10 Verbindungstechniken
Inhaltsverzeichnis
10.1 Verbindungsmittel
Holz-Stahl-Klebeverbund S. 749
HSK-Systeme S. 757
Ausziehwiderstand von in Brettschichtholz eingeklebten Gewindestangen S. 761
GSA – Technologie S. 769
Holzrahmenbauten sicher auf Zug verankern S. 773
Moderne Verbindungsmittel S. 775
Der Jumbo - Wellennagel als tragendes Verbindungselement S. 777
Bemessungsvorschläge für Verbindungsmittel in Brettsperrholz S. 785
Korrosionsverhalten von Baumetallen bei Holzkontakt S. 797
10.2 Klebstoffe
Kleben im Holzbau - Stand der Technik und Qualitätssicherung S. 807
Lignofast – ein Quantensprung in der Klebstofftechnologie S. 815
Elastisch nachgiebige Klebefuge für Brettschichtholz S. 819
Optimierung geklebter Holzverbindungen S. 825
Verklebung von wärmebehandeltem Buchenholz S. 833
Blockverleimung S. 839
10.3 Fügetechniken
Schweißen von Holz S. 845
Textile Verbindungen S. 851
ZUKUNFT 745 10 VERBINDUNGSTECHNIKEN
H O L Z EINLEITUNG
10 Verbindungstechniken
Einleitung
Auf den Zusatzprodukten wie Kleber und Verbin- daher entfällt eine zeitaufwendige Konditionie-
dungsmitteln gründet heute ein großer Teil des rung und Rückkühlung des Holzes.
technischen Anwendungspotenzials des Baustof-
fes Holz. Ohne den Einsatz von Klebern und die Während der Entwicklung des oben genannten
damit verbundene Brettschichtholzentwicklung Zweikomponenten-Klebers wurde rasch klar, dass
wären weit gespannte Konstruktionen nicht die hohe Reaktionsgeschwindigkeit der neuen
denkbar. Ähnliches gilt für Verbindungsmittel aus Klebstoffe auch neue Misch- und Verfahrenspro-
Stahl. Jedoch scheint das Entwicklungspotential zesse bedingen. Herkömmliche Methoden und
vieler Verbindungstechniken – seien es eingeführ- Anlagen sind dafür ungeeignet. Gefragt sind spe-
te Produkte oder Neuentwicklungen – noch lange zielle Mischer für die zwei Komponenten und
nicht ausgeschöpft. kontinuierliche Pressprozesse beim Fügen. Damit
sind bereits kommerzielle Anwendungsgebiete
definiert: Polyurea-Klebstoffe eignen sich nicht
für eine manuelle Verarbeitung, zeigen aber ein
viel versprechendes Potential für automatisierte
Hochgeschwindigkeitsprozesse. Gefragt ist u.a.
ein schneller Reinigungsmechanismus für die
Mischkammer. Die notwendigerweise modifizier-
ten Verarbeitungsanlagen für diese neue Kleb-
stoffgeneration sollen ab 2010 zur Verfügung
stehen.
ze bestätigen. Vor allem die neuen Klebefugen durch Aufsprühen auf die Fügeteiloberfläche bei-
müssen beweisen, dass sie den vielfältigen An- gefügt werden muss, um eine genügende Aus-
forderungen der Baupraxis – wie zum Beispiel der härtung zu erreichen. Wird Thermoholz zusam-
Dauerhaftigkeit bei Bewitterung – gewachsen men mit unbehandeltem Holz verwendet, sind
sind. erhöhte Spannungen in den Klebfugen zu be-
rücksichtigen. Versuche zur natürlichen Bewitte-
Thermoholz aus Buche gut verklebbar rung, die an Fensterprofilen aus thermisch be-
Vermehrt wird bei Bauten und Ausbauten ther- handeltem und unbehandeltem Buchenholz
misch vergütetes Holz eingesetzt. Seine Eigen- durchgeführt wurden, zeigen nach einer einjähri-
schaften werden durch diese Wärmebehandlung gen Bewitterung den deutlichsten Unterschied
beeinflusst, die veränderten Eigenschaften hän- der verringerten Spannungen zwischen thermisch
gen wesentlich von Art und Intensität der Be- behandeltem und unbehandeltem Holz. Insge-
handlung ab. Die deutlichsten Änderungen sind samt weisen thermisch behandelte Bauteile wie
die Reduzierung der Gleichgewichtsfeuchte, der zum Beispiel Fensterelemente der Holzart Buche
Festigkeit, der Quellung/Schwindung und des pH- einen richtigen Weg.
Wertes und die damit verbundene Erhöhung der
natürlichen Resistenz. Einige dieser Eigenschaft- „Kleben“ mit holzeigenen Substanzen
enänderungen haben einen Einfluss auf die Ver- Einen ganz anderen Ansatz der klebenden Holz-
klebung von wärmebehandeltem Holz. Der Bei- fügung verfolgt der Beitrag „Holzschweißen“
trag „Verklebung von wärmebehandeltem Bu- (Christelle Ganne-Chédeville). Bereits in den
chenholz“ (Thomas Schnider, Peter Niemz, And- 1990er Jahren wurden Untersuchungen über die
reas Hurst) untersucht Thermoholz auf seine reibungsinduzierte Aktivierung von thermoplasti-
Verklebbarkeit. schen und duroplastischen Klebstoffen durchge-
führt. Im Jahr 2002 wurde erstmals eine Verbin-
Im Rahmen dieser vorliegenden Arbeit wurde in- dung von Holzteilen ohne Bindemittel unter dem
dustriell im Autoklav wärmebehandeltes Buchen- Einsatz der so genannten Linearvibrations-Tech-
holz (Fagus sylvatica L.) mit unterschiedlichen Be- nologie untersucht. Dabei konnte durch die vibra-
handlungsintensitäten und zu Vergleichszwecken tionsbedingte Wärmeentwicklung auf den Holz-
unbehandeltes Buchenholz mit verschiedenen oberflächen eine intensive thermoplastische Ver-
Klebstoffen verklebt. Anschließend wurde die änderung des Lignins erzeugt werden. Die Ver-
Scherfestigkeit im Normalklima, bei verschiedener flüssigung der Bestandteile der Mittellamellen im
Holzfeuchte (Verklebung und Prüfung) und nach Holzgewebe tritt ein, wenn innerhalb kurzer Zeit
einer mehrwöchigen Wechselklimalagerung eine Temperatur von über 200°C in der Schweiß-
(feucht/trocken) geprüft. Durch die Feuchteände- fuge erreicht wird.
rung entstanden erhebliche Spannungen in den
Klebfugen, zurückzuführen auf das allgemein Das geschmolzene Lignin kann sich an der Ver-
eingeschränkte Stehvermögen des Holzart Buche. bindungsstelle wie ein Klebstoff verteilen und
härtet nach der Abkühlung aus. Mit diesem Ver-
Generell wiesen die 1K-PUR-Klebstoffe eine gute fahren können hochwertige und umweltfreundli-
Verklebungsgüte des thermisch behandelten Hol- che Holzverbindungen ohne Klebstoff oder zu-
zes auf. Dabei ist zu beachten, dass bei der Ver- sätzliche Additive hergestellt werden. Die Vorteile
wendung von 1K-PUR auf dem feuchtereduzier- der Holzschweiß-Technologie liegen in den kur-
ten Thermoholz dem Klebstoff Zusatzwasser zen Prozesszeiten und sehr guten Ökobilanz der
ZUKUNFT 747 10 VERBINDUNGSTECHNIKEN
H O L Z EINLEITUNG
damit produzierten Produkte. Der erwartete Nut- Stahlquerschnitte in das Holz eingeklebt, wobei
zen beim Einsatz dieser Technologie in der Holz der Einsatz von Stahlstäben bereits in der Holz-
verarbeitenden Industrie sind eine deutliche Re- bau-Norm DIN 1052 angeführt wird. Jüngste Ver-
duktion der Produktionskosten und eine Verbes- suche zeigten, dass Gewindestangen, die z.B. in
serung der Konkurrenzfähigkeit der Holzverarbei- Brettschichtholz eingeklebt wurden, höhere Aus-
tung. ziehwiderstände aufweisen als international pub-
lizierte Bemessungsansätze zulassen würden. In
Kraftschlüssige Holz-Beton-Elemente die Praxis umgesetzt wären danach künftig weni-
Die bereits in Kapitel 9 beschriebenen Holz-Be- ger Verbindungsmittel vonnöten mit der Folge,
ton-Verbundelemente erfreuen sich z.B. aufgrund dass die Kosten bestimmter Holzkonstruktionen
Ihrer geringen Schwingungsanfälligkeit wachsen- gesenkt und die Wettbewerbsfähigkeit zu ande-
der Beliebtheit. Der Beitrag „Holz-Beton-Platten ren Baustoffen erhöht werden könnte.
mit Klebeverbund“ (Maurice Brunner, Marco
Schnüriger, Michael Roemer) greift diese positive Ebenfalls erforscht wird derzeit die Verklebung
Entwicklung auf und beschreibt als aktuelle Ent- nicht-stabförmiger Metallteile wie zum Beispiel
wicklungsvariante die kraftschlüssige Verklebung Lochbleche oder Rohrverbinder. Das Potenzial
von Holz und Beton. In einer ersten Projektphase dieser eingeklebten Stahlteile als innovative Ver-
wurde die Herstellungstechnik des “Nass-in-nass- bindungsmittel im Holzbau ist hoch und ihre Vor-
Verfahrens“ untersucht und optimiert. Dabei teile liegen auf der Hand: Über nur kurze Einkle-
konnte ein geeigneter Zweikomponenten-Epoxid- belängen können hohe Lasten aufgenommen
Klebstoff gefunden werden, der 90 Minuten vor werden, und dies bei einer minimalen Schwä-
Eingießen des Ortbeton auf die Holzelemente chung des Holzquerschnitts.
aufgebracht wird.
Tragfestigkeit und Steifigkeit sowie durch sein „Korrosionsverhalten von Baumetallen bei Holz-
„duktiles“ Verhalten aus. Duktile Konstruktions- kontakt“ (Beate Gläser, Dirk Kruse, Norbert
details sind im Bauwesen insofern wichtig, da ei- Rüther). Die Möglichkeiten des Korrosionsschut-
ne duktile Verbindung ihr Versagen frühzeitig zes sind im Holzbau bisher nur sehr bedingt an-
und gut sichtbar „ankündigt“. Insgesamt zeigen gekommen. Dies liegt auch an der diesbezüglich
die Verbindungen mittels Gewinde-Stangen- veralteten Norm (DIN 1052:2004-08), welche vie-
Anker, wie große Lasten mit wenig Stahleinsatz le Techniken, wie beispielsweise die Nanopartikel
ein- und umgeleitet werden können bei gleichzei- basierten Schutzschichten, nicht einschließt. Die-
tiger Ausschöpfung der Leistungsfähigkeit des se normative Lücke stellt ein echtes Innovations-
Holzes. hindernis dar und nur wenige Planer und Bau-
herrn bewegen sich auf dieses „juristische Glatt-
Korrosionsschutz im Holzbau eis“.
Einen ganz anderen Blickwinkel auf Metalle als
Verbindungsmittel im Holzbau liefert der Beitrag
ZUKUNFT 749 10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.1 VERBINDUNGSMITTEL
H O L Z HOLZ-STAHL-KLEBEVERBUND
10.1 Verbindungsmittel
Holz-Stahl-Klebeverbund
Leander Bathon, Oliver Bletz, Jens Schmidt Für den Einsatz von Holz-Stahl-Klebeverbin-
dungen ist es grundsätzlich erforderlich, die in
1 Allgemeines DIN 1052: 2008 geforderte Temperaturbestän-
Unter Holz-Stahl-Klebverbund wird eine Techno- digkeit der Klebeverbindung bei mindestens 60°C
logie verstanden, bei der Stahlquerschnitte in nachzuweisen. In Abb. 2 ist hierfür exemplarisch
Holz eingeklebt werden. Hierbei dürfen gemäß ein im Rahmen solcher Temperaturbeständig-
DIN 1052:2008 Stahlstäbe eingesetzt werden. An keitsuntersuchungen vorgenommener Zugver-
der MPA Wiesbaden hat man zudem zahlreiche such (GEWI) dargestellt.
Untersuchungen zu nicht stabförmigen Metalltei-
len durchgeführt, die in Holz eingeklebt wurden
(z.B. Streckmetalle, Rohrverbinder, Lochbleche).
Die positiven Untersuchungsergebnisse konnten
in ersten Pilotprojekten umgesetzt werden (z.B.
Abb. 1).
Einsatz gekommenen Rohrverbinder vom Typ sehr ästhetisch, da sie von außen in der Regel
HSK-RV-T5 bestehen aus Stahl S235JR, die aus ei- nicht sichtbar sind. Das Stahlbauteil ist letztlich
nem 3 mm starken Stahlrohr heraus gefräst wer- durch die innen liegende Positionierung im Holz-
den und mit einem doppelseitigem Gewinde mit bauteil sowie die umgebende Klebstoffschicht vor
einer Steigung von 3 mm versehen sind. Die Korrosion geschützt. Wie durch praktische Unter-
Kopfplatte enthält ein M16 Gewinde für mögli- suchungen an der MPA Wiesbaden gezeigt wer-
che Schraubenanschlüsse. Die 3 mm breiten und den konnte, sind mit Holz-Stahl-Klebeverbin-
100 mm langen Längsschlitze in dem Mantel des dungen mit Rohrverbindern grundsätzlich nahezu
Rohrverbinders dienen einer guten Verteilung des 100%ige Krafteinleitungen in Holzquerschnitte
Klebers und der Minimierung von Luftblasen. Die erzielbar. Zusätzlicher Vorteil der eingeklebten
Rohrverbinder sind galvanisch verzinkt. Abb. 4 Stahlanschlüsse: Das Bauen der Tragkonstruktion
zeigt exemplarisch Rohrverbinder mit unter- „in Holz“ bei gleichzeitiger Berechnung der Ver-
schiedlichen Oberflächenstrukturen. bindungsmittel „in Stahl“.
Abb. 6: Prüfkörper
Abb. 10: Rahmenecke mit eingeklebten Lochble- Abb. 11: Zugversuch zur Ermittlung der Tempera-
chen turbeständigkeit von in Holz eingeklebten Loch-
blechen
Hinsichtlich der Temperaturbeständigkeit von
Verbindungen mit in Holz eingeklebten Lochble-
chen wurden erste Orientierungsversuche durch-
geführt. Hierbei kamen unterschiedliche Loch-
blechgeometrien in Kombination mit variierenden
Klebstoffsystemen zum Einsatz. Ziel der Untersu-
chungen war es, die gemäß DIN 1052:2008 ein-
zuhaltende Temperaturbeständigkeit der Holz-
Stahl-Klebeverbindung von mindestens 60°C
nachzuweisen.
Literatur
[1] Bathon, L.; Bletz, O. (2008), „In Holz einge-
klebte Bauteile aus Metall“, die neue quad-
riga 2/2008, Seite 13 – 18
[2] Bathon, L.; Bletz, O.; Schmidt, J. (2006),
„Untersuchungsbericht zum Holz-Stahl-Kle-
beverbundsystem mit eingeklebten Lochble-
chen“, Fachhochschule Wiesbaden
Abb. 13: Knotenpunktlösung mit eingeklebten [3] Bathon, L.; Bletz, O.; Schmidt, J. (2006):
Rohrverbindungen „Holz-Stahl-Klebeverbindungen – Neue
Möglichkeiten durch starre und duktile Ver-
9 Fazit bindungsansätze“, 7. Holzbauforum Leipzig
FuE-Tätigkeiten an der MPA Wiesbaden zeigen
das hohe Potenzial von eingeklebten Stahlteilen
als innovative Verbindungsmittel im Holzbau. Die
Vorteile dieser neuartigen Verbindungsmittel-
technologie sind klar: starr, duktil und mit mini-
maler Querschnittschwächung des Holzes.
Gleichzeitig ist das Anwendungspotenzial vielsei-
tig. Eingeklebte Rohrverbindungen können hier-
bei als Weiterentwicklung der in DIN 1052: 2008
behandelten eingeklebten Gewindestäbe ange-
sehen werden, wobei hier mit kurzen Einklebe-
längen hohe Lasten eingeleitet werden können.
10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.1 VERBINDUNGSMITTEL 756 ZUKUNFT
HOLZ-STAHL-KLEBEVERBUND H O L Z
ZUKUNFT 757 10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.1 VERBINDUNGSMITTEL
H O L Z HSK-SYSTEME
10.1 Verbundkonstruktionen
HSK - Systeme
2 HSK-Rahmenecke
Abb. 1 zeigt ein Modell der Rahmenecke, die die
Holz-Stahl-Klebetechnologie mit eingeklebten
Lochblechen (HSK-System) als Lösungsansatz
Abb. 3: Detaildarstellungen der Verbindungs-
nutzt. Die HSK-Rahmenecke besteht aus den
technik der HSK-Rahmenecke
werkseitig vorgefertigten Einzelbauteilen Stütze
und Riegel, die – nachdem sie als Einzelbauteile
Folgende statische Grundfunktionen sind den
zur Baustelle gebracht worden sind – dort über
einzelnen Elementen der HSK-Rahmenecke zuzu-
eine Bolzenverbindung zu einer biegesteifen
ordnen (bei einer schließenden Momentenbean-
Rahmenecke zusammengefügt werden.
spruchung):
- Die eingeklebten Lochblechstege stellen eine
Die HSK-Rahmenecke weist folgende Eigenschaf-
kraft- und formschlüssige Verbindung zum
ten auf:
Holz her
- weitgehende werkseitige Einzelteilvorferti-
- Weiterhin sorgen die eingeklebten Lochblech-
gung,
stege für eine gleichmäßige Übertragung der
- Montage vor Ort auf der Baustelle,
Kräfte aus dem Holzquerschnitt in die ange-
- Vorzüge einer wirtschaftlichen und kraft-
schweißten Stahlflansche
schlüssigen Lösung.
