Hund und kein Osterhase“, hatte das Kind gesagt und ihn im
Zimmer eingesperrt.
Gemeinheit. Tino mochte es nicht leiden, eingesperrt zu sein und nicht in den
Garten gehen zu dürfen. Nur am Fenster konnte er nun stehen und zusehen,
wie sein Kind diese köstlich duftenden Glitzerüberraschungsdinger überall im
Garten verteilte. Aber er passte gut auf.
Die Schokohasen stellte das Kind gut versteckt hinter den Narzissenbüscheln
auf. Ein gutes Versteck. Tino merkte es sich genau. Und mit den roten, gelben
und lilafarbenen Glitzereiern malte das Kind ein Bild mitten auf die Wiese. Ein
Herz war es. Ein glitzerndes Osterherz aus süß lockenden rot-gelb-
lilafarbenen Ostereiern.
Schön sah das aus, fand das Kind.
Aufregend sah das aus, fand Hund Tino. Und er hechelte. Dann jaulte er.
Laut.
Raus. Er wollte raus nun. Es war auch Zeit, Gassi zu gehen. Höchste Zeit.
Das Kind verstand seinen Ruf. Wie jeden Morgen gingen sie wenig später den
Weg zwischen den Gärten hinüber zu den Feldern. Und wie jeden Tag hatte
es Tino eilig. Und eilig sprang er dem Kind voraus. Es war wie immer.
Nicht wie immer war, dass Tino auch auf dem Nachhauseweg dem Kind weit
voraus heimwärts eilte. Und während das Kind unterwegs in die Gärten lugte
und auch dort nach dem Osterhasen Ausschau hielt, war Tino längst zuhause
im Garten angelangt. Er hatte zu tun. Und sorgfältig versteckte er die drei
Osterhasen in seiner geheimen Ecke, in der er alle seine Schätze sammelte.
Später würde er sie im Garten für Notzeiten eingraben und vergessen.
Die Ostereier, die ein Herz ins Gras malten, schaffte er nicht mehr. Und das
war gut so. Die nämlich warteten als glitzerbunte süße Überraschung noch
immer darauf, eine Osterfreude zu sein. Und das waren sie auch. So sehr,
dass keiner die drei Hasen in Tinos Versteck vermisste.
Das Osterei auf der Fensterbank

Nanu? Was glitzert so rotgolden in der Morgensonne? Hat da jemand ein


Schmuckstück vor das Fenster gelegt?“
Oma Weber blinzelte. Ihre Augen waren noch müde, denn sie hatte bis tief in
die Nacht den neuen, spannenden Fantasyroman zu Ende gelesen. Sie
beugte sich aus dem Schlafzimmerfenster und blickte zum Küchenfenster
hinunter. Ein kleines rotes Ding lag dort auf der Fensterbank.
Oma Weber lächelte und malte sich aus, wie in der Nacht eine Fee auf dem
Fensterbrett Rast gemacht und eine rote Perle aus ihrem Gewand verloren
hatte. Ein schöner Gedanke. Oma Weber, die schöne Gedanken liebte,
schmunzelte. Vielleicht, überlegte sie weiter, war es aber auch eine kleine,
traurige Frühlingselfe gewesen. Vergebens hatte sie nach der duftenden
Wunderblume gesucht, die mit ihren Frühlingsglöckchen die Marienkäfer aus
dem Winterschlaf aufweckte. Weil sie sie aber nicht finden konnte, hatte sie
rote Tränen geweint und eine ist aufs Fensterbrett getropft.
„Oh!“, sagte Oma Weber. „Ich denke, ich sollte der kleinen Elfe bei der Suche
nach der Wunderblume mit den Glöckchen helfen. Gleich nachher werde ich
in den Gartenmarkt fahren und Blumen für die Fensterbänke kaufen. Blumen,
deren Blüten Glöckchen ähneln.“ Sie lächelte, liebte sie Blumen doch fast so
sehr wie Bücher, Märchen und Marienkäfer. Und sie freute sich auch auf den
Gartenmarkt. Ihren Fotoapparat würde sie mitnehmen und Blumen würde sie
fotografieren.
„Was für ein guter Plan!“, sagte sie. „Ich glaube, dieser Tag wird ein guter
Tag.“
Zuerst aber wollte sie sich die Elfenträne doch noch genauer ansehen. So
einen kostbaren Fund machte man schließlich nicht jeden Tag. Sie eilte in die
Küche, öffnete das Fenster und fand keine Elfenträne, sondern ein
Schokoladenosterei, verpackt in rotes Glanzpapier.
Oma Weber lachte hell auf.
„Ein Osterei!“, rief sie. „Wer hat das wohl hier verloren? Ein eiliger Osterhase,
der mich daran erinnern möchte, dass bald Ostern ist? Ja, genau so wird es
gewesen sein.“
Verwundert schüttelte sie den Kopf. Hätte sie doch beinahe glatt die Ostereier
für die Kinder vergessen. Wie gut, dass da immer und überall kleine Helfer
waren, die sie an solch wichtige Dinge erinnerten.
„Danke, Osterhase!“, rief sie in den Garten hinaus.
Dann nahm sie einen Einkaufszettel und schrieb auf:
„Wunderblumen mit Glöckchen für die Elfen und Marienkäfer. (In Klammer: Ob
Osterglocken die richtigen Blumen sind?), Ostereier für die Kinder, einen
großen, goldenen Schokoladenosterhasen für Opa Weber und …“ Sie machte
eine Pause, überlegte, lächelte. „Und ein neues dickes Buch für mich.“
Das Märchen vom eigenwilligen Hasen

Es war einmal ein Hase, der nie das tun wollte, was die anderen Hasen taten.
„Nicht mit mir. Dazu habe ich keine Lust“, sagte er, wenn ihm eine Sache nicht
gefiel. „Ich möchte frei sein und mein Leben so verbringen, wie es gut für mich
ist.“
Das sagte er immer und überall und er lebte auch danach.
Ganz besonders laut wehrte sich der trotzige Hase in den Tagen rund um ein
Fest, das die Menschen ‚Ostern‘ nannten.
„Ostern“, so hatte der Hasenchef erklärt, „ist ein großes und festliches Fest,
das man nach uns Hasen benannt hat. Eigentlich ist es allein unser Fest, doch
das haben die Menschen noch nicht begriffen.“
„Ein Fest? Unser Fest?“ Der eigenwillige Hase wunderte sich. „Die Menschen
feiern unser Fest? Und überhaupt, was feiern wir?“
„Uns“, sagte der Hasenchef. „In Wirklichkeit nämlich heißen wir nicht ‚Hase‘,
nein, unser richtiger Name lautet: ‚Osterhase‘.“
„Wir sind also Osterhasen?“, fragte der Hase, der diese seltsame Sache mit
Hasen und Festen nicht begreifen wollte.
Die anderen Hasen nickten.
„Ja. Ja. Unbedingt“, rief einer von ihnen.
„Und die Menschen feiern uns zum Osterhasenfest. Ist das nicht großartig?“,
freute sich ein anderer.
Der Hase nickte. Gründe zum Feiern mochte auch er sehr gut leiden.
„Feiern wir auch?“
„Aber ja. Als Hauptpersonen, pardon, als Haupthasen gibt es für uns zu
diesem Fest sogar besonders viel zu tun“, sagte der Osterhasenchef. „Viel
festliche Festtagsarbeit.“
Und dann erzählte er, wie überall im Land die Hasen in den Tagen vor Ostern
Eier bunt bemalten und sie zum Osterfest zu den Menschen brachten. In
Nester legten sie sie, versteckt in Gärten und Parks und Wäldern, ja, sogar in
den Menschenwohnungen.
„Sag, ist das nicht toll?“, schloss er.
Toll?
Der Hase, der immer anders dachte als die anderen Hasen, zögerte.
„Klingt nach viel Arbeit und nicht nach Feiern“, brummte er. „Warum
beschenken wir die Menschen an einem Fest, das unser Fest ist? Sollte dies
nicht umgekehrt sein? Und überhaupt: Mit Eiern habe ich nichts am Hut und
die Menschen sehe ich auch lieber aus sicherer Entfernung.“
Nein, er verstand es nicht und er wollte diese Sache mit den Eiern auch nicht
begreifen.
„Ich habe keine Lust auf dieses Ostern“, sagte er, was ja klar war, denn er tat
immer das Gegenteil von dem, was üblich war.
Und während seine Hasenkollegen auch in diesem Jahr an den Ostertagen
wieder viel Arbeit und noch mehr Stress hatten, sprang der eigenwillige Hase
fröhlich durch die Felder und genoss das Hasenleben in diesem frühen
Frühling.
Oder war alles ganz anders?
Das Märchen vom eigenwilligen Hasen

