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Hier finden sich alle Texte der Lieder der CD im Original und in der Übersetzung. Die
Übertragungen ins Neuhochdeutsche stammen von Hans Hegner
Saget mir ieman: waz ist minne? Kann mir jemand sagen: Was ist Minne?
weiz ich des ein teil, sô wist ichs gerne Weiß ich davon schon einiges, so wüsste ich
mê. doch gerne mehr.
Der sich baz denn ich versinne, Wer sich besser drauf versteht,
der berihte mich, durch waz si tuot sô soll mir erklären, warum sie tut so weh.
wê. Minne ist Minne, tut sie gut. –
Minne ist minne, tuot si wol. Tut sie weh, heißt sie zu Unrecht Minne,
tuot si wê, so enheizet si niht rehte doch weiß ich nicht, wie sie dann heißen soll.
minne,
sus enweiz ich, wie si danne heizen sol. Wenn ich es recht erraten kann,
was Minne ist, dann ruft nur alle: "Ja!"
Obe ich rehte râten künne, Minne ist zweier Herzen Glück,
waz diu minne sî, sô sprechet denne: erfüllt es sie zu gleichen Teilen, ist die Minne da.
"jâ!" Wird Minne aber nicht geteilt,
Minne ist zweier herzen wünne: vermag ein Herz allein sie nicht zu tragen. –
teilent sie gelîche, sost diu minne dâ. Ach, wolltest du mir helfen, Herrin mein!
Sol abe ungeteilet sîn,
sô enkans ein herze alleine niht Dame, ich trag an meinem Teil zu schwer –
enthalten. willst du mir helfen, dann hilf schnell!
ôwê, woldest dû mir helfen, frouwe Bin ich dir jedoch egal,
mîn! so sprich es aus! – Ich gebe auf die ganze Müh
und bin wieder ein freier Mann.
Frouwe, ich trage ein teil ze swaere, Doch eines sollst du wissen, meine Dame:
wellest dû mir helfen, sô hilf an der zît! dass niemand schönre Lieder auf dich singen
Sî abe ich dir gar unmaere, kann.
daz sprich endelîche! – sô lâz ich den
strît Kann meine Dame Süßes sauer machen?
unde wirde ein ledic man. Denkt sie, ich schenk ihr Freude, und sie gibt mir
dû solt aber einez rehte wizzen, frouwe: dafür Leid?
daz dich lützel ieman baz geloben kan. Soll ich sie erheben,
damit sie mich umso kleiner macht? –
Kan mîn frouwe süeze siuren? Dann hätt' ich wohl den rechten Überblick
waenet si, daz ich ir liep gebe umbe verloren.
leit? Doch weh, was red ich ohne Aug und Ohren!
Sol ich si dar umbe tiuren, Wen Minne blendet, wie kann der noch sehn?
daz siz wider kêre an mîne
unwerdekeit? Ich will also fortan singen,
Sô kund ich unrehte spehen. dass sie alle sagen: "Besser sang er nie!"
wê, waz sprich ich ôrenlôser ougen Von dir bekomm ich keinen Dank –
âne! das hab ich dir erst vorgeworfen, doch nun höre
den diu minne blendet, wie mac der dies:
gesehen? Weißt du, warum alle dir nur wünschen,
dass sie glücklich sei, von der so schön gesungen
Ich wil alsô singen iemer, wird? –
daz si danne sprechent: "er gesanc nie Sieh, Dame, diesen allgemeinen Wunsch
baz!" bekommst du auch von mir!
Des gedankest dû mir niemer,
daz verwîze ich dir alrest, sô denne daz:
Weistu, wes sie wünschent dir,
daz si saelic sî, von der man uns sô
schoene singet?
sich, frouwe, den gemeinen wunsch
hâst ouch von mir!
04 Herzeliebez frouwelîn
Sie verwîzent mir daz ich Die Leute halten es mir vor,
ze nidere wende mînen sanc. du wärst meinem Gesang ein zu geringes Ziel.
Daz si niht versinnent sich, Dass sie einfach nicht begreifen,
waz liebe sî, des haben undanc! was Liebe ist, dafür haben sie kein gutes Wort
Sie getraf diu liebe nie – verdient!
die nâch dem guote und nâch der Liebe hat sie nie ergriffen –
schoene minnent; wê wie minnent die? die um des Reichtums und der Schönheit willen
lieben, o weh, wie lieben die!
Bî der schoene ist dicke haz,
zer schoene niemen sî ze gâch. Zur Schönheit gesellt sich oft ein böses Herz,
Liebe tuot dem herzen baz: der Schönheit laufe niemand hinterher.
der liebe gêt diu schoene nâch. Liebe tut dem Herzen besser:
Liebe machet schoene wîp – Der Liebe geht die Schönheit nach.
des mac diu schoene niht getuon, si Liebe macht die Frauen schön –
machet niemer lieben lîp. das kann die Schönheit niemals tun, sie macht
das Herz nicht gut.
Ich vertrage als ich vertruoc
und als ich iemer wil vertragen. Ich ertrage ihren Vorwurf
Dû bist schoene und hâst genuoc – in Zukunft wie bisher.
waz mugen si mir dâ von sagen? Du bist schön und hast genug –
Swaz si sagen, ich bin dir holt was können sie mir davon sagen?
und nim dîn glesîn vingerlîn für einer Was sie auch sagen, ich hab dich lieb
küneginne golt. und nehm deinen gläsernen Fingerring, als wär's
das Gold einer Königin.
