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Machbarkeitsstudie zu einem WLAN-Diplexer

bestehend aus Bandpassfiltern in


Mikrostreifenleitungs-Technologie

Der Fakultät Elektrotechnik


Fachhochschule Schmalkalden

als Projektarbeit

vorgelegt von

B.Sc. Daniel Ernst

betreut durch

Prof. Dr.-Ing. Reinhold Michelfeit

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Inhalt

1 Einführung ................................................................................ 4
Motivation ................................................................................................................ 4
Anforderungen......................................................................................................... 4

2 Grundlagen und Referenzen ...................................................... 6


3 Entwicklung .............................................................................. 8
Entwicklung von geeigneten Resonatoren für die Filterentwicklung ........................ 8
Entwicklung zweier Bandpassfilter für WLAN ........................................................ 10
Entwicklung eines Diplexers für WLAN ................................................................. 14

5 Zusammenfassung und Ausblick .............................................. 19


Literaturverzeichnis ...................................................................... 20

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1 Einführung

Mit dieser Arbeit wird schrittweise eine Herangehensweise zum Aufbau eines WLAN
(Wireless Local Area Network) Diplexers in Mikrostreifenleitungstechnik beschrieben und
simuliert. Dafür wird die Verkopplung von Leitungen im Grundlagenkapitel untersucht. Mit
diesen Kenntnissen von verkoppelten Leitungen sollen Bandpassfilter für WLAN im oberen
und unteren Frequenzband simuliert werden. Ein Diplexer bestehend aus zwei breitbandigen
Bandpassfiltern, einem T-Glied und zwei Verzögerungsleitungen wird entwickelt. Durch das
Nutzen von verkoppelten Leitungen kann ein Diplexer mit geringen Verlusten und hohen
Dämpfungen aufgebaut werden. Zudem soll der Leser diese Arbeit nutzen können, um die
Herangehensweise an den Filterentwurf nachvollziehen und auf neue Projekte übertragen zu
können.

Motivation

Der Grund für diese Arbeit ist die prinzipielle Herangehensweise des Filterentwurfs in
Mikrostreifenleitungstechnologie zu verstehen und auf andere Anwendungen und
Frequenzen übertragen zu können.

Der Diplexer kommt oftmals in Transceivern zur Anwendung, wo ein Antennensignal


frequenzmäßig aufgespalten wird in Sendeband und Empfangsband. Eine weitere
Anwendung ist die Trennung von Frequenzbändern zur unterschiedlichen Weiter-
verarbeitung des Signals. Diese Anwendung kommt auch bei dem untersuchen WLAN zur
Anwendung.

Anforderungen

Aus der Veröffentlichung „WLAN das funkgestützte Lokale Netzwerk“ der Bundesnetzargen-
tur, lassen sich die Spezifizierung der Anforderungen auslesen [BNeA]. Für den Diplexerent-
wurf wichtige Kenngrößen sind dabei vor allem die zu nutzenden Frequenzbänder. Für das
Bandpassfilter kleinerer Frequenz gilt das Frequenzband von 2400 MHz – 2484 MHz mit
einer hohen Dämpfung bei 5150 MHz – 5350 MHz und für das Bandpassfilter höherer

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Frequenz gilt das Frequenzband 5150 MHz – 5350 MHz mit einer hohen Dämpfung bei 2400
MHz – 2484 MHz.

Die Arbeit zu „Compact and high isolation microstrip diplexer for broadband and WLAN
application“ zeigt den Aufbau eines Diplexers für WLAN [Deng]. Die Grundlagen daraus
dienen in der vorliegenden Arbeit als Grundlage für die Betrachtungen im Filteraufbau. Die
ersten Konzepte werden daher aus diesem Paper bezogen und eigens untersucht.