- Der Stahlflansch stellt auf der Außenseite ein
Zugband dar und fungiert auf der Innenseite
Herzstück der HSK-Rahmenecke sind speziell ver-
als Druckglied
zinkte Stahlbauteile, die jeweils aus einer Stahl-
- Stiel und Riegel werden über eine Bolzenver-
platte (Stahlflansch) mit mehreren senkrecht auf-
bindung biegesteif verbunden
geschweißten Lochblechstegen sowie zwei ange-
- Zwischen den Gelenkbolzen ist ein massiver
schweißten Augenstäben bestehen (Abb. 2 und
Stahldruckstab angeordnet, der die Druckkräf-
Abb. 3). Diese Stahlbauteile werden werkseitig in
te in der Fuge zwischen Stiel und Riegel über-
die geschlitzten Schmalseiten der BS-Stiele und
trägt, wodurch das Holz nicht quer zur Faser-
BS-Riegel eingeklebt.
richtung beansprucht wird
- Auf der Innenseite der Rahmenecke angeord-
nete und an die Augenstäbe angeschweißte
Stahlplatten übertragen die Querkräfte in Stiel
und Riegel über Druckkontakt ins Holz
- Rechtwinkelig zu den Stahlflanschen ange-
ordnete Stahlplatten an der Innenseite der
Rahmenecke übertragen weiterhin die Nor-
malkräfte in Stiele und Riegel
Abb. 2: Detaildarstellungen der Verbindungstech-
nik der HSK-Rahmenecke
ZUKUNFT 759 10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.1 VERBINDUNGSMITTEL
H O L Z HSK-SYSTEME
3 Fazit
Holz-Stahl-Klebeverbindungen stellen für den
Holzbau wirtschaftliche und leistungsfähige Ver-
bindungen dar. Aufgrund ihrer Charakteristik
Abb. 4: Bergehalle bei St. Moritz
sind sie vergleichbar mit Schweißverbindungen
im Stahlbau. Die in diesem Beitrag vorgestellte
Lösung für die Ausbildung einer biegesteifen
Rahmenecke auf Basis der Holz-Stahl-Klebetech-
nologie stellt einen Konstruktionsansatz dar, der
von Planern dann weiter verfolgt werden kann,
wenn die baulichen Randbedingungen eine werk-
seitige Einzelteilvorfertigung der Stiele und Riegel
mit späterer Endmontage vor Ort auf der Baustel-
le erfordern. Ausführungsbeispiele zeigen, dass
die HSK-Systemtechnologie für Stützeneinspan-
nungen eine hohe Effizienz aufweisen. Damit
Abb. 5: Bergehalle bei St. Moritz kommt der Holzbau seinem Ziel, dieselben stati-
schen Systemansätze und Knotenpunktausbil-
In der Zwischenzeit liegen eine Reihe von Ausfüh- dungen anzuwenden wie der Stahlbau, ein be-
rungsbeispielen vor, bei denen die HSK-Techno- deutendes Stück näher. Die Chance für den
logie mit eingeklebten Lochblechen erfolgreich Holzbau, bei Hallenbauwerken Marktanteile aus
im Bereich von Stützeneinspannungen eingesetzt dem Bereich des Stahlbaus hinzuzugewinnen,
wurden. scheint somit möglich.
10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.1 VERBINDUNGSMITTEL 760 ZUKUNFT
HSK-SYSTEME H O L Z
Quellen
[1] Bathon, L.; Bletz, O.; Schmidt, J. (2006),
„Untersuchungsbericht zum Holz-Stahl-Kle-
beverbundsystem mit eingeklebten Lochble-
chen“, Fachhochschule Wiesbaden, Fachbe-
reich Architektur und Bauingenieurwesen,
Holzbaulabor
[2] Bathon, L.; Bletz, O. (2008): „Bergehalle bei
St. Moritz“, HOLZBAU – die neue quadriga
6/2008, Seite 26 - 29
[3] Jakob, S. (2007): „Rahmenecke spezial“,
bauen mit holz 11/2007, Seite 16 - 19
Linkliste
www.groeber.de
www.ticomtec.de
ZUKUNFT 761 10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.1 VERBINDUNGSMITTEL
H O L Z AUSZIEHWIDERSTAND VON GEWINDESTANGEN
10.1 Verbindungsmittel
Ausziehwiderstand von in Brettschichtholz eingeklebten
Gewindestangen aus Stahl
a) Zug - Zug Sämtliche Einflussparameter sind streuungsbehaf-
tet. Diese Variationen, aber auch sonstige mögli-
F F
che Imperfektionen müssen durch die Bemes-
dh d
sungsansätze in adäquater Form erfasst werden.
b) Zug - Balken F
F/2 F/2
Obwohl zwischen dem Klebstoff und der Stange
eine gewisse Haftung besteht, ist eine sichere
Kraftübertragung nur mittels mechanischer Ver-
zahnung zwischen Klebstoff und Stange möglich.
Die eingesetzten Stangen müssen daher eine Pro-
c) Zug - Druck d) Zug - Schubfeld
F
filierung aufweisen, wie z.B. Rippen (Armierungs-
F
F/2 F/2 stähle) oder aufgerollte bzw. eingeschnittene Ge-
F/2 F/2
winde.
2.2 Brucharten
"Pfähle" Bei den möglichen Versagensarten von einge-
Abb. 1: Verschiedene Arten der Beanspruchung klebten Stangen muss unterschieden werden zwi-
eingeklebter Gewindestangen (dh = Bohrloch- schen einzelnen Stäben und Verbindungen beste-
durchmesser, d = Außendurchmesser der Stange) hend aus Stabgruppen. Einzelstabanschlüsse kön-
nen versagen durch:
Die Art der Krafteinleitung beeinflusst wesentlich - Bruch / Versagen der Stange infolge:
den Tragwiderstand. In Versuchen können daher - Überschreiten der Fließgrenze bzw. der Zug-
aussagekräftige Resultate nur erhalten werden, festigkeit bei axialer Zugbelastung (Abb. 2)
wenn die Versuchsanordnung der Situation in der - Knicken außerhalb der Verankerung bei axia-
Baupraxis entspricht. Beispielsweise unterschei- ler Druckbeanspruchung
den sich Versuchsresultate aus Zug–Druck-Ver- - Ausreißen der Stange aus der Verankerung
suchen mit direkter Krafteinleitung in das Holz wegen:
(Abb. 1c) auf Grund auftretenden Querdruckver- - Klebstoffversagen (Kohäsionsbruch)
sagens deutlich von Resultaten aus Versuchen mit - Klebfugenversagen im Übergang zum Holz
kontinuierlicher Einleitung der Reaktionskraft auf (Adhäsionsbruch 1) (Abb. 3)
Schub im gesamten Holzquerschnitt nach dem - Klebfugenversagen im Übergang zur Stange
Vorbild der Pfahlfundation im Grundbau (Adhäsionsbruch 2) (Abb. 4)
(Abb. 1d). Auch sind Zug–Druck-Versuche gemäß - Holzbruch in der Nähe der Klebfuge (Abb. 5)
Abb. 1c nicht geeignet, das Verhalten der Verbin- - Ausreißen der Stange inklusive einem Teil des
dung im Fall Zug–Balken vorherzusagen. Hier lie- umgebenden Holzes (Abb. 6)
fert die Versuchsanordnung gemäß Abb. 1d aus- - Aufspalten des Holzes wegen zu geringen
sagekräftigere Resultate. Randabständen (Abb. 7) bei parallel zur Faser
eingeklebten Stangen bzw. wegen Überschrei-
Zur korrekten statistischen Auswertung von Da- tung der Querzugfestigkeit bei senkrecht zur
tensätzen aus Versuchen an symmetrischen Prüf- Faser eingeklebten Stangen
körpern (Abb. 1a) oder mit verschiedenen Bruch- - Zugbruch des Holzbauteils (Abb. 8).
arten, sind spezielle statistische Methoden erfor-
derlich [3].
ZUKUNFT 763 10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.1 VERBINDUNGSMITTEL
H O L Z AUSZIEHWIDERSTAND VON GEWINDESTANGEN
180
Bei aus mehreren Stangen bestehenden Verbin-
dungen und Anschlüssen treten zusätzlich die fol- 160
60
2.3 Einfluss der Schlankheit / Oberfläche
40
Bei der Auswertung von Versuchen an Gewinde- y = 0.044 x 0.83
20 R 2 = 0.96
stangen mit Durchmesser M12, M16 und M20
welche nach dem GSA®-System [4] mit Epoxyd- 0
0 5000 10000 15000 20000
harz-Klebstoff parallel und senkrecht zur Faser in Oberfläche der Verankerungszone A g = d h [mm2]
Brettschichtholz eingeklebt wurden, ließ sich der
Einfluss von Verankerungslänge l und Bohrloch- Abb. 10: Ausziehwiderstand (Mittelwert) von
durchmesser dh am einfachsten mit einem senkrecht zur Faser in BSH eingeklebten Gewin-
destangen (GSA®-System) in Funktion der Ober-
Schlankheitsparameter = / dh , beschreiben.
fläche der Verankerungszone.
Im geprüften Schlankheitsbereich von
7.5 15 kann der Einfluss der Schlankheit
Der Ausziehwiderstand von senkrecht zur Faser
auf den Mittelwert der Schubfestigkeit für paral-
eingeklebten Stangen war etwa 20 bis 40% grö-
lel zur Faser eingeklebte Stangen mit einem An-
ßer als derjenige von parallel zur Faser eingekleb-
satz -1/3 erfasst werden (Abb. 9).
ten Stangen und ist abhängig von der Mantelflä-
10
che der Verankerungszone (Abb. 10).
Niedrige Dichte
fv,0,mean [N/mm2]
Hohe Dichte
9 2.3 Einfluss der Dichte
y = 17.1x -0.33
R 2 = 0.71
Der Einfluss der Dichte auf den Tragwiderstand
8 bei Beanspruchung auf Ausziehen wird in der Li-
Schubfestigkeit Verankerung
Falle von eingeklebten Gewindestangen sowohl fv,k und k sind die charakteristischen Werte der
das Holz als auch der Klebstoff ein sprödes Schubfestigkeit und der Dichte.
Bruchverhalten aufweisen, sollten Verbindungen
und Anschlüsse mit eingeklebten Stangen vor- 4.2 GIROD-Ansatz
zugsweise unter Verwendungen von Stahlstan- Im Rahmen des umfangreichen europäischen For-
gen (Gewindestäbe oder Armierungsstähle) aus- schungsprojektes GIROD wurde ein Bemessungs-
geführt werden. Die Verbindung kann dann so ansatz basierend auf quasi-nichtlinearer Bruch-
bemessen werden, dass die Stahlstange das mechanik entwickelt [5]:
schwächste Glied der Kette darstellt und bei Er-
reichen der Traglast der Verbindung zu fließen tanh
f mit
beginnt, bevor sprödes Holz- oder Klebstoffver-
sagen eintritt. Diese Bemessungsphilosophie hat = mittlere Schubspannung entlang der Stange
noch nicht in alle Normen Eingang gefunden. f = lokale Schubspannung in der Klebefuge
= Parameter in Funktion von Anschlussgeo-
Da die mechanischen Eigenschaften von Stahl metrie, die Steifigkeit von Holz / Klebstoff /
weniger streuen, als diejenigen von Klebstoff und Stange und die Bruchenergie der Klebfuge.
Holz, kann bei einer Auslegung der Verbindung
auf Stahlversagen die Traglast präziser vorausge- Anhand einer Vielzahl von Versuchen wurde dar-
sagt werden. Bei Zugverbindungen mit mehreren aus der folgende Bemessungsansatz zur Berech-
gleichzeitig wirkenden Stangen ist eine gleichmä- nung des Ausziehwiderstands entwickelt:
ßige Kraftverteilung in den einzelnen Stangen nur tanh
Rax ,k f ax ,k d equ mit
bei ausreichender Duktilität des Einzelstaban-
schlusses und bei optimierten Steifigkeitsverhält- 0.017 / d equ
nissen Stange / Holz erreichbar [8].
= Verankerungslänge (Klebefuge)
d equ Min(d h , 1.25 d )
4 Beispiele von Bemessungsansätzen
Sämtliche nachfolgend angegebenen Bemes- fax,k = 5.8 N/mm2.
sungsansätze sind nur bei Einhaltung bestimmter
Rand- und Zwischenabstände der Stangen gültig. 4.3 Ansatz von Riberholt
Außerdem ist der Tragwiderstand von Stangen- Riberholt schlägt einen Bemessungsansatz (auf
gruppen in der Regel geringer als das n-Fache des Mittelwertsniveau) für den Ausziehwiderstand
Tragwiderstands einer Einzelstange [8]. vor, welcher zwischen Stangen mit kurzen und
10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.1 VERBINDUNGSMITTEL 766 ZUKUNFT
AUSZIEHWIDERSTAND VON GEWINDESTANGEN H O L Z
Quellen
[1] Aicher S., Reinhardt H.-W. (Herausgeber) [7] Widmann R., Steiger R., Gehri E. 2006: Pull-
2001: Joints in Timber Structures. Proceed- out strength of axially loaded steel rods
ings PRO 22. RILEM Publications S.A.R.L. bonded in glulam perpendicular to the grain.
[2] Proceedings of the Working Commission Materials and Structures 40:8. 827 – 839.
W18 "Timber Structures" of the Interna- [8] Gehri E. 2001: Ductile behaviour and group
tional Council for Research and Innovation in effect of glued-in steel rods. In: Proceedings
Building and Construction CIB. PRO 22 of the International RILEM Sympo-
[3] Steiger R., Köhler J. 2005: Paper CIB- sium on Joints in Timber Structures, Stutt-
W18/38-17-1: Analysis of censored data - gart, Germany.
Examples in timber engineering research. In: [9] Riberholt H. 1988: Paper CIB-W18/21-7-2:
Proceedings of CIB-W18 Meeting 38, Glued bolts in glulam - Proposal for CIB
Karlsruhe, Germany. code. In: Proceedings of CIB-W18 Meeting
[4] www.neueholzbau.ch 21, Parksville, Vancouver Island, Canada.
[5] Gustafsson P.-J., Serrano E., Aicher S., Jo- [10] Blass H. J., Eberhart O., Ehlbeck J., Gerold M.
hansson C.-J. 2001: A strength design equa- 1996: Wirkungsweise von eingeleimten Ge-
tion for glued-in rods. In: Proceedings PRO windestangen bei der Aufnahme von Quer-
22 of the International RILEM Symposium on zugkräften in gekrümmten Biegeträgern und
Joints in Timber Structures, Stuttgart, Ger- Entwicklung von Bemessungsgrundlagen,
many. Teil 3. Versuchsanstalt für Stahl, Holz und
[6] Steiger R., Gehri E., Widmann R. 2006: Pull- Steine. Universität Karlsruhe.
out strength of axially loaded steel rods
bonded in glulam parallel to the grain. Mate-
rials and Structures 40:1. 69 – 78.
10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.1 VERBINDUNGSMITTEL 768 ZUKUNFT
AUSZIEHWIDERSTAND VON GEWINDESTANGEN H O L Z
ZUKUNFT 769 10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.1 VERBINDUNGSMITTEL
H O L Z GSA-TECHNOLOGIE
10.1 Verbindungsmittel
GSA-Technologie
3 Qualitätssicherung 4 Normstahlteile
Durch die hohe Leistung der GSA-Technologie Für eine ordnungsgemäße Aushärtung des GSA-
sind auch die Anforderungen an die Qualitätssi- Harzes ist ein geregeltes Raumklima mit Tempe-
cherung gestiegen. Während der Anker (Stahl) raturen über 18 °C erforderlich. Dies bedingt,
sowie das GSA-Harz sich als unproblematisch er- dass die Holztragwerke mit GS-Anker in einer ge-
wiesen haben, waren insbesondere zusätzliche heizten Halle zusammengebaut und verklebt wer-
Maßnahmen im Holz nötig. So werden heute in den. Da nicht alle Bauteile nach dem Zusammen-
Lungern sowohl die Brettlamellen als auch die bau transportfähige Abmessungen haben, ent-
Keilzinkenstösse auf extra für diese Anwendung stand schnell der Wunsch nach leistungsfähigen
hergestellten Zugprüfanlagen getestet. Nur durch und montagefreundlichen Montagestößen. Ent-
eine apparativ unterstützte Sortierung und der standen sind neben einem gelenkigen und einem
zugehörigen Qualitätssicherung ist es uns mög- biegesteifen Montagestoß auch Anschlüsse für
lich, zuverlässig Brettschichtholz zu produzieren, Verbände sowie Verbindungen zwischen Stützen
welches den hohen Leistungsanforderungen ent- und Trägern.
spricht, die durch die GSA Technologie notwen-
dig und möglich werden.
5 Ausblick
Die GSA-Technologie eröffnet dem Ingenieur-
holzbau erweiterte Möglichkeiten. Anschlüsse mit
grossem Wirkungsgrad können einfach und effi-
zient ausgeführt werden. Bei der Bemessung wird
der Holzquerschnitt nicht mehr durch den An-
schluss, sondern durch die effektive Beanspru-
chung bestimmt. Die Leistungsfähigkeit des Hol-
zes kann voll ausgeschöpft werden, auch große
Lasten können mit wenig Stahleinsatz ein- und
umgeleitet werden.
