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Theorie zu Serie 5

erstellt von A. Menichelli

11. November 2018

1 Das linearelastische Stoffgesetz


Das linearelastische Stoffgesetz beschreibt den Zusammenhang zwischen der Spannung und der
Dehnung, während der linearelastischen Phase der Belastung. Die Proportionalitätskonstante stellt
das Elastizitätsmodul dar.
σ =E·ε
Am Anschaulichsten ist das Ganze, wenn man ein Spannung-Dehnung-Diagramm eines Zugversu-
ches anschaut:

Bemerkung: Beim Zugversuch wird eine Probe auseinandergezogen, bis sie bricht. Während dem
Versuch misst eine Maschine die Verschiebungen in der Probe und schreibt alle Werte auf. Das Re-
sultat davon ist dieses Diagramm. Man erkennt, dass es vereinfacht zwei Phasen hat: die plastische
und die linearelastische Phase. Der Unterschied ist, dass wenn man, während der elastischen Pha-
se, aufhört den Körper auseinanderzuziehen, der Stab in die Anfangsgeometrie zurückgeht. Wenn
man aber bis in die plastische Phase dehnt, bleiben die plastische Verformungen auch nachdem
man aufhört, am Stab zu ziehen. Wir konzentrieren uns nur auf die linearelastische Phase.

1.1 Der Elastizitätsmodul


Der Elastizitätsmodul E ist eine Materialkonstante, die uns sagt, wie stark das Material dehnungs-
willig ist. Im Spannung-Dehnung-Diagramm stellt er die Steigung der linearelastischen Phase dar.

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Theorie zu Serie 5 Mechanik 2: Deformierbare Körper FS 2019

In anderen Worten kann man sagen, dass je grösser der E-Modul ist, desto grössere Spannungen
werden benötigt, um das Material zu verformen.

1.2 Das Schubmodul


Das Schubmodul G ist analog zum E-Modul eine Brücke zwischen der Spannung und der Dehnung.
Nun aber ist von der Normalspannung und der Normaldehnung nicht mehr die Rede, sondern von
der Schubspannung und der Schubdehnung.

τxy = G · γxy

Den Zusammenhang zwischen dem G- und dem E-Modul wird durch die folgende Gleichung be-
schrieben:
E
G=
2(1 + ν)

1.3 Die Dehnung


Im Falle von Zug- oder Druckspannungen existiert, neben den Verschiebungsableitungen, auch eine
weitere Definition der Dehnung:
4l
ε=
l0
In anderen Worten gesagt, beschreibt die Dehnung das Verhältnis zwischen der Verlängerung 4l,
die durch die Belastung verursacht wurde und der Anfangslänge l0 des Bauteils.

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Theorie zu Serie 5 Mechanik 2: Deformierbare Körper FS 2019

2 Die Querkontraktionszahl
Man könnte meinen, dass während eines Zugversuchs, nur Dehnungen entlang der Belastungsrich-
tung (also in Längsrichtung) auftreten. Unter der Annahme, dass sich das Volumen des Körpers
nicht ändert, ist dies aber falsch. Um die Ausdehnung bzw. Stauchung in die Längsrichtung auszu-
gleichen, wird sich der Körper auf den Seiten gleichmässig zusammenziehen bzw. ausweiten. Das
Verhältnis zwischen der Längsdehnung und der Seitendehnung beschreibt die Querkontraktions-
zahl ν (auch Poisson-Zahl genannt). Eine oft vorkommende Querkontraktionszahl ist die von Stahl
(νStahl = 0.3).
εlängs
ν=−
εquer
In der Formel haben wir ein Minusvorzeichen, weil (egal ob wir eine Druck- oder Zugbelastung
haben) die Dehnungen immer in verschiedene Richtungen gehen werden, um sich gegenseitig zu
kompensieren. Es gibt aber auch Materiale mit negative Querkontraktionszahlen, die sich während
der Stauchung bzw. Dehnung auch seitlich zusammenziehen bzw. ausweiten.

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3 Nachgiebigkeits- und Steifigkeitsmatrix


In der Vorlesung wurde gezeigt, dass, wenn man die Zusammenhänge des E- und G-Moduls und der
Querkontraktionszahl verbindet, man zwei grosse Matrizen bekommt. Die Nachgiebigkeitsmatrix
[H], die den Spannungszustand als Dehnungszustand abbildet und ihre Inverse, die Steifigkeitsma-
trix des Stoffgesetzes [k], die den Dehnungszustand in einem Spannungszustand überführt.

Nachgiebigkeitsmatrix [H]:
    
x 1 −ν −ν 0 0 0 σx
 y   −ν 1 −ν 0 0 0   σy 
 
   
 z 
 =  1  −ν −ν 1 0 0 0   σz 
 
xy  E  0 0 0 1+ν 0 0  τxy 
 
  
yz   0 0 0 0 1+ν 0  τyz 
zx 0 0 0 0 0 1+ν τzx

Steifigkeitsmatrix des Stoffgesetzes [k]:


   1−ν ν ν  
σx 1−2ν 1−2ν 1−2ν
0 0 0 x
ν 1−ν ν
 σy 
 

 1−2ν 1−2ν 1−2ν
0 0 0  y 
 
ν ν 1−ν
 = E 
 σz  0 0 0  z 
  
1−2ν 1−2ν 1−2ν
τxy  1 + ν  0 0 0 1 0 0 xy 
 
  
τyz   0 0 0 0 1 0 yz 
τzx 0 0 0 0 0 1 zx

Alternativ kann auch mit der folgenden Gleichung gerechnet werden:


 
E νεI
T = E+ ·I
1+ν 1 − 2ν

Wobei εI die erste Invariante ist.

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4 Die thermische Dehnung


Falls man einen Körper erwärmt, dehnt er sich wegen der erhöhter Teilchenbewegung im Innern
gleichmässig in jede Richtung aus. Dieser Erwärmungsfaktor darf bei den Dehnungen nicht immer
vernachlässigt werden. Die Verlängerung des Körpers ist folgenderweise definiert:

4l = l0 · α 4 T

α steht in dieser Gleichung für den Wärmeausdehnungskoeffizient und 4T für die Temperaturände-
rung. Der Wärmeausdehnungskoeffizient ist eine Materialkonstante und sagt uns wie dehnungswil-
lig unseres Material ist, wenn er erwärmt wird.
Falls man diese Gleichung in der Definition der Dehnung aus dem Kapitel 1.3 dieses Theorieblattes
einsetzt (ε = 4l
l0
), kommt man zur Gleichung für die thermische Dehnung:

εtherm = α · 4T

Da die thermische Dehnung zu den restlichen Dehnungen, die durch die Spannungen verursacht
werden, addiert werden kann, kann man die oberen Gleichung mit der Nachgiebigkeitsmatrix mit
der thermischen Dehnung ergänzen und wir erhalten diese allgemeine Gleichung:
      
x 1 −ν −ν 0 0 0 σx α4T
 −ν 1 −ν
  σy   α 4 T 
 y  0 0 0     
  
  = 1  −ν −ν 1   σz  +  α 4 T 
 z   0 0 0     
xy  E  0 0 0 1+ν 0 0   τxy   0 
   
  
yz   0 0 0 0 1+ν 0   τyz   0 
zx 0 0 0 0 0 1+ν τzx 0

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