Hâst dû triuwe und staetekeit,
sô bin ich des ân angest gar, Wenn du treu und beständig bist,
daz mir iemer herzeleit dann brauch ich keine Angst zu haben,
mit dînem willen widervar. dass mir jemals Herzeleid
Hâst aber dû der zweier niht, von dir absichtlich widerfährt.
sô müezest dû mîn niemer werden – Bist du aber beides nicht,
ôwê danne, ob daz geschiht! so kannst du nicht die Meine werden – o weh,
wenn das geschieht!
Uns hât der winter geschât über al: Uns hat der Winter viel Schaden gebracht:
heide unde walt sint beide nû val, hat Heide und Wald ihrer Farbe beraubt,
dâ manic stimme vil suoze inne hal. wo mancherlei Stimme so lieblich erklang. –
Saehe ich die megde an der strâze den Säh' ich die Mädchen am Wege den Ball
bal werfen, dann käme zurück auch der Vögel
werfen, sô kaeme uns der vogele schal. Gesang.
Möhte ich verslâfen des winters zît! Könnt' ich den Winter nur verschlafen!
wache ich die wîle, sô hân ich sîn nît, Solange ich wach bin, hasse ich ihn,
daz sîn gewalt ist sô breit und sô wît. denn seine Macht ist so groß und so weit. –
Weiz got, er lât ouch dem meien den Doch weiß Gott, eines Tages hat der Mai
strît: gesiegt:
sô lise ich bluomen, dâ rîfe nû lît. dann pflück ich Blumen, wo der Schnee jetzt
liegt.
Rôter munt, wie dû dich swachest – Roter Mund, es steht dir nicht gut an –
lâ dîn lachen sîn! hör auf, mich auszulachen!
Scham dich, daz dû mich an lachest Und schäm dich, dass du mich verspottest,
nâch dem schaden mîn. wenn ich den Schaden habe.
Ist daz wol getân? – Ist das recht getan? –
ôwê sô verlorner stunde, Schade um verlorne Stunden,
sol von minneclîchem munde wenn ein lieblich schöner Mund
solch unminne ergân! Lieblosigkeit zeigt!
Scheidet, frouwe, mich von sorgen, Nehmt mir, Dame, diese Sorgen,
liebet mir die zît! macht mir den Frühling schön!
Oder ich muoz an fröiden borgen. Sonst such ich anderswo mein Glück
daz ir saelic sît! und sag euch Lebewohl.
Muget ir umbe sehen? – Schaut euch doch mal um:
sich fröit al diu welt gemeine: Alle Welt freut sich gemeinsam –
möhte mir von iu ein kleine könnt' mir nicht von euch ein kleines
fröidelîn geschehen! Freudelein geschehen?
07 Gêrhart Atze
Mir hât hêr Gêrhart Atze ein pfert Mir hat Herr Gerhard Atze ein Pferd
erschozzen zÎsenache. erschossen zu Eisenach.
daz klage ich dem, den er bestât: Der Herr, in dessen Dienst er steht,
derst unser beider voget. soll uns die Sache richten.
Ez was wol drîer marke wert. Drei Goldmark war es gut und gerne wert.
nû hoeret frömde sache, Nun hört die sonderbare Mär,
sît daz ez an ein gelten gât, wie er, wo’s ans Bezahlen geht,
wâ mit er mich nû zoget: versucht, mir zu entwischen:
Er seit von grôzer swaere, Erzählt von großem Schmerz und Weh,
wie mîn pferit maere und dass mein wunderbares Pferd
dem rosse sippe waere, verwandt mit jenem Gaule sei,
daz im den vinger abe der schändlich ihm
gebizzen hât ze schanden. den Finger abgebissen hat.
ich swer mit beiden handen, Ich schwöre nun mit beiden Händen,
daz si sich niht erkanden. – dass sie sich nie gesehen haben. –
ist ieman der mir stabe? Ist jemand da, der mir den Eid bezeugt?
Uns irret einer hande diet: Uns stört so ein gewisser Schlag von Leuten –
der uns die furder taete, wenn jemand die verjagen tät',
sô möhte ein wol gezogener man könnte ein wohlgebildeter Mann
ze hove haben die stat. schon seinen Platz bei Hofe finden.
Die lâzent sîn ze spruche niet – Die Schnauzen schnattern unentwegt,
ir drüzzel derst sô draete, und sänge jener noch so gut,
kunde er, swaz ieman guotes kan, es hilft ihm alles nicht die Spur,
daz hulfe niht ein blat. sie fallen ihm ins Wort:
"Ich und ein ander tôre, "Ich und du und noch ein Tor,
wir doenen in sîn ôre, wir gröhln ihm unser Lied ins Ohr,
daz nie kein münch ze kôre so laut, wie nie ein Mönch im Chor
sô sêre mê geschrei." – gesungen hat zuvor." –
Gefüeges mannes doenen Des wahren Meisters Weisen
daz sol man wol beschoenen, soll man verständig preisen,
des ungefüegen hoenen – dem Schelm die Türe weisen –
hie gêt diu rede enzwei. hier bricht mein Singen ab.
08 Halmorakel