Abb. 4: GSA-Gelenk (europäisches Patent ange-
meldet)
10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.1 VERBINDUNGSMITTEL 772 ZUKUNFT
GSA-TECHNOLOGIE H O L Z
Abb. 5: Firstring Aquabasilea Pratteln. Ring QS 1120 / 1760 mm, Innendurchmesser 8.60 m 3-teilig auf
die Baustelle geliefert und durch GSA-Technologie biegesteif verbunden. Ringstabilisierung durch Bin-
der (biegesteife Verbindung GSA-LMV) Lasteinleitung Ring - Stütze bis Fd = 3710 kN Anschluss mit GS-
Anker.
ZUKUNFT 773 10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.1 VERBINDUNGSMITTEL
H O L Z HOLZRAHMENBAUTEN SICHER AUF ZUG VERANKERN
10.1 Verbindungsmittel
Holzrahmenbauten sicher auf Zug verankern
Ein- und Zweischnittigkeit Der Einbau gestaltet sich einfach: Das Verbin-
Dieser Anschluss ist aus statischer Sicht nicht dungsmittel wird im Fußbodenbereich einfach
zweischnittig, sondern zweimal einschnittig. Erst auf die Beplankung aufgelegt und mit Schräg-
bei einer Verleimung der Platte mit dem Stiel schrauben am Stiel und an der Schwelle befes-
würde dieser Anschluss eindeutig einschnittig tigt. Dabei ist die Verbindung in der Lage, Zug-
ausfallen. und Schubkräfte aus Lastfall 1 und 2 sicher über
die Schrägschrauben in den Zuganker und letzt-
Viele Hersteller empfehlen eine kraftschlüssige endlich über einen Dübel in die Bodenplatte ein-
Abnagelung der OSB-Platte mit dem Stiel ober- zuleiten. Die bekannten Anschlussaußermittigkei-
halb der Zuglasche, um die Zugkraft vorher in die ten und Montagetoleranzen von bis zu 3 cm zur
OSB-Platte einzuleiten. Das würde aber bedeu- Bodenplatte werden dabei berücksichtigt. Den
ten, dass die OSB-Platte genau über dem Ende Verbinder gibt es in den Versionen Tri-Z und Tri-
der Zuglasche für die volle nach oben gerichtete Z-Mini mit geringer Kraftübertragung.
Zugkraft nachgewiesen werden müsste.
10.1 Verbindungsmittel
Moderne Verbindungsmittel
10.1 Verbindungsmittel
Der Jumbo - Wellennagel als tragendes Verbindungs-
element
Abb. 2: Einbauprinzip
3 Die Prüfungen
Zur Beurteilung der Trageigenschaften von Jum-
bo® Wellennägeln in OSB-Platten wurden Prüfun-
gen mit drei unterschiedlichen Plattendicken und
drei unterschiedlichen Wellennagellängen durch-
geführt. Das eigentliche Tragverhalten der direk-
ten schubsteifen Verbindung zweier Plattenrän-
der wurde dann in Kleinversuchen bestimmt.
Tab. 1: Darstellung der Ergebnisse technischen Klasse OSB / 3 nach DIN EN 300
mit stumpfen Plattenrändern und bei planmä-
ßiger Beanspruchung des Verbundes parallel
zum Plattenrand verwendet werden.
3. Die unten genannten Mindestplattendicken
sind einzuhalten. Die Wellennägel sind so ein-
zutreiben, dass sie bündig mit der Holzwerk-
stoffoberfläche abschließen.
4. Der Abstand av der Wellennägel untereinander
ist an allen Beplankungsstößen konstant aus-
Tab. 2: Maximal zu erreichender Schubfluss [kN/m] in Abhängigkeit des zuführen. Der Verbindungsmittelabstand un-
Verbindungsmittelabstandes tereinander muss mindestens 50 mm und darf
höchstens 150 mm betragen.
5. Für das Eintreiben der Wellennägel dürfen nur
die von haubold vorgeschriebenen Einschlag-
geräte verwendet werden. Beim Eintreiben
des Wellennagels muss der Eintreibkopf des
Schussgerätes senkrecht zur Plattenoberfläche
stehen. Des Weiteren ist der Wellennagel mit-
tig und senkrecht zum Beplankungsstoß ein-
zubringen.
6. Die Platten müssen am Beplankungsstoß dicht
gestoßen sein. Der maximale Abstand der
Plattenränder muss < 2 mm betragen. Vor
Ausführung des schubsteifen Verbundes mit
Wellennägeln ist der Verbund der Platten mit
4 Bemessung nach DIN 1052 gemäß Zulas- den Rippen durch stiftförmige Verbindungs-
sung Z-9.1-608 mittel herzustellen.
Gemäß der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulas- 7. Die Beplankung von Wandtafeln darf nur
sung sind Bemessungen für schubsteif verbunde- einmal horizontal gestoßen sein.
ne OSB-Platten nach alter und neuer DIN 1052
möglich.
Quellen
[1] Deutsches Institut für Bautechnik, Berlin: All-
gemeine bauaufsichtliche Zulassung für die
Ausführung von schubsteifen Beplankungs-
stößen mit OSB-Platten (Z-9.1-608)
[2] DIN 1052:1988-04, Teile 1 - 3, Deutsches
Institut für Normung e.V.
[3] DIN 1052:2004-08, Deutsches Institut für
Normung e.V.
[4] Hempel M. (2003): Schubsteife Verbindung
freier Plattenränder und von Brettern mittels
Wellennägeln, Diplomarbeit, LHT Hildesheim
[5] Kessel M. H. , Polatschek T. M. (2005): Prüf-
bericht 01/P1803, Labor für Holztechnik LHT
Hildesheim
[6] Kessel M. H. , Polatschek T. M. (2005): Gut-
achtliche Stellungnahme 02/2005, Zur An-
wendbarkeit von Wellennägeln als Verbin-
dungsmittel für die Ausführung von schub-
Abb. 20: Urkunde des Deutschen Holzbaupreises steifen Beplankungsstößen, Labor für Holz-
2007 technik LHT
[7] Hildesheim Pfau, J. (1998): Gutachtliche Stel-
lungnahme vom 08.04.1998 über den Ver-
gleich verschiedener Verbindungsmittel für
die konstruktive Verbindung von Holzquer-
schnitten im Holzrahmenbau, Versuchsan-
stalt für Holz- und Trockenbau (VHT), Darm-
stadt
10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.1 VERBINDUNGSMITTEL 784 ZUKUNFT
DER JUMBO – WELLENNAGEL ALS TRAGENDES VERBINDUNGSMITTEL H O L Z
ZUKUNFT 785 10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.1 VERBINDUNGSMITTEL
H O L Z BEMESSUNGSVORSCHLÄGE FÜR VERBINDUNGSMITTEL IN BRETTSPERRHOLZ
10.1 Verbindungsmittel
Bemessungsvorschläge für Verbindungsmittel in Brett-
sperrholz
Hans Joachim Blaß, Thomas Uibel ne parallelen Oberflächen bezeichnet. Diese wer-
den durch die äußeren Brettlagen gebildet. Die
1 Einleitung Oberflächen rechtwinklig zur Plattenebene wer-
Seit einigen Jahren wird der aus kreuzweise ver- den als Schmalflächen bezeichnet und begrenzen
klebten Brettern bestehende Holzwerkstoff Brett- die Brettsperrholzplatten an den jeweiligen Kan-
sperrholz (BSPH) unter verschiedenen Bezeich- ten. Die Schmalflächen enthalten sowohl Seiten-
nungen vermarktet. Brettsperrholz wird nicht nur holzflächen als auch Hirnholzflächen der einzel-
als Bestandteil eines Bauteils eingesetzt, wie die- nen Brettlagen. In Abbildung 1 sind die Flächen
ses zum Beispiel vornehmlich für Mehrschicht- entsprechend ihrer Definition gekennzeichnet.
platten zutrifft, sondern auch als eigenständiges Die Bemessung und Ausführung von Verbindun-
Bauteil. Ganze Gebäude können aus Brettsperr- gen in Brettsperrholzprodukten ist bisher nicht
holz in Form von Decken- oder Wandelementen allgemein gültig geregelt. Für die in Deutschland
errichtet werden [8]. Des Weiteren findet Brett- bauaufsichtlich zugelassenen Brettsperrholzpro-
sperrholz auch bei Brückenkonstruktionen z. B. dukte werden zum Teil Regelungen zur Bemes-
als Fahrbahnplatte Verwendung. In den letzten sung von Verbindungen in den allgemeinen bau-
Jahren hat die Massivholzbauweise insbesondere aufsichtlichen Zulassungen angegeben.
im ein- und mehrgeschossigen Wohnungs- und
Gewerbebau an Bedeutung gewonnen, so dass In den letzten Jahren wurde im Rahmen eines
immer mehr Hersteller ihr Angebot um Brett- Forschungsvorhabens das Trag- und Verfor-
sperrholzprodukte größerer Dicke erweitern. Die- mungsverhalten von stiftförmigen Verbindungs-
ses belegt auch die steigende Anzahl der durch mitteln in BSPH am Lehrstuhl für Ingenieurholz-
das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) in Ber- bau und Baukonstruktionen der Universität Karls-
lin erteilten allgemeinen bauaufsichtlichen Zulas- ruhe (TH) untersucht [4], [9], [10]. Innerhalb des
sungen für Brettsperrholzprodukte. Forschungsvorhabens wurden umfangreiche ex-
perimentelle Untersuchungen durchgeführt. Hier-
Das Trag- und Verformungsverhalten von Brett- auf aufbauend wurden neue Bemessungsvor-
sperrholz wurde bereits weitgehend untersucht. schläge für Verbindungen in den Seiten- und
Es kann mit unterschiedlichen Verfahren wie der Schmalflächen von Brettsperrholz entwickelt [11].
Verbundtheorie, dem Schubanalogieverfahren Diese Bemessungsvorschläge werden z.T. bereits
oder der Theorie der nachgiebig verbundenen in neueren allgemeinen bauaufsichtlichen Zulas-
Biegeträger berechnet werden, siehe auch [3], sungen berücksichtigt. Inwiefern diese Vorschlä-
[5]. ge in allgemeingültige Bemessungsregeln inner-
halb einer Bemessungsnorm einfließen, ist bisher
Der effiziente Einsatz von Brettsperrholzproduk- noch nicht abzusehen.
ten in einem Bauwerk erfordert es, diese unter-
einander oder mit anderen Bauteilen zu verbin- Neben den nationalen bzw. europäisch-techni-
den. Zur Herstellung wirtschaftlicher Verbindun- schen Zulassungen des jeweiligen Brettsperrholz-
gen bietet sich der Einsatz stiftförmiger Verbin- produktes sind für die Bemessung und Ausfüh-
dungsmittel wie u.a. Stabdübel, Schrauben oder rung von Verbindungen mit bauaufsichtlich zuge-
Nägel an. Die Verbindungsmittel können sowohl lassenen Verbindungsmitteln ggf. die Regelungen
in den Seitenflächen als auch in den Schmalflä- der jeweiligen Zulassung zu beachten.
chen von Brettsperrholzplatten angeordnet wer-
den. Als Seitenfläche werden die zur Plattenebe-
10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.1 VERBINDUNGSMITTEL 786 ZUKUNFT
BEMESSUNGSVORSCHLÄGE FÜR VERBINDUNGSMITTEL IN BRETTSPERRHOLZ H O L Z
ordnet ist ( = 0°). Gleichzeitig wird die charakte- Langzeitversuche mit faserparallel in den Schmal-
ristische Rohdichte der Brettlage (k = flächen von BSPH angeordneten Holzschrauben
350 kg / m³) entsprechend dem Ausgangsmateri- werden zurzeit an der Universität Karlsruhe
al berücksichtigt. Für andere Schraubenpositio- durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Untersu-
nen in der Schmalfläche ergeben sich somit kon- chungen werden in ca. zwei Jahren vorliegen.
servative Werte für den Herausziehwiderstand. Zwischenzeitlich wird zur Übertragung von axia-
Bei Verbindungen in den Seitenflächen von BSPH len Kräften in den Schmalflächen empfohlen, die
( = 90°) wird implizit die charakteristische Roh- Schrauben in die Brettlagen einzudrehen, deren
dichte des Gesamtquerschnitts (k = 400 kg / m³) Faserrichtung rechtwinklig zur Schraubenachse
berücksichtigt. verläuft.
der Berechnung der Tragfähigkeit werden fol- Bei Anordnung mehrerer Verbindungsmittel in
gend für Verbindungen in den Schmal- und Sei- einer Reihe kann ein Anschluss bei geringen Ab-
tenflächen von Brettsperrholz vorgestellt. ständen der Verbindungsmittel untereinander
durch Aufspalten versagen. Bei Verbindungen in
4.2 Verbindungen in den Schmalflächen den Schmalflächen von Brettsperrholz trifft dieses
Bei Verbindungen in den Schmalflächen kann die insbesondere auf Verbindungsmittel zu, die
Stiftachse der Verbindungsmittel sowohl recht- rechtwinklig zur Faserrichtung einer Brettlage an-
winklig als auch parallel zur Faserrichtung einer geordnet sind. Dieser spröde Versagensmecha-
Brettlage angeordnet sein. Des Weiteren kann nismus kann durch Reduzierung der tatsächlichen
sich ein Verbindungsmittel gleichzeitig in Brettla- Verbindungsmittelanzahl auf eine wirksame An-
gen unterschiedlicher Faserrichtung befinden. Um zahl nef berücksichtigt werden. Es wird empfoh-
mit den üblichen Johansen-Gleichungen die Trag- len, nef wie für Vollholz zu berechnen, siehe Ab-
fähigkeit berechnen zu können, wird die Lochlei- schnitt 12.3, Absatz (9) der DIN 1052:2004-08
bungsfestigkeit für die Verbindungsmittel in den [12].
Schmalflächen benötigt. Umfangreiche experi-
mentelle Untersuchungen [4] haben gezeigt, dass 4.3 Verbindungen in den Seitenflächen
die maßgebende Lochleibungsfestigkeit bei paral- 4.3.1 Schrauben- und Nagelverbindungen
lel zur Faserrichtung eingebrachten Verbin- Die Lochleibungsfestigkeit für Schrauben und
dungsmitteln erreicht wird. Bei den empirischen Nägel, die ohne Vorbohren eingebracht werden,
Untersuchungen wurden auch die möglichen Po- ist unabhängig vom Winkel zwischen Kraft- und
sitionen von Verbindungsmitteln bezüglich von Faserrichtung. Es wird daher auch für BSPH an-
Fugen und Nuten berücksichtigt. Unabhängig genommen, dass eine entlang der Stiftachse
von der Anordnung des Verbindungsmittels in gleichmäßig verteilte Lochleibungsfestigkeit vor-
der Schmalfläche kann daher ein konservativer, liegt. Zur Ermittlung der Verbindungsmitteltrag-
charakteristischer Wert der Lochleibungsfestigkeit fähigkeit können die üblichen Johansen-
für nicht vorgebohrte Brettsperrhölzer bei Gleichungen verwendet werden. Hierzu sind Vor-
Schrauben- und Nagelverbindungen gemäß Glei- schläge für die charakteristische Lochleibungsfes-
chung (4) berechnet werden. tigkeit in den Gleichungen (6) und (7) angege-
ben. Die Lochleibungsfestigkeit für Schrauben
fh,k = 20 . d-0,5 in N / mm² (4) und Nägel in den Seitenflächen von Brettsperr-
holz mit Brettlagendicken ti ≤ 9 mm kann mit
mit: d Nenndurchmesser der Schrauben bzw. Gleichung (6) ermittelt werden.
Nägel in mm
fh,k = 60 . d-0,5 in N/mm² (6)
Die Lochleibungsfestigkeit in den Schmalflächen
von Brettsperrholz bei Verbindungen mit Stabdü- mit: d Nenndurchmesser des Verbindungsmittels
beln, Passbolzen und Bolzen kann mit Gleichung in mm
(5) ermittelt werden.