Bei der Entwicklung hochfrequenter Schaltungen mit verkoppelten Leitungen ist Auswahl
des Substrates wichtig, da das Substrat frequenzunabhängige Parameter der Schaltung
bestimmen. Das Material sollte wenig verlustbehaftet sein. Hier wird zunächst mit dem
Substrat aus einer bestehenden Arbeit gearbeitet [Deng].

Ein Substrat mit guten Eigenschaften, welches oft im Filterdesign Verwendung findet, ist
RT/Duroid 5880 mit einer Permittivität von 𝜀r = 2,2 und einem Verlustfaktor von tan 𝛿 =
0,0009. Die Substrathöhe beträgt 0,508 mm [Roge].

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2 Grundlagen und Referenzen

Im Grundlagenkapitel von „Einflüsse des Filterentwurfs auf die Empfangsqualität breit-


bandiger Funküberwachungsempfänger“ im Abschnitt Filter und deren Entwurf findet sich
ein gutes Nachschlagewerk für die Filterarten und die Filterparameter [Dehm]. Ein weiteres
Grundlagenkapitel zum Thema Filter finden wir in der Dissertation „Ein Entwurfsverfahren
für Filter basierend auf der Koppelmatrixmethode“, in welcher der Aufbau von Butterworth-,
Bessel-, Tschebyschow- und elliptischen Filtern ausführlich erklärt wird [uniu].

Die verwendeten Strukturen in dieser Arbeit werden in Mikrostreifenleitungstechnik


aufgebaut. Diese Strukturen bestehen in der Regel aus einer planaren Leitungsführung,
welche durch ein Substrat bestimmter Permittivität und Höhe von einer Massefläche
getrennt ist. In Abbildung 2.1 wird das Prinzip der Mikrostreifenleitung am Beispiel einer
Verkoppelten Leitung dargestellt.

Abbildung 2.1: Verkoppelte Leitung in Mikrostreifenleitungstechnologie

Folgend wird der funktionale Aufbau eines Resonators aus einer verkoppelten Leitung für die
spätere Verwendung in Filterstrukturen beschrieben. Diese Theorie wurde unter anderen
auch in der Vorlesung ausführlich beschrieben [HFII].

Bei dem Phasenverlauf von Verkoppelten Leitungen sprechen wir von einer Resonanz, wenn
die Phasen der Leitungen entlang der Flussrichtung gleich also im Gleichtakt oder
entgegengesetzt im Gegentakt verlaufen. Diese Betriebsarten sind in Abbildung 2.2
dargestellt.

Abbildung 2.2: Gleichtaktbetrieb und Gegentaktbetrieb mit Darstellung der elektrischen


Feldstärke und der Stromflussrichtung
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Aus den im Abschnitt der Einführung gegebenen Substrat und der Eingangsimpedanz von
𝑅b = 50 Ω werden die Gleichtakt- und Gegentaktwiderstände der verkoppelten Leitung für
eine Kopplungsdämpfung von -7,5 dB bestimmt. Dafür gilt die Gleichung (2.1) die in der
Vorlesung Hochfrequenztechnik II behandelt wurde [HFII].
𝑘dB
1+𝑘 1−𝑘
𝑍0,even = 𝑅b ∙ √1−𝑘 , 𝑍0,odd = 𝑅b ∙ √1+𝑘 mit: 𝑘 = 10 20 (2.1)

Damit ergibt sich der Gegentaktwiderstand 𝑍0,𝑒𝑣𝑒𝑛 ≈ 78 Ω und der Gleichtaktwiderstand


𝑍0,odd ≈ 32 Ω . Die Abmessungen der verkoppelten Leitungen können mit einem Kalkulator
ermittelt werden [wcalc]. Das daraus folgende Ergebnis des kalkulierten Koppelspalts mit 20
μm ist relativ schmal für eine Realisierung.