Es war einmal ein Hase, der nie das tun wollte, was die anderen Hasen taten.
„Nicht mit mir. Dazu habe ich keine Lust“, sagte er, wenn ihm eine Sache nicht
gefiel. „Ich möchte frei sein und mein Leben so verbringen, wie es gut für mich
ist.“
Das sagte er immer und überall und er lebte auch danach.
Ganz besonders laut wehrte sich der trotzige Hase in den Tagen rund um ein
Fest, das die Menschen ‚Ostern‘ nannten.
„Ostern“, so hatte der Hasenchef erklärt, „ist ein großes und festliches Fest,
das man nach uns Hasen benannt hat. Eigentlich ist es allein unser Fest, doch
das haben die Menschen noch nicht begriffen.“
„Ein Fest? Unser Fest?“ Der eigenwillige Hase wunderte sich. „Die Menschen
feiern unser Fest? Und überhaupt, was feiern wir?“
„Uns“, sagte der Hasenchef. „In Wirklichkeit nämlich heißen wir nicht ‚Hase‘,
nein, unser richtiger Name lautet: ‚Osterhase‘.“
„Wir sind also Osterhasen?“, fragte der Hase, der diese seltsame Sache mit
Hasen und Festen nicht begreifen wollte.
Die anderen Hasen nickten.
„Ja. Ja. Unbedingt“, rief einer von ihnen.
„Und die Menschen feiern uns zum Osterhasenfest. Ist das nicht großartig?“,
freute sich ein anderer.
Der Hase nickte. Gründe zum Feiern mochte auch er sehr gut leiden.
„Feiern wir auch?“
„Aber ja. Als Hauptpersonen, pardon, als Haupthasen gibt es für uns zu
diesem Fest sogar besonders viel zu tun“, sagte der Osterhasenchef. „Viel
festliche Festtagsarbeit.“
Und dann erzählte er, wie überall im Land die Hasen in den Tagen vor Ostern
Eier bunt bemalten und sie zum Osterfest zu den Menschen brachten. In
Nester legten sie sie, versteckt in Gärten und Parks und Wäldern, ja, sogar in
den Menschenwohnungen.
„Sag, ist das nicht toll?“, schloss er.
Toll?
Der Hase, der immer anders dachte als die anderen Hasen, zögerte.
„Klingt nach viel Arbeit und nicht nach Feiern“, brummte er. „Warum
beschenken wir die Menschen an einem Fest, das unser Fest ist? Sollte dies
nicht umgekehrt sein? Und überhaupt: Mit Eiern habe ich nichts am Hut und
die Menschen sehe ich auch lieber aus sicherer Entfernung.“
Nein, er verstand es nicht und er wollte diese Sache mit den Eiern auch nicht
begreifen.
„Ich habe keine Lust auf dieses Ostern“, sagte er, was ja klar war, denn er tat
immer das Gegenteil von dem, was üblich war.
Und während seine Hasenkollegen auch in diesem Jahr an den Ostertagen
wieder viel Arbeit und noch mehr Stress hatten, sprang der eigenwillige Hase
fröhlich durch die Felder und genoss das Hasenleben in diesem frühen
Frühling.
Oder war alles ganz anders?
Osterlämmer sind süß

In den Osterferien besuchen Opa, Oma, Pia und Pit wieder einmal Großtante
Luise in ihrem kleinen Dorf am anderen Ende des großen Waldes.
„Heute wird es bestimmt aufregend sein“, sagt Opa während der Fahrt durch
den Wald. „Bei Luise findet nämlich heute das erste große Osterlämmer-
Schlachten statt.“
„Osterlämmer? Schlachten?“ Pia, die sich so sehr auf den Tag bei der
Großtante gefreut hat, macht große Augen. „Du meinst, schlachten und
aufessen?“
Opa nickt und Pit stöhnt laut: „Uihhh!“
Dann sagt erst einmal keiner etwas. Pia und Pit sind zu sehr mit ihren
Gedanken und Gefühlen beschäftigt, dass ihnen nicht mehr nach Reden
zumute ist.
„Schlachten“, denkt Pit. „Noch nie habe ich so etwas gesehen und eigentlich
will ich es auch nicht sehen. Und ein Lamm möchte ich überhaupt und gar
nicht essen. Nie und nie nicht. Was für ein doofer Tag das ist! Wenn ich das
gewusst hätte, wäre ich heute nicht mitgefahren. Nein, ich will das nicht
sehen.“
„Opa ist gemein“, denkt Pia. „Nie mehr esse ich Fleisch. Gemüse schmeckt
viel besser und Brot und Eier und Käse und Wurst und … Halt, Wurst ist aus
Fleisch gemacht. Nein, Wurst esse ich auch nicht mehr. Und Tante Luise ist
auch gemein. Warum schlachtet sie die kleinen Lämmchen?“
Die Geschwister sind so sehr in ihre traurigen und wütenden Gedanken
versunken, dass sie Opas Schmunzeln nicht bemerken.
„Wir sind gleich da“, sagt er. „Aber sagt, warum seid ihr so schweigsam
heute? Freut ihr euch nicht, eure Großtante zu sehen?“
„Heute nicht“, brummt Pit.
„Ich mag Leute, die süße Lämmchen schlachten, nicht sehen und schon gar
nicht besuchen. Lass uns nach Hause fahren, Opa!“, bittet Pia.
„Na! Na! Seit wann habt ihr keine Lust auf süß?“
„Seit heute“, ruft Pit.
„Bitte, Opa, kehr um!“, fleht Pia.
Doch es ist zu spät. Schon haben sie das Haus der Großtante erreicht. Keine
Chance mehr, umzukehren und so zu tun, als sei man nicht hier gewesen. Die
Großtante steht nämlich bei einem Nachbarplausch am Gartenzaun und winkt
ihnen mit ihrem lieben und fröhlichen Großtantenlächeln zu.“
„Wie schön, dass ihr da seid?“, rief sie ihnen entgegen. „Ein leckeres
Mittagsmahl wartet auf euch. Und eine Überraschung.“
„Schöne Überraschung“, grummelt Pit. „Und ich habe gerade gar keinen
Hunger.“
„Ich esse kein Fleisch mehr“, stößt Pia hervor.
Mit finsteren Mienen betreten die Geschwister Großtante Luises gemütliche
Wohnküche.
Hm! Wie lecker es hier duftet! Pia und Pit merken, wie hungrig sie sind. So ein
feines Essen!
„Fleisch steht heute nicht auf der Speisekarte“, sagt die Großtante da. „Es ist
Gründonnerstag und wir essen grüne Speisen. Also ich kann euch anbieten:
Kräuterpfannkuchen, Schnittlaucheier, Kerbelsuppe mit Griesklößchen,
Spinatgnocchi mit Käsesoße, Frühlingslöwenzahnsalat mit Nüssen und
Mandarinen und zum Nachtisch für jeden ein missratenes Osterlamm.“
Sie deutete auf vier wenig schön geformte, dick mit Puderzucker bestreute
Biskuitlämmer.
„Sie sind etwas angebrannt“, bekannte sie. „Ich habe nicht aufgepasst.
Dennoch schmecken sie prima und weil sie ‚nur‘ missraten sind, dürft ihr sie
schon vor dem Osterfest schlachten.“
„O-oh, O-O-Osterlämmer“, stammelt Pia. „L-l-lecker sehen die aus.“
„Voll lecker!“, ruft Pit und es klingt sehr erleichtert, dieses Rufen. „Ich mag
alles essen, was du gekocht hast, Tante Luise.“
„Ich auch“, schließt sich Pia an.
„Und ich erst“, sagt Opa und ein bisschen muss er nun doch kichern. „Und
nachher machen wir einen Besuch beim Holderbauern. Dort hat es in den
letzten Tagen Nachwuchs zum Schmusen und Knuddeln gegeben. Viele
kleine, süße …“
„Osterlämmer!“, unterbricht ihn Pia „Oh, wie toll. Danke, Opa.“
Jule malt den Osterhasen

