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Altersassoziierte
Veränderungen
der Muskulatur
Ursachen, Folgen und Behandlungs-
möglichkeiten der Sarkopenie
Aufgrund der demographischen Ent- Fettgewebe wird größer, die Muskelmasse vität des Patienten – unter Berücksichti-
wicklung in Österreich gewinnen nimmt ab. Die Muskelatrophie betrifft da- gung des klinischen Zustands – ein wich-
muskuläre Veränderungen im Al- bei vorwiegend Typ-II-Muskelfasern. Der tiger Bestandteil der Betreuung. Weite-
ter immer mehr an Bedeutung. Laut Anteil der Typ-II-Fasern an der Gesamt- re mögliche physikalische Therapie- und
einer Prognose von Statistik Austria muskulatur beträgt bei 20- bis 30-jähri- Trainingsmaßnahmen sind:
aus dem Jahr 2007 wird der Anteil der gen Männern fast 60%, bei über 80-Jähri- F Bewegungstherapie,
über 60-Jährigen an der österreichi- gen nur mehr 30% [2]. Der Gesamtverlust F Krafttraining,
schen Gesamtbevölkerung bis 2050 der Muskelmasse zwischen dem 23. und F neuromuskuläre Elektrostimulation
auf etwa 34,2% ansteigen. 77. Lebensjahr wird mit 42% angegeben. und
Die hier beschriebene altersbedingte F Sensomotoriktraining.
Ab dem 55. Lebensjahr kommt es zu einer Sarkopenie beruht v. a. auf [3]:
Abnahme der Muskelkraft von 15% pro F neurogenen Mechanismen, Studien haben gezeigt, dass bei hochin-
Lebensjahrzehnt, ab einem Alter von F der Ernährung, tensivem Krafttraining Nebenwirkungen
70 Jahren beschleunigt sich der Abbau auf F hormonellen und immunologischen oder Verletzungen nach einer eingehen-
30% pro Lebensjahrzehnt. Der Abbau der Faktoren, den ärztlichen Untersuchung zur Abklä-
skelettalen Muskelmasse im Altersverlauf F körperlicher Inaktivität sowie rung möglicher Kontraindikationen und
führt zu gravierenden Veränderungen in F Immobilisation. bei adäquater Progression sowie besonne-
der Bewegungsqualität und -sicherheit. ner Auswahl der Übungen nicht vermehrt
Der Kraftverlust hat Auswirkungen auf Betroffen sind >50% aller Personen ab auftreten [5]. Auch bei älteren Menschen
die Bewältigung verschiedenster Alltags- 80 Jahren, was einen enormen Einfluss kann ein gezieltes Krafttraining je nach
aktivitäten und kann mit funktionellen auf die Volkswirtschaft hat. Auch eine Trainingsstimulus und Ausgangsniveau
Einschränkungen und Invalidität sowie weitere mögliche Folge dieser Einschrän- zu einer Zunahme der Muskelkraft von
Sturzgefahr einhergehen. Alltagstätigkei- kungen im Alltag sollte nicht außer Acht 30 bis >100% führen [6]. Diese Kraftzu-
ten, beispielsweise das Stehen für 15 min, gelassen werden: eine Reduktion der Le- nahme bewirkt eine Verbesserung von
schwere Hausarbeit oder auch das Tra- bensqualität [4]. physikalischen Funktionen, z. B. die Zu-
gen einer 4,5 kg schweren Einkaufstasche, In der Betreuung von älteren Patien- nahme der Gehgeschwindigkeit oder eine
sind für einen Großteil der über 75-Jähri- ten ist es wichtig, diese altersassoziierten Erleichterung beim Aufstehen aus dem
gen nicht mehr durchführbar [1]. Veränderungen rechtzeitig zu erkennen Sessel [7]. Ebenso konnte eine Minde-
und ihnen nach Möglichkeit bereits prä- rung des Sturzrisikos durch Krafttraining
> Die altersbedingte ventiv entgegenzuwirken. Dabei sind die belegt werden [8]. Eine weitere wichtige
Muskelatrophie betrifft Beratung und Aufklärung des Patienten Komponente der Behandlung ist das Sen-
vorwiegend Typ-II-Fasern wie auch der Angehörigen von wesentli- somotoriktraining, welches das Gleichge-
cher Bedeutung. Im stationären Bereich wicht, die Standstabilität und die Gehge-
Mit zunehmendem Alter beginnt die Zu- ist die frühestmögliche Mobilisierung des schwindigkeit positiv beeinflusst [9] und
sammensetzung der Körpermasse sich Patienten und damit die Verhinderung damit auch das Sturzrisiko reduziert [10].
zu verändern: Der prozentuale Anteil an einer langen Immobilisation und Inakti-