Bei BSPH mit Brettlagendicken ti > 9 mm ist die
fh,k = 9 . (1-0,017 . d) in N / mm² (5) Lochleibungsfestigkeit wie für Vollholz zu ermit-
teln (z. B. nach Abschnitt 12 der DIN 1052:2004-
mit: d Nenndurchmesser der Stabdübel, Passbol- 08 [12]). Für die Rohdichte ist hierbei der charak-
zen oder Bolzen in mm teristische Wert des Ausgangsmaterials einzuset-
10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.1 VERBINDUNGSMITTEL 790 ZUKUNFT
BEMESSUNGSVORSCHLÄGE FÜR VERBINDUNGSMITTEL IN BRETTSPERRHOLZ H O L Z
zen. Ggf. ist der Winkel zwischen Kraftrichtung mogene Bauteile berechnet werden. Das verein-
und Faserrichtung der Decklagen zu berücksichti- fachte Modell ist bei vielen Brettsperrholzaufbau-
gen. Für selbstbohrende Holzschrauben mit Voll- ten anwendbar. Bei der Berechnung muss die
gewinde z. B. kann die Lochleibungsfestigkeit charakteristische Lochleibungsfestigkeit von Stab-
nach einem Vorschlag von Blaß und Bejtka [1], [2] dübeln und Bolzen mit Gleichung (8) ermittelt
berechnet werden: werden. Die angegebene Lochleibungsfestigkeit
ist in ihrem Gültigkeitsbereich unabhängig vom
fh,VgSr,k 0,019 B,1,24 0,3 Aufbau und den Brettlagendicken.
k d in N / mm² (7)
32 (1 0,015 d )
mit: d Außen- bzw. Nenndurchmesser der fh,k in N / mm² (8)
1,1 sin2 cos2
Schraube in mm
B,k charakteristische Rohdichte des Aus-
mit: d Nenndurchmesser des Verbindungsmittels
gangsmaterials in kg / m³ (i. d. R. 350
in mm
kg / m³)
Winkel zwischen Kraftrichtung und Faser-
richtung der Decklagen
4.3.2 Verbindungen mit Stabdübeln, Pass-
bolzen und Bolzen
Bei Verbindungsmitteln wie Stabdübel oder Bol- Folgende Bedingungen sollten bei der Ermittlung
zen ist die Lochleibungsfestigkeit abhängig vom der Lochleibungsfestigkeit nach Gleichung (8)
ander liegender Verbindungsmittel zu reduzieren, ßerst duktiles Verhalten, wie das Last-Verschie-
so dass für die wirksame Anzahl nef gilt: bungsdiagramm in Abb. 4 zeigt. In Abschnitt 5
werden Mindestabstände der Verbindungsmittel
nef = n (10)
untereinander und zum Rand angegeben. Unter
Einhaltung dieser Abstände kann der Einfluss des
Blockscherens von Decklagen auf die Tragfähig-
keit zumeist minimiert oder sogar völlig verhin-
dert werden. Die Auswirkungen des Blocksche-
rens in den Brettlagen sind jedoch noch nicht ab-
schließend geklärt. Daher wird empfohlen, bei
konzentrierten Anschlüssen mit mehreren hinter-
einander liegenden Verbindungsmitteln unter
Anwendung der kleinsten möglichen Abstände
die Tragfähigkeitsnachweise nicht völlig auszu-
nutzen. Als Richtwert kann hier ein Ausnut-
zungsgrad von ca. 80 % angegeben werden.
a2,c a2,c
a1,t
a1
a1,c
ti
tBSPH
Verbindungs-
a 1,t a 1,c a1 a 2,t a 2,c a2
mittel
(3 + 2 · cos ) · d
Bolzen 5·d 4·d 3·d 3·d 4·d
(min. 4 · d )
Winkel zwischen Kraftrichtung und Faserrichtung der Decklagen
1) selbstbohrende Holzschrauben
1)
Schrauben 12 · d 7·d 10 · d 5·d 3·d
Stabdübel
5·d 3·d 4·d 3·d 3·d
Passbolzen
1) selbstbohrende Holzschrauben
6 Langzeitverhalten
Mit in den Schmalflächen von Brettsperrholz an-
geordneten Verbindungsmitteln lassen sich Bau-
teile wirtschaftlich verbinden. Um diese Verbin-
dungen effizient nutzen zu können, ist es erfor-
derlich, auch Einwirkungen mit ständiger oder
langer Lasteinwirkungsdauer (Eigengewicht,
Nutzlasten) zuverlässig zu übertragen. Hierzu sind
insbesondere für faserparallel angeordnete Ver-
bindungsmittel Aussagen über das Langzeitver-
halten erforderlich. Für Schraubenverbindungen
in den Schmalflächen von BSPH wird das Lang-
zeitverhalten zurzeit am Lehrstuhl für Ingenieur-
holzbau und Baukonstruktionen der Universität
Karlsruhe untersucht. Hierzu werden sowohl He-
rausziehversuche als auch Zug-Scherversuche mit
faserparallel in eine Brettlage eingedrehten,
selbstbohrenden Holzschrauben durchgeführt
(Abb. 7). Nach einem Beobachtungszeitraum von
drei Jahren sollen diese Prüfkörper entlastet und
die Resttragfähigkeit im Kurzzeitversuch ermittelt
werden. Die Klimadaten werden über den Ver-
suchszeitraum kontinuierlich erfasst. Die Versu-
che werden im Freien unter einer Überdachung
durchgeführt. Eine Bewitterung der Prüfkörper ist
Abb. 7.1: Langzeitversuch mit auf Herausziehen
somit ausgeschlossen, so dass die klimatischen
beanspruchten selbstbohrenden Holzschrauben
Verhältnisse der Nutzungsklasse 2 gemäß
DIN 1052: 2004-08 entsprechen. Die Belastung
der Prüfkörper erfolgt in Höhe des Bemessungs-
wertes der Tragfähigkeit. Hierbei wurde bei den
Versuchen mit rechtwinklig zur Stiftachse belaste-
ten Schrauben der Modifikationsbeiwert für die
Lasteinwirkungsdauer mit kmod = 0,8 berücksich-
tigt. Die Beanspruchung ist somit höher als für
die Klasse der Lasteinwirkungsdauer ständig (kmod
= 0,6). Bezogen auf die Standzeit der Versuche
von drei Jahren kann so ein konservativer Wert
für die Tragfähigkeit unter Langzeitbeanspru-
chung ermittelt werden. Bei den auf Herauszie-
hen beanspruchten Schrauben wurde die Belas-
tung auf 70 % des Bemessungswertes der Trag- Abb. 7.2: Langzeitversuch mit auf Abscheren be-
fähigkeit für einen Modifikationsbeiwert von kmod anspruchten selbstbohrenden Holzschrauben
= 0,8 reduziert.
ZUKUNFT 795 10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.1 VERBINDUNGSMITTEL
H O L Z BEMESSUNGSVORSCHLÄGE FÜR VERBINDUNGSMITTEL IN BRETTSPERRHOLZ
Quellen
[1] Bejtka, I.: Verstärkungen von Bauteilen aus [7] Johansen, K. W.: Theory of timber connec-
Holz mit Vollgewindeschrauben, Karlsruher tions. International Association of bridge and
Berichte zum Ingenieurholzbau, Band 2, structural Engineering, Bern, 1949, S. 249-
Lehrstuhl für Ingenieurholzbau und Bau- 262
konstruktionen (Hrsg.), Universität Karlsruhe [8] Schickhofer, G.: Brettsperrholz – Anwen-
(TH), Karlsruhe, 2005 dungen und Konstruktionsdetails im mehr-
[2] Blaß, H. J.; Bejtka, I.; Uibel, T.: Tragfähigkeit geschossigen Wohn- und Kommunalbau. In:
von Verbindungen mit selbstbohrenden Tagungsband: Ingenieurholzbau - Karlsruher
Holzschrauben mit Vollgewinde, Karlsruher Tage, Bruderverlag, Karlsruhe 2002.
Berichte zum Ingenieurholzbau, Band 4, [9] Uibel, T.; Blaß, H. J.: Load Carrying Capacity
Lehrstuhl für Ingenieurholzbau und Bau- of Joints with Dowel Type Fasteners in Solid
konstruktionen (Hrsg.), Universität Karlsruhe Wood Panels. In: Proceedings. CIB-W18
(TH), Karlsruhe, 2006 Meeting 2006, Florence, Italy 2006, Paper
[3] Blaß, H. J.; Görlacher, R.: Bemessung im 39-7-5
Holzbau – Brettsperrholz. Berechnungs- [10] Uibel, T.; Blaß, H. J.: Edge Joints with Dowel
grundlagen, Holzbaukalender 2003. Bruder- Type Fasteners in Cross Laminated Timber.
verlag, Karlsruhe 2003, S. 580-598 In: Proceedings. CIB-W18 Meeting 2007,
[4] Blaß, H. J.; Uibel, T.: Tragfähigkeit von stift- Bled, Slovenia 2007, Paper 40-7-2
förmigen Verbindungsmitteln in Brettsperr- [11] Uibel, T.: Brettsperrholz – Verbindungen mit
holz, Karlsruher Berichte zum Ingenieur- mechanischen Verbindungsmitteln, In: Ta-
holzbau, Band 8, Lehrstuhl für Ingenieur- gungsband: Ingenieurholzbau - Karlsruher
holzbau und Baukonstruktionen (Hrsg.), Uni- Tage 2007, Bruderverlag, Köln 2007.
versität Karlsruhe (TH), Karlsruhe, 2007 [12] DIN 1052:2004-08: Entwurf, Berechnung
[5] Görlacher, R.: Brettsperrholz – Berechnung und Bemessung von Holzbauwerken – All-
von Elementen mit kreuzweise verklebten gemeine Bemessungsregeln und Bemes-
Brettern bei Beanspruchung in Plattenebene. sungsregeln für den Hochbau
In: Tagungsband: Ingenieurholzbau - Karls-
ruher Tage, Bruderverlag, Karlsruhe 2002.
[6] Hilson, B. O.: Verbindungen mit stiftförmi-
gen Verbindungsmitteln – Theorie. In: Blaß,
H. J.; Görlacher, R.; Steck, G. (Hrsg.): Holz-
bauwerke STEP1 – Bemessung und Baustof-
fe, Fachverlag Holz, Düsseldorf, 1995 aus: bauen mit holz 2 / 2009, S.46-53
ZUKUNFT 797 10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.1 VERBINDUNGSMITTEL
H O L Z KORROSIONSVERHALTEN VON BAUMETALLEN BEI HOLZKONTAKT
10.1 Verbindungsmittel
Korrosionsverhalten von Baumetallen bei Holzkontakt
Beate Gläser, Dirk Kruse, Norbert Rüther Lösungen und Produkten bei einer gleichzeitig
verbesserten Rechtssicherheit zu erlauben, wurde
1 Allgemeines am Fraunhofer-Institut für Holzforschung in den
Nach Schätzungen der Gesellschaft für Chemi- letzten 2 Jahren ein durch den Holzabsatzfonds
sche Technik und Biotechnologie e.V. (Dechema) gefördertes Forschungsprojekt bearbeitet.
erreichen die direkten Schäden aufgrund von
Korrosion zwischen 3% - 4% des Bruttoinlands- 2 Anforderungen an den Korrosionsschutz
produktes einer Industrienation. Für die deutsche Im Holzbau existieren normativ derzeit drei Nut-
Volkswirtschaft bedeutet das jährliche Kosten in zungsklassen zur Definition an den Korrosions-
Höhe von ca. 70 – 95 Mrd. Euro (bezogen auf schutz. Diese Nutzungsklassen sind für viele prak-
das BIP 2007). Vor diesem Hintergrund ist es we- tische Bausituationen nicht ausreichend. Daher
nig verwunderlich, dass im Bereich des Korrosi- wurden die Nutzungsklassen erweitert und weiter
onsschutzes in den letzten Jahrzehnten erhebli- differenziert, um für die jeweilige praktische Bau-
che Innovationsschritte gelungen sind und eine situation besser angepasste Maßnahmen des Kor-
Vielzahl neuer, innovativer Produkte auf den rosionsschutzes zur Verfügung stellen zu können.
Markt gekommen ist. Dazu wurden die sechs Korrosivitätskategorien
für Stahl nach DIN EN ISO 12944-2:1998 in Kom-
Diese Entwicklungen sind nur sehr begrenzt im bination mit den Umgebungsbedingungen je-
Holzbau angekommen. Der Korrosionsschutz und weils für die Außennutzung und für die Sonder-
damit eine wesentliche Fragestellung für die fälle (z.B. Brückenbauwerke, Schwimmhallen,
Dauerhaftigkeit von Verbindungen tragender Verzinkereien etc.) auf ihre Übertragbarkeit auf
Holzbauteile mit metallischen Verbindungsmitteln den Holzbau hinsichtlich Belastungsart, Belas-
sind verhältnismäßig gering geregelt. Die tungsdauer, Temperatur und Luftfeuchte unter-
DIN 1052: 2004-08 fordert recht allgemein Maß- sucht und ausgewertet.
nahmen zur Sicherstellung der Dauerhaftigkeit
gegen Korrosion unter Beachtung der zu erwar- Die Anforderungen an den Korrosionsschutz wer-
tenden Beanspruchung. Lediglich drei Kategorien den nicht nur durch die klimatischen Umge-
hinsichtlich des Korrosionsschutzes werden hier bungsbedingungen sondern auch durch die
genannt. Holzart (vereinfacht: Eiche kritischer als Fichte)
bestimmt. Daher wurden unterschiedliche Holz-
Alternativen zu den in DIN 1052: 2004-08 aufge- bzw. Bauholzarten sowie die damit verbundenen
führten Schutzmaßnahmen sind nach heutigem Holzeigenschaften (u.a. Gerbstoffgehalt, pH-
Stand der Technik nicht nachweisbar. Dieser Um- Wert, Harzgehalt, Holzfeuchtegehalt) näher be-
stand stellt ein echtes Innovationshindernis dar. trachtet und hinsichtlich ihrer Wechselwirkungen
Eine große Bandbreite an Produkten und Techno- mit Korrosionsschutzmaßnahmen untersucht. Ne-
logien, wie beispielsweise die Nanopartikel-ba- ben den Wechselwirkungen zwischen den Holzin-
sierten anorganischen Schutzschichten, um nur haltsstoffen und den metallischen Verbindungs-
ein aktuelles Beispiel zu benennen, können aus mitteln wurden auch die Wirkungen zwischen
formalen Gründen nicht eingesetzt werden. eingesetzten Holzschutzmitteln und den metalli-
schen Verbindungsmitteln, sowie mit Legierun-
Um die bestehenden Lücken beim Korrosions- gen und Überzügen der Verbindungsmittel in die
schutz metallischer Verbindungsmittel im Holz- Arbeiten einbezogen. Im Rahmen der Arbeiten
bau zu schließen und um eine größere Vielfalt an wurden dazu existierende Untersuchungen be-
10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.1 VERBINDUNGSMITTEL 798 ZUKUNFT
KORROSIONSVERHALTEN VON BAUMETALLEN BEI HOLZKONTAKT H O L Z
wertet und durch weiterführende Untersuchun- Damit Hersteller und Anwender einen besseren
gen ergänzt bzw. bestätigt. Überblick aus der Vielzahl der gesammelten Er-
fahrungen erhalten, wurden diese in den folgen-
In einem in diesem Projekt entwickelten Laborver- den Tabellen (Tab. 1 und Tab. 2) zusammenge-
fahren wurden die für den Holzbau relevanten fasst und als Anpassung der Nutzungsklassen
Parameter verwertet und mit eingebunden. Es bzw. Erweiterung der Tab. 2 aus DIN 1052 vorge-
konnte nachgewiesen werden, dass z.B. Holz- stellt.
schutzmittel einen wesentlichen Beitrag zum kor-
rosiven Angriff auf die metallischen Verbindungs- Im Vergleich zur bisherigen Tab. 2 aus DIN 1052
mittel leisten. Des Weiteren ist es möglich, ver- sind die Nutzungsklassen hinsichtlich Korrosivität
schiedene innovative Korrosionsschutzbeschich- feiner aufgesplittet, so dass eine differenziertere
tungen mit den bisher üblichen Schutzmaßnah- Einordnung der einzelnen Einbau-Umgebungen
men zu vergleichen und ihre Schutzwirkung ein- erfolgen kann. Dafür wird die geplante Holzbau-
zuschätzen. In der folgenden Abb. 1 ist exempla- verbindung nach ihren Parametern - Holzart,
risch der Korrosionsgrad verschiedener Verbin- eventuell verwendetes Holzschutzmittel und der
dungsmittel nach der Belastung einmal in Verbin- direkt vorherrschenden Atmosphäre – beschrie-
dung mit Eichenholz und einmal in einer gerb- ben. Der am stärksten korrosiv wirkende Parame-
stoffhaltigen Lösung dargestellt. Bei dem Verbin- ter ist bei der Einordnung in eine Korrosivitäts-
dungsmittel A handelt es sich um ein verzinktes klasse ausschlaggebend.
Verbindungsmittel, bei Verbindungsmittel B um
ein Edelstahl-Verbindungsmittel. Mit der Be-
schichtung C konnte eine gleichwertige Schutz-
wirkung gegenüber der gerbsäurehaltigen Lö-
sung, vergleichbar Edelstahl, nachgewiesen wer-
den.
4 mit Eiche
mit Gerbsäure
3
Korrosionsgrad
0
A B C D E F G
Abb. 1: Exemplarische Darstellung des nach Evans ermittelten Korrosionsgrads von diversen Verbin-
dungsmitteln, die mit Eichenholz / mit einer gerbsäurehaltigen Lösung belastet wurden
ZUKUNFT 799 10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.1 VERBINDUNGSMITTEL
H O L Z KORROSIONSVERHALTEN VON BAUMETALLEN BEI HOLZKONTAKT
Nachdem über Tabelle 1 eine Einordnung in eine Anhand des nachfolgenden Beispiels wird die
Korrosivitätsklasse erfolgt ist, wird nun in Tab. 2 Handhabung der Tabellen 1 und 2 deutlich.
die Nutzungsklasse nach DIN 1052 berücksichtigt
und es ergibt sich der erforderliche Korrosions- Es soll der Korrosionsschutz eines Verbindungs-
schutz. In Tab. 2 sind die Verbindungsmittel, an- mittels in folgender Umgebung nachgewiesen
ders als in DIN 1052 Tab. 2, nach Dicke bzw. bzw. eingeschätzt werden: Holzart der verbauten
nach dem Grad der mechanischen Ausnutzung Verbindung ist Fichte; das Holz wurde mit einem
des Metallquerschnitts im Einbauzustand aufge- Holzschutzmittel auf Basis Benzammoniumchlorid
teilt. Auch hier erfolgt nur eine Einteilung nach imprägniert; die Verbindung wird für eine Sport-
der Stärke der Verzinkung auf dem zu schützen- halle geplant; die Nutzungsklasse nach DIN 1052
den Metall. Ist dies nicht mehr zu gewährleisten, ist NKL 2. Der Einsatz einer Nagelplattenverbin-
so wird zunächst der Einsatz von Edelstahl bzw. dung mit einem Ausnutzungsgrad des Metall-
einem geeigneten nichtrostenden Stahl – hier als querschnitts von ca. 50 % wird gewünscht.