Ein Osterhasenbild soll Jule malen. Als Geschenk für die Großeltern. Ein
Osterhase soll es sein, der im Garten in einem Nest sitzt inmitten vieler,
bunter Eier. Sagt Mama.
Jule aber hat keine Lust, einen Osterhasen zu malen, der in einem Nest
inmitten vieler, bunter Eier sitzt. So einen Hasen kennt sie nämlich nicht, und
Jule malt immer nur das, was sie in echt schon einmal gesehen hat.
Also malt Jule zuerst eine grüne Wiese mit vielen bunten Blumen und einem
Büschel gelber Osterglocken. Das ist nicht schwer, denn Jule hat schon viele
grüne Wiesen mit bunten Blumen und gelben Osterglockenbüscheln gesehen.
Neben die Osterglocken malt Jule ein grünes Moosnest. Es sieht aus wie das
Nest, das sie heute Morgen zusammen mit Papa gebastelt hat. Fehlt noch der
Osterhase, der in den Eiern sitzt. Hmm!
Jule überlegt. Dann fängt sie an zu malen. Einen großen, rosa-lila-hellgrün-
goldgetupften Osterhasen und zehn rabenschwarze Eier malt Jule in das
grüne Moosnest hinein. Fertig.
„Aber was ist das?“, fragt Mama erstaunt. „Gibt es denn große rosa-lila-
hellgrün-goldgetupfte Osterhasen, die auf finsterrabenschwarzen Eiern
sitzen?“
Jule nickt. „Aber klar. Die gibt es genauso wie kleine braune Osterhasen, die
auf bunten Eiern sitzen“, antwortet sie und lacht. Und wie sie lacht…
Und da ist noch einer, der laut und fröhlich in die Frühlingswelt hinauslacht.
Der Osterhase ist’s, der in den Wochen und Tagen vor Ostern überall seine
langen Ohren, pardon, Löffel spitzt, und sich umhört. Ihm gefällt Jules Bild
sehr.
„Was nicht ist, das kann auch nicht sein“, kicherte er. „Wie Recht die kleine
Jule doch hat. Und überhaupt: Sehe ich nicht schick aus in meinem rosa-lila-
hellgrün-goldgetupften Osterkleid?“
Und er lacht wieder.
Du kannst ihn manchmal lachen hören, wenn du draußen unterwegs bist.
Lausche mal und spitze die Ohren! Psssst!
Warten auf den Osterhasen

Legt der Osterhase wirklich bunte Eier und Schokohasen in die Nester?
Das wollen Mia und Max genauer wissen, und am Ostermorgen legen sie sich
am Fenster auf die Lauer.
Was aber ist heute in den Nachbargärten los? Überall schreiten Erwachsene
durch die Gärten, bücken sich, wühlen zwischen Gräsern herum und tun sehr
beschäftigt. So etwas Dummes aber auch!
„Können die nicht an einem anderen Tag im Garten arbeiten?“, schimpft Max.
„Die vertreiben ja den Osterhasen!“
Auch Mia ist sauer. „Doofe Erwachsene!“, mault sie.
Die Geschwister sind enttäuscht. Zu gerne hätten sie den Osterhasen
gesehen, aber wieder einmal machen ihnen die Großen einen Strich durch die
Rechnung.
„Schade“, sagt Max zu Mia.
Dann gehen die Geschwister murrend ins Bad, und murrend erscheinen sie
wenig später auch beim Frühstück.
„Was ist denn mit euch los?“, fragt Mama. „Es ist Ostern. Freut ihr euch nicht
aufs Ostereiersuchen?“
„Es gibt dieses Jahr keine Ostereier“, sagt Mia.
„Stimmt“, erklärt Max seinen Eltern. „Der Osterhase konnte nicht in unseren
Garten zu kommen. Draußen ist nämlich zu viel los.“
„Keine Ostereier?“ Mama staunt, und Papa sagt verwundert:
„Wie das? Vorhin war mir, als hätte ich ihn im Garten gesehen. Warum, denkt
ihr, soll er für euch keine Eier verstecken?“
Wie bitte? Der Osterhase war da? Und sie hatten ihn wieder nicht gesehen?
Hilflos sehen sich Mia und Max an. Wären sie doch bloß nicht ins Bad
gegangen!
“Ich sage es ja immer“, sagt Max. „Duschen, Waschen und Zähneputzen
taugen nichts. Das Wichtigste im Leben verpasst man dabei.
Mia nickt. „Wie recht du hast.“
„Hä?“, fragt Papa nichts begreifend.
Mama aber lacht so fröhlich, dass Mia, Max und Papa gleich wieder gut
gelaunt sind. Und aufgeregt laufen sie gleich hinaus in den Garten, wo es
überall bunt glitzert. Hurra, ist der Osterhase also doch noch da gewesen!
Die ”Oster”-Oma

Oma Klug ist in der ganzen Straße beliebt. Besonders bei den Kindern. Sogar
die Kinder aus der benachbarten Hochhaussiedlung finden sich regelmäßig
bei Oma Klug und ihrem kleinen Häuschen ein, helfen im Garten und lieben
es, ihren Geschichten zu lauschen, Kekse zu essen und Saft zu trinken. Oma
Klug ist glücklich, wenn die Kinder kommen, und die Kinder sind glücklich,
wenn Oma Klug Zeit für sie hat.
Besonders schön ist es bei ihr vor Festen. So auch vor Ostern. Da nämlich
schmückt Oma Klug Haus und Garten ganz bunt mit vielen alten und neuen
Osterfiguren und Frühlingsblumen und im Vorgarten steht ein Ostereierbaum.
Der hängt in der Osterzeit voller selbst bemalter Eier und toller Osterfiguren.
Alle Kinder dürfen beim Schmücken helfen und auch eigene Eier und Figuren
an die Zweige des Osterbaumes hängen. Das macht Spaß, und jedes Jahr
sieht der Osterbaum anders aus. Eigentlich immer bunter und schöner.
Doch in diesem Frühjahr stimmt etwas nicht mit Oma Klug. Sie geht nur selten
in den Garten. ”Mir geht es nicht so gut, Kinder”, sagt sie. ”Ich muss mich
ausruhen.”
Alle sorgen sich, und drei Wochen vor Ostern weist der Arzt Oma Klug ins
Krankenhaus ein. Arme Oma Klug!
Wie traurig sind die Kinder da! Doch eines Tages beschließen sie, Oma Klug
zu überraschen und den Winter aus ihrem Garten zu vertreiben. Viele
Nachmittage lang graben und kehren und pflanzen sie, und klar, auch der
Ostereierbaum wird kunterbunt geschmückt. Auch die Erwachsenen helfen,
denn Ostern ohne Oma Klugs Ostergarten mag sich niemand vorstellen.
Außerdem soll Oma Klug sich freuen, wenn sie nach Hause kommt. Es ist
eine Menge Arbeit, doch als Ostern näher rückt, lacht der Garten die Leute
frühlingsbunt und festlich an. Toll sieht er aus.
Die Kinder sind stolz auf ihr Werk. Am Ostersamstag wird Oma Klug nach
Hause kommen. Ob sie sich freuen wird? Gespannt wie die Flitzebögen
beobachten die Kinder, wie das Taxi mit Oma Klug vor dem Haus hält.
Langsam, vorsichtig steigt Oma Klug aus dem Wagen. Ihr Kopf ist gesenkt,
die Wangen sind blass. Mit müden Schritten geht sie auf das Gartentürchen
zu. Da, auf einmal, sieht sie den Ostereierbaum und all die anderen
Überraschungen, und Freudentränen kullern über ihre nun nicht mehr so
blassen Backen. Dann lächelt Oma Klug, und lächelnd winkt sie den Kindern
zu, die nun aus ihren Verstecken stürmen. Die Begrüßung, die folgt, könnt ihr
euch vorstellen, ja, und dass es ein tolles Osterfest werden wird, ist klar, oder?
Das große Osterlamm

Am Ostersonntag ist der Himmel trübe. Die Sonne hat sich hinter Wolken
versteckt.
Auch Lillys Laune ist ein bisschen trübe. Zum ersten Mal feiern sie Ostern
nämlich ohne die Großeltern. Die sind verreist und Lilly fühlt sich mit Mama
und Papa irgendwie alleine.
„Lasst uns einen Ausflug ins Grüne machen und die Sonne suchen!“, schlägt
Papa nach dem Mittagessen vor.
„Und wir suchen den echten Osterhasen!“, sagt Lilly. „Vielleicht treffen wir ihn
im Wald oder auf einer Wiese.“
Mama wiegt bedenklich den Kopf. „Der Osterhase hat seinen Job längst
erledigt. Aber vielleicht entdecken wir eine Schafherde mit kleinen
Osterlämmern.“
„Osterlämmer? Echte?“ Auch nicht schlecht, findet Lilly. „Wann fahren wir?“
„Gleich?“, fragt Papa.
Lilly nickt. „Gleich.“
Und ziemlich „gleich“ sind sie unterwegs. Es dauert nicht lange, bis sie den
großen Wald mit den sanften, runden Bergen, den Wiesen und Feldern, den
Dörfern und kleinen Städtchen erreichen. In einem abgeschiedenen Tal
entdecken sie auf einer Wiese am Hang eine Schafherde mit vielen kleinen
„Oster“- Lämmern.
„Wie niedlich sie sind!“, ruft Lilly. Gar nicht losreißen kann es sich von der
Schafherde. Und weil nun auch die Sonne zwischen den Wolken hervor
blinzelt und die Frühlingswelt mit ihren Strahlen wärmt, machen Mama, Papa
und Lilly einen Spaziergang um die große Schafswiese. Es macht Spaß,
zuzusehen, wie die Lämmchen ihren Müttern folgen, wie sie Milch trinken und
ein bisschen an den jungen Grasspitzen knabbern, wie sie neugierig die
Wiesenwelt erkunden und miteinander spielen.
„Jetzt mag ich Ostern wieder leiden“, sagt Lilly zu Mama und Papa. „So schön
ist es hier! Und mit Osterlämmern fühlt sich Ostern richtig echt an und …“
Sie stutzt und deutet mit weit aufgerissenen Augen zur Nachbarweide hinüber.
„Oh! Dort! Seht ihr? Dort drüben steht noch ein Osterlamm! Und wie groß es
ist! Das möchte ich mir ansehen.“
Papa stutzt auch. „Das ist wirklich ein großes Lamm … aahh …!“, sagt er und
folgt Lilly. „Ein sehr großes sogar.“ Er schüttelt verwundert den Kopf, staunt.
„Hurra!“, ruft Lilly. „Das ist ein ganz echten Osterlamm. Weil es so anders es
und so groß und so schön!“
„Ein Wunderlamm ist’s“, meint Mama, die ein bisschen blass geworden ist.
„Falsch“, sagt Papa und grinst. „Es ist ein Lama. Ein Osterlama.“
Und während sich Mama noch wundert und „wie kommt ein Lama in diese
Waldgegend?“ murmelt, läuft Lilly schon auf jenes Osterlamm, pardon,
Osterlama zu und freut sich. Was für eine tolle Osterüberraschung!
Ferienabenteuer auf dem Lande