Eine Erhöhung der Eingangsimpedanz auf 100 Ω kann den Koppelspalt vergrößern, da durch
einen verringerten Kapazitätsbelag der Leitung zur Masse die Kapazität zwischen den beiden
Koppelleitungen steigt. Alternativ könnte auch das Substrat beziehungsweise die
Substrathöhe angepasst werden. Somit ändert sich der Gegentaktwiderstand auf
𝑍0,even ≈ 157 Ω und der Gleichtaktwiderstand auf 𝑍0,odd ≈ 64 Ω . Es folgt daraus eine
Spaltbreite von 0,1 mm und eine Leitungsbreite von 0,3 mm.

Setzen wir diese Parameter in eine Struktur mit einer endlichen Kopplungslänge, bekommen
wir ein Vier-Tor einer verkoppelten Leitung. Drei Tore können, wie im weiteren Verlauf des
Abschnitts gezeigt, auf Masse bzw. „offen“ geschalten werden.
(2𝑛+1)∙𝑐0 𝑛∙𝑐0
𝑓r𝑛 = , 𝑓v𝑛 = 2∙𝑙∙ , mit 𝑛 = [0, 1, 2, … ] (2.2)
4∙𝑙∙√𝜀r √ 𝜀r

Die Gleichung (2.2) beschreibt die Resonanzfrequenzen von Vorwärts- und


Rückwärtswellenkoppler mit 𝑐0 der Lichtgeschwindigkeit, 𝜀r der Permittivität des Substrats
und 𝑙 der Kopplerlänge. Wenn das Ende der Speiseleitung der gekoppelten Leitung
kurzgeschlossen wird, entsteht ein Rückwärtswellenkoppler, der eine Leitungslänge von dem
Vielfachen eines Viertels der Wellenlänge aufweist. Bei einer Kopplerlänge von 13 mm folgt
somit eine Frequenz von 𝑓r1 = 3,89 GHz. Ist die Speiseleitung offen entsteht ein
Vorwärtswellenkoppler. Die Leitungslänge entspricht hier der Hälfte der Wellenlänge. Es
ergibt sich 𝑓v1 = 7,78 GHz bei gleicher Kopplerlänge. Aus diesen Parametern lässt sich ein
Resonator für die Untersuchung in HFSS erstellen.

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3 Entwicklung

Entwicklung von geeigneten Resonatoren für die Filterentwicklung

Filter in Mikrostreifenleitungs-Technologie ist oft aus Resonatoren aufgebaut. In diesem


Abschnitt soll die Funktionsweise dieser Resonatoren und ihre Abstimmung für die
Filterentwicklung beschrieben werden.

Hierzu simulieren wir zunächst eine Struktur aus einer verkoppelten Leitung, die in
Abbildung 3.1 dargestellt ist. Dabei ist der Resonator mit direktem Anschluss zur
Speiseleitung mit den Toren 1 und 2 für einen Rückwärtswellenkoppler offen
beziehungsweise für einen Vorwärtswellenkoppler mit einem Kurzschluss versehen.

Abbildung 3.1; Versuchsschaltung für verkoppelte Leitung in HFSS

Nun soll untersucht werden welche Anordnung für die jeweiligen Koppler die beste
Übertragung bringt. Dazu werden die Koppler unterschiedlich abgeschlossen:

Vorwärtswellen-Koppler:

 Resonator offen (Abbildung 3.2: A)


 Resonator in Richtung Speisepunkt auf Masse (Abbildung 3.2: B)
 Resonator entgegen Richtung Speisepunkt auf Masse (Abbildung 3.2: C)

Rückwärtswellen-Koppler

 Resonator offen (Abbildung 3.2: D)


 Resonator in Richtung Speisepunkt auf Masse (Abbildung 3.2: E)
 Resonator entgegen Richtung Speisepunkt auf Masse (Abbildung 3.2: F)

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Abbildung 3.2: zu untersuchende Kopplern; links: Rückwärtswellenkoppler, rechts:
Vorwärtswellenkoppler

Diese sechs Konstellationen werden zunächst auf die ersten Übertragungsnullpegel der
Speiseleitung untersucht. In Abbildung 3.3 sind die Übertragungsfaktoren 𝑆21 über ein
Frequenzband von 10 GHz auf zwei Diagramme aufgetragen. Es sind fünf unterschiedliche
Übertragungsnullpegel mit 𝑓1 = 2,5 GHz, 𝑓2 = 3,5 GHz, 𝑓3 = 5,2 GHz, 𝑓1 = 3,9 GHz und
𝑓1 = 7,2 GHz zu erkennen.