VA abgekürzt – empfohlen. Bei einem Einsatz ei-
nes Verbindungsmittels mit einer alternativen Be-
schichtung als Korrosionsschutz, ist mittels eines
eigens entwickelten Standardprüfverfahrens ein
Nachweis der Gleichwertigkeit der alternativen
Beschichtung gegenüber dem in Tab. 2 aufge-
führten Korrosionsschutz durchzuführen.
Gemäß Tab. 1 wird Fichte als unbedeutend kor- 3 Gleichwertigkeit innovativer Korrosions-
rosiv eingeschätzt und die Atmosphäre in der schutzmaßnahmen
Sporthalle als gering korrosiv. Der am stärksten Ein wesentliches Ziel des bearbeiteten Projektes
korrosiv wirkende Parameter bei dieser Kombina- war es, die Möglichkeiten des Korrosionsschutzes
tion ist das Holzschutzmittel bzw. dessen Wirk- zu erweitern in dem in einem Nachweisverfahren
stoff. Somit erfolgt für die angegebene Holz- eine Gleichwertigkeit zu den erforderlichen Kor-
Metall-Verbindung eine Einordnung in die Korro- rosionsschutzmaßnahmen festgestellt werden
sivitätsklasse KKL 3. Im nächsten Schritt wird die kann. Insbesondere sollten neue, innovative Lö-
nach DIN 1052 vorgegebene Nutzungsklasse in sungen, die zum Schutz von Stahl bereits breite
Tab. 2 berücksichtigt. Anwendung erfahren, nicht ausgegrenzt bleiben.
Für die geplante Metall-Holz-Verbindung mit ei- Es wurden die zur Verfügung stehenden und all-
ner Nagelplattenverbindung mit einem Ausnut- gemein üblichen Testmethoden (z.B. Kesternich-
zungsgrad des Metallquerschnitts von ca. 50 % test, Salzsprühtest etc.) für die spezielle Anwen-
ist somit ein Korrosionsschutz von mindestens dung im Holzbaubereich theoretisch und mittels
55 μm Zink erforderlich. Laborversuchen untersucht. Hierbei wurde das
Zusammenspiel der Einflüsse unterschiedlicher
Holzarten, lokaler Schäden des Schutzes und un-
terschiedlicher Holzschutzmittel in die Untersu-
chungen einbezogen. Dabei stellte sich heraus,
dass nur eine Weiterentwicklung einer möglichst
einfach gehaltenen und in den Versuchsaufbau
ZUKUNFT 801 10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.1 VERBINDUNGSMITTEL
H O L Z KORROSIONSVERHALTEN VON BAUMETALLEN BEI HOLZKONTAKT
und die Versuchszusammenstellung wenig ein- tungen Verwendung finden sollen, kann in einem
greifenden Testmethode bei der bestehenden weiteren Schritt durch das entwickelte Prüfver-
Problematik zweckmäßig ist. Eine intensive Zu- fahren in einer Standard- und einer individuellen
sammenarbeit und Diskussionen mit den Projekt- Variante der Korrosionsschutz nachgewiesen
partnern führten zu dem Ergebnis, dass es sinn- werden.
voll ist, zwei prinzipiell unterschiedliche Nach-
weisverfahren zu erarbeiten. Das „Standardprüfverfahren“ ist ein Vergleichs-
verfahren, mit dem ausschließlich die Gleichwer-
Auf Basis dieser Ergebnisse wurde ein Prüfverfah- tigkeit einer beliebigen Beschichtung mit einer in
ren entwickelt, mit dem beschleunigte Korrosi- DIN 1052 aufgeführten Schutzmaßnahme unter
onsuntersuchungen speziell für den Holzbaube- definierten Umgebungsbedingungen nachgewie-
reich möglich sind und mit dem die Gleichwertig- sen wird. Dieses Verfahren untersucht eine Be-
keit von Schutzmaßnahmen nachgewiesen wer- schichtung, die auf metallische Prüfkörper mit de-
den kann. Des Weiteren wird ein zweites Verfah- finierten, einfachen geometrischen Eigenschaften
ren zur Verfügung gestellt, mittels dessen Son- aufgebracht wird. Zusätzlich werden Prüfkörper
derfragestellungen zum Korrosionsschutz im mit gleichen Eigenschaften, jedoch mit einer nach
Holzbau in vertretbaren Zeiträumen beantwortet DIN 1052 erforderlichen Schutzmaßnahme, ange-
werden können. fertigt. Beide Prüfkörperserien werden unter glei-
chen Bedingungen beansprucht und nach der
Zur Beurteilung einer Bausituation wird zunächst, Beanspruchung verglichen.
wie auch bisher üblich, zur Bauplanung und Ein-
schätzung der Korrosivität DIN 1052 herangezo- Es ist immer ein Paar aus einem Prüfkörper mit
gen. Sollte die konkrete Bausituation nicht über der zu prüfenden Beschichtung und einer Refe-
DIN 1052 abgedeckt sein, kann sie mittels der in renzprobe mit einem in DIN 1052 Tabelle 2 be-
Punkt 2 beschriebenen Systematik unter Verwen- schriebenen Korrosionsschutz herzustellen. Die
dung der Tabellen 1 und 2 bewertet werden. Prüfkörper und Referenzproben bestehen immer
Sollte auch dies nicht zu einer Bewertung der aus einem Holz und einem (beschichteten) Me-
Bausituation führen, da z.B. innovative Beschich- tall.
Tab. 3: Prüfflüssigkeiten und Prüfkörper aus Holz in Abhängigkeit von den Korrosivitätsklassen [6]
10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.1 VERBINDUNGSMITTEL 802 ZUKUNFT
KORROSIONSVERHALTEN VON BAUMETALLEN BEI HOLZKONTAKT H O L Z
Abb. 3: Dübel besonderer Bauart vor (oben) und nach (unten) der Prüfung [6]
10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.1 VERBINDUNGSMITTEL 804 ZUKUNFT
KORROSIONSVERHALTEN VON BAUMETALLEN BEI HOLZKONTAKT H O L Z
Eine Erweiterung des Standardprüfverfahrens ist Die grundsätzliche Eignung des individuellen
das „individuelle Prüfverfahren“. In diesem Ver- Prüfverfahrens wurde durch einen Vergleich mit
fahren werden keine standardisierten Probekör- einer tatsächlichen Bausituation belegt. Wie in
per verwendet. Vielmehr wird eine konkrete Bau- einem vorliegenden Gutachten beschrieben, ha-
situation nachgestellt. Die Versuche nach diesem ben sich die Verbindungsmittel einer Brücke in-
Verfahren sind ingenieurmäßig zu planen, durch- nerhalb weniger Jahre nahezu aufgelöst. Mit den
zuführen und auszuwerten. Die Ergebnisse dieses innerhalb dieses Vorhabens durchgeführten Prü-
Verfahrens liefern keinen Vergleichswert, sondern fungen wurden die gleichen Resultate erzielt, wie
sollen eine Tauglichkeit einer konkreten Situation sie in [11] beschrieben sind. Die Abbildungen 3
belegen. Alle relevanten Eigenschaften sind in die und 4 zeigen Versuchsergebnisse und Abbildun-
Prüfung mit einzubeziehen. gen aus dem Gutachten und belegen deutlich die
Übereinstimmung zwischen Versuch und Realität.
Abb. 4: Zerstörter Dübel besonderer Bauart nach ca. 5-jähriger Nutzung; links: Holz, in dem der Dübel
eingebracht war, Mitte: Dübel mit Unterlegscheibe aus nichtrostendem Stahl, rechts: Stahllasche aus
nichtrostendem Stahl [11]
Quellen
[1] Blaß, H.J.; Ehlbeck, J.; Kreuzinger, H.; Steck, [9] Lütte, A.: Holzveränderungen durch Eisen -
G.: Erläuterungen zu DIN 1052:2004-08 Veränderungen von Holz durch Behandlung
(2004), DGfH, München mit Eisenlösungen. (2006) WKI-Projektbe-
[2] Bockelmann, C.; Pohlandt, K.; Marutzky, R.: richt
Konzentration ausgewählter Elemente in [10] Lukowsky, D.: Holzkundliche Untersuchung
Holzsortimenten: Chlor, Fluor und Schwer- der Schäden in der Abbeizerei und Sanie-
metalle. Holz als Roh- und Werkstoff Nr. 53 rungsvorschläge. (2001) WKI Untersu-
(1995), S. 377-383 chungsbericht U – 2149/01
[3] Buchwald, A.: Umwelt- und technikbedingte [11] Nürnberger, U.: Gutachten zur Ursache von
Werkstoffkorrosion – 6. Korrosion und Kor- Korrosionserscheinungen bei Dübelverbin-
rosionsschutz an Holz und nachwachsenden dungen von Holzbauteilen – Kuhbrücke in
Rohstoffen. Manuskript zur Vorlesung, Friedrichsstadt. (2007)
Weimar, Bauhaus-Universität Weimar [12] Stichel, W.: Korrosion und Korrosionsschutz
[4] Choi, B.Y.; Ruddick, J.: Corrosion of metal von Metallen in Schwimmhallen. For-
fasteners in contact with copper preservative schungsbericht 126 (1986), Bundesanstalt
treated wood. Paper prepared for the 38th für Materialprüfung (BAM) Berlin
Annual Meeting Jackson Lake Lodge, Wyo- [13] DIN 1052:2004-08, Entwurf, Berechnung
ming, USA (20-24 May 2007) und Bemessung von Holzbauwerken - All-
[5] Evans, F.G.: Korrosion von Metallen in Be- gemeine Bemessungsregeln und Bemes-
rührung mit imprägniertem Holz. Holz-Zen- sungsregeln für den Hochbau
tralblatt Nr.142 (1990), Stuttgart [14] DIN 55928-8:1994-07, Korrosionsschutz von
[6] Gläser, B.: Forschungsvorhaben: Korrosions- Stahlbauten durch Beschichtungen und
problematik metallischer Verbindungsmittel. Überzüge
(2009) Abschlussbericht, WKI Braunschweig [15] DIN EN ISO 12944-2:1998-07, Beschich-
[7] Hensel, W.: Untersuchungsbericht – Korrosi- tungsstoffe – Korrosionsschutz von Stahl-
onsschutz von feuerverzinkten Nagelplatten bauten durch Beschichtungssysteme – Teil 2:
in Viehställen. (2001) Otto-Graf-Institut / Einteilung der Umgebungsbedingungen
Universität Stuttgart (FMPA) [16] DIN EN ISO 12944-5:1998-07, Beschich-
[8] Krilov, A. u.a.: Effects of Gallic Acid on Met- tungsstoffe – Korrosionsschutz von Stahl-
als: An FT-IR Study of Complexes Between bauten durch Beschichtungssysteme –Teil 5:
Gallic Acid and Sawblade Steel. Holzfor- Beschichtungssysteme
schung, Vol. 47, No. 3 (1993), S. 239-246
Berlin
ZUKUNFT 807 10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.2 KLEBER, BINDEMITTEL
H O L Z KLEBEN IM HOLZBAU – STAND DER TECHNIK UND QUALITÄTSSICHERUNG
3.4 Keilzinkenverbindung
Durch die Keilzinkenverbindung werden die Ein-
zelhölzer in der Länge kraftschlüssig miteinander
verbunden. Dadurch ist die Herstellung von Bau-
teilen in beliebiger Länge möglich.
Abb. 3: Maschinelle Sortierung des Holzes [3]
LLaufrichtung
aufrichtung
FF
Biegeprinzip :
ff
Emp fänge
E mpfän r
ger Se nderer
Send
Durchstrahlung :
Abb. 5: Verfahren bei der maschinellen Sortierung des Holzes und Sortierklassen ( Festigkeitsklassen) [3]
ZUKUNFT 809 10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.2 KLEBER, BINDEMITTEL
H O L Z KLEBEN IM HOLZBAU – STAND DER TECHNIK UND QUALITÄTSSICHERUNG
3.5 Ablängen
Durch das Ablängen werden aus dem endlos
keilgezinkten Holz- bzw. Lamellenstrang Einzell-
teile mit definierter Länge hergestellt.
3.7 Klebstoffauftrag
Der Klebstoff muss in der vorgeschriebenen
Menge auf die zu verklebenden Flächen aufge-
tragen werden.
Abb. 7: Beleimung der Keilzinken im Paket Abb. 9: Klebstoffauftrag auf gehobelte Lamelle
der Bretter [2] [2]
3.8 Pressen
Der Pressdruck dient der gegenseitigen Fixierung
der Hölzer bis der Klebstoff abgebunden hat und
der Erzielung möglichst gleichmäßiger dünner
Klebstofffuge (Abb. 10 bis 14).
Abb. 12
Abb. 10
Abb. 13
Abb. 11
Abb. 14
ZUKUNFT 811 10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.2 KLEBER, BINDEMITTEL
H O L Z KLEBEN IM HOLZBAU – STAND DER TECHNIK UND QUALITÄTSSICHERUNG
Abb. 15 Abb. 18
Abb. 19
Abb. 16
Abb. 17 Abb. 20
10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.2 KLEBER, BINDEMITTEL 812 ZUKUNFT
KLEBEN IM HOLZBAU – STAND DER TECHNIK UND QUALITÄTSSICHERUNG H O L Z
Abb. 21
Abb. 23
4 Schraubenpressklebung
Vorteile der Schraubenpressklebung
- Kein Abfall des Pressdrucks infolge der sehr
guten Schaftverankerung.
- Keine Erschütterungen beim Anbringen der
Schrauben, die das Abbinden des Klebstoffes
stören könnten, so dass weitere Aufklebungen
an einem Bauteil vorgenommen werden kön-
nen, bevor die schon verpressten Klebstofffu-
gen voll ausgehärtet sind.
- Eine Schraube reicht aus für eine zu ver-
klebenden Fläche von 15000 mm2
Abb. 24
In den Abb. 22 bis 28 [4] sind einige mit Hilfe der
Schraubenpressverklebung hergestellte Schirmtei-
le des Expo-Daches ersichtlich
Abb. 22 Abb. 25
ZUKUNFT 813 10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.2 KLEBER, BINDEMITTEL
H O L Z KLEBEN IM HOLZBAU – STAND DER TECHNIK UND QUALITÄTSSICHERUNG
Abb. 28 [7]
Abb. 30 [5]
Quellen
[1] Arge Holz, Düsseldorf
[2] Studiengemeinschaft Holzleimbau,
Wuppertal
[3] Colling, Schäden im Holzbau
[4] Fa. Finnforest-Merk, Aichach
[5] Fa. Schaffitzel, Schwäbisch Hall
[6] Fa. Gröber, Füramoos
[7] Fa. Kaufmann, Reuthe A
5 Machbarkeitsnachweis: Hochgeschwindig-
keitsproduktion von Massivholzplatten Misch- und Auf-
Technische Aspekte tragskopf
Während die einzelnen Prozessschritte im Labor
und im Pilotverfahren erfolgreich simuliert wer-
den konnten, fehlte noch der Funktionsnachweis
für das gesamte System in einer industriellen Fer-
tigungsstrasse. Für solche Versuche existierte kei-
ne kommerzielle Anlage. Deshalb war es not-
wendig, einen Hersteller von kontinuierlichen
Pressen (Grecon Dimter) zur Teilnahme am Kon-
Lamellenmagazin
sortium zu gewinnen, das aus dem Hersteller des
Mischers und Auftragsgerätes (Dosiplast) und no- Abb. 7: Beleimungsstation (Hochgeschwindig-
lax (Collano) bestand. Die Verfahrenstechnik keitsmischer)
wurde durch die Berner Fachhochschule in Biel,
begleitet. 6 Wirtschaftlichkeit
HF- Damit ein neues Verfahren vom Markt akzeptiert
Vernetzungselement wird, muss sein wirtschaftlicher Nutzen glaub-
nicht notwendig
fü würdig aufgezeigt werden. Eine Grobkalkulation
zeigt unter folgenden Annahmen ein veilverspre-
chendes Bild:
Platten-Dimension: 1.5 m x 5 m, 21 mm dick
Heutiges Verfahren: 1 Presse, beheizt,
2 Schichten, Jahresleistung = 500 000 m2
Neues Verfahren: 1 Presse, 1 Schicht, Jahres-
Abb. 6: Kontinuierliche Presse leistung 1.5 Mio. m2, V 60 m
10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.2 KLEBER, BINDEMITTEL 818 ZUKUNFT
LIGNOFAST – EIN QUANTENSPRUNG IN DER KLEBSTOFFTECHNOLOGIE H O L Z
Section a) b)
1ef,max 1o,max
EI1, EA1
- -
1 connexion totalement rigide
h1
h
1u,max 1u,max
Connexion
h2 EI2, EA2 2 + 2u,max + 2o,max
b
Abb. 1: Zur Spannungsverteilung im BSH-Balken mit einer nachgiebigen Klebefuge
EI1, EA1
1 - -
N1
h1 - M1
h
a +
h2 EI2, EA2
2 + M2 +
N2
Mv M1 + M2 Mel
b
Abb. 2: Spannungsverteilung in einem zweiteiligen Holzbalken mit elastischer Verbindung
10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.2 KLEBER, BINDEMITTEL 820 ZUKUNFT
ELASTISCHE KLEBEFUGE FÜR BRETTSCHICHTHOLZ H O L Z
In der Biegezugzone vergrößert sich damit die to- hält man zwei Gleichungen mit zwei Unbekann-
tale Zugkraft. Mit den größeren inneren Kräften ten:
ist es möglich, den Biegewiderstand zu erhöhen.
2,total N 2 M 2 f md
Auf der Biegedruckseite muss mit einer Plastifizie-
rung gerechnet werden, um die Spannungsspit-
zen abzubauen. Der Einfachheit halber werden in h1 h
1,total M 2 2 N 2 f md
diesem Artikel die Betrachtungen mit der klassi- h2 h1
schen Annahme der linearen Spannungsvertei-
lung gemäss dem bekannten Gamma-Verfahren Dies führt zu folgenden Lösungen:
erfolgen.
