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Zu drei pamphylischen Namen

Author(s): Günter Neumann


Reviewed work(s):
Source: Glotta, 72. Bd., 1./4. H. (1994), pp. 1-4
Published by: Vandenhoeck & Ruprecht (GmbH & Co. KG)
Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40266976 .
Accessed: 18/11/2011 16:08

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Zu drei pamphylischen Namen
Von Gunter Neumann, Wiirzburg

Unter den Personennamen (PN) des Pamphylischen finden sich nur


wenige Patronymika auf -âôaç oder -îôccç, z. B. Nom. Aeoviôaç oder
Gen. HXiaÔav. Da in diesem Dialekt ein Rhotazismus die dentale
Media befàllt1), den wir wohl als Einwirkung des luwischen Ad- oder
Substrats betrachten diirfen, sind die Varianten auf -âgaç, -égaç, -igaç
viel hàufiger belegt: Nom. Tgeoâgaç, Gen. Agifidgav, 'Emrifiîgao, 'O-
goqxxrégav,Zegyarégav, 0igdgav usw.2). Im folgenden soil versucht
werden, an dièse Gruppe weitere pamphyl. PN anzuschliefien.
1. Der Nom. eines PN FleXœgaçlâfit sich aus dem in Inschrift (23)
belegten Gen. fleXâgav erschliefien, aufierdem ist er durch ein Lemma
der Suda belegt: TleXœgaç'ovo/ia xvgiov. Thumb - Scherer, Handbuch
griech. Dial. II, 1959, 178 und W. Dressier, in: Arch Or 33, 1965, 184
haben ihn mit dem Substantiv néXcogJ5Ungetum"verkntipft. Aber dies
Wort in PN zu verwenden, die doch oft dem Tràger Gutes anwun-
schen sollen, liegt nicht nahe; daher gibt es auch sonst kaum PN mit
diesem Stamm.
Nun gehôren die anderen pamphyl. PN, die mit TleX- anfangen,
sâmtlich zum Gottesnamen 'AnéXXcov,wobei sie den Anlautvokal
durch die im Pamphyl. hâufige Aphârese3) verloren haben. Ein beson-
ders deutliches Beispiel liefert IJeXXaugviç(31) neben 'AneXaMgvMiç
(55; 135; 160). Mit dem GN 'AnéXXcov als Erstglied môchte ich auch
in TJeXœgaçrechnen4). Vorauszusetzen ware eine Form

'AneX(X)coviôaç.

Dann ist Synkope des Iota anzunehmen (wie sie hâufig im Boioti-
schen belegt ist, aber z.B. auch in den kypr. PN ke-re-o-ta-u Gen.

l) Vgl. Brixhe, Pamph. § 22. 322. - Claude Brixhe danke ich herzlich fur wert-
volle briefliche Hinweise.
2) Auch Kevôruiaçaç, den J.Nollé, in: Epigraph. Anatol. 12, 1988, 137f. auf
einer Inschrift aus Selge nachgewiesen hat, ist vermutlich ein solches Patronymi-
kon auf -àôaç.
3) Vgl. Brixhe, Pamph. § 21.61.
4) Schererp. 178 meinte dagegen: »2u der Namensippe mit TleX(X)-= 'AnsXX-
[...] kann es seiner Bildung nach kaum gehôren."
Glotta LXXII, 1-4, ISSN 0017-1298
© Vandenhoeck & Ruprecht 1995
2 Gunter Neumann

Kgsévôav, Mitford-Masson, Rantidi 31, ti-o-ta-u Aiœvôau ICS 64


und ka-ro-ta-i-o-se XagcovÔàîoçICS 394, 1). Sie findet gern hinter Ny
statt. Hier fuhrt sie zu

*AneXœvÔaç.

In der so entstandenen Konsonanz -vô- ist im Pamphylischen der


Nasal geschwunden, vgl. neôe < nêvrs, àôguôva < âvôgeœva, âyoôv
< dyovrcov,yevoôai < yévœvrai usw. Dann ergibt sich

* 'AnsXcoôaç.

Dies erleidet Aphàrese und Rhotazismus, so dafi TleXâgaç entsteht. -


Das Einsetzen des Nasalschwunds ist also zeitlich f ruher anzusetzen
als der Rhotazismus; das wird auch dadurch gestiitzt, dafi er schon
im Heth. des 14. und 13. Jhs. okkasionell wirksam ist5).

2. Zahlreiche griechische Ortsnamen enthalten die Pflanzenbezeich-


nung êXaia ,,Ôlbaum": 'EXaia in Mysien und Vorgebirge auf Kypros,
'EXaiç in Phoinikien, 'EXaiouç am Hellespont, 'EXccioûooaeine Insel
vor Kilikien usw. - Nun befindet sich im Museum von Antalya eine
Steininschrift, deren Text zuerst J.Keil und A.Wilhelm, in: Ôsterrei-
chische Jahreshefte 17, 1915, Beiblatt, p. 6 korrekt verôffentlicht ha-
ben. Mit L.Robert, Noms indigènes, 1963, 402 stammt sie gewifi aus
Pamphylien; er denkt speziell an die Gegend von Perge. Sie bietet in
Zeile 1 die Epiklese 'AnôXXcovi'EXaifiagicound in Zeile 3 als Her-
kunftsangabe eines Ôrj/Movgyôç EvfirjXoçdie Nominativform 'EXaifiâ-
gioç. Das Epitheton enthàlt wahrscheinlich den Namen einer Kultstàt-
te des Apollon. Wenn man mit dem hàufigen Ableitungssuffix -w-
rechnet, ergibt sich als ON etwa *'EXaîpag//a//. Da auch hier Rho-
tazismus vorausgesetzt werden darf, lâfit sich als altère Form * 'EXai-
fiaôa erschliefien. Dessen Suffix ist das gleiche wie im ON 'AfifiXccôa
(Pisidien-Lykaonien, KON § 57-1), dessen Stamm wahrscheinlich zu
griech. afineXoç ,/Weinstock" gehôrt6), im pisid. ON Ogpaô//a//
KON § 938-1 (wohl zu heth. warpa- «Umzâunung"), im lyk. ON
9Agoaô//a//, KON § 99 (zu heth. arsi- 5,Pflanzung") usw. Es ist
durch Nasalreduktion aus àlterem (luwischem) -anda- entstanden, ei-