Abbildung 3.3: Simulation von Betrag der Übertragungsfaktoren der Resonatoren; links:
Speiseleitung offen (A, B, C), rechts: Speiseleitung auf Masse (D, E, F), mit den
Übertragungsnullpegeln P1 bis P5

Die Resonatoren mit den Kurven A, B, D und F erzeugen keine neuen Übertragungsnullpegel
als die in Gleichung 2.2 beschriebenen. Dies kommt durch die geringen Kopplungen des
Resonators. Hingegen erzeugen die Resonatoren C und E die in Abbildung 3.4 dargestellten

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neuen Übertragungsnullpegel P1, P3 und P4. Über den Einfluss des Kopplungsspaltes kann
untersucht werden, wie groß der Einfluss der Verkopplung der Leitungsstruktur auf die
Resonatoren C und E ist. Dafür werden Übertragungsfaktoren der Struktur mit
Kopplungsspalten von C=[0,1; 0,2; 0,3; 0,4] mm über die Frequenz in Abbildung 3.3 für beide
Strukturen dargestellt.

Abbildung 3.4: Simulation von Betrag der Übertragungsfaktoren bei Änderung der
Spaltbreite; links: Schaltung E, rechts: Schaltung C; rot: Spaltbreite 0,1 mm, grün: Spaltbreite
0,2 mm, blau: Spaltbreite 0,3 mm, violett: Spaltbreite 0,4 mm

Für Schaltung E verändert sich die Frequenz von dem Übertragungsnullpegel 𝑃4 kaum und
wird mit breiterem Koppelspalt sehr schwach. Hingegen werden in der Schaltung C die
Übertragungsnullpegel 𝑃1 und 𝑃3 mit steigender Spaltbreite nur geringfügig schwächer und
die entsprechenden Frequenzen 𝑓1 und 𝑓3 nähern sich 𝑓𝑟1 = 𝑓2 .

Die Übertragungseigenschaften der beiden Resonatoren E und insbesondere C lassen sich


nun auf den Aufbau von Filterstrukturen anwenden.

Entwicklung zweier Bandpassfilter für WLAN

Eine Möglichkeit die Eigenschaften des Resonators C auf ein Filter anzuwenden, ist in
Abbildung 3.5 gezeigt. Hier wird das Prinzip des Resonators C auf eine Struktur mit drei
verkoppelten Leitungen übertragen. Somit wird ein Bandpassfilter durch entsprechende
Anpassung der Leitungslängen, des Leitungswiderstands und des Spaltbreite generiert.

Wie im vorherigen Abschnitt beschrieben, ist die mittlere Frequenz 𝑓𝑟1 der beiden
entstehenden Übertragungsnullpegel aus Abbildung 3.4 abhängig von der Leitungslänge der
des Kopplers. Somit lässt sich die Leitungslänge des Bandpassfilters aus der gewünschten
Mittenfrequenz beziehen. Bei einer Mittenfrequenz von 3,3 GHz ergibt sich eine
Kopplerlänge von 16 mm.