2
h h 1 3 h2 4 h2
2 Optimierung des Biegewiderstandes eines 1 2 2 2 h h
M 2 fM h h N2 fM
zweiteiligen Balkens h h
2 h h
2
1 2 2 2 2 1 2 2
2 2
Die in Abb. 2 dargestellte, klassische Spannungs- h h h h
verteilung in einem zweiteiligen Holzbalken kann
hinsichtlich Biegetragfähigkeit optimiert werden.
2
Da beim Holzbalken bekanntlich die Biegezugsei- h2 h2 1 3 h2 4 h2 h2
1 2 h 1 h
h h h
te kritisch ist, werden sie hiermit bei den beiden M1 fM N1 fM
h h
2 h h h
2
Balkenteilen 1 und 2 genauer untersucht. Ge- 1 2 2 2 2 1 2 2 2 2 1 2
h h h h h
mäss den Regeln des bekannten Gamma-
Verfahrens [3] [4] stehen die Spannungen infolge
Biegemomenten in den beiden Teilen in einem Die Spannungen führen zu folgenden Teilmo-
festen Verhältnis wie folgt: menten:
3
M EI h3 W1 h2 h h
12 1 2 2 1 2
13 bh
1 1 2
h h
M EI h2 W2 h2 M 1 M 1 W1 f M
2 2 6 h h
2
1 2 2 2 2
h h
M i h1
M 1
M ,i
Wi M 2 h2 3
h h
2
1 2 2 2
bh h h
M 2 M 2 W2 f M
Auch die Spannungen infolge der Normalkraft 6 h h
2
1 2 2 2 2
stehen in einem festen Verhältnis zueinander wie h h
folgt:
2
N h 3 1 3 h2 4 h2 h2
N ,i N1 2 h h bh 2 h h h
Ai N 2 h1 MV N N 2 A2 fM
2 2 6 2
1 2 h2 2 h2
h h
Unter der Annahme, dass die beiden Zugseiten
gleichzeitig die Biegefestigkeit fmd erreichen, er-
ZUKUNFT 821 10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.2 KLEBER, BINDEMITTEL
H O L Z ELASTISCH NACHGIEBIGE KLEBEFUGE FÜR BRETTSCHICHTHOLZ
Schließlich erhält man das folgende Moment im Die Biegesteifigkeit des hinsichtlich Biegetragfä-
Bruchzustand: higkeit optimierten, zweiteiligen Balkens wird
gemäss Abb. 5 um ca. 20 % reduziert:
f m ,u b h
2
h h
M u M V M1 M 2 M u 2 g 2 Steifigkeitsverlust
h 6 h
1.2
1
0.8
Eieff/EIvoll
h
2
h
3 0.6
1 6 2 6 2 0.4
h h h2
g h2
0.2
0 0.5 0
h h
2
h 0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6
1 2 2 2 2
h h
h1/h
Abb. 5: Steifigkeitsverlust des zweiteiligen Bal-
kens. Markiert: Optimierter Bereich
Durch das Differenzieren erhält man den maxi-
malen Wert für g(h2): g h2 0.175 1.193 3 Erforderliche Eigenschaften der Klebefuge
h
Das Tragverhalten von Klebefugen wird im klassi-
schen Zug-Scher-Versuch mit kleinen Holzklötzen
aus Buche geprüft (Abb. 6). Die Klebefuge besitzt
gemäss Eurocode eine Breite von b = 20 mm und
eine Länge von ℓC = 10 mm. Typischerweise misst
man die Kraft F (N) und die Schubdeformation
(mm) der Klebefuge. In diesem Artikel interessiert
insbesondere die elastische Phase der Klebefuge:
Die nachfolgende Abflachung der Kraft-Defor-
mationskurve fällt weniger ins Gewicht, weil sie
in der Regel erst nach dem Bruch des Holzes er-
Abb. 3: Vergrösserungsfaktor des Biegewiderstandes eines BSH- folgt.
Balkens als Funktion der Position der nachgiebigen Klebefuge
0.9
0.8
0.7
Facteur idéal
0.6
0.5
0.4
0.3
0.2
0.1
Abb. 6: Klassischer Zug-Scher-Versuch zur Cha-
0
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1
rakterisierung einer Klebefuge: Links das Kraft-
Rapport h2/h1 Deformations-Verhalten.
Abb. 4: Der Gamma-Wert γidéal als Funktion von h2/h. schraffiert: Der
ideale Bereich hinsichtlich optimierter Biegetragfähigkeit
10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.2 KLEBER, BINDEMITTEL 822 ZUKUNFT
ELASTISCHE KLEBEFUGE FÜR BRETTSCHICHTHOLZ H O L Z
Die anfängliche Neigung der Kraft-Defor- umgerechnet werden. Damit konnte dem Kleb-
mationslinie wird wie folgt ermittelt: stoffhersteller folgende Kennzahl für die Auswahl
Fel N seiner verschiedenen Mischungen gegeben wer-
K el
el mm den: Ke = 60 N/mm
Bei einem Biegebalken sind die Abmessungen viel
grösser als bei den kleinen Prüfkörpern. Für die Diese Angabe dient dem Klebstoffhersteller als
Umrechung des Versuchswertes auf einen Balken Grundlage für die Herstellung von verschiedenen
muss die Gleichung wie folgt umgeformt wer- Klebstoffmischungen. Über 100 Klebstoffmi-
den: schungen sind hergestellt und mit dem klassi-
k el K el schen Zug-Scher-Versuch geprüft worden. In
k el
K el
b Abb. 7 ist ersichtlich, dass es dem Industriepart-
Ac b Ac
ner tatsächlich gelingt, Klebefugen herzustellen,
welche den Anforderungen hinsichtlich Neigung
kel: Steifigkeit der Klebeverbindung [N/mm2]
des Kraft-Deformations-Verhaltens und der mi-
Kel: Schubmodul [N/mm]
nimalen Deformation genügen.
Ac: Klebefläche des Zug-Scher-Prüfkörpers [meist
200 mm2] 4.5
b: Breite der Klebefläche des Prüfkörpers [meist
Contraintes de cisaillement v [N/mm ]
4
2
20 mm]
3.5
2 1
h h
2 2 E b h 2 1 2
h h 0.5
k el
h 0
L2 1 2 2
h 0 2 4 6 8 10 12
Glissement [mm]
L5976.030 (3mm)
2
h h
2 2 E h 2 1 2 L5976.027 (0.5mm)
k el h h
L5976.028 (3mm)
b h
L2 1 2 2 L5976.029 (1mm)
h L5976.031 (3mm)
L5976.007 (0.5mm)
Die gesuchte Steifigkeit (kel/b) der Klebefuge L5976.027 (1mm)
hängt somit von verschiedenen Faktoren ab. In Théorique
der Baupraxis liegt L / h meist zwischen 15 und L5976.029 (3mm)
25. Für (L / h) 20 gilt ein Mittelwert von
Abb. 7: Es gelingt dem Klebstoffhersteller, Klebe-
(kel/b) 0.3. Der „Balken-Wert“ muss nun durch
fugen mit ähnlichen Eigenschaften wie denjeni-
Multiplikation mit der Fläche der Klebefuge
2 gen der theoretischen Abwägungen herzustellen.
(200 mm ) für die kleinen Zug-Scher-Prüfkörper
ZUKUNFT 823 10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.2 KLEBER, BINDEMITTEL
H O L Z ELASTISCH NACHGIEBIGE KLEBEFUGE FÜR BRETTSCHICHTHOLZ
Quellen
[1] Aicher, S. (1984): Festigkeitsuntersuchungen [9] Ehlbeck, J. (1967): Durchbiegungen und
an platten- und scheibenbeanspruchten Spannungen von Biegeträgern aus Holz un-
Sandwichelementen aus Spanplattendeck- ter Berücksichtigung der Schubverformung,
schichten und einem Polyurethan-Hart- Dissertation Karlsruhe.
schaumkern. Hamburg: Dissertation, Fachbe- [10] Frangi, A.: Elasto-Plastic Model for Timber-
reich Biologie der Universität Hamburg. Concrete Composite Beams with Ductile
[2] Blass, H.-J.; Ehlbeck, J.; Linden, M. L. R.; Connection, Science and Technology –
Schlager, M. (1996): Trag- und Verfor- Structural Engineering International
mungsverhalten von Holz-Beton-Verbund- (01/2003)
konstruktionen, Bauen mit Holz (1996), v.5. [11] Grosse, M.; Rautenstrauch, K., Schlegel, R.:
[3] Bodig, J.; Jayne, B. (1982): Mechanics of Numerische Modellierung von Holz und Ver-
Wood and Wood Composites. Van Nostrand bindungselementen in Holz-Beton-Verbund-
Reinhold Company, New York. konstruktionen. Dans Bautechnik 82 (2005).
[4] Briger, H. (2004): Zur Theorie und Numerik [12] Hartmann, H. (2000): Die Berücksichtigung
des nichtlinearen Verhaltens von Verbund- elastischplastischer Verformungseigenschaf-
trägern. Dissertation, Mitteilungen 54-04, In- ten mechanischer Verbindungsmittel bei
stitut für Statik der Universität Hannover. Verbundkonstruktionen im Ingenieurholz-
[5] Brunner, M. (2000): “On the plastic design bau. Berichte aus dem Konstruktiven Ingeni-
of timber beams with a complex cross- eurbau – Technische Universität München.
section”. WCTE2000, Whistler, Canada. [13] Möhler, K. (1956): Über das Tragverhalten
[6] runner, M. (2002): “Development of a suit- von Biegeträgern und Drückstäben mit zu-
able adhesive to attach prestressed artificial sammengesetztem Querschnitt und nach-
fibres to glulam beams”. COST Action E13, giebigen Verbindungsmitteln, Dissertation,
International Symposium, Vienna, Austria. Karlsruhe.
[7] Brunner, M; Engels I.: “Special Adhesive for [14] Schmidt, J.; Kaliske, M.; Schneider, W.; Thie-
the Production of ductile Glulam Beams”. le, R.: Bemessungsvorschlag für Holz/Beton-
WCTE 2006, Portland, USA. Verbundbalken unter Beachtung abgestufter
[8] Ceccotti, A. (2002): Composite concrete- Verbindungsmittelabstände. Dans Bautech-
timber structures. Dans Prog. Struct. Engng nik 81 (2004).
Mater. 2002, v.4, pages 264-275.
ZUKUNFT 825 10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.2 KLEBER, BINDEMITTEL
H O L Z OPTIMIERUNG GEKLEBTER HOLZVERBINDUNGEN
ε
Q
ε
Q
~ = Q QΤ , ~= Τ
, QQ Τ = (3)
genauigkeit der Fügeteile. Für die Optimierung
von Klebeverbindungen gibt es im wesentlichen
zwei Ansatzpunkte. Zum einen die Werkstoffei-
10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.2 KLEBER, BINDEMITTEL 826 ZUKUNFT
OPTIMIERUNG GEKLEBTER HOLZVERBINDUNGEN H O L Z
In Voigt-Notation ergibt sich der Elastizitätstensor durchgeführt werden, (Abb. 1 und Abb. 2) Durch
im gedrehten Materialkoordinatensystem somit das Verschieben des Koordinatenursprungs kann
zu somit eine nahezu beliebige Jahrringlage ange-
σ
σ
ε
} } (4)
σ
~
Q Τ ~ = C Q Τ~ → ~ = QCQ Τ~ → C = QCQ Τ Im folgenden werden exemplarisch die in Abb. 3
bis Abb. 6 dargestellten Jahrringkonfigurationen
2.1 Homogenisierte Erfassung der Jahrring- Halbholz (HH), Rift (R), Halbrift (HR) und Flader (F)
lage betrachtet. Der Einfluss der Jahrringlagen läßt
Eine analytische Berechnung der Tensoren ist nur sich anschaulich am Beispiel eines prismatischen
für sehr einfache Systeme möglich. Als numeri- Prüfkörpers unter einer linienförmigen Zug- oder
sches Verfahren zur Berechnung von Strukturen Druckbeanspruchung veranschaulichen (Abb. 7).
mit komplexen Geometrie- bzw. Materialeigen- Bei den symmetrischen Konfigurationen HH, R, F
schaften hat sich die Methode der Finiten Ele- stellt sich eine quasisymmetrische Spannungsver-
mente bewährt. Um die Anisotropie des Werk- teilung ein. Im Gegensatz dazu bewirkt die struk-
stoffes zu berücksichtigen, werden die Material- turelle Asymmetrie bei dem Querschnitt HR eine
koordinatensysteme in den Integrationspunkten ausgeprägte Spannungsasymmetrie und somit
entsprechend der Jahrringstruktur transformiert. eine Verschiebung des Spannungsminimums aus
Dies kann vereinfachend auch elementweise der Querschnittsmitte.
zweiten Ansatz bildet jeder Jahrring ein eigen- Bei Schädigungsvorgängen im Holz in Verbin-
ständiges Kontinuum mit individueller Vernet- dung mit diskreten Rissen lassen sich die Rissbil-
zung. Die einzelnen Netze werden durch ’tied dung und der Rissfortschritt in zwei prinzipiell un-
contact’ [6] verbunden. Somit ist es möglich, an- terschiedliche Schädigungsmechanismen unter-
grenzende Bereiche unabhängig voneinander zu teilen [7]. Zum einen verläuft die Schädigung bei
vernetzen. Um eine konsistente Kinematik der lokaler Zugbeanspruchung in radialer Richtung im
beiden Flächen zu gewährleisten, werden zu- Frühholz tangential den Jahrringgrenzen folgend.
sätzliche, nichtlineare Gleichungen benötigt, die Bei Zugbeanspruchung in tangentialer Richtung
den Rechenaufwand deutlich erhöhen können ergeben sich radial verlaufende Risse in einem
[6]. Hier ist im Einzelfall die günstigere Lösung Interface zwischen den Zellwandungen. Speziell
abzuwägen. für den Fall der Schädigung bzw. Rissbildung in
der spätholznahen Frühholzschicht bietet das
Kompositmodell mit seinen definierten Jahrringen
eine gute Basis zur Weiterentwicklung der
Simulation bruchmechanischer Phänomene insbe-
sondere mittels Kohäsivelementen. Diese werden
weiter zur Simulation von Versagensphänomenen
in Klebefugen eingesetzt. In anderen Werkstoff-
bereichen, beispielsweise dem Kleben von Metal-
len oder Kunststoffen, ist die Anwendung von
Kohäsivelementen zur Simulation von Delamina-
Abb. 9: Mikroebene tionsproblemen mittlerweile eine Standardmetho-
de [8]. Interessante Anwendungen im Holzbe-
reich finden sich in [9], [10]. Zukünftiger Schwer-
punkt der Arbeit wird es sein, die Modellparame-
ter, vor allem im Hinblick auf die Anisotropie, an-
hand von Versuchen zu bestimmen und das Be-
rechnungsmodell zu verifizieren. Somit wäre es
möglich sich bei der Optimierungsrechnung auf
ein spezifisch schädigungsrelevantes Kriterium zu
beziehen.
Abb. 10: Jahrringe
{
f(κ ) ⎯⎯ ⎯→ min ∀κ ∈ P, mit P = κ g( κ ) ≤ 0 ∧ h( κ ) = 0
κ=κ*
} (5)
3.2 Definition des Entwurfsraumes
Hierbei gilt: Der zweite Schritt der Optimierungsrechnung be-
steht in der Definition des Entwurfsraumes. Für
Ungleichheitsrestriktion : g( κ ) ≤ 0,
(6) praxisrelevante Problemstellungen sind die tech-
Gleichheitsrestriktion : h( κ ) = 0.
nischen Randbedingungen i.d.R. vorgegeben. Im
Fall der Keilzinkung ist der Entwurfsraum im We-
Die Optimierungsaufgabe besteht somit aus der
sentlichen durch die Realisierbarkeit der Fräs-
Definition des Systems, der Bestimmung des sinn-
werkzeuge und Produktionsbedingungen einge-
vollen Entwurfsraumes in Form von Restriktionen
grenzt. So wird zum Beispiel ein Mindestflanken-
sowie der zu optimierenden Zielfunktion [11].
winkel benötigt, um den nötigen Pressdruck auf-
bringen zu können. Zudem sinkt mit zunehmen-
3.1 Definition des Systems
der Länge der Zinkung die Wirtschaftlichkeit der
Bei dem im vorliegenden Fall betrachteten System
Verbindung. Diese Randbedingungen werden in
handelt es sich um einen “äußerlich” gleichmä-
Form von Ungleichheits- bzw. Gleichheitsrestrik-
ßig druckbeanspruchten Gurt-Stegabschnitt eines
tionen definiert. In den hier durchgeführten Be-
Holzschalungsträgers (z.B. eine Auflagerdruck-
rechnungen wurden als Designvariablen die für
beanspruchung) mit einer geklebten Keilzinken-
jeden einzelnen Zinken unterschiedlich möglichen
verbindung von Gurt und Steg (Abb. 12). Der
Winkel der Klebfugen {α, β, γ}, die Zinkenlänge,
Gurt besteht aus Vollholz, der Steg aus einer
die Breite des Zinkengrundes, der Abstand der
Mehrschichtplatte. Es wird ein in Trägerlängsrich-
Zinken und das Zinkenspiel gemäß Abb. 14 ge-
tung 5 cm dicker Abschnitt des Holzschalungsträ-
wählt. Die Restriktionen der Zinkenlänge lauten
gers betrachtet. Dieser wird in einem vereinfach-
beispielsweise
ten Ansatz als ebenes Modell mit dem kommer-
ziellen FEM-Programm ANSYS gerechnet. Das g hz, min = h min
z − hz ≤ 0 und
vernetzte Modell ist in Abb. 13 dargestellt. g hz, max = h z − h max
z ≤0
funktionen stellen die polynominalen Versagens- lationsläufen erwiesen sich die ’Direct-Mode’-Kri-
kriterien dar. Im vorliegenden Fall wird die Form- terien als vorteilhafter, wobei gerade im Bereich
änderungs- oder freie Energie betrachtet, wobei der kritischen Klebefuge die Schubspannungen
~ deutlich reduziert werden konnten. Eine experi-
Β ein definierter Bereich (Abb. 17) in der Umge-
bung der Keilzinkung ist: mentelle Überprüfung der Simulationsergebnisse
steht jedoch noch aus. Für unterschiedliche Jahr-
ringlagen werden zudem unterschiedliche, opti-
ε
⎡1 ⎤
∫
fψ (x) = w = ψ dA =
~
∫
~
⎢ 2 : C : ⎥ dA
⎣ ⎦
(8) male Parametersätze κ erhalten, die möglicher-
B B weise gegensätzlich wirken. Hier besteht eine
praktikable Lösung in der Wichtung des Einflus-
ses der einzelnen Jahrringlagen bezüglich Auftre-
tenswahrscheinlichkeit, Sicherheitsrelevanz usw.