Tolle Osterferien verbringt das Stadtkind Nico in Bärsdorf. Die Zeit rast nur so
vorbei, und jeder Tag hält Überraschungen bereit. Papa hat recht gehabt: Man
erlebt viel in einem Dorf. Tagsüber ist Nico mit Tini, Robbi und den Bärsdorfer
Kindern unterwegs. Als ‚Ferienbande‘ streifen sie durchs Dorf und suchen sich
ihre Opfer zum Streiche spielen. Abends sitzen sie bei Großtante Anna, essen
Apfelkuchen und lauschen den Geschichten, die die Großtante erzählt.
Spannende Geschichten sind es: von Feen und Zauberern, von wilden
Germanen und tapferen Römerhelden, von Hexen und Heidenspuk, von
Osterplapperwasser und Feuerrädern.
Manchmal aber hat Nico auch Heimweh. Dann geht er mit Hund Karlie zur
Heidwiese. Die nämlich ist in Großtante Annas Geschichten eine richtige
Zauberwiese, die Heimweh wegzaubern kann. Das will Nico heute einmal
ausprobieren.
Langsam steigt er den steilen Weinbergpfad hinauf. In den Weinbergen wird
gearbeitet. Frauen binden Rebhölzer zu kleinen Büscheln zusammen.
‚Rebenhäsl‘ heißen diese Holzbüschel. Davon hat Großtante Anna auch eine
geheimnisvolle Geschichte erzählt. Vor langer, langer Zeit nämlich hat ein
böser Mann ein ‚Rebenhäsl‘ gestohlen. Es war der ‚Mann im Mond‘, und als
Strafe muss er nun dieses gestohlene ‚Rebenhäsl‘ für alle Zeiten auf dem
Rücken tragen. Man kann es sehen, und Nico nimmt sich vor, beim nächsten
Vollmond einmal genau nachzuschauen.
”Schade, dass es noch so lange bis Vollmond dauert”, murmelt er. ”Noch über
drei Wochen!”
Großtante Anna hat nämlich auch erzählt, dass das Osterfest immer am
ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond ist, ja, und dieser erste
Frühlingsvollmond war erst vor 5 Tagen gewesen.
Mit diesen Gedanken hat Nico die Zauberwiese erreicht. Es ist eine ganz
normale Wiese mit Gras, Schlüsselblumen und Gänseblümchen, die gelb und
weiß aus frischem Frühlingsgrün leuchten. Bienen summen um die Blüten,
Ameisen wuseln umher, und auf einem Gänseblümchen sitzt ein
Zitronenfalter. Schön ist es hier.
Am Rande der Wiese setzt sich Nico mit Karlie ins Gras. Von hier kann er ins
Tal sehen, auf die Nachbarhänge und in die Ebene hinaus. Weit lässt Nico
seine Blicke schweifen. Das ist alles andere als langweilig. Nico guckt und
guckt, und immer wieder findet er etwas Neues, das er noch nicht entdeckt
hat.
Ein Bussard kreist mit breiten Schwingen über ihm am Himmel. Nico
beobachtet den ruhigen Flug des Vogels. Bestimmt ist er auf Futtersuche,
denkt er. Immer enger werden die Kreise des Vogels in der Luft, bis er an
einer Stelle fast stehen bleibt. Dann aber scheint er es sich anders zu
überlegen. Er startet mit einem Ruck und schraubt sich hoch und höher in den
Himmel hinauf.
Sehnsüchtig blickt Nico ihm hinterher. Fliegen müsste man können! Was
würde man nicht alles von der Welt sehen! Nico schließt die Augen und stellt
sich vor, als Bussard über das Land zu fliegen: Weit geht die Reise. Nico sieht
es genau. Er fliegt über Felder und Wiesen, dann ist da ein breiter Fluss und
eine Straße. Die Straße wird zur Autobahn. Immer mehr Straßen treffen
aufeinander, und da sind auch schon die ersten Häuser und Fabriken einer
Stadt. Jetzt schwebt Nico über der Stadt. Es ist seine Heimatstadt. Unter ihm
liegt der Dom, und da ist der Bahnhof, jetzt noch zwei Straßen weiter, und,
halt, sieht er da nicht Papas Auto vor dem Haus seiner Eltern stehen?
Es knackt im Gebüsch. Nico springt auf und blickt sich verwundert um. War er
nicht gerade eben noch daheim gewesen? Oder war es nur ein Traum?
Komisch. Er hat gar kein Heimweh mehr! Nur einen Bärenhunger hat er.
„Ich glaube“, sagt Nico ehrfurchtsvoll, „die Heidwiese ist wirklich eine
Zauberwiese. Eine richtige Heimwehzauberwiese!“
Und fröhlich lachend läuft er mit Karlie ins Dorf zurück.
Das Esels-Ei

Lustige Feriengeschichte – Es gibt nicht nur Hühnereier, das haben die


Stadtkinder Mara und Max längst gelernt. Aber ob es ein Esels-Ei gibt, das
wissen sie – noch – nicht. Hat Papa da einen Scherz gemacht?

Mara und Max verbringen mit ihren Eltern ein Wochenende auf dem
Bauernhof. Eine aufregende Sache für die beiden Stadtkinder! Gleich nach
der Ankunft stolpert Mara über ein hartes Ding, das auf dem Boden liegt. Es
ist länglich und schmuddelgrau.
„Was ist das?”, fragt Mara.
„Ein Ei vielleicht?”, rät Max.
„Echt?”, staunt Mara.
„Lass mal sehen!“ Papa beugt sich über das Fundstück. „Ich glaube“, sagt er
dann, „es ist ein -äh- Eselsei!“
„Ein Eselsei?”, ruft Max. „Kann man das ausbrüten?“
„Man könnte es versuchen.“
„Dürfen wir den Esel dann auch behalten?”, fragt Mara aufgeregt.
„Aber ja“, sagt Papa großzügig und grinst.
Auch Mama kichert. „Der Esel wäre dann ja fast so etwas wie euer Kind,
nicht? Doch nun brütet erst mal schön und lasst uns ein bisschen ausruhen!
Wir sind ja sooo müde!“
Mara und Max freuen sich so sehr über ihr Eselsei, dass sie nicht merken, wie
albern sich ihre Eltern benehmen. Schnell verziehen sie sich mit dem ´Ei´ in
die Scheune und bauen ein Nest. Einen eigenen Esel zu haben finden sie
nämlich nicht schlecht. Ihre Freunde würden staunen!
Als Erste beginnt Mara mit dem Brüten. Vorsichtig setzt sie sich auf das ´Ei´
und brütet und brütet und brütet. Ab und zu lugt sie ins Nest. Ob es schon so
weit ist? Nichts. Wie lange dauert es, bis ein Esel ausschlüpft?
Mara wird ungeduldig. Brüten ist langweilig.
„Hey, Max!”, brüllt sie über den Hof. „Du bist dran mit dem Eselbrüten!“
„Brüten?“ Tim, der Sohn der Bauersfamilie, taucht mit Max im Schlepptau auf.
Verdutzt starrt er Mara an.
„Esel brütet man doch nicht aus!”, knurrt er. „Schon gar nicht aus einer
Zuckerrübe! Typisch Stadtleute!“
„Zu-zuckerrübe?”, stammelt Mara, „du meinst, ich sitze hier auf einer
Zuckerrübe und langweile mich zu Tode?“
„Ihr spinnt!”, lacht Tim, und weil er mit dem Lachen gar nicht mehr aufhören
kann, bleibt Mara und Max nichts anderes übrig als mitzulachen. So etwas
Dummes aber auch!
„Trotzdem ist es gemein von Papa“, sagt Mara später. „Ich hätte so gerne
einen eigenen Esel gehabt.“
„Wie wär´s mit einem eigenen Kätzchen?”, schlägt Tim vor. „Wir haben vier
Stück in gute Hände zu verschenken!“
„Und die muss man nicht ausbrüten?”, fragt Mara vorsichtig.
Tim schüttelt den Kopf. „Nö, die gibt´s sofort.“
„Toll“, ruft Max, und Mara jubelt: „Ein Kätzchen hab´ ich mir schon immer
gewünscht. Was aber werden Mama und Papa sagen?“
„Lass mich mal machen!”, sagt Max grimmig. „Ich habe eine Idee!“
Wenig später betreten Mara und Max mit einem niedlichen Katzenbaby das
Zimmer ihrer Eltern.
„Seht mal, was wir aus unserem Ei ausgebrütet haben!”, ruft Max.
„Ein Kätzchen! Ist es nicht süß?”, fragt Mara. „Ein Esel war leider nicht in dem
´Ei´, aber ein Kätzchen ist auch nicht schlecht!“
„Außerdem passt es besser in unser Auto!”, grinst Max. „Und in unsere
Wohnung!“
„K-k-kätzchen? Au-au-auto? W-wohnung?”, stammelt Papa und starrt
ungläubig auf das Katzenbaby in Maras Armen.
Mama aber grinst. „Das hast du nun davon“, kichert sie, und auch Mara und
Max können nicht mehr ernst bleiben. Es sieht nämlich wirklich zu komisch
aus, das Gesicht von Papa.
Mia und Max warten auf den
Osterhasen