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Abbildung 3.5: Aufbau des Bandpassfilters mit gleichem Leitungswiderstand und gleicher
Leitungslänge

Die Bandbreite der Bandpassfilter lässt sich mit der Kopplung zwischen den Leitungen
iterativ bestimmen. Zunächst gehen wir von einer Kopplung von -7,5 dB aus. Durch die
Ähnlichkeit der Betrachtungen zum vorherigen Abschnitt kann der Wellenwiderstand gleich
auf 100 Ω gesetzt werden, da bei 50 Ω sonst die Spaltbreite zu gering für eine Realisierung
wird. Der Kopplerabstand sowie die Leitungsbreite lässt sich wieder aus den Berechnung der
Gleichtakt- und Gegentaktwellenwiderständen aus Gleichung 2.1 und mit dem Kalkulator für
verkoppelte Leitungen generieren [wcalc]. Somit kommen wir auf eine Spaltbreite von 0,1
mm, einer Koppellänge von 16 mm und einer Leitungsbreite von 0,3 mm.

Abbildung 3.6 Bandpassfilter in HFSS Koppellänge: 16 mm, Leitungsbreite: 0,3 mm,


Spaltbreite 0,1 mm, 50 Ω Einspeisung, 100 Ω Bezugswiderstand des Kopplers

Diese Schaltung lässt sich nun für die Simulation in HFSS generieren. In Abbildung 3.6 ist das
Bandpassfilter in HFSS dargestellt. Die mittlere Leitung wird dabei aufgrund der besseren
Koppeleigenschaften durch iterative Versuche in HFSS um 0,7 mm verlängert, wodurch die
Mittenfrequenz auf 3,2 GHz sinkt. Der Reflexionsfaktor und der Übertragungsfaktor sind in
Abbildung 3.7 über die Frequenz von 1 GHz bis 9 GHz dargestellt.

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Abbildung 3.7: Simulation Bandpassschaltung in HFSS; rot: Betrag Übertragungsfaktor, blau
Betrag Reflexionsfaktor

Die Mittenfrequenz liegt bei 3,2 GHz mit einer 3 dB-Bandbreite von 1,7 GHz. Um die
Bandbreite zu erhöhen beziehungsweise zu senken, kann der Koppelspalt verkleinert oder
vergrößert werden. Senken wir den Koppelfaktor, wird das Filter in der Regel im
Durchlassbereich mit größeren Verlusten behaftet. Dazu werden mehrere Abstände der
Speiseleitung zum Resonator in HFSS simuliert. Dieser Zusammenhang zwischen Bandbreite
und Koppelspalt ist in Abbildung 3.8 dargestellt. Es ist zu erkennen, dass die Bandbreite bei
kleinen Spaltbreiten höher ist als bei größeren Spaltbreiten. Mit geringerer Bandbreite
verschlechtert sich die Flankensteilheit des Filters. Daher ist diese Anordnung für
schmalbandige Anwendungen nicht besonders gut geeignet. Aus den Zusammenhängen von
der Kopplerlänge beziehungsweise der Spaltbreite können die Mittenfrequenz und die
Bandbreite bestimmt werden.

Abbildung 3.8: Betrag Übertragungsfaktor mit unterschiedlichen Spaltbreiten; blau: 0,2 mm,
hellblau: 0,1 mm, grün: 0,05 mm, rot: 0,025 mm

Um bessere Flankensteilheit zu erhalten, kann ein Koppler höheren Grades erzeugt werden.
Dazu wird ein symmetrischer Filteraufbau mit zwei unterschiedlichen Koppelfaktoren
verwendet von 𝑘dB1 = -10 dB innen und 𝑘dB2 = -7,5 dB außen. In Abbildung 3.9 rechts ist die
daraus entstehende verbesserte Flankensteilheit zu sehen. Für Filter höheren Grades sind
die Filtertypen mit ihren Eigenschaften in der Dissertation [Dehm] gut erklärt.

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Abbildung 3.9: Bandpassfilter höheren Grades; links: Aufbau in HFSS; rechts: Betrag
Übertagungs-faktor (rot), Betrag Reflexionsfaktor (blau), hell: einfaches Filter, dunkel:
mehrstufiges Filter

Dieser Filtertyp kann nun auf das Entkoppeln von den hohen und niedrigen Frequenzen von
WLAN 5180-5825 MHz und 2412-2484 MHz verwendet werden. Dazu wird ein zweites Filter
aufgebaut, welches ähnlich des Filters bei 3,2 GHz ist, jedoch eine höhere Mittenfrequenz
aufweist.