Quellen
[1] S. Aicher und M. Schrank: Shear reinforce- [7] G. Dill-Langer, S. Lütze, S. Aicher: Microfrac-
ment of glulam beams with glued-in steel ture in wood monitored by confocal laser
rods. Otto-Graf-Journal, 17, 2006. scanning microscopy. Wood Science and
[2] S. Aicher, M. Wolf, P. J. Gustafsson: Load Technology, 36, 2002.
displacement and bond strength of glued-in [8] G. Alfano und M.A. Crisfield: Finite element
rods in timber influenced by adhesive, wood interface models for the delamination analy-
density, rod slenderness and diameter. Rilem sis of laminated composites: mechanical and
Proceedings PRO 8, 1999. computational issus. Int. J. Numer. Meth.
[3] S. Aicher, W. Klöck: Finger Joint Analysis and Engng, 50, 2001.
Optimization by Elastic, Nonlinear and Frac- [9] G. Geißler und M. Kaliske: Formulierung ei-
ture Mechanics Finite Element Computa- nes Interface Elements. LACER, 8, 2003.
tions. Proceedings of the 1991 International [10] G. Geißler und M. Kaliske, J. Schmidt: Zur
Timber Engineering Conference, Vol. 3, Simulation des spröden Versagens von Holz
1991. und Holzstrukturen. LACER, 9, 2004.
[4] S. Aicher, B. Radovic: Untersuchungen zum [11] D. Jungnickel: Optimierungsmethoden.
Einfluß der Keilzinkengeometrie auf die Zug- Springer, 1999.
festigkeit keilgezinkter Brettschichtholzlamel- [12] M. Schrank und S. Aicher: Optimierung ge-
len. Holz als Roh- und Werkstoff, 57.1, klebter Holzverbindungen unter Berücksichti-
1999. gung der zylindrischen Anisotropie. Procee-
[5] J. A. Nairns: A numerical study of the trans- dingsband Doktorandenkolloquium Holzbau
verse modulus of wood as a function of ”Forschung und Praxis”, 2008.
grain orientation and properties. Holzfor- [13] N. S. Ottosen, M. Ristinmaa. The Mechanics
schung, 61, 2007. of Constitutive Modeling. Elsevier, 2005.
[6] O. C. Zienkiewicz, R. L. Taylor: The Finite
Element Method for solid and structural me-
chanics. Elsevier, 6 edition, 2005.
ZUKUNFT 833 10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.2 KLEBER, BINDEMITTEL
H O L Z VERKLEBUNG VON WÄRMEBEHANDELTEM BUCHENHOLZ
Thomas Schnider, Peter Niemz, Andreas Zur Verklebung von Thermoholz liegen relativ
Hurst wenige Angaben vor. Bei der Verklebung mit 1-K
PUR empfehlen viele Hersteller das vorherige Auf-
Thermisch vergütetes Holz wird zunehmend im sprühen von Wasser auf die Fügeteiloberfläche.
Bauwesen eingesetzt. Die Eigenschaften des Hol- Bei anderen Klebstoffen werden meist etwas ver-
zes werden durch die Wärmebehandlung beein- längerte Presszeiten vorgegeben.
flusst. Die Eigenschaftsänderung ist dabei abhän-
gig von der Behandlungsart und -intensität. Die Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde wär-
deutlichsten Änderungen sind die Reduzierung mebehandeltes und unbehandeltes Buchenholz
der Gleichgewichtsfeuchte und der Quellung/ (Fagus sylvatica L.) mit verschiedenen Klebstoffen
Schwindung auf bis zu 50 % des Wertes von un- verklebt. Anschließend wurde die Scherfestigkeit
behandeltem Holz. Eine thermische Behandlung bei verschiedenen Holzfeuchten (Verklebung und
von Holz bewirkt eine Beeinflussung der kapil- Prüfung) und nach einer mehrwöchigen Wechsel-
laren Wasseraufnahme, Minderung der Festig- klimalagerung (feucht / trocken) geprüft. Durch
keit, Reduzierung des pH-Wertes und eine leichte die Feuchteänderung entstehen erhebliche Span-
Verminderung der Rohdichte. All diese Eigen- nungen in den Klebefugen.
schaften haben auch Einfluss auf die Verklebung (s. auch Kapitel 8.2 Thermische Modifizierung)
von wärmebehandeltem Holz.
1 Versuchsmaterial
Die verminderte Holzfeuchte bei wärmebehandel- Als Versuchsmaterial diente industriell im Auto-
tem Holz hat auf die Verklebung mit 1-K PUR klav wärmebehandeltes Buchenholz mit unter-
(Ein-Komponenten-Polyurethan) einen großen schiedlichen Behandlungsintensitäten und zu Ver-
Einfluss, da 1-K PUR Wasser zum Aushärten be- gleichszwecken unbehandeltes Buchenholz.
nötigt. Meist wird eine minimale Holzfeuchte von
8% gefordert [1]. Bei UF (Harnstoffharzen) hat In Tab. 1 sowie Abb. 1 sind einige Eigenschaften
hingegen der veränderte pH-Wert bei Thermo- des Holzes aufgezeigt. So ist die Gleichgewichts-
holz einen negativen Einfluss auf die Verklebung. feuchte im Normalklima bei 20 °C / 65 % rel.
Zudem sinkt die Wasseraufnahmegeschwindig- Luftfeuchte nur etwa bei 6 %. Bei der Verkle-
keit sowohl bei Sorption als auch bei kapillarer bung von 1-K PUR liegt sie daher an der unteren
Wasseraufnahme bei thermisch vergütetem Holz Grenze des technisch Möglichen, da diese Kleb-
ab [2], [3]. stoffe Wasser zum Aushärten benötigen.
[g /cm 3] [N /m m 2] [% ] [N /m m 2]
x 0 .7 38 1 3 2 .8 2 .0 7 1 3 1 40
u n b eh an d elt
s 0 .0 18 5 .6 0 .1 7 742
x 0 .6 92 7 6 .7 0 .7 8 1 1 0 92
S tu fe II
s 0 .0 3 2 1 .8 0 .1 9 1784
x 0 .6 56 5 3 .8 0 .5 1 1 1 7 76
S tu fe III
s 0 .0 31 1 3 .2 0 .1 6 1276
10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.2 KLEBER, BINDEMITTEL 834 ZUKUNFT
VERKLEBUNG VON WÄRMEBEHANDELTEM BUCHENHOLZ H O L Z
2 Versuchsmethodik
2.1 Einfluss der Verklebefeuchte und der τ = F/A nach DIN EN 205 (τ = Scherfestigkeit
2 2
Prüffeuchte [N/mm ]; F = Kraft [N]; A = Scherfläche [mm ]).
Das Holz wurde vor der Verklebung bei 20°C und
35% bzw. 65% rel. Luftfeuchte bis zum Errei- Durch die Unterschiede in der Holzfeuchte bei
chen der Gleichgewichtsfeuchte gelagert. Zur der Verklebung und der Prüfung entstehen Span-
Verklebung wurden drei verschiedene 1-K PUR nungen in den Klebefugen. Je nach Verklebe-
zweier Hersteller, sowie je ein handelsüblicher und Prüfklimadifferenz entstehen Zugspannun-
PVAc und ein UF verwendet. Bei der Verklebung gen (bei Trocknung der Proben) oder Druckspan-
des thermisch behandelten Holzes mit 1-K PUR nungen (bei Quellung der Proben). Auch die ver-
2
wurde beidseitig 50g/m Leitungswasser auf die schiedenen Materialkombinationen führen durch
Brettoberfläche gesprüht, um das zum Aushärten ihr unterschiedliches Quell- und Schwindverhal-
notwendige Wasser bereitzustellen. Nach der ten zu Eigenspannungen in den Klebefugen. All
Verklebung wurden die verklebten Platten weite- dies beeinflusst auch die Scherfestigkeit der Kle-
re sieben Tage zwecks Nachhärtung in ihrem je- befugen. Geprüft wurden folgende Materialkom-
weiligen Verklebeklima gelagert. Danach erfolgte binationen:
der Probenzuschnitt. Anschließend wurden die − unbehandeltes Holz mit unbehandeltem Holz,
Proben im vom Verklebeklima abweichenden − unbehandeltes Holz mit behandeltem Holz
Prüfklima von 20 °C und 35 %, 65 % bzw. 85 % (Behandlungsstufe III),
rel. Luftfeuchte gelagert und geprüft. Untersucht − behandeltes Holz (Behandlungsstufe III) mit
wurde die Scherfestigkeit nach der Gleichung behandeltem Holz (Behandlungsstufe III).
ZUKUNFT 835 10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.2 KLEBER, BINDEMITTEL
H O L Z VERKLEBUNG VON WÄRMEBEHANDELTEM BUCHENHOLZ
4 Schlussfolgerung
Generell haben die 1-K PUR Klebstoffe eine gute
Verklebungsgüte von thermisch behandeltem
Holz aufgewiesen. Hierbei ist darauf zu achten,
dass bei der Verwendung von 1-K PUR dem Kleb-
stoff Zusatzwasser durch aufsprühen auf die Fü-
geteiloberfläche beigefügt werden muss, um eine
genügende Aushärtung zu erreichen. Wird Ther-
moholz zusammen mit unbehandeltem Holz ver-
wendet, sind erhöhten Spannungen in den Kle-
befugen zu berücksichtigen. Abb. 6: Fensterprofile aus thermisch behandeltem und unbehandel-
tem Buchenholz nach 52 Tagen und einem Jahr Freibewitterung
Versuche zur natürlichen Bewitterung, die an
Fensterprofilen aus thermisch behandeltem und Quellen
unbehandeltem Buche durchgeführt wurden [1] Kägi, A.; Niemz, P.; Mandallaz, D.: Einfluss
(Abb. 6), zeigen nach einer einjährigen Bewitte- der Holzfeuchte und ausgewählter technolo-
rung den deutlichsten Unterschied der verringer- gischer Parameter auf die Verklebung mit
ten Spannungen zwischen thermisch behandel- 1K-PUR Klebstoffen unter extremen klimati-
tem Holz und unbehandeltem Holz. schen Bedingungen, Holz als Roh-Werkstoff
64 (2006) S. 261-268.
[2] Pfriem, A.; Grothe,T.; Wagenführ, A.: Ein-
fluss der thermischen Modifikation auf das
instationäre Sorptionsverhalten von Fichte
(Picea abies (L.) Karst). Holz als Roh- und
Werkstoff, 65 (2007) S. 321-323
[3] Niemz, P.; Sonderegger, W.: Untersuchun-
gen zur Wasseraufnahme von Holz und
Holzwerkstoffen. Holz, Mering (2004) 11/12;
S. 23-24
ZUKUNFT 839 10 VERBINDUNGSMITTELTECHNIKEN – 10.2 KLEBSTOFFE
H O L Z BLOCKVERLEIMUNG
Frank Miebach
1 Einleitung
Im Ingenieurholzbau hat sich ein Produkt bei na-
hezu allen größeren Konstruktionen durchgesetzt
und bewährt: Das Brettschichtholz.
Zu beachten ist:
- Kostenerhöhung durch großes Massenauf-
kommen
- Querzug als Schwachstelle bei hoher Belas-
tung (Schwerlastbrücke)
- oberseitige Abdeckung zwingend erforderlich
3 Klebstoffe
Technischer Hinweis: durch die Verarbeitung von
großformatigen Brettschichtholzträgern sind fer-
tigungsbedingt Ungenauigkeiten in der zu ver- Abb. 4: Stehende BSH- Einzelträger [2]
klebenden Oberfläche zu berücksichtigen (Hobel-
schläge o. ä.). Dies bedeutet, dass bei einer Welche Art eingesetzt wird, hängt hauptsächlich
Blockverleimung nur solche Klebstoffe verwendet von der Art der Krümmung des Blocks ab: Soll
werden dürfen, die Fugen füllende Eigenschaft das Bauteil eine Krümmung in der Draufsicht er-
besitzen. Nach DIN 1052: 2004-08 darf die ma- halten, wählt man meist die liegende Verleimung.
ximale Fugenbreite 2 mm nicht überschreiten. Bei Krümmungen in der Seitenansicht wird eine
stehende Verleimung bevorzugt. Bei zweiachsi-
Die derzeit auf dem Markt befindlichen Fugen gen Krümmungen entscheidet meist der größere
füllenden Kleber sind auf Basis von Resorcin- Radius, so dass die Blockverleimung in der weni-
Phenolharzen oder Melamin-Harnstoff herge- ger gebogenen Ebene erfolgt. Der Grund liegt im
stellt. Die Resorcin- Phenolharzkleber werden verhältnismäßig hohen Kraftaufwand, einen fer-
derzeit noch am häufigsten eingesetzt. tigen BS- Träger in seiner Breitenachse zu biegen.
Allgemein ist bei einer stehenden Verleimung die
4 Verleimungsarten Blockfuge statisch geringer belastet als bei einer
Je nach Lage im späteren eingebauten Zustand liegenden Verleimung. Insofern ist bei einer lie-
unterscheidet man bei der Herstellung zwei Ar- genden Verleimung auf die Genauigkeit der
ten: Blockfuge besonders Wert zu legen.
„liegende“ und „stehende“ Blockfugenanord-
nung der BSH- Träger
5 Krümmung
Hinsichtlich der zu biegenden Radien gibt die DIN
1052:2004-08 minimale Radien für BSH- Lamel-
len vor, die auch für die Blockverleimung heran-
gezogen werden. Der minimale Radius R min liegt
bei 230 *t (Nutzungsklasse 2) bzw. 205*t (Nut-
zungsklasse 3), t ist hierbei die Einzelbauteilbrei-
te.
Abb. 9 dto
Abb. 7 dto.
6 Hochbau
Bei hochbelasteten Stützen und Biegeträgern
werden zunehmend blockverleimte Querschnitte
verwendet.
den Trägern gebildet, die Stege im Abstand von 10 Abdeckungsvarianten für Blockbrücken
ca. 40 bis 80 cm von stehenden Trägern. Flächige Blechabdeckung mit aufgeständertem
Bohlenbelag, seitlich mit Lärchen- Dreischicht-
platte hinterlüftet bekleidet (Abb. 17).
11 Querzug
Die Thematik der Querzugfestigkeit bei Schwer-
lastbrücken ist durch zusätzliches Verstärken
durch Aufleimen von Baufurniersperrholzplatten
an der Ober- und Unterseite des Plattenträgers
lösbar.
Quellen
[1] Studiengemeinschaft Brettschichtholz, Wup-
pertal
[2] Fa. Schaffitzel, Schwäbisch-Hall
[3] HAF, Bonn
[4] Fa. Schwörer, Oberstetten
ZUKUNFT 845 10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.3 FÜGETECHNIKEN
H O L Z SCHWEISSEN VON HOLZ
10.3 Fügetechniken
Schweißen von Holz
1 Einführung
Bereits 1993 wurden an der BFH Untersuchungen
über die reibungsinduzierte Aktivierung von ther-
moplastischen und duroplastischen Klebstoffen
durchgeführt. Im Jahr 2002 wurde erstmals eine Abb. 1: Darstellung des Prinzips des Linearvibrati-
Verbindung von Holzteilen ohne Bindemittel un- ons-Schweißens von zwei Holzteilen
ter dem Einsatz der Linearvibrations-Technologie
untersucht. Dabei konnte durch die vibrationsbe- 2 Thermische Aktivierung
dingte Wärmeentwicklung auf den Holzoberflä- Das Verfahren des Holzschweißens basiert auf
chen eine intensive thermoplastische Verände- dem Schmelzen und der Verflüssigung amorpher
rung des Lignins erzeugt werden. Das geschmol- Polymere, hauptsächlich des Lignins, das den
zene Lignin kann sich an der Verbindungsstelle überwiegenden Anteil der zellverbindenden Mit-
wie ein Leim verteilen und härtet nach der Ab- tellamellen ausmacht [1]. Die Verflüssigung der
kühlung aus. Mit diesem Verfahren können hoch- Bestandteile der Mittellamellen im Holzgewebe
wertige und umweltfreundliche Holzverbindun- tritt ein, wenn innerhalb kurzer Zeit eine Tempe-
gen ohne Klebstoff oder zusätzliche Additive ratur von über 200°C in der Schweißfuge erreicht
hergestellt werden [1]. Die Vorteile dieser Tech- wird. Die während des Schweißvorgangs in der
nologie liegen in den kurzen Prozesszeiten und Fuge auftretenden Temperaturen können mit Hil-
einer sehr guten Ökobilanz der damit produzier- fe von Infrarot-Thermographie-Aufnahmen de-
ten Produkte. Der erwartete Nutzen beim Einsatz tektiert und abgebildet werden (siehe Abb. 2 am
dieser Technologie in der holzverarbeitenden In- Beispiel der Holzart Rotbuche) [2].
dustrie sind eine deutliche Reduktion der Produk-
10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.3 FÜGETECHNIKEN 846 ZUKUNFT
SCHWEISSEN VON HOLZ H O L Z
Beim Schweißen von Buchenholz auf einer Fläche geblich für die Gesamtfestigkeit der Verbindung
von 30 cm2 mit einem Schweiß- und Haltedruck verantwortlich ist.