5) Vgl. J.Friedrich, Hethit. Elementarbuch I2, 1960, §31 a.


6) Zu solchen ON mit luw. Suffix, aber griechischem Stamm vgl. Aigi-avôoç,
PoS-avôoç, Neumann, in: Sprache 8, 1962, 21 If.
Zu drei pamphylischenNamen 3

nem besonders hàufigen Suffix. Zu diesem vgl. die hethit.-luw. ON


Hulanta (neben Hula), Puhanta (neben Puha), Sananta (wohl zur
Pflanzenbezeichnung sana-) usw., ferner aus griech. Quellen 'Agvxav-
ôa7) in Lykien, KON § 101-2, Naôiavôoç in Kappadokien, KON
§ 875 (zu heth. nati- «Schilfrohr"), Oîvoavôa im phryg.-lyk. Grenz-
gebiet, KON § 919-2 (entweder unmittelbar zu griech. oivoç ,,Wein"
oder zu luw. wiyani-lwini- »Wein" mit sekundàrer Angleichung an
-
griech. oîvoç) usw. Im Falle von Tlaoavôa, Flaaaôa KON § 1015
(wohl zu heth. passu- «Steinblock" mit Tilgung des Stammauslauts)
und IJeg/iivovvôa,IJegjmvoôaKON § 1044 (vielleicht zur hethit. Pflan-
zenbezeichnung parmil- ) sind sowohl Formen mit nasalhaltigem wie
nasallosem Suffix belegt.
(Nach dieser Deutung ware hier - wie in IJeXcogag- altes -nd- liber
die Zwischenstufe -d- zu r- geworden.)
Das p in 'E\aipagi(o hat zweifellos den Lautwert /w/ wie in den
pamphyl. Glossen aiperoç ,,Adler", cpâpoç»çcoç, Licht", inschriftlich
Movpa (154), Aipiocogiavrj(Termessos) usw.8). -
Mit der pamphyl. Dialektform /elaiwa/ gewinnen wir neben kyp-
risch e-la-i-wo ICS 318 c (/elaiwo/ 5,Olivenor, Gen. Sing.) und my-
ken. e-ra-wo einen dritten griech. Zeugen fur erhaltenes /w/ in die-
sem Wort.

3. Schon Robert a. O. hat auf einen an 'EXaipâgioç anklingenden


pamphyl. Namen aufmerksam gemacht, freilich ohne den Versuch, ihn
zu analysieren. Eine Inschrift aus Perge (Inscr. Graecae ad res Roma-
nas pertinentes 3, 796) erwâhnt einen

Tipégiov KXavôiov, 'AnokXœviov 'EkaiPap[i]]v.

In KPN § 326 erwâgt Zgusta zu Recht, 'E. als Ethnikon/Demotikon


aufzufassen. Offenbar ist dies Nomen ebenfalls vom ON *'EXaîfa
abgeleitet. Sein Suffix, das phonetisch vielleicht als Awi-/ zu inter-
pretieren ist, liefie sich mit aller Vorsicht an das hieroglyphen-luwische
Ethnikon à-ta-na-wa/i- MEinwohnervon Adana" (Karatepe) ankntip-
fen, das ein sonst kaum bekanntes Suffix -wi- aufweist. F. Starke,
Stammb., p. 180 vergleicht damit noch den lyk. PN pillewi (Miinzle-
gende, M 225 a), als dessen Bedeutung er ,,Einwohner von Pinara
(pinala > pille)" ansetzt; doch sind bei dessen Zweitglied (bzw. Suf-

7) Vgl. Neumann, in: HS 104, 1991, 166-169.


8) Vgl. Brixhe, Pamph. § 22.111. - Zu Aipi- vgl. kypr. Aifei-qnXoç.
4 Gunter Neumann

fix) auch andere Auffassungen môglich. Weder im Sidetischen noch


im Pisidischen, den beiden dem Pamphyl. ràumlich nàchsten, aber nur
kàrglich bezeugten spàt-luw. Sprachen, ist bisher ein Suffix -wi-
nachweisbar.

Literatur

C.Brixhe, Le dialecte grec de Pamphylie. Documents et grammaire, Paris 1976


(hier zitiert als: Pamph. - Unsere Zàhlung der Inschriften folgt diesem Stan-
dardwerk).
C.Brixhe et R.Hodot, L'Asie mineure du nord au sud, Nancy 1988.
F.Starke, Stammbildungdes luwischen Nomens, StBoT 30, Wiesbaden 1990.
L. Zgusta, KleinasiatischePersonennamen, Prag 1964 (hier: KPN).
L.2gusta, KleinasiatischeOrtsnamen, Heidelberg 1984 (hier: KON).

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