Abbildung 3.10: Simulation in HFSS links: Aufbau 5,9 GHz Bandpassfilter; rechts: Betrag
Übertragungsfaktor beider Filter bei Mittenfrequenz von 3,2 GHz (rot) und bei
Mittenfrequenz von 5,9 GHz (blau)

Die Abbildung 3.10 links zeigt das in HFSS erstellte Filter bei der Mittenfrequenz von 5,9 GHz.
Da das Substrat und der Bezugswiderstand der Koppler gleich bleiben, sind die
Koppelleitungen ebenfalls 0,3 mm breit. Dieses Filter ist durch Verkürzung der Koppellängen
auf die gewählte Mittenfrequenz von 5,9 GHZ zu bringen. Die Spaltlänge wird bemessen an
der Viertelwellenlänge mit 8,5 mm gewählt. Durch Anpassungen in der Simulation sind die
Leitungslängen der Koppelelemente von innen nach außen zu 9 mm, 9 mm und 8,8 mm

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gewählt. Mit den Koppelspaltbreiten kann die Bandbreite und die Welligkeit des Filters wie
in Abbildung 3.8 bereits gezeigt angepasst werden. Die beiden mittleren Koppelspaltlängen
wurden mit 0,15 mm und die äußeren mit 0,1 mm bestimmt. Das entspricht Koppelfaktoren
von 𝑘dB1 = -9 dB innen und 𝑘dB2 = -7,5 dB außen.

In der Abbildung 3.10 rechts ist der Betrag des Übertragungsfaktors des Bandpassfilters für
5,9 GHz blau und das Bandpassfilter für 3,2 dB rot dargestellt. Es ist eine Entkopplung des
Frequenzbands 2412 MHz - 2484 MHz von 30 dB zu sehen und bei dem Frequenzband 5180
MHz - 5825 MHz von ebenfalls 30 dB zu sehen. Somit stehen uns zwei Bandpassfilter zur
Verfügung, die wir für den Aufbau eines Diplexers zusammenschalten.

Entwicklung eines Diplexers für WLAN

Für das Zusammenschalten zu einem Diplexer ist zu beachten, dass die Eingänge der Filter im
Leerlauf bei der Arbeitsfrequenz des jeweils anderen Filters liegen sollen. Um diesen
Zusammenhalt klar zu machen, soll das Ersatzschaltbild aus Abbildung 3.11 die Beschaltung
bei den Arbeitsfrequenzen aufzeigen. Bei einer Frequenz von 2442 MHz, der Mittenfrequenz
des unteren WLAN-Bandes, wirkt das Bandpassfilter mit 5,9 GHz als Leerlauf und bei einer
Frequenz von 5438 MHz, der Mittenfrequenz des oberen WLAN-Bandes, wirkt das
Bandpassfilter mit 3,2 GHz als Leerlauf. Die beiden Verzögerungsleitungen sind so zu wählen,
dass diese Fälle eintreten. Dazu werden die Filter mit Verzögerungsleitungen einzeln
betrachtet.

Abbildung 3.11: oben: Aufbau des Diplexers, mitte: Funktionsweise bei unterer WLAN-
Mittenfrequenz, unten: Funktionsweise bei oberer WLAN-Mittenfrequenz
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Um das Bandpassfilter von 3,2 GHz bei einer Frequenz von 5438 MHz elektrisch „offen“ zu
legen, wird die Reflexion des Filters untersucht. In dem Smith-Diagramm aus Abbildung 3.12
ist bei 𝑆22 und einer Frequenz von 5,4 GHz die Reflexion im kapazitiven Bereich. Um diesen
Frequenzpunkt im Smith-Diagramm auf den gewünschten Leerlaufpunkt zu bringen, kann die
50 Ohm-Eingangsleitung um ein Viertel der Wellenlänge von 5,4 GHz verkürzt werden. In der
Zuleitung von Port 1 ist das Ergebnis im Smith-Diagramm aus Abbildung 3.11 rot dargestellt.
Die Leitungslänge von Port zu Speiseleitung des Filters beträgt 3,95 mm.