2
von 1.33 N/mm , einer Schweiß- und Haltezeit
von 4 s bzw. 5 s lassen sich mit dieser Methode Darüber hinaus können aber auch Neubildungen
Temperaturen im Bereich der Schweißfuge von chemischer Bindungen zwischen Ligninen und
200-250°C detektieren, die oberhalb der Glas- dem von Kohlenhydraten abgeleiteten Furfural
übergangstemperatur des Lignins liegen. Beim mittels Kernresonanz (RMN)-Analysen beobachtet
Erreichen der gewünschten Temperatur in der werden. Diese chemischen Bindungen, die eben-
Schweißfuge wird das System für die Dauer eini- falls zur Gesamtfestigkeit der Schweißfuge beitra-
ger Sekunden ohne weitere Vibrationsreibung gen, werden hauptsächlich während der stati-
unter statischem Druck gehalten und die verflüs- schen Haltephase ausgebildet [1].
sigten Holzpolymere können wieder erkalten und
aushärten.
3 Lokale Verdichtung des Holzes 4 Einfluss der Holzanatomie auf die Verbin-
Die Herstellung einer geschweißten Holzverbin- dungseigenschaften
dung ist von maßgeblichen Änderungen der phy- Die für die Plastifizierung der Polymermatrix er-
sikalischen Eigenschaften des Holzes begleitet. forderliche Energie wird durch die erzeugte Rei-
Der Einfluss von Temperatur und Druck während bungsenergie bereitgestellt. Die Reibungseigen-
des Schweißens führt lokal zur Deformation des schaften von Holzoberflächen werden direkt von
Holzgewebes. Im inneren Bereich der Schweißfu- den holzanatomischen Merkmalen der Oberflä-
ge wird eine plastische Deformation hervorgeru- chen, insbesondere der Ausrichtung der Oberflä-
fen, die nach der Abkühlung und dem Abbau des chen, beeinflusst [4].
Pressdrucks bestehen bleibt. Die Veränderungen
der Dichteverteilung im Holzgewebe durch das Die verschweißten Radialflächen weisen holzar-
Holzschweißen wurde mit Hilfe der Mikrodensi- tenabhängig Unterschiede in den Festigkeiten der
tometrie anhand von Röntgenaufnahmen unter- Schweißfugen auf (Tab. 1). Werden Radialflächen
sucht [3]. mit einem Faserverlaufswinkel zueinander von
90° (wie bei der Sperrholzproduktion) miteinan-
In Abbildung 4 ist die Dichteverteilung im Holz- der verschweißt, liegen die Festigkeitswerte um
gewebe von Buchenholz-Prüpfkörpern nach dem etwa 50% niedriger. Verantwortlich hierfür ist ei-
Holzschweißen dargestellt. Die Dichteerhöhung ne deutlich weniger stark ausgeprägte Verflech-
des Holzes ist auf einen schmalen Bereich beider- tung der Faserstrukturen der beiden Holzteile im
seits der Fuge von insgesamt ca. 0,6 mm be- Bereich der Schweißfuge, wie mittels Rasterelekt-
grenzt. Die mittlere Rohdichte des Buchenholzes ronen-Mikroskopie belegt werden konnte [4].
3
von etwa 0,76 g/cm im nicht plastifizierten Be- Grundsätzlich weisen Hölzer mit vergleichsweise
reich des Holzgewebes wird im Bereich der homogenem Holzaufbau, z.B. Rotbuche und
Schweißfuge auf bis 1,10 - 1,20 g/cm3 erhöht. Ahorn höhere Festigkeiten in den Schweißverbin-
Durch die deutliche Erhöhung der Rohdichte er- dungen auf als Holzarten, die durch einen stärker
gibt sich eine damit einhergehende Veränderung ausgeprägten Dichtegradienten innerhalb der
der mechanischen Eigenschaften des Holzgewe- Jahrringe gekennzeichnet sind (z.B. Eiche). Ver-
bes, die bei dem Einsatz des Verfahrens und bei bindungen zwischen unterschiedlichen Holzarten
der Entwicklung neuer Produkte berücksichtigt können beim Holzschweißen auch hergestellt
werden muss. werden, die allerdings aufgrund holzartenspezifi-
scher holzanatomischer Eigenschaften jeweils in-
dividuelle Festigkeitseigenschaften aufweisen.
5 Abbindezeit
Im Vergleich zu klebstoffbasierten Verbindungs-
technologien weist das Linearvibrations-Schweiß-
verfahren eine extrem kurze Abbindezeit auf. Be-
reits wenige Sekunden nach Beendigung der Vib-
Abb. 4: Röntgen-mikrodensitometrische Aufnah- rationsphase und der Temperatursenkung in der
men von verschweißten Buchenholz-Prüfkörpern Schweißfuge erreicht die Verbindung ihre Endfes-
(links), Zunahme der Rohdichte im Bereich der tigkeit. Nach der Vibrationsphase ist eine Halte-
Schweißfuge (rechts) phase für die Stabiliserung der Schweißfuge von
wenigen Sekunden erforderlich, bei der der An-
10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.3 FÜGETECHNIKEN 848 ZUKUNFT
SCHWEISSEN VON HOLZ H O L Z
8 Good Vibrations
Die Linearvibration-Schweißtechnologie ist ein
etabliertes Verfahren, um thermoplastische
Kunststoffteile miteinander zu verbinden. Die ers-
ten Schweißversuche an kleinen Holzprüfkörper
wurden mit einer Linearvibrations-Anlage für
Kunststoffe (Fa. Branson Ultraschall, Dietzenbach)
durchgeführt. In Zusammenarbeit mit der Fa.
Branson wurde ein Prototyp entwickelt (Abbil- Abb.6: Prototyp einer Linearvibrations-Schweiß-
dung 6), mit dem für Holz geeignete Parameter, maschine an der BFH
im Besonderen die höheren Reibungskräfte ein-
gestellt werden können. Zudem können mit die-
ser Pilotanlage Holzteile bis zu eine Länge von
1,6 m verschweißt werden. Aufgrund der gesam-
melten Erfahrungen kann der Hersteller nun An-
lagen zum Holzschweißen im Praxismaßstab an-
bieten, die genau an die jeweiligen Anforderun-
gen des Verfahrens adaptiert sind.
10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.3 FÜGETECHNIKEN 850 ZUKUNFT
SCHWEISSEN VON HOLZ H O L Z
10.3 Fügetechniken
Textile Verbindungen
Abb. 1: „Versuchsaufbau zur Bestimmung der Lochleibungsfestigkeit nach DIN EN 383 längs zur Faser
(links) und quer zur Faser (rechts)“ [1] S.286 Bild 1 [P. Haller, Technische Universität Dresden]
„Neben handelsüblichen Geweben und Gelegen des Holzes erhöhen, indem sie die Holzfasern vor
aus Glasfasern (G) wurden auch Gewebe aus dem Dübel stützen, können Strukturen wie der
Hochleistungsfasern wie Aramid (AR) und Koh- Stern oder das Jojo die Spaltbruchneigung verrin-
lenstoff (C) untersucht. Ziel der Arbeit an den gern, weil sie zusätzlich auftretende Querzugkräf-
Strukturen war es, Gelege herzustellen, deren te aufnehmen.“ [1]
Fadenverlauf optimal an die Beanspruchung an-
gepasst ist. Eine erste kraftgesteuerte Versuchsreihe zeigte
folgende Ergebnisse:
Von links nach rechts sind Stern, Jojo, ungestütz- - Versagensursache ist ein sprödes Aufspalten
tes und gestütztes Auge und Schlaufe gefächert, vor dem Dübel
gekreuzt und parallel zu sehen. Sie tragen den - Stern und Jojo erhöhen die aufnehmbare
erwarteten Versagensmechanismen in unter- Lochleibungsspannung ungefähr auf das dop-
schiedlicher Weise Rechnung. Während flächig pelte derjenigen des Holzes
wirkende Strukturen die Lochleibungsfestigkeit
Abb. 2: „(a) Darstellung der textilen Strukturen: Von links nach rechts: sind Stern, Jojo, ungestütztes
und gestütztes Auge und Schlaufe gefächert, gekreuzt und parallel, (b) zeigt ausgewählte Gelege“ [1]
S.287 Bild 2 [P. Haller, Technische Universität Dresden]
ZUKUNFT 853 10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.3 FÜGETECHNIKEN
H O L Z TEXTILE VERBINDUNGEN
Bei der 2. Versuchreihe wurde die Beanspru- So haben Nähstrukturen, bei denen man den Fa-
chung parallel zur Holzfaser getestet, bei der 3. serverlauf sehr stark variieren kann, gegenüber
Versuchreihe die Beanspruchung senkrecht zur mehrdirektionalen Geweben und Gelegen mit
Holzfaser. gestreckten Fasern einen Vorteil.
Ausgewählte Ergebnisse der 2. Versuchsreihe Das Umlenken der Rovingstränge um den Dübel
(Beanspruchung parallel zur Faser) sind: führt zu einer gleichmäßigeren Beanspruchung
- Durch die weggesteuerte Belastung kommt es der Fasern und lässt sie erst bei höherem Lastni-
zu einem anderen Versagensmechanismus: veau versagen.“ [1]
„Der Dübel wird jetzt langsam durch die hin-
tereinander liegenden Verstärkungsfäden hin- Die Versuche zeigen, dass auch die Strukturen,
durchgezogen und es kommt zu einem deut- die maschinell hergestellt wurden nahezu gleich
lich duktileren Verhalten des Verbindungsmit- wirken, so dass eine Herstellung in größeren
tels“ [1] Mengen für die Baupraxis möglich erscheint.
- Die Multiaxialgelege aus Glasfaser erreichen
etwas höhere Lochleibungsspannungen als Weitere Forschungsergebnisse werden im Bericht:
der Stern, was bedeutet, dass eine maschinelle Der Einsatz von multiaxialen Nähgewirken und
Fertigung der Gelege möglich ist. Biaxialgestricken zur Verstärkung von Holzkon-
- die Steigerung der Lochleibungsspannung der struktionen [2] vorgestellt.
Sternform aus Aramid im Vergleich zu der aus
Glasfaser beträgt ca. 30 %
10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.3 FÜGETECHNIKEN 854 ZUKUNFT
TEXTILE VERBINDUNGEN H O L Z
Abb. 3: Aufbau und mögliche Anordnung ge- Weitere Versuche an zyklisch belasteten Rah-
strickter Verstärkungsstrukturen [2] S.238 Bild 2 menecken zeigen, dass sich die textile Verstär-
[P. Haller, Technische Universität Dresden] kung auch positiv auf die Duktilität der Verbin-
dung auswirkt, so dass größere Stabdübeldurch-
messer genutzt werden können, als z.B. in den
jetzigen Erdbebennormen vorgegeben [3].
ZUKUNFT 855 10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.3 FÜGETECHNIKEN
H O L Z TEXTILE VERBINDUNGEN
Die weiteren Versuche am Lehrstuhl Ingenieur- dung gefunden wird, die die Kräfte möglichst
holzbau und baukonstruktives Entwerfen der TU kontinuierlich in die Kanten einleitet. Zusätzlich
Dresden führten zur Entwicklung von textilver- zu dieser Bedingung sollte eine Kantenverbin-
stärkten Formholzprofilen [3]. Diese werden von dung gefunden werden, die einen echten Falt-
Herrn Prof. Haller in Kapitel 9.2 vorgestellt. prozess ermöglicht und deren Lesbarkeit das Be-
dürfnis der Architekten nach einer klar ablesba-
3 Textile Fuge ren Struktur unterstützt. [6] Abb. 5 zeigt die kon-
Die Textile Fuge wurde am Lehrstuhl Baukon- servativen Lösungen zur Herstellung von Falt-
struktion I (Tragwerklehre) der RWTH Aachen un- werkkanten:
ter Leitung von Univ.- Prof. Dr.-Ing. W. Führer im
Rahmen der Dissertation von Dr.-Ing. K. Leitner A und B sind nicht für die Furnierschichtholzplat-
[6] für die Konstruktion von Faltwerken aus plat- ten geeignet, C nur bedingt. Eine klare Lesbarkeit
tenförmigen Holzwerkstoffen entwickelt. Die in- der Kante ist nur bei B gewährleistet. Die Kanten
novativen Faltwerke und Tragkonstruktionen, die C, D und F sind durch die Futterhölzer gebro-
hierbei entstanden sind, sind in Kap. 15.1 Falt- chen, Bei der Lösung E verfälscht das aufgebrach-
werke aus Holzwerkstoffen in dieser Forschungs- te Stahlblech das optische Erscheinungsbild
arbeit dokumentiert.
Nach einem Forschungsprozess, in dem mit
Da Faltwerke sehr effiziente Tragstrukturen sind, Scharnieren, Klett und Textilstreifen experimen-
können die Platten, die dafür verwendet werden tiert wurde, entstand die Textile Fuge.
sehr dünn sein. Diese Schlankheit der Konstrukti-
on kann jedoch nur verwirklicht werden, wenn Die Textile Fuge erfüllt die gestellten Forderungen
eine geeignete Konstruktion der Kantenausbild- am besten.
Abb. 6: TEXTILE FUGE Modell (links) und Zeichnung (Mitte); rechts: Zeichnerische Darstellung der
Montageverbindung
Die Textile Fuge wurde mit verschiedenen Textilien und Klebstoffen getestet.
ZUKUNFT 857 10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.3 FÜGETECHNIKEN
H O L Z TEXTILE VERBINDUNGEN
Die ersten Versuche mit unterschiedlichen Texti- Die Auswertung der Versuche zeigt, dass Polyu-
lien (Glasfaser, Polyester, Aramid, Kohlefaser) ha- rethanklebstoff die beste Verbindung mit den
ben gezeigt, dass Polyester als Textil gut geeignet Holzfasern eingeht. Das äußert sich leider darin,
ist. Glasfaser und Kohlefaser brechen beim Falt- das bei einer Zugbeanspruchung parallel zur Fa-
prozess. Allerdings ist zu vermuten, dass mit serrichtung das Textil mit Holzfasern der Schutz-
Aramid noch bessere Ergebnisse erzielt werden schicht bricht. Bei einer Schubbelastung tritt der
können, da seine Quersprödigkeit höher ist als gleiche Effekt senkrecht zur Faser auf. Resorcin-
die von Polyester. Tabelle 1 zeigt eine Zusammen- harz zeigt durchgängig bessere Werte als Mel-
fassung der Ergebnisse mit unterschiedlichen aminharzklebstoff. Es wird vorgeschlagen eine
Klebstoffen für hochfestes Polyester. Kombination aus Resorcinharzklebstoff und
hochfestem Polyester zu verwenden.
Tab. 1: Auswertung der Versuche für hochfestes
Polyester und unterschiedliche Leime.
Abb. 8: Resorcinharz Schub II Faser (248 N/cm) Abb. 9: Resorcinharz Zug II Faser (566 N/cm)
10 VERBINDUNGSTECHNIKEN – 10.3 FÜGETECHNIKEN 858 ZUKUNFT
TEXTILE VERBINDUNGEN H O L Z
Quellen
[1] Haller, P.; Birk, T.Putzger, R.: Physikalische
und mechanische Untersuchungen an textil-
bewehrtem Holz und Holzbauteilen. Techni-
sche Universität Dresden: Eigenverlag, 2002
– Arbeitsbericht des SFB 528, S. 283-322
[2] Haller, P.; Birk, T.: Der Einsatz von multiaxia-
len Nähgewirken und Biaxial-Gestricken zur
Verstärkung von Holzkonstruktionen. in: Ta-
gungsband zum 2nd Colloquium on Textile
Abb. 10: Resorcinharz Schub I Faser (331,6 N/cm)
Reinforced Structures (CTRS2) S. 235 ff.
2003 Dresden
[3] Heiduschke , A.; Haller, P.; Kasal, B.: Zum
Tragverhalten textilbewehrt- verdichteter
Holzrahmenecken unter zyklischer Beanspru-
chung. in Bautechnik Nr. 81 S. 658 ff. Ernst
und Sohn Berlin 2004
[4] Leitner, K., Führer, W.: Faltwerk-Konstruk-
tionen aus einem neuartigen Holzwerkstoff.
detail 2001, S. 1532-34.
[5] Leitner, K.: Faltwerke mit ‚Textiler Fuge’.
Abb. 11: Resorcinharz Zug I Faser (466 N/cm) bauen mit holz 5/2003, Bruderverlag Karls-
ruhe,
Abb. 8 bis 11 zeigen die zugehörigen Kraft-Deh- [6] Leitner, K.: Tragkonstruktionen aus platten-
nungslinien. Das Versagen wird durch Delamina- förmigen Holzwerkstoffen mit der Textilen
tion, so heißt das Herausschälen des Textils, ver- Fuge. Dissertation RWTH Aachen Fakultät für
ursacht. Obwohl das Garn hochfest ist, ist die Architektur, 2004
Dehnung sehr groß. Dies ließe sich wahrschein-
lich durch die Verwendung eines Geleges verbes-
sern.