In diesem Jahr wollten Mia und Max endlich wissen, wie das so ist mit dem
Osterhasen. Legt er wirklich bunte Eier und Schokohasen in die Nester? So
ein kleiner Hase und so viele Eier, die er mit sich schleppen muss? Das
können die Geschwister nur schwer begreifen. Deshalb möchten sie nun mit
eigenen Augen sehen, wie der Osterhase sich in den Garten schleicht und
seine Gaben in den Nestern versteckt. Früh am Morgen schon halten sie am
Fenster Ausschau.
Was aber ist nur heute in den Nachbargärten los? Überall schreiten
Erwachsene durch die Gärten, bücken sich, wühlen zwischen Gräsern herum
und tun sehr beschäftigt. So etwas Dummes aber auch!
„Können die nicht an einem anderen Tag im Garten arbeiten?“, schimpft Max.
„Die vertreiben ja den Osterhasen!“
„Stimmt. Sie stören ihn bei seiner Arbeit.“ Auch Mia ist sauer. „Doofe
Erwachsene!“, mault sie.
Die beiden sind enttäuscht. Zu gerne hätten sie den Osterhasen gesehen,
aber wieder einmal machen ihnen die Großen einen Strich durch die
Rechnung.
„Schade!“, sagt Max. Dann gehen sie murrend ins Bad, und murrend
erscheinen sie wenig später auch beim Frühstück.
„Was ist denn mit euch los?“, fragt Mama. „Es ist Ostern! Freut ihr euch nicht
aufs Ostereiersuchen?“
„Es gibt dieses Jahr keine Ostereier“, sagt Mia.
„Stimmt!“, erklärt Max seinen Eltern. „Der Osterhase konnte nicht in unseren
Garten zu kommen. Draußen ist zu viel los.“
„Keine Ostereier?“ Mama staunt, und Papa sagt verwundert:
„Wie das? Vorhin war mir, als hätte ich ihn im Garten gesehen. Warum, denkt
ihr, soll er für euch keine Eier verstecken?“
Wie bitte? Der Osterhase war da? Und sie hatten ihn wieder nicht gesehen?
Hilflos sehen sich Mia und Max an. Wären sie doch bloß nicht ins Bad
gegangen!
“Ich sage es ja immer“, sagt Max. „Duschen, Waschen und Zähneputzen
taugen nichts. Das Wichtigste im Leben verpasst man dabei.
Mia nickt. „Wie Recht du hast!“
„Hä?“, fragt Papa nichts begreifend. Mama aber lacht so fröhlich, dass Mia,
Max und Papa nicht anders gleich wieder gut gelaunt sind. Und aufgeregt
laufen sie gleich hinaus in den Garten, wo es überall bunt glitzert. Hurra, ist
der Osterhase also doch noch da gewesen!
Louise besucht den Osterhasen

In diesem Jahr wünscht sich Lou kein Osternest im Garten. „Ich will den
Osterhasen besuchen“, sagt sie. „Dort, wo er mit seinen Hasenfreunden
wohnt.“
„Hasen sind scheue Tiere“, meint Papa.
„Ich glaube, das wird ihm nicht gefallen“, versucht es Mama.
„Er muss nicht mit mir reden“, sagt Lou. „Ein Osternest wünsche ich mir auch
nicht und so hat er keine Arbeit mit mir.“
„Louise, oh Louise!“, seufzt Opa. Er lächelt. „Du immer mit deinen Ideen!“
Lou grinst. Irgendwie kommt ihr die Sache mit dem Osterhasen nämlich
komisch vor und irgendwie glaubt sie auch nicht mehr so recht an Hasen, die
Eier bemalen und sie am Ostermorgen in Osternester legen.
„In den Feldern am Bachwald sehe ich morgens beim Walking oft Hasen“,
überlegt Opa. „Vielleicht wohnt dort der Osterhase?“
„Hm!“, macht Papa. Er zwinkert Mama zu. „Man könnte ihn besuchen.“
„Eine gute Idee“, sagt Mama, die nun nicht mehr ratlos ist, schnell. „Das
machen wir!“
Und das tun sie auch. Früh am Ostermorgen, als Papa noch schläft, machen
sich Lou, Mama und Opa auf den Weg. Sie kommen an Gärten vorbei, in
denen Osternester mit glitzernden Eiern und funkelnden Schokohasen darauf
warten, gefunden zu werden.
„Oh!“, sagt Mama. „Der Osterhase ist heute Morgen fleißig gewesen.“
Lou nickt und geht schneller. „Vielleicht treffen wir ihn noch“, sagt sie. Sie
rennt nun fast und Mama und Opa hasten keuchend hinter ihr her.
Bald haben sie die Felder erreicht. Dünne Nebelschwaden liegen über dem
Boden, an Gräsern und Pflanzen hängen Tautropfen wie Perlen an einer
Kette. Sie glitzern und funkeln im Licht der ersten Sonnenstrahlen. Schön
sieht das aus! Schöner als das Glitzern und Funkeln in den Osternestern,
findet Lou. Und echter.
„Osterhase!“, ruft sie über die Felder. „Wo bist du?“
„Osterhase!“, rufen auch Mama und Opa. „Wo bist du?“
Nichts. Kein Osterhase ist an diesem Morgen hier zu sehen.
„Das verstehe ich nicht“, brummt Opa. Er klingt enttäuscht. „Sonst wimmelt es
hier von Hasen.“
„Tja“, meint Mama und sie klingt ein bisschen verärgert. „Das war keine gute
Idee.“
„Ist doch klar“, sagt Lou. „Die Hasen sind alle unterwegs.“ Sie kichert. „Sie
müssen noch viele Osternester füllen.“
Da raschelt es in den Büschen am Feldrand.
„Der Osterhase!“, rufen Mama und Opa.
Der Osterhase? Ob es ihn wirklich in echt gibt? Lou starrt zu den Büschen
hinüber, dann geht sie langsam ein paar Schritte näher.
Es raschelt wieder und ein Reh jagt leichtfüßig über die Felder zum Wald
hinüber.
„Ein Reh!“, staunt Lou. „Toll! Wir haben ein Reh gesehen.“
„Und sieh nur“, ruft Mama. „Wie es glitzert und funkelt in den Büschen! Lass
uns dort mal nachsehen!“
„Vielleicht ist es ein Osterreh!“, überlegt Opa laut.
Ein Osterreh? Vorsichtig geht Lou zu den Büschen hinüber und findet dort ein
Nest mit glitzernden Ostereiern und einem funkelnden Schokohasen. Ja, und
wenn sie nicht zufällig drüben am Waldparkplatz Papas Auto gesehen hätte,
hätte sie die Sache mit dem Osterreh sogar beinahe geglaubt.
Das Osterkätzchen

Am Ostersonntag sind in den Gärten bunte Nester mit Eiern und Osterhasen
versteckt. Nur in Tims Osternest gibt es keinen Osterhasen. Nein, ein
schwarzes Katzenbaby liegt in einem Weidenkörbchen inmitten vieler bunter
Eier.
So etwas aber auch! Die Osterschokohasen sind erregt.
„Wenn es wenigstens aus Schokolade wäre!“, meint einer.
„Und glitzerbunt müsste es sein“, ruft ein anderer.
„Klare Sache.“ Die Hasen sind sich einig. Katzen haben in einem Osternest
nichts verloren. „Osterkätzchen gibt es nicht!“, rufen sie.
„Hasen legen auch keine Eier“, maunzt der Kätzchen.
Die Schokohasen aber halten sich die Bäuche vor Lachen.
„Hihi“, „Haha“ und „Hoho“, hallt es durch die Gärten.
Auch die Nachbarkinder lachen, als sie das Kätzchen in Tims Nest entdecken.
„Guck mal, ein Osterkätzchen!“, kichert Ben.
„Doof“ meint Maja und beißt in das Ohr ihres Schokohasen.
„Schokolade ist mir auch lieber“, grölt Max und isst seinen Hasen gleich
ratzeputz auf.
Tim aber macht sich nichts aus dem Gespött, und während sich seine
Freunde die Bäuche mit Schokolade voll stopfen, nimmt er das kleine,
schwarze Kätzchen zärtlich in den Arm.
Das Kätzchen schnurrt voller Wohlbehagen, und Tim drückt es noch fester an
sich. Wie lieb er es hat! Und nicht nur heute.
Das Glücks-Ei

Ein besonderes Osterei wollte das kleine braune Ei sein.


„Ich bin ein Glücks-Ei“, verkündete es, als es mit seinen Kollegen auf den
Eiermaler wartete. „Sehr glücklich werde ich sein und jedem, der mich sieht,
bringe ich Glück.“
Die anderen Eier lachten. „Träumer!“, sagten sie. „Das einzige Glück, das wir
bringen werden, ist ein sattes Gefühl im Magen der Menschen, die uns im
Osternest finden und aufessen. Nichts weiter.“
„Aufessen?“ Das Ei, das ein Glücks-Ei sein wollte, erschrak. „Ich will nicht in
einem hungrigen Bauch landen. Das passt nicht zu einem glücklichen Glücks-
Ei“, rief es, wobei es sich eigentlich unter ‚Glück‘ wenig vorstellen konnte. Es
hatte davon gehört, vorhin im Stall. „Ich wünsche dir viel Glück“, hatte ein
Mann zu einer Frau gesagt und die hatte dann lieb gelächelt.
Sehr hatte dieses Lächeln dem braunen Ei gefallen und es wünschte sich,
auch viel von diesem ‚Glück‘ zu haben.
Es sah die anderen Eier an. „Ich werde es finden, das Glück.“
Wieder lachten die anderen Eier. Sie lachten noch, als sie in die Farbentöpfe
gelegt wurden. Und weil sie so sehr lachten, zitterten und bebten ihre Körper
und die Ostereierfarbe fand nur ungleichmäßig einen Halt auf ihren Schalen.
Nur das kleine braune Ei, das nach dem Färben ein kleines rotes Ei geworden
war, hielt still. Als einziges makellos rotes Ei lag es später im Eierkorb.
„Ich bin eben ein Glücks-Ei „, sagte es stolz und blickte auf seine Kollegen mit
den schmierig verschwommenen Farben. „Und ich bin glücklich. Hört ihr?“
In diesem Augenblick griff eine Menschenhand in den Eierkorb. Sie nahm das
kleine rote Ei, das ein Glücks-Ei sein wollte.
„Dieses Ei ist perfekt“, tönte eine Stimme. „Wir nehmen es mit zum
Eierweitwurf-Wettkampf auf der Osterwiese. Die anderen Eier kommen in die
Osternester im Garten.“
Eierweitwurf? Irgendwie blickte das kleine rote Ei nun gar nicht mehr glücklich
drein und aus dem Eierkorb drangen seltsame Geräusche. Fast wie ein
Kichern klang es. Doch ehrlich, hast du schon einmal ein kicherndes Ei
gesehen?
Das reiselustige Osterei

Das gepunktete Osterei mochte nicht mehr mit den gelb-geringelten, lila-
getupften und blau-rot gestreifen Eiern neben dem Schokolade-Osterhasen im
Nest liegen bleiben.
„Man weiß nie, was einem hier so alles passieren kann“, murmelte es. „Der
große Hund könnte kommen und auf mich treten, der Fuchs könnte mich aus
dem Nest stehlen, oder der Rabe könnte meine Schale aufhacken. Als Osterei
lebt es sich gefährlich. Außerdem ist es langweilig, bloß hier im Nest
herumzuliegen. Man sieht nichts von der Welt. Jawohl!“
Das Ei war neugierig. Alles wollte es kennen lernen. Die Wiese, den Garten,
das Dorf, die ganze Welt.
„Ich habe keine Lust, von einem Kind entdeckt, aufgeklopft, gepellt und
gegessen zu werden“, sagte es. „Nein, nein, da gehe ich lieber auf Weltreise.“
Schnell sprang es aus dem Nest, rief „Tschüs“ und rollte auf die Wiese.
Viel gab es hier zu sehen: Bienen summten, Käfer krabbelten, Ameisen flitzten
umher, und eine Maus streckte den Kopf aus ihrem Mauseloch und bestaunte
das Ei.
„Die Welt ist schön“, freute sich das Ei und setzte seinen Weg fort.
In schnellem Tempo kullerte es die Straße hinab. Was für Spaß!
„Juchhu!“, rief es und kullerte und kullerte, und die rosa Punkte auf seinem
Schalenkleid wurden blass und blasser.
Auf einmal raste ein Auto an ihm vorbei.
Was für ein Schreck!
Gerade noch rechtzeitig konnte sich das Ei in den Straßengraben retten.
Da lag es nun und zitterte.
Von der großen weiten Welt hatte es erst einmal die Nase voll.
„Oje oje! Meine Farben sind futsch!“, heulte es auf. „Wie ein Osterei sehe ich
nicht mehr aus. Was nun?“
Traurig kuschelte es sich unter eine Löwenzahnblüte und wartete auf ein
Wunder.
„Vielleicht kommt ja doch noch ein Kind und freut sich, mich hier zu finden“,
hoffte es.
Ja, vielleicht.
Vielleicht aber wartet das Ei noch heute?
Pass auf, wenn du zur Osterzeit einen Spaziergang machst.
Vielleicht wartet das Osterei ja irgendwo auf dich!?
Hilfe für Pips, das Hasenkind

Zum ersten Mal durfte Pips, das Hasenkind, Ostereier bemalen.


„Hurra!“, rief er und sprang voller Freude auf. „Jetzt bin ich ein richtiger
Osterhase.“
Da passierte es: Seine Farbtöpfe kippten um, und die Farben malten einen
dicken, regenbogenbunten Streifen auf die Wiese. So ein Pech! Pips schämte
sich.
„Ferkel!“, johlten seine älteren Geschwister. „Du bist eben doch noch viel zu
klein zum Eierbemalen.“
Die Osterhasenmama aber schimpfte: „Was musst du auch immer so
herumzappeln! Am Ende reicht uns die Farbe nicht für alle Eier!“
Pips erschrak. Würden seinetwegen nun viele Eier weiß bleiben? Oje! Da
würden die Kinder aber traurig sein! Was tun?
„Ich werde neue Farbe holen“, versprach Pips. Er nahm zwei Farbtöpfe und
machte sich auf den Weg über die Wiese. „Irgendwo“, murmelte er, „werde ich
bestimmt Farbe finden.“
Pips sah sich auf der Weise um. Bunt ging es überall zu: Bienen steckten ihre
Köpfe in die roten, weißen, gelben und blauen Blütenköpfe, wie bunte
Farbklekse flatterten Käfer und Schmetterlinge von einer Blüte zur anderen,
und in den Sträuchern sangen Vögel ihr kunterbuntes Wiesenkonzert.
Pips aber konnte sich darüber nicht freuen. Alles war hier so bunt, nur
Ostereierfarbe gab es nirgends.
Er suchte weiter und fragte jeden, den er traf: „Habt ihr zufällig etwas
Ostereierfarbe übrig?“
Keines der Wiesentiere aber konnte ihm helfen.
Da setzte sich Pips ins Gras und weinte dicke Tränen. Ganz mutlos war er
geworden.
„Sei nicht traurig, Hasenkind“, hörte er auf einmal eine Stimme silberhell
singen: „Bunte Farben kannst du haben, ich geb dir ein paar von mir. Eines
aber musst du machen! Versprich mir: Du musst wieder lachen!“
Wer sang da? Pips blickte zum Himmel und sah einen bunten Regenbogen,
der genau über ihm stand.
“Hihi”, lachte Pips laut los. “Seit wann kann ein Regenbogen singen?”
Er lachte und lachte und… Aber was war das?
Der Regenbogen fing an zu weinen! Plop, plop, plop, tropfte eine Träne nach
der anderen silberblau und goldgelb in Pips´ Farbtöpfe.
Ohhh! Pips staunte. Solch schöne Farben hatte er noch nie gesehen. Wie sie
funkelten und glänzten! Und der Regenbogen weinte in einem fort weiter, bis
die Farbtöpfe regenbogenbunt vollgeweint waren.
„D-d-danke“, stammelte Pips. „D-d-danke schön.“
„Ich danke dir“, säuselte die Regenbogenstimme. „Ich habe mich so sehr über
deinen Regenbogenostereierfarbenstreifen auf der Wiese gefreut. Doch nun
lauf los! Bald ist Ostern, und du hast noch eine Menge zu tun.“
„Stimmt“, rief Pips aufgeregt. „Tschüs und danke. Ja, und frohe Ostern,
Regenbogen.“, rief er zum Himmel hinauf.
Dann hoppelte er so schnell er konnte mit seinen Töpfen voller toller
Regenbogenostereierfarben nach Hause.
Der „Oster“-Hund

Am Ostersonntag begrüßte Papa Lena, Tim und Tommi mit einem breiten,
zufriedenen Lächeln. „Der Osterhase war da“, verkündete er mit
geheimnisvoller Stimme.
„Der Osterhase?“ Zweifelnd sah Lena Papa an. „Den gibt es nicht“, sagte sie.
Tim nickte. „Stimmt! Das haben Alex und Lisa gestern auch gesagt.“
„Schad!“, meinte Tommi. „Ich hätte gerne Ostereier im Garten gesucht.“
„Papperlapapp! Den Osterhasen gibt es wohl. Ich habe ihn doch vorhin selbst
gesehen! Na, seid ihr nicht neugierig?“
Skeptisch äugten Lena, Tim und Tommi zu Papa hinüber, der es vor Ungeduld
fast nicht mehr auszuhalten schien.
„Wir können ja mal nachsehen“, meinte Tim.
„Zuerst“, rief Mama aufgeregt, „müsst ihr Bärli suchen! Dieser freche Streuner
ist mir vorhin wieder einmal entwischt.“
Bärli war weg? O je. Sofort machten sich Lena, Tim und Tommi auf die Suche
nach dem Hund. Überall in der Nachbarschaft suchten sie, aber ihr geliebtes
Bärli fanden sie nicht.
Was nun? Traurig sahen sich die Kinder an. Bärli war ihnen doch viel wichtiger
als Ostern, Weihnachten und alle Geburtstage zusammen! Wo aber konnte er
bloß stecken?
„Vielleicht liegt er im Garten und schläft?“, meinte Lena.
Stimmt. Im Garten hatten sie noch nicht nachgesehen. Suchend eilten die
Geschwister mit Papa im Schlepptau durch den Garten, aber auch hier war
keine Spur von Bärli zu sehen.
Nur Papa war auf einmal sehr aufgeregt. „Wo sind denn meine Osternester?“,
rief er entsetzt. „Verschwunden sind sie!“
Ganz blass war Papa geworden.
Die Geschwister sahen sich wissend an. „Bärli!!!“, sagte Lena und grinste! „Ich
glaube, ich weiß, wo er steckt.“
Und während Papa wie aufgescheucht durch den Garten sauste und unter
Büschen, Blumenbüscheln und Grashalmen seine Osternester suchte,
machten sich die drei auf den Weg zu Bärlis Geheimhöhle unter der
Kellertreppe.
„Wetten, dass er dort liegt und pennt?“, grinste Tim.
„Und wetten, dass er Papas Osternester ausgeräubert hat?“, kicherte Lena.
„Hoffentlich geht es ihm gut“, seufzte Tommi.
Und wirklich, mit verschmiertem Schokoladenmaul lag Bärli inmitten von
Osternesterstroh, zerfetzten Osterhasen, Glitzerpapierresten und bunten
Ostereiern in seiner Höhle und schlief.
Wie mussten Lena, Tim und Tommi da lachen!
„Ostereierdieb!“, riefen sie und lachten und lachten.
Papa aber fand die Sache mit Bärlis Raubzug im Garten gar nicht lustig.
„Bärliii!!!“, brüllte er. „Du Schlingel hast alle Osternester geplündert? Pfui!
Böser Hund!“
„Hihi, Bärli ist ein Osterhund“, kicherte Lena. „Er hat die Ostereier und
Osterhasen geklaut.“
„Aber er hat sie nicht alle aufgefressen“, sagte Tommi.
„Seht, wie ordentlich er ist“, tröstete Tim. „Alles, was er im Garten gefunden
hat, hat er fein in seine Höhle getragen. Toller Hund!“
„Ja, toller Hund!“, giftete Papa, doch als Bärli ihn mit großen Augen treuherzig
anblickte, konnte auch er sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Dann gibt es
dieses Jahr eben keine Osternaschereien“, sagte er mit einem versöhnlichen
Lächeln.
„Hauptsache, Bärli ist wieder da!“, riefen Lena, Tim und Tommi wie aus einem
Mund, und sie nahmen ihren tollen, ordentlichen „Oster“-Hund ganz fest in die
Arme.
Wie ist das mit dem Osterhasen?

Wie ist das mit dem Osterhasen? Das wollen Mia und Max nun genau wissen.
Gibt es ihn oder gibt es ihn nicht? Mia und Max kennen ihn nur aus Büchern
oder als Schokohase.
„Eigentlich“, meint Max, „kann ich nicht glauben, dass Hasen Eier legen und
die auch noch bunt bemalen.“
„Und dass sie mit einem Eierkorb auf dem Rücken durch die Gegend hüpfen,
kann ich mir schon dreimal nicht vorstellen“, kichert Mia. Dann wird sie ernst.
„Mama und Papa schwindeln uns aber doch nicht an, oder?“
Max schüttelt den Kopf. „Mama sagt, Schwindeln ist gemein.“
„Stimmt.“ Mia denkt nach. Zu gerne würde sie sehen, wie der Osterhase durch
den Garten hüpft und Eier in die Nester legt. Aber wie?
„Ich hab eine Idee“, sagt Max. „Wir beobachten am Ostermorgen den Garten.
Ganz einfach, oder?“
Mia nickt. „Gute Idee. Irgendwann muss der Osterhase ja kommen.“
Gesagt! Getan! Am Ostermorgen sitzen Mia und Max schon sehr früh am
Fenster auf Wachtposten. Es ist noch dunkel draußen und ein bisschen
nebelig. Unheimlich sieht der Garten aus, und wie ein Grusel-Nebelgeist
streckt der Kirschbaum seine Äste in die Luft.
„Also jetzt“, meint Mia, „möchte ich nicht im Garten sein.“
„Da hinten wird´s schon hell“, beruhigt sie Max. „Vorher kommt der Osterhase
sowieso nicht. Oder, glaubst du, der tappt im Dunkeln herum?“
„Nööö“, meint Mia.
Dann beobachten die beiden aufmerksam den Garten, und vor lauter
Hinausstarren legt sich ihnen der Nebel wie ein Schleier über die müden
Augen.
Da, plötzlich, raschelt es beim Haselstrauch!
Mia schreckt hoch. „D-daaa!“, ruft sie. „D-der Osterhase!“
„Der Osterhase?“ Schnell reißt Max die Augen auf. „Toll! Wir haben ihn.“
Komisch. Taghell ist es draußen, und die Sonne scheint.
Mia und Max wundern sich. Gerade war es doch noch so grausig finster und
nebelig!? Oder haben sie die Zeit verschlafen? Aufgeregt starren die beiden
zum Haselstrauch hinüber, wo der ´Osterhase´ gerade seine Eier versteckt.
„Er ist es!“, ruft Mia. „Ganz bestimmt. Juchhu!“
Da taucht der ´Osterhase´ auch schon hinter den Büschen auf. Er macht
„miau“ und kommt zu ihnen herüber stolziert.
„Das ist ja bloß Felix!“ Enttäuscht starren Mia und Max Kater Felix an, der
erwartungsvoll zu ihnen herauf blickt.
„Hast du den Osterhasen gesehen?“, fragt Mia.
Felix aber scheint sich nichts aus Osterhasen zu machen. Er maunzt und
marschiert mit hoch erhobenem Schwanz weiter.
„Und wo ist der echte Osterhase?“, fragt Mia enttäuscht.
„Vielleicht kommt er ja noch“, meint Max. Im gleichen Augenblick sieht er
etwas im Gras silbern blinken. „Ein Osterei“, ruft er. „Ich glaube, der Osterhase
war schon da!“
„Aber ja“, ruft Papa fröhlich von der Terrasse herüber. „Frohe Ostern, ihr
Langschläfer!“
„Frohe Ostern“, rufen Mia und Max kleinlaut zurück.
Hatten sie ihn also verpasst, den Osterhasen. So ein Pech! Nächstes Jahr
aber würde er ihnen nicht mehr entkommen. Wie die Luchse würden sie
aufpassen. Und einschlafen würden sie auch nicht wieder. Logo!
Wie aus dem kleinen Angsthäschen ein
Muthase wurde

Vor gar nicht allzu langer Zeit brachte Mama Hase im Frühling fünf
Hasenbabys auf die Welt. Es waren drei Hasenjungen und zwei
Hasenmädchen. Und wie niedlich und kuschelig sie waren! Und wie klein!
Einer der Hasenjungen war besonders klein und zart, die Hasenmama
nannte ihn Pico und passte immer besonders gut auf ihn auf. Sie gab acht,
dass seine Geschwister Nina, Lisa, Pucki und Paul ihn nicht beiseite
drängten, wenn es Essenszeit war, und dass sie ihm nicht weh taten, wenn
sie herumtobten. Er war ja noch sooo klein!! Aber Pico tobte auch nicht
gerne, am liebsten kuschelte er sich an seine Mama und sah den anderen
beim Spielen zu.
Am Anfang waren alle Hasenkinder damit zufrieden, bei ihrer Mama im
Hasenbau zu spielen, aber je älter sie wurden, umso mehr drängte es sie,
die Welt zu erkunden. Und endlich war es soweit! Sie durften das erste mal
heraus, um ihre Umgebung kennen zu lernen. Die Hasenmama ermahnte sie
noch einmal, nicht allzu weit weg zu laufen und nicht zu vergessen sich vor
Hund und Fuchs in acht zu nehmen. Und los ging’s! Alle Hasenkinder
stürmten der Mama hinterher auf die Wiese, die saftig grün unter
strahlendem Himmel vor ihnen lag.
Nur einer stürmte nicht hinterher. Pico traute sich nicht, er hatte Angst. Wer
weiß, was ihn dort draußen erwartet? Vorsichtig steckte er sein kleines
Köpfchen aus dem Hasenbau heraus und schaute seiner Mama und den
Geschwistern hinterher. Eigentlich war er schon sehr neugierig auf die Welt,
es sah ja auch alles so schön aus, der Himmel war strahlend blau, die Sonne
lachte vom Himmel herunter, die Wiese sah saftig und lecker aus und
überall blühten dort kleine Blümchen.

Pico war hin- und hergerissen. Ach, wenn er sich doch nur trauen würde!!
„Pico! Was ist denn? Warum kommst du denn nicht?“ Die Hasenmama
hoppelte zurück zu Pico und sah ihn fragend an. „Ach Mama, ich trau mich
nicht!“, gestand er ängstlich. „Mein kleiner Pico, du brauchst doch keine
Angst zu haben, ich bin doch bei euch. Es gibt nichts Gefährliches auf dieser
Wiese. Nun komm schon Pico! Nur Mut! Ich bleib auch dicht bei dir!“ Die
Hasenmami stupste Pico zärtlich aus dem Hasenbau hinaus. Nach einiger
Zeit auf der Wiese wurde er mutiger und er entfernte sich auch mal hin und
wieder von seiner Mama, kostete das herrliche Grün und entdeckte seine
Umgebung.
Aber es war nicht das letzte Mal, dass Pico sich etwas nicht traute und
ängstlich war. Er traute sich nie weit weg von seinem Bau, war sowieso am
allerliebsten in der Nähe seiner Mama und begleitet seine Geschwister
selten zu größeren Erkundungstouren. Schon bald nannten ihn seine
Geschwister nicht mehr Pico, sondern nur noch „Angsthäschen“. Seine
Mama versuchte immer ihn zu ermutigen: „Pico, warum gehst du nicht mit
deinen Geschwistern hinunter zum Bach, dort gibt es herrlichen Löwenzahn
und bestimmt viel zu entdecken für kleine Hasenkinder! Wovor hast du
denn nur solche Angst?“
„Ach, Mama ich weiß das gar nicht so genau. Ich trau mich einfach nicht.
Kannst du nicht mitkommen?“
„Tut mir Leid, Pico, ich kann jetzt nicht mitkommen, ich bekomme gleich
Besuch von deiner Tante. Nun geh doch ruhig, lauf schnell deinen
Geschwistern hinterher. Du brauchst wirklich keine Angst haben. Es gibt
dort nichts, wovor du dich fürchten musst.“ Aber Pico fand den Mut nicht, er
hatte Angst, schaute aber sehnsüchtig seinen Geschwistern hinterher, die
lachend die Wiese hinunter hoppelten. Ach, wenn er sich doch nur trauen
würde!!!
Obwohl seine Geschwister ihn „Angsthäschen“ nannten, bemühten auch sie
sich, Pico die Angst zu nehmen und ermutigten ihn, sich bei ihren
Streifzügen anzuschließen. „Pico, wir wollen hinüber zu Familie
Mümmelmann, wir wollen mit den Hasenkindern eine Hasenolympiade
machen, wer am schnellsten laufen oder springen kann. Kommst du mit?“
„Ach, ich bleib lieber hier. Ich bin ja eh der Kleinste und ihr könnt das
sowieso alles viel besser als ich, und dann lachen mich die anderen nur aus.“
Und so gingen seine Geschwister alleine. Ach, wenn er sich doch nur getraut
hätte!!

Aber eines Tages wurde alles anders. Es war ein herrlicher Sommertag, Pico
saß zufrieden vor dem Hasenbau und genoss die warmen Sonnenstrahlen
auf seinem Pelz. Plötzlich hörte er seine Schwester rufen: „So ein Mist, ich
habe meine Pfote in diesem blöden Baumstamm eingeklemmt. Kann mir
mal jemand helfen? Ich komm hier nicht raus!!!“ Pico sah sich um, außer ihm
war niemand in der Nähe, also machte sich Pico auf, um Lisa zu helfen.
Plötzlich blieb er wie erstarrt stehen. In einiger Entfernung sah er den Fuchs
am Waldrand umherstreifen. Noch hatte der Fuchs weder ihn noch seine
Schwester entdeckt, aber es würde nicht lange dauern, bis er auf sie
aufmerksam würde. Pico hatte furchtbare Angst, am liebsten wäre er zurück
in den sicheren Bau gelaufen. Aber was würde dann aus Lisa werden? Jetzt
hatte auch seine Schwester den Fuchs entdeckt, duckte sich an den
Baumstamm, war mucksmäuschen still und blickte flehend zu Pico hinüber.
Pico saß noch immer wie angewurzelt auf der Wiese und blickte
abwechselnd vom Fuchs zu Lisa. Er wusste, er musste ihr helfen, sonst würde
der Fuchs sie holen, aber er hatte so furchtbare Angst, dass er sich nicht
rühren konnte. Dann nahm er aber all seinen Mut zusammen und rannte
los. Bei Lisa angekommen, blickte er noch einmal hinüber zum Fuchs. Gott
sein Dank! Der hatte ihn und seine Schwester immer noch nicht entdeckt.
„Pssst Lisa, sei ganz ruhig. Ich werde jetzt versuchen, deinen Fuß zu
befreien.“ Lisa bibberte vor Angst, Picos Herz schlug ihm bis zum Halse und
er mühte sich ab, Lisas Fuß zu befreien. Aber der saß ziemlich fest. Pico
schaute wieder hinüber zum Fuchs und erstarrte für einen kleinen Moment
vor Schreck. Der Fuchs hatte sie gesehen! Schon kam er zu ihnen
herübergelaufen. Lisa fing vor Angst an zu weinen. Picos Instinkt sagte:
„Weglaufen!“ Aber er lief nicht weg und zog noch einmal kräftig an Lisas
Pfote. Der Fuchs hatte schon die Hälfte des Weges zurückgelegt. Pico zog
noch einmal und schwupp, war die Pfote befreit.
„Lauf! Lisa lauf!!“, schrie Pico und rannte selber los. Nun liefen beide dicht
gefolgt von dem Fuchs um ihr Leben und erreichten in letzter Sekunde den
sicheren Hasenbau. Der Fuchs blieb ärgerlich davor stehen und machte sich
kurze Zeit später wieder aus dem Staub.
„Oh, Pico! Das war aber knapp! Danke schön! Unser kleines Angsthäschen
hat mich gerettet! Du bist ein wirklicher Held! Ab jetzt nenne ich dich nie
wieder Angsthase, du bist nämlich ein richtiger Muthase!“
Als die Eltern und Geschwister zu Hause eintrafen, erzählte Lisa, was
geschehen war und alle waren sehr stolz auf Pico und jubelten: „Unser
kleiner Pico ist der Größte!“ Pico war ganz beschämt und ein wenig stolz,
dass er seine Angst überwunden hatte. Auch später hatte er noch hin und
wieder Angst, aber nun wusste er, wenn es wirklich nötig war, konnte er sie
überwinden.

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