Abbildung 3.12: links: Bandpassfilter in HFSS mit fm = 3,2 GHz und verkürzten Eingangs-
leitung am Port 1; rechts: Reflexionsfaktoren beider Ports dargestellt im Smith-Diagramm,
rot: S11 blau: S22, grün: benötigte Phasendrehung zum Leerlauf; Darstellung für die
Frequenzen von 2412 MHz - 2484 MHz

Dasselbe Prinzip wird in Abbildung 3.13 auf das Bandpassfilter mit 5,9 GHz Mittenfrequenz
auf die Frequenz von 2,4 GHz angewendet. Hier muss die Leitung jedoch um drei Viertel der
Wellenlänge verlängert werden da die Leitung nicht weiter verkürzt werden kann. Die
Leitungslänge beträgt 38 mm.

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Abbildung 3.13: links: Bandpassfilter in HFSS mit fm = 5,9 GHz und verlängerter Eingangs-
leitung am Port 1; rechts: Reflexionsfaktoren beider Ports dargestellt im Smith-Diagramm,
rot: S22 blau: S11, grün: benötigte Phasendrehung zum Leerlauf; Darstellung für die
Frequenzen von 5180 MHz - 5825 MHz

Die Bandpässe werden mit einem T-Stück zu einem Diplexer verbunden. Dieser Diplexer nun
umfasst zwei Bandpassfilter bei einer Mittenfrequenz von 3,2 GHz und bei 5,9 GHz, zwei
unterschiedlich langen Verzögerungsleitungen und einem T-Stück. In Abbildung 3.14 links ist
der Aufbau in HFSS gezeigt. Diese Schaltung ist für ein Frequenzband von 1-9 GHz simuliert.

Abbildung 3.14: Diplexer aus T-Glied, Verzögerungsleitungen und zwei Bandpassfiltern


optimiert für 2400-2483 MHz und 5150-5725 MHz;

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Abbildung 3.15: Diplexer: Beträge der Übertragungsfaktoren der Durchlassbereiche simuliert
in HFSS mit markierten Arbeitsfrequenzen; rot: P1 zu P3, blau: P1 zu P2

Im Diagramm aus Abbildung 3.15 können Übertragungsfaktoren S21 und S31 bei den WLAN
Frequenzen 2400 MHz - 2483 MHz und 5150 MHz - 5725 MHz bestimmt werden. Bei der
Frequenz von 2400 MHz - 2483 MHz hat der verwendete Kanal eine Dämpfung von 1 dB. Der
entkoppelte Kanal hat eine Dämpfung von 36 dB. Die gleichen Werte sind bei den
Frequenzen von 5150 MHz - 5725 MHz zu entnehmen. Der Betrag des Übertragungsfaktors
des Tors 1 zum Tor 2 liegt in diesem Frequenzband bei -37 dB.

Abbildung 3.16 Beträge der Reflexionsfaktoren aller Tore simuliert in HFSS; rot: P2 blau: P3,
grün: P1

Die Beträge der Reflexionsfaktoren des Diplexers sind in Abbildung 3.16 dargestellt. Es ist zu
sehen dass die Reflexionen des Tores 2 (rot) in den WLAN Frequenz-Bereich 2400 MHz -
2483 MHz bei -17 dB liegen und in dem Bereich von 5150 MHz - 5725 MHz bei 0,3 dB liegen,
da bei der Arbeitsfrequenz des Filters weniger Energie reflektiert wird. Bei Tor 3 ist der
Betrag der Reflexion im Bereich 2400 MHz - 2483 MHz bei -9,5 dB und im Bereich 5150 MHz
- 5725 MHz bei 0,05 dB. An Tor 1 werden Eingangsdämpfungen von -9,5 dB und -17 dB in
den Frequenzbereichen von 2400 MHz - 2483 MHz beziehungsweise 5150 MHz - 5725 MHz
erreicht.
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Dies sind gute Werte für einen Diplexer im WLAN Frequenz-Bereich, welche für den Aufbau
eines Filters verwendet werden können. Da es sich hier jedoch lediglich um eine
Machbarkeitsstudie handelt, wird auf den Aufbau hier zunächst verzichtet. Somit können die
Simulationsergebnisse nicht mit einer realen Schaltung verglichen werden.

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5 Zusammenfassung und Ausblick

Diese Praktikumsarbeit „WLAN-Diplexer bestehend aus breitbandigen Mikrostreifen Band-


passfiltern“ beschreibt die schrittweise Simulation von zwei Bandpassfiltern und die
Zusammenschaltung zu einem Diplexer für WLAN.

Die Untersuchung verkoppelter Leitungen führt zu der Auswahl eines günstigen Resonators
basierend auf den Rückwertswellen-Koppler. Dieser Resonator wird in den Aufbau eines
Bandpassfilters überführt. Durch die Abstimmung der Abmessungen wird so ein
Bandpassfilter mit einer Mittenfrequenz von 3,2 GHz entwickelt. Ein weiteres Bandpassfilter
bei einer Mittenfrequenz von 5,9 GHz und gleicher Struktur kann durch die Änderung von
Parametern entwickelt werden. Es wird gezeigt, dass diese beiden Filter mit
Verzögerungsleitungen und einem T-Glied zu einem Diplexer zusammengefügt werden kann.

Der fertige Diplexer hat die Abmessungen von 30 × 60 mm² mit einer Substrathöhe von
0,508 mm. Die Isolation der beiden Kanäle beträgt für beide Arbeitsfrequenz-Bereiche 36 dB.
Der Durchlassbereich liegt bei -1 dB. Es können Reflexionsfaktoren von -17 dB im unterem
und -9,5 dB im oberen Frequenzbereich erreicht werden.

Dieser Diplexer kann weiterführend aufgebaut werden und mit entsprechender Messtechnik
die Simulationsergebnisse aus HFSS überprüfen. Die Herangehensweise dieser Arbeit ist so
beschrieben, dass der Filterentwurf in HFSS nachvollzogen und auf andere Anwendungen
übertragen werden kann.

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Literaturverzeichnis

[BNeA] Bundesnetzargentur, WLAN- das Funkgestützte Lokale Netz


Online: http://emf3.bundesnetzagentur.de/pdf/WLAN-BNetzA.pdf

[Deng] H.W.Deng, Y.J.Zhao, Y.Fu, J.Ding, and X.J.Zhou, Compact and high isolation
microstrip diplexer for broadband and WLAN application
Online: http://www.jpier.org/PIER/pier133/28.12092303.pdf

[Roge] Rogers Corpration, RT/duroid®5880


Online: http://psas.pdx.edu/AntennaConstructionLV2/RT-Duroid_5880_Properties.pdf

[Dehm] Gunther Dehm-Andone, Einflüsse des Filterentwurfs auf die Empfangsqualität breit-
bandiger Funküberwachungsempfänger, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg,
Dissertation 2014

[uniu] Raphel Ruf, Ein Entwurfsverfahren für Filter basierend auf der Koppelmatrixmethode,
Dissertation 2014
Online: http://vts.uni-ulm.de/docs/2014/8988/vts_8988_13497.pdf

[HFII] Prof. Dr.-Ing. R. Michelfeit, Hochfrequenztechnik II – Verkoppelte Leitungen, Vorles-


ungsskript, 2011

[wcalc] Thomas Boutell, Coupled Microstrip Analysis/Synthesis Calculator, v 1.9 2009/01/11


Online: http://wcalc.sourceforge.net/cgi-bin/coupled_microstrip